Quantcast
Channel: Fränkischer Anzeiger
Viewing all 3488 articles
Browse latest View live

Wenn alles zusammenpasst

$
0
0

Ein „Sportfahrer“ auf der digitalen Überholspur

ROTHENBURG – „Die beste Kamera ist die, die man immer dabei hat“, findet Timo Gerlitz. In seinem Fall ist das nicht etwa eine sperrige Spiegelreflexkamera, sondern sein Smartphone. 1535 Fotos hat er damit schon geschossen, viele davon sind einzigartige Momentaufnahmen. Mit den Bildern bestückt er seine Seite auf der Foto-Plattform „Instagram“ im Internet, die schon 39800 Menschen abonniert haben. Besonders gerne setzt er dafür die familieneigenen Oldtimer in Szene.

Es hätte auch ganz anders kommen können: Das Internet ist voller Katzenbilder, Selbstporträts („Selfies“) und Fotos mal mehr und mal weniger appetitanregender Mahlzeiten. Doch die „Motorsport-Gene“ der Gerlitz-Männer setzten sich letztlich dann doch durch. „Die Autobilder gelangen mir einfach am besten“, erklärt Timo, der seit 2011 Fotos auf „Instagram“ veröffentlicht.

Mit einer Kuh auf dem Timmelsjoch.

Mit einer Kuh auf dem Timmelsjoch.

Anfangs hatte er lediglich 300 bis 400 Abonennten für seine Seite. Erst zum Jahreswechsel 2014 nahm das Interesse zu. So richtig durch die Decke gingen die Zahlen dann allerdings, als kurze Zeit später BMW eines seiner Fotos mit „gefällt mir“ markierte und es so seinen 4,7 Millionen Abonnenten vorstellte. Seine Fotos veröffentlicht er unter dem Namen „Sportfahrer“, eine Reminiszenz an die gleichnamige Autozeitschrift aus den 70er Jahren. Im Laufe der Zeit konnte Timo auch durch Schützenhilfe anderer in der Motorsport- und Oldtimerszene bekannten „Instagram“-Nutzer stattliche 39800 Abonnenten gewinnen.

Wobei der weit wichtigere Gradmesser für die Beliebtheit der Fotos für den 24-jährigen Rothenburger die Zahl der „gefällt mir“-Angaben für das jeweilige Foto ist. Sein erfolgreichstes Bild bekam 3500 solcher positiver Reaktionen, im Durchschnitt sind es meist um die 1300. Und dass man trotz der Anonymität des Internets dennoch zwischenmenschliche Gepflogenheiten hoch hält, beweist er ebenfalls. „Wenn sich jemand die Mühe macht mein Foto zu kommentieren, antworte ich ihm natürlich darauf“, versichert Timo.

Doch eine Unterstützung für die digitale Reichweite durch Dritte ist ja schön und gut. Letztlich kommt es aber vor allem auf eine Sache an: richtig gute Fotos. Und die hat der BWL-Student zweifellos. Er legt großen Wert darauf, dass sie mehr als nur gefällig sind, sondern auch eine künstlerische Komponente haben, etwa durch einen besonderen Hintergrund oder einen ungewöhnlicheren Winkel. Alle Fotos schießt er mit seinem iPhone und bearbeitet sie vor dem hochladen mit einem Filter, der die Farben ein wenig wärmer macht.

Als Statist vor Containern im Hamburger Hafen.

Als Statist vor Containern im Hamburger Hafen.

Aber nicht jedes Auto hat es verdient vom „Sportfahrer“ für ein Foto auserwählt zu werden. Es müssen schon Oldtimer sein, aus den 60er, 70er oder 80er Jahren. Die meisten Autos, die Timo ablichtet, sind also älter als er selbst. Dass dann ausgerechnet der Bayerische Autobauer auf ihn aufmerksam wurde, kommt nicht von ungefähr: Viele seiner Bilder zieren die fünf Familien-Oldtimer – aus dem Hause BMW und Porsche –, die auch jeden Sommer ausgiebig bewegt werden. Darunter befindet sich auch ein BMW Alpina, der es durch eine glückliche Fügung kürzlich auf das Titelbild eines Buchs zur 50-jährigen Firmengeschichte von Alpina schaffte, worauf Timo schon sehr stolz ist. Bei BMW war man so begeistert von seinen Fotos, dass er angefragt wurde, für das Unternehmen eine Fotoreise zu machen (diesmal ausnahmsweise mit der Spiegelreflexkamera).

Und auch für die Auto Bild war er schon als Setassistent und Fahrer in Südfrankreich unterwegs. Die eigenen Autos fotografiert er mal auf Reisen, wie beispielsweise in den Dolomiten, auf der Fahrt zur Mille Miglia , dem Oldtimer-Rennklassiker in Italien, oder an ausgewählten Orten in seiner Heimatstadt Rothenburg.

Mindestens ebenso interessant wie diese inszenierten Aufnahmen sind jene Fotos, die aus purem Zufall auf der Straße entstehen. Egal ob in Berlin, Hamburg oder London, es kommt einem fast immer ein fotowürdiges Exemplar vor die Linse. Es kann also auch sein Gutes haben, wenn man das Handy immer griffbereit hat. Aber auch hier gilt für ihn: nicht nur ein Foto um des Fotos willen machen. Er legt auch da Wert darauf, dass es eine besondere Wirkung hat, schließlich ist er keiner dieser „car spotter“, die es lediglich auf die teuersten Autos abgesehen haben. Er selbst hat noch einige motorisierte Klassiker im Hinterkopf, die er gerne mal fotografieren möchte.

Besonders gelungen ist ihm der „Schnappschuss“ eines roten Porsche 911, der in Paris plötzlich auf der Straße an ihm vorbei fuhr. „Es ist ein perfektes Bild, weil kein neues Auto im Weg ist“, freut sich Timo heute noch über sein Glück. Und manchmal entdeckt der Besitzer sein Auto auf Timos Seite und man kommt darüber in Kontakt. „Es ist schön, die Leute hinter den Fotos kennenzulernen“, sagt der Student. Zusammen mit einem „Instagram“-Nutzer aus Paris fuhr er beispielsweise einmal auf dessen alten Motorrad durch die Seine-Metropole. Und heuer wollen sie sich für Oldtimer-Fotos wieder treffen.

An der Motorhaube des eigenen Alpina lehnend: Timo Gerlitz weiß Autos richtig gut in Szene zu setzen.   Fotos: Timo Gerlitz/Instagram

An der Motorhaube des eigenen Alpina lehnend: Timo Gerlitz weiß Autos richtig gut in Szene zu setzen. Fotos: Timo Gerlitz/Instagram

Man kann schon sagen die männlichen Vertreter der Gerlitz-Familie haben Benzin im Blut. Während der Opa das Goldene ADAC-Motorsport-abzeichen bekam und auch der Vater in den 80er Jahren recht erfolgreich Rallyes bestritt, ist der Junior aber eher im nicht kompetitiven Maße an Oldtimern und Motorsport interessiert. Timo ist auch kein Schrauber, da er davor „zuviel Respekt“ habe und dies lieber den Profis überlässt. Er sammelte aber schon immer alte Testberichte, Prospekte und Zubehör. Sein ganz besonderer Schatz ist eine original BMW-Motorsportjacke aus den 70er Jahren von seinem Vater, die er gerne auch bei Oldtimer-Veranstaltungen trägt.

Design, Technik, der ganz eigene Charme: Diese drei Dinge sind es, die Timo besonders an Oldtimern begeis­tern. Mit seinen Fotos – inszeniert oder spontaner Natur – möchte er seine Leidenschaft für die Klassiker auf künstlerische Weise mit anderen teilen. Seine Fotos sind bei zahlreichen Nutzern beliebt, wodurch sich sein Hobby nach und nach in eine semi-professionelle Richtung entwickelt. Für ihn stehe aber immer noch im Vordergrund, diejenigen Bilder zu veröffentlichen, die er selbst gut findet und nicht jene, die möglicherweise die Aufmerksamkeit der Agenturen auf sich ziehen, um so an Jobs zu kommen. Eine gewisse Planung fließt nicht nur in einen Teil der Fotos, sondern auch wann er sie auf „Ins­tagram“ hochlädt. Es gebe Zeiten, da ist es ganz schlecht, wie Freitag nachmittags. Optimal ist sonntags zwischen 19 und 23 Uhr, wenn die Leute Zeit haben zum Schauen. mes


Gelungene Beispiele

$
0
0

Zeitgemäße Wohnansprüche im sanierten Altbau verwirklicht

ROTHENBURG – Seit 2007 vergibt die Stiftung der Stadt- und Kreissparkasse alle Jahre einen Förderpreis zur besonderen Heraushebung außergewöhnlicher Sanierungen von Baudenkmälern. Insgesamt 7000 Euro verteilte das Geldinstitut aus den Erträgen ihres Stiftungskapitals an die diesjährigen vier Preisträger.

Bei den prämierten Eigentümern handelt es sich um drei Privatleute und die Gemeinde Windelsbach mit 1000 Euro als Besitzerin der Gemeindescheune in Cadolzhofen (wir berichteten). Den ersten Preis mit 3000 Euro bekam Annemarie Zimmer für die aufwändige Kernsanierung des Objektes Klosterweth 1. Im Familienverbund, ihr Sohn Max-Stephan Zimmer arbeitet als Diplom-Wirtschaftsinformatiker bei der Sparkasse Rothenburg und erwartet mit seiner Frau Nathalie Nachwuchs, hat die bei Fulda beheimatete Hausbesitzerin einen engen Bezug zur Tauberstadt. Sie kann sich sogar vorstellen, später hierherzuziehen. Durch die Herausforderung der Altbausanierungen an mittlerweile mehreren Objekten, sei sich die Familie noch näher gekommen und als Team enger zusammengerückt, sagte sie bei der Preisverleihung.

Geschützte Häuser vorbildlich renoviert: Eine Anerkennungsprämie und viel Lob bekamen Eigentümer aus berufenem Munde. Fotos: sis

Geschützte Häuser vorbildlich renoviert: Eine Anerkennungsprämie und viel Lob bekamen Eigentümer aus berufenem Munde. Fotos: sis

1500 Euro bekam das Ehepaar Andy und Aneta Pevak für gelungene Sanierung mit Umbau des Wohn- und Geschäftshauses am Kirchplatz 11. Die beiden Eigentümer führen einen Stukateurbetrieb in Nordenberg und haben den Altbau in Rothenburg vor mehr als fünf Jahren erworben und im Innen- und Außenbereich schrittweise ausgebaut. Unter Einbeziehung des Dachgeschosses sind in dem Haus zwei moderne Wohneinheiten und ein Gewerberaum von hochwertiger Qualität zur Miete entstanden.

Gleichrangig mit 1500 Euro würdigte die Stiftung auch die gelungene Sanierung des Hauses Burggasse 13 von Peter Noack. Der fränkische Fachwerkbau mit aufwändigen Verzierungen wie Andreaskreuzen, zusätzlichen Streben, Rundbogeneingang und Klappläden geben dem Objekt seinen besonderen Charakter. Als historisches Ereignis sind Aktivitäten der Armenpflege in Form des diakonischen Dienstes überliefert. Bei der Preisverleihung in der Sparkassen-Hauptgeschäftsstelle zeigte sich Werner Thum, Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender des Stiftungsvorstandes beeindruckt, wieviel Engagement und finanzieller Aufwand die Eigentümer in die mustergültige Sanierung ihres altehrwürdigen Hauses investiert haben. Alte Gemäuer und ihre Geschichten zu erhalten, seien eine ganz besondere Herausforderung, betonte er.

Oberbürgermeister Walter Hartl und Landrat Dr. Jürgen Ludwig saßen bei dem Auswahlverfahren in der Jury und haben diese Erfahrung für sich selbst gemacht bei ihrem eigenen Altbauprojekt. Mit ihrer persönlichen Anwesenheit unterstrichen sie den Stellenwert der Stiftung als Beitrag für Denkmalschutz und Denkmalpflege. Den Nominierten gra­tulierten sie zum verdienten Preis.

Die gelungenen Beispiele zeigen, welches Potenzial im Umbau von Altbauten liegen kann. Eine breite öffentliche Akzeptanz ist die Voraussetzung, um gewachsene historische Strukturen zu erhalten. Die Fachdisziplin muss die Grundlagen liefern und vermitteln. Der Staat schließlich muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen und garantieren. Denkmalschutz und Denkmalpflege sind also auf allen Ebenen gefordert. Durch Aus- oder Umbau lassen sich auch im Altbau großzügige und komfortable Wohnräume schaffen.

Mit frischer Farbe: sanierter Altbau in der Burggasse.

Mit frischer Farbe: sanierter Altbau in der Burggasse.

Es gibt verschiedene Gründe, sich statt eines Neubaus für den Umbau eines alten Hauses zu entscheiden. Manchmal ist das Haus, in dem man schon länger wohnt, genau das richtige – nur eben mittlerweile zu klein oder renovierungsbedürftig. Oder auf der Suche nach einem Kaufobjekt lockt der historische Charme eines Altbaus. Die Verbindung von Alt und Neu unterstreicht den individuellen Charakter des neuen Zuhauses. Wenn ein altes Haus umgebaut wird, geht es fast immer darum, mehr Wohnraum zu schaffen oder die vorhandenen Flächen besser zu nutzen. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Manchmal reicht es, in­ner­halb des Gebäudes Platzreserven nutzbar zu machen, zum Beispiel durch Straffen des Grundrisses, Zusammenlegen von Zimmern oder einem Dachausbau.

In anderen Fällen bietet sich ein Ausbau oder eine Aufstockung an. Oft werden verschiedene bauliche Maßnahmen kombiniert, zum Beispiel eine Grundrissöffnung im Altbau und zusätzlich ein kleiner Anbau. Wer sich richtig beraten lässt, kann sogar eine energetische Sanierung in einem denkmalgeschützten Gebäude vornehmen und steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Steuerlich gefördert werden neben dem Erwerb die Sanierungskosten sowie der Erhaltungsaufwand einer Denkmalimmobilie. Förderfähig sind alle zum Erhalt und zur sinnvollen Nutzung des Denkmals erforderlichen Aufwendungen wie etwa der Einbau eines Bades, Energie­sparmaßnahmen, Heizung oder Dachreparatur.

Mit der seit 2007 regelmäßig durchgeführten Förderpreisverleihung will die Sparkasse „Vorbilder herausstellen und damit zum Mitmachen anstiften“. Ziel ist die Wiedernutzung ortsbildprägender und vom Gesetz geschützter Bausubstanz zu forcieren. In den vergangenen neun Jahren handelte es sich bei den 45 eingereichten Anträgen um 28 Objekte aus Rothenburg und 17 Objekte aus umliegenden Gemeinden. Der Großteil der baulichen Maßnahmen stemm­ten Privatpersonen. Die beachtliche Summe von 46000 Euro an Preisgeldern ist bisher aus der Stiftung geflossen.

Die eigene Finanzabteilung der Sparkasse kümmert sich um die Aufgabe der Geldanlage, damit die Stiftung mit ihrem Vermögen weitere Vorzeige-Objekte unterstützen kann. Interessierte können sich bei der Sparkasse melden. Kompetente Ansprechpartnerin ist Nicole Pfänder. Die Bankkauffrau hat in der Sparkasse gelernt und im Rahmen ihrer be­ruflichen Weiterbildung verantwortliche Aufgaben übernommen. sis

Themen sind gesetzt

$
0
0

Wirren der Reformationszeit touristisch vermarkten

ROTHENBURG – Auch Rothenburg setzt auf die Lutherdekade. In puncto Marketing ist die Stadt ihrer Zeit voraus. Schon heuer – und damit ein Jahr vor dem 500. Reformationsjubiläum 2017 – be­schäf­tigen sich Ausstellungen und Veranstaltungen mit den Themen Reformation und Stadtgeschichte.

Einen Schritt schneller zu sein, bevor der Luther-Tourismus überall in Deutschland in Gang kommt: Dieses Vorgehen nahm der Ausschuss für Kultur und Tourismus in seiner jüngs­ten Sitzung anerkennend zur Kenntnis. Neben dem Internet-Auftritt wurde bereits ein neuer Pros­pekt in Deutsch und in Englisch aufgelegt, um das Angebot zu präsentieren. Dr. Markus Hirte vom Kriminalmuseum und Dr. Hellmuth Möhring vom Reichsstadtmuseum arbeiten an einer fundierten Ausstellungskonzeption und erläuterten ihren Plan in der Sitzung.

Ein Hingucker: Dieser erste Grobentwurf für die Sonderausstellung „Kampf der Konfessionen“ im Reichsstadtmuseum fand Anklang.

Ein Hingucker: Dieser erste Grobentwurf für die Sonderausstellung „Kampf der Konfessionen“ im Reichsstadtmuseum fand Anklang.

Vom Mai 2016 bis Ende 2018 wird sich das Kriminalmuseum der Geschichte des Hexenglaubens und des Hexen-Delikts widmen – von den Anfängen bis zum Ende der großen Hexenverfolgungen. „Mit der Anzahl und der Qualität der Exponate bewegen wir uns auf Landesausstellungs-Niveau“, sagt Dr. Markus Hirte. Ein besonderer Fokus liegt auf der Person Martin Luther und den Stellungnahmen des Reformators für und wider den Hexenglauben. Überdies beleuchtet die Ausstellung auch Reformation und Hexenverfolgung in Franken und Rothenburg. Im Gegensatz zu den Fürstbistümern in Würzburg und Bamberg, wo die Scheiterhaufen zu Tausenden brannten, stellte Rothenburg ein leuchtendes Beispiel dar. Es gab wenig Hexenverfolgung. Warum war Rothenburg anders? Diesen und anderen Fragen geht die Erlebnisschau nach. Anhand von mehr als hundert wertvollen Exponaten, moderner Museumstechnik und ausführlichen zweisprachigen Erläuterungen erhält der Besucher eine greifbare Vorstellung von Martin Luther, dessen Epoche und den Ängsten und Hoffnungen der Menschen des 14. bis 17. Jahrhunderts.

Die Investitionskosten im fünf- bis sechsstelligen Bereich für die Sonderausstellung will der Museumsleiter durch einen Aufschlag auf den Eintrittspreis kompensieren. Wobei man immer noch günstig liegt. Das Kombiticket für Sonderausstellung und Haupthaus kostet sieben Euro. Das Programm und längere Öffnungszeiten sollen sich positiv auf die Besucherzahlen auswirken. Dafür ist aber zusätzlicher Personaleinsatz erforderlich. Der Museumsleiter streckt seine Fühler auch auf die Wartburg aus, in der Burg hoch über Eisenach hielt sich Luther versteckt und übersetzte die Bibel ins Deutsche. Auch das Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg will er einbinden, um überregional auf Rothenburg aufmerksam zu machen.

Der Kampf der Konfessionen ist zentraler Punkt der Reformationsausstellung im Reichsstadtmuseum vom 2. Oktober 2016 bis 30. September 2017. Der vorgelegte Entwurf fand Gefallen. Dr. Hellmuth Möhring will die Krise des Papsttums und die Konflikte der lutheranischen Bewegung, die sich stark in den Medien der Neuzeit niederschlugen, plakativ ge­genüberstellen. Den Auswirkungen kann man heute noch nachspüren und dabei aktuelle Parallelen finden: Bildersturm, zerstörte Gebäude – Hassprediger sind keine Phänomene der Ge­genwart, sondern waren bereits damals Realität. Eine umfangreiche Sammlung reformatorischer Flugschriften, darunter hochwertige Grafiken von Schäufelein, Dürer, Cranach, die der Ansbacher Kanzler Georg Vogler der Stadt Rothenburg nach seinem Tod 1550 hinterließ, machen den erbittert geführten Glaubens- und Kulturkampf, der während der Reformation tobte, auf dramatische Art deutlich. In die Sonderschau bindet der Museumsleiter auch Waffen aus der Sammlung Baumann ein, um die militärische Macht von Seiten des Kaisers und des Papstes zu zeigen.

Tourismus beleben: Neue Themensetzungen mit innovativem Format sollen Anreiz auf Rothenburg-Besuch erhöhen.     Fotos: sis/priv

Tourismus beleben: Neue Themensetzungen mit innovativem Format sollen Anreiz auf Rothenburg-Besuch erhöhen. Fotos: sis/priv

Bereits früh war die Stadt der reformatorischen Bewegung zugetan, doch der Bauernkrieg von 1525 verzögerte die Einführung der Lehre Martin Luthers. Kurzzeitig wirkten der Bilderstürmer Andreas Karlstadt und der Begründer der slowenischen Schriftsprache, Primus Truber, in Rothenburg. Fast zwanzig Jahre später schien die Zeit endgültig reif zu sein, das Kirchenwesen der Stadt grundlegend zu reformieren; eine neue Kirchenordnung wurde eingeführt. Kulturelle Eliten sorgten für einen Modernisierungsschub. Als Zeichen dieses neuen Bewusstseins entstanden in der Stadt große Bauten im Renaissancestil wie der neue Rathausvorbau. Die prächtige neue Lateinschule zeigt die Bedeutung der humanistischen Bildung in Rothenburg. In der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Jakob zeigen sich Spuren der Reformation. Zwei Kirchenfenster stellen Luther und Melanchthon nebeneinander.

Für die Präsentation muss das Reichsstadtmuseum technisch aufrüsten. Ein spezieller Projektor (Beamer), der Bilder aus einem anderen Gerät auf eine Leinwand bringt, soll angeschafft werden, ebenso ein berührungsempfindlicher Bildschirm (Touchscreen). Auch Schreiner- und Konfektionierungsarbeiten sind erforderlich. Mit einem dringenden Appell wandte sich Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler an die Stadträte, die notwendigen Mittel in Höhe von 15 000 Euro im Haushalt bereitzustellen. Bei der SPD stieß er damit gleich auf Rückhalt. „Wenn etwas Ordentliches geleistet wird, muss dies auch unterstützt werden“, meinte der Fraktionsvorsitzende Dr. Günther Strobl.

Der christlichen Kunst widmet sich Touristen- und Pilgerpfarrer Dr. Oliver Gußmann bei einer Fachtagung vom 21. bis 23. Juni 2017. Am Beispiel Riemenschneiders schildert er ein Schicksal in den Wirren des Bauernkrieges. Der Würzburger Bildschnitzer Tilman Riemenschneider schuf auch in Rothenburg bedeutende Altarwerke wie den Heiligblutaltar in der Jakobskirche. Einer der wichtigsten Auftraggeber Riemenschneiders war der Würzburger Bischof, zugleich aber unterstützte der Künstler die Bauern im Aufstand gegen den geistlichen Landesherrn. In seinen Figuren und Formen ganz Traditionalist und dem Spätmittelalter verhaftet, schuf er innovative Altarformen und bezog Licht und den umgebenden Raum in seine Konzeptionen mit ein.

Im Rahmen der Reichsstadt-Festtage 2016 und 2017 gibt es auch eine Aufführung von Reiyk Bergemann auf dem Marktplatz. Mit den Methoden des Theaters greift er die Geschichte „Rothenburg in den Wirren des Bauernkriegs und der Reformation“ auf. Auch Kirchen- und Stadtführungen laden ein, die Spuren der Reformation zu entdecken. sis

Besondere Ziele

$
0
0

Rothenburger Läufer unterstützen Projektgruppen

ROTHENBURG – Kleine Gruppe zeigt große Geste: Der Verein „Lauf3 Rothenburg“ ist nicht nur sportlich aktiv, sondern läuft für den guten Zweck. Das Ziel: Mit viel Spaß möglichst viel Geld sammeln. Gerade erst spendete er über viertausend Euro.

Bei einem gesellig-besinnlichen Abend im Theater am Burgtor überraschte der Vereinsvorsitzende Gerd Höhne den Hospizverein Rothenburg und den Verein Perspektive Senegal zur Unterstützung von Straßenkinder, für den sich unter anderem das in Detwang beheimatete Ehepaar Dan und Marietta Morgan, und der Gebsattler Rudi Glück engagieren, mit einer Spende von jeweils 2063,82 Euro.

Zuvor erzählten die beiden Vertreterinnen des Hospizvereins, Petra Underbrink und Uschi Memhardt, vom Leben vor dem Sterben als kostbare Lebenszeit. Der Umgang mit dem nahen Tod sei für die Angehörigen oft schwieriger, als für die Sterbenden selbst. Mit einfühlsamen Worten machten sie Angehörigen ausdrücklich Mut, ihre Sterbenden in den letzten Lebensstunden zu begleiten und diesen Beistand als Teil ihrer Beziehung zu verstehen.

Sich für wohltätige Zwecke einsetzen: Gemeinschaft wird großgeschrieben.     Fotos: sis

Sich für wohltätige Zwecke einsetzen: Gemeinschaft wird großgeschrieben. Fotos: sis

Dem Hospizverein geht es um Selbstbestimmung am Lebensende, wenn das Sterben unausweichlich ist. Das wichtigste Ziel sei, dass Menschen ihr Leben bis zum Schluss nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen führen können. Die Angst vor dem Sterben habe viel mit dem Albtraum zu tun, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können, Schmerzen oder der Apparatemedizin ausgeliefert zu sein oder anderen zur Last zu fallen. Jeder möchte friedlich einschlafen. Zuwendung könne sehr tröstlich sein, auch Geborgenheit sei in dieser Phase wichtig – und das Gefühl, nicht allein zu sein. Ärzte gehen davon aus, dass die Sterbenden spüren, wenn sie umsorgt werden. Berührung, Sprechen, Beten, Vorlesen, Singen, Streicheln und Umarmen können dem Sterbenden gut tun.

Die Spende will der Hospizverein in die Ausbildung neuer Hospizhelfer investieren. Im April beginnt eine neue Schulung. Es gibt auch Überlegungen, einen Trauertreff anzubieten. Dort können Menschen um eine nahestehende Person trauern.

Marietta Morgan stellte den Verein Perspektive Senegal vor. Er wurde 2002 von der deutschen Familie Schott während ihres sechsjährigen Aufenthaltes in Westafrika ins Leben gerufen. Der deutsche Verein begleitet die Projekte von Bayern aus und arbeitet eng mit einem senegalesischen Mitarbeiterteam zusammen. Wie Marietta Morgan erläuterte, gibt der Verein Straßenkindern eine Perspektive für ein besseres Leben. Dies beinhaltet Schulbesuch, eine Berufsausbildung als Schreiner oder Schuster, Unterkunft und Verpflegung sowie die Löhne der Lehrkräfte und Betreuer. Ihr Mann Dan, ein gebürtiger Amerikaner, befindet sich momentan im Senegal, wo Tausende von Kindern auf der Straße um Geld betteln. Sie können weder lesen noch schreiben und hausen mit den Eltern in ärmlichen Verhältnissen.

Den besonderen Lauftreff gibt es seit fast zwei Jahren. Der Rothenburger Gerd Höhne, bekennender Christ und sportlich gern aktiv als Ausgleich zum Arbeitsalltag in seinem Metallverarbeitungsunternehmen in Burgbernheim, hat zusammen mit Hubert Richter die Initiative ergriffen. Aus der Gruppe der Läufer und Geher mit Stöcken entwickelte sich ein Verein. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt ging zur Freude der Gründungsmitglieder (Gerd und Edith Höhne, Helmut und Ilse Vogt, Elke und Andreas Dengel, Manfred Niemann, Margit Weber) rasch vonstatten.

Edith und Gerd Höhne bedankten sich bei Vielläufer Helmut Vogt mit einem süßen Geschenk.

Edith und Gerd Höhne bedankten sich bei Vielläufer Helmut Vogt mit einem süßen Geschenk.

Der Lauftreff verbindet die Freude am Sport mit geselliger Gemeinschaft und der Verbreitung des biblischen Evangeliums. Jedes Lauftreffen beginnt mit einer Kurzandacht. Von März bis November, jeden zweiten Freitag, führen die verschiedenen Laufstrecken in und um Rothenburg. Treffpunkt ist immer um 17 Uhr, abwechselnd in der Parkstraße, am Aidenauer Parkplatz, an der Steige in Linden oder am Spitaltorparkplatz. Jeder Teilnehmer verpflichtet sich, freiwillig einen bestimmten Betrag für jeden selbst gelaufenen Kilometer zu spenden, um ihn am Ende einem guten Zweck zukommen zu lassen. Hinzu kommen Spenden von Förderern und Freunden dieser christlichen Initiative. 2014 konnte so der Hilfsorganisation Oase in Hersbruck für die Rumänienhilfe ein Betrag von 2108 Euro überreicht werden.

Im letzten Jahr beteiligten sich insgesamt 33 aktive Teilnehmer an den 20 Lauftreffs. Die stolze Bilanz: 1736 gelaufene Kilometer. Zu denen, die am häufigsten mitwirkten, gehörte Helmut Vogt aus Neusitz. Er bekam als Dankeschön eine feine Schokolade in einer hübschen Geschenkpackung. Fünfzehn Sponsoren, darunter zwölf Firmen, unterstützten das soziale Engagement, so dass der stattliche Spendenbetrag von über viertausend Euro zusammenkam. Das Geld wurde jeweils zur Hälfte auf die beiden Hilfsvereine aufgeteilt.

Bei der Feierstunde nutzte der Vorsitzende die Gelegenheit, sich ganz herzlich bei allen für die Unterstützung zu bedanken. Dies reichte bis zur kostenlosen Überlassung der liebevoll dekorierten Scheune durch Günter und Gitti Deeg. Beim besinnlichen Teil des Abends erzählte Gerd Höhne die Wundergeschichte aus der Bibel von einem Kranken am Teich Bethesda in Jerusalem, der 38 Jahre unter seinem Schicksal litt und von Jesus gesund gemacht wurde, Als Botschaft warb er dafür, den Glauben als persönliche Freundschaft mit Gott zu leben.

Der Lauftreff hat das nächste Ziel schon im Visier. Eine Befragung der Veranstaltungsteilnehmer ergab ein Ergebnis zur Unterstützung weiterer Hilfsprojekte. In der diesjährigen Saison will sich die Freizeitsportgruppe für die Rothenburger Nachbarschaftshilfe Wegwarte und die Initiative Mukta Nepal der Kölner Studentin Alina Rudolph für das vom Erdbeben fast völlig zerstörte Dorf Kharipati, auf den Weg machen und Geld sammeln. Die Einladung zum Mitmachen gilt für alle, die sich angesprochen fühlen. sis

Heinrich Toppler als Finanzgenie

$
0
0

In seinem Vortrag erhellt Dr. Markus Naser das Leben und Wirken des großen Bürgermeisters

ROTHENBURG – Er hat über die Jahrhunderte hinweg immer wieder von sich Reden gemacht, wurde für Ideologien missbraucht und für den Tourismus vermarktet, und er war zweifellos „der“ große Bürgermeister Rothenburgs: Heinrich Toppler hat der Reichsstadt glorreiche Zeiten beschert und seine Spuren hinterlassen. Dr. Markus Naser fasste zusammen, was man über diese historische Figur bis heute weiß.

Die Stadt im Spätmittelalter ist nicht nur das Thema eines fundierten Beitrages in der neuen Stadtgeschichte, sondern der Verfasser Dr. Naser (Vorsitzender des Vereins Alt-Rothenburg) brachte anlässlich der Buchvorstellung den Besuchern die Toppler-Zeit auch in einem durch Lichtbilder untermalten Vortrag nahe. Es geht um die Epoche von 1250 bis etwa 1500. Dass die Stadt als Topp­lers Erbe über eines der größten reichsstädtischen Territorien verfügte ist den meisten bekannt, aber viele Details aus seinem Wirken und zu seiner Person sind es weniger. Vor allem dem früheren Stadtarchivar Dr. Ludwig Schnurrer kommt das Verdienst zu, das Leben und politische Handeln Topplers eingehend dargestellt zu haben. Zu Beginn der Amtszeit Topplers war Rothenburg noch rein auf das Stadtgebiet beschränkt, referierte Dr. Naser, der feststellte, dass es keine zeitgenössische Darstellung der Person gibt, dafür einige phantasievolle Gemälde.

Toppler-Gedenkstein von 1908 in der Burg.

Toppler-Gedenkstein von 1908 in der Burg.

Überliefert ist jedoch sein Wappen mit den Würfeln. Dr. Naser ging näher auf die Herkunft und Heiratspolitik Heinrich Topplers ein, hier habe Dr. Schnurrer erstmals anhand von Urkunden das wahrscheinliche Geburtsjahr auf 1349/50 datieren können. Gesichert ist auch, dass er einer etablierten Patrizierfamilie entstammte und von seinem Vater das Haus in der Oberen Schmiedgasse übernahm, das er als Gasthaus zum Goldenen Greifen etablierte.

Jahrzehntelang bis in jüngste Zeit hieß es Toppler habe seine erste Frau aus dem reichen Patriziergeschlecht der Wernitzer geheiratet, aber Dr. Schnurrer konnte mit Quellenbeleg beweisen, dass es sich bei Barbara um eine Tochter von Siegfried Spengler gehandelt hatte. Damit, so Markus Naser, entfalle auch die Erklärung für den angeheirateten Reichtum. Ende 1380 sei seine Frau gestorben und 1392 heiratete er dann in die Nördlinger Patrizierfamilie der Meiler ein. Bis heute sei der umfangreiche Ehevertrag erhalten.

Der Redner bezeichnet Toppler als einen „herausragenden Wirtschafter seiner Zeit“, heute würde man gar von einem „Finanzgenie“ sprechen. Drei erhaltene Steuerlisten informieren über seinen wirtschaftlichen Aufstieg. Noch 1374 stand er mit 50 Pfund Heller Steuersumme an 17. Stelle der Rothenburger Steuerzahler, aber bis 1407 waren es schon 310 Pfund Heller und damit lag der Bürgermeister mit Abstand an der Spitze. Wie hat er das geschafft?

Dr. Naser meint, er habe sich vor allem die Verschuldung der benachbarten Adelsfamilien zunutze gemacht: „Bot sich eine güns­tige Gelegenheit zum Erwerb von Besitzungen, schlug er sofort zu!” Mit Einnahmen aus den Besitzungen konnte er weitere Höfe erwerben und so zum größten Grundbesitzer weit und breit werden. Aus dem vorhandenen Salbuch lässt sich der Besitzstand am Ende seines Lebens genau rekonstruieren. Dr. Naser spricht von Immobilien in 117 Ortschaften, darunter mehr als 40 Höfe und über 200 Güter. Hinzu seien Einnahmen aus dem Gasthof gekommen, es sei „bodenständig“ gewirtschaftet worden.

Das Interessante daran ist jedoch wie Dr. Naser betont, dass dieser Reichtum mit dem Aufbau eines sehr großen reichsstädtisch-rothenburgischen Territoriums zusammenhängt. Dazu erwarb Toppler Burgen im Umland, um den Einfluss der Adelsfamilien zu schmälern oder auszulöschen. Dies habe der Stadt auch mehr Sicherheit vor Feinden geboten. Planmäßig sei so über dreißig Jahre ein nahezu geschlossenes Territorium entstanden. Als erste wurde 1383 die Burg Nordenberg von den dort ansässigen Reichsküchenmeistern für 7000 Gulden erworben. Die Eigentümer waren in einer finanziellen Notlage wie die Urkunden ausweisen. Zugleich verschwindet damit das einst einflussreiche Adelsgeschlecht in der Bedeutungslosigkeit wie der Redner konstatierte.

Mauerreste und Wallgraben sind die Überbleibsel von Burg Nordenberg. Fotos: diba

Mauerreste und Wallgraben sind die Überbleibsel von Burg Nordenberg. Fotos: diba

Es ging dann munter weiter mit Aufkäufen wie der Hornburg von Gottfried II. von Hohenlohe-Uffenheim, der Burg Hohenlandsberg bei Weigenheim oder im Juli 1388 dem Kauf von Burg und Ort Gammesfeld von den Nürnberger Burggrafen um 3000 Gulden. Dann folgten Habelsee und Burgstall in Insingen. Im März 1400 kaufte man die Burg Gailnau für 2000 Gulden von Anna von Hohenlohe und ihrem Mann, einem Grafen von Castell. Als die letzte große territoriale Erwerbung verweist Dr. Markus Naser auf die Burg Seldeneck, die man 1404 vom Nürnberger Burggrafen erhalten hat.

Kein Glück hatten die Reichsstädter allerdings mit den Schilingsfürs­tern, dabei wäre dies „die ideale Abrundung gewesen” wie Dr. Naser betont. Dabei hatten sie zunächst von Dieter von Katzenelnbogen und seiner Frau Anna im März 1398 das Schloss mit Zubehör für 5000 Gulden erworben, aber die Verkäufer nutzten ein vereinbartes Rückkaufsrecht und so war Schillingsfürst nur bis Anfang 1401 im reichsstädtischen Besitz.

Gerne hätte man sich auch noch bis Weikersheim ausgedehnt, aber auch das funktionierte nicht. Die benachbarten Adeligen haben den Machtzuwachs Rothenburgs mit Argwohn beobachtet, ist sich Dr. Naser sicher. Nicht ohne Grund wurde Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg (aus dem Hohenzollern-Geschlecht) zum gefährlichen Gegner der Stadt. Er verbündete sich 1407 mit dem Bischof von Würzburg und erreichte bei seinem Schwager, dem amtierenden König Ruprecht, dass Rothenburg aufgrund juristischer Streitereien in Reichsacht verfiel. Naser: „Damit war die Stadt vogelfrei!”

Der Krieg war unvermeidlich, die Truppen des Burggrafen eroberten 1407 die Burg Habelsee, dann auch Endsee und Nordenberg. Rothenburg selbst sei auf eine lange Belagerung vorbereitet gewesen, die Kornspeicher habe man gefüllt. Dem Angreifer aber fehlte das Geld für eine monatelange Belagerung, denn die Söldner verschlangen Unsummen. So sah sich der Burggraf gezwungen am 2. September 1407 in einen Waffenstillstand einzuwilligen. Dr. Markus Naser: „Die Stadt war gerettet und würde ihre Unabhängigkeit behalten“. Im Frieden von Mergentheim 1408 legte man die Streitigkeiten auch rechtlich bei.

Aus der Acht entlassen, schlug das Schicksal jedoch bald hart zu. Toppler sollte der Hochverratsprozess gemacht werden, weil er sich an den abgesetzten König Wenzel in Prag mit der Bitte um Unterstützung gewandt hatte. Spätestens am 6. April 1408 setzte man Heinrich Toppler mit seinem Sohn Jakob und Vetter Heinrich handstreichartig im Rathaus-Verlies fest. Keine drei Monate später starb er dort, wobei Dr. Naser hervorhebt, dass niemand die Todesursache kenne. Es bleiben Verschwörungstheorien, die Frage ob vergiftet, hingerichtet oder verhungert? König Ruprecht wollte Topplers ganzes Vermögen einziehen, sind da die Rothenburger zuvor gekommen? Die Vorwürfe aus den eigenen Reihen seien schwammig geblieben. Begraben wurde Heinrich Toppler in der Jakobskirche. Dr. Markus Naser resümiert: „Mit seinem Tod und dem Wegzug der Familie war die große Blütezeit Rothenburgs vorüber”. diba

„Unglaublich ehrgeizig“

$
0
0

Der Schlüssel zum Beruf ist für junge Flüchtlinge die deutsche Sprache

ROTHENBURG – Eine sehr ambitionierte Aufgabe für alle Beteiligten: Innerhalb von zwei Jahren werden jugendliche Flüchtlinge in der Berufsschule Rothenburg für eine Ausbildung fit gemacht. Es ist alles andere als Unterricht nach „Schema F“. Eigenverantwortung, Flexibilität und Zusammenarbeit sind der Schlüssel, damit diese Berufsintegrationsklassen zum Erfolg führen.

Zwanzig Köpfe sind über bunte Blätter gebeugt. Konzentriert lassen die Jungen und Mädchen ihre Stifte darüber gleiten. Sie füllen Lückentexte aus: „Wer lacht, ist…? „Wer viel arbeitet, ist …?“ Im Flüsterton – um ihre Mitschüler nicht zu stören – bitten sie sich gegenseitig oder die anwesenden Lehrer um Hilfe. Über einen ­Beamer werden Bilder von Eichenbäumen an die Wand geworfen. Ab und an gehen Schüler nach vorne an die Tafel, um dort ihre Antworten mit den Lösungen zu vergleichen.

Deutsch, Landeskunde und Persönlichkeitsbildung stehen auf dem Stundenplan der Jugendlichen.   Fotos: Scheuenstuhl

Deutsch, Landeskunde und Persönlichkeitsbildung stehen auf dem Stundenplan der Jugendlichen. Fotos: Scheuenstuhl

Bei der 10B der Berufsschule Rothenburg steht heute in der sechsten Stunde Stillarbeit auf dem Stundenplan. Doch von Trödelei oder Gemächlichkeit keine Spur. Die Jugendlichen bearbeiten ganz fokussiert ihre Aufgaben. Sie wissen, dass dies eine große Chance für sie ist: Denn als berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge können sie hier in den sogenannten Berufsintegrationsklassen den Grundstein für ihren Start in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt legen.

An erster Stelle steht dabei natürlich der Deutsch-Unterricht. Es gehe aber auch darum, sagt stellvertretender Schulleiter Rainer Mittermeier, dass die jungen Menschen lernen, sich „bei uns zurechtzufinden“ und die „Tücken des Alltags“ meistern können. Deshalb werden im Unterricht beispielsweise auch Landeskunde sowie das Grundgesetz und das deutsche Rechtssystem besprochen. Was auf dem Papier relativ eindeutig anmutet, bedarf in der Praxis viel Flexibilität und mitunter einiges Fingerspitzengefühl. Simon Gerstlacher ist der Klassenlehrer der Jugendlichen. Seit Schuljahresbeginn im September begleitet er sie und bekommt hautnah mit, welche „wahnsinnigen Fortschritte“ sie bislang gemacht haben. „Sie sind unglaublich ehrgeizig“, beschreibt der Pädagoge seine Schüler. Sie fordern deutlich ein, dass es im Lehrstoff ständig weitergeht. Die vergangenen Weih-nachtsferien empfanden sie deshalb auch ein wenig als „verlorene Zeit“.

Aber wenn schon nichts Neues hinzukommt, wiederholt man eben das Gelernte. Keiner der Schüler habe in den zwei unterrichtsfreien Wochen abgebaut, lobt Simon Gerstlacher. Das ist eine gute Ausgangslage, um nach zwei Jahren die deutsche Sprache so gut zu beherrschen, dass man in einem Arbeitsumfeld damit zurecht kommt. Experten sagen, dass es im Durchschnitt sieben Jahre dauert, um eine Fremdsprache zu lernen.

Unter den 20 Schülern, die das Schulamt als Obergrenze für die Klassenstärke festsetzt, hat jeder seine eigenen Schwächen und Stärken und bringt eine individuelle Vorbildung mit, die sich sehr von der der Mitschüler unterscheiden kann. Als Lehrer müsste man in diesem Fall seinen Unterricht auf fünf oder sechs unterschiedliche Niveaustufen anpassen, was in der Praxis so nicht möglich ist, auch wenn man wie an der Rothenburger Berufsschule, die beiden Klassen neu zusammensetzt, damit sie etwas homogener sind.

Aus diesem Grund gibt es für den Unterricht von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen keinen festen Lehrplan und somit auch kein Lehrbuch. „Es fehlen einfach die Erfahrungswerte dafür“, erklärt der Pädagoge. Mit einem vorgeschriebenen Lehrbuch würde man dem Unterricht Beschränkungen auferlegen und Lehrern und Schülern etwas überstülpen, was an den Gegebenheiten vor Ort womöglich vorbeigeht. So kann er auch Lehrbücher für Deutsch als Zweitsprache nicht uneingeschränkt einsetzen. Eine Lektion, in der neue Vokabeln angewendet werden, um über die alte und neue Heimat zu sprechen, kann in seinem Klassenzimmer zu Problemen führen. Im Umkehrschluss bedeutet dies für Simon Gerstlacher, dass er „sehr spontan und flexibel“ seinen Unterricht gestalten muss und dass nicht nur bei der Sprachvermittlung Einfühlungsvermögen wichtig ist.

Ziehen an einem Strang: Rainer Mittermeier, Nathalie Zimmer und Simon Gerstlacher (v.l.).

Ziehen an einem Strang: Rainer Mittermeier, Nathalie Zimmer und Simon Gerstlacher (v.l.).

Während beispielsweise in anderen Klassen die Vorbereitung auf den Probe-Feueralarm mit einer einfachen Ankündigung erledigt ist, muss Simon Gerstlacher dieses Thema seinen Schülern mit Rücksicht auf ihre etwaigen Erfahrungen im Heimatland oder auf der Flucht detaillierter erklären. Was genau sie erlebt haben, weiß er nicht. Und er fragt auch bewusst nicht nach. Aber für ihn sei diese Arbeit mit den Flüchtlingen dennoch „deutlich belastender“, weil er „andere Einblicke in die Probleme“ seiner Schüler bekomme, als in seinen Klassen zuvor. Auch Rainer Mittermeier weiß, dass dies eine besondere Herausforderung für die Pädagogen ist. „Sowohl Mitleid, als auch Ignoranz“, erklärt er „seien hier aber der falsche Berater.“

Aus „persönlicher Überzeugung“ wie er selbst sagt, hat der junge Familienvater die Arbeit in den Berufsintegrationsklassen übernommen, sich im Vorfeld über das Thema informiert, im Sommer Fortbildungen besucht und den Unterricht geplant. Der stellvertretende Schulleiter sieht in Simon Gerstlacher deshalb einen „Pionier“ an der Schule, der sich mit viel privatem Engagement in dieses neue Aufgabenfeld eingearbeitet hat.

Er vernetzte sich mit anderen Akteuren in der Flüchtlingsarbeit und ist nun ein „absoluter Insider“. Deshalb ist es nur logisch, dass er die Rolle eines Koordinators bekommen soll, wenn zum anstehenden Halbjahr drei weitere Berufsintegrationsklassen an der Berufsschule eingerichtet werden: eine weitere in Rothenburg und zwei am Standort in Dinkelsbühl, die dort allerdings in den Räumen des Gymnasiums unterrichtet werden. Wie viele neue Lehrer dafür eingestellt werden, sei noch offen.

Die Berufsschule Rothenburg sieht es als ihren „gesellschaftlichen Auftrag“ an, sich bei der Beschulung von Flüchtlingen zu engagieren. So habe man bereits im vergangenen Schuljahr der Regierung von Mittelfranken und dem Sachaufwandsträger signalisiert, dass man dafür bereit sei, so Rainer Mittermeier. Zunächst gab es einen Sprachkurs an der Schule, seit September nun die zwei Berufsintegrationsklassen. Sie sind bewusst im Schulgebäude untergebracht, um den Austausch mit den anderen Schülern zu fördern und die berufliche Vielfalt erfahrbarer zu machen.

Nicht nur die Leitung, sondern auch das Kollegium steht hinter der Aufgabe und engagiert sich. In den beiden Berufsintegrationsklassen sei seit Schuljahresanfang keine einzige Stunde ausgefallen, auch nicht als Simon Gerstlacher etwa auf einer mehrtägigen Fortbildung war. Außerdem unterstützen ihn einmal pro Woche zwei Referendare der Schule im Unterricht, wenn es ihre Zeit erlaubt. Zwar gehört Deutsch nicht zu den Unterrichtsfächern von Katharina Goll und Andreas Großmann, dennoch haben sie sich für diesen zusätzlichen Dienst entschieden. Auch sie stellen fest, dass die Jugendlichen offener, zugänglicher und selbstbe­wuss­ter werden, je sicherer sie die Sprache beherrschen. Zumal sie mit der Zeit auch als Klasse zusammenwachsen. Es ist ein völlig anderes Arbeiten mit den Schülern möglich, weil „Gott sei dank keine Fluktuation“ das Gefüge immer wieder auseinanderreißt, sagt Simon Gerstlacher. Die einzigen Abgänge gab es kürzlich, weil zwei Schüler mit ihren Familien zusammengeführt wurden.

Bei allem Einsatz der Berufsschule für die Flüchtlinge: Die Aufnahme von Schülern für die Klassen erfolgt ausnahmslos über das Landratsamt, das entsprechende Listen führt. Auch ein persönliches Vorsprechen bei der Schule ändert daran nichts. „Es ist nicht die Aufgabe der pädagogischen Einrichtung diese freien Plätze zu besetzen“, erklärt Rainer Mittermeier, der weiß, dass der Andrang unüberschaubar groß ist.

Am Ende der Berufsintegrationsklassen sollen die Jugendlichen reif für eine berufliche Ausbildung in Deutschland sein. Im zweiten Schuljahr ist deshalb ein Praktikum in einem Betrieb vorgesehen. Weil dies fester Teil des Lehrplans ist, gibt es dabei keine Probleme mit der Ausländerbehörde. Einige Betriebe aus Rothenburg und dem Umkreis haben bei der Schule schon ihr Interesse an Praktikanten bekundet.

An der Berufsschule Rothenburg stellt man darüber hinaus vorsichtige Überlegungen an, ob man schon im ersten Jahr über ein Schnupperpraktikum, den Jugendlichen einen kleinen Einblick in den Berufsalltag geben möchte, selbst wenn dies von staatlicher Seite so nicht vorgesehen ist. Allerdings, betont Rainer Mittermeier, sei dies mit dem Anspruch verbunden, dass die Jugendlichen dabei nicht als „billige Arbeitskräfte“ missbraucht werden. Es soll keinen „Wildwuchs“ bei den Praktika geben, so der stellvertretende Schulleiter weiter.

Sehr gute Erfahrungen mit Flüchtlingen im Praktikum hat Nathalie Zimmer gemacht. Die Diplompädagogin betreut die Jugendlichen in Rothenburg für die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz), die Kooperationspartner der Berusschule sind. Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Schulleitung, Lehrer und bfz klappt reiblungslos. Alle ziehen im Sinne der Schüler an einem Strang, betonen die Verantwortlichen. Während ihrer zwei Jahre in der Flüchtlingsarbeit in Ansbach hat Nathalie Zimmer von Betrieben immer „super Rückmeldungen“ bekommen. Oftmals seien die Flüchtlinge besser qualifiziert, da sie in ihrer Heimat schon zwölf Jahre lang die Schule besucht haben. Sie seien meist älter, sehr motiviert und verhalten sich äußerst respektvoll ihren Kollegen und Vorgesetzten gegenüber.

Die sozialpädagogische Betreuung umfasst Lernbegleitung, Persönlichkeitsentwicklung und die Vermittlung von „weichen Fähigkeiten“. Nathalie Zimmer gibt den Jugendlichen dabei Lernstrategien und -methoden an die Hand, spricht mit ihnen über ihre beruflichen Erwartungen und versucht diese mit den regionalen Gegebenheiten in Einklang zu bringen. Teilweise haben die Schüler ganz konkrete Vorstellungen. Beim Besuch einer Berufsbildungsmesse waren sie „Feuer und Flamme“ für die gezeigten Berufe, erinnert sich ihr Lehrer.

An einem Nachmittag in der Woche ist Nathalie Zimmer mit allen Schülern zusammen. Neben Maßnahmen zur Teambildung stehen auch ganz praktische Aktionen auf dem Programm, wie etwa ein Besuch in der Bibliothek oder das Greifbar machen von Schnee, damit die Jugendlichen mit dem neuen Kulturrahmen vertrauter werden. Außerdem bietet sie Sprechstunden für Gespräche unter vier Augen an. Auch die Diplompädagogin fragt zu ihrem eigenen Schutz nicht nach den Fluchterfahrungen der Jugendlichen. Für die Traumabewältigung sind Fachstellen zuständig. Sie richtet ihren Blick lieber auf die Zukunft, indem sie die Jugendlichen dabei unterstützt, ihr „Leben in Deutschland gut zu gestalten“. mes

Einzelbeiräte stehen

$
0
0

Fünf Mitbestimmungsorgane komplett – Jetzt muss Dach her

ROTHENBURG – Teilweise sehr großes Interesse aus der Bevölkerung haben die konstituierenden Sitzungen der Einzelbeiräte im Rahmen des neuen Rothenburger Mitbestimmungsmodells gefunden.

Im Jugendbeirat: von links Tamina Becker, Philipp Breiter (Schriftführer), Beatrix Friedsmann, Mike Schmidt, Theresa Strobl (stellvertretende Sprecherin und Mitglied im Gemeinschaftsbeirat), Daniel Freund, Tom Czernicky, Niklas Heißwolf (stellvertretender Sprecher und Mitglied im Gemeinschaftsbeirat), Lara Wagner, Christopher van Le (Sprecher), Alina Kornfeld, Antonio Perazzo (Kassier), Max Pfaffelhuber und Lars Gerlinger. Es fehlen: Micha Dürr, Sara Güngör, Filip Jerzinski, Oliver Krauthahn, Dominik Lange und Lena May.

Im Jugendbeirat: von links Tamina Becker, Philipp Breiter (Schriftführer), Beatrix Friedsmann, Mike Schmidt, Theresa Strobl (stellvertretende Sprecherin und Mitglied im Gemeinschaftsbeirat), Daniel Freund, Tom Czernicky, Niklas Heißwolf (stellvertretender Sprecher und Mitglied im Gemeinschaftsbeirat), Lara Wagner, Christopher van Le (Sprecher), Alina Kornfeld, Antonio Perazzo (Kassier), Max Pfaffelhuber und Lars Gerlinger. Es fehlen: Micha Dürr, Sara Güngör, Filip Jerzinski, Oliver Krauthahn, Dominik Lange und Lena May.

Außer der Mitgliederzahl von höchstens 24 Sitzen gab es keine Vorgaben, was die Zusammensetzung angeht. Die Interessierten konnten sich in aufgelegte Listen eintragen, wobei die Anzahl der Namen und Gewählten je nach Beirat ziemlich auseinanderging und differiert.

Vorbildlich für Bayern

Alle Wahlen mit Ausnahme des Jugendbeirats wurden vorbereitet und geleitet von Irmgard Fischer vom Amt für Soziales der Stadt Rothenburg. Sie hat auch das Mitbestimmungsmodell entwickelt, das für eine Kommune dieser Größenordnung als vorbildlich für ganz Bayern gilt.

Der Migrationsbeirat füllt die 24 Sitze bis auf den letzten möglichen Platz aus, während der Inklusionsbeirat 15 Sitze belegt, der Familienbeirat 16 Sitze und der Seniorenbeirat 18 Sitze. In allen Beiräten wurden von den eingetragenen Mitgliedern die Vorstände gewählt, diese bestehen aus 1. Vorsitzenden, Stellvertreter, Schriftführer und Kassier.

Dem Seniorenbeirat als erstem Einzelbeirat, der gewählt wurde, gehören diese Mitglieder sowie Frauen und Männer an der Spitze an.

Dem Seniorenbeirat als erstem Einzelbeirat, der gewählt wurde, gehören diese Mitglieder sowie Frauen und Männer an der Spitze an.

 

Mandosi bis Kerscher

Der Migrationsbeirat hat folgende Führung: Als Vorsitzender fungiert Roberto Mandosi, als seine Stellvertreterin Stella Braun, als Schriftführerin Beate Zerkowski und als Kassier Cenk Tüfenk. Im Familienbeirat ist Uta Rudolph Vorsitzende, Beate Junkersfeld stellvertretende Vorsitzende, Mara Knipp Schriftführerin und Michaela Pfänder Kassiererin. Dem Seniorenbeirat steht Dr. Paul Kerscher vor, ihn vertritt Ursula Ilgenfritz, Doris Schmitz hat das Amt der Schriftführerin und Heinz-Jürgen Seitz das des Kassiers.

37 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 26 Jahren stimmten in der Mensa der Topplerschule bei der Wahl zum Jugendbeirat ab. Acht Mitglieder durften hier gewählt werden, 13 Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich dieser Wahl. Der Urnengang ergab folgendes Ergebnis: Sprecher des Jugendbeirats ist Christopher van Le, seine Stellvertreter sind Theresa Strobl und Niklas Heißwolf, Schriftführer ist Philipp Breiter und Kassier Antonio Perazzo. Als Vertreter in den Gemeinschaftsbeirat entsandt sind Theresa Strobl und Niklas Heißwolf.

Bevor gewählt wurde, hatten sich alle zwölf Mitglieder vorgestellt, die bereits an den Rothenburger Schulen gewählt wurden, danach die 13 Kandidatinnen und Kandidaten für den ergänzend fälligen Wahlgang. Stadtjugendpfleger Walter Nees beglückwünschte alle Gewählten und dankte allen, die sich zur Wahl stellten, ehe er das Wort an den neu gewählten Sprecher Chris van Le übergab. Die nächste Sitzung des Jugendbeirates findet am Montag, 15. Februar ab 18.30 Uhr im Jugendzentrum statt.

Gemeinschaftsrat bildet sich

Über die Vorstandschaft des Inklusionsbeirats haben wir bereits berichtet, aber der Vollständigkeit führen wir sie hier noch einmal kurz auf: Vorsitzender ist Herbert Holzinger, sein Stellvertreter Ralph Dürr, Schriftführer ist Thomas Kohler, Schriftführer und Kassier Walter Körber.

Am Dienstag, 23. Februar, steht die konstituierende Sitzung des Gemeinschaftsbeirates an. Dem Gemeinschaftsbeirat gehören jeweils der Vorsitzende und sein Stellvertreter aus den fünf Einzelbeiräten an.

Diese zehn Personen sind die stimmberechtigten Mitglieder. Beratend kommen hinzu: Oberbürgermeister, fünf Stadträte, sie sind jeweils beratend für einen Einzelbeirat zuständig, und drei städtische Mitarbeiter. Die Beiratsmitglieder werden danach offiziell vom Stadtrat bestellt und können ihre Arbeit aufnehmen. Die Sitzungen der Beiräte sind alle­samt öffentlich und Besucher haben die Möglichkeit mitzudiskutieren. „Nun liegt es an den Bürgerinnen und Bürgern diese Gelegenheit wahrzunehmen“, unterstreicht Irmgard Fischer. -ww-

Altstadt lockt Investoren

$
0
0

Städtebauförderung und niedrige Darlehenszinsen zeigen Wirkung

ROTHENBURG – Umbau statt Neubau: Max-Stephan Zimmer (37) und seine Frau Nathalie (31) haben sich den Traum vom eigenen Haus in der Altstadt verwirklicht. Mit beneidenswert viel Platz und schönem Ambiente.

Wohnen im Herzen Rothenburgs: helle Räume mit hohen Decken und Stuckelementen. Fotos: Schäfer

Wohnen im Herzen Rothenburgs: helle Räume mit hohen Decken und Stuckelementen. Fotos: Schäfer

In einem denkmalgeschützten Altbau in der Klingengasse hat sich das Paar, das sein erstes Kind erwartet, großzügige und komfortable Wohnräume geschaffen – und profitierte von den bestehenden Strukturen. Nicht nur das Haus selbst stand schon da, auch Garten und Hof­raum mit Parkmöglichkeiten waren vorhanden. Von der offenen Wohnküche aus gelangen die Eheleute über einen verglasten Wintergarten auf die großzügige Terrasse und in den Garten. Altstadt-Idyll im Herzen von Rothenburg für zugereiste Neubürger.

Max-Stephan Zimmer wurde in Freiberg bei Sachsen geboren und ist in Fulda aufgewachsen. Beim Studium in Bamberg lernte er seine spätere Frau kennen. Nathalie Zimmer stammt aus Dombühl und betreut als Diplompädagogin die Jugendlichen in Rothenburg für die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz), die Kooperationspartner der Berufsschule ist. In regelmäßigen Abständen pen­delt sie auch nach Ansbach. Ansons­ten kann sie zu Fuß zur Arbeit gehen, wie ihr Mann, der bei der Sparkasse arbeitet.

Sanierung war aufwändig: Haus in der Klingengasse.

Sanierung war aufwändig: Haus in der Klingengasse.

Den Altbau in der Klingengasse mit Stuckdecken erstanden die Eheleute vom örtlichen Immobilienmarkt. Der Charme der historischen Altstadt mit ihrer Infrastruktur von Kindergarten, Schule, Einkaufsmöglichkeiten und Kneipenszene, und natürlich das Wohnobjekt selbst mit seinem Gestaltungsfreiraum, gaben den Ausschlag, um hier den Lebensmittelpunkt zu wählen. Bei der Finanzierung half der Arbeitgeber mit kompetenter Beratung. Die historische Niedrigzinsphase und die erhöhte Abschreibung für ein Sanierungsobjekt sorgten für zusätzliche An­reize.

In seiner Freizeit packte das Paar bei der Altbau-Sanierung selbst an und engagierte einen erfahrenen Architekten und Fachleute aus dem Handwerk, die sich mit solchen Ge­ge­benheiten auskennen. Großes Lob zollen die Eigentümer auch dem Stadtbauamt. Die Beratung und Un­terstützung für die Entwicklung des neuen Nutzungskonzeptes und über die Möglichkeiten der finanziellen Förderung „haben uns sehr geholfen“, betonen beide.

Mit der Altbau-Sanierung haben sie nicht nur modernen Wohnraum für sich selbst geschaffen, sondern parallel dazu eine angegliederte hundert Quadratmeter große Mietwohnung mit eigenem Zugang hergerichtet – und nette Mitbewohner gefunden.

Ehepaar Max-Stephan und Nathalie Zimmer.

Ehepaar Max-Stephan und Nathalie Zimmer.

Der Abschluss der Maßnahme bedeutete aber nicht das Ende der Bautätigkeit. Be­stärkt von den positiven Erfahrungen ihrer ersten Altbausanierung und unterstützt vom Familienverbund, erwarben die Zimmers ein sanierungsbedürftiges Kaufobjekt in der benachbarten Klosterweth und bewerkstelligten auch diese Renovierung. Eigentümerin ist Annemarie Zimmer, die Mutter beziehungsweise Schwiegermutter des Paares. Momentan wohnt sie noch in Fulda und hat den Altbau vermietet. Später will sie ihn selbst beziehen. Für die gelungene Sanierung bekam sie den mit dreitausend Euro dotierten Förderpreis aus der Stiftung der Sparkasse.

Neue Aufgaben stehen an.

Als nächsten Sanierungsfall nimmt der Familienverbund ein Haus im Küb­lersgäßchen in Angriff. Es ist nicht mehr in der Liste der Denkmäler aufgelistet, unterliegt aber dem Ensembleschutz. Das Objekt befindet sich in einem bemitleidenswerten Zustand und war voller Müll. Jetzt soll es in Schuss gebracht werden. Die Planung lässt erkennen, welches Potenzial in dem Umbau steckt. Auf der Terrasse im Dachgeschoss werden die Bewohner sicher einmal herrliche Sommerabende verbringen.

An der Sanierung eines Mehrfamilienhauses in der Wenggasse ist Max-Stephan Zimmer als Bauleiter beteiligt. Die Immobilie hat er an einen privaten Investor aus Fulda vermittelt. In dem Altbau sollen vier moderne Wohnungen entstehen.

Erfreulich ist festzustellen, dass die Altstadt durch das Instrument der Städtebauförderung wieder verstärkt als Wohnstandort gefragt ist. Mit hochwertigen und aufwändigen Sanierungen wenden sich die Investoren eher an ein besser verdienendes Klientel. Der Trend zum Wohnungsbau zeigt sich auch in den Neubaugebieten mit ihren Ein- und Mehrfamilienhäusern, praktikabel angelegt, barrierefrei, mit einem Anwohnerparkplatz sowie einem Aufzug im Haus. Der Markt ist da.

Hochwertiger Wohnraum ist ein Lösungsansatz – jedoch nur teilweise. Es fehlt an preisgünstigem Wohnraum mit kleinen Wohnungszuschnitten und preiswerter Innenausstattung für Alleinstehende und Familien mit geringem Einkommen, aber auch für die wachsende Zahl von Flüchtlingen. Die Förderung der Wohneigentumsbildung ist auch ein sozialer Auftrag. sis


„Japan trägt uns nicht mehr“

$
0
0

Schwächelnden Auslandsmarkt durch verstärkte Inlands-Marketingaktivitäten kompensieren

ROTHENBURG – Rothenburg braucht „neue innovative Produkte“, um auf sich aufmerksam zu machen und Stagnation zu vermeiden, sagt Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler.

Der Tourismus ist eine sensible Branche mit weltweit wirtschaftlichen Verflechtungen, in der Risiken häufiger und verstärkt auftreten. Kriege und gewalttätige Auseinandersetzungen, internationaler Terrorismus, neue Krankheiten und Epidemien, die Zunahme von Naturkatastrophen, extreme Wetterereignisse und die Flüchtlingsströme führen dazu, dass das Bedürfnis nach Sicherheit zurzeit verstärkt thematisiert wird. „Die Reisezurückhaltung aus dem asiatischen Raum trifft uns mit Sicherheit“, lautete seine Prognose. „Wir werden keine Insel der Seligen bleiben, wenn um uns herum die Wellen der Gewalt schon nahe an uns heran schwappen.“ Der hohe Auslandstourismus mache Rothenburg sehr anfällig für Schwankungen.

Hohe Abhängigkeit vom Auslandstourismus: anfällig für Schwankungen.     Foto: Schäfer

Hohe Abhängigkeit vom Auslandstourismus: anfällig für Schwankungen. Foto: Schäfer

Mit seinen Übernachtungszahlen steht Rothenburg aber immer noch gut da. „Wir haben uns nach einer leichten Stagnation auf sehr hohem Niveau 2014 zwar wieder erholt, aber im Vergleich fehlt es an Dynamik“, meint der Tourismusdirektor. Von Januar bis November 2015 wurden 476444 Übernachtungen registriert. Das traditionell hohe Ergebnis vom Dezember steht noch aus und kommt vom Bundesamt für Statistik.

Im Vergleich zum Rekordjahr 2013 steht Rothenburg in einigen Märkten besser da. Bei den Reisenden aus den USA gab es eine Stagnation. Einen deutlichen Rückgang zeichente sich von Januar bis November letzten Jahres bei den ausländischen Touristen aus Japan (minus 17 Prozent) ab. Andere Auslandsmärkte wie China, Taiwan, Südkorea, Brasilien und Gäste aus Großbritannien konnten die Rückläufe aus Japan auffangen. Der Rothenburg-Tourismus profitierte auch von den Gästezahlen aus Italien und den Niederlanden. Zu den neuen Wachstumsmärkten gehören Brasilien und Kanada.

Für Gäste aus Übersee sei das Wohlfahrt-Weihnachtsdorf ein wichtiger Anlass nach Rothenburg zu kommen, meinte der Tourismuschef und fügte an: Das Programm habe „80er-Jahre-Stil“ und müsste aufgefrischt werden, meinte der Tourismuschef. Um gegen schwächelnde Auslandsmärkte gewappnet zu sein, soll Rothenburg für den Inlandsmarkt wettbewerbsfähiger aufgestellt werden. Hilfreich seien Initiativen wie „Genießen ob der Tauber“ – ein Marketing für Kulinarik der Gastronomie – und kulturelle Vielfalt. Dazu zählen nach seiner Auffassung Toppler Theater, Weindorf, Märchenzauber „mit sehr starker regionaler Präsenz“ und der Reiterlesmarkt als Besuchermagnet in der Adventszeit. sis

Zusammen singen

$
0
0

Flüchtlinge und Einheimische bilden einen Chor

ROTHENBURG – Sie sprechen Arabisch, Persisch, Kurdisch, Serbisch, Englisch. Die Flüchtlinge lernen fleißig Deutsch – auch beim Singen mit Einheimischen. Das Chorprojekt unter der Leitung von Cornelia Kartak hat erst begonnen und findet guten Zuspruch.

Seit drei Wochen treffen sich Jugendliche und Erwachsene, Flüchtlinge und Einheimische jeden Montagabend um 19.30 Uhr in der Düllstube im Gemeindezentrum Jakobsschule zur Übungsstunde. Der Raum füllte sich bis zur Kapazitätsgrenze. Cornelia Kartak beginnt mit Lockerungsübungen und Einsingen, um die Stimme aufzuwecken, den Kehlkopf aufzuwärmen, Höhe und Tiefe auszuloten. Die Stimme muss sich erst auf die feineren Muskelabläufe einstimmen, die beim Singen stattfinden. Ihr Mann, Martin Kartak, übernimmt mit Gitarre und Gesang die musikalische Begleitung. Auch die beiden gemeinsamen Töchter verstärken den gemischten Chor.

Chorleiterin Cornelia Kartak: „Mit Musik lässt sich viel lernen.“

Chorleiterin Cornelia Kartak: „Mit Musik lässt sich viel lernen.“

In der Singstunde ist auch Zuhören wichtig, wie im Leben. Cornelia Kartak legt Wert darauf, dass die Sängerinnen und Sänger sauber singen lernen. Ihre direkte Art kommt gut an. Die Aussprache wird geübt, so können die Zuwanderer auch ihr Deutsch verbessern und die schwierige deutsche Grammatik lernen. Einzelne Begriffe müssen erst erklärt werden. Rodeln kennt nicht jeder Flüchtling.

Um die Mehrstimmigkeit anzubahnen in der ungeübten Gruppe, erfordert es in erster Linie Geduld. Auch die Rothenburger Neulinge in der Musiktheorie sind gefordert, die einzelnen Töne, die ihnen vorgespielt werden, einigermaßen korrekt nachzusingen und beim mehrstimmigen Kanonsingen nicht durcheinander zu geraten. Die Experimente fördern den Spaß an der Sprache und am Rhythmus. Auch der gesellige Aspekt und das Gespräch kommen dabei nicht zu kurz.

Die Liedtexte lasen die Chormitglieder vom Blatt oder von der Tafel ab. Übung macht den Meister. Mehrmals wiederholte die Gruppe das Lied „Bau nicht dein Haus auf den losen Sand“ und das freudige Jahreszeiten-Lied „Ich liebe den Sommer, die Herbstzeit und den Winter“. Zur bekannten Melodie „Laudato si“ (Sei gepriesen) aus dem Sonnengesang des Franz von Assisi hat Cornelia Kartak einen Text geschrieben, der die verschiedenen Menschen und Kulturen zusammenbringt und die Begegnungen vervielfältigt: „Wir kommen aus vielen Kontinenten und Religionen und wir singen hier zusammen, denn Musik ist die Sprache, die alle verstehen.“ Als wiederkehrender Vers erklang der signalhafte Text: „Wir sind Zusi – Wir wollen zusammen singen.“ Voraussetzungen, um im Chor dabei zu sein, gibt es eigentlich keine. Wer

Musik verbindet Kulturen: Das Chorprojekt fördert den Spaß und integriert Flüchtlinge in den Kreis der Einheimischen. Fotos: Schäfer

Musik verbindet Kulturen: Das Chorprojekt fördert den Spaß und integriert Flüchtlinge in den Kreis der Einheimischen. Fotos: Schäfer

kommen will, sollte auf jeden Fall Spaß am Singen mitbringen. Vielleicht spielen ja einige ein Instrument, das sich in die Chor-Arrangements einbauen ließe. Vor keiner Chorprobe weiß Cornelia Kartak, wie viele Menschen kommen werden und welche Erwartungen und Voraussetzungen sie mitbringen. Das verlangt auch Improvisat­ions­talent. An Auftritt denkt die Chorleiterin zu Beginn des Projektes noch nicht. Doch sie will nicht ausschließen, dass man nach einiger Zeit auch eine kleine Vorstellung geben könnte. sis

Blühende Landschaften

$
0
0

Bürger zur Projektwerkstatt ILE-Region Rothenburg eingeladen

ROTHENBURG LAND/ROTHENBURG – Wenn die kommunale Allianz ILE-Region Rothenburg für den kommenden Mittwoch, 3. Februar, (Beginn 19 Uhr) in die Grundschule Oberscheckenbach zur Projektwerkstatt einlädt, stehen endgültig die Zeichen auf Aufbruch in die neue Epoche abseits des früher viel zu oft gepflegten Kirchturmdenkens. Aus dem Kreis der Bürgerschaft von Rothenburg und Umgebung bis hinüber nach Colmberg werden dabei Signale erwartet, welche konkreten Starterprojekte schnell umgesetzt werden sollen mit möglichst großem Effekt und Signalwirkung für den hiesigen Raum.

ILE steht für Integrierte Ländliche Entwicklung. Es ist ein neues und im wesentlichen aus den beiden kommunalen Allianzen Rothenburger Land und Obere Altmühl mit insge­samt zehn Gemeinden plus Tauberstadt und insgesamt rund 22000 Einwohnern bestehender Zusammenschluss entstanden. Damit sollen sich in möglichst vieler Hinsicht Chancen eröffnen und vorhandene Lücken, nicht zuletzt auch im Miteinander von Stadt und Land, geschlossen werden.

„Die Große Kreisstadt Rothenburg, der Markt Colmberg und die Gemeinden Adelshofen, Buch am Wald, Gebsattel, Geslau, Insingen, Neusitz, Ohrenbach, Steinsfeld und Windelsbach haben sich zur Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Ziel ist die Entwicklung und Zukunftsgestaltung der Region,“ verkündet die bereits bestehende Internet-Seite der ILE-Region. Bereits seit November 2014 läuft der Prozess. Es ging dabei im wesentlichen darum, das neue Gebilde in Seminaren, Bürgermeister-Interviews und Lenkungsgruppen-Sitzungen einzuschwören und auf gemeinsame Ziele auszurichten. Zentraler Schlüssel ist dabei das sogenannte Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK). Es umfasst Bereiche wie Leben, Wohnen, Arbeiten, Erholen, Bildung, Soziales, Energie sowie Landnutzung und Natur. Fleißige Arbeit ist geleistet worden.

Ein Katalog von weit über 100 Seiten liegt auf. Dort finden sich auch jene Projekte, denen vor besagtem Hintergrund in einer ersten Schleife Aussicht auf möglichst schnelle Verwirklichung eingeräumt wird. Die Liste reicht von der Wirtschaftsmesse mit gemeinsamem Auftritt dort über die Optimierung des Gewerbegebiets Endsee, die Gestaltung und Entwicklung des Bereichs zwischen der Autobahnabfahrt Rothenburg und der Tauberstadt als attraktives Entree sowie die Revitalisierung von Ortskernen fürs Wohnen, für die Versorgung und für gemeinschaftliche Bereiche.

Darüber hinaus stehen unter anderem auf der Agenda: ein Interkommunales Wohnbau- und Immobilenmarketing, der Hochschulstandort Rothenburg, ein Bürgerbus in Form eventuell eines Sammeltaxis, Dorfläden wie beispielsweise der in Neusitz, die schlüssige gemeinsame Außendarstellung bis hin zum Internetauftritt und zum ansprechenden Logo sowie ein Natur-Erlebnis-Park „Dachsbau“ in Colmberg um die dortige Burg und den Gutshof.

Eine Vinothek in Tauberzell mit hochwertigen Räumlichkeiten für den Verkauf regionaler Weine und für Kunst und Kultur eröffnet Teil drei dieser Möglichkeiten. Eingeschlossen sind hier der Entwicklungskorridor „Alte Bahnlinie Rothenburg-Gebsattel“ als Grünzug mit Radweg, ein interkommunales Kernwegenetz für schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge mit bis zu 40 Tonnen Gesamtgewicht und ein Gestaltungsratgeber als Leitfaden für Sanierungen und Neubauten gerade auch denkmalgeschützter oder ortsbildprägender Gebäude.

Der Colmberger Bürgermeister Wilheim Kieslinger fungiert als Sprecher der ILE-Region Rothenburg. Seine Stellvertreter sind der Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Rothenburg, Bürgermeister Hans Beier aus Steinsfeld, sowie der Rothenburger Oberbürgermeister Walter Hartl. Sie verweisen gemeinsam darauf, dass es jetzt darum geht, eine tragfähige Zukunftsstrategie zu entwickeln. Das erfordere die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und aller Interessenten. Gerade jetzt sei es für die Bevölkerung wichtig, am Planungsprozess mitzuwirken und sich zu beteiligen, damit es gelinge, den Prozess auf eine möglichst breite Basis zu stellen. „Gestalten Sie die Zukunft ihrer Region aktiv mit! Ihre Ideen und Vorschläge für Projekte und Maßnahmen sind uns ebenso willkommen wie konstruktive Kritik,“ heißt es in einem Appell der neuen ILE-Region.

Sprecher Wilhelm Kieslinger (links) und sein Stellvertreter Hans Beier. Foto: Weber

Sprecher Wilhelm Kieslinger (links) und sein Stellvertreter Hans Beier. Foto: Weber

Nach der gelungenen Auftaktveranstaltung sei aus der Vielzahl an Ideen ein umfangreicher Projektkatalog zusammengestellt worden. In der Projektwerkstatt am kommenden Mittwoch werden nun gemeinsam die für die ILE-Region Rothenburg wichtigen und zukunftsweisenden Projekte aus diesem Projektkatalog diskutiert. Am Ende des Abends sollen konkrete Starterprojekte stehen, die den hiesigen Raum voranbringen und die auch möglichst kurzfristig, das heißt möglichst innerhalb eines Jahres, umgesetzt werden können.

Auf diesem Weg ist angestrebt, der Region einen Schub zu verleihen. Es geht vorrangig um die Stärkung des Wirtschaftsstandortes und um neue Arbeitsplätze in der Region. Aber auch die Verbesserung der Außendarstellung der Region Rothenburg ist eine Aufgabe, der besonderer Augenmerk gilt. Dass durch gezielte Innenentwicklung verödende Dörfer wieder mit lebendigen Ortsmitten ausstaffiert werden und Menschen in der Region Rothenburg gehalten werden können, kommt hinzu.

Beim Miteinander von Stadt und Land gibt es (noch) gewisse sprachliche Unfertigkeiten, an denen sich sicher noch basteln lässt. Es ist von der Beförderung der Vernetzung zwischen der Stadt und dem Umland die Rede, mit Mehrwerten für die gesamte Region. Das betrifft auch das Tourismusangebot von Rothenburg und den Gemeinden drumherum. Es gehe darum neue Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln. Zuletzt stehe die Schaffung von Perspektiven für die Landwirtschaft durch Verbesserung der örtlichen Rahmenbedingungen auf der Agenda.

Vielleicht an dieser Stelle etwas zur Abrundung: Es gilt als offenes Geheimnis, dass das Zustandekommen der Zusammenarbeit besonders auch durch die geänderten Förderbedingungen unterstützt worden ist. Die Möglichkeiten, für Projekte an entsprechende Zuschüsse aus den unterschiedlichsten Töpfen, auch der Europäischen Union, zu kommen, sind für kleinere Gebilde beschnitten worden wenn nicht gar ziemlich aussichtslos geworden. Schlechte oder gedämpfte Aussichten unter dem Strich für frühere Allianzen oder gar für eine Stadt der Größe wie Rothenburg allein. Aber gute für neue und größere. -ww-

Kreisel kommt schon ab Pfingsten

$
0
0

Marktprojekt Bodelschwinghstraße wirft Schatten voraus – Lieferservice für acht Jahre

ROTHENBURG – Schon ab Pfings­ten soll mit den Bauarbeiten für den Kreisel begonnen werden, der das kommende Marktprojekt Bodelschwinghstraße samt seinem Vollsortimenter und seinem Discounter an die Staatsstraße 2419 (frühere Bundesstraße 25) anbindet. Das ist in der jüngsten Stadtratssitzung mitgeteilt worden.

Einstimmig, wie mit einer kleinen Ausnahme (siehe Beitrag links unten) alles, hat das Gremium die erforderlichen Änderungen für den Bebauungsplan Sondergebiet Bodelschwinghstraße und auch die Tektur für die Änderung des Flächennutzungsplanes beschlossen. In nichtöffentlicher Sitzung wurde der Weg freigemacht für den Erwerb der Flächen für den Parkplatz durch Edeka als den Betreiber des Projektes. Insgesamt geht es dabei um knapp 1800 Quadratmeter. Der Stadtrat hat dem Kaufvertrag für diese Fläche zugestimmt.

Der Bebauungsplan Sondergebiet Bodelschwinghstraße mit dem Kreisel (oben).

Der Bebauungsplan Sondergebiet Bodelschwinghstraße mit dem Kreisel (oben).

Außerdem gab das Gremium grünes Licht für den Durchführungsvertrag, der das vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren begleitet. Eckpunkt dabei ist, neben dem Kreisverkehr und der Übernahme sämtlicher Kosten dafür nach dem Verursacherprinzip (Edeka muss für alles aufkommen), dass der Edeka-Markt an der Widmannstraße innerhalb von spätestens vier Wochen nach Eröffnung des neuen Marktes Bodelschwinghstraße geschlossen werden muss. Außerdem verpflichtet sich der Vorhabenträger für mindestens acht Jahre, einen Lieferservice mit dreimaliger Versorgung pro Woche für das Gebiet der Rothenburger Kernstadt anzubieten. Damit soll die Schließung des Edeka-Marktes im Hasa-Areal ausgeglichen werden. Früher war gefordert worden, der altstadtnahe Markt im Hasa-Areal müsse gleichzeitig weiter betrieben werden.

Außerdem entschied der Stadtrat, für die Sanierung des Anwesens Wenggasse 1 Städtebaufördermittel in Höhe von 76200 Euro freizumachen. Einig war sich der Stadtrat, dass Rothenburg zum Verband „Bürgermeister für den Frieden“ beitritt und dass der Touristikamts-Chef Rothenburg bei der Germany Travel Show der Deutschen Zentrale für Tourismus in London vertritt. Zimmererarbeiten und Rohbauarbeiten für den Umbau des Spitalgebäudes zum Schülerwohnheim wurden vergeben.

Bei der Sitzung begannen darüber hinaus die Beratungen für den städtischen Haushalt 2016. Kämmerer Franz Fisch schickte die Erklärung zur Finanzlage der Stadt voraus. Dann blätterte sich der Stadt­rat auf der Suche nach Verbesserung zwei Stunden lang durch den Verwaltungsabschnitt und durch die Liste für den städtischen Bauunterhalt. Wir berichten noch. -ww-

Alexander Zierer wird Tilly

$
0
0

Neubesetzungen beim Festspiel – Stadtbaumeister als kaiserlicher Offizier

ROTHENBURG – Zeit des Rollenwechsels und auch der neuen Gesichter beim Historischen Festspiel „Der Meistertrunk“: Ein Tilly rückt nach und auch etliche andere Akteure schlüpfen von einem Kostüm ins andere. Dazu kommen einige Neulinge auf der Bühne des Kaisersaals, darunter mit Stadtbaumeister Michael Knappe ein prominentes Gesicht.

Als neuer Tilly gibt heuer der Rechtsanwalt Alexander Zierer (45) sein Debüt. Er löst Willi Friedlein (65) ab, der seit 1997 in einer der beiden Gruppen die Hauptrolle spielte, Zierer ist kein Neuling auf der Bühne des Kaisersaals. Allerdings wechselt er von den Rothenburgern zu den Kaiserlichen. Zuletzt gab er den Bürgermeister Bezold. In der Festspielgruppe Zierer rückt Florian Vogel, der zuletzt den Senator Rücker spielte, auf den Posten als Bürgermeister Bezold nach. Den Senator Rücker gibt Ernst Kaupert, der vorher die Rolle des Henkers hatte. Neu auf der Bühne des Kaisersaals werden in bevorstehender Saison etliche Akteure zu sehen sein: Andreas Fahrenbach als Senator Staudt, Dominik Grömer als Senator Hoffmann und Harald Beck als Henker Christoph Meder.

Alexander Zierer (Mitte), hier als Bürgermeister Bezold, schlüpft in die Rolle des Tilly. Foto: Forberg

Alexander Zierer (Mitte), hier als Bürgermeister Bezold, schlüpft in die Rolle des Tilly. Foto: Forberg

Des Kellermeisters Töchterlein Anna spielt Larissa Steinke. Als Magdalenakinder haben Anna Häßlein und Toni Ehrlinger ihren Auftritt. Timo Herrscher gibt den Hans Staudt junior. Am Dienstag, 16. Februar, geht es für die Gruppe Zierer in die Vorbereitungszeit für die Saison 2016. Die Proben beginnen.

Aus der Gruppe Reihs gibt es eine kleine Sensation zu berichten. Für den im vergangenen Jahr überraschend verstorbenen Volker Bach rückt mit Stadtbaumeister Michael Knappe ein prominenter Mann nach als Kaiserlicher Offizier. Als Magdalenakinder werden in dieser Festspielgruppe um Tilly Stefan Reihs ein Mädchen und ein Bub die Blicke auf sich ziehen: Allegra Osthus und Hannes Thiel. Den Hans Staudt junior gibt in dieser Riege Jonas Finkenberger. Eine letzte Rolle ist bislang noch offen bei der Gruppe Reihs. Für Erwin Christofori, der aufgehört hat, wird dringend noch ein Nachfolger gesucht. Er spielte den Superintendenten Zierlein.

Vielleicht, so die Hoffnung der Festspieler, lässt sich diese letzte Lücke ja noch bis zum Mittwoch, 17. Februar, schließen. Denn an diesem Tag beginnen schon die Proben für die Gruppe Reihs. -ww-

An SPD-Tugenden erinnert

$
0
0

Stellvertretender Bundesvorsitzender Thorsten Schäfer-Gümbel zur Migration

ROTHENBURG – „In der Krise beweist sich der Charakter.“ Das hat Helmut Schmidt gesagt, der im vergangenen Jahr verstorbene große Mann der SPD. Eben das bringt es für den stellvertetenden Bundesvorsitzenden der Sozialdemokraten, Thorsten Schäfer-Gümbel, in der derzeitigen Situation auch auf den Punkt. Beim politischen Frühschoppen der Kreis- und Orts-SPD am Samstag im „Rappen“ legte er den Zuhörern nahe, zum Thema Migration und Integration die Grundwerte der Partei zu leben und zu pflegen.

„Lassen sie uns gemeinsam Charakter beweisen,“ betont er zum Ende seiner rund einstündigen Rede vor SPD-Leuten aus Rothenburg und aus dem gesamten Landkreis Ansbach. Langanhaltender Beifall im vollbesetzten Rappensaal. Damit hat er vielen aus dem Herzen gesprochen. Der hessische Landeschef und Fraktionsvorsitzende der Partei hat 2009 seine an Vorwürfen des politischen Wortbruchs und an internen Differenzen gescheiterte Vorgängerin Andrea Ypsilanti abgelöst. Er darf sich zu jenen zählen, die das Bild der neuen SPD und ihrer Führung prägen. Dazu muss er sich nicht verbiegen, wirkt authentisch. Und er weiß ganz offensichtlich, wovon er spricht, In freier Rede beharkt er hier ein Themenfeld, das er bis ins Effeff kennt. Nach allen Regeln anspruchsvoller politischer Rhetorik leuchtet er es aus in seinen vielen Dimensionen.

Im Gespräch: von links stellvertretender Kreisvorsitzender Hans Unger, Landtagsabgeordneter Scheuenstuhl, Thorsten Schäfer-Gümbel, Ortsvorsitzender Günther Schuster und stellvertretender Kreisvorsitzender Rösch.

Im Gespräch: von links stellvertretender Kreisvorsitzender Hans Unger, Landtagsabgeordneter Scheuenstuhl, Thorsten Schäfer-Gümbel, Ortsvorsitzender Günther Schuster und stellvertretender Kreisvorsitzender Rösch.

Sein Stopp in Rothenburg auf dem Weg zum Auftritt im Landkreis Donau-Ries gerät zum packenden Plädoyer für ein Miteinander und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt auch und gerade in dieser sicher nicht leichten Zeit. Vor ziemlich genau einem Jahr sei alles plötzlich gekippt. Was vorher nur eine „Frage in Fernsehbildern“ war, sei zu uns in die Nachbarschaft gekommen, nicht zuletzt mit Kleinkindern als Betroffenen und Schutzsuchenden.

Der frühere wissenschaftliche Mitarbeiter für Europäische Integration am Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen und Referent des Sozial- und Jugenddezernenten der Stadt Gießen ist seit 2013 einer von insgesamt sechs Stellvertretern des Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Er sieht in der bei uns geführten Debatte um die Flüchtlinge die Realität ziemlich auf den Kopf gestellt. Viel zu sehr würden sich die Deutschen selbst unter den gegebenen Vorzeichen als Opfer des syrischen Bürgerkriegs sehen.

Dabei gebe es doch Schicksale wie das dieses dreijährigen Jungen kurdischer Abstammung namens Aylan Kurdi aus Syrien. Der Bub starb am 2. September vergangenen Jahres auf der Flucht vor der Küste von Bodrum im Südwesten der Türkei. Die Bilder von seinem Leichnam erregten weltweites Aufsehen.

Verdreifacht habe sie sich allein im Januar, die Zahl der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge: „Die Krise ist nicht vorbei“. Aber die Konfrontation damit und die Auswirkungen bis hier vor Ort bereite bei uns Schwierigkeiten. Dabei sei der Flüchtlingsanteil in unserem Land weit entfernt von dem beispielsweise im Libanon. Selbst nach großen zurückliegenden Einwanderungswellen wie in der Folge des Zypernkonflikts und weiterer Auseinandersetzungen im südöstlichen Mittelmeerraum mache inzwischen allein der Anteil der Syrer stolze 25 Prozent der Bevölkerung aus.

Ja. Deutschland stehe vor einer großen Integrationsaufgabe. Das räumt Thorsten Schäfer-Gümbel ein. Er lobt bei dieser Gelegenheit ausdrücklich die vielen Ehrenamtlichen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren: „Sie haben diesem Land ein anderes Gesicht gegeben.“ Aber auch der viel gescholtene öffentliche Dienst habe sich in den letzten neun, zwölf Monaten von seiner anderen Seite gezeigt und bewiesen, wie leistungsfähig und flexibel er sei, wenn es darauf ankommt.

Der Formel der Kanzlerin („Wir schaffen das!“) ziehe er persönlich die von SPD-Ex-Kanzler Gerhard Schröder („Wir können das!“) vor, sagt er. Und weiter: „Unsere Arbeit ist die des gesellschaftlichen Zusammenhalts“ Das sei sozialdemokratisches Credo. Da dürfe es kein Gegeneinanderausspielen geben, weder beim Wohnraum noch beim Arbeitsplatz noch in anderer Hinsicht. Daran orientierten sich beispielhafte Integrationskonzepte der Partei, wie das der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Der Rappensaal ist gut gefüllt beim Frühschoppen der Kreis- und Orts-SPD am Samstag. Fotos: Weber

Der Rappensaal ist gut gefüllt beim Frühschoppen der Kreis- und Orts-SPD am Samstag. Fotos: Weber

Dass nun und in absehbarer Zeit noch öfter verschiedenen Versäumnissen hinterhergelaufen werden müsse, spreche nicht gerade für den Weitblick der politisch Verantwortlichen vor fünf Jahren. In Ballungsbereichen Hessens fehlten schon jetzt Zehntausende von Wohnungen und für viele sei die Miete bei Quadratmeterpreisen von 11 bis 14 Euro schlicht nicht mehr bezahlbar.

Es sei angesichts dessen, was schon in Kürze an weiterem Bedarf entstehe, sicher richtig, jetzt „massiv in den Wohnungsbau zu gehen“. Allerdings wäre es nicht schlecht gewesen, wenn man das Defizit schon Anfang des Jahrzehnts angepackt und gegengesteuert hätte, meint Thorsten Schäfer-Gümbel. Hans-Werner Sinn, der vor der Verabschiedung in den Ruhestand stehende Chef des Münchner Ifo-Instituts, zählt für den stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden zu jenen, die mit ihren Äußerungen Stoff für Spaltung liefern. Damit bezieht er sich auf die Vorschläge, den Mindestlohn auszusetzen und dazu auch noch das Rentenalter weiter anzuheben. „Leute wie Sinn vergreifen sich am sozialen Frieden“, entrüstet sich Thorsten Schäfer-Gümbel.

Sicher: Es gelte, die kulturelle und politische Bildung hochzufahren für alle, die ins Land kommen. Von daher begrüße er die Integrationskurse. Freilich seien diese auch Mitgliedern der Bayerischen Staatsregierung zu empfehlen. Diese fabuliere über Integration und reduziere gleichzeitig die Kursangebote. Die Haltung von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kritisiert er scharf. Seinen Vorschlag, entsprechend auffällig gewordene Flüchtlinge noch vor einem Gerichtsurteil abzuschieben, nennt er „verlogen bis zum Anschlag“.

Die Unionsfamilie habe einen Realitätsschock erlitten. Das habe sie sich zu nicht unwesentlichen Teilen selbst zuzuschreiben. Sie habe sich über viele Jahre hinweg standhaft geweigert, das von vielen Seiten immer wieder geforderte Einwanderungsgesetz zu machen, das politische Migration und Arbeitsmigration regelt. Nicht von ungefähr sei das Kanzler-Wort zur Aufnahme der am Stacheldraht der ungarischen Grenze aufgehaltenen Flüchtlinge am Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung 3. Ok-tober 2015 erfolgt. Vor dem Hintergrund der innerdeutschen Geschichte habe das Motto der Feierstunde im Bundestag passend „Grenzen überwinden“ gelautet.

In diesem Zusammenhang macht der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD die internationale Verantwortung unseres Landes zum Thema. Er geißelt die Haltung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Sie beschäftige sich viel zu sehr mit der immer neuen Frage, an welchen Brennpunkten im Ausland die Bundeswehr, deren Einsatzfähigkeit seines Wissens nicht hundertprozentig gewährleistet sei, noch tätig werden solle. Dem hält er als postives Beispiel die unermüdliche und auch effektive Vermittlungstätigkeiten von Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Krisengebieten entgegen. Eine Lösung in Syrien könne nur politisch gefunden werden.

Klar bezieht Thorsten Schäfer-Gümbel Position zur Globalisierung. Sie erfolgreich zu gestalten, sei für unser Land, in dem jeder zweite Arbeitsplatz vom Export abhängt, wichtiger als anderswo. Derzeit bringe jeder Euro, der in den armen Ländern investiert werde, zwei Euro Gewinn. Die 63 reichsten Menschen der Welt haben so viel Vermögen wie 3,5 Milliarden Menschen im Armenhaus der Erde, kritisiert er. Es müsse auch in dieser Hinsicht gelten, was für ihn zum Allgemeingut gehöre: Wenn alle etwas vom Erfolg haben, geht es allen gut. Da brauche aber jetzt in der Familie Quandt keiner Angst haben, auf Mindestlohn-Niveau zu geraten: „Das schafft keine Vermögenssteuer der Welt.“

Landtagsabgeordneter Harry Scheuenstuhl greift das Hauptthema seines Vorredners in seinen anschließenden Anmerkungen auf. Jeden Tag gebe es in Deutschland inzwischen einen Anschlag auf ein Flüchtlingsheim. Der Faschismus habe Einzug gehalten in den bürgerlichen Rand der Gesellschaft: „Da müssen wir dagegenhalten.“

Stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender Christoph Rösch hatte den politischen Frühschoppen von Kreis-SPD und Rothenburger Orts-SPD mit einem Gedicht von Hoffmann von Fallersleben eröffnet. Daraus klang frischer Mut und neue Hoffnung als Wunsch an alle für das noch junge Jahr. Das beziehe sich nicht zuletzt auch darauf, dass es Antworten zu finden gelte für das Zusammenleben in Deutschland, meinte er.

Im Rappensaal konnte er unter den zahlreichen Zuhörern aus Kreis- und Orts-SPD unter anderem auch Alt-Oberbürgermeister Herbert Hachtel und dessen Frau Anna sowie Oberrechtsrat Michael Sommerkorn, den Gebsattler Bürgermeister Gerd Rößler und den Ortsvorsitzenden Günther Schuster begrüßen. Die Rothenburger SPD steuerte zum Frühschoppen musikalische Begleitung mit dem Fraktionsvorsitzenden Dr. Günther Strobel am Keyboard und dessen Tocher Theresa an der Geige bei. Es erklangen zunächst Bachs Air Suite Nr. 3 in D-Dur, dann zum Mitsingen „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit’“ und „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“. -ww-

Erfolg im zweiten Anlauf

$
0
0

Endlich bekam „Mit Feuer und Flamme“ das verdiente Publikum

ROTHENBURG – Im Theater am Burgtor fand ein kleines Kontrastprogramm zum Kneipenfestival statt: In gemütlicher Atmosphäre lauschten etwa 35 Besucher dem Musikkabarett „Mit Feuer und Flamme“ der Theaterwerkstatt Augsburg.

Anklang an Revue-Bar: Tom Gratze am Piano ergänzt Matthias Klösel perfekt.    Foto: Castelo

Anklang an Revue-Bar: Tom Gratze am Piano ergänzt Matthias Klösel perfekt. Foto: Castelo

Schauspieler Matthias Klösel und Pianist Tom Gratze waren schon zum 2. Mal in diesem Januar in Rothenburg, um jedem Interessierten die Möglichkeit zu geben, das Stück zu sehen. Während bei der ersten Vorstellung lediglich 25 Zuschauer gekommen waren, fanden vergangenes Wochenende mehr Kulturinteressierte den Weg ins Theater am Burgtor.

Klösel ist dem Rothenburger Publikum gut bekannt: Regisseur und Schauspieler Reiyk Bergemann, ebenso Mitglied der Theaterwerkstatt Augsburg, verpflichtete ihn 2008 und 2009 als Darsteller am Toppler Theater, wo er den Namensgeber Toppler darstellte. In dieser Rolle überzeugte er, so dass auch der Bayerische Rundfunk Klösel 2008 als Heinrich Toppler in „Der Pate von Rothenburg“ besetzte.

„Mit Feuer und Flamme“ glänzt mit beeindruckend vorgetragenen Liedern von Georg Kreisler, Georg Danzer und ähnlichen Liedermachern mit schwarzem Humor über die Liebe, den Tod und was sich alles dazwischen befindet. Klösels Stimme ist kraftvoll und raumfüllend, sie scheint wie für Musikkabarett gemacht.

Die Lieder werden zwar durch die übergreifende Geschichte um die Apotheke der Familie Engel herum verbunden, größere Zusammenhänge erscheinen jedoch eher zufällig. Mittelpunkt bleiben die unterhaltsamen Lieder mit teils derben Humor, man wähnt sich fast in einer Revue-Bar. Dazu trägt der hauptberufliche Chemiker Tom Gratze am Piano maßgeblich bei.

Er spielt die Melodien fröhlich, tänzerisch, flott und verspielt, auch wenn Klösels Charakter oft aggressiv, verstimmt und schlecht gelaunt ist. Er singt sogar und wirft Geräusche und Ausrufe aus dem Hintergrund ein.

Der Laune des Alkoholikers Engel ist dies jedoch nicht zuträglich. Sein Leben fange wohl erst an, wenn er mal tot sei – das werde sein schönster Tag. Aber „der Mörder ist immer der Gärtner“ und sein liebstes Hobby bleibt „Taubenvergiften im Park“.

Das Rothenburger Publikum sang begeistert mit und bestand mit beharrlichem Applaus auf eine zweite Zugabe. An einem solch kurzweiligen Kleinkunst-Abend ist die Freude groß, dass gegen die Erinnerung kein Kraut gewachsen ist. cas


Aufeinander zugehen

$
0
0

Begegnungsabend mit dem Thema Flucht aus der Sicht der Betroffenen

WINDELSBACH – Seit Herbst letzten Jahres hat der Begriff Flüchtling für die Bewohner der Gemeinde Windelsbach Namen und Gesichter bekommen. 16 Männer wohnen seitdem in Preuntsfelden, eine Familie in Windelsbach. Woher kommen die Menschen? Wie kommt man aus Syrien und dem Irak in diese kleinen Dörfer? Wie ist es ihnen ergangen und wie geht es ihnen jetzt?

Mit einem Tänzchen zu arabischer Musik zeigen die Flüchtinge ihren neuen Mitbürgern einen Teil ihrer Kultur. Foto: privat

Mit einem Tänzchen zu arabischer Musik zeigen die Flüchtinge ihren neuen Mitbürgern einen Teil ihrer Kultur. Foto: privat

Diese und andere Fragen haben die Windelsbacher Kulturinititative „Wiki“ bewegt, gemeinsam mit dem Asylkreis Windelsbach einen Begegnungsabend zu organisieren.

An diesem Abend sollte es Gelegenheit geben, die fremde Kultur näher kennen zu lernen, von der Situation in den Kriegsgebieten zu erfahren und auch persönliche Begegnungen zu ermöglichen.

In der Begrüßung im voll besetzten Gemeindesaal, wurde auf die Aufgabenfelder des Asylkreises eingegangen, auf die Gastfreundschaft, die die neuen Gemeindemitglieder erfahren konnten und auch darauf, Menschen in Not eine Stimme zu geben.

Mit Tänzen, Musik und einer Bilderpräsentation informierten die Flüchtlinge die Gäste über das Leben in ihrem Heimatland Syrien und dem Irak. Thematisiert wurde neben der Vorstellung des Landes auch die Flucht mit ihren Gefahren, aber auch den Begegnungen.

Im Anschluss an das Programm gab es ein kulinarisches Buffet mit syrischen, irakischen und deutschen Speisen. Hier hatten die Besucher Zeit und Gelegenheit, Fragen zu stellen, ins Gespräch zu kommen und Bekanntschaften zu schließen. Mit einem spontanen Tanz von Gästen und Flüchtlingen zu arabischer Musik, klang der Abend aus.

So die Aussage einer 16-jährigen Besucherin im Anschluss an den Abend: „ Das Thema Flüchtlinge aus dem Blickwinkel der Betroffenen zu sehen, hilft mir, sie besser zu verstehen!“ sp

Saure-Gurken-Zeit aufgewertet

$
0
0

ROTHENBURG – Mit dem ungemütlichen Wetter hatte das 11. Kneipenfestival am vergangenen Wo­chen­ende nicht gerade die besten Begleit­umstände. Das schlug auf die Publikumsresonanz durch. Weniger Musikfans und Kneipenjäger als letztes Jahr, wo rund 2000 unterwegs waren, meldete gestern Manfred Metz vom Veranstalter Kammerevents auf Anfrage unserer Redaktion.

 „Der Dicke und der Belgier“ : Gute Musik für den Biergenuss am Tresen, gespielt von einem starken Duo. Foto: Weber

„Der Dicke und der Belgier“ : Gute Musik für den Biergenuss am Tresen, gespielt von einem starken Duo. Foto: Weber

Wieviele es unter dem Strich waren, die um die Häuser zogen? Genaue Zahlen konnte der Organisator nicht nennen. Die Abrechnung war noch nicht gemacht. Aber nach den Informationen, die ihm vorlagen, ging er davon aus, dass es wohl rund 1600 gewesen seien. Das wären etwa 400 weniger als 2015.

Nachdem im Vorverkauf, ähnlich wie im letzten Jahr, etwa 1000 Karten abgesetzt worden waren, lässt sich das miese Wetter ziemlich sicher als Grund dafür benennen, dass am Abend selber dann nicht mehr das Doppelte erreicht wurde.

Nicht kompatibel

Dass es doch eine solche Rolle spielt, obwohl die Lokale in der Regel sicheren Regenschutz bieten! Aber für den angestrebten Wechsel des musikbegeisterten Völkchens zwischen den verschiedenen Standorten kann man sich, zugegeben, einladendere Voraussetzungen vorstellen.

„Alles ruhig verlaufen,“ zieht Polizeihauptkommissar und stellvertretender Polizeichef Friedrich Stahl aus der Sicht der Rothenburger Ordnungshüter Bilanz. Selbst Probleme wie in zurückliegenden Jahren, als andrängende Nachtschwärmer das eine oder andere Lokal mit späten Schlusszeiten überforderten, habe es diesmal nicht im Ansatz gegeben.

Terminlich werde man sich auch nach den schlechten Wettererfahrungen 2016 im kommenden Jahr nicht in Abenteuer stürzen und Experimente wagen, kündigt Manfred Metz an. Der letzte Samstag im Januar ist gesetzt für das Kneipenfestival in Rothenburg und dabei bleibt es.

Kontinuität gilt gerade in dieser Hinsicht als wichtige Voraussetzung. Zum einen sind die Terminpläne der Bands und der Kneipenjagden andernorts darauf ausgelegt. Zum anderen ist die Rothenburger Gastronomie in der Sauren-Gurken-Zeit froh, dass es diese Veranstaltung gibt.

Kontinuität steht auch beim musikalischen Angebot im Vordergrund. Unter den zwölf Bands, die diesmal für gute Musik und für Stimmung sorgten, waren acht Mal „die üblichen Verdächtigen“, bei nur vier „Neulingen“. Längst ihre eigene Fangemeinde beim Kneipenfestival in Rothenburg haben unter anderem „The Cräcker“, die im „Pulverer“ bei Cover-Songs ihre Stärken als fundiert ausgebildete Pop-Musiker ausspielen und zum Tanzen einladen konnten.

Mit „The Custers“ schlugen Neulinge auf im „Greifen“. Es sprach sich in Windeseile herum, dass hier Hits vergangener Jahre in interessanter Mischung und Abfolge geboten werden. Entsprechend war der Andrang der Musik- und Feierbegeisterten. Auf Anhieb einen Draht zum Publikum fanden unter anderem auch – trotz ihres fast abschreckenden Namens – „Der Dicke und der Belgier“ im „Landwehr Bräu am Turm“ als weitere Neulinge. Sie würden Altes und Neues mit Hammer und Säge in die Stilrichtung der Dreifaltigkeit bringen, hieß es in der Ankündigung. Unter dem Strich standen Rock, Pop und Soul, ansprechend und eingängig serviert.

Die „Molkerei“ lud sich die Band „Liedfett“ aus Hamburg als Neuling ein beim Kneipenfestival. Und von der ersten Sekunde an fanden die drei Jungs aus dem hohen Norden den Draht zum Publikum. Der fing mit zunehmender Spieldauer immer mehr das glü̈hen an und wer dachte er wü̈rde irgendwann verglü̈hen, dachte falsch. Das „Liedermaching Underground“, wie die Band ihren Stil selbst bezeichnet, ließ bis zum Schluss niemanden zur Ruhe kommen. Schlagzeug, Gitarre, Gesang und deutsche Texte. Ganz viel rohe Musik und keinerlei musikalische Grenzen. „Liedfett“, ab dem 4. Mä̈rz mit neuem Album auf Deutschland-Tour, machten an diesem Abend ganz einfach richtig „fette“ Lieder.

Mitreißend

Im Gasthof „Butz“ sorgten „The ­Beersteins“ mit ihren Coversongs im speziellen und teils ganz eigenen Acoustic- und Bluegrass-Stil fü̈r gewohnt ausgelassene Stimmung. Als Besucher fand man kaum Platz, durfte sich dafü̈r aber mitreißen lassen von Songs aus einigen Jahren Musikgeschichte und Musikgegenwart in teils ganz neuem klanglichen Gewand. Von Mundharmonika ü̈ber Mandoline bis hin zum Banjo ließen die jungen Musiker keine Gelegenheit ungenutzt, ihrem Auftritt besonderen Charakter zu verleihen.

Wer auf seiner Kneipentour in der „Wuwi“ Halt machte, kam nicht an den „Smashed Potatoes“ und einem herrlich rockigen Musikprogramm vorbei. Ob Green Day, die Red Hot Chili Peppers, Depeche Mode oder Coldplay. Mit einer unendlich scheinenden Auswahl von Covern, bevorzugt aus dem Rock der 90er, war fü̈r jeden was dabei. Mehr als rockig war auch die Stimmung. Bisweilen war die „Wuwi“ so voll, dass man kaum mehr zur Tü̈r hereinkam. og/-ww-

„Wertvolle Arbeit“

$
0
0

Verband für landwirtschaftliche Fachbildung zog Bilanz

ROTHENBURG – In der Jahreshauptversammlung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) stand ein Vortrag über die bäuerliche Waldbewirtschaftung im Wandel der Zeit im Mittelpunkt. Dabei stellte Referent Herbert Kolb die These „Waldbank statt Weltbank“ am Ende seines Vortrags als Fazit in den Raum.

VLF-Vorsitzender Helmut Siller und Geschäftsführer Hartmut Schwinghammer (v.l.).  Foto: hap

VLF-Vorsitzender Helmut Siller und Geschäftsführer Hartmut Schwinghammer (v.l.). Foto: hap

Zu der Versammlung, die am Samstagnachmittag im Theatersaal der Evangelischen Tagungsstätte im Wildbad über die Bühne ging, konnte VLF-Vorsitzender Helmut Siller eine Reihe von Gästen und Ehrengästen willkommen heißen, unter anderem auch seinen Vorgänger und Ehrenvorsitzenden Robert Karr aus Oberscheckenbach. Seit zwei Jahren führt nun Helmut Siller (52) aus Traisdorf den Kreisverband Rothenburg. Zweite Vorsitzende ist Erna Korn aus Burghausen.

Zur Zeit gehören dem VLF Rothenburg insgesamt 1003 Mitglieder an. Wie dem Bericht von Landwirtschaftsoberrat Hartmut Schwinghammer als VLF-Geschäftsführer zu entnehmen war, hat der Verband auch zuletzt wieder eine umfangreiche und vielseitige Erwachsenenbildung betrieben. Bei den Hauptversammlungen zählte man insgesamt 235 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. In Rothenburg waren es 90. Bei der Frauenversammlung zum Thema „Demenz“ waren es 110 Teilnehmerinnen.

Tagesfahrt in die Oberpfalz

Bereits in den Anfangsjahren des Verbandes gehörte es dazu, landwirtschaftliche Führungen, Exkursionen sowie Praxisveranstaltungen zu organisieren und durchzuführen. So gab es auch im vergangenen Jahr eine Tagesfahrt in die Oberpfalz mit 54 Teilnehmern aus dem Bereich Rothenburg und rund 300 Teilnehmern insgesamt (einschließlich Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach). Bei den Praxisveranstaltungen ging es um die Themen Kartoffeln, Brotaufstriche und Nachtische. „Die süße Versuchung – schnell und lecker“, hieß es bei Letzterem.

Es gab nicht nur einen Milchviehtag, sondern auch Pflanzenbautage sowie Führungen zum Thema Mulchsaat und Zwischenfrüchte. „Der VLF bietet ein breites Angebot“, stellte Landwirtschaftsoberrat Hartmut Schwinghammer besonders heraus und listete in seinem Rückblick und Geschäftsbericht weitere Veranstaltungen und Aktivitäten auf. So hat man unter anderem auch beim Ferienprogramm der Stadt Rothenburg mitgemacht, das Freilandtheater in Bad Windsheim besucht und Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft durchgeführt.

„Zur Zeit ist die Landwirtschaftsschule sehr gut besucht“, ließ Schwinghammer in seinen Ausführungen wissen. Im ersten Semester seien es 20 Schüler, im dritten 21. Auf Ausgaben in Höhe von rund 14000 Euro konnte Bürgermeister Richard Strauß aus Dornhausen in seinem VLF-Kassenbericht für die letzten zwei Jahre verweisen und erhielt einstimmige Entlastung.

Was den einmündig erfolgten Beschluss über die Neufassung der VLF-Satzung betraf, so ging es dabei insbesondere um den Punkt Gemeinnützigkeit. So sieht diese als eine der erweiterten Aufgaben des VLF Rothenburg vor, unter anderem auch Kultur und Brauchtum im ländlichen Raum zu pflegen. Die Durchführung der Aufgaben erfolge „vorwiegend im Rahmen von Praxisveranstaltungen, Fachvorträgen sowie Lehrfahrten“, heißt es in der neuen Satzung.

Vortrag mit Bildmaterial

Überaus gut angekommen ist bei den versammelten Mitgliedern der Vortrag von Herbert Kolb vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach. „Die bäuerliche Waldbewirtschaftung im Wandel der Zeit“, lautete das Thema. Dabei handelte Kolb die Kette „Hutewald – Mittelwald – Hochwald“ anschaulich ab, immer unterlegt mit entsprechendem, oft historischem Bildmaterial.

Der Wandel zum Hutewald brachte Holz und Land im Überfluss, bedeutete aber das Ende der „unberührten Landschaft“. Heute gehe es beim Wald darum, im Klimawandel zu bestehen. „Die Submission ist die grausamste Art, Holz zu verkaufen“, sagte der Referent am Ende seiner Ausführungen.

In seinen Grußworten sprach Landrat Dr. Jürgen Ludwig die aktuelle Situation der Gesundheitsversorgung im hiesigen Raum an. „Der Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe muss uns allen ein Anliegen sein“, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl. Landtagsabgeordneter Jürgen Ströbel hob in seinem Grußwort die zahlreichen Aktivitäten des VLF Rothenburg hervor und dankte für die „wertvolle Arbeit“.

In der Jahreshauptversammlung wurde Landwirtschaftsmeister Werner Mohr besonders geehrt. Auf seinem Betrieb wurden seit dem Jahre 1986 insgesamt 47 Lehrlinge ausgebildet. Schon seit 1987 ist Werner Mohr auch Mitglied im Prüfungsausschuss im Ausbildungsberuf Landwirt. Erna Korn, Zweite Vorsitzende des VLF Rothenburg, überreichte Werner Mohr das silberne Verbands-abzeichen. Geehrt wurden auch eine Reihe von Mitgliedern, die schon 60 Jahre dabei sind. Am Abend fand im Theatersaal zudem der traditionelle „VLF-Ball“ statt. hap

Runder Geburtstag

$
0
0

Geslau schmiedet schon Pläne für großes Jubiläum

GESLAU – Der Ort Geslau feiert in diesem Jahr die im Jahr 1216 erstmalige urkundliche Erwähnung. Seit Wochen planen Vereine und Privatpersonen um Bürgermeister Richard Strauß und Gemeinderat die mehrtägigen Feierlichkeiten aus Anlass dieses Jubiläums.

„Ländliche Idylle an der Burgenstraße“: So wirbt die Gemeinde Geslau für sich – Im September steht die 800-Jahr-Feier an. Foto: privat

„Ländliche Idylle an der Burgenstraße“: So wirbt die Gemeinde Geslau für sich – Im September steht die 800-Jahr-Feier an. Foto: privat

Zwar ist die offizielle Urkunde vom 17. August 1216 und damit Geslau nach geläufiger Definition rund 200 Jahre jünger als Aidenau mit der ers­ten Erwähnung in der Wildbannurkunde aus dem Jahre 1000. Doch dürfte auch Geslau bereits damals bestanden haben. Zu den Feierlichkeiten Anfang September sind ein Umzug, eine historische Handwerkerausstellung, ein musikalischer und ein politischer Abend geplant. Darüber hinaus arbeiten einige Bürger an einer Festschrift, die den geschichtlichen Werdegang Geslaus im regionalen Zusammenhang darstellt.

„Gesselere“ seit 1216

Otto III. schenkte im Jahr 1000 das zu Burgbernheim und Leutershausen gehörende Waldgebiet, das weitgehend mit dem Geslau-Colmberger Becken identisch ist, dem Bischof zu Würzburg. In der detaillierten Grenzbeschreibung werden zahlreiche Orte wie zum Beispiel Aidenau und Preuntsfelden erwähnt. Geslau taucht in den Aufzeichnungen zwar nicht auf, dürfte aber durchaus schon bestanden haben. „Gesselere“ (Geslau) wird erstmals 1216 im Zusammenhang mit Zehnteinnahmen des Würzburger Bischofs genannt. 1241 wird an gleicher Stelle wie die heutige Kirche ein Gotteshaus erwähnt.

Bis Ende des 14. Jahrhunderts verbleibt Geslau im Besitz des Hochstiftes Würzburg, belegt durch die Abgaben namentlich bekannter Höfe. Diese verteilten sich auf drei Siedlungsteile: Geslau, den Höfen am Donnersberg und Wulfingen, dessen genaue Lage unbekannt ist. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelangen die Zehntrechte durch Verkauf größtenteils an den Burggrafen zu Nürnberg, den späteren Fürsten von Ansbach. Zwar sind die Namen und Abgaben der Besitzer überliefert, nicht jedoch die Lage der Höfe.

Im Markgrafenkrieg (1449 bis1450) und im Bauernkrieg (1524 bis 1525) kam es in Geslau zum Teil durch die Truppen des Markgrafen selbst zu Plünderungen und Brandschatzungen. Besonders dramatisch erwiesen sich auch in Geslau die Folgen des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) und den Pestepidemien.

Von den insgesamt rund 30 archivalisch belegten Hofstellen in den Jahren 1635 und 1636 waren zehn verlassen oder verfallen, die Felder unbewirtschaftet. So war es nicht verwunderlich, dass die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich und Bayern wegen ihrer Weigerung den evangelischen Glauben aufzugeben ausgewanderten „Exulanten“ willkommene Neubürger waren. In den Kirchenbüchern Geslaus findet man die Namen von 70 Exulanten.

Die diversen aus dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert geltenden grundherrschaftlichen Verhältnisse, die beim Grundherren liegende niedere Gerichtsbarkeit und die beim Landesfürsten liegende hohe Gerichtsbarkeit führten immer wieder zu Streitigkeiten. Nachdem der letzte Fürst von Ansbach 1791 abgedankt hatte gelangte das Fürstentum Ansbach an Preußen. In der Folgezeit wurde die Grenzziehung zwischen Preußen und benachbarten Territorien bereinigt und mussten in den heutigen Teilorten von Geslau die hohenlohischen Untertanen zu preußischen Untertanen werden.

Erst nachdem Geslau 1806 nach den napoleonischen Kriegen zum Königreich Bayern kam wurden bis etwa Mitte des Jahrhunderts die grundherrschaftlichen Verhältnisse zum Teil gegen Einmaligzahlungen aufgelöst und die Bauern Eigentümer ihrer Höfe. Diese Zahlungen bedeuteten im gesamten Mittelfranken aber auch große Schwierigkeiten und es kam häufig zu Versteigerungen von Höfen und der Auswanderung (oft nach Nordamerika).

Schneller, starker Wandel

Das 20. Jahrhundert brachte neben dem beginnenden öffentlichen Personennahverkehr, dem ländlichen Kreditgenossenschafts- und Absatzgenossenschaftswesen leider auch zwei Weltkriege, an denen Geslauer teilnehmen mussten und fielen. Sie ist geprägt durch einen schnellen und starken Wandel sowohl in der Landwirtschaft als auch der Bevölkerungsstruktur, dem die Politiker wie in allen ländlichen Gemeinden durch verschiedene Maßnahmen Rechnung tragen mussten: die Flurbereinigung der 70er Jahre in Verbindung mit der veränderten Straßenführung durch Ausbau der Staatsstraße, der Anschluss an die Fernwasserversorgung und dem Zusammenschluss zu Gemeindegrenzen überschreitende Allianzen wie die Kommunale Allianz Obere Altmühl und Rothenburger Land, um Aufgaben anzugehen, die eine Gemeinde alleine nicht lösen kann. Derzeit nimmt Geslau mit Projekten im Rahmen der Leaderregion Romantische Straße und dem Programm „ELER“ teil.

Trotz fast stagnierender Bevölkerungszahl des Ortes und der Gemeinde dehnte sich der Ort flächenmäßig aus. Im Gegensatz zu mancher Nachbargemeinde konnte Geslau infrastrukturelle Einrichtungen – zum Teil in Kooperation mit Nachbargemeinden bisher halten: Kindergarten, Grundschule, zwei Bankfilialen und Lebensmittelmarkt. Auch der frühe Anschluss an das schnelle Internet mag für die Ausstattung Geslaus mit einem differenziertem Angebot an Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben verantwortlich sein. bh

Großartiger Dirigiereffekt

$
0
0

Karl-Friedrich Beringer führte Ansbacher Kammerorchester ohneTaktstock

ROTHENBURG – Mit einem außerordentlich attraktiven Konzertprogramm zum neuen Jahr gastierte das erweiterte Ansbacher Kammerorchester in der Rothenburger Reichsstadthalle.

Besonderes Konzerterlebnis: das Ansbacher Kammerorchester unter Karl-Friedrich Beringer. Foto: Nitt

Besonderes Konzerterlebnis: das Ansbacher Kammerorchester unter Karl-Friedrich Beringer. Foto: Nitt

Unter der Leitung des durch den Windsbacher Knabenchor international bekannten und geschätzten Dirigenten Karl-Friedrich Beringer kamen zwei Sinfonien von Franz Schubert und das Klavierkonzert Nr. 1 von Ludwig van Beethoven zur Aufführung.

Gänsehaut-Effekt

Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein von jahrelanger intensiver Chorarbeit geprägter und profilierter Künstler ein reines Orchesterkonzert erarbeitet und dirigiert. So war es nicht verwunderlich, dass Beringer das Orchester ohne Taktstock leitete, somit beide Hände zur plastischen Klanggestaltung einsetzte und dabei an den legendären Karl Richter erinnerte.

Der Effekt war großartig: er ani­mierte die hervorragenden Musiker(innen) zu Höchstleistungen und die überaus zahlreichen Besucher hörten Musik auf hohem Niveau, die „Gänsehaut entstehen ließ“.

Den Programmauftakt bildete die Sinfonie Nr. 8 in h-moll, die sogenannte „Unvollendete“. Schon die zu Beginn des ersten Satzes (Allegro Moderato) in den Celli und Bässen erklingende dunkle, geheimnisvolle Melodie ließ eine großartige Interpretation erahnen. Nach dem ebenfalls im pianissimo vorgetragenen zweiten Thema folgte die berühmte Ländlerweise, die Schuberts Nähe zur Wiener Volksmusik spüren lässt.

Mit klarer, ausdrucksstarker Ges­tik führte Beringer das Ansbacher Kammerorchester sicher durch alle tragischen Stimmungsschwankungen und durch die schroffen, dynamischen Gegensätze dieser Musik, die als Inbegriff der Romantik gelten kann. Auch die innige Interpretation des zweiten Satzes (Andante con moto) war voller emotionaler Höhepunkte und beeindruckend.

Nun folgte das Klavierkonzert Nr. 1 in C-Dur op. 15 mit dem Solisten Paul Sturm. Das dreisätzige Werk ist inhaltlich, stilistisch und auch in der Form stark an den Klavierkonzerten von Haydn und Mozart orientiert. Orchester und Solist inspirierten sich gegenseitig und musizierten in makelloser Harmonie heroische Passagen, aber auch intime musikalische Zwiegespräche.

Aus dem Ärmel

Paul Sturm de­mons­trierte seine außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten und schüttelte die brillanten Läufe nur so aus dem Ärmel. Er meisterte seinen Part in jeder Hinsicht bravourös und wurde mit großem, stürmischen Beifall bedacht. Als Zugabe erklang das liebevoll interpretierte, relativ unbekannte Klavierstück „Gute Nacht!“ des tschechischen Komponisten Leos Janácek.

Nach der Pause stand die Sinfonie Nr. 4 in c-moll, die „Tragische“ von Franz Schubert, auf dem Programm. Das ziemlich genau vor 200 Jahren komponierte Werk erinnert nicht nur bezüglich der Tonart an Ludwig van Beethovens „Schicksals-Sinfonie“.

Hier gelang Beringer mit dem Ansbacher Kammerorchester eine glutvolle, überaus dramatische Interpretation, die von leidenschaftlichen Steigerungen, jähen Generalpausen, berückend schönen Melodien und eigenwilliger Rhythmik geprägt war.

Das Orchester präsentierte sich in „meisterhafter Form“ und erhielt zusammen mit dem Dirigenten langanhaltenden, herzlichen Beifall für dieses herrliche Konzert zum neuen Jahr. Das Kulturforum und Jürgen Klatte haben das musikalische Ereignis möglich gemacht. ni

Viewing all 3488 articles
Browse latest View live




Latest Images