Einladung zu Musik, Theater, Filmvorführung, Gebet und Geselligkeit – Büfett bestücken
ROTHENBURG – Rothenburg lebt kulturelle Vielfalt: jeden Tag bei Begegnungen und Gesprächen zwischen Nachbarn, Kollegen und Mitmenschen am Arbeitsplatz, in Schule und Freizeit. Braucht es deshalb überhaupt eine organisierte „Interkulturelle Woche“, um das harmonische und respektvolle Miteinander auszubauen?
Die Stadt als „Ort der Vielfalt“ will Flagge zeigen. Die „Interkulturelle Woche“ ist eine bundesweite Aktion, die ihren 40sten Geburtstag in diesem Jahr feiert – und auch in Rothenburg begangen wird. Unter Federführung von Andrea Krauss-Gonzalez vom Arbeitskreis „Ort der Vielfalt“ und Irmgard Fischer, Ansprechpartnerin für Gemeinwesen und Soziales bei der Stadt Rothenburg. Das Programm beginnt am Montag, 28. September, um 19 Uhr mit einer Filmvorführung im Gemeindehaus St. Jakob am Kirchplatz. Es handelt sich dabei um das Film-Lese-Projekt aus Senegal mit der Dokumentarfilmgruppe von Thilo Pohle mit Heike Pfänder aus dem Jahr 2006, den das Erzbistum Bamberg anlässlich der Partnerschaft mit der Diözese Thiés in Auftrag gegeben hat. Die in West-Afrika gestellten Fragen sind inzwischen weitergewandert. Schüler einer von Missionaren gegründeten Schule auf dem Land mitten in Tansania haben sie inzwischen ebenso beantwortet wie indische Jugendliche aus Tiruvannamalai, zu denen die Weltmission in Nürnberg den Kontakt hergestellt hat. „Was hörst und siehst du als erstes, wenn du morgens aufwachst?“, „Wer ist dein bester Freund und warum?“, aber auch „Hast du schon mal Erfahrungen mit Drogen gemacht?“ – so und ähnlich lauten die Fragen, die überall dieselben sind. Am Dienstag, 30. September, veranstaltet der katholische Kindergarten in der Erlbacher Straße ab 14.30 Uhr einen unterhaltsamen Nachmittag mit Spielen, Liedern und kleinen Aktionen für Kinder und Erwachsene sowie Verköstigung aus verschiedenen Kulturen. Zur Begegnung mit Flüchtlingen wird am Freitag, 2. Oktober, in den Theatersaal des Wildbades eingeladen. Etwa 25 Flüchtlinge leben derzeit in Rothenburg, in einem von einem Privatmann vermieteten Wohnhaus in der Altstadt, sagt Andrea Krauss-Gonzalez, zuständig bei der Arbeiterwohlfahrt für die Migrationsberatung erwachsener Zuwanderer. Die Intension dieser Veranstaltung: zu Beginn um 17 Uhr das Kennenlernen der Teilnehmer zu fördern, Kontakte zu erleichtern und zu festigen. Die Besucher werden gebeten, selbst zubereitete Speisen für ein gemeinsames Büfett mitzubringen und in geselliger Runde zu verzehren. Rückfragen sind unter Telefon 0151/51409137 möglich.
Um 18 Uhr beginnt der offizielle Teil mit Begrüßung. Im Anschluss spielt die Theatergruppe „Integral“ aus Ansbach eine Szene aus „Alice im Wunderland“. Die Gruppe besteht aus Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Herkunftsländern und wird seit vielen Jahren von der Integrationsbeauftragten der Stadt Ansbach, Iryna Savchenko, geleitet. Weitere Akzente setzt ab 20 Uhr das Ensemble „Winterstein“ mit Musik deutscher Sinti. Den Auftritt der Band finanziert Rothenburgs größter Arbeitgeber Electrolux. Der Erlös des Abends wird für die Förderung der sprachlichen und kulturellen Integration der Asylbewerberfamilien verwendet, so Andrea Krauss-Gonzalez. Am Samstag, 3. Oktober, (Feiertag „Tag der Deutschen Einheit“) lädt die rund 100-köpfige türkisch-islamische Gemeinde schon seit Jahren in das kleine Kulturzentrum in der Johannitergasse ein. Wer nicht weiß, was sich hinter den Mauern des Gebäudes befindet, käme wohl nie auf die Idee, vor einer Moschee zu stehen, denn sie hat kein Minarett (Turm) für den Gebetsrufer. Ein Schild neben dem Eingang, ein Schaukasten und Fahnen mit der türkischen und deutschen Flagge vor dem ehemaligen Wohnhaus mit kleinem Garten verweisen auf den Ort der Begegnung und des Gebets. Bei der Gemeinde handelt es sich um einen eingetragenen Verein nach deutschem Recht, der sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Um herauszufinden, wie es zugeht an einem rituellen Ort des gemeinschaftlichen islamischen Gebets, der gleichzeitig sozialer Treffpunkt ist, hilft nur eins: einfach rein in so eine Moschee, wo auch Nicht-Muslime gerne gesehen sind und mit einem freundlichen Gruß empfangen werden. Im Flur streift man die Schuhe ab und betritt strumpfsockig oder barfuß den Gebetssaal im Erdgeschoss mit dem dicken Teppich. Der Imam ist Beamter des türkischen Staates. Gebetet wird vor der Gebetsnische. Bei dem Wechsel zwischen Stehen, Knien und Niederwerfen auf die Erde ist nicht nur der Geist, sondern auch der Körper am Gebet beteiligt. Das Gemeindehaus ist eine Mischung aus Gebetsstätte, geselliger Treffpunkt und Schule. Der Begegnung mit der türkisch-islamischen Gemeinde und dem neuen Imam und einem Gebet folgt eine Kirchenführung in St. Jakob mit Gästepfarrer Dr. Oliver Gußmann. Im Geiste gegenseitiger Toleranz und Rücksichtnahme können Christen und Muslime zu einem echten Miteinander kommen und das Gemeinsame zwischen Islam und Christentum entdecken. Etwa das Bedürfnis nach Orientierung. Ein religiös untermauertes Wertebewusstsein kann Halt und emotionale Stabilität geben. sis