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Zusammen singen

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Flüchtlinge und Einheimische bilden einen Chor

ROTHENBURG – Sie sprechen Arabisch, Persisch, Kurdisch, Serbisch, Englisch. Die Flüchtlinge lernen fleißig Deutsch – auch beim Singen mit Einheimischen. Das Chorprojekt unter der Leitung von Cornelia Kartak hat erst begonnen und findet guten Zuspruch.

Seit drei Wochen treffen sich Jugendliche und Erwachsene, Flüchtlinge und Einheimische jeden Montagabend um 19.30 Uhr in der Düllstube im Gemeindezentrum Jakobsschule zur Übungsstunde. Der Raum füllte sich bis zur Kapazitätsgrenze. Cornelia Kartak beginnt mit Lockerungsübungen und Einsingen, um die Stimme aufzuwecken, den Kehlkopf aufzuwärmen, Höhe und Tiefe auszuloten. Die Stimme muss sich erst auf die feineren Muskelabläufe einstimmen, die beim Singen stattfinden. Ihr Mann, Martin Kartak, übernimmt mit Gitarre und Gesang die musikalische Begleitung. Auch die beiden gemeinsamen Töchter verstärken den gemischten Chor.

Chorleiterin Cornelia Kartak: „Mit Musik lässt sich viel lernen.“

Chorleiterin Cornelia Kartak: „Mit Musik lässt sich viel lernen.“

In der Singstunde ist auch Zuhören wichtig, wie im Leben. Cornelia Kartak legt Wert darauf, dass die Sängerinnen und Sänger sauber singen lernen. Ihre direkte Art kommt gut an. Die Aussprache wird geübt, so können die Zuwanderer auch ihr Deutsch verbessern und die schwierige deutsche Grammatik lernen. Einzelne Begriffe müssen erst erklärt werden. Rodeln kennt nicht jeder Flüchtling.

Um die Mehrstimmigkeit anzubahnen in der ungeübten Gruppe, erfordert es in erster Linie Geduld. Auch die Rothenburger Neulinge in der Musiktheorie sind gefordert, die einzelnen Töne, die ihnen vorgespielt werden, einigermaßen korrekt nachzusingen und beim mehrstimmigen Kanonsingen nicht durcheinander zu geraten. Die Experimente fördern den Spaß an der Sprache und am Rhythmus. Auch der gesellige Aspekt und das Gespräch kommen dabei nicht zu kurz.

Die Liedtexte lasen die Chormitglieder vom Blatt oder von der Tafel ab. Übung macht den Meister. Mehrmals wiederholte die Gruppe das Lied „Bau nicht dein Haus auf den losen Sand“ und das freudige Jahreszeiten-Lied „Ich liebe den Sommer, die Herbstzeit und den Winter“. Zur bekannten Melodie „Laudato si“ (Sei gepriesen) aus dem Sonnengesang des Franz von Assisi hat Cornelia Kartak einen Text geschrieben, der die verschiedenen Menschen und Kulturen zusammenbringt und die Begegnungen vervielfältigt: „Wir kommen aus vielen Kontinenten und Religionen und wir singen hier zusammen, denn Musik ist die Sprache, die alle verstehen.“ Als wiederkehrender Vers erklang der signalhafte Text: „Wir sind Zusi – Wir wollen zusammen singen.“ Voraussetzungen, um im Chor dabei zu sein, gibt es eigentlich keine. Wer

Musik verbindet Kulturen: Das Chorprojekt fördert den Spaß und integriert Flüchtlinge in den Kreis der Einheimischen. Fotos: Schäfer

Musik verbindet Kulturen: Das Chorprojekt fördert den Spaß und integriert Flüchtlinge in den Kreis der Einheimischen. Fotos: Schäfer

kommen will, sollte auf jeden Fall Spaß am Singen mitbringen. Vielleicht spielen ja einige ein Instrument, das sich in die Chor-Arrangements einbauen ließe. Vor keiner Chorprobe weiß Cornelia Kartak, wie viele Menschen kommen werden und welche Erwartungen und Voraussetzungen sie mitbringen. Das verlangt auch Improvisat­ions­talent. An Auftritt denkt die Chorleiterin zu Beginn des Projektes noch nicht. Doch sie will nicht ausschließen, dass man nach einiger Zeit auch eine kleine Vorstellung geben könnte. sis


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