Arbeitseinsatz am steilen Tauberhang: mühsam und kostspielig
ROTHENBURG – Rothenburg wächst zu. Es ist gar nicht so einfach, dem satten Grün und der üppigen Vegetation Herr zu werden. Erst recht an Steilhängen und anderen schwer zugänglichen Stellen. Dann geht der Rückschnitt richtig ins Geld.
Jüngstes Beispiel: Die Sanierung eines Regenüberlaufs unterhalb der Mergentheimer Straße gegenüber der Waschstraße wäre eigentlich keine große Sache gewesen. In der künstlich angelegten Natursteinrinne waren altersbedingt in den letzten Jahren durch Ausspülungen tiefe Löcher entstanden, die immer größere Ausmaße annahmen. Das Bauamt sah die Notwendigkeit, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, um weitere Folgeschäden für das Gesamtsystem zu vermeiden. Mit angemischtem Beton konnten die losen Steine wieder befestigt und die Löcher geschlossen werden.
Die Maßnahme kostete sechstausend Euro. Das lag aber nicht am Personal- und Materialeinsatz, sondern am hohen technischen Aufwand. Für eineinhalb Tage wurde ein fahr- und steuerbarer Kran benötigt für die schwer zugänglichen Stellen in dem dicht mit Eschen zugewachsenen steilen Tauberhang. Mensch und Material wurden mit einem Korb auf über fünfzig Meter hochgezogen und über die Baumwipfel gehievt. Über der beschädigten Natursteinrinne und dem stellenweise bemoosten Regenrückhaltebecken aus Beton ließ der Kranführer die Fracht zwischen Bäumen, Hecken und Gestrüpp auf verschiedene Höhen hinab und holte sie auch wieder herauf.

Nicht nur eine weltoffene, sondern auch eine grüne Stadt: Wohnbebauung mit Berufsschule und im Hintergrund der Galgentorturm. Fotos: Schäfer
Das bauliche Konstrukt für die Entwässerung stammt aus der Nachkriegszeit. Vielleicht aus den 60er oder 70er Jahren. So richtig lässt sich das anhand der Unterlagen gar nicht mehr nachvollziehen, sagt Rudolf Krämer vom städtischen Tiefbauamt. Die naturnahe Einrichtung ist noch immer von großem Nutzen, trotz eines vorgeschalteten unterirdischen Regenüberlaufbeckens aus neuerer Zeit als Zwischenspeicherung, um bei Starkregen das städtische Kanalnetz und die Kläranlage im Taubertal hydraulisch zu entlasten und den Schmutzfrachteintrag in die Gewässer zu reduzieren.
Das System dient auch dem Umweltschutz. Bei Trockenwetter und bei kleineren Regenfällen wird der Zufluss aus dem Einzugsgebiet über Abwasserkanäle direkt zur Kläranlage weitergeleitet. Bei starken Regenfällen geht es darum, das Wasser zu sammeln und langsam wieder abfließen zu lassen in die oberirdische Natursteinrinne, die das Wasser weiterträgt bis hinunter zur Bronnenmühle, wo es schließlich in den natürlichen Kreislauf zurück befördert wird.
Auf dem Weg nach unten bremsen künstliche Schwellen in der Fließwasserrinne und das offene Betonbecken im Talhang die hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers wegen des starken Gefälles. Seitlich gibt es einen Zulauf, der von einer Quelle gespeist wird. Das kühle Nass sprudelt aus einer Art Tunnel, der sogar ein paar Meter begehbar ist und erst im Berg aufhört. Es gibt auch eine steile Steintreppe aus roh geschlagenen Quadern in dem zugewachsenen Tauberhang. Ein mühsamer und nicht ungefährlicher Transportweg. Die Stufen durch das unwegsame Gelände sind eng, glatt, von Moos bedeckt und glitschig geworden. Es besteht die Gefahr auszurutschen und sich beim Sturz alle Knochen zu brechen. Mit der Krankabine konnten die Mitarbeiter die hohen Bäume erklimmen und im sicheren Stand mit der Säge die Äste ausschneiden. Das sperrige Schnittholz ließ sich mit dem Metallarm gut verladen und transportieren.
In den letzten Jahren werden von verschiedenen Seiten immer wieder Forderungen laut, Sichtachsen auf die Altstadt im dichten Bewuchs des Riviera-Hangs freizuschneiden. Das ist leichter gesagt als getan und natürlich auch eine Frage des Geldes. sis