Campus Rothenburg mit Ansprachen und schönen Gesten eröffnet
ROTHENBURG – Es war etwas Großes für Rothenburg und sein Umland, für die gesamte Region und besonders auch für die Hochschule Ansbach: die Eröffnung des Campus mit der Auftaktveranstaltung am Freitag, sozusagen an der Schwelle in dieses Wochenende. Dementsprechend ist der Rahmen ausgefallen. In der Turnhalle der Luitpoldschule fiel vor vielen Gästen aus dem öffentlichen Leben im fast feierlichen Ton der Startschuss für den Studienort Rothenburg.
Alle Redner waren sich einig: Dieser Moment ist ein ganz besonderer und von grundlegender, ja fast epochaler Bedeutung. Professorin Dr. Ute Ambrosius, die Präsidentin der Hochschule Ansbach, hob in diesem Zusammenhang – nachdem sie das Zustandekommen „ihrer Filiale“ als große Gemeinschaftsleistung von vielen Seiten gelobt hatte – unter anderem das innovative Konzept des Lehrens und Lernens in diesem neuen Studiengang „Interkulturelles Management“ in Rothenburg hervor.

Kellermeister Ottomar Dörrer reicht jedem Studierenden einzeln den Pokal und lässt daraus trinken.
Es sei beabsichtigt, damit Strahlkraft über die Region hinaus zu entwickeln, betonte sie. Bayernweit einmalig sei dieser Ansatz mit den über weite Strecken vorgesehenen Online-Phasen und dem damit verbundenen starken Einsatz digitaler Medien. Lerninhalte werden für interaktive Lernmodule zur Verfügung gestellt. Es gibt Fristen und Zeitvorgaben fürs Bearbeiten von Aufgaben, aber natürlich auch Tutoren, die bei Rückfragen weiterhelfen. Strukturierter Ansatz mache individuelles Gestalten möglich. Nachfassen sei durch die verschiedenen Module für die Studierenden ebenso möglich wie schnelleres Vorgehen.
Neben diesem Lernen auf digitalen Weg gibt es für die Erst-Kommilitonen und ihre Nachfolger Präsenzzeiten am Studienort Rothenburg. An 14 Tagen pro Semester müssen sie herkommen und hier an Pflichtveranstaltungen teilnehmen. Bis die Luitpoldschule zum Campus ausgebaut ist, finden diese Sequenzen im Reichsstadt-Gymnasium statt, wo im dortigen Neubau Räume als Übergangslösung zur Verfügung stehen (wir berichteten). Vielleicht könne ja schon im Frühjahr in die endgültigen Räume des Luitpold-Schulhauses umgezogen werden, meinte die Hochschulpräsidentin, was ihr aber später von anderer Seite als etwas ehrgeizig ausgelegt wurde.
Am zukünftigen Campus Rothenburg wird moderne technische Aus- stattung eingesetzt. Die Zeiten von Kreidetafeln und Beamern sind vorbei. Gearbeitet wird mit flexiblen mobilen Smartboards, es kommen Laptops und Tablet-PCs zum Einsatz. Alles ist so gehalten, dass sich innerhalb eines Raumes möglichst viele Variationsmöglichkeiten und Einsatzkonstellationen ergeben.
Moderne Lernsituation ist die Umschreibung für dieses Konzept, zu dem unter anderem auch das „Academic Dining“ (akademisches Abendessen) gehört. Dabei wird von den Lehrenden und den Lernenden zusammen gekocht, kommuniziert und gegessen. Der leitende Stab der Hochschule für den Campus Rothenburg habe auch schon Gestalt angenommen. Für die erste ausgeschriebene Professur liege eine Zusage vor, berichtete Präsidentin Dr. Ambrosius. Für die Stadt breche endgültig ein neues Zeitalter an, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl bei seinem Willkommen an die Studierenden des Premieren-Semesters. Damit verband er einen kurzen Rückblick in das vier Jahre dauernde gemeinsame Arbeiten und Kämpfen von vielen Seiten für den Campus Rothenburg.

Erinnerungsbild von besonderem dokumentarischem Wert: Studierende des ersten Semesters mit Lehrpersonal, Mitwirkenden und Prominenz. Fotos: Weber
Vielen gelte es zu danken, angefangen von der Politik über die Wirtschaft und die Verbände, namentlich der Industrie- und Handelskammer (IHK) mit ihrem starken Arm bis hinein in die Gastronomie. Nicht nur der Staatsregierung gelte seine Verbundenheit an diesem Tag, sondern der gesamten Hochschule Ansbach, die sich voll hinter den Campus Rothenburg gestellt habe und den vielen anderen, die sich an den verschiedensten Stellen eingesetzt haben für das Projekt.
Zur Hoffnung von Präsidentin Dr. Ambrosius, dass vielleicht schon im Frühjahr ins endgültige Zuhause am Hornburgweg umgezogen werden könne: Die Latte sei vielleicht etwas hoch gelegt. Der offizielle Zeitplan sieht den Herbst vor. Es gebe schließlich innovative Vorstellungen bei der Raumaufteilung, meinte Hartl schmunzelnd.
Den Studierenden legte er Rothenburg ans Herz. Im Gegensatz zu manchem großstädtischen Studienort sei es hier heimelig und überschaubar, was seine Vorteile habe. Klein, aber weltoffen sei Rothenburg, ein Ort der Vielfalt und von daher ein Standort, der übers mittelalterliche Stadtbild hinaus seine besonderen Reize habe.
Für die IHK nannte die Leiterin der Geschäftsstelle Ansbach, Karin Bucher, in Vertretung des Rothenburger Gremiumsvorsitzenden Dr. Gerhard Walther den Campus Rothenburg ein klares regionalpolitisches und infrastrukturelles Signal auf dem Gebiet der Bildung. Gerade in Zeiten der Digitalisierung werde das Wissen und Können der Menschen, zu neudeutsch das Knowhow, immer wichtiger. Die hiesige Wirtschaft brauche qualifizierte Nachwuchskräfte. Sie erinnerte an Fahrten nach München und an großartige Gemeinschaftsleistungen, die unter anderem eine Stiftungsprofessur ermöglicht haben. Dass sich die Campus-Pläne mit den Umbruch-Vorhaben beim Gastronomischen Bildungszentrum (GBZ) schnitten, sei ein Pluspunkt gewesen. Für das „Academic Dinner“ könne sie sich schon einen schönen Schauplatz vorstellen, meinte sie in Anspielung darauf.
Bevor Gelegenheit war, sich am kalten Büfett zu stärken und den Austausch zu pflegen, machte der Kellermeister (Ottomar Dörrer) seine Runde bei den Studierenden – mit dem Pokal voller Apfelsaft. Die Stadt verteilte an ihre neuen jungen Gäste Taschen mit Stadtplan, einem Weingutschein der Aktion „Genießen ob der Tauber“ und auch der Rothenburg-Plus-Karte des Stadtmarketing-Vereins als Inhalt. Das Erinnerungsbild, das im Anschluss an die Zeremonie auf dem Pausenhof entstanden ist, hat in vieler Hinsicht dokumentarischen Wert.
Für die Studierenden ging es nach einer kleinen Pause in der Turnhalle am Hornburgweg gleich in den Informationsnachmittag zu Prüfungsverfahren, Bibliothek und vielem mehr. Am Nachmittag führten Lehrende in die Module des ersten Semesters ein. Im „Rappen“ klang der Tag am späten Nachmittag bei einem gemütlichen Kennenlernen für Studierende, Dozenten und auch für Mitwirkende aus. -ww-