Reife Bühnenleistung bei „Tante Ottilie’s Pokerrunde“
SCHILLINGSFÜRST – Liebestolle Irrungen und Wirrungen in der ehrwürdigen Albert-Zietz-Halle: Über vier Vorstellungen hinweg begeisterten die Schauspieler der Theaterabteilung des TSV Schillingsfürst durch ihre starke Bühnenpräsenz und durch lebhafte Dialoge das Publikum. Mit „Tante Ottilie’s Pokerrunde“ begab man sich in der Schloss-Stadt in die Niederrungen des verarmten Adels und der Blick hinter die sonst so aufpolierten Kulissen sorgte für Lacher am laufenden Band.
Einmal mehr bewiesen damit die Hobby-Schauspieler, dass sie weit mehr sind als bloße Lückenbüßer oder das Vorprogramm für die Faschingssitzungen der Frankemer Stupfl – auch wenn es personell die eine oder andere Überschneidung gibt. Die acht Mimen auf der Bühne nahmen die Zuschauer in der so gut wie ausverkauften Albert-Zietz-Halle mit auf eine unterhaltsame Reise, die mit Notlügen, Verwechslungen, Täuschungen und Missverständnissen gespickt war, wobei der Übergang mitunter fließend war und so manche Figur dabei ebenfalls den Überblick verlor.

Gräfin Henriette in Erklärungsnot: Wer ist der Mann auf dem Sofa? Fotos: Scheuenstuhl
Nur einer hat stets alles im Griff. Butler Johann, gespielt von Rainer Kolb, wird von allen adeligen Herrschaften ins Vertrauen gezogen und mit der Lösung ihrer jeweiligen pikanten Probleme betraut. Aber nicht nur bei der Erledigung dieser Aufgabe beweist er Schläue: Er lässt sich für seine besonderen Dienste auch fürstlich unter der Hand entlohnen.
Als Mittelpunkt dieses Beziehungsgeflechts sorgt er nicht nur dafür, dass die regelmäßigen und katas-trophalen Pokerrunden von Graf Eduard (Werner Rauch) als Krankenbesuch seiner erfundenen Erbtante Ottilie durchgehen. Auch seiner Herrin Gräfin Henriette (Helga Meder) hilft er aus der Patsche und beseitigt ihren außer Gefecht gesetzten Liebhaber Rudolpho Valentino (Matthias Bär).
Der ganze Schwindel droht jedoch aufzufliegen, als Gerichtsvollzieher Philipp Pfeiffer (Jürgen Kamm) die noch verbleibenden Wertgegenstände der Adelsfamilie pfänden möchte. Dem strippenziehenden Butler greift das Schicksal unter die Arme, so dass der Gerichtsvollzieher hormonell bedingt leicht abgelenkt wird und sich stattdessen auf Krankenschwester Gisela (Alexandra Kolb) konzentriert. Diese ist eigentlich nur auf der Suche nach einem aus der Heilanstalt entlaufenen Patienten. Doch Butler Johann spannt sie hinterlistig für seine und die Zwecke des Grafen ein: Sie solle sich als Tante Ottilie verkleiden.

Liebhaber Rudolpho Valentino bereitet sich auf seinen Einatz vor.
Zu allem Unglück steht plötzlich die echte Tante Ottilie (Simone Galle) vor der Tür. Von Panama aus hatte sie, auch dank der Augen und Ohren von Butler Johann, ihre Hand über ihre Familie gehalten. Was sie allerdings vor Ort antrifft gefällt ihr ganz und gar nicht. So kommt sie zu der Entscheidung, allein Enkelin Charlotte (Regina Rothenberger) in ihrem Testament zu bedenken, wodurch die Beteiligten erfahren, dass es sich bei Tante Ottilie in Wahrheit um Graf Eduards Mutter handelt.
Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Aufführungen des Schwanks in drei Akten nach Karl-Michael Kehler und Maria Warmuth leisteten vor, unter und hinter der Bühne Elisabeth Lettow (Regie), Norbert Lettow (Lichttechnik), Regina Meder (Souffleuse), Sven Neußer (Theaterheft) und das Team Brenz/Haas (Garderobe). Um den fürstlichen Anstrich der Schauspieler kümmerte sich „Christina’s Hairstyle“. mes