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„Egon“ legte Bäume um

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Feuerwehr und Straßenmeisterei im Einsatz – Tipp: Jetzt Waldspaziergang meiden

ROTHENBURG – Nach einer ersten vorsichtigen Bilanz scheint Rotenburg und Umgebung mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Sturm „Egon“ hat zwar in der Nacht zum Freitag und in den Stunden danach so manchen Baum umgeworfen und etliches verweht, was nicht niet- und nagelfest war. Aber der Schaden hält sich in Grenzen.

Sturm „Egon“ am Werk: Eine zerfledderte Folie hat sich im Baum verfangen und hängt fest. Foto: Weber

Sturm „Egon“ am Werk: Eine zerfledderte Folie hat sich im Baum verfangen und hängt fest. Foto: Weber

Feuerwehren und Straßenmeister­eien mussten ausrücken, um Verbindungen, die durch umgestürzte Bäume oder heruntergebrochene Äste unpassierbar geworden waren, wieder freizuschneiden oder freizuräumen.

Gegen 3 Uhr war auf der Staatsstraße an der Blinksteige ein dort als Hindernis liegender Baum zu beseitigen, gegen 4.15 Uhr ein durch den Sturm ausgehebelter Baum, der die Ortsverbindungsstraße zwischen Kreuth und Dornhausen blockierte.

Auf Motorhaube gekracht

Weitere Einsätze werden von 6.30 Uhr gemeldet: von der Taubertalstraße zwischen Bettwar und Detwang und von der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Hartershofen und Schweinsdorf, wo ein umgestürzter Baum beziehungsweise größere Äste aus dem Weg zu räumen waren.

Gegen 7 Uhr wurden die Einsatzkräfte in die Würzburger Straße in Rothenburg gerufen. Dort hatte der Sturm den Aufbau eines Anhängers aus der Verankerung gerissen. Die Einzelteile lagen über die gesamte Fahrbahn verteilt und mussten beseitigt werden. Auf der A 7 stürzte ein provisorisches Verkehrszeichen um und wurde aus dem Weg geräumt.

Gegen 7.30 Uhr krachte einer 30-Jährigen auf der Fahrt von Schillingsfürst nach Dombühl ein Baum auf die Motorhaube ihres Autos. Die Frau kam mit dem Schrecken davon. Am Pkw entstand ein Schaden von rund 2000 Euro.

„Zum Glück ist es im Verkehrsbereich bei den genannten Fällen geblieben und es sind keine Verletzten zu beklagen,“ fasste Friedrich Stahl von der Polizeiinspektion Rothenburg am gestrigen Vormittag erleichtert zusammen.

In der Rothenburger Altstadt scheinen sich die Schäden auf ein paar heruntergefallene Ziegel zu beschränken. Stadtbaumeister Michael Knappe geht jedenfalls davon aus, dass es zu keinen größeren Folgen gekommen ist: „Sonst wäre das schon an mein Ohr gedrungen.“

Um zu verhindern, dass die geleerten Mülltonnen zu unberechenbaren Geschossen werden konnten, griffen findige Mitarbeiter der Abfallentsorgung (in diesem Fall Beschäftigte des städtischen Bauhofs) zu probaten Mitteln. Sie hängten die Behälter, wo das ging, einfach mit dem Bügel an Zaunlatten. Folien wurden vom Sturm fortgetragen, fanden sich oft völlig zerrissen und zerzaust an anderer Stelle wieder.

Wie die Wälder um Rothenburg die Sturmnacht samt den umwehten Stunden danach überstanden haben, lässt sich noch nicht sagen. Dazu fehlt es an einer Bestandsaufnahme, die gestern noch nicht vorliegen konnte, weil es noch zu gefährlich war, Mitarbeiter in die Bestände zu schicken.

Daniel Gros, Leiter des städtischen Forstamts, berichtet von umgestürzten Bäumen auf Straßen und Wegen durch den Wald, die vordringlich beseitigt werden müssen. Er stellt sich auf Schäden in Distrikten ein, wo die Fichte noch relativ stark vertreten ist und wo die Bestände käferbelastet bzw. durch zurückliegende Schäden lückenhaft sind. Das Hochholz bei Spielbach und das „Gehäu“ gleich neben dem Ruheforst bei Oberrimbach gehören beispielsweise dazu.

Norbert Flierl, Leiter des bis hinüber in den Neustädter Raum zuständigen Staatsforst-Betriebs Rothenburg, sieht die Situation noch nicht bewertungsreif, da es bisher an verlässlichen Angaben fehle.

Für das Personal sei die Gefahr zu groß, jetzt vor Ort zu gehen und sich in den verschiedenen Abschnitten ein konkretes Bild zu machen. Vorrang habe jetzt das freischneiden von blockierten Wegen, sagte uns Norbert Flierl am gestrigen Vormittag.

Aus Sicherheitsgründen appelliert er an die Vernunft der Waldbesucher. In diesen Tagen sollten sie erst einmal auf den Waldspaziergang verzichten. Grund: Es gibt genug „angeschobene“ Bäume, für die jetzt eine kleine Bö reicht, um sie zum Kippen zu bringen. „Die Gefahr der Nachwürfe ist groß,“ betont er.

Erste Einschätzungen der Sturmschäden, die „Egon“ in den Wäldern um Rothenburg verursacht hat, gab es gestern Nachmittag von Martin Brunner, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Rothenburg. Die Auswirkungen seien als nicht gravierend einzustufen. Es seien zwar viele Bäume umgeblasen worden und abgebrochen. Jedoch handle es sich nicht um breite Windwürfe, sondern eher um Einzelfälle, die sich gleichmäßig über die Waldfläche verteilen.

Kranke Bäume betroffen

Wie beim letzten Sturm im Frühjahr 2015 seien vor allem faule und kranke Stämme abgebrochen und einzelne wurzelfaule Bäume seien entwurzelt worden. Nur an Bestands­rändern und in stark aufgerisse­- nen Bestandsteilen seien teils auch Baumgruppen über zehn geworfen worden.

Wenn keine weiteren Orkanböen mehr folgen und die Sturmwurfbilanz in anderen Teilen Bayerns nicht schlimmer aussieht, dürften Brunners Einschätzung nach die Auswirkungen auf den Holzmarkt kaum spürbar sein.

Ein Grund liege darin, dass die aktuellen Holzkaufverträge bis Ende März laufen und „wir uns derzeit noch mitten in der Haupteinschlagssituation befinden“. Das bedeute, dass die anfallenden Mengen wohl größtenteils in bestehenden Kaufverträgen unterkommen werden.

Eine größere Gefahr gehe von den zahlreichen unentdeckten und damit in den Sommer hinein nicht entnommenen Fichten aus, die Brutnester für die Borkenkäfer darstellen: „Diese Keimzellen können uns dann wie bereits vor zwei Jahren eine Borkenkäfer-Kalamität bescheren.“ -ww-


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