Der ungehorsame Hans Söllner im Rock
ROTHENBURG – Der gesellschaftskritische Liedermacher und Geschichtenerzähler Hans Söllner trat vergangenes Wochenende vor vierhundert begeisterten Besuchern jeder Altersgruppe in der Reichsstadthalle auf.
Nimmt kein Blatt vor den Mund: Hans Söllner. Foto: Castelo
In zwei kurzweiligen Stunden teilte er seine teils umstrittenen Gedanken, Anregungen sowie gut bekannte und eher weniger bekannte Lieder mit dem Publikum. Zutiefst im bayerischen Sprach- und Lebensraum beheimatet, sich selbst als Rastafari, Pazifist, Vegetarier bezeichnend – in erster Linie ist Söllner Kämpfer für Gerechtigkeit. Und nimmt es dabei mit der Beachtung der Vorschriften nicht so genau.
2003 spielte er auf dem Taubertal Festival, damals mit seiner Band „Bayaman’ Sissdem“. Seit mittlerweile fast vierzig Jahren äußert Söllner Systemkritik, prangert Missstände an und steht für seine Überzeugungen ein. Viele denken in seinem Alter eher an die baldige Rente, Söllner hingegen gibt nicht auf und experimentiert weiter mit Neuem. So nahm er sich vor, vier Wochen im Schottenrock statt Hose durchs Leben zu gehen – mit dem Ergebnis größter Begeisterung, sodass er diese Lebensqualität nie mehr missen möge.
Der Bayer mit jamaikanischer Gesinnung spricht mit Herzblut mehrfach über die Flüchtlingsthematik und setzt sich zudem gegen die Beschneidung afrikanischer Mädchen ein. Seine klassischen Themen Betäubungsmittel, Polizei und Straßenverkehr bleiben jedoch der rote Faden seiner Anekdoten. Hierbei bedient er sich gerne triefendem Sarkasmus, bleibt allerdings nach all den Jahren ohne Verbitterung.
Warum das Leben so ernst nehmen? Andererseits drückt er in seinen Liedern auch Traurigkeit aus und behandelt „profane“ Themen wie Liebeskummer. Am Ende sollten wir uns immer fragen – was ist Realität? Wie kann ich mein Leben verbessern? Das Leben ist ein Spiel, wir können immer neue Ereigniskarten ziehen.
Hans Söllner blieb in der Reichsstadthalle vorwiegend Entertainer und Befürworter der Rebellion im Detail – und regt nicht nur die Besucher an, selbst weiter zu denken, sondern auch durch unerwartete Handlungen anderen einen Spiegel vorzuhalten, Vorurteile zu bekämpfen und Missstände aufzudecken. Schließlich bedankte er sich in der Zugabe musikalisch innig für die unzähligen guten Dinge im Leben – sich selbst eingeschlossen. cas