Der langjährige Handballtorwart der ersten Mannschaft
ROTHENBURG – Wie der Vater, so der Sohn. Eine solche Konstellation gibt es auch bei Thomas und Andreas Amann aus Rothenburg in Sachen Beruf und Sport.

Die lila Torwarthose ist das Markenzeichen von Andreas Amann. Fotos: Grimme/Schäfer
Thomas Amann ist Lehrer und war früher Handballtorwart. Der 26-jährige Sohnemann steckt noch im Lehramtsstudium mit der Fächerkombination Mathematik und Schulpsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und hütet bei den Bayerliga-Handballern des TSV Rothenburg das Tor. Dafür pendelt er wöchentlich zwischen seiner Heimatstadt Rothenburg und der 250 Kilometer entfernten Landeshauptstadt München.
Torhüter gelten als besondere Spezies, denen eine gewisse Verrücktheit nachgesagt wird. Das ist sicher auch nötig. Schließlich müssen sie – im wahrsten Sinn des Wortes – den Kopf für ihre Vorderleute hinhalten. Mit seiner ruhigen, sachlichen Art tut Andreas Amann der Mannschaft gut und ist ein wichtiger Bestandteil des Teams. Aus seiner jahrelangen Erfahrung, der Grundstein wurde früh gelegt, kennt er viele Wurfbilder aus den Reihen der gegnerischen Mannschaft und die spezielle Situation beim Siebenmeter. Angst vor schnellen Bällen und harten Würfen, die auf Höhe des Kopfes ausgeführt werden, darf man keine haben.
Bei den „Minis“ angefangen
Der gebürtige Rothenburger hat noch zwei ältere Geschwister, die früher ebenfalls Mannschaftssport in Rothenburg betrieben haben. Der Bruder spielte Fußball, die Schwester Badminton. Mit Handball hat Andreas Amann nicht wegen des Vaters angefangen. Als Kind erlebte er immer wieder die Situation, dass sich Spielkameraden aus der Nachbarschaft zum Sport verabschiedeten, „und dann stand ich allein da“. Er ist dann einfach zum Handball mitgegangen und fand mit seiner Geschicklichkeit und seinem Ballgefühl schnell Anschluss in der Mannschaft der „Minis“ , die seinerzeit von Harry Hacker trainiert wurde.

Ein begeisterter Ballsportler von klein auf.
Bis zur D-Jugend spielte Andreas Amann im Feld der Mannschaft, bevor er zwischen den Pfosten stand. Die Position hatte er nicht angestrebt. „Wir hatten seinerzeit die Situation, dass ein Torhüter zum Fußball wechselte und der andere Probleme mit den Augen bekam“. Der damalige Jugendtrainer Bernd Schubart fragte in die Runde, aber keiner wollte ins Tor. Der „Andy“ ließ sich breitschlagen, denn schon der Vater nahm die Rolle ein, Bälle zu parieren und war ihm ein gutes Vorbild. Aus dem Tor haben sie ihn dann nicht mehr herausgelassen. Warum auch? Er macht seine Sache gut und hat als defensivster Spieler der Mannschaft Spaß an der schwierigen Aufgabe gefunden, dass der Ball nicht ins eigene Tor gelangt. Dazu braucht es gute Reflexe, Wendigkeit und Konzentration.
Seine Schulzeit, erst in der Luitpoldschule, danach am Gymnasium, schildert Andreas Amann insgesamt als problemlos und als Erfolg. Nach dem Abitur leistete er Zivildienst bei der Caritas Rothenburg. Zur Bundeswehr wollte er nicht. „Ich habe zum letzten Jahrgang gehört, der noch wehrpflichtig war.“ Er sieht sich eher als Pazifist aus Gewissensgründen und lehnt jede Form von Krieg grundsätzlich ab. Dass er Lehrer werden will, stand für ihn schon als Abiturient fest. Ursprünglich hatte er die Studienfächer Sport und Latein ins Auge gefasst. „Aber irgendwann habe ich mich für Psychologie interessiert und zusätzlich Mathe gewählt“. Seit fünf Jahren lebt er unter der Woche als Student in München. Meist schon am Donnerstagabend fährt er zurück nach Rothenburg, denn am Freitag hat er vorlesungsfreie Zeit, und kann am Handballtraining und am Spielbetrieb teilnehmen. Bewegungstraining macht er manchmal auch bei der zweiten Mannschaft von Unterhaching mit, denn von München aus sind es nur ein paar Kilometer.
Studium, Sport und Freundeskreis lassen sich gut vereinbaren, wie er sagt. Seine Freundin Carina Beck ist Rothenburgerin, studiert – wie er – Lehramt in München und betreibt ebenfalls Vereinssport. Sie spielt Volleyball. „Es braucht gegenseitiges Verständnis für die jeweilige Situation des Anderen“, sagt Andreas Amann und fügt an: „Ich denke, wir haben eine gute Basis“. Für die Band „The Charming“, in der er singt und Gitarre spielt, bleibt momentan wenig Zeit.
Am kommenden Samstag um 19.30 Uhr haben die Rothenburger Bayernliga-Handballer in der neuen Mehrzweckhalle ihr nächstes Heimspiel gegen die starke Mannschaft von Bayreuth. Beim letzten Auswärtsspiel haben die vom Verletzungspech geplagten Rothenburger gegen den Spitzenreiter Erlangen-Bruck mit 28:37-Toren verloren. Der Bayernliga-Aufsteiger konnte den Mannschaftsfavoriten zwar lange ärgern, letztlich war aber die Fehlerquote zu hoch. Torhüter Andreas Amann konnte aufgrund einer schmerzhaften Hüftverletzung nicht mehr weiterspielen und wurde durch Luca Sand ersetzt.
Bei der schnellen Sportart mit häufigem Körperkontakt bleiben Verletzungen nicht aus. Wehleidig oder zimperlich darf man nicht sein. Kapselriss an den Fingern, Probleme im Ellbogenbereich – Andreas Amann hat trotzdem gespielt. Er hat sich schon Schlüsselbein und Daumen gebrochen und bekommt auch immer wieder Kopftreffer – ob mit Absicht oder nicht. Bei einem engen Spielstand wird mehr gefoult. Die Spieler stehen in solchen Situationen unter einem noch größeren Druck und riskieren mehr. Kampfgeist allein reicht nicht aus, um zu gewinnen.
Das ging ins Auge
Vor einigen Wochen hat Andreas Amann bei einem gegnerischen Tempogegenstoß einen harten Wurf voll aufs Auge bekommen. „Ich habe nichts mehr gesehen und bin deshalb ein bisschen in Panik gewesen in dem Moment.“ Die Sichtfeldeinschränkung an dem getroffenen Auge blieb. Zum Glück sind die Wege in der Kleinstadt kurz. Eine Augenärztin, die in der Nachbarschaft des Elternhauses wohnt, vermittelte noch am gleichen Tag einen Lasertermin in Ansbach. Nach der Behandlung war alles wieder gut.
Auf die Frage nach seinem bisher größten sportlichen Erfolg, erzählt Andreas Amann, dass er früher Bayernauswahl gespielt hat. Bei den Sichtungsturnieren überzeugte der couragierte Rothenburger mit seiner Leistung und wurde vom damaligen Jugend-Nationaltrainer zur nächsten Begegnung eingeladen. Dummerweise verletzte sich Andreas Amann vor dem Spiel beim Aufwärmen und konnte nicht eingesetzt werden. „Aber trotzdem kann ich sagen, dass der Länderpokal einer meiner größten Erfolge ist.“ In der kürzeren Vergangenheit feierte er mit der Mannschaft den Bayernliga-Aufstieg.
Seine sportlichen Ambitionen hat er wegen des Studiums „ein bisschen zurückgefahren“. Vor allem die Unwägbarkeiten, wohin es ihn fürs Referendariat verschlägt, setzen Fragezeichen auf seinem weiteren Weg. Sein besonderes Markenzeichen ist die lila Torwarthose, die er geschenkt bekommen hat und durch das häufige Waschen immer mehr aus der Naht geht.
Ob er schon einmal ans Aufhören gedacht hat? „Vor zwei Jahren, als viele Mannschaftskameraden aufgehört haben vor der Aufstiegssaison, habe ich mir überlegt, ob ich weitermachen soll, wegen des zeitlichen Aufwands“, sagt Andreas Amman. Er hat sich für Bleiben entschieden und es bisher nicht bereut: „Wir sind eine gute Truppe, die Chemie innerhalb der Mannschaft stimmt. Das macht extrem viel Spaß“. sis