Wertvoller Eichen-Dachstuhl wird zur Zeit erneuert
ROTHENBURG – Nur Kenner wissen, dass im Mittelalter das Klosterareal bis hinter die Klingengasse gereicht hat, wo man noch Tor und Mauer findet. Somit gehören Gebäude außerhalb der heutigen Museumsanlage historisch zum Klosterbereich und sind denkmalpflegerisch besonders wertvoll. Eines davon wird gerade zumindest im Dachstuhl umfassend restauriert und damit vor weiteren Schäden bewahrt.
Eigentlich hatte der Stadtrat schon im Jahr 2011 der Komplettsanierung des städtischen Hauses Klosterhof 6 zugestimmt, dann aber war wegen der angespannten Haushaltslage und zu geringer Zuschüsse das auf 320000 Euro kalkulierte Vorhaben wieder gestoppt worden. „Nun mussten wir zumindest beim Dach handeln, um größere Schäden zu vermeiden” hatte Stadtbaumeister Michael Knappe letztes Jahr konstatiert und war nach Hinzuziehung von Fachleuten sowie dem Landesamt für Denkmalpflege mehr als bestärkt worden. Zunehmend machte sich Fäulnis breit und das schadhafte Dach förderte das Eindringen von Wasser. Ihm Rahmen des üblichen Bauunterhalts, wie er bei denkmalpflegerisch wertvoller Substanz schnell teuer werden kann, fallen nun rund 95000 Euro Sanierungskosten für den Dachstuhl an inklusive einer neuen Eindeckung (unter Verwendung der alten Ziegel soweit machbar). Im Haushalt 2014 sind bereits 115000 Euro eingestellt. „Damit werden wir hinkommen“, sagt Stadtbaumeister Knappe, auch wenn sich das Ganze aufwändiger als ursprünglich gedacht herausgestellt hat.

Der historische Eichen-Dachstuhl wird umfassend saniert, darüber liegt noch ein weiteres Geschoss im Spitzgiebel. Fotos: diba
Baugeschichtlich ist mit dem Haus Klosterhof 6 der Architekt und ehemalige Stadtheimatpfleger Eduard Knoll besonders gut vertraut. Er spricht hier sogar von „einer Ausnahmesituation“ eines Hauses, dessen Dachstuhl aus der Zeit kurz nach 1500 stammt, das aber noch weitaus interessantere Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Kloster liefert. Er hat das Haus für den Vorbesitzer schon Ende der neunziger Jahre bearbeitet und in vielen Daten und Aufnahmen erfasst. Das könnte auch in die Hausforschung des Stadtheimatpflegers Prof. Bedal einfließen.
Wichtig ist für so ein Gebäude natürlich auch, dass es genutzt wird und da erweist sich der erst jetzt erfolgte Anschluss ans Gas- und Wassernetz als hilfreich. Die benachbarte Theaterbühne nutzt das jahrzehntelang leer gestandene Gebäude seit dem Toppler-Theater-Betrieb 2008 provisorisch als Büro mit kleiner Küche im Erdgeschoss sowie als Lager für Requisiten im Obergeschoss. Doch dies war ohne Heizung bislang nur im Sommer möglich und selbst da war es hinter den dicken Mauern oft sehr kalt, und zunehmend stieg Feuchte die alten Mauern hoch. Künftig soll das Haus dank der zeitweisen Nutzung auch im Winterhalbjahr immer wieder beheizt werden, was dem Mauerwerk sicher gut tut. Erst seit letztem Jahr funktioniert auch wieder eine Toilette im Haus.
Noch zwei Monate rechnet das Bauamt für die restliche Bauzeit, womit man dicht an den Beginn der Theaterproben herankommt. Gewisse Einschränkungen werden wohl unvermeidlich sein. Vorerst musste man die Requisiten und Kostüme aus dem Obergeschoss in einem großen Behälter vor dem Gebäude unterbringen. Im Innern stehen weitere Arbeiten an. Es ist dies nicht die einzige Maßnahme im Klosterbereich, denn im Prioratsgarten erfolgen Mauersanierungen – in den letzten Jahren wurde schon einiges ins Museum investiert, das es laufend zu unterhalten gilt, wobei die Stiftung Baumann eine hilfreiche Rolle spielt und nicht wegzudenken ist.
Die Erhaltung ihrer historischen Substanz ist für die Stadt im Laufe der Jahre eine Millionenaufgabe, wobei die Projekte unterschiedlich vom Staat bezuschusst werden – immer aber sind es gewaltige Ausgaben wie sie nur vergleichbare historische Städte haben, die sich allein schon dafür eine große Bauabteilung leisten müssen. Der Status der Großen Kreisstadt kommt dem zugute, denn er hat die Bauhoheit hier belassen, die andere ehemalige Kreisstädte 1972 bei der Reform abgeben mussten.
So ist das in der Denkmalliste stehende zum Kloster gehörende Giebelwohnhaus mit Rundbogen (16. Jdh.) nur eines der zahlreichen Beispiele. Dass sich auch in der Nähe des Klosterhofes durch Privatsanierungen einiges getan hat, verdient besondere Erwähnung; wir werden auch auf solche Bauvorhaben als positive Beispiele der Altstadterhaltung ebenso wie auf Baugeschichtliches noch näher eingehen. diba