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Weiter um Mehrheiten ringen

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Bis auf den Verlierer SPD gibt es nur Sieger und Zufriedene – Keine „Übermacht“

ROTHENBURG – Die einen sahen Grund zum Feiern, die andern zeigten sich enttäuscht, als man am Sonntagabend in den Stammlokalen zusammenkam. Beim Wahlverlierer SPD war die Enttäuschung auch deshalb groß, weil man in letzter Minute einen schon sicher geglaubten Sitz verloren hat. Die UR sieht sich ebenso als Sieger wie die Grünen, die jetzt dreiköpfige Fraktion sind. CSU und FRV sehen sich gut behauptet.

„Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden“, sagt der CSU-Vorsitzende und Fraktionschef Dr. Wolfgang Scheurer am Wahlabend im „Butz“. „Wir haben den Ausfall von Traudl Reingruber zu kompensieren gehabt und die Konstellation war nicht ganz einfach mit der Auseinandersetzung um die Mehrzweckhalle.“ Bei der CSU freut man sich über das Behalten der sechs Stadtratssitze. Mit diesem Ergebnis seien die Wünsche in Erfüllung gegangen. „Natürlich hat man immer Träume, aber eine Wahl ist kein Wunschkonzert“.

Zur Konstellation im Stadtrat insgesamt meint Dr. Scheurer: „Es wird unterm Strich nicht einfacher werden, da hätte ich mir schon eine Gestaltungsmehrheit gewünscht, aber die ist in der Form nicht eingetreten“. Gewonnen hätten die Grünen, wozu man ihnen nur gratulieren könne. Die SPD habe Sitze verloren und die FRV „gewaltig an Prozenten“ Sie könnten sich glücklich schätzen, fünf Stadträte behalten zu haben. Nach seiner Ansicht hat „das Schulden-Argument in Teilen der Bevölkerung gegriffen und sicher hat auch das Hallenthema polarisiert“. Wie Dr. Scheurer weiter sagte, freut er sich auf die Zusammenarbeit mit den beiden neuen CSU-Stadträten Peter Wack und Silke Sagmeister-Eberlein. Bei der neuen CSU-Frau war nach der Zitterpartie bis zum Schluss die Freude über den Einzug in den Stadt­rat „riesig“. Ihr Engagement für die Partei und für den Stadtmarketing hat sich ausgezahlt. „Ich bin stolz, dass ich Traudl Reingruber beerben kann. Es war ein Arbeitserfolg, ich habe viel dafür gekämpft“.

FRV: Anstoßen der Gewählten (links Jutta Striffler) mit Bürgermeisterin Mittermeier (rechts).

FRV: Anstoßen der Gewählten (links Jutta Striffler) mit Bürgermeisterin Mittermeier (rechts).

Bei den Sozialdemokraten im Gasthof „Ochsen“ zeigte sich Bürgermeister Kurt Förster, der wieder das absolute Spitzenergebnis unter allen Stadt­ratskandidaten erzielte, enttäuscht, dass die SPD beim Auszählen des letzten Briefwahlbezirks „noch ihren siebten Sitz verloren hat und nicht mehr stärkste Fraktion ist“. Aufgrund des „Aderlasses“ durch vier nicht mehr kandidierende Fraktionskollegen Dr. Berger, Hermann Uhl, Wolfgang Baumann und Harald Wohlfahrt mit rund 4500 Stimmen, hatte man damit gerechnet, dass es schwierig wird. Die SPD-Neuzugänge Stefan Reihs und Peter Staudacher nannte der wiedergewählte Stadtrat Bernhard Benz „eine große Bereicherung für die Fraktion“. Die geringere Wahlbeteiligung war nach Meinung der SPD „mit ein Auslöser“ für den Stimmenverlust. Bedauert wurde, dass es keine SPD-Kandidatin geschafft hat. Jetzt gehe es wie bisher darum, Mehrheiten zu finden. Kurt Förster: „Die Hallengegner sind zur Wahl gegangen, haben die UR deutlich gestärkt, während die Hallenbefürworter nicht mehr zur Wahl gegangen sind“.

Der SPD-Vorsitzende Günther Schuster fand es bedauerlich, „wenn man auf den letzten Metern noch einen Sitz verliert.“ Es wäre der Frauen-Platz gewesen: „Das tut schon weh“, sagte er. Trösten könne man sich mit der „hohen Prozentzahl“. Alle wiedergewählten SPD-Stadträte konn­ten bei ihren Ergebnissen zulegen und profitieren vom großen Wähler-Zuspruch für den SPD-Bürgermeister Kurt Förster. Dass mit Stefan Reihs und Peter Staudacher „zwei meiner ehemaligen Schüler nachgerückt sind“, freut den früheren Gymnasial-Lehrer Schuster besonders.

Für SPD-Stadtratsneuling Peter Staudacher bot der Abend eine schöne Überraschung: „Damit habe ich nicht gerechnet“. Er freut sich auf die „verantwortungsvolle Aufgabe“. Dass der Erwartungsdruck bei Neulingen hoch ist, schreckt ihn nicht: „Ob man im Beruf oder als Stadtrat unterwegs ist, man muss sich Herausforderungen stellen“. Auch Stefan Reihs freute sich über sein Ergebnis und dass er mit einem seiner besten Freunde ins Rathaus einzieht. Dass es für die SPD nur bei sechs Sitzen endete, fand er schade. In Anbetracht des Verlusts an „politischen Schwergewichten“ sei­en die Plätze aber „gar nicht so schlecht“. Er sieht trotzdem eine gute Ausgangsposition für die SPD. Spannend wird es bei der Bürgermeister-Wahl. Die SPD will an ihrem politischen Schwergewicht Kurt Förster festhalten, der die Verwaltungsseite „extrem gut kennt“ und eng mit dem parteilosen Stadtoberhaupt Walter Hartl zusammenarbeitet. Was die weitere Stellvertreter-Position um das Bürgermeisteramt anbelangt, die bisher Irmgard Mittermeier (FRV) innehatte, sei man „offen für Gespräche mit den anderen Fraktionen“.

Die FRV hatte allen Grund zum Anstoßen bei der Wahlparty am Sonntagabend in der „Glocke“. Obwohl im Vergleich zu 2008 mit Irmgard Mittermeier und Petra Underbrink zwei absolute Stimmen-Zugpferde nicht mehr am Start waren, konnte sie ihre fünf Sitze im Stadtrat halten. Brigitte Klingler, die in der letzten Periode nach Petra Underbrinks Ausscheiden in die Stadtratsfraktion nachgerückt war, freute sich über ihr Ergebnis, das ihr für diese Periode von Anfang an einen Platz unter den Fünf der FRV im Rathaus sichert. Für Peter Holstein war der Wahlausgang besonders spannend – mit erfreulichem Ende. Er hat als Neuling den Sprung in den Stadtrat geschafft und konnte sich nach dem äußerst knappen Finale mit wechselnden Signalen (er verdrängte durch das Resultat im letzten Stimmbezirk noch Simone Ehnes von der SPD) erleichtert und glücklich zugleich zeigen.

„Unter dem Strich sind wir diesmal besser als 2008,“ freute sich FRV-Vorsitzende Jutta Striffler und spielte damit auf die neue Konstellation mit vielen Optionen für die Zukunft aber ohne die beiden Zugpferde an, die es zusammen auf immerhin rund 4000 Stimmen gebracht hatten. Sie sprach von einem „superguten Feld“ der Kandidatinnen und Kandidaten mit Resultaten zwischen 400 und 500 Stimmen in den eigenen Reihen. Die FRV habe dazugewonnen, betonte Petra Underbrink beim Trinkspruch. Sie dankte Irmgard Mittermeier für ihre Aufbauarbeit. „Klasse, dass du dazugekommen bist!“ meinte sie an Neuling Peter Holstein gerichtet und hob außerdem das positive Ergebnis von Brigitte Klingler hervor. Beim Anstoßen mit Sekt reihte sich auch Hans-Peter Nitt ein, der sich nach seinem Wechsel von der CSU zur FRV in der vorletzten Legislaturperiode mit dem erreichten persönlichen Stimmenergebnis zu den Gewinnern des Tages zählen durfte.

Bei den Unabhängigen Rothenburgern, die im Nebenzimmer des Hotels „Schranne“ ihre Wahlparty feierten, herrschte beste Stimmung am Sonntagabend. „Mit rund fünfeinhalb Prozent Zugewinn sind wir sehr zufrieden und freuen uns über den vierten Sitz“, sagte UR-Vorsitzender Hermann Schönborn. Dramatisch war das Geschehen bis zuletzt, denn vor dem letzten Stimmbezirk sah es noch so aus, dass Jürgen Schilling als Neuer reinkommt und Stadträtin Susanne Landgraf ausscheidet – dann wendete sich das Blatt und mit neun Stimmen mehr schaffte es die bisherige Stadträtin nochmal. Das bisherige eingespielte UR-Trio freut sich über den vierten Sitz, den Fritz Sommer holte (der die CSU-Fraktion verließ und nun bei der UR kandidierte).

Am Sonntag freute man sich erstmal über das Abschneiden und sieht sich in der bisherigen kommunalpolitischen Linie bestätigt. Man sei sich treu geblieben und habe klar Position bezogen, was bei der Mehrzweckhalle allerdings nicht abschätzbar war aufs Wählerverhalten. „Es hätte auch anders kommen können“, meinte Susanne Landgraf, während Thomas Schmid schon Bedenken äußerte, ob der Stadthaushalt nun gefährdet sei und „vernünftiges Sparen“ fordert.

Die Grünen freuen sich nicht nur über den deutlichen Zugewinn, den auch die Wiedergewählten Dieter Seiferlein und Edith Hümmer verbuchen können, sondern vor allem über den dritten Sitz mit Stefan Stiegele, der als Mann der Wirtschaft angesichts der laufenden Stadtentwicklung besonders willkommen ist. Und sie sind froh mit drei Leuten den Fraktionsstatus zu erhalten, womit sie in allen Ausschüssen dabei sind. Die Grünen-Positionierung für die Mehrzweckhalle war ein Risikofaktor wie man feststellte. Dieter Seiferlein findet es gut, dass keine klaren Mehrheiten im neuen Stadtrat vorhanden sind, „sondern sich diese in der Sache auch weiterhin finden müssen“.

„Ich freue mich, dass der Hallenkonflikt die große Themenvielfalt doch nicht dominiert hat“, meinte Edith Hümmer Sonntagabend im „Kellermeister“. Das überragende Grünen-Ergebnis in der Altstadt (Bezirk Musiksaal mit 24 Prozent Platz 1 vor allen andern) zeige, dass man mit der Innenstadtpolitik gut ankomme. Nun folgen die Bürgermeisterwahlen im Stadtrat, wobei Kurt Förster erneut Hartls Stellvertreter werden dürfte, aber die dritte Position umstritten sein könnte. Am 8. Mai findet die konstituierende Ratssitzung statt, am 10. April wird der bisherige Stadt­rat verabschiedet. diba/sis/ww


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