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Höhere Löhne als Anerkennung

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Druck auf Arbeitgeber vor zweiter Verhandlungsrunde durch Warnstreik im öffentlichen Dienst

ROTHENBURG – Rund 40 Beschäftige des öffentlichen Dienstes in Rothenburg folgten dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik. Nach einem Demonstrationszug vom Bauhof zum Marktplatz wurden dort in einer Kundgebung die Forderungen vorgetragen und dem Ärger über die Arbeitgeberseite Luft gemacht.

Protestzug durchs Rödertor zum Markplatz. Fotos: mes

Protestzug durchs Rödertor zum Markplatz. Fotos: mes

„Wir sind es wert“ war auf einem der Transparente zu lesen. Beschäftigte des Bauhofs, der Abwasserentsorgung, der Stadtwerke, der Verwaltung und der Jugendeinrichtung gingen mit Trillerpfeifen, Tröten und Spruchbändern ausgerüstet auf die Straße. Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen, nachdem in der vergangenen Woche die Tarifverhandlungen für die 2,1 Millionen Angestellten von Bund und Kommunen ergebnislos zu Ende gingen. Vor der zweiten Verhandlungsrunde heute und morgen wurden deshalb die Warnstreiks ausgeweitet. Die Gewerkschaft fordert eine Entgelterhöhung von 100 Euro sowie einen zusätzlichen Lohnzuwachs von 3,5 Prozent. „Wir saßen vor denjenigen, die sich vor kurzem noch ihre Diäten um 10 Prozent erhöht haben und bekamen zur Antwort, dass unsere Forderungen zu hoch seien“, rief Wolfgang Meinhart von der Gewerkschaft Verdi bei der Rothenburger Kundgebung.

Kritisiert wurde ebenfalls, dass auf die Ablehnung der Forderung der Gewerkschaft kein Angebot von der Arbeitgeberseite kam. Für Thomas Schleicher, Betriebsratsvorsitzender der Stadtwerke, ist dies ein weiteres Zeichen für die „Miss­achtung“ der Arbeitnehmer. „Es ist die breite Masse, die den Laden am Laufen hält“, so Thomas Schleicher an die Strei­kenden gerichtet. Für diese Arbeit fordern sie eine entsprechende Anerkennung. Auch für Walter Nees, Ortsverbandsvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftbundes (DGB) und Leiter des Städtischen Jugendzentrums wird diese Anerkennung vor allem in den Finanzen sichtbar. Eine entsprechende Entlohnung würde auch die Motivation bei den Beschäftigten zusätzlich fördern.

Neben der aus Sicht der Arbeitnehmer unangemessenen Entlohnung liegen im öffentlichen Dienst noch weitere Dinge im Argen. So gebe es laut Thomas Schleicher keinen Grund für eine Staffelung der Urlaubstage nach Alter: „Jeder arbeitet 39 Stunden und sollte dann 30 Urlaubstage haben.“ Eine Übernahmegarantie für Auszubildende wurde ebenfalls gefordert. Die Erwähnung des Auseinandergehens der Einkommensschere zwischen den oberen und den unteren Entgeltklassen (dabei vor allem die bereits erwähnten Erhöhungen der Diäten) löste die deutlichsten Empörungsbekundungen auf dem Marktplatz aus. Manfred Gröner, Personalrat und Leiter der Rothenburger Kläranlage beschrieb das überspitzt mit dem erfundenen Bild einer neben dem Bundestag gelegenen Änderungsschneiderei. Diese werde von neuen Parlamentariern aufgesucht, um sich die Taschen für die üppigen Diäten vergrößern zu lassen.

Wolfgang Meinhart bekräftigte die anwesenden Streikenden darin, wegen der Arbeitsniederlegung „keinen Grund für ein schlechtes Gewissen zu haben“. Deutschland ist ein Sozialstaat, in dem der Reichtum sozial gerecht verteilt sein sollte, erklärte er. Die Beschäftigten haben „ein Recht daran teilzuhaben, da sie dafür gearbeitet haben“. Der Demonstrationszug und die halbstündige Kundgebung auf dem Marktplatz verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle. Es war also ein ruhiger Einsatz zum Einstand für Arne Sommer, den frischgebackenen Dienststellenleiter auf Zeit der Rothenburger Polizeiinspektion. mes


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