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Rieseninteresse an der Homöopathie

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Anerkannter Experte Dr. Markus Wiesenauer füllte beim Vortrag in Rothenburg den Saal

ROTHENBURG – Wie gefragt die Homöopathie als Ergänzung oder Alternative zur Schulmedizin ist, hat die große Resonanz auf einen Vortrag von Dr. med. Markus Wiesenhauer gezeigt. Auf Einladung von Apothekerin Maria Haack von der Landwehr Apotheke war der Fachmann nach Rothenburg bekommen. Mehr als 170 Zuhörer nutzten dabei die Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren.

Dr. Markus Wiesenauer (Mitte) mit Apothekerin Maria Haack (links) und Simone Schielein (DHU). Fotos: privat

Dr. Markus Wiesenauer (Mitte) mit Apothekerin Maria Haack (links) und Simone Schielein (DHU). Fotos: privat

Dr. med. Markus Wiesenauer hat sich auf die Behandlung mit Naturheilmitteln spezialisiert und gilt als der Experte für Homöopathie in Deutschland. Er ist als Facharzt für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis in Weinstadt seit 29 Jahren tätig. Zu seinen Zusatzqualifikationen zählen Homöopathie, Naturheilverfahren und Umweltmedizin.

Mit seinem Schwerpunkt im Bereich Homöopathie engagiert er sich für alternative Heilmethoden, u. a. als Mitglied der Arzneimittelkommission Phytotherapie und Homöopathie am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Als Autor und Koautor erklärt er in zahlreichen medizinischen Ratgebern die Anwendung von homöopathischen Mitteln in allen Lebenslagen zur Selbstbehandlung von Alltagsbeschwerden. Zudem wendet er sich mit Vorträgen, Seminaren und Publikationen an das medizinische Fachpersonal.

Lange Jahre war er Lehrbeauftragter der Universitäten Ulm und Göttingen, hielt außerdem Gastvorlesungen an den Universitäten Tübingen und Bonn. Im Rahmen der allgemeinmedizinischen und pharmazeutischen Weiterbildung ist er als Referent tätig. Mit mehr als 200 Arbeiten und über 25 Buchpublikationen zu den Themen Allgemeinmedizin, Phytotherapie und Homöopathie zählt er zu den meistgelesenen Autoren der Sparte.

„Homöopathie – sanfte Mittel für die ganze Familie“ war Wiesenauers Vortrag in Rothenburg überschrieben. Homöopathie gibt es seit 210 Jahren. Sie wurde an der Uni Leipzig von Samuel Hahnemann gegründet. Nicht nur in Rothenburg sei sie gefragtes Thema, sondern weltweit, betont Dr. Wiesenauer und startet damit den Spaziergang durch den Menschen.

Verfahren von Hand

Hahnemann hatte die geniale Idee, Naturstoffe zu verwenden, z.B. eine Giftpflanze, und sie Schritt für Schritt so zu verarbeiten, dass ein Heilmittel daraus wird. Dieses Verfahren wird auch heute noch bei der DHU (Deutsche Homöopathische Union) in Karlsruhe von Hand angewendet und durchgeführt, um die Qualität und die Wirksamkeit des Arzneimittels zu sichern. Homöopathische Arzneimittel sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und werden als Tropfen, Tabletten und Globuli angeboten.

Der Referent verordnet in seiner Praxis selbstverständlich neben den klassischen Arzneimitteln durchaus parallel Homöopathie, um die Selbstheilungskräfte in Gang zu setzen, wie er beim Vortrag unterstrich.

Zu jedem Gebiet stellte er verschiedene Einzelmittel vor, geordnet nach ihren Leitsymptomen. Für das Immunsystem z.B. Jasmin/Gelsemium, immer angezeigt bei aufkommender Erkältung mit Müdigkeit und Mattsein, aber auch als Ausscheidungsmittel, damit der Patient wieder zu Kräften kommt. Für Herz undKreislauf: Haplopappus, eine südamerikanische Pflanze, die bei Frühjahrsmüdigkeit eingesetzt wird oder wenn man morgens nicht in die Gänge kommt, auch bei Schwindel und Co.

Für Atemwege: Luffa – Kürbisschwämmchen. Es „macht Luft“. Gerade jetzt bei Pollenallergie ist es bewährtes Einzelmittel oder wird in Arzneimittelkombinationen verwendet. Für den Magen-Darm-Bereich: Okuobaka. Ein wichtiges Mittel bei Reisen mit veränderten Essensgewohnheiten, Durchfall oder Magenverstimmung.

Für Harnwege und Unterleib: Petroselinum, die Petersilie, bei einer Reizblase. Für den Stütz- und Bewegungsapparat: Arnica, das klassische Verletzungsmittel, bei körperlicher Überanstrengung, Muskelkater, Blut­erguss und so weiter. Für die Haut: Cantharis, spanische Fliege bei Brandblasen durch Sonnenbrand oder in der Küche.

Es war ein überaus spannender Abend. Auffällig, dass neben vorwiegend Damen diesmal auch einige Herren zu den Zuhörern gehörten. Maria Haack bedankte sich bei Dr. Markus Wiesenauer für den interessanten Abend und der Deutschen Homöo­pthischen Union für die Unterstützung. Sie durfte sich über das große Interesse an dem Vortrag freuen, der im Vorfeld im Handumdrehen ausgebucht war. fa


Regentrude und Schimmelreiter

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Literarischer Abend zum Welttag des Buches thematisierte Theodor Storm und seine Werke

ROTHENBURG – Alljährlich zum Welttag des Buches organisieren die Goethe-Gesellschaft, das Kulturforum und die Stadtbücherei einen literarischen Abend zu einem ausgewähltem Thema. Zum 200. Geburtstag von Theodor Storm fand im 13. Jahr in Folge die Lesung mit dem Titel „Regentrude und Schimmelreiter“ – dem Anlass entsprechend im Foyer des Hallenbades – statt.

Anna Mund und Peter Noack beim Kunstmärchen „Die Regentrude“.Fotos: Castelo

Anna Mund und Peter Noack beim Kunstmärchen „Die Regentrude“. Fotos: Castelo

Das Wasser war ein Leitthema in den Werken des Schriftstellers aus dem nordfriesischen Husum, daher wählte man den Blick auf das Hallenbad für die diesjährige Veranstaltung. An der Tauber wäre es etwas ungemütlich geworden. In behaglicher Atmosphäre mit Blick auf das beleuchtete Schwimmerbecken lauschten einige Handvoll Zuhörer Gedichten, musikalischen Beiträgen und szenischen Lesungen.

Oswin Voit umrahmte mit stimmungsvollen Gitarrenklängen das Programm und begleitete Susanne Landgraf bei zwei Liedbeiträgen, die thematisch erstklassig zur ausgewählten Lyrik und Prosa mit Meeresbezug passten. Außerdem wirkten Anna Mund, Peter Noack, Herbert Krämer-Niedt, Jutta Striffler und Bernhard Mall mit.

Hannelore Hochbauer, Leiterin der Stadtbücherei, erörterte die Biografie des friesischen Juristen und Vater von sieben Kindern. In seinem bewegten Leben im 19. Jahrhundert in Norddeutschland verfasste der Autor des deutschen Realismus vor allem Gedichte, Novellen und Kunstmärchen. Eines von Storms bekanntesten Gedichten neben „Knecht Ruprecht“ ist „Die Stadt“, seiner Heimatstadt Husum gewidmet.

Susanne Landgraf

Susanne Landgraf

Peter Noack las die Ode an das graue Meer, die Stille und den Nebel des Ortes mit sowohl dänisch als auch preußischer Vergangenheit in Nordfriesland. Das Kunstmärchen „Die Re­gentrude“ handelt von einer für das Bauernvolk belastenden Dürreperiode. Die Bewohner eines Dorfes spekulieren um die Existenz einer Naturgöttin, die es regnen lässt, der Regentrude. Peter Noack kann seine Affinität zu Dialekten hier als Wiesenbauer erneut ausleben, Anna Mund spricht seine leidende, aber optimistische Kundin Stine, während Bernhard Mall und Susanne Landgraf die jugendliche Leichtigkeit der Kinder der beiden versprühen. Jutta Striffler verkörperte die engelsgleiche Regentrude, die die Bewohner sodann von der Dürre befreite.

Herbert Krämer-Niedt erläuterte die Sage des Deichgrafen Hauke Haien, Vorlage der Novelle „Der Schimmelreiter“. Er zeigte anhand einer Skizze den Schauplatz des Stücks auf und machte das Publikum mit nordischen Begriffen wie Priel, Siel, Koog, Geest und Wehle sowie verschiedenen Bauarten von Deichprofilen bekannt. Gemeinsam mit Peter Noack gab er das dramatische Finale der Sturmflut mitreißend und lebendig zum Besten.

Zum Abschluss verlasen alle Beteiligten ausgewählte „Gelegenheitsgedichte“. Zum Thema Liebe, über die Heidelandschaft, oder humoristischer Natur. Wieder einmal ein rundes Programm, das kurzweilig gestaltet bestens unterhielt und eine regional etwas entferntere Kultur näher brachte. cas

Lebensqualität durch Sport

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Jahreshauptversammlung des TSV 2000 belegte Engagement von Verein und Mitgliedern

ROTHENBURG – Zahlreiche Ehrungen für langjährige Vereinstreue, eine geordnete Finanzsituation, ungebrochenes Vertrauen in die Vorstandschaft und reihenweise sportliche Erfolge: Für den TSV 2000 könnte es kaum besser laufen. Davon konnten sich die Mitglieder auf der jüngsten Jahreshauptversammlung im Hotel „Rappen“ überzeugen.

Mit gleichbleibender Vorstandsmannschaft geht es in die Zukunft (es fehlt Kassiererin Brigitte Hiermann). Fotos: Scheuenstuhl

Mit gleichbleibender Vorstandsmannschaft geht es in die Zukunft (es fehlt Kassiererin Brigitte Hiermann). Fotos: Scheuenstuhl

Auch als CSU-Mann danke er den 85 Wahlberechtigten für dieses „Martin-Schulz-Ergebnis“, so der bisheriger und neue Vositzende des TSV, Dieter Kölle, nach der Stimmabgabe. Auch seine Stellvertreter und Kollegen in der Vorstandschaft wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt: Roland Schmidt (Sport), Brigitte Hiermann (Finanzen), Maik Schulze (Öffentlichkeitsarbeit), Karlheinz Ehnes (Veranstaltungen), Susanne Serby als Schriftführerin und Wolfgang Keitel als Hauptjugendleiter.

„Es ist aller Ehren wert, was geleistet wurde“, würdigte Günther Laudenbacher, der zum Vorsitzenden des Wahlausschusses ernannt wurde, die Arbeit der Mannschaft an der TSV-Spitze. Wie Dieter Kölle mit seinem Tätigkeitsbericht zeigte, stellte der Verein auch im letzten Jahr – neben den sportlichen Wettkämpfen – eine Reihe von Veranstaltungen auf die Beine, etwa die mittlerweile 16. Auflage der „Rock-Oldie-Night“, das Torwandschießen auf der Sommermesse sowie Aktionen für das Ferienprogramm der Stadt. Zudem beteiligte man sich mit zwei Veranstaltungen an der Herbstwanderwoche und sorgte für das leibliche Wohl der Reiterlesmarktbesucher.

Mit 150 maskierten Kindern war der Faschingsumzug sowie die anschließende Feier in der Reichsstadthalle ein voller Erfolg. Der traditionelle Sportlerfasching mit 300 Gästen stand dem in nichts nach. Es geht aber noch größer: Bei der letztjährigen IVV-Wandertagen kamen 2800 Wanderer in die Tauberstadt. Organisiert und durchgeführt wurde die Großveranstaltung von der TSV-Wanderabteilung.

„Der Sport ist für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens und somit auch ein ganz wichtiger Faktor für die Lebensqualität in unserer Stadt“, betont Vorsitzender Dieter Kölle. Auch der TSV leiste hierbei einen „großen und wichtigen Beitrag“. So stehen den insgesamt 2381 Mitgliedern (davon 1004 Männer, 638 Frauen sowie 739 Kinder und Jugendliche) 14 Abteilungen mit 35 Fachgruppen zur sportlichen Betätigung zur Verfügung. 70 Übungsleiter, davon 35 mit Lizenz, betreuen die diversen Angebote.

Ein besonderes Augenmerk richtet man im größten Verein Rothenburgs und des Landkreises auf die jüngsten Mitglieder, so Dieter Kölle. Trainer und Übungsleiter leisten den Kindern und Jugendlichen gegenüber nicht nur „hervorragende Arbeit“ im sportlichen Bereich, sondern auch im vermitteln von Werten wie Sozialverhalten und Gemeinschaftssinn“. Wichtig für die Akzeptanz des Vereins sei es, laut Vorsitzenden, „dass die Eltern wissen, dass ihre Kinder bei uns in guten Händen sind“.

Luitpold-Turnhalle fällt weg

Neben dem Leistungssport besteht beim TSV auch die Möglichkeit, sich im Freizeit-, Senioren- und Gesundheitssport zu betätigen. Für das umfassende Angebot werden entsprechende Räumlichkeiten benötigt. Da sich für das kommende Wintersemester am Campus Rothenburg sehr viele Studierende angemeldet haben, wird die Turnhalle der Luitpoldschule ab September für den Unterricht benötigt und steht folglich nicht mehr für die Vereine zur Verfügung. Die davon betroffenen Sportgruppen müssen deshalb in andere Hallen verlegt werden. Die Sportler sind mit ihren „Erfolgen und ihrem Auftreten positive Werbeträger“ für die Stadt, unterstreicht Dieter Kölle. Stadtrat und Oberbürgermeister wissen, so der Vorsitzende, dass man sich auf den TSV verlassen könne, wenn es darum gehe, die Stadt zu vertreten, etwa als Gastgeber des diesjährigen „Rot(h)enburger Sportlertreffens“ Ende Juni in der Tauberstadt.

Bereits ein halbes Jahrhundert mit von der Partie.

Bereits ein halbes Jahrhundert mit von der Partie.

Über die eigentliche Vereinsarbeit hinaus sei der TSV auch ein „großer Wirtschaftsfaktor“ für die Stadt. Die vielen Veranstaltungen und Aktivitäten im Jahresverlauf bedeuten, dass „viel Geld umgesetzt“ werde. Laut Kassenbericht, der von Karlheinz Ehnes für die verhinderte Kassiererin Brigitte Hiermann vorgelesen wurde, verfügt der Verein derzeit über ein Guthaben von zirka 44800 Euro. Einnahmen in Höhe von etwa 583000 Euro standen letztes Jahr Ausgaben von knapp 539000 Euro gegenüber.

Kassenprüfer Roland Höhn, der wie seine Kollegen Norbert Keß, Patrick Uhl und Borislav Gajic von den Wahlberechtigten in dieser Funktion bestätigt wurde, bescheinigte eine „solide Kassenführung“. Kassiere und Vorstand wurden von den Mitgliedern einstimmig entlastet. Neben Ehrungen für eine bestimmte Anzahl von Spielen sowie für die Übernahme einer Funktion über einen gewissen Zeitraum im Verein, wurden auch Mitglieder für ihre langjährige Treue zum TSV gewürdigt.

Zahlreiche Sportler sind seit 25, 40 und 50 Jahren mit von der Partie. Robert Wittmann und Fritz Dehner können auf 60 Jahre im Verein zurückblicken. Dieter Haack, Richard Nürnberger, Hans-Georg Pflugradt und Klaus Volz haben vor 65 Jahren ihren Mitgliedsantrag eingereicht. Ludwig Hellenschmidt und Alfred Herrscher gehören sogar seit sieben Jahrzehnten der TSV-Familie an. mes

Raus aus der Schublade

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Fähigkeiten und nicht das Geschlecht entscheiden über Erfolg im Beruf

ROTHENBURG – Männer mauern, Frauen frisieren: Dieses über viele Jahrzehnte gut gepflegte Schubladendenken hat sich in letzter Zeit zum Glück ein ganzes Stück weit gewandelt – bei einer Vielzahl von Tätigkeiten. Eine Kfz-Mechatronikerin aus Kirnberg sowie ein Bäckereifachverkäufer und eine Taxifahrerin aus Rothenburg haben festgefahrene berufliche Rollenvorstellungen für sich in den Wind geschossen und diese Entscheidung noch keine Sekunde lang bereut. Ihr Rat: Einfach machen!

Hannes Ströbel und Antonia Langer folgen ihrer Leidenschaft und lassen sich zum Bäckereifachverkäufer und zur Kfz-Mechatronikerin ausbilden.

Hannes Ströbel und Antonia Langer folgen ihrer Leidenschaft und lassen sich zum Bäckereifachverkäufer und zur Kfz-Mechatronikerin ausbilden.

Mit dem heutigen „Girls’ und Boys’ Day“ soll jungen Menschen gezielt die Scheu vor Berufen genommen werden, die bislang von der Gesellschaft eher dem jeweils anderen Geschlecht zugeordnet wurden. Dass Mädchen ebenfalls technisches und handwerkliches Geschick haben und dass auch Jungen zwischenmenschliche Fähigkeiten in sozialen Berufen wirkungsvoll einbringen, kann heutzutage niemand mehr ernsthaft anzweifeln. Vorbilder in der Familie und im Freundeskreis sowie ein gesundes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sind das Zünglein an der Waage, um selbstbewusst seinen eigenen beruflichen Weg zu gehen.

„Ach Antonia, du und deine Autos“ – diesen Kommentar bekam Antonia Langer aus Kirnberg oft von ihren Freundinnen zu hören, wenn sie wieder einmal unter Beweis stellte, dass sie Autos allein an ihren Lichtern erkennen kann. Unter ihren damaligen Klassenkameradinnen auf der Mädchenrealschule Schillingsfürst war dieses spezielle Wissen wohl einzigartig.

Anstatt sich ihnen anzuschließen und nach dem Abschluss ebenfalls die kaufmännische oder kinderpflegerische Richtung einzuschlagen, folgte Antonia ihrer Leidenschaft. „Im Büro sitzen wollte ich nie“, sagt die heute 20-Jährige. Nach einem Praktikum bei der Bundeswehr und in einer Autowerkstatt, stand ihr Entschluss fest: Sie wird Kfz-Mechatronikerin. Mittlerweile ist sie im dritten Lehrjahr bei der Firma Raab-Automobile in Linden.

„Benzin im Blut“

Ihr, wie sie sagt, „autoverrückter Vater“ ist mit dieser Berufswahl vollauf zufrieden. Dank ihm kennt sich Antonia seit kleinauf bestens mit den technischen Rafinessen von Kraftfahrzeugen aus. Aber auch ihre Mutter steht voll und ganz hinter ihr. „Sie hat einfach Benzin im Blut und muss sich bewegen und etwas handwerkliches machen“, beschreibt sie ihre Tochter. Antonias ältere Schwester tritt als Pharmazeutisch-Technische Assistentin dafür eher in die beruflichen Fußstapfen der Mutter.

Die Entscheidung für einen Beruf ist die eine Sache. Eine ganz andere ist es, in einer vermeintlichen Männerdomäne auch zu bestehen. Antonia hat dazu eine ganz klare Einstellung: „Ich habe mich für diesen Beruf entschieden und muss da auch durch, selbst wenn es schwer oder unangenehm wird.“ So etwas wie einen Frauenbonus wollte sie nie und den gebe es hier sowieso nicht, sagt ihr Chef Heinz Raab, auch wenn die männlichen Mitarbeiter in Ausnahmefällen bei gewissen Dingen doch mal helfend mitanpacken.

Mit ihren Kollegen und den Kunden gab es nie Probleme wegen ihres Geschlechts. „Wenn man was drauf hat, wird man auch akzeptiert“, ist Antonia überzeugt. Man müsse einfach nur den Mund aufmachen und zeigen, dass man selbstbewusst ist. An ihrem Beruf reizt sie besonders die Vielfältigkeit: das selbstständige Arbeiten, um herauszufinden, was unter der Motorhaube steckt, der Kundenkontakt sowie das Schrauben – es mache Spaß, sei aber auch anstrengend.

In einem vermeintlichen Männerberuf zu arbeiten, bedeutet für die junge Frau nicht, dass man ein „Mannweib“ sein muss, auch wenn sie keine Scheu hat, sich die Hände schmutzig zu machen. Arbeit ist Arbeit, aber privat achtet sie schon darauf wie sie aussieht. „Manche sagen sogar, dass sie mich gar nicht erkannt haben, weil ich so schick angezogen bin“, schmunzelt die 20-Jährige.

Noch steht das Zusammenspiel von Mechanik und Elektronik bei weiblichen Auszubildenden noch nicht sonderlich hoch im Kurs. So ist Antonia die einzige Frau in ihrer Berufsschulklasse. Ähnlich geht es Hannes Ströbel, jedoch unter anderen Vorzeichen: Auch er ist der Hahn im Korb im Klassenzimmer – allerdings bei den Bäckereifachverkäuferinnen. Der 21-jährige Rothenburger absolviert derzeit sein zweites Ausbildungsjahr beim Brothaus.

Die Beratung und den Verkauf von Brot, Brötchen und süßem Gebäck habe er nie als Frauenberuf wahrgenommen, sagt er. Seitdem er selbst hinter der Theke steht, merkt er aber, dass Männer in diesem Beruf „noch nicht so gängig“ sind. „Die Kunden sprechen einen schon darauf an“, lacht er – allerdings nie mit negativem Tenor. Doch zumindest in der Filiale am Markusturm haben sich die Stammkunden wohl schon an den Anblick gewöhnt. „In manchen Schichten arbeiten hier nur Männer im Laden“, erklärt Hannes.

Mit einem dieser Kollegen hatte sich Hannes unterhalten, als er sich nach einem beruflichen Ausflug in den Metallbau und das Kochgewerbe umorientieren wollte. Durch den Verkauf von Lebensmitteln auf dem Reiterlesmarkt hatte er bereits entdeckt, dass ihm dieser Dienstleistungsberuf Freude bereitet. Das persönliche Gespräch überzeugte ihn, die Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer in Angriff zu nehmen.

„Es macht Spaß, den Kunden zu erklären, was in dem Brot drin ist und ihnen dann das ,richtige’ zu verkaufen“, beschreibt der 21-Jährige, was ihn an dem Beruf gefällt. Auch die Vielfalt der Waren, die sich im Jahresverlauf immer wieder ändern sowie der Einsatzbereiche – etwa als Barista oder in der Frühstückszubereitung – machen die Arbeit interessant für einen größeren Bewerberkreis.

Die Persönlichkeit zählt

Heutzutage ist das Berufsbild nicht mehr auf den klassischen Verkauf begrenzt, wo dieselbe Auswahl an Backwaren über Jahre hinweg an den Kunden gebracht werden müssen, erklärt Sabine Detsch, die beim Brothaus seit 2015 für die Ausbildung zuständig ist. Sie beschreibt Hannes als offenen Menschen, der auf die Leute zugeht. „Er ist der richtige Typ für den Verkauf“, sagt sie, denn gerade beim direkten Kontakt mit den Kunden zähle die Persönlichkeit des Verkäufers mehr als sein Geschlecht.

Für Alexandra Kersten ist Taxifahren alles andere als eine Männerdomäne. Fotos: Scheuenstuhl

Für Alexandra Kersten ist Taxifahren alles andere als eine Männerdomäne. Fotos: Scheuenstuhl

Dies kann auch Alexandra Kersten nur unterschreiben. Auch in ihrem Beruf kommt es vor allem darauf an, den Dienstleistungsgedanken zu leben – egal welches Geschlecht man hat. Sie sei schon immer „verhältnismäßig viel auf der Straße unterwegs gewesen“, erinnert sie sich, etwa als sie während ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau zwischen Lichtenau, Nürnberg und Rothenburg gependelt ist. Aber erst durch ihren Mann Ralf Kersten kam sie vor etwa 15 Jahren zum Taxifahren.

Seitdem hat sie nie erlebt, dass sie als Frau am Steuer nicht akzeptiert wurde. „Oh, schön, eine Frau“, habe Alexandra schon das eine oder andere Mal von ihren Geschlechtsgenossinen gehört. Aber auch ein LKW-Fahrer lobte sie einst, dass sie „richtig gut“ fahre. Auch wenn dies für ihn wohl bei einem männlichen Taxifahrer nicht erwähnenswert gewesen wäre, freute sich die heute 42-Jährige über diesen Zuspruch.

Dass vor allem Männer über das Taxameter herrschen, mag vielleicht noch für Großstädte gelten. In Rothenburg hingegen sitzen schon länger eine ganze Reihe von Frauen hinter den Lenkrädern der hellelfenbeinfarbenen Fahrzeuge. Dies liegt vor allem daran, dass die hiesigen Taxiunternehmen in der Regel Familienbetriebe sind und dort alle mitanpacken müssen – sowie auch Alexandra Kerstens Schwiegermutter.

Das fahrerische Können ist nur ein Teil des Jobs. „Man bekommt bei dieser Arbeit auch sehr viel mit und ist manchmal Seelentröster“, erklärt Ralf Kersten. Man müsse sich schon auf die Leute einstellen können, die man befördert. Das einzige Zugeständnis an den Status als Frau ist, dass Alexandra Kersten aus Sicherheitsgründen nicht nachts fährt – außer es handelt sich um Stammkunden.

Taxi zu fahren ist für sie eine Selbstverständlicheit. Aber kürzlich kam sie doch ins Grübeln über Geschlechterrollen, als vier verschleierte Malaysierinnen zu ihr ins Taxi stiegen. Da hätte sie sich schon gefragt, was diese wohl davon halten, von einer Frau gefahren zu werden. mes

Intensiv mit dem „Biervirus“ infiziert

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Bierkönigin Nicole I. holte sich vier Jahre als Helferin beim Brauereifest Lust aufs Amt

REICHELSHOFEN – Nicole I. ist die neue Bierkönigin in Reichelshofen. Sie löst Lisa I. ab, die zuletzt für ihre Nachfolgerin Lisa Maria I. in die Bresche gesprungen war und ihrer ersten Amtszeit eine zweite angefügt hatte. Am kommenden Sonntag um 12.45 Uhr hat sie am Marktplatz ihren Auftritt bei der Stadtmosphäre.

Nicole I. amtiert bis zum Jahr 2019.

Nicole I. amtiert bis zum Jahr 2019.

Mit vollem Namen heißt die neue Regentin des Gerstensaftes Nicole Paziner und kommt aus Hartershofen, wo sie das Licht der Welt erblickte. Sie ist 20 Jahre jung und 1,63 Meter groß.

Nach ihrer Lehre als Bankkauffrau bei der VR-Bank Rothenburg von 2013 bis 2016 arbeitete sie zunächst ein halbes Jahr in ihrem Lehrbetrieb. Seit September 2016 wohnt sie in Nürnberg und durchläuft dort eine dreijährige Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin in englisch, französisch und spanisch. Nebenbei ist sie im Nachtclub Mach1 in der Noris tätig.

In der dritten Generation

Für Nicole gibt es mehrere Gründe dafür, weshalb sie sich als Bierkönigin beworben hat. Ihre Familie ist bereits in der dritten Generation mit der Landwehr-Bräu in Reichelshofen verbunden. Ihr Großvater väterlicher Seite war 30 Jahre in der Brauerei angestellt, ihre Mutter 16 Jahre in der Gastronomie. Sie selbst half sowohl in der Gastronomie als auch in der Brauerei aus.

Schon als Kind war sie unterwegs in der Landwehr-Bräu und spielte mit Lorenz Hausmann, dem Sohn des Brauereigasthof-Geschäftsführers Roland Hausmann, fangen und verstecken. „Ich bin dort groß geworden. Neben der Realschule habe ich mir ein gutes Taschengeld verdient, indem ich im Service tätig war, knapp drei Jahre lang,“ berichtet sie. Die letzten vier Jahre half sie auch beim Brauereifest mit und verstärkte dort das Team an der Schenke.

Dabei hat sie sich offensichtlich mit dem Virus infiziert, den eine Regentin des Rebensaftes tragen muss. Jedes Jahrhabe sie die jeweilige Bierkönigin bewundert, wie schön sie aussieht und dass sie die Brauerei präsentieren darf: „Da dachte ich mir immer, dass ich auch gern diese Ehre haben möchte. Und dieses Jahr habe ich die Chance ergriffen und meine Bewerbung bei der Brauerei abgegeben.“

Bierkönigin Nummer sieben

Mit Erfolg, wie sich zeigt. Sie freut sich über die Kontakte, die sie bei ersten Auftritten in Ansbach bei den Kammerspielen, in Obernzenn und auf dem Nürnberger Volksfest knüpfen durfte: „Ich bin so froh, dieses Amt bekleiden zu dürfen.“ Sie freue sich auf die Zeit, die vor ihr liegt.

Nicole I. ist die bisher siebte Bierkönigin aus dem traditionsreichen Haus in Reichelshofen. Sie trat die Nachfolge von Lisa I. an, die für ihre Nachfolgerin Lisa Maria I. in die Bresche gesprungen war und eine zweite Amtszeit drangehängt hatte. Davor wirkten Viktoria I., Eva I. (als bisher einzige drei Jahre in Folge im Amt), Christina I. und als allererste Alexandra I in hoheitlicher Mission. Auf zwei Jahre ist diese Regentschaft normalerweise ausgelegt. -ww-

Biergarten öffnet

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Historische Freiluftkegelbahn fast fertiggestellt

ROTHENBURG – Ziemlich genau 110 Jahre nach ihrer Errichtung und einer längeren Instandsetzungsphase ist die historische Freiluftkegelbahn im Wildbad jetzt fast wieder einsatzbereit.

Die Kegelbahn setzt ihren Akzent auf dem Wildbad-Gelände schon bevor die letzten Handgriffe erledigt sind. Foto: Rey

Die Kegelbahn setzt ihren Akzent auf dem Wildbad-Gelände schon bevor die letzten Handgriffe erledigt sind. Foto: Rey

Mit der Sanierung dieser Bahn hat die evangelische Tagungsstätte in ihrem Park einen neuen Glanzpunkt geschaffen: als Ort zum Tagen, als Platz zum Genießen, und natürlich auch als Bahn, auf der die Kugeln rollen.

Dass ab Anfang Mai wieder gekegelt werden darf, ist laut Pfarrer Herbert Dersch „der Bande“ und vielen Unterstützern aus der Region zu verdanken.

Die aktuell noch vorhandene finanzielle Lücke sei „schließbar“, sagt er. Einige Restarbeiten an der wiederhergestellten Bahn werden noch bis Ende Mai erfolgen.

Gefeiert aber wird schon jetzt: am kommenden Donnerstag, 4. Mai, ab 16 Uhr, zeitgleich mit dem Start in die diesjährige Biergarten-Saison im Wildbad. Mit dabei ab 17 Uhr ist das Rothenburger „Oldtime Jazz Quartett“.

Ab 18 Uhr dann werden Liebhaber gepflegter Geselligkeit, sportlich Aktive, Förderer, die die Kegelbahn-Sanierung finanziell unterstützt haben und alle, die gern im Wildbad zu Gast sind, begrüßt. Sie dürfen die ersten Kugeln auf der Wildbad-Kegelbahn rollen lassen. cr

Rothenburg zum Anfassen und Befühlen

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Blindenstadtmodell wird morgen, Samstag, um 11 Uhr zu Füßen des Südturms von St. Jakob enthüllt – Projekt mit Hindernissen

Blindenstadtmodell: die Rothenburger Altstadt im Miniaturformat, aber in dreidimensionaler Darstellung zum Befühlen.

Blindenstadtmodell: die Rothenburger Altstadt im Miniaturformat, aber in dreidimensionaler Darstellung zum Befühlen.

ROTHENBURG – Was lange währt, wird endlich gut. Rothenburg und sein Blindenstadtmodell ist eine Geschichte mit Hindernissen. Umso erfreulicher, dass die Enthüllung dieses dreidimensionalen Abbilds der Altstadt nun zur Eröffnung der Frühlings-Stadtmosphäre einen ganz besonderen Programmplatz erhält.

Mit von der Partie wird dabei zu Füßen des Südturms von St. Jakob unter anderem auch Oberbürgermeister Walter Hartl sein. Ihm sei es ein Anliegen, die Enthüllung zu begleiten und damit in Bezug auf das Projekt ein neues und hoffentlich problemfreieres Kapitel aufzuschlagen als bisher, gibt er im Vorfeld gegenüber unserer Redaktion zu verstehen.

Eigentlich sollte das Modell schon im Mai 2014 aufgestellt werden. Schon Ende 2012 war vom Stadtrat der Auftrag an den örtlichen Bildhauer Peter Nedwal beschlossen worden. Das musste dann revidiert werden, weil man angeblich einen strengen Vergabe-Kriterienkatalog nicht beachtet hatte. Der Soester Künstler Egbert Broerken erhielt schließlich den Auftrag. Ein Brand in der Künstlerwerkstatt sorgte allerdings für Verzögerung und ließ die längst geplante Fertigstellung samt Enthüllung in weite Ferne rücken.

Jetzt ist die Erleichterung groß, dass auch die letzten Hindernisse überwunden sind und dass zum großen Anfassen und Befühlen aufgefordert werden kann.

Letzters ist nämlich ausdrücklich erwünscht beim Blindenstadtmodell der Rothenburger Altstadt, das am morgigen Samstag, 29. April, um 11 Uhr der Öffentlichkeit übergeben wird. Künstler Egbert Broerken gestaltete das Bronzemodell der Altstadt in enger Zusammenarbeit mit den Initiatoren des Vereins der Rothenburger Gästeführer und den Zuständigen der Stadt Rothenburg. Viele Spender, Institutionen, Betriebe wie Privatleute und öffentliche Fördergelder machten die Finanzierung des Projektes möglich.

Zum Fühlen, Sehen und Begreifen bietet sich die Altstadt in Miniatur Gästen wie Einheimischen dar. Die großen und kleinen Strukturen, dicht bebaute Straßenzüge und offene Flächen dahinter, die Größenverhältnisse der Gebäude zueinander, all das kann mit Hilfe des Stadtmodells rasch erfasst werden.

Durch die Beschriftung, auch in Blindenschrift und die anschmiegsame und doch detaillierte Gestaltung des Stadtmodells biete es besonders auch für Blinde und Sehbehinderte eine neue Möglichkeit, die Altstadt Rothenburgs kennenzulernen und sich zu orientieren, heißt es im Vorfeld. -ww-

Soziale Frage im Mittelpunkt

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Maikundgebung gestern bei kühlen Temperaturen auf dem Grünen Markt in Rothenburg

ROTHENBURG – Mit einer engagierten Rede gegen fehlendes Engagement und Solidarität in unserem Land, gegen zu niedrige Renten und gegen ein System, das immer mehr in Gewinner und Verlierer teilt, hat sich gestern bei der Maifeier auf dem Grünen Markt Klaus-Dieter Winnerlein als zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Westmittelfranken gewandt.

Hose Alvares Romagero und Edil Trudis Pandero (von links) mit Klaus-Dieter Winnerlein. Fotos: Weber

Hose Alvares Romagero und Edil Trudis Pandero (von links) mit Klaus-Dieter Winnerlein. Fotos: Weber

Er bedauerte, dass die unbestrittenen gewerkschaftlichen Errungenschaften der älteren Generation wie Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall angesichts der auch bei dieser Kundgebung kaum noch vertretenen Jüngeren immer mehr unter die Räder zu kommen drohen. Es sei fraglich, ob das reiche, um die Zukunft zu gestalten.

Mindestlohn ungenügend

Dabei könnte viel erreicht und zum Positiven verändert werden, „wenn wir alle zusammenstehen“. In etlichen Punkten sei das Ziel noch immer nicht erreicht. Dazu zählt Winnerlein die Forderung gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei weiblichen und männlichen Beschäftigten. Den derzeitigen Mindestlohn nennt er ungenügend.

Die vorbereitete Musterrede des DGB legte der zweite IG-Metall-Bevollmächtigte von Anfang an auf die Seite und setzte zum diesjährigen Motto „Wir sind viele – wir sind eins“ seine eigenen Akzente.

Winnerlein kritisierte das politische Kastensystem von prekär und nicht prekär Beschäftigten. Die schlecht bezahlte Arbeit teile sich dann noch in befristete Verhältnisse und in Leih-arbeitsverhältnisse.

Dass ein Facharbeiter von seiner Rente seine Familie nicht mehr ernähren kann und in immer mehr Fällen mit Sozialhilfe aufgestockt werden muss, nennt der Gewerkschafter eine Schande für ein reiches Land wie unseres. Gleiches gelte für Sozialberufe mit den vielen Unterbezahlten und auch für die nicht adäquate Aufnahme von Flüchtlingen.

Sozialschmarotzer sind für ihn nicht etwa Bezieher von Arbeitslosengeld und weiteren Leistungen. Vielmehr bezieht er das auf IKEA und Co., die in unserem Land keine Steuern zahlen und zu allem Überfluss auch noch Fördergelder aus der Kasse der staatlichen Gemeinschaft abschöpfen. Auch sei nicht damit zu rechnen, dass die Banken die zu ihrer Rettung geleistete staatliche Unterstützung irgendwann einmal zurückerstatten.

Premiere für Ortsvorsitzende Simone Ehnes.

Premiere für Ortsvorsitzende Simone Ehnes.

Bei den Bundestagswahlen im September gelte es genau zu überlegen, wo man das Kreuz setzt. Bei ihrer Premiere als DGB-OrtsVorsitzende an einer Maifeier unterstrich Simone Ehnes: Das diesjährige bundesweite Motto der Kundgebungen sei ein wenig auch ihr Lebensmotto. Die 42-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einer Fachweiterbildung zur Hygienefachkraft für Klinikhygiene betreibt seit ihrem 15. Lebensjahr ehrenamtliches Engagement in Kirche, Politik und Gewerkschaft. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Rothenburger DGB-Ortsverbands und begrüßt es, dass die soziale Frage diesmal in den Mittelpunkt gerückt wird.

Unter anderem konnte sie unter den Teilnehmern der Kundgebung Hose Alvares Romagero und seine Frau Edil Trudis Pandero aus Kuba begrüßen. Sie sind auf Einladung des DGB nach Deutschland gekommen. Romagero ist Deutschprofessor und sprach ein Grußwort, bei dem er die Verbundenheit unterstrich.

Vorausgegangen war der Kundgebung bei kühlen Temperaturen ein ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrerin Katharina Winkler und Pastoralreferentin Monika Angermeier. Mit dem Lied „Brüder zur Sonne“ klang die Maifeier aus. Der Blaskapelle Gebsattel leistete dabei die musikalische Unterstützung. -ww-


Wie zu den allerbesten Zeiten

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Frühlings-Stadtmosphäre zeigte sich in der zehnten Auflage als besonderer Besuchermagnet

ROTHENBURG – In ihrer zehnten Auflage hat sich die Frühlings-Stadtmosphäre am vergangenen Wochen-ende als großer Besuchermagnet erwiesen und an allerbeste Zeiten angeknüpft.

Gedränge herrschte vor allem an den Aktionsbereichen und Bühnen wie hier auf dem Kapellenplatz. Foto: Weber

Gedränge herrschte vor allem an den Aktionsbereichen und Bühnen wie hier auf dem Kapellenplatz. Foto: Weber

Vor allem am Sonntagnachmittag wurde die Altstadt regelrecht gestürmt. Wer noch dazustoßen wollte und einen Parkplatz suchte, musste schon einige Geduld mitbringen. An den Bühnen auf dem Marktplatz und auf dem Kapellenplatz drängten sich die Zuschauer und in den Gassen herrschte geschäftiges Treiben.

Bei der Stadtmosphäre hatten die Macher diesmal ein gutes Händchen. Die Kassandra-Rufe vorab, die für den Auftakt noch Regen befürchten ließen, bestätigten sich glücklicherweise nicht.

Pünktlich zum Wochenende meldete sich der Frühling zurück. Am Samstag blieb es trocken und wenn die Sonne es schaffte, die Wolken auf die Seite zu schieben, war es merklich wärmer als die Tage zuvor.

Als die Stadtmosphäre dann am Sonntag ihrem Höhepunkt und Finale zustrebte, platzte der Knoten endgültig und es herrschte fast schon T-Shirt-Wetter. -ww-

Freude war riesengroß

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Einweihung des Blindenstadtmodells am Samstag vor viel Publikum

ROTHENBURG – Vor großem Publikum ist am Samstag das neue Blindenstadtmodell zu Füßen des Südturms von St. Jakob seiner Bestimmung übergeben worden. Ansprachen und Posaunenklänge setzten die Akzente, bevor es an die Enthüllung gehen konnte und die Neuerung tastend in Besitz genommen werden konnte.

Wo ist was zu finden? Ansturm der Tastfreudigen ums Blindenstadtmodell zu Füßen des Südturms von St. Jakob. Foto: Weber

Wo ist was zu finden? Ansturm der Tastfreudigen ums Blindenstadtmodell zu Füßen des Südturms von St. Jakob. Foto: Weber

„Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erscheint.“ Mit diesem Zitat von Albert Einstein eröffnete Claudia Koller-Lindner vom Vorstand des Gästeführervereins die Moderation der Einweihungsfeier. Die Idee, ein Blindenstadtmodell aufzustellen, sei wirklich gut gewesen – so gut, dass sie das Projekt über die Jahre bis zur Verwirklichung getragen hat.

Wie alles begonnen hatte, rief Carmen Palm vom Gästeführerverein als Initiatorin des Blindenstadtmodells in Erinnerung. Sie blendete dabei nicht nur auf die Geburtsstunde der Idee in der Topplerstube des „Greifen“ zurück, sondern auch auf die ersten gut 1000 Euro, die vom Gästeführerverein als Mitinitiatorin des Projektes beim Weltgästeführertag 2009 in Rothenburg für dieses konkrete Vorhaben gesammelt worden waren: „Damit war der Grundstein gelegt und die Idee in die Öffentlichkeit getragen. Und dann ging es weiter an die Umsetzung.“

Ein überaus aufwändiges Kapitel, das voller Arbeit und vor allem auch voller Schwierigkeiten steckte, wie sich zeigen sollte (wir berichteten). Die Steine, die Initiator Harald Ernst vom Gästeführerverein jetzt zur Enthüllung von der Schulter fielen, glaubte man richtiggehend poltern zu hören. Er freue sich riesig über diesen Augenblick, betonte er und hob das in vieler Hinsicht positive und vor allem auch verbindende Signal hervor, das von diesem neuen Blindenstadtmodell an diesem Standort zu Füßen von St. Jakob ausgeht.

Ein großes und herzliches Dankeschön sagte der Gästeführerverein bei dieser Gelegenheit allen, die das Projekt unterstützt haben. Zu den Erträgen der ersten vier Weltgästeführertage kamen etliche Spenden von Unternehmen, Vereinen und Privatleuten aus der Stadt und darüber hinaus von Gästen. Die Firmen Herrscher und Wüst (Nagala) haben den transportablen und rund 2,5 Tonnen schweren Sockel aus etwa 250 einzelnen Muschelkalksteinen unentgeltlich erstellt.

„Was lange währt, wird endlich gut“, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl in seiner Ansprache. Er freute sich besonders, dass er unter all den Förderern, die er für ihren Beitrag lobte, auch den mit Rothenburg befreundeten japanischen Inlandsflughafen Haneda in Tokio nennen durfte.

Zur Einweihung hatten Dieter Mai von der Sparkasse Ansbach und Dr. Fried­rich Einsele vom Lionsclub Rothenburg-Uffenheim 3500 Euro beziehungsweise 3000 Euro mitgebracht. Aus der Städtebau-förderung kommt eine namhafte Summe und auch die Rotarier beteiligen sich, so dass für die Stadt am Ende ein überschaubarer Betrag zu den 30000 Euro Gesamtkosten beizusteuern bleibt. Der Sockel geht extra.

Bildhauer und Objektdesigner Egbert Broerken aus Soest ist Schöpfer des Rothenburger Blindenstadtmodells und auf solche Aufträge spezialisiert. Er ließ es sich nicht nehmen, persönlich zur Enthüllung des jüngsten Werkes unter seinen bisher rund 140 in ganz Europa zu kommen. Es sei eines seiner aufwändigsten und schönsten, sagte er.

Die Sehbehinderte Katharina Raidel (83) aus Rothenburg war so gespannt, dass sie den kaschierend über das Modell gezogenen Stoff etwas zur Seite zog, um schon zu fühlen. Nach der Enthüllung wurde das Blindenstadtmodell mit Feuereifer allgemein in Besitz genommen. Es gab viel Applaus, Komplimente und bewundernde Blicke dafür. Einheimische und Besucher, darunter auch etliche andere Sehbehinderte und Blinde, drängten sich, um es sich auch tastend und fühlend zu erschließen. Viele interessante Punkte und Gebäude sind auch in Brailleschrift bezeichnet. -ww-

Neue BayWa-Werkstatt

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Investition in Standort Ermetzhofen mit Rothenburg-Zielgruppe

ROTHENBURG/ERMETZHOFEN – Vor allem die Landwirte im Altlandkreis, aber ebenso viele weitere Verbraucher dürften es begrüßen, dass es jetzt in nächster Nähe eine zentrale große Werkstätte der BayWa gibt, die bekanntlich vor Jahren in Rothenburg die Werkstattabteilung geschlossen hat. In Ermetzhofen wurden dazu Millionen investiert.

Beim Empfang zur Einweihung des BayWa-Technikstandortes Ermetzhofen.Foto: diba

Beim Empfang zur Einweihung des BayWa-Technikstandortes Ermetzhofen. Foto: diba

Das Einzugsgebiet für den neuen Betrieb auf einem zehntausend Quadratmeter großen Gelände in Ermetzhofen (Gemeinde Ergersheim) umfasst neben den Altkreisen Uffenheim und Bad Windsheim besonders auch das Rothenburger Gebiet, womit die BayWa ihre Präsenz in der Region ausbaut. Rund 2,6 Millionen Euro wurden ausgegeben, entstanden sind eine Technikwerkstatt mit Diagnosestation und Kleinmotorenwerkstatt auf 550 Quadratmetern sowie eine Maschinenhalle mit 400 Quadratmetern und ein größerer Verkaufsraum.

Außerdem sorgt ein Ersatzteillager mit 30000 Lagerplätzen für eine schnelle Versorgung im Bedarfsfall und auf der Ausstellungsfläche im Freien finden sich die neuesten landwirtschaftlichen Maschinen, Geräte und Schlepper der kooperierenden Firmen. Den Standort an der A 7 hält man für ideal als neue Anlaufstelle für alles, was mit Landtechnik zu tun hat. Dafür wurden allerdings die bisherigen Standorte Uffenheim und Windsheim zusammengefasst, die Mitarbeiter alle übernommen. Insgesamt sind es 33 Arbeitsplätze mit acht Auszubildenden.

Vor allem aus dem Rothenburger Gebiet verspricht man sich neue Kundschaft, denn der Weg in die nächste Werkstatt war bisher weiter. Unverändert spielt die BayWa mit dem Baustoffhandel, ihrem Verbraucher- und Gartenmarkt sowie der Tankstelle in Rothenburg neben der Firma Pehl eine wichtige Rolle.

Immer mehr digital

Wie bei der Eröffnungsfeier in Ermetzhofen betont wurde, bedürfe es zum Überleben in der Landwirtschaft modernster Digitaltechnik wie sie immer mehr in den Alltag einfließt. Nicht nur computergesteuerte Maschinen, vollautomatisches Ernten, sondern auch satellitenüberwachtes Wachstum auf den Feldern mit softwareberechneten Düngerabgaben gehören dazu. Technik-Innovationen in allen die Agrarwirtschaft betreffenden Segmenten sind heute bereits selbstverständlich und die BayWa AG spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die Bayerische Warenvermittlung bleibe zwar im Kern „bei ihren bayerischen Wurzeln“, wie vom Vorstandsmitglied Roland Schuler und Technik-Geschäftsführer für Franken, Günter Schuster, hervorgehoben wurde. Sie hat sich aber längst zu einem international tätigen wichtigen Handels- und Technikpartner sowie Dienstleister der Agrarwirtschaft gemausert.

Der Mischkonzern ist auch in anderen Sparten tätig, wobei zur Kundschaft nicht zuletzt viele Kommunen gehören. Und natürlich Gewerbe- und Handwerksbetriebe sowie die Industrie und ebenso Privatverbraucher.

Zur Eröffnung erwartete die zahlreichen Besucher aus der Region ein vielseitiges Programm in Ermetzhofen. In Vorführungen und Vorträgen wurde besonders die Fachkundschaft angesprochen, und wer einen Führerschein besaß, durfte sogar einen großen hochtechnisierten Schlepper Probe fahren.

Die Verbindung zu Rothenburg zeigte sich nicht nur beim Besucheranteil, sondern ebenso bei der Er­öffnungsfeier im Festzelt, als die Cheerleader der Footballer „Franken Knights” auftraten und viel Beifall ernteten. diba

Einziges Nein bei Dienstreisen

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Stadtrat zeigte bei jüngster Sitzung in den allermeisten Punkten Einmütigkeit

ROTHENBURG – Fortgeführt wird nach einstimmigem Beschluss des Stadtrats die offene Ganztagsbetreuung an der Grundschule nach dem bisherigen Muster.

Die neuen Fenster für das Luitpoldschulhaus kosten merklich mehr als erwartet. Foto: Weber

Die neuen Fenster für das Luitpoldschulhaus kosten merklich mehr als erwartet. Foto: Weber

Sie wird seit 2016/17 mit der Jugendhilfe Creglingen als freiem gemeinnützigen Träger angeboten. Sieben Gruppen konnten gebildet werden. Davon sind vier Kurzgruppen. Im laufenden Schuljahr steht für das Angebot ein Gesamtbudget von 131600 Euro zur Verfügung. Knapp 98000 Euro davon übernimmt der Freistaat.

Außerdem Thema: Richtlinien zur Vergabe des Rothenburg-Passes. Bisher haben nur Familien, die Hartz 4 beziehen, 50 Prozent Ermäßigung bei Veranstaltungen des Ferienprogramms, beim Kinder-Mitmach-Zirkus und beim Kauf-Ferienpass erhalten. Außerdem sind sie vom Anteil an der Ferienbetreuung samt der Verpflegung dort befreit gewesen. Dies wird mit neuen Richtlinien auf Asylbewerber erweitert.

Wie bisher

Die sonstigen Regelungen für den Rothenburg-Pass bleiben unverändert. Was beispielsweise bedeutet: Familien und Alleinstehenden mit einem Kind oder mehreren Kindern steht beim Kauf eines Baugrundstückes ein Zuschuss von 2000 Euro je Kind zu, 250 Euro je Kind bei Anmeldung des Erstwohnsitzes bzw. Hauptwohnsitzes in Rothenburg, 300 Euro pro Kind, wenn sie ihren Wohnsitz in der Altstadt nehmen. Der befürwortende Beschluss fiel auch hier einstimmig.

Nach dem Ausscheiden von Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr (Wechsel auf die Stelle des Landesmusikdirektors in München) und von Harald Krasser (als Vorsitzender des Festspiels „Der Meistertrunk“ aufgehört) waren die jeweiligen Nachfolger neu im Kultur- und Tourismusausschuss zu bestellen. Kantorin Jasmin Neubauer und Festspielvereins-Vorsitzender Alexander Zierer rückten mit einstimmigem Beschluss des Stadtrats nach.

An Formalie gestört

Gegen eine Stimme genehmigte das Gremium die Dienstreise von Oberbürgermeister Walter Hartl und Bürgermeister Kurt Förster zur Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz im russischen Krasnodar. Dabei waren allerdings nicht die Kosten von rund 1650 Euro der Grund für die Ablehnung durch Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schneider. Er störte sich vielmehr an der Formalie, dass Kurt Förs­ter nicht als Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins geführt ist, sondern als weiterer Vertreter der Stadt. Bei der Konferenz sind unter anderem auch Russlands Außenminister Sergej ­Lawrow und der bundesdeutsche Außenminister Sigmar Gabriel vertreten.

Darüber hinaus zeigt Rothenburg auch Flagge bei der Generalversammlung des Europäischen Jakobswegverbands im italienischen Assisi. Oberbürgermeister Walter Hartl und Kulturbeauftragte Johanna Kätzel vertreten die Stadt. Ihre Reisekosten übernimmt nach einstimmigem Beschluss des Stadtrats die Stadt. Für die Hotel- und Verpflegungskosten steht der Verband gerade.

Auch bei der Deutschen Reisewoche in Südkorea und Japan ist Rothenburg vertreten. Eine Mitarbeiterin des Rothenburg Tourismus Service repräsentiert die Stadt. Der Stadt­rat genehmigte einstimmig die Kosten für Work­shop, Flug und Übernachtung. Sie belaufen sich insgesamt auf rund 6000 Euro.

Um die Kosten für den Unterhalt, die Renovierung und Sanierung ihrer Mietwohnungen günstiger zu gestalten geht die Stadt auch in diesem Jahr Rahmenverträge für die verschiedenen Gewerke ein. Der Stadtrat hat sie einstimmig beschlossen. Für insgesamt acht Gewerke können verglichen mit dem Haushaltsansatz rund 135000 Euro eingespart werden.

Der Umbau der Luitpoldschule zum Studienzentrum ist dagegen mit Mehrkosten verbunden. Statt 200000 Euro kosten die Fensterbauarbeiten rund 275000 Euro. Mehrkosten von rund 26000 Euro verursacht die Instandsetzung der Außenfassade am Hohennersturm (Röderschütt).

Oberbürgermeister Walter Hartl sieht beim Vergleich die Gesamtbilanz. Unter dem Strich komme man immerhin noch rund 33000 Euro günstiger davon als eingeplant.

Die von Mediroth als Sympathieerklärung und als Fortbestandsforderung für das Rothenburger Krankenhaus gesammelten rund 4000 Unterschriften sind vom Oberbürgermeister bei einer Verwaltungsratsitzung von ANregiomed übergeben worden. Das hat das Stadtoberhaupt als Mitglied dieses Gremiums in Ansbach bei der jüngsten Stadtratssitzung bekanntgegeben.

Stadtrat Hans-Peter Nitt (FRV) signalisierte in seiner Eigenschaft als Mediroth-Vorsitzender, dass inzwischen rund 400 weitere Unterschriften vorliegen. Die könne er gerne direkt an den Verwaltungsratvorsitzenden weiterleiten, signalisierte der Oberbürgermeister.

Zu den Anfragen: Stadtbaumeister Michael Knappe erläuterte, warum bisweilen bis spät in die Nacht das Licht brennt in der Mehrzweckhalle. Dort laufen dann Putzarbeiten. Warum die Schilder für die neue Regelung am Taubertalweg noch nicht aufgestellt seien, wollte Peter Wack (CSU) wissen. So bald wie möglich werde das geschehen, sagte Ordnungsamtschef Roland Pfaffelhuber.

Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne) regte schließlich im Nachgang zur Diskussion um Schönborn und das Protokoll aus dem Seniorenbeirat an, die Protokolle aus den Beiräten künftig grundsätzlich den Stadträten zugänglich zu machen. -ww-

Start in den Wonnemonat

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Tradition des Maibaumaufstellens wird in der Region gepflegt

ROTHENBURG LAND – Es ist Jahr für Jahr ein geselliges Fest für die ganze Gemeinde wenn der Maibaum aufgestellt wird – nicht fehlen dürfen dabei für die Stimmung und das leibliche Wohl Blasmusik und Bier, Grillsteaks und „Broodwörschd“.

Stolz des Ortes: Oestheimer Parade-Maibaum. Foto: Schwandt

Stolz des Ortes: Oestheimer Parade-Maibaum. Foto: Schwandt

Traditionell wird in Wolfsau der Maibaum zunächst um das Schloss getragen, begleitet von einer Abordnung der „Diebacher Musikanten“, bevor er dann gen Himmel aufgerichtet wird. Rank und schlank zeigt er sich in diesem Jahr, mit einer rot-weißen Bemalung im oberen Teil.

In Bellershausen ist die Feuerwehr für das Aufstellen zuständig und es ist eine Schrift an der Fichte angebracht, die da lautet „Mein Dorf, das die Tradition in Ehren hält, hat mich mit vereinten Kräften hier aufgestellt. Nun betrachte mich genau und denke stets daran, dass einer allein nichts erreichen kann.“ In Oestheim findet sich die Jugend aus dem „Häusla“ mit ihrem Wahrzeichen auf dem Maibaum wieder und man trifft sich nach dem Aufstellen am oder im Zelt, wo man zünftig den Mai begrüßt.

Rot-weiß-fränkisch und mit einer echten Baumspitze sowie einem handgebundenen Kranz präsentiert sich der Maibaum in Faulenberg – das Bier kommt aus dem nahegelegenen Jochsberg – stolz sind die Faulenberger, dass der Baum den alten Regen entsprechend ganz in Handarbeit mit vereinter Muskelkraft und mit klassischen „Schwalben“ (jeweils zwei Stangen, die gegen den Baum gedrückt werden) aufgerichtet wurde.

Bayerisch weiß-blau sind in Kirnberg der Maibaum und das Festzelt, das von Konfirmanden und der Jugend bewirtschaftet wird. Gerne sitzt man auch mit Blick auf den kleine See und den nahegelegenen Spielplatz, feiert und genießt. Eine klassische Birke errichten alljährlich die Feuerwehr, die Landjugend und die Mittwochskicker in Lohr – und die Gemeinde gibt sich ein Stelldichein bei Speis und Trank.

Unbemalter Stamm

Ihren „31. Maibaum“ feierte die Gemeinde Schweinsdorf mit Live-Musik und Tanz im eigens errichteten Festzelt und sie hatten die Trachtengruppe aus Sondernohe dazu eingeladen. Rot-weiß haben sie den Fichtenkranz umwunden, den Fichtenstamm aber unbemalt gelassen. Nach ganz altem Brauch genügt der geschälte, unbemalte Stamm mit dem Naturkranz unter dem grünen Wipfel.

Seit dem 16. Jahrhundert ist die Tradition des Maibaumaufstellens nachgewiesen. In Bayern und Franken ist der Maibaum seit dem 18. Jahrhundert ein Symbol für das Staatsbewusstsein einer freien Gemeinde. Die daran angebrachten Zunftzeichen sollten schon von weitem Handwerkern auf der Walz die örtlichen Arbeitsmöglichkeiten präsentieren. sw

Kulturelle Lockmittel

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Schäfertänzer bringen Leben in die Wolfgangskirche

ROTHENBURG – Der Verein „Historischer Schäfertanz“ betreut die St. Wolfgangskirche und hält sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Viele kennen diesen außergewöhnlichen Kirchenbau trotzdem höchstens von außen. Um dies zu ändern haben die Schäfertänzer ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Von Mai bis Oktober finden an zwei Samstagen im Monat Veranstaltungen in der Kirche statt – bei freiem Eintritt.

Malerisch gelegen mit interessanter Historie: die Schäferskirche. Foto: Scheuenstuhl

Malerisch gelegen mit interessanter Historie: die Schäferskirche. Foto: Scheuenstuhl

Der Veranstaltungsreigen startet bereits am Samstag, 6. Mai, um 19 Uhr. Die Theatergruppe Marktbergel, die seit über 30 Jahren existert, gibt dann in der Schäferskirche den Einakter „Der Vertreterbesuch“ von Loriot zum Besten. Und wenn Familie Hoppenstedt Besuch von diversen Vertretern bekommt, bleibt garantiert kein Auge trocken.

„Kennen Sie die Schäferskirche?“ – unter diesem Motto bieten die Schäfertänzer am Samstag, 27. Mai, um 17 Uhr eine einstündige Führung durch den Sakralbau an. Er zählt nicht nur zur Kategorie der seltenen echten Wehrkirchen, sondern auch zu den extrem raren Beispielen für diese Bauart in städtischem Umfeld.

Die Stadtbücherei stattet mit ihrer Reihe „Bücher in Bewegung“ der Kirche ebenfalls eine Stippvisite ab. Kindern ab 6 Jahren werden am 10. Juni ab 15 Uhr lustige Geschichten vom Schaf Charlotte vorgelesen. Einen Einblick in eine stürmische Epoche für die Kirche gibt Dr. Markus Naser vom Verein Alt-Rothenburg. Er referiert am 10. Juni ab 19 Uhr zu dem Thema „Zwischen spätmittelalterlicher Frömmigkeit und reformatorischem Aufbruch – Rothenburg und die Reformation“.

Die Pfarrersleute Fürstenberg zeigen am 24. Juni ab 19 Uhr mit einem Augenzwinkern wie es „Bei Luthers zuhause“ zugegangen ist. Restaurator Jürgen Holstein bringt am 1. Juli ab 19.30 Uhr den Besuchern den Künstler Wilhelm Ziegler aus dem Taubertal sowie dessen Werke in der St. Wolfgangskirche näher.

Die vollständig erhaltene spätgotische Ausstattung des Kircheninneren steht bei der Führung „Was Sie schon immer über die Schäferskirche wissen sollten!“ am 15. Juli ab 17 Uhr im Fokus. Auch die junge Generation soll die St. Wolfgangskirche besser kennenlernen. Deshalb bieten die Schäfertänzer zum einen am 5. August ab 14 Uhr auch eine Führung für Kinder ab 6 Jahren an. Für dieselbe Zielgruppe geht es dann von 15 bis 17 Uhr auf die Suche nach dem Schatz des Schäfers.

Musikalisch wird es am 19. August ab 20 Uhr wenn Ulrike Bergmann zur Drehleiter Lieder aus der Zeit der Reformation singt. Mit der Rothenburger Stadtpfeyfferey kommen am 3. September ab 11 Uhr im Rahmen der Reichsstadttage zur Musik auch noch Tänze aus der Renaissance vor der Kirche dazu – anstatt wie bisher traditionell im Goethe-Garten. Unter dem Titel „Di Dauwer kummt vo Wettri her“ werden am 9. September, ab 19 Uhr, Gedichte von Manfred Kern, Hans Probst und Mathilde Lindemann-Hinze vorgelesen.

Musikalisch klingt das Jahresprogramm auch aus: Am 16. September, ab 20 Uhr bringen die „Bad Windsheimer Sänger und Spielleut“ fränkische Volksmusik aus fünf Jahrhunderten zu Gehör. Der Lose Haufen des Historischen Festspiels trägt am 7. Oktober, ab 19 Uhr, Lieder des 30-jährigen Krieges vor. Die Jagdhornbläser des Reit- und Fahrvereins Herrieden lassen am 21. Oktober ab 19 Uhr den „Hörnerklang“ erklingen. mes

Auf den Spuren Primoz Trubars

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Slowenische Grundschullehrer bekamen im Stadtarchiv Einsicht in seltene Werke

ROTHENBURG – Jedes Jahr veranstaltet das Trubar Forum zwei bis drei Exkursionen nach Süddeutschland, um die Wirkungsstätten des slowenischen Reformators Primoz Trubars (1508 bis 1586) zu besuchen. Diese Bildungsreisen richten sich an Theologen, Geistliche und Lehrer. Eine Gruppe slowenischer Grundschullehrer kam in diesem Rahmen kürzlich auch nach Rothenburg.

Mitglieder des Trubar Forums und slowenische Grundschullehrer. Foto: Tarokic

Mitglieder des Trubar Forums und slowenische Grundschullehrer. Foto: Tarokic

Mit großem Engagement betreibt das Trubar Forum Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um Leben und Werk Primoz Trubars, der die Grundlage für die slowenische Schriftsprache legte, bekannt zu machen. Aber allein dabei bleibt es nicht. 2009 übertrug das Trubar-Forum den „Katechismus“ und das „Abecedarium“, ein Schulbuch zum Erlernen des Alphabets, ins moderne Slowenisch. Auch ein Dokumentarfilm wurde über den Reformator gedreht.

Die beiden Bücher schrieb Primoz Trubar in seiner Rothenburger Zeit (1548 bis 1553). Sie sind die ersten Werke in slowenischer Schriftsprache, was ihm die Beinamen „Slowenischer Luther“ oder „Vater der slowenischen Kultur und Literatur“ einbrachte. Nach 433 Jahren wird das Trubar Forum heuer eine moderne Fassung des Neuen Testaments aus der ersten slowenischen Bibel von 1584 veröffentlichen, die Trubar zusammen mit seinem Assistenten Jurij Dalmatin übersetzte.

Als feste Programmpunkte der Exkursionen sind für Rothenburg die Besuche der Heilig-Geist-Kirche und des Stadtarchivs eingeplant. In der Heilig-Geist-Kirche wirkte Trubar als Vikar, wo er einmal die Woche die deutsche Messe las. Das Stadtarchiv bewahrt mehrere seltene Drucke, Belegexemplare der Uracher Bibelanstalt, der sogenannten slowenischen, kroatischen und kyrillischen Druckerei, der Trubar als Leiter vorstand und deren Initiator er war.

Rothenburg gehörte zu den protestantischen Städten, die der Bibelanstalt zur Deckung der Druckkosten finanzielle Unterstützung gewährten. Leider besitzt das Stadtarchiv kein Exemplar der zwei ersten slowenischen Bücher, die in Rothenburg geschrieben wurden. Sie wurden aber nicht hier gedruckt, zum einen weil es in der Zeit des Interims (1548 bis 1552) verboten war, protestantische Schriften zu drucken und zum anderen weil es während Trubars Aufenthalt in Rothenburg keine Druckerei gab. In der älteren Literatur heißt es, dass der „Katechismus“ und das „Abecedarium“ in der Tübinger Druckerei von Ulrich Morhardt gedruckt wurden.

Der Gothaer Buchwissenschaftler Dr. Helmut Claus konnte dies allerdings 2013 anhand eines Vergleichs der Typenalphabete und Holzschnitte der Trubar Bücher mit den Schriften der beiden Druckereien eindeutig widerlegen. Die zwei ersten slowenischen Bücher wurden 1550 zwar in Rothenburg geschrieben, aber in Schwäbisch Hall bei Peter Frentz in aller Heimlichkeit gedruckt.

Einziges Exemplar überliefert

Im Druckvermerk heißt es hingegen, dass die Bücher in „Sybenburgen“ bei Jernei Skuryaniz gedruckt worden seien. Denn die Region Siebenbürgen fiel nicht unter das Interim und es erübrigt sich, zu erwähnen, dass es einen Drucker mit Namen Jernei Skuryaniz niemals gegeben hat. Von jedem Buch ist nur ein einziges Exemplar überliefert und diese befinden sich in der österreichischen Nationalbibliothek. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die Zensur der Habsburger Monarchie letztendlich dazu beigetragen hat, die ersten beiden slowenischen Bücher zu bewahren.

Nicht nur für die Slowenen auch für die Kroaten spielte Trubar eine entscheidende Rolle in der Entwicklung einer eigenen Schriftsprache. Unter Trubars Leitung wurden von seinen zwei kroatischen Mitarbeitern Stephan Konsul und Jurij Dalmatin das Neue Testament und der Katechismus erstmals ins Serbokroatische übersetzt, wobei für die kroatische Ausgabe glagolitische und für die serbische kyrillische Schriftzeichen benutzt wurden.

Die Kraft für diese außergewöhnliche Leistung zog Trubar aus der Überzeugung, die Türken auf dem Balkan zu missionieren. Er war des festen Glaubens, die Muslime nicht durch Waffen, sondern durch das Wort bekehren zu können. Im kurzen Bestehen der Bibelanstalt von 1561 bis 1564 wurden vier slowenische Werke und 26 in serbokroatischer Sprache verlegt, wobei 13 mit glagolitischer, sieben mit kyrillischer und sechs mit lateinischen Schriftzeichen gedruckt wurden, mit einer Auflage zwischen 400 und 2000 Stück. Sie sind heute Raritäten, da die Mehrzahl der Bücher durch die aggressive Gegenreform der Habsburger Monarchie vernichtet wurde.

Das Stadtarchiv besitzt mit den serbokroatischen Übersetzungen des „Neuen Testaments“, der „Augsburger Konfession“ und der „Fürnämpstlichen Hauptartikel der christlichen Lehre“ mehrere Exemplare dieser seltenen Werke, allein die Übersetzung von Luthers Tischreden, die 1595 nach dem Tode Trubars erschien, ist das einzige slowenische Werk in lateinischer Schrift. at


Die traditionell grüne Tat

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Schüler pflanzten in Oberscheckenbach eine Fichte zum „Tag des Baumes“

OBERSCHECKENBACH – Mit der Pflanzung einer Fichte feierte die Grundschule Oberscheckenbach traditionell den „Tag des Baumes“. Rektorin Gudrun Hartl eröffnete die Aktion in der Schulaula.

Lachende Gesichter bei der Pflanzaktion mit Groß und Klein in Oberscheckenbach zum „Tag des Baumes“.

Lachende Gesichter bei der Pflanzaktion mit Groß und Klein in Oberscheckenbach zum „Tag des Baumes“.

Sie begrüßte die Kinder und die anwesenden Gäste, darunter Bürgermeister Johannes Hellenschmidt, VG-Vorsitzenden Hans Beier und Alt-Bürgermeister Robert Karr, und hob die Bedeutung dieses Tages hervor. Im Anschluss daran trugen Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse einige spannende Informationen zur Fichte vor und machten auf die Wichtigkeit des Baumes für Tiere und Menschen aufmerksam.

Dabei gingen sie auch auf die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Fichtenholzes ein: Es wird zum Bau von Häusern, zur Herstellung von Möbeln, zur Anfertigung von Instrumenten und zur Produktion von Papier verwendet.

Die Kinder ergänzten, die Fichte werde auch sehr gerne als Weih-nachtsbaum oder als Maibaum verwendet. Erstaunlich, was so ein Baum alles kann!

Mit tatkräftiger Unterstützung

Ein Flötenstück der Drittklässler, das von Lina Seißer mit der Querflöte und Anne Gehringer mit der Geige eingeleitet wurde, rundete den Vortrag der Kinder ab.

Bevor es nach draußen ging, lauschten alle Anwesenden mit Freuden einem Lied des Schulchores. Die eigentliche Pflanzung wurde von Naturschutzwart Zink mit tatkräftiger Unterstützung von Schülerinnen und Schülern verschiedener Klassen auf dem Schulgelände vorgenommen.

Als Schlusspunkt durften die Gäste und die Schulgemeinschaft ein weiteres Lied des Schulchores genießen – unter freiem Himmel und mit Blick auf die frisch gepflanzte Fichte.

„Ich wand’re ja so gerne…“

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Im Marathon-Modus ging es für Harald Büchel über den Rennsteig

ROTHENBURG – Ein Schlager, der sich über 60 Jahre lang im Gedächtnis der Menschen hält, kann einfach nicht lügen. Und auch Harald Büchel würde wohl der positiven Beschreibung des Höhenwegs des Thüringer Waldes im „Rennsteiglied“ vorbehaltlos zustimmen, schließlich beging er die 169,3 Kilometer entlang der einst innerdeutschen Grenze bereits zum zweiten Mal – und zwar in lediglich dreieinhalb Tagen.

Harald Büchel vor dem „Sinnbild“ des Rennsteigs: Die Holzkirche in Neuhaus am Rennweg.  Fotos: privat

Harald Büchel vor dem „Sinnbild“ des Rennsteigs: Die Holzkirche in Neuhaus am Rennweg. Fotos: privat

Täglich eine Marathon-Distanz mit einem zehn Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken: Dem 58-Jährigen ging es nicht darum, einen Rekord aufzustellen. Als Konstrukteur, der überwiegend vor dem Computer sitzt, suchte er vor allem das Kontrastprogramm zu seinem Berufs-alltag und wollte sich mal so richtig „auspowern“. Deshalb hing er am Schlusspunkt in Blankenstein auch nicht seine Trekkingschuhe an den Schilderbaum, sondern wanderte weiter durch Oberfranken: Über Kulmbach und dann entlang des Weißen Mains ging es nach Bamberg.

Trotz des gewaltigen Tagespensums an Kilometern, lief er nicht mit Scheuklappen auf dem Höhenweg, schließlich begab er sich nicht ohne Grund zum zweiten Mal in Folge auf diese Rennsteig-Tour. „Besonders schön ist hier, dass man auf dem Weg kaum Straßenkontakt hat“, schwärmt Harald Büchel von dem idyllischen Streckenverlauf, wo man auch auf nicht befestigten Wegen und in ausgetrockneten Flussbetten unterwegs ist. Zudem war die Jahreszeit geschickt gewählt. Jetzt im Frühling, wenn alles zu blühen anfängt, bietet sich den Wandersleuten ein besonderes Naturerlebnis, wozu auch die ­Vögel mit ihrem „Mordslärm“ einen klangvollen Teil beitragen.

Ganz unten im Rucksack

Für Harald Büchel war die Wanderung ein bewusstes „Abschalten vom Alltag“, wie er zugibt. Deshalb verstaute er auch sein Smartphone ganz unten im Rucksack und legte die Strecke ohne Begleitung zurück. Sein Studienfreund, der direkt am Rennsteig lebt und mit dem er beim ersten Mal den Weg bezwang, leistete ihm heuer nur auf einer Etappe Gesellschaft. „Wer Ruhe sucht, der sollte hierherkommen“, kann er allen Wanderbegeisterten nur empfehlen.

Doch des einen Freud ist wie fast immer des anderen Leid. Die Erholung, die man dort findet, lässt sich nämlich auch darauf zurückführen, dass man nicht auf Schritt und Tritt anderen Wanderern begegnet. Für diejenigen, die aber wirtschaftlich von den Touristen abhängig sind, ist dies eine äußerst negative Entwicklung. Die Euphorie, die etwa bei der ersten deutsch-deutschen Rennsteigwanderung im April 1990 nach 40 Jahren Trennung herrschte, ist mittlerweile ziemlich verflogen.

Als eingefleischter Aktivurlauber hat Harald Büchel schon einige Wander- und Radstrecken in Deutschland und Europa auf Herz und Nieren getestet. Der Rennsteig hat es ihm dabei als perfektes Ziel, praktisch vor der Haustür gelegen, besonders angetan. So gebe es überall Übernachtungsmöglichkeiten und bei schlechtem Wetter bieten Schutzhütten ein Dach über dem Kopf. Stets dem weißen R hinterher, wandelt man so durch den Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge sowie den Frankenwald nicht nur in einer landschaftlich reizvollen Gegend, sondern auch auf den Spuren der deutschen Geschichte.

Ehrenvolle Ruhestätte nach 169,3 Kilometern für das strapazierte Schuhwerk.

Ehrenvolle Ruhestätte nach 169,3 Kilometern für das strapazierte Schuhwerk.

Etwa 50 Informationstafeln bieten Naturliebhabern und Erholungssuchenden interessante Fakten zu einer Reihe von Themen. So erfährt man beispielsweise am Gedenkstein für Karl-Volkmar Stoy, dass dieser 1853 mit der Reise seiner Seminarschule von Jena zum Inselberg den Schul-Wandertag in Deutschland begründete. Oder man wird auf die für die Republik einmalige hydrographische Besonderheit der dreiseitigen Wasserscheide hingewiesen, deren Bäche in die Elbe, den Rhein und die Weser münden.

Natürlich darf auch eine Würdigung von Herbert Roth nicht fehlen, der mit der inoffiziellen Hymne Thüringens, also dem „Rennsteiglied“, große Bekanntheit erlangte. Die deutsch-deutsche Geschichte wird ebenfalls thematisiert, etwa in Form einer Schautafel zu den DDR-Sperranlagen. Daneben sorgen mal mehr, mal weniger offizielle Verlautbarungen am Wegesrand für heitere bis besinnliche Ablenkung: So brachte etwa ein Landwirt folgendes Schild an seiner Wiese an: „Hier beginnt die Salatschüssel meiner Kuh und nicht das Klo Ihres Hundes.“

Besondere Wander-Stempel

Um eine bleibende Erinnerung an die „Rust“, also die Rennsteigwanderung, zu haben, ließ sich Harald Büchel selbstverständlich auch die entsprechenden Wanderstempel geben. Über zwei freut er sich dabei ganz besonders: denjenigen aus Friedrichshöhe, der darauf hinweist, dass es die kleinste Gemeinde der DDR war, und denjenigen aus Bamberg. Letzterer bedeutete für Harald Büchel fast so etwas wie ein versöhnliches Ende der Strapazen, denn ab dem Weißen Main ging es zwar schön am Gewässer entlang, doch der gerade, asphaltierte Weg bot wenig Abwechslung. Zudem wollten auf dem letzten Stück die Füße nicht mehr mitmachen. „Da war es nur noch Strecke abarbeiten“, gibt er offen zu.

Fast wäre ihm der krönende Abschluss nach sechseinhalb Tagen der Wanderschaft verwehrt worden, denn am Karfreitag ist der Dom außerhalb des Gottesdienstes für Besucher eigentlich geschlossen. Doch der Wandersmann konnte einen Geistlichen von seinem Anliegen überzeugen und wurde in die Sakristei gelassen. So kam er zu der einmaligen Gelegenheit, den Bamberger Dom für kurze Zeit ganz für sich alleine zu haben. mes

Gelungene Werbung für Nachwuchsarbeit

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Jugendverbändetag auf dem Rothenburger Kirchplatz war erfolgreich – Horndasch: Verantwortliche von morgen

ROTHENBURG – Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch, Bürgermeister Kurt Förster und Kreis­jugend­ring-Vorsitzender Maximilian Mattausch gingen in die Knie beim ersten Jugendverbändetag im Landkreis Ansbach auf dem Rothenburger Kirchplatz.

Horndasch, Mattausch, Förster (v.l.) schauen ganz genau hin bei der Erste-Hilfe-Demonstration des Rotkreuz-Nachwuchses.Foto: Weber

Horndasch, Mattausch, Förster (v.l.) schauen ganz genau hin bei der Erste-Hilfe-Demonstration des Rotkreuz-Nachwuchses. Foto: Weber

Das hatte zwar in erster Linie damit zu tun, dass sie bei der Erste-Hilfe-­Demonstration des Rotkreuz-Nachwuchses ganz genau hinrückten und den Regieanweisungen des Fotografen folgten. Aber im übertragenen Sinn ist das auch als Verbeugung vor der gesamten Veranstaltung und allen Beteiligten zu verstehen.

Jedenfalls wurde von Horndasch bei dieser Gelegenheit das Engagement in den zehn Gruppen vor Ort und in den 863, die von den landkreisweit insgesamt 1870 Jugendarbeit betreiben, in den höchsten Tönen gelobt: „Das sind die Verantwortlichen von morgen.“ Es sei eine gute Idee, dass sich die Jugendverbände in einem solchen Rahmen darstellen und für sich die Trommel rühren. Der Landrats-Stellvertreter dankte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich auch allen Betreuern und Jugendleitern.

Kurt Förster hatte bei der Veranstaltung als ständiger Vertreter im Kreisjugendring ein doppeltes Heimspiel. Allerlei Aktionen vom Streetsoccer über Hüpfburg, Musik, Showeinlagen und Gewinnspiele ließen den Autritt zur gelungenen Werbung für die Jugendverbände und die von ihnen betriebene Prävention werden. -ww-

Ein Lächeln kostet nichts

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Marketing-Experte plädiert für bessere Willkommenskultur

ROTHENBURG – Die Tauberstadt befindet sich aufgrund ihrer Bekanntheit in der ganzen Welt in einer „wahnsinnig komfortablen Situation“, betont Mike Adams, Experte für Tourismus-Marketing, in der jüngsten Sitzung des Kultur- und Tourismusausschusses. Er warnt jedoch eindringlich davor, sich darauf auszuruhen. So sei es vor allem nötig, die Willkommenskultur in der Stadtgesellschaft gegenüber den Touristen zu verbessern.

Willkommenskultur: Begrüßungsfloskel muss Überzeugung werden. Foto: Scheuenstuhl

Willkommenskultur: Begrüßungsfloskel muss Überzeugung werden. Foto: Scheuenstuhl

Ein wichtiger erster Schritt dabei sei es, die vielen deutschen und ausländischen Besucher von vornherein gar nicht erst als Touristen, sondern vielmehr als Gäste wahrzunehmen, erklärt der Inhaber und Geschäftsführer von TourComm Germany. Denn wie er selbst bei einer Stichprobe vor Ort erlebte, hapert es oft gerade im zwischenmenschlichen Bereich zwischen im weitesten Sinne Einheimischen und Besuchern. So würde er fünf der sechs besuchten Geschäfte, Hotels und Gastronomiebetriebe kein zweites Mal wieder betreten, wie er offen zugab.

Aufgrund der historischen Bausubstanz habe man hier ein „irres Pfund“ wandte sich Mike Adams an die Ausschuss-Mitglieder. Die Hardware stimme also. Doch bei der Software gelte es nachzubessern. Denn der Weg des Reise-Kunden von der Inspiration über die weitere Information bis zur Planung findet zwar immer mehr im digitalen Raum statt, doch was nachhaltig im Gedächtnis der Rothenburg-Gäste bleibt, sind die Erfahrungen vor Ort. „Und die können Sie beeinflussen“, betonte ­Mike Adams. Maßgeblich für die Besucher sei, „was vor Ort transportiert“ werde. So verwandelt sich beispielsweise die Beschwerde über den Sprung in der Duschwanne in eine Lobesbekundung gegenüber Freunden und Bekannten zu Hause, wenn von Seiten des Be­herbergungsbetriebs entsprechend hilfsbereit, freundlich und entgegenkommend reagiert wird.

Noch lebt Rothenburg gut von seinem Ruf in der Welt. Heute wäre es, laut des Experten, nicht mehr so einfach, sich diesen Bekanntheitsgrad zu erarbeiten. Dieser begründe sich bei jungen Leuten vor allem dadurch, dass die Eltern schon einmal dagewesen waren, wie Mike Adams auf Nachfrage von SPD-Fraktionsvorsitzendem Dr. Günther Strobl erklärte.

Deshalb legt er der Stadt „zukunftsorientiertere Maßnahmen“ ans Herz. Man dürfe den Zug nicht verpassen. Schon in fünf Jahren könne sich das Blatt gewendet haben, warnt Mike Adams. „Dringend“ überarbeitet gehört seiner Meinung nach die touristische ­Homepage der Stadt, die „nicht mehr zeitgemäß“ ist.

Wenn das Projekt der verbesserten Willkommenskultur gestartet werde, sei es eine „ganzheitliche Aufgabe“, die von allen in der Stadtgesellschaft, angefangen im Rathaus über die Wirtschaft und die Bevölkerung, gelebt werden müsse. Sein Apell, für den Erfolg die Bevölkerung mit ins Boot zu holen, zeigte bereits beim letzten Punkt der Tagesordnung Wirkung: Im Hinblick auf die fragliche Unterstützung aus der Bevölkerung für den geplanten Märchenmarkt wurde der Beschluss dafür verschoben (siehe nebenstehender Bericht). mes

Fabelwelt mit Deko und Kommerz

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Konzept für geplanten Märchenzauber wird weiter ausgearbeitet – Umsetzung frühestens 2018

ROTHENBURG – Es wird bekanntlich nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Und auch die Märchenmarkt-Suppe wird den Bürgern nicht frisch aus der Hexenküche serviert. Die Mitglieder des Kultur- und Tourismusausschusses entschieden in ihrer jüngsten Sitzung, dass die einzelnen Zutaten erst einmal deutlicher hervortreten müssen, um das Gericht in seiner Ganzheit bewerten zu können.

Die Tauberstadt hat einige Ecken, die auch ohne zusätzliche Dekoration einen märchenhaften Charme versprühen. Foto: Scheuenstuhl

Die Tauberstadt hat einige Ecken, die auch ohne zusätzliche Dekoration einen märchenhaften Charme versprühen. Foto: Scheuenstuhl

Oder mit anderen Worten: Die jeweiligen Elemente des vorgestellten Konzepts sind noch nicht greifbar genug, um die Befürchtungen bei den Volksvertretern und den Bürgern auszuräumen, dass das Vorhaben nicht doch in die falsche Richtung geht. Denn Kitsch, so war man sich überfraktionell und auch innerhalb der Verwaltung einig, wolle man auf gar keinen Fall.

Auf dieser Grundlage sahen sich die Mitglieder des Ausschusses nicht in der Lage, einen empfehlenden Beschluss an den Stadtrat zu fassen. Die Verantwortlichen haben stattdessen den Auftrag bekommen, gewisse Bausteine des Märchenmarkts weiter zu konkretisieren. Die Ergebnisse sollen dann zunächst intern in den einzelnen Fraktionen besprochen werden.

Ein „tolles Gemeinschaftsprojekt und Vorzeigeprojekt“ sei der Märchenzauber, erklärte die städtische Kulturbeauftragte Johanna Kätzel. Aber nach nunmehr fünf Jahren werde es auch Zeit, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Dabei soll diese recht beliebte Veranstaltungswoche in ihrer bisherigen Form beibehalten werden und um den Märchenmarkt lediglich ergänzt werden. FRV-Stadtrat Hans-Peter Nitt sieht darin durchaus einen Gewinn. Auf diese Weise schaffe man für diese Aktionswoche angesichts der vielen im Stadtgebiet verstreuten Veranstaltungen einen gemeinsamen Mittelpunkt.

So lautet auch die Argumentation der Verantwortlichen: Ein zentral in der Altstadt lokalisierter Märchenmarkt, nämlich im Lichthof und im Feuerwehrgewölbe des Rathauses, soll mit Märchenszenerien (bemalte Silhouettenfiguren, gestaltet von Patrick Riefer-Kraus) als verbindendes Element zwischen dem Stadtbild und den Veranstaltungen des Märchenzaubers dienen. „Das Märchenthema wird in der Altstadt visualisiert und erlebbar gemacht“, erklärte Johanna Kätzel bei der Konzeptvorstellung.

In Märchenwelt eintreten

Durch entsprechend gestaltete Eingänge soll man quasi in eine Märchenwelt eintreten. Die architektonischen Elemente werden dabei so gewählt, dass sie sich ins Stadtbild einfügen. Herzstück des Märchenmarkts sind Buden für das leibliche Wohl sowie mit „stimmigen Produkten“, Sitzgelegenheiten, märchenhafte Dekorationen und eine begehbare Guckkastenbühne. Diese soll sowohl als Selfiemotiv als auch als Hintergrund für betreute Fotoaktionen und als Bühne für Lesungen, Musik oder Theater fungieren können.

Der Wald spielt für den inszenierten Märchenzauber eine hervorgehobene Rolle, schließlich ist er seit der Romantik Sehnsuchts- und Rückzugsort sowie auch Schauplatz vieler Märchen. Ein „Wald“ in der Stadt verstärke das Gefühl, in eine andere Welt einzutreten. Deshalb sollen „Baumgruppen“ (unterstützt durch stimmige Beleuchtung und Soundeffekte) vor allem an den Eingängen positioniert werden, um den Übergang ins Märchenreich optisch deutlich hervorzuheben.

Geschätzte Kosten: 60000 Euro

Die Kosten für Material, Gestaltung und Herstellung der Bühne sowie der Dekorationen werden auf 40000 Euro (netto) geschätzt. Weitere 20000 Euro könnten noch für Steuern, Licht- und Tontechnik, Auf- und Abbau sowie die Lagerung der mehrfach verwendbaren Bestandteile (Bühne und Dekorationen) hinzukommen.

Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler betonte abschließend, dass man den „Romantischen Dreiklang“ aus Reiterlesmarkt, Märchenzauber und Romanze an Valentin „inhaltlich ausbauen und marketingseitig stärken“ möchte. Es soll dadurch ein Gesamtpaket für ein „starkes Winterprogramm“ geschnürt werden.

Eine klare Unterstützung durch die Leistungsträger und auch eine deutliche Akzeptanz in der Bevölkerung sei dafür nötig, sonst ist das Projekt eine „Totgeburt“. Dann lasse man es lieber gleich bleiben, so der oberste städtische Touristiker. Frühestens 2018 könnte der Märchenmarkt umgesetzt werden, mit Öffnungszeiten von beispielsweise 14 bis 19 Uhr. Laut Dr. Jörg Christöphler soll es auch schon um die zwölf Interessenten für die Buden geben. mes

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