Quantcast
Channel: Fränkischer Anzeiger
Viewing all 3488 articles
Browse latest View live

An der Spitze mitmischen

$
0
0

„uws Technologie“ aus Insingen ist unbestrittene Größe bei der Heizwasseraufbereitung

INSINGEN – Von Äußerlichkeiten soll man sich bekanntlich ja nicht täuschen lassen. Dies gilt auch, wenn man auf der Staatsstraße 2419 an Insingen vorbeifährt und die drei Leuchtbuchstaben „uws“ erblickt. Denn in dem unscheinbaren langgezogenen Zweckbau befindet sich ein Unternehmen, das in seiner Branche zu den Marktführern zählt. Seine Produkte haben viele bei sich zu Hause eingebaut – meist ohne es überhaupt zu wissen.

Hans-Georg Breitmoser und Sohn Steffen leiten gemeinsam das Unternehmen „uws Technologie“, das in Sachen Heizwasseraufbereitung eine führende Marktposition einnimmt und auch Kunden im benachbarten Ausland hat.

Und so lange die eigenen vier Wände immer schön warm sind, gibt es eigentlich ja auch keinen Grund, sich über das Innenleben seiner Heizanlage weiter groß Gedanken zu machen. Dafür hat man schließlich die entsprechenden Fachleute. Das Insinger Unternehmen „uws Technologie“ etwa („uws“ steht dabei für „unser Wasser sicher“) ist auf die Heizwasseraufbereitung spezialisiert. Mit seinen Produkten sorgt es dafür, die Lebensdauer der Heizanlage um ein Vielfaches zu verlängern und die Normwerte ohne den Einsatz von Chemie zu erreichen. Hierfür entwickelte man ein eigenes Mischbett-harz, also Polymergemisch, zum Ionenaustausch, das störende Bestandteile aus dem Wasser filtert, erklärt Geschäftsführer Steffen Breitmoser, der gemeinsam mit seinem Vater Hans-Georg, seines Zeichens Diplom-Ingenieur für Versorgungstechnik, das Unternehmen leitet.

Bereits ein Kalkbelag von zwei Millimetern reduziert den Wärmedurchgangskoeffizienten bei einem Glattrohrwärmetauscher um 90 Prozent und den Übertragungswirkungsgrad um etwa 60 Prozent. Das „hauseigene“ Mischbettharz  entfernt Salze aus dem Heizwasser, hält den pH-Wert des Füllwassers im geforderten Bereich und kann vorhandene Rest-härte und gelöste Salze entfernen.
Hohe Anforderungen
Für „uws Technologie“ ist bei der Produktentwicklung die Richtlinie „VDI 2035“ maßgeblich, die hohe Anforderungen für das Füll- und Ergänzungswasser von Heizungsanlagen festlegt. Bislang ist sie noch keine DIN-Norm, sondern rechtlich gesehen lediglich eine Empfehlung. Für die Insinger Geschäftsleitung besteht aber kein Zweifel, dass ihre Umsetzung der beste Weg zum Schutz der Heizanlage und des Trinkwassers ist. Deshalb hält man sich auch ohne gesetzlichen Zwang daran.
 Und der Erfolg gibt dem Insinger Unternehmen dabei Recht. Dessen Produkte sind nämlich nicht nur in deutschen Heizungen zu finden, sondern auch in jenen in Frankreich, Österreich, der Schweiz und den Benelux-Ländern. Den hohen Standard, den Deutschland bei der Haustechnik an den Tag legt, schätzt man dort sehr, weiß der 37-jährige technische Betriebswirt.
In den nächsten drei Jahren plant man auch auf den Märkten in Nordeuropa und – aufgepasst – dem Vereinigten Königreich präsent zu sein. Die Breitmosers zählen damit wohl zu den wenigen kontinentaleuropäischen Geschäftsführern, die zurzeit keine Albträume bekommen, wenn sie an Handelsbeziehungen mit  Großbritannien denken. Und das aus gutem Grund: Der Bedarf für ihre Produkte ist auf der Insel enorm, da dort die Wasseraufbereitung sehr chemielastig sei, so Steffen Breitmoser. Doch mittlerweile habe man auch dort erkannt, dass dies nicht „der Weisheit letzter Schluss“ und die Zeit „reif für Alternativen“ sei.
Die Systeme zur Heizwasseraufbereitung werden am Standort in Insingen gefertigt beziehungsweise montiert und von dort an den Fachgroßhandel geliefert.  Der hauseigene Fuhrpark umfasst einen Lkw sowie fünf Sprinter. Auch wenn „uws Technologie“ in einem sehr speziellen Bereich tätig ist, muss man dennoch gezielt auf sich aufmerksam machen. Zumal es namhafte Mitwettbewerber gibt. Deshalb tourt man mit einem „Showfahrzeug“ quer durch das Land und führt bei Großhändlern die Produkte vor.
Ab einem Wasservolumen von 10000 Litern übernimmt „uws Technologie“ als Dienstleister selbst die Befüllung. Beispiele für derartige Großprojekte sind die Mercedes Benz Arena in Berlin, eine ganze Reihe von Lidl-Filialen und auch ein Schloss in der Schweiz. Dadurch zeigt man, dass man sich auch auf die Praxis versteht und die Kunden, die unter Umständen mit Projekten dieser Größenordnung überfordert wären, nicht im Stich lässt. Die Anfänge dieses Familienunternehmens, das heute Umsätze im zweistelligen Millionenbereich verbuchen kann, liegen in einem Wohnhaus in Schrozberg. Dort begann Hans-Georg Breitmoser 1989 mit der Entwicklung und Fertigung von Forschungs- und Experimentieranlagen für die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Branche. Einst setzte man den Schwerpunkt auf die Einrichtung von Fachschulen und Laboren mit Heizungssimulationen und umfangreichen Testständen.

Blick in die Endmontage am Standort Insingen – danach werden die Produkte ausgeliefert. Fotos: TobiPix/Scheuenstuhl

Seit 2009 ist die Heizwasserauf­bereitung das Steckenpferd von    „uws Technologie“. Als die bisherigen Räumlichkeiten zu klein wurden, musste man sich nach Alternativen umschauen. In Insingen wurde man schließlich fündig. Ein passendes Gebäude stand leer, der Preis war inte-ressant und die Autobahnanbindung  kam den Geschäftsführern ebenfalls sehr gelegen. Für die Gemeinde ist es ein Glücksfall, dass nach der Insolvenz der „Bär und Lorenz Gardinenfabrik“ sich in demselben Gebäude im Jahr 2012 wieder ein Unternehmen ansiedelte, dass in seiner Branche ebenfalls an der Spitze mitmischt.

Gut gefüllte Auftragsbücher und Zuwachszahlen im zweistelligen Bereich zaubern der Geschäftsleitung einerseits ein Lächeln ins Gesicht, andererseits aber auch die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn. Denn so langsam stößt man auf den rund 4000 Quadratmetern an Grenzen. Zunächst versucht man intern räumlich umzustrukturieren. Sollte eine bauliche Erweiterung anstehen, werde man der Gemeinde die Treue halten, versichert Steffen Breitmoser.
Am Standort Insingen sind 40 Mitarbeiter beschäftigt, weitere 15 sind bei der Dienstleistungstochter angestellt. Hinzu kommen noch 28 Handelsvertreter, die sich um das Vertriebsnetz kümmern. Derzeit wird auch eine Nachwuchskraft ausgebildet und für Herbst sucht man schon nach dem nächsten Lehrling für das Büro. Auch in der Buchhaltung (Teilzeit) und der Produktion (Vollzeit) sind gerade noch Stellen offen.
„Wir legen sehr viel Wert auf ein gutes Betriebsklima“, erklärt Steffen Breitmoser. Denn trotz der Marktstellung – Nummer 2 bei der Heizwasseraufbereitung – sei man noch ein kleines Unternehmen, wo Flexibilität nötig sei und das Team passen müsse. So absolviert man nicht nur gemeinsam Sicherheitstrainings, sondern trifft sich auch zum Grillen oder schaut in großer Runde Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft an. Der älteste Mitarbeiter ist übrigens 80 Jahre alt und fährt immer noch mit dem Fahrrad auf die Arbeit, verrät Steffen Breitmoser.
Erweiterung der Produktpalette
Geheim ist hingegen noch, womit man als nächstes seine Produktpalette erweitern möchte. Man kann aber fest davon ausgehen, dass es ebenso innovativ sein wird, wie das selbstentwickelte Bypass-Verfahren. Dadurch lässt sich die nachträgliche Heizwasseraufbereitung mit minimalem Aufwand bei laufendem Betrieb (bis zu 80 Grad Wassertemperatur) durchführen.
Das Thema Wasser ist auch maßgeblich für das soziale Engagement des Unternehmens. Zwar unterstützt man mit Trikot- und Bandenwerbung  den örtlichen Sportverein, doch man blickt auch über den gemeindlichen Tellerrand. Das neueste Projekt hat den bezeichnenden Namen „Helden auf dem Wasser“. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des unternehmerischen Meilensteins „Heizwasseraufbereitung“ spendet das Unternehmen pro verkaufter Nachspeisestation 50 Cent an die Seenotretter. Bei einem anvisierten Absatz von 30000 Stück kommt da heuer eine stattliche Summe zusammen.   mes

Es gibt viele Chancen

$
0
0

Bei der Dorferneuerung Stettberg II beginnt jetzt die Umsetzung

STETTBERG – Es kann an die Umsetzung gehen: Mit der Übergabe der offiziellen Ernennungsurkunde ist das Startsignal gesetzt worden für die nun anstehende Planungs- und Realisierungsphase beim Dorferneuerungs-Verfahren Stettberg II.

Aktivisten, Amtsvertreter und Gemeindeoberhaupt beim Erinnerungsbild mit Urkunde vor Stettberger Kulisse: von links Ernst Schmidt, Sonja Stohwasser, Stefan Greiner, Baudirektor Zilker, Bürgermeister Strauß, Baudirektor Rebhan und Uwe Schmid. Foto: Weber

Abteilungsleiter Baudirektor Wolfgang Zilker und Baudirektor Hubert Rebhan vom Amt für ländliche Entwicklung kamen vor Ort, um dem Ges­lauer Bürgermeister Richard Strauß das Schriftstück in die Hand zu drücken.

Das geschah verbunden mit dem Dank an alle Aktiven, die seit November 2016 in den Arbeitskreisen einen Katalog für denkbare beziehungsweise gewünschte Verbesserungen in den vom Verfahren betroffenen Ortsteilen Stettberg, Dornhausen, Kreuth und Hürbel erarbeitet haben.

Auch Bürgermeister Richard Strauß zog bei der Übergabe der Ernennungsurkunde im Gasthaus „Zum Hirschen“ in Stettberg seinen imaginären Hut vor dem bisherigen Engagement. Er richtete bei dieser Gelegenheit einen ausdrücklichen Appell an die Bewohner, nun beim Schritt in die Umsetzung weiter am Ball zu bleiben.

Gesamtumfang bis 4 Millionen

Eigentlich ist das Verfahren schon seit 5. Dezember letzten Jahres offiziell angeordnet. Der Termin mit der öffentlichkeitswirksamen Urkunden-Überreichung wurde etwas nachgeschoben.

Der Ortsteil Stettberg wird Schwerpunkt des Projektes sein, weil es der größte der beteiligten Ortsteile ist und weil es hier die längste Wunsch- und Bedarfsliste gibt.

Dort muss allerdings im Vorfeld noch ein neues Kanalsystem im Trennverfahren mit Anschluss des Schmutzwasserstrangs an die zum Ausbau anstehende Kläranlage Ges-lau erstellt werden. Das fällt auch von der Förderung her nicht ins Dorferneuerungsverfahren.

Insgesamt wird der Investitionsbedarf für dieses Abwasserprojekt auf kommunaler Seite auf rund 2 Millionen Euro geschätzt. Die Gespräche mit den Fachbehörden laufen und die konkreten Planungen dürften schon in Kürze beginnen.

Für das Dorferneuerungsprojekt Stettberg II ist im öffentlichen Bereich für Ringwege, Dorfgemeinschaftseinrichtungen, Platz- und Straßengestaltung und vieles mehr eine reine Fördersumme von 1,5 Millionen Euro eingeplant. Bei 50 Prozent Zuschuss ergäbe sich damit eine Investitionssumme von insgesamt 3 Millionen Euro.

Baudirektor Wolfgang Zilker nutzte bei der Urkunden-Übergabe die Gelegenheit, zum sinnvollen Einsatz der Fördergelder aufzufordern. Baudirektor Hubert Rebhan riet allen, die beim Dorferneuerungs-Projekt in den Genuss von staatlicher Unterstützung bei einem Vorhaben am Haus, Gehöft oder im direkten Umfeld kommen möchten, möglichst früh das Amt für ländliche Entwicklung einzubinden. So ließen sich Ärger und Enttäuschungen am ehesten vermeiden. Für Privatinvestitionen im Bereich des Verfahrens Stettberg II steht ein Förderbetrag von rund 200000 Euro zur Verfügung. Bei 20 Prozent Zuschuss wäre also Platz für Projekte im Gesamtumfang von immerhin einer Million Euro. -ww-

Stützmauern schwächeln

$
0
0

Wege um die Altstadt müssen gesperrt werden – Lange Steige macht Sorgen

ROTHENBURG – Stützmauern an den Tauberhängen werden immer mehr zu Sorgenkindern. Wege um die Altstadt müssen gesperrt werden, weil die Naturstein-Riegel auf einer größeren Länge eingebrochen sind oder weil Verdrückungen und Setzungen nichts Gutes über den Zustand erwarten lassen.

Auf rund 15 Meter Länge eingebrochen: Stützmauer am Weg um den Essigkrug vor der Altstadt. Foto: Weber

Aktuell betroffen sind jetzt die Lange Steige, die von Detwang hinauf in die Altstadt führt, und die Schleife vom nordwestlichen Ende des Essigkrug-Parkplatzes zur oberen Wildbad-Einfahrt um dieses Höhen-Pla-teau, das einst die erste Burg der Comburger und Grafen von Rothenburg trug.

Die fußläufige Verbindung vom Ortsteil um St. Peter und Paul nach Rothenburg muss ab kommenden Montag voraussichtlich bis zum ers-ten Februar-Wochenende gesperrt bleiben, um dort Untersuchungen über den Zustand des rund zwei Meter hohen Riegels aus Natursteinen möglich zu machen. Auf einer größeren Länge scheint die Stützmauer dort nicht mehr ganz standsicher zu sein.

Stellvertretender Bauhof-Leiter Gerhard Gögelein gestern gegenüber unserer Redaktion: Um die teils verdrückte und gesetzte Mauer dort näher in Augenschein nehmen zu können, muss der Bewuchs der Bäume und Sträucher erst einmal zurückgenommen werden.

Kostenteilung

Ob das anfallende Grüngut gleich an Ort und Stelle gehäckselt wird? Überlegungen in dieser Richtung sind im Gang.

Bezüglich des Projektes an der Langen Steige sitzen das Staatliche Bauamt und die Stadt Rothenburg in einem Boot. Der Staat ist dort Grundstücks-Eigentümer und die Stadt ist für den Weg zuständig. Bei den Kosten für die erforderliche Untersuchung und auch für eventuell erforderliche Reparaturen läuft es also auf eine Teilung hinaus.

Historischer Ort

Anders sieht das am Essigkrug aus. Jene kleine Hochfläche, wo noch Ende des ersten Jahrtausends der Grundstein für das gelegt wurde, was später zum Bestandteil des Stadtnamens werden sollte, wird unterhalb von einem schönen Rundweg umschlossen.

Zum Hang fängt eine Stützmauer das Gelände ab. Dieser Riegel ist auf einer Länge von rund 15 Metern komplett eingebrochen. In diesem Bereich hat er eine Höhe von etwas über einem Meter. An anderer Stelle beträgt sie bis zu zwei Meter. Um Fußgänger nicht zu gefährden, hat das Straßenverkehrsamt in Absprache mit dem Bauamt die Sperrung des Weges in einem größeren Abschnitt angeordnet.

Es müsse damit gerechnet werden, dass die Stützmauer dort jederzeit auch in weiteren Bereichen einbrechen könne, betont Andreas Lassauer vom Straßenverkehrsamt zur Begründung. Der Weg um den Essigkrug muss deshalb für längere Zeit gesperrt bleiben. Voraussichtlich erst im Frühjahr könne die Reparatur des beschädigten Steinriegels erfolgen, wird mitgeteilt. Der Weg gehört glücklicherweise nicht unbedingt zu den stark frequentierten im Bereich um die Altstadt.

Ganz anders die „Lange Steige“. Sie ist bei Einheimischen und Besuchern der Stadt als direkte fußläufige Verbindung zwischen der Altstadt und Detwang beliebt und wird gern genutzt. In den kommenden zwei Wochen muss auf die kurze Steige ausgewichen werden, die von der Bronnenmühle vor die Stadtmauer führt.

An beiden Enden der „Langen Steige“ werden Umleitungsskizzen da-rauf aufmerksam machen und Ortsunkundige auf diesen alternativen Weg zwischen Altstadt und Detwang aufmerksam machen. -ww-

Genussvoller Start in das Jahr

$
0
0

Heckenwirtschaften: das Bewahren einer Tradition ist Freude und Arbeit zugleich

ROTHENBURG LAND – Genuss, Bodenständigkeit, Gastfreundschaft, Ungezwungenheit und Geselligkeit: All das findet man in einer Heckenwirtschaft. Nach und nach haben jedoch viele „Häcker“ im Taubertal ihren Weinbau eingestellt – den „Besen“ sucht man seitdem vergeblich vor ihrer Haustür. Es gibt aber zum Glück noch ein paar Privatwinzer, die mit viel Herzblut die liebgewonnene Tradition der Heckenwirtschaften am Leben erhalten.

Ein untrügliches Zeichen: Wenn der „Besen“ (oder „Butzen“) vor der Tür hängt, ist die Heckenwirtschaft geöffnet. Fotos: mes

Das Ganze steht und fällt allerdings mit der Unterstützung, die sie erhalten. Denn auch wenn es meist „nur“ die Wochenenden im Januar und Februar sind, an denen man den „Besen“ oder „Butzen“ – das untrügliche Zeichen, dass die Heckenwirtschaft geöffnet ist – vor die Tür stellt, muss das erst einmal zeitlich neben dem Haupterwerb gestemmt werden. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Familie, Verwandtschaft und Freunde Gold wert sind.

So werden etwa Ingrid und Georg Bezold von ihrer Schwiegertochter und der Enkelin bei der Bewirtung der Gäste unterstützt. Bis 1990 waren sie in der Gastronomie als Selbstständige tätig. 1992 entdeckte Georg Bezold dann den Weinbau für sich. Die Familie Dörfler aus Tauberzell, die dort ebenfalls einst eine Heckenwirtschaft betrieben hat, gab ihm die nötigen Tipps, damit er auf seinen 40 Ar in Archshofen eine guten Weinertrag einfahren konnte.

Mit einmaligem Ausblick

Mit dem Umzug im Jahr 2004 von Tauberzell nach Bettwar gab man die Heckenwirtschaft nicht auf. Im Gegenteil: Das im Rohbau befindliche Schwimmbad des Vorbesitzers wurde eigens für den Zweck, Gäste in heimeliger Atmosphäre begrüßen zu können, umgebaut. In dem unteren Raum gibt es 20 Plätze, in dem oberen – mit einem einmaligen Ausblick über den Ort und das Taubertal – können weitere 15 Personen untergebracht werden. „Wenn man lange zusammensitzt, wird es eh lustig“, sagt Georg Bezold über die ungezwungene Stimmung, die in so einer Heckenwirtschaft herrscht. Wenn der große Trubel nach der Essenszeit nachlässt, können sich die Betreiber auch mal zu ihren Gästen setzen und sich mit ihnen unterhalten. Darunter sind auch Stammgäste, die beispielsweise jedes Wochenende vorbeischauen oder Vereine und Clubs, für die der eine Besuch in der Heckenwirtschaft pro Saison längst Tradition ist. Nicht selten wird da direkt ein Tisch für das kommende Jahr reserviert.

Ingrid und Georg Bezold (v.r.) genießen die Zeit mit ihren Stammgästen unter den Blicken ehemaliger Weinprinzessinnen.

In Heckenwirtschaften wird ausschließlich der eigene Wein ausgeschenkt, andere alkoholische Getränke sind auf der Karte nicht zu finden. Dafür aber Hausmannskost. Bei Familie Bezold sind die Bratwürste mit Kraut besonders beliebt. Neben derartigen kleinen deftigen Speisen gibt es generell auch Vesper und zum Kaffee die eine oder andere fränkische Backspezialität wie Schneeballen, Zimtrollen und Küchle.

Ein Besuch in der Heckenwirtschaft ist manchmal auch ein Stück weit eine Erinnerung an die gute alte Zeit, in der man vielleicht selbst noch Zuhause geschlachtet oder mit der Großmutter für Familienfeste gebacken hat. Die Betreiber der Heckenwirtschaft legen deshalb großen Wert darauf, – neben dem Wein – soviel wie möglich selbst herzustellen.

Auch bei Familie Schneider aus Tauberzell wird deshalb nur selbstgebackenes Brot zum Vesper gereicht und auch Schneeballen und Zimtrollen kauft man nicht von Dritten. Martina Schneider wird dabei von Schwester, Oma und Freundinnen unterstützt – und ihrem Sohn. Er hat die Aufgabe übernommen, den Schinken selbst zu räuchen – so wie es ihm sein Opa einst gezeigt hat.

Heinz, Martina und Frank Schneider freuen sich über die „5. Jahreszeit“ in Tauberzell.

Aber auch Tochter Lena packt mit an. An Wochenenden nehmen sich die 24-Jährige und ihr 25-jähriger Bruder nichts vor und helfen ganz selbstverständlich mit, lobt Martina Schneider den Einsatz ihrer Kinder. Durch die beiden hat sich auch ein wenig das Klientel geändert: In letzter Zeit kommen immer mehr jüngere Besucher in die Heckenwirtschaft.

Familie Schneider bewirtschaftet insgesamt 10 Ar auf den alten Weinbergen bei Tauberzell. Darunter sind auch zwei Reihen an Reebstöcken, die 1936 angepflanzt wurden. Martina Schneiders Familie war seither für ihren Weißwein bekannt. Durch ihren Mann Heinz wurde das Angebot dann auf Rotwein ausgeweitet. Aber auch andere Dinge, wie die Technik zum An- und Ausbau des Weines sowie die Ansprüche der Gäste, haben sich im Laufe der Zeit verändert. Was jedoch gleich geblieben ist, ist die lockere Art, mit der sich Gäste und Betreiber an den geselligen Heckenwirtschaft-Tagen austauschen.

Martina Schneider selbst kann sich noch erinnern, wie sie als kleines Kind in der Heckenwirtschaft ihrer Eltern zwischen den Tischen und Stühlen herumgewuselt ist. Das war zu einer Zeit, als man noch die Wohnstube ausräumte, um die Gäste zu bewirten. Seit 1998 befindet sich die Schneidersche Heckenwirtschaft in der ausgebauten Scheune zwischen altem und neuem Wohnhaus.

Keine Berührungsängste

Mit den vorhandenen 38 Sitzplätzen liegt man gerade noch unter der traditionellen Obergrenze von an die 40 Plätzen, die für eine Heckenwirtschaft erlaubt sind. Wie viele Personen dann auf diesen Plätzen zusammenrutschen, steht allerdings auf einem anderen Papier. „In einer Heckenwirtschaft ist es erst dann schön, wenn der Schenkel vom Nachbarn auf dem eigenen Bein liegt.“ Mit dieser Heckenwirtschaft-Weisheit beschreibt Christa Müller, das Berührungsängste in einer Heckenwirtschaft fehl am Platze sind.

Zusammen mit ihrem Mann Reinhold und Tochter Julia kredenzt sie ebenfalls in Tauberzell den Gästen ihren eigenen Wein. Auch hier hilft die ganze Familie mit.

Familie Müller und ihre fleißigen Helfer stoßen auf die schöne Zeit der Heckenwirtschaft an.

Neben Christa Müllers, Bruder Thomas Kral und ihrer Schwester Ilse, die zusammen mit ihrem Mann Erwin die Kuchen zaubert, ist auch Oma Else mit ihren 89-Jahren ein wichtiges Mitglied im Müllerschen Heckenwirtschaft-Team. Ebenso wie „Howie“ (eigentlich Manuel), Silke und Margit, die die Spätschicht mit dem etwas jüngeren Publikum übernehmen.

Besonders Tochter Julia hat, laut ihrer Mutter, ein Händchen dafür, für jeden Gast ein Plätzchen in dem großen Gastraum im Erdgeschoss sowie in dem kleineren im 1. Stock zu finden. Darüber hinaus hilft sie auch tatkräftig mit im 13 Ar umfassenden Berg.  Genau wie die jüngste Generation bei Familie Schneider, so möchte auch Julia Müller in Zukunft am Weinbau und der Heckenwirtschaft festhalten.
Ein klein wenig spielt bei dieser Entscheidung auch die Ehre als ehemaligen Weinprinzessin mit, wie sie zugibt. Sie, wie auch Martina Schneider (1988), Nichte Nadine, Tochter Lena (2016) sowie Frank Schneiders Freundin Jessica Kößer (2017) trugen bereits mit Stolz das Krönchen der Tauberzeller Weinrepräsentantin. Nicht nur der zeitweilige Adelsstand verbindet die beiden Familien. Im Sommer stellen sie auch gemeinsam ein Hofschoppenfest auf die Beine. Und mindestens ein Tauberzeller Unikat war bei beiden stets ein gern gesehener Gast: Heimatdichter Wilhelm Bach.
Denn neben Wein und gutem Essen – bei den Müllers gibt es zudem auch Liköre und Schnaps aus Trauben – sind Abende in der Heckenwirtschaft auch für ausgelassene Stunden bei Musik, Witzen und Gedichten bekannt. Vom Dorfgespräch kommt man dann schnell zu Geschichten von früher, sagt Christa Müller. Und nicht selten fällt dabei der Satz: „Die Polizei hätte da nicht kommen dürfen.“
Traditionell kommt der Wein in Heckenwirtschaften direkt aus dem Fass in den Krug oder das Glas. An einem richtig guten Abend werden zwischen 30 und 50 Liter ausgeschenkt. Bei den meisten Privatwinzern ist mit Ende der Heckenwirtschaft-Zeit auch der Großteil des Weines aufgebraucht. Anders in Neustett bei Familie Blumenstock. Dort setzt man ebenso auf den Verkauf von Flaschenwein.

Besonderes Ambiente: Gerhard, David und Magdalena Blumenstock im eigenen „Bauernmuseum“.

Gerhard Blumenstock betreibt mit Geschwistern, Schwägerinnen und der Unterstützung seiner Kinder die Heckenwirtschaft oberhalb des Taubertals. Die meisten der Gäste finden in dem rustikal eingerichteten Hauptraum Platz. Daneben gibt es aber noch einen zweiten Raum, den die Familie liebevoll als ihr „Bauernmuseum“ bezeichnet. Denn dort hat Gerhard Blumenstocks Vater viele historische Schätze ausgestellt, um einen Einblick in das bäuerliche Leben von einst zu geben.

„Die Heckenwirtschaft wird gut angenommen“, sagt Gerhard Blumenstock. Seine Winzerkollegen im Taubertal können ihm da wohl nur zustimmen. Man pflegt einen guten Umgang miteinander. Von Konkurrenzdenken keine Spur. Hat man selbst mal wirklich keinen Platz mehr, schickt man die Gäste zu den Kollegen. In Tauberzell, Bettwar und Neustett ist schließlich noch niemand verdurstet. mes

„Wir machen was Schönes“

$
0
0

Nordenberger Handwerksbetrieb unterbreitete Stadt Rothenburg konkrete Ansiedlungsofferte

ROTHENBURG – Manchmal wirkt das Zusammenkommen günstiger Umstände an der Stadtentwicklung Rothenburgs mit. Die geplante Ansiedlung des Handwerksbetriebes Pevak darf als ein Glücksfall erachtet.

Willkommen am Wirtschaftsstandort: Ein expandierendes Handwerksunternehmen käme Rothenburg zupass. Foto: sis

Der Nordenberger Meisterbetrieb für Putz und Stuck befindet sich weiter auf Wachs­tumskurs und hat deshalb seine Fühler nach beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ausgestreckt – mit konkreten Plänen. 1999 hatte sich Andy Pevak unterstützt von seiner Frau Aneta selbstständig gemacht und im Windelsbacher Ortsteil Nordenberg einen eigenen Handwerksbetrieb gegründet. Es war ein guter Schritt in die richtige Richtung, wie sich gezeigt hat. Die Anzahl der Mitarbeiter ist kontinuierlich gestiegen. In der Hauptsaion sind es bis zu zwanzig Beschäftigte.

Der Handwerksbetrieb bildet auch selbst Fachkräfte aus und investiert in die Qualifizierung seiner Beschäftigten, denn gute Arbeit ist ein Wettbewerbsvorteil. In Zeiten umkämpften Personals kommt es für Unternehmen darauf an, ein hohes Maß an Arbeitgeberattraktivität zu bieten, um die passenden Mitarbeiter zu rekrutieren. Aufträge erhält der Handwerksbetrieb aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus.
Die Büroräume sind bisher im Wohnhaus der Familie mit untergebracht. Für Lagerflächen hat man eine Halle angemietet.  Mit Blick in die Zukunft ist das nicht optimal und schon gar keine Dauerlösung. Rothenburg ist für den Handwerksbetrieb ein vielseitiges Betätigungsfeld für Sanierungen und Neubauten, aber auch als Kapitalanlage. Vor drei Jahren haben die Pevaks das Altbauobjekt Kirchplatz 11 erworben und das Baudenkmal aufwändig mit fachgerechten Methoden instand gesetzt. Die Qualität des Mietobjekts ist ein Renommée fürs Handwerk und verschönert das Stadtbild.
Mit dem Ansiedlungswunsch rennt der Handwerksbetrieb bei der Stadt offene Türe ein. Hinter dem „Sondergebiet-Nord“ mit den Lebensmittelmärkten Rewe und Norma weist die Stadt ein etwa ein Hektar großes Gewerbegebiet aus. Die Stadt beziehungsweise die Hospitalstiftung besitzt dort eine zusammenhängende Fläche, die nun zirka zur Hälfte für die geplante Betriebsansiedlung vorbereitet wird. Die übrige Fläche lässt der Stadt noch die Möglichkeit zusätzlicher Option offen. Es gebe einige Anfragen von kleinen bis mittelständischen Gewerbetreibenden, die in Rothenburg ihren Betrieb erweitern beziehungsweise neu ansiedeln möchten, wie es heißt.
Ein andererer Standort als die nördliche Stadteinfahrt kam für die Pevaks nicht in Frage. Die Ansiedlung auf vorhandenem Gelände hinter dem Electrolux-Werk hätte eine unmittelbare Nachbarschaft von zwei Mitbewerbern bedeutet. Eine solche Konzentration ist nicht gerade förderlich und wollte man vermeiden.
Das Gewerbegebiet an der neuen Südosttangente ist weitgehend an den US-amerikanischen Kunststoffhersteller Teknor Apex vergeben, der dort sein Europäisches Hauptquartier errichten wird. Deshalb kamen die Pevaks dort nicht zum Zuge. Bei der Ausführung und Gestaltung ihres Neubaus wollen sie ihren eigenen hohen Maßstäben gerecht werden „und was Schönes machen.“ Schließlich handelt es sich bei dem Standort im Norden der Stadt um eine Einfahrtsstraße ins Zentrum. Ein gestalterischer Hingucker würde ein gutes Aushängeschild fürs Handwerk repräsentieren und wäre positiv für das Entrée der Stadt Rothenburg. sis

Umfeld und Gesellschaft gestalten

$
0
0

„Träumen & Machen“-Festival fördert Austausch, Inspiration und Motivation

ROTHENBURG – Mehr als 300 Besucher, vom Kleinkind bis ins hohe Alter, waren zu Gast beim Erlebnistag der Initiative „Träumen & Machen“ im Café Lebenslust in Rothenburg. Über 35 Programmpunkte ani-mierten zum Mitmachen, Austauschen, Informieren und Genießen.

Die „Träumer & Macher“ freuen sich über ein mehr als gelungenes Festival, das eine offene und lebensfrohe Atmosphäre schuf. Fotos: Träumen & Machen/Schmid

Die Themenvielfalt und Symbiose von Kunst, Musik, Handwerk, Sport, Technik, Unternehmertum und Start-Ups gepaart mit individuellen und gesellschaftlichen Themen, sorgte für eine offene, kommunikative und lebensfrohe Atmosphäre.

Gemeinsam mit dem Publikum wurden in kompetent besetzten Diskussionsrunden Themen kritisch, konfrontativ und mit Tiefgang beleuchtet. Im Fokus lagen nachhaltiger Tourismus, die Wichtigkeit und Herausforderungen jedes Einzelnen beim „Träumen & Machen“, sowie die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Start-Ups, Unternehmertum.
Anders-, Weiter-, Schluss-Machen
Auch Spiegel-Bestseller-Autor Nico Degenkolb tauchte in das Geheimnis und den Weg seines Erfolges ein und ermutigte zum Anders-Machen, Weiter-Machen, und gegebenenfalls auch zum Schluss-Machen. Neben den beeindruckenden Konzerten gewährten Carmen Underwater und David Gaffney intime Einblicke in das Seelen- und Unternehmerleben professioneller Musiker.

Der digitale Sandkasten des „FabLab“ sorgte nicht nur bei jungen Besuchern für Erstaunen.

Die Besucher wurden durch anfassen, mitmachen, hören, sehen sowie singen unentwegt dazu animiert, sich selbst einzubringen. Information, Leidenschaft, Inspiration, Reflektion und Motivation zur selbstbestimmten Umsetzung der eigenen Wünsche und Träume standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Und das machte gute Laune. „Ich kam die Tür herein und die Menschen lachten und strahlten. Man spürt hier die pure Freude!“, so eine ältere Besucherin aus Rothenburg.

Die Initiative „Träumen & Machen“ widmet sich grundsätzlich der Aufgabe Menschen zum Austausch zusammenzubringen, und diese zu motivieren ihr Leben, das eigene Umfeld und die Gesellschaft aktiv, gleichberechtigt, fair und eigenmächtig zu gestalten. Um dem Thema die nötige Nachhaltigkeit und Dynamik gewährleisten zu können, und weitere Projekte in Angriff nehmen zu können, wünscht sich „Träumen & Machen“ weitere Mitmacher und Interessierte, sowie Unterstützer, Partner und Sponsoren. „Jeder ist eingeladen die Zukunft, Formate und Aktionen von „Träumen & Machen“ mitzugestalten! Alles ist möglich“, so Initiator und Organisator Daniel Rieth. Denn dadurch könnte eine Welt entstehen, in der alle gerne leben wollen. dr

Professionelle Bewirtschaftung

$
0
0

Die Zuständigkeiten bei Verwaltung und Vermietung von städtischen Liegenschaften

ROTHENBURG – An den Namen der neuen städtischen Immobilienmanagerin muss man sich erst noch gewöhnen: Nadja Zastricznyj. Die geprüfte Immobilienfachwirtin ist Teil eines Teams, welches dem Stadtbauamt zugeordnet ist.

Andreas Singer (li), Nadja Zastricznyj und Michael Knappe beim Pressegespräch. Foto: sis

Die professionelle Bewirtschaftung und Verwaltung der städtischen Immobilien einschließlich Vermietung der Veranstaltungsräume ist ein schwieriges Geschäft. Die Herausforerung besteht darin, zwischen unterschiedlichen Interessenlagen zu vermitteln und gleichsam zwischen den Stühlen zu sitzen. Aufgrund der Komplexität wurden die auszuführenden Aufgaben aufgeteilt, sind in der praktischen Umsetzung aber fließend. Die Neuausrichtung des Sachgebiets soll zur effektiven und rentablen Bewirtschaftung der zugeordneten Immobilien beitragen.

Sachgebietsleiterin Brigitte Kreiselmeier hat langjährige Erfahrung mit der Liegenschaftsverwaltung. Nadja Bohmann ist schwerpunktmäßig mit dem Bereich Mieten und Pachten betraut, Reiner Schalk mit dem Bauunterhalt der städtischen Mietgebäude. Nadja Zastricznyj kümmert sich vorrangig um die Vermietung der Veranstaltungsräume Reichsstadthalle, Mehrzweckhalle, Musiksaal und Rathausgewölbe. Der Stadtrat hat großes wirtschaftliches Interesse an den städtischen Liegenschaften im Hinblick auf Kosten, Nutzen und Qualität. Mit der neuen Mehrzweckhalle  wurden zusätzliche räumliche Kapazitäten geschaffen. Die neue Halle bietet Platz für bis zu 1300 Besucher. Der Sportkomplex ist mit Faltwänden in drei Teile abtrennbar beziehungsweise als großes Spielfeld nutzbar. Die ausfahrbare Tribüne kann bis zu 400 Personen aufnehmen. Eine sechs mal zehn Meter große mobile Bühne kann für Konzerte, Tagungen, Vorführungen und Präsentationen aufgebaut werden. Für Getränke und kleinere Speisen steht eine modern ausgestattete Küche bereit, die vom Veranstalter nach seinen Anforderungen betrieben werden kann. Das Foyer eignet sich zusätzlich als Veranstaltungsort für etwa 150 Personen.
Die altehrwürdige Reichsstadthalle bietet etwa 550 Sitzplätze bei Reihenbestuhlung  und 200 Plätze bei parlamentarischer Anordnung. Bei der Hallennutzung ist man allerdings an den Catering-Lieferanten Wörle gebunden, mit dem die Stadt eine vertragliche Vereinbarung hat. Die Nutzung des Musiksaals soll eventuell zeitlich gestaffelt werden, um Gruppen und Vereinen entgegenzukommen, die den Raum mit den festen Stuhlreihen für rund 120 Personen vielleicht nur für zwei Stunden benötigen.
Die Erfahrung zeigt, dass die Reichsstadthalle durchschnittlich für 480 bis 600 Euro angemietet wird, bei der neuen Mehrweckhalle liegt der Schnitt bei rund 1200 Euro und damit deutlich höher. Es gibt feste Kostensätze, die der Stadtrat festgelegt hat. Hinzu kommen dann noch die Aufwendungen für Heizung, Wasser-, und Stromverbrauch, Müllentsorygung, Hausmeistertätigkeiten oder weiteren Dienstleistungsservice. In aller Regel wird auch eine Mietkaution verlangt.
Beliebt ist sowohl die Reichsstadthalle als auch die neue Mehrzweckhalle für türkische Hochzeiten, die sich einer starken Nachfrage in Rothenburg erfreuen. Seit über vierzig Jahren hält der Kongress der Traditionellen Chinesischen Medizin mit über tausend Teilnehmern der Stadt die Treue. Der Veranstalter nutzt die Räumlichkeiten unterschiedlicher Größe und Ausstattung, die mit Reichsstadthalle, Wildbad und Mehrweckhalle zur Auswahl stehen und fußläufig gut erreichbar sind.
Ein professionelles Immobilienmanagement weckt Begehrlichkeiten in bezug auf Gewinnerzielung. Man müsse sich aber auch an der Realität und faktischen Gegebenheiten orientieren, machten Stadtbaudirektor Michael Knappe, sein Stellvertreter Andreas Singer, der vom Stadtbauamt Ochsenfurt nach Rothenburg gewechselt ist, und Nadja Zastricznyj im Gespräch mit der Redaktion deutlich. Wenn die Hallenmieten zu hoch angesetzt würden, springe womöglich die Kundschaft ab, so die einhellige Meinung.
Das Sachgebiet Zentrales Immobilienmanagement wurde bereits vor zwei Jahren neu strukturiert zusammengefasst. Der zuletzt für die Hallenvermietung zuständige Mitarbeiter war von seinem beruflichen Werdegang hochqualifiziert, ließ aber Schwachstellen bei der praktischen Umsetzung erkennen. Als sein befristeter Arbeitsvertrag auslief, sah die Stadt als Arbeitgeber davon ab, das Arbeitsverhältnis zu verlängern. Die mittlerweile in einem Pool beschäftigten städtischen Hausmeister haben die Betreuung der Objekte übernommen. Neu hinzugekommen ist der Hochschul-Campus. „Die örtlichen Zuständigkeiten sind jetzt besser geregelt“, wird betont. sis

Neue Chance für Altbaubestand

$
0
0

Immobilien als Kapitalanlage scheinen sich wirtschaftlich zu lohnen – Gestreckter Zeitplan

ROTHENBURG – Eine Altimmobilie kann auch zur Last werden. Zuwarten ist keine gute Strategie. Auf der Suche nach einem Ausweg können sich auch Lösungen auftun.

Eckhaus mit Entwicklungspotenzial: Das Schaumann-Areal in bester Altstadt-Lage hat ein bekannter Investor erworben. Foto: Schäfer

Eigentum verpflichtet, heißt es im Grundgesetz. Wenn es ums Geld geht, dann geht es um mehr und oft sogar um ganz andere Dinge als um die rein materiellen, sondern auch um Verantwortung und die persönliche Situa­tion. Manchmal sind Hausbesitzer nicht zu beneiden, weil sie vor einer fast unlösbaren Aufgabe stehen. Sie müssen sich Gedanken machen, ob sie die Immobilie verkaufen, vererben oder verschenken sollen. Bei Modernisierung und Instandhaltung kommen schnell hohe Beträge zusammen. Immer mehr Inhaber einer Altstadt-Immobilie haben ein Problem, eine geeignete Lösung zu finden, die ihren eigenen Ansprüchen und auch städtischen Anforderungen gerecht wird.
Die Last der Entscheidung wurde auch Peter Schaumann, Jahrgang 1956, nicht abgenommen. Als Geschäftsmann, CSU-Politiker, Rothenburger Stadtrat und Mitglied im IHK-Gremium ist er als eine Person des öffentlichen Lebens auch an Themen wie Stadtentwicklung und regionalem Einzelhandel beteiligt. Vor diesem Hintergrund steht der Verkauf seiner Altstadt-Immobilie in prädestinierter Lage besonders im Blickfeld.
Der Gebäudekomplex besteht aus mehreren Objekten mit recht verschachteltem Grundriss, was aber auch seinen Charme und Reiz im Stadtbild hat. Das gemischt genutzte Objekt enthält die Aufteilung auf zehn verschiedene Wohnungen, Läden und Gewerbe mit großzügigen Schaufenstern. Es besteht insgesamt ein sehr hoher Sanierungsbedarf und die Ausstattung ist nicht mehr zeitgemäß.
Auf der Suche nach einem Investor ist Peter Schaumann fündig und handelseinig geworden, wie er auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Das Dinkelsbühler Unternehmen ProBau Projektbau und -entwicklung hat den unsanierten Altbestand erworben. Wohn- und Geschäftsstruktur sollen erhalten bleiben. Eventuell komme eine rückwärtige Erweiterung in Betracht. Es soll auch die Möglichkeit einer Tiefgarage ausgelotet werden für mehr Parkplätze. Geschäftsführer Gerald Kümmerle dämpft im Gespräch Erwartungen einer raschen Umsetzung. Moderner Wohnraum in der Altstadt ist begehrt und entsprechend stark nachgefragt.
„Wir stehen noch ganz am Anfang in der Phase der Vorplanung zur Entwicklung einer Konzeptidee. Bis zu einer durchführbaren Lösung wird es noch dauern. Der Unternehmer sprach von einem zeitlichen Ablaufplan über zwei bis drei Jahre. „Nicht dass mir Interessenten jetzt schon das Haus einrennen.“
Der Dinkelsbühler Unternehmer hat sich auf die Sanierung von Denkmalimmobilien spezialisiert. Auch in Rothenburg ist er kein Unbekannter durch Investitionen in Altbauten im großen Stil, die Privatleute finanziell kaum stemmen können. Für das Bauunternehmen bieten sich mit dem Kauf und der anschließenden Sanierung von Denkmalimmobilien oder von Altbauten, die sich in den von den Behörden eigens dafür ausgewiesenen Sanierungsgebieten befinden, erhebliche steuerliche Anreize, die es veranlassen, sein Geld in solche Objekte zu stecken.
Es gibt einen immensen Sanierungsstau in der Rothenburger Altstadt, der dazu führt, dass Gebäude ungenutzt sind, obwohl Wohnraum fehlt. Der Mangel an bezahlbarem Wohn­raum ist ein immer akuter werdendes Problem. Auch Ladenleerstände sind auf umfassenden Handlungsbedarf zur städtebaulichen Sanierung zurückzuführen. In der Rödergasse wird ein Ladengeschäft vermietet, das über einen Wasseranschluss, aber keinen Wasserabfluss verfügt. Der Mieter ist gezwungen, sich mit Eimern zu behelfen. sis

Weitere Ehrerweisung

$
0
0

Erzbischof und Oberbürgermeister weihen Papst-Tafel ein

ROTHENBURG – Hoher geistlicher Besuch kündigt sich an: Am Donnerstag, 31. Januar, um 17 Uhr kommt der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick nach Rothenburg, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Walter Hartl eine Ehrentafel zum Aufenthalt von Papst Franziskus 1986 in der Tauberstadt einzuweihen.

Der richtige Platz für die Gedenktafel ist bereits gefunden. Foto: privat

Eine erste Gedenktafel wurde bereits im Dezember 2016 direkt neben der Franziskanerkirche am Eingang des einstigen Goethe-Ins­tituts, wo zur Zeit die Montessori-Schule ihre Räumlichkeiten hat, angebracht. Denn Jorge Mario Bergoglio, so der bürgerliche Name des „Heiligen Vaters“, widmete sich dort vor über 30 Jahren zwei Monate lang dem Studium der deutschen Sprache.
Aber ebenso eindrücklich wie Grammatik- und Vokabellernen waren für den Argentinier sicherlich auch die zwischenmenschlichen Begegnungen. Deshalb kommt eine zweite Tafel nun in der Judengasse 27 zu Ehren. Also genau dort, wo ihn Erwin und Frieda Pester in ihrem neun Quadratmeter großen Gästezimmer beherbergten. Und wo er, so hatte es Frieda Pester beobachtet, manchmal eine Kerze auf den Tisch vor dem Fenster stellte und eine stille Messe hielt.
Deren Sohn Walter Pester lebt heute noch in seinem Elternhaus im Herzen der Altstadt. Er befürwortete die Initiative der Stadt, diese Tafel dort anzubringen. Sie ziert ein Konterfei des Papstes und enthält zudem eine kurze Erläuterung zu dessen Aufenthalt in der Tauberstadt.
Es wird aber noch persönlicher. So ist darauf ebenfalls zu lesen: „Gern denke ich an meinen Aufenthalt vor über dreißig Jahen zurück. Ich wohnte bei Familie Pester in der Judengasse 27. Ich erinnere mich noch an Herrn Pester und seine Frau.“ Diese Zeilen stammen aus einem Dankesschreiben von Papst Franziskus an Erzbischof Dr. Ludwig Schick, der dem „Heiligen Vater“ zuvor zum Geburtstag gratulierte und ihm dabei von der Einweihung der ersten Gedenktafel in Rothenburg erzählte.
Diese für den Papst noch präsente Erinnerung an seine Zeit hier mag ein Grund dafür sein, dass der hohe Geistliche erneut persönlich an der Einweihung der zweiten Tafel teilnimmt. Ein zweiter Grund ist die gute persönliche Beziehung zu Pfarrer Harald Sassik, über den auch der Kontakt zum Erzbischof entstanden ist. mes

Lidl macht Dampf

$
0
0

Markt an der Schlachthofkreuzung wird neu und größer gebaut

ROTHENBURG – Weiter geht es mit Marktprojekten in Rothenburg: Jetzt macht der Discounter Lidl Dampf. Er möchte seinem noch aus dem letzten Jahrzehnt stammenden Markt an der Schlachthofkreuzung den neuen Zuschnitt verpassen, den er nach aktueller Strategie und Philosophie braucht.

Der Lidl-Markt an der Schlachthofkreuzung wird weggerissen und durch einen noch größeren Neubau ersetzt. Foto: Weber

Was bedeutet: Der vorhandene Markt wird komplett abgebrochen, auch das schon seit dem Umzug in den Schlachthof nicht mehr genutzte Bäckerei-Café gleich daneben. Auf der gesamten Fläche entsteht ein neues Gebäude. Es ist in Teilen zweistöckig und kann im oberen Bereich die Mitarbeiter- und Sozialräume aufnehmen. Die reine Verkaufsfläche wächst bei dem Projekt von bisher 1104 auf 1455 Quadratmeter.

Trotz eines erheblich größeren Volumens wird der Bau kaum höher wirken als der bisher vorhandene. Das hat jetzt in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung bei der Beratung des eingereichten Bauantrags Stadtbaudirektor Michael Knappe signalisiert. Grund sind unter anderem die völlig neu angelegten Park- und Grünanlagen um den Markt. Sie sind verglichen zu den vorhandenen höher gesetzt. Insgesamt entstehen im Außenbereich 119 Parkplätze.

Gemessen am bisherigen Bestand dürfte die Begrünung und auch die Pflasterung nach den vorliegenden Planungen wesentlich aufwändiger und gefälliger werden. Die gesamte bisherige Bepflanzung und auch die Flächenversiegelung müssen weichen und werden durch komplett neue Bestandteile ersetzt.

Das künftige Gebäude weist ein Pultdach auf, das in einem rechteckigen, inneren Kern eine geständerte Photovoltaik-Anlage trägt und im Bereich darum herum eine begrünte Fläche. Sie ist zusammen mit der gesonderten Ausführung der Außenanlagen ein Ausgleich für die Überschreitung der höchstzulässigen Grundflächenzahl. Bauplanungsrechtlich wären großflächige Einzelhandelsbetriebe wie der kommende nur in einem Sondergebiet zulässig. Aber weil schon ein Markt auf dem Grundstück besteht, gilt Bestandsschutz. Ein Bauleitplanverfahren ist nicht erforderlich. Die Landesplanungsbehörde erhebt keine Einwände. Im Flächennutzungsplan ist das betreffende Grundstück als gemischte Baufläche ausgewiesen.

Um die öffentlich-geschützten Belange von Nachbarn zu berücksichtigen, sind die Anlieger durch öffentliche Bekanntmachung beteiligt worden. Einen Monat lang, während der Auslegung, hatten sie Gelegenheit Einwände vorzutragen. Es gab keinen einzigen. Bei dem Projekt werden mehr Stellplätze nachgewiesen als erforderlich. Ein Prüfsachverständiger bescheinigt den vorbeugenden Brandschutz.

Wortmeldungen zu dem Projekt kamen von den Stadträten Fritz Sommer und Thomas Schmid (beide UR) sowie von Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV). Sommer ging es um die Stellplätze, Schmid um den Abstand zum normalerweise recht schwierigen Nachbarn Bahn und Schneider um das Thema Wohnbebauung, das die Stadt angesichts des vorhandenen Bedarfs auch bei solchen Projekten in dieser Lage nicht aus den Augen lassen solle.

Baudirektor Knappe betonte, vom Bauwerber würden mehr Parkplätze geschaffen als nach dem Mindestschlüssel erforderlich. Obwohl der Abstand zur Bahn gering sei, habe das Bundesunternehmen zugestimmt. Ohne Bebauungsplan, wie im vorhandenen Fall, habe die Stadt keine Handhabe, von einem Bauwerber zu verlangen, er müsse einen Teil seines Projektes für Wohnbebauung nutzen.

Einstimmig hat der Bauausschuss schließlich das sogenannte gemeindliche Einvernehmen erteilt und da-mit grünes Licht gegeben für das Projekt. -ww-

Belebender Dreiklang

$
0
0

Der „KunsTraum“ wird zur festen Größe im hiesigen Kulturkalender

ROTHENBURG – Bereits zum vierten Mal veranstaltete der Verein Grenzkunst am Wochenende seinen „KunsTraum“ in den von der Projektschmiede angemieteten Räumlichkeiten des Bilderleistenherstellers Biedermann. Und einmal mehr geriet der dreitägige Mix aus Elektronischer Tanzmusik, Rock und Rock ‚n‘ Roll sowie einer abschließenden Theateraufführung zu einem großen Erfolg.

Lichttechnisch und künstlerisch wurden die Räume besonders kreativ in Szene gesetzt. Fotos: Nathalie Götz

Flogen am Freitag noch flinke Finger über Player und Platten, explodierten am Samstag schon rockige Röhren, sprangen begeisternde Soli wie schrammende Riffs in Richtung Publikum und fetzten wuchtige Melodien ohne Atempause über Tastaturen. Am Sonntag dann schlussendlich abgelöst von einem gleichzeitig urkomisch-grotesken wie anregenden und zutiefst gesellschaftskritischen Theaterstück.
Ja, auch die inzwischen vierte Ausgabe des „KunsTraums“ hatte wieder so einiges zu bieten und brachte wärmende Ideen in die winterliche Kulturstarre. Und die wurden zum wiederholten Male auch prima angenommen. „Wir können mit allen drei Tagen sehr zufrieden sein“, zogen die Grenzkünstler ein positives Fazit. Großer Dank gelte darüber hinaus den Verantwortlichen und Mitarbeitern der Projektschmiede sowie der Familie Biedermann, welche den „KunsTraum“ überhaupt erst wieder möglich gemacht hätten.

Das Ludwigsburger Theaterkollektiv brillierte mit einer temporeichen und überspitzten Darbietung von „Auf hoher See“.

Besonders freute man sich von Veranstalterseite über die Wiedereingliederung der Theateraufführung ins Programm. Mit „Auf hoher See“ von Slawomir Mrozek kehrte in diesem Jahr das Ludwigsburger Theaterkollektiv, bestehend aus den Schauspielern Peter Schurz, Pascal Grupe und Carmen Fahlbusch, Regisseurin  Leonie Friedel und Dramaturgin Laura Jäger, zurück nach Rothenburg und sammelte gleich eine ganze Menge Applaus ein.

Herrlich überspitzt und überzeichnet lieferten sich die Protagonisten des Stücks in pointierten Dialogen einen überaus unterhaltsamen Schlagabtausch darüber, wer von ihnen als erster und zur Rettung der anderen beiden nach einem Schiffbruch verspeist werden soll. Eine kurzweilige, temporeiche und mit herrlich-komischen Wendungen versehene Darbietung.
In Sachen Darbietung hatten zuvor auch schon Tim Freitag, Chris Kunz, Spectralist und Home Alone ziemlich feine Klangkunst auf die „Kuns-Traum“-Bühne gezaubert und den lichttechnisch kreativ in Szene gesetzten Raum in ein fröhlich-chaotisches Tanzhaus verwandelt.
Das blieb es auch bei den höchst-experimentierfreudigen „Down with the Gypsies“, die am Samstag sphärische Klänge in ihren anspruchsvollen Progressive-Rock mixten, ehe im Anschluss die Stoner-Rockband „Zeremony“ – salopp formuliert – mal so richtig loslegte und gemeinsam mit dem Publikum für eine schweißtreibende, musikalische Eskalation sorgte.
Träumerisch-melancholisch
Etwas ruhiger hatten es zuvor Andreas Wolf, Jonathan Ziegler und Kenta Wohlfahrt angehen lassen, die mit lässig-coolen Akustik- und Folk-Covern die Zeit ein wenig anhielten und den Abend in träumerisch-melancholischer Wohnzimmeratmo-      sphäre beginnen ließen.
Für den Grenzkunst-Verein geht es nach diesem gelungenen Jahresauf-takt nun bereits in die Vorbereitungen für die inzwischen siebte Ausgabe des Sundowner-Festivals im       Rothenburger Wildbad. Erst recht    eine feste Größe also. og

Essen gehört nicht in den Müll

$
0
0

Keine Selbstverständlichkeit: Das sorgsame Haushalten mit Lebensmitteln

ROTHENBURG – Verbraucher müs­sen sich beim Thema Lebensmittelverschwendung den Spiegel vorhalten. Veränderung fängt beim eigenen Kaufverhalten an. Umdenken ist angesagt, aber aus dem Trott herauszukommen, ist nicht einfach.

Christian Mittermeier und Uwe Spitzmüller (re) stellten Food-Bloggern ein Menü zusammen. Fotos: Schäfer

Christian Mittermeier, gelernter Koch, Metzger und renommierter Hotelier und Gastronom zeigt interessierten Erwachsenen Wege auf, achtsam mit Lebensmitteln umzugehen und will auch Kinder mit Kochkursen animieren, seinem Beispiel zu folgen. Bekannt für seine Küche für gehobene Ansprüche verarbeitet Christian Mittermeier Lebensmittel, die andere wegwerfen oder einer minderwertigen Verarbeitung zuführen wollen. Aus Blumenkohl-Strünken zaubert er ein leckeres Gericht. Aus dem Brot des Vortages macht er Suppe, Salat und Knödel.
Das Wegwerfen von Lebensmitteln erledigt der Verbraucher nicht allein selbst. Es ist Teil eines globalen Systems, an dem sich alle beteiligen. Usache ist die immerwährende Verfügbarkeit einer riesigen Angebotspalette. Hinzu kommen immer kürzere Mindesthaltbarkeitsfristen und die Allmacht des Handels, der immer höhere standardisierte Qualitätsnormen aufruft. Christian Mittermeier macht dies an Beispielen deutlich. In der Manufaktur der Deutschen See in Bremerhaven werden täglich tausende Fische filetiert und portioniert. Dabei gibt es Überproduktionen, Fehlbestellung und Abschnitte. Anstatt der Verarbeitung zu Fischöl findet dieser Fisch seinen Weg auf den Teller.
Ältere deutsche Milchkühe werden im Normalfall zu Hackfleisch oder zu Hundefutter verarbeitet. Die besten Exemplare jedoch werden nach Frankreich und Spanien exportiert. Ihre Edelstücke werden als teure baskische Delikatesse reimportiert. Solche eingefahrenen Handelsstrukturen hat Christian Mittermeier durchbrochen und einen Weg gefunden, dieses hochwertige Fleisch direkt zu beziehen, ohne es erst tausende Kilometer und unnötig subventioniert durch Europa zu fahren.
Die globale Verschwendung
Brot und Backwaren vom Vortag sind beileibe nicht schlecht. Jedoch hat der Verbraucher den Anspruch, in seiner Bäckerei ofenfrische Backwaren und das volle Sortiment zu finden. Deshalb bleiben beachtliche Mengen übrig. Aus den Broten werden kreative Brotsalate und Brotsuppen zubereitet. Die süßen Backwaren lassen sich in leckere Schicht-Desserts oder Kuchen verwandeln. Jeden Tag werden auf dem Großmarkt unzählige Kisten unverkaufter, essbarer Ware entsorgt. Andere, wie krumm gewachsene Gurken, finden erst gar nicht ihren Weg dorthin. Manches wächst schneller, als es verkauft werden kann, denn die Natur hat nicht zwingend den gleichen Takt wie die Nachfrage.
Kochkunst und Wissen um die Grundlagen unserer Ernährung weiterzutragen, dazu ist es nach Auffassung Mittermeiers notwendig, sich grundlegende Gedanken zu Lebensmitteln, ihrer Erzeugung und ihrer Verwendung zu machen. Schätzungen gehen davon aus, dass 30 bis 50 Prozent aller erzeugten Lebensmittel vernichtet werden, obwohl sie ohne Einschränkung verzehrt werden könnten. Dies, während anderswo Menschen an Hunger sterben oder unter Mangelernährung leiden.

Köstlicher Appetithappen aus altem Brot.

Im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt und im Hofladen hat der Verbraucher die Wahl zwischen ökologisch oder konventionell erzeugten Produkten. Egal, ob die Ernte in einem Jahr gut oder schlecht war, es mangelt uns an nichts. Die Regale im Laden sind zu jeder Zeit gefüllt, das Angebot ist riesig, Nachschub scheinbar unbegrenzt vorhanden. Welche Konsequenzen das hat? Was uns in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, das erscheint uns offenbar nicht kostbar. Wir erwarten gefüllte Regale auch noch beim Einkauf kurz vor Ladenschluss. Und am Ende der Woche, bevor der nächste Großeinkauf ansteht, werfen wir weg, was übrig war: die überreife Banane, den abgelaufenen Joghurt, das trockene Brot. Produkte mit Schönheitsfehlern sind uns nicht gut genug. Obst und Gemüse sollen wie gemalt aussehen. Wir orientieren uns sklavisch an aufgedruckten Zahlen des Haltbarkeitsdatums, statt uns auf unsere Sinne und den gesunden Menschenverstand zu verlassen. Riecht es komisch? Ist Schimmel sichtbar? Hat sich die Farbe geändert? Das sind alles Zeichen dafür, das das Lebensmittel nicht mehr so gut ist. Verbraucherbildung ist von Kindesbeinen an nötig.  Christian Mittermeier hat deshalb alle Schulen in Rothenburg zu dem Thema angeschrieben und ist auf positive Resonanz gestoßen. Schulklassen mit Zweit- und Siebtklässlern werden bei kleinen Kochkursen ein Aha-Erlebnis haben. Mit einer perfekten Hennen-Verwertung als Suppeneinlage, für ein feines Frikassee oder für kalte Speisen. Aus alten Brötchen und Zimtschnecken macht Christian Mittermeier mit den Kindern den beliebten Scheiterhaufen.

Zum Auftakt seiner Aktion „Taste not Waste“ (auf Deutsch „Teller statt Tonne“) hatte Christian Mittermeier Vertreter der Online-Foodszene in sein Keller-Restaurant „Blaue Sau“ eingeladen. Deren Leidenschaft  des Kochens in Gerichten spiegelt sich auf privaten Foodblogs mit tollen Instagram-Accounts wider. Die Vielfalt reicht hier von einfach bis kompliziert oder raffiniert und von glutenfrei bis vegan. Die meisten legen Wert auf saisonale und regionale Zutaten und bieten jede Menge Inspiration.
Sie sind gute Köche, Schreiber und Fotografen zugleich. Wie Uwe Spitzmüller. Der gelernte Informatiker stammt aus Feuchtwangen, lebt mit seiner Familie in Nürnberg und arbeitet bei einer Kommunikationsagentur in Erlangen an der Entwicklung digitaler Marketingstrategien. Seine Mutter,  eine Hauswirtschaftslehrerin, hat das Interesse an Ernährung und am Kochen bei ihm geweckt. Aus einem Hobby wurde Leidenschaft. Gemeinsam mit Christian Mittermeier kreierte er das Menü für den Abend:  Rote Beete, Brotcreme, Röstbrot, marinierter Blumenkohl. Rotkohlgazpacho mit Senfeis und krumme Gurke. Es folgten gekochter und roher Kohlrabi mit Schafsmilchjoghurt, roher Saibling aus Überständen geschmorte Milchkuh, Sellerie-Püree, Staudensellerie, Senfsamen. Als Nachtisch gab es Birnen-Variationen mit Honig-Creme und Streusel aus übrigem Gebäck.
Die beiden Ansbacher Hochschul-Studenten Patrick Wollner und Peter Falkenberg mit Schwerpunkt Journalismus drehten im Verlauf des Abends einen Dokumentarfilm, um die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für den Wert von Nahrungsmitteln zu wecken. Das Thema ist ihrer Meinung nach von politischem und gesellschaftlichem Interesse. sis

Stettberg II steht in Startlöchern

$
0
0

Dorferneuerungsverfahren für vier Geslauer Ortsteile – Abwassersystem Stettberg vorneweg

STETTBERG – Nach der Vorlaufzeit seit 2016  kann es jetzt im Anschluss an die offizielle Anordnung der Dorferneuerung Stettberg II (wir berichteten) in die Phase der konkreten Planung und Umsetzung gehen. Als nächster Schritt steht im Frühjahr die Wahl eines Vorstands der Teilnehmergemeinschaft an.

Freuen sich: von links Baudirektor Wolfgang Zilker und Bürgermeister Richard Strauß.

Er gehe davon aus, dass das im April oder Mai sein werde, betont Baudirektor Hubert Rebhan vom Amt für ländliche Entwicklung. So  viel steht  jetzt schon fest: Dem Gremium wird er als Vorsitzender vorstehen. Teilnehmergemeinschaften werden immer von einem Vertreter dieser Behörde angeführt.
Beim jetzt offiziell eingeleiteten Dorferneuerungsverfahren  Stettberg    erhält Stettberg als größter der beteiligten Geslauer Ortsteile drei Sitze im Vorstandsgremium. Je einen gibt es für Dornhausen, Hürbel und Kreuth.
Wahlberechtigt sind alle Eigentümer der in das Verfahren fallenden Flächen. Die Einleitung des Verfahrens wird noch durch offizielle Bekanntmachung der Gemeinde und durch Aushang vom 20. Februar bis zum 20. März verkündet.
ln Anwesenheit von Vertretern der Bü̈rgerarbeitskreise und des Gemeinderates haben Abteilungsleiter Wolfgang Zilker und Projektleiter Hubert Rebhan, beide vom Amt fü̈r Ländliche Entwicklung (ALE) Mittelfranken, wie berichtet, dem Bü̈rgermeister der Gemeinde Ges-lau, Richard Strauß die Urkunde zur erfolgten Einleitung der Dorferneuerung in Stettberg, Dornhausen, Hü̈rbel und Kreuth überreicht.
Zu Beginn der Vorbereitungsphase besuchten Bü̈rgerinnen und Bü̈rger aus den vier Ortschaften ein Seminar an der Schule für Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim (Stadt Lichtenfels). lm Anschluss daran wurden Arbeitskreise gegrü̈ndet. Zahlreiche Bü̈rgerinnen und Bü̈rger haben sich ehrenamtlich engagiert und sich knapp eineinhalb Jahre lang intensiv mit der zukü̈nftigen Entwicklung ihrer Dörfer beschäftigt. Baudirektor Zilker dankte den Arbeitskreisen fü̈r ihre umfangreiche Vorarbeit und wü̈rdigte deren Engagement als Ausdruck einer lebendigen Bü̈rger- und Sozialkultur.
Die Ergebnisse der Arbeitskreise sind wichtige Grundlagen fü̈r die Teilnehmergemeinschaft (TG) und ihrem demnächst in einer Teilneh-merversammlung zu wählenden Vorstand.
Freistaat und Bund gemeinsam 
Als Schwerpunkte zeichnen sich in den Dörfern Maßnahmen zur lnnenentwicklung, Straßenraum- und Platzgestaltung sowie bedarfsgerechten Aus- und Umgestaltung von Gemeinschaftseinrichtungen ab. Beispiel: das in einem gemeinsamen Gebäude untergebrachte Feuerwehrhaus und Sängerheim in Stettberg.
Es wird insgesamt von einem lnvestitionsvolumen von gut 2,5 Millionen Euro im öffentlichen und gemeinschaftlichen Bereich ausgegangen.

Braucht eine Aufwertung: Gemeinschaftsgebäude von Feuerwehr und Sängern. Fotos: Weber

Hierzu stellt das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken Fördermittel des Freistaates Bayern und der Bundesrepublik Deutschland bereit.

ln der Dorferneuerung kann auch die Ausführung von privaten Maßnahmen an Haus und Hof gefördert werden. Ebenso ist unter bestimmten Voraussetzungen die Förderung von Kleinstunternehmen der Grundversorgung möglich. Hier wird mit einem lnvestitionsvolumen von rund   1 Million Euro gerechnet. Anträge können ab sofort beim Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken schriftlich gestellt werden. lnformationsblätter zu den Förderkonditionen und dem Förderablauf liegen im Rathaus der Gemeinde Geslau aus.
Dort können auch der Flurbereinigungsbeschluss sowie die Karte mit der Abgrenzung des Verfahrensgebietes eingesehen werden.
Im Vorfeld des reinen Dorferneuerungsprojektes steht in Stettberg ein Projekt an, das nicht in die Förderung durch das Amt für ländliche Entwicklung fällt. Das örtliche Kanalsystem muss völlig erneuert werden. Dabei werden, wie heute üblich, Oberflächenwasser und Schmutzwasser in getrennten Röhren geführt.
Das Schmutzwasser gelangt über eine    Pumpleitung, die erst noch gelegt werden muss, zur Reinigung in die zentrale Geslauer Kläranlage. Für das Klärsystem bedeutet das unter anderem auch, dass es mit einigem Kostenaufwand ertüchtigt werden muss.
Beim Abwasserprojekt insgesamt dürften die Kosten in den siebenstelligen Bereich gehen, schätzt Geslaus Bürgermeister Richard Strauß und drückt jetzt aufs Tempo, damit es vorangeht. Die Abwasserröhren in Stettberg müssen in den Untergrund, bevor die Dorferneue-rung beginnt. Sonst müsste wieder aufgegraben werden.              -ww-

Verbindung zur dunklen NS-Zeit kappen

$
0
0

Das Reichsstadtmuseum heißt bei der Wiedereröffnung am 1. April RothenburgMuseum – Neukonzeption setzt moderne Akzente

ROTHENBURG – Nicht mehr Reichsstadtmuseum, sondern RothenburgMuseum wird es ab der Wiedereröffnung am 1. April im Klosterhof 5 heißen. Das RothenburgMuseum unter Leitung von Dr. Möhring werde die Stadtgeschichte in all ihren Facetten neu aufbereiten und gleichermaßen präziser und besucherorientierter in den Blick nehmen, heißt es.

Reichststadtmuseum wird RothenburgMuseum. Foto: Weber

Bislang fehlen dort beispielsweise Darstellungen zu dem 19. und dem 20. Jahrhundert. Diese Lücke soll nun bei der Neukonzeption geschlossen werden. Außerdem greift die Einrichtung die andernorts im Museumsbereich eingesetzte neue Präsentationsform auf. Das Museum öffne sich außerdem der Gegenwart, das heißt der Stadtgesellschaft in all ihrer Vielfalt, heißt es in einer Pressemitteilung des Rothenburg Tourismus Service (RTS) zum Thema.

Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring wird zitiert: „Das RothenburgMuseum will auch verstärkt ein Ort der Reflexion und der Integration sein.“ In der Ausstellung „Pittoresk“ ab März 2021, so der Chef der Einrichtung weiter, sollen gegenwärtige Selbstbilder von Rothenburgern mit Fremdbildern konfrontiert werden. Das werde mit Sicherheit eine sehr spannende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Begriffen und Bildern auslösen, mit der die Stadt gleichgesetzt werde.

Kurz nach 1936 geprägt

Ungeachtet der Namensänderung soll weiterhin die reiche Geschichte Rothenburgs in Mittelalter und Frü̈her Neuzeit erzählt werden – allerdings nicht mehr unter dem Namen „Reichsstadtmuseum“, der in der Pressemitteilung als irreführend postuliert wird.

Eine Verfassungsgeschichte des Alten Reichs oder gar der Reichsstädte bis zur Mediatisierung 1803/1806 habe das RothenburgMuseum nämlich zu keinem Zeitpunkt geboten, heißt es. Für eingefleischte Historiker und Geschichtsinteressierte sei dies beinahe eine Art Etikettenschwindel gewesen.

Außerdem sei der Name „Reichsstadtmuseum“ fü̈r das örtliche Heimatmuseum kurz nach 1936 geprägt worden, heißt es in der Pressemitteilung weiter: „Als sich das NS-Regime anheischig machte, die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation an das sogenannte Dritte Reich anschlussfähig zu machen.“

Das RothenburgMuseum werde die Tore weit öffnen: in die Gegenwart, in die Zukunft und in die Vergangenheit gleichermaßen. Als prominentes Beispiel wird genannt: Als einstiges Dominikanerinnenkloster birgt das städtische Museum einen Kreuzgang. Dieser soll – wie bereits im alten Kloster – zum Orientierung stiftenden Mittelpunkt des Hauses werden.

Besucher können hier in 30 Minuten das Wichtigste aus Rothenburgs Stadtgeschichte erleben – perspektivisch, mehrsprachig und unter Einsatz neuer Medien. Der Eintritt werde in diesem Bereich niedrigschwellig sein, wird angekündigt.

Wer mehr sehen und buchstäblich tiefer in Geschichte und Geschichten eintauchen wolle, werde gegen Aufpreis eine neu gestaltete Gemälde-Galerie und die europaweit einzigartige Waffensammlung Baumann in neuer Präsentation erfahren.

Alles in allem solle die gesamte Entwicklung der Stadt „stringenter herausgearbeitet werden“ – und durch den Schnellrundgang sowie neue Raumkonzepte in Zukunft noch besucherfreundlicher erlebbar werden. Die Klosteranlage selbst birgt bekanntlich neben dem Kreuzgang noch einen weiteren Schatz: Die original erhaltene Klosterkü̈che des 13. Jahrhunderts ist als Raumerlebnis bereits eine Zeitreise – gut vorstellbar, wie hier rund um die große Feuerstelle gewirtschaftet wurde.

Auch ein anderes Kapitel Rothenburg-Geschichte, das bisher immer gern ein bisschen kurz kommt, bietet sich an – angeknüpft über die im Haus bereits bestehende Sammlung Judaika: In einem religiöse Grenzen ü̈berwindenden Dialog sollen sich hier ein berü̈hmter Begründer der Scholastik, Albertus Magnus und einer der seinerzeit bedeutendsten Talmudlehrer Rabbi Meir ben Baruch begegnen.

Zur Zeit der Investitur des Klosters 1265 lebte Rabbi Meir Ben Baruch in Rothenburg und Albertus Magnus lehrte in Wü̈rzburg. Gut möglich, dass die beiden sich begegnet sind, heißt es in der Pressemitteilung reflektierend. Auf jeden Fall seien die interreligiösen Fragestellungen heute aktueller denn je. Dies werde ein Thema mit Gegenwartsbezug des RothenburgMuseums sein. Dies seien nur einige Beispiele der in den nächsten Jahren anstehenden Veränderungen.

Zentral sei, „dass sich das RothenburgMuseum ü̈ber gesellschaftliche Teilhabe neu in der Stadtgesellschaft verortet“. Die Rothenburger dü̈rften und sollten sich wieder mehr aktiv in „ihrem“ Museum einbringen, heißt es auffordernd.

Verheißungsvoller Schritt

Mit der Grü̈ndung eines Freundeskreises des RothenburgMuseums am 3. Dezember letzten Jahres ist der erste Schritt in diese Richtung bereits getan worden. Über 50 fördernde Mitglieder dürfen durchaus als erster Erfolg gesehen werden. Der Mitgliedsbeitrag liegt je Einzelperson bei 25 Euro. Interessenten, die sich hier einklinken und die Einrichtung fördern möchten, können sich im übrigen direkt an museum@rothenburg.de wenden.

Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring referiert heute, Freitag, ab 20 Uhr im Städtischen Musiksaal bei der seit Mitte Oktober vergangenen Jahres und noch bis Anfang April laufenden aktuellen Auflage der Veranstaltungsreihe „Rothenburger Diskurse“ zum Thema „Vom Reichsstadtmuseum zum RothenburgMuseum – das städtische Museum im Fokus der gesellschaftlichen Veränderungen.“

Weitere Vorträge im Städtischen Musiksaal zum Image Rothenburgs folgen am 22. Februar, am 15. März, am 29. März. Eine Tagung im Wildbad am Freitag, 5.April und Samstag, 6. April, rundet das Themenspektrum ab. -ww-

Mit Altbewährtem Neues wagen

$
0
0

Von Aussaat bis Abfüllung: Tobias Kreiselmeyer stellt hochwertige Speiseöle selbst her

LOHR – Die Kombination aus Erfahrung und neuen Ideen ist der unschlagbare Vorteil eines landwirtschaftlichen Zwei-Generationen-Betriebs. Dies kann auch Familie Kreiselmeyer nur bestätigen. Denn während Vater Günther alle Tricks und Kniffe für Anbau und Ernte der Feldfrüchte kennt, sucht Sohn Tobias einen Weg, den Betrieb fit für die Zukunft zu machen, hinter dem alle stehen können. Das Ergebnis: vier qualitativ hochwertige, kaltgepresste  Öle aus Raps, Lein, Leindotter und Hanf „made in Lohr“.

Familie Kreiselmeyer hat seit jeher Raps angebaut – nun verwertet man die Pflanze einfach auf eine andere Art. Fotos: privat/Scheuenstuhl

Es ist schon erstaunlich, in welch kurzer Zeit, der 25-Jährige dieses zusätzliche wirtschaftliche Standbein für den seit mindestens fünf Generationen bestehenden Betrieb mit Ackerbau und Milchvieh aufgebaut hat. Von der tatsächlichen Entscheidung, sich auf dieses Neuland zu wagen bis zur ersten Flasche mit selbstgepresstem Öl, verging noch nicht einmal ein Jahr.
Anfang 2018 besuchte der junge Landwirt die Grüne Woche in Berlin. An einem Stand wurde er auf Produkte aus Hanf aufmerksam. Mit einer Dame, die nach seiner Schätzung „gut über 80 Jahre alt war“, kam er ins Gespräch. Von ihr erfuhr er, dass Hanf auch hierzulande bis zum Ersten Weltkrieg eine gängige Feldfrucht war. Während der Samen als Nahrungsmittel diente, wurden die Fasern zur Textilherstellung verwendet.
Selbst einst angebaut
Auch Leinsamen waren einst als „Arme-Leute-Essen“ gefragt und der Flachs wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Kleidung. Bis 1953, so erzählte es ihm sein Opa, wurde es auch auf den Kreiselmeyerschen Feldern angebaut. Das erste Mal selbst mit Leinanbau zu tun, hatte Tobias Kreiselmeyer in Kanada. Das Land in Nordamerika war eine Station seines Praxisjahrs, das er zwischen dem Ende seiner landwirtschaftlichen Ausbildung und dem Start der Technikerschule in Triesdorf eingeschoben hatte.
An diesem Aufenthalt ist auch seine große Neugier für Neues zu erkennen. Denn aus den anfänglich geplanten vier Monaten wurden letztlich 13, in denen es ihn von den Vereinigten Staaten aus über Neuseeland, Australien, Indonesien – wo er Einblicke in den Reisanbau erlangte –  über Österreich zurück nach Deutschland führte.
Er sei fasziniert von dem Potenzial kaltgepresster Speiseöle aus diesen alten Sorten, erklärt der 25-Jährige. Gesunde, ausgewogene Ernährung war der Familie schon immer wichtig, nicht zuletzt dank Mutter Karin, die als Hauswirtschafterin das entsprechende Wissen hat. Ein weiteres Argument sich auf dieses Gebiet zu wagen: Derartige Produkte aus der Region gab es bislang nicht. Nach seiner eindrücklichen Begegnung auf der Grünen Woche nahm der 25-Jährige schließlich das Heft in die Hand: Er schaute sich Pressen an, bestellte Saatgut – und erzählte dann seinen Eltern von der Idee. Diese waren zum Glück von diesem Vorhaben ebenfalls überzeugt. So war es kein Problem, ein Stück der Anbauflächen für Weizen und Mais, mit denen man einen sicheren Absatz generieren kann, für das neue, aber zunächst recht unsichere Projekt zu verwenden.
Raps wird seit jeher von der Familie angebaut. Nun kamen noch Lein  und Hanf (jeweils auf zwei Hektar) sowie Leindotter (fünf Hektar) hinzu. Letzteres überzeugt vor allem im gemeinsamen Anbau mit Erbsen. Die starken Stängel des Leindotters stützen die Erbsen, während diese den Boden abdecken, wodurch Unkraut keine Chance zum Wachsen hat.
Die Vorstellung, als Landwirt wisse man per se wie man jegliche Pflanzen anbaut, stimmt so nicht. Denn gerade wenn man solche alten Sorten wieder   aufleben lässt, stößt man durchaus  auf den einen oder anderen bürokratischen und biologischen Stolperstein. Und auch Tobias Kreiselmeyer musste sich in die verschiedenen Bestimmungen erst „reinfuchsen“. Denn gerade beim Hanf wird nichts dem Zufall überlassen.

Nur wer wagt, gewinnt: Tobias Kreiselmeyer hat sich mit der Ölherstellung auf Neuland begeben.

Nur zugelassene Sorten

Und das, obwohl beim Nutzhanf die Rauschwirkung aufgrund eines THC-Gehalts von maximal 0,2 Prozent fehlt. Dennoch darf man den Nutzhanf nur als Landwirt anbauen. Dafür muss man sich bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn registrieren. Zudem darf man nur die in Europa zugelassenen Sorten anbauen. Zwischen Aussaat und Ernte wird mehrmals kontrolliert, ob der THC-Wert auch stimmt und ob zwischen den Reihen nicht doch der rauschfördernde Verwandte angepflanzt wird.
Anbau und Wachstum des Hanfs seien sehr gut gewesen, erinnert sich Tobias Kreiselmeyer. Und zumindest von der Menge her war die Ernte sehr zufriedenstellend – vom Arbeitsprozess hingegen eher eine „Katas-trophe“. Denn aufgrund der extrem faserhaltigen Stängel war es „ein hartes Stück Arbeit“ dem Hanf mit dem Mähdrescher beizukommen.
Ist die Ernte eingefahren wird nicht von Zauberhand Öl daraus. Tobias Kreiselmeyer hatte sich im Vorfeld vor allem in Österreich informiert, da man dort in der Ölherstellung schon ein ganzes Stück weiter ist. Ebenso war er im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.   Der Jungunternehmer jagt mit seinen Produkten nicht mal schnell einem Trend hinterher. Vielmehr legt er großen Wert darauf, dass er qualitativ hochwertiges Öl anbietet, das auch hält, was es verspricht. Etwa beim Stichwort Regionalität: So wachsen alle dafür verwendeten Pflanzen zwischen Lohr und Diebach. In der eigenen Scheune wird das Öl gepresst und jede Flasche von Hand abgefüllt und etikettiert.
 Und auch was das Pressen betrifft, folgt der 25-Jährige seiner Überzeugung, wie man das Beste aus den Pflanzen herausholt: In den Supermarktregalen verbirgt sich hinter dem Prädikat „kaltgepresst“ so manche Mogelpackung. Tobias Kreiselmeyer hingegen achtet genau darauf, dass seine Öle bei unter 37 Grad gepresst werden – auch wenn der Vorgang bei höheren Temperaturen einen größeren Ertrag bringt. Dafür bleiben dann aber der Geschmack sowie viele der wertvollen Inhaltsstoffe, wie etwa die Omega-3-Fettsäuren und Vitamine, auf der Strecke.
Mehrere Tage ohne Pause
Tobias Kreiselmeyer hat deshalb bei der Auswahl seiner Presse extra genau darauf geachtet, dass die Geschwindigkeit einstellbar ist, um da-rüber die Temperatur zu regulieren. Je nach Pflanze – etwa wenn Hanf gepresst wird – läuft dann die Maschine auch schon mal mehrere Tage ohne Pause. 4,5 Kilogramm Hanfnüsse (die Früchte des Nutzhanfs) benötigt er mit seiner jetzigen Ausrüstung für einen Liter Öl.
Da Hanf an sich einen geringen Ölgehalt hat, bekommt man nach einer Stunde pressen lediglich einen dreiviertel Liter Öl heraus. Bei den anderen Sorten gilt: 3,3 Kilogramm Raps, 3,5 Kilogramm Leindotter und 4 Kilogramm Lein benötig man für jeweils einen Liter Öl. Innerhalb von einer Stunde können drei bis vier Liter Raps- und Leindotter-Öl beziehungsweise an die zwei Liter Leinöl hergestellt werden.
Zwar haben die Öle eine gewisse Haltbarkeitszeit. Dennoch wird alle zwei Wochen eine neue Charge gepresst, da vor allem das Leinöl schnell ranzig werden kann. „Es ist eine Kunst abzuschätzen, wer wieviele Flaschen braucht“ sagt Tobias Kreiselmeyer. Denn der ambitionierte Landwirt verkauft seine Produkte nicht nur jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr direkt am Hof. Er konnte sie auch bei einigen Supermärkten in Rothenburg (Rewe, E-Center), beim Reformhaus Reingruber, bei Eisen-Keitel, dem Dorfladen Wettringen, bei Volkers Imkerlädle  sowie beim Kellerhof Reusch, der auf dem Rothenburger Wochenmarkt präsent ist, im Sortiment unterbringen. Mit den jeweiligen Verantwortlichen sei es eine „gute Zusammenarbeit“, findet er.
Auf Gastronomie zugehen
Innerhalb dieses einen Jahres hat er schon bemerkenswert viel erreicht. Doch von Stillstand keine Spur: Nicht nur, dass er von einem Schreiner wertige Aufsteller aus Holz für eine ansprechende Präsentation seiner Produkte anfertigen ließ. Als nächstes möchte er gezielt die hiesige Gastronomie ansprechen und dort seine Öle vorstellen. Mit Mutter Karin tüftelt Tobias Kreiselmeyer bereits an einer Erweiterung der Produktpalette. In ihrer „Experimentier-Küche“ backen, probieren und feilen sie, ob Hanf und Lein nicht auch in Form von Mehl verwendet werden könne. Die vier Öl-Sorten der Kreiselmeyers passen perfekt zum Salat und verleihen auch einem Pesto einen ganz besonderen Geschmack. Raps-Öl eignet sich darüber hinaus auch zum Erhitzen.
Und für Lein-Öl sind Milchprodukte die besten kulinarischen Begleiter, um den Eigengeschmack auszugleichen. Tobias Kreiselmeyer etwa deckt fast seinen kompletten Tagesbedarf an Fettsäuren mit einem Löffel Hanf- oder Lein-Öl, den er morgens über eine Schüssel Müsli mit Naturjoghurt und Früchten gibt. Doch egal wozu man sie verwenden möchte, für jeden Geschmack gibt es das passende Öl aus dem „Rothenburger Land“.   mes

Judengasse 10 als Musterprojekt

$
0
0

Verkauf in kompetente Hände der Kulturstiftung Bayern gestern mit Alt-Rothenburg besiegelt

ROTHENBURG  – Der nächste und entscheidende Schritt zur Rettung und Sanierung des wertvollen Hauses Judengasse 10 mit der jüdischen Mikwe ist erfolgt: gestern wurde die notarielle Urkunde zum Ankauf durch die Stiftung Kulturerbe Bayern in Rothenburg unterzeichnet. Der bisherige Eigentümer Verein Alt-Rothenburg bleibt aber enger Partner in der praktischen Umsetzung der historisch gerechten Erneuerung.

Die archäologischen Untersuchungen im Erdgeschoss laufen bereits seit zwei Wochen.

Außerdem ist der Verein weiterhin Eigentümer des gefährdeten Nachbarhauses, das ebenfalls in den nächsten Jahren wieder hergerichtet werden soll. Am gestrigen Freitagmittag informierten die Vertreter der Kulturerbe-Stiftung nochmal ausführlich über die künftige gemeinschaftliche Instandsetzung des Denkmals und konnten auch mit ersten Überraschungen aus der Forschung aufwarten: demnach sind die historischen Bestände noch weiterreichend, als zu vermuten war. Experten haben nachgewiesen, dass die Eichen- und Fichtenhölzer, die für die Bohlenstube verwendet wurden, aus Rothenburgs Umgebung stammen und zwar aus der Erbauungszeit um 1409. Dr. Andreas Hänel, der vor Ort erläuterte: „Die Bohlenstube dürfte zu den ältesten erhaltenen in Bayern gehören, genauso wie das jüdische Ritualbad im Gewölbekeller!”
Die Teilnehmer am gestrigen Pressegespräch und die am Vorhaben Beteiligten sowie Gäste erlebten vor Ort außerdem, dass im Haus schon fleißig gearbeitet wird. Im Zusammenwirken mit Rothenburger Sachkundigen vom Verein laufen seit etwa zwei Wochen bereits archäologische Untersuchungen im Erdgeschoss. Überhaupt erfolgt die gesamte Instandsetzung des Gebäudes mit Partnern aus der Region und dass Alt-Rothenburg hier auf seine eigenen Fachleute zurückgreifen kann, war auch ein Grund, dass die Bayerische Stiftung die Judengasse 10 sogar als ihren „ersten Schützling” ausgewählt hatte.
Kaufpreis aus Spenden
In der Begrüßung wurden Architekt Eduard Knoll, der als Kulturerbe-Vertreter ehrenamtlich die Arbeiten koordiniert ebenso wie das ArchitekturBüro Andreas Konopatzki und Klaus-Jürgen Edelhäuser erwähnt, sowie das Roßtaler Ingenieurbüro Christofori und Partner, die alle ehrenamtlich mitgewirkt haben. Allen Mitstreitern sagte Johann Böhm vom Vorstand gestern „ein vergelts Gott”.

Von links: MdL Schalk, OB Hartl, Dr. Naser, Dr. Hänel, J. Böhm (2.von rechts) Fotos: diba

Immerhin war es seit der Auftaktveranstaltung im Juni gelungen, die nötigen 75000 Euro als Kaufpreis komplett über Spenden zu finanzieren. Und Spender sind nun erst recht erwünscht, um die umfassende Erneuerung zu stemmen. Dr. Hänel verdeutlichte nochmal, weshalb man sich unter dreißig landesweiten Bewerbungen vom Bauernhaus über Klöster bis zum Fuggerschloss letztlich für das Rothenburger Haus als erstes Kulturerbe-Objekt entschieden hat: „Ein Gebäude mit überregionaler Ausstrahlung”. Existenziell sei das bürgerschaftliche Engagement, das man, so Hänel, „im Verein Alt-Rothenburg in perfekter Art und Weise gefunden hat und mit dem wir auch weiterhin gut zusammenarbeiten werden”. Die nächsten Monate laufen die Voruntersuchungen durch Fachleute und man wolle noch dieses Jahr mit der Herrichtung beginnen. Die Pläne zur Nutzung sollen dann auch mit den Erkenntnissen optimal abgestimmt werden.

„Wir sind überglücklich, dass wir das Haus in so kompetente Hände übergeben dürfen”, betonte Vereins-Vorsitzender Dr. Markus Naser. Diesem „Glücksgefühl” könne er sich nur namens der Stadt anschließen, fuhr Oberbürgermeister Walter Hartl in seinem Grußwort mit einem Dank an die Beteiligten für ihr großes Engagement fort. Von „einem absoluten Schmuckstück für die Region” und  dem ersten derartigen Sanierungsobjekt bayernweit sprach der Landtagsabgeordnete Andreas Schalk bei seinem Grußwort in der Bohlenstube. Hier gehe es um Kultur und Identität durch Erhaltung solcher Denkmäler, die uns mit unserer Geschichte verbinden. Hier entstehe „etwas ganz Großartiges und Mustergültiges mit dem Kulturerbe Bayern”.
Der frühere Landtagspräsident Johann Böhm erinnerte daran, wie wichtig der Kontakt zum Parlament bei der Gründung des Kulturerbe-Vereins und der Stiftung war. Ziel ist es weitere leerstehende und bedrohte Denkmäler zu kaufen und dauerhaft zu sichern. Dabei sollen aber keineswegs nur museale Einrichtungen entstehen, sondern die Gebäude eine neue Nutzung erhalten. In Rothenburgs Judengasse 10 sollen Räume wie die Bohlenstube und die Mikwe für die Öffentlichkeit museal zugänglich bleiben, aber soweit möglich ist nach der Sanierung wieder an teilweise Wohnnutzung gedacht.
Damit soll die jahrzehntelang baufällige Judengasse 10 wie schon andere vom Verein Alt-Rothenburg vorbildlich hergerichtete historische Häuser wieder zu einem lebendigen Ort in der Altstadt werden. Das Kulturerbe Bayern zählt fast 800 Mitglieder und 150 Volontäre, die praktisch beim Denkmalerhalt mitwirken wollen freut sich der Vorstand.     diba

Was wohl dabei rauskommt?

$
0
0

Diskussion um weitere Philosophenweg-Bebauung hart der Dinge – Das wird spannend

ROTHENBURG – Noch unklar ist der Ausgang der artenschutzrechtlichen Prüfungen zur Umsetzung des bestehenden Philosophenweg-Bebauungsplans. Stadtbaudirektor Michael Knappe rechnet bis etwa Mai mit einem Ergebnis.

Ernsthafte Käufer von Bauplätzen im Philosophenweg – angeblich drei an der Zahl – müssen sich weiter gedulden. Foto: Schäfer

Der besondere Artenschutz, der seine Wurzeln im EU-Umweltrecht hat, hat in den letzten Jahren eine verfahrensrechtliche Aufwertung erfahren und ist daher in umweltrelevanten Genehmigungsverfahren gründlich zu behandeln. Ziel des Artenschutzes ist es, dem vom Menschen ausgelösten Artenrückgang von Tieren und Pflanzen entgegenzuwirken.
In der Praxis wird zum Thema des Umgangs mit dem besonderen Artenschutz ein eigenständiges Dokument, die sogenannte spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorgelegt. In einem ersten Schritt wird der relevante Wirkraum bestimmt und die konkreten naturräumlichen Gegebenheiten berücksichtigt. Zugleich erfolgt eine Erfassung des Arteninventars durch Begehung und Auswertung vorhandener Erkenntnisse. Sofern artenschutzrechtliche Konflikte möglich erscheinen, hat eine Bewertung der Betroffenheiten zu erfolgen.
Ist trotz Berücksichtigung eines Maßnahmenkonzepts davon auszugehen, dass mindestens ein Verbots­tatbestand erfüllt ist, wird ein Ausnahmeverfahren notwendig. Hier wäre dann der Nachweis zu führen, dass das Vorhaben im überwiegenden öffentlichen Interesse liegt, dass zumutbare Alternativen nicht existieren und auch der Erhaltungszustand der Population einer Art sich durch die Ausnahme von dem Verbot nicht verschlechtert.
Eine Bürgerinitiative hatte Ende letzten Jahres die von der Verwaltung und einer Stadtratsmehrheit geplante Umsetzung des 2009 beschlossenen Bebauungsplans zur weiteren Bebauung des Philosophenweges verhindert. Der Tagesordnungspunkt wurde   abgesetzt und damit fiel auch das von der Verwaltung angestrebte Vorhaben flach, in nichtöffentlicher Sitzung über den Verkauf der ersten drei Grundstücke in diesem Bereich zu entscheiden.
Den Stadtrat holt jetzt die Tatsache ein, dass in Plan- und Genehmigungsverfahren die Anforderungen an arten- und naturschutzrechtlichen Beiträge erheblich gestiegen sind und er neun Jahre hat verstreichen lassen. Was nun zu Problemen im Projektverlauf führt. Das Stadtbauamt hat ein Fachbüro für Faunistik und Landschaftsökologie mit der Erfassung und Bewertung von Fauna und Flora sowie zu den Aufgabenstellungen des Arten- und Gebietsschutzes beauftragt. Neue Aufschlüsse erhofft man sich  auch von einem Fachbüro für Archä­o­logie über den sogenannten „Toppler-Wall“. „Wir sind alle gespannt, was  da rauskommt“, sagt Michael Knappe. sis

Besonderer Kneipenabend

$
0
0

Handgemachte Musik steht hoch im Kurs – Mit persönlicher Note

ROTHENBURG – Ein bisschen Musik läuft in den meisten Kneipen ja immer, aber schöner ist es schon, wenn die nicht vom USB-Stick, sondern von der Bühne kommmt. Die vierzehnte Auflage des beliebten Kneipenfestivals zog am vergangenen Samstagabend wieder Jung und Alt in die Lokalitäten.

Kneipenfestival: Zur fröhlichen Musik von Chico Diaz und seinem „Orquesta Salsaborrr“ wurde fröhlich getanzt. Das Hotel „Rappen“ mit seinen Sälen bot reichlich Platz für Beinarbeit und Hüftschwünge. Fotos: Schäfer

Konzertbesuche, um in einer großen Menschenmenge Musik zu erleben, üben auch einen ganz  besonderen Reiz aus. Ein Kontrast dazu, der in den letzten Jahren eine echte Renaissance in der Region erlebt, sind die Musikkneipen, auch wenn es sie nur kurzzeitig gibt. Sie sind gemütlich, überschaubar, die Künstler immer nah am Publikum. Die echte handgemachte Musik an besonderen Orten schafft die einzigartige Atmos­phäre.
Durch die Verschiedenheit der Künstler entsteht beim Kneipenfestival eine künstlerische Symbiose, bei der gute Musik eine verbindende Rolle zugestellt wird. Das Programm ist bunt gemischt. Die Vielfalt der Stilrichtungen macht es den Besuchern gar nicht so leicht, sich zu entscheiden. Von rassigen Rockclassics über fetzigen Reggae, Salsa und Folk bis zum beliebten Schlager ist alles dabei. Musikalische Einschränkungen gibt es nicht. Neben gecoverten Titeln, zum Teil neu arrangiert, haben die Künstler auch eigene Werke mit eingängigen Melodien und kreativen Texten im Repertoire. Sie handeln von Erfahrungen, mal aus der realen, mal aus der Gedankenwelt, in denen man sich leicht verlieren und wiederfinden kann. Das Publikum wird in Gefühlswelten hineingezogen, die zum Nachdenken anregen, aber auch eine positive Sicht auf sich selbst und das Leben im Großen und Ganzen  vermitteln, während die Musik gleichzeitig zum Tanzen animiert.

Im „Butz“: das Rothenburger Quartett „The Beersteins“.

Mit nur einer Eintrittskarte, die man im Vorverkauf für 12 Euro und an der Abendkasse für 14 Euro erwerben konnte, ließ sich die lange Nacht der Bands in vierzehn Lokalen ausgiebig genießen. Bezahlen musste man dann nur noch die Getränke und Speisen.

Alle Musikclubs befanden sich im Stadtkern oder im direkten Umfeld. So dass das Publikum problemlos zu Fuß von Gaststätte zu Gaststätte spazieren konnte.  Schade war: Händler ließen ihre Schaufenster unbeleuchtet.     So führte der Stadtbummel an dunklen Löchern vorbei.
Für die beteiligten Wirtsleute lohnt sich der Aufwand finanziell nicht immer, aufgrund der Gema-Kosten und weiteren Ausgaben. Doch sie machen mit, um dabei zu sein und weil sie die örtliche Musikszene fördern wollen.  Künstler und Kneipe bilden auch schon mal eine eingeschworene Einheit, weil ihre Verbindung seit Jahren besteht und immer wieder neu belebt wird. Im Laufe der Zeit hat man sich ein echtes Stammpublikum erobert, aber auch neue Gäste hinzugewinnen können. Die Leidenschaft ist das, was Musiker antreibt. Darunter musikalische Urgesteine wie die „Sixbag“-Veteranen und deutlich jüngere Semester wie „The Beersteins“, die neben Ausbildung und Beruf kaum zum gemeinsamen Proben kommen. Aber das Gastspiel  in der Heimat ist ein besonderes Event bei ihnen. sis

Im Weißwursthimmel

$
0
0

Kulturkritik: Feinstes Volkstheater zum Thema Rassismus

ROTHENBURG –  Einhelliger Jubel, rauschender Beifall: Das Gastspiel des Landestheaters Dinkelsbühl im voll besetzten Städtischen Musiksaal traf genau ins Schwarze, um im Kontext des Komödien-Titels zu bleiben. „Wer hat Angst vorm weißen Mann“ als Bühnenfassung des Drehbuchs von Dominique Lorenz führt mit volkskomödiantischem Augenzwinkern vor, wie sinnfrei eine bewertende Betrachtungsweise der zwei so genannten „unbunten“ Hautfarben schwarz und weiß ist.

Alpha (P. Averibou) beschwört den Geist von Franz (K. Fleischmann; v. l.) Foto: Hirschberg

So richtig bunt hingegen sind die Inszenierung und die Simultanbühne von Jürg Schlachter. Souverän geführt begeistert die Regie in ihrem  straffen Spieltempo zusammen mit  der urkomischen Pingeligkeit in Details der Ausstattung (Jürgen Zinner). Allein die ikebanahafte Akribie, mit der eine Imbiss­theke bei offenem Vorhang in der Pause mit allerlei Kunstfloralem „ausgarniert“ wurde, wäre eine eigene Show. Perfekt ergänzt wurde der Bühnenzauber  durch die farbenprächtig wie zeitgeistig humorvoll unterfütterte Kos­tümauswahl von Ursula Blüml. Ein Hingucker: das Bühnenfenster im Hintergrund, auf dem im geschlossenen Zustand ein zartrosa Schweinchen sich auf einer Blüm­chenwiese seines Lebens freut – noch. Denn es hängt ja nicht in einer Gärtnerei, sondern in der „Fleischerei Maisacher“.
Dort ist alles im Chaos, im Erbrechtsstreit der Geschwister nach dem plötzlichen Tod des väterlichen Betriebschefs, Franz Maisacher, der allerdings als Geist weiterrumpelt und kommandiert. Wer könnte den beilscharf rassis­tischen Hausherrn und genialen Weißwurst-Hersteller  besser spielen als Knut Fleischmann? Nein, nicht nomen est omen in diesem Fall, sondern schauspielerisch kann er das einfach hinrei­ßend, mit kindlich weichem Gesichtsausdruck samt Kulleraugen den  satten Heavy-Metal bayerischer Grantlerkunst zu performen, um im nächs-ten Moment zu rühren mit seiner fast religiösen Inbrunst im Beschwören von Zitronenmelisse und Muskat für seine Weißwurst.
„A Neger? Hams dir ins Hirn gschissn?“, raunzt er seine zart verhärmte, da als Arbeitskraft ausgenutzte Tochter Zita (Nina Schmieder) noch kurz vor seinem Tode an. Diese hatte sich nämlich Alpha Itenge (Pascal Averibou), einen Asylbewerber aus dem Kongo, als Hilfe bei der Weißwurstherstellung geholt. Das geht zunächst  schief, die Wurst schmeckt nicht. Die Krux: Nur dieser beschimpfte „Maximalpigmentierte“ kann Franz Mai­sacher als Geist sehen und seine Geheimrezeptur hören. So aneinandergekettet entwickelt sich Toleranz bis zur Anerkennung des anderen.  Alles fügt sich letztlich freundlich in der Volkskomödie, der Kongolese ist schlussendlich integriert durch Heirat mit der Metzgerstochter. „Senf & Tamarinde“ heißt ihr gemeinsamer Imbiss, ein lustiges Bild für das Miteinander verschiedener Kulturen.
Rund um das Trio begeistern Laura Mahrla und Maximilian Westphal als erbschleicherischer Bruder mit Frau, Margarit Ziellenbach und Andreas Peteratzinger unterhalten humorvoll glanzlichternd in Mehrfachrollen. Sehenswert! bhi

Ein gutes Stück vorwärts

$
0
0

LAG Region an der Romantischen Straße: Über 1 Million EU-Fördergeld bewilligt

ROTHENBURG – Das Jahr 2018 ist für die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Region an der Romantischen Straße sehr erfolgreich und positiv verlaufen. Das ist der jetzt vorgelegten Bilanz des Zusammenschlusses zu entnehmen. Es konnten wieder viele neue und interessante Projekte aus der Region gefördert und umgesetzt, beziehungsweise in Angriff genommen werden.

Lothar Schmidt (vorne rechts) engagiert sich für Mühlen und führt interessierte Gästegruppen.

Herbert Lindörfer als Vorsitzender berichtet, durch das Leader-Programm sei bereits ein Betrag von über einer Million Euro an europäischen Fördergelder für unsere Region bewilligt worden.

Die LAG Region an der Romantischen Straße hat sich als eingetragener Verein zur Aufgabe gesetzt, die Potenziale und möglichen Handlungsfelder für die Entwicklung im hiesigen ländlichen Raum zu identifizieren und durch Leader-Mittel zu unterstützen.

„Unsere durch die Bürger gesetzten Entwicklungsziele werden durch Vernetzungsarbeit und die Förderung und Umsetzung von Projekten unterschiedlichster Art erreicht,“ heißt es in einer Mitteilung der Lokalen Aktionsgruppe.

Bei ihrer zusammenfassenden Betrachtung blickt die Lokale Aktionsgruppe zurück schaut im Hinblick auf angestoßene beziehungsweise kommende Projekte auch etwas in die Zukunft.

So ist beispielsweise der Startschuss für das Kooperationsprojekt Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken und dessen Teilprojekt zur Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Schopfloch gefallen. Als Auftakt ist die Veranstaltung im Jüdischen Museum in Fürth genannt.

„Als Knotenpunkt des Netzwerkes werden 2019 weitere Exkursionen folgen, um die wichtigsten Orte jüdischen Lebens in den vier LAG Regionen kennen zu lernen“, heißt es in der Mitteilung.

FrankenLust in Lauterbach

Im August vergangenen Jahres erfolgte im Geslauer Ortsteil Lauterbach der Start in ein Projekt, das den Altkreis Rothenburg etwas in den Mittelpunkt rückt: der Spatenstich für den RegioTreff und FrankenLust am Mohrenhof.

Solche Bodennägel markieren seit 2018 den Jakobsweg im Bereich der Rothenburger Altstadt. Fotos: Weber

Im Kooperationsprojekt „Der Mittelfränkische Jakobsweg Nürnberg – Rothenburg“ sind, wie berichtet, die Bodennägel in Rothenburg und Nürnberg gesetzt worden. Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgte die Renaissance der europäischen Pilger- und Kulturroute. Im September letzten Jahres konnten die Teilprojekte Jakobstrinkbrunnen in Colmberg und Bronzeskulptur „Pilger Anton“ in Stein feierlich enthüllt werden.

An den Projekten Nixelgarten Feuchtwangen, Rothenburg-Pittoresk und Diebacher Wappenwanderweg sei fleißig gearbeitet worden, heißt es: „So dass wir uns 2019 auf deren Umsetzung freuen.“

Richtfest ist an der Dorfscheune Gailroth gefeiert worden. Im kommenden Frühjahr steht die Einweihung an.

Außerdem hat sich die Lokale Aktionsgruppe am mittelfrankenweiten Leader-Projekt zur Erfassung (historischer) Kulturlandschaftselemente beteiligt, veranstaltete dazu einen Workshop für ehrenamtliche Engagierte und einen regelmäßigen Stammtisch.

Großes Mühlen-Kapital

Das im Februar 2018 bewilligte Kooperationsprojekt Radroutenkonzept Romantisches Franken ist fast fertig und geht zusammen mit dem Kooperationspartner, der LAG Hesselberg, in die 2. Phase. Das betrifft die Beschilderung der Radrouten in den Regionen.

Ebenfalls unter der Federführung der LAG wird derzeit das Kooperationsprojekt Mühlenerlebnis Mittelfranken vorbereitet, mit zahlreichen Teilprojekten in den vier Partnerregionen. Mit dem von Lothar Schmidt an der Spitze des Vereins initiierten Taubermühlenweg kann das Land im Bereich von Rothenburg und im Umgriff um die ehemalige Reichsstadt einen erheblichen Beitrag leisten.

An bereits umgesetzten Einzelprojekten unter dem Schlagwort „Unterstützung Bürgerengagement“ werden genannt: im Herbst letzten Jahres die Einweihung der Infotafeln der Historischen Grenze 1804 samt erarbeitetem Flyer beim Leutershausener Ortsteil Steinbächlein (wir berichteten), unweit des Schillingsfürster Ortsteils das große Frankenhöhe-Schäferfest in Colmberg und auch die Beschilderung des Obsthains im Mönchsrother Ortsteil Dieterstetten, direkt an der Grenze zu Baden-Württemberg. -ww-

Viewing all 3488 articles
Browse latest View live


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>