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Als Ziegeldächer Pflicht wurden

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In der Grube des „Rappen“-Projektes Feldbranntofen aus dem 14. Jahrhundert entdeckt

ROTHENBURG – Interessanter Fund, der weit zurückblicken lässt in die Geschichte der Stadt: In der Baugrube des Hotel-Projektes „Rappen“ sind Archäologen auf Reste der vermutlich ältesten Ziegelei Rothenburgs gestoßen. Die gefundenen Zeugnisse reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück.

Bei den Grabungen freigelegt: Feldbranntofen mit zwei Schürkanälen. Fotos: Weber, Privat

Bei den Grabungen freigelegt: Feldbranntofen mit zwei Schürkanälen. Fotos: Weber, Privat

Es konnte unter anderem ein altdeutscher Feldbranntofen mit zwei Schürkanälen freigelegt werden. Er sitzt auf älteren Brennkammern, deren Ausmaß und Verlauf sich aufgrund der vorgefundenen Reste gut rekonstruieren lassen. Insgesamt weist der Ofen vier verschiedene Branntphasen auf. Zur Anlage aus dem 14. und 15. Jahrhundert gehört auch ein bis in die Neuzeit genutztes Gebäude mit Mantelmauer aus Naturstein.

Der Bereich ist offensichtlich wiederholt überbaut worden. Zuletzt stand dort jenes Gebäude mit auffälligem Giebel, das von der Metzgerei Albig im vorderen Bereich als Verkaufsraum und im hinteren Bereich samt der Nebengebäude als Schlachthaus und Wurstküche genutzt wurde.

Sozusagen direkt in den Ofen hinein ist 1905 die westliche Außenmauer des einstigen Hospiz gestellt worden. Das Gebäude wird seit dem letzten Umbau als Hoteltrakt mit großem Saal genutzt und ist Teil des gastronomischen Betriebs.

Seit dem 14. Jahrhundert wurde im dortigen Bereich vor der Stadtmauer immer wieder in größerem Umfang Lehm für den Brand von Ziegeln entnommen. „Das galt im wesentlichen schon als bekannt,“ betont Grabungsleiter und Archäologe Bernd Kriens. Er freut sich mit seinen Kollegen über die ergänzenden Erkenntnisse, die jetzt zutage gefördert werden konnten.

Bei den Arbeiten in der Grube des „Rappen“-Projektes haben ihn die Archäologen Ina Stolzenburg, Julia Rathgeber und Silvio Poba unterstützt. Robert Frank, stellvertretender Dienststellenleiter für praktische Bodendenkmalpflege des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege mit Dienstsitz in Nürnberg, hatte bei der Grabung die Fachaufsicht von Behördenseite.

Frank, Kriens und Poba (v.li.) zeigen Mönch und Nonne.

Frank, Kriens und Poba (v.li.) zeigen Mönch und Nonne.

„Digitale Grabung“

Es wurde mit Fotogrammetrie gearbeitet. Dabei kann aus Fotografien und genauen Messbildern eines Objektes seine räumliche Lage oder dreidimensionale Form bestimmt werden. Da diese Methode angewandt worden ist, könnte man auch von einer „digitalen Grabung“ sprechen.

Zur genauen Datierung der Funde gibt es verlässliche Anhaltspunkte. Unter anderem sind vom Grabungsteam archäometrische Untersuchungen am ältesten Brennkammerboden der gefundenen Ziegeleireste vorgenommen worden.

Außerdem wurden bei den Grabungen größere Mengen fehlgebrannter Ziegeln zutage gefördert. Das Material hatte sich dort über einen längeren, nicht näher bestimmten Zeit-raum angesammelt. Zum Auffüllen der Lehm­entnahmegruben wurde immer wieder solches fehlerhafte Material verwendet, das der Brennofen lieferte. Anders als bei späteren Verfahren, als bessere Technik zur Verfügung stand, gab es einen relativ hohen Prozentsatz an solchen Fehlbränden. Grund: Die Temperatur konnte nicht so konstant gehalten werden, dass die gesamte Charge glückte.

Im 14. Jahrhundert wurde im alten Rothenburg die Pflicht eingeführt, die Häuser mit Ziegeldächern zu versehen. Zu Beginn dieser Verordnung ist noch mit gebogenen Ziegeln gedeckt worden, die als Mönch und Nonne Teil des Systems der aneinandergefügten Rinnen mit Abdeckung über den Stößen waren.

Diese sehr frühe Sorte ist bei den Grabungen gefunden worden. Erst an der Schwelle zum 15. Jahrhundert gab es den Biberschwanz als Nachfolger. „Die Phase, in der es entweder beides parallel gab oder die eine Variante in die andere überging, ist relativ kurz“, erläutert Robert Frank. Gebrannt worden ist im gefundenen Ofen offensichtlich noch bis ins 19. Jahrhundert. Um 1890 wurde die Anlage aufgelassen.

Architekt Friedrich Maurer koordiniert die Arbeiten beim „Rappen“-Projekt für das beauftragte Generalunternehmen VVB GmbH in Uffenheim. Ohne Frage: Es hat gewisse Verzögerungen durch die Grabung gegeben. Die Befunde sind jetzt gesichert. Es kann also mit den Arbeiten beim Projekt begonnen werden. -ww-


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