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Rabiater Elternabend

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Kulturkritik: Fesselnde Komödie „Frau Müller muss weg“

ROTHENBURG – Aha, diese Viertklässler sind auf Krawall gebürstet und äußerst schwach in Sachen Rechtschreibung: „Schuhle ist doof!“ steht auf der Klassentafel, und daneben ist eine Faust gemalt mit einem ausgestreckten Mittelfinger. Schlecht erzogen sind die Kids also auch noch! Kein Wunder, ihre Eltern sind nicht besser, sie beschimpfen sich und wählen dabei richtig fies ordinäre Worte! Pfui!

Disput mit eisiger Miene, geschwollenem Hals: P. Foik und B. Berleb.Fotos: Hirschberg

Disput mit eisiger Miene, geschwollenem Hals: P. Foik und B. Berleb. Fotos: Hirschberg

Die Komödie „Frau Müller muss weg“ von Lutz Hübner mit Co-Autorin Sarah Nemitz, geboten vom Landestheater Dinkelsbühl, bescherte dem Städtischen Musiksaal mehr als ein volles Haus: viele Stühle mussten extra geholt werden.

Kein Wunder, denn der Plot des professionell geschriebenen Stücks berührt Eltern wie Großeltern: Der Wechsel ins Gymnasium steht an oder in den Worten von Jessika Höfel, der Elternabend-Domina und Mutter der verlogenen Laura: „Es geht darum, die blöden Bälger irgendwie durchzukriegen!“. Marti­a­lisch gekonnt setzt Maike Frank diesen Akzent im schwarzen Anzug (Kostüme wie aus dem Leben: Ursula Blüml).

Im Gewand der äußerlichen Mädchenfrau (ideal besetzt mit Patricia Foik) verbirgt sich ebenfalls ein zäher Bro­cken: die ungeheuer selbstreflektierte Lehrerin Sabine Müller, die über ihre pädagogischen Ziele und Methoden so sanft und eisig referiert, als wolle sie Ursula von der Leyen den Job als Bundes­minis­terin der Verteidigung abnehmen. Sie steht im Verdacht, gerechte Noten zu geben; will sagen: manch ein Sprössling wird es ins Gymnasium leistungsgemäß nicht schaffen – diese Frau ist schuld! Darin sind sich alle Eltern mehr oder minder einig und wollen die Karrierebremse ihrer Sprösslinge zum freiwilligen Abgang zwingen.

Im Laufe des chaotischen Elternabends, der durch die feinst geflochtene Regiearbeit von Johannes Lang ohne Pause die Spannung hält, entpuppen sich nach und nach die Projektionen der Erwachsenen auf ihre Kinder. Andreas Peteratzinger und Monika Reithofer geben ein Ehepaar aus München, das in die Provinz gezogen ist. Sie will zurück in die Stadt, schiebt aber das in der neuen Schule fremdelnde Kind als Beweggrund vor; die Eltern pfeffern um sich im zwerchfellkitzelnden Hasenbergl-Slang.

Streit der Eltern: M. Frank (2. v. l.), M. Reithofer (4. v . l.), A. Peteratzinger, M. Westphal.

Streit der Eltern: M. Frank (2. v. l.), M. Reithofer (4. v . l.), A. Peteratzinger, M. Westphal.

Possierlich auch die verheimlichte Romanze zwischen den Vätern Grabowski und Heider (Maximilian Westphal und Bernd Berleb), die ihre Beziehung ausfädeln: Es kommt als wenig hehrer Trennungsgrund heraus, dass das Liebesspiel – aus Gründen der Verheimlichung auf dem Rücksitz eines Kleinwagens abgehalten – für einen der Helden altersmäßig in Sachen Rücken nicht mehr opportun erscheint.

Sehenswert ist sie, diese heiter-tiefgründige Inszenierung des elterlichen Jahrmarkts der Eitelkeit auf dem Rücken ihrer Kinder. bhi


Pfaffenstübchen profitiert

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Beim Weltgästeführertag kamen 565 Euro fürs Restaurieren des Bestands zusammen

ROTHENBURG – Schönes Ergebnis: 565 Euro sind beim Weltgästeführertag 2017 in Rothenburg an Spenden zusammengekommen. Das Geld konnte am Ende der Führungs- und Vortragsreihe mit insgesamt sechs Terminen für den guten Zweck übergeben werden. Es dient der Sicherung und Restaurierung von alten Buch- und Archivbeständen des Pfaffenstübchen-Archivs von St. Jakob.

Auf der Aussichtskanzel an der Eich: Hannelore Schultze erläutert den Weg Rothenburgs zum Tourismus.

Auf der Aussichtskanzel an der Eich: Hannelore Schultze erläutert den Weg Rothenburgs zum Tourismus.

Mit den Patriziersöhnen Hornburg, Winterbach und von Staudt waren in Rothenburg 1519 und damit relativ früh die ersten Bausteine zur Reformation gelegt. Sie studierten in Wittenberg unter Luther und Melanchthon. Mit Andreas Bodenstein – besser bekannt als Dr. Karlstadt – kam der ehemalige Doktorvater Luthers in die Stadt. Veit Dietrich, dessen Summarien bis zum Wochenende in der Heilig Geist Kirche ausgestellt waren und wieder von Ostersonntag bis zum 31. Oktober zu sehen sein werden, war der Sekretär Luthers. Diese Männer waren für den Weg zur Reformation in Rothenburg von Bedeutung.

Reformatoren

Beim Weltgästeführertag boten Antonia Nakamura und Jutta Rohn ab Marktplatz einen Ausschnitt aus ihrer Themenführung „Renaissance und Reformation“. Sie erläuterten dabei die Wendungen während der Reformationszeit in Rothenburg. Gerade in den Freien und Reichsstädten gaben sich die Reformatoren „die Klinke in die Hand“. Eine zum Themenjahr „Renaissance und Reformation“ aufgelegte Broschüre des Rothenburg Tourismus Service (RTS) fasst wichtige Gesichtspunkte gut zusammen.

Albert Thürauf führte die gespannten Zuhörer in der „Glocke“ in gekonnter lockerer und ­tiefsinniger Weise durch das Thema Weinbau in Franken von den Anfängen, zur beinahe Verdrängung durch das Bier, durch Schädlinge wie Mehltau oder die Reblaus und der Wiederbelebung in den 1970er Jahren. Hier spielten die Thüraufs eine ganz wichtige Rolle. Sie haben sich vehement für den Erhalt und die Wiederbelebung der alten Rothenburger Weinberge an der Eich eingesetzt. Welche Vielfalt in den deutschen Weinbergen und auf den verschiedenen Boden- und Gesteinsarten gezüchtet wurden, zeigt der Rothenburger Weinlehrpfad mit über 150 Rebsorten. Heute setzt sich Albert Thürauf mit einigen Visionären des Weinbaus für den Erhalt und die Wiederbelebung der alten Sorten ein. Denn er sieht die Gefahr der Überzüchtung der neuen Sorten und damit ihrer Anfälligkeit gegenüber neuen Schädlingen.

Hannelore Schultze empfing ihre Gäste bei strahlendem Sonnenschein an der Eich zum Thema „Touristen statt Schornsteine“. Der Punkt war nicht nur wegen der schönen Aussicht gewählt, sondern weil sich der Verein Alt-Rothenburg damals mit dem Ausbau des Hirschen und seiner Terrasse gegründet hatte, in der Absicht so viel wie möglich alte Bausubstanz zu erhalten.

Geldmangel kann im langfristigen geschichtlichen Kontext auch seine Vorteile haben. Das zeigt sich am Erhalt des alten Stadtbildes. Dieses zog frühzeitig Maler aus der ganzen Welt nach Rothenburg. Deren Bilder wiederum haben zum Ruhm und zur Bekanntheit der Stadt beigetragen.

Das Themenjahr 2020/21 wird dieses historische Erbe betrachten. Dass Bilder ein Image prägen können, zeigte die Gästeführerin am Beispiel des Festspiels „Historischer Meistertrunk“ von Adam Hörber auf. Das war eine Initialzündung für den Tourismus und lange Zeit eine „Cash Cow“ (Melkkuh), um das im heutigem Jargon zu beschreiben. Es sei zu hoffen, dass das Festspiel auf dem Weg zum immateriellen Weltkulturebene erfolgreich ist und man wünsche den vielen ehrenamtlichen Akteuren alles Gute, wird vom Verein der Gästeführer betont.

An vielen Beispielen zeigte Hannelore Schultze, dass der Wirtschaftszweig Tourismus auch immer politischen Einflüssen unterliegt und wie in allen Wirtschaftsbereichen am Erfolg ständig gefeilt werden muss. Sie bietet „Die touristische Entdeckung Rothenburgs“ für am Tourismus Interessierte als Themenführung an.

Auf dem Zeitstrahl

Die Entwicklung im Sport, in der Ernährung und im Lebensstil waren Themen des Beitrags von Andreas Baur, Karin Bierstedt und Werner Weber im zweiten Stock des Rathauses. An einem geschichtlichen Zeitstrahl über 7000 Jahre zeigten sich Schwerpunkte in der Entwicklung der sportlichen Aktivitäten vom religiösen Ereignis, über militärischen Nutzen bis hin zum reinen Vergnügen.

Am Beispiel des „Rothenburger Patrizierfestes“ : Betrachtungen zu Sport, Spiel und Unterhaltung in der Geschichte mit  Werner Weber, Karin Bierstedt und Andreas Baur (v. li.)

Am Beispiel des „Rothenburger Patrizierfestes“ : Betrachtungen zu Sport, Spiel und Unterhaltung in der Geschichte mit Werner Weber, Karin Bierstedt und Andreas Baur (v. li.)

Sport als Begriff in der deutschen Sprache gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Während die Griechen ihre Wettkämpfe – noch ohne Trikots und damit völlig nackt – auch als interessanten Heiratsmarkt betrachteten, betteten die Römer diese Aktivitäten in große Veranstaltungen ein. Brot und Spiele – „panem et circenses“ – hatte deutlich Unterhaltungswert. Bei uns zogen ein paar Jahrhunderte später Ritter durch das Land und konnten sich einen bescheidenen Lebensunterhalt durch erfolgreiche Teilnahme an Turnieren ermöglichen.

In den letzten 200 Jahren bekam der Sport, gerade durch den Mannschaftssport, vermehrt auch eine politische Bedeutung, die sich immer wieder in Verboten ausdrückte. Auch in Rothenburgs Geschichte zeigt sich das. Heute ist Sport Vergnügen, Ausgleich zur Arbeitswelt und natürlich auch ein großer Wirtschaftsfaktor. Die Sportkleidung ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Outdoor im Sinne von Ausstattung. Auch in der Ernährung lassen sich interessante Trends über die Jahrtausende erkennen.

Den Schlusspunkt setzten Dr. Oliver Gußmann und Peter Noack mit ihren Vorträgen in der St. Jakobskirche. Hier wurden die Umbauten im Kirchenschiff, die Wanderwege des Heiligblutaltars und die Übermalung des Zwölfbotenaltars unter Peter Greulich anhand von Illustrationen gezeigt. Die beiden Reformationsfenster von Luther und Melanchthon wurden detailliert erklärt und die wichtigsten Stationen und Zeitgenossen der beiden beleuchtet.

Dekan i.R. Dr. Dietrich Wünsch zeigte zum krönenden Abschluss zwei restaurierungsbedürftige Exemplare der Archivalien aus dem Pfaffenstübchen. Das eine ist das älteste Buch der Sammlung und die Chronik des Konstanzer Konzils von Ulrich von Reichenthal von 1437. Hier haben wohl die „Leseratten“ schon dran genagt, kommentierte er die fehlenden Teile. Das andere Exemplar ist eine Familienbibel von 1725 der Familie Michael Mayer, durch den Gebrauch über die Jahrhunderte ebenfalls weit von Bestform entfernt. Dr. Wünsch möchte diese Bücher retten und bewahren. Beim Weltgästeführertag konnte er sein Projekt erstmals im größeren Kreis vorstellen und dafür Interesse wecken. Seine Freude war groß, als er zur Untersützung seines Vorhabens – verbunden mit seinem herzlichen Dank – die bei allen Terminen an beiden Tagen gesammelten 565 Euro entgegennehmen durfte.

Die Weichen für den Weltgästeführertag 2017 waren auf der Bundesverbandstagung im Februar 2016 gestellt worden. Entscheidende Fragen sind: Welche Themen eignen sich? Was interessiert die Einheimischen und die Gäste aus der Region? Welche Aktualität hat das Thema? Wer beteiligt sich aktiv daran? Diese Fragen müssen bis Juli geklärt sein, da die Themen Monate vorher in den entsprechenden Veranstaltungskalendern positioniert werden müssen.

Aufwändiger Ansatz

In unzähligen Arbeitsstunden starten die Aktiven mit der Recherche und mit der Aufbereitung des Themas. Um das Pensum erträglich zu halten, werden die meisten Themen mit Vorlauf von mehreren Gästeführern und Unterstützern getragen. „So können wir ein reichhaltiges Angebot, im deutschen Gesamtvergleich gesehen, ein Spitzenangebot offerieren“, betont Karin Bierstedt vom Rothenburger Gästeführerverein.

Dieses Mal startete das Angebot mit einer Fragen-Rallye, die in 20 Punkten auf die aktuellen Themen einging. Claudia Koller-Lindner hatte das Angebot am Samstag vor der St. Jakobskirche eröffnet und den einführenden Vortrag zum Weltgästeführertag 2017 gehalten. Sie gab auch den einen oder aneren Tipp zur Lösung der Fragen.

Die drei Gewinne konnten unter den Teilnehmern – alle von auswärts – verteilt werden: Monika Degen-Gesell aus Bad Windsheim (75-Euro-Gutschein „Glocke“), Annette Latas aus Wittighausen (Indiviuelle Stadtführung im Wert von 65 Euro), Martin Winter aus Fürth (zwei Gutscheine für eine öffentliche Führung). Der erste Gewinner hatte die volle Punktezahl erreicht. Ob sich die Rothenburger vielleicht nicht ganz sicher waren, ob sie die richtigen Antworten parat gehabt hätten? kb/-ww-

Alte Bekannte

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Vorstandswahlen bei den Franken Knights

ROTHENBURG – Bei den Franken Knights ist Dr. Joachim Gleiß zum neuer Vorsitzenden gewählt worden.

Führungstrio: Ines Holzhauser, Joachim Gleiß und Dominique Winkle. Foto: privat

Führungstrio: Ines Holzhauser, Joachim Gleiß und Dominique Winkle. Foto: privat

Neben dem Rückblick für 2016 und der Planung 2017 standen bei der Mitgliederversammlung die Neuwahlen der Vorstandschaft an. Aufgrund der bereits gut aufgestellten Mannschaft sowie der professionellen Arbeit von Dominique Winkle und Ines Holzhauser, konnte ein altbekanntes Gesicht für das Amt an der Spitze gewonnen werden.

Dr. Joachim Gleiß, der bereits vor 12 Jahren den Verein schon einmal in der Krise übernommen und wieder aufgebaut hat, wird diesen Posten ab sofort übernehmen. Ihm zur Seite stehen weiterhin Ines Holzhauser als zweite Vorsitzende und Dominique Winkle im Amt der dritten Vorsitzenden.

Was sich bereits beim Trainerstab andeutete, setzt sich nun auch im Vorstand fort. Die Ritter setzen beim Neuaufbau auf alte Bekannte, die sich bereits in der Vergangenheit erfolgreich einbringen konnten. Nachdem Cheftrainer Jason Olive und Martin Habelt zurück auf dem Platz sind, können die Knights nun auch den neuen Vorsitzenden an alter Wirkungsstätte begrüßen.

Auch bei den Helfern wird auf alte Bekannte gesetzt. Klaus Sudler wird in Zukunft wieder den Bereich der „Sponsoren“ übernehmen. Katja Schneck bleibt weiterhin Abteilungsleiterin der Herren-Mannschaft. Sie vertritt dieses Amt bereits erfolgreich seit drei Jahren. Als Abteilungsleitung der Jugend fungiert Carolina Vogler. Auch hat bereits seit letzter Saison großen Einsatz für den Verein gezeigt. Sabine Knappe bleibt weiterhin Abteilungsleiterin der Flag-Mannschaft.

Als Abteilungsleiterin der Cheer­leader wird auch weiterhin Teresa Wisniewski tätig sein. In den Aufsichtsrat sind einstimmig folgende Vereinsmitglieder gewählt: Werner Hassel, David Saueressig, Holger Dehner, Jochen Birk und Sabine Schneck.

Mit dieser Vereinsführung, mit den Betreuern und und mit den Helfern bestehe Anlass, optimistisch in die Zukunft zu schauen, geben sich die Knights überzeugt.

Schon wieder zu klein

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Kindertagesstätte ausgebucht

ROTHENBURG – Vielleicht hätte man die neue Kindertagesstätte am Herterichweg von Anfang an mit vier Gruppen ausbauen sollen. Aus Kostengründen entschied sich der Stadt­rat für eine reduzierte Lösung und muss jetzt nachbessern. Die erst im Juni 2015 in Betrieb gegangene Einrichtung ist bereits ausgelastet und bedarf einer Erweiterung. Gespart wurde unterm Strich nichts. Im Gegenteil.

Bedarf an Kita-Plätzen steigt weiter: Der neue Kindergarten im Heckenacker muss schon wieder erweitert werden.       Foto: Schäfer

Bedarf an Kita-Plätzen steigt weiter: Der neue Kindergarten im Heckenacker muss schon wieder erweitert werden. Foto: Schäfer

Stadtbaumeister Michael Knappe war von vornherein für die Komplettlösung mit vier Gruppen. Die Architektur mit den funktionalen Gebäudeteilen in Würfelform wurde so konzipiert, dass eine Erweiterung problemlos möglich ist. Der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen im Stadtgebiet ist weiter gestiegen: durch Zuzüge und mehr Geburten. Auch eine stattliche Anzahl auswärtiger Mütter, die in Rothenburg berufstätig ist, nutzt die örtlichen Kita-Plätze für die bessere Vereinbarkeit ihres Tagesablaufes.

In der neuen Kindertagesstätte am Herterichweg sind die Betreuungsplätze rar. 37 Kinder stehen auf der heißbegehrten Warteliste. Die beiden Krippengruppen mit ihren insgesamt 24 Plätzen als auch die Kindergartengruppe, in der 26 Kinder einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen, sind ausgebucht. Träger der Einrichtung ist die Arbeiterwohlfahrt, ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, der auch den Kinderhort im Topplerweg betreibt.

Nach einem „holprigen“ Start in der neuen Kita mit überraschendem Leitungswechsel und danach übergangsweise einer kommissarischen Führung, fand sich mit Yvonne Hüttinger eine Lösung für Kontinuität. Sie war zuvor in einer Erlanger Awo-Kita tätig. Zu ihrer eigenen Überraschung bekam sie ein interessantes Jobangebot in Oberasbach, das näher an ihrer Heimatstadt liegt und ihre Fahrzeit zum Arbeitsplatz verkürzt. Man kann es ihr nicht verdenken, dass sie die berufliche Perspektive beim Schopf packt. Doch ihre Nachfolgeregelung ist gar nicht so einfach. Es herrscht Fachkräftemangel am Markt. Die Stellenausschreibung fand bisher nur geringe Resonanz. Es wird weiter nach einer Lösung gesucht.

Um einen Anhaltspunkt über den Betreuungsbedarf in den Kindertagesstätten zu bekommen, hatte die Stadt über 1100 Fragebögen zur statistischen Erhebung verteilt. Aber der Rücklauf sei spärlich gewesen und damit wenig repräsentativ, heißt es.

Kita-Plätze sind begehrt

Wenn Freunde und Bekannte dazu raten, sich möglichst schon in der Schwangerschaft um einen Kita-Platz zu bemühen, klingt das für viele werdende Eltern geradezu absurd. Das Kind ist noch nicht einmal auf der Welt, doch schon soll man sich für die passende Betreuungsform entscheiden und mit den unterschiedlichen pädagogischen Stilen auseinandersetzen. Schließlich soll das Kind die richtigen Rahmenbedingungen erhalten. Eine gute Vorbereitung lohnt sich.

Kinder ab dem ersten Lebensjahr haben seit 1. August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Auch in Rothenburg ist es schwierig, alle Kinder unterzubringen. Die Stadt behalf sich, in dem sie Kinder an benachbarte Kitas in Gebsattel und Steinsfeld oder eine Betreuung bei einer Tagesmutter vermitteln konnte.

Bei der jüngsten Stadtratssitzung kam zur Sprache, dass es den ersten Fall gegeben hat, wo kein passender Kitaplatz gefunden werden konnte. Eltern können von der Stadt angebotene Betreuungsplätze nur unter bestimmten Umständen ablehnen. Etwa dann, wenn der Weg dorthin zu weit ist. In verschiedenen Gerichtsurteilen wurde als „zumutbare Entfernung“ maximal fünf Kilometer oder dreißig Minunten Fahrzeit beziehungsweise Fußweg definiert.

Wenn Eltern ein Angebot ablehnen, müssen sie es plausibel begründen. Wer einen zumutbaren Kita-Platz ablehnt, verliert den Rechtsanspruch darauf. Die kommunalen Spitzenverbände haben allerdings festgestellt, dass es bei dem im Gesetz verankerten Rechtsanspruch nicht nur um die frühzeitige Förderung der Kinder geht, sondern auch um „die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Mittel freigegeben

Für die Erweiterung der Kindertagesstätte am Herterichweg um eine vierte Gruppe hat der Stadtrat jüngst die notwendigen Finanzmittel im Vorgriff auf den Haushalt 2017 für die Planungsleistungen an das Architekturbüro Jechnerer in Herrieden freigegeben. Es war bisher schon am Bau federführend tätig in Abstimmung mit dem Stadtbauamt.

Die Geamtkosten für den Erweiterungsbau belaufen sich auf rund 700000 Euro und sind bereits im Etat 2017 enthalten. Der Stadt­rat beschäftigt sich momentan mit dem von der Kämmerei übersichtlich aufbereiteten Zahlenwerk für das laufende Jahr und stellt die Weichen für die künftige Entwicklung.

Das erst im letzten Jahr frisch angelegte Außengelände der Kita mit Rollrasen und Spielgeräten schrumpft durch den Erweiterungsbau zusammen. Es war schon für die große Lösung konzipiert und muss deshalb nicht neu gestaltet werden. Die Beeinträchtigungen durch die Baustelle hätte man sich sparen können, wenn man gleich die Variante mit den vier Betreuungsgruppen gewählt hätte. Jetzt rächt sich offensichtlich das Sparmodell. sis

Erfolg nach langer Wartezeit

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Theatergruppe „Schau mer X“ zeigte erstklassige Leistung bei der Premiere

ROTHENBURG – Die Theatergruppe „Schau mer X“ der Diakonie Neuendettelsau zeigte am Wochenende in der Reichsstadthalle erstmals ihr neues Stück „RaumZeit- und Herzsprung“. Die Premiere unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Walter Hartl begeisterte 350 Zuschauer.

Selbst der Dorfweise (re.) kann die Differenzen zwischen Eltern und Kinder nicht überbrücken.

Selbst der Dorfweise (re.) kann die Differenzen zwischen Eltern und Kinder nicht überbrücken.

„RaumZeit- und Herzsprung“ ist wieder ein selbst entwickeltes Stück der Darsteller aus dem Raum Obernzenn/Rothenburg. Bereits seit 2004 besteht die Theatergruppe um Heike Pfänder (Spiel- und Theaterpädagogin) und Heidemarie Metzger (Heilpädagogin). Jeden Freitagnachmittag trifft man sich zur gemeinsamen Probe in Mitteldachstetten. Während der restlichen Woche arbeiten die Schauspieler in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

In „RaumZeit- und Herzsprung“ geht es unter anderem um die Grenzen von Realität und Fantasie. Die Hauptfigur, Juliett Montagzu (Heidemarie Metzger), gelangt ohne es zu wollen aus dem Märchen des besten Geschichtenerzählers der Welt (Johannes Wagner) in die Realität. Das Märchen beschreibt die zerstrittenen Familien Montagzu und Kapulet und lehnt sich an die Tragödie ­Shakespeares an, ohne sie zu kopieren.

Die Kinder Willi und Juliett verlieben sich und müssen einige Hürden nehmen, um zusammen sein zu können. Darunter fällt zum einen die Beschattung durch die Chefagentin Missis Mörtel (Ute Heidingsfelder) und ihrer Agenten (Hans-Otto Enzelberger und Manfred Bögner). Das größere Hindernis sind jedoch Mutter Margarete Kapulet (Franziska Holland-Moritz) und Vater Richard Montagzu (Hans Kienappel), die an ihren alten Denkweisen festhalten.

Marie und Lorenz Montagzu (Jasmin Ebert und Johannes Wagner) wollen zwar helfen, trauen sich jedoch nicht, sich gegen das Gebot des Onkels beziehungsweise Vaters aufzulehnen. Nicht einmal der Dorfweise (Peter Weinisch) kann die Differenzen überbrücken. Letztlich hilft er aber mit seiner Schülerin Siddi (Heike Pfänder), den flüchtigen Willi Kapulet (Johannes Heidingsfelder) zu verstecken.

Chefagentin Missis Mörtel hat ihre beiden Mitarbeiter bestens im Griff.Fotos: Castelo

Chefagentin Missis Mörtel hat ihre beiden Mitarbeiter bestens im Griff. Fotos: Castelo

Wesentlicher Inhalt des Stücks sind immer persönliche Meinungen der Darsteller. Nicht jeder von ihnen versteht die Komplexität des ganzen Stückes. Aber jeder weiß, was seine Absicht in seiner Szene und Rolle ist. Es gibt zudem Spieler, die sie selbst bleiben. Auch sie wissen um ihre Absicht und um ihre Funktion im Stück. In der Regel dauert es etwa ein Jahr von der Idee bis zur Aufführung. Dieses Mal teilte sich die Gruppe die Probenräume mit Flüchtlingen, von denen zwei mitprobten. Aufgrund anderer Verpflichtungen hörten sie jedoch wieder auf, so dass das Stück geändert werden musste. Daher dauerte es dieses Mal beinahe eineinhalb Jahre bis zur Premiere in Rothenburg, zu der weitaus mehr Besucher kamen als man sich erhoffte.

In Anbetracht des begeisterten Publikums hat sich diese Wartezeit mehr als gelohnt. Bühnen-Neulinge und die erfahreneren Darsteller haben eine erstklassige Leistung gezeigt, sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und ungeplante Ereignisse mit professionellem Improvisationsgeschick gemeistert. Freudig nahmen sie rote Rosen von Oberbürgermeister Hartl und stellvertretend für den Bezirkstagspräsidenten von Christa Naaß entgegen. cas

„Gemeinsamer Blickwinkel“

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Hotel- und Gaststättenverband setzt für anstehende Aufgaben auf Erfahrung

ROTHENBURG  – Vertrauensbeweis für die Führungsriege der Rothenburger Ortsgruppe des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG): Bei der Vorstandswahl im Rahmen der jüngsten Jahreshauptversammlung im Hotel „Glocke“ konnten die meisten Personen in ihren Ämtern bestätigt werden. Karin Bucher von der IHK Ansbach brachte die Anwesenden auf den neuesten Stand beim Umbau des Gastronomischen Berufsbildungszentrums. Die touristische Großwetterlage wurde von Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler beleuchtet.

Neugewählter Vorstand der BHG-Ortsgruppe mit bekannten Gesichtern – Bernd Teutscher (2.v.r.) stellte sich nicht mehr zur Wahl.  Foto: Scheuenstuhl

Neugewählter Vorstand der BHG-Ortsgruppe mit bekannten Gesichtern – Bernd Teutscher (2.v.r.) stellte sich nicht mehr zur Wahl. Foto: Scheuenstuhl

„Ein weiteres erfolgreiches und bewegtes Jahr liegt hinter uns“, begann Marion Beugler, bisherige und neugewählte Vorsitzende der Ortsgruppe, ihren Rück- und Ausblick. Dank „großer Unterstützung“ durch die Kollegen und auch den Verkehrsverein konnte man zahlreiche Aktionen wie etwa das Frühjahrserwachen, das Osterfeuer, die Frühjahrs- und Herbstwanderwochen und das Weindorf auf die Beine stellen. Laut Vorsitzender tragen diese Veranstaltungen dazu bei, die Gäste länger in Stadt und Umland zu halten.

Etabliert hat sich mittlerweile auch die Aktion Hochzeitsbaum, die heuer bereits zum 9. Mal durchgeführt wird. Mit „viel Herzblut und Engagement“ habe man zudem am Stand der letztjährigen Wirtschaftsmesse das gesamte Leistungsspektrum der Hotel- und Gaststättenbetriebe vor Ort vorgestellt. Die Resonanz der Besucher sei „sehr positiv“ ausgefallen, so Marion Beugler. Auch auf politischer Ebene war der Verband tätig. So habe man eine Überarbeitung des Bebauungsplanes beantragt, damit dieser „mehr Rechtssicherheit“ beim Thema Ferienwohnungen bietet.

Marion Beugler forderte aber auch, dass die Interessen der Gastronomie und Hotellerie „bei sämtlichen für den Tourismus und die Wirtschaft zukunftsweisenden Entscheidungen berücksichtigt“ werden. Schließlich repräsentieren die 153 entsprechenden Betriebe in Rothenburg mit 2380 Beschäftigten, davon 1599 sozialversicherungspflichtig, eine „Kernwirtschaft“ der Tauberstadt. Jeder 10. Ausbildungsplatz in Bayern ist in einem Hotel- oder Gastronomiebetrieb, führte sie eine Statistik an.

Wertschätzung der Stadt

Geburtstagskind und Bürgermeister Dieter Kölle bekräftigte in seinen Grußworten die Wertschätzung der Stadtverwaltung für die örtliche Hotellerie und Gastronomie. Trotz des Rückgangs um 2,1 Prozent bei den Übernachtungszahlen im vergangenen Jahr konnte man mit immerhin noch 516000 Übernachtungen das drittbeste Ergebnis für Rothenburg in diesem Bereich verbuchen.

Der Wegfall der Touristen aus Übersee müsse mit dem deutschen Markt kompensiert werden. Der Bürgermeister appellierte an alle Beteiligten, mit einem „gemeinsamen Blickwinkel“ die Tauberstadt weiterhin attraktiv zu halten. Denn auch wenn „zu 99,9 Prozent ausschließlich positiv von Rothenburg gesprochen“ wird, sei die historische Altstadt allein kein Selbstläufer mehr.

An einem starken Tourismus hängen nicht nur die Hotellerie und Gastronomie, sondern auch der Einzelhandel und die Handwerksbetriebe. Marion Beugler erzählte, dass aufgrund der unsicheren Planungslage in Zeiten von Terror, Trump und Brexit bereits jetzt Investitionen von den Hotel- und Gastronomiebetrieben zurückgestellt werden.

Aber auch die sich stark verändernden Rahmenbedingungen wie etwa Arbeitszeitdokumentation, Hygieneaufzeichnungen, Allergenkennzeichnungen und Kassenvorschriften steigern die Belastungen für den Kollegenkreis, so Marion Beugler. In Richtung der politischen Entscheidungsträger mahnte sie mit Luthers Worten: „Man soll den willigen Gaul nicht zu viel reiten.“

Positive Neuigkeiten gibt es von der Baustelle des Gastronomischen Berufsbildungszentrums (GBZ). Karin Bucher, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ansbach, stellte in Aussicht, dass der Umbau bis zum Herbst wohl fertiggestellt sein wird. Im September sollen dort bereits die Meisterlehrgänge wieder stattfinden. Momentan wird noch Hand an die Außenanlagen gelegt. Die Isolierung sowie die vergrößerten Fenster für mehr Lichteinfall wurden bereits umgesetzt.

Richtung Qualitätstourismus

Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler bekräftigte seine Überzeugung, dass sich die Städt stärker in Richtung Qualitätstourismus entwickeln muss. „Romantik erleben“, Regionalität, Weinkulinarik und Manufaktur sind hierfür die Schlagworte. Zudem plädierte er dafür, eine Pro-Tourismus- beziehungsweise Willkommenskultur miteinander zu schaffen, um deutlich zu machen: „Jeder Gast ist willkommen.“ D

ie Erfolge der Vorstandschaft seien nicht zuletzt auch eine „Frage des Stils“, führte Marion Beugler in die anstehende Wahl ein. „Nicht lautes Stammtischgebrüll, sondern viele ruhige, konstruktive, aber auch kritische Gespräche, haben uns in den letzten drei Jahren vorangebracht“. Dies wird sie als wiedergewählte Vorsitzende mit einer weitgehend gleichgebliebenen Mannschaft auch in Zukunft umsetzen. Stefanie Schlag steht ihr dabei weiterhin als erste Stellvertreterin zur Seite und Wolfgang Heinzel erstmals als zweiter Stellvertreter. Sein Vorgänger Bernd Teutscher hat sich nach verdienstvollen Jahren und aufgrund von vielen weiteren Aufgaben für die Hotellerie und Gastronomie nicht mehr zur Wahl gestellt.

Komplettiert wird die Vorstandschaft von Schriftführer Christian Deeg und Kassiererin Brigitte Klingler sowie den Revisoren Georg Wagenländer und Johann Friedle – alle in ihren Ämtern bestätigt. Als Ausschuss-Mitglieder wurden Corinna Rother, Dr. Markus Hirte, Hermann Seybold und Markus Meinold gewählt. Kraft Amtes sind Dieter Gallus (Bezirksvorsitzender Mittelfranken des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes) und Bernd Teutscher (Kreisvorsitzender Ansbach des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes) im Ausschuss vertreten. mes

Der große Appell

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Stadtmarketingverein hofft auf breite Unterstützung

ROTHENBURG – Ohne einen professionellen Rahmen, der auch eine angemessene Finanz- und Personalausstattung bedeutet, ist auf Dauer kein wirksames Stadtmarketing zu erreichen. Der wichtigste Erfolgsfaktor ist eine funktionierende Kommunikation. Woran noch gearbeitet werden muss. Es geht um die Weichenstellung und um Details zur Ausgestaltung. Die Positionierung des Stadtrates wird sich bei den noch ausstehenden Etat-Entscheidungen zeigen.

Bürgermeister Kurt Förster, Stadträte und Mitglieder des Stadtmarketingvereins bei der Versammlung im „Ochsen“.Fotos: Schäfer

Bürgermeister Kurt Förster, Stadträte und Mitglieder des Stadtmarketingvereins bei der Versammlung im „Ochsen“. Fotos: Schäfer

Der Stadtmarketingverein ist um Erfahrungen reicher. Vor knapp sechs Jahren war er mit großen Erwartungen und breiter Beteiligung ins Leben gerufen worden und hatte sich mit dem Österreicher Thomas Egger einen anerkannten Marketingfachmann geleistet. Der packte das Vorhaben überzeugend an und in Arbeitsgruppen gab es eine bemerkenswert selbstkritische Bestandsaufnahme der Lage. Doch dann geriet der Anfangsschwung ins Stocken. Als es ans Eingemachte ging, verlängerte man die Zusammenarbeit mit Thomas Egger nicht, was in erster Linie finanzielle Gründe hatte.

Es folgten mehrere Wechsel bei der Halbtagsstelle für das Stadtmarketing. Unter den gegebenen Bedingungen war es nicht einfach, eine geeignete Besetzung zu finden. Für Berufsanfänger waren die Herausforderungen in der kommunalen Praxis eine Nummer zu groß. Mit der gestandenen Marketingfachfrau Ariane Koziollek (46), sie hat mehr als zwanzig Jahre praxisorientierte Berufserfahrung und war als Managerin bei einer internationalen Verbundgruppe des Handels tätig, konnte man 2016 wenigstens eine engagierte Organisatorin der Frühlings-Stadtmosphäre gewinnen. Danach war die Auftragsarbeit beendet. Der Stadtmarketingverein wollte sie jedoch nicht endgültig ziehen lassen und beschäftigt sie seit September auf einer Basis, die auf Dauer keine Lösung sein kann.

Die Vorsitzende Sabine Käß mit Team.

Die Vorsitzende Sabine Käß mit Team.

Bei der Jahreshauptversammlung des Stadtmarketingvereins am Dienstagabend im „Ochsen“ bekräftigten die Mitglieder ihren Wunsch, sie als Stadtmanagerin zu bekommen und ihr eine berufliche Perspektive in der Stadt zu geben. Dies ist die Voraussetzung für eine sichtbare strategische Arbeit, vor allem über erfolgreiche Projekte mit Strahlkraft. Wie die Vorsitzende Sabine Käß anerkennend feststellte, habe die Marketingfachfrau „in kürzester Zeit ein ganzes Füllhorn an Ideen ausgeschüttet“ und Vorhaben umgesetzt. Letztlich nützt die überzeugende Persönlichkeit wenig, wenn man die Stelle nicht finanzieren kann. Stadt und Marketingverein sitzen dabei in einem Boot.

Ein Hemmschuh ist das formelle Finanzierungskonstrukt im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“, das angewandt wurde, um an Zuschüsse zu kommen. „Projekte verpuffen oft schon unter der Last und Länge des Genehmigungsverfahrens“, beklagte Sabine Käß, „es dauert Wochen und Monate bis eine Förderzusage da ist.“ Der Stadtmarketingverein will eine neue gemeinsame Lösung mit der Stadt und hat den Antrag auf zusätzliche Haushaltsmittel gestellt.

Das bisherige Modell sah so aus: Die Stadt zahlte jährlich 4000 Euro Zuschuss für die Stadtmosphäre und weitere 6200 Euro für andere Maßnahmen wie Märchenbummel, „Shuttle-Shopping“ und Romanze an Valentin. Rund 32000 Euro erstattete die Stadt im Jahr als Personalkostenzuschuss für die Aufgaben des „Citymanagements“. Diesen Betrag möchte der Stadtmarketingverein auf 41250 Euro aufgestockt haben. Als Begründung wird der hohe Zeitaufwand angeführt. Laut Vereinbarung sollen bisher durch eine Teilzeitkraft 19,5 Wochenstunden geleistet werden. Tatsächlich fallen 30 Wochenstunden an, wie die Analyse ergeben habe.

Die Mitglieder sehen die Stadt in der Pflicht. Auch in Rothenburg sei der steigende Handlungsdruck durch Internationalisierung und Globalisierung zu spüren. Es wächst die Diskrepanz zwischen den zunehmenden Handlungsanforderungen und den sinkenden Handlungsspielräumen. Wachsende Konkurrenz, der Online-Handel und ein schnelleres Aufnehmen von „Zeitgeisterscheinungen“ und verschiedene Zielgruppen erschweren die Absicht, Rothenburg auf seine Stärken zu konzentrieren und mit einer Stimme hörbar machen zu können.

Mit einem leidenschaftlichen Appell warb Michael Rehbogen, Mitglied im Stadtmarketingverein, um Zustimmung für den Zuschussantrag. Würde die Stadt die Arbeit in Eigenregie durchführen, käme dieses Vorgehen unterm Strich um einiges teurer. „Es würde die Stadt das Dreifache kosten“, hat der Bilanzbuchhalter ausgerechnet. Zusammen mit Claudia Reingruber hatte er die Kasse des Vereins geprüft und Schatzmeisterin Ingeborg Mayr-Hettenbach eine sorgfältige Arbeit bescheinigt.

Als Gast der Jahreshauptversammlung wollte sich Bürgermeister Kurt Förster als Vertreter der Stadt nicht näher zu dem Zuschussantrag des Stadtmarketingsvereins äußern. Die Entscheidung werde im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen diskutiert. Eine hinreichende Erfolgsaussicht sieht er jedoch nur dann, „wenn sich alle in der Stadt mitgenommen und auf den Weg gebracht fühlen“. Dem Stadtmarketingverein legte er eindringlich ans Herz, sich mit dem Vorstand des Rothenburger Hotel- und Gaststättenverbandes ins Benehmen zu setzen und sich auf eine stärkere Beteiligungsform zu verständigen. Fakt ist: Die Gastronomen-Vertretung ist im Sommer letzten Jahres aus dem Stadtmarketingverein ausgetreten, weil sie ihre Interessen nicht genügend gewahrt sieht.

Wie die wiedergewählte Vorsitzende Marion Beugler auf Nachfrage der Redaktion erklärte, hätten kooperative Vorschläge zur besseren Einbindung der Restaurants nicht gefruchtet. „Wir sehen uns mit unseren Projekten besser aufgestellt und arbeiten deshalb lieber autark“. Es gebe aber auch Themen und Interessensgebiete wie das Parkraumkonzept, wo es vielmehr Sinn macht, sich auszutauschen und gegenseitig zu stärken. Für eine bei der Stadt angesiedelte Stadtmanagerin kann sich der Hotel- und Gaststättenverband nach Angaben seiner Vorsitzenden „mehr erwärmen“. Das Stadtmarketing sei zu stark auf den Einzelhandel ausgerichtet.

Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler erläuterte dem Stadtmarketingverein seine Erkenntnisse für die Entwicklung des Tourismus. Im Fokus seiner Arbeit liegt die Steigerung der Übernachtungsgäste. Dafür betreibt die Stadt einen hohen personellen und finanziellen Aufwand, der sich in Zahlen niederschlägt, die nach verschiedenen Kriterien zusammengestellt sind. Mit Statistiken kann man alles beweisen. Ob man damit die ganze Wahrheit kennt, steht auf einem anderen Blatt. Der Rothenburger Tourismus-Chef warb für seine neue Idee eines geplanten „Märchenwaldes“ im Vorfeld des Reiterlesmarktes.

Darin stecke ein Potenzial für mehr Umsatz, wenn man die Zeit zwischen November und Maria Lichtmess besser nutze. Für Verzückung soll eine professionelle Lichtillumination vom Rathaus bis in den Burggarten sorgen. Bei der genannten Kostenschätzung von 150000 Euro mussten die Zuhörer ziemlich schlucken. Da wirkt der Wunsch des Stadtmarketingvereins nach einer höheren Kostenbeteiligung der Stadt schon fast wieder bescheiden. Als Zielgruppe dürfe man die Kunden aus dem Umland nicht außer Acht lassen, waren sich die Einzelhändler einig. Eine lebhafte Diskussion entspann sich um die Sonntagsöffnung. Ein einheitlicher Konsens ist schwierig zu finden, wie sich zeigte. sis

Startschuss gefallen

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Entwicklungskonzept an Kommunale Allianz überreicht

LINDEN – Der lange und im stetigen Austausch erarbeitete Fahrplan für die zukunftsfähige Entwicklung des hiesigen ländlichen Raums ist endlich fertig: Im Gasthof „Linden“ wurde jüngst das rund 270-Seiten umfassende Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK) offiziell vorgestellt und an die Mitgliedsgemeinden der Kommunalen Allianz Region Rothenburg übergeben. Für diese beginnt nun die eigentliche Aufgabe, nämlich die darin enthaltenen Ideen mit Leben zu füllen.

Reichlich Lesestoff halten die Amts- und Funktionsträger mit dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept in Händen.   Foto: Scheuenstuhl

Reichlich Lesestoff halten die Amts- und Funktionsträger mit dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept in Händen. Foto: Scheuenstuhl

„Packen wir’s an, gemeinsam sind wir stark“, schwor deshalb Colmbergs Bürgermeister Wilhelm Kieslinger, Vorsitzender der Kommunalen Allianz Region Rothenburg, die Rathauschefs der weiteren zehn Mitgliedsgemeinden (Adelshofen, Buch am Wald, Gebsattel, Geslau, Insingen, Neusitz, Ohrenbach, Rothenburg, Steinsfeld und Windelsbach) ein. Der oft zitierte demographische Wandel stellt vor allem die kleinen Gemeinden auf dem Land vor große Herausforderungen.

Um für Bewohner und potenzielle Zuzügler attraktiv zu sein und zu bleiben, müssen sie etwa in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft, Wohnen, Daseinsvorsorge, Tourismus und Erholung, Landnutzung und Energie sowie hinsichtlich der eigenen Identität aktiv werden (entspricht den sechs Handlungsfeldern des ILEK).

Landrat Dr. Jürgen Ludwig wies in seinen Grußworten darauf hin, dass die Menschen heutzutage „überörtlich“ leben. Bildung, Arbeit, Daseinsvorsorge und Freizeitangebote findet man oftmals nicht alle gleichzeitig am Wohnort vor. Denn für viele Gemeinden ist es schlicht nicht möglich, die gesamte gewünschte Infrastruktur selbst anzubieten, was in bestimmten Bereichen wohl auch gar nicht sinnvoll wäre.

Deshalb kam man auf die Idee die Kräfte zu bündeln. So schlossen sich die ehemaligen kommunalen Allianzen „Rothenburger Land“ und „Obere Altmühl“ zusammen. Man erhoffe sich davon, „Synergien für eine nachhaltige, gemeinsame Zukunftsgestaltung zu nutzen“, so Wilhelm Kieslinger. Ziel sei es, die Region „attraktiv und lebenswert zu gestalten“, und „nicht abzuwarten, was die allgemeine Entwicklung“ bringt.

Grundlegende Leitlinien

Das Konzept zeigt die grundlegenden Leitlinien für die zukünftige Entwicklung des Allianzgebietes auf. Es baut dabei auf lokale Prägungen und Qualitäten der Orte und Landschaften und benennt übergeordnete Ziele zur Bewahrung und Entwicklung der Kulturlandschaft, zur Entwicklung und Stärkung von Orten und Angeboten und zur Anbindung und Erschließung des Raums.

Die sechs Handlungsfelder beinhalten über 70 Projektvorschläge zum Ausbau der Allianz in einem Zeit­raum zwischen fünf und 20 Jahren. Für jedes Handlungsfeld einigten sich Fachplaner und Mitgliedsgemeinden auf Starterprojekte, die kurzfristig angegangen werden können. Sie lauten: Vinothek Tauberzell, Flexibus, Dorfladen und Treffpunkt (Neusitz), Gastronomie und Direktvermarkter, Entwicklungskorridor „Alte Bahnlinie Rothenburg-Gebsattel“, Natur-Erlebnis-Park „Dachsbau Colmberg“, Innenentwicklungsstrategie – Bürgerzentrum Steinsfeld und Landwirtschaftliches Kernwegenetz Region Rothenburg.

Im Oktober 2014 erhielt man vom Amt für Ländliche Entwicklung die Zustimmung zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn für die Erstellung des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes. Bereits im November wurde der Auftrag an die Arbeitsgemeinschaft Schirmer Architekten, WGF Nürnberg und Insignio Ippesheim vergeben. Deren Mitarbeiter, Sigrid Ziesel und Johannes Klüpfel, stellten in Linden den zahlreichen Gästen das fertige Konzept in komprimierter Form vor.

In dem kommunalen Fahrplan sind die Ergebnisse zahlreicher Work-shops und Sitzungen während der vergangenen zwei Jahre mit eingeflossen, in denen auch die Bürgerschaft der elf Mitgliedsgemeinden stark eingebunden wurde. Im Laufe dieser intensiven Orientierungsphase habe er sich manchmal wie ein „Getriebener“ gefühlt, gibt Bürgermeister Alfred Wolz freimütig zu. Es galt innerhalb dieses kommunalen Zusammenschlusses zu sondieren, welches Thema in welchem Bereich angesiedelt ist und welche Gelder man wofür bekommen kann.

Da Bürger und Bürgermeister in der Regel äußerst einfallsreich sind, wenn es um Wünsche für die eigene Gemeinde geht, war Allianz-Vorsitzender Wilhelm Kieslinger besonders gefragt. Alfred Wolz dankte ihm mit einem Weinpräsent für das „Sammeln, Bündeln und Ausgleichen“ der unterschiedlichen und manchmal wohl auch konkurrierenden Begehrlichkeiten der Prozess-Beteiligten.

Landrat Dr. Jürgen Ludwig lobte das fertige Konzept. Es habe die „nötige Kleinteiligkeit“ um konkret zu sein, darüber hinaus setze es „ausreichend Schwerpunkte“ und es sei „intensiv mit den Betroffenen abgestimmt“. Allerdings, so gab er den Rathauschefs der Kommunalen Allianz mit auf den Weg, sei ein „Konzept nur so gut wie seine Umsetzung“. Auch wenn dafür mitunter ein „langer Atem“ nötig sei, gab sich Dr. Jürgen Ludwig zuversichtlich, dass sich die erhoffte Qualität der Projekte einstellen werde.

Wilhelm Kieslinger bat die Beteiligten, die in dem Konzept enthaltenen Ideen und Projekte „mit Augenmaß umzusetzen“. Nicht alle Maßnahmen müssen kurzfristig realisiert werden, denn „dieses Konzept hat die nächs­ten Jahre seine Gültigkeit, aber man sollte schon dran bleiben“. Der Ball liegt allerdings zunächst beim Amt für Ländliche Entwicklung (ALE), das das Konzept genehmigen muss und über die Förderung entscheidet.

Behördenleiter Gerhard Jörg sieht in dem Fahrplan eine Fortsetzung der bisherigen Maßnahmen zur Zukunftssicherung der Gemeinden im ländlichen Raum, die das ALE mitbegleitet hat. So wurden laut Gerhard Jörg in den vergangenen 25 Jahren in der Region 22 Verfahren umgesetzt, die insgesamt 20000 Hektar umfass­ten und sich über 53 Ortschaften erstreckten.

In „sehr guten Händen“

Die Umsetzung der Projekte sieht Wilhelm Kieslinger beim ALE in „sehr guten Händen“, denn dort habe man „erfahrene, kompetente und vorausschauende Ansprechpartner“. ALE-Leiter Gerhard Jörg nutzte die Gelegenheit und wies darauf hin, dass im Rahmen einer Dorferneuerung neuerdings auch Kleinstunternehmen mit maximal neun Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zwei Millionen Euro gefördert werden können.

Die Steuerung und Begleitung der Umsetzung der Projekte wird auf der operativen Ebene von der Lenkungsgruppe gewährleistet, unter dem Vorsitz der Leitkommune. Mit Musik geht alles leichter und so spielte angesichts der nun anstehenden Aufgaben in der Allianz und den einzelnen Kommunen die Kapelle „Sabbalott“, deren Musiker zufälligerweise alle aus den Mitgliedsgemeinden kommen, bei der Konzeptübergabe auf. Nach dem offiziellen Teil gab es dann auch eine körperliche Stärkung in Form eines Büfetts. mes


Mächtig und auseinandergekippt

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Vier markante Thujen im Wildbad-Park mussten weichen – Wandelhalle wieder „konkurrenzlos“

ROTHENBURG – Mit ihrer stolzen Höhe hatten die vier mächtigen Thujen längst die Wandelhalle des Wildbads überragt. Sie verdeckten diesen schönen, direkt an der Tauber gelegenen Teil der Anlage und wirkten als grüner Riegel zwischen den dortigen architektonischen Elementen. Außerdem kippten sie immer mehr auseinander. Es war Gefahr im Verzug, dass Äste abbrechen und herunterfallen. Jetzt mussten die Bäume weichen.

Während der Fällarbeiten: Die Wandelhalle kommt Stück für Stück zum Vorschein. Fotos: Weber

Während der Fällarbeiten: Die Wandelhalle kommt Stück für Stück zum Vorschein. Fotos: Weber

Das Abholzen der vier hoch gewachsenen Thujen zwischen der Wandelhalle im Park des Wildbads und dem Hauptgebäude ist Teil eines gartendenkmalpflegerischen Gesamtkonzepts. Dieses soll nicht zuletzt Sicherheitsfragen – etwa in Bezug auf den alten Baumbestand – gleichermaßen einbeziehen wie Überlegungen, den Park in seiner Ursprungssituation, in seiner historischen Gestaltungsabsicht, wieder erlebbar zu machen.

Die einst kleinen Zypressengewächse hatten über Jahrzehnte offensichtlich weitgehend ungebremst und auch ziemlich unkontrolliert zu dieser mächtigen Größe finden können.

Bei den Fällarbeiten geht das beauftragte Fachunternehmen Eberlein aus Weihenzell nun von außen nach innen vor. Das heißt, zuerst werden die am weitesten zur Seite gekippten Stämme von Hand eingelegt. In einem zweiten Schritt erfolgt das Fällen der weiteren Stämme. Dabei sind unter ­anderem eine Hebebühne und auch verstärkt andere Maschinen eingesetzt worden.

Die zurückbleibenden Stümpfe werden samt Wurzelwerk herausgefräst. Wo einst die mächtigen Thujen standen, sollen auch wieder Thujen gepflanzt werden – Nachwuchs der dann hoffentlich über die Jahre so gehalten werden kann, dass er nicht eines Tages aus dem Ruder läuft.

Da stehen die mächtigen Thujen noch: Klaus Lotter, Garten & Landschaftsbau Eberlein (rechts) und Pfarrer Herbert Dersch, beim Bestand an der Wandelhalle. Foto: EB

Da stehen die mächtigen Thujen noch: Klaus Lotter, Garten & Landschaftsbau Eberlein (rechts) und Pfarrer Herbert Dersch, beim Bestand an der Wandelhalle. Foto: EB

„Vom Wildbad-Erbauer Friedrich Hessing war sicherlich gedacht, dass genügend Baumpflege-Personal bereitsteht, um unsere Thujen regelmäßig zurückzuschneiden“, erläutert Einrichtungsleiter Herbert Dersch die aktuellen Arbeiten: „Nun aber sind sie jahrzehntelang einfach gewachsen, bis sie an der Spitze so schwer werden, dass sie unten auseinandergehen.“

Abgestimmt

Das Gesamtkonzept für den Park und die erforderlichen Arbeiten waren bereits im November 2015 mit der Stadt Rothenburg, dem Bund Naturschutz, dem Forstamt und der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt abgestimmt worden, ebenso mit dem Landesamt für Denkmalpflege.

Laut Pfarrer Herbert Dersch haben Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern die erforderlichen Gehölzarbeiten im Herbst außerdem fachlich bewertet. Besonders sei dies auch unter dem Gesichtspunkt des Schutzes stark oder besonders stark gefährdeter Tiergruppen wie beispielsweise der Fledermaus geschehen. cr/-ww-

Suche läuft weiter

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Stadtrat vertagt Entscheidung zum Namen der Mehrzweckhalle

ROTHENBURG – Noch ist kein überzeugender Name gefunden für die Mehrzweckhalle vor dem Spitaltor. In seiner Sitzung am Donnerstagabend konnte sich der Stadtrat in diesem Punkt jedenfalls nicht zu einer Lösung durchringen und musste  die Entscheidung vertagen. Für den von einer eigens gebildeten Findungskommission nach einem Punktesystem favorisierten Vorschlag gab es ebensowenig eine Mehrheit wie für drei andere Vorschläge, die an diesem Abend aus dem Gremium als Optionen genannt wurden.

Die „P 1 Arena“, auch in der möglichen Schreibweise „P eins Arena“, hatte sich in dem von Oberbürgermeister Walter Hartl, Bürgermeister Dieter Kölle, Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler und Vertretern aller Stadtratsfraktionen ausgewählten Spitzentrio mit deutlichem Abstand gegen andere Nennungen durchgesetzt. 14 Punkte waren dafür von der Kommission nach einem abgestuften System vergeben worden. Jeder hatte dabei den aus seiner Sicht überzeugendsten Vorschlag mit drei Punkten bewertet, den auf Platz zwei mit zwei Punkten und den auf Platz drei mit einem Punkt. Unter dem Strich das zweitbeste Resultat erzielte demnach mit sechs Punkten die Sterngarten-Arena, das drittbeste die Tauberhalle mit fünf Punkten. Um der favorisierten Version für die Mehrzweckhalle den Weg zu ebnen, war von der Verwaltung im Vorfeld der Stadtratsitzung Kontakt mit dem Rechteinhaber für P 1, einer bekannten Diskothek in München, aufgenommen worden. Oberrechtsrat Michael Sommerkorn berichtete von einer ins Namenregister eingetragenen Wort- und Bildmarke. Der Rechte­inhaber habe aber gegen die Verwendung in Kombination mit einer weiteren Bezeichnung bei der Rothenburger Mehrzweckhalle nichts einzuwenden.

An der Mehrzweckhalle laufen die Arbeiten. Derweil ist die Suche nach einem Namen für die Halle noch im Gang. Foto: Weber

An der Mehrzweckhalle laufen die Arbeiten. Derweil ist die Suche nach einem Namen für die Halle noch im Gang. Foto: Weber

„Uns war schnell klar, dass Arena nicht passt,“ betonte Bernhard Benz (SPD) in seiner ausdrücklich als persönliche Meinung gekennzeichneten Wortmeldung. Das suggeriere andere Dimensionen und anderen Zuschnitt. Mit P 1 verbinde sich in Rothenburg zudem jener Parkplatz vorm Spitaltor, dessen Chiffre sich bis heute nicht in der Bevölkerung durchgesetzt habe. Solle da mit der Verwendung im Namen der Mehrzweckhalle nachgeholfen werden? Mit jener Diskothek in München wolle er die Mehrzweckhalle besser nicht in Zusammenhang gebracht wissen, gab der SPD-Mann zu bedenken und schlug als „Marke für Rothenburg“ Topp­lerhalle vor. Dieter Schulz von der CSU-Fraktion fand Arena ebenfalls unpassend, verwies aber darauf, dass P 1 ganz im Sinne des Tourismusdirektors sei. Jutta Striffler (FRV) sprach sich für die Verwendung von P 1 aus. Die Jugend finde, „das hat was“, und schließlich sei es doch gerade der Nachwuchs, der die Halle nutze. Bürgermeister Kurt Förster (SPD) verwies in diesem Zusammenhang auf den Fraktionsbeschluss seiner Partei: P1 Halle. Hermann Schönborn (UR) nannte die Namensgebung für die Mehrzweckhalle spöttisch die wichtigste Stadtrats-Entscheidung in diesem Jahr und beförderte Bernhard Benz zum „Dr. h.c. Sporthalle“. Die UR sei in diesem Punkt völlig leidenschaftslos. Arena wäre Krampf. Wie die Halle heiße, sei aber wurscht.

Mit dem Vorschlag der Findungskommission sei seine Fraktion zufrieden, sagte Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne). Es solle doch eher geklotzt als gekleckert werden. Aber vielleicht wäre Arena besser doch – und sei es aus Gründen des Designs – klein zu schreiben? Die Kombination mit P 1 mache auf jeden Fall neugierig und interessant. Als gute Alternative zu den ersten drei Vorschlägen der Findungskommission legte Dr. Karl-Heinz Schneider dem Gremium Friedrich-Hörner-Halle ans Herz. Damit werde einem guten Vorbild, Antifaschisten und wichtigen Mann im Rothenburg nach dem Krieg Ehre erwiesen, der nur einen Steinwurf entfernt wohnte und nach dem auch die Straße an der Halle benannt ist. Bürgermeister Dieter Kölle (CSU) versuchte das Gremium abschließend auf „P 1-Halle“ oder „Halle am P 1“ einzuschwören, bevor Oberbürgermeister Walter Hartl zur Abstimmung rief. Für „P1 Arena“ gab es nur neun Stimmen, für „P1 Halle“ nur eine Stimme, für „Toppler-Halle“ zehn Stimmen, für Friedrich-Hörner-Halle zwei Stimmen. Alle Vorschläge waren damit abgelehnt. Jetzt soll weiter zur Namensgebung beraten werden. Auch in einer anderen Angelegenheit war die Mehrzweckhalle Thema bei der jüngsten Stadtrats-Sitzung. In einer Ergänzung zur Benutzungsordnung wurde geregelt, das bisher dort verbotene Harzen bei Handballspielen oder im Training der Handballer zu erlauben. Oberbürgermeister Walter Hartl unterstrich dazu, man sei gut beraten, den Einsatz solcher Haftmittel in der Mehrzweckhalle zuzulassen: „Sonst leidet der Handballsport in Rothenburg.“ Außerdem riskiere die Stadt Rothenburg sonst, dass der dort zuständige Schulverband mit dem Verbot für die Bleiche-Turnhalle vielleicht nachziehe, falls die Stadt es beim Verbot in ihrer Mehrzweckhalle belasse. -ww-

Junges Theater mit Tiefe

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Früh übt sich: Nachwuchsschauspieler sorgten für doppelten Bühnenzauber

ROTHENBURG – Der Funke der Theaterleidenschaft ist spürbar auf die jüngste Generation übergesprungen: An nur einem Abend beeindruckten sowohl die Nachwuchsmimen des Kinder-Theaterspielclubs als auch die des Jugend-Theaterspielclubs die Zuschauer im Städtischen Musiksaal mit Charme, Talent und Kreativität.

Die sieben Nachwuchsmimen des Kinder-Theaterclubs erhielten für ihren beeindruckenden Auftritt eine Rose.  Foto: Scheuenstuhl

Die sieben Nachwuchsmimen des Kinder-Theaterclubs erhielten für ihren beeindruckenden Auftritt eine Rose. Foto: Scheuenstuhl

Unter der Leitung von Theaterpädagogin Christina Löblein haben sich die Kinder und Jugendlichen ein halbes Jahr auf ihren großen Auftritt vorbereitet. Im Theaterspielclub geht es nicht darum, einen vorgefertigten Text eins zu eins auf die Bühne zu bringen. Vielmehr soll den Theaterbegeisterten Raum gegeben werden, die Rollen entsprechend ihrer eigenen Ideen und Vorstellungen zu gestalten und zu entwickeln. Für die Teilnehmer des Kinder-Spielclubs bedeutete dies, dass selbst noch in der nachmittäglichen Generalprobe ihr Fluss an Kreativität nicht zu stoppen war. Dennoch ging der Auftritt vor zahlreichen Eltern, Großeltern und Verwandten reibungslos – und sogar in Rekordzeit – über die Bühne. Für den Großteil der insgesamt sieben Kinder war es schließlich auch nicht das erste Mal im Scheinwerferlicht. Bei ihrem aktuellen Stück „Pink ist anders als Gelb“ haben sie sich von dem Kinderbuch „Irgendwie anders“ inspirieren lassen. Mit viel „Kinderhumor“, wie Christina Löblein den Tenor der Umsetzung treffend am Ende der Vorstellung beschrieb, entführten die Kinder die Zuschauer in die Welt der Gelb-Clique, deren Lieblingsfarbe sich durch ihr ganzes Leben zieht. Dementsprechend verwirrt und ablehnend reagieren sie als eines Tages in die verlassene Hütte oben auf dem Berg Pinky einzieht, die, wie ihr Name schon verrät, ganz und gar nicht dem Farbschema der anderen Kinder entspricht. Auch mit ihrer Leibspeise, Backfisch in Vanillesoße, kann sie bei den anderen nicht punkten. Pinky lässt sich aber von der Unfreundlichkeit, die ihr entgegenschlägt nicht entmutigen, und versucht weiter hartnäckig mit den Dorfkindern warm zu werden. Mit diesem aktuellen Stück über Freundschaft, Mobbing, Vielfalt und Einzigartigkeit bietet der Theaterspielclub den Kindern die Möglichkeit, sich ungezwungen und auf spielerische Weise mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.

Nach dem langanhaltenden Schluss­applaus und den bei einer Premiere traditionellen Blumen für die beeindruckende Leistung der jungen Mimen wurde die Bühne für das nächste Schauspiel vorbereitet. Zum ersten Mal zeigte der Jugend-Theaterspielclub sein Können. Etwaige Ängste, dass aufgrund krankheitsbedingter Probenausfälle der Text nicht sitzen könnte, stellten sich als vollkommen unbegründet heraus. „Momo, wie alles begann“ hieß das Stück der fünf Mädchen, das sich an die ersten Seiten des Buches „Momo“ von Michael Ende anlehnt. Wirklich gut zuhören zu können ist die Begabung der kleinen Momo, eine Fähigkeit die vielen Menschen heute nicht mehr zu eigen ist. Oftmals liegt das lediglich oberflächliche Interesse an dem Gegenüber allerdings auch einfach daran, dass man für den zwischenmenschlichen Austausch keine Zeit mehr erübrigt. Die jungen Nachwuchsschauspielerinnen erweckten ihre Charaktere auf erstaunlich authentische Weise zum Leben. Momo überzeugte etwa mit seinem offenen Blick für die Probleme ihrer Mitmenschen, wodurch sich sogar zwei Streithähne versöhnten. Oder die 40-Jährige Friseurin, die komplett enttäuscht von ihrer Entwicklung im Leben, leichte Beute für die vehemend fordernde und resolute Agentin der Zeitsparkasse wird. Diese Institution wirbt sogar mit dem Spruch: „Mach mehr aus deinem Leben – spare Zeit!“ Der melancholische Straßenkehrer ist hierzu der Gegenpol. Als Vertreter des alten Schlags ist er verunsichert und traurig angesichts der immer schneller werdenden Ellenbogen-Gesellschaft um ihn herum. Das Kulturforum zeigte sich sehr erfreut über das Engagement der Theaterpädagogin, schließlich wecke man so bei den Theaterbesuchern von übermorgen das Interesse an der Kultur. Ab März gibt es auch wieder die Möglichkeit beim Kinder-Theaterspielclub (ab 7 Jahren) oder beim Jugend-Theaterspielclub (ab 12 Jahren) mitzumachen. mes

Zusammenhalt macht Spaß

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Kroaten des Rothenburger Festspiels lieferten närrisches Programm

ROTHENBURG – Nach turbulenten Zeiten in der Vereinsführung des Festspiels gilt es nun nach vorne zu blicken und sich neu aufzustellen.  Eine erfrischende Sache war der Faschingsabend der Kroaten auf dem Zucht- und Reiterhof ihres Hauptmannes Josef Baumann in Preuntsfelden. Miteinander wurde gegessen, gesungen, getanzt, geklascht und so manche Situation auf die Schippe genommen.

Fröhlichkeit gefrönt: buntgemischte Schar sangesfreudiger Mitglieder. Fotos: Schäfer

Fröhlichkeit gefrönt: buntgemischte Schar sangesfreudiger Mitglieder. Fotos: Schäfer

Es war ein kreatives und kommunikatives Miteinander. Küchenchefin Monika Baumann hatte ordentlich aufgekocht. Für die stimmungsvolle Musik sorgte ein Alleinunterhalter der modernen Art. Hausherr Josef Baumann organisierte und moderierte den närrischen Abend. Er schluaber auch ernste Töne an, denn die schwierige Zeit im Festspiel lässt sich nicht so einfach abhaken. Ohne noch einmal auf Einzelheiten einzugehen, bedauerte Josef Baumann den Umstand, „dass sich die ganze Geschichte so hochgeschaukelt hat.“ Zum Teil sei dabei der Respekt im Umgang miteinander verloren gegangen. Nach seiner Abwahl als Vorstandsmitglied wollte er eigentlich im Verein aufhören. Diesen Plan hat er aber über den Haufen geworfen, nachdem er eine Menge Rückhalt in der Gemeinschaft erfahren habe. Dies habe ihn veranlasst, weiter zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Der inzwischen wiedergewählte Vorstand dankte mit emotionaler Rede allen, die zu ihm gehalten haben. Mit Teamgeist statt Ellenbogen lasse sich der Zusammenhalt weiter stärken. Die beste Motivation ist eine freudige Nachricht. Die Kroaten dürfen nach ihrem gelungenen Auftritt im letzten Jahr beim Trachten- und Schützenumzug zum „Wiesn-Auftakt“ des Münchner Oktoberfestes auch heuer an dem Großereignis teilnehmen. Das ist eine große Auszeichnung für die Reitergruppe mit ihren auffällig „gepunkteten Tigerschecken“.

Die aufblasbare Ballerina.

Die aufblasbare Ballerina.

Seit dreizehn Jahren gehört der stellvertretende Kämmerer der Stadt Uffenheim, Werner Unser, zur Kroatischen Reiterei. Neu aufgenommen wurde Benny Babel. Der gebürtige Rothenburger hatte dem Festspiel enttäuscht den Rücken gekehrt, nachdem er sich jahrelang für den Verein eingesetzt hat. Nicht zuletzt seinem Engagement war es zu verdanken, dass es „Der Meistertrunk“ auf die Liste des Immatriellen Kulturerbes der Unesco gebracht hat. Der Verein mit 137-jähriger Tradition leistet eine wichtige Kulturarbeit, die auch zukünftig fortgeführt werden soll. Dazu braucht es tatkräftige Unterstützung für den Neubeginn nach schwierigen Zeiten. Bei den Kroaten herrschte Aufbruchstimmung mit Spaß und Humor. Carola Siegmund plapperte als türkische Reinemachefrau munter drauf los und erzählte Episoden aus dem Alltag mit der Reingruber-Handcreme und dem Hachtel-Brot – assistiert von der Knochenfrau Annika Keller und dem Roten Teufel Jonathan Butzer. Als Rothenburger Straßenkehrer rückte Peter van Bocksen mit Eimer und Besen an und klagte sein Leid über den schmutzigen Job: „Da schwankt mancher mit einem Rausch im Gesicht nach Haus und kotzt sich vorher noch am Maulaffeneck aus.“ Besonders schlimm sei die Situation an Pfingsten: „Nach dem Umzug in der Stadt, laufen die Gäste die Gäul-Scheiße platt.“ Als Anspielung auf die Kontroverse im Festspiel beklagte der Straßenkehrer: „Da wurde viel Scheiß geredet, den treten die Rothenburger weiterhin breit.“ Nach der „Vorstands-Austauschkur“ hofft die Fachkraft für Abfallwirtschaft, dass wieder Ruhe einkehrt in der Stadt, „denn ich habe diesen Scherbenhaufen satt“. Die Kunst des Formationsreitens zeigte eine Gruppe von sechs Reiterinnen auf dem Pferderücken bei einer stimmungsvollen Vorführung in der abgedunkelten Reithalle. Zur Musik der amerikanischen Violistin Lindsey Stirling bewegten sich die mit Lichterketten geschmückten Pferde in Gangart und Tempo zum Takt der Melodien: in anmutenden Manövern wie das Aufeinander-zu-reiten und Durchfädeln oder eine Diagonale reiten. Mit seinen siebzig eigenen Pferden ist Josef Baumann einer der weltweit größten privaten Zuchtbetriebe für Knabstrupper. Die getupften Pferde, bekannt durch Pippi Langstrumpf, sind auch ein Hingucker an Pfingsten, an den Reichsstadttagen, aber aber auch bei einer Reihe weiterer Festumzüge, an denen die Kroatengruppe teilnimmt. sis

Wohnen auf der Frankenhöhe

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Neue Bauplätze im oberen Ortsteil von Schillingsfürst schaffen mehr Wohnraum

SCHILLINGSFÜRST – Sobald es das Wetter zulässt und der Boden nicht mehr gefroren ist, können die Arbeiten am Baugebiet „Marienhof“ fortgesetzt werden  –  mit den neuen Bauplätzen wird ein gefragter, aber auch attraktiver Wohnraum auf der Frankenhöhe geschaffen.

Rund die Hälfte der neuen Bauplätze neben dem Marienhof sind noch zu haben. Fotos: Haas

Rund die Hälfte der neuen Bauplätze neben dem Marienhof sind noch zu haben. Fotos: Haas

Das Angebot von Grund-, Mittel- und Realschule, einer Kinderkrippe, Apotheke, Banken, Kirchen und mehreren Einkaufsmöglichkeiten macht Schillingsfürst zu einem äußerst attraktiven Standort – und zwar nicht nur für junge Familien. Die naheliegende Anbindung an zwei Autobahnen stellt ein weiteres Entscheidungskriterium für die potenziellen Käufer dar. Es liebäugeln vor allem Einheimische mit der neugeschaffenen Baufläche, aber auch aus dem näheren Umland interessiert man sich dafür. Zudem macht die schöne Lage das Baugebiet „Marienhof“ zu etwas Besonderem, sagt Bürgermeister Michael Trzybinski. Nicht nur die Umgehungsstraße ist in unmittelbarer Nähe, man hat auch die Natur direkt vor der Haustür. Bereits in den ersten Monaten nach seinem Amtsantritt verkaufte Michael Trzybinski die letzten fünf freien Bauplätze im „Dorf“, wie Einheimische den unteren Ortsteil von Schillingsfürst nennen. Gleich im Juni 2014 wurde dann bei Fürst Constantin zu Hohenlohe nach geeigneten Flächen für ein neues Baugebiet angefragt, denn „wenn man keine freien Bauplätze mehr hat, müssen eben die Weichen dafür geschaffen werden“, sagt Michael Trzybinski. Ein weiteres Baugebiet im Süden von Schillingsfürst zu finden, gestaltete sich als schwierig, da hier schon die Industrie angesiedelt ist. Der Fürst war bereit den Grund am Marienhof der Stadt zu verkaufen, wo nun 21 neue Bauparzellen entstanden sind. Mit Hilfe eines Ingenieurbüros und der erstmaligen Hinzunahme einer Erschließungsträgerschaft konnte das Vorhaben reibungslos abgewickelt werden, was das Stadtoberhaupt vollstens zufrieden stellt. Die verschiedenen Bauplätze sind zwischen 435 Quadratmeter und 1072 Quadratmeter groß und voll erschlossen. Zudem verfügen sie künftig über eine Breitband-Versorgung, welche einen Internetzugang mit hoher Geschwindigkeit gewährleistet. Im Preis von 81 Euro pro Quadratmeter sind somit alle Kosten enthalten, zu Nachberechnungen kommt es hier laut Bürgermeister nicht. Die Stadt fordert mittlerweile, dass die Käufer innerhalb von zwei Jahren ihren jeweiligen Grund bebauen, damit es nicht zu Lücken kommt – der Wohnraum in Schillingsfürst wird schließlich wirklich gebraucht.

Unter der Rubrik „Wirtschaft und Bauen“ und „Bauplatzvermarktung“ hat die Stadt Schillingsfürst auf ihrer Internetseite eine Informationsplattform angelegt. Auf diesem Weg können sich Interessenten auch noch nach Feierabend virtuell sämtliche Informationen, sowie den aktuellen Status der Bauplätze einholen. Durch die online Benutzung gibt es eine ständige Bewegung im Status des Baugebiets, erklärt der Bürgermeister. So komme es schon mal vor, dass gleich zwei Reservierungen an einem Tag eintreffen. Elf Bauplätze sind nach dem momentanen Stand der Informationsplattform noch frei, der Rest ist bereits reserviert oder verkauft. Die Möglichkeit von zu Hause aus, auch außerhalb der städtischen Öffnungszeiten, Anfragen oder sogar Reservierungen zu stellen, wurde von vielen Interessenten sehr gelobt, verrät der Bürgermeister. Schließlich lasse sich jeder Schritt von der ersten Anfrage bis hin zum Notartermin ganz einfach online handhaben. Auch die Namensgebung für die neu entstandenen Straßen wurde vom Stadtrat im Oktober beschlossen. Wichtig war den Ratsmitgliedern hier vor allem die Straßen mit Namen aus der Geschichte der Schloss-Stadt zu verbinden. So entschied sich der Stadtrat einstimmig für den „Johanna-Lößlein-Weg“ als Name der Querstraße in Ost-West Ausrichtung. Die aus Schillingsfürst stammende Krankenschwester Johanna Lößlein hat im Zweiten Weltkrieg viel Mut bewiesen – ein Thema, das gerade heute in Zeiten von Terror und Kriegen wieder von äußerster Wichtigkeit ist. Mit der künftigen Namensgebung sollen die Taten der mutigen Frau gewürdigt werden. Doch auch die Verbundenheit und der Dank zur Fürstenfamilie spielte bei der Auswahl der Namen eine große Rolle. Mit überwiegender Mehrheit entschied sich der Stadtrat Schillingsfürst dafür, der Längsstraße in Nord-Süd Ausrichtung künftig den Namen „Am Fürstenfeld“ zu geben. Wann es mit den Bauarbeiten entlang der zwei neuen Straßen weiter geht, entscheidet das Wetter – allzu lange dürfte deren Fortsetzung also nicht mehr dauern. ah

„Aufzugsstadt“ weiter ausbauen

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Die Narrenwirtschaft blüht: Vorgänge in der Kleinstadt unterhaltsam aufbereitet

ROTHENBURG – Die Butz-Faschingsnarren sind kompromisslos in der Sache und ihrer Zeit voraus in der politischen Mitbestimmung. Das leidige Namensproblem um das neue Bauwerk vor dem Spitaltor ist gelöst.

Ansammlung von Exzentrikern: Bei der neuen Komödie der kultigen „Addams Family“ nehmen die  Dinge ihren chaotischen Verlauf.

Ansammlung von Exzentrikern: Bei der neuen Komödie der kultigen „Addams Family“ nehmen die Dinge ihren chaotischen Verlauf.

Vom Geistesblitz getroffen hat die Gruppe mit Narrenfreiheit und weitreichenden Entscheidungen ihre Wahl getroffen. Die „Busparkplatz-Mehrfachturnhalle“ könnte nicht nur zum lokalen, sondern auch nationalen Symbol für Sport und Kultur werden – für Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Gesinnung. Das markante geografische Objekt im südlichen Teil der Stadt ist barrierefrei und – was höchst erstaunlich ist – die Politik muss draußen bleiben. Dies ist das klare, sichere Selbstverständnis fränkischer Verhältnisse. Das Motto des Abends „Geistertrunk im Meisterbutz“ spielte auf den Führungsstreit beim Festspiel an, der in der Narrenhochburg am Kapellenplatz in einer eigenen Inszenierung durch die Mangel gedreht wurde. Der ausgeheckte Plan sah vor „Butz-Faschings-Weltkulturerbe“ zu werden. Daraus wurde ein unfassbares Gebaren: Gegeneinander statt Miteinander. Sogar die Garderobieren des Festspiels, gespielt von Hilde Kistenfeger und Edith Hümmer, mischten bei der Diskussion mit und zogen in Erwägung, Eintritt an den Stadttoren zu verlangen, um die Kostümkiste aufzufüllen. Sie spotteten über „postfaktische Politik“ bei der nicht Fakten im Mittelpunkt stehen – und über die Aufwertung Rothenburgs als „Aufzugstadt“ zur Personenbeförderung. Selbst vor dem Rathaus mache der Anbau nicht halt: „Der OB ist 60 Jahre alt geworden und braucht die Aufzugskabine deshalb auch.“

Ein Coup mit viel Getöse: Einzug der alternativen Festspielgruppe. Fotos: Schäfer

Ein Coup mit viel Getöse: Einzug der alternativen Festspielgruppe. Fotos: Schäfer

Wer nicht auf den Mund gefallen ist, hat gute Karriere-Chancen. Dies stellten Sandra Wittmann und Sabine Hassel in einem Zwiegespräch mit dem eigenen Gewissen unter Beweis. Wer kennt nicht den Zwiespalt zwischen Gut und Böse, der in jedem von uns steckt. In manchen Situationen sitzen Engel und Teufel auf den Schultern und symbolisieren das Ringen zwischen den beiden möglichen Entscheidungen. „Spieglein, Spieglein in der Hand, wer ist die beste Vorsitzende im ganzen Land?“ Beim Festspiel ist der Posten neu vergeben, aber die Leitung in der Kita am Herterichweg ist noch frei. „Da suchen sie nach eineinhalb Jahren schon die vierte Führungskraft. Das ist kein Job mit Zukunft.“ Der Nachwuchs der vereinseigenen Butz-Faschingszeitung gab ein gelungenes Debüt. Reporter Christoph Kraus griff gesellschaftlich relevante Themen auf und fühlte dem wortgewandten Möchtegern-Vorsitzenden der Butz-Faschings­gesellschaft (Udo Winkel) auf den Zahn. Als Ergebnis seiner Recherche konnte er die Neuigkeit vermelden von der Idee die Turnhalle um eine Reithalle zu erweitern. Neidlos musste der amtierende Butz-Chef (Hans Kraus) anerkennen: „Das nenne ich ein schlüssiges Konzept. Der Mann hat große Chancen bei der Wahl.“ Dann tauchte die bizzare „Addams Family“ auf, bekannt aus der gleichnamigen Comedyserie, die das Genre der Fantasie- und Horrorfilme parodiert. Der exzentrische Clan brach eine Diskussion vom Zaun. Hintergrund waren Streitigkeiten um die Vorherrschaft vom „Geistertrunk im Meisterbutz“: „Es wird frisches Blut gebraucht.“ Vater Gomez (Juan Paton) versuchte seine Machtposition gegen die aufmüpfigen Familienmitglieder zu verteidigen. Es entspann sich ein heftiger Wettstreit um das letzte Wort in Sachen Namensgebung der neuen Mehrzweckhalle. Die Parteien blieben uneins. Die Einladung zum Szene-Drink „Bloody Mary“ an der Bar stimmte alle versöhnlich. Ein Abend mit Happy-End. Die Zuschauer sparten nicht mit Applaus. Die närrische Nacht dauerte bis in die Morgenstunden. Die spiellaunige „Sixbag“-Band legte sich richtig ins Zeug und spielte schließlich einen stimmungsvollen Schlussakkord. sis

Mittel bereitgestellt

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Steinbruchausbau kostet mehr – Straße als Gemeinschaftsprojekt

ROTHENBURG – Relativ tief in die Tasche greifen muss die Stadt Rothenburg, um den ehemaligen Steinbruch Soldner zur Bauschutt-Deponie zu machen. Auf über 450 000 Euro Gesamtkosten ist das Projekt nach den letzten Berechnungen geschätzt. Es wird somit rund 50000 Euro teurer kommen als zunächst angenommen. Der Stadtrat votierte in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für die  zusätzliche Mittelbereitstellung.

Sanierungsbedürftig: Verbindung Leuzhof – Staatsstraße 1040.

Sanierungsbedürftig: Verbindung Leuzhof – Staatsstraße 1040.

An den Mehrkosten beteiligt sind zusätzliche Ausgaben für die Stabilisierung des Bodens und für die Entwässerung (insgesamt etwas über 35000 Euro). Hinzu kommen nach Prüfung der Schlussrechnung weitere gut 15000 Euro. Sie sind verursacht durch zusätzliche Maschinenarbeiten, die im vergangenen Frühjahr nach den starken Regenfällen und den dadurch aufgetretenen großen Schlammablagerungen. Für das Sickerbecken musste der Hang außerdem mit Natursteinblöcken gesichert werden. Schönes Geld für Dinge, die vorauszusehen gewesen wären? Stadtrat Dieter Schulz (CSU) meldete Zweifel an, ob die entstandenen Mehrkosten wirklich so unvorhersehbar waren. Stadtbaumeister Michael Knappe dazu: Es habe sich bei den Regenfällen um mehr gehandelt als um einen mittleren Niederschlag. Ob die Hangsicherung mit Beton nicht kostengünstiger möglich gewesen wäre, wurde Knappe aus dem Gremium gefragt. Seine Antwort: Natursteinblöcke seien in diesem Fall die Lösung, die unter dem Strich am wenigsten Ausgaben erfordern und auch am effektivsten sind.

Der ehemalige Steinbruch Soldner: Rund 50000 Euro mehr als geplant kostet der Ausbau zur Bauschutt-Deponie.Fotos: Weber

Der ehemalige Steinbruch Soldner: Rund 50000 Euro mehr als geplant kostet der Ausbau zur Bauschutt-Deponie. Fotos: Weber

Gemeinsam möchten die Gemeinde Insingen und die Stadt Rothenburg die Sanierung der Gemeindeverbindungsstraße zwischen dem Insinger Ortsteil Leuzhof und der Staatsstaße 1040 angehen. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung die erforderlichen Mittel für die Arbeiten am Rothenburger Teilstück einstimmig genehmigt. Dabei geht es um knapp 100000 Euro. Insgesamt sind die Kosten für die Sanierung des Straßenabschnitts auf knapp 235000 Euro veranschlagt. Vier Firmen hatten sich an der Ausschreibung beteiligt. Das günstigste Angebot hat die Ernst Hähnlein Bau GmbH aus Feuchtwangen abgegeben und den Auftrag erhalten. Im Haushalt 2017 der Stadt Rothenburg dürfte sich das Projekt, vorausgesetzt die Abrechnung bestätigt die Zahlen, nur etwa zu einem Drittel des geschätzten Eigenanteils auswirken. Aus dem vergangenen Etat-Jahr steht nämlich noch ein nicht verbrauchter Betrag von 70000 Euro zur Verfügung. Stadtbaumeister Michael Knappe hebt die Kooperation von Insingen und Rothenburg in dieser Sache positiv hervor. Die Zusammenarbeit erleichtere das Vorhaben ganz wesentlich, betont er. Der Ausbau der Straße wird nicht zuletzt wegen des maroden Zustands im zur Staatsstraße 1040 gelegenen Abschnitt erforderlich. In Leuzhof befindet sich eine große Biogasanlage, in der Lebensmittelabfälle energetisch verwertet werden. Auf den Sanierungsbedarf der Gemeindeverbindungsstraße Schnepfendorf-Leuzenbronn hat anlässlich der Mittelbereitstellung in diesem Fall Hermann Schönborn (UR) hingewiesen. Entsprechende Gelder sind in den Investitionsplanungen des Haushalts für 2019 vorgesehen. Das Projekt sollte keinesfalls noch länger warten, meinte Schönborn. Ohne Diskussion und Gegenstimme vergeben hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung außerdem Arbeiten im Kostenumfang von knapp 640000 Euro für den Umbau der Luitpoldschule zum Studienzentrum (Campus). Dabei geht es um die Elektro-Installation und um die Anlage für Abwasser, Wasser, Abluft, Kälte und Heizung. Kulturbeauftragte Johanna Kätzel hatte eingangs das Leader-Kooperationsprojekt „Mittelfränkischer Jakobsweg“ vorgestellt. Dabei geht es um die Bündelung von Initiativen und um eine durchgängige Vermarktung. Dazu gehören gedruckte Kulturführer ebenso wie in Rothenburg eine Informationstafel und rund 30 metallene Bodennägel mit Muschelsymbol. Der Stadtrat machte ohne Gegenstimme den Weg frei für die Bereitstellung von jeweils 2500 Euro (30 Prozent vom Bruttogesamtbetrag) für die nächsten zwölf Jahre. -ww-


Hühner haben Hausarrest

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Vogelgrippe führte zu angeordneter Stallpflicht für Geflügel in ganz Bayern

SCHILLINGSFÜRST – Zu lachen haben Hühner, wie es sprichwörtlich oftmals heißt, zur Zeit wohl weniger. Wegen der Vogelgrippe wurde in vielen Bundesländern eine Stallpflicht für Geflügel verhängt. Die Folgen dieser Sicherheitsmaßnahme sind für die Tiere und ihre Halter zu spüren.

Einige Gebiete werden genauer beobachtet.

Einige Gebiete werden genauer beobachtet.

Seit November besteht sie nun, die Stallpflicht für Geflügel. So versucht man den Kontakt zu potenziell infizierten Wildvögeln auszuschließen. Die Halter von Enten, Gänsen, Fasanen, Laufvögeln, Wachteln und den verschiedensten Hühnerarten müssen ihre Tiere seitdem in einem geschlossenen Stall oder unter einer dichten Schutzvorrichtung unterbringen, heißt es in einer Allgemeinverfügung des Landratsamtes Ansbach. Der Konsument merkt die Auswirkungen der Vogelgrippe an den leer bleibenden Plätzen für Freilandeier im Regal von sämtlichen Supermärkten. Doch für die Tiere selbst und ihre Halter sind diese viel grvierender. Gerade für Geflügelhalter, die ihre Tiere normalerweise draußen halten, bringt eine solche Vorsichtsmaßnahme große Veränderungen. Demnach hat der Hobby-Hühnerhalter Rainer Kolb aus Schillingsfürst seine 25 Hühner noch nie so lange „eingesperrt“. Man merkt, dass ihm das Wohl seiner Tiere sehr am Herzen liegt. Egal ob Hase, Meerschweinchen, Hahn oder Huhn – Rainer Kolb versucht jedem Tier so viel Platz und Auslauf wie möglich zu geben, wenn es das Wetter erlaubt. Wie bei vielen anderen Geflügelhaltern auch, verbringen seine Hühner die meiste Zeit im Jahr in einem Außengehege, wo die Tiere an der frischen Luft sind und viel Platz für sich haben. Dort können sie sich in Sträuchern verstecken oder im Boden scharren. Sie fressen Gras, Würmer oder kleine Sandkörner, die dem Magen beim zermahlen der aufgenommenen Nahrung helfen. All das ist in einem abgeschlossenen Stall nicht möglich. Zwar seien sie hier vor Füchsen, Mardern oder Habichten größtenteils geschützt, aber auch das Licht und die Sonne fehlen den Hühnern extrem, meint Rainer Kolb. Denn sobald die Sonne zu scheinen beginnt, fangen seine Hühner für gewöhnlich die Strahlen ein, indem sie sich auf dem Boden ausbreiten und ihre Wärme genießen  – in diesem Jahr konnten die Hühner jedoch noch keinen Sonnenstrahl erhaschen.

Noch kein Ende in Sicht: Die Stallpflicht für Geflügel besteht weiterhin. Fotos: Haas

Noch kein Ende in Sicht: Die Stallpflicht für Geflügel besteht weiterhin. Fotos: Haas

Im näheren Umkreis von Rothenburg befinden sich an einigen Ortseinfahrten der Hauptverkehrsstraßen Schilder zur Geflügelpest, wie die Vogelgrippe auch bezeichnet wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass in diesen Orten bereits Tiere mit dem Erreger infiziert wurden. Nach Bekanntmachung des Landkreises Neustadt-Bad Windsheim wurde im Januar ein Fall der Geflügelpest in einem Ortsteil von Burgbernheim festgestellt. Daraufhin wurde um den betroffenen Stand im Umkreis von bis zu drei Kilometern ein Sperrbezirk errichtet. Im Umkreis von bis zu zehn Kilometern legte man Beobachtungsgebiete fest. Im Rothenburger Umkreis fallen demnach unter anderem Schweinsdorf, Binzwangen, Ohrenbach oder Windelsbach in den Radius der Beobachtungsgebiete, wie es in einer Mitteilung des Landratsamtes heißt. Geflügelbestände in diesen Gebieten sind unter amtlicher Beobachtung und unterliegen strengeren Auflagen. Nach Informationen des Landratsamtes sind die Beobachtungsgebiete inzwischen wieder aufgehoben, die Schilder stehen jedoch an manchen Ortseinfahrten immer noch. Die allgemeine Stallpflicht hingegen besteht auch weiterhin. Eine solche Verordnung wirft häufig die Frage auf, ob Freilandhalter überhaupt auf eine solche Situation vorbereitet sind und die räumlichen Möglichkeiten haben, ihre Tiere für einen längeren Zeitraum in einer geeigneten Behausung zu halten. Rainer Kolb erklärt, dass das normalerweise kein Problem sei, da Hühner die Nacht im Inneren verbringen und in den kalten Monaten sowieso einen Stall brauchen. Hierbei scheint ersichtlich, dass die Größe eines solchen Stalles jedoch nicht mit der eines Freilandgeheges zu vergleichen ist. Bei rund 160 Hühnern nimmt die Verordnung zur Stallpflicht auf dem Bauernhof der Familie Siller aus der Ziegelhütte schon ganz andere Dimensionen an. So erzählt auch Elisabeth Siller, dass es ihr für ihre vielen Hühner sehr leid tue, nicht wie gewohnt nach draußen zu dürfen. „Unser Stall ist zwar groß, aber eben nicht darauf ausgelegt, dass die Tiere die ganze Zeit nur eingesperrt sind“, erklärt sie. Denn normalerweise können sich die Hühner auf einer Wiese, die mehr als genug Platz biete, frei bewegen. Dass auch Tiere wegen eingeschränkter Bewegung, fehlender frischer Luft und der überwiegenden Dunkelheit im Stall bedrückt wirken, ist kein Wunder. Zwar seien seine Hühner das Stallleben durchaus gewohnt, weil sie im Winter und vor allem, wenn Schnee liegt, sowieso kaum im Außengehege sind, sagt Rainer Kolb, jedoch bestehe im Normalfall wenigstens ab und zu die Möglichkeit um rauszugehen.

Die Stallpflicht zwingt die Halter dazu, die Tiere schon seit fast vier Monaten einzusperren. Jedem, der sich an diese bayernweite Verordnung nicht hält, drohen Strafen – egal ob man gewerblich als Landwirt, im Großbetrieb oder ganz privat auch nur wenige Hühner hält. Während sich die Stallpflicht bei Hühnern noch relativ „einfach“ umsetzen lässt, sieht es bei anderen Geflügelarten anders aus, meint Rainer Kolb. Er selbst findet es im nachhi-nein weniger schlimm, dass seine Enten von einem Fuchs geholt wurden. „Enten im Stall zu halten, das gibt eine unglaubliche Sauerei“, sagt er. Denn diese Tiere brauchen Wasserstellen zum „planschen“, was in einem Außengehege kein Problem darstellt, innen jedoch mit viel Aufwand verbunden ist. Ob bald ein Ende der Stallpflicht in Sicht ist, bleibt abzuwarten. Von ihrem Geflügelhändler weiß Elisabeth Siller, dass wohl noch jede Woche neue Fälle der Vogelgrippe entdeckt werden. Dass die Frist „ungefähr bis Fasching“ anhalten würde, wie Rainer Kolb aus den Medien erfahren hat, sei also aussichtslos. Die Familie Siller habe von einer Erweiterung der Stallpflicht bis Ostern gehört. Auch wenn die Zeit für die langersehnte Aufhebung der Stallpflicht bereits reif wäre, müssen sich sowohl die Halter und die Tiere noch gedulden. ah

Ein Haus voller Leben

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Spitzenreiter bei Übernachtungen: die Jugendherberge

ROTHENBURG – Mit rund 32000 Übernachtungen im Jahr ist die Jugendherberge der größte Übernachtungsanbieter in Rothenburg. Die auf zwei historische Gebäude in der Altstadt verteilte Einrichtung beherbergt überwiegend junges Klientel auf Klassenfahrt oder im Ferienlager. Im kleineren Umfang nehmen auch Familien, Radler und Wanderer die preisgünstige Unterkunft in Anspruch – vorausgesetzt sie haben einen gültigen Jugendherbergsausweis.

Von Thüringen nach Rothenburg: Herbergsleiter Jörg Simon liebt seinen anspruchsvollen Job in einem familiären Umfeld.     Fotos: sis

Von Thüringen nach Rothenburg: Herbergsleiter Jörg Simon liebt seinen anspruchsvollen Job in einem familiären Umfeld. Fotos: sis

Für Flüchtlinge gab es mit der Zuwanderungswelle eine Ausnahme. Angesichts der Zuwanderungswelle im letzten Jahr half der Beherbergungsbetrieb aus der Patsche und nahm in der Nebensaison achtzig Flüchtlinge auf, bis sie anderweitig untergebracht werden konnten. In der Statistik der Jugendherberge schlug sich dieser Gästekreis mit 3500 Übernachtungen in der Jahresbilanz nieder und sorgte zusätzlich für ein gutes Ergebnis. Seit zwei Jahren leitet Jörg Simon (46) die Jugendherberge. Mit ihm ist wieder Kontinuität und Verlässlichkeit in das Traditionshaus eingekehrt, nachdem es mal gehakt hat zwischendurch. Im Anschluss an die Erfolgsgeschichte der Herbergseltern Doris und Eduard Schmitz. 32 Jahre haben sie in dem Beherbergungsbetrieb gearbeitet und gelebt mit ihren drei Kindern, die in der großen Dachgeschosswohnung mit herrlichem Altstadtblick großgeworden sind. Als die Eheleute im Mai 2013 in den wohlverdienten Ruhestand gingen, übernahm ein 32-Jähriger aus Leipzig die Leitung. Der studierte Informatiker, Elektrotechniker und gelernte Koch war zuvor in einem Schullandheim auf einer Nordseeinsel tätig. In Rothenburg wurde er nicht heimisch. Nach seinem Weggang gab es eine Übergangslösung mit Fachkräften des Jugendherbergswerks, die überall als Ersatz eingesetzt werden, wo personelle Engpässe bestehen. Jörg Simon hatte sich zu der Zeit bei dem gemeinnützigen Verein in München beworben und fand die Aufgabe in Rothenburg reizvoll. Der gebürtige Thüringer und gelernte Koch ist schon viel herumgekommen. Er hat in der Hotellerie gelernt und brachte es bis zum stellvertretenden Küchenchef in großen Häusern. Dann wechselte er in die Gemeinschaftsverpflegung eines Krankenhauses und managte schließlich mehrere Betriebskantinen mit 10000 Essen am Tag.

Jugendherbergseinrichtung mit Stockbetten: Welcher Platz auf dem Etagenbett ist besser – oben oder unten?

Jugendherbergseinrichtung mit Stockbetten: Welcher Platz auf dem Etagenbett ist besser – oben oder unten?

Ein privater Jugendherbergsbetreiber warb ihn ab nach München auf der Suche nach einem Betriebsleiter für sein Haus mit 1100 Betten. Als sein Chef expandierte ging Jörg Simon an den neuen Standort nach Hamburg und baute den fast doppelt so großen Beherbergungsbetrieb auf. Seine Frau stammt aus Sachsen-Anhalt. Kennengelernt haben sie sich vor fünfzehn Jahren in Stuttgart, als beide in der Gastronomie arbeiteten. Mit der Geburt von Zwillingen verschoben sich die Prioritäten. Die Familie zog näher in heimatliche Gefilde. Jörg Simon übernahm die gastronomische Leitung in einer kleinen historischen Burganlage bis er neue berufliche Pers­pektiven und Möglichkeiten beim Jugendherbergswerk anstrebte. Der Verein ist Träger von über fünfhundert Betrieben in Deutschland und größtes Mitglied des internationalen Jugendherbergsverbandes „Hostelling“. Rothenburg kannte Jörg Simon bis dahin nur von einem früheren Kurzbesuch vor zwanzig Jahren mit einem ehemaligen Arbeitskollegen, der in Schopfloch wohnte und im „Greifen“ in Feuchtwangen arbeitete. In der Erinnerung sind ihm damals zwei Dinge eindrücklich hängen geblieben: die vielen Preisschilder auf Japanisch und McDonald’s in einem historischen Altstadtgebäude. Den Orts- und Berufswechsel nach Rothenburg hat er bisher nicht bereut. Im Gegenteil. Die ganze Familie fühlt sich „sehr wohl“. In Reichelshofen hat sie ein passendes Heim gefunden. Seit die sogenannte „Residenzpflicht“ in der Jugendherberge abgeschafft wurde, ist es möglich, in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Seine Frau arbeitet in Teilzeit in einem Supermarkt. Ihre beiden Zwillingsbuben sind inzwischen sieben Jahre alt und gehen in Oberscheckenbach zur Schule.

Der große Speisesaal und Veranstaltungsraum.

Der große Speisesaal und Veranstaltungsraum.

Der Herbergsbetrieb in Rothenburg hat 183 Betten. Hauptklientel sind Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 14 Jahren auf Klassenfahrt. Die jungen Gäste sind die Haupteinnahmequelle der Einrichtung. Standardmäßig bietet die Unterkunft die klassische Stockbett-Variante: vom Zweibettzimmer mit Bad und WC bis zum Mehrbettzimmer für acht Personen mit Etagendusche. Die Preise pro Person und Übernachtung liegen um die 25 Euro, Schüler zahlen 23,40 Euro. Das Frühstück ist im Preis inbegriffen. Halb- oder Vollpension können dazu gebucht werden. Gern schnüren die freundlichen Küchenkräfte auch Lunchpakete fürs Mittagessen unterwegs. Küchenchef Jürgen Knorr hat sein Handwerk in der „Glocke“ gelernt. Bei Bedarf stellt sich auch der Herbergsleiter als Kochprofi zusätzlich an den Herd. Die warmen Hauptmahlzeiten werden täglich frisch zubereitet. Einmal in der Woche gibt es einen vegetarischen Tag. „Der Anteil an Convenience-Produken liegt bei unter zehn Prozent“, sagt Jörg Simon. „Wir legen Wert auf eine abwechslungsreiche Kost.“ Auch religionsspezifische Verpflegungswünsche kann die Küche erfüllen, ebenso auf Allergiker eingehen. Die Kinder essen am liebsten Spaghetti und andere Nudelgerichte, Schnitzel, Putengeschnetzeltes mit Reis, Mehl­speisen und süßen Nachtisch. Ausländische Gäste können eine Tagesmitgliedschaft erwerben, die im Unterkunftspreis inbegriffen ist. Die Jugendherberge beschäftigt achtzehn Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sowie auf Minijob-Basis. Der bayerische Jugendherbergsverband hat die beiden Gebäude, die Roßmühle, eine ehemals städtische Getreidemühle mit gewaltigem Dachtragwerk, und das benachbarte Fachhaus im Spitalhof gepachtet und kann die Bau- oder Reparaturaufwendungen mit der Miete verrechnen. Die alten Gebäude haben viel Charme, aber auch Sanierungsbedarf. Die Rossmühle mit ihren insgesamt 17 Schlaf-räumen wurde zuletzt Ende der 80er Jahre renoviert, die Herberge im Spitalhof Mitte der 90er Jahre. Eine Auffrischung würde beiden Objekten sicher gut tun, geht aber ganz schön ins Geld. Es gibt eine grobe Kostenschätzung zur Entwurfsplanung. Eigentum verpflichtet. Stadt, Hospitalstiftung und Jugendherbergsverband sind gefordert, eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden und Kompromisse zu schließen in Sachen Miete und Baulast. Das 500-jährige Bestehen der Rossmühle wird im Rahmen einer kleinen Feier mit geladenen Gästen am Sonntag, den 12. März begangen. Die ehemalige Getreidemühle war einst von größter Bedeutung für die Ernährung der Stadt. Seit 1957 dient sie als Herberge. Das Gebäude im Spitalhof ist ähnlich alt, wie Nachforschungen ergeben haben. Kein Zimmer gleicht dem anderen, keine Wand ist gerade kein Fußboden eben – für Gäste ein Coolness-Faktor. sis

Auf des Reformators Spuren

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Bekannte Rothenburger und ihr ganz persönlicher Bezug zu Martin Luther

ROTHENBURG – 2017 steht ganz im Zeichen eines Mannes: Anlässlich des 500. Jahrestages seines Thesenanschlags ist Martin Luther heuer in aller Munde. Jeder weiß, um die Bedeutung des Reformators in der Kirchengeschichte. Doch welche Spuren hat das Wirken und das Vermächtnis des Reformators bei dem Einzelnen hinterlassen? Und wie aktuell sind heutzutage noch seine Anschauungen? Wir haben uns bei ein paar bekannten Rothenburgern umgehört.

Dr. Markus Hirte    Fotos: Scheuenstuhl

Dr. Markus Hirte Fotos: Scheuenstuhl

Dr. Markus Hirte, Leiter des Mittelalterlichen Kriminalmuseums: „Ich bin in Weimar/Thüringen, also einem Kernland der Reformation, geboren und aufgewachsen und habe deshalb schon regional eine enge Verbindung zu Martin Luther. Bereits als Kind standen bei mir Besuche auf der Wartburg bei Eisenach hoch im Kurs. Zudem bin ich Protestant und habe dadurch auch konfessionell eine Bindung zum Reformator. Mein Lieblingszitat von Luther lautet: ,Wer bekommt, was er mag, ist erfolgreich. Wer mag, was er bekommt, ist glücklich.‘ Ich halte ihn für eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des letzten Jahrtausends und habe höchsten Respekt vor seiner Lebensleistung und geistigen und geistlichen Brillanz. Luther ist für mich ein Mensch mit Stärken und Schwächen und ich versuche deshalb nicht über ihn zu urteilen. Gleichwohl gibt es Äußerungen von ihm, etwa zu Juden oder zu Frauen, die ich so nicht teilen kann.“

 

Johannes Pabinger

Johannes Pabinger

Johannes Pabinger, MissioPoint Sekretär im CVJM Rothenburg/Leuzenbronn: „An Martin Luther gefällt mir vor allem, dass er als brillanter Denker einen kühlen Kopf bewahrt. In Streitfragen argumentiert er sachlich. Einschüchterungsversuche anderer Menschen interessieren ihn nicht. Das ist eine bemerkenswerte Fähigkeit, die jedem, der sie ausübt, viel Freiheit bringt. Denn ich finde, dass es fast nichts Schlimmeres gibt, als vor den Mächtigen zu ducken. Die Wahrheit steht über der Frage, was denn die ,anderen‘ denken könnten. Daneben gefällt mir seine Freude am Leben, die sich in der Liebe zu den Menschen ausdrückt – trotz allem Schweren seiner Zeit. Martin Luther freut sich am ganz normalen Leben, das Gott jedem Menschen schenkt. Er gründet eine Familie und damit das erste Pfarrhaus, nimmt Pflegekinder an und wird wohl der erste Pfarrer mit einem ziemlich alternativen Lebensstil gewesen sein.“

 

Dekan Hans-Gerhard Gross

Dekan Hans-Gerhard Gross

Dekan Hans-Gerhard Gross: „Auswendig lernen hat mich noch nie begeistern können. So hielt sich auch meine Begeisterung bei meiner ersten bewussten Begegnung mit Martin Luther sehr in Grenzen. Ich war Konfirmand und ich wusste, die Konfirmation gibt es nur mit dem Kleinen Katechismus eines Dr. Martin Luther, der vor langer Zeit gelebt hat. Und dieser Katechismus war nicht lediglich in Händen zu halten, sondern auswendig zu lernen – sämtliche Hauptstücke samt Erklärungen Luthers, Wort für Wort! Was mir damals überhaupt nicht behagte, hat mich begleitet und geprägt in meiner Existenz als evangelischer Christ und Pfarrer. Bis heute finde ich Luthers Beschreibung dessen, was alles zum täglichen Brot gehört, treffend und ganz stark am Leben orientiert: ,Was heißt denn tägliches Brot?‘, fragt er. Und die Antwort lautet: ,Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.‘ Wer diese umfassende Sorge um das tägliche Brot in Gottes Hände legen kann, legt zwar nicht die Hände in den Schoß, weiß sich aber von einem Vertrauen getragen, das jenseits aller menschlichen Anstrengung und Sorge liegt. So kann Luther auch in einer Tischrede sagen: ,Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier, und das Reich Gottes kommt von ganz alleine.‘ Diese Zuversicht in Gottes Wirken und Handeln wird gerade in turbulenten Zeiten, wie wir sie gegenwärtig erleben, ungeheuer wichtig. An einem Martin Luther können wir uns auch heute noch orientieren.“

 

Oberbürgermeister Walter Hartl

Oberbürgermeister Walter Hartl

Oberbürgermeister Walter Hartl: Martin Luther war nicht nur der theo-logische Urheber der Reformation, sondern auch ein bildungspolitischer Vordenker: Er forderte staatliche Bildung für alle und die Ratsherren der deutschen Städte dazu auf, die ,allerbesten Schulen für Knaben und Mädchen an allen Orten aufzurichten‘. Bildung sah er als Waffe im Kampf gegen das Böse – ausgehend von der Erkenntnis, dass sich Menschen ohne Bildung leichter manipulieren lassen. Eine Erkenntnis, die heute so aktuell ist wie damals.“

 

 

 

Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr

Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr

Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr: „Das Besondere für mich an Martin Luther ist, dass er den Gemeindegesang als festen Bestandteil in den Gottesdienst integriert hat. In einer Messfeier war es vorher so, dass die Gemeinde eine eher zuschauende Rolle hatte und höchstens mit einigen Kyrie-Rufen beteiligt war. Hauptsächlich sangen Männerstimmen, meistens Priester, den gregorianischen Choral. Luther hat angefangen Kirchenlieder zu dichten und mit seinen Freunden Melodien dazu zu erfinden. Manchmal wurden auch von weltlichen Liedern die Melodien genommen und mit geistlichen Texten unterlegt. Damit konnte man zum ers-ten den Menschen, die zum Teil nicht lesen und schreiben konnten, das Evangelium in Liedform nahebringen und zum zweiten den Gottesdienst lebendig gestalten, indem die Gemeinde ganz bewusst mit Singen daran beteiligt wurde. In der berühmten Kirchweih-Predigt zur Einweihung der Torgauer Schlosskirche gibt Martin Luther eine ganz kurze, klare Definition von Gottesdienst: ,Gott spricht mit uns durch sein Wort und wir antworten ihm mit Gebet und Lobgesang.‘ Von da aus hat sich die evangelische Kirchenmusik entwickelt. Komponisten wie Johann Walter und später Heinrich Schütz setzten die Worte des Evangeliums in die Sprache der Musik um und vertieften damit die Worte der Bibel. Während vorher die kirchenmusikalischen Werke meist in der Kirchensprache Latein erklangen, verwendeten die Komponisten der Reformation die deutsche Sprache. Martin Luther räumte der Musik nach der Theologie den höchsten Stellenwert ein. Auch instrumentale Musik konnte bei Luther im Gottesdienst ihr Recht haben, wenn sie zur Ausdeutung des Evangeliums und zur Erbauung der Menschen beitrug. So ist daraus ein großer Schatz an Kirchenmusik entstanden und entsteht heute noch, den wir in unseren Gottesdiensten und Konzerten erleben dürfen und zu dem wir uns als singende Gemeinde hinzugesellen.“

 

 Dr. Jörg Christöphler

Dr. Jörg Christöphler

Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen.“ Diese Worte Luthers auf dem Reichstag zu Worms 1521 sind historisch so zwar nicht belegt, für mich bündeln sie aber wie in einem Brennspiegel die Ambivalenz der Person Luthers. Als individuelle, moralische Aussage, das eigene Gewissen und den Glauben betreffend, halte ich den Satz für vorbildlich. Innerhalb der sozialen und politischen Sphäre ist er jedoch fatal: Wirkungsgeschichtlich knüpft sich daran eine verhängnisvolle Rigorosität der Deutschen in öffentlichen Auseinandersetzungen und manches Mal ein Ausweis mangelnder Verhandlungsfähigkeit in politischen Fragen.“ Text und Fotos: mes

China entdeckt Schillingsfürst

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Schloss-Stadt erhält Einladung für Internationale Design Expo in China

SCHILLINGSFÜRST – Die Überraschung war groß in der Schloss-Stadt  als George Kaku, Vorsitzender der Stiftung Asia International, die Einladung für den Besuch in China an Bürgermeister Michael Trzybinski und Hai Yan Waldmann-Wang, Museumsleiterin der Ludwig-Doerfler-Galerie und für eine weitere Person aus der Schloss-Stadt, inklusive der Übernahme für Aufwendungen wie Flug und Übernachtungen, überreichte.

Stiftungsvorsitzender George Kaku, Bürgermeister Trzybinski, Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang.Foto: privat

Stiftungsvorsitzender George Kaku, Bürgermeister Trzybinski, Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang. Foto: privat

George Kaku ist unter anderem Hauptorganisator für die Kunstveranstaltung „Strategic Development Commissioner“ der Firma Shanghai Hong Hao Exhibition Service. Seit dem letzten Jahr findet ein reger Kontakt und Austausch mit dem Ludwig-Doerfler-Museum statt. Aus chinesischer Sicht ist der Standort Schillingsfürst mit seinem Künstleratelier der Ludwig-Doerfler-Galerie und als Mitglied der Romantischen Straße ein äußerst attraktives Ziel. Bürgermeister und Stiftungsratsvorsitzender der Ludwig-Doerfler-Galerie, Michael Trzybinski, ist fest davon überzeugt, dass die Schloss-Stadt und das Heimatmuseum durch diesen Besuch auf der Ebene von Kunst und Touristik profitieren können. Dabei werde ein „neues und großes Tor in das ferne China aufgestoßen“.

So manche Kommunen sehnen sich solche Ereignisse herbei. Man weiß nie, was am Ende des Tages aus solchen Begegnungen herauskommt, heißt es vorsichtig optimistisch aus dem Rathaus. Aber wie sagt schließlich der Volksmund: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Der Kontakt ist dem unermüdlichen Einsatz von Hai Yan Waldmann-Wang geschuldet, die in ihrem Heimatland gezielt für die SchlossStadt Schillingsfürst die Werbetrommel rührt. Dass es den chinesischen Gästen mit der Einladung ernst ist, zeigt der erneute Besuch von George Kaku, diesmal zusammen mit dem Direktor der Firma Shanghai Hong Hao Exhibition Service am Karfreitag, 14. April, in Schillingsfürst. Die Gäste werden dabei die Schloss-Stadt und das Ludwig-Doerfler-Museum besuchen. Bei dieser Gelegenheit soll die offizielle Einladung des Oberbürgermeisters der Stadt Wuxi für den Besuch und die Teilnahme der Stadt Schillingsfürst an der Design und Kunst Expo im Oktober an die Ehrengäste, Bürgermeister und Stiftungsratsvorsitzenden Michael Trzybinski sowie Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang und eine dritte Person, überreicht werden. Bürgermeister Michael Trzybinski kann sich gut vorstellen, einen Vertreter aus dem Bereich Wirtschaft und Produktdesign mitzunehmen. Für den Besuch aus Fernost am Karfreitag wird Bürgermeister Michael Trzybinski seinen Osterurlaub im Allgäu unterbrechen., Zusammen mit den weiteren Bürgermeistern Herbert Seidel und Elisabeth Emmert-Löblein sowie Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang wird er die chinesische Delegation gebührend in der Schloss-Stadt empfangen. mt

„Football als Sportart Nummer 2 platzieren“

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Als neuer „Franken Knights“-Präsident sieht Dr. Joachim Gleiß seinen Verein bereit für viele Herausforderungen

ROTHENBURG – Neuer Schwung für bevorstehende Aufgaben bei den „Franken Knights“: Eine frisch formierte Führungsmannschaft setzt darauf, den um einstige Stärke ringenden Verein konsolidieren und stabilisieren zu können. Und sportlich? Auch da scheinen die Zeichen auf Aufbruch zu stehen. Wir sprachen mit Dr. Joachim Gleiß (50), der vor kurzem das Amt des Vereins-präsidenten übernommen hat.

Mit Schwung ins Amt: Dr. Joachim Gleiß. Foto: Weber

Mit Schwung ins Amt: Dr. Joachim Gleiß. Foto: Weber

Vor zwölf Jahren war er schon einmal ans Ruder gekommen bei den Franken Knights und hatte sich in einer schwierigen Zeit zur Verfügung gestellt. Jetzt zeigt er in einer herausfordernden Phase erneut Verantwortung und meldet sich zurück an der Spitze des Rothenburger Football-Vereins. Was unterscheidet seinen Schritt von damals von dem jetzt und wie sehen die Perspektiven aus? Diesmal habe er den Posten in einer Krise übernommen, die zu Ende geht, betont der neue „Franken Knights“-Präsident. Damals habe er aufgehört, als der Weg der Mannschaft in die 1. Liga führte. Was folgte, sei sportlich und für den Verein eine Katastrophe gewesen, sagt Joachim Gleiß. Das vergangene Jahr umschreibt er als schwierig. Bei dieser Gelegenheit spricht er den beiden Stellvertreterinnen und in ihren Ämtern bestätigten Ines Holzhauser und Dominique Winkle das Kompliment aus, den Verein durch die schwierige Phase ohne Präsident geführt zu haben. Sein Vorgänger Thomas Geißendörfer, der 2015 nach vier Jahren als Stellvertreter an die Spitze gewählt worden war, hatte sein Amt vor Monaten niedergelegt. Vor allem Verletzungspech sei es aus seiner Sicht gewesen, was der ersten Mannschaft der „Ritter“ in der zweiten Liga zu schaffen machte in der vergangenen Saison und zum Abstieg führte: „Gleich 15 verletzte Starter, das kann kein Team ausgleichen.“ Fast zwei Monate vor Beginn der Punkterunde herrscht bei den „Franken Knights“ Zuversicht, diesmal gut dabei zu sein. Zu schnell sollten die Bäume freilich nicht in den Himmel wachsen. Es gehe erst einmal darum, den Verein wieder zu stabilisieren und vor allem auch aus dem eigenen Nachwuchs eine auf Jahre hinaus erfolgreiche Mannschaft für den Rundenbetrieb zu formen, die dort von sich aus bestehen kann, betont Joachim Gleiß. Der Aufstieg steht dabei nicht unbedingt auf der Wunschliste. „Lieber in der dritten Liga bleiben und gewinnen,“ wünscht sich der frischgewählte Präsident nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Stimmung im Stadion: „Die Leute wollen doch Party haben.“ Sportliches Ziel für die kommende Saison? Ein Platz unter den ersten Drei. Wenn die Zeichen nicht trügen, könnten sich die „Ritter“ realistische Hoffnungen darauf machen. Schließlich ist sowohl der Trainerstab als auch der Spielerkader, teils durch glückliche Umstände, überaus namhaft verstärkt worden. „Praktisch aus dem Nichts,“ wie Joachim Gleiß nicht ganz ohne Stolz vermerkt, ist es gelungen, einen Stab von zehn qualifizierten Coaches aufzubauen. Mit Jason Olive führt ihn ein alter Bekannter an, der schon vor dem Aufstieg in die 1. Bundesliga bei den „Knights“ war, dann aber wieder zurück musste in die Staaten. Inzwischen in Stuttgart stationiert, ist es für ihn Ehre und Auftrag zugleich, als Chef des Trainerstabs seine „Ritter“ wieder zu alter Stärke zu führen.

Neuer „Knights“-Chef-Trainer: Jason Olive.

Neuer „Knights“-Chef-Trainer: Jason Olive.

Auch seine beiden jüngeren Söhne sind begeisterte Footballer und für die „Knights“ aktiv. Sie spielen im „Flag“-Team der U15 beziehungsweise in der Jugend der „Ritter“. Jason Olive verbindet mit Joachim Gleiß eine langjährige Freundschaft. Wenn er sich in Rothenburg zu Trainingszwecken und zu Spielen aufhalten wird, bezieht er mit seiner Familie im Haus des Präsidenten Quartier. Auch vor der kommenden Saison verstärken sich die „Ritter“ wieder mit Spielern aus dem Land des American Football. Allerdings fahren sie die Anzahl, verglichen zu früher, etwas zurück. Mit Kellen Westering kommt diesmal ein erfolgreicher Spross aus einer richtig großen Footballer-Dynastie nach Rothenburg. Vater und Großvater haben als Coaches einen vorzüglichen Ruf. „Die ganze Familie lebt und liebt diesen Sport“, freut sich der „Knights“-Präsident über die Verpflichtung des Amerikaners als Quarterback und Wide-Receiver. Jason Olive war ganz aus dem Häuschen, als er von dessen bevorstehender Unterschrift erfuhr. Kellen ist gerade als Offensive MVP (Most Valuable Player = wertvollster Spieler) seiner Mannschaft gewählt und erneut als All-Conference Spieler ernannt worden. Sozusagen im Paket mit Kellen kommt sein Cousin Jason Johnson zu den „Rittern“. Er ist ein Aushängeschild des Football-Sports, spielte überaus erfolgreich als Quarterback und gewann zahlreiche Meisterschaften in der ganzen Welt. 2001 bis 2002 war er der von Anfang an eingesetzte Quarterback der Universität von Arizona und erreichte dort Auszeichnungen wie den „Honorable Mention All Pac 10“ und den „Academic All American“. Nach seiner erfolgreichen College Football Karriere wurde er von den Edmonton Eskimos verpflichtet. Er spielte dort von 2004 bis 2006 und gewann die kanadische Meisterschaft, den Grey Cup. 2004 gründeten Jason und seine zukünftige Frau die Filmproduktions-Firma Jason Ryan Creative, die mit ihrer Serie „Football forLife“ derzeit über 12 Millionen Zuschauer hat. Jason freut sich darauf, dieses Jahr mit dem Herrenteam zu arbeiten und hoffentlich zahlreiche Touchdowns auf die jungen Receiver und auf seinen Cousin Kellen zu werfen. „Beide sind gute Trainer und werden auch unsere Jugendmannschaft betreuen,“ freut sich Joachim Gleiß über den Doppeleffekt. Auf diesem Weg kann weiter an jenem Fernziel gearbeitet werden, das der Präsident im Auge hat: Einmal ohne amerikanischen Quarterback auskommen. Mit Jugend-Quarterback Laurin Holzhauser (17), der schon als Siebenjähriger bei den „Rittern“ mit dem Football begann, verfügen sie über ein ausgesprochenes Talent aus eigenen Reihen, das in dieser Hinsicht zu größten Hoffnungen Anlass gibt. Als Zehnjähriger war er auf dieser Position in der U15 eingesetzt und verfehlte den bayerischen Titel nur knapp. Auch über Holzhauser hinaus gilt für den Präsidenten der „Ritter“: „Wir wollen, dass unser Nachwuchs bei uns auch wirklich zum Einsatz kommt.“ Was bedeutet, dass auf lange Sicht aus eigenen Kräften ein schlagkräftiges, spielfreudiges Team gebildet werden soll. Die Nachwuchsmannschaften sind in solchen Klassen und mit solchen Erfolgen unterwegs, dass die Basis dafür auf jeden Fall gegeben wäre.

Darüber hinaus denkt Joachim Gleiß an eine noch engere Zusammenarbeit der beiden Footballvereine in Westmittelfranken, also in diesem Fall mit den Ansbach Grizzlies, wenn auch der Verband erst einmal einen Riegel vorgeschoben hat. Im Jugendbereich funktioniert die Kooperation bestens und warum sollte sich das nicht auch im Seniorenbereich machen lassen? „Wir können hier in unserem Bereich nur überleben, wenn wir zusammenarbeiten,“ betont der Knights-Präsident. Den Football in Rothenburg als Sportart Nummer zwei hinter dem Handball und noch vor dem Fußball zu platzieren, das hat sich Joachim Gleiß fest vorgenommen. In seinem Führungsteam sieht er sich bestens unterstützt und muss sich nicht um alles selber kümmern. 220 Mitglieder hat der Verein derzeit. Die 300er Marke sollte sich bald wieder knacken lassen, meint er. -ww-

 

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