Dinzl Ordnungstechnik errichtet Logistikzentrum im neuen Gewerbegebiet
SCHILLINGSFÜRST – Knapp zwei Jahrzehnte nach der Ausweisung des Gewerbegebiets Wittum in Schillingsfürst sind dort nun endlich auch Baumaschinen im Einsatz, um die erste Betriebsansiedlung vorzubereiten: Das ortsansässige Unternehmen Dinzl Ordnungstechnik errichtet auf einer Grundstücksfläche von 16000 Quadratmetern ein neues Logistikzentrum.
![Bürgermeister Trzybinski und Peter Dinzl auf der Baustelle für das Logistikzentrum. Foto: privat]()
Bürgermeister Trzybinski und Peter Dinzl auf der Baustelle für das Logistikzentrum. Foto: privat
Nötig wird die Erweiterung des bestehenden Betriebes auf der anderen Seite der Staatsstraße, weil man einen langfristigen Kundenauftrag an Land gezogen hat, der zirka 50 neue Arbeitsplätze am Standort Schillingsfürst schaffen wird, erklärt Peter Dinzl, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Eine Bedingung des Kunden, mit dem man seit 1991 zusammenarbeit und für den man jetzt schon 3000 Aufträge abwickelt: Die neue Lagerhalle für vier Millionen Euro muss innerhalb von nur neun Monaten stehen.
Das Insinger Unternehmen Semmer bereitet deshalb gerade den Boden für die anschließenden Arbeiten vor, die von dem Bauunternehmen Moezer aus Lichtenau ausgeführt werden. Die Planungen stammen vom Architekturbüro Döllinger. Mitte September soll – wenn die Witterung mitspielt – der Rohbau stehen. Mit diesen zusätzlichen 7000 Quadratmetern wird Dinzl Ordnungstechnik dann in der Schloss-Stadt 32000 Quadratmeter bebaute Fläche haben.
Wörnitz als möglicher Standort dafür sei zunächst ebenfalls im Gespräch gewesen, so Peter Dinzl. Doch Bürgermeister Michael Trzybinski und der Stadtrat hätten sich engagiert dafür eingesetzt, dass das Unternehmen in der Schloss-Stadt bleibt, lobt er die Schillingsfürster Volksvertreter.
In dem neuen Logistikzentrum können täglich zirka 4000 Aufträge abgewickelt werden. Der Neubau ist ein wichtiger Baustein für die Umsetzung der Agenda „Dinzl 2025“. Denn um sich auch in Zukunft einen Teil an dem 400 Millionen-Markt in Deutschland sichern zu können (das selbsterklärte Ziel: 5 Prozent) hat man bei Dinzl die Köpfe zusammengesteckt und Vorgaben formuliert, wo das Unternehmen im Jahr 2025 stehen soll und vor allem wie man dies erreichen kann.
![Pro Schicht können 2000 Sortimentskästen vollständig gefertigt werden. Foto: Scheuenstuhl]()
Pro Schicht können 2000 Sortimentskästen vollständig gefertigt werden. Foto: Scheuenstuhl
In allen vier Sparten des Unternehmens (also Blechfertigung, Bibliotheks- und verschiebbare Regalanlagen, Automotiv und Logistik) soll es deshalb Neuerungen geben, um den derzeitigen Umsatz von 32 Millionen Euro auf 52 Millionen Euro hochzuschrauben. Zudem möchte man mittelfristig zum drittgrößten Betriebseinrichter aufsteigen.
Neues Produkt in Entwicklung
Zurzeit werde hierfür gerade ein neues Produkt entwickelt, verrät Peter Dinzl, der schon immer die Geschäftsphilosophie vertrat „Stillstand ist Rückstand“. Das Ansbacher Entwicklungsbüro creadis entwirft dafür das Design nach den Schillingsfürster Vorstellungen. Das fertige Produkt soll dann auf der Eisenwarenmesse in Köln im kommenden Februar vorgestellt werden.
Die Agenda „Dinzl 2025“ beinhalte auch gewisse personelle Veränderungen, deutet Peter Dinzl an, der im kommenden Monat 68 Jahre alt wird. 1964 begann er als Lehrling zum Industriekaufmann seine Laufbahn in dem Familienbetrieb. Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Geschäftsführung. Mittlerweile hat er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und kümmert sich stattdessen um die Finanzen und das Controlling.
Ein bis zweimal am Tag begibt er sich auch auf einen Rundgang durch das Unternehmen. 1,5 Kilometer legt er dabei einfach zurück. Und auch im ungarischen Sümeg ist er regelmäßig anzutreffen. So verbringt er immer anfang eines Monats eine Woche in dem magyarischen Ableger der Dinzl-Unternehmensgruppe, wo 110 Mitarbeiter beschäftigt sind. 35 Arbeitsplätze hat das Unternehmen zudem an seinem Produktionsstandort in Moosbach in der Oberpfalz geschaffen und 270 bislang in Schillingsfürst. Darüber hinaus montieren 40 Mitarbeiter der Lebenshilfe Feuchtwangen und Ansbach Bohrerkassetten für die Firma.
Aber egal ob Mittelfranken, Oberpfalz oder Ungarn: „Die Null-Fehler-Politik zieht sich wie ein roter Faden durch das Unternehmen“, unterstreicht Peter Dinzl. Nicht ganz ohne Stolz kann er deshalb mitteilen, dass man beispielsweise seit zwei Jahren keine Reklamationen von Kunden aus der Automobilbranche erhalten habe, für die man immerhin insgesamt 30 Millionen Teile fertigte.
Als Unternehmer müsse man sich immer fragen, ob das, was man ges-tern gemacht hat, heute noch richtig sei. Je nach Antwort, stelle dies auch eine Herausforderung an das Personal dar, räumt der Oldtimer-Liebhaber ein. Um auf dem Markt auch bestehen zu können, wenn etwa wie in den letzten Jahren geschehen, die Kosten für Blech um 20 Prozent gestiegen sind (bei Dinzl werden 300 Tonnen Blech im Jahr verarbeitet), müsse man den Weg der Rationalisierung wählen, indem man auch neue, komplexere Maschinen anschafft.
In den vergangenen vier Jahren hat man bei der Dinzl-Unternehmensgruppe, die ihre Produkte in 68 Länder weltweit liefert (Kassenschlager: Bohrmaschinenkassetten), vier Millionen Euro in neue Maschinen investiert, rechnet Peter Dinzl vor. Die auffälligste Neuanschaffung ist dabei zweifelsohne wohl die Kartonagemaschine, die eine beachtliche Einsparung von Kohlenstoffdioxid verspricht. Denn die bisher 200 Lkw-Anlieferungen mit Verpackungsmaterial können nun auf 50 reduziert werden, weil die Pappe bedarfsgenau im eigenen Betrieb in die benötigte Form gebracht wird.
„Grüne“ Maßnahmen
Dies ist allerdings nicht die einzige „grüne“ Maßnahme des Unternehmens. Seit zweieinhalb Jahren bezieht man Strom aus dem eigenen, für 150000 Euro errichteten Blockheizkraftwerk, mit dem pro Jahr 200000 Kilowatt Strom hergestellt werden können. Als nächstes soll zudem der gesamte Betrieb auf LED-Lampen umgestellt werden. Mit dem nun entstehenden Logistikzentrum erreicht man sogar eine Energieeinsparung, die 30 Prozent über den staatlichen Vorgaben liegt und folglich entsprechend finanziell gefördert wird.
Mit der technischen Aufrüstung einher geht ein zukünftig größerer Bedarf an qualifizierten Arbeitern. Die Dinzl-Unternehmensgruppe, die Industriekaufleute, Werkzeugmechaniker, Anlagenführer und Handelsfachpacker ausbildet, hat zurzeit 15 Lehrlinge. Ab Herbst kommen etwa fünf weitere hinzu, die in dem Unternehmen, das seit 1851 besteht, ihre berufliche Laufbahn starten.
Bürgermeister Michael Trzybinski freut sich über die Neuansiedlung des Traditionsunternehmens. Damit das Gewerbegebiet Wittum noch attraktiver werden kann, müssen noch weitere Ausgleichsflächen als Grunderwerb gesichert werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Erst dann könne man weitere Anfragen von Betrieben realisieren. Der Rathauschef wirbt um Verständnis für Verkehrsbehinderungen, die durch die Errichtung der 90 Meter langen Stichstraße „Am Bahndamm“ zur Erschließung des Gewerbegebiets entstehen. mes