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Persönlicher Austausch

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Netzwerken: sich gegenseitig informieren und absprechen

ROTHENBURG – Zum „Runden Tisch“ der Gastronomen hatten die Leiter der Gastronomieabteilung des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Rothenburg-Dinkelsbühl, Maria Middendorf und Andreas Bonk eingeladen, um mit dem Ausbildern in den Dialog zu treten.

Schule und Wirtschaft im Dialog fördert das berufliche Praxiswissen. Foto: Schwandt

Derzeit werden etwa 170 Hotel- und Restaurantfachkräfte sowie Köche unterrichtet – unter ihnen ein Drittel Migranten aus der EU und international. Dies stellt für die Lehrkräfte und die Ausbilder eine Herausforderung dar, da die Ausbildungsinhalte oft auf einem sehr einfachen sprachlichen Niveau vermittelt werden müssen. Das Kultusministerium hat inzwischen reagiert und den Deutschlehrplan mit berufssprachlichen Elementen ergänzt, so dass hier der fachtheoretische und fachpraktische Unterricht sprachlich wesentliche Unterstützung erfährt.

Im Gastronomiebereich wird der Lehrplan aus dem Jahr 1998 ebenfalls abgelöst. Das neue Curriculum ist fertig und liegt derzeit der Gewerkschaft zur Stellungnahme vor. Anschließend muss das Kultusministerium den Änderungen zustimmen. Neu ist, dass ein zusätzlicher Schwerpunkt neben der klassischen dualen dreijährigen Ausbildung auf der zweijährigen Ausbildung liegt.
Regina Schrödl-Palermini vom Reichsstadt-Hotel in Bad Winds­heim begrüßt dieses Ansinnen, da gerade Schüler, die sprachliche Defizite haben, über die zweijährige, einfachere Ausbildung einen Berufsabschluss erreichen können, der zudem die Möglichkeit zu einer späteren Weiterqualifizierung ermöglicht. Sie selbst bildet derzeit unter anderem zwei junge Flüchtlinge aus und lobt deren Arbeitshaltung, sieht aber auch die sprachlichen Probleme.
Individuell fördern
Dirk Richter, der schwerpunktmäßig angehende Köche unterrichtet, plädiert für ein berufliches Grundbildungsjahr „Gastronomie“, das fachliche und sprachliche Kompetenzen vermittelt: Dieses sollte der Ausbildung vorgeschaltet werden. „Wir Lehrkräfte orientieren unseren Unterricht oft an den schwächeren Schülern“, so Andreas Bonk, doch auch die leistungsstarken, kreativen Schüler möchten vorankommen, etwas ausprobieren, Ideen umsetzen und individuell gefördert werden.
Gastronomieberufe sind „Berufe, die die Welt erobern“, so Studiendirektorin Middendorf: Eine Ausbildung in der Gastronomie bringe Abi­turienten ebenso voran, wie Real- oder Mittelschüler. International bietet die Gastronomie kreative Tätigkeitsfelder. Erfreulich ist, dass die Zahl der jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Gastronomie entscheidet, wieder leicht steigt.
Klaus Sackenreuther vom Hotel-Gasthof Sonne in Rothenburg sprach sich für eine Reform des Berichtsheftschreibens aus: Lediglich die täglichen Tätigkeiten zu dokumentieren, bringe wenig. Die Azubis sollten sich verstärkt mit betrieblichen Unterweisungen und mit fachlichen Themen auseinandersetzen.
Michael Vogt, Direktor des Traditionshotels Eisenhut, sieht den Standort der Ausbildung für Jugendliche als wenig attraktiv an: Kleine Städte wie Bad Windsheim, Dinkelsbühl oder Rothenburg hätten für junge Menschen nach deren Feierabend in der Gastronomie wenig zu bieten und Klaus Sackenreuther, erfahren in der Ausbildung mit jungen Menschen aus Spanien, pflichtet ihm bei. Ein Jugendlicher, der in Barcelona oder Madrid aufgewachsen sei, fühlt sich in Rothenburg „verloren“.
Regina Schrödl-Palermini bedauert, dass Medien bei öffentlichen Ereignissen nie das Flair der Lokalitäten würdigen, welches die Mitarbeiter der Gastronomie zaubern. Der Schwerpunkt der Berichterstattung läge immer auf den „Promis“. Dass Ambiente und Service wesentlich zum Gelingen jeder Veranstaltung in der Gastronomie beitragen, werde als selbstverständlich angesehen und bleibe unerwähnt.
Einig waren sich die Ausbilder und Lehrkräfte darüber, dass die Schule und die Betriebe zusammenarbeiten und sich austauschen müssten. Die Ausbilder seien auch gern gesehene Besucher im Fachpraxisunterricht, so Johanna und Marco Juran. Neben den klassischen Gastronomieberufen werden am Beruflichen Bildungszentrum auch angehende Systemgastronomen unterrichtet. Ihre Ausbilder treffen sich an einem eigenen „Runden Tisch“. sw

Einen Schritt voraus

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Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Marktführers Lechner

ROTHENBURG – War Innovation schon immer ein zentrales Thema für den Erfolg eines Unternehmens, so hat es in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. „Switchy“ ist eine patentierte Neuheit „Made in Rothenburg“, mit der das Unternehmen Lechner auf der größten Fachmesse der Küchenbranche im westfälichen Löhne überraschte.

Maschinenführer Florian Beigel beim Zuschnitt von Glas – im Hintergrund Produktionsleiter Tomislav Markovic mit Pressevertretern. Fotos: Schäfer

Der führende Anbieter von maßge­fertigten Küchenarbeitsplatten hat einen hinterleuchteten Wechselrahmen für Glasrückwände entwickelt. Das System verleiht der Küche mit wenigen Handgriffen ein neues Gesicht. Ob mehr Licht zum Arbeiten oder als dezente Hintergrundbeleuchtung. Die stufenlos regelbare Beleuchtung lässt sich in Helligkeit und Lichtfarbe einstellen. Mit LED-Variante wechseln die Farben ganz nach Stimmung. Und das bequem per Fern­bedienung.

Der Wechselrahmen kann mit der Wand verklebt werden. Der Glaseinsatz ist über einen umlaufenden Magnetstreifen im Rahmen sicher fixiert. Für den einfachen Motivwechsel wird der Glaseinsatz mit dem Saugheber gelöst und aus dem Rahmen gehoben. Nun kann das neue Motiv eingesetzt werden. Der Austausch der LED-Bänder ist jederzeit möglich.
Mit dem beleuchteten System lassen sich im Nu neue Lieblingsmotive an die Küchenrückwand zaubern: vom letzten Urlaub, Grafikmotive, Naturimpressionen, Stilleben oder ein Dekor, das wie ein abstraktes Kunstwerk Raum für Interpretation lässt. Neben der Möglichkeit, die Motive zu wechseln, wurde in der Entwicklung großes Gewicht auf eine hochwertige Hinterleuchtung gelegt.
Ohne Innovationen kann kein Un­ternehmen langfristig überleben. Interessenten anziehen, sie begeistern und zu Kunden machen ist der Schlüssel zum Erfolg. Über vielfältige Vermarktungsaktivitäten auf verschiedenen Kanälen erzeugt Lechner mehr Reichweite und Aufmerksamkeit für seine Innovationen, die in der vergangenen Woche auch Fachpresse bei einem Werksbesuch am Stammsitz in Rothenburg vorgestellt wurden.
Das 1991 aus Forstinning bei München angesiedelte Unternehmen produziert im Industriegebiet-Süd inzwischen auf einer Fläche von 90000 Quadratmetern in den Materialien Glas, Keramik, Naturstein, Quarzstein, Massivholz, Laminat und Mineralwerkstoff in unterschiedlichsten Dekoren. Die Palette reicht von Uni bis Metallic, Kupfer und Gold oder einem Design, das an Sternschnuppen erinnert. Bei „Dark veil“ ziehen sich helle Adern kunstvoll durch die schwarze Oberfläche für eindrucksvolle Effekte. „Silver light“ bringt ein Funkeln in die Küche. Auch ein sanftes Farbkonzept mit ruhigen Oberflächen schafft eine gute Wirkung. Durch neue Technologien sind den individuellen Gestaltungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Jede maßgeschneiderte Arbeitsfläche ist anders und ein Unikat.
Der zweite Produktionsstandort im schwedischen Ströms­näs­bruk, der 2012  für den skandinavischen Markt  eröffnet wurde, ist mit 12000 Quadrameter Produktionsfläche wesentlich kleiner als der Hauptsitz. Mit seinen Arbeitsplatten beliefert Lechner auch Ikea. Seit 2004 besteht ein kleines Werk (2000 Quadratmeter) im Speckgürtel von Budapest. Die Lechner Holding AG beschäftigt an den drei Standorten über 700 Mitarbeiter und ist Rothenburgs zweitgrößter Arbeitgeber nach Electrolux.
Eine Innovation im digitalen Bereich ist auch das neue Händlerportal. Mit der komplett überarbeiteten Plattform für den Handel unterstreicht Lechner seine Kundenorientierung. Das neue System vernetzt alle relevanten Vorgänge – von der Bestellung über die Produktion bis hin zur Lieferung und Montage. So kann der Nutzer des Portals jederzeit schnell und einfach auf seine Daten zugreifen. Das Unternehmen verfolgt das Credo „Alles aus einer Hand“, um seinem hohen Anpruch der Dienstleistungsqualität gerecht werden zu können.

Belastbare Glasplatte: Martin Kleyer und Tim Schnaubelt arbeiten im Qualitätslabor.

2017 war für den Marktführer Lechner „ein forderndes Jahr mit vielen positiven Highlights, aber auch schwierigen Momenten.“ Die Pleite des Oberklasse-Küchenbauers Alno, ein Pfullendorfer Traditionsunternehmen an der Börse, traf die ganze Branche, neben dem Küchenfachhandel auch die Industrie. Es gab viele Betroffene, die auf offenen Rechnungen sitzen blieben. Es gab aber auch Grund zum Jubeln. Lechner bekam in der von Focus Money und Deutschland-Test beauftragten Untersuchung  mit 3,6 Millionen Kundenstimmen aus den sozialen Medien die Auszeichnung „Exzellente Kundenberatung“. Nach personellen Veränderungen in Schlüsselpositionen ist die Führungsriege um die beiden Vorstände Andrea Lechner-Meidel und Dirk Hollstein jetzt wieder komplett und hat sich ambitionierte Wachstumsziele über 100 Millionen Euro hinaus gesetzt.

Mit Investitionen von zuletzt über 20 Millionen Euro am Standort Rothenburg in die neue Produktionshalle und den Maschinenpark können seit diesem Jahr rund 1000 Aufträge pro Woche mehr bearbeitet werden, wie es heißt. Der Marktanteil im Inland soll ausgebaut, der Exportanteil in Europa erhöht und Innovationen sollen forciert werden. In der Produktion gehört die wasserbeständige Hahnlochbohrung zu den jüngsten Verbesserungen. Im Verpackungsbereich wurde die Materialeinsatz optimiert und in der Musterabteilung eine neue Bearbeitungslinie einführt für eine effektive Kreislaufwirtschaft. Die stetige Energiemanagement durch monatliche Auswertungen zeigt Wirkung. Auch beim Umgang mit Wasser im Unternehmen. Die Ersparnis entspricht etwa der Füllmenge von zwanzig Hallenschwimmbädern.
Die qualitative Überwachung aller Produktionsschritte mit Kontrollpunkten für jeden Materialbereich ist die Basis einer steigenden Produktqualität. Nur ein zufriedener Kunde kommt wieder und vermittelt neue Kunden. Die Qualitätsoffensive zieht sich wie ein roter Faden durch alle Abteilungen und den gesamten Produktionszyklus. Bei Materialprüfung und Werkstofftests im eigenen Labor legt Lechner strengere Maßstäbe an als durch externe Normen und Institute verlangt werden, um die Produkte  auf die Bedürfnisse der Kunden abzustimmen. Innovationskraft ist ein wichtiger Unternehmenswert im Bemühen, dem Wettbewerb immer einen Schritt voraus zu sein. sis

4 Sterne für Reichsküchenmeister

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Aus heimischen Unternehmen: Rothenburger Hotel schafft Sprung in exklusives Segment

ROTHENBURG – Große Freude im Hotel Reichsküchenmeister in Rothenburg: Im Februar 2018 wurde das Hotel vom bayerischen Hotel- und Gaststättenverband offiziell mit 4 Sternen ausgezeichnet und gehört damit zu den besten Hotels am Ort.

Stolz präsentieren die Eigentümerfamilie mit Corinna und Christoph Rother und die Seniorchefs Barbara und Wolfgang Niedner die offizielle Urkunde des klassifizierenden Verbandes. Foto: Respondek

Der Reichsküchenmeister ist damit in einer exklusiven Riege: In Bayern gibt es 515 offiziell mit vier Sternen klassifizierte Hotels, was einem Marktanteil von gut 30 Prozent entspricht. Auch im Bundesdurchschnitt gehören 32,1 Prozent der Hotels dem Vier-Sterne-Segment an. Den Löwenanteil hingegen machen mit knapp 60 Prozent aller klassifizierten Betriebe die Hotels im Drei-Sterne-Segment aus.

„Gerade die internationalen Gäste sind sehr anspruchsvoll und suchen Hotels höherer Kategorien für ihren Aufenthalt aus“, sagt Christoph Ro­ther, Geschäftsführer des Hotels, „und in einer so bekannten Destination wie Rothenburg kommt jeder zweite Übernachtungsgast aus dem Ausland. Da war es für uns nur die logische Entscheidung, unser Angebot auch am internationalen Publikum auszurichten.“
Nach umfangreichen Renovierungsmaßnahmen im gesamten Hotel präsentieren sich die 49 sehr komfortabel eingerichteten Zimmer und Sui­ten den Gästen in einem ganz besonderen Ambiente. Moderner Landhausstil mit individuell ausgesuchtem Mobiliar prägt die verschiedenen Zimmerkategorien im Haupthaus und im benachbarten Viktoriahaus. Behagliche Stoffe hochwertiger Hersteller, fein abgestimmtes Mobiliar, stilvolle Lampen im englischen Dekor, echte Eichendielen und angenehme Teppichböden schaffen eine Atmosphäre in der sich die Gäste rundum wohlfühlen können.
Wohlfühl-Note
So wurden viele Zimmer mit individuell regelbarer Klimaanlage ausgestattet und komplett neue Fenster eingebaut. „Der Gast soll sich nicht nur wohlfühlen, er soll auch eine Atmosphäre genießen, die seinen Besuch in Rothenburg zu einem Ge­samt­erlebnis werden lässt. „Nur mit W-LAN und Flachbild-TV begeistert man heute keinen Gast“, so Christoph Rother weiter. „Es ist das komplette Erlebnis, was zählt. Der Gast soll sich wirklich zu Hause fühlen. Das ist unser Ziel.“
Sehr persönlich geführt, liebevoll eingerichtet und mit ganzjährig geöffneter Küche, die für ihre fränkischen Spezialitäten weit über die Grenzen Rothenburgs hinaus berühmt ist, ist der Reichsküchenmeister für seine Gäste mehr als nur ein Zuhause auf Zeit. Rund 50 Mitarbeiter, die zum Teil schon seit Jahrzehnten im Haus arbeiten, kümmern sich um das Wohl der Gäste.
Für die Eigentümer Corinna und Christoph Rother, die das Haus in fünfter Generation führen, ist die Auszeichnung mit 4 Sternen das Ergebnis von erheblichen Investitionen in ihr Unternehmen, das in Rothenburg eine Institution ist. Christoph Rother betont „4 Sterne sind nicht nur gut für unser Haus, sondern auch für die Destination Rothenburg, um den vielen anspruchsvollen Gästen ein adäquates Übernachtungserlebnis zu bieten.“ rk

Eine schöne Feier

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Frauenunion Rothenburg hatte nach 20 Jahren Grund zur Freude

ROTHENBURG – Einen bewegenden und bewegten Nachmittag hat die Frauenunion anlässlich ihres 20-jährigen Gründungsjubiläums im Hotel „Altes Brauhaus“ gestaltet. Viele namhafte Persönlichkeiten waren der Einladung der Ortsvorsitzenden Herta Sommer gefolgt – unter ihnen die damalige Bezirksvorsitzende Beate Besten, die vor 20 Jahren den Ortsverband aus der Taufe gehoben hat und mit Susanne Landgraf eine klug agierende, innovative Vorsitzende an die Spitze der Rothenburger Frauen stellte. Herta Sommer übernahm bereits 2003 den Ortsvorsitz und hat diesen – mit einer kurzen Unterbrechung – bis heute inne.

Für langjährige Treue gab’s Sekt und Urkunden. Die Geehrten freuen sich mit Cornelia Griesbeck (Dritte von rechts) und Dr. Anja Weisgerber (ganz rechts). Vierte von rechts: Ortsvorsitzende Herta Sommer. Foto: Fritz Sommer sen.

Sie führt die Frauenunion mit Herzblut und großem Engagement, ist frauenpolitisch gut vernetzt. In einer bewegenden Rede ließ sie die vergangenen 20 Jahre Revue passieren. Ziel sei es immer gewesen, mit den anderen Ortsverbänden gut zusammenzuarbeiten, sich auszutauschen, gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren.

Unvergessen seien die legendären Weihnachtsfeiern auf Burg Colmberg, denen immer ein ökumenischer Gottesdienst in der Burgkapelle vorausging, musikalisch gestaltet von den „Schwarzen Zeiserln“ unter der Leitung von Margit und Ulrich Schwandt.
Prominente Gäste  
Zahlreiche Politiker, unter ihnen die Bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Abgeordneten Klaus Dieter Breitschwert und Jürgen Ströbel und Landrat Dr. Jürgen Ludwig feierten immer wieder gerne mit der Frauenunion auf der Burg.
Vorzugsweise Politikerinnen fanden als Referentinnen den Weg nach Rothenburg zur Frauenunion, so Renate Dodell, MdL, Christa Götz, MdL und die Bayerische Staatsministerin Dr. Melanie Huml, die anlässlich des Jubiläums zum 10-jährigen Bestehens den Festvortrag hielt. Auch Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, sprach auf Einladung der Frauenunion zum Thema „Europa am Wendepunkt“ und Martin Kastler, Mitglied des Europäischen Parlaments, war bei der Frauenunion ebenfalls zu Gast.
Nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl ließ es sich der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel nicht nehmen, zum Thema „Wie geht
es weiter mit der Kernenergie in Deutschland?“ zu referieren und Christa Matschl, MdL, nahm sich der Entwicklung des Gesundheitssystems in der Zukunft an. Immer wieder besuchte Klaus-Dieter Breitschwert die Frauenunion Rothenburg und berichtete über die Arbeit des Bayerischen Landtags.
Dr. Anja Weisgerber war bereits 2014 nach Rothenburg gekommen: „Politik, die schützt und nützt“ war ihr Thema – damals. Heute hielt die promovierte Juristin und Bundestagsabgeordnete auf besonderen Wunsch der Ortsvorsitzenden Herta Sommer die Festrede zum 20-jährigen Bestehen der Frauenunion.
1998 sei ein Jahr der politischen Wende gewesen, so Weisgerber, Gerhard Schröder löste Bundeskanzler Helmut Kohl an der Spitze des Landes ab. In diesem Jahr sei der Ortsverband der Frauenunion Rothenburg gegründet worden. Es sei wichtig, dass sich die Frauen in Politik und Gesellschaft einbringen, „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“, so Weisgerber. Vorbei sind die Zeiten, wo Frauen die Unterschrift des Ehemanns benötigten, um ihren Arbeitsvertrag unterschreiben zu können oder den Führerschein machen zu dürfen.
Die Mütterrente, eine Initiative der Frauenunion, sei ein Riesenerfolg zur besseren Alterssicherung der Frauen, zudem habe man die Familienleistungen, z. B. das Kindergeld, erhöht und Alleinerziehende steuerlich entlastet. Familie und Beruf sollen sich noch besser vereinbaren lassen – mit dem ElterngeldPlus ist eine Verlängerung der Elternzeit möglich. Die Familienpflegezeit wurde eingeführt und die Pflegestufen wurden reformiert. Der Mindestlohn habe sich bewährt, gerade die Frauen profitieren davon. Doch das allein genüge nicht: Es müsse mehr Transparenz für mehr Lohngerechtigkeit geschaffen werden.
Im Koalitionsvertrag sei ein großes Familienpaket geschnürt worden, so sollen Familien weiter entlastet werden, indem das Kindergeld deutlich erhöht wird. Zudem soll es für Familien leichter werden, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen: 10 Jahre lang sollen je 1200 Euro pro Kind und Jahr vom Bund als Zuschuss für den Hausbau gewährt werden.
Baukindergeld gefordert
Zudem fordere die Frauenunion die „Mütterrente II“ – unabhängig davon, ob ein Kind vor oder nach 1992 geboren wurde, sollen Mütter künf-tig 3 Jahre Kindererziehungszeit angerechnet bekommen, schließlich sei jedes Kind die gleiche Rente wert. Weisgerber sprach sich für die Abschaffung des Solidaritätszuschlags ebenso aus wie für mehr Medizinstudienplätze und eine Landarztquote.
Der Frauenunion Rothenburg mit ihrer Vorsitzenden Herta Sommer dankte sie nachdrücklich: Der Ortsverband sei eine Basis, auf die man sich immer verlassen könne.
Bürgermeister Dieter Kölle gratulierte der Frauenunion im Namen der Stadt Rothenburg – den Frauen sei es immer wieder gelungen, hochkarätige Referenten nach Rothenburg zu holen. Doch sie pflegten auch eine gute Gemeinschaft und böten Geborgenheit für die einzelnen Mitglieder. Mitmenschlichkeit zu leben sei eine Grundvoraussetzung, um Menschen für Politik zu begeistern, so der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer. Hier leiste die Frauenunion, insbesondere in Rothenburg, einen vorbildlichen Beitrag. Die Bezirksvorsitzende der Frauenunion Mittelfranken, Cornelia Griesbeck, zeigte sich begeistert vom Jubiläumsfestakt und den Gästen, die alle „Rang und Namen haben“: Herta Sommer sorge nicht nur innerhalb des Ortsverbandes für einen tollen Zusammenhalt, sie sei  auch als stellvertretende Bezirksvorsitzende unverzichtbar, auf sie könne man sich immer hundertprozentig verlassen.
Der Landtagsabgeordnete Jürgen Ströbel betonte, man brauche eine engagierte Frauenunion, um bei der Landtagswahl ein gutes Ergebnis zu erzielen. Landrat Dr. Jürgen Ludwig erzählte eine Anekdote aus seiner Studienzeit: Unter einem Schild „Computerkurs für Frauen“ war in handschriftlich gekritzelter Schrift zu lesen „Stricken am PC“. Diese Zeiten seien zum Glück vorbei, doch der Weg der Frauen, um ihre Ziele zu erreichen, sei noch nicht zu Ende. Jede Frau müsse sich ihre Eigenständigkeit oft immer noch hart erarbeiten. Im Landratsamt würden 8 der 10 Abteilungen von Frauen geleitet – diese dort hervorragend geleistete Arbeit schätze er sehr, so Ludwig. Herta Sommer und ihrem Team dankte er von Herzen für das großartige Engagement in den zurückliegenden 20 Jahren.
Die einzelnen Programmpunkte waren eingebettet in Musik von Georg Philpp Telemann (1681 bis 1767), die Rebekka Rank, Lea Schneider und Carolin Leyh von der Städtischen Musikschule auf ihren Querflöten wunderbar musizierten.
Zu den Gründungsmitgliedern der Frauenunion vor 20 Jahren gehören Wilfriede Arzdorf-Kolbenstetter, Brigitta Prechel, Margit Schwandt, Frieda Spörner, Jutta Striffler, Doris Thum-Wolf und die Ortsvorsitzende Herta Sommer, seit 10 Jahren sind Friederike Baß, Christine Beugler, Beate Beuschel, Monica Mittreiter, Silke Sagmeister-Eberlein, Daniela Sommer und Brigitte Rödel mit dabei. Sie wurden mit Urkunden und einer Flasche Sekt aus der Hand der Bezirks-, Kreis- und Ortsvorsitzenden geehrt.
Für alle gab es eine große, dekorative Geburtstagstorte mit Jubiläumslogo und viele kulinarische Schmankerl mit korrespondierenden Getränken. Die Kreisvorsitzende der Frauenunion, Silke Sagmeister-Eberlein, dankte in ihrem Schlusswort der Ortsvorsitzenden mit einem Blumenstrauß für die gelungene Veranstaltung und rief die Anwesenden dazu auf, weiterhin Netzwerke zu bilden. sw

Das Wetter spielt mit

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Rothenburger Frühlingswanderwoche in vollem Gange

ROTHENBURG – Seit neunzehn Jahren gibt es im Frühjahr und im Herbst die Rothenburger Wanderwochen, die dazu einladen, sich als Gemeinschaft unter fachkundiger Führung auf den Weg zu machen.

Das schöne Wetter und die Freude über die erwachende Natur locken ins Freie: die Frühjahrswanderer sind unterwegs. Foto: Schäfer

Die ausgewählten Routen sind immer die gleichen und doch jedes Mal anders. Zum einen verändern die Jahreszeiten das Erscheinungsbild der Natur und es gibt deshalb immer wieder neue Entdeckungen zu machen. Die reizvollen Wege ziehen auch neue Wanderer an. Sie mischen sich unter das bunte Teilnehmerfeld, das sich schon untereinander kennt und immer wieder neue Kon­-s­tellationen ein­geht. Nicht wenige gehören zum festen Stamm der Wanderwochen-Begeis­terten und schließen sich auch regelmäßig den Mittwochs-Wanderern an.

Zum Start der aktuellen Frühjahrswanderwoche am Samstagnachmittag gab es einen neuen Teilnehmerrekord mit über neunzig Gästen, was wohl an dem vorausgesagten schönen Wetter lag. Der Frühling spannte sein schönstes Band und sorgte für fröhliche, ausgelassene Stimmung. Oberbürgermeister Walter Hartl ließ es sich nach einer herzlichen Begrüßung nicht nehmen, den Wanderern gute Wünsche mit auf den Weg zu geben. Sein Stellvertreter Kurt Förster schloss sich mit Ehefrau Petra den Ausflüg­lern an und genoss den sonnigen Nachmittag, indem er die Gartenarbeit ruhen ließ bis zur Rückkehr.
Das eingespielte Wanderführer-Ehepaar Bernd und Ruth Edelhäuser  hielt die Gruppe mit freundlicher Regie zusammen, so dass alle mitkamen – auch dank freundlicher Hilfestellung im steilen Gelände. Nach dem Loslaufen am Marktplatz gab es an der Kanzel „An der Eich“ einen lohnenden Zwischenstopp. Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler nutzte die Gelegenheit, auf einem Bildschirm unter einem Partyzelt das moderne Video-Marketing für den Rothenburger Turmweg mit spektakulären Filmaufnahmen aus der Vogelperspektive, die unter Einsatz von Drohnen entstanden sind vorzuführen.
Außerhalb der Altstadt ging es hinunter ins Taubertal zur Gipsmühle, wo früher tatsächlich Gips und Getreide gemahlen wurden, und weiter durch Mischwald entlang der Schandtauber bis zur Hammerschmiede. Das muntere Flüsschen begleitete die Wanderer auch weiter auf ihrem Weg und bildete die Kulisse für die Vesperpause. Mitten auf der grünen Wiese servierten die Rothenburger Gastronomen Markus Meinold, Bernd Teutscher, das Ehepaar Brigitte und Gerhard Klingler sowie Dieter Gallus Herzhaftes und Süßes. Kuchen aus der Bäckerei Striffler und dazu frischen Kaffee, für den kräftigen Geschmack hausgemachte Krakauer und dazu ein kühles Tucher-Bier. Gestärkt vom Picknick wurde der Anstieg der Medersteige auf dem Rückweg in die Altstadt bewältigt. „Schön war’s“ als einhellige Meinung – ein besseres Lob kann es nicht geben. Die Beständigkeit des Wetters sorgte auch bei der Mühlenwanderung am Sonntag für großen Zulauf. Rund sechzig Teilnehmer folgten Hans-Gustaf Weltzer zu Fuß durch das Tal der Mühlen. Darunter ein Ehepaar aus Nürnberg, das verwandtschaftliche Beziehungen zur Hollermühle hat, die ihre Familiengeschichte greifbar macht.
An der gestrigen Tageswanderung durch das  Steinbach- und Ruhbachtal vorbei am großen und kleinen Lindleinsee nahmen auch immerhin zwanzig Wanderfreunde teil. Noch bis zum kommenden Sonntag werden täglich Wanderungen angeboten. Man lernt interessante Leute dabei kennen. Eine gebürtige Rothenburgerin, die 45 Jahre in der Schweiz gelebt  hat, ist vor zwei Jahren wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt – in die Stollengasse, wo sie aufgewachsen ist. Sie nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben teil und freut sich über das reiche Angebot. sis

Verbindendes Lebensgefühl

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Motorradfreunde Gailnau blicken auf 40 Jahre Vereinsgeschichte zurück

GAILNAU – An Karfreitag, dem 24. März, im Jahr 1978 haben sich einige Junge, Wilde und Motorradbegeisterte aus Gailnau und Umgebung im damaligen Gasthaus „Kränzlein“ in geselliger Runde entschlossen, einen Motorradverein zu gründen. Jetzt konnten die Motorradfreunde Gailnau im Kreis ihrer Mitglieder, Freunden und Ehrengästen ihr 40-jähriges Bestehen im Vereinsheim in Obergailnau feiern.

Voll besetztes Vereinsheim zur Feier des 40-jährigen Bestehens der Motorradfreunde Gailnau.

Der aktuelle „Präsi“ Ralf Schönig konnte knapp 100 Gäste im voll besetzten Vereinsheim begrüßen und führte mit seiner Begrüßungsrede durch eine Zeitreise der 40-jährigen Vereinsgeschichte. Eine feuchtfröhliche Runde von 28 Leuten um die beiden damals ersten wilden Biker Herbert Gundel und Günter Koch, alias „Butz“, der auch der 1. Präsident des MFG wurde, legten den Grundstein für eine äußerst aktive und erfolgreiche Vereinsgeschichte, die bis in die Gegenwart andauert. Der erste Kassenbuch-Auszug von 1978 weist schon eine Mitgliederzahl von 40 aus und bei der Gründungsparty im Gailnauer Steinbruch waren bereits viele Gäste von anderen Motorrad-Clubs in Gailnau zu Gast.

Aktives Vereinsleben
Außenstehende, die dem Verein eine Lebensdauer von maximal zwei Jahren prognostizierten, lagen mit ihrer Einschätzung komplett daneben. Heute noch sind 16 der Gründungsmitglieder aktiv im Verein engagiert und über die Jahrzehnte kamen immer wieder neue Mitglieder dazu, die gerne zu ihrem gemeinsamen Hobby zu Ausfahrten, Unternehmungen und Partys zusammen kommen. Gemeinsame Urlaube und Ausflüge über all die Jahre halten das aktive Vereins-leben bis heute aufrecht und nur durch die damit entstandene Verbundenheit und Vereinstreue konnten die Motorradfreunde Gailnau vieles umsetzen, was anfangs undenkbar schien.
Insgesamt neun Präsidenten steuerten den Verein bis heute durch seine, vor allem durch die Gailnauer Motorradtreffen geprägten, Vereinsaktivitäten und viele der jüngeren Mitglieder staunten nicht schlecht bei einem Video des Motorradtreffens aus dem Jahr 1988, zu Zeiten in denen das Gailnauer Treffen mit etwa 5000 Teilnehmern noch etwa viermal so groß war wie heute und der Gailnauer Berg eine riesige Zeltstadt war.

Das erste Vereinsfoto von 1980 mit 23 Mitgliedern. Fotos: Verein/Rößler

Aber auch die älteren Mitglieder schwelgten bei einer Bilderpräsentation quer durch die Vereinszeit in alten Geschichten und Erinnerungen. Aktuell zählen die Motorradfreunde Gailnau 53 Mitglieder und drei sogenannte „Prospects“ (die Zeit der Anwartschaft zur Aufnahme als Vollmitglied dauert ein Jahr) und stecken jetzt schon wieder mitten in den Vorbereitungen für das 39. Motorradtreffen vom 8. bis 10. Juni.

Präsident Ralf Schönig freut sich aber noch mehr auf das Jubiläumstreffen im kommenden Jahr. Nur ein einziges Mal, im Jahr 1993, wurde das Treffen aufgrund eines tödlichen Unfalls eines Vereinsmitglieds abgesagt und das ist bis heute glücklicherweise der einzige tödliche Motorradunfall in den Vereinsreihen geblieben.
Mit dem neuesten Aufnahmeantrag der 16-jährigen Naemi Jahn aus Gailnau (ihr Vater ist Gründungsmitglied und immer noch aktiver Biker) zeigt sich, dass die Vereinsgeschichte sicher noch einige Jahre weitergehen wird, denn Motorrad fahren ist eben nicht nur ein Hobby – Motorrad fahren ist ein Lebensgefühl. mr

Eine politische Gratwanderung

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Rothenburg zwischen Rettung und vollständigem Untergang – Premiere des Dokumentarfilms

ROTHENBURG – Mit dem mit 15000 Euro dotierten Marion-Samuel-Preis für die Dokumentarfilmgruppe der Oskar-von-Miller-Realschule ehrt die Stiftung Erinnerung des Ehepaares Walther und Ingrid Seinsch 35 Jahre historische Aufklärungsarbeit quälender Erlebnisse während der NS-Zeit in der Region. Die Auszeichnung wird im Herbst in Augsburg verliehen und soll für Thilo Pohle und seine Filmschüler Ansporn für weiteres Engagement sein, dass erlittenes Unrecht nicht vergessen wird.

Dieter Kölle, Thilo Pohle, Stiterin Ingrid Seinsch und Benjamin C. Jones (v.l.). Fotos: sis

Der neue Dokumentarfilm über die Kapitulation der Stadt Rothenburg hatte am Montagnachmittag Premiere im vollbesetzten Rokokosaal des Wildbades.  Vor 73 Jahren hatten am gleichen Ort und zur gleichen Zeit die geheimen Verhandlungen mit den Amerikanern im kriegszerstörten Rothenburg stattgefunden. Ein brisantes Unterfangen, um zu verhindern, dass die Stadt nach der Bombardierung am 31. März 1945 nicht völlig in Schutt und Asche gelegt wurde.

In dem neuen Film entstand im Zusammenwirken von verschiedenen, sehr bewegenden Ezählungen von Zeitzeugen und zahlreichen Dokumenten vor allem aus amerikanischen Archiven ein Bild von der Rettung der Stadt, das überraschte. Dass die Stadt kampflos übergeben werden konnte, verdankt Rothenburg  einer Reihe von Bürgern, die das hohe Risiko eingegangen sind, noch in der Anwesenheit von deutschen Soldaten Kontakt mit den Amerikanern aufzunehmen.
Alle Rothenburger wussten, dass SS-General Max Simon mit seinen sinnlosen Hinrichtungen von „Verrätern“ auf seinem Weg durch ganz Franken eine Spur des Todes gezeichnet hatte. Längst führte er seinen ganz persönlichen Krieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Die Recherchen haben ergeben, dass SS-General Max Simon nicht der Retter der Stadt war, wie in den Nachkriegsprozessen zu Brett­heim seine Verteidiger dies immer wieder behaupteten und die Richter kritiklos hinnahmen. Was dazu beitrug, dass Simon dreimal freigesprochen wurde.
Die Erklärung des US-Generals Jakob Devers und der Brief des Unterstaatssekretärs im Kriegsministerium, John Jay McCloy an den Künstlerbund von 1948 weisen auf McCloys Mitwirken bei der Rettung der Stadt hin. Noch entscheidender war aber, dass die amerikanischen Kampfeinheiten, die vor Rothenburg standen, die Übergabegespräche tatsächlich durch­führten, obwohl immer noch deutsche Soldaten in der Stadt waren.
Christian Probst aus Rothenburg verdankt die Filmgruppe den Hinweis auf das Buch des US-Korrespondenten William Dwyer „So long for Now“ in dem er die Annäherung der amerikanischen Truppen der 4. US-Infanteriedivision am 16. April 1945 in Rothenburg beschreibt. Seine Schilderungen zeigen, dass diese Operation lebensgefährlich war. Die Mission sollte exakt drei Stunden dauern – und würden die amerikanischen Parlamentäre nicht pünktlich zurück sein, würde die Stadt aus der Luft und mit Artilleriefeuer angegriffen. Der Film gibt eindrücklich die Situation wider, die immer kritischer wurde, vor allem, als die Amerikaner ihre Augen verbunden bekamen und alle sechs zu einem offenen deutschen Fahrzeug geführt wurden. Sie befürchteten, exekutiert zu werden. Bei der Fahrt durch die Stadt zum Wildbad zeigten ihnen Leute am Straßenrand die Faust und spuckten aus.  Die Amerikaner fühlten sich ungerecht behandelt: „Sie nennen uns Schweinehunde. Und wir sind hier, um ihre gottverdammte Stadt zu retten.“
Eindrücklich führt der Film vor Augen, wie ein Wettrennen mit der Zeit begann. Die deutschen Wehrmachtsoffiziere suchten sich für einen eventuellen Abzug aus der Stadt bei ihren Vorgesetzten bis nach Nürnberg abzusichern, sahen aber auch, dass buchstäblich in wenigen Minuten die Beschießung der Stadt möglich war. Zu ihrem Glück war zu der Zeit der SS-General Max Simon in Feuchtwangen  mit der Vorbereitung der Verteidigung Crailsheims befasst. Deshalb wagten die Wehrmachtsoffiziere den Abzug der Truppen aus Rothenburg vorzubereiten. Die Bevölkerung litt unter der „totalen Unsicherheit“, was die Amerikaner mit der Stadt vorhatten, denn die Verhandlungsergebnisse vom Wildbad blieben zunächst geheim. Auch der Abzug der Truppen erfolgte „in aller Stille“. Der damalige Stadtamtmann Hans Wirsching machte sich durch heimliche Kanäle kundig.

Einer der Zeitzeugen im Film: Kurt Melzner.

Augen- und Zeitzeugen in dem Dokumentarfilm vermitteln alles das, was sie erlebt haben und nicht in den Geschichtsbüchern steht. Sie wandern zwischen der Vergangenheit in die Gegenwart hinein und haben eine ganz eigene Sicht auf die erlebten Ereignisse. Wie der damals 14-jährige Hitlerjunge Kurt Melzner, der die Aufgabe hatte, die Flugwarnungen abzuhören. Ernst Geißendörfer war durch seine vielen Amerika-Kontakte ein guter Ansprechpartner für die Parlamentäre, auch Georg Pirner vom „Eisenhut“ mit seinem perfekten Englisch. Nicht nur Rothenburger, auch zahlreiche Evakuierte, die der Ablauf des Krieges nach Rothenburg geführt hat wurden in den letzten fünf Jahren unter Mitwirkung der Filmschülerinnen und Filmschüler (Josua Berger, Aylin Ertop, Günther Etter, Michael Hanselmann, Andrea Knäulein, Anastasia Kühlwein, Kerstin Schmidt) befragt und ihre Aussagen niedergeschrieben.

Kerstin Schmidt aus Stettberg ist seit 2004 in der Filmgruppe aktiv und hat beim neuen Film zusammen mit Thilo Pohle Regie geführt. Sie hat über all die Jahre hinweg als Schnittmeisterin und Filmemacherin den Überblick über das umfangreiche Filmmaterial behalten. Der inzwischen verstorbene Lehrer Harald Schelter zeichnete sich für die Filmmusik verantwortlich.
Groß ist der Kreis der Zeit- und Augenzeugen: Darunter Erika Bohn, Klara Baierlein, Hannes Centmayer, Karl Friedlein, Lore Gerlinger, Erich Heißwolf, Dr. Hanno Heller, Sigrid Heller-Meyer, Grete Hepp, Traudl Hufnagel, Helmut Keitel, Hermann Klenk, Lore Klingler, Emmi Knörzer, Günther Korn, Maria Köhnlein, Gertrud Schubart, Wilhelm Löblein, Heinz Triftshäuser, Richard Gerstmeyer, Helmut Keitel, Rosa Schwab. Mehr als in allen vorangegangen Filmen prägen in dem neuen Dokumentarfilm amerikanische Militärberichte und Quellen die Ereignisse. Die Filmgruppe verdankt dieses Material vor allem Andrea Krauß-Gonzales und ihrem Mann, die im Nationalarchiv in ­Washington umfangreiche Recherchen durchgeführt haben. Dass auch im neuen Film Jugendliche gemeinsam mit der Großelterngeneration die Geschichte erzählen, ist inzwischen ein Merkmal der Dokumentarfilmgruppe.
Thilo Pohle dankte der Realschulleitung und dem Landkreis, dass sie die Arbeit seit 35 Jahren unterstützen. Sein Dank galt auch der Sparkasse, dem Wildbad und der Stiftung Erinnerung. Breite Unterstützung erfährt die Filmgrupe auch aus den Reihen der Bevölkerung. Durch die Vermittlung von Günther Schuster als Präsident der deutsch-amerikanischen Gesellschaft Mittelfranken hat die Filmgruppe auch Kontakte zu amerikanischen Historikern und zur amerikanischen Armee. Seine exakten Übersetzungen waren die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit den USA.
An der Premiere im Wildbad nahm auch der US-Standortkommandeur, Oberst Benjamin C. Jones, teil. Der Brettheim-Film in englischer Sprache wurde kürzlich in der amerikanischen Garnison in Katterbach vorgeführt. Die dramatische Dorfgeschichte in der Umgebung von Rothenburg war vor 35 Jahren der Ausgangspunkt für die Arbeit der Filmgruppe und wurde inzwischen von Moskau bis San Francisco vorgestellt.
Der neue Film setzt das jahrzehntelange Engagement fort. Es wurde mit stehendem Applaus gewürdigt. Die Auszeichnung sei verdient, war die einhellige Meinung. Als Träger des Marion-Samuel-Preises gehört die Dokumentarfilmgruppe zu einem Kreis internationaler Persönlichkeiten  wie Michael Verhoeven, Vladimir Danovsky, Imre Kertész, Wolf Biermann, Götz Aly die Geschichten als Mahnung für die Gegenwart wachhalten. Der neue Dokumentarfilm ist vom 23. bis 27. April täglich um 19 Uhr und am 28. April um 15 Uhr in der Oskar-von-Miller-Realschule zu sehen. sis

Jetzt sind die Bürger am Zug

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Das Dorferneuerungsverfahren Wettringen geht in die konkrete Phase

WETTRINGEN – Das Dorferneuerungsverfahren in Wettringen mit sämtlichen Ortsteilen kommt jetzt in eine konkrete Phase. In einer ersten Aufklärungs- und Informationsveranstaltung im Januar informierte Baudirektor Wolfgang Zilker vom Amt für ländliche Entwicklung ca. 150 interessierte Gemeindebürger über die Möglichkeiten der anstehenden Dorferneuerung.

Seminarteilnehmer aus Wettringen, Gailnau und Grüb mit Hubert Rebhan (links) vom Amt für Ländliche Entwicklung und den Seminarleitern (rechts) Maria Hegemann und Ingo Steinbrecher dazwischen. Foto: privat

Schon in der Vorbereitungsphase lebt die Dorferneuerung von aktiver Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger und somit wurden bereits an diesem Informationsabend erste Freiwillige gesucht und gefunden, die bereit waren an einem zweitägigen Grundseminar an der Schule der  Dorferneuerung in Klosterlangheim teilzunehmen.

Insgesamt 19 Teilnehmer quer durch die Generationen und Berufsgruppen fanden sich letztendlich zusammen, um sich in dem als Tagungsstätte ausgebauten oberfränkischen Zisterzienserkloster auf das kommende Verfahren der ländlichen Entwicklung vorzubereiten und dann die eigene Motivation, sich an einem Dorferneuerungsprozess aktiv zu beteiligen, in ihrer Gemeinde auf möglichst viele  Bürger zu übertragen.
Unter der Leitung von zwei Moderatoren und Hubert Rebhan vom Amt für ländliche Entwicklung wurden die Teilnehmer weggeführt vom vordergründigen Fördergedanken, hin zu einem gemeinschaftlich geprägten und team-orientierten Mitwirken und Mitgestalten des eigenen heimatlichen Lebensraumes. Eine Analyse des Ist-Zustandes und Methoden und Techniken, um später in den Arbeitskreisen sinnvoll und zielorientiert voranzukommen wurden als weitere Grundlagen vermittelt.
Am 10. April haben sich die Teilnehmer dann erneut getroffen mit zwei Vertreterinnen des begleitenden Architekturbüros „Plan 7“ aus Stuttgart zur Nachbearbeitung im Rathaus in Wettringen. Dabei wurden weitere Maßnahmen, Termine für erste Arbeitskreistreffen und Ortsbegehungen festgelegt und Vorarbeit für die anstehende Bürgerversammlung geleistet. Am morgigen Donnerstag, 26. April,  ab 19.30 Uhr sind dann wieder alle Bürger aus allen Ortsteilen in das Sportheim des Wettringer SV eingeladen, um sich zu informieren und aktiv mit Ideen, Wünschen und Anregungen einzubringen. Es werden ers-te Arbeitskreise gebildet und weitere Grundsteine für eine erfolgreiche Dorferneuerung gelegt, um dann im Juni 2019 das Dorferneuerungsverfahren mit konkreten Maßnahmen offiziell einleiten zu können.
Jetzt sind alle Bürgerinnen und Bürger gefragt, um durch ihre aktive Beteiligung aus der Dorferneuerung einen lebendigen und dynamischen Prozess zu machen. mr

CSU setzt auf neue Wahlerfolge

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Jahresversammlung: Stadtpolitik gelobt – Landtagswahl fordert Einsatz – 2020 ein CSU-OB?

ROTHENBURG – Die CSU Rothenburg werde außerhalb „als starke Kraft” wahrgenommen, lobte Landtagsabgeordneter Andreas Schalk und stimmte voller Zuversicht auf die Landtagswahl am 14. Oktober 2018 ein. Die Partei sieht sich unter Markus Söder offenbar auf Erfolgskurs. Ganz so wie die Orts-CSU, deren Fraktionsvorsitzender auf der Jahresversammlung auf eine „überaus positive Entwicklung der Stadt” zurückblickte.

Vorsitzende und Fraktionschef ehren Albert Schmitt für 50jährige Parteitreue. Foto: diba

Die Zeiten voller Säle bei solchen Versammlungen sind vorbei, meist kommen bloß noch die Funktionsträger des Vorstandes und wenige Mitglieder zusammen. Die üblichen Regularien sind schnell abgewickelt, Schulden hat man keine und die nötigen Wahlen von Delegierten zur Kreisvertreterversammlung für die Europawahl gehen zügig über die Bühne. Im Nebenzimmer des Gasthofs zur Post haben sich etwas über zwanzig Mitglieder eingefunden, Ortsvorsitzende Silke Sagmeister-Eberlein lässt in Wort und Bildern auf der Leinwand das letzte Jahr Revue passieren, das immerhin ein wichtiges Wahljahr war und für neue Erkenntnisse und viel Spannung gerade bei den Christsozialen gesorgt hat. Höhepunkt sei die Wahlkundgebung auf dem Markt mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Dobrindt gewesen mit deutlich mehr als hundert Zuschauern, wie betont wurde. Mit Betriebsbesichtigungen habe man viel Zuspruch auch außerhalb der Partei gefunden. Dem Seniorenarbeitskreis unter Leitung von Traudl Reingruber und Helga Rattler sowie der Frauen-Union unter Leitung von Herta Sommer galt ein besonderer Dank. Die CSU hat sich mit einer Klausur bereits auf das Kommunal-Wahljahr 2020 eingestimmt und zwar mit dem Ziel den Oberbürgermeister zu stellen, wie man hervorhebt.

Rothenburg habe in der Infrastruktur wieder „einen großen Schritt nach vorne gemacht” konstatierte Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer, der auf die Mehrzweckhalle, die Luitpold-Grundschule, das Schülerwohnheim im Spital sowie den Umbau des Verwaltungsgebäudes am Grünen Markt als „Leuchtturmprojekte“ verwies. Ebenso habe sich durch eine Reihe von privaten unternehmerischen Investitionen das Stadtbild inner- und außerhalb der Altstadt positiv verändert.

Beim Campus Rothenburg zeichne sich eine Erfolgsgeschichte ab, meinte Dr. Scheurer, denn die Zahl der Studierenden übertreffe alle Erwartungen, der Freistaat habe schon eine weitere Professorenstelle bewilligt. Rothenburg biete heute ein breites Bildungsspektrum mit verschiedens-ten Einrichtungen. Die Breitbandversorgung sei in Rothenburg flächendeckend, punktuelle Lücken würden geschlossen. Letztlich zeigten wieder steigende Bevölkerungszahlen wie gut die vorausschauende Bereitstellung von Baugrund und Industriegebieten war. Eine Flächenverbrauch-Begrenzung sei problematisch. Bei der Krankenhausversorgung setzt die Orts-CSU auf den Erhalt aller vier Klinik-Standorte, aber es gehe nicht ohne veränderte Strukturen im Innern des Gesamtklinikums. Nicht absehbar sei wie man ein jährliches Defizit von über zehn Millionen Euro in den Griff bekommen wolle.

Als erfreulich sieht Dr. Scheurer die Einigkeit aller Stadtratsfraktionen bei der Zurückweisung des vorgelegten Haushaltsentwurfs 2018, der nicht genehmigungsfähig war. Dabei habe man Jahr für Jahr erfahren, dass sich das oft prognostizierte hohe Defizit so nicht einstellt. So zeichne es sich auch für 2017 wieder ab, wo mit 4 Millionen statt der eingeplanten nur 1,5 Millionen Überschuss zu rechnen ist und auch die Schuldenaufnahme von 6,7 Millionen deutlich nach unten korrigiert werden könne.

Doch noch hinbekommen

Der Einspruch des Stadtrates habe nun zu einem durchführbaren Haushaltsentwurf geführt, der 1,3 Prozent freie Finanzspanne ausweise. Die Gewerbesteuer werde sich erfreulich entwickeln, der Umsatzsteuer-Gemeindeanteil mache gar einen Sprung nach oben. Immer noch sei die Stadt investitionsfähig, allein für die Entlastungsstraße und Gewerbegebietserschließung würden 8,8 Millionen ausgegeben.

Beim Thema Rathaus-Aufzug hätten Vertreter von zwei Fraktionen „auf Kosten von Behinderten, Senioren und Familien sparen wollen”, was man als unerträglich ansieht. Die Mehrzweckhalle sieht man als hervorragend gelungen an und vor allem habe sie korrekt gerechnet nicht zehn, sondern nur 4,5 Millionen Euro gekostet. Die großen Kritiker des Neubaus, so ein Vorstandsmitglied, täten gut daran ihren Irrtum auch mal offen zuzugeben.

Bei den Ehrungen, die ab zehnjähriger Mitgliedschaft durchgeführt werden, ragte der frühere Rechtsdirektor Albert Schmitt heraus, der bereits 50 Jahre der Partei angehört und dies nicht bereut: „Ich bin froh, dass ich dabei geblieben bin”, sagte er, bis heute von christlich-sozialer Politik überzeugt.

Bezirksrat Herbert Lindörfer und stellvertretender Kreisvorsitzender Johannes Schneider gingen in Grußworten auf aktuelle Fragen ein, während der Landtagsabgeordnete Andreas Schalk eine aufrüttelnde Rede zum Neuaufbruch der Partei in München unter Ministerpräsident Markus Söder hielt. Unter ihm würden jetzt drängende Aufgaben zügig angepackt, so dass die Opposition ins Staunen komme. Nach der Bundestagswahl habe die SPD in einem „Saustall” ihren Spitzenmann als Buhmann verjagt, was zeige, welchen Charakter man habe. Im Landtag könne die Opposition Söders Antrittsrede nichts entgegensetzen. Die Polizei in Bayern werde gestärkt, die Asylverfahren beschleunigt, wer keine Aussicht auf ein Bleiberecht hat müsse zügig in seine Heimat zurück. Ob Digitalisierung, mehr Arbeitsplätze auf dem Land (auch verlagert von Großstädten), Tourismusoffensive mit Pflege bayerischer Wirtshauskultur oder mehr Wohnungsbauförderung – überall packe die Staatsregierung an. Auch um Landärzte und eine gute Klinikversorgung sowie Hebammen-Unterstützung kümmere man sich. Ein Landespflegegeld für Angehörige sei ebenso wie eine Versiegelungs-Rückbauprämie für Grund und Boden geplant. Die Demokratie werde gestärkt durch eine Amtszeitbegrenzung auf zehn Jahre beim Ministerpräsidenten. Und das bayerische Familiengeld helfe jungen Leuten.

Indessen ergehe sich die Opposition in „Genderismus-Fragen“ und Frauenquoten anstatt sich um wirklich drängende Probleme zu kümmern. Auch Straßenausbaubeiträge und Flächenfrass (eine Begrenzung hält man für wenig sinnvoll) waren Themen. Andreas Schalk euphorisch: „Söder zieht und begeistert!“ diba

Auf gut Glück hoffen

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Per Zufalllsprinzip ermittelt – Einen Fuß in die Tür bekommen

GESLAU – „Ü̈ber den Wolken…“ Man kennt dieses Lied von Reinhard Mey. Ernst Treiber aus Geslau kennt auch die Perspektive. Er wollte mal den Pilotenschein machen, hat etliche Übungsflü̈ge absolviert und schwä̈rmt noch heute von den Glü̈cksmomenten, die kommen, wenn man hinunter auf die Welt schaut.

Ernst Treiber (79) aus Geslau: Das Leben ist manchmal voller Zufälle. Foto: Tronke

Auch hier unten hat er ein Leben genossen, auf das er mit seinen 79 Jahren zufrieden zurü̈ckblicken kann. Doch der Blick geht keineswegs nur nach hinten. Auch die Zukunft hä̈lt schließlich einiges für ihn bereit – in Kü̈rze womöglich etwas ganz Großes. Ernst Treiber ist einer von 20 Kandidatinnen und Kandidaten beim Millionen-Event der SKL-Lotterie, das im  Taunusstä̈dtchen Kronberg stattfindet.

Ebenso wie die anderen 19 Kandidatinnen und Kandidaten wurde er unter allen Losbesitzerinnen und -besitzern per Zufallsprinzip ermittelt. Sollte er es ins Finale schaffen, winkt dem Geslauer der Hauptgewinn von  1 Million Euro. Einen Haupttreffer hat der ehemalige Sä̈gewerksbesitzer und Gastwirt, der in Geslau ein Wirtshaus mit großem Festsaal unterhielt, in seinem Leben schon mal gelandet. Weil die Kinder quengelten und nach Hause wollten, verzichtete er seinerzeit bei der Pilotenausbildung auf einen Flug. Die Maschine stü̈rzte ab, Ernst Treiber ließ die Fliegerei fortan bleiben.
Von der Welt hat er trotzdem viel gesehen. Einige Male war er in den USA, einmal davon fuhr er mit Freunden beispielsweise 11000 Meilen mit dem Auto quer durchs Land. „Wir haben Kanada und die Niagara-Fä̈lle gesehen und sind bis Las Vegas gefahren“, erzä̈hlt er begeistert. Mit seiner Frau bereiste er Sü̈dafrika und machte eindrucksvolle Flusskreuzfahrten durch Russland.
Früher, als er mit seiner Frau noch zum Skifahren ging, waren sie jedes Jahr auf der Winkelmoosalm. Zum Geburtstag seiner Frau haben ihnen die Kinder nun einen Aufenthalt dort geschenkt – darü̈ber freue er sich ganz besonders, erzä̈hlt Ernst Treiber. Im Gegenzug hilft er seinem Sohn, der jetzt das Sägewerk betreibt, gelegentlich aus. „Das ist nicht mehr so anstrengend wie frü̈her“, sagt der 79-Jä̈hrige. Heute laufe nahezu alles automatisch, „ich bediene nur die Maschinensteuerung“, lacht er.
Und was wü̈rde er sich mit einer Million leisten? „Ich glaube nicht, dass ich gewinne – daher habe ich mir keine Gedanken gemacht“, lautet die Antwort. Wenn er meint. Das Leben kann allerdings auch mit 79 noch Überraschungen parat haben. War es in den vergangenen Jahren meistens in den Süden gegangen, so findet das SKL Millionen-Event nun erstmal im bevorzugten Urlaubsland der Deutschen statt – in der Heimat.
In Kronberg im Taunus warten vom 26. bis 28. April viele Überraschungen auf Ernst Treiber und die weiteren 19 Kandidatinnen und Kandidaten, allen voran die beiden Glückspaten: Inka Bause sowie Francis Fulton-Smith. Diese schickt Moderator Eric Schroth in unterhaltsame Spiele, um nach dem bekannten Zufallsprinzip die neue SKL-Millionärin oder den neuen SKL-Millionär zu ermitteln. Dabei sorgt er mit seiner charmanten Art erneut für beste Unterhaltung.
Bei jedem Spiel scheiden einige Kandidatinnen und Kandidaten aus. Aber auch sie müssen nicht mit leeren Händen zurück nach Hause, denn alle 20 gewinnen jeweils mindestens 1500 Euro in Bar. Im großen Finale zittern dann zwei um 1 Million Euro. Ein absoluter Höhepunkt, den die oder der Glückliche nie wieder vergisst – wie auch alle anderen, die dabei sind.
Das Millionenspiel ist ein Produkt der gemeinsamen Klassenlotterie der Länder. Es handelt sich dabei um eine Anstalt öffentlichen Rechts mit Sitz in Hamburg und München. Die Spielerinnen und Spieler haben ab einem Mindesteinsatz von 15 Euro im Monat laufend die Chance auf Geldgewinne von bis zu 16 Millionen Euro. Pro Jahr werden zwei SKL-Lotterien durchgeführt, die in jeweils sechs Spielabschnitte unterteilt sind. Die Anzahl und Höhe der Gewinne steigt von Klasse zu Klasse. Gleiches gilt für die Trefferchance. Lotteriegewinn ist immer am 1. Juni und am 1. Dezember eines Jahres. bt/sis

Für die nächste Generation

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Stadt sucht Ehrenamtliche für Schulprojekte – Infoveranstaltung im Mai

ROTHENBURG – Wer kennt das nicht? Eigentlich würde man sich schon gerne sozial engagieren, doch das passende Format hat sich bislang noch nicht finden lassen. Vielleicht hat da der Bereich Gemeinwesen und Soziales der Stadt gerade das richtige Angebot in petto: Für die beiden Projekte „Hilfe für Schüler“ und „Schülercoaching“ werden nämlich Ehrenamtliche gesucht. Die einzige Voraussetzung: Man sollte Kinder und Jugendliche mögen.

Hoffen auf weitere Mitstreiter, die Schülern in Rothenburg zur Seite stehen möchten (v.l.): Günther Kuch, Irmgard Fischer, Inge Schönemann, Edda Jursa und Edgar Rieß. Foto: Scheuenstuhl

Als vor vier Jahren die „Hilfe für Schüler“ ins Leben gerufen wurde, lief das Projekt gleich gut an. Knapp zwei Dutzend Freiwillige wollten Grundschülern in Rothenburg etwas unter die Arme greifen. Kurze Zeit später meldete die örtliche Mittelschule Bedarf an Wegbegleitern für ihre Schützlinge an. Nach einer Anfrage bei Dr. Andreas Pauldrach, der das sogenannte „Schülercoaching“ bereits an der Mittelschule in Burgbernheim betreute, konnte dieses Projekt auch in Rothenburg auf den Weg gebracht werden – mit anfangs elf Freiwilligen.

Edgar Rieß ist einer davon. „Das könntest du eigentlich machen“, dachte er sich, als er 2015 eine entsprechende Annonce in der Zeitung las. Sein ganzes Leben habe er in der Wirtschaft „unter Druck gearbeitet“, sagt er, nun wollte er sich sozial engagieren. Im Rahmen des Schüler-  coachings bedeutet dies, einen Schüler oder eine Schülerin über mehrere Jahre, meist ab der 7. Jahrgangsstufe, bis zum Qualifzierenden Mittelschulabschluss zu begleiten.
Es sei aber keine Nachhilfe, betont Edda Jursa, die ebenfalls seit Beginn des Projektes mit von der Partie ist. Vielmehr geht es darum, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Motivation des Schülers zu stärken und zu festigen. Ob man dies mit Gesprächen, Unternehmungen oder Aktivitäten (etwa Eis essen gehen, Fußball spielen, gemeinsam kochen und dergleichen) erreichen möchte, kommt ganz auf das Interesse des Schülers und die Neigungen des Freiwilligen an. Der schulische Erfolg kann dann ganz automatisch kommen, hat Edda Jursa die Erfahrung gemacht. Wenn man sich geachtet fühlt, stärkt das die Persönlichkeit und man nimmt bestimmte Dinge, etwa das Lernen oder Praktika, ganz anders in Angriff.
Regelmäßige Begegnungen
Da ein Freiwilliger nie mehr als einen Schüler zur selben Zeit begleitet, spricht man auch von einem Coaching-Tandem. Die Begegnungen sollten regelmäßig stattfinden. Aber auch hier richtet sich das Pensum nach den Möglichkeiten des Ehrenamtlichen. „In den Ferien oder aufgrund von Urlaub fällt die Begleitung natürlich aus“, versichert Irmgard Fischer, Leiterin des Bereichs Gemeinwesen und Soziales der Stadt. Die Freiwilligen werden also nicht in ein starres zeitliches Korsett gezwängt.
Für Edda Jursa ist auch wichtig, dass man zwar Kontakt zu den Eltern hat, sich aber nicht mit ihnen gegen den Schüler verbündet. Dies hat vor allem deshalb Gewicht und Signalwirkung, weil man die Jugendlichen eben auch ein Stück weit „über ihre Pubertät hinüberbegleitet“. Beiderseitiges Vertrauen, Empathie und Verständnis sind somit Grundpfeiler des Coaching-Tandems.
Aber wie immer wenn zwei Menschen in Kontakt treten, kann es eben auch einmal passieren, dass die „Chemie nicht stimmt“. In solchen Fällen ist es jederzeit möglich, die Begleitung einzustellen. Die Ehrenamtlichen sind aber nicht auf sich allein gestellt. Zum einen tauschen sie sich regelmäßig unterei-nander über ihre Erfahrungen aus. Zum anderen findet mehrmals im Jahr eine Supervision – also eine Art Beratung – statt, die fachlich fundiert von Matthias Kaller durchgeführt wird. Er ist Psychologe und Leiter der Eltern-, Jugend- und Familienberatungsstelle beim Landratsamt.
Während beim Schülercoaching vor allem die Persönlichkeitsentwicklung des Schülers im Vordergrund steht, ist die Tätigkeit bei der „Hilfe für Schüler“ stärker auf den Unterricht bezogen. Günther Kuch hat sich für dieses Projekt bereits     engagiert, als es noch vom Kinderschutzbund durchgeführt wurde. Zielgruppe dieses unterstützenden Zusatzangebotes in der Grundschule waren zu Beginn ausschließlich Kinder ohne Deutschkenntnisse, die aber dennoch der Schulpflicht unterlagen.
Parallel zum Unterricht
Er selbst hat einmal eine Klasse mit sechs solcher Kinder erlebt. Dank der Unterstützung durch Ehrenamtliche haben alle „ohne Probleme“ auf die weiterführende Schule wechseln können, zwei von ihnen sogar auf das Gymnasium, erinnert sich Günther Kuch. Mittlerweile kommen aber auch Schüler mit anders gelagerten Sprachdefiziten oder Lernschwierigkeiten allgemein in den Genuss der Förderung, die parallel zum Unterricht durchgeführt wird. In der Regel geben die Lehrkräfte dabei Anleitung und stellen entsprechendes Übungsmaterial zur Verfügung.
Weitere Einsatzmöglichkeiten bei dem Projekt „Hilfe für Schüler“ gibt es in der Mittagspause oder am Nachmittag. Hier können Freiwillige und Schüler gemeinsam zur Abwechslung auch einmal sportlich, handwerklich oder künstlerisch tätig sein. In dieses Angebot sind die Grundschule sowie die Realschule und das Förderzentrum miteinbezogen. Aber nicht nur die Schüler profitieren von dieser Zeit mit den Freiwilligen.
Begeisterung der Kinder 
Es sei ein schönes Gefühl gewesen, sagt Günther Kuch, als zwei Schüler Jahre nach der Zeit im Projekt auf der Straße voller Freude auf ihn zugekommen seien. Auch seine ehrenamtliche „Kollegin“ Inge Schönemann hat schon die Begeisterung der Kinder in Form von Begrüßungsrufen und stürmischen Umarmungen erlebt, wenn die Förderzeit anstand.
„Es ist eine ,win-win-Situation’ für alle“, bringt es Irmgard Fischer auf den Punkt. Menschen, deren eigene Kinder schon längst erwachsen sind – und bei denen auch schon die Enkel aus dem Gröbsten heraus sind – können dadurch den „Anschluss an die Jugend“ halten und haben ein gutes Gefühl „aktiv in der Gesellschaft dabei zu sein“. In gewisser Weise wirke das Engagement wie ein „geistiger Jungbrunnen“.
Aber nicht nur Senioren sind als Mitstreiter der momentan elf („Hilfe für Schüler“) beziehungsweise neun („Schülercoaching“) Ehrenamtlichen willkommen, sondern all jene, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Um die beiden Projekte näher vorzustellen und direkt auf Fragen Interessierter eingehen zu können findet am Donnerstag, 3. Mai, um 19 Uhr in der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule eine unverbindliche Informationsveranstaltung statt. Irmgard Fischer betont, dass es dabei rein um die Vorstellung der Projekte geht und niemand dazu aufgefordert werde, an Ort und Stelle eine Entscheidung über ein Engagement zu treffen.
Bei der Veranstaltung werden Vertreter der beteiligten Schulen in Anwesenheit von Schulamtsdirektor Hans Hauptmann ihren Bedarf an und die Einsatzmöglichkeiten für die Ehrenamtlichen vorstellen. Außerdem erzählen jene Engagierten, die seit Anfang an mit dabei sind, von ihren Erfahrungen und stehen Rede und Antwort. mes

Mehrwert für die Partner

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Lokale Aktionsgruppe geht Kooperation zur Erweiterung des Mühlenwegs ein

ROTHENBURG LAND – Den Vorwurf, dass sie auf ihrem Geld sitzen würde kann man der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) an der Romantischen Straße nun wirklich nicht machen. Damit das vom Verkehrsverein Rothenburg beantragte Einzelprojekt „Mühlenroute Tauber – Wörnitz – Altmühl“ trotz knappen Budgets in Angriff genommen werden kann, wendete die LAG einen ebenso cleveren wie rechtmäßigen Kniff an und ging mit zwei anderen LAGs eine Kooperation ein.

Auf einer Info-Tafel wird die jeweilige Geschichte und Funktionsweise der Mühle erklärt. Foto: Scheuenstuhl

In diesem Fall sind leere Kassen ein sehr gutes Zeichen: Es bewegt sich so einiges in der Region – auch dank eines großen Bürgerengagements. Für die Förderphase von 2014 bis 2020 verfügt die LAG über ein Gesamtbudget von 1,5 Millionen Euro. Der Großteil, sprich 1,1 Millionen Euro, ist für    Einzelprojekte vorgesehen, die restlichen 400000 Euro müssen in Kooperationen fließen.

Die im Einzelprojekt-Topf noch vorhandenen Finanzmittel von etwa 9000 Euro wären für die Mühlenroute recht knapp bemessen. Im Grunde soll dabei der bestehende Rothenburger Mühlenweg weiter erschlossen werden, inklusive Mühlenstein mit Informationstafel. Eine Erhebung hat ergeben, dass es 145 Mühlenbesitzer im LAG-Gebiet gibt.
32 von ihnen, darunter sogar einer der letzten Müllermeister, nahmen im vergangenen September  an einem Treffen mit den LAG-Verantwortlichen teil. Die mitgebrachten Unterlagen, Bilder und Pläne der Mühlen bewiesen, dass ein gewisses Material vorhanden ist, um die Bedeutung und Dichte der Mühlen in der Region informativ zu dokumentieren.
Wanderausstellung im Wechsel
Innerhalb der LAG ist man von diesem Vorhaben überzeugt. Deshalb hat man bei der jüngsten Steuerkreissitzung im Reichelshöfer „Bräustüberl“ beschlossen, sich mit der LAG Region Landkreis Fürth und der LAG Aischgrund zusammenzutun. Ein derartiges Kooperationsprojekt ist dann möglich, wenn für die einzelnen Partner ein Mehrwert dabei herausspringt. Im vorliegenden Fall wäre dies unter anderem eine Wanderausstellung, die im Wechsel in den drei LAGs zu sehen sein wird.
Sie besteht aus 20 Aufstellern, die die einzelnen Lokalen Aktionsgruppen näher vorstellen und auch über Mühlen sowie ihre unterschiedlichen Funktionsweise aufklären. Zudem plant man eine achtseitige Infobroschüre zu den Mühlen aufzulegen, die mit einem gemeinsamen Erscheinungsbild, neudeutsch „corporate design“, die Kooperation verdeutlicht. Jede Lokale Aktionsgruppe wählt aber eine eigene Farbe dafür.
In jeder der drei Regionen gebe es Mühlen-Experten, erklärt  Pia Grimmeißen-Haider, Geschäftsführerin der Lokalen Aktionsgruppe an der Romantischen Straße. Auch diese sollen unterei­nander „ausgetauscht“ werden und in den jeweils anderen LAGs zu ihrem Steckenpferd referieren. Im Rahmen eines P-Seminars am Reichsstadt-Gymnasiums wurden bereits Daten zu den verschiedenen Techniken und weiteres Material gesammelt, das für ein Buch mit über 100 Seiten reichen würde. In einem zweiten P-Seminar werden die Gymnasiasten zudem Interviews führen.
Die Kosten für das Kooperationsprojekt „Mühlenerlebnis Zenn-, Tauber-, Wörnitz-, Altmühl-, Aischgrund“, deren Träger die einzelnen LAGs sind, belaufen sich auf knapp 18000 Euro. Bei einer 70 prozentigen Förderung muss die LAG noch einen Eigenanteil von etwa 2400 Euro aufbringen. Unter dem Kooperationsprojekt können auch Einzelprojekte deklariert werden, hier also die „Mühlenroute Tauber – Wörnitz – Altmühl“ des Verkehrsvereins Rothenburg, in die dann ebenfalls Mittel fließen. Das Einzelprojekt soll dann auf der Steuerkreissitzung im Juli beschlossen werden. Ab dann heißt es Angebote einholen, damit die Bewilligung erfolgen kann.  Die LAG-Geschäftsführerin rechnet damit, dass man ab Herbst mit der Umsetzung beginnen könne. mes

Neue Chancen für alte Stoffe

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„Handwerks Gwerch“ in der Altstadt – Geliebte Kleidungsstücke in guten Händen

ROTHENBURG – Was vor Jahrzehnten noch fast alltäglich war, ist inzwischen eher zu einer gewissen Besonderheit geworden bei der standardisierten Massenware mit ihren Einheitsgrößen: Ein Kleidungsstück passend zur Figur zu machen, beschädigte Teile zu reparieren oder die Aufwertung abgetragener Garderobe zu etwas Neuem.

Mirjana Neumeister bringt in der Änderungsschneiderei Kleidungsstücke auf Vordermann. Foto: sis

Aus Alt mach Neu. Mirjana Neumeister hat den Nachhaltigkeitstrend „Upcycling“ schon betrieben, als er noch nicht in Mode war. Dieses Geschäftsmodell ist kreativer Bestandteil ihrer Änderungsschneiderei, die gut zu tun hat. Reißverschlüsse austauschen, Kleidungsstücke kürzen, verlängern oder weiten, Innenfutter ersetzen: bei Kleider, Röcke, Jacken, Anzüge, Sakko, Hemd, Bluse oder Hose. Was nicht richtig passt oder irgendwo zwickt wird mit dem notwendigen Können passend gemacht.

Vor fünfzehn Jahren hat sich die gebürtige Bosnierin in Rothenburg selbstständig gemacht und im Alten Stadtgraben ihr erstes Geschäft eröffnet. In ihren Anfängen konzentrierte sie sich auf Brautmoden. Als Teenager war sie mit ihrer Schwester vor dem Krieg in ihrem Land geflüchtet. Ihre Eltern lebten und arbeiteten seinerzeit schon in Deutschland und holten ihre beiden Töchter nach.
Die damals 17-jährige Mirjana fand sich in der neuen Umgebung schnell zurecht. Ihre offene und kontaktfreudige Art trug dazu bei, dass sie sich mit der Integration nicht schwer tat. Sie schlug neue Wurzeln und gründete eine Familie. Während der laufenden Elternzeit nach der Geburt ihrer beiden Kinder ließ die gelernte Näherin den Geschäftsbetrieb im Alten Stadtgraben ruhen und ging Heimarbeit nach.
Als Sohn und Tochter aus dem Gröbsten heraus waren, baute sich Mirjana Neumeister ein neues Ladengeschäft auf – erneut im Alten Stadtgraben. Ihre vielseitige Änderungsschneiderei erweiterte sie um Stoffhandel, Nähzubehör und einen Nähtreff, der offen ist für Menschen, die bereits nähen können und lediglich ihre Maschinen nutzen möchten. Oder praktisch angeleitet werden wollen beim Reparieren beziehungsweise Um­ändern ihrer Lieblingsteile. Die zentrale Anlaufstelle für die kreative Umsetzung der Wiederverwertungsidee hat auch einen schönen Namen: „Handwerks Gwerch“.
Mirjana Neumeister fing an, unbenutzte Originalstoffe, die auf Ballen gewickelt sind und ausrangiert werden, von einer großen Handelskette aufzukaufen und sie damit so vor dem Wertstoffhof zu retten. Die Muster versprühen einen schönen nostalgischen Charme. Dies hat sich schnell bei Hobbyschneiderinnen herumgesprochen, die daraus einzigartige Kleidungsstücke und Accessoires fertigen. Sogar Bühnenkostüme für eine Mittelalter-Band und Gewänder für die Reichsstadttage wurden von einer Hobbyschneiderin schon in den Räumen von Mirjana Neumeister genäht. Mit Hilfe der alten Stoffe und Knöpfe entstand authentische, historische Gewandung.
Mirjana Neumeister bessert Berufskleidung aus, beispielsweise von Köchen und Soldaten. Sie repariert Risse und Löcher in der Motorradkluft, in Markisen und in Fliegenhauben für empfindliche Pferdeohren. Einem Förster flickte sie den beschädigten Ganzkörperanzug für kalte Winternächte auf dem Hochsitz. Auch Anhänger der Gothic- und Latex-Szene mit ihren ausgefallenen Wünschen gehören zur Kundschaft.
In Regina Wügner hat Mirjana Neumeister eine tüchtige Mitarbeiterin gefunden. Die gelernte Bekleidungsfertigerin ist vom Wollegeschäft in die Änderungsschneiderei gewechselt und hat Freude an kreativer Handarbeit. Zusätzlich würde Mirjana Neumeister noch stundenweise jemanden einstellen für jegliche Art  von Näharbeiten – leider bisher vergeb­lich.
Die Ladenausstattung ist eine Vielfalt individueller Lösungen. Gebrauchte Obst- und Gemüsekisten, Regale und Schränke, die sie hergerichtet hat, bieten viele Möglichkeiten zum Verstauen und sehen auch noch hübsch und dekorativ aus. Es gibt sogar eine Buchtauschbörse im Laden. Wer  Bücher nicht zu Hause herumstehen haben will, aber sie auch nicht wegwerfen mag, kann sich am kostenlosen Austausch von Lesestoff beteiligen – begleitet von dem schönen Gefühl, dass jedes Buch wohl einen seelenverwandten Leser findet.
Desöfteren war Mirjana Neumeister schon in der Montessori-Schule mit ihren Nähmaschinen, um mit den Eltern gemeinsam zu nähen. Ebenso verbindet sie Kindergeburtstag und Nähprojekte zu einem unterhaltsamen Nachmittag. Gymnasiasten stand Mirjana Neumeister bei einem Praxisseminar zur Seite. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich mit den ökologischen und sozialen Konsequenzen des Textilkonsums. Im Nähtreff lernten sie, ausrangierte T-Shirts, Hosen, Blusen und Hemden modisch aufzupeppen oder etwas vollkommen Neues daraus zu nähen. Die Modenschau in der „Molkerei“ in Verbindung mit einer kleinen Einführung in die Welt von nachhaltigem Design, Recycling und Upcycling fand großen Zuspruch bei den Besuchern.
Was mit Kleidung aus dem Altkleider-Container passiert, kann man nicht unbedingt Recycling nennen. Mehr als die Hälfte der gebrauchten Kleidung wird ins Ausland, meist Osteuropa oder Afrika verkauft und weiterverwendet – statt wiederverwertet. Der Rest taugt nur noch für weniger aufwändige Stoffe wie zum Beispiel Putzlappen, Autoinnenverkleidungen oder Malerfilze.
Dazu müssen Stoffe aufwändig bearbeitet werden. Nach Material und Farben sortiert, dann meist gereinigt oder entfärbt und von Knöpfen und Reißverschlüssen befreit werden, bevor sie in den Schredder geworfen werden. Nach dem Schreddern sind die Fasern dann zu kurz und zu grob, um wieder T-Shirts oder Hosen aus dem entstandenen Material zu produzieren. Nur Schnittreste eignen sich dann noch zur Wiederverwertung.
Mit Basel aus Syrien und Besarta aus Albanien engagierte sich das „Handwerks Gwerch“ in der Flüchtlingshilfe. Zusätzlich unterstützt von Simona Zrimic begann Mirjana Neumeister Kleidung, Schuhe und was sonst gebraucht wurde, für Flüchtlinge zu organisieren  und tragbar aufzubereiten. Als der Arbeitskreis Asyl seine Kleiderkammer eröffnete, engagierte sich Mirjana Neumeister dort.
Für die  Frühlings-Stadtmosphäre tat sich Mirjana Neumeister mit der Theaterpädagogin  Christina Löblein zusammen. „Theatergarn“ haben sie ihr gemeinsames Programm betitelt. Es handelt sich um eine witzige Spaß-Verkleidung mit Fotoaktion in der Näh- und Kreativwerkstatt und startet am Samstag ab 14 Uhr. Am Sonntag zeigt Mirjana Neumeister im Laden, wie es in einfachen Schritten geht, ein schönes Utensilo aus Stoff zu nähen, das sich für die Aufbewahrung von Kleinigkeiten eignet.   sis

Erste Erfahrungen

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Neue Marktsituation auf dem alten Schlachthofgelände

ROTHENBURG – Das umgenutzte Schlachthofgelände hat mit dem Ansturm auf die beiden neuen Märkte eine erste Feuertaufe bestanden. Die Bauarbeiten während des laufenden Betriebs sind ein Hindernis – und dauern noch an.

Rund achtzig Parkplätze gibt es auf dem Gelände – sowie eine Zufahrt und zwei Ausfahrten, wenn alles fertig ist. Foto: Schäfer

Ein Magnet für Schnäppchenjäger waren die ersten Tage nach der Eröffnung der Filialen „dm“ und „Depot“, die mit Rabatten lockten. Zum Start setzte ein wahrer Run ein. Bedingt durch Baustellen um und auf dem Gelände mussten die Autofahrer ordentlich Geduld beweisen. Die Zu- und Abfahrt läuft momentan noch fast ausschließlich über die Erlbacher Straße und führt zu Rückstaus – auch im Zusammenwirken mit der Verkehrsführung durch die beampelte Kreuzung in unmittelbarer Nähe.

Inzwischen ist die Situation entspannter. Der Kundenansturm hat sich gelegt und das Baustellenfeld lichtet sich langsam. Der Verkehrsabfluss um die beiden Märkte herum über die Schlachthofstraße in Richtung Ansbacher Straße ist derzeit nur bedingt möglich. In diesem hinteren Bereich laufen noch die Restarbeiten  an der neuen „Brothaus“-Filiale und an den Außenanlagen. Die Zeit drängt. Das Bäckerei-Café will am Freitag, den 8. Juni seinen Geschäftsbetrieb in dem Industriedenkmal aufnehmen und auch die Freiluftsaison nutzen. Bis dahin soll alles fertig sein.
Fragt man Einheimische und Auswärtige, herrscht Einigkeit darüber, dass der Standort im Umgriff der Altstadt mit der neuen Nutzung aufgewertet wurde. Unterschiedliche Auffassungen gibt es zur Parksituation. Ältere Leute finden das Rückwärtsausparken aus den Parklücken anstrengend, weil man besonders vorsichtig sein muss.
Die Sicht nach hinten und zwischen den „Parkblöcken“ ist eingeschränkt. Man muss immer mit vorbeifahrenden Parkplatzsuchenden rechnen beziehungsweise sich ausreichend vergewissern. dass sich hinter dem Fahrzeug kein anderer Wagen befindet oder Fußgänger queren. „Am hellichten Tag muss man schon mit erhöhter Aufmerksamkeit rangieren“, meinte ein Mittsiebziger. „Bei Einbruch der Dunkelheit ist das Rückwärts-Ausparken an unübersichtlichen Stellen der Horror.“ Er kann nicht verstehen, dass Stellplätze nicht so angelegt sind, dass man vorwärts ausparken kann. „Die Autos werden immer größer und die Menschen immer älter, da ist eine gute Übersicht hilfreich.“
Als weitere Schwachstelle wurde genannt, dass die Autos nahe an den Markteingängen vorbeifahren. Sie müssen auf die Passanten aufpassen, die Vorrang haben und beim Verlassen der Läden nach dem Einkauf teilweise noch mit den Gedanken woanders sind. sis

Ein Kreuz mit dem Kreuz

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Die CSU-Fraktion möchte, dass im Sitzungssaal des Rathauses das christliche Symbol hängt

ROTHENBURG – Mit dem Hinweis auf die Aussage von Ministerpräsident Markus Söder, das Kreuz gehöre zu den Grundfesten des Staates, kündigte die CSU-Fraktion am Donnerstagabend an, ein Kreuz für den Sitzungssaal des Rathauses beantragen zu wollen. Und trat damit eine lebhafte Diskussion los.

Kreuz 1 im Rathaus: großes Holzkreuz im Kaisersaal (links) – Kreuz Nummer 2 im Rathaus: in der Darstellung des Jüngsten Gerichts im Kaisersaal (rechts). Fotos: Weber

Muslime verachteten Christen nicht selten dafür, dass sie keine Stellung beziehen, gab Dr. Wolfgang Scheurer als Fraktionsvorsitzender der Union zu verstehen. Es brauche ein festes Fundament. Symbole wie das Kreuz „halten wir für prägend“. Nicht von ungefähr gebe es auch im Amtseid die Formel „So wahr mir Gott helfe“.

Er halte nichts von Symbolpolitik, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl mit Blick auf die Äußerung des Ministerpräsidenten. In Rothenburg als Ort der Vielfalt würden im übrigen die christlichen Werte gelebt, unabhängig davon, ob ein Kreuz im Sitzungssaal hänge oder nicht. Schon bisher werde im Stadt­rat nach christlichen Grundsätzen gehandelt. Dazu brauche man kein Kreuz im Sitzungssaal, stellte Dr. Günther Strobl als Fraktionsvorsitzender der SPD klar.

Ausschlusskriterium?

Sein Fraktionskollege Bernhard Benz versuchte den Beitrag der Union mit Humor zu nehmen. Man brauche das Kreuz im Sitzungssaal zwar nicht, müsse aber befürchten, dass Rothenburg aus der Metropolregion ausgeschlossen werde, wenn es dort nicht aufgehängt werde.

Als Fraktionssprecher der Bündnisgrünen bescheinigte Dieter Seiferlein dem erst vor kurzem ins Amt gekommenen Ministerpräsidenten zu jung und unerfahren zu sein.

Er halte nichts davon, ständig auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen, wo es doch auch im Ort der Vielfalt Probleme bis hin zu Straftaten bei Menschen aus den unterschiedlichen Nationen gebe, speziell auch bei Asylbewerbern, unterstrich Peter Wack (CSU). Das müsse man doch noch beim Namen nennen dürfen.

Auseinandersetzungen gebe es auch innerhalb der Nationen, auch unter Deutschen, relativierte der Oberbürgermeister. Für ihn in seinem Verständnis als Christ sei im übrigen das Kreuz mehr als ein Zeichen bayerischer Identität.

Dialog wichtig

Sie sei stolz auf ihren christlichen Glauben. Aber die Integration könne nur im Dialog gelingen, sagte Jutta Striffler von der FRV. Sie habe nichts gegen das Kreuz, gehe aber davon aus, dass man im Sitzungssaal auch weiter ohne dieses Symbol auskomme, das nun zum Trend zu verkommen drohe.

Man müsse christliche Werte leben und nicht nur das Kreuz als Symbol vor sich hertragen, gab Stefan Stiegele (Bündnisgrüne) zu verstehen. Die Diskussion sei Wasser auf die Mühlen der Fundamentalisten. Religionen hätten nicht nur eine rühmliche Seite. Meist hätten sie aber friedlichen Charakter. Hassprediger gebe es bei uns und bei den Muslimen.

Selbst hohe Kirchenvertreter stünden kritisch zur Äußerung Söders, gab Susanne Landgraf (UR) zu bedenken. Fundament des Staates sei das Grundgesetz. Das biete eine gute Basis, betonte Rechtsdirektor Michael Sommerkorn.

Für humanistisch-abendländische Tradition und Haltung steht das Kreuz nach dem Verständnis von Dieter Schulz (CSU): „In meiner Schule hängt es in den Klasszimmern“. Das Symbol stehe auch für eine Gesellschaft, die einen Konsens hat. Freilich bezweifle er, ob ein unter Zwang aufgehängtes Kreuz der richtige Weg sei. Besser sei es, den hiermit verbundenen Geist zu leben und die Tradition zu pflegen, was in den unteren Klassen mit dem Schulgebet gern getan werde.

Missbrauch

Hier gehe es um Wahlkampf und das Kreuz werde dazu missbraucht, unterstrich der Oberbürgermeister. Der Rechtsdirektor solle die viele Jahre zurückliegende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Kreuz in öffentlichen Gebäuden heraussuchen. Für den Fall, dass die CSU ihren Antrag wirklich wahrmache, sei es gut, wenn man die Rechtslage zur Hand habe, riet Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV).

Im Rathaus gebe es im übrigen ein Kreuz, und zwar ein großes. Es hänge im Kaisersaal, sagte Stefan Reihs (SPD). Warum das Thema Kreuz jetzt plötzlich so wichtig sei, könne sie nicht verstehen. betonte Jutta Striffler. Das erschließe sich ihm auch nicht, meinte der Oberbürgermeister abschließend.

Mit Spannung wird erwartet, ob die CSU-Fraktion nun nach dieser Diskussion bei ihrer Ankündigung bleibt und den Antrag auf das Kreuz im Sitzungssaal einreicht. -ww-


Spannende Ritterkämpfe

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Erster Fürstlicher Mittelaltermarkt im Schillingsfürster Kardinalsgarten – Idealer Schauplatz

SCHILLINGSFÜRST– Es ist der erste fürstliche Mittelaltermarkt im Schillingsfürster Kardinalsgarten und er sucht seinesgleichen.

Stimmungsvoll: der Mittelaltermarkt im Schatten der Bäume im Schillingsfürster Kardinalsgarten. Fotos: Schwandt

In einmaliger Kulisse präsentieren sich die „allerley Händler“ und halten Waren feil, es dampft aus vielen Töpfen, es duftet nach Gegrilltem und Geräuchertem. Viele kleine Ritter, Prinzen und Prinzessinnen durchstreifen gemeinsam mit ihren Eltern das Parkgelände mit dem Herrlichen Blick ins Tal. Das Ritterturnier begeistert Groß und Klein.

Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst heißt der Sieger. Er zeigt sich stolz und hoch zu Ross dem applaudierenden Publikum. Milena aus Leutershausen findet die Ritter toll und auch die Pferde. Ihr großer Bruder hatte ein Werbeplakat für den Markt entdeckt und seine Eltern überredet, nach Schillingsfürst zu kommen. Die Eintrittspreise seien ok, so das Familienoberhaupt, man bekomme viel geboten.
Und für einen kleinen Obolus dürfen sich die Kinder für ein Erinnerungsfoto auf eines der Turnierpferde setzen. Eine fünfköpfige Familie aus Burgoberbach ist hingerissen von dem Spektakel – die Kinder haben Holzschwerter bekommen und fechten damit ritterlich. Für 15 Taler kann man einen Bogen selber basteln und damit bis zu 80 Meter weit schießen – die Nachfrage ist groß.
Die Holzberzerker aus Ingolstadt sind oft auf Mittelaltermärkten vertreten. Eine so schöne Kulisse wie hier in Schillingsfürst hätten sie noch nirgendwo erlebt – die schattenspendenden Bäume seien einmalig. Und auch ein Brandmaler aus der Nähe von Koblenz findet es „richtig, richtig schön im Kardinalsgarten.“ Gerne ist er beim nächsten Mal wieder mit dabei.
Doch was wäre ein Mittelaltermarkt ohne Kinderbelustigung? Der Eierknacker zieht die Kinder in seinen Bann: Sie dürfen mit Kugeln auf Eier zielen, die in auf eine Baumscheibe aufgesteckt sind. Zaubersteine sind der Gewinn und die kleinen und großen Kugelstoßer haben viel  Spaß dabei. Auch ein Kinderkarussell darf nicht fehlen – handbetrieben ist es und die Kleinen sind begeistert.
Es gibt mittelalterliche Kleidung zu kaufen, ebenso wie Naturseifen oder pflanzengefärbte Schurwolle. Den Besuchern bietet sich ein vielfältiges Speisenangebot und ein traumhafter Biergarten.

Mit harten Bandagen: Ritterkämpfe auf hohem Ross.

„Equester Noris“ ist in einem Anzeigenkalender auf den Mittelaltermarkt aufmerksam geworden und hat sich um einen Platz beworben. Die achtköpfige Truppe aus Nürnberg um den Großmeister Helmut Nowotny lebt in ihrem Areal in der Zeit des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Vier bis fünf Mal im Jahr nehmen sie an Mittelaltermärkten teil. Zwei Tonnen Equipment in drei Anhänger sind nötig, um eine möglichst authentische Kulisse zu haben, in der die Zeit nacherlebt werden kann. Fünf Stunden dauert der Aufbau der Zelte und der Kochstation.

Nach Albrecht Dürer 
Alicia Nowotny kreiert die Kleider für die Truppe selbst – sie ist die Tochter einer Schneidermeisterin,  näht Stich für Stich per Hand, achtet auf das passende Zubehör, selbst die Knöpfe an der Jacke sind dem Mittelalter nachempfunden. Alicia orientiert sich an den Bildern Albrecht Dürers, entwirft die entsprechenden Schnitte und sucht nach passenden Stoffen. Das Küchenzelt ist mit seinen 16 Quadratmetern vergleichsweise riesig.
Die Gruppe kocht nur nach alten Rezepten und verwendet alte Gewürze. So gibt es Fleischküchlein aus Rindfleisch, das mit Ingwer, Lavendel, Kardamon, Nelken und Zimt gewürzt ist. Ein Dip aus Essig mit Knoblauch rundet den Geschmacksgenuss ab.
Alicia zeigt auf die frische Butter, die sie gerade selbst hergestellt haben, Salzfleisch und die geräucherten Forellen garen auf dem Herd. Zehn verschiedene Gerichte werden am Abend aufgetischt, wenn der Markt zur Ruhe kommt.
Helmut ist beruflich selbstständig. Oft jagt ein Termin den nächsten. Für ihn bedeutet der Mittelaltermarkt, „zeitlos“ zu sein – die Sonne bestimmt den Tagesablauf. Er kann an diesen Tagen richtig abschalten und entschleunigen, eintauchen in eine andere Welt, auftanken und Kraft schöpfen für den Alltag.
Auch Sarah Middendorf aus Rothenburg ist mit ihrer Familie nach Schillingsfürst gekommen und es gefällt allen ganz hervorragend. Begeistert erzählen die Kinder vom Ritterturnier und vom Eierknacker, denn hier hat die kleine Faye ihren Papa tatsächlich überrundet und ihr Ei getroffen.
Bauernhaufen eingebunden
Der Schillingsfürster Bauernhaufen ist ebenfalls  gleich im Eingangsbereich vertreten: Er feiert Ende Juni sein 60-jähriges Bestehen mit einem Lagerleben im Hofgarten und nutzt die Gelegenheit, für sich und das Fest zu werben. Die Museumsleiterin der Doerfler-Galerie, Hai Yan Waldmann-Wang ist restlos begeistert, dass so viele Menschen den Weg nach Schillingsfürst in den Kardinalsgarten gefunden haben und hat den Eintrittspreis für die Dörfler-Galerie kurzerhand auf nur einen Euro für Mittelaltermarkt-Besucher gesenkt. Und die Fürstliche Falknerei bietet an den Markttagen Flugvorführungen um 11 Uhr und um 15 Uhr an.
Viele der Besucher, die den Weg in den Kardinalsgarten gefunden haben, sind fantasievoll gekleidet, mittelalterlich wirkend. Fröhliche Volksfeststimmung ist zu spüren.  Am Dienstag, 1. Mai, ist noch einmal Mittelaltermarkttag im Kardinalsgarten mit Ritterturnieren und Schwertschaukämpfen:  von 10 Uhr bis 19  Uhr. -sw-

Gemeinschaft macht stark

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Bei der Stadtmosphäre 2018 haben viele an einem Strick gezogen, bis hin zum Wetter

ROTHENBURG – Zur echten Werbung für Rothenburg als Ort mit einzigartiger historischer Kulisse und Ziel für einen ansprechenden Ausflug in die Altstadt mit einer Vielzahl großer und kleiner Attraktionen unter freiem Himmel ist die jüngste Ausgabe der Stadtmosphäre am vergangenen Wochenende geworden.

Samstag gegen 14 Uhr: Das Nachwuchsensemble des Stadt- und Jugendblasorchesters spielt zur Eröffnung. Fotos: RoRot

Die Geschäftswelt zeigte sich dabei unter den Fittichen des Stadtmarketings innerhalb der Stadtmauern und auch direkt vor den Toren zur breit angelegten Gemeinschaftsaktion verbunden. Zunächst zu Hunderten, am späteren Abend und  am gestrigen Sonntag dann zu Tausenden strömten die Besucher von nah und fern in die Altstadt und genossen dort bei idealem Frühlingswetter südliches Flair kombiniert mit einer Menge Unterhaltung und auch Information.

Herrngasse: Die Greifvogelauffangstation Mittelfranken präsentiert sich mit Andreas Ritz (Oestheim) und Steinadler „Aslan“.

Bei der Eröffnung hob Bürgermeister Dieter Kölle in Vertretung von Oberbürgermeister Walter Hartl den  Gemeinschaftsgeist hinter der Stadtmosphäre hervor. Eine Veranstaltung  dieses Zuschnitts sei nur möglich, wenn alle an einem Strick ziehen.
Das Nachwuchsensemble des Stadt- und Jugendblasorchester unter der Leitung von Jan-Peter Scheurer besorgte der Stadtmosphäre 2018 zum Auftakt auf dem Marktplatz sozusagen den musikalischen Kick, dem Auftritte anderer Bands und Einzelkünstler folgten. Einer der Höhepunkte am ersten Tag: „Eminent“ vor dicht gefüllten Rängen und stimmungsvoll beleuchteter Rathaus-Fassade. Wir berichten noch. -ww-

Musikalisches Picknick

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Sommerliches Sonntagscafé mit besonderem Klang

ROTHENBURG – Mit klassischer und moderner Kammermusik gastierte das Klassikfestival „d´accord“ am vergangenen Sonntag nachmittag im Rokokosaal des Rothenburger Wildbads.

Sonntagskonzert im Rokoko-Saal mit den herrlichen Jugendstilfenstern. Foto: Nitt

Dabei wurden Tradition und Innovation, Bewährtes und Un-Erhörtes gekonnt miteinander verbunden. Eine stattliche Zuhörerschar war von dem niveauvollen, sehr gelungenen Konzert begeistert und spendete großen Beifall. Zu Beginn des Programms erklang das Klavierquartett in Es-Dur KV 493 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Das im Jahre 1786 (Entstehungsjahr des „Figaro“) komponierte Werk bietet mit seinem Wechsel zwischen musikalischer Intimität und festlichem, prunkvollen Klang einen überaus reizvollen Kontrast. Mit Verve musizierten die vier jungen Musiker Martina Trumpp (Violine), Kevin Treiber (Viola), Jörg Habermann (Violoncello) und Bohumir Stehlik (Klavier) das einleitende Allegro und bezauberten durch expressive Musizierfreude im wundervoll aufgelockerten Stil.
Die jähen Stimmungswechsel und Umbrüche trugen immer wieder Beethoven´sche Züge. Gleiches gilt auch für die beiden folgenden Sätze, ein traumhaft ausmusiziertes Larghetto mit schwärmerischem Ausdruck und als Finale ein tänzerisches Allegretto mit spielerischem Rondo-Charakter. Schalk und Humor des Wiener Klassikers blitzten schlaglichtartig auf.
Insgesamt bot das junge Klavierquartett in jeder Hinsicht (Intonation, Dynamik, Phrasierung, Interaktion) eine famose Leistung, die nur durch das an manchen Stellen etwas zu dominierende, laute Klavierspiel getrübt wurde, was aber auch an der nicht optimalen Qualität des Flügels gelegen haben mag.
Als zweites Opus stand die „Picnic Suite“ des französischen Komponisten, Jazzmusikers und Musikproduzenten Claude Bolling (geb. 1930) auf dem Programm. Viele Werke Bollings bringen Jazz und Klassik zusammen und stellen ein geglücktes „Cross over“ dar.
Dies gilt auch für die im Jahre 1980 entstandene „Picnic Suite“, die von Martina Ebert (Sopran-­Saxophon), Erich Schneider (Gitarre), Florian Glemser (Klavier), Norbert Meyer-Venus (Kontrabass) und Max Gaertner (Schlagzeug) gespielt wurde. Die fünfsätzige Suite (Rococo-Madrigal-Gaylancholic-Ca
non-Badine) erin­nerte immer wieder ein biss­chen an den berühmten Jacques Loussier und seine populären Play-Bach-Arrangements.
So wechselten barock oder klassisch anmutende Teile in imitatorischer Technik mit jazzartigen, improvisatorisch anmutenden Passagen. Alle fünf Musiker boten eine sehr gelungene, tolle und inspirierte Interpretation des selten aufgeführten, kapriziösen und witzigen Werkes. ni

Neuer Flügel für höchste Ansprüche

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Finanziellen Kraftakt gemeistert durch großzügige Unterstützung – Eine besondere Ehre

SCHILINGSFÜRST – Darauf hatte der Kulturförderverein Schloss Schillingsfürst lange hingearbeitet: den Kauf eines Konzertflügels, der den höchsten  Ansprüchen des alljährlichen Lisztfestivals und der darin eingebetteten Meisterkurse für junge Pianistentalente genügt.

Dieter Gottschling und Hans Emmert bei der Übergabe des Flügels durch Michael Fiech. Foto: privat

Ein Steinway B-Flügel sollte es nach dem Willen von Leslie Howard sein. Aus dem Besitz eines Konzertpianisten ging das gebrauchte und restaurierte Instrument über ein Leipziger Fachgeschäft vor einigen Tagen in den Besitz des Kulturfördervereins Schloss Schillingsfürst über und wurde in den im zweiten Stock des Schlosses befindlichen Konzertsaal gebracht und aufgestellt. Dort befindet sich auch der „alte Hausflügel“, ein schon betagtes Instrument der Firma „Ibach“ , welches nicht mehr ganz die Spitzenerwartungen der Weltklassepianisten erfüllt, die alljährlich zum Lisztfestival kommen.

Leslie Howard, der derzeit renommierteste Lisztexperte benötigt für seine Meisterkursstunden zwei ne­beneinander stehende Instrumente: auf dem einen trägt der Stipendiat sein einstudiertes Stück vor und auf dem anderen demonstriert der Maestro, wie er sich die kritikwürdige Stelle in dem jeweiligen Musikstück  vorstellt. Für den noch jungen Verein stellt die Investition von knapp
48000 Euro den bisher größten Kraftakt dar, der nur durch einen Kredit und die großzügigen Spenden vieler Mitglieder und Gönner zu bewältigen war.
Constantin Fürst zu Hohenlohe Schillingsfürst selbst hat dabei auch tief in die Tasche gegriffen, um die Anschaffung zu ermöglichen. Wie er selbst mitteilte, soll das Instrument mit einem Fest-  beziehungweise Einweihungskonzert am Donnerstag, den 21. Juni der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt werden, bei dem Mariam Batsasvili aus Georgien aufspielen wird. Die herausragende Künstlerin war schon zweimal als Meisterkursteilnehmerin in Schillingsfürst und ist nach dem Gewinn von zwei Lisztwettbewerben zu einem Jungstar avanciert und derzeit weltweit unterwegs. Weil sie Schillingsfürst als Startpunkt ihrer Karriere ansieht und sich hier wie in einer Familie aufgehoben fühlt, hat sie den Termin in der Schlossstadt trotz eines vollen Terminkalenders ermöglicht. he

Große Freude über den riesigen Erfolg

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Stadtmarketing zieht überaus positive Bilanz zur zurückliegenden elften Stadtmosphäre in Rothenburg

ROTHENBURG – Einen Riesenansturm an Besuchern hat die elfte Stadtmosphäre nach dem Auftakt am Samstag (wir berichteten) vor allem am  Sonntag verzeichnet. Allenthalben gab es gute Laune und zufriedene  Gesichter.

Großes Aufgebot beim Finale der Gemeinschafts-Modenschau mit den Vertreterinnen der beteiligten Geschäfte und Moderatorin Silke Sagmeister-Eberlein vor der Rathaus-Pforte. Foto: Stadtmarketing

„Unter dem Strich war das ein voller Erfolg. Wir sind glücklich,“ resümierte gestern Stadtmarketing-Geschäftsführerin Ariane Koziollek, die bei der Organisation die Fäden in der Hand hatte. Ausflügler aus nah und fern und Einheimische erlebten Rothenburg an vielen Stellen wie etwa in der Galgengasse im südländischen Flair mit vielen Aktionen auf Bühnen in der Altstadt und mit zahlreichen Angeboten zum Genießen und Sitzen und Verweilen unter freiem Himmel. Die Geschäfte hatten geöffnet und luden zum  Einkaufsbummel ein.

Beeindruckend, nicht nur für die Organisatorin: das friedvolle Zusammenkommen von Menschen verschiedenster Nationen bei dieser Veranstaltung. „Überall war diese positive Stimmung zu spüren, dieses Miteinander, dieses Zusammensein ohne Agressionen“, freut sich Ariane Koziollek. Allein schon darin sieht sie ein wesentliches Anliegen  der Übung erfüllt.
Neben vielen lachenden Gesichtern spricht sie, mit Verbeugung nach oben,  auch von einer zufriedenen Händlerschaft: „Wir sind dankbar für das Kaiserwetter.“ Auch zollt sie der Stadtverwaltung und dem Technischen Hilfswerk (THW) ausdrückliche

Junge Stimmen auf der Bühne am Kapellenplatz beim Konzert von Jakurrende und Klangfängern. Foto: Killinger

Anerkennung für ihre Unterstützung.  Die Planung für die Stadtmosphäre 2019 werde diesmal schon im Sommer vorher beginnen.

Erstmals ist diesmal auch ein neues Bier präsentiert worden. Die Landwehr-Bräu aus Reichelshofen machte an diesem warmen Tag mit ihrem Sommerbier (4,5 Prozent Alkohol, kellertrüb, kalt gehopft und daher mit erfrischender Note) Punkte.
Besondere Publikumsmagneten diesmal: die Gemeinschaftsmodenschau und das Rockkonzert am Samstagabend auf der Marktplatzbühne sowie das Ballonglühen (wir berichten noch) vor der Rathauskulisse.
Ariane Koziollek bedauert ausdrücklich, dass ein von ihr georderter Straßenmusikant  immer wieder von Standorten vertrieben worden sei, die er in Absprache mit dem Stadtmarketing eingenommen hatte. Der Gitarrist werde bestimmt nicht wiederkommen nach Rothenburg. Das gelte auch für einen Pianisten, der in der Schmiedgasse aufspielte und auch dort habe weichen müssen. -ww-
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