Tierische Rückkehrer beschäftigen die Jägerschaft
ROTHENBURG – „Wir sind keine Spaßjäger. Jagd ist verantwortungsvoller Artenschutz, Naturschutz und extensive Naturnutzung. Wir üben die Jagd mit Freude und Engagement aus“. Mit diesen Worten begrüßte Vorsitzender Johannes Schneider kürzlich die zahlreich erschienenen Ehrengäste, die Jägerinnen und Jäger der Jägervereinigung Rothenburg sowie die anwesenden Jagdvorstände.
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Zahlreiche Ehrengäste nutzten die Möglichkeit, sich über die aktuellen Themen rund um die Jägerschaft zu informieren. Fotos: er
Die öffentliche Hegeschau ist eine zur Überwachung der Abschusspläne jährlich im Auftrag der Unteren Jagdbehörde durchzuführende Veranstaltung der Jägervereinigung. Aber auch die Information der Öffentlichkeit über die Arbeit der Jäger soll dabei nicht zu kurz kommen. So waren auch zahlreiche Jagdvorsteher der Einladung Schneiders gefolgt.
„Probleme mit den Waffen der Jäger gibt es nicht“ stellt Stefan Schuster, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Rothenburg zu Beginn seines Kurzvortrages fest. Er informierte die Jäger über die Berührungspunkte zwischen Polizei und Jagd. Schuster sieht die Jägerschaft in erster Linie als Partner der Polizei beispielsweise bei Wildunfällen. Aber auch bei der Aufklärung von Straftaten bat er um Unterstützung. „Sie sind viel draußen – auch zu Zeiten in denen sich so mancher unbeobachtet fühlt.“ Schuster wies auch darauf hin, dass sich die Polizeiarbeit in Zeiten von Terroranschlägen grundlegend verändert habe.
Dass die Jagd auch ein Thema bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin war, berichtete der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer. „Wir stehen zur Jagd und wir brauchen die Jäger“. Mit dieser Grundhaltung will er sich in der laufenden Legislaturperiode für die Stärkung der Jagd einsetzen, wenn es um anstehende Bundesjagdgesetzänderungen geht.
Als Chef der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt bedankte sich Landrat Dr. Jürgen Ludwig bei den anwesenden Jägern für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit insbesondere auch hinsichtlich der Durchführung der Hegeschau.
Der Bürgermeister der Stadt Rothenburg, Dieter Kölle, erinnerte im Zusammenhang mit der Jagd an seine Zeit als Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten, in der er sehr nahe an jagdlichen Themen war. Als Bürgermeister ist er heute mitverantwortlich für den großen Waldbesitz der Stadt und er sieht insbesondere auch deshalb die Arbeit der Jäger als eine wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen Waldumbau.
Bestellte Fachleute
Andreas Egl ist am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach im Bereich Forsten derzeit sehr intensiv mit der Durchführung des Vegetationsgutachtens beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Arbeit fließen in die Abschussplanung der kommenden drei Jahre ein, die vom Landratsamt in Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern, dem Forst und der Jägerschaft vorgegeben wird. Egl rief die Jägerschaft zur Zusammenarbeit und Unterstützung auf. In den kommenden Monaten werden die Ergebnisse intensiv auch mit der Jägerschaft diskutiert.
„24 Jahre jung und schon Leiter der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Ansbach“ Mit diesen Worten bat Vorsitzender Schneider Maximilian Seybold um sein Grußwort. Seybold schilderte kurz seinen beruflichen Werdegang, um dann gleich auf die anstehenden Aufgaben einzugehen. Abwehrmaßnahmen gegen die drohende Afrikanische Schweinepest, Umsetzung umstrittener waffenrechtlicher Vorgaben bei der Verwendung von Nachtzieltechnik sowie die anstehende Abschussplanung. Unterstützt wird Seybold bei seiner Arbeit durch die ehrenamtlich tätigen Jagdberater. Das sind vom Landratsamt bestellte Fachleute wie der Vorsitzende der Jägervereinigung Feuchtwangen Manfred Hartnagel, der ebenfalls der Hegeschau beiwohnte. Schneider beschäftigte sich in seinem Bericht mit den Themen Afrikanische Schweinepest, Nachtzieltechnik, Neozoen – Neueinwanderer wie Wolf und Fischotter sowie dem Vegetationsgutachten 2018. „Manche reden die Afrikanische Schweinepest regelrecht herbei“ kritisierte Schneider den seiner Meinung nach immer noch zu laxen Umgang mit dieser Bedrohung.
„Man könnte mehr schneller tun“ war seine Aufforderung an die Politik. Klar für ihn ist hingegen, dass die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest nicht über das Schwarzwild erfolgt, sondern insbesondere durch den Menschen, indem er unachtsam mit
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Die Hegeschau bleibt weiterhin Pflicht in Bayern und dient auch der Öffentlichkeitsarbeit.
Fleisch und Wurstprodukten aus den Ländern umgeht in denen die Afrikanische Schweinepest bereits ausgebrochen ist.
Es gibt zahlreiche Beispiele wie die Jägerschaft bei der Reduktion der Schwarzwildbestände unterstützt werden könnte. Erleichterungen bei den vorgeschriebenen Verkehrsregelungen bei revierübergreifenden Drückjagden, Aussetzung der Fleischbeschaugebühren, Unterstützung bei der Beseitigung der Konfiskatabfälle sowie eine intensive Aufklärung und Kontrolle beim Warenverkehr mit östlichen von der Afrikanischen Schweinepest betroffenen Staaten nannte er als Beispiele.
Schneider wies auch auf den schmalen Grat zwischen „erfolgreicher Jagd und Straftat“ bei der Aufhebung der Schonzeit für Schwarzwild hin. Nicht aufgehoben ist nämlich der Muttertierschutz. Das heißt, wer eine Bache erlegt die noch Frischlinge führt, bewegt sich „auf sehr dünnem Eis“. Jagdscheinentzug und empfindliche Strafen können die Folge sein.
Kritisch beleuchtete Schneider auch das Thema der Nachtzielgeräte. Während sogenannte Nachtsichtgeräte erlaubt seien, bestehen bei Nachtzielgeräten, das sind für Zivilpersonen verbotene militärische Gegenstände, derzeit große rechtliche Unsicherheiten. Während der Gesetzgeber in Bayern die Auffassung vertritt, dass man unter besonderen Umständen Ausnahmegenehmigungen erteilen kann, sieht das zuständige Bundeskriminalamt den Ausnahmetatbestand aufgrund der Afrikanischen Schweinepest als nicht gegeben an.
Gemeinsame Bemühungen
Klar geregelt hat der Gesetzgeber zwischenzeitlich die Verwendung halbautomatischer Waffen bei der Jagd. Hier gilt es zu beachten, dass eine solche Waffe bei der Jagdausübung maximal mit drei Patronen geladen werden darf. Um das Bild der Jäger in der Öffentlichkeit nicht zu beschädigen sprach sich Schneider gegen den Einsatz von Waffen bei der Jagd aus, die militärischen Waffen sehr ähnlich sehen. „Wir gehen doch zur Jagd und ziehen nicht in den Krieg!“
Die sogenannten „Neubürger“ wie Waschbär, Fischotter, Biber, Marderhund und insbesondere der Wolf erhitzen derzeit die Gemüter nicht nur in der Jägerschaft. „Wir Jäger müssen uns diesen Herausforderungen stellen. Wer soll es denn machen, wenn nicht wir? Wir haben die Erfahrung und die Ausbildung und wir müssen deshalb auch Verantwortung übernehmen“, forderte Schneider zu dieser Thematik und steht damit im Widerspruch dem Bayerischen Jagdverband, der Verantwortung für den Wolf ablehnt. Ein vielschichtiges Problem schon alleine aufgrund der unterschiedlichsten gesetzlichen Regelungen.
Während Waschbär und Fischotter dem Jagdrecht unterliegen, sind Biber und insbesondere der Wolf streng geschützte Tierarten. Dennoch, Schneider sieht hier eine Entwicklung, die von grundlegender Bedeutung ist. Sollen sich künftig sogenannte Ranger, wie jetzt im Landkreis Tirschenreuth geplant, um besagte Tierarten kümmern? Hier geht es nach Auffassung des Vorsitzenden um das Eigentumsrecht der Jagd.
„Wenn eingegriffen werden muss, dann sollten das die Jäger in Zusammenarbeit mit den Behörden tun. Kein Jäger will eine Tierart ausrotten, aber muss man beim Wolf und beim Fischotter, der in weiten Bereichen der Oberpfalz bereits enorme Probleme in der Teichwirtschaft bereitet, die gleichen Fehler machen wie beim Biber?“ Abschließend verwies Schneider auf sehr positive Entwicklungen wie beispielsweise die gute Zusammenarbeit mit dem Bauernverband bei der Kitzrettung während der aktuell laufenden Mahd sowie die verstärkten gemeinsamen Bemühungen hinsichtlich der Lebensraumverbesserung für Niederwild, Vögel und Insekten.
„Wer soll es machen – wenn nicht wir? Wir haben die Ausbildung, bezahlen etwa 40 Millionen Jagdpacht in Bayern, kümmern uns kostenlos um die Wildregulation, Seuchenbekämpfung, Wildschadensregulierung, Wildunfallvermeidung, Naturschutz, Jagdkultur und wir stellen mit dem Wildbret ein wunderbares Nahrungsmittel zur Verfügung“ waren die abschließenden Wort des Vorsitzenden. er/sis