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Sie „haben’s drauf“

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Abiturienten zum Engagement in Gesellschaft aufgerufen

ROTHENBURG – Hat der Ernst des Lebens bereits mit der Einschulung begonnen oder geht er für die Gymnasiasten, die nun ihr Abitur in der Tasche haben, jetzt erst los? Jeder der 52 Abiturienten wird diese Frage von Schulleiter Walter Först bei der feierlichen Verabschiedung für sich beantworten müssen. Fest steht aber, dass sie bald in der einen oder anderen Form „Verantwortung für die Welt“ übernehmen werden.

Die 52 Abiturienten des Reichsstadt-Gymnasiums freuen sich auf den nächsten großen Abschnitt in ihrem Leben. Fotos: Scheuenstuhl

Wenn man nach dem Abi-Lied geht, dann sehen die jungen Leute vor allem positiv in die Zukunft. So heißt es in einer Zeile selbstbewusst: „Die Schule ist jetzt aus, wir sind raus, wir ham’s drauf, jetzt geht’s los“ – eine Steilvorlage für die Rede ihres Schulleiters. Alle Herausforderungen, mit denen die frischgebackenen Abiturienten von nun an konfrontiert werden, werden ihnen nichts anhaben können, denn: Sie haben’s ja drauf!

Da wäre zum einen die nun geforderte größere Selbstständigkeit: Weder Eltern noch Lehrer werden sich von nun an „so intensiv, so liebevoll und streng“ um sie kümmern wie bisher, ist Walter Först überzeugt. Für den Massenbetrieb an den Universitäten werden sie sich „schon erheblich umstellen“ müssen. Vielleicht geht der Ernst des Lebens für den einen oder anderen aber auch erst nach dem Studium los?
In den vergangenen 25 Jahre befand sich die Welt in einem „enormen Wandel“. Und auch in dem nächsten Vierteljahrhundert wird es zahlreiche Innovationen, Erfindungen und Entwicklungen geben, die das Leben der Menschen wieder in neue Bahnen lenken werden. Ohne den jungen Leuten, die sich auf ihren nächsten Lebensabschnitt freuen, Angst machen zu wollen, zählte der Schulleiter eine Reihe an Begebenheiten auf, die ihm Sorge machen. Darunter etwa das große Desinteresse gegenüber dem Klimawandel unter den Mächtigen der Welt, das angeschlagene Verhältnis zwischen Amerika und Deutschland, die Wahl von undemokratischen Autokraten und das Fehlen von „Nächstenliebe“ in den sozialen Beziehungen.

Abiturientenvertreter: Noah Schmidt und Thorben Riehe.

Angesichts dieser „turbulenten Zeiten“, gab er den Abiturienten mit auf den Weg, sich nicht abhängen zu lassen, sich zu engagieren und sich um ihre Mitmenschen und um die Welt zu kümmern. Bürgermeister Kurt Förster, der den Preis der Stadt Rothenburg an die beiden Jahrgangsbesten vergab (wir berichteten), äußerte die Hoffnung, dass von den gut ausgebildeten jungen Leuten einige  wieder den Weg in die Heimat finden  und dort Verantwortung, etwa in der Kommunalpolitik, übernehmen. Einige von den diesjährigen Abiturienten würden wohl nicht so recht wissen, wie oder warum genau das mit dem Schulabschluss überhaupt geklappt habe, so stellvertretender Schulleiter Dr. Nikolaus Kocher in seiner Begrüßung. Er hob auch den „nicht unbedeutenden Anteil“ der Lehrer an der Erlangung der Hochschulreife hervor, deren Ermahnungen und Hinweise durchaus eine „wichtige Unterstützung“ für den einen oder anderen gewesen waren.

Die Abiturientenvertreter Noah Schmidt und Thorben Riehe ließen die Zeit am Rothenburger Reichsstadt-Gymnasium auf äußerst unterhaltsame Weise noch einmal Revue passieren. In ihrer launigen Rede gab es neben Dank auch Kritik,  vorgetragen mit viel Ironie und Augenzwinkern. Für die nachfolgenden Abitur-Jahrgänge baten sie bei den Verantwortlichen um eine Lockerung der strikten Regeln für den Abi-Scherz.
Oberstufenkoordinator Tom Greve sagte öffentlich zu, dass angesichts des lobenswerten Verhaltens in diesem Jahr, die nächsten Abiturienten freier bei der Gestaltung sein werden. Stephan Pehl vom Elternbeirat wünschte den jungen Leuten, dass sie einen „vernünftigen Einstieg“ in ihr berufliches Leben finden werden und empfahl ihnen, „Wandel als Chance und nicht als Bedrohung“ zu sehen.
Und Ute Kraus, Vorsitzende des Fördervereins des Reichsstadt-Gymnasiums, schwörte sie in WM-Manier darauf ein, dass der „Wettkampf“ jetzt erst losgehe. Ausdauer, Kraft und vor allem ein „wacher Geist“ seien in den nächsten Jahren gefordert. Darüber sollten sie immer im Auge behalten, Mannschaftsspieler zu bleiben. Die Verabschiedung der Abiturienten wurde vom Orchester mit den Stücken „Maria“ und „Summer Nights“ umrahmt. mes

Geregelter Personalwechsel

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Eine Persönlichkeit und Institution: Ruth Baum beendet ihre „Musikschullaufbahn“

ROTHENBURG – Am vergangenen Samstag fand das Klassenvorspiel der Blockflötenklasse der Städtischen Musikschule zum letzten Mal mit der gewohnten Blockflötenlehrerin Ruth Baum statt.

Ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Ruth Baum (links) und Tina Zaß. Foto: Meyer

Über fünfzig Schülerinnen und Schüler präsentierten überwiegend Originalmusik aus Barock und Moderne in vielen verschiedenen Besetzungen, sogar ein Ensemble aus zwanzig Altblockflöten konnte gebildet werden. Alle Musizierenden zeigten überzeugend bei ihren Beiträgen, was sie in kurzer Zeit (die Kleineren) oder in einer längeren „Blockflötenmusikschullaufbahn“ (die Älteren) mit ihrer Lehrerin erarbeitet und gelernt haben.

Nun findet am Ende des Schuljahres der erste größere und wichtige Wechsel im Musikschulkollegium statt. Ruth Baum hat kurz nach Gründung der Musikschule 1989, 1991 als Blockflötenlehrerin an der Musikschule begonnen. Wie wichtig so eine Kontinuität für die Arbeit und den Erfolg einer Instrumentalklasse ist, zeigen die Vorspiele und Konzertbeiträge ihrer Schülerinnen und Schüler, genauso wie die Tatsache dass sie seit Anbeginn ihrer Unterrichtstätigkeit jedes Schuljahr weit über fünfzig Schülerinnen und Schüler hatte.
Positive Signale
Wichtig ist so eine kontinuierliche Arbeit aber auch für die Struktur einer Musikschule. Gerade die Blockflötenausbildung zählt hier auch zu den „Grundlagenfächern“, was bedeutet, dass die Blockflöte gerne als Einstieg für eine auf sie aufbauende „Musikschullaufbahn“ auf einem anderen Instrument gesehen wird.
Deshalb kann die Musikschule glücklich sein, dass sie in einem vor kurzen durchgeführten Bewerbungsverfahren eine Nachfolgerin für die zum Ende des Schuljahres ausscheidende Frau Baum gefunden hat, die ihre erfolgreiche Arbeit auch in einer fachlichen Kontinuität weiterführen wird. Dass das funktionieren wird, zeigte das Klassenvorspiel am vergangenen Samstag, an dem die Nachfolgerin den Eltern nicht nur vorgestellt wurde, sondern sie sich auch gleich aktiv an dem Vorspiel beteiligt hat. Bei einem kleinen Zusammenspiel mit den Schülerinnen aus dem Bewerbungsverfahren, und in einem kleinen Duo mit ihrer Nochvorgängerin Frau Baum.
Tina Zaß (36) hat in Würzburg an der Hochschule für Musik Blockflöte studiert, und ist seit vielen Jahren eine erfolgreiche Lehrerin an Musikschulen in Tauberbischofsheim und Lauda. Sie hat in dem Auswahlverfahren mit Vorspiel und Probeunterricht überzeugt.
Die Harmonie die zwischen der alten und neuen Lehrerin, aber auch zwischen ihr und den beiden kleinen Schülerinnen (Enie Krüger und Lena Serby) auf der Bühne des Städtischen Musiksaals zu greifen war, lässt die Musikschule und ihre Blockflötenschülerinnen und Schüler auf eine weiter erfolgreiche Arbeit für die Zukunft hoffen. tm

Sanfte Agrarwende, aber wie?

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Wirtschaftsbeirat der Union holte sich einen grünen Politiker aus Niedersachsen

Vorsitzender Fritz Gempel (2. von rechts) hatte für den Wirtschaftsbeirat der Union eingeladen. Fotos: diba

Das Referat von Christian Meyer, Abgeordneter der Grünen im niedersächsischen Landtag (wo er auch Minister war) konnte nicht unwidersprochen bleiben. Das deutliche Kontra kam vom Kreis-obmann des Bayerischen Bauernverbandes, Ernst Kettemann, der realitätsbezogen die Ausgangslage der Bauern in der Region und bei 1200 Mitgliedsbetrieben im Landkreis skizzierte sowie dazu aufforderte von allen Seiten „viel nachzudenken”, um gemeinsam Lösungen für das Ziel zu finden.

Fritz Gempel betonte in seiner Begrüßung vor rund fünfzig Zuhörern wie dringend eine Wende in der Agrarpolitik notwendig sei. Der „sanfte Weg” beinhalte mehr Sicherheit, mehr Regionalität und mehr Tierschutz, was zu einer besseren Zukunft für die Bauern führen solle. Diese freilich müssten ihre Erzeugnisse teurer an den Verbraucher bringen. „Hauptsache billig” wie es das Motto von Großanbietern ist dürfe nicht Maxime sein. Eigentlich, so Gempel, müsse man sich nur an die Bayerische Verfassung mit ihrem Art. 151 halten: „Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesondere der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten”. Fritz Gempel: „Für mich ist das System Discounter eine gemeinwohlschädigende Betriebsform”. Während Discounter mit 2,8 Prozent Personalkosten auskämen, müsse eine handwerkliche Metzgerei mit 35 Prozent kalkulieren. Agrarwende funktioniere natürlich nur mit den Bauern und wenn sie wirtschaftlich in der Lage sind. Zögern sei angesichts manch falscher gepredigter Richtung auch verständlich.

Bürgermeister Dieter Kölle verwies in der Reichsstadthalle auf die wachsende Bedeutung regionaler Produkte wie sich dies auf dem örtlichen Markt zeige, aber auch die Gastronomie habe Initiativen mit Regionalerzeugnissen entwickelt. Referent Christian Meyer erzählte anhand zahlreicher Beispiele aus seiner Arbeit in Niedersachsen, wo er 2013 bis 2017 Landwirtschaftsminister war und sich zugute hält die Agrarwende und mehr Tierschutz vorangebracht zu haben. Das war wohl auch parteiübergreifend anerkannt. Das Betriebesterben sei in der Landwirtschaft dramatisch. Bei den Milchviehhaltern erziele man weniger Einnahmen bei gestiegenen Kosten. In Bayern hätten in einem Jahr zirka zweitausend Milchviehbetriebe aufgegeben. Die Supermarktketten verdrängten die Handwerksbetriebe. Auch Großschlachthöfe bestimmten das Bild. Konzerne setzten nur noch auf „billig-billig” und so gehe es nicht weiter, denn in der Folge werde auch die Hälfte der Lebensmittel in Deutschland weggeworfen. Deshalb sei es notwendig, dass Lebensmittel teurer werden. Nur so kann der Erzeuger seinen gerechteren Anteil bekommen. Meyer fordert stimmige Lebensmittelkennzeichnungen, denn häufig fühle sich der Verbraucher getäuscht. In der Werbung suggeriere man die heile Welt und das Erwachen sei dann groß, wenn man Fernsehfilme sieht, die von zweitausend im Stall zusammengepferchten Schweinen berichten.

Kritisches Nachfragen: Ernst Kettemann.

Bedenkliche Praktiken

Bedenkliche Riesen-Legebatterien gegenüber Freiland-Hühnerhaltung und Bio-Kennzeichnungen wurden angeschnitten. Dass Bauern den Zuchtferkeln die Ringelschwänze teilweise mit Heißschneidern kupieren verstößt gegen Tierschutz- und EU-Richtlinien. Der grüne Politiker wendet sich dagegen ebenso wie gegen das Schnabelabschneiden bei Hühnern und hat als Minister auch hier Erfolge erzielt. Gemeinsam mit Bauernverband und Handel habe man ein Weideprogramm in Niedersachsen als Modell erarbeitet, das auch zur Verpackungskennzeichnung für den Verbraucher führte.

Die Quintessenz des Abgeordneten aus Niedersachsen: „Es ist Zeit für einen bundesweiten Agrarkonsens”. Nach dem Energiekonsens und angesichts des „gigantischen Artensterbens in Deutschland” sei der Gemeinwohlgedanke der Bayerischen Verfassung sehr sinnvoll. Tierwohl und Umweltschutz gehörten zusammen, am Ende gehe es mit den Bauern und allen Beteiligten nur auf faire Art. Ein Halten der noch vorhandenen bäuerlichen Betriebe angesichts der „Mega-Strukturen” wäre auch in Europa ein großer Erfolg.

Kreisrat Ernst Kettemann vom Bayernverband legte in seiner Erläuterung aus Sicht der landwirtschaftlichen Betriebe den Finger in die Wunden. Die Politik nehme sich immer das vor, was ihr gerade ins Konzept passe und lasse anderes liegen. Viele Betriebe hätten keine Tierhaltung mehr und sechzig Prozent würden im Nebenerwerb laufen. Ein Problem sei die Düngeverordnung, wenn das kurze zugelassene Zeitfenster zum Gülle-Aufbringen nicht genutzt werden könne und der Bauer dann Dünger zur Freude des Landhandels kaufen müsse.

Kritisch sieht Kettemann die Zunahme von Wasserschutzgebieten, die Leute würden ihr Mineralwasser im Supermarkt kaufen und kaum aus der Leitung trinken. Und allgemein seien Preisfestsetzungen wie bei der Milch ungerecht, weil jeder Betrieb anders gelagert ist. Er selbst habe viele Leute ausgebildet, aber könne das heute nicht mehr ohne Weiteres verantworten, „wenn man junge Leute nicht betrügen will”.

Die Grünen sollten überlegen, ob die Flächenverbrauchs-Begrenzung sinnvoll sei und nicht eher den Ballungszentren nutze. Es dürften ökologische Ausgleichsflächen nicht einfach so angeordnet werden. Gemeinsames kritisches Nachdenken sei nötig. Der Brexit bringe Belastungen, das Problem der Boden- und Gewässerbelastung sei offensichtlich, meinte der stellvertretende Vorsitzende Ulrich Grüber und schlussfolgerte: „Wir können uns weder erlauben, dass die Landwirte sterben, noch dass die Natur stirbt”. Die Verbände seien als ehrliche Makler gefordert, der Verbraucher ebenso. In der Gewissheit, dass gute Ansätze noch nicht aus­reichen, ging man auseinander. diba

Vorbilder gehabt

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Vom Schulbub zum engagierten Schulleiter mit sozialer Ader

Mit erfreulicherweise stabiler Schülerzahl in den vergangenen Jahren: Die Oskar-von-Miller-Realschule in Rothenburg. Foto: Schäfer

ROTHENBURG – Wissen ist keinem in die Wiege gelegt. Auch ein Schulleiter war mal Schüler, der sich auf den Hosenboden setzen, sich anstrengen und fleißig lernen musste. Die typischen Probleme bei Hausaufgaben und Klassenarbeiten sind ihm sehr wohl geläufig. Und die Tatsache, dass das Lernen nie aufhört.

Realschuldirektor Dieter Schulz geht zum Schuljahresende in den Ruhestand. 30 Jahre war er an der Oskar-von-Miller-Realschule tätig, davon fast 19 Jahre lang in der Schulleitung. Zunächst als Konrektor, dann als kommissarischer Schulleiter und schließlich als Schulleiter. Geboren und aufgewachsen ist er in Erlangen. Dort wurde er auch eingeschult. Ein Fragen-Antwort-Rückblick.
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag?
Schulz: Ja, es war fürchterlich spannend. Unsere Klasse bekam in der Volksschule eine wunderbare Lehrerin, eine richtige „Grande Dame“ – streng und fair.
Sind Sie gern zur Schule gegangen?
Schulz: Ich fürchte, das wird eine zu erwartende Antwort: Ja. Aber nicht so sehr aus purer Lernfreude, sondern weil ich in den 13 Jahren immer genossen habe, dass ich viel Freizeit hatte; als Gegenbeispiel hatte ich immer meine Freunde aus der Volksschule vor Augen, die recht schnell nach 8 Schuljahren in die Lehre gingen, zum Beispiel beim Bäcker in der Nachbarschaft in Erlangen, und mit 15 schon ernsthaft arbeiten mussten, während ich noch alle Zeit der Welt hatte.

Mit langer Schulgeschichte: Dieter Schulz.

Waren Sie ein guter Schüler? Immer brav und fleißig? Ordentlich die Hausaufgaben gemacht?

Schulz: Meine Leistungen und Noten waren wohl eher „Mitte“. Gleich von Anfang an hatte ich deutliche Probleme mit dem Fach „Schönschreiben“, das es damals noch gab.  Fleißig war ich nicht sonderlich, ich habe immer geschaut, dass ich die Hausaufgaben rasch hinter mich bringe, um „raus“ zu dürfen. Und brav: Sagen wir mal so – ich erinnere mich an einige Jahre mit Freunden in der Klasse, wo wir wohl als recht lebhaft gesehen wurden. Ob das Unterrichten unseren Lehrern da immer Spaß gemacht hat?
Gab es Lieblingsfächer?
Schulz: Das waren bei mir neben Sport vor allem Erdkunde und Geschichte. Leider – aus heutiger Sicht – habe ich dabei doch zu wenig aufgepasst und zu wenig behalten. So muss ich heutzutage öfter auf Wikipedia, um Fakten zu checken, die uns damals „frei Haus“ geliefert wurden.
Waren Sie schon immer eine Sports­kanone?
Schulz: „Kanone“ ist zu viel gesagt, aber Sport und Bewegung haben mir schon immer viel gebracht. Und so habe ich auch in der Jugend sehr viele Sportarten ausprobiert. Fußball und Handball natürlich, aber auch exotischere Sportarten wie Billard; Judo kurz, Karate ausdauernd. Auch Wintersport.
Warum sind Sie Lehrer geworden?
Schulz: Sicherlich durch das Vorbild einiger Lehrer, die mir in ihrer Art imponiert haben. Ich erinnere mich noch gut an einen jungen Deutsch- und Geschichte-Lehrer, den wir im Gymnasium in der Oberstufe bekamen. Der war ein echtes Vorbild.
Geht man als Schulleiter jeden Tag gern in die Schule?
Schulz: Schulleitung hat mir immer Spaß gemacht – insofern ja. Was aber nicht heißen soll, dass es gelegentlich nicht auch Probleme gab, die mich nachhaltig – auch nachts – beschäftigten und auf die ich somit gerne hätte verzichten können.
Mit Sport hat auch Ihr soziales Projekt „Sponsorenlauf“ zu tun. Was hat es tatsächlich bewirkt?
Schulz: Den „Sponsorenlauf“ habe ich in meiner Schullaufbahn mehrfach durchgeführt und für Entwicklungshilfeprojekte in Afrika sowie für das Blaue Kreuz in Rothenburg 10000  Euro eingenommen, abgesehen vom emotionalen Gewinn, den Schulprojekte nun einmal für alle Beteiligten – Schüler, Kollegen auch Eltern – bringen. Ich glaube, dass so recht niemand weiß, dass der Kern dieser Projektidee – gesponsertes Laufen – ursprünglich von mir stammt. Nachdem ich die Idee auf Anfrage im Jahre 1995 dem Vertreter für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Welthungerhilfe zur Weiternutzung überlassen habe, trat der „Sponsorenlauf“ als Idee seinen Siegeszug durch Schulen, Vereine, Wohltätigkeitsorganisationen an und hat seither Millionen für Hilfsprojekte gebracht. sis

Viele neue Perspektiven

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Fünf Schüler absolvierten erfolgreich die „Berufsschule plus“

ROTHENBURG – Seit sechs Jahren bietet das Staatliche Berufliche Schulzentrum Rothenburg-Dinkelsbühl für besonders leistungsbereite Berufsschüler die Möglichkeit an, neben der Berufsausbildung die Allgemeine Fachhochschulreife zu erwerben.

Haben sich doppelt qualifiziert (v.l.): Jennifer Shihrer, Luisa Schlötterer, Selina Fey, Katharina Hettenbach und Raffael Frieß. Foto: Schwandt

Fünf Absolventen dürfen sich in diesem Jahr über die Doppelqualifizierung freuen: Selina Fey, die eine Gesangsausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl absolvierte, der Kfz-Mechatroniker Raffael Frieß aus Wassertrüdingen, die Hotelfachfrau Katharina Hettenbach, die im Traditionshotel Eisenhut in Rothenburg ausgebildet wurde und die Bankkauffrau Luisa Schlötterer aus Dinkelsbühl.

Als Klassenbeste mit einem Notendurchschnitt von 1,75 legte Jennifer Shihrer ihre Abiturprüfung ab. Sie ist Industriekauffrau und hat ihre Ausbildung bei der Firma Nespoli mit Sitz in Sinbronn und Wieseth erfolgreich abgeschlossen. Dort wird sie weiterhin beruflich tätig sein und ein „International Business Fernstudium“ beginnen.
Schulleiter Dr. Friedhard Nichterlein betonte, dass die Unternehmen gerade jene Mitarbeiter suchen, die die Arbeitswelt von der Pike auf kennen, die wissen, was tagtägliche Anstrengung, Fleiß und Durchhaltevermögen für den Einzelnen und den Arbeitgeber bedeuten. Mit dem Abschluss der „Berufsschule plus“ hätten sich den Absolventen Wege eröffnet, die beste Zukunftschancen böten.
Appell an Abiturienten
Nicht immer sei ein Studium mit einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg verbunden, so der Schulleiter und appellierte an die Abiturienten, auch die innerbetriebliche Weiterqualifizierungsangebote wahrzunehmen oder dual zu studieren. Gerade die kleineren und mittelständischen Unternehmen in der Region benötigen keine hoch wissenschaftlich und abstrakt denkenden Akademiker, sondern praxisorientierte Hochschulabsolventen.
Für große Begeisterung sorgten die Sopranistin Selina Fey und ihr Berufsfachschulkollege Victor Schlund: Sie umrahmten die Feier musikalisch mit Werken von Gabriel Fauré  und Alessandro Scarlatti.
Klassensprecherin Katharina Hettenbach ließ die drei Jahre Revue passieren: Es sei anstrengend gewesen, zweimal wöchentlich nach Dinkelsbühl zu fahren und dem Abendunterricht zu folgen, nur fünf hätten bis zum Ende durchgehalten, doch für diese eröffnen sich mit dem Zeugnis der Fachhochschulreife viele neue Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten. Sie sei dankbar für die Unterstützung der Lehrkräfte und der Ausbildungsbetriebe, die die Doppelqualifizierung ermöglichten.
Der Abschluss der „Berufsschule plus“ entspricht der DQR/EQR-Stufe 4, die duale Berufsausbildung ist ebenfalls dieser Niveaustufe zugeordnet. sw

Nur das Beste ist gut genug

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Der Gast kann wählen: So oder so – Neues Hotelkonzept in Rothenburg

ROTHENBURG – Eine repräsentive Gründerzeitvilla im Umgriff des Sanierungsgebiets Altstadt, die Teil der Rothenburger Industriealisierungsgeschichte ist, ist wieder ein echter Hingucker guter Architektur geworden. Hinter den alten Mauern steckt ein modernes Hotelkonzept. Es verknüpft die Professionalität eines gehobenen Gastronomiebetriebes mit der Freiheit und Ungezwungenheit eines privaten Appartements.

Die frühere Seifenfabrikanten-Villa wurde freigestellt und in den Blickpunkt gerückt. Fotos: Schäfer

„Mittermeiers Alter Ego“, so der Name des Hauses ist eine augenzwinkernde Anspielung auf ein künstlich erschaffenes Pendant zu einer realen Person. Eine Art zweites Ich als Teil der eigenen Identität. Die gute nachbarschaftliche Beziehung zur Vorbesitzerin des Hauses, die aus Altersgründen zur Verwandtschaft nach Nürnberg zog und deshalb ein Angebot für den Kauf der Immobilie vor dem Würzburger Tor unterbreitete, eröffneten Christian und Ulrike Mittermeier verschiedene Möglichkeiten der Betriebserweiterung. Mit dem Hotel-Restaurant „Villa Mittermeier“ pflegt das Ehepaar schon länger die Kultur der Gastlichkeit und setzt damit die schöne Tradition der Eltern beziehungsweise Schwiegereltern fort, die den Hotel-Gasthof „Bezold“ führen.

Die neue Konzeption setzt eigene Akzente. Mit den drei Mittermeier-Häusern vor dem Würzburger Tor ist ein „Campus“ der Gastronomie entstanden in verschiedenen Kategorien, die sich ergänzen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erweitert die Verwandtschaft den Hotelbetrieb „Rappen“ im großen Stil. Dort ist momentan als Übergangslösung eine gelbe Sprühfarbe auf die Fassade aufgebracht, um die Baustelle abzumildern.

Innovativ: Ulrike und Christian Mittermeier.

Mittermeiers Alter Ego hat weder Restaurant noch Frühstücksraum. Nicht einmal eine Rezeption, aber dafür eine edle Bulthaup-Küche als Entrée mit einem langen Tisch von Rosenthal-Interieur, wie auch der Rest der Einrichtung. Die Gäste können selber kochen, sich von morgens bis abends aus der benachbarten Mittermeier-Küche bedienen oder einen der Köche zur Unterstützung buchen. Gemeinsames Kochen und Essen verbindet. Urlaubsreisende, Geschäftsleute oder Familienclans nutzen den Service nur, wenn sie ihn brauchen. Ansonsten können sie sich ein Stück weit wie zu Hause fühlen mit allen digitalen Annehmlichkeiten, die sie in allen Räumen vorfinden, um in Ruhe arbeiten oder zu zweit beziehungsweise mit Familie die freie Zeit zu verbringen. Für die Gäste stehen auch Waschmaschine, Trockner und Bügelstation zur kostenlosen Nutzung bereit.

Jedes der elf Zimmer ist anders und verfügt über architektonische Besonderheiten: historische Loggia, Dachgalerie oder eine freistehende Badewanne zusätzlich zur Doppeldusche. Edle Luxusbetten bieten die Grundlage für guten Schlaf. Stahlregale mit multifunktionaler Nutzung sind Raumteiler, praktische Abstellmöglichkeit und Beleuchtungsobjekt zugleich.
Mit der graphit-schwarzen Fassadenfarbe, die wie ein intensives königliches Blau leuchtet, und den grauen Fenstern hat sich Mittermeiers Alter Ego auf ein neues Terrain gewagt – vom Bauausschuss abgesegnet. Mit dieser gestalterischen Lösung kommen die aufgearbeiteten orginalen Natursteingewände und -sockel besonders gut zur Geltung. Mit dem befreundeten Architekturbüro Schroth an der Seite haben die Mittermeiers sich weitere Profis aus der Region für die bauliche Gestaltung, Ausstattung und Einrichtung hinzugezogen. Auch der Verein Alt Rothenburg als Bewahrer des baulichen Erbes im Stadtbild war in die Entscheidungen involviert. Das Gebäude steht unter Ensembleschutz und gehört damit zur historisch erhaltenswerten Substanz. Am 14. und 15. Juli von 12 bis 15 Uhr kann die Öffentlichkeit Mittermeiers Alter Ego von innen besichtigen. sis

„Calisthenics“ liegt im Trend

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Zusätzlicher Anreiz auf die Motivation der Schüler für Turn- und Eigengewichtsübungen

ROTHENBURG – Bei den Kosten muss man kurz schlucken: Rund 24000 Euro hat das Reichsstadt-Gymnasium (RSG) in die Anschaffung und aufwändige Installation eines sehr massiven Klettergerüsts investiert, wie man es von vielen Kinderspielplätzen kennt. Durch Sponsoring konnte der Betrag abgemildert werden.

Das neue Turngerät auf dem Schulgelände soll den Spaß an der Bewegung und die Freude am Trainieren fördern. Foto: Schäfer

Laufen und Liegestütze ist eine sehr effektive und dabei zeitsparende Variante, regelmäßig Krafttraining zu machen für Brustmuskeln, Schultern Rücken, Trizeps, sogar den Po. Zusätzlich schult man den Gleichgewichtssinn, die Koordinationsfähigkeit und die Beweglichkeit. Diese  Ganzkörperübungen sind anstrengend, schweißstreibend und erfordern eine hohe Eigenmotivation.

Die trendige Form nennt sich „Calisthenics“ für neue, lässige Stärke.  Dieser Sportkult ist in Osteuropa und in den USA schon länger populär. Abgeleitet wird das Wort „Calisthenics“ von den griechischen Wörtern „kalso“ das „schön“ oder „gut“ bedeutet und von „sthenos“, das man mit „Kraft“ übersetzen kann. Und mit guter Kraft kann man auch die Gerüste und Stangen an dem neuen Gerät bewältigen, an denen man hängt, klimmt und sich stemmt, nur mit eigenem Gewicht.
Der diesjährige Sportreferendar Alexander Mayer wird spezielle Trainingsprogramme für Anfänger und Fortgeschrittene der Mittelstufe entwickeln. Für die Schülerinnen und Schüler soll das neue Sportgerät eine Ergänzung zum regulären Sportunterricht auf dem Sportplatz sein, für die Fitness-AG eine Übungsstation im Freien und für die „bewegten Pausenzeiten“ sowie für die Ganztagsklassen ein weiteres Bewegungsangebot – neben den Reckstangen, die es schon seit ein paar Jahren vor der Schule gibt.
Hier können alle aus der RSG-Schulfamilie ihren Bewegungsdrang ausleben. Der Fitnesskurs ist auch  wieder für das neue Schuljahr geplant, vielleicht kommt ja noch ein Angebot zum Erhalt der Lehrergesundheit dazu. Ein solches Sportgerät findet sich bisher nur an wenigen Orten Deutschlands, meist in Kurparks oder an Sportzentren.
Dieses Projekt war nicht mit einem normalen Schuletat zu stemmen. Elternbeirat und der Verein der Ehemaligen steuerten 5700 Euro bei. Die Landwehr Apotheke beteiligte sich mit 1200 Euro. Mit einer Handvoll weiterer Sponsoren kamen insgesamt fast 9000 Euro zusammen, die das Reichsstadt-Gymnasium nicht finanzieren muss. Schulleiter Walter Först bedankte sich für die großzügige Unterstützung.
Fast zwei Jahre hatte sich die Umsetzung des Projekts hingezogen. Für das Sportgerät wurde eine Fläche von 8 mal 10 Meter fundamentiert, um einen sicheren Stand zu garantieren. Außerdem wurden 40 Tonnen Rollkies als Fallschutz eingebaut. Die Jugend bewertete das Klettergerüst als eine „coole Sache“. sis

Eine enge Bindung

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Potenzial in der eigenen Belegschaft stärker nutzen

ROTHENBURG – Was ist das überhaupt: Unternehmenskultur? Welches Ansehen ein Betrieb genießt, wird nicht allein von seinen Produkten und Dienstleistungen bestimmt, sondern auch von der Art, wie er mit seinen Mitarbeitern umgeht.

Die beste Motivation ist die Identifikation: Neuberger-Geschäftsführer Klaus Lenkner (4.v.li) investiert in Mitarbeiterbindung. Foto: sis

Wenn zutrifft, dass die Unternehmenskultur Auswirkungen auf den Geschäftserfolg hat, dann kann sie nicht nur aus so wolkigen Worten wie „Klima“, „Werten und Überzeugungen“ bestehen. Dann muss sie sich handfest im Alltag bemerkbar machen – unter anderem mit guter Kommunikation. Mitarbeiter, die zufrieden und emotional mit dem Arbeitgeber verbunden sind, sich mit ihm identifizieren, sind die beste Werbung für das Unternehmen.

Schönes Beispiel: Gestandene Fachkräfte der Firma Neuberger, die gerne über das reguläre Rentenalter hinaus im Unternehmen weiterarbeiten. Sie üben eine Teilzeitbeschäftigung oder einen Minijob aus und freuen sich, dass ihre fachlichen Qualitäten weiter gefragt sind und die sozialen Kontakte zu den geschätzten Kollegen fortbestehen.
Unterschiedliche Generationen am Arbeitsplatz können sehr befruchtend wirken. Wichtig ist immer der Austausch. Die jüngeren Mitarbeiter haben vielleicht einen schnelleren Zugang zu neuen Technologien. Auf der anderen Seite sind Innovationsprozesse eben Prozesse. Und da ist nicht nur der Geistesblitz gefragt. Es tauchen auch Fragen und Problemstellungen auf, wo die Jüngeren eventuell noch nicht über die Erfahrung und das aufgebaute Know-how verfügen, was aber die Älteren durchaus mitbringen.
Gutes Betriebsklima
Erhard Himmler, Johannes Zabel, Bernd Deutschmann und Hans Köhler sprachen beim Pressetermin mit großer Wertschätzung von ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber. Auch Martin von Wittke Norbert lässt auf „Neuberger“ nichts kommen. Der Neusitzer ist seit kurzem „endgültig in Rente“ und bastelt gern an Autos. Nach 44 Jahren und 4 Monaten im Unternehmen hängte er freiwillig noch 35 Monate dran, weil er sich an seiner Arbeitsstelle wohlfühlte.
Im September 1970 war er in die Firma Neuberger eingetreten. Sie hatte damals noch ihren Sitz am Hasaparkplatz und zog später dann an den Kaiserweg um. „Ich wurde mit der Personalnummer 13 eingestellt“, erzählt Martin von Wittke Norbert. Bei der Projektplanung wurde seinerzeit noch mit Tusche gezeichnet.
Stolz erzählt die Gruppe von der Entwicklung des Unternehmens und mit Anerkennung vom guten Führungsstil. Da schwingen immer Emotionen mit. Sie sprechen mit großer Empathie von ihrem langjährigen „Chef“ Gerhard Neuberger. Der Firmengründer feierte kürzlich seinen 80. Geburtstag und nahm das Fest zum Anlass, seinen langjährigen Wegbegleitern stilvoll Danke zu sagen.
Gerhard Neuberger habe  die Belegschaft auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusammengehalten und sich für sie eingesetzt, hieß es.  Die Mitarbeiter wurden von ihm in respektvoller Art gefordert, aber auch gefördert. Geschäftsführer Klaus Lenk­ner und Prokurist Friedrich Uhl setzen diese Gemeinschaftsbindung im Unternehmen fort und pflegen Werte wie Nachhaltigkeit, Gemeinsinn und Fairness. Dazu gehören auch Maßnahmen der Mitarbeiterbindung, was sich positiv auf das Unternehmen auswirkt und die älteren Mitarbeiter im Rentenalter motiviert, weiter freudig ihrem Job nachgehen. Neuberger hat längst das Potenzial entdeckt, das in der eigenen Belegschaft steckt, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. Die Zahl der Nachwuchskräfte, die auf den Markt kommen, reicht nicht aus, um die Vakanzen zu schließen. Die älteren Mitarbeiter sind zuverlässig, pflichtbewusst und verfügen mit ihrem Wissen  und ihrem Mehr an Berufs- und Lebenserfahrung über ein Kapital, von dem das Unternehmen profitiert.
Neuberger beschäftigt inzwischen über 530 Mitarbeiter und feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. Das Unternehmen gehört seit dem Jahr 1995 zur Weishaupt-Gruppe, die weltweit im Bereich der Feuerungs- und Energietechnik tätig ist. Zum Jubiläum hat Neuberger einen Heißluftballon als sympathischen Werbeträger angeschafft, der am Himmel alle Blicke auf sich ziehen soll.
Am kommenden Sonntagabend wird er offiziell getauft und zum ersten Mal über Rothenburg abheben, wenn das Wetter mitspielt. Als Startplatz ist die Wiese hinter dem Firmengelände vorgesehen oder die Ballonwiese im Taubertal. Zu diesem Anlass kommt Thomas Weishaupt, der in der Geschäftsführung der Weishaupt Holding tätig ist, mit Frau und Kindern nach Rothenburg und wird bei der Jungfernfahrt des neuen Ballons mit an Bord sein.
Der Neuberger-Ballon sei kein Ausdruck unternehmerischer Höhenflüge, sagt Klaus Lenkner, sondern vorrangig dafür gedacht, die Bekanntheit des Unternehmens in der Region zu steigern – über Landesgrenzen hinweg. Im Unternehmen selbst lege man Wert auf Nachhaltigkeit zwischen Konsolidierung und Wachstum.
Die gute Firmenentwicklung gebe Anlass zur Freude. „Wir haben einen guten Auftragsbestand, aber sehen auch mit offenen Augen, was in der Welt passiert“, sagt Klaus Lenkner. Auf der einen Seite der globale Handel, besonders der Exportweltmeister Deutschland gehörte zu den Gewinnern, aber auch der Rückgang der offenen Grenzen mit Handelsbeschränkungen, Investitionsbarrieren, Strafzöllen, Preisvorgaben. Immer mehr Länder, auch Industrienationen greifen zu solchen Maßnahmen.
Jahrelang kannte der Welthandel nur eine Richtung: Er nahm zu. Die Welt rückte wirtschaftlich näher zusammen. Doch diese Entwicklung kehrt sich derzeit um. Wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit sich entwickelt, ist eine der vielen offenen Fragen. Der Mittelstand blickt mit gemischten Gefühlen auf den internationalen Handel. sis

Von wegen Schall und Rauch

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Das Reichsstadtmuseum soll in „RothenburgMuseum“ umbenannt werden

ROTHENBURG – Das städtische (Sorgen-)Kind wird wohl bald einen neuen Namen tragen – zumindest wenn der Stadtrat der Empfehlung des Kulturausschusses folgt. Dieser sprach sich in seiner jüngsten Sitzung dafür aus, das Reichsstadtmuseum in „RothenburgMuseum“ umzubenennen. Einhergehend mit einer Neukonzeption erhofft man sich davon, die Einrichtung für die Besucher attraktiver zu machen.

So könnte eventuell der neu gestaltete Eingangsberich des Museums aussehen. Illustrationen: Dr. Möhring

So war es an Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring den Ausschussmitgliedern seine Ideen für eine entsprechende „Frischzellenkur“ vorzustellen. Es ist wohlgemerkt ein vorläufiger Ansatz, der noch weiter ausgearbeitet wird. Der erste Schritt, nämlich die Umbennung, wurde nun aber bereits angestoßen. Der neue Name soll zum einen die Identifikation der Rothenburger mit dem Museum fördern. Zum anderen könne man sich dann besser von anderen Institutionen, wie etwa dem Historiengewölbe, abgrenzen, erklärt Dr. Hellmuth Möhring.

Der ausschlaggebende Punkt ist jedoch, dass die meisten Besucher wenig mit dem momentanen Namen anfangen könnten, ergänzt Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler. Deutsche, aber gerade auch ausländische  Touristen hätten aufgrund des Namens eine bestimmte Erwartungshaltung, die sich dann nicht erfüllt. Denn: Wenn „Reich“ draufsteht, wird auch ein „Reich“ drinnen erwartet. Und zwar nicht irgendeines, sondern das Dritte.
„Enttäuschte Gäste können wir uns nicht leisten“, stellt er klar. Deshalb soll für jeden unmissverständlich zu erkennen sein, was einen dort erwartet. Das Reichsstädtische lebe an mehreren Stellen in der Stadt fort, etwa beim Turmweg, „aber bitte nicht an der Fassade“ eines Museums, mahnt der Tourismusdirektor an.
Seit Jahren ist das Reichsstadtmuseum defizitär. Wenn man die Erläuterungen des Leiters zum Ist-Zustand hört, ist das auch nicht verwunderlich. Die zu Grunde liegende Konzeption stammt von 1980 und zeichnet sich durch einen „strengen Ausstellungspurismus“ mit Beschriftung, aber ohne tiefergehende Erklärungen aus. Die Sammlung Bauman stellt zwar eine Bereicherung der Vielfalt der Exponate dar, doch wurde dadurch das Konzept ein Stück weit veruneinheitlicht.
Weitere Zielgruppen ansprechen
Auch das „Corporate Design“ ist nicht homogen und die Gestaltung der Homepage sowie der Flyer veraltet. Durch den gesellschaftlichen Wandel bricht das bislang adressierte Publikum, nämlich das Bildungsbürgertum, immer mehr weg. Es gilt deshalb auch weitere Zielgruppen konkret anzusprechen, etwa Kinder und Jugendliche. Neue Medien und didaktische Elemente, die hierzu beitragen könnten, sind aber kaum vorhanden. Bislang hat man deren Anschaffung gescheut, weil es ins Geld geht und die Elemente sich sehr schnell überleben. Doch jetzt gebe es an „gewissen Stellen Handlungsbedarf“, räumt Dr. Hellmuth Möhring, der seit 1995 das Museum leitet, ein.
Inhaltich soll selbstverständlich auch nachgebessert werden. Die Geschichte der Stadt wird bis dato nicht stringent dargestellt, sondern erschließt sich nur durch verschiedene Facetten. Der Zeitraum vom 18. bis einschließlich des 20. Jahrhunderts ist darüber hinaus kaum beziehungsweise noch gar nicht berücksichtigt. Entsprechende Schlaglichter könnten sein: „Aufklärung und Absolutismus in einer fränkischen Reichsstadt“, „1803: Rothenburg wird bayerisch“, „Verarmung und Wiederaufschwung durch den Tourismus“, „Die Jahrhundert-Katas-trophe: der 1. Weltkrieg und seine Folgen“, Weimarer Republik und Drittes Reich“ sowie „Zerstörung und Wiederaufbau“. Dr. Hellmuth Möhring könnte sich ebenfalls vorstellen, Objekte in größere Kontexte einzubinden, etwa die Judaica-Sammlung in Bezug zum Thema „Umgang mit Minderheiten“ setzen.

Die Galerie würde im ersten Schritt auf das neue Design (hier: vorläufiger Entwurf) umgestellt.

Was hat ein Tourist, der Rothenburg besucht, am wenigsten? Genau – Zeit! Und deshalb soll im Erdgeschoss des Museums ein Schnellrundgang geschaffen werden. Innerhalb kürzester Zeit (etwa 30 Minuten)  kann sich der Besucher dort über die wichtigsten Stationen der Stadtgeschichte informieren. Möglich wäre, dass er mittels „augmentetd reality“ weiterführende Erklärungen auf sein Smartphone oder ein Leih-Tablet erhält. Für das Museum könnte die Gebühr einen Mehrwert generieren. Baulich wäre es möglich zu gewähleisten, dass Besucher des Schnellrundgangs (mit verbilligtem Ticket) auch nur diesen Bereich des Museums besuchen.

Zudem wäre in den Kreuzgängen ebenfalls einiges an Neuem möglich, so Dr. Hellmuth Möhring. Wohingegen andere Bereiche, etwa die Klosterküche oder das Refektorium unveränderbar sind. Letzteres beherbergt die Sonderausstellungen, mit denen man versucht hat, den Besucherrückgang abzufedern. „Ohne sie würde man noch schlechter dastehen“, erklärt der Museumsleiter, dem die Grundfarben Rot, Weiß und Grau als neues Farbschema vorschweben. Auch beim „Corporate Design.
Die Fassade ist zwar homogen, hat aber wenig Aufmerksamkeitswert. Auch hierfür gibt es bereits unverbindliche Gestaltungsvorschläge (siehe obenstehende Illustration). Die Baumann-Stelen müssten allerdings weichen, da darin „Reichsstadtmuseum“ eingraviert ist.
Zuschüsse möglich
Die Kosten, die im Zuge der Namensänderung entstehen, schätzt Dr. Hellmuth Möhring auf 10000 Euro. Die Umgestaltung der Galerie könnte mit 40000 Euro und die Umgestaltung von Eingang, Ost- und Südkreuzgang beziehungsweise Nord- und Ostkreuzgang mit jeweils 20000 Euro zu Buche schlagen. Allerdings wären Zuschüsse dafür möglich, etwa von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen.
Dr. Karl-Heinz Schneider, Vorsitzender der FRV-Fraktion und Pfleger des Reichsstadtmuseums, hält diese Kostenschätzung für „tollkühn“. Zudem warf er die Frage auf, warum man mit einem neuen Konzept nicht bis zum Ende von Dr. Möhrings Dienstzeit im Jahr 2021 warte. Dessen Nachfolger könnte dann die Möglichkeit gegeben werden, das Museum selbst umzugestalten. Letztlich wurde jedoch dem Stadtrat einstimmig die Umbenennung in „RothenburgMuseum“ im kommenden Jahr empfohlen.   mes

Blick hinter die Buchstaben

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Schüler beschäftigten sich mit Theorie und Praxis des Zeitungsmachens

ROTHENBURG/GESLAU –Rollentausch im Doppelpack: Normalerweise sind es ja Journalisten, die ihrem Gegenüber interessante Informationen entlocken wollen. Nun wurde der Spieß einmal umgedreht:  Eine Redakteurin der Lokalzeitung, stand Schülern der Grundschule   Geslau-Windelsbach und der Oskar-von-Miller-Realschule darüber Rede und Antwort, wie so eine Zeitung denn überhaupt entsteht.

Kreative Zweitverwertung: Die Viertklässler der Grundschule Geslau-Windelsbach präsentieren ihre Zeitungs-Hüte. Foto: Scheuenstuhl

Das Medienprojekt der Nürnberger Nachrichten zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche im Rahmen des Unterrichts mit dem Medium Zeitung vertraut zu machen. Die Viertklässler der Grundschule Geslau-Windelsbach etwa stöberten zwei Wochen lang jeden Tag in den zugeschickten Zeitungsexemplaren – am liebsten  auf dem Boden der Aula mit viel Platz um sie herum zum Ausbreiten der Seiten. Sie erarbeiteten sich, welche Ressorts es denn überhaupt gibt und welche unterschiedlichen Themen in der Zeitung aufgegriffen werden.

Für die Achtklässler der Oskar-von-Miller-Realschule wurde die Lokalzeitung ebenfalls für eine gewisse Zeit zum täglichen Begleiter. Auch bei ihnen ging die Beschäftigung mit den gedruckten Seiten über das bloße Lesen der Inhalte weit hinaus. Sie analysierten zudem, wie so ein Artikel aufgebaut ist und welchen Zweck er erfüllen soll.
Sie wurden aber auch selbst aktiv: In kleinen Gruppen verfassten sie nämlich eigene Reportagen – inklusive Thema finden, Interviews führen, im Internet recherchieren, Fotos auswählen sowie die gesammelten Informationen beim Schreiben auf das Wesentliche reduzieren. Sie konnten dadurch hautnah erfahren, wie viel Aufwand in wenigen Zeilen stecken können.
Zu den jeweiligen Ressorts der Tageszeitung wählten die Viertklässler diejenigen Berichte aus, die sie am meisten interessierten, weil beispielsweise jemand Bekanntes wie  der Windelsbacher Bürgermeister darin zu sehen war, und hängten sie auf. Natürlich war der Platz für das Ressort Sport gut gefühlt mit Berichten von der Fußball-Weltmeisterschaft. Das Lokale war aber ebenfalls würdig vertreten.
Doch mit dem gedruckten Blatt sieht man ja nur das Ergebnis eines  Journalisten-Arbeitstages. Um aber auch einmal zu erfahren, was genau passieren muss, bis eine ganze Ausgabe  schließlich in trockenen Tüchern ist, besuchte eine Redakteurin der Lokalzeitung die Klassen. Viele der Geslauer Grundschüler  waren selbst schon einmal in der Zeitung, meist in Berichten über schulische Veranstaltungen. Sie wollten vor allem wissen, ob die Arbeit Spaß mache, woher die Informationen für die ganzen Artikel kommen, aber auch wie das denn mit dem Drucken genau funktioniert. Ebenso interessierte sie, wie viele Personen denn an der Zeitung mitarbeiten und wann man als Redakteur morgens mit der Arbeit beginne beziehungsweise wann man endlich Feierabend habe.
Die Achtklässler der Oskar-von-Miller Realschule hatten ebenfalls viele Fragen, was die journalistische Praxis betrifft. Während der Beschäftigung mit der Zeitung war vor allem die Rubrik „Der Leser hat das Wort“ heiß diskutiert: „Wer schreibt eigentlich einen Leserbrief?“ und „Wird daran etwas verändert bevor er gedruckt wird?“ waren Fragen dazu.
Aber auch, ob man für diesen Beruf besonders gut in Deutsch sein muss wollten die Jugendlichen wissen – neben der Höhe der Bezahlung. Sie selbst könnten sich zwar auch vorstellen Artikel zu schreiben, aber dann nur über etwas, das sie wirklich interessiert. Wenn sie zwischen der gedruckten Zeitung und ihrer online Version wählen müssten, würden sie sich für Letzteres entscheiden, so die einhellige Meinung. mes

„Es muss sich richtig anfühlen“

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Zwei junge Rothenburger möchten Menschen anleiten, im Einklang mit eigenem Körper zu leben

ROTHENBURG – Viele folgen dem vorgezeichneten Weg: Sie machen einen Schulabschluss, absolvieren ein Studium oder eine Lehre – etwas Solides eben – und verdienen mit dem einmal gewählten Beruf bis zum Rentenalter ihr Geld. Franziska Kastner und Thilo Rehbogen lassen sich nicht in derartige gesellschaftliche Konventionen zwängen. Sie haben sich stattdessen dazu entschlossen, ihre Jobs aufzugegeben und sich in Indien zu Yoga-Lehrern ausbilden zu lassen. Zurück in der Heimat möchten sie nun dieses Wissen an Interessierte weitergeben.

Thilo Rehbogen beim Tai Chi vor einem Tempel während seines sechsmonatigen Aufenthalts in China. Fotos: privat

„Es muss sich richtig anfühlen“, lautet die Maxime der beiden jungen Rothenburger bei all ihren Entscheidungen. Für Franziska Kastner mag der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit inhaltlich nicht ganz so groß gewesen sein. Sie studierte Fitnessökonomie und Fitnesswissenschaft und hat bislang in diesem Bereich auch gearbeitet. Thilo Rehbogen hingegen war vorher fünfeinhalb Jahre lang Polizist, zuletzt in München. Doch eigentlich war er es, der mit einem Anruf das Schicksal der beiden in neue Bahnen lenkte.

„Hallo Schatz, wollen wir uns zwei Monate lang in Indien zu Yoga-Lehrern ausbilden lassen?“, fragte der 28-Jährige kurzum seine Freundin am Telefon. Er selbst befand sich zu der Zeit gerade in China. Zuvor hatte er den Polizeidienst an den Nagel gehängt und widmete sich nun in einer Klosterschule ein halbes Jahr lang Tai Chi und Qi Gong. Dort lernte er auch jemanden kennen, der ihn auf die Idee mit Indien brachte.
Da sich dieses Vorhaben für das Paar einfach richtig anfühlte, machten sie sich auf nach Rishikesh – wohin auch sonst? Die 70000-Seelen-Stadt zwischen Ganges und Himalaya trägt schließlich den inoffiziellen Titel „Yoga-Hauptstadt der Welt“. Menschen aus allen Erdteilen, jeden Alters und unterschiedlicher gesellschaftlicher und sozialer Hintergründe kommen dort zusammen, um sich in der Lehre des Yoga unterweisen zu lassen. Sie alle haben gemeinsam, dass ein Umbruch in ihrem Leben stattfand, erklärt Thilo Rehbogen.
Vom Verband zertifiziert
Natürlich treffe man dort auch auf die „Klischee-Yogis“, ergänzt Franziska Kastner. Die Ausbildung an sich hat aber mit der locker-verklärten Vorstellung von „wir haben uns alle lieb“ und „love, peace and harmony“ recht wenig zu tun. Sie ist von der „Yoga-Alliance“, einem internationalen Verband, zertifiziert und muss deshalb gewissen Qualitäts-Ansprüchen genügen. So sind auch die Lehrer alles andere als vermeintlich weltfremde Eremiten, die den ganzen Tag
nur vor sich hinmeditieren. Sie alle haben akademische Abschlüsse, vorwiegend im medizinischen Bereich.
Die zwei Monate des Lehrgangs umfassen 500 Unterrichtsstunden. Der erste Block mit 200 Stunden wird von vielen Teilnehmern vor allem als eine Zeit der Zurückgezogenheit vom Alltag (auch „Retreat“ genannt) genutzt. Erst in den restlichen 300 Stunden tritt die Lehrerausbildung verstärkt in den Vordergrund. Aber nur wenige wechseln nach dieser Zeit auch tatsächlich in die Rolle des Lehrenden, so Thilo Rehbogen.

Von Indien in die Selbstständigkeit: Thilo Rehbogen und Franziska Kastner lehren von nun an Yoga in Rothenburg.

40 Grad im Schatten

Nach jedem der beiden Kurs-Teile steht eine Prüfung in Theorie und Praxis an. In dem Yoga-Zentrum wird sehr auf Höflichkeit und die Einhaltung des Stundenplans geachtet. Zudem sind Alkohol und Rauchen verboten. Die Ernährung ist ayurvedisch. Ein typischer Unterrichtstag – bei 40 Grad im Schatten – beinhaltet vier Stunden körperliches Yoga und jeweils eine Stunde Atemübungen, Meditation, Anatomie und Physiologie sowie die Philosophie des Yoga.
Mit dem Zertifikat in der Tasche ging es für Franziska Kastner und Thilo Rehbogen zunächst nach Thailand. Dort wollten die beiden eigentlich die vielen Erfahrungen aus Indien erst einmal für sich in Ruhe verarbeiten und sacken lassen. Es kam dann doch ein wenig anders. Statt sich ganz der Ruhe, Entspannung und der inneren Einkehr hinzugeben, begannen sie von Thailand aus, die ersten organisatorischen Grundlagen für ihr berufliche Selbstständigkeit als Yoga-Lehrer zu organisieren.
Der Raum, den sie für diesen Zweck in der Industriestraße in Rothenburg angemietet haben, erstrahlt mittlerweile in reinem Weiß. Und mehr muss auch gar nicht rein. Denn genau wie in dem Yoga-Zentrum in Rishikesh soll auch hier nichts die Aufmerksamkeit der Yoga-Schüler ablenken und die Atmosphäre stören. Aber nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch das eigentliche Yoga wollen sie, so wie sie es in Indien gelernt haben, eins zu eins hierherbringen, sagt Franziska Kastner.
Zwar ist Yoga mittlerweile ein riesiger Trend, der ausgehend von den Großstädten auch immer mehr den ländlichen Raum erobert. Doch das dabei meist praktizierte körperliche Yoga allein ist nur „ein geringer Bruchteil“ von dem, was Yoga eigentlich umfasst, erklärt die 23-Jährige. In erster Linie ist es eine Lebenseinstellung. Die Essenz davon: Wenn man nach innen – also sich selbst gegen
über – nur Gutes tut, dann kann man nach außen – sprich anderen gegen
über – auch nichts Böses tun.
Von vier auf 200 Positionen
Eine weit verbreitete Fehlannahme ist: Wenn man sich in einer Yoga-Position, einer sogenannten Asana, befindet, besteht der geistige Teil darin, eine „Leere im Kopf“ herbeizuführen. Es geht aber vielmehr darum, sich bewusst zu machen, welche Gedanken einen gerade beschäftigen und diese dann zu sortieren. Das körperliche „Training“ dient eigentlich nur dazu, lange und bequem eine Position für diesen geistigen Teil halten zu können. Denn: Durch die körperliche Mobilität entstehe geistige Mobilität, so Thilo Rehbogen, die dazu beiträgt mit beispielsweise Stress und Leistungsdruck besser umgehen zu können. Im Uryoga reichten dafür vier Positionen aus. Da den modernen Menschen aber immer mehr Zipperlein plagen, gibt es heute 200 davon.
Die Arbeit nach innen, mit sich selbst, ist den beiden bei ihren Unterweisungen als Ergänzung zum rein körperlichen Training sehr wichtig. Nicht umsonst sind sie im Internet unter „in and out journey“ zu finden. Franziska Kastner hat der innerliche Aspekt bei ihrer bisherigen Tätigkeit im Fitnessbereich immer gefehlt. Dank der Selbstständigkeit kann sie dies nun kombinieren. Das heißt, man kann sich beispielsweise mit ihr als Personal Coach beim Waldlauf auspowern und dann im Yoga sich seines Körpers bewusst werden und dessen Signale lesen lernen.
Blockaden lösen
Zudem möchten die beiden stärker den Bereich „Atmung und Meditation“ in den Fokus rücken. Denn damit lassen sich sehr viele körperliche und geistige Blockaden lösen, sind sie überzeugt. Wer hat schließlich noch nie in einer Stress-Situation den Rat „tief durchatmen!“ bekommen? Während ihrer Ausbildung in Indien haben sie außerdem auch therapeutisches Yoga kennengelernt.
„Jeder kann Yoga machen“, betont Thilo Rehbogen. Man muss dafür nicht besonders beweglich sein. Und auch Alter und Gewicht spielen dabei keine Rolle. Wenn eine Asana nicht ausgeführt werden kann, könne man diese leicht abwandeln, macht er all jenen Mut, die ihr eigenes Fitnesslevel als nicht sehr gut ansehen. Man bemerke aber sehr schnell Fortschritte, ergänzt Franziska Kastner.
Wichtig dabei sei jedoch, dass man die Positionen unter Anleitung eines Lehrers durchführt. Sonst könnten sich sehr schnell Schmerzen, etwa im unteren Rücken einstellen. mes

Wer lässt die Kassen klingeln?

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Studie zur touristischen Wertschöpfung vorgestellt – Rothenburg in „Champions League“

ROTHENBURG – Erneut konnte die Tauberstadt bei Ankunfts- und Übernachtungszahlen zulegen, informierte Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler die Mitglieder des Kultur- und Tourismusausschusses in ihrer jüngsten Sitzung. Dennoch ist die Stimmung im Gastgewerbe und Einzelhandel recht verhalten. Eine Studie zur Wertschöpfung des Tourismus in Rothenburg konnte diese Diskrepanz zwar auch nicht aus der Welt schaffen. Aber sie verdeutlichte zumindest, welches Potenzial man hierbei habe.

Nicht nur Sehenswürdigkeiten, auch das Warenangebot zieht Touristen an. Foto: Scheuenstuhl

Nachdem die letzte Untersuchung dieser Art bereits sechs Jahre zurückliegt, war es nun an der Zeit, wieder einmal genau zu schauen, wieviel Geld die Touristen in welchen Bereichen in der Tauberstadt lassen. Im Auftrag des Rothenburg Tourismus Service (RTS) machte sich das      Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) an der Universtität München an eine Neuberechnung auf der Basis der Daten aus dem Jahr 2017.

Dessen Mitarbeiter Moritz Sporer stellte die seiner Aussage nach „wirklich hervorragenden Ergebnisse“ nun den Ausschussmitgliedern vor. 55 Prozent der rund 566000 Übernachtungen entfielen 2017 auf Hotels. Gasthöfe bekamen 18 Prozent, Privatvermietungen sowie die Jugendherberge jeweils fünf Prozent und Pensionen immerhin noch drei Prozent von diesem Kuchen ab.
Insgesamt schauten 1,9 Millionen Personen lediglich für einen Tag in der Tauberstadt vorbei. Wenn man die Übernachtungen und den Tagestourismus in Beziehung zueinander setzt, kommt man zu folgendem Ergebnis: Auf eine gewerbliche Übernachtung kommen rund vier Tagesreisen. Ein Übernachtungsgast gab 2017 dabei pro Tag durchschnittlich 148 Euro aus (Vergleich 2011: 145,90 Euro) und ein Tagestourist 31,10 (2011: 30,10 Euro), so die Berechnung des Wirtschaftsinstituts.
Tagesreisen machten 77 Prozent der insgesamt 2,466 Millionen Aufenthaltstage 2017 aus. 19,5 Prozent entfielen auf die Übernachtungen in gewerblichen Betrieben (mehr als zehn Betten) und 2,3 Prozent auf den Camping-Bereich beziehungsweise 1,2 Prozent auf Privatvermietungen. Die Bruttoumsätze von 135,4 Millionen Euro ließen sich zu 52,5 Prozent auf die Übernachtungsgäste in gewerblichen Betrieben und zu 43,6 Prozent auf die Tagesreisenden zurückführen. Moritz Sporer lobte diese „sehr ausgeglichene Struktur“, bei der man nicht nur von einer Zielgruppe abhängig ist.
Hauptprofiteur des Tourismus allgemein war das Gastgewerbe mit 63,9 Millionen Euro (47,2 Prozent). Für den Einzelhandel fielen immerhin 48,9 Millionen Euro (36,1 Prozent) ab. Der Dienstleistungssektor verdiente 22,6 Millionen Euro (16,7 Prozent) an den Gästen in der Stadt.
Jeder zweite Euro
Naturgemäß gaben die Übernachtungsgäste (Gesamtbruttoumsatz 76,3 Millionen Euro) mehr als die Hälfte ihres Budgets (62 Prozent) im Gastgewerbe aus. Den Rest teilten sich der Einzelhandel mit 20,3 Prozent und der Dienstleistungsbereich mit 17,7 Prozent. Bei den Tagestouristen wurde jeder zweite Euro (56,6 Prozent) im Einzelhandel ausgegeben. Der Anteil des Gastgewerbes am Gesamtbruttoumsatz von 59,1 Millionen Euro betrug 28 Prozent und der des Dienstleistungsbereichs 15,4 Prozent.
Bei der Wertschöpfung unterscheidet man zwischen der ersten Umsatzstufe, die von dem direkten Waren- oder Dienstleistungsaustausch profitiert, etwa Gastronomie, Stadtführungen, Beherbergung oder Eintrittsgebühren und die zweite Umsatzstufe. Dieser Bereich ist beispielsweise durch Vorleistungen (Baugewerbe, Banken, Gärtnereien, Versicherungen und dergleichen) an der touristischen Wertschöpfung indirekt beteiligt.
Schaut man sich den Beschäftigungseffekt des Tourismus in Rothenburg an, so kommt man auf die Zahl 2300. Soviele Personen können zu 100 Prozent ihr Primäreinkommen aus dem Tourismus beziehen. Dies ist jedoch als „absoluter Mindestwert“ zu verstehen, betont Moritz Sporer auf Nachfrage der Redaktion. Das Primäreinkommen ist das Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögen. Es gilt jedoch pro Kopf und nicht pro Beschäftigten. Man könnte also genauso sagen, dass 4600 Personen ihr Einkommen zu 50 Prozent aus dem Tourismus beziehen können.
In vielen Bereichen lebt man nur anteilig vom Tourismus. Ein Kellner beispielsweise bedient einen Touristen genauso wie einen Einheimischen. Dennoch sieht Moritz Sporer die Tauberstadt beim Beschäftigungseffekt „in der Champions-League“. CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer wies darauf hin, dass diese objektiven Zahlen kaum mit der Zufriedenheit in der Hotellerie und Gastronomie korrelieren.
Auch der Tourismusdirektor hat schon klagende Stimmen aus dem Einzelhandel vernommen. Für ihn steht fest, dass dies vor allem ein Problem des Angebots ist. Die Gästestruktur ändert sich und damit müsse man sich an allen Stellen „zeitgemäßer präsentieren“.
Von Januar bis April konnte man heuer 99141 Übernachtungen verzeichnen. Dies entspricht einem Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch die Ankünfte erhöhten sich um sieben Prozent auf 69596. Mit den Zahlen vom Mai wird man das Bestjahr 2015 übertreffen, so Dr. Jörg Christöphler. mes

Ballon ging auf Jungfernfahrt

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Unternehmen mit himmlischer Strategie – Was Vision und Mission bewirken

ROTHENBURG – Gutes Omen: weiß-blauer Himmel mit strahlender Sonne. Bei Bilderbuchwetter startete der Neuberger-Ballon auf der Wiese im Taubertal zu seiner Jungfernfahrt mit besonderen Passagieren. Nach gut einer Stunde  landete er im Abendrot auf einem Wiesenweg bei Mittelstetten.  Zuvor wurde der neue Werbeträger des Unternehmens mit einer Sektdusche getauft.

Freudiges Ereignis begossen: Vor dem Start wurde der neue Ballon mit Sekt getauft.

Der ursprüngliche Plan, auf dem Grünstreifen hinter dem Neuberger-Erweiterungsbau abzuheben, wurde aufgrund der Windverhältnisse kurzfristig geändert. Die große Ballonwiese am Fuße der Altstadt bot die besseren Bedingungen für einen fulminanten Blick auf das Taubertal und die Silhouette Rothenburgs. Als Zeichen guten Einvernehmens war Weishaupt-Geschäftsführer Thomas Weishaupt eigens nach Rothenburg gekommen. Gemeinsam mit Neuberger-Geschäftsführer Klaus Lenk­ner legte er Hand an beim Aufrüsten des Ballons und später beim Entleeren und Einpacken der Hülle. Die Ehefrauen, Carolin Weishaupt und Marlies Lenk­ner, leisteten tatkräftige Hilfe.

Zahlreiche Zuschauer, darunter Neuberger-Mitarbeiter mit ihren Familien, verfolgten das Schauspiel  am Startplatz und quittierten die Ballontaufe mit Applaus. Sie bekamen kühlen Sekt spendiert, um auf das Ereignis anzustoßen. Auch im Ballonkorb klangen die Gläser aneinander. Die Eheleute Lenkner und Weishaupt prosteten Pilot Georg Reifferscheid und Pilotenschüler René Bissbort zu und ließen eine Sektflasche überschäumen. Völlig losgelöst von der Erde stiegen sie dann zum Himmel auf und fuhren flott mit dem Wind. Über Landschaft und Baumwipfel hinweg zogen Gebsattel, Schillingsfürst und Wörnitz an ihnen vorbei – und schließlich ging es langsam wieder abwärts. Für die Landung suchte der Pilot einen Wiesenweg aus und setzte sicher auf – im Licht der roten Abendsonne.
Marlies Lenkner war die einzige Erstfahrerin im Ballonkorb. Für sie gab es eine feierliche Zeremonie mit den Elementen Feuer, Wasser, Erde. Auf einem roten Teppich kniete sie auf den Boden nieder. Eine kleine Haarsträhne wurde dem Feuer, das den Ballon in die Lüfte trug, „ge­opfert“ und sofort mit Sekt gelöscht. Mit der Ballontaufe bewegt sich jeder Ballonfahrer auf historischen Spuren und wird in den Stand der Adeligen erhoben. Marlies Lenkner bekam den Titel „Fürstin“ und die überfahrenen Ländereien geschenkt – natürlich nur eine Handbreit über dem Boden. Für Klaus Lenkner war es die vierte Ballonfahrt, für das Ehepaar Weishaupt die zweite.

Klares Design: Der Neuberger-Ballon in den Unternehmensfarben Weiß-Blau. Fotos: sis

Auf Nachfrage der Redaktion gab Thomas Weishaupt ein klares Bekenntnis zum Standort Rothenburg. Neuberger gehört seit 1995 zu der Unternehmensgruppe und ist auf Energie-Management, Gebäudeautomation, Reinraumtechnik (in der Hygiene eine besondere Rolle spielt) und Prozesstechnik spezialisiert. Weishaupt stellt Brenner, Heizungssysteme, Wärmepumpen, Solarsysteme sowie Wassererwärmer her. Zum ergänzenden Verbund gehört noch Baugrund Süd mit Fokus auf Energiegewinnung mittels oberflächennaher Geothermie. Am Stammsitz in Schwendi arbeiten rund 900 Mitarbeiter, in Rothenburg über 530. In Deutschland verfügt Weishaupt über ein Netz von 29 Niederlassungen und Vertretungen. Weltweit beschäftigt die international agierende Holding rund 3400 Mitarbeiter.

Neuberger sei eine „funktionierende Einheit mit großem Know-how“, sagte Thomas Weishaupt. Den Standort wolle man „weiter ausbauen“. Um wachsen zu können und neue innovative Wege zu gehen, müssen zusätzliche Mitarbeiter gewonnen werden, die in die Unternehmenskultur passen. Der Neuberger-Ballon mit dem glänzenden Weiß und dem intensiven Blau am Himmel soll Interesse und Bekanntheit am Unternehmen steigern. Sicherlich werden zusätzliche Sympathiewerte gewonnen.
Wie sehen die Zukunftsvisionen in der Weishaupt-Gruppe aus? Es gebe definitiv keine Pläne für Standort-Verlagerungen oder -Zusammenlegungen: „Das wäre eine schlechte Entscheidung“, betonte Thomas Weishaupt, „diesen Fehler machen wir nicht.“ Der Neuberger-Ballon am Standort Rothenburg beschleunige den Prozess von der Idee eines Weishaupt-Ballons, das Thema „Energie“ werbeträchtig umzusetzen. Letzte Woche besuchte Thomas Weishaupt einen Großkunden in China, der bald nach Deutschland kommt. Den luftfahrtbegeisterten Asiaten überraschte er mit einem  Zeppelinflug. Ein symbolträchtiges Geschenk: „Wenn es nach oben geht, ist das ein positives Zeichen.“ sis

Viele Gedanken gemacht

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Jugend stärker für klassische Musik gewinnen – Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung

SCHILLINGSFÜRST – „Möglichkeiten, die Jugend an die klassische Musik im Allgemeinen und an Franz Liszt im Besonderen heranzuführen“, so lautete das Thema eines  Symposiums,  zu dem die örtliche Lisztakademie Referenten und  Experten aus den Lisztorten Weimar, Bayreuth, Budapest und Raiding eingeladen hatte.

Hans Emmert (li) moderierte das Symposium im Rahmen des Liszt-Festivals. Foto: pr

Das Bild eines vergreisten Publikums  in den Konzertsälen sei bekannt und es stelle sich die Frage, ob eines Tages die Konzertsäle leer sein werden, wenn man nicht mit gezielten Maßnahmen Jugend für Klassik interessiere. Mit dieser Frage eröffnete Hans Emmert, Zweiter Vorsitzender des Kulturfördervereins Schloss Schillingsfürst, das Symposium im Saal.

Ruth Reuter, ehemalige Leiterin des Gymnasiums Dinkelsbühl, ging der Frage nach, was tun die anderen, um Jugend an die klassische Musik heranzuführen. Aus ihrer unmittelbaren beruflichen Erfahrung heraus machte sie zwei Arten von Lehrern aus: einerseits diejenigen, die das Feld Rock, Pop, Rap etc großzügig abdecken und damit  versuchten, die Jugend dort abzuholen, wo sie steht;  andererseits gebe es auch noch diejenigen, die konsequent klassisch ausgerichtet seien.
Jugendarbeit gezielt fördern
Der Musikunterricht selbst könne sich, so Reuter weiter,  nur schwer der gesellschaftlichen Tendenz, dass man „keine dicken Bretter mehr bohren will“, entziehen. Jedoch gelte nach wie vor, dass ohne persönlichen Einsatz und Begeisterung  des Lehrers keine Impulsvermittlung hin zur Klassik stattfinde.
Die Aktivitäten der großen Konzert­häuser in Sachen Jugendförderung laufen überwiegend über die Schulen und dort über engagierte Lehrer. Darüber hinaus könne gesagt werden, dass Mädchen häufiger ein Instrument spielten und sich für klassische Musik interessierten als Jungen. Die meisten kulturellen  Institutionen beauftragen professionelle Teams mit einer auf klassische Musik ausgerichteten Jugendarbeit. Hier werde die Musik, so Reuter, in packende Geschichten verpackt und so spielerisch vermittelt. Auch kind- beziehungsweise jugendgerechte Kurse, Projektarbeit  und Museumsführungen gehörten zum Repertoire.
Häufig gehen aber auch die Musiker selbst in die Schulen hinein, um mit den Jugendlichen zu arbeiten. Auch gute Materialmappen und Fortbildungen für Lehrer zeigen Wege auf, um klassische Musik attraktiv zu machen, ebenso wie thematische Einführungen und Nachbesprechungen von gemeinsamen Opernbesuchen im Klassenverband. „Ohne Eltern und ohne Schule geht es nicht, die Kinder wieder für klassische Musik zu interessieren.“
Dr. Sven Friedrich, Chef der Wagnerfestspiele in Bayreuth, beklagte zwar eine zunehmende Überalterung des Publikums und stellte aber gleichzeitig fest, dass Hochkultur immer schon ein Phänomen der zweiten Lebenshälfte der Menschen gewesen sei aber auch ein Minderheitenphänomen. Darüber hinaus gebe es eine totale mediale Verfügbarkeit aller klassischen Musikstücke. Andererseits werde in Familien kaum mehr gesungen und musiziert, auch werde der Musikunterricht laufend gekürzt. In diesem Kontext könne man nachvollziehen, warum Jugendliche klassische Musik nicht mehr attraktiv fänden.
Eine kritische Analyse deutscher Schullehrpläne trug Prof. Albrecht von Massow von der Franz Liszt Hochschule Weimar vor. Er kritisierte das Zurücknehmen an Musiktheorie, denn Schüler würden damit nicht überfordert, sondern sie hätten sogar ein Interesse daran, weil dies zum besseren Verständnis der Musikstücke führe. Weiter bemängelte er eine oftmals unzureichende Ausbildung der Musikpädagogen und eine zu geringe Wochenstundenzahl des Faches, die in der Regel nur eine Stunde betrage. Auch müsse klassische Musik verbindlichen Vorrang vor den  modernen und modischen Musikrichtungen haben, die keinen Zugang zur Seele ermöglichten.
Gut vorbereitete Konzertbesuche sollten in den Lehrplänen aller Schularten verbindlich vorgeschrieben werden, so die Forderung des Professors. Überlegungen eines lehrenden Künstlers betitelte Konzertpianist Florian Glemser aus Dinkelsbühl seinen Vortrag. Er ging zunächst auf die „neue Welt“ der digitalen Medien ein, in der sich jeder nach Belieben präsentieren und verwirklichen kann. Oft werde diese Plattform als Bühne der Zukunft  bezeichnet, weil jeder der digitalen Öffentlichkeit sein Produkt anbieten kann.
Die „Schwarmintelligenz“ des Netzes werde sodann Gutes von Ungutem scheiden. Dieser Gedanke lasse, laut Glemser, außer Acht, dass die Ansicht der Masse nicht automatisch richtig sei. In der klassischen Musik  bündle sich eine Art kulturgeschichtliche Wahrheit, die der nachschöpfende Künstler wieder mit neuem Leben füllt. Die dadurch ermöglichte geisteswissenschaftliche und kulturelle Bildung sei gerade in der heutigen politischen unsicheren Zeit notwendiger denn je.
Das „Klassik-Hautnah-Projekt“ der Stadt Dinkelsbühl stellte Musikpädagoge Sponsel vor. Ausgangspunkt sei, dass die meisten Kinder klassische Musik kaum oder nie im Konzert erleben und so der Funke einer packenden Live-Erfahrung nicht überspringen könne. Somit bleibe ihnen der Zugang zu dieser Musikwelt verwehrt. Das Projekt wolle den Kindern und Jugendlichen aus der Region einen zündenden Kontakt ermöglichen, und zwar im schulischen Klassenverband und damit unabhängig vom sozialen Hintergrund.
Es soll junge Menschen zum künstlerischen Tun ermutigen, indem sie die Chance zu einer aktiven Mitgestaltung eines Konzertes erhalten. Dies kann als Musiker in einem Projektorchester, das aus Profis und Nachwuchsmusikern besteht  erfolgen, aber auch als Komponist, als Tänzer oder Choreograf oder als Moderator oder Sprecher.
David Spischak, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Lisztakademie Budapest zeigte auf, warum Liszt als Klavierlehrer begehrt und erfolgreich war. Er erteilte grundsätzlich Einzelunterricht, wodurch eine sehr persönliche Beziehung zwischen Lehrer und Schüler aufgebaut werden konnte. Er verlangte für seinen Unterricht auch kein Honorar. Liszt konnte seine Leidenschaft am Klavierspiel den Schülern in einzigartiger Weise vermitteln und seine Bemühungen zielten über das rein Instrumentale hinaus, indem er versuchte,  die musikalisch-künstlerischen Inhalte zu vermitteln, um  so auch bei den Schülern Leidenschaft für die Musik zu erzeugen.
Im Rahmen der Diskussion über die Referate wurde von den Vertretern der Lisztorte der Wille zu einer künftigen fruchtbaren  Zusammenarbeit artikuliert. Die internationale Zusammenarbeit sei auch im Sinne Liszts, der sich immer als Europäer verstand.   he

Ein Hauch von „Hollywood“

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Student drehte einen Teil seines Abschlussfilms in der Reichsstadthalle

ROTHENBURG – Auf Kommando tanzen, jubeln, klatschen, Spaß haben: Dies war die Aufgabe der Statisten, die am Wochenende beim Dreh des Kurzfilms „Reckless“ in der Reichsstadthalle zum Einsatz kamen. Sie unterstützten damit den Neusitzer Joel Kienapfel, der die bewegten Bilder im Rahmen seines  Studiums an der Hochschule Ansbach produziert.

Die Statisten bekommen letzte Anweisungen, was sie während des Drehs zu beachten haben. Fotos: Scheuenstuhl

Insgesamt vier Drehtage waren für das Projekt angesetzt. Nachdem man in Nürnberg und Burgbernheim bereits einen Teil der Szenen gedreht hatte, ging es für das Team nach Rothenburg. Die Reichsstadthalle sei der ideale Ort für die Konzert-Szene, erklärt Joel Kienapfel, der sowohl Produzent als auch Regisseur des Films ist. Denn da es dort sowieso keine Fenster gibt, die Licht hineinlassen, hatte man keine zusätzliche Arbeit den Innenraum extra zu verdunkeln.

Auch das Drehbuch stammt aus der Feder des Neusitzers, der sich momentan im sechsten Semester des   Bachelor-Studiengangs „Multimedia und Kommunikation“ befindet. Aufgabe war es, das Gefühl von „Wut“ umzusetzen. Zudem sollte die Geschichte auch einen Bezug zu einem selbst haben. Deshalb lag der Themenkomplex „Veranstaltungstechnik“ für Joel Kienapfel auf der Hand. Denn neben seiner Haupttätigkeit als Student ist der 26-Jährige auch in diesem Bereich regelmäßig im Einsatz, beispielsweise bei den „Refo-Days“ oder der „City Church“.
Sein Abschlusswerk für den Studienschwerpunkt „Film“ trägt den Titel „Reckless“ (zu deutsch: leichtsinnig) und dreht sich um David, einen begeisterten Veranstaltungstechniker, der seine Leidenschaft für Licht, Musik und Konzertbesuche zum Beruf gemacht hat. Allerdings hält sein Chef sehr wenig von Sicherheitsvorschriften und so kommt es durchaus auch zu brenzligen Situationen.
Schauspieler und Statisten
Die vier Hauptpersonen des Films wurden von angehenden Schauspielern dargestellt. Für die Konzert-Szene in Rothenburg suchte man darüber hinaus auch Statisten. Zwar folgten weniger als erhofft dem Aufruf per Zeitung und über soziale Netzwerke. Doch das Filmteam wusste damit umzugehen und wählte die Einstellungen eben so, dass es nach einer vollen Halle aussah.
Die etwa 20-köpfige Crew setzt sich aus Kommilitonen von Joel Kien­apfel, Freunden und auch dem einen oder anderen Profi zusammen. Auch das Equipment ist unterschiedlicher Herkunft. Ein Teil stammt von der Hochschule selbst. Zudem wurde er  von „Keitel Veranstaltungstechnik“ unterstützt und ein freier Kameramann brachte seine eigenen Gerätschaften mit.
Man sollte annehmen, noch unbekannte Bands würden sich darum reißen in einem Film mitspielen zu dürfen, um so die Werbetrommel indirekt für sich zu rühren. Joel Kienapfel machte die gegenteilige Erfahrung. Zum Schluss standen dann halt Musiker auf der Film-Bühne, die so eigentlich im wahren Leben überhaupt nicht zusammen spielen.

Haben technisch alles im Griff: Regisseur Joel Kienapfel (3. v. l.) mit einem Teil seines Teams.

Trotz ihrer geringen Zahl lieferten auch die zirka 20 Statisten gute Arbeit ab. Ihnen gebühre ein „großes Lob“, da sie „die ganzen zwei Stunden mit voller Energie dabei waren und nicht nachgelassen haben vor der Bühne zu tanzen und zu feiern“, betont der Regisseur. Sie selbst können sich im November im Kino in Nürnberg auf der großen Leinwand sehen, wenn „Reckless“ zusammen mit den anderen 15 Abschlussfilmen Premiere feiert. Da die Hochschule Ansbach keine staatliche Filmhochschule ist, muss der Film komplett selbst finanziert werden. Joel Kienapfel hat bereits einige Sponsoren gefunden (weitere dürfen sich gerne noch melden), die ihm hierbei unter die Arme greifen. „Ich bin insgesamt sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist“, zieht Joel Kienapfel ein positives Fazit, nachdem nun endlich alles im Kasten ist.

Die Arbeit geht aber noch weiter. Im Schnitt müssen jetzt die einzelnen Szenen geschickt zusammengefügt werden, damit der 15- bis 20-minütige Film komplett fertig ist. mes

Kristallklare Virtuosität

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Hörgenuss beim Orgelkonzert im Rahmen des Liszt-Festivals

SCHILLINGSFÜRST – Das neue Schillingsfürster Liszt-Festival hat die ursprüngliche Liszt-Akademie weit geöffnet. Aufgebrochen wird die bisher charakteristische Einheit aus Zeit, Ort und Instrument. Weit haben sich die Organisatoren vom „Kulturförderverein Schloss Schillingsfürst“ gestreckt, ohne den Qualitätsanspruch zu dehnen. Es entstanden neue Rituale und Glanzpunkte.

Organist Michael Schöch. Foto: U. Grüber

Dazu gehört auch das Orgelkonzert, welches bereits zum zweiten Mal am Vorabend des Meisterkurses in der evangelischen Kirche Sankt Kilian stattfand, an einer Koch-Orgel aus den 1970er Jahren. Der 1985 in Innsbruck geborene Organist Michael Schöch bewies ein ums andere Mal, wie ein Meister des Orgelfachs geschickt die Grenzen des Instruments und die Möglichkeiten des Raumes  zu nutzen weiß. Er nahm die Zuhörer durch eine kurze Einführung der Stücke mit hinein in deren Entstehungsgeschichte und die Gründe, warum er sie für das Konzert ausgewählt hat.

Zum Auftakt spielte er die Sonate Nr. 2 in c-moll op 65/2 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Hier entführte Schöch die Zuhörer durch geschickte Registrierung und Nutzung der beiden Manuale aus der Kirche in einen imaginären Kammermusiksaal. Im zweiten Satz (Adagio) hörte man ein singendes Soloinstrument mit Kontinuo-Begleitung, während die abschließende Fuge im Bachschen Stil als Trio daherkam.
Liebevolles Zwiegespräch
Folgerichtig schloss Schöch die beliebte Triosonate Nr. 5 C-Dur BWV 529 von Johann Sebastian Bach an. Wieder fächerte er das Spiel auf in 3 Stimmen: Sopran, Alt und Bass. Im 2. Satz entwickelte sich ein liebevolles Zwiegespräch zwischen den Oberstimmen. Im Schlusssatz, einem rasant vorgetragenen Allegro, verblüffte er seine Zuhörer durch kristallklare Virtuosität auf allen Klaviaturen.
Nur um im nächsten Programmpunkt eine davon gleich darauf wegzulassen. Präludium und Fuge d-moll BWV 539 ist nämlich ein Stück, das nur „manualiter“ gespielt wird, also ohne Pedal. Aus Michael Schöchs Einführung wussten die Zuhörer, dass hier Bach eine Solo-Sonate für Violine auf die Orgel transkribierte (2. Satz, Fuge, aus der Sonate I g-moll). Schöch arbeitete temperamentvoll heraus, wie Bach trotz des fehlenden Pedals eine mitreißende Vielstimmigkeit in diesem Stück anlegte.
Für die letzte Etappe vor dem Gipfel legte Michael Schöch die ersten vier Fugen aus dem Bach-Zyklus „Die Kunst der Fuge“ auf. Dabei wird ein Thema zweimal variiert und zweimal umgekehrt. Aus jedem dieser vier „contrapuncti“ machte er ein kleines Charakterstück, indem er mit Registrierung und Tempo spielte.
Nachdem die Zuhörer auf alle  kontrapunktischen Vorkommnisse von Bach über Brahms eingestimmt waren, zog Schöch einen dicken Schlussstrich. Sankt Kilian erbebte unter „Fantasie und Fuge über das Thema B-A-C-H“ von Franz Liszt (S260). Mit allen zuvor laborhaft ausgebreiteten Tricks und bestechender Präzision entfachte Schöch ein Feuerwerk. Dr. Mario Pietsch, der dem Organisten bei der Registrierung assistierte, hatte alle Hände voll zu tun.
Als der letzte, wuchtige Akkord verhallt war, spendeten die Zuhörer reichlich Applaus. An die erlebten Ohrenfreuden konnte man mit Gaumenfreuden anschließen. In der Ludwig-Doerfler-Galerie wurde ein Buffet zum Thema  „Was Franz Liszt in Rom und Tivoli gerne aß und trank“ gereicht. ug

„Gott sei Dank für unser Leben“

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70. Auflage des Leuzenbronner Tags rückt Dankbarkeit und Beziehung zu Gott in den Mittelpunkt

LEUZENBRONN – Einen kurzweiligen und knackigen Festtag erlebten die Besucher des 70. Leuzenbronner Tags unter dem Motto „Gott sei Dank für unser Leben“, veranstaltet vom „Christlichen Verein Junger Menschen“ (CVJM), der Landeskirchlichen Gemeinschaft und der Evangelischen Kirchengemeinde.

Der gemeinsame Chor der Kirchengemeinden Leuzenbronn und Bettenfeld (Leitung: Karin Sackenreuter).

Bereits im Gottesdienst ging Gastredner Ulrich Weinhold aus Stuttgart, Direktor des Internationalen Werkes „Hilfe für Brüder“, auf das Thema Dankbarkeit ein. Wir hätten allen Grund dazu, für den Wohlstand, den wir genießen, dankbar zu sein, ebenso für unser politisches System mit all seinen Möglichkeiten. Dankbar sollten Christen auch sein, dass sie ihren Glauben hier frei leben könnten. Wir sollten zudem die Landwirtschaft wertschätzen.

Als Beispiel nannte er im Gespräch die in einer Höhle in Thailand eingeschlossene Jugend-Fußballmannschaft. Bei ihrer Bergung war ein Taucher ums Leben gekommen. Dessen Namen würden die geretteten Jugendlichen sicher nie vergessen, während Christen schnell Jesus Christus vergäßen, der sie gerettet hat. Christus sei der Eckstein der Gemeinde und Kirche. Dieses Bild bedeutet ihm, dem gelernten Maurer, sehr viel.
Dekan Hans-Gerhard Gross und die Chöre übernahmen die liturgischen Teile im Gottesdienst. Oberbürgermeister Walter Hartl ging in seinem Grußwort auf das Jubiläum ein. Vor 70 Jahren herrschte nach dem Kriegs-ende Depression, und so sei es für die Menschen damals ein Halt gewesen, dass solch ein jährliches Treffen ins-titutionalisiert worden war. Der Leuzenbronner Tag wurde 1948 aus dem Steigerwald importiert.
Nach Mittagessen und Unterhaltungsprogramm für Jung und Alt ging es am Nachmittag weiter mit dem Festvortrag. „Gott sei unser Leben“ lautete der Titel. Improvisierend griff Weinhold anfängliche Probleme mit der Mikrofonanlage auf und fragte, ob „wir Christen“ denn noch auf Gott hören würden. „Wir leben oft eher im Konjunktiv“.
Schwäbische Floskel
Vergleichend benannte er die schwäbische Floskel „Wir müssten euch auch mal einladen“, was dann aber in aller Regel nicht geschehe. Oder die Begrüßung „Wie gehts?“, auf die man in den USA gar keine Antwort wolle. Er zog eine Karte aus einem Eheberatungsinstitut hervor mit der Aufschrift: „Du hast keine Gefühle mehr für mich. Das reicht nicht.“ und übertrug das auf die Gottesbeziehung. Man sei oft zu ausgepowert zum Bibellesen oder Gebet, habe aber stattdessen Zeit für 200 „WhatsApp“-Nachrichten am Tag. Wohlgemerkt, Weinhold sprach nicht vom hohen Ross herab. Er gestand, dass er selbst als Jugendlicher gerne Radio gehört habe. Das sei sein „Smartphone“ gewesen und habe ihm auch Probleme eingebracht.

Ein Teil der Band „Skycrew“ aus Wettringen. Fotos: Paul-Gerhard Walther

Weinhold hat Sorge – in einem abgewandelten Gleichnis Jesu gesprochen – , dass wir in Deutschland von den uns anvertrauten zehn Pfunden acht vergraben und zwei nur so ein wenig nutzten. Und so ging er auf die Gebetsanliegen seiner Aktion „Hilfe für Brüder ein“. Jeden Monat würde da für ein anderes Thema gebetet, sei  es die Jugend-Weltmission, der Hunger in Ostafrika oder die Gewalt gegen Christen in Ägypten. „Wir haben das Klima oder die Bürgerkriege in jenen Ländern nicht im Griff, sondern nur eine kleine Kraft“, so sagte er.

Doch das Beten führe zum Handeln und zu Hilfsprojekten oder Auslandseinsätzen. Es ist Weinhold  ein Anliegen, wieder zu Werten zurückzukommen und nicht vom Geld abhängig zu sein. Neben der Jugendband „Skycrew“ aus Wettringen oder dem Tanz-ensemble „e.motion“ aus Roth am See gestalteten auch die Chöre diesen Teil mit. Ein aufrüttelnder Tag, der mit einem Beisammensein bei Kaffee und Kuchen ausklang. uw

Stil hinterlässt Eindruck

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Schöner Ortstermin: Bauausschuss besichtigte Hotel-Neuheit

ROTHENBURG – Staunend und beeindruckt, welchen Charakter man einer alten Jugendstilvilla nach dem Ausbau zum „Privat-Hotel” verleihen kann, zeigte sich diese Woche der Bauausschuss. Ulrike und Christian Mittermeier hatten Stadträte und Verwaltung eingeladen.

Bauausschuss staunt: über Dachgalerie, historische Loggia, Doppelduschen, Eiche-Parkett.

Die ehemalige Villa des Seifenfabrikanten der Aula erstrahlt (wie schon berichtet) in neuem Glanz. Und selbst erste Kritiker der kräftig graphit-dunklen Farbgebung sind inzwischen überzeugt, dass es sich um ein Vorzeigeobjekt am Köpfenwieslein handelt. In der Hotel- und Gastronomiemeile vor dem Würzburger Tor ist es gewissermaßen krönender Abschluss. Christian Mittermeier bedankte sich ausdrücklich bei Verwaltung und Ratsmitgliedern für die gute Zusammenarbeit und das Entgegenkommen auch bei der Wegeverlegung und Umfeldgestaltung.

Das außergewöhnliche Konzept von Appartements und Zimmern, die mehr Privatheit als Hotelcharakter ausstrahlen und ein Haus, das sich  mit seinen elf Räumlichkeiten als Art Komplett-Wohngemeinschaft anbietet, setzt sich in der Architektur fort. Architekt Martin Schroth und gestalterische Innovationen von Ulrike Mittermeier schufen ein selten stimmiges Konzept.

Das Treppenhaus: Stahl, Backstein, Licht. Fotos: diba

Wie der Hausherr sagt, ist man jetzt schon ständig ausgebucht und gerne belegen komplette Gruppen, Firmen oder größere Familien das ganze Haus, in dem man eine zentrale Küche zur Selbstbedienung vorfindet, sich einen Koch bestellen kann oder einfach in die benachbarte zugehörige Villa Mittermeier geht, um sich kulinarisch verwöhnen zu lassen.

„Wenn wir gewusst hätten, was bei der Sanierung alles auf uns zukommt hätten wir es eher nicht angepackt”, stellt Mittermeier fest, ist aber überzeugt, dass es richtig war. Nicht immer gleich abreißen, sondern Altes erhalten und sanieren ist sowieso die höhere Kunst. Der Architekt ging auf die Umbauphasen ein, wobei es zunächst galt die Folgen oberflächlicher Sanierungen aus den achtziger Jahren zu beseitigen.
Die Material- und schlichte Formensprache mit Reduktion auf Wesentliches, Backsteinwände, Stahl- sowie Holzkonstruktionen sowie Mut zu dunklen Tönen bei dezenter, heimeliger Beleuchtung bilden eine konsequente Stil-Linie bis in die letzte Kleinigkeit. Und natürlich kann man in diesen Räumen sich nicht nur selbst versorgen, sondern auch mit digitaler Technik kreativ arbeiten. Große Flachbildschirme, ipads und Apple TV mit schnellem W-LAN sowie den Türöffner als Code auf dem Smartphone gehören dazu. Ebenso wie Elektro-Ladestationen für Pkw und Fahrräder vor dem Haus.
Der solide Umbau halte sicher auf hundert Jahre, meinte Christian Mittermeier schmunzelnd.  Erst bei einem Rundgang erschließen sich die Feinheiten, und wer es selbst erkunden möchte, hat dazu diesen Samstag und Sonntag (jeweils von 12 bis 15 Uhr) Gelegenheit: Interessierte können dann „Mittermeiers Alter Ego“ näher kennenlernen.       diba

Auf besondere Weise

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Qualität und Freude am Chorgesang berührt und beeindruckt

ROTHENBURG – Fröhlich, erbauend, schwungvoll oder bezaubernd. Dies sind Rückmeldungen der Konzertbesucher auf das alljährliche Sommerkonzert des St. Johannis Kirchenchores. Gar als Geheimtipp bezeichnet, wenn es um die Qualität der Darbietung geht.

Harmonisch: der St.-Johannis-Kirchenchor und Leiterin Marianne Dreßler (re). Foto. mp

Wobei die große Zahl der Konzertbesucher in der Kobolzeller Kirche bewies, dass diese musikalische Veranstaltung ein fester Bestandteil im Rothenburger Veranstaltungskalender ist. Das Marienkirchlein  zu Kobolzell Kirchenpflegerin Birgit Hiller hob in ihrer Begrüßung hervor, dass man als Pfarrei sehr stolz auf seinen Chor sei, nicht zuletzt, weil es heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist, einen vor Ort zu haben. Der Chor bereichert über das Kirchenjahr hinweg die Liturgie und ist ein lebendiger Ausdruck aktiven Gemeindelebens. So schloss sie die Bitte daran, dass möglichst viele ihre Freude an der Musik zum Ausdruck bringen, indem sie selbst Teil des Chores werden.

Den Anfang des Konzertes machte Carmen Kastner an der barocken Nößler-Orgel mit dem Präludium und der Fuge in C-Moll von Gottfried Kirchhoff. Gekonnt nahm sie die Zuhörer hinein in ein Klangerlebnis, das in der Kobolzeller Kirche „Unsere Liebe Frau“ mit ihrer beeindruckenden Akustik geradezu gekrönt wurde.
Das abwechslungsreiche und anspruchsvolle Programm, das zwischen Chorgesang, Violine, Zither und Orgel variierte, spiegelte den sonnigen Sommertag wider. Die Kirche, gelegen an der lauschigen Tauber, und die Auswahl der Stücke verliehen dem Musizieren eine anmutende Leichtigkeit, so dass das Konzert ein Erlebnis für alle Sinne wurde.
Detailreiches Werk 
Der vierstimmige Chorsatz der Messe brève in F-Dur des französischen Komponisten Théodore Du- bois (1837 – 1924), begleitet von der Orgel, erklang und verschmolz mit dem Kirchenraum zu einem existenten Kunstwerk. Als musikalische Leitung verstand es Marianne Dreßler ausgesprochen gut, die Dynamik der Messe aufzugreifen und die Präsenz des Chores zu fassen, um daraus ein voluminöses sowie detailreiches Werk zu arrangieren. Der Chor zeigte sich sehr gefügig, was sich in der gehaltenen Intonation und dem homogenen Klang darbot.
Virtuos an der Zither, Johannes Friedrich sowie an der Violine, Helge Dreßler, verschafften beide Musiker mit den Stücken „Klänge der Erinnerung“ von Johannes Pugh, einem „deutschen Tanz“, dem „Thernberger Hochzeitsstückl“ oder „The Harry   Lime Theme“ dem Konzert eine heitere Bereicherung. Sie entlockten den Saiteninstrumenten auf meisterhafte Weise die Töne und brachten die Konzertbesucher damit auch zum Schmunzeln. Dabei überkam einem fast der Eindruck, dass die Singvögel sich diesem Reigen anschließen und mit ihrem Gesang in nichts nachstehen wollten.
Die Orgel mit den Stücken „La Coucou“ von Claude Daquin, „Eine Nachahmung der Nachtigall“ von Joh. Ludwig Krebs sowie den „Variationen über ein Kinderlied“ improvisiert von Carmen Kastner, komplettierte zusammen mit dem Kirchenchor und den Stücken „Dextera Domini“ von Josef Gabriel Rheinberger, „Herr, unser Herrscher“ von Moritz Hauptmann und dem „Ave Maria“ von Jörg Duda das Konzertprogramm.
Überwältigt von der positiven Resonanz der Konzertbesucher und der imposanten Atmosphäre des Juwels im lieblichen Taubertal, wächst bei den Mitgliedern des Chores schon die Vorfreude auf das neue Chorjahr. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Geprobt wird nach der Sommerpause wieder ab dem 12. September jeden Mittwoch, ab 20 Uhr in der Burggasse 2. mp

Die Sonne verdirbt das Geschäft

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Aber nur wenn man draußen bestuhlt und keinen Schirm hat – Heißes Bauausschussthema

ROTHENBURG – Über die Schönheit der Außenbewirtschaftungen und die Notwendigkeit oder Unsinnigkeit mancher „Möblierung” lässt sich munter streiten. Im Bauausschuss standen die gewünschten Sonnenschirme im Blickpunkt und die Frage, wie sehr man ein Altstadt­ensemble verstellen darf. Um ausgedehnte verkehrsberuhigte Bereiche im Heckenacker und die erfreuliche Wohnnutzung historischer Gebäude ging es außerdem.

Außenbestuhlung „umrahmt“ den Brunnen, bisher noch ohne Schirmerlaubnis. Fotos: diba

Was Stil bedeuten kann, das sahen sich die Ausschussmitglieder vor der montäglichen Sitzung im Hause Mittermeier an, wo es eine kurze Führung und viel positive Aha-Erlebnisse gab. Im Rathaus-Sitzungssaal freute man sich über die geplante denkmalgerechte Erneuerung des kleinen Eckhauses Heugasse 10, wo zwei kleine Wohnungen entstehen. Der in Denkmalpflege bewanderte Eigentümer, so Baudirektor Knappe, habe eine umfassende Sanierung vor, wozu man eine neue Treppe im Innenhof für den eigenständigen Zugang zur oberen Wohnung braucht. Das Landesamt für Denkmalpflege habe zugestimmt, die Außenmauer wird etwas erhöht, somit ist die Treppe nicht einsehbar. Die Zustimmung fiel einstimmig.

Wieder Wohnnutzung

In der Spitalgasse 26 existierte schon lange in einem mittelalterlichen Haus aus dem 15. Jahrhundert ein Gasthaus, zeitweise auch im dahinterliegenden Garten bewirtschaftet. Die Besitzer wechselten und nun soll das Gebäude nur noch zum Wohnen sowie für Ferienwohnungen genutzt werden. Die bisher oben liegenden vier Fremdenzimmer werden künftig reiner Wohnnutzung weichen, während im Erdgeschoss dann nur noch zwei Ferienwohnungen untergebracht werden. Und der Garten soll auch wieder ein schöner Garten werden. An der hinteren Hausfassade hätte man gerne Balkone. Hier möchte das Bauamt entgegen dem Eigentümerentwurf lieber eine Art Vorschaltung einer Altane vor die gesamte Westfassade haben, wie man sie bereits vom Nachbargebäude kennt. Das Ja war einstimmig.

Die Erweiterung einer Wohnung in der Paradeisgasse 8 musste vertagt werden, weil noch nicht alles vorlag. Allein der Bauausschuss ohne Baubeirat war dann für die weiteren Themen zuständig. So als es um die Außenbewirtschaftung vor dem neuen Eis-Café in der Rödergasse 5 ging, das dort gerne Sonnenschirme hätte, weil sich sonst bei der Hitze kein Geschäft machen lässt. Eine Situation, die freilich auch die anderen Anlieger mit Außenbewirtschaftung betrifft, denn der Stadtrat wollte nicht überall Sonnenschirme zulassen. Vor allem nicht, wenn sie ein so schönes historisches Ensemble wie am Markusturmbrunnen optisch verstellen. Doch da gab es unterschiedliche Sichtweisen.

Platz strahlt Ödnis aus

Der eine meint, ohne Schirme strahle der Platz eher „Ödnis” aus und es sei „ein Unding“ einerseits Außenbestuhlung zu genehmigen, aber dann keine Sonnenschirme zuzulassen, so Stadtrat Dieter Schulz. Stadtrat Schaumann hält Schirme für „nicht unhistorisch“ und man wolle ja „die Stadt wohnlicher machen!” Dass man ein Postkartenmotiv bewahren wolle, das aber momentan nicht schöner aussehe als mit zwei Sonnenschirmen, betonte Stadtrat Stefan Reihs. Bürgermeister Kurt Förster dagegen ist das Ensemble mit freiem Blick auf den Brunnen wichtig, und Stadtrat Seiferlein verweist auf die bestehende Markisenbeschattung, die eventuell reichen könne.

Dass es keinen Anspruch auf die Sondernutzung öffentlicher Fläche gibt, unterstrich OB Walter Hartl und Stadtrat Dr. Schneider meinte, man habe aus überlegten Gründen einmal beschlossen an so markanten Stellen keine Schirme zuzulassen. Die Antragsteller wüssten das auch vorher. Da sah sich Stadtrat Thomas Schmid veranlasst darauf zu verweisen, dass auch die vorhandenen hohen Bäume und Kübel zur Eingrenzung sehr stören können. Vernünftige Außenbewirtschaftung gehe kaum ohne Sonnenschutz stellte Stadtrat Hermann Schönborn unter Hinweis auf die groß ausladende Schirme am Marktplatz fest.

Höchstens probehalber und dann aber mit passenden Sonnenschirmen könne man einen Versuch machen, hieß es, lehnte aber den Schirmantrag erstmal ab. Ein Versuch könnte dann vielleicht auch andere schon bestehende Sondernutzungen einbeziehen, sofern die Antragsteller den Aufwand (bei ungewissem Ausgang nach einer denkbaren Probephase) zu tragen bereit seien, wie die Verwaltung betont. Der Antragsteller Rödergasse 5 bekam erstmal die Erweiterung seiner Bestuhlung am Brunnen genehmigt: künftig auch rechts neben der Zugangstreppe zum Gebäude auf einem 1,35 Meter breiten Streifen, da noch genug Gehsteigplatz bleibe.

Alles verkehrsberuhigt: Vorne quer der Steinacher Weg, Abzweig Reichardsrother Weg.

Die Erweiterung des verkehrsberuhigten Bereiches Heckenacker Nord über „Reichardsrother Weg“ und „An der Landhege” mit Stichwegen bis jetzt noch zum „Steinacher Weg” wurde einstimmig beschlossen. Mit der Vergabe von Pflasterarbeiten am Campusparkplatz Hornburgweg 26 und Anfragen aus dem Gremium en-dete die öffentliche Sitzung. diba

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