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Reusch an der Spitze

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Herausgeputzte Dörfer bei Blumenschmuckwettbewerb prämiert

ROTHENBURG LAND – Eine Strecke von genau 308 Kilometern legte die sechsköpfige Bewertungskommission des Verbandes der Vereine für Obst-, Gartenbau und Landespflege im Altlandkreis Rothenburg rund um die Tauberstadt zurück.

Die fachkundige Jury des Blumenschmuckwettbewerbs hatte eine schwierige Aufgabe. Foto: Magiera

Viele Orte im Altlandkreis haben sich beim traditionellen Blumenschmuckwettbewerb von ihrer schöns­ten Seite gezeigt. Mit ihrem Blumenschmuck und der gestalterischen Eingrünung seien die Dörfer wunderbare Botschafter unserer Heimat, waren die Jurymitglieder sich nach der Bewertung einig.

Trotz wochenlanger Hitze und Trockenheit grünt und blüht es in den Gärten. Keine leichte Aufgabe hatten Altlandkreisvorsitzende Hilde Magiera aus Windelsbach, Evi Klingert aus Lohr, Bärbel Heppel aus Neusitz, Manfred Schinnerer aus Ohrenbach, Horst Pflüger aus Tauberscheckenbach und Fritz Lippert aus Morlitzwinden vor sich.

Von Freitagmittag bis Samstagabend war die bewährte Jury unterwegs und bewertete die 46, von der Vorstandschaft der örtlichen Obst- und Gartenbauvereine angemeldeten Dörfer. Für die sichere Navigation sorgte Werner Stark aus Hemmendorf mit dem gemieteten und klimatisierten Bus der Firma Hütter aus Cadolzhofen, für Fotos sorgte Wilfried Magiera aus Windelsbach.

Die Wertung teilt sich in drei Kategorien Blumenschmuck an den Häusern, Vorgärten sowie Gesamteindruck des Ortes. Pro Kategorie und Dorf konnte jeder Juror 10 Punkte vergeben. Diese wurden summiert und durch die Anzahl der Bewertenden geteilt. Die Auswertung im Gasthaus Lamm Gebsattel ergab 4 Mal Gold, 33 Mal Silber und 9 Mal Bronze.

Die Goldplätze belegten Reusch, Ohrenbach, Lohr und Gattenhofen. In die zweite Gruppe eingestuft wurden die Orte Windelsbach, Wildenholz, Bettenfeld, Preuntsfelden, Linden, Schönbronn, Herrnwinden, Harlang, Traisdorf, Leitsweiler, Nordenberg, Steinsfeld, Bettwar, Tauberscheckenbach, Steinbach an der Holzecke, Habelsee, Kirnberg, Gebsattel, Urphershofen, Gumpelshofen, Hartershofen, Reichelshofen, Großharbach, Gailroth, Oestheim, Ellwingshofen, Waldhausen, Endsee, Bellershausen, Diebach, Neustett, Arzbach, Bockenfeld und Erzberg.

Mit Bronze wurden Bottenweiler, Theuerbronn, Mühlen, Birkach, Wolfsau, Seldeneck, Steinbach bei Rothenburg und Gipshütte bedacht. Insgesamt erlebte die Bewertungskommission wieder wunderschön herausgeputzte Dörfer, verschiedene Sitzgruppen die zum Verweilen einladen und tolle Spielplätze tragen zum liebenswerten Dorf bei.

Etwas Besonderes hat sich der kleine Ort Urphershofen (Wachtelbuck) ausgedacht. Der Dorfbrunnen wurde zum Naschbrunnen! Von der Erdbeere, Tomate und anderen Früchten kann hier jeder naschen. Für Wanderer und Radfahrer ein willkommenes Angebot, bestätigten die Dorfbewohner, die schon gespannt auf die Jury warteten. Der Einfallsreichtum der Hobbygärtner ist groß, so wachsen Pflanzen in Trögen ausgedienter Eimer, an Kleeböcken und vielem mehr. Die Feststellung: Dass in den meisten Orten keine Blumen mehr an den Fenstern und Balkonen sind, ließ bei der Jury etwas Wehmut aufkommen.

Als Gewinner dürfen sich alle Teilnehmer betrachten. Schließlich haben sich alle beteiligten Orte mit viel Grün, Blumen, gepflegten Vorgärten und öffentlichen Flächen herausgeputzt und viel für ihre Dorfverschönerung getan. Schmucke Dörfer schaffen nicht nur ein behagliches Wohnumfeld für ihre Bewohner, sie erfreuen auch die Besucher und Gäste aus nah und fern. mag


Pfiffig präsentiert

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Mädchen des Anra-Nähcamps zeigten Selbstgeschneidertes

ROTHENBURG – War das ein aufsehenerregender und gelungener Schlusspunkt unter das Nachwuchs-Nähcamp! In einer herzigen Modenschau im Heringsbronnengässchen haben die Nähmädels von Anra unter dem Applaus der Zuschauer präsentiert, was sie bei der Rotbenburger Modeschöpferin in den letzten Wochen unter Anleitung erfahrener Mitarbeiterinnen an pfiffigen Sachen geschneidert haben.

Glückliche Nähmädels: acht Jungschneiderinnen mit Diplom in der Hand und Maßband um den Hals. Foto: Evi Glanz

Sie ließen dabei ihren natürlichen Charme und sind – nach dem einen oder anderen etwas schüchternen Moment bei den ersten Schritten –  unbekümmert ans Werk gegangen, um den Gehsteig vor dem Modegeschäft zum Laufsteg für ihre eigenen textilen Kreationen zu machen. Mit ihrem Auftritt machten die Nähmädels sich, dem Publikum und natürlich nicht zuletzt auch dem Team von Anett Perner eine Riesenfreude.

Die kleine Show zur eingespielten Musik gliederte sich in verschiedene Sequenzen. In zwei Guppen zeigten die Mädchen ihre Näharbeiten, zunächst die jüngeren und dann die etwas älteren.  Da durfte beispielsweise der kleine Fritzi, eine Gesichtertasche, den großen Auftritt haben. An dem pfiffigen Stück hatten die Mädchen gelernt, wie sich ein Reißverschluss einnähen lässt.
Fetzig aufgefrischt
Außerdem präsentierten die Mädchen unter anderem auch einen aus Altbeständen stammenden und mit fetzigen Details aufgefrischten Rock oder eine aus einer alten Jeans umgenähte Tasche, verschönert  mit Bändern und Applikationen. Aus Alt mach Neu! Mit Geschick und Ideen lässt sich aus so manchem Stück, das im Schrank im Stapel etwas nach unten geraten ist, etwas zaubern, das Chic hat und dazu noch individuell ist.

Begeisternd: Anne-Sophie, Delia, Natascha und Lena (vorn v.li.). Dahinter v.li. Schneidermeisterin Martina Lehmke und Anra-Chefin Anett Perner. Foto: Weber

Mit Sonderapplaus und mit staunenden Kommentaren bedacht wurden sowohl Hoody als auch Hoodykleid als Sweatshirt oder in Version aus bunten Jerseystoffen. Den  Schlusspunkt setzten ein Shirt oder Shirtkleid.

Beim Anra-Nähcamp haben die Mädchen alles selber gemacht, vom Zuschnitt bis zur Fertigstellung. Angeleitet wurden sie dabei von Modeschneiderin Jasmin Dimler und Schneidermeisterin Martina Lehmke. Anra-Chefin Anett Perner und ihr Team schätzen sich glücklich, mit einer ganz aktuellen Verstärkung dazugewonnen zu haben und zusätzlichen Schwung aufzunehmen. Mit Jasmin Dimler kam eine junge Fachkraft hinzu, die erst  vor kurzem ihre Ausbildung bei einem bekannten Modelabel für jungen Chic beendet hat. Sie hat jetzt bei Anra ihre erste feste Anstellung nach ihrer Lehrzeit gefunden.
Das kleine offizielle Zeichen zum Abschluss des Nähcamps setzte den Schlusspunkt: Alle Mädchen, die in den letzten Wochen den Umgang mit Nadel und Faden und mit der Nähmaschine gelernt und bei der Modenschau Präsentationsqualitäten gezeigt hatten, durften ihr 1.Nähdiplom in Form einer Urkunde samt gelbem Maßband in Empfang nehmen. Danach ging’s weiter  auf zur Party nach Nordenberg mit Grillen, Nachtwanderung, Schatzsuche und vielen Spielen.
Im Kreativ-Café haben seit der Eröffnung im November 2017 über 70 Kinder ihren Nähführerschein gemacht und einige weitere Kurse belegt. Auch für Erwachsene werden bei Anra kreative Nähkurse sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene angeboten.
Überwiegend in den Schulferien, aber auch an den Samstagen während der Schulzeit, können die Kinder auch in Zukunft Erlerntes vertiefen und neue Projekte beginnen, wenn sie das gerne möchten und ihre Kenntnisse beim prkatischen Schneidern vertiefen möchten.
Im nächsten Schritt werden die Nähcamp-Kinder nun mit der Schnitttechnik vertraut gemacht. Wie messe ich mich richtig aus? Welchen Schnitt kopiere ich mir aus? Wie kann ich Schnitte etwas anpassen? Das und noch viel mehr sind die Aufgaben, die sich dabei stellen.
Selbstständig umsetzen
Ziel ist es , dass die Kinder auch ohne Anleitung zu Hause einfache Schnitte selbstständig umsetzen können, um damit individuelle Mode für sich zu schneidern. „Das Nähen fördert ihr Selbstwertgefühl, sie haben Erfolgserlebnisse, erhalten Anerkennung und Wertschätzung, lernen aus Altem etwas Neues zu machen“, betont Anett Perner.
Auch plant sie darüber hinaus generationsübergreifende Kurse für die Großmutter bis zum Enkelkind anzubieten: „So können wir mit der ge-samten Familie arbeiten. Wir sind für alle Wünsche offen und freuen uns auf viele Kinder ab 6 Jahren, die bei uns kreativ sein möchten.“
Das Kreativ-Café von Anra bietet auch viele andere Möglichkeiten des ideenreichen gestalterischen Umgangs mit Textilem. So wird dabei unter anderem auch das Filzen und Stricken vermittelt. In den Herbstferien gibt es außerdem auch Schminkkurse für Teenies ab 12 Jahren.
„Mich hat sehr glücklich gemacht, mal weg vom Schreibtisch zu kommen, mit den Kindern zu arbeiten, die Modenschau vorzubereiten oder mit ihnen zu feiern und Spaß zu haben. Das war ein schönes Erlebnis für mich“, freut sich Anett Perner über dieses jüngste erfrischende Kapitel ihrer Tätigkeit. -ww-

Radeln für den guten Zweck

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Stephanie Hennig macht Station in Rothenburg – Von Wilhelmshaven nach Konstanz

ROTHENBURG – Ihr Projekt „Anti­krebsradeln“ quer durch Deutschland hat Stephanie Hennig auch durch Rothenburg ob der Tauber geführt, weil sie diese Stadt schon immer einmal besuchen wollte. Nachfolgend schildert sie Details ihrer Reise und ihre Beweggründe.

Stephanie Hennig mit ihrem Rad am Galgentor. Foto: privat

Das Tagesziel Rothenburg ist tatsächlich ein persönliches Highlight für mich und ich bin sehr froh, dass ich Rothenburg in meinem geplanten Streckenverlauf gut unterbringen konnte. Dieses Jahr habe ich besonders großen Respekt vor der momentanen Hitzewelle und den steilen Anstiegen, da ich als Hamburgerin hauptsächlich im Flachland unterwegs bin.

Die Aktion „Antikrebsradeln“ entstand nach der Krebsdiagnose meines Vaters im Dezember 2015. Für uns alle völlig überraschend wurde bei ihm (damals 52 Jahre alt) ein bösartiger, unheilbarer und inoperabler Hirntumor, ein so genanntes Glioblastom, diagnostiziert. Die Ärzte gaben ihm noch drei Monate, aber er ist glücklicherweise immer noch bei uns.
Nach der Diagnose und dem ersten Schock begannen wir sehr schnell damit, uns zu informieren, was die Diagnose Glioblastom überhaupt bedeutet und was man außer der Standardtherapie noch tun kann. Hierbei war uns die Deutsche Hirntumorhilfe eine große Unterstützung. Die Deutsche Hirntumorhilfe ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1998 für die Interessen von Hirntumorpatienten einsetzt. Er ist unabhängig, bundesweit tätig und hat seinen Sitz in Leipzig.
Der Patient steht im Mittelpunkt der Arbeit, die allein aus Spenden finanziert wird. Die Deutsche Hirntu-morhilfe unterstützt nicht nur die Forschung, sondern steht auch den Betroffenen und ihren Angehörigen beratend zur Seite.
Die Idee umgesetzt
Im Frühjahr letzten Jahres entschied ich mich dazu einen Blog zu schreiben, da mein Vater seine Prognose schon um ein Vielfaches überlebt hatte. Dadurch wollte ich anderen Betroffenen Mut machen und Hoffnung geben. Außerdem entschloss ich mich dazu, aktiv die Forschung zu unterstützen und ein Spendenradeln zu starten. Da meine Eltern und ich schon immer viel Fahrrad zusammen gefahren sind und auch mehrmals an den „Cyclassics“ in Hamburg teilgenommen hatten, war mir schnell klar, dass ich mit dem Rad sportlich aktiv werden wollte.
Mein Plan war es Deutschland von Nord nach Süd zu durchradeln, um so auf die Thematik aufmerksam zu machen und natürlich Spenden zu sammeln. Als Startpunkt wählte ich Wilhelmshaven, weil ich dort wohnte, als mein Vater die Diagnose bekam und als Ziel entschied ich mich für Konstanz, weil meine Eltern dort ihren ersten Urlaub zusammen verbracht hatten. Obwohl mich eine Verletzung in Eschwege (Nordhessen) nach ungefähr einem Drittel der Strecke ausbremste und ich leider abbrechen musste, konnte ich im letzten Jahr knapp 15000 Euro für die Methadon-Forschung sammeln.
Selbstverständlich wollte ich den Rest der Strecke auch noch zu Ende fahren, weswegen ich dieses Jahr in Eschwege gestartet bin. Dieses Mal fahre ich für die Deutsche Hirntu-morhilfe, da Hirntumore trotz ihres oft tödlichen Verlaufes medial kaum thematisiert werden, so dass es wichtig ist, regelmäßig hierauf aufmerksam zu machen. Nur durch weiterführende Forschung kann eine Heilung irgendwann möglich werden – am besten so schnell wie möglich! Ich möchte dieses Jahr explizit auf diese eher seltene, aber leider noch immer unheilbare Krebserkrankung aufmerksam machen.
Wir wissen nicht, wie lange mein Vater sein Glioblastom noch bekämpfen kann, aber wir geben die Hoffnung nicht auf! Für ihn und alle anderen Betroffenen muss mit Hochdruck sowohl an den Ursachen als auch an einer Heilung geforscht werden und dafür setzt sich die Deutsche Hirntumorhilfe ein.
Ich erhoffe mir von meinem Projekt „Antikrebsradeln“ neben viel Aufmerksamkeit für die tolle Arbeit der Deutschen Hirntumorhilfe natürlich eine möglichst große Spendensumme. Nach dem tollen Erfolg vom letzten Jahr habe ich mir 20000 Euro als Ziel gesetzt. Natürlich geht das gesammelte Geld am Ende unabhängig vom Gesamtbetrag komplett an die Deutsche Hirntumorhilfe. sh

Freigelegt und rekultiviert

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Einstiger Bierkeller in Schwabsroth wird zum Unterschlupf für Fledermäuse

GESLAU – Nach zwei Jahren der Freilegung und Rekultivierung wurde in Schwabsroth in der Gemeinde Geslau jüngst ein ehemaliger Bierkeller der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser Keller war ursprünglich im Besitz der Familie Schwab aus Ges-lau (Brauerei und Gasthaus „Zur Sonne“). Während der Flurbereinigung Anfang der 70er Jahre wurde der alte Zugang jedoch verfüllt und als Ackerfläche von der Familie Schwemmbauer genutzt.

Die Vorstellung des neuen Fledermauskellers mit geselliger Feier stieß auf großes Interesse bei der Bevölkerung. Foto: privat

In Anwesenheit von Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde, der Regierung von Mittelfranken und des Bundes für Naturschutz, die die Wiederherstellung des Kellers förderten, sowie Bürgermeister Richard Strauß, wurde das Kulturdenkmal der Öffentlichkeit vorgestellt und zugänglich gemacht. Insgesamt nahmen geschätzte zwei- bis vierhundert interessierte Bürger diese Möglichkeit wahr, und konnten diesen sehr gut erhaltenen Bierkeller in Augenschein nehmen.

Die musikalische Untermalung mit Liedern zur Natur und auch zum Bier übernahm der Männergesangverein Geslau unter der Leitung von Thomas Schwemmbauer. Die Beleuchtung im Keller wurde von der Feuerwehr Ges-lau, die auch im Rahmen der Wiederherstellung des Bierkellers beträchtliche Reinigungsarbeiten durchführte, gewährleistet. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch zwei Informationsstände der Naturschutzbehörde.
Altlandrat Rudolf Schwemmbauer erläuterte in seiner Ansprache die Geschichte des ehemaligen Bierkellers (siehe weiter unten), und dass nach Extensivierung von Teilen der landwirtschaftlichen Nutzfläche die Reaktivierung des Kellers konkreter wurde.
In Fonds einzahlen
Zwei Vertreterinnen der Unteren Naturschutzbehörde erläuterten, dass die Wiederherstellung des Kellers aus Geldern des Ersatzmaßnahmen-Fonds finanziert wurde. Wenn eine Baumaßnahme (etwa ein Windrad) maßgeblich in die Natur eingreift und nicht ortsnah ein Ausgleich geschaffen werden kann, müssen Gelder in den Fonds eingezahlt werden, damit anderweitig Naturschutzmaßnahmen gefördert werden können.
Helmut Altreuther, Vertreter des Bundes Naturschutz, der die Ausbauarbeiten des alten Bierkellers zu einem den Fledermäusen gerechten Unterschlupf begleitete, berichtete, dass im Landkreis außer der Schandtauberhöhle in Bettenfeld keine natürliche Höhle als Winterquartier für die gefährdeten Fledermäuse zur Verfügung stehe.
So habe man zahlreiche ehemalige Bierkeller bereits umgestaltet, aber der neueröffnete Fledermauskeller, der zunächst für 20 Jahre zur Verfügung stehe, sei der erste, der aus einem reaktivierten, lange Zeit nicht zur Verfügung stehenden Unterschlupf entstand. Daher war es wichtig, einen Teil des ehemaligen Hohlweges der ehemaligen Ortsverbindungsstraße nach Lauterbach als Einflugschneise freizulegen.
Birkenallee als Wegweiser
So diene auch die Anpflanzung einer Birkenallee der Wegweisung für die Fledermäuse. Es könne durchaus ein bis zwei Jahre dauern, bis die Fledermäuse den Keller entdecken und annehmen. Anschließend begrüßte  Bürgermeister Richard Strauß die Anwesenden und leitete zum gemütlichen Teil der Veranstaltung über. Nun ist es für alle Beteiligten also verdientermaßen so weit, dass  der Keller der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.
Und ein weiterer Fakt möge die Bemühungen der Familie Schwemmbauer um die Erhaltung eines kulturellen Erbes belohnen: sowohl die Brauerei Schwab als auch der zu ihr ehemals gehörende Eiskeller werden im Rahmen eines von der EU mitfinanzierten Pilotprojektes der Erfassung „Historischer Kulturlandschaftselemente“ aufgenommen in eine zukünftige „Ebene“ (Layer) des Bayernatlas.
Offensichtlich benutzte das mit Brau- und Schankrecht ausgestattete Anwesen Nr. 27 alter Zählung bis 1819 nur einen heute noch existierenden Keller aus dem Jahr 1706, denn eine Inschrift über dem Kellereingang des wiederausgegrabenen Kellers weist Besitzer und Baujahr aus. Der Keller ist im Jahr 1833 in der Karte der Uraufnahme im Hohlweg der Straße von Geslau nach Lauterbach eventuell mit einem Haus und dem Eintrag, dass hier ein Keller vorhanden sei, aufgeführt.
Der Hopfen für das Bier der im 19. Jahrhundert zahlreichen Brauereien in der Umgebung wurde nach Einzeichnungen in der Uraufnahme noch in lokal vorhandenen Hopfenanpflanzungen erzeugt. Nach Erzählungen Geslauer Bürger ist im Keller noch anfangs des 20. Jahrhunderts auch Eis zur Kühlung des Bieres eingelagert worden, das in den Wintermonaten in den umliegenden Teichen geschlagen wurde.
Nach erst kürzlich erfahrenen Berichten eines Geslauer Bürgers diente der Keller der Familie Schwab in den Tagen Ende des zweiten Weltkrieges auch als Versteck für den Vater eines über verschiedene ostdeutsche Städte nach Nürnberg und von dort zu Fuß nach Geslau flüchtigen Soldaten der Wehrmacht.
Keller zugeschüttet
Im Zuge der Flurbereinigung in den 60er bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde infolge der Idee der Schaffung größerer und damit rentablerer Flurstücke die Straße von Geslau nach Lauterbach verlegt und der nicht mehr bewirtschaftete Keller im Rahmen der Neubildung von Flurstücken zugeschüttet.
Mit der Neuverteilung gelangte das Flurstück zusammen mit dem ehemaligen Kellers in den Besitz von Rudolf Schwemmbauer. Dieser äußerte sich bereits  in den 1990er Jahren am Rande einer Veranstaltung anläßlich des Teilraumgutachtens „Ansbach-Nord“ als Bürgermeister der Gemeinde Ges-lau gegenüber dem Verfasser des Artikels, dass so etwas wie das Verschütten eines 200 Jahre alten Felsenkellers heute wohl nicht mehr geschehen würde. Die Idee, den Keller wieder freizulegen und zu nutzen,  verließ ihn nie, obwohl sich manche Ideen auf Grund verschiedener Ereignisse zerschlugen. Erst die Kontakte zur Unteren Naturschutzbehörde und dem Bund Naturschutz führten zum Erfolg.
Die Hofstelle ist wie viele der erfassten Häuser Geslaus, bis ins Jahr 1579 belegt. Wann das heutige Hauptgebäude errichtet wurde, ist nicht bekannt, 1895 wurde als Sandsteinanbau ein Postlokal eingerichtet. 1907 erfolgte der Abbruch und Neubau des Viehstalls, 1927 Neubau von Kegelbahn und Fassremise.   beh

Windiger Steinbruch-Auftakt

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Sturmböen verzögerten Beginn, taten der Stimmung aber keinen Abbruch

ROTHENBURG – Vom Winde verweht verschob sich der Festivalanpfiff am Donnerstag um knapp drei Stunden nach hinten. Heftige Sturmböen hatten am frühen Abend nicht nur zahlreiche Zelte und Pavillons auf dem Campingplatz durcheinander gewirbelt, auch eine ganze Reihe von Zäunen, Absperrungen und sogar Teile der Steinbruch-Bühne waren eingedrückt oder umgerissen worden. Auf den kurzen Schock, der wohl beinahe zur Absage geführt hätte, folgte dann aber doch noch eine gewohnt ausgelassene Auftaktparty.

Solider Rock-Pop aus Österreich: Granada aus Graz in der Steiermark auf der Steinbruchbühne. Fotos: Götz

Einmal mehr hatte es die Massen schon weit vor offiziellem Beginn der 24. Ausgabe des Taubertal-Festivals auf den beliebten Campingplatz am Berg verschlagen. Bereits am Mittwoch war so eine wiederholt üppige und kreativ bestückte Zeltstadt auf den Feldern und Wiesen zwischen Reutsachsen und zugehöriger Steige erwachsen. Die zischenden Dosen, die blechern über die Ebene schallende Musik, das lebhaft-rauschende Stimmengewirr – oder anders und einfacher ausgedrückt die berühmt-berüchtigte Festivalluft – sie war mal wieder früher da gewesen, als das Festival selbst.

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass das „Taubertal“ für viele Besucher eher fünf als drei Tage lang geht. Und so etablierte sich die gern als Warm-Up-Party titulierte Sause im Reutsächser Steinbruch über die Zeit auch immer mehr zu einem festen und kaum mehr wegzudenkenden Bestandteil des Festivals. Jahr für Jahr drängen sich die „Taubertaler“ am Donnerstag vor die von hohen und lichttechnisch herrlich in Szene ge­setzten Natur­steinmauern ummantelte Bühne. Und so war es auch in diesem Jahr wieder eine bunte und entzückend-verrückte Karawane, die lustig und fröhlich die ersten Sprünge und Tänze suchend in den Steinbruch wanderte. Ausgebuddelt wurde dort dann spätestens mit den „Monsters of Liedermaching“ ein ziemlich feiner Partybrocken.

Allerdings aufgrund heftiger Wind- und Sturmböen erst um kurz vor elf, da sich der musikalische Auftakt mit Henning Wehland, der der Rock-Szene mehr als Frontmann der Band H-Blockx bekannt sein dürfte, zuvor von 17 auf 20 Uhr nach hinten verschoben hatte. Unter anderem die Videoinstallationen links und rechts der Bühne waren dem Wind zum Opfer gefallen. Auch den Campern setzte der Sturm zu, zwischenzeitlich musste die Mautstation geschlossen werden.

Will gelernt sein: Jo Halbig surft auf Händen.

Auf Wehland, der zuletzt seine Solokarriere forcierte und im Januar des vergangenen Jahres das deutschsprachige Album „Der Letzte an der Bar“ veröffentlichte, an dem unter anderem auch Sarah Connor und Xavier Naidoo mitwirkten, folgte freilich ebenfalls verspätet die deutsche Band Montreal. Sowohl Wehlands souliger Rap-Rock und Pop als auch Montreals mit humorvollen wie tiefgängigen Texten gespickter Pop-Punk erwiesen sich zum Start als gut gewählte Mischung.

Wie zu erwarten, waren es dann aber die „Monsters“, die den Steinbruch endgültig füllten und bis in die hinteren Reihen zum Leben erweckten. Einmal mehr taten sie ziemlich genau das, womit sie auf ihrer eigenen Homepage werben. Nämlich „die Unvereinbarkeit von zarter Ballade und bizarrem Mitsing-Evergreen“ aufzuheben. Wenn Fred, Burger, Tottovic, Pensen, Labörnski und Rüdi im Sextett auf ihren Bierbänken sitzen, dann fühlt man sich mitten drin im Festival und umgeben von tausenden Menschen doch irgendwie zuhause. Die „Monsters“ sind immer wieder ein großer Spaß, vor allem auch, da sie wissen, wie sie das Publikum auf ihre Seite bekommen.

Herrlich lebhafte Performance

Vielleicht auch aufgrund der so herrlich lebhaften Performance der sechs Liedermacher wirkte der Auftritt von Granada im Anschluss etwas blutleer. Der Draht zwischen Publikum und Band, er wollte nicht so recht zu glühen beginnen. Mit einer gehörigen Portion mehr Energie stürmten im Anschluss die Killerpilze auf die Bühne, doch auch sie schafften es nicht den Steinbruch noch einmal in seiner Gänze wiederzubeleben. Vor allem Lead-Sänger Jo Halbig schien durchaus bemüht und vor allem auch Spaß am Spielen zu haben, sprang nach wenigen Songs schon ins Publikum und surfte eine ganze Weile lang über emporgestreckte Hände.

Diese Szene war es allerdings auch, die hängen blieb. Musikalisch war das alles gut gemeint, doch textlich funktionierten vor allem die Songs aus vergangenen Tagen, ansonsten wirkten viele gut gemeinte Parolen wie „bleibt immer jung“ oder „seid immer gegen Nazis“ zwar keineswegs fehl am Platz aber dann doch auch irgendwie etwas plump daher gesagt. Einzigartigkeit, Wiedererkennungswert, der besondere Moment. Er fehlte sowohl bei Granada als auch bei den Pilzen.

Zeit für besondere Momente

Musikalisch ging es dann aber ja ohnehin am Freitag erst richtig los. Mit den Beatsteaks wartete am Abend der erste große Headliner des Festivals auf die Eiswiesenbesucher. Am heutigen Samstag sowie am Sonntag folgen mit Kraftklub, Broilers, In Flames und Marteria weitere Hochkaräter. Zeit für die besonderen Momente bleibt also noch mehr als genug.

Musikalisch findet man die oft auch abseits der Main-Stage, eigentlich in jedem Jahr sorgen nicht zuletzt die Emergenza-Bands auf der Sounds-For-Nature-Bühne für die ein oder andere positive Überraschung. Und so lange es nicht stürmt, sitzt es sich manchmal ja auch schon allein auf dem Campingplatz ganz schön. og

 

Kommende Hit-Lieferanten?

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Internationales Finale der Nachwuchs-Spitze bei Emergenza auf dem Taubertal-Festival

ROTHENBURG – In diesen Tagen wird die Jugendherberge zum Treffpunkt internationaler Nachwuchsbands. Vielleicht sogar künftiger Stars, die eines Tages zu regelrechten „Hitmaschinen“ werden. Wir sprachen mit einigen von ihnen und ihren Betreuern.

Technik und Organisation liegen beim Emergenza-Finale auf dem Taubertal-Festival unter anderem in ihrer Hand: Erwan, Tiphaine und Rémy (von links) aus Frankreich. Foto: RoRot

Zum zweiten Mal ist Techniker Erwan auf dem großen Finale beim Taubertal-Festival dabei. Auch von 2017 auf 2018 haben sich dabei für die Besucher nicht ganz offensichtliche Veränderungen bei der Technik ergeben. Ein gewisser Nervenkitzel entstehe, denn bei unserem Interview am Freitagmorgen, war noch unklar, ob und welche Problemchen aus diesen technischen Neuerungen entstehen.

Rémy war bisher nur bei französischen Vorausscheidungen des Emergenza-Kontests dabei und freut sich schon auf den finalen Showdown im Tal. Ob die beiden auch einen Favoriten haben? Schwer zu sagen, denn aus den Vorrunden kennen sie nur einen ganz kleinen Teil der Gruppen. Skandinavische Bands zählten in den Vorjahren aber meist zu den professionellsten.
Gute Startbedingungen für „Revolt“? Die sechs Jungs aus Helsinki sind auf jeden Fall bereit alles zu geben im Kampf um den Titel. Nervös? „Nein, Gig ist Gig, egal wo!“ erklären Olli (Schlagzeug, 26), Ville (Sänger, 26), Sebastian (Gitarre, 31), Tony (Bass, 28) und Ville (Gitarre, 26) im Interview. Nichts desto trotz ist die Sounds-For-Nature-Bühne die erste Festivalbühne, die die seit zwei Jahren bestehende Band bespielt.
Ihnen sei es wichtig mit all ihrer Leidenschaft für Metal-Music die Menge im Tal zu begeistern. In vier Vorrunden, drei in Finnland, die letzte im Juni in Dänemark hatten sie die Jury von sich überzeugen können. Hingerissen waren sie auch von Rothenburg selbst. Sie hätten sich an ihrem ersten Abend bei einem Spaziergang über die Stadtmauer direkt in die Mittelalterstadt verliebt.
Zum fünften Mal zusammen auf der Bühne – und das dann gleich beim Finale eines internationalen Kontests: „Rain“ aus Dänemark. In etwas anderen Besetzungen spielen Teile der Gruppe natürlich schon länger zusammen, aber erst seit der ersten Vorausscheidung des Emergenza-Kontests besteht die Band in ihrer jetzigen Form: Rasmus (24) an der Gitarre, Adam (24) am Schlagzeug, Leadsänger und Rhytmusgitarrist Andi (25) und Bassist Lars (23).
Besonders an ihnen? Vielleicht ihre Musikrichtung, ein spannender Mix aus Indie-Rock und Britischem R&B. „Wir wollten einfach Mal testen, wie wir zusammenspielen und dabei mehr Chancen auf Gigs erhalten.“ Die vier sind auf jeden Fall für eine Überraschung gut. Bleibt abzuwarten, ob sich das viele Üben der letzten Wochen im stickigen Probenraum gelohnt hat.
Mit einer der weitesten Anreisen kann mit Sicherheit diese Indie-Rock-Band aus Russland dienen: „TAM Teplo“. Das sind: Gitarrist Andrew, 23, Bassist Paul, 28, Sängerin Slava, 33, und Drummer Alex, 46.  Über 16 Stunden waren sie aus ihrer Heimatstadt Magnitogorsk unterwegs. „Hier vor Ort gibt es kaum Möglichkeiten zu üben“, stellen zwei der Mitglieder klar. „Das passiert alles nur noch im Kopf.“
Ihre ebenfalls russische Konkurrenz aus St. Petersburg, „Masstace“, macht gemeinsam in etwas anderer Besetzung schon seit fünf Jahren Alternative-Rock. Vor zwei Jahren stieß dann noch Oleg als neuer Sänger zu Alexander (32, Gitarre), Ivan (29, Gitarre), Sam (27, Electronics), Denis (25, Schlagzeug) und Alex (35, Bass). Bewiesen haben sie sich schon bei vier Vorrunden, wobei die Freude an der Musik für sie der wahre Grund ist bei Emergenza mitzumachen.
Spannend am Finale sei, dass das Publikum vor dem sie spielen wenige ihrer „Stammfans“ enthalte. Trotzdem hoffen sie die anspruchsvollen Taubertalfestival-Besucher inklusive der Jury von sich begeistern zu können.
Kollegialität auch unter eigentlichen Konkurrenten: „Masstace“ leihen ihren Bass einer kanadische Band, deren Instrument unter dem Transport gelitten hatte. Und beweisen damit einmal mehr, dass der Emergenza-Kontest zwar ein Wettkampf ist, aber im Grunde auch dazu geeignet internationale Kontakte zu knüpfen und vielleicht auch Freundschaften zwischen den eigentlichen Konkurrenten entstehen zu lassen. RoRot

Heißer Sound auf der Eiswiese

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Taubertal-Festival machte 2018 seinem besonderen Anspruch alle Ehre

ROTHENBURG – Musikalisch lag die Eiswiese am vergangenen Wochenende irgendwo zwischen Kalifornien, Spanien und den Britischen Inseln. Bands setzten auf der Taubertal-Festival-Hauptbühne beim Feuerwerk unterschiedlichster Stilrichtungen entsprechende Akzente.

Nicht zuletzt die Kulisse der Altstadt macht das Taubertal-Festival so besonders.

Mit den „Mad Caddies“ blies am Freitagnachmittag jene US-amerikanische Ska-Punk-Band zum Auftakt, die 1995 im kalifornischen Solvang gegründet wurde. Sie hatten eine prickelnde Mischung aus Westcoast-Stil und rassigem Trompeten- und Posaunensound im Gepäck.

Joris nahm den Ball auf und spielte ihn mit viel Emotion und Spontaneität, Nähe zum Publikum, Interaktion und Dynamik weiter. Sequenzen mit Tiefgang machten nachdenklich.
 Ihre Auftritte sind mitreißend, bescheren Grenzerfahrung und bringen die totale kollektive Euphorie. Dieser Ruf eilt „Feine Sahne Fischfilet“ voraus. Auf der Eiswiese sind sie am Freitag als dritte Band auf der Hauptbühne diesem Anspruch in jeder Hinsicht gerecht geworden. Sie initiierten den ersten fulminanten Massenchor des Festivals 2018.
Wenn klassischer Gitarrenrock auf melodische Synthesizerklänge trifft und die Baritonstimme von Tom Smith unterlegt, sind die „Editors“ am Zug. Das unterstreichen sie  bei ihrem Auftritt auf der Eiswiese. Traumwandlerisch sicher balancieren sie auf schmalem Grat zwischen Distanz und emotionalen Momenten.
Als Top-Act des Abends erfüllten am Freitag die „Beatsteaks“ nicht nur die in sie gesetzten Erwartungen, sondern übertrafen sie um Längen. Mitreißender lässt sich ein solcher Auftritt um Mitternacht kaum gestalten. Im Publikum kochte es über vor Begeisterung.
Am Samstag dann waren es die schwe­dische Melodic-Death-Metal Band „In Flames“ und das nur schwer in eine musi­kalische Genre-Schub­lade zu steckende Chemnitzer Gute-Laune-Quintett „Kraftklub“, welche die Eiswiese am späten Abend auf ganz unterschiedliche Art und Weise aufwühlten. Erst drängten Doublebass und kreischende Gitarrenriffs umgarnt von einer pompös-brachialen Licht-Show in die Menge, dann bahnte sich der mit viel sarkastischem Textgut garnierte deutsche Rap, Indie- und Punkrock von „Kraftklub“ den Weg ins Publikum. Und die Chemnitzer – so viel gleich vorweg – waren eine erfrischend-positive Überraschung auf dem Festival.
Es gibt Bands, die mit zunehmendem Alter die Lust am Spielen verlieren, deren Auftritte irgendwann beginnen an Kraft zu verlieren, bei denen 90 Minuten Show irgendwann einfach müde wirken. Und es gibt solche wie „Kraftklub“, die gefühlt mit jedem Auftritt noch besser werden, denen die Ideen nicht ausgehen, die – zumindest fühlt es sich vor der Bühne stehend so an – vor Kraft strotzen und richtig Bock aufs Spielen, Tanzen und Feiern haben.
Auf eindrucksvolle Art 

Als Zugabe machten „Kraftklub“ aus Chemnitz einen Ausflug ins Bad der Menge – umjubelter Höhepunkt der zweiten Nacht auf der brechend vollen Eiswiese im gleißenden Licht der Scheinwerferkegel.. Fotos: Götz/Weber

Das zumindest bewies ihr Auftritt im Tal auf eindrucksvollste Art und Weise. Nun sind die Chemnitzer mit Blick auf ihr Gründungsjahr 2009 natürlich auch noch nicht wirklich alt – „In Flames“ touren da beispielsweise schon seit 1990 durch die große, weite Welt der Musik – aber dennoch: Hut ab vor dem, der nach zehn Jahren noch so auf der Bühne steht.

Kein Wunder, dass damit einhergehend auch die Fans nicht weniger werden. Allein mit Blick auf klatschende Hände, springende Beine und fliegende T-Shirts muss Kraftklubs Bühnenparty mindestens zu einer, vielleicht sogar zu der schönsten in diesem Jahr gezählt werden. Die Band um ihren fast schon unverschämt vor Energie strotzenden Frontmann Felix Brummer lies  so gut wie nichts aus, um ihrem Publikum zu zeigen: Wenn wir spielen, dann nur mit euch gemeinsam. Ob nun auf einer fahrbaren Mini-Stage mitten im Publikum oder auf Händen liegend beim Stagediving-Wettrennen. Neben Späßen wie diesen machten Kraftklub aber auch einfach gute Musik.
Kaum eine Band schafft den Spagat zwischen großer Party und musikkünstlerischem Anspruch so gut wie die Chemnitzer. Vor allem lyrisch sind ihre Songs ein Spektakel. Den ein oder anderen Ohrwurm gibt’s inklusive. So auch wieder mit Blick auf ihr neues Album „Keine Nacht für Niemand“. Insgesamt kommen die Songs etwas experimentierfreudiger daher, ein bisschen mehr Rap, ein bisschen langsamerer Rock, aber alles in allem „Kraftklub“, wie man sie kennt. Volle Kraft voraus und nie auch nur ein halbes Blatt vor dem Mund.
Macht „Kraftklub“ so weiter, werden sie wohl nicht zum letzten Mal auf dem Taubertal-Festival zu Gast gewesen sein. Sie selbst haben vor tausenden Zuschauern zumindest schon einmal Interesse bekundet. Es wäre dann ihr vierter Besuch. Nach dem Auftritt in diesem Jahr ist man geneigt zu sagen: Nur zu.   ww/og

Ein Auftritt voller Ausrufezeichen

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Rothenburger Metal-Band „Conclusion of an Age“ beeindruckte auf dem „Taubertal“

ROTHENBURG – Zum ersten Mal in der 24-jährigen Geschichte des Festivals war das „Taubertal“ am Samstagnachmittag für eine Dreiviertelstunde ziemlich fest in Rothenburger Hand. Und das zu Recht, wie Kevin Di Prima, Micha Mangold, Philip Deuer, Julian und Michael Kaiser mit einem mutigen, kraftvollen und schlussendlich höchst souveränen Auftritt auf der „Sounds For Nature“-Bühne bewiesen. Ein Erlebnis nicht nur für die Fans der Band, sondern vor allem auch für diese selbst.

„Conclusion of an Age“ fühlten sich auf Anhieb wohl auf der Taubertal-Bühne. Erst 2014 gegründet überzeugte die Rothenburger Band mit starken Texten, eingängigen Melodien und einer professionell ausgefeilten Bühnenshow.

Mit Shows auf dem „Metal Hammer Paradise“-Festival an der Ostsee und dem Tennenbronner „Metal-acker“ war die junge Rothenburger Metal-Band freilich vorbereitet auf das, was sie erwarten könnte auf einer großen Bühne, wie die „Sounds-For-Nature“-Bühne zweifelsohne eine ist. Und dennoch – auch darauf dürften sie vorbereitet gewesen sein – ist ein Auftritt auf dem „Taubertal“ als eines der größten und beliebtesten deutschen Rockfestivals nochmal eine andere Hausnummer.

Man hätte es den Jungs also nicht verdenken können, wäre die eine oder andere Songzeile etwas vorsichtiger ins Mikro gewandert oder hätten die Finger am Plektrum an mancher Stelle kurz gezittert. Doch nichts dergleichen geschah. Von der ersten Sekunde an standen „Conclusion of an Age“ auf der Bühne, als tourten sie seit Jahren von Festival zu Festival. So etwas wie Lampenfieber ist ihnen offensichtlich völlig fremd. Man muss demzufolge nicht übertreiben, um festzustellen, dass es einige etabliertere Bands nicht in dem Maß schafften eine Bindung zum Publikum aufzubauen, wie die fünf Musiker aus der Tauberstadt.
Freilich spielte dabei auch der Heimvorteil seine Rolle, aber um es kurz zu machen: Diese Art adrenalingeladener Ausrast-Atmosphäre war nicht zuletzt gemessen an der Auftrittszeit, die beim Großteil des Festivalvolkes wohl arg mit dem vorabendlichen Aufenthalt im Campingstuhl kollidierte, ein ziemliches Brett. Oder anders ausgedrückt: Ganz schön großes Kino. Wie im Film dürften sie sich oben auf der Bühne wohl auch gefühlt haben in ihren 45 Minuten Auftrittszeit und ganz besonders als sie merken durften, dass der Funke aufs Publikum beinahe mühelos übersprang.

„Conclusion of an Age“ rissen mit: Von Beginn an gingen im Publikum die Hände nach oben. Fotos: Götz

Still stand so schon beim ersten Song kaum jemand mehr. Nicht vor der Bühne. Und auch nicht auf der Bühne. Ob nun Micha Mangold am Bass oder Julian und Michael Kaiser an den Gitarren, hatte man sie gerade noch links auf der Bühne vor Augen, standen sie schon wieder rechts. Mal gemeinsam, mal allein. Mal vorne ganz nah am Publikum, mal hinten bei Schlagzeuger Philip Deuer, der in seiner gewohnten und so herrlich lässig-aggressiven Art der Band ihr Fundament „drummte“.

Auf diesem tobten sich vor allem Julian und Michael Kaiser ein ums andere Mal mit traumwandlerisch sicher gespielten Soli aus. Und wenn Kevin Di Prima gerade mal nicht die Menge zum „Tanz“ aufforderte, dann manövrierte er seine Stimme immer wieder bis ans obere Ende des hörbaren Frequenzbereichs.
Alles in allem zeigten „Conclusion of an Age“ an diesem Nachmittag in beeindruckender Art und Weise, dass sie die großen Bühnen sogar besser bespielen können als die kleinen. Und, dass sie sowohl brachial, laut und kraftvoll nach vorne gehen können als sich auch vor düsteren, leisen und fast geheimnisvoll klingenden Melodien nicht scheuen. Übrigens auch nicht vor den großen Weltthemen unserer Zeit, wie ihre Texte hier und da verrieten.
Zumindest aus ihrer Sicht vielleicht noch wichtiger: Sie haben sich für mehr empfohlen, bewiesen, dass sie abliefern können, wenn sie gefordert sind. Wer weiß, ob es da nicht schon nächstes Jahr ein Wiedersehen gibt. Als Band zumindest dürfte man von Erlebnissen wie diesem wohl nie genug bekommen. og

 


Rasantes Finale

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Taubertal-Festival 2018 findet würdigen Abschluss

ROTHENBURG – Zum Finale erreichte die Stimmung auf dem Taubertal-Festival ihren absoluten Höhepunkt. Auf der Eiswiese drängten sich die Freunde von Pop, Rock, Rap und Ska. Sie feierten mit ihren Stars einen denkwürdigen Abend, der am besten nie zu Ende gehen sollte. Und wir waren mittendrin.

Blau, Rot, Grün, Gelb: Farbe ist Trumpf bei den Lichtspielen von „Marteria“ auf der Hauptbühne zum Finale des Taubertal-Festivals 2018. Fotos: RoRot

Mit einem wahren Feuerwerk begann der erste Headliner, die Düsseldorfer Gruppe „Broilers“. Die Punkrock-Band mit Leadsänger und Gitarrist Sammy Amara, Gitarrist Ronald „Ron“ Hübner, Schlagzeuger Andreas „Andi“ Brügge, Bassistin Ines Maybaum, Christian „Chris“ Kubczak an Key- board, Piano und Orgel legte vor und heizte für „Marteria“, die auf der Hauptbühne als Höhepunkt und Schlusspunkt angesagt sind, schon mal ordentlich ein.

„Faber“… wer ist das eigentlich, der da auf der Sounds-For-Nature-Bühne weißweinschlürfend Massen zum Wechsel auf die kleinere Bühne bewegt? Texte mit Ecken und Kanten, Witz, Politik und Provokation umwoben von Melodien, die nicht eindeutig einer Sparte zuzuordnen sind. Irgendwo zwischen Folk, Rock, Indie und Chanson.

Neues im Gepäck
Singer-Songwriter Julian Pollina alias „Faber“ ist mit Band und seinem aktuellen Album „Sei ein Faber im Wind“ im Gepäck aus der Schweiz angereist. „Nur die wirklich blöden Fische schwimmen gegen den Strom. Sei eine Fahne im Wind.“

Spieglein, Spieglein: Bei der Bühnendeko von „Faber“ dominiert dieses Requisit in mehrfacher Ausfertigung.

Keine Frage: „Faber“ hebt sich deutlich von den meisten anderen Festival-Bands ab. Bühnendeko mit Goldvorhängen und großen Spiegeln. Deutlich mehr Instrumente in Richtung Akustik. Anders sein ist ja bei einem Indie-Festival  genau der Punkt. Die Festivalgemeinde zeigt sich begeistert und „Marteria“ gilt schon lange als nicht mehr wegzudenken aus der deutschen Rapszene. Marten Laciny ist vielseitig talentiert: Er war Spieler der U-17-Fußball-Nationalmannschaft, erfolgreiches Male-Modell in den USA und ist schließlich doch der Musik treu geblieben. Der Rostocker bewies am Sonntagabend als Headliner im Tal ein weiteres Mal mit einer großartigen Show, dass er sich perfekt darauf versteht, sein Publikum zu entertainen und mitzureißen.

Dabei vergisst er nicht, dass er Teil einer bestens zusammenwirkenden Mannschaft auf der Bühne ist,  Er stellt alle einzeln vor, koordiniert und führt Regie im Tal. Ein absolut würdiger Höhepunkt zum Beschluss der jüngsten Ausgabe des Taubertal-Festivals. RoRot

Diskurs statt Damoklesschwert

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Symposium „Rap Rock Recht“ wurde seinem aufklärerischem Anspruch gerecht

ROTHENBURG – Harte Gitarrenriffs, wummernde Bässe und ein Gesang der durch Mark und Bein geht waren am Wochenende nicht nur auf der Eiswiese zu hören, sondern auch in der Johanniterscheune des Mittelalterlichen Kriminalmuseums. Denn die Referenten des ersten Symposiums „Rap Rock Recht“ hatten einige Hörbeispiele mitgebracht, um die Problematik rund um die mögliche Diskrepanz zwischen Kunstfreiheit und Menschenwürde anschaulich darzustellen.

Bestritten das Symposium (v.l.): Dr. Mustafa Oglakcioglu, Dr. Wolfgang Schild, Dr. Markus Hirte, Dr. Christian Rückert und Dr. Florian Knauer.

Ein rundum positives Zeugnis wurde dieser außergewöhnlichen Veranstaltung von den Besuchern ausgestellt. Nicht nur juristisches Fachpublikum und Journalisten (namhafter Blätter) zog es in die Johanniterscheune, sondern – entgegen einiger Unkenrufe im Vorfeld – auch Vertreter der jüngeren Generation, wenn auch nicht so sehr Zielgruppe des „Gangsta-Raps“.

Die ausschließlich mit Juristen hochkarätig besetzte Riege der Vortragenden schaffte es, die Spannungen in dem Verhältnis von Recht und Musik dem Publikum ohne juristische Fachsimpelei näherzubringen. Was auch daran lag, dass die weite Welt der Musik für sie nicht bloß graue Theorie ist, sondern sie selbst gerade auch die im Mittelpunkt der Tagung stehenden Stilrichtungen privat hören.
Zunächst war es an Hausherr Dr. Markus Hirte, aufzuzeigen, dass bestimmte Themen in der Musik keine Erscheinungen der Neuzeit sind, sondern auf eine lange Geschichte zurückblicken können, etwa die Darstellung von Verbrechen. Im 16. Jahrhundert wurden Nachrichten neben den sich durch den Buchdruck rasant verbreitenden Flugblättern und Pamphleten durch umherfahrende Sänger und Barden übermittelt. Da ihnen meist Bänke oder Tische als Bühne dienten, wurden sie als Bänkelsänger bezeichnet.
Mit dem Aufkommen der Zeitungen, die über die großen politischen Ereignisse rascher informieren konnten, musste sich das Repertoire der Bänkelsänger notgedrungen ändern: „Mord und Totschlag bestimmen immer stärker den Bänkelsang“, erklärt Dr. Markus Hirte. Diese einfachen Jahrmarktlieder über Tragisches und Mordtaten sind als Moritate bekannt. Sie zeichnen sich durch Moralisierungen und das Bemühen um hochgestochene Reflexionen aus. Ein beliebtes Sujet war der Schinderhannes – Rebell gegen Fremdherrschaft und Fürstenwillkür par excellence.
Die Konkurrenz durch Rundfunk, Film und Illustrierte drängten jedoch Bänkelsang und Moritate rasch vom Markt. Erst die modernen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts nahmen sich ihrer an und entkleideten dessen „trivialen Gehalt und dessen Form von allem Ulk und Parodie“, so Dr. Markus Hirte. Berthold Brecht etwa entwickelte die Moritate mit „gezielt und effektiv gesetzten Schockeffekten“ weiter.
Moritate der Gegenwart
Der Leiter des Kriminalmuseums schlug mit Rammstein die Brücke zur Gegenwart. Die sechsköpfige Formation ist eine der umstrittensten deutschen Bands. Grenzüberschreitungen  sind für sie Stilmittel. Das bewusste „Kokettieren mit Tabus“, ziehe sich durch alle Alben, erklärt er. Dabei gibt es so gut wie keinen menschlichen Abgrund, dem sie sich noch nicht in musikalischer Weise angenommen hätten. Da das lyrische Ich oftmals im Kontext von Verbrechen stehe, könne Rammstein exemplarisch für die Moritate der heutigen Zeit stehen. Wenn man die lange Geschichte der Behandlung des Verbrechens betrachtet, so Dr. Markus Hirte, könne man „etwas Gelassenheit bei heutigen Grenzüberschreitungen an den Tag legen“. In einer lebendigen Demokratie sei ein gesellschaftlicher Diskurs erfolgsversprechender als das Verbot oder das Damoklesschwert des Strafrechts, ist er überzeugt. Dennoch werden in der Praxis des Öfteren die Gerichte bemüht – meist geht es jedoch nicht zugunsten der klagenden Partei aus.
Gefahr des Reputationsverlusts 
„Gangsta-Rapper“ halten sich jedoch mit gegenseitigen Anzeigen vornehm zurück, weil dies sonst einen Reputationsverlust nach sich ziehen könnte, erklären Dr. Mustafa Oglakcioglu und Dr. Christian Rückert in ihrem gemeinsamen Vortrag. Der „Spaß“ hört für sie erst dann auf, wenn Familienmitglieder Zielscheibe von Beleidungen werden.
Egal ob man persönlich diesem Musik-Genre etwa abgewinnen kann, Gangsta-Rap ist Kunst im Sinne des Grundgesetzes, hielten die Referenten fest. Die Kunstfreiheit ist nach Artikel 5 der Verfassung ein schrankenlos gewährtes Grundrecht, das nur von anderen Gütern mit Verfassungsrang eingeschränkt werden kann, etwa der Ehre im Rahmen des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts.
Dem Richter obliegt die Aufgabe, die beiden konkurrierenden Rechtsgüter gegeneinander abzuwägen. Um etwa festzustellen, ob eine Aussage tatsächlich ehrverletzend war, muss diese aus der Perspektive eines „objektiven, vernünftigen Empfängers“ und nicht aus der des Betroffenen ausgelegt werden, unterstreicht Dr. Christian Rückert. Er und sein Mitreferent sind überzeugt, dass dies stets ein mit der jeweiligen Kunstform vertrauter Empfänger sein muss.

Mit Bild und Ton wurde das Thema von Dr. Christian Rücker (li.) und Dr. Mustafa Oglakcioglu in der Johanniterscheune veranschaulicht. Fotos: Sensation RED Photography Tim Kiertscher & Jeanette Strobel

Denn darin liegt auch ein wenig der große, teilweise ausufernde Aufschrei um die Textzeile von Kollegah und Farid Bang begründet. Kenner der Gangsta-Rap-Szene würden diese Diskussion als heuchlerisch ansehen. In den Tiefen dieses Genres tummeln sich nämlich viel mehr und viel krassere Textzeilen, die keine gesellschaftliche oder strafrechtliche Reaktion nach sich ziehen, weil sie schlicht und ergreifend nur wenigen bekannt sind – oder aber halt nicht verstanden werden, weil sie auf Englisch sind. Das Unglück für Farid Bang und Kollegah war, dass sie mit der Nominierung und Auszeichnung für und mit dem wichtigs-dten deutschen Musikpreis einen breiteren Bekanntheitsgrad erlangten. Grundsätzlich müsse bei der Abwägung zwischen Kunstfreiheit und Allgemeinem Persönlichkeitsrecht die Trennung der künstlerischen Einkleidung vom Aussagekern („Was will der Rapper tatsächlich sagen?“) erfolgen, so die Referenten.

Am Beispiel einer Textzeile des Rappers Bushido zeichneten sie die Argumentation des Gerichts nach, die der Klage des damaligen amtierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, nicht stattgab. Dieser sah sich von dem Rapper beleidigt. Das Gericht jedoch legte die vermeintliche Beleidigung als Stilmittel des Vergleichs aus.
Ebenso aufschlussreich war die Gegenüberstellung dieser Textzeile mit dem Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann, das seinerseits ebenfalls medial hohe Wellen schlug. Der ein oder andere Zuhörer mag seine ursprüngliche Meinung darüber durch diesen Griff revidiert haben. Denn die direkten, eindeutigen Beleidigungen in dem Schmähgedicht übtreffen gefühlsmäßig die Aussage des Gangsta-Rap-Textes.
Mit zweierlei Maß messen?
Man musste sich unweigerlich im Stillen für sich die Frage stellen, ob man nicht doch mit zweierlei Maß misst, in der Form, dass man bei manchen strittigen Aussagen ein Auge zudrückt, weil der Adressat ein Despot ist, während man die Aussagen eines Gangsta-Rappers mit entsprechendem Ruf und Gebaren reflexartig und pauschal als unter der Gürtellinie empfindet.
Professor Dr. Florian Knauer wagte in seinem anschließenden Vortrag den Sprung vom nationalen Strafrecht zum Völkerstrafrecht und versuchte die Lücke in der Beziehung von Letzterem zur Musik zu schließen. Diese sei nämlich in der deutschsprachigen Wissenschaft noch nicht in gebotener Weise untersucht worden. Er beschäftigte sich mit einer zweigeteilten Fragestellung. Zum einen wollte er herausfinden, ob und inwieweit Musik ein Mittel zur Begehung von Völkerrechtsverbrechen sein kann. Hierfür schaute er sich den ruandischen Musiker Simon Bikindi näher an. Dieser wurde vom Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda wegen drei seiner Lieder wegen Anheizung zur Begehung von Völkermord angeklagt. Beschäftigt heißt in diesem Fall, dass er sich extra für das Symposium auf den Weg nach Afrika machte, um den Künstler persönlich dazu zu befragen.
Sensibilisieren und einwirken
Andererseits interessierte ihn, in welchem Maße Musik die Öffentlichkeit für Völkerrechtsverbrechen sen-sibilisieren und auf diese Weise der Begehung weiterer Völkerrechtsverbrechen entgegenwirken könne. Hierfür betrachtete er  die amerikanische Band „System of a Down“, deren Mitglieder allesamt armenische Wurzeln haben, – und dabei insbesondere den  Frontmann Serj Tankian.
Ein Kritikpunkt von Dr. Florian Knauer an der bisherigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema betrifft den alleinigen Fokus auf die Texte der zur Disposition stehenden Lieder. Er spricht sich dafür aus auch die musikalischen Aspekte genauer unter die Lupe zu nehmen. Zudem ist es ihm ein Anliegen, Schlüsse für die Rechstpraxis daraus zu ziehen. Dieser neue Ansatz hat durchaus das Potenzial Völkerstrafrechtsgeschichte zu schreiben und den internationalen Strafgerichtshof bei seiner Arbeit zu beeinflussen.
Den öffentlichen Festvortrag des Symposiums bestritt Professor Dr. Wolfgang Schild, der im Laufe des Nachmittags auch die Diskussionen im Anschluss an die jeweiligen Vorträge moderiert hatte. Er selbst referierte dann zum Thema „Musikalischer Hexensabbat“.  Das verbrecherische Treiben der Hexenleute am Sabbat, als Verehrung des teuflischen Buhlens und meist auch als Tanz mit ihm oder untereinander phantastiert und unter der Folter gestanden, bietet sich in der Kunst für eine szenische Darstellung geradezu an. Neben dem Chorgesang konnte auch die (erotische) Wildheit der Tänzer durch eine entsprechende Musik unterstrichen werden. mes

 

Höchste musikalische Qualität

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Hohenloher Kultursommer in Schillingsfürst brachte Amerika auf die Frankenhöhe

SCHILLINGSFÜRST – Leonard Bernstein hätte seine helle Freude gehabt, wäre er beim diesjährigen Hohenloher Kultursommer in der Schloss-Stadt dabei gewesen, denn „The Sound of America“ erklang an den drei Konzertstätten in unterschiedlichen Arrangements und in höchster musikalischer Qualität.

Das Brass Sextett Ensemble Classique berührten und begeisterten. Fotos: Schwandt

Bernstein kam im August 1918 in Lawrence in Massachusetts zur Welt, bald jährt sich sein 100. Geburtstag – Anlass für Marcus Meyer, den Orga-nisator des Hohenloher Kultursommers, bekannte amerikanische Melodien auf die Bühne zu bringen. Im Konzertsaal des Schlosses musizierten Benjamin Rick (Gesang), Amy Lungu (Violine) und Christoph Weinhardt (Flügel) berühmte Broadway-Melodien. Und so startete die bunte Musical-Revue mit John Kanders „Cabaret“ und hieß das große Konzertpublikum aufs herzlichste „Willkommen, bienvenue, welcome!“.

Ein Medley aus Lenny Bernsteins „West Side Story“ interpretierte die aus Rumänien stammende Geigerin schwungvoll und mitreißend. Gefühlvoll, ja zärtlich sang sich der klassisch-lyrische Tenor mit dem  „Maria-Song“  in die Herzen der Zuhörer – stets exzellent begleitet von Christoph Weinhardt am neuen Konzertflügel.
Die jungen Künstler führten zudem geschickt durch die Welt der Musicals, von „Miss Saigon“ über „Beauty and the Beast“ hin zu „Mary Poppins“ und dem ach so zungenbrecherischen Supercalifragelisticexpialigetisch. Souverän und temperamentvoll interpretierte Christoph Weinhardt „Drei Preludes“ von George Gershswin. Und das Trio hatte eine Fülle an weiteren bekannten Musical-Melodien im Repertoire, unter anderem von Andrew Lloyd Webber (Auszüge aus dem Sunset Boulevard), Irvin Berin („Puttin‘ on the Ritz“) oder Harlon Arlen („Over the rainbow“). Ein toller, unterhaltsamer Auftakt im historischen Musiksalon!
Das Sälchen in der Dörfler-Galerie hatte sich in diesem Jahr ebenfalls als wahrer Publikumsmagnet entpuppt: Unter dem Motto „The Sound of America – At The Movies“ musizierte das Duo Panoforte. Filmmusiken waren zu hören, dazu „Claire de lune“ von Claude Debussy und sechs rumänische Volkstänze von Béla Bartók.
Die Panflöte, wie er sie spiele, komme aus Rumänien, so der Interpret Ulrich Herkenhoff, ursprünglich habe man darauf „Lokalfolklore“ gespielt. Aus einer Röhre könnten verschiedene Töne durch unterschiedliche Blastechniken erklingen, und er demonstrierte zudem das Erzeugen von Halbtönen durch Schräghalten des Instrumentes: Damit ist es möglich, alle Tonarten zu spielen. Nach der sentimentalen Themenmelodie zum Film „Ladies in Lavender“ meinte man auf samtigen Pfoten den „Pink Panther“ anschleichen zu hören, geschmeidig, witzig, hintergründig.  Für die optimale Grundstimmung sorgte Felix Romankiewicz am Bechstein-Flügel, gerade bei der Sirba, einer typisch rumänischen Tanzmusik verarbeitet in der Filmmelodie „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“, mit dem sich das grandiose Duo eigentlich verabschieden wollte. Doch das Publikum erklatschte sich zwei Zugaben: So gab es rumänische Zigeunermusik auf der Basspanflöte und zum Abschluss „Migration“ – von Alexandre Cellier, mit dem Herkenhoff regelmäßig zusammenarbeitet und musiziert.
Beide Künstler sind international gefragt: So liegt Ulrich Herkenhoffs Schwerpunkt auf der Filmmusik, zudem möchte er die Panflöte als Konzertinstrument etablieren, während Felix Romankiewicz 2002 den „Deutsch-Japanischen Dialog“ ins Leben rief, international konzertiert und komponiert.

Im ausverkauften, sonnigen Schlossinnenhof waren die Plätze im Schatten heiß begehrt.

Der Wall hin zum Schloss verwandelte sich zur Flaniermeile für die Konzertbesucher, wo man während der gut einstündigen Pause bis zum Hauptkonzert mit herrlichem Blick ins Frankenland verweilen und Einkehr halten konnte. Die Flugschau der Falknerei zog ebenfalls etliche Besucher in ihren Bann und so mancher blieb im Schlosshof, ließ sich gefangen nehmen von den beeindruckenden Gebäulichkeiten und ihrer Geschichte, fand sich wieder in anregenden Gesprächen bei einer guten Tasse Kaffee und leckerem Schlosscafé-Gebäck.

Schattenplätze waren im ausverkauften Schlossinnenhof besonders gefragt, beim finalen Höhepunkt des Konzertnachmittags mit „The Sound of America – Swinging Bernstein“. Das Brass Sextett Ensemble Clas-sique  nahm das Publikum mit auf die Reise in die Klangwelt Amerikas in den 1920er und 30er Jahren. Mit „Hello Dolly!“ begrüßten die sieben in dunklen Anzügen gekleideten Herren ihr Publikum – um mit Auszügen aus „The Mass“ von Lenny Bernstein anschließend in das Werk des Jubilars einzustimmen.
Jackie Kennedy hatte ihm den Auftrag für das Musiktheaterstück gegeben – es war Teil der Eröffnungsfeierlichkeiten für das „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“ in Washington D.C. und wurde dort im September 1971 uraufgeführt. „The Mass“ beinhaltet unter anderem Texte aus der römisch-katholischen Liturgie, um diese zu vertonen, vermischt Bernstein hier unterschiedliche Stile und Strömungen des 20. Jahrhunderts.
Whiskey-Glas oder Dämpfer
Duke Ellington war bekannt dafür, innerhalb kürzester Zeit Melodien zu komponieren und zu arrangieren und er entwickelte seinen berühmten „Jungle Style“. Mit Hilfe eines Dämpfers – hier ist auch der Einsatz eines Whiskey-Glases möglich – erzeugen die Trompeten krächzende, lautmalerische Töne mit gezogenen Melodien. Was für ein Sound! – bei „I’ve Got To Be A Rug Cutter“ und „Echoes of Harlem“ mit dem Solisten Rolf Ihler, der hier schon mal das Sakko wechselte und vorweg – ganz im Sinne von    Duke Ellington einen Bourbon nahm.
Auf ging es ins Waldorf Astoria nach New York mit Fats Waller und „Lounging at the Waldorf“, wo sich bei jazzigen beschwingten Melodien Künstler und Prominente ein Stelldichein gaben. Und die Zuhörer durften einen Herbsttag an der amerikanischen Ostküste erleben – mit „Autumn Leaves“ von Joseph Kosma. Leonard Bernstein war der Wegbereiter des Ensemble Classique, so Werner Roch, der Conférencier des Konzerts und brillanter Trompeter, das Ensemble habe ihm viel zu verdanken. So erklangen herrlich arrangierte Melodien wie „Tonight“ oder „America“ aus der „West Side Story“ – eine swingende Hommage an den großartigen Komponisten.
Das Blechbläsersextett mit Ulrich Heiler an den Perkussioninstrumenten gründete sich bereits 1986. Der jetzige Solotrompeter Rolf Ehler suchte für die musikalische Gestaltung eines Gottesdienstes in einer kleinen Kirche im Allgäu junge Musiker – Leonard Bernstein wurde im Rahmen eines Konzerts in der Basilika Ottobeuren auf die Musiker aufmerksam und ermutigte sie, weiterzumachen und die Besetzung aus drei Trompeten und drei Posaunen mit Schlagwerk zu ergänzen.
Bereits 1989 hatte das Ensemble seinen Durchbruch beim Schleswig-Holstein-Musikfestival. Das berühmte Bernstein-Zitat „Let’s make music as friends“ hat sich das Ensemble Classique als Erbe und Auftrag gegeben. Ihre Musik, die Arrangements und die Performance sind unwiderstehlich, den Künstlern gelingt es, zu berühren und zu begeistern: „Some-where“ – irgendwo und überall.  sw

Es kann losgehen

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Stadt und Neuansiedler Teknor Apex handelseinig

ROTHENBURG – Der Baubeginn des Europäischen Werkes der Teknor Apex im neuen Industriegebiet steht kurz bevor. Das kunststoffproduzierende Unternehmen hat mit der Stadt Rothenburg den Kauf einer fünf Hektar großen Gewerbefläche besiegelt.

Das neue Industriegebiet an der Ansbacher Straße mit Gewerbegrundstück Teknor Apex (rot markiert) und Erweiterungsfläche (blau). Fotos: Flight Pictures/Stadt Rothenburg

Der Verkaufspreis wurde vom Stadt­rat entschieden. Maßstab war, dass sich die Kosten für den Grunderwerb refinanzieren, wie Oberbürgermeister Walter Hartl auf Nachfrage der Redaktion erläuterte. Sowohl die fünf Hektar große Fläche, wie auch die Flächen für mögliche Erweiterungen, die sich das Unternehmen hat reservieren lassen, waren im Besitz der Stadt. Mit dem Erwerb des jetzigen Grundstücks fließt ein Betrag von mehr als einer Million Euro in den Stadtsäckel.

In mehreren Bauabschnitten möchte das Unternehmen den Standort erweitern. Es investiert mehrere Millionen Euro. Im ersten Bauabschnitt werden im neuen Industriegebiet fünf Hektar mit einem Verwaltungs- und Entwicklungsgebäude und einer Fertigungshalle bebaut, mit bereits existierenden Maschinen. Mit drei neuen Anlagelinien für die Aufbereitung von Folien und Platten soll die Produktion effektiv verdoppelt werden. Weitere vier Hektar Fläche sind als Erweiterungsflächen bereits reserviert, wie es heißt.
Der Bauplan ist genehmigt. Bei der Gestaltung des Werks hätte sich der eine oder andere optisch wie architektonisch einen Hingucker gewünscht an der Einfallsstraße ins Stadtgebiet. Schönes Beispiel ist der Küchenarbeitsplattenhersteller Lechner. Die Struktur und Charakteristik des Gebäudes fällt schon von der Autobahn aus ins Auge wegen seiner Ausstrahlung: moderne Stilelemente vor historischer Stadtkulisse mit Türmen und Mauern. Auch der benachbarte Kunststoff-Spezialist Ebalta, der sich mit Teknor eigentlich nicht ins Gehege kommt, wie betont wird, und das Rotabene Medienhaus haben mit ihrer Industriearchitektur der Produktions- und Fertigungsstätten Akzente in der städtebaulichen Entwicklung gesetzt. Im nördlichen Teil des Stadtgebietes ist das Autohaus Korn mit seiner aufsehenerregenden Glashalle zu nennen.
Bei Teknor heißt es zu dem Thema: Man habe sich an den hohen Anforderungen an Gestaltung orientiert, die am Standort Rothenburg im Vergleich andernorts „über das übliche Maß hinausgehen“. Mit dem neuen Werk direkt an der Autobahn will sich das Unternehmen insbesondere den zentraleuropäischen Markt intensiver erschließen und die Nähe zu den Kunden für eine flexible und schnellere Zusammenarbeit nutzen. In den verschiedenen Schlüsselsektoren wie Automobile, Industrie, Werkzeuge, Medizinische Verwendungen und Elektronik gewinnen die Faktoren Flexibilität und Zeit zunehmend an Bedeutung. In enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt und Teknor wurden in den letzten Wochen und Monaten alle Voraussetzungen erörtert, Anträge bearbeitet sowie die entsprechenden Bauleitplanungen vorbereitet und terminiert, sodass der ehrgeizige Zeitplan mit Produktionsstart im Herbst 2019 eingehalten werden

Bei der Vertragsunterzeichnung: Oberbürgermeister Walter Hartl (von rechts), Teknor-Geschäftsführer Walter Baumann und Marketingdirektor Markus Krippner.

kann. Oberbürgermeister Hartl war es ein besonderes Anliegen, die Ansiedlung in Rothenburg zügig zu ermöglichen.

Aktuell sind in Steinsfeld und Tauberzell 130 Fachkräfte beschäftigt. In den kommenden Jahren soll die Anzahl der Mitarbeiter „signifikant steigen, um das neue Werk vollständig unterstützen zu können“, heißt es in der Pressemitteilung. Auch das Angebot an neuen Ausbildungsplätzen soll sukzessiv aufgebaut werden. Es war ein besonderes Anliegen für Teknor, das neue Werk in guter Reichweite der Mitarbeiter zu belassen, um sich Fachwissen und Fähigkeiten und damit Know-how im Unternehmen zu sichern. Bei der Belegschaft überwiegt die Erleichterung, dass die Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben und sogar noch ausgebaut werden sollen.
Der Mutterkonzern Teknor Apex zählt mit insgesamt  2200 Mitarbeitern zu einem der weltweiten Marktführer in der Aufbereitung von Kunststoffen. 1924 gegründet und als Familienunternehmen in dritter Generation geführt, werden in der Zentrale in Pawtucket, Rhode Island (USA) und an dreizehn weiteren Standorten recyclefähige Kunststoffe für die Automobil- und Elektroindustrie, für Haushaltsgeräte, Lebensmittel und Medizin produziert.
2016 wurde die PTS – Plastic-Technologie-Service GmbH, die bisher in Steinsfeld technische Thermoplaste und thermoplastische Elastomere herstellt sowie ein Vertriebs- und Marketingbüro in Tauberzell betreibt, von dem US-amerikanischen Strategen erworben und ist nun als Teknor Germany GmbH rechtlich im Handelsregister zu finden als eigenständiges Tochterunternehmen.
Das Multimillionen-Bauprojekt ist eines der bedeutendsten Neuinvestitionen in der Region. Die Stadt Rothenburg freut sich, dass die Wahl dieses innovativen und multinational aufgestellten Unternehmens nach intensiver Standortsuche auf das neue Industriegebiet gefallen ist. Rothenburg konnte mit dem Autobahnanschluss und wichtigen Punkten zum Thema Infrastruktur punkten.   ks/sis

20 Jungvögel ausgewildert

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Projekt zur Festigung der Rebhuhn-Population in Ohrenbach abgeschlossen

OHRENBACH – Sie haben zwar nur eine Körperlänge von etwa 30 Zentimentern und bringen kaum 500 Gramm auf die Waage, doch Rebhühnern fällt in Ohrenbach eine ganz besondere Rolle zu: Mittels eines Auswilderungsprojektes soll gezeigt werden, dass die moderne intensive Landwirtschaft und die Artenvielfalt keine Gegensätze sind.

„Umzugshelfer“ für die Rebhühner (v.l.): Marion Dorfner, Martin Stahl, Hermann Haas, Robert Karr, Rudi Pfänder und Wilhelm Ott. Fotos: Scheuenstuhl

Seit 1980 ist der Bestand an Rebhühnern europaweit um 94 Prozent zurückgegangen. Eine Ursache dafür ist, dass gerade Jungvögel zu wenig Insekten als Nahrung finden – was unter anderem auch auf eine entsprechende Bewirtschaftung der Felder zurückgeführt werden kann. Deshalb ist es unabdingbar, die Landwirte bei diesem Auswilderungsprojekt mit ins Boot zu holen, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Um auf die kritische Lage der Rebhühner hinzuweisen, erklärte der Deutsche Jagdverband das Jahr 2016 zum „Jahr des Rebhuhns“. Auch in den Ohrenbacher Wäldern finden sich immer weniger der fasanenartigen Vögel. Umso erfreulicher ist es, dass dort nun vor einer Woche 20 junge Vertreter dieser Art ihr neues Zuhause bezogen haben.
Ihre „Umzugshelfer“ sind die Ohrenbacher Jäger um Robert Karr (Bürgermeister a. D.), Hermann Haas sowie Rudi Pfänder und Marion Dorfner. Sie hatten in der Verbandszeitung der bayerischen Waidmänner von dem Projekt, Rebhühner aufzuziehen und anschließend auszuwildern gelesen und waren sofort davon überzeugt. Bei den Feldhasen sei es halbwegs gelungen eine stabile Population im Umgriff der kleinsten Gemeinde des Landkreises zu etablieren, erklärt Hermann Haas. „Uns können es aber gar nicht genug sein“, ergänzt Robert Karr.
Wobei die Jägersleut’ klarstellen, dass es ihnen dabei ganz und gar nicht darum gehe, die Abschusszahlen nach oben zu schrauben. Zudem wollen sie sich nicht „als Anwalt des Wildes“ in den Vordergrund stellen, sondern betonen, dass das Projekt nur gelingen könne, wenn es „auf Augenhöhe“ mit den Landwirten vor Ort geschehe, deren betriebswirtschaftliche Belange es zu kennen und zu berücksichtigen gelte.
Die Digitalisierung spiele ihnen dabei in die Hände. Denn dank satelliten- und computergestützter Systeme können Dünger, Saatgut und auch  Pflanzenschutzmittel bedarfsgerecht und teilflächenspezifisch ausgebracht werden, erklärt Hermann Haas. So ließen sich Arbeitsabläufe zum Vorteil der Artenvielfalt automatisieren, etwa indem Blühstreifen und Lerchenfenster (das sind bewusst angelegte Fehlstellen in landwirtschaftlicher Nutzfläche, auf denen die Feldlerche Lande- und Brutplätze sowie genügend Futter findet) von Dünge- oder Pfanzenschutzmittel ausgeschlossen werden.
In der gewinnbringenden Ohrenbacher Kooperation von Jägern und Landwirten vertritt Martin Stahl aus Gailshofen Letztere. Er stellte für das Projekte eine  Freistellungsfläche, die er momentan nicht bewirtschaftet, zur Verfügung. Die nicht gemähte Fläche bietet perfekte Bedingungen für eine sichere Auswilderung des Rebhuhn-Nachwuchses. Und genau damit konnten die Ohrenbacher auch in ihrer Bewerbung für das Projekt punkten. Denn die Hühnervögel werden nicht wahllos an die Interessenten verteilt – und auch nicht in Eierform.

Noch behütet und umsorgt in der Voliere: Die 20 Rebhuhn-Küken vor ihrer Auswilderung.

In Wunsiedel geschlüpft

Die kleinen Rebhühner erblickten nämlich in Wunsiedel das Licht der Welt. An der 2017 eröffneten Niederwildstation des Bayerischen Jagdverbandes werden sie drei Wochen lang in der 300 Quadratmeter großen und für rund 250000 Euro errichteten Volierenanlage aufgepäppelt. 20 faustgroße Exemplare zogen das große Los und landeten schließlich in Ohrenbach. Das hiesige Revier ist eines von zwei in ganz Bayern, das für die diesjährige Rebhuhnauswilderung ausgewählt wurde. Mit Hilfe von Wilhelm Ott, der sich als Elektriker durch großes handwerkliches Geschick auszeichnet, wurde die Garage von Robert Karr mit Strohpellets, natürlicher Wärmequelle und Futterstationen in ein Paradies für den Rebhuhn-Nachwuchs umgestaltet.
Der einstige Bürgermeister der Gemeinde übte seine Rolle als „Futtermeister“ mit so großer Leidenschaft aus, dass es ihm schon ein wenig „eng ums Herz“ wurde, als schließlich die Auswilderung anstand. Zunächst bezogen die mittlerweile sechs Wochen alten Küken jedoch ihr Zwischenquartier in der Auswilderungsvoliere auf dem Feld von Martin Stahl.
Dort sollen sie auf den Ort geprägt werden – damit sie sich nicht auf und davon machen sobald sie endgültig in die Freiheit entlassen werden. Zudem sollen sie sich auch an die Umwelt gewöhnen und auch der Kontakt zum Menschen ist dann auf ein Minimum begrenzt, denn es ist keine Handaufzucht, betont Hermann Haas.  Im Umgriff der Voliere befindet sich jedoch noch eine Tränke für den Fall, dass die Vögel angesichts der anhaltenden Trockenheit nicht anderweitig genügend Flüssigkeit zum Überleben aufnehmen können.
Vor genau einer Woche war es dann soweit: Die Rebhühner wurden in die Wildnis entlassen. Die Sorge der Jäger, dass sie aus ihrem Holz-Häuschen herausgelockt werden müssten, stellte sich als unbegründet heraus. Die zwei Größten machten den Anfang und der Rest folgte ihnen grüppchenweise, erzählt Robert Karr. Nachdem die Tür der Voliere aufging, flogen sie 100 Meter über das freie Feld und setzten sich nieder. Dann ertönte ihr Lockruf, um alle wieder zusammenzubringen.
„Ganz tolles Erlebnis“ 
„Es war ein ganz tolles Erlebnis dies wieder einmal im Revier zu hören“, sagt der frühere Bürgermeister,  der sich immer noch regelmäßig nach seinen einstigen Schützlingen umschaut. Doch erfreulicherweise bekommt er kein Rebhuhn mehr zu Gesicht, was bedeutet, dass sie ihre Freiheit genießen und dort gut zurechtkommen. Denn auch die Tränke wird von ihnen nicht in Anspruch genommen, wie ihr gleichbleibender Wasserstand verrät.
Die Grundlage für die jetzige erfolgreiche Auswilderung wurde bereits vor Jahren geschaffen. Denn dank der Flurbereinigung finden die Rebhühner nun in Hecken und unter Bäumen genügend Schutz vor Bussarden und Füchsen. Die Flurbereinigung in den 90er Jahren war in Ohrenbach auch eine Flurbereicherung, sagt deshalb Robert Karr. Mittlerweile verfügt die Gemeinde über 50 Hektar Naturschutzflächen. mes

Die Muse Wein

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Fränkische Rebsorten und kulinarische Spezialitäten genießen

ROTHENBURG – Erfolgsfaktor Qualität: Das Weindorf als stimmungsvolles Fest im August zwischen Rathaus und Jakobs-Kirche hat sich einen Namen gemacht und erfährt wachsenden Zuspruch. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt, wie zum sonnigen Start in die zehnte Auflage.

Stilvolles Ambiente mit Licht schaffen: gesellige Gemütlichkeit und Wohlfühlen im Rothenburger Weindorf. Fotos: Schäfer

Einheimische sowie Gäste aus dem Umland und Touristen erleben Kultur und Geselligkeit im reizvollen Terrain der Altstadt. Bis Sonntagabend gibt es noch die Möglichkeit, die vielfältige Auswahl von Weinen zu kosten zu Schmankerl und Spezialitäten. Fünf Rothenburger Gastronomiebetriebe mit ihren Partnerunternehmen und das Weingut „Glocke“ als einziger ortsansässiger Winzerbetrieb, kredenzen köstliche Tropfen in feinen Gläsern und servieren frisch zubereitete Köstlichkeiten schön angerichtet auf dem Teller.

Die gepflegte Esskultur setzt eigene Akzente und prägt den Gesamteindruck des Weindorfes. Da schmecken die Produkte besonders gut. Für jeden Gaumen ist etwas dabei: von süß bis säuerlich, von lieblich, würzig bis deftig. Die Gäste haben die Qual der Wahl angesichts der Wein- und Speisekarte. Fleisch, Wild, Geflügel, aber auch Käsespätzle, Kartoffelgerichte, und italienische Antipasti. Sogar die süßen Naschkatzen oder edelherben Schleckermäuler kommen nicht zu kurz.

Tagsüber lässt sich im Weindorf an sonnigen Plätzen oder beschattet von Sonnenschirmen und Pagodenzeltdächern wohlsein, am Abend unter Mond und Sternenhimmel zwischen stimmungsvoll beleuchteten Fassaden. Mit warmen Tönen schafft Beleuchtungskünstler Harald Köhler „La dolce vita“ am Grünen Markt und lässt die benachbarte Jakobs-Kirche in unterschiedlichen Farben erstrahlen. Zu später Stunde leuchtete die Stadtkirche in Regenbogenfarben. Auch in Feuerkessel und Lichthof setzt er architektonische Details gezielt in Szene.

Jeden Abend ziehen Musikanten an den Tischen und Bänken vorbei und unterhalten das Publikum mit volkstümlichen Klassikern. Handgemachte Musik ohne Verstärker mit Akkordeon, Gitarre und Tuba von Günther Hochreiner aus Oberdachstetten, Jürgen Strauß aus Schillingsfürst und dem Trio „Franken-Vollgas“.

OB Hartl (4.v.re) dankt Gastronomen: Rothenburg wurde als Genussort ausgezeichnet.

Aus den Reihen der Gründungsmitglieder des Weindorfes ist Ende 2015 die kulinarische Initiative „Genießen ob der Tauber“ entstanden, darunter zehn Mitgliedsbetriebe aus Rothenburg und Umgebung. Sie war ausschlaggebend, dass Rothenburg Mitte Mai im feierlichen Rahmen in der Würzburger Residenz von der Bayerischen Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als einer von 100 Genussorten Bayerns prämiert wurde. Eine unabhängige Fachjury hatte die über dreihundert Bewerbungen bewertet. Das Weindorf, Führungen durch die Weinberge und stilvolle Weinproben, die den Genuss als außergewöhnliches Erlebnis erlebbar machen, spielten bei der Bewertung eine wichtige Rolle.

Oberbürgermeister Walter Hartl überreichte den teilnehmenden Betrieben von „Genießen ob der Tauber“ die Urkunden für die Auszeichnung Rothenburgs zum „Genussort Bayerns“ zur Eröffnung des Weindorfes als besondere Geste der Anerkennung. Er dankte den Gastronomen und Winzern für die Vermarktung „qualitativ hochwertiger Regionalprodukte“ und wünschte „macht weiter so“. Auf dem Weindorf entstanden auch Aufnahmen für eine einzigartige Rothenburg-Videoproduktion für den asiatischen Markt. sis

Sagenhafte Kunstfertigkeit

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Karlheinz Hornung fertigte mit Motorsäge Figuren für Nixen-Weg an

OESTHEIM – Er bezeichnet sich selbst als „spät berufener Hobbykünstler“. Nachdem Karlheinz Hornung bereits jahrelang seine Mitmenschen an der Spitze der Oestheimer Theaterriege erfreut hatte, hat er nun ein neues Gebiet für sich entdeckt, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen: Für den Nixen-Wanderweg in der Gemeinde schnitzte er mit sei­-ner Motorsäge zwei beeindruckende Holzfiguren als neue Attraktionen entlang der Strecke.

Karlheinz Hornung mit seinem überragenden Kunstwerk des „feurigen Mändleins“. Fotos: Scheuenstuhl

Das Ergebnis seines Schaffens ist umso beeindruckender wenn man weiß, dass Karlheinz Hornung erst vor einem Jahr damit begann, sich überhaupt mit dem Thema Holzschnitzen zu beschäftigen. Normalerweise zieht sich bei derartigen Künstlern die Liebe zu diesem speziellen Naturprodukt wie ein roter Faden durch das Leben. Nicht so bei dem einstigen Landwirt.

Er mache das Schnitzen vor allem, um sich geistig fit zu halten, erklärt der 74-Jährige. Und ein wacher Geist ist bei dieser Arbeit auch unabdingbar. Denn man müsse sich vorher genau überlegen, wie die Details des späteren Werkes aussehen sollen, um die Motorsäge auch an der richtigen Stelle anzusetzen und sie entsprechend zu führen.
Die beiden Figuren für den Nixenweg fertigte er in nur zwei Tagen an. Die größere von beiden befindet sich an der „Alten Steige“ zwischen Walkersdorf und Oestheim. Sie geht auf die Sage der „feurigen Mändlein“ zurück und zeigt einen entsprechenden urigen Zeitgenossen, der allein durch seine schiere Größe mächtig Eindruck macht. Aber auch die Details ziehen bei genauerer Betrachtung in ihren Bann.
Das Mändlein ist eigentlich eine Douglasie, die als Windwurf im Rothenburger Stadtwald eher im Weg war. Über seinen Sohn Harald, der dort als Forstwirt arbeitet, kam Karlheinz Hornung an das gute Stück, um ihm ein zweites Leben als Kunstwerk zu schenken. Ein Teil musste zuguns-ten der Optik abgesägt werden. Doch danach machte der 74-Jährige keine weiteren Abstriche mehr an seinem hölzernen Grundstock.
Und deshalb ist der Hut ein separater Abschnitt einer Buche, der aufgesetzt und fest an den Douglasien-Stamm verschraubt wurde. Auf diese Weise wurde die stattliche Größe des Mändleins nicht unnötigerweise reduziert. Beachtlich ist  auch der Wurzelstock mit einem Durchmesser von sechs Metern.

Sagenumwobenes Fleckchen: Das „Bodenlose Loch“ ist die neue Heimat der Hornungschen Nixe.

Mit Leinöl verfeinert

Die Feinheiten des Mändlein-Gesichts zeichnete Karlheinz Hornung zunächst mit Kreide vor. Nachdem er die Konturen mit der Motorsäge hervorzauberte, kam noch der Winkelschleifer zum Einsatz. Für die Augen wurden Samen der Föhre verwendet. Zudem wurde der Bart abgeflammt und das Ganze mit Leinöl zur besseren Konservierung bearbeitet.
Die Nixe erforderte aufgrund ihrer spezifischen Attribute besonderes Geschick. Hierfür holte er sich Unterstützung bei Dietmar Reuther. Der Zahntechniker hat ein Händchen fürs Zeichnen und so war es an ihm,   einen ersten Entwurf der Dame mit der Fischflosse anzufertigen. In der Hornungschen Halle wurde die Zeichnung per Beamer an die Wand    geworfen und auf das Holz übertragen.
Eigentlich hätte das Stück Eichen-Zwiesel als Brennholz dienen sollen. Doch Karlheinz Hornung hat sofort gesehen, dass man daraus die Nixe machen könnte. Gesagt, getan. Das schwierigste daran sei der Schwung des Fischschwanzes gewesen, erinnert er sich. „Da habe ich schon ein bisschen tüfteln müssen.“

Um die Kurven des leichtbekleideten Wassergeistes auch richtig in Szene zu setzen, hat er sich extra für dieses Werk eine Curving-Säge gekauft. Die Schuppen sowie das Geschmeide um den Hals der Nixe wurden dann mit einem Lötkolben in das Holz gebrannt. Die Samen der Eiche dienen ihr als Auge.

Im Grunde ist Karlheinz Hornung ganz zufrieden mit seinen beiden Kunstwerken. Bei der Nixe hätte er sich jedoch gewünscht, dass das vorhandene Stück etwas breiter gewesen wäre, um die schuppige Schönheit noch ein klein wenig üppiger zu gestalten.
Hilfe beim Aufstellen
Mit Hilfe von Familie und Freunden stellte der Hobby-Künstler die Nixe – die Gute bringt immerhin mindestens 150 Kilogramm auf die Waage – passenderweise am „Bodenlosen Loch“ auf. Eigentlich hat sich Karlheinz Hornung das Fleckchen beim Weidenbüschlein ausgeguckt, doch der Aufwand, die Nixe dort zu platzieren wäre dann doch etwas zu groß geworden. Und so können sie die Wanderer bereits vom Weg aus erspähen und werden zur Rast in idyllischer Umgebung an    diesem sagenumwobenen Plätzchen  von ihr eingeladen. mes

Die Spezies Mann

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Herren der Schöpfung im Spannungsfeld von Identität

ROTHENBURG – Das gagdichte Sommerspiel „Wir sind mal kurz weg“ um vier unterschiedliche Typen, die sich zufällig auf dem Jakobsweg treffen, um einen irgendwie gearteten Sinn in ihrer Existenz zu finden, entwickelt sich zu einem zweiten Publikumsmagnet im Toppler Theater. Die laufende Saison steuert auf einen neuen Besucherrekord zu, wenn das laue Wetter in den nächs­ten eineinhalb Wochen weiter so gut mitspielt.

Zuschauermagnet: die Sommerkomödie über die Verunsicherung der Männer und über ihre Männlichkeit. Fotos: Schäfer

Die Erforschung menschlicher Gefühlswelten aus der Mitte des Lebens von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz  ist ein mitreißendes Spektakel und beschert der Rothenburger Freilichtbühne häufig ausverkaufte Vorstellungen. Auch das Zwei-Personen-Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ von Richard Alfieri  als erste Eigenproduktion der diesjährigen Spielzeit lief gut.

„Es sieht ganz danach aus, dass wir  einen neuen Besucherrekord erreichen“, gibt sich Erich Landgraf von der Theaterleitung optimistisch. Die zum Vergleich herangezogene Messlatte von 4250 Zuschauern im letzten Jahr ist schon jetzt fast erreicht. Zehn Vorstellungen bis zum Saisonende am Mittwoch, 29. August, bieten eine reelle Chance für einen neuen Durchbruch. Erich Landgraf führt diese gute Aussicht auf die beiden diesjährigen Stücke „mit ihren hevorragenden Inszenierungen und exzellenten Besetzungen zurück“. Bühnenmusik und Gesang verstärken den Sinnenreiz der Männer-Komödie.
Das durch Desorientiertheit zusammengeschweißte Pilger-Quartett singt sich mit umgedichteten Ohrwürmern aus alten Pop-Zeiten in die Herzen des Publikums. Niemand bleibt davon unberührt. Ein Spiel mit Schwere und Leichtigkeit über unschöne Wahrheiten um männliche Wechseljahre respektive privater und beruflicher Neuorientierung, gepaart mit nachlassender Leistung. Tatsächlich dreht sich die Handlung um die Verniedlichung von Kernproblemen, die unterhaltsam dargeboten werden, unter der Regie von Katja Wolff.
Männer in der Midlife-Crisis sind Zielscheibe der frechen Revue. Herren der Schöpfung,  die sich nicht öffnen, haben eine Menge Probleme. Es geht um Haarausfall und die Prostata, um verflossene Ehefrauen und nervende Geliebte, Erektionsprobleme und andere Verfallserscheinungen. Beim Aufeinandertreffen von Geschäftsmann, Frauenheld, Lebenskünstler und Moralapostel werden zunächst Revierverhalten und Hackordnung geklärt. Doch weil auf dem Jakobsweg mitten in der Pampa Büro, Statussymbol und Frauen weit weg sind, schälen sich aus den Ausreißern der Jammerlappen oder der verletzte Junge heraus.
Die Männer beginnen, über ihre Ängste und Träume zu reden und lassen durchschimmern, wie es um ihr Herz bestellt ist. Bisher verstanden die Protagonisten nicht, wie sie dort landen konnten, wo sie heute stehen. Aber sie haben auch nicht nach den Ursachen darüber geforscht, sondern sich abgefunden und durchgehalten. Das beginnt sich am Lagerfeuer zu ändern.
Drei der vier Schauspieler in dem Stück sind verheiratet. Stefan Gossler, der auf der Bühne den Obsthändler Haluk mimt und von seinem Schwager und Arbeitgeber unterdrückt wird, bereits seit 44 Jahren. Seine Frau kennt er aus der Schulzeit. 2016 hat er den „Uwe“ im Erfolgsstück „Drei Morde, Küche Bad“ am Toppler Theater gespielt. Der 63-Jährige scheint von der Midlife-Crisis wenig betroffen: „Wenn es sie gibt, halte ich sie für hinnehmbar“. sagt er.

Eine Sitzplatzreservierung ist ratsam: Das Toppler Theater steuert auf einen neuen Besucherrekord zu.

Stephan Schill, der den selbstgefälligen Macho auf der Bühne verkörpert und mit Geld, Job und junger Geliebter protzt, und Dirk Witthuhn als verbitterter Lehrer, leben ebenfalls in einer Ehe und damit in einem wesentlichen Bereich von Mannsein. Der Jüngste im Bunde, Alexander Wipprecht. ist unverheiratet, wie in seiner Rolle  als Lebenskünstler und Softie, der sich nicht binden will. „Zu 99 Prozent lernen Männer wie Frauen nicht den Partner kennen, den sie sich vorgestellt haben, weil es diese Person gar nicht gibt.“

Männer haben weit mehr gemeinsam, als der einzelne Mann es meist vermutet. Zu leben heißt zu leisten. Das Durchhalten und Aushalten gehört zum Mannsein, wie das Rasieren am Morgen.
Nach dem Verlassen des Elternhauses stürzt er sich in seine Arbeit und klotzt ran. Er will Erfolg haben und gutes Geld verdienen. Denn ein „richtiger“ Mann definiert sich und seinen Wert zuerst über Erfolg und Geld. Deshalb stürzt er sich in das Machen und Tun. Dieser einseitige Leistungsweg wird für die meisten Männer zum Lebensweg. Leben heißt für sie, es zu etwas bringen. Von dieser Spur kommen sie so schnell auch nicht herunter.
Erst eine Krise des Körpers, der Psyche oder der Beziehung, Arbeitslosigkeit oder die Pensionierung wirft sie aus dieser Spur. Der Mann versteht sich vor allem als der arbeitende Mann. Hat er nichts zu tun, kann er mit sich nichts anfangen und ist verzweifelt. Das alles beruht weder auf Schicksal, sondern auf Unwissenheit und auf alten eingefahrenen Mustern des Denkens und Verhaltens. Aber Männer können verstehen lernen, warum sie diesen Weg gegangen sind und sich in eine tiefe Krise hineinmanövriert haben.
Daran sind weder Wirtschaft noch Politik und schon gar nicht die Frauen schuld. Auch wenn betroffene  Männer sich so fühlen als hätten „Andere“ ihr Leben versemmelt und nicht sie selbst.  Das Thema „Männer“ ist ein wichtiges Thema. Sehr viele Entscheidungen in allen Bereichen des Lebens werden durch Männer getroffen, die ihren rationalen Verstand zum Chef gemacht haben.
Mit der Frage „Wann ist der Mann ein Mann?“ beschrieb Herbert Grönemeyer in einem Lied die tiefe Verunsicherung der Männer über ihr Mannsein und über die Männlichkeit. Frauen sind schon länger auf der Suche nach einem neuen Selbstverständnis und aus den alten Mustern und Rollen ihrer Mütter ausgestiegen. Sie besuchen Selbstfindungskurse, machen Yoga, meditieren und lesen Lebensbücher auf der Suche nach dem wahren Frau-Sein im tieferen Sinn. sis

Konkrete Vorschläge

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Anliegen der Landfrauen: „Alltagskompetenz“ stärker fördern

BURGHAUSEN – Themen wie „Alltagskompetenz als Unterrichtsfach“, „Lehrerfortbildungen zu landwirtschaftlichen Fragen“, eine „Bäuerinnenstudie“ und Bildungs-Schecks auch für die Landwirtschaft sind nur einige Punkte, denen die Landfrauen des Bayerischen Bauernverbandes im Vorfeld der Landtagswahlen auf den Nägeln brennen.

Ortstermin im Kuhstall: Landwirtschaft zum Anfassen – die Situation der Milchbauern ist weiter angespannt. Foto: Eisen

Statt der üblichen Podiumsdiskussionen luden Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer und ihre Vorstandsmitglieder Vertreter aller im Landtag vertretenen Parteien auf den Biohof von Familie Korn nach Windelsbach-Burghausen zum Bauernhofbrunch ein. Letztlich nahmen MdL Andreas Schalk (Ansbach) sowie die beiden Bürgermeister Alfons Brandl (Herrieden) als Vertreter für MdL Manuel Westphal und Hans Henninger (Flachslanden) als Vertreter für Dr. Peter Bauer die Einladung an, um mit den Frauen über deren Anliegen bei einem ausgiebigen Frühstück mit regionalen Köstlichkeiten zu diskutieren.

Erna Korn betreibt mit ihrer Familie in Burghausen neben einem Gasthof einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 25 Milchkühen, der schon 1989 von ihrem Vater nach den Bioland-Richtlinien bewirtschaftet wird. Mit der Übernahme im Jahre 2000 stand man vor der Wahl wegen der beengten Hoflage entweder auszusiedeln oder auf weitere Standbeine zu setzen. Deshalb kamen die Ochsenmast und drei Fremdenzimmer dazu. Die regionale Vermarktung spiele daher eine wichtige Rolle. Als Vorsitzende der Verbandes landwirtschaftlicher Fachbildung Rothenburg (VLF) ist sie auch Mitglied der Kreisvorstandschaft der BBV-Landfrauen. Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer nannte als Grund des Bauernhofbrunches auch das 70-jährige Bestehen der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband, das 2018 begangen wird. „Jeder spricht zwar über Landwirtschaft, aber kaum einer versteht mehr die vielschichtigen und komplizierten Zusammenhänge“. Der Anteil der Bauernfamilien an der Gesamtbevölkerung betrage weniger als zwei Prozent. Früher selbstverständlich, heute leider die Ausnahme sei, dass Kinder auf Höfen die Produktion der Lebensmittel und die Arbeiten auf einem Bauernhof kennen. Deshalb lautete die erste Forderung der Landfrauen, dass das Fach Alltagskompetenz fester Bestandteil in den Schulen werde. Dazu wurden bereits vor einiger Zeit bayernweit fast 100000 Unterschriften gesammelt. MdL Andreas Schalk merkte dazu an, dass es zwar kein eigenes Unterrichtsfach gebe, aber die Thematik durchaus Gehör gefunden habe. Wie bei anderen Aktionen der Landfrauen müsse dies zwischen dem Landwirtschafts- und Kultusministerium eng abgestimmt werden.
Schalk merkte an,  dass derzeit „die Akzeptanz der Landwirtschaft, das Image und die öffentliche Wahrnehmung nicht nur wegen der sozialen Medien gelitten hätten. Gerade darum gelte es, Wissen über den Berufsstand und die Nahrungsmittelproduktion verständlich weiterzugeben.“ Das Idylle-Empfinden sei mit Fakten zu untermauern. Dazu sei die Arbeit mit Kindern (Kindertag auf Bauernhöfen), Schülern (Landfrauen machen Schule) und vor der Berufswahl, wie dem Girls-Day, der jährlich auf dem Hof von Carola Reiner aus Berglein stattfindet, wichtig. Ergänzend sei das Erwachsenenbildungsgesetz, so Christine Reitelshöfer, in dem auch das Bildungswerk des BBV mit den vielfältigen Angeboten der Landfrauen verankert sei.
Kritisiert wurde von den Landfrauen, dass die Bürokratie inzwischen das Leben der Bauernfamilien fest im Griff habe. Die zusätzlichen Aufzeichnungen und Vorgaben wie bei der Düngeverordnung oder bei der Gewährung der Riesterrente sorgen für Unmut. Dass Stalleinbrüche militanter Tierschützer, die darauf abzielen mit teilweise gestellten Bildern Bauernfamilien zu diskreditieren trotz festgestelltem Rechtsbruch keine Straftat sei, kann nicht nachvollzogen werden. Mit einer Bäuerinnenstudie, die als Bestandserhebung, so die Landfrauen, vom Freistaat in Auftrag gegeben werden sollte, sollte geklärt werden, wie zufrieden gerade Frauen in der Landwirtschaft sind, wie die Arbeits- und Sozialbedingungen gesehen werden. Landfrauen und Bäuerinnen übernehmen vielfältige Aufgaben in Familie, Betrieb und Gesellschaft.
Angesprochen auf die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder, dass es Bildungs-Schecks für kleine und mittlere Unternehmen gebe, fordert Carola Reiner, dass diese auch der Landwirtschaft, die ebenfalls Unternehmen seinen, zugänglich gemacht werden müssten.
Auf kommunale Themen, wie die Ausgleichsproblematik bei Bauvorhaben, die Nutzung von Lehrstand in den Dörfern oder den digitalen Netzausbau seien gemeinsame Aufgaben von Bürgermeistern und Abgeordneten, was alle drei Vertreter bestätigten. Gerade beim Lehrstand und der Umnutzung seien verbindliche Regelungen mit dem nötigen Freiraum im Denkmalschutz und auch in der Besteuerung unerlässlich. Dazu sind auch partei- und behördenübergreifende Vereinbarungen notwendig, hieß es. Ein Appell ging an die Vertreter, dass die Situation der Geburtsstationen im Landkreis schnellstmöglich auf sichere Beine gestellt werden müsste. je

Neuen Anlauf wagen?

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Das Ringen um nachhaltige Lösungen geht weiter

ROTHENBURG – Wünsche, Träume, Pläne: Neue Interessenten wecken Hoffnungen für die Nutzung des  brachliegenden Brauhausgeländes. Der Stadtrat unternahm deshalb kürzlich  eine Besichtigungsfahrt nach Würzburg, die neue optimistischere Blickwinkel entstehen ließ. Im Herbst läuft die Option für die KPB-Planungsgruppe Berlin aus, deren Vorhaben im Sand verlaufen ist, auf dem Areal ein Fünf-Sterne-Hotel zu errichten.

Problemfall Brauhausgelände: Viele hatten die Hoffnung schon aufgegeben, jetzt sind neue Lösungen in Sicht. Fotos: Schäfer

Die Berliner Planungsgruppe um Reinhard Bauermeister hat die Kaufoption über 650000 Euro für  das Brauhausgelände mit dem markanten Industriebau, aber teils einsturzgefährdetem Gewölbeuntergrund, nicht ausgeübt. Es gibt auch keine Anzeichen dafür. Die Stadt zieht deshalb eine Neuorientierung in Erwägung und lotet die Chancen am Markt aus. Eine  einheimische Investorengruppe hat der Stadt bereits einen Vorschlag für ein realisierbares Gesamtkonzept  unterbreitet. Es gliedert  sich in drei Nutzungsbreiche: für den Wohnungs-,  Arbeits- und Betreuungsbedarf. Es sollen Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte, für junge Familien und für Senioren mit ihren jeweiligen Anforderungen geschaffen werden, aber auch gewerbliche Räume als Laden, Büro oder Praxis. Ebenso ist an die Schaffung kleinerer Appartements mit Serviceleitung gedacht für Werktätige und Studenten des Hochschulcampus.

Bei der Investorengruppe handelt sich um die namhaften Unternehmen Stein (Wachsenberg), Kehrberger (Ansbach) und Dr. Hahn (Bad Windsheim). Die Risiken sehen die Investoren im Bereich der Altlasten des Brauereibetriebs und in den Auffüllungen der Kellerebenen. Schriftlich haben sie dazu erklärt: „Wir würden hierfür ein Gutachten erstellen lassen, um Klarheit zur baulichen Situa­tion zu schaffen. Außerdem kümmern wir uns um die Umsiedlung der Fledermäuse“. Die Tiere stehen unter Naturschutz und könnten im Rahmen praktizierter Schutzbemühungen unter fachmännischer Hilfe in Ersatzquartiere umgelenkt werden. Trotz der  zu erwartenden hohen Kosten für Altlasten, Bau- und Abrissmaßnahmen bietet die Investorengruppe der Stadt für das Objekt einen „fairen Kaufpreis“ an.
Doch der Kreis hat sich erweitert. Nach Würzburg fuhr der Stadtrat aus zwei Gründen. Unabhängig voneinander haben ein Hotelprofi und ein Architekt aus der Domstadt Interesse an einer Entwicklung des Brauhausgeländes bekundet. Dagmar Wagenpfahl-Lagrange, eine gebürtige Ochsenfurterin, ist Investorin und Inhaberin des 120-Betten-Hotels Kapellenberg in Eibelstadt mit gehobenem Drei-Sterne-Standard und managt als Direktorin das nagelneue Edel-Hotel Melchior Park auf dem Gelände der ehemaligen Leighton-Barracks im neuen Stadtteil Hubland. Im diesem Würzburger Hotelbetrieb sind auch ihre Schwester und deren Mann tätig.
Das im September 2017 neu eröffnete 235-Betten-Haus nahe der Würzburger Innenstadt ist das Sieger-Ergebnis eines Architektenwettbewerbs und stammt vom Büro Gerber Architekten aus Dortmund. Finanziert hat das 4-Sterne-Hotel die Freier Besitzgesellschaft mit Sitz in Rottendorf. Deren Chef ist der deutsche Milli­ar­där Bernd Freier, Gründer der Modemarke s.Oliver. Rund 24 Millionen Euro sollen in das Objekt geflossen sein.
Das viergeschossige Melchior Park Hotel auf dem 1,1 Hektar großen Areal des ehemaligen US-Casinos ist im Zusammenhang mit dem neuen Stadtteil Hubland entstanden. Im Untergeschoss des Hotelbetriebes befindet sich eine Tiefgarage und der Wellnessbereich mit Pool, Saunen und Fitnessraum.

Im Dornröschenschlaf versunken: Der Wildwuchs auf dem Areal vor der Klingentorbastei nimmt Überhand.

Hoteliersfrau Dagmar Wagenpfahl-Lagrange sieht im Rothenburger Brauhausgelände ein interessantes Entwicklungspotenzial. „Es gibt Ideen“, sagte sie, „aber wir stehen erst am Anfang.“ Auf Wunsch von Oberbürgermeister Walter Hartl traf sie sich inzwischen mit dem Architekten und Geschäftsführer der Würzburger Bürgerbräu Projektentwicklungs GmbH, Roland Breunig, der schon konkretere Überlegungen zum Brauhausgelände hat, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Seine Pläne seien bereits soweit gediehen, dass er sie demnächst dem Rothenburger Stadtrat vorstellen werde, hat Dagmar Wagenpfahl-Lagrange dem offen geführten Gespräch mit ihm entnommen. Der Architekt gehörte mit der Sektkellerei Höfer zur Investorengruppe, die das ehemalige  Bürgerbräu-Gelände mit seinen historischen und denkmalgeschützten Gebäuden in der Zellerau teilweise von der Stadt Würzburg übernommen und mit Auflagen zu einem Kultur- und Dienstleistungszentrum entwickelt hat. Die bisherigen Nutzungen – Basketballzentrum, Sektkellerei, Museum – blieben erhalten. Das gesamte Gelände sollte insgesamt mehr in sein Umfeld integriert werden mit Parkanlagen, Parkplätzen und Festplatz. Die alte Bausubstanz wurde weitestgehend saniert und erhalten. Der Architekt und Projektentwickler will seine Pläne zum Brauhaus demnächst dem Stadt­rat vorstellen. Er war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vielleicht ist dem Brauhausgelände doch noch eine Entwicklungsgeschichte mit gutem Ende vergönt. Seit der Stilllegung des Brauereibetriebs „Brauhaus Rothenburg“ in den 70er Jahren, gab es viele Überlegungen und Aktivitäten, das „Filetstück“ vor der Klingentorbastei zu neuem Leben  zu erwecken. Gründe für das Scheitern waren das Fehlen einer schlüssigen und umsetzbaren Gesamtkonzeption sowie die fehlende Finanzkraft der Investoren.
Wie lange das denkmalgeschützte Brauhaus-Gebäude von 1899 und die unterirdischen Gewölbekomplexe auf dem Hanggelände dem Dämon des Verfalls noch standhalten, ist eine berechtigte Frage. Immer wieder wurden Stimmen laut, das Areal flächendeckend dem Erdboden gleichzumachen. Doch zur Stadtentwicklung gehört auch ein sensibler und angemessener Umgang mit baulichen Zeugnissen der Vergangenheit bei einer Folgenutzung – zum Erhalt kulturhistorischer Werte. sis

Urige Gemütlichkeit

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Traditionelle Häckerwirtschaft mit sommerlichem Flair

NEUSTETT – Lauer Abend, bes-tens gekühlter Wein, zünftige Vesper, gute Musik in gemütlicher At­mosphäre: Die Häckerwirtschaft des Weinbaubetriebes Blumenstock in Neustett hat erstmals in den Sommermonaten geöffnet und bekam eine gute Resonanz.

Mediteranes Lebensgefühl in der Häckerwirtschaft: Bei den kulinarischen Genüssen stehen die eigenerzeugten Weine im Vordergrund. Fotos: Schäfer

Bis auf den Gewitterschauer am Freitagabend hat das Wetter zum Auftakt geradezu perfekt mitgespielt. Schon Erich und Pauline Blumenstock pflegten die Tradition der Häckerwirtschaft. Im Zuge der Weinbergsflurbereinigung in Tauberzell in den 80er Jahren hatten die Eheleute einen Weinberg eworben und den Weinausbau forciert. In den Wintermonaten nutzten sie die Möglichkeit,  in einem bestimmten Zeitraum in eigenen Räumen den selbst erzeugten Wein mit einfach zubereiteten Speisen zu verabreichen.

Auch andere Weinbaubetriebe praktizieren diese herzliche und liebevolle Gastlichkeit. Oft handelt es sich um reizvoll gelegene Kleinode im urig-fränkischen Stil. Man rückt zusammen und kommt in der Regel schnell ins Gespräch mit den anderen Gästen. Eine der schönsten und genussvollsten Wege,  Regionalität zu genießen. Jede Häckerwirtschaft hat ihre Besonderheit. Bei den Blumenstocks können die Weine im kleinen Wein- und Bauernmuseum verkostet werden. Das Stübchen hat Erich Blumenstock mit historischem Handwerksgerät bestückt. Die Sammlung gibt Einblick in die Mühsal und das körperlich anstrengende Leben der Großeltern und Urgroßeltern auf dem Feld und im Weinberg.

Fränkische Garagenband in Neustett: Freunde machen Musik aus Spaß an der Freude.

Gerhard Blumenstock, der hauptberuflich als Winzer tätig ist, setzt die Tradition seiner verstorbenen Eltern fort. Seine Schwester hatte die Idee, den großen Hof am Elternhaus zu nutzen, wo man im Sommer schön draußen sitzen und gepflegte Weinkultur genießen kann – an sonnigen Plätzen oder beschattet unter weißen Pavillons. Familienangehörige und Freunde helfen beim guten Gelingen mit. Sie backen Brot, Zimtrollen, Schneeballen und Küchle, schenken eigen­erzeugte Weine aus und bereiten fränkische Spezialitäten aus eigener Schlachtung zu. Die Vesperkarte reicht von der Winzerplatte, Presssack und Bratwürsten bis zu Schinken und pikantem Obazden.

Bei den Weinen hat der Gast die Qual der Wahl zwischen einem bekömmlichen Weißwein, einem vollmundigen Bacchus, einem halbtrockenen Rotling oder einem Domina-Landwein. Auch ein erfrischender Perlwein, Hugo und Aperol Spritz passen gut zum sommerlichen Genuss.
Das Hofgelände bietet auch idealen Freiraum für musikalische Unterhaltung, für die der urige Keller zu klein ist. In der offenen Garage auf dem Hof findet eine ganze Band Platz. Ein ehemaliger Studienkollege von Martin Blumenstock (Bruder des Winzers) spielte am Samstagabend mit befreundeten Musikern auf – aus Spaß an der Freude. Mit Ohrwürmern der 80er und 90er Jahre sowie modernen Titeln gab es eine Auswahl für die unterschiedlichen Musikgeschmäcker. Damit will man auch jüngeres Publikum ansprechen.
Die Häckerwirtschaft Blumenstock hat noch bis 9. September an den Wochenenden geöffnet: freitags ab 18 Uhr, Samstag und Sonntag ab 15 Uhr.  Bei schönem Wetter sitzen die Gäste im Hof, bei kühler Witterung in der guten Stube. sis

Die wollen nur spielen

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Jugendzentrum lud zum interaktiven Rollentausch ein

ROTHENBURG – Nach monatelanger Planung, Vorbereitung und Vorfreude konnte das Team des Rothenburger Jugendzentrums (JUZ) mit immerhin 13 Teilnehmern nach Seukendorf, in den dort ansässigen Jugendtreff fahren. Dort begannen sie ihr gemeinsam erarbeitetes „LARP“, also ein Rollenspiel in Echtzeit.

Die Teilnehmer aus Rothenburg, Veitsbronn und Seukendorf ersannen eine fiktive Welt. Foto: privat

Was ist eigentlich ein „LARP“? Das fragten sich auch fast alle Jugendliche, die von dieser Idee hörten. Der Jugendtreff Veitsbronn, Seukendorf und das JUZ Rothenburg wollten etwas ganz Neues machen. Also wurde nach großem Vorbild, wie der „ConQuest“ – des weltgrößten Live-Rollenspiels, das über fünf Tage geht – monatelang geplant.

Das Akronym „LARP“ steht für „Live Action Role Playing“ und lässt die daran Teilnehmenden in eine andere Welt und andere Rollen eintauchen und andere Charaktere spielen. So wurden aus den Jugendlichen und jungen Erwachsenen schnell mal verwegene Abenteurer, geldgierige Söldner, starke Krieger, hinterlistige Diebe, Schamanen oder kräuterkundige Waldläufer.

Und natürlich hieß es dementsprechend auf einmal statt „Hi“, einfach „Seid gegrüßt ihr edlen Leut’“. Die Atmosphäre musste selbstverständlich auch stimmen – so wurden Tonkrüge, Holzvesperbretter, Zelte und vieles mehr im Voraus besorgt und entsprechend bedruckt.

Noch bevor das Wochenende startete, wurde ein komplett von den engagierten JUZ-Mitarbeitern ausgearbeitetes „LARP-Buch“ den Jugendlichen übergeben. Dieses enthielt sämtliche Eckdaten zur Rollenspiel-Welt, den Regeln, den Systemen und vieles mehr. Darunter befand sich eine geheimnisvolle Einladung von dem erhabenen Herrscher und König Cedrik von Froysal. Dieser forderte die vielen Abenteurer auf, nach Seukendorf zu reisen. Von dort aus sollten sie einen wichtigen Beitrag leisten, um das Land vor einer bevorstehenden Katastrophe zu retten.

Kritik und ernste Themen

König Cedrik wäre stolz auf die Teilnehmer gewesen – wäre er nicht in seinem prunkvollen Schloss gesessen und hätte rein gar nichts zur Rettung seines Landes beigetragen und mitbekommen – neben viel Witz und Phantasie fließt in diese fiktive Welt ein hohes Maß an Gesellschaftskritik und ernsten Themen mit ein.

Nicht selten wurden die Spieler hierbei vor moralisch schwierige Entscheidungen gestellt und mussten genau abwägen, wofür sie sich entscheiden und welche Konsequenzen sie erwarten könnten. Folgende Fragen trieben sie dabei um: Kann meine Figur damit umgehen? Ist der Dorfschmied vielleicht doch nicht die Person, wofür er gehalten wurde? Habe ich das Richtige getan?

Mit viel Humor, Raffinesse, Kampfgeist und Ausdauer wurden viele Rätsel, Aufgaben und auch die Hauptaufgabe gelöst. Nicht selten passierten unvorhergesehene, kreative und sehr lustige Gegebenheiten, die die Verantwortlichen zuerst so nicht vorher sehen konnten. So wurde schon mal eine Truhe vom Händler erstanden, welche noch andere Gruppen gerne gehabt hätten und wie es das mittelalterliche Leben so wollte, wurde diese Gruppe gleich mal zum Kampf aufgefordert. Die Truhe wechselte ihren Besitzer, doch der wichtige Inhalt war vor dem Kampf schon an einem sicheren Ort versteckt – ganz schön gewieft von den Spielern! An den Abenden blieb Zeit für Gespräche und die Taverne. Zudem besuchte ein Feuerkünstler die Gruppe.

Positives Resümee

Die Geschichte endet nicht in Seukendorf – sie fing dort erst richtig an. Geplant ist ein weiterführendes „LARP“ in Rothenburg – dort wird man König Cedrik das erste Mal persönlich begegnen und weiter an der Rettung des Landes arbeiten. Das Resümee des Wochenendes war auf jeden Fall sehr positiv. Die Teilnehmer sind bereits fleißig am planen, welche Rollen sie das nächste Mal spielen und schneidern an ihren Gewandungen.

Für Interessierte besteht noch die Möglichkeit, als Spieler, aber auch als Helfer mit fest vorgegebener Rolle mitzumachen, um das Erlebnis für die anderen Spieler noch intensiver zu gestalten. Das Team des Jugendzentrums steht für Fragen hierzu bereit. eb

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