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Ein Vorbild für den ganzen Globus

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Ex-Minister Dr. Norbert Röttgen sprach beim Wirtschaftsbeirat Bayern über die Energiewende

ROTHENBURG – Manche Politiker sind schnell weg vom Fenster, wenn sie ihr Regierungsamt verloren haben. Nicht so Dr. Norbert Röttgen. Der einst als Umweltminister für viele zu Unrecht Entlassene, scheint derzeit mit Erfolg an seinem Comeback zu feilen. Als Mann der großen Politik hält er dabei nicht nur bei der Energieerzeugung die kleinen, dezentralen Einheiten für unabdingbar.

Bei seinem Auftritt beim Wirtschaftsbeirat Bayern vor einer vollen Kornschen Kulturhalle machte der CDU-Bundesparlamentarier deutlich, wie mehrfach beispielhaft die Ener­giewende sei. Zum einen zeige sie, dass die Politik zu einer Systemtransformation fähig sei. Zum anderen laufe sie gegen den Trend einer internationalen Konkurrenz auf immer tieferem Niveau. Eine technologische Füh­rungs­posi­tion Deutschlands erscheine möglich. „Wir sind davon abhängig, besser und innovativer zu sein“.

Zeigte, wie unumgänglich wegweisend die Energiewende ist: Dr. Norbert Röttgen.Fotos: Düll

Zeigte, wie unumgänglich wegweisend die Energiewende ist: Dr. Norbert Röttgen. Fotos: Düll

Dabei erinnerte er daran, welch tiefgreifenden Wandel der Abbau monopolistischer bzw. oligopolistischer Strukturen zu Gunsten von dezentralen Einheiten und der Verlagerung von Wertschöpfung in den ländlichen Raum bedeute. Eine solche Systemtransformation brauche einen langen Atem. Erneuerbare Energien müssten erst in die Wettbewerbsfähigkeit geführt werden. Entscheidend werde sein, eine Phase von rund 20 Jahren zu garantieren, in der beide Systeme nebeneinander existierten und zudem das alte dem neuen System Rückendeckung gebe.

Kernkraft sei hingegen nicht zu verantworten, da die Gefahren und Folgen daraus in ihrer zeitlichen Dimension menschliche Vorstellungskraft vollkommen überschritten. Die Katastrophe von Fukushima sei Anlass, aber nicht der Grund für den Systemwechsel hierzulande gewesen. Auch machte Röttgen deutlich, dass die Energiewende mit einem 25-Prozent-Anteil von erneuerbaren Energien beim Strom, mit annähernd 400 000 Arbeitsplätzen und der Halbierung des Preises an der Strombörse bereits jetzt ein großer Erfolg sei.

Es seien acht Kernkraftwerke vom Netz genommen worden, und es werde so viel elektrische Energie wie noch nie in Deutschland produziert. Dass Strom für den Endverbraucher dennoch immer teurer wird, liege am komplizierten und unvernünftigen Umlage-Mechanis­mus, der verändert gehöre, so Röttgen. Tatsächlich seien die Vergütungen und damit die Erzeugungskosten für erneuerbare Energien enorm gesunken. Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien sei kein Dauerzustand. Ziel sei es, die Vergütungen immer weiter runter zu fahren, bis die einzelnen Energiearten voll wettbewerbsfähig seien. Bei Photovoltaik rechnet Röttgen schon in zwei Jahren damit.

Die Energiewende hält der frühere Bundesumweltminister für einen Exportschlager. Wenn Deutschland beweise, dass sich auf diese Weise wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Nachhaltigkeit verbinden ließen, dann würden China und die Schwellenländer dem nacheifern, zeigte er sich überzeugt. Keinen Zweifel ließ er daran: Für sechs Milliarden Menschen auf der Welt könne es kein Modell sein, nukleare Müllberge und Kohlendioxid in klimaschädlichem Ausmaß zu produzieren. „Das hält dieser Planet nicht aus“, sagte Dr. Norbert Röttgen, der anschließend noch Fragen aus dem Publikum beantwortete. Dabei widersprach er der Sicht eines Besuchers. Die Energiewende sei kein Aussetzen der Marktwirtschaft, wie dieser meinte, denn schon vorher habe es auf dem Energiesektor keine echten marktwirtschaftlichen Verhältnisse gegeben, so Röttgen.

Die mitunter heiklen Ausformungen der Energiewende in der Praxis thematisierte niemand, obwohl doch gerade ein Windpark nahe Rothenburg für Verbitterung bei Dorfbewohnern sorgt. Die Veranstaltung war relativ frei zugänglich. Einige örtliche politische Aktivisten nutzten dies auch – allerdings in anderer Sache, dem Erhalt von Straßenbäumen.

Vorab schon gab es viel Lorbeer für den prominenten Gast. So sagte Fritz Gempel, der Vorsitzende des Bezirksverbandes des Wirtschaftsbeirates: Er sei froh, dass Röttgen als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages in die allererste Reihe der Politik zurückgekehrt sei. Röttgens Handeln sei „nicht vom schnellen Geld geprägt, das vielleicht aus Russland komme“, sondern von den Werten einer freien und offenen Gesellschaft, so Gempel vor den zahlreichen Besuchern, darunter Vertreter aus Handwerk und Handel, Landwirtschaft und Industrie. Auch das offizielle Rothenburg und das Umland waren mit Oberbürgermeister Walter Hartl samt beiden Stellvertretern, mit Stadträten und Gemeindoberhäuptern bestens repräsentiert. Beim anschließenden „Empfang“ im Foyer bot sich Gelegenheit zum Gespräch mit dem Bundespolitiker, der noch lange für den Dialog zur Verfügung stand.

Der Wirtschaftsbeirat ist ein 1948 gegründeter, branchenübergreifender Berufsverband, der sich selbst als politisch unabhängig beschreibt. Auf Bezirksebene wurde er vor zwei Jahren in Ansbach aus der Taufe gehoben. Sein Fundament sei der Artikel 151 der Bayerischen Verfassung, demnach die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dem Gemeinwohl dienen solle. Dabei bedeute Gemeinwohl das Wohl aller Menschen, auch derer, die keinen deutschen Pass hätten und einschließlich jener Generationen, die erst noch nachkämen, präzisierte Bezirksvorsitzender Fritz Gempel. Zugleich hob er den zentralen Stellenwert regionalen Waren- und Wirtschaftskreisläufe, des Tourismus und der erneuerbaren Energien heraus.

„Die Sparkasse kann Energiewende“, diese Formel prägte Werner E. Thum, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rothenburg als Mitveranstalter des Abend. Sein Haus habe bereits vor zehn Jahren erstmals eigene Sonderkreditprogramme in diesem Bereich aufgelegt und sei dabei günstiger gewesen als die staatlichen Angebote, stellte Thum die Schlüsselposition seines Instituts bei der Energiewende vor Ort heraus. Auch CSU-Bundestagsabgeordneter Josef Göppel sprach ein Grußwort. Dabei nannte er herkömmliche Kraftwerke „Dinosaurier“, weil sie nur ein gutes Drittel ihrer Kraft in Nutzenergie umwandelten und Abwärme nicht sinnvoll verwerteten.

Mit den erneuerbaren Energien entstünden kleinteilige, autonome Einheiten, die für sich überall agieren könnten und doch weltweit vernetzbar seien, sagte Göppel. Für ihn sind sie die „technologische Entsprechung des Internets und des Computers im Energiebereich“. hd


Regional trotz Verbunds

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Klinikverantwortliche standen „Mediroth“ Rede und Antwort

ROTHENBURG – Sorgen und Ängs­te mit den Verantwortlichen persönlich besprechen. Hierzu hatten die Mitglieder des Krankenhaus-Fördervereins Rothenburg „Mediroth“ bei ihrer Mitgliederversammlung im „Goldenen Fass“ die Gelegenheit. Klinikvorstand Dr. Andreas Goepfert und Klinikdirektor Lars Anwand beantworteten nach einem kurzen Bericht zur aktuellen Situation von „ANregiomed“ und der Rothenburger Klinik die Fragen der Anwesenden zur Zukunft der Gesundheitsversorgung am Ort.

Die wirtschaftliche Situation sei in der Tat sehr angespannt, doch man befindet sich aufgrund der Fusionierung in der komfortablen Lage keine vier konkurrierenden Unternehmen zu haben, sondern einen medizinischen Verbund, der eine flächendeckende Versorgung gewährleisten kann, so Dr. Andreas Goepfert, Klinikvorstand von „ANregiomed“. Die Fragen der Anwesenden zeigten eine gewisse Verunsicherung darüber, wie das Rothenburger Krankenhaus in Zukunft bestehen und geführt wird.

Teil des neuen Vorstands mit dem bisherigen Kassier. Foto: privat

Teil des neuen Vorstands mit dem bisherigen Kassier. Foto: privat

Vorbehalte gegen große, alles gleichmachende Einrichtungen verbargen sich dahinter sowie die Befürchtung, dass die Rothenburger Belange durch eine ausgelagerte zentrale Steuerung der Strukturen in den Hintergrund rücken könnten. Das Rothenburger Krankenhaus war, isoliert betrachtet, vor der Fusion ein „hervorragendes Krankenhaus“.

Dies ging auch aus dem Kurzbericht von Lars Anwand, dem neuen Klinikdirektor des Rothenburger Krankenhauses hervor. 2013 war seiner Aussage nach ein „hervorragendes Jahr“ für das Rothenburger Klinikum (seit August 2013 existiert das Kommunalunternehmen „ANregiomed“). Einen überproportionalen Anstieg der Fallzahlen von 900 Fällen konnte er vermelden, was sich wiederum erfreulich auf den Umsatz auswirkt.

Und auch für dieses Jahr zeichnet er ein positives Bild. Er rechnet mit etwa 10000 Patienten, die sich in Rothenburg behandeln lassen werden. Dementsprechend müssen Investitionen getätigt werden: Ab April bekommt der Aufwachraum mehr Kapazitäten und neue Instrumente und Geräte für die Endoskopie werden angeschafft. Wenn mehr Patienten behandelt werden, ist auch mehr Personal nötig, so die Rechnung von Hans-Peter Nitt, Vorsitzender von „Mediroth“. Klinikdirektor Lars Anwand antwortete darauf, dass der Bedarf an Personal geprüft wird und dementsprechend dann Stellen ausgeschrieben werden. Die Fusion war auf den ersten Blick für das hiesige Klinikum nicht zwingend notwendig. Dr. Andreas Goepfert aber erklärte, dass andere Kliniken mit der Zeit aufholen und zur Konkurrenz werden könnten. Im Verbund fühlt man sich stärker dagegen gewappnet.

Der medizinische Sinn der Fusion liegt darin, eine wohnortsnahe Grundversorgung zu bieten und unterschiedliche Spezialisierungen sinnvoll abgestimmt aufzubauen, um Doppelstrukturen zu vermeiden. Ziel sei es, dass die Kliniken von „ANregiomed“ nicht nur im Notfall wahr- und angenommen werden und man sich in anderen Fällen nach einer Beratung für eine andere Klinik entscheidet.

Die Fusion stellt eine Umbruchphase dar, in der vieles sehr kompliziert ist. Eine zentrale Steuerung gewisser Strukturen sei nötig, erklärte Dr. Andreas Goepfert. Dies bedeute aber nicht, dass alles in allen dazugehörigen Institutionen auf dieselbe Weise gemacht wird, denn „jedes Haus hat seine eigene Geschichte“. Die vier Krankenhaus-Fördervereine sind Beweis dafür, dass das regionale Denken immer noch fest verankert ist. Sie möchten dazu beitragen, dass in dem Krankenhaus, das sie unterstützen, neben der medizinischen Versorgung „etwas mehr“ geboten werden kann.

Das musikalische Rahmenprogramm bei der Caféteria-Einweihung, die Sonnenschirme für den Außenbereich, eine Spülmaschine für den operativen Bereich und selbstgenähte Eulen und Schlafbären als Geschenk für Kinder nach einer Operation sowie Henkeltaschen für die Patientenakten werden von „Mediroth“ organisiert und finanziert oder als Spenden entgegengenommen. Ebenso beteiligt sich der Verein, der knapp 60 Mitgliedern zählt, an der Hälfte der Kosten für eine mechanische Reanimationshilfe, wie „Mediroth“-Vorsitzender Hans-Peter Nitt in seinem Geschäftsbericht anführte.

Bei der Mitgliederversammlung fanden auch Neuwahlen des Vorstandes statt. Einstimmig in ihren Ämtern bestätigt wurden Hans-Peter Nitt als Erster Vorsitzender und Jutta Striffler als Zweite Vorsitzende sowie Schriftführerin Renate Schauer und die beiden Kassenprüfer Thomas Schmid und Dr. Thomas Rebmann. Susanne Treuheit löst als neue Kassiererin Peter Schaumann ab.

Klinikvorstand Dr. Andreas Goepfert nutzte die Gelegenheit vor den „Mediroth“-Mitgliedern und Gästen zu betonen, dass die Diskussion der vergangenen Wochen um die Wirtschaftlichkeit die Menschen verunsichert hat. Er stellte klar, dass aber die Leistungsfähigkeit von den Ärzten zu keiner Zeit eingeschränkt war. Einerseits habe die Diskussion geschadet, wie Zahlen belegen. Andererseits sei sie ein „positiv reinigendes Gewitter“ gewesen. Der Klinkvorstand kam gerade von einer Besprechung mit den Ansbacher Chefärzten, bei der man sich „gut und harmonisch ausgetauscht“ habe. Man habe nun einen vertrauensvollen, positiven Weg zur Diskussion gefunden, so Dr. Andreas Goepfert.

Der Umgang miteinander hat sich also normalisiert. Bei der Wirtschaftlichkeit von „ANregiomed“ sieht sich der Klinikvorstand ebenfalls auf einem guten Weg. Dass die Schere zwischen Kosten und Erlösen immer weiter auseinander geht, betrifft nicht nur die Einrichtungen von „ANregiomed“, sondern medizinische Einrichtungen bundesweit. In einer Presseinformation zeigt sich Dr. Andreas Goepfert fest davon überzeugt, „innerhalb der nächsten zwei Jahre eine deutliche wirtschaftliche Trendwende zu erzielen“. mes

Der Neue kommt

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Bald wieder ein Pfarrer für Neusitz und Schweinsdorf

NEUSITZ – Ein Haus voller Leben wird es im Spätsommer wieder neben der Kirche in Neusitz geben. Pfarrer Markus Dörrer wird zum 1. September mit Frau, Kindern und Hund von Wildenholz nach Neusitz wechseln, um die seit Dezember vakante Pfarrstelle zu besetzen.

Es ist zwar noch fast ein halbes Jahr hin, doch Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude – auch wenn einige Einwohner von Neusitz und Schweinsdorf diese Neuigkeit nach dem enttäuschenden Abgang von Pfarrer Wolfgang Schmitz wahrscheinlich mit einigen Vorbehalten zur Kenntnis nehmen werden.

Damals noch zu viert: Familie Dörrer.  Foto: Archiv

Damals noch zu viert: Familie Dörrer. Foto: Archiv

„Wir schauen uns schon nach Umzugsunternehmen um“, versucht der 36-jährige Markus Dörrer die Ernsthaftigkeit des Vorhabens zu unterstreichen. Mehrere Gründe überzeugten die Familie Dörrer, wieder in die Nähe von Rothenburg zu ziehen. Die Schwiegereltern wohnen in Rothenburg, seine Frau hat ebenfalls in Rothenburg für nach der Elternzeit eine Anstellung gefunden und die Arbeit in den beiden Kirchengemeinden Neusitz und Schweinsdorf ist unter anderem sehr attraktiv, da es eine volle Pfarrstelle ist.

In Wildenholz (Dekanat Feuchtwangen), wo Pfarrer Markus Dörrer seit 2011 tätig ist, bestand seine Arbeit aus vielen verschiedenen Komponenten in Bereichen abseits der Kirchenarbeit. Obwohl die Stelle laut Ausschreibung im Amtsblatt bereits zum 1. April besetzt werden sollte, wird er erst im September beginnen. Zum einen wollte man die angespannte Situation im Dekanat Feuchtwangen, wo vier von zwölf Pfarrstellen vakant sind, mit einem schnellen Fortgang nicht weiter belasten. Zum anderen kann so die 6-jährige Tochter noch ihr erstes Schuljahr in Ruhe zu Ende bringen.

„Wir werden ganz bewusst nach Neusitz gehen“, betont Markus Dörrer. Sie haben sich die Pfarrstelle und die Gegebenheiten vor Ort bereits angeschaut und einen durchweg positiven Eindruck gewonnen. Die beiden Kirchen in Neusitz und Schweinsdorf sind dem in Norddeutschland aufgewachsenen Pfarrer durchaus bekannt: Seine Vikarzeit verbrachte er nämlich in St. Jakob in Rothenburg und St. Peter-und-Paul in Detwang.

Die beiden kleinen Mädchen (sechs und vier Jahre alt), der 1-jährige Bub und der Familienhund werden für Leben im Pfarrgarten und Pfarrhaus sorgen. Bei seiner zweiten eigenen Pfarrstelle ist ihm vor allem wichtig, gut mit den engagierten Gemeindegliedern zusammen arbeiten zu können. Die Verantwortung für den Kindergarten sieht er als positive Herausforderung. mes

Ein verbessertes Angebot

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Die Projektschmiede kann jetzt mit neu gestalteten Räumen aufwarten

ROTHENBURG – Nun hat sie wieder geöffnet und die Kunden können sich freuen: Die Rothenburger Projektschmiede im ehemaligen Schlachthof startet mit einem verbesserten Angebot und in schöneren Räumen in die neue Saison.

Die Winterpause beim Verkauf hat man ausgiebig genutzt, um den finanziellen Überschuss aus dem letzten Jahr in die Betriebsstruktur zu investieren. Die Verkaufsräume wurden hergerichtet und optimiert, für die Besucher ein behindertengerechtes WC neu gebaut und den Fuhrpark in Ordnung gebracht.

Bei einer kleinen internen Feier hat man die neu gestalteten Kundenräume im Kreise geladener Gäste eingeweiht. So konnten diese schon vor der offiziellen Eröffnung die Veränderungen in aller Ruhe in Augenschein nehmen und sich von den gelungenen Verbesserungen überzeugen. Bei schönem Sonnenschein hat Geschäftsführer Karl Dehm draußen im Hof des Schlachthofgeländes einige Stadträte, Vertreter der Firmen, von Sparkasse, Job-Center und der Vorstandschaft des Vereins sowie alle Kollegen und Mitarbeiter willkommen heißen können. Letztere stellten sich dann noch persönlich den Gästen kurz vor.

Wie Dehm in seinen Ausführungen wissen ließ, sind bei der Projektschmiede zur Zeit neun Menschen versicherungspflichtig beschäftigt – fünf davon in Vollzeit, drei zu 75 Prozent und eine geringfügig Beschäftigte. Vor ihrer Anstellung bei der Projektschmiede waren alle langzeitarbeitslos. Unter anderem sind drei Mitarbeiter zwischen 70 und 100 Prozent schwerbehindert, zwei sind trockene Alkoholiker.

Allerlei Lampen und Möbel stehen zum Verkauf. Fotos: Pfänder

Allerlei Lampen und Möbel stehen zum Verkauf. Fotos: Pfänder

Seit diesem Jahr hat man noch vier Arbeitsgelegenheiten vom Jobcenter (sog. Ein-Euro-Jobs), bisher waren es fünf Plätze. Bis vor zwei Jahren wurde die Betreuung noch mit 50 Euro pro Platz und Monat gefördert, nun nicht mehr. Fünf Ehrenamtliche ergänzen das Team. „Die Fördermittel werden immer weniger“, so dass man inzwischen rund 80 Prozent der Finanzen selbst decken müsse, betonte der Geschäftsführer. Man müsse sich jetzt immer wieder fragen, wie viele Mitarbeiter brauche man und wie viele könne man sich leisten.

Früher war für viele Menschen geförderte Arbeit zu finden, heute müss­ten weniger Menschen mehr und effizienter arbeiten, um sich zu finanzieren, führte Karl Dehm aus. So gesehen hätten sich die Arbeitsbedingungen denen des ersten Arbeitsmarktes angenähert. „Dies ist – ohne Zweifel – ein Vermittlungsvorteil für unsere Mitarbeiter, die den Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt gehen wollen“, sagte Dehm.

Man versuche, diese zu stabilisieren und weiter zu qualifizieren und so lange zu halten, wie es möglich sei. Immer wichtiger geworden für die Finanzen sei der Bereich Entrümpelungen und Haushaltsauflösungen sowie der Gebrauchtwarenverkauf, der wirtschaftlich so entwicklungsfähig war, dass die immer geringer werdende öffentliche Förderung durch eigene Einnahmen kompensiert werden konnte.

Durch die neu eingeführte Winterpause, die Arbeitslosigkeit fast aller Mitarbeiter (ohne Entlassung) und die Steigerung der Einahmen in nur neun Monaten, konnte man die Vorjahreseinnahmen um 15000 Euro übertreffen. Zuschüsse gab es unter anderem vom Diakonischen Werk (6000 Euro für Besucher-WC) und von der Stadt Rothenburg (5000 Euro für Lohnkosten und 9600 Euro als Gegenwert der mietfreien Überlassung des Schlachthofes).

Hatte man 2012 noch ein Defizit in Höhe von 8000 Euro, so konnte man 2013 einen Überschuss von 40000 Euro erzielen. „Den Überschuss haben wir in unsere Betriebsstruktur investiert“, ließ der Geschäftsführer die Gäste wissen, die sich dann beim Rundgang von dem auch optisch sichtbaren Ergebnis beeindruckt zeigten. „Ein Kunstwerk“ würdigt man auf einem Schild an der neuen behindertengerechten Toilette das Geschaffene, bei dem Mitarbeiter eine Eigenleistung in Höhe von 4500 Euro erbracht haben.

Vor allem Johann Göttfert war bei Planung und Ausführung vom Kunden-WC maßgeblich beteiligt. Die Kundenräume sind jetzt klar nach Sachgebieten sortiert. Zwei Räume gibt es extra für Kindersachen, die von diversen Spielen über Kinderbücher bis Bekleidung reichen. Rund 10000 Bücher aus allen Bereichen und übersichtlich geordnet finden sich in der mit einem Holzofen beheizbaren „Bücherei“. Vom Kleingerät bis zum Kühlschrank oder der Gefriertruhe findet man in der übersichtlichen Küchenabteilung fast alles.

Ein „Lichterlauf“ im Gang und der große Möbelraum (alle Lampen sind geprüft) gehören ebenso zu den Neuerungen, die nun dem Kunden die Suche nach etwas Bestimmten wesentlich leichter und angenehmer machen. Unter anderem bietet die Projektschmiede auch Umzugshilfe an. Inzwischen ist der Schlachthof in die Denkmalliste aufgenommen.

Wichtig wäre ein längerfristiger Nutzungsvertrag, um vom Zweckbetrieb zu einem Integrationsbetrieb zu kommen und so verstärkt Investitions- und Fördermittel zu erhalten, betonte Karl Dehm und hofft auf einen „neuen Denkprozess“ nach der nun erfolgten Wahl im neuen Stadtrat. „Wir haben unsere Offenheit und Gesprächsbereitschaft oft genug gezeigt“, sagte der Geschäftsführer. hap

Mit Kreisverkehr

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Neuer Verkehrsübungsplatz am Spitaltorparkplatz

ROTHENBURG – Früh übt sich: Schüler für den Straßenverkehr fit zu machen hat in Rothenburg einen hohen Stellenwert. Der alte Verkehrsübungsplatz fällt wegen des Grundschul-Neubaus weg. Zur Zeit wird ein neuer Platz zwischen Realschule und Spitaltorparkplatz für die Jugendverkehrserziehung gebaut. Neu dabei ist der Kreisverkehr und die finanzielle Beteiligung der umliegenden Gemeinden.

Ganz rechts fahren, auf andere Verkehrsteilnehmer achten, Handzeichen geben, den Schulterblick nicht vergessen und die Vorfahrt beachten: Es ist ganz schön viel, was sich die Grundschüler auf einmal merken und kurz hintereinander auf ihren Fahrrädern umsetzen müssen. Für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr ist dies aber unverzichtbar.

Im Moment üben sie auf einem provisorischen Platz. Die Stadt Rothenburg hat extra hierfür auf einem abgegrenzten Areal auf dem Spitaltorparkplatz gelbe Straßenmarkierungen gezogen. So kann die Zeit überbrückt werden, bis der richtige Verkehrsübungsplatz nebenan fertig ist. Verkehrserzieher Peter Körner ist der Stadt dankbar für diese Unterstützung. Ansonsten hätte ein ganzer Jahrgang an der Verkehrserziehung nicht teilnehmen können. Seit 14 Jahren ist er bereits Verkehrserzieher. Diese Erfahrung half ihm dabei, das Konzept für den neuen Übungsplatz zu erstellen.

Im Boden versenkt: Edelstahlhülsen für Verkehrsschilder. Fotos: mes

Im Boden versenkt: Edelstahlhülsen für Verkehrsschilder. Fotos: mes

Grundsätzlich wird das Konzept auch so umgesetzt, sagt Frank Braun vom Würzburger Ingenieurbüro „Planungsschmiede“. Er ist für die Planung und Bauüberwachung des Verkehrsübungsplatzes zuständig. Neben Einbahnstraße und Kreuzungen wird es auf den 2700 Quadratmetern zur Freude der Verkehrserzieher nun auch einen Kreisverkehr geben.

Im Februar hat man mit den Arbeiten begonnen. Laut Frank Braun, der zum ersten Mal für einen Verkehrsübungsplatz verantwortlich ist, ist bislang alles „hervorragend gelaufen“. Man sei mit den Arbeiten sogar vor dem Zeitplan. Nach den Osterferien soll der Übungsplatz dann in Betrieb genommen werden. Bislang waren die Gemeinden nicht an den Kosten der Verkehrserziehung beteiligt. Für den neuen Übungsplatz hingegen werden auch sie zur Kasse gebeten.

Im Moment belaufen sich die Gesamtkosten auf 304000 Euro. Vorläufig sind im städtischen Haushalt 237000 Euro dafür veranschlagt. Nach Beendigung der Bauarbeiten werden die tatsächlichen Kosten errechnet. Dann wird anhand des Nutzungsgrades ermittelt, in welcher Höhe sich die Träger der insgesamt sechs Schulen und Schulverbände des Altlandkreises sowie des Förderzentrums daran beteiligen. Die Landesverkehrswacht Bayern und die Rothenburger Verkehrswacht haben Zuschüsse von zusammen 10000 Euro in Aussicht gestellt.

Im Bauverlauf gab es keine unvorhergesehenen Besonderheiten. Lediglich eine historische Brunnenleitung, die unter dem Platz verläuft musste mit Platten gesichert werden, erklärt Rudolf Krämer vom Stadtbauamt. Hierfür fallen Unterhaltungskosten von etwa 46000 Euro an. Der Platz wird nach Fertigstellung mit einem Geländer eingezäunt, um nicht als Parkplatz verwendet zu werden.

Für den Festbetrieb an der Sommermesse ändert sich aber nichts. Das Festzelt und die Fahrzeuge der Schausteller werden dort weiterhin stehen können, da alle Anschlüsse erhalten bleiben. Die positive Veränderung wird sein, dass sich der Bereich, wo früher nur Wiese war, bei Regen nun nicht mehr in eine Schlammpfütze verwandelt. Die Situation für die Jugendverkehrserziehung und den Festbetrieb wird sich so auf Dauer verbessern.

Die Straßenführung des Übungsplatzes ist mit Graniteinfassungen begrenzt. Man verzichtete aus Sicherheitsgründen bewusst auf Bordsteine. Der Platz ist demnach komplett eben. Damit Regenwasser ablaufen kann, wurde Rasenfugenpflaster für die Flächen zwischen den Straßen verwendet. Gehwege werden dabei mit roten Pflastersteinen dargestellt. Die vormals dort verlegten Rasengittersteine wurden zum Teil aufbewahrt und um den Platz herum als Bankett verwendet.

Die Verkehrsschilder können in im Boden versenkte Edelstahlhülsen gesteckt werden. Außerdem gibt es eine batteriebetriebene Funkampel. In zwei verschließbaren Containern finden die Fahrräder für die Verkehrserziehung Platz. Inzwischen sind auch die Asphaltierungsmaßnahmen auf dem Übungsplatz angelaufen. Nun heißt es zwei Wochen warten und die Fahrbahnmarkierungen können aufgemalt werden.

In Rothenburg hat man sich schon um die Verkehrserziehung gekümmert, als es in Bayern noch gar nicht verpflichtend war, erinnert sich Kurt Förster, der erste Verkehrserzieher in Rothenburg, ab 1980 sogar hauptamtlich. Bevor es den mittlerweile ehemaligen Übungsplatz gab, ist man mit den rund zwanzig Fahrrädern im Gepäck zu den unterschiedlichen Schulen gefahren und hat mit Kreide die Markierungen aufgemalt. mes

Turmweg eröffnet

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Rothenburg wirbt mit seinen Besonderheiten

ROTHENBURG – Rothenburg kann mit vielen Pfunden wuchern. Altstadt und Landschaft mit ihren idyllischen Gassen und Winkeln als Teil der lebendigen Geschichte lassen sich noch stärker gewinnbringend nutzen für eine touristische Entwicklung. Mit festlicher Bläsermusik durch Mitglieder des Stadt- und Jugendblasorchesters wurde am Freitag bei strahlender Frühlingssonne der Rothenburger Turmweg eröffnet, der durch die eindrucksvolle Szenerie von mittelalterlicher Stadtbefestigung, Panorama und Natur führt.

Als symbolischer Akt enthüllten Oberbürgermeister Walter Hartl und Landrat Dr. Jürgen Ludwig, der einen Rothenburg-Tag absolvierte und dabei auch die Förderschule besuchte, die beiden Stelen am Burgtor mit Bastei vor dem höchsten Torturm der Rothenburger Stadtbefestigung und begaben sich dann mit Gästeführerin Karin Bierstedt auf den Turmweg. Begleitet von den beiden Bürgermeistern Kurt Förster und Irmgard Mittermeier, Stadt­räten, Stadtbaumeister Michael Knappe, Rothenburger Bürgern und Gästen der Stadt, die sich der Gruppe spontan anschlossen.

Symbolischer Akt: Oberbürgermeister Walter Hartl (re) und Landrat Dr. Jürgen Ludwig enthüllten die Informationstafeln für den ausgeschilderten Turmweg. Fotos: Schäfer

Symbolischer Akt: Oberbürgermeister Walter Hartl (re) und Landrat Dr. Jürgen Ludwig enthüllten die Informationstafeln für den ausgeschilderten Turmweg. Fotos: Schäfer

Die Anfänge der Planung als thematisches Rundwegekonzept reichen in das Jahr 2010 zurück im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“. Mit der konkreten Ausarbeitung der Maßnahme durch das Fürther Büro Meyer-Schwab-Heckelsmüller war die Herausstellung des Alleinstellungsmerkmals der Altstadt mit komplett geschlossener Wehranlage ein Schwerpunkt. 63500 Euro kostete die Maßnahme, die mit bis zu 60 Prozent gefördert wird. Stadtbauamt, Tourismus Service, Ekkehart Tittmann, Dieter Schulz, Dr. Hellmuth Möhring und Berufsschüler haben an dem Projekt mitgewirkt für ein gutes Ergebnis. Auch die Schlosserei Dörfler in Ohrenbach, die Rothenburger Firma Seybold, Folien-Ottolino Neusitz und der Bauhof waren beteiligt.

Der insgesamt vier Kilometer lange Rundweg mit seinen 22 thematischen Stationen bringt die Themen Türme, Tore, Festungswesen, Natur, Landschaft, Geschichte sowie historische Einrichtungen in deutscher und englischer Sprache anschaulich näher und lädt dazu ein, die eigene Heimat besser kennenzulernen. Eine Hauptstation am Markplatz, wo noch eine geeignete Stelle gefunden werden muss, und die Hinweisstele am Sauturm fehlen noch wegen der laufenden Sanierungsmaßnahme.

Interessant die geschichtlichen Hintergründe zum Weiberturm, der als Gefängnis genutzt wurde, oder zum Kummereck, dessen Name wohl von einem Abladeplatz für Schutt kam. Der um 1408 erbaute Henkersturm beherbergte die Wohnung des städtischen Henkers und der fast gleichzeitig errichtete Pulverturm war Aufbewahrungsort für Schießpulver. Ursprünglich wurde er Fürbringerturm genannt, später ging dieser Name auf das kleinere Türmchen zwischen Klingentor und Pulverturm über. Der Strafturm vor dem Klingentor wurde auch „Schuldthurm“ genannt und diente zur Läuterung leichter Vergehen. Ein spannender Geschichtslehrgang – nutzbar auch für Schulen, Kindergärten und ältere Menschen mit Gehhilfen sowie für Eltern mit Kinderwagen, denn mit Ausnahme einzelner Steigungen ist der Turmweg nahezu barrierefrei.

Die in vier Abschnitten im 13. und 15. Jahrhundert errichtete Wehranlage umfasst sechs Haupttore mit Basteien als Eingangs-Bollwerke war jahrhundertelang von großer Bedeutung und bietet ein einmaliges Ensemble. In der Altstadt zeugen noch heute 46 Türme von Rothenburgs wehrhafter Geschichte. Allein 40 unterschiedliche Türme und Tortürme säumen den Rundweg, von dem aus man den Panoramaweg mit Ausblicken in das Taubertal, den Wein- und Gesteinslehrpfad, den Taubermühlenweg, das Wildbad, den wasserwirtschaftlichen Lehrpfad sowie verschiedene Fernwander-, Wander- und Pilgerwege erreicht. Eine 60-seitige Broschüre und Informationen im Internet werben für den Turmweg, der immer wieder ergänzt werden kann. Geschichtskundige Rothenburger haben bereits erste Fehler entdeckt. sis

Bodendenkmal-Experten frustriert

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Bei Bauarbeiten am Electrolux-Werk kamen wichtige prähistorische Funde unter die Raupe

ROTHENBURG – Es knirscht laut vernehmlich zwischen der Stadt Rothenburg als untere Denkmalbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege, Abteilung Bodendenkmäler. Mitarbeiter der staatlichen Behörde erheben den Vorwurf, vor lauter Geschichtsspuren werde in der Tauberstadt zu wenig auf die aus ganz alter Zeit geachtet. Aktuelles Beispiel aus ihrer Sicht: Fast wären wichtige prähistorische Zeugnisse unbeachtet geblieben, weggeräumt worden und für immer verschwunden.

Bei Bauarbeiten für die Verlegung von Electrolux-Parkflächen sind bedeutende Siedlungsspuren aus der Zeit um 7000 vor Christus zutage getreten. Nur der pure Zufall hat es verhindert, dass sie völlig unter die Raupe gekommen und verloren gegangen sind. Günter Oberndörfer, ein früherer ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesamts, hatte bei den Arbeiten vorbeigeschaut und dunkle Flecken auf dem abgeschobenen Gelände entdeckt. Er informierte die Bodendenkmal-Experten in Nürnberg, die den Bau stoppen ließen und eine Grabung veranlassten. Schon 1988 hatte er bei prähistorischen Funden auf dem benachbarten Gelände bei der Anlage des Mitarbeiter-Parkplatzes ähnliche größere Flecken gesehen und gemeldet. Sie führten dann tatsächlich zu prähistorischen Funden.

Archäologin Rita Beigel und Martin Nadler vom Landesamt an der verbliebenen Fundstelle. Fotos: Weber

Archäologin Rita Beigel und Martin Nadler vom Landesamt an der verbliebenen Fundstelle. Fotos: Weber

Seine Überzeugung heute: Die Grabung war unter Federführung des damals für unser Gebiet zuständigen ehrenamtlichen Bodenkundlers aus Bockenfeld leider nicht mit Konsequenz durchgezogen worden. Sie sei vorzeitig beendet und die Fläche wieder für den Parkplatz-Bau freigegeben worden, obwohl nur unzureichende Befunde vorlagen und gesichert waren. Wären er und seine Kollegen diesmal vor Beginn der Bauarbeiten informiert worden, hätten sie diese Scharte von damals womöglich auswetzen können, betont Martin Nadler als der für unser Gebiet zuständige Prähistoriker des Landesamts mit Sitz in Nürnberg. Etwas rätselhaft ist, warum das nicht geschah.

Die Stadt Rothenburg hätte Electrolux nämlich beim Bauantrag für besagte Parkplatz-Verlegung darauf aufmerksam machen müssen, dass es sich hier um einen Bereich von prähistorischer Bedeutung handelt, der im Fach-Informationsdienst Bayern-Viewer des Landesamts mit einer großen roten Elipse deutlich markiert ist. „Uns wurde das nicht gesagt,“ versichert Ingenieur Thomas Deininger als der Verantwortliche für Infrastruktur und Liegenschaften des Elektrogerätewerks. Alle Beteiligten von damals seien nicht mehr im Unternehmen. Sogar auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg sei das Gelände mit entsprechender Luftbildauswertung untersucht worden.

Stadtbaumeister Michael Knappe gibt sich einigermaßen kleinlaut und räumt Versäumnisse des Stadtbauamts ein: „Diesen Schuh müssen wir uns wohl anziehen.“ Die freischaffende Archäologin Rita Beigel hat – teils unterstützt von Günter Oberndörfer und anderen Helfern – zum Glück noch an 14 Stellen Teile einer Siedlung der Linienband-Keramik-Epoche gesichert. Sie stieß unter anderem auf Scherben und auch auf Feuerstein-Splitter aus dieser Zeit.

Mit stellvertretendem Referatsleiter Martin Nadler stimmt sie darin überein, dass in der Fläche unterhalb noch wesentlich größeres prähistorisches Kapital lag. Das ist bei den Bauarbeiten allerdings bis auf kümmerliche Reste abgeschoben und weggeräumt worden. Vermutlich rund 50 wertvolle Befunde, so schätzen die Prähistoriker, bis hin zu Aufschlüssen über die Behausung mit Pfosten. Einfach weg. Da sei Zentrales und Wichtiges aus dieser ganz frühen Siedlungsepoche in Rothenburg für immer verlorengegangen. „Reine Spekulation,“ so Knappe. -ww-

Weiter keine Einigung

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Führt Streit um variable Leistungszulage vor Arbeitsgericht?

ROTHENBURG – Veränderungen sind eine schwierige Sache. Neben baulichen und innerbetrieblichen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsabläufe im Electrolux-Werk, das seit Januar auch für die kleinere Produktionsstätte im schweizerischen Schwanden verantwortlich ist, reiben sich Werkleitung und Betriebsrat an der Neugestaltung der tariflichen Vergütung für die rund fünfhundert Mitarbeiter der Fertigung. Ein Schlichtungsversuch zwischen Arbeitgeber- und Arbeitneh­mervertretern ist gescheitert. Der Streit geht in die nächste Runde.

Rothenburgs größter Arbeitgeber will im Rahmen des Tarifwerks der Metall- und Elektroindustrie die Vergütungsgestaltung für alle Beschäftigten nach einheitlichen Kriterien ausrichten. Diese waren aufgrund der verschiedenen Betätigungsbereiche unterschiedlich ausgestaltet. Die Mitarbeiter der Fertigung erhielten bisher ein festes Grundentgelt und eine feste Leistungszulage in Höhe von 13,9 Prozent vom Grundentgelt.

Johann Reindl: Leistung stärker honorieren.

Johann Reindl: Leistung stärker honorieren.

Künftig soll sich die Leistungszulage nach der Leistung des Mitarbeiters richten und kann bis zu 28 Prozent betragen. Beim bisherigen Akkordsystem war die Entlohnung an die erarbeitete Stückzahl geknüpft und steht nach Auffassung der Geschäftsleitung im Widerspruch zu neuen Arbeitsstrukturen, die auf den Erfolg von Arbeitsteams abzielen. Leistungsanforderungen und die Abhängigkeit der Arbeitsplätze voneinander führen dazu, dass ein langsameres Arbeiten Einzelner unmittelbar Lohneinbußen für die Arbeitskollegen nach sich zieht. „Bei Abweichungen der Stückzahlen nach unten wurde das Entgelt nicht reduziert und eine Erhöhung hatten wir nie“, sagt Werkleiter Johann Reindl.

Die variable Vergütung als Lohnbestandteil soll ein Anreiz zur Motivation sein, weil sich die Leistung im Geldbeutel auswirkt. Das Unternehmen will mit der neuen Regelung erreichen, dass die Mitarbeiter stärker im Sinne des Unternehmens handeln und sich auf die vereinbarten Ziele fokussieren. Im Angestelltenbereich ist die variable Vergütung nach dem Leistungsprinzip als Bestandteil des Arbeitsvertrages seit vielen Jahren gang und gäbe. Jetzt soll diese Regelung infolge der Weiterentwicklung des betriebsspezielleren tariflichen Konzepts in Anbetracht der ständig verändernden Marktanforderungen auch für die Fertigungmitarbeiter angewendet werden.

Der Betriebsrat reagiert abwehrend auf den Veränderungsprozess, während Werkleiter Johann Reindl die Chancen und positiven Seiten herausstellt. Nachdem die Beteiligten nach vielen Gesprächen keine tragfähige Lösung für die rechtlichen Streitigkeiten herbeiführen konnten, rief die Geschäftsleitung die tarifliche Schlichtungsstelle an. Sie bestand aus Beisitzern auf Arbeitgeber- und Betriebsratsseite sowie einem unparteiischen Vorsitzenden.

Nach einem Verhandlungsmarathon von 9 bis 21 Uhr fällte der Ausschuss einen Schlichtungsspruch. Dieser ist jedoch für den Betriebsrat zunächst nicht bindend. Er hat den Charakter eines Vergleichsvorschlages. Wird er von einer Seite nicht anerkannt, bleibt er ohne rechtliche Wirkung. Dann ist der Weg zum Arbeitsgericht offen. Nach Auffassung des Betriebsrates richtet sich der Schlichtungsspruch gegen die Interessen der Fertigungsmitarbeiter am Standort Rothenburg. Seine Position hat der Betriebsrat auf einem Handzettel verteilt und wird er heute bei der Betriebsversammlung erläutern. Die Werkleitung versucht Unsicherheit und Ängste um den Arbeitsplatz samt Annehmlichkeiten und Privilegien durch Kommunikation und das zügige Schaffen klarer Verhältnisse zu nehmen.

Die erste Beurteilung der Beschäftigten in der Fertigung soll in zwei Monaten stattfinden und vergleichsweise kulant durchgeführt werden. Wer besser bewertet wird, bekommt seine Leistungszulage sofort bezahlt. Wer weniger gut abschneidet, erhält seine bisherige Entlohnung bis zur zweiten Beurteilung, die dann turnusmäßig kommt, und kann die Übergangszeit dazu nutzen, seine Arbeitsleistung zu verbessern. Kritierien sind Einsatz, Qualität, Effizienz und zielgerichtetes Handeln. „Unser modernes Produktionssystem lebt von der Einbindung des Mitarbeiters“, sagt Johann Reindl, „künftig wollen wir sogar noch stärker im Team arbeiten“. sis


Strukturwandel beim Kulturforum

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Nach 10 Jahren übergibt Erich Landgraf an Jürgen Klatte

ROTHENBURG – Wechsel an der Spitze des Kulturforums: Aus den Vorstandswahlen ging Jürgen Klatte als neuer Vorsitzender hervor. Ihm zur Seite steht eine erheblich erneuerte Mannschaft, darunter Annika Keller als die zweite Vorsitzende. Nach zehnjähriger erfolgreicher Tätigkeit als Gründungsvorsitzender bleibt Erich Landgraf weiter Vorstandsmitglied mit besonderer Zuständigkeit für das Topplertheater.

Als frischgebackener Erster Vorsitzender des Kulturforums hob Jürgen Klatte die Leistung von Erich Landgraf hervor, der zehn Jahre lang die Vereinsgeschicke engagiert führte. Kritiker, die befürchteten, dass nun der Verein „noch konservativer werde“, wolle er eines Besseren belehren. Dazu soll nach seiner Meinung auch die neue zweite Vorsitzende Annika Keller beitragen. Sie war die letzten Jahre im Rahmen der Sozialen Stadt als Kulturbeauftragte beschäftigt und will neue Ideen einbringen. Nachdem der Theaterbetrieb viele Kräfte gebunden habe, gehe es künftig darum die breiten Kultuforums­aufgaben zu betonen. Dazu gehöre vor allem die Jugend anzusprechen und dabei auch deren Vorliebe für die neuen Medien zu berücksichtigen. Klatte: „Wir wollen gerade junge Leute ins kulturelle Leben einbeziehen!”

Vorsitzender Jürgen Klatte, neue Funktion: Erich Landgraf. Fotos: mes

Vorsitzender Jürgen Klatte, neue Funktion: Erich Landgraf. Fotos: mes

Es sei einiges zu tun, so werde demnächst auch ein neuer Internetauftritt umgesetzt und ein Jahresprogramm erarbeitet. Mit dem Wissenschaftsvortrag von Prof. Dr. Krämer kommenden Freitagabend im Musiksaal mache man schon einen Anfang. Insgesamt betrachtet Jürgen Klatte das Kulturforum als „gut aufgestellt“, da im Gesamtvorstand wichtige Bereiche wie Musik, Festspiel, Tourismus, Schulen und Laientheater abgedeckt würden. Neue Schriftführerin ist Christina Löblein. Als Beisitzer und damit in den engeren Vorstand wurden gewählt: Erich Landgraf, Ulrich Knörr (Kirchenmusik), Harald Krasser (Festspiel), Jörg Christöphler (Leiter Städt. Tourismus-Service) und Walter Först (Gymnasialdirektor). Als satzungsgemäß vorgesehene Beiräte bestimmte die Versammlung Rainer Teschner (der die freie Theatergruppe leitet) und Dieter Balb (Marketing Theater). Das Amt der Kassiererin wird weiterhin Tanja Stömer inne haben, der Helmut Heppel als Kassenprüfer „perfekte Arbeit“ bestätigte, was zu einstimmiger Entlastung führte.

In ihrem Bericht legte Tanja Stömer die voneinander unabhängigen Zahlen für das Kulturforum und den unter seinem Dach laufenden Eigenbetrieb Topplertheater vor (ähnlich wie früher das Kultur-Brauhaus), wobei die beiden Haushalte naturgemäß in den Summen weit auseinanderliegen. Ist beim Theater von gewaltigen 208000 Euro jeweils in Einnahmen und Ausgaben die Rede, so sind es beim übrigen Kulturforum bislang nur etwa 8000 Euro, die in der Haushaltsbilanz auftauchen.

Erich Landgraf möchte sich nach zehn Jahren an der Spitze des Kulturforums in Zukunft noch intensiver um das Topplertheater kümmern. Deshalb kandidierte er nicht mehr für den Vorsitz. Um die „besonderen Herausforderungen“, die das Theater stelle, auf mehrere Schultern zu verteilen, wurde auf der Mitgliederversammlung eine Arbeits- und Projektgruppe Topplertheater im Rahmen der bestehenden Satzung gebildet.

Wie Albert Schmitt als Jurist erläuterte, sieht die beschlossene Geschäftsordnung vor, dass Erich Landgraf als Kurator beauftragt und bevollmächtigt wird, praktisch soll er Geschäftsführungsaufgaben im weiterhin dreiköpfigen Leitungsteam mit Jürgen Klatte als Trägervereins-Vorsitzendem und Beirat Dieter Balb ausführen. Es gehe dabei um das Tagesgeschäft und Organisatorisches im Alltagsbetrieb, die Spielplanerstellung, Regievergabe sowie das Vertragswesen. In der anstehenden zweijährigen Amtsperiode möchte man mit dieser klareren Konstruktion praktische Erfahrungen sammeln.

In seinem Jahresbericht hatte Erich Landgraf ein gemischtes Fazit gezogen. Einige der angebotenen Veranstaltungen wie die Kultur-Reisen, das Theaterstück „Kästner für Erwachsene“ sowie die Kabarettistin Margret Gilgenreiner unter Theater Extra hätten zu geringen Zuspruch bekommen. Daneben habe es aber auch erfolgreiche Veranstaltungen wie beispielsweise die Lesung zum Welttag des Buches und die Beteiligung an der Märchenwoche gegeben. Schon zum fünften Male führte man das Konzert zum Neuen Jahr durch.

Mit der neuen Struktur hofft man einerseits das Kulturforum in seinen originären und breit gefächerten Satzungsaufgaben noch eigenständiger zu machen und andererseits sich den umfangreichen Aufgaben des personalintensiven Theaterbetriebs besser widmen zu können. Wie in der Aussprache betont wurde, sei ein eigener Theaterverein derzeit auch deshalb nicht sinnvoll, weil für ein dann völlig neues Vorstandsgremium einfach die Leute fehlten. Außerdem seien die Förderstrukturen derzeit sehr effektiv beim Trägerverein Kulturforum angesiedelt, was gegenüber den Behörden wichtig ist.

In seinem Bericht wies Erich Landgraf vor allem auf den großen Erfolg der Aufnahme ins Förderprogramm für nichtstaatliche Theater in Bayern (80 gibt es davon) durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hin. Den beantragten Zuschuss habe man vom Staat in voller Höhe über 40000 Euro bekommen und der Antrag für dieses Jahr sei eingereicht. Trotzdem müsse man betonen, dass es ohne den bisherigen Anteil privater Sponsoren und vor allem des Hauptsponsors Sparkasse nicht reiche. Hilfreich seien ferner die Mittel aus dem Bayerischen Kulturfonds über die Regierung für investive Maßnahmen. Wesentliche Grundlage sei aber vor allem die generelle Unterstützung der Stadt Rothenburg und des Stadtrates. Landgraf wörtlich: „Wir bitten dringend darum, uns weiterhin zu helfen, denn allein mit Staats-Fördergeldern können wir in Zukunft nicht bestehen!“

Jürgen Klatte musste an diesem Abend einzelne Vorstandskandidaten wegen Krankheit oder beruflicher Verpflichtung entschuldigen, die aber schriftlich ihre Zusage im Falle ihrer Wahl versichert hatten und auch alle fast einstimmig (höchstens eine Gegenstimme oder Enthaltung) gewählt wurden. In Kürze will man bei der konstituierenden Vorstandssitzung dann die künftigen Aufgaben näher abstecken. Eine Lesung am 23. April in der Rathausdiele zum 450. Geburtstag Shakespeares ist der nächste Veranstaltungstermin. Und das Theater mit sechs Schauspielern, und zwei Regisseuren bei zwei Eigenproduktionen sowie dem Probenbeginn im Mai wirft seine Schatten immer deutlicher voraus. mes/fa

Berufsoptionen erweitern

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Mit Zukunftstag Mädchen für Karriere in Handwerk und Industrie gewinnen

ROTHENBURG – Bohren, schrauben, montieren – oder doch lieber Haare schneiden, Kleider verkaufen, Kinderlieder singen? Um Mädchen die Möglichkeit zu geben Berufe kennenzulernen, die traditionell eher von Männern ausgeübt werden, gibt es einmal im Jahr den „Girls’ Day“. An diesem Tag können Schülerinnen in den teilnehmenden Betrieben selbst einmal unter Anleitung etwa eine Drehmaschine bedienen oder eine Überwachungsschaltung verdrahten und so allgemein neue Perspektiven für ihre Berufswahl entdecken.

Eigentlich sollte man sich nicht für seine Berufswahl rechtfertigen müssen. Dennoch bekommt so manche Schreinerin, Lackiererin, Werkzeugmechanikerin oder Bauingenieurin die Frage gestellt, wie man denn diese Arbeit als Frau machen kann. Die Fragensteller sind meist Außenstehende, die damit selbst wenig zu tun haben. Bei denjenigen, die Ahnung von diesen Berufen haben, herrscht das Bild der klassischen Rollenverteilung meist nicht mehr vor. Ausbildungsbeauftragte und Unternehmensleitung im technischen und handwerklichen Bereich wissen, dass die Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts zu diesen Tätigkeiten ebenso fähig sind wie Männer.

Azubis leiten die Mädchen an den verschiedenen Maschinen an.

Azubis leiten die Mädchen an den verschiedenen Maschinen an.

Hinzu kommt, dass sie die eine oder andere positive Eigenschaft mitbringen, die bei den Jungs manchmal weniger stark ausgeprägt ist: Genauigkeit und schulischer Fleiß. Wobei man dies natürlich auch nicht pauschalisieren kann.

Für Friederike Baß, Geschäftsführerin des Unternehmens Baß Antriebstechnik in Gebsattel ist klar, dass es nicht zwingend mangelnde Fähigkeiten sind, die Mädchen eher einen typischen Frauenberuf erlernen lassen. Viele wissen einfach nicht, welche berufliche Vielfalt es in der Technik, dem Handwerk und den Ingenieurs- und Naturwissenschaften gibt. „Wir machen nichts, was man direkt sehen kann“, sagt die Diplom-Ingenieurin (FH) für Maschinenbau. Bei der Friseurin oder der Nageldesignerin ist das schon etwas anderes.

Seit gut zehn Jahren nimmt ihr Unternehmen bereits an dem „Girls’ Day“ teil. Dieses Jahr durften sich fünf Mädchen vor Ort anschauen, was so ein Werkzeugmechaniker genau macht. Dabei standen ihnen Auszubildende und Ausbildungsleiter Reiner Stemmer zur Seite. Unter ihrer Anleitung konnten die Mädchen mit Dreh- und Fräsmaschine und Bohrer einen Miniaturschraubstock aus Metall fertigen. Im September kann wieder eine neue Auszubildende zur Werkzeugmechanikerin begrüßt werden. Ihre mittlerweile ausgelernte Vorgängerin wurde als Dreherin übernommen. So arbeiten bei Baß Antriebstechnik drei Frauen im technischen Bereich in der Fertigung, eine als technische Zeichnerin und eine in der Werksvorbereitung.

Vier weitere Unternehmen aus Rothenburg, Schillingsfürst und dem Altlandkreis öffneten an dem Berufsorientierungstag ihre Türen für interessierte Schülerinnen. Sie nahmen sich Zeit für sie, zeigten ihnen das Unternehmen und stellten einen Teil ihrer Auszubildenden dazu ab, die Mädchen mit Material, Maschinen und Werkzeug vertraut zu machen. Zwölf junge Damen im Alter von 12 bis 14 Jahren bekamen bei der Firma Neuberger gezeigt, was sich hinter Schaltschrankfertigung und Elektronikfertigung verbirgt. Als Werkstück stellten sie ein elektronisches Roulette her (hierfür werden LEDs in einem Kreis angeordnet und leuchten nacheinander auf). Einen mit eigenen Händen gefertigten Würfel aus Aluminium durften die zehn Schülerinnen mit nach Hause nehmen, die bei Electrolux einen Tag hinter die Kulissen blickten. Ausbilder Klaus Kern erklärte ihnen den Umgang mit Bohr-, Dreh- und Fräsmaschine und was auf sie bei einer Ausbildung alles zukommt.

Über den Beruf der Bauzeichnerin informierten sich die Schülerinnen Laura und Lisa bei dem Architektur- und Planungsunternehmen bk planning & design GmbH in Endsee. Mit viel Kreativität entwickelten die beiden Entwürfe für Aufsteller, also regalähnliche Möbelstücke. Bei der Firma C. F. Maier Polymertechnik in Schillingsfürst bekam eine Schülerin die Möglichkeit zu sehen, mit was sich ein Verfahrenstechniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik beschäftigt. Also zum Beispiel mit Schäumprozessen verschiedener Bauteile für Nutzfahrzeuge.

Nicht nur Industrie und Handwerk sollen weiblicher werden, auch die Bundeswehr bemüht sich den Frauenanteil in ihren Reihen zu erhöhen. Welche Berufe gibt es denn abseits von Marschieren und Schießen? Die Antwort: Vom Hubschrauberpiloten, über Flugberater, Radartechniker bis hin zum Luftfahrzeugtechniker in Wartung und Instandsetzung reicht die Berufsvielfalt beim Transport-hubschrauberregiment 30 im baden-württembergischen Niederstetten.

Leutnant Nadine Steinmann erklärte den elf Mädchen nicht nur die möglichen Berufslaufbahnen, sondern auch was „Leben im Felde“ bedeutet. Im Praxistest durften sie die Uniform anziehen und einen 16 Kilogramm schweren Rucksack schultern.

Es gibt aber auch den entgegengesetzten Fall: Berufszweige, die händeringend nach männlichen Arbeitskräften suchen. Besonders betroffen sind davon die Pflegeberufe. Diplom-Pflegepädagoge Lorenz Hörner von der Berufsfachschule für Pflegeberufe Dinkelsbühl führt dies unter anderem auf eine mangelnde Anerkennung dieser Branche zurück. Männer sind aber für diese körperlich belastbare Arbeit sehr gefragt. Außerdem ist es auch aus Patientensicht von Vorteil: In manchen Situationen ist es für männliche Patienten einfach angenehmer es mit einem männlichen Pfleger zu tun zu haben.

Deshalb nahm der Rothenburger Ableger der Berufsfachschule im Krankenhaus dieses Jahr am „Boys’ Day“ teil, der am selben Tag stattfand. „Warum ist Pflege immer noch weiblich“ lautete das Motto des Tages. Da sich lediglich drei Jungen auf das Angebot meldeten, legte man diese Veranstaltung mit der des „Girls’ Days“ zusammen, bei der sich 12 Mädchen über den technischen Bereich des Krankenhausbetriebes informierten. Neben Blutdruck und Puls messen gab es auch ein Ratespiel und im Demonstrationsraum konnten die Schüler ausprobieren, wie man einen Patienten rückenschonend mit dem Lifter aus dem Bett in den Rollstuhl hebt. mes

„Brauchen zeitgemäße Jagd“

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Die Jägerschaft sieht sich vor großen Herausforderungen

ROTHENBURG – Die Hegeschau der Jägervereinigung Rothenburg findet nach wie vor recht viel Anklang. Das hat sich auch jetzt wieder gezeigt. Die behandelten Themen waren aktuell und sind sowohl bei der zahlreich vertretenen Jägerschaft als auch bei den Gästen auf großes Interesse gestoßen, vor allem ein Vortrag mit praktischen Erfahrungen und konkreten Anregungen.

Mit den Signalen „Begrüßung“ und „Reh tot“ haben die Jagdhornbläser unter der neuen Leitung von Gernot Fohrer die traditionelle Veranstaltung im „Ochsen“ musikalisch eröffnet. Er freue sich, dass der Saal „so gut gefüllt ist“, sagte Vorsitzender Johannes Schneider zu Beginn der Versammlung, in der er auch eine Reihe von Gästen und Ehrengästen begrüßen konnte. Mit dieser Informationsveranstaltung wolle man einer breiten Öffentlichkeit bewusst machen, dass „wir die Jagd noch brauchen“, beantwortete er die in den Raum gestellte Frage, ob eine Hegeschau noch zeitgemäß sei.

Die ausgestellten Gehörne werden von den Besuchern bestaunt und begutachtet. Fotos: Pfänder

Die ausgestellten Gehörne werden von den Besuchern bestaunt und begutachtet. Fotos: Pfänder

Unter anderem sei die Jagd notwendig, da die Selbstregulation in unserer Kulturlandschaft nicht mehr funktioniere. Jagd sei auch Wildtier- und Artenschutz, indem sich der Jäger um eine große Anzahl von Tierarten und deren Lebensräume bemühe, betonte Schneider. Jagd sei Teil unserer Kultur, genauso wie die Landwirtschaft dazugehöre. Die Hegeschau sei insbesondere für die Öffentlichkeitsarbeit wichtig und um die Kontakte zu Grundbesitzern, zu Politik, Forst und untere Jagdbehörde zu pflegen.

Die Jägervereinigung Rothenburg hat rund 180 Mitglieder mit fünf Hegegemeinschaften und unterhält eine Schwarzwildschaden-Ausgleichskasse. „Die Jagd steht vor großen Herausforderungen“, stellte der Vorsitzende heraus und verwies auf eine ganze Reihe von „Streitfragen mit der Gesellschaft“. Wie etwa die Jagd auf „gefährdete“ Arten, die Jagd in Naturschutzgebieten oder das Schießen mit Bleimunition. Auch die Wild-Fütterung oder das Fangen von Wildtieren mit Fallen gehöre dazu.

Dürfen weiterhin wildernde Hunde und Katzen geschossen werden? Bei manchen von diesen aktuellen Fragen seien Kompromisse notwendig, ließ Johannes Schneider die versammelte Jägerschaft wissen. Man brauche nicht nur einen starken Jagdverband, sondern auch Akzeptanz in der Gesellschaft. „Wir brauchen eine zeitgemäße Jagd“, folgerte der Vorsitzende und dürften nicht immer „alten Dingen nachhängen“.

Ausführlich befasste sich Johannes Schneider mit der geplanten Änderung des Jagdgesetzes im benachbarten Baden-Württemberg und stellte die wesentlichen Kritikpunkte im Einzelnen vor. Noch nicht klar sei, ob und unter welchen Voraussetzungen zum Beispiel Hase und Fasan überhaupt noch bejagt werden können. Eingriffe in das Eigentumsrecht finden sich ebenso wie eine massive Beschränkung des Jagdnutzungsrechts, vor allem für Jagdgenossenschaften. Zu kritisieren sei auch die fehlende Praxisgerechtigkeit. So soll die Jagdzeit weiter eingeschränkt werden und „wider besseren Wissens“ die Fütterung flächendeckend verboten werden. Gefährdet würden die flächendeckende Bejagbarkeit der Reviere und deren Verpachtung. Statt Deregulierung gebe es mehr Bürokratie. „Die Eigenverantwortung wird reduziert, alles reguliert“, kritisierte Vorsitzender Schneider die geplante Jagdgesetzgebung, die viele Verbände bereits abgelehnt haben. Angesprochen hat man in der Versammlung auch die mögliche Gefährdung durch die Afrikanische Schweinepest, nachdem in Polen ein nachgewiesener Fall aufgetreten ist.

Über „Schutz und Erhaltung der Offenlandarten durch den Jäger“ referierte Klaus Schmidt aus Wunsiedel und zeigte aus eigener Erfahrung an konkreten praktischen Beispielen die Ziele, Ansätze und Erfolge auf. Die Verbesserung der Lebensräume für das Niederwild und die Reduzierung der Beutegreifer mit Waffe und Falle seien die zwei Säulen, ließ der stellvertretende Teamleiter vom Forstbetrieb Fichtelberg wissen und erläuterte einzelne Maßnahmen wie etwa die Elsternjagd durch Türkentauben oder eine besondere Art der Fuchsbejagung.

Bei der Biotopverbesserung sei vor allem eine richtige Heckenpflege wichtig, damit auch das Niederwild darin leben und der Vogel brüten könne. Deckungen würden nicht beseitigt, sondern gezielt gepflegt. Durch Einbau von Astmaterial werde eine „Sofortdeckung“ vom Hasen sehr gerne angenommen, wusste der Verwaltungsbeamte und Jäger zu berichten. Ebenso sei bei Blühflächen einiges zu beachten, damit diese auch Lebensraum für Reh und Hase sein können. Als Erfolge bei den durchgeführten Maßnahmen konnte der Referent auf eine gestiegene Hasenpopulation sowie Einbürgerung von Fasan verweisen.

Als Vertreter der Unteren Jagdbehörde forderte Erwin Wimmer die Jäger zu einer stärkeren Bejagung des Kormorans auf. Es seien zuletzt nur wenige geschossen worden, die Schäden aber enorm. Der Rehbockabschuss im Jagdjahr 2013/14 beläuft sich auf insgesamt 580 Stück (45 weniger als im Vorjahr, aber 19 Stück mehr als vor zwei Jahren). Auf die Hegegemeinschaft Geslau entfallen 80 Rehböcke, Schillingsfürst 131, Oestheim 103, Rothenburg 88, Landwehr 104 und auf den Staatsforst 74 Stück. Bei der Klassifizierung waren 346 Stück „geringe Böcke“ und 205 Stück „bessere Böcke“. 29 Stück waren Fallwild, durchwegs Opfer des Straßenverkehrs. Die Besucher haben wieder ausgiebig die Gelegenheit genutzt, die im Saal ausgestellten Gehörne zu betrachten und zu begutachten. hap

Ultimatives Werk

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Fast dreihundert Zuhörer lauschten Matthäus-Passion

ROTHENBURG – Die Matthäus-Passion Johann Sebastian Bachs ist das Monument evangelischer Kirchenmusik. Nach 12 Jahren wurde sie jüngst auch in der Stadtkirche wieder einmal aufgeführt und war dabei von flammender Inspiration und souveräner Kraft getragen.

Es ist schon eine Kostbarkeit, wie sich unter Leitung Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörrs die Energien bündeln, auch dann, wenn ein wesentlicher Teil neu hinzugekommen ist. Die Musiker des Orchesters der Musikhochschule Würzburg jedenfalls fügten sich auf Anhieb gut ins Bild und entwickelten dabei eine ähnliche Ausstrahlung wie das dieserorts hoch geschätzte Ansbacher Kammerorchester.

Leitete die Aufführung: Ulrich Knörr.Archivfoto: Düll

Leitete die Aufführung: Ulrich Knörr. Archivfoto: Düll

In voller Länge dauert Johann Sebastian Bachs, um freie Chöre und Arien ergänzte Vertonung der Leidensgeschichte Jesu über drei Stunden. Da kommt ein Aufführungsleiter üblicherweise um Kürzungen nicht ganz herum, auch wenn das Inventar hier besonders heilig erscheint. Immerhin zählt die Matthäus-Passion zu den beiden in Gänze erhaltenen und verbrieften Oratorien Bachs. Die kleinen Eingriffe bei dieser Aufführung schwächten nichts. Nahtlos schlossen sich die Ränder, die die wenigen Auslassungen hinterließen, zu einem immerhin auch noch 2 Stunden und vierzig Minuten dauernden Klang­epos. Als prag­matisch klug erwies sich der separate Einsatz der Vokal-Ensembles. Der St.-Jakobs-Chor und der Bad Mer­gentheimer Kam­mer­chor (Ein­studierung Wolf­gang Kurz) agierten, punktuell verstärkt vom Kinder- und Jugendchor der Mergentheimer Schlosskirche, jeweils für sich. Nur einzelne mächtige Sätze stemmten alle zusammen. So konnte besonders fein gestaltet werden.

Den 280 Zuhörern des überaus gut besuchten Konzertes war eine fesselnde Aufführung beschert. Das gestaltungskräftige Ensemble unter dem leidenschaftlichen und präzisen Dirigat Ulrich Knörrs „lebte“ die Matthäus-Passion. Neben seiner Monumentalität und sinfonischen Farbigkeit (lediglich auf die Sätze mit Gambe wurde verzichtet) zeigte das Werk auch sein bezauberndes lyrisches Ich und seine Deutungskraft, eine „klingende Predigt“ zwischen Tiefgang und Tonsymbolik zu sein. Dabei erwiesen sich auch die Vokal-Solistinnen und Solisten als erstklassige Besetzungen.

Lida Dimitriades (Sopran), Anna Lapovskaja (Alt), Sungwon Jin (Tenor), Franz Schlecht (Bass) sowie Wilhelm Adam als Evangelist und Yoontaek Rhim, der die Jesus-Rolle sang: Sie alle krönten mit idealtypischer Stimmlichkeit, mit brillantem und inwändigem Glanz, mit Durchsetzungkraft und Bewusstheit dieses besondere und vom Publikum gefeierte Oratorien-Konzert, das tags darauf auch in Mergentheim unter „trockeneren“ akustischen Bedingungen, aber mit gleich großem Erfolg aufgeführt wurde. hd

Frühlingsgefühle

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Balzende Storchenpaare balgen sich um die Nester

ROTHENBURG – Storchengeklapper in Rothenburg: Im Horst hoch oben auf dem Markusturm geht es zur Sache. Auch auf dem Wohlfahrt-Haus in der Burggasse turtelt ein verliebtes Paar. Gute Voraussetzungen zur Familiengründung.

Fachmännisch angebrachte Nisthilfen in guter Lage fördern den Zuzug der gefiederten Gäste. Zuerst war das von der Stadt angelegte Nest auf dem Dach des Markusturms belegt. Um den neuen Nistplatz auf dem Haus der Familie Wohlfahrt gab es eine heftige Rangelei. Nachdem ein Storchenpaar vergeblich versuchte, sich auf der Franziskanerkirche einzunisten, aber keinen geeigneten Halt für den Nestbau fand. Das laute Schnabelgeklapper zur Verteidigung gegen die Nestkonkurrenten war nicht zu überhören. Geklappert wird auch zur Begrüßung des Partners am Nest und wenn die Störche miteinander flirten.

Traute Zweisamkeit: Drunter und drüber geht es im Storchenest zu. diba-fotos

Traute Zweisamkeit: Drunter und drüber geht es im Storchenest zu. diba-fotos

Mit Fotoapparat, Fernglas und Kamera beobachten Einheimische und Tou­risten das schnäbelnde Balzverhalten aus nächster Nähe. Beim Vorspiel liebkost der Storch seine Angebetete. Er krault sie an Stellen von Hals und Kopf, wo sie selbst mit ihrem Schnabel nicht hinkommt und tänzelt um sie herum. Bis sie seinem Drängen nachgibt.

Mit einem Schnabelgriff in ihren Nacken springt er auf ihren Rücken und nimmt die richtige Sitzposition ein, während er aus Erregung mit den Flügeln schlägt, auch um das Gleichgewicht zu halten. Nach der Paarung steht bei beiden Gefiederpflege an, denn die Federn müssen wieder gerichtet werden. Ob die Bemühungen der Storchenpaare um Nachwuchs von Erfolg gekrönt sind durch ein Gelege im Nest wird mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. sis

Zum Gedenken an den Vater

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Bewegende Lebensgeschichte eines Jagdfliegers von seinem Sohn festgehalten

ROTHENBURG – Der gebürtige Rothenburger Toni Schwarz (62) hat ein Buch über seinen Vater geschrieben, der während des Ersten Weltkrieges geboren und während des Zweiten Weltkrieges als Jagdflieger gekämpft hat. Durch die Aufarbeitung dieser Lebensgeschichte kann der Sohn die eigene Vergangenheit besser verstehen. Die berührenden Zeilen sind voller Wärme und Respekt geschrieben.

Die von Toni Schwarz geschilderten Ereignisse beruhen auf den Erzählungen des Vaters, der vor drei Jahren starb, und eigenen Recherchen. Die Erinnerungen der fast 99-jährigen Mutter sind durch das hohe Alter verblasst. Als aufschlussreich erwiesen sich die akribisch genauen Aufzeichnungen des Vaters in den Flugbüchern der Jahre 1937 bis 1945. Manches musste der Sohn ergänzen, denn es gab Lücken in der Zeitreise. Das grundsätzliche Geschehen basiert auf wahren Begebenheiten.

Fried­rich Schwarz wurde 1917 in Wien als Sohn eines Bademeisters geboren. Er war kein Wunschkind. Die Eltern ließen sich scheiden, da war er acht Jahre alt. Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Flugzeugführer und bekam eine eigene Maschine zugeteilt, eine Messerschmitt Bf109, seinerzeit die beste Jagdmaschine der Luftwaffe. Sein erster Alleinflug im Heinkel-72-Doppeldecker und die Begegnungen mit seinem Fliegeridol Werner Mölders, in dessen Staffel er flog, waren besondere Ereignisse. Über seine spätere Ehefrau Grete, die in Rothenburg eine Lehre als Näherin absolvierte und deren Eltern die „Wolfsschlucht“ betrieben, wurde die Tauberstadt für den Österreicher zum neuen Zuhause.

Mein Vater: ein Erinnerungsbuch des Sohnes.

Mein Vater: ein Erinnerungsbuch des Sohnes.

Während des Heimaturlaubs im Januar 1942 wurde geheiratet. Es war keine pompöse Hochzeit, sondern eine schlichte Kriegs­trauung. Die Flitterwochen verbrachte das Paar im Skigebiet Zürs, bevor der 25-Jährige wieder in den Krieg musste. Er wurde nach Krakau versetzt und bildete als Jagdlehrer des Jagdgeschwaders 52 angehende Kampfflieger aus, später für das Jagdgeschwader 54 West. Bei einer Luftraumübung am 21. März 1945 stürzte die Maschine ab. Friedrich Schwarz konnte sich mit dem Fallschirm retten. Bei der Landung auf dem hartgefroren Ackerboden verstauchte er sich den Fußknöchel und fiel französischen Bauern in die Hände, die mit Dreschflegeln auf ihn einschlugen. Er versuchte mit Armen und Händen seinen Hinterkopf zu schützen.

Kameraden eilten ihm zu Hilfe. Auf einer Patrouillenfahrt hatten sie den Fliegerabsturz mit dem Fernglas beobachtet und den Ausstieg eines ihrer Piloten. Sie retteten Friedrich Schwarz das Leben. Drei Tage später saß er schon wieder in einer neuen Maschine am Flugplatz in Coquelles, nahe Calais an der französischen Küste. Die schrecklichen Bilder des Krieges hatte er immer wieder vor Augen. Wie sich russische Piloten, die von ihm und seinen Kameraden abgeschossen wurden und mit dem Fallschirm abspringen konnten, am Fallschirm hängend mit der Pistole in den Kopf geschossen haben. Wahrscheinlich aus Angst vor der deutschen Kriegsgefangenschaft oder aus Verzweiflung, im Luftkampf versagt zu haben. Die toten Russen mit ihren zerschossenen Köpfen schwebten regungslos zu Boden. Ende April 1945 ergab sich der Pilot zusammen mit Kameraden, nachdem sie wegen Treibstoffmangels immer weniger mit ihrer Maschine aufsteigen konnten, den Amerikanern. Sie nahmen Friedrich Schwarz seine wertvolle Fliegeruhr ab und brachten ihn in das Regensburger Gefangenenlager.

Am 17. Mai 1945 wurde er freigelassen und trat den Weg nach Rothenburg zu seiner Grete an. Im November 1946 kam ihr erstes lang ersehntes Kind zur Welt, Tochter Leopoldine. Zwei weitere Kinder, Franz und Toni, folgten. Der Familienvater half entfernten Verwandten in Windelsbach bei der täglichen Feldarbeit, Bäume fällen und Holz machen. Dann war eine Stelle bei der Rothenburger Stadtpolizei ausgeschrieben. Ein Problem: Für diesen Posten brauchte er die deutsche Staatsangehörigkeit, die er trotz Heirat mit einer deutschen Frau damals noch nicht anerkannt bekommen hat. Er schaffte es trotzdem, in seinem neuen Beruf Erfolg zu haben. Als Mitglied beim Aero-Club, den er mit aufbaute, konnte er verschiedene Sportmaschinen fliegen. Im späteren AEG-Gelände bewirtschaftete er einen Schre­bergarten.

Im Alter von über 90 Jahren brach Friedrich Schwarz daheim vor der Badtüre unter höllischen Schmerzen zusammen, weil die verschlissenen Kniescheiben und seine kaputte Wirbelsäule endgültig ihre Dienste versagten. Fortan war er auf Intensivpflege angewiesen. Nach seinem Tod stieß der Sohn beim Sortieren des Nachlasses auf alte Fotografien und studierte fasziniert die Logbücher mit den akribisch genauen Eintragungen über die Kriegseinsätze.

Ein hölzernes Etui beherbergte Orden und Ehrenzeichen, die der Vater während des Zweiten Weltkrieges als Flugzeugführer und Kampfflieger bekam: das Eiserne Kreuz erster Klasse, Frontflugspanne in Gold, das Flugzeugführerabzeichen. Einige Abzeichen stammten von der damaligen Stadtpolizei, wegen seiner besonderen Verdienste und Beförderungen.

Toni Schwarz kehrte Rothenburg 1979 den Rücken, um Elektrotechnik zu studieren neben seiner Leidenschaft fürs Musikmachen. Er lebt mittlerweile in Heidingsfeld, pflegt aber nach wie vor enge Kontakte zu seiner Heimatstadt. Immer tiefer stieg er ein in die Geschichte seines Vaters und empfindet „allergrößte Hochachtung“ über dessen Lebensleistung. Den gestandenen Mann packte beim Schreiben die Wehmut, mit dem Vater zu Lebzeiten zu wenig über dessen Erlebnisse gesprochen zu haben und sich nie mehr mit ihm darüber unterhalten zu können. „Mir standen dabei oft Tränen in den Augen“. In seinem Buch, das den Titel „Schwere-Los“ trägt und im Rediroma-Verlag erschienen ist, hat er sich intensiv mit dem Vater auseinandergesetzt und Erinnerungen an die eigene Ge­schich­te aus einem neuen Blickwinkel geordnet. sis

Selbsthilfe hat sich bewährt

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Versicherungsverein für Brandfälle feierte 50-jähriges Bestehen

ROTHENBURG – Der Versicherungsverein für Brandfälle Rothenburg konnte in seiner Generalversammlung am Mittwoch auf fünfzig Jahre seines Bestehens zurückblicken. In den Reden wurde die „gute Selbsthilfeeinrichtung“ herausgestellt und entsprechend gewürdigt. Inzwischen hat der Verein 908 Mitglieder und eine Versicherungssumme von rund 230 Millionen Euro.

In seiner Begrüßung gab der erste Vorsitzende Klaus Horn aus Preuntsfelden seiner Freude Ausdruck, dass der Saal „so voll ist“. Rund 150 Mitglieder, Gäste und Ehrengäste hatten sich zu der Jubiläumsveranstaltung im „Ochsen“ eingefunden. Bei den Aktivitäten des vergangenen Jahres nannte Horn unter anderem drei Vorstandssitzungen sowie je eine Obleute- und Gebietsversammlung.

Recht Erfreuliches wusste er von den Schäden zu berichten. Diese seien verhältnismäßig gering gewesen und unter dem Durchschnitt gelegen. Zu den insgesamt zwölf Schadens­ereignissen gehörte auch ein Blitzeinschlag, ein Kurzschluss an einem Verteilerkasten sowie ein Mähdrescherbrand. Zwei Schadensfälle waren bei der inzwischen hinzugekommenen Hausrat-Leitungswasser-Versicherung zu verzeichnen. Alle Schäden seien „zu einhundert Prozent“ ausgezahlt worden, hob Klaus Horn hervor.

50 Jahre dabei: Karl Horn, Willi Schurz und Hans Fetz (von links). Fotos: hap

50 Jahre dabei: Karl Horn, Willi Schurz und Hans Fetz (von links). Fotos: hap

Die Zahlen und Ergebnisse aus der Bilanz, dem Lagebericht und aus der Gewinn- und Verlustrechnung über das Geschäftsjahr 2013 trug Geschäftsführer Hans Schmidt aus Gebsattel vor. Der Mitgliederstand veränderte sich durch sieben Zugänge und 15 Abgänge von 916 auf 908 Mitglieder. Die Versicherungssumme konnte um 2,6 Prozent gesteigert werden. Sie beträgt jetzt 228,99 Millionen Euro. Nach Zuweisung des Gewinns aus dem Geschäftsjahr 2013 in Höhe von 90000 Euro erreicht die Verlustrücklage rund 3,6 Millionen Euro. Für Versicherungsfälle innerhalb des eigenen Vereins (mit vier Nachbarvereinen hat man Mitversicherungsverträge) waren 28135 Euro zu entschädigen. Der Aufwandsbetrag für Versicherungsfälle beläuft sich auf insgesamt 61780 Euro. Alle Schäden seit Bestehen des Vereins ergeben eine Summe von rund 1,5 Millionen Euro.

Die Gründung des Versicherungsvereins für Brandfälle Rothenburg war am 24. Oktober im „Ochsen“ 1964 über die Bühne gegangen. Zweck der neuen Gemeinschaft war, landwirtschaftliche Betriebe in der Region durch niedrige Beiträge und gute Versicherungsbedingungen zu unterstützen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Gerhard Wittmann aus Gattenhofen gewählt, der dieses Amt dann 32 Jahre lang begleitete. Als Geschäftsführer wurde Hans Schmidt aus Gebsattel bestimmt, der dann 37 Jahre lang tätig war. Anstelle eines Gründungsfonds leistete die damalige Raiffeisenkasse Gebsattel eine selbstschuldnerische Bürgschaft in Höhe von 10000 DM. Bis die ersten Beiträge kassiert werden konnten, hatten die fünf gewählten Vorstandsmitglieder für einen Kredit in laufender Rechnung jeweils eine Bürgschaft von 2000 Mark übernommen. Von den Gründern des Vereins lebt heute nur noch Richard Gundel aus Lohr. Bereits nach fünf Jahren hatte man schon 505 Mitglieder mit einer Versicherungssumme von 13,4 Millionen Euro. Heute zählt der Versicherungsverein 908 Mitglieder. Die Versicherungssumme aller fünf Brudervereine beläuft sich auf insgesamt 1,585 Milliarden Euro. „Keinerlei Beanstandungen“ hieß es in der Versammlung im Bericht der Rechnungsprüfer.

Vorstandschaft und Geschäftsführung wurden einstimmig Entlastung erteilt und der turnusmäßig ausscheidende Geschäftsführer Schmidt (Sohn des früheren Geschäftsführers) wiedergewählt.

Für 50 Jahre Mitarbeit geehrt und mit einem großen Geschenkkorb bedacht hat man Hans Fetz (Poppenbach), Karl Horn (Wettringen) und Willi Schurz (Wörnitz). Eigenständig zu bleiben und gleichzeitig die Vorteile im großen Verbund zu haben sprach der stellvertretende Landrat Kurt Unger in seinem Grußwort an. So könne der Versicherungsverein ganz nahe an seinen Mitgliedern sein, lobte Unger diese „recht gute Konstruktion“.

Auch Bürgermeister Kurt Förster zeigte sich „begeistert von dem System“, auch wenn Rothenburg nur der Namensgeber bei dem Verein sei. Förs­ter wünschte für die kommende Zeit „viele gute, schadensfreie Jahre“. Auf die persönlichen Bürgschaften der Gründer zielte der VR-Bank-Vorsitzende Gerhard Walther in seinem Grußwort ab, als er von der typischen Haltung von Pionieren sprach. Der Verein habe bis heute „sehr Gutes geleistet“, sagte Walther. Weitere Grußworte sprach eine Reihe von Gästen und Ehrengästen. hap


„Tiefes Blech“

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Neues Angebot des Blasorchesters

ROTHENBURG – Das Rothenburger Stadt- und Jugendblasorchester bietet ab sofort Unterricht im sog. „Tiefen Blech“, das heißt für Posaune, Bariton und Tenorhorn an.

Das Unterrichtsangebot richtet sich an Musiker dieser Instrumente, die bereits über Grundkenntnisse verfügen. Dieser weiterführende Unterricht wird von der Musikschule nicht angeboten und stellt die sinnvolle Ergänzung des Grundlagenunterrichtes dar, der weiterhin an der Städtische Musikschule erfolgen kann.

Interessierte willkommen

So wird dann auch der Unterricht jeden Donnerstag von 16 bis 19.30 Uhr im Musiksaal im „Haus der Musik“ stattfinden. Der erfahrene Posaunist und Musikpädagoge für Posaune, Bariton und Tenorhorn Oleg Mook ist dem Stadt- und Jugendblasorchester bestens bekannt, da er bereits seit Jahren das Orchester bei Intensivprobentagen und bei Konzerten unterstützt.

Oleg Mook hat bereits die ersten Unterrichtsstunden absolviert und freut sich auf weitere Interessenten. Weitergehende Informationen sind über den Dirigenten des Orchesters Jan-Peter Scheurer unter der Telefonnummer 0171/7131889 zu erhalten.

Spuren der frühesten Siedler

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Archäologen machen allen Problemen zum Trotz bemerkenswerte Funde

ROTHENBURG – Schon zur allerfrühesten Phase der Besiedlung, in der Jungsteinzeit (Neolithikum), haben sich die ersten Menschen als Pioniere dieser Epoche in Rothenburg niedergelassen und sind hier sesshaft geworden. Das steht nach den archäologischen Grabungen auf der Leonhardshöhe zu Füßen des Electrolux-Werks fest.

Der Bayern-Viewer zeigt’s: Die Leonhardshöhe (Elipse) ist als archäologisch bedeutend eingestuft.

Der Bayern-Viewer zeigt’s: Die Leonhardshöhe (Elipse) ist als archäologisch bedeutend eingestuft.

In den Erdschichten, die vor allem bei Bauarbeiten für die Verlegung des Zweiradparkplatzes des Elektrogeräteherstellers freigelegt wurden (wir berichteten), stieß Archäologin Rita Beigel zum Schluss ihrer von Helfern unterstützten dreiwöchigen Arbeit auf interessante Anzeichen für allererste Siedlungen aus der Zeit zwischen 5500 und 5000 vor Christus, also vor rund 7500 Jahren.

Ihr wohl wichtigster Fund: Die Scherbe eines bauchigen Keramikgefäßes mit ausgeformtem Boden. Für die Bodendenkmal-Experten steht fest, dass es sich hier um eine Hinterlassenschaft der allerersten Rothenburger Siedler handelt. Besagtes Erkennungsmerkmal ist typisch für Töpferware dieser ganz frühen Siedlungsphase.

Bruchstück eines Keramikgefäßes mit Handhabe. Foto: Weber

Bruchstück eines Keramikgefäßes mit Handhabe. Foto: Weber

Außerdem fand sie ein Stück Graphit. Das erhärtet die zeitliche Zuordnung des Keramikstücks. In jener Frühphase des Neolithikums schraffierten die Menschen die tönernen Gefäße mit Graphit, um ihnen eine Art metallischen Glanz zu verleihen. Gefunden wurde außerdem in diesem Abschnitt eine kleine Knuppe aus Keramik sowie eine gekerbte Knuppe. Bruchstücke von Feuerstein runden das Arsenal an kleinen Fundstücken ab.

Es gehört sicher auch zum Bemerkenswerten, das die Bodendenkmal-Experten bei ihren aktuellen Grabungen finden konnten: dieses Bruchstück eines kugeligen Keramik-Gefäßes mit einer Art angesetztem Henkel als auffälligem Merkmal. Bis letzte Woche noch hatte es hier als der Treffer schlechthin gegolten, wurde dann aber in der Bedeutung von besagter Scherbe mit Bodenausformung noch überholt.

„Sehr schön und besonders,“ nennt Archäologe Martin Nadler dieses Exemplar. Er ist stellvertretender Abteilungsleiter Bodendenkmäler des Landesamts für Denkmalpflege mit Sitz in Nürnberg und zuständig für die Grabung.

Mit Handhabe oder Knuppe bezeichnen er und seine Kollegen vom Fach jene Art Griff an dem gefundenen Tonscherben. Alles deutet darauf hin, dass das Bruchstück aus der Zeit der Linienband-Keramik stammt und damit aus einer sehr frühen Epoche der Besiedlung Rothenburgs.

Die Bezeichnung leitet sich von dieser typischen Verzierung der in dieser Zeit relativ weitverbreitet hergestellten und verwendeten keramischen Gefäße ab. Das Bandmuster besteht aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien.

Spitze: Nummer 11

Auf der rund 200 Quadratmeter großen Fundstelle in diesem Abschnitt konnte die Archäologin insgesamt 7 Befunde sichern. 14 weitere kommen auf der größeren Fläche unterhalb hinzu. Drei davon betreffen sogenannte Baumwürfe und sind ohne weitere Relevanz.

Am ergiebigsten und aussagekräftigsten ist Befund Nummer 11. Gestern noch zeigten dort zahllose weiße, blaue, graue und rote Sticker im Kreuzschnitt von Profil 34 Schichtverläufe und auch die genaue Lage verschiedener Scherben an.

Archäologin Rita Beigel war vormittags damit beschäftigt, an diesem Abschnitt alles genau zu erfassen und zu dokumentieren. Parallel dazu hat sie aber schon Vorbereitungen für die Freigabe der Fläche getroffen. Die Arbeiten für den Zweiradparkplatz können nun wieder aufgenommen werden. Die Baumaschinen rollten schon gestern Nachmittag an.

Durchaus möglich, dass sich in diesem Bereich noch nähere Aufschlüsse zu den ersten Siedlern von Rothenburg befunden hätten. Aber die sind entweder weggeräumt worden oder überbaut. Überhaupt standen auf der Leonhardshöhe die Zeichen von Anfang an eher ungünstig für die Archäologen.

Wie berichtet, war von der Stadt als untere Denkmalbehörde versäumt worden, das Landesamt für Denkmalpflege über die Erd­arbeiten bei der Verlegung der Electrolux-Parkplätze zu informieren. Dabei ist dieser gesamte Bereich im Fachdienst Bayern-Viewer (Bild links) mit einer großen roten Elipse als archäologisch bedeutend eingestuft.

Nur der Hinweis eines prähistorisch bewanderten Rothenburgers hat verhindert, dass die von den Abfallgruben dort vorhandenen dunklen Flecken im Erdreich und alles, was sie enthalten, ganz unter die Räder der Baumaschinen kamen.

Auf der noch weit größeren Fläche unterhalb der Fundstelle werden Parkplätze für Autos angelegt. In diesem Bereich wurde gar so schnell und gründlich ausgekoffert, dass für die Archäologen kaum Verwertbares übrigblieb.

Prägend für besagte Zeit der ersten permanenten Siedlungen in ganz Mitteleuropa: Nach der Haltung von Hunden, die in der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) einsetzte, machte sich der Mensch gezielt Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen zunutze. Die Zeit des Ackerbaus brach an. Die auch bei uns verbreiteten Laubmischwälder wurden gerodet. Das anfallende Holz war als Baumaterial und zum Feuern wichtig.

Bisher gibt es wenig Anhaltspunkte, dass die Menschen mit dem Vieh quasi Tür an Tür lebten. Stallungen in den damals typischen Hofplätzen mit kleinen Gruppen von Häusern in Pfostenbauweise mit lehmverputzten Rutengeflechten als Wände und Satteldach aus Stroh, Schilf oder Rinde wurden bisher nicht gefunden.

Rothenburg hätte hier vielleicht mit Aufschlüssen aufwarten und punkten können. Das Geschichtsbuch war weit aufgeschlagen. Allerdings durften die Fachleute viel zu wenig darin blättern und lesen. Schade um diese verpasste Chance! -ww-

 

Eine stilechte Fahrt ins Eheglück

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ROTHENBURG – Romantiker nehmen die Pferdekutsche für den Weg zu Standesamt und Kirche. Für einige ist hierfür auch die Limousine die erste Wahl.

Die Brautleute David Nörr und Isabelle Mittag. Foto: Scheunenstuhl

Die Brautleute David Nörr und Isabelle Mittag. Foto: Scheunenstuhl

Das höchs­te der Gefühle für einen Liebhaber alter Traktoren wie David Nörr einer ist, ist aber zweifellos der Schlepper. Einfach ein Sofa auf den Anhänger montiert und das Brautpaar kann sicher und für alle sichtbar den Weg zur Vermählung bestreiten. Von der Schweinsdorfer Straße Richtung Marktplatz wurden die Brautleute David Nörr und Isabelle Mittag von zehn weiteren hupenden und mit Luftballons geschmückten Schleppern eskortiert.

Ein unvergesslicher Anblick für die Hochzeitsgesellschaft sowie für die vielen Rothenburger und Touristen am Wegesrand.

Begeistert vom Rothenburger Wanderrevier

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Paar aus Israel war am weitesten angereist zum Start der Frühjahrswanderwoche – Ältester mit 87 Jahren dabei

ROTHENBURG – Uri Hirsch (77) und seine Frau Yudith (74) waren eigens aus Israel gekommen, um dabei zu sein beim Start der Rothenburger Frühjahrswanderwoche 2014. Sie hatten mit Abstand die längste Anreise auf sich genommen unter allen rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Im Rastgespräch: v.l. Bernd Edelhäuser, Kurt Förster, Uri und Yudith Hirsch und Jutta Striffler. Foto: Weber

Im Rastgespräch: v.l. Bernd Edelhäuser, Kurt Förster, Uri und Yudith Hirsch und Jutta Striffler. Foto: Weber

Für sie hat sich der Aufwand offensichtlich gelohnt. Schon am Mittwoch waren sie mit Franz Metschl und seiner Riege auf Tour gegangen. Das Liedersingen auf Schusters Rappen bei herrlichem Wetter in dieser überaus ansprechenden Umgebung habe sie begeistert, erzählt er.

Richtiggehend ins Schwärmen kommen sie, als sie uns bei der von Verkehrsverein und Gastronomen organisierten Vesperpause auf dem Gelände der Modellflieger am Kreuzfeld von ihren Eindrücken bei der Auftakttour erzählen. Dieses Eintauchen in die herrliche Landschaft um Rothenburg, diese schöne Natur hier, bei Gesprächen mit Gleichgesinnten und einer perfekten Führung unter der Leitung von Bernd und Ruth Edelhäuser sei einmalig.

Dass Uri Hirsch und seine Frau Yudith als solch begeisterte Wanderer einmal in Deutschland unterwegs sein sollten, war nicht unbedingt vorgezeichnet. Die Eltern des 77-Jährigen hatten 1935 ihre angestammte Heimat in Frankfurt am Main verlassen müssen und waren nach Palästina ausgewandert.

1981 kam der Elektronikingenieur, der in Israel eine Firma für ferngesteuerte Tore aufgebaut und geleitet hat, zum ersten Mal nach Deutschland. Bei einem Berlin-Besuch entdeckte er seine Leidenschaft fürs Wandern, als er mit dem dortigen Alpenverein unterwegs war.

Seitdem zäumt er in seinem Land mit einer Gruppe Gleichgesinnter alle 14 Tage Schusters Rappen auf, um Landschaft und Natur zu genießen. Gemeinsam mit seiner Frau holt er sich dafür gern anderswo Anregungen bei geführten Touren, wie jetzt beispielsweise in Rothenburg. Übers Internet hatten die vitalen Ruheständler von der Frühjahrs-Wanderwoche erfahren. Sie entschlossen sich, da mitzumachen und auf diesem Weg die alte Stadt und ihre Umgebung kennenzulernen.

Ideale Verhältnissen begleiteten den Start in diese Reihe am Samstag. Teilnehmerinnen und Teilnehmer ergötzten sich bei sonnigem Wetter an der aufblühenden Natur im nördlichen Bereich vor der Altstadt bei der Tour über Walnußweg, Schleehsteige, Mittelhangweg, Kreuzfeld und Steffelesbrunnen.

Mit von der Partie als älteste Teilnehmer: Ex-Bahnhofsvorsteher Alexander Kaiser (87) und Walter Sattler (85) aus Bettwar. Christine Bayer war aus Dinkelsbühl zur Gruppe gestoßen. Sie schwärmt vom herrlichen Wanderrevier um die Tauberstadt. Die Stadt als Mitausrichter vertrat Bürgermeister Kurt Förster, den Verkehrsverein Jutta Striffler. Als kommende Stadträte dabei: Peter Holstein und Peter Wack. -ww-

Neue Gingko-Allee beim Mausoleum

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Am Samstag Pflanzaktion für Ergänzung des reizvollen Schillingsfürster Kardinalsgartens

SCHILLINGSFÜRST – Für die drei Gingkos beim Liszt-Denkmal, die bisher einzigen im gesamten Bereich des Kardinalsgartens, wird es nun bald Verstärkung geben in der Parkanlage. Auf der anderen Seite, beim fürstlichen Mausoleum, werden in einer Pflanzaktion Ende der Woche nun zwei Handvoll weitere solcher Baumexemplare gesetzt.

2006 im Gärtchen der Doerfler-Galerie vereint: Bukolika (Mittelbereich) und Kato-Skulpturen.

2006 im Gärtchen der Doerfler-Galerie vereint: Bukolika (Mittelbereich) und Kato-Skulpturen.

In diesem südlichen Abschnitt des Kardinalsgartens soll eine richtige Gingko-Allee entstehen und erster Teil des Aufwertungsprojekts für das Äußere der herrschaftlichen Grablege samt Umgriff werden. Fürs Innere gibt es ein extra Sanierungs- und Trockenlegungskonzept. Hermann Reyh, seines Zeichens Verwalter der Ludwig-Doerfler-Stiftung, und der Schillingsfürster Malermeister Markus Löschel arbeiten außen Hand in Hand mit dem Fürstenhaus zusammen. Reyh kümmert sich um Pflanzergänzungen, Rückschnitt und Wegeverbesserungen, Löschel beispielsweise um die Auffrischung der Grabplatten und um die Überarbeitung der Grab­inschriften mit Blattgold.

Mit dem Aufwertungskonzept soll mehr Licht in den bisher abgeschatteten Mausoleums-Bereich gebracht werden. Auch ist an eine Änderung des zentralen Wegs dort gedacht. Er soll sich künftig so neigen, dass keine Feuchtigkeit mehr ans und ins Mausoleum gelangen kann.

Bei den Freunden des überaus reizvollen Schillingsfürster Kardinalsgartens ist die Freude groß über die anstehende Gingko-Pflanzung am kommenden Samstag (15 Uhr). Nicht nur weil die bisherigen drei Exemplare, gestiftet von Apothekerin Maria Haack, nun Zuwachs bekommen werden.

Hermann Reyh hat in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten mit viel persönlichem Engagement und mit Unterstützung durch den inzwischen leider verstorbenen langjährigen Chef der Ansbacher Schloss- und Gartenverwaltung, Bernd Ringholz, viel getan für die Aufwertung des Kardinalsgartens.

Nun soll dieses Werk fortgeführt und mit dem i-Tüpfelchen versehen werden. Hermann Reyh selbst und vor allem auch seine Frau Anne spielen auch beim Pflanzmaterial eine entscheidende Rolle. Die jungen Gingko-Bäume wurden von ihnen aus Sämlingen gezogen, die das japanische Künstlerpaar Atsuko und Kunihiko Kato 2006 bei seiner erfolg-reichen Ausstellung in der Ludwig-Doerflergalerie aus ihrem Land mitgebracht hatte. Sie sind teilweise fast zwei Meter groß.

Auch die 20 Zentimeter dicke Baumscheibe eines rund 180 Jahre alten Gingko wird in das Projekt eingebunden. Sie stammt von jenem Exemplar im Ansbacher Hofgarten, das durch einen Blitzeinschlag gefällt wurde.

Maria Haack und der Rothenburger Unternehmer Hermann Baumann begleiten das Aufwertungsprojekt am Mausoleum mit Fördergeldern. Bei der Kato-Schau vor acht Jahren stand die „Bukolika“, die Hirtinnen-Skulptur des großen Münchner Bildhauers Martin Mayer, im Garten der Doerfler-Galerie Seit an Seit mit den Skulpturen des Japaners. Für ihren Erwerb läuft eine Spendenaktion: Sparkasse Schillingsfürst (Konto 7059074, Bankleitzahl 76551860) und VR-Bank Rothenburg (Konto 643195000, Bankleitzahl 760696019). -ww-

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