Aktive Nachwuchsarbeit mit der Kinderfeuerwehr
NEUSITZ – „Wenn ich einmal groß bin möchte ich Feuerwehrmann werden“: Bei vielen geht dieser Kindheitswunsch im Laufe der Jahre allerdings verloren, zum Leidwesen der freiwilligen Wehren, die mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen haben. In Neusitz baut man vor. Mit einer Kinderfeuerwehr möchte man das frühe Interesse für die Floriansjünger aufrechterhalten.
Egal ob Faschingskostüm, Brotdose, Trinkflasche, Bettwäsche, Spielfiguren, Bücher, Anstecker, Rucksack oder Tee: Spielzeughersteller und Unternehmen mit findigen Marketingexperten schlagen aus der kindlichen Faszination für die Feuerwehr, insbesondere für das Feuerwehrfahrzeug, Kapital. Die aktiven Wehren hingegen schauen meist in die Röhre, denn von einem Überangebot an Nachwuchs-Feuerwehrlern kann trotz dieser kindlichen Euphorie alles andere als die Rede sein. Es dauert schlicht zu lange bis die kleinen Feuerwehr-Begeisterten endlich selbst zu den Brandschützern gehören dürfen.

Gemeinsam für die Kinderfeuerwehr: aktive Wehr, Feuerwehrverein sowie zwei Erzieherinnen als Gruppenleitung. Foto: Scheuenstuhl
Die untere Altersgrenze für die Jugendfeuerwehren ist in der Regel 12 Jahre. Bis dahin sind viele Kinder aber bereits aktiv in einem Sportverein – es gibt Fußballvereine, bei denen schon Vierjährige ihr Ballgefühl schulen können – oder sie erlernen ein Musikinstrument. Daneben gibt es außerdem ja noch die Schule, um die herum diese Freizeitaktivitäten organisiert werden müssen.
Dann noch eine zusätzliche „Verpflichtung“ mit 12 Jahren eingehen, – und sei sie noch so wichtig und löblich wie dies bei der Jugendfeuerwehr der Fall ist – die womöglich zu Lasten etwa des geliebten Fußballspielens gehen kann? Auch die Neusitzer Feuerwehr kam zu der Einschätzung, dass sie bei dieser Auswahl wohl zurückstecken würde. Die „Lösung“: eine aktive Nachwuchsarbeit in Form einer sogenannten Kinderfeuerwehr. Einen zusätzlichen Anschubser hierfür gaben Eltern, die sich an den Feuerwehrverein mit der Bitte wandten, auch etwas für die Kleinen anzubieten, erklärt Vorsitzender Matthias Hertlein.
Das Interesse bei den Kleinen für die Feuerwehr sei ja offenkundig da. Warum solle man dies nicht nutzen und Jüngere im Alter von etwa acht bis zwölf Jahren spielerisch an die Feuerwehr und das bürgerliche Engagement heranführen, so die Argumentation. Die Bereitschaft für dieses Projekt war also von Anfang an da, allein die genaue Ausgestaltung warf noch Fragen auf.
Denn die Idee der Kinderfeuerwehren steckt nicht nur in der Region, sondern in ganz Bayern im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Kinderschuhen. Die Neusitzer Feuerwehrverantwortlichen holten sich deshalb Rat in Wörnitz. Dort wurde vor vier Jahren die erste Kinderfeuerwehr der näheren Umgebung gegründet. Bei diesen Kindergruppen soll keinerlei feuerwehrtechnische Ausbildung stattfinden, zumal die Kinder schon aufgrund ihrer physischen Konstitution nicht mit den regulären Geräten arbeiten könnten.
Stattdessen sollen die Kinder in erster Linie über die Aufgaben und die Arbeit der Feuerwehr aufgeklärt werden sowie sich grundlegendes Wissen zum Brandschutz und Verhalten im Notfall aneignen. Der spielerische Aspekt sowie der pädagogische Ansatz stehen dabei im Vordergrund. Deshalb wird die Kinderfeuerwehr auch von den beiden Erzieherinnen Romana Schön und Sandra Wyrebak geleitet. Das Fachwissen zur Feuerwehr, wie etwa zu den technischen Funktionen des Feuerwehrautos, kommt bei Bedarf von Mitgliedern der aktiven Wehr.
Seit September vergangenen Jahres gibt es die Neusitzer Kinderfeuerwehr. Im Moment sind meist sechs Kinder bei den Treffen im Feuerwehrhaus mit von der Partie (nächster Termin: 17. April von 15 bis 16 Uhr). Die Verantwortlichen hoffen sehr, dass sich die Gruppe, die sich etwa sechs bis achtmal im Jahr treffen wird, etabliert. „Unser Wunsch ist, dass die Gruppe auf zehn bis 15 Kinder anwächst, damit lässt sich gut arbeiten“, meint Matthias Hertlein.
Auch Kinder aus anderen Ortschaften sind bei der Neusitzer Kinderfeuerwehr willkommen. Auf dem vielseitigen Programm stehen unter anderem verschiedene Geschicklichkeits- und Wissensspiele, kleine Bastelaktionen, sowie Informationen zum Umgang mit Feuer und wie man einen Notruf absetzt. Außerdem sind Besuche bei allen Einsatzkräften, die bei einem Unfall zur Stelle sind geplant, verrät Romana Schön.
Die Mitgliederzahlen sind bei den freiwilligen Wehren bayernweit in der Tendenz eher rückläufig. Laut Kommandant Florian Meyer ist die Jugendfeuerwehr in Neusitz zwar noch sehr gut aufgestellt. Doch nur etwa 50 Prozent der engagierten Jugendlichen wechselt später auch in die aktive Wehr. Vor diesem Hintergrund ist die Jugendarbeit auch in Neusitz unerlässlich. Das kindliche Interesse an der Feuerwehr zu fördern ist hierbei eben der nächste logische Schritt. mes