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Von klein auf dabei

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Aktive Nachwuchsarbeit mit der Kinderfeuerwehr

NEUSITZ – „Wenn ich einmal groß bin möchte ich Feuerwehrmann werden“: Bei vielen geht dieser Kindheitswunsch im Laufe der Jahre allerdings verloren, zum Leidwesen der freiwilligen Wehren, die mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen haben. In Neusitz baut man vor. Mit einer Kinderfeuerwehr möchte man das frühe Interesse für die Floriansjünger aufrechterhalten.

Egal ob Faschingskostüm, Brotdose, Trinkflasche, Bettwäsche, Spielfiguren, Bücher, Anstecker, Rucksack oder Tee: Spielzeughersteller und Unternehmen mit findigen Marketingexperten schlagen aus der kindlichen Faszination für die Feuerwehr, insbesondere für das Feuerwehrfahrzeug, Kapital. Die aktiven Wehren hingegen schauen meist in die Röhre, denn von einem Überangebot an Nachwuchs-Feuerwehrlern kann trotz dieser kindlichen Euphorie alles andere als die Rede sein. Es dauert schlicht zu lange bis die kleinen Feuerwehr-Begeisterten endlich selbst zu den Brandschützern gehören dürfen.

Gemeinsam für die Kinderfeuerwehr: aktive Wehr, Feuerwehrverein sowie zwei Erzieherinnen als Gruppenleitung.    Foto: Scheuenstuhl

Gemeinsam für die Kinderfeuerwehr: aktive Wehr, Feuerwehrverein sowie zwei Erzieherinnen als Gruppenleitung. Foto: Scheuenstuhl

Die untere Altersgrenze für die Jugendfeuerwehren ist in der Regel 12 Jahre. Bis dahin sind viele Kinder aber bereits aktiv in einem Sportverein – es gibt Fußballvereine, bei denen schon Vierjährige ihr Ballgefühl schulen können – oder sie erlernen ein Musikinstrument. Daneben gibt es außerdem ja noch die Schule, um die herum diese Freizeitaktivitäten organisiert werden müssen.

Dann noch eine zusätzliche „Verpflichtung“ mit 12 Jahren eingehen, – und sei sie noch so wichtig und löblich wie dies bei der Jugendfeuerwehr der Fall ist – die womöglich zu Lasten etwa des geliebten Fußballspielens gehen kann? Auch die Neusitzer Feuerwehr kam zu der Einschätzung, dass sie bei dieser Auswahl wohl zurückstecken würde. Die „Lösung“: eine aktive Nachwuchsarbeit in Form einer sogenannten Kinderfeuerwehr. Einen zusätzlichen Anschubser hierfür gaben Eltern, die sich an den Feuerwehrverein mit der Bitte wandten, auch etwas für die Kleinen anzubieten, erklärt Vorsitzender Matthias Hertlein.

Das Interesse bei den Kleinen für die Feuerwehr sei ja offenkundig da. Warum solle man dies nicht nutzen und Jüngere im Alter von etwa acht bis zwölf Jahren spielerisch an die Feuerwehr und das bürgerliche Engagement heranführen, so die Argumentation. Die Bereitschaft für dieses Projekt war also von Anfang an da, allein die genaue Ausgestaltung warf noch Fragen auf.

Denn die Idee der Kinderfeuerwehren steckt nicht nur in der Region, sondern in ganz Bayern im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Kinderschuhen. Die Neusitzer Feuerwehrverantwortlichen holten sich deshalb Rat in Wörnitz. Dort wurde vor vier Jahren die erste Kinderfeuerwehr der näheren Umgebung gegründet. Bei diesen Kindergruppen soll keinerlei feuerwehrtechnische Ausbildung stattfinden, zumal die Kinder schon aufgrund ihrer physischen Konstitution nicht mit den regulären Geräten arbeiten könnten.

Stattdessen sollen die Kinder in erster Linie über die Aufgaben und die Arbeit der Feuerwehr aufgeklärt werden sowie sich grundlegendes Wissen zum Brandschutz und Verhalten im Notfall aneignen. Der spielerische Aspekt sowie der pädagogische Ansatz stehen dabei im Vordergrund. Deshalb wird die Kinderfeuerwehr auch von den beiden Erzieherinnen Romana Schön und Sandra Wyrebak geleitet. Das Fachwissen zur Feuerwehr, wie etwa zu den technischen Funktionen des Feuerwehrautos, kommt bei Bedarf von Mitgliedern der aktiven Wehr.

Seit September vergangenen Jahres gibt es die Neusitzer Kinderfeuerwehr. Im Moment sind meist sechs Kinder bei den Treffen im Feuerwehrhaus mit von der Partie (nächster Termin: 17. April von 15 bis 16 Uhr). Die Verantwortlichen hoffen sehr, dass sich die Gruppe, die sich etwa sechs bis achtmal im Jahr treffen wird, etabliert. „Unser Wunsch ist, dass die Gruppe auf zehn bis 15 Kinder anwächst, damit lässt sich gut arbeiten“, meint Matthias Hertlein.

Auch Kinder aus anderen Ortschaften sind bei der Neusitzer Kinderfeuerwehr willkommen. Auf dem vielseitigen Programm stehen unter anderem verschiedene Geschicklichkeits- und Wissensspiele, kleine Bastelaktionen, sowie Informationen zum Umgang mit Feuer und wie man einen Notruf absetzt. Außerdem sind Besuche bei allen Einsatzkräften, die bei einem Unfall zur Stelle sind geplant, verrät Romana Schön.

Die Mitgliederzahlen sind bei den freiwilligen Wehren bayernweit in der Tendenz eher rückläufig. Laut Kommandant Florian Meyer ist die Jugendfeuerwehr in Neusitz zwar noch sehr gut aufgestellt. Doch nur etwa 50 Prozent der engagierten Jugendlichen wechselt später auch in die aktive Wehr. Vor diesem Hintergrund ist die Jugendarbeit auch in Neusitz unerlässlich. Das kindliche Interesse an der Feuerwehr zu fördern ist hierbei eben der nächste logische Schritt. mes


Beistand in schwerer Zeit

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Hospizverein leistet einen wichtigen Beitrag zur Sterbekultur

ROTHENBURG – Mit anderen Menschen ein Stück ihres Lebenswegs gehen, ist Teil unseres täglichen Daseins. Neben den schönen Zeiten, gibt es allerdings auch herausfordernde Abschnitte, etwa bei schwerer Krankheit oder dem nahenden Tod. Vierzehn Ehrenamtliche haben sich entschlossen, gerade in diesen Momenten für ihre Mitmenschen da sein zu wollen. Sie ließen sich deshalb ein Jahr lang als Hospizbegleiter ausbilden. Bei ihrer Abschlussfeier im Jakobsschulhaus wurden sie für ihr Engagement gewürdigt.

Er ist kein Verein, der „laut“ ist und auffällt. Obwohl es den Hospizverein Rothenburg bereits seit 2002 gibt, wissen viele Leute nicht genau, was seine Mitglieder machen, wollen es meist auch gar nicht so genau wissen. Zu schwierig ist das Kernthema „Sterbebegleitung“ für viele Menschen. Es sind Berührungsängste da. Bereits das Nachdenken über den eigenen Tod oder den eines nahen Verwandten löst oftmals Beklemmung, Angst und Verzweiflung aus. Ehrenamtliche Hospizbegleiter haben es sich zur Aufgabe gemacht, in diesen Ausnahmesituationen den Betroffenen zur Seite zu stehen. Petra Underbrink, Vorsitzende des Hospizvereins, nennt dies „dem Sterben Leben geben“. Bürgermeister Dieter Kölle zollte den Ehrenamtlichen Bewunderung, dass sie „diesen Weg gehen“. Aus seiner persönlichen Erfahrung heraus weiß er, dass die Begleitung eines Sterbenden eine „schwere Aufgabe“ sein kann. Sterbende, Angehörige und Hospizbegleiter: Allen Beteiligten wird dabei viel Kraft abverlangt. Die ehr-enamtlichen Helfer begleiten nicht nur den Sterbenden am Ende seines Lebens, sondern auch dessen Angehörige. „Wir bleiben auch über den Tod hinaus“, betonte Petra Underbrink die Unterstützung für die Hinterbliebenen. Aber auch die Helfer müssen ihre Einsätze „verkraften“, um in ihren Alltag zurückkehren zu können.

Ehrenamtliche, Dozenten, Vertreter von Politik und Kirche sowie Angehörige kamen, um die Absolventen zu unterstützen und zu feiern.

Ehrenamtliche, Dozenten, Vertreter von Politik und Kirche sowie Angehörige kamen, um die Absolventen zu unterstützen und zu feiern.

Der Hospizverein mag kein auffälliger Verein sein, aber er ist ein aktiver: Im vergangenen Jahr, so rechnete die Vorsitzende vor, gab es für die bereits ausgebildeten 22 Hospizelfer 984 Einsätze. Gleichmäßig verteilt auf die 365 Tage im Jahr, wären dies jeden Tag vier Stunden gewesen, die die Ehrenamtlichen den Betroffenen und Angehörigen schenkten. Als „Zahlenmensch“ führte Petra Underbrink die Rechnung fort: 1437 Stunden oder 86220 Minuten kamen so zusammen. Davon sei jede Minute wertvoll, in der der andere nicht allein ist und keine Angst hat, in der zusammen gelacht, geweint und geschwiegen wird, in der die Aufmerksamkeit auf den anderen gerichtet ist, in der einfach gelebt wird. Uschi Memhardt, Koordinatorin des Hospizvereins, freut sich, dass die bisherigen Ehrenamtlichen nun durch weitere vierzehn Hospizhelfer unterstützt werden. Sie nutzte die Gelegenheit, um auch den Angehörigen der Absolventen zu danken. Denn nicht nur die Helfer schenken ihre Zeit den Betroffenen, sondern auch sie, indem sie auf die Zeit mit ihrem in der Hospizarbeit ehrenamtlich engagierten Partner oder Elternteil „verzichten“. Die knapp einjährige Ausbildung umfasste einhundert Stunden Unterricht und zusätzlich zwanzig Stunden Praktikum. Man habe sich in dieser Zeit gegenseitig bereichert und voneinander gelernt, so Uschi Memhardt. Im Saal des Jakobsschulhauses aufgehängte Fotos gewährten Einblicke in die unterschiedlichen Unterrichtseinheiten. Zu Beginn ihrer Ausbildung wurden die zwölf Frauen und zwei Männer nach ihren Erwartungen und Hoffnungen in Bezug auf den Kurs gefragt. Am „Hospizbaum“ wurden ihre Antworten auf Karten verewigt. Das Blätterwerk verdichtete sich weiter, als die frischgebackenen Hospizbegleiter ihre ganz persönlichen Gründe für ihr Engagement mit den Anwesenden teilten (siehe blauer Kasten). Beim Thema Tod spielt stets auch die Würde eine große Rolle. Dekan Hans-Gerhard Gross bezog sich deshalb in seinem Grußwort auf dieses, durch den ersten Artikel des Grundgesetzes geschützte, Gut. Anhand von Beispielen aus den Medien lenkte der Kirchenvertreter das Augenmerk auf aktuelle Debatten. Diese sind vor allem von zwei Klischees beeinflusst, die gegeneinander aufgewogen werden. Auf der einen Seite steht dabei der „hässliche Tod durch Siechtum“, auf der anderen Seite der „schöne, selbstbestimmte Tod“. Den Hospizbegleitern wünschte der Dekan „Respekt und Anerkennung“ für ihre Arbeit sowie, dass sie stets „unter Gottes Segen“ stehen mögen.

Bewundernswertes Engagement: Die Hospizhelfer schenken ihre Zeit ihren Mitmenschen.   Fotos: Scheuenstuhl

Bewundernswertes Engagement: Die Hospizhelfer schenken ihre Zeit ihren Mitmenschen. Fotos: Scheuenstuhl

Bei der Ausbildung der Hospizbegleiter waren viele lokale wie regionale Akteure beteiligt. Neben Rothenburger Ärzten, Seniorenheimen und der Diakonie so auch Stefan Mayer und Diakon Dirk Münch von der Hospizakademie Nürnberg. Letztgenannter klärte die Anwesenden über die aktuelle Situation der Hospizarbeit sowie über ihre künftigen Entwicklungen auf. Seine Überzeugung: Hospizarbeit ist nichts, was man im klassischen Sinne lernt. Vielmehr sei es eine Haltung, wie man mit Menschen und ihren Angehörigen am Lebensende umgeht. Es sei nicht einfach zu sterben, aber auch nicht einfach weiterzuleben. Etwa 60 Prozent der Arbeit eines Hospizhelfers sei auf die Unterstützung der Angehörigen ausgerichtet. Diese Trauerarbeit ist eine Weiterentwicklung der Hospizarbeit, die erst 1986 als Bürgerbewegung schließlich ihren Weg nach Deutschland fand. In jenem Jahr wurde das erste deutsche Hospiz in Aachen durch die Katholische Kirche gegründet. Während bereits seit 1967 durch das Engagement der Ärztin Cicely Saunders Großbritannien über ein Hospiz verfügte. Mittlerweile sei die Hospizbewegung und Palliativmedizin auch hierzulande in der „Mitte der Gesellschaft angekommen“, so Dirk Münch. Es komme allerdings immer noch oft zur Verwechslung von Sterbehilfe und Sterbebegleitung, was nicht zum Abbau der Vorbehalte gegenüber der Hospizarbeit beiträgt und eine offene Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer merklich erschwert. Die Aktion „Hospiz macht Schule“ hat das Ziel, Grundschüler auf kindgerechte Weise mit diesen Themen in Berührung zu bringen und sie damit nicht alleine zu lassen. In einem geschützten Rahmen bekommen sie so die Möglichkeit, alle Fragen, die sie bewegen, zu stellen und so gut wie möglich beantwortet zu bekommen. Kinder sind aber nicht nur Ziel der Aufklärungskampagne, sondern auch Betroffene der Hospizarbeit. Nach neuesten Zahlen leiden etwa 40000 Kinder an einer lebensbegrenzenden Erkrankung, durch die sie das Erwachsenenalter nicht erreichen werden. Derzeit gibt es deutschlandweit nur dreizehn stationäre Kinderhospize. Weiteren Bedarf für die Hospizarbeit macht Dirk Münch auch „an den Rändern der Gesellschaft“ aus: bei geistig und körperlich Behinderten, in Gefängnissen sowie bei Wohnungs- und Obdachlosen. „Begleitung soll da stattfinden, wo sie gebraucht wird, nicht nur wo es schön ist“, plädiert er.

Seit 23 Jahren ist Dirk Münch in der Hospizarbeit tätig und hat ihr Wachstum im Laufe der Zeit miterlebt. Er sieht in dieser Entwicklung „Segen und Fluch zugleich“. Es bestehe die Gefahr, dass man auf die „falsche Schiene“ gelangt. Wer Geld in das System pumpt (wie etwa die Politik), erhebe folglich auch einen Anspruch auf Kontrolle und Dokumentation. Dirk Münch hingegen fordert, sich auf die Wurzeln zu besinnen. Das Ehrenamt trage die Hospizarbeit mit dem Gedanken, die eigene Zeit zu teilen und zu schenken. Die zentrale, maßgebliche Prämisse, nach der gehandelt wird, sollte lauten: „Dies ist mir mein Mitmensch wert.“ mes

Noch keine Normalität

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Folgen der Tat im Jobcenter wirken noch immer nach

ROTHENBURG – Gut zwei Monate nach der tödlichen Messerattacke im Jobcenter von Rothenburg, bei der ein 61-jähriger externer Gutachter ums Leben kam, herrscht alles andere als Normalität in der Behörde. Der Zutritt zu den Räumlichkeiten ist nur nach Rücksprache möglich und dadurch erheblich eingeschränkt.

Wer zum ersten Mal Leistungen des Jobcenters im ersten Stock des Gebäudes an der Ludwig-Siebert-Straße beantragt und bei der Behörde noch nicht registriert beziehungsweise näher bekannt ist, wird für die erstmalige Vorsprache an die Hauptstelle im Landratsamt Ansbach verwiesen und vorläufig nicht in der kleineren Einrichtung in Rothenburg vorgelassen – aus Sicherheitsgründen. Bis zu dem schrecklichen Übergriff am 3. Dezember musste man nicht klingeln. Die Tür war von außen zu öffnen. Der Arbeitslose hatte um 11.15 Uhr einen Termin mit einer Sachbearbeiterin und dem psychiatrischen Sachverständigen, der mehrere Jahre in der Klinik für Forensische Psychiatrie im Bezirksklinikum Ansbach tätig war.

Im Flur: die Warteecke für Besucher. Foto: sis

Im Flur: die Warteecke für Besucher. Foto: sis

Einen externen Gutachter zieht man hinzu, wenn es Anzeichen gibt, dass ein Antragsteller von Leistungsbezug psychisch nicht gesund ist, und bei einem anderen Arzt keine Unterlagen über seinen Gesundheitszustand vorliegen. Oder wenn ein berufspsychologisches Gutachten nötig ist, um festzustellen ob Eingliederungsaussichten in den Arbeitsmarkt bestehen und wie sie verbessert werden können – etwa durch Umschulung oder andere Bildungsleistungen.

Nachdem sein Termin gegen 11.45 Uhr endete, verließ der damals 28-Jährige das Jobcenter für kurze Zeit. Er ging ins nahegelegene Zentro und kaufte sich ein Küchenmesser und kehrte in den Raum zurück, wo die Sachbearbeiterin und der Gutachter noch miteinander sprachen. Unvermittelt stach er auf den externen Sachverständigen ein und tötete den Psychologen mit mehreren Stichen. Im Jobcenter brach Panik aus. Beschäftigte des Jobcenters und Kollegen der Arbeitsagentur aus dem Erdgeschoss konnten den Angreifer überwältigen. Die Polizei nahm ihn fest und brachte ihn erst einmal ins Krankenhaus. Der mutmaßliche Mörder hatte sich an der Hand verletzt und musste operiert werden. Wegen psychischer Probleme wurde er in das Bezirksklinikum eingewiesen. Dies beruht darauf, dass der eingeschaltete Gutachter von seiner Schuldunfähigkeit ausgeht. Laut Staatsanwaltschaft war der 28-Jährige bereits früher mit dem Gesetz in Konflikt geraten, nicht aber in erheblichem Ausmaß. Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Karl rechnet in den nächsten Wochen mit dem Abschluss des Ermittlungsverfahrens und der endgültigen Beurteilung darüber, ob der Beschuldigte zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig war.

Die Mitarbeiterin des Jobcenters, die den tödlichen Angriff mit ansehen musste, hat mit psychologischer Betreuung den Wiedereinstieg in den Alltag geschafft. Sie arbeitet wieder in dem Büro, in dem die Tat passierte. Nebenan im Technikraum sind Handwerker mit einem Wanddurchbruch und Türeinbau beschäftigt für eine bessere Büroverbindung. Grundsätzlich entscheiden die Jobcenter selbst, welche Sicherheitsmaßnahmen sie ergreifen zum Schutz vor Gewalt, Bedrohungen und Beschimpfungen und welche Schulungen Mitarbeiter machen für den Umgang mit schwierigen Kunden. Alarmknöpfe gibt es bereits. Sie sollen um einen einen Schrill­ton als Geräuschschock erweitert werden. Es gibt keine Patentlösungen für absolute Sicherheit.

Beratungsgespräche hinter Glaswänden, mit Überwachungskameras, Me­talldetektoren, Schleu­sen wie an bayerischen Gerichten: das sieht nach Generalverdacht aus und lässt womöglich erst ein Gefühl latenter Bedrohung entstehen. So als stünde man sich als Gegner auf den beiden Seiten des Tisches gegenüber.

Etwa zehn Mitarbeiter sind im Jobcenter beschäftigt: vorwiegend Sachbearbeiter und drei Stellenvermittler. Darunter der ehemalige ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Ges­lau, Dieter Mohr. Die Einrichtung erfüllt den Sinn, dass die Sicherung des Lebensunterhaltes von Menschen bestehen bleibt. Eine Personengruppe, die bis 2004 Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe erhielt. Eine der bekanntesten Leistungen ist das Arbeitslosengeld II (umgangssprachlich Hartz 4). Weitere Leistungen sind die Zahlung von Pflege- sowie Krankenversicherung, Unterkunfts- und Heizkosten, sofern die Grundversorgung nicht gegeben ist.

Aber auch auf dem Sektor des Arbeitsmarktes werden die Mitarbeiter des Jobcenters aktiv. Sie setzen sich für die Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt ein und sind ebenfalls für Qualifizierungsmaßnahmen zuständig. Für Menschen, die nur noch in der Lage sind, drei Stunden am Tag zu arbeiten, liegt die Zuständigkeit nicht beim Arbeitsamt, sondern beim Jobcenter. Sollte die Höhe des Arbeitslosengeldes I nicht ausreichen und somit die Grundversorgung nicht gegeben sein, wird das Jobcenter mit Leistungen tätig.

Als das Mehr-Parteien-Haus 1996 gegenüber dem Finanzamt von einem privaten Rothenburger Investor gebaut wurde, gab es noch das Arbeitsamt. Dieser Begriff ist inzwischen veraltet und wird nun Arbeitsagentur oder ganz offiziell Bundesagentur für Arbeit genannt. Zu den Leistungen, die dort zu beziehen sind, gehören das Arbeitslosengeld I, die Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsstellen, die Berufsberatung, die Förderung der Berufsweiterbildung, die Arbeitgeberberatung sowie die Eingliederung von behinderten Menschen. Die Arbeitsagentur ist für Arbeitnehmer zuständig, wenn sie arbeitslos werden und in eine Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben.

Arbeitsagentur und Jobcenter sind zwei verschiedene Behörden. Bei der Arbeitsagentur handelt es sich um eine Einrichtung des Bundes. Das Jobcenter untersteht dem Landkreis Ansbach. Als sogenannte „Optionskommune“ setzt der Landkreis bei den Bestimmungen des Sozialgesetzbuches II auf eine rein kommunale Verantwortung. Der zuständige Leiter, Achim Vogler, sitzt in Ansbach unter einem Dach mit seinem obersten Dienstherrn, Landrat Dr. Jürgen Ludwig.

Am Standort Rothenburg führen Treppen um den Aufzugschacht nach oben. Im zweiten Stock sind eine psychotherapeutische Praxis und Wohnungen, im Erdgeschoss die Arbeitsagentur mit sechs Beschäftigten: Vermittler und Arbeitgeber-Service. Im Stockwerk dazwischen befindet sich das Jobcenter. Im Treppenhaus trifft der Besucher auf allerlei Hinweis- und Verbotsschilder für Raucher und Hundebesitzer. Sie müssen draußen bleiben.

Gleich an der Eingangstür klebt ein Blatt Papier: „Derzeit ist es uns leider noch nicht möglich, einen Direktzugang in die Räumlichkeiten des Jobcenters zu ermöglichen“. Persönliche Vorsprachen beim zuständigen Sachbearbeiter sind nur nach telefonischer Rücksprache möglich. Neben der Tür befinden sich eine Klingel und die Schlitze der Sprechanlage. Dahinter liegt ein Flur zu den Büroräumen mit Warteecke. Das Entrée wirkt wenig einladend und vertrauensbildend. sis

Kapitel fortführen

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Überraschendes Zusatzkonzert

ROTHENBURG – Ihre große Leidenschaft zur Musik hat viele Jahre ihr Leben bestimmt und gelenkt. Mit dem freiwilligen Ausstieg aus dem anspruchsvollen Tourneebetrieb als Sängerin, Pianistin, Komponistin und Lyrikerin schloss Bettina Hirschberg Ende der 90er Jahre mit dem künstlerischen Kapitel ab und wechselte die Seite zu ihrer neuen Aufgabe als fachlich fundierte Kulturkritikerin. Doch das Leben steckt voller unerwarteter Überraschungen. Sie kehrt zu ihren künstlerischen Wurzeln zurück.

Mit ihrem Mann, dem Gitarristen Harry Düll, hat sie sich zu einem ersten gemeinsamen Konzert zusammengefunden. Eine Premiere mit besonderer Note am Freitag, 20. Februar, um 20 Uhr in der Korn-Halle. Unter dem Titel „Nächtliche Begegnung“ nehmen sie das Publikum mit auf eine musikalische Reise „in persönliche Unterwelten wie gesellschaftliche Untiefen“. Mit Liedern zwischen Lebensbejahung, Rebellion und Melancholie, die Bettina Hirschberg selbst geschrieben und vertont hat oder Harry Düll mit E-Gitarre, Synthesizer-Gitarre und E-Bass zum Klingen bringt.

Premiere: Bettina Hirschberg und Harry Düll geben ihr erstes gemeinsames Konzert.

Premiere: Bettina Hirschberg und Harry Düll geben ihr erstes gemeinsames Konzert.

Ein Programmpunkt neben den eigenen Texten sind Lyrik-Vertonungen von Gottfried Benn, Theodor Kramer und Louis Fürstenberg. In Erinnerung an die vergessenen oder emigrierten Dichter, die im Dritten Reich, wenn sie nicht ganz verstummten entweder für die Schublade schrieben oder auf Unverfängliches auswichen. Als Gast des Konzerts wirkt der Klarinettist Wolfgang „Muffel“ Weth mit.

Mit dem Lied „Sommernachts­traum“ hat es eine besondere Bewandnis. Bettina Hirschberg hat das Gedicht „Lass mich liegen, lass mich wachen über unerhörten Klang“ des Schriftstellers Matthias Politycki vertont. Er gehört zu den renommiertesten Vertretern der deutschen Gegenwartsliteratur. Sie kennt ihn aus ihrer Studienzeit in München und steht mit ihm in Kontakt. Von ihm kam die Idee, die Stimmung seines Gedichtes einmal mit einer rockigen, rhythmischen Komponente zu unterlegen durch Harry Düll mit der elektrischen Gitarre.

Das Ergebnis löste Begeisterung aus bei allen Beteiligten. Ein neuer Anfang war gemacht. Die weiteren Schritte waren harte Arbeit. Bettina Hirschberg und Harry Düll kommen aus verschiedenen Musikrichtungen und mussten für die weitere gemeinsame künstlerische Entwicklung erst lernen, ihre bisher gewohnte Solistenrolle zu teilen. In „intensiven Auseinandersetzungen“ haben sich die Pianofrau und der Gitarrist zu einem Duo „zusammengerauft“, wie sie freimütig einräumen. Die neue Gemeinsamkeit hat sie jetzt so richtig gepackt. Hochmotiviert und erfasst von der Flamme der Kreativität soll ihr erstes gemeinsames Konzert kein einmaliger Anlass sein. Schon vor dem Debüt gibt es Anfragen für weitere Auftritte. Die beiden sind gespannt auf die Reaktion des Publikums.

Vor 19 Jahren haben sich Bettina Hirschberg und Harry Düll in der Korn-Halle kennengelernt. Er schrieb die Konzertkritik und kam mit der in München und Hamburg beheimateten Künstlerin ins Gespräch. Der Beginn einer privaten Beziehung in Rothenburg, die nun auch ihr künstlerisches Potenzial entwickelt. „In all den Jahren zuvor haben wir nie gemeinsam Musik gemacht“, erzählt Bettina Hirschberg, „auch aus Hochachtung vor der Kunst des anderen.“ Die gemeinsame Gedichtvertonung hat ihnen gezeigt, charaktervoller Liedgesang mit der Intensität des romantisch-deutschen Kunstlieds und eines leidenschaftlichen Chansonstils bildet eine reizvolle Kompetente zu anglo-amerikanischem Bluesrock-Feeling, zu poetischen Metaphern, zur hellsten Liebeslyrik und bei Lebensbildern. Mit Sensibilität für den Liedgesang erzählt Bettina Hirschberg in einer kleinen, feinen Form eine ganze Geschichte und pflegt die Kunstgattung der vertonten Lyrik, die im internationalen Geschäft ein Schattendasein führt. Auch wenn es erfreuliche Entwicklungen für das Interesse an anspruchsvollen Liedern gibt, wie die Erfolge der Wiesbadenerin Alexa Feser, Jahrgang 1979, zeigen. Mit ihren Liedern nimmt sie heuer am deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teil.

„Heute würde ich mir alles wieder zutrauen“, sagt Bettina Hirschberg. Ausgepumpt von kräftezehrenden Tourneen durch Deutschland, Österreich und der Schweiz als Solistin mutterseelenallein auf der Bühne, zog sie sich 1998 ins Private zurück. Seitdem arbeitet sie als selbständige Kulturkritikerin und Autorin, wie ihr Lebenspartner Harry Düll, ein ausgebildeter Journalist, für Medien und private Auftraggeber.

Die Rückkehr ins Scheinwerferlicht hat ihren Reiz. Viele Jahre hatten Freunde vergeblich gebettelt, ihre künstlerische Begabung nicht brachliegen zu lassen und freuen sich jetzt, dass sie das Kapitel wieder aufschlägt. 1986 hatte Bettina Hirschberg ihren ersten Auftritt im „Unterhaus“ in Mainz. 1987 folgte das „Sprungbrett“ im WDR-Fernsehen. Ein Jahr später bekam sie den Kleinkunstpreis für das Lied und Chanson des Landes Baden-Württemberg verliehen. Unter anderem für ihre Vertonung des Gedichts von Ingeborg Bachmann: „Die große Fracht“. Im Film „Comedian Harmonist“ von Joseph Vilsmaier 1997 spielte sie eine Nebenrolle als Frau am Klavier. Konstantin Wecker und Karl Krolow gehörten zu ihren Berufskollegen. Von Harald Schmidt kam zu seiner WDR-Zeit das Angebot, live in seiner Sendung zu spielen. sis

Das Gespräch suchen

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Landwirtschaftliche Familienberatung: Hofübergabe regeln

ROTHENBURG – „Turboeinsatz“ im Betrieb und „Kolbenfresser in der Familie“: Bei der Jahreshauptversammlung des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung Rothenburg im Theatersaal des Wildbads gab auch Pfarrer Walter Engeler, Leiter der Familienberatung, Einblick in seine Arbeit. Nicht finanzielle Sorgen stehen auf Platz eins der ihm vorgebrachten Anliegen, sondern familiäre Probleme.

Helmut Siller, Vorsitzender des Kreisverbands für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) Rothenburg konnte bei der Jahreshauptversammlung eine Reihe von Gästen und Ehrengästen willkommen heißen. Geschäftsführer Hartmut Schwinghammer streifte in seinem Rückblick auf das Geschäftsjahr 2014 die breite Palette an Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung.

Die Frauenlehrfahrten, die Praxisveranstaltungen im Rahmen des „Erzeuger- und Verbraucherdialogs“, aber auch die Pflanzenbautage und -führungen wurden sehr gut besucht. Insgesamt habe der Verband mit seinem breiten Veranstaltungsangebot rund 900 Personen im Altlandkreis Rothenburg erreicht.

Pfarrer Walter Engeler von der Landwirtschaftlichen Familienberatung führte aus, dass die Konflikte zwischen den Generationen an erster Stelle der vorgebrachten Anliegen stehen. Die Probleme drehten sich vor allem um das Thema Hofübergabe, wenn zum Beispiel der Betriebsleiter zur Übergabe nicht bereit ist oder die jüngere Generation nicht übernehmen kann oder will. Dieses Thema werde oft hintenangestellt und dann viel zu spät angesprochen. Familiäre Probleme spielen bei fast der Hälfte der Anrufe eine Rolle. In letzter Zeit drehe es sich bei Konflikten in der Familie verstärkt um eine zu hohe Arbeitsbelastung, bis hin zum „Burnout“, dem Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Auf der anderen Seite, stellte Walter Engeler fest, ist auch die Bereitschaft gewachsen sich Hilfe zu holen und eine Beratung in Anspruch zu nehmen.

Die Jahreshauptversammlung bot Anlass zur Ehrung für viele Jahre Treue zum Verband für landwirtschaftliche Fachbildung.  Foto: privat

Die Jahreshauptversammlung bot Anlass zur Ehrung für viele Jahre Treue zum Verband für landwirtschaftliche Fachbildung. Foto: privat

Eindeutig könne man sagen, je früher und klarer miteinander geredet wird, umso größer seien die Erfolgsaussichten, damit es beim geforderten „Turboeinsatz“ im Betrieb nicht zum „Kolbenfresser“ in der Familie kommt. Der oft gehörte Satz „es woar scho immer so“ ist dabei nicht hilfreich. Er stehe notwendigen Veränderungen und der Suche nach neuen, positiven Entwicklungen im Weg. Abschließend rief Pfarrer Engeler noch einmal in Erinnerung, dass die Landwirtschaftliche Familienberatung Ansprechpartner bei Krisen in Partnerschaft und Familie, bei Unsicherheiten in der Hofnachfolge oder Erbschaftsfragen ist. Sie hilft beim Finden von Wegen aus der Schuldenfalle und beim Umgang mit Geschäftspartnern. Zusammen mit den Ratsuchenden werden neue Zukunftsperspektiven und betriebliche Lösungen entwickelt.

Ein besonderes Anliegen war es für 1. Vorsitzenden, Helmut Siller, das silberne Verbandsabzeichen an Karl Roth aus Gickelhausen für seinen langjährigen Einsatz in der Berufsausbildung zu überreichen. Seit 1980 hat er 36 Lehrlinge ausgebildet und stellt jedes Jahr den Betrieb für überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen zur Verfügung. Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Kerwagen, Leiter des Bereichs Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ansbach verwies auf die stabilen Zahlen in den Landwirtschaftsschulen. Den guten Zulauf der Hauswirtschaftsschulen führt er darauf zurück, dass im Unterricht auch Alltagskompetenz vermittelt wird und Anstöße für die persönliche, familiäre und betriebliche Weiterentwicklung gegeben werden.

Das Angebot der Landwirtschaftsschule zeichnet nach wie vor die Kombination von Theorie und Praxis aus. Dies gelingt, wenn die Lehrer auch als Berater tätig sind und ihre Erfahrungen in den Unterricht mit einbringen können. Er bescheinigte der Landwirtschaft im Landkreis Ansbach gut aufgestellt zu sein. Stellvertretender Landrat Kurt Unger sprach die Schullandschaft im Landkreis an. Der Landkreis sei auch Träger der Land- und Hauswirtschaftsschulen in Ansbach und Dinkelsbühl. An der Arbeit des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung schätze er, dass neben dem fachlichen Angebot auch Themen aufgegriffen werden, die in der breiten Gesellschaft diskutiert werden.

Im Namen der Stadt Rothenburg dankte Bürgermeister Dieter Kölle dem Verband, dass er weiterhin seine Versammlung im Wildbad abhalte. Als Landwirt kenne man keine 38-Stunden-Woche mit fünf Wochen Urlaub im Jahr. Ohne Freude an seiner Arbeit, sei diese hohe Arbeitsbelastung nicht zu machen. Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer dankte dem VLF Rothenburg für die gute Zusammenarbeit. Gerade die modern wirtschaftenden, zukunftsorientierten Betriebe müssen darauf achten, die anfallenden Arbeiten zu steuern, um auch Zeit für sich und für andere zu haben.

Bereits am Vormittag wurde eine Reihe von ehemaligen Schülern der Landwirtschaftsschule Rothenburg im Rahmen des Klassentreffens für 40-jährige, 50-jährige und für 60-jährige Treue zum Verband geehrt. Insgesamt 73 Urkunden konnten 1. Vorsitzender Helmut Siller und Frauenvorsitzende Erna Korn übergeben.

Anzahl der Absolventen Vor 60 Jahren, im Jahr 1955 hatten 29 Männer und 28 Frauen die Landwirtschaftsschule besucht. Vor 50 Jahren, im Jahr 1965 schlossen 18 Männer die Landwirtschaftsschule und 14 Frauen die Hauswirtschaftsschule ab und vor 40 Jahren im Jahr 1975 waren es 18 Männer und 17 Frauen. Zurzeit gehören dem VLF Rothenburg 1026 Mitglieder an, darunter 329 Frauen und 697 Männer. Den VLF-Tag im Wildbad rundete traditionell der „Ball der Landwirtschaft“ ab. Die „Diebacher Musikanten“ bereiteten mit ihrer Tanzmusik allen Tanzbegeisterten eine große Freude. eb

Einfach vorbildlich

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Bezirk prämiert denkmalpflegerische Leistungen

Geehrt wird die Familie Gunther Nörr für die vorbildliche Instandsetzung ihres Hauses in Großharbach. Hingucker geschaffen haben auch das Ehepaaar Andreas und Qi Wild von der Seemühle bei Diebach mit dem Umbau des Mühlengebäudes und die Rothenburgerin Marion Fresz in der Wenggasse mit einer Generalsanierung. Lob und Anerkennung vom Bezirk gibt es ebenfalls für die Stadt Rothenburg: Für die Brunnen-Sanierung in der Hofbronnengasse und die Maßnahmen am Fleischhaus. Neben der statischen Sicherung des Südgiebels wurde die Fassade instandgesetzt und das Dach neu eingedeckt.

Seit 1975 prämiert der Bezirk Mittelfranken vorbildlich sanierte Denkmäler. Dabei werden Leistungen gewürdigt, die über das nach dem Denkmalschutzrecht Gebotene hinausgehen, insbesondere das ehrenamtliche Engagement von Bürgern, Institutionen oder Initiativen. Häufig ist es ihrem Einsatz zu verdanken, dass Denkmäler gerettet und dauerhaft erhalten werden.

Die große Anzahl der seit fast vierzig Jahren prämierten Denkmäler in Mittelfranken belegt, dass Denkmalpflege in der Region einen besonderen Stellenwert hat. Dabei ist der Erhalt der ausgesprochen vielfältigen Denkmallandschaft vor allem Privateigentümern zu verdanken, die so einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität leisten. Aber auch Kirchen, Städte und Gemeinden kommen dieser Verpflichtung der Denkmalerhaltung nach. Gerade bei den öffentlichen Eigentümern sollten Denkmalschutz und Denkmalpflege selbstverständlich sein – auch wegen der Vorbildfunktion. Meistens sei das auch so, wie die Bezirksheimatpflegerin und Kulturreferentin Dr. Andrea Kluxen betont. Doch häufigen sich in den letzten Jahren „vorschnelle Abbruchgenehmigungen, unsensible Neubauten im Ensemble oder im Weichteil von historischen Altstädten“, klagt sie.

Die Außensanierung des Mühlengebäudes ist noch im Gange, aber die Seemühle ist schon ein Hingucker.                    Foto: Schäfer

Die Außensanierung des Mühlengebäudes ist noch im Gange, aber die Seemühle ist schon ein Hingucker. Foto: Schäfer

„Mögen auch irrationale Ängste vor großen Kosten oder die rücksichtslose Ökonomisierung aller Lebensbereiche Entscheidungsträger unter Druck setzen, so müssen Denkmalpfleger dem immer mehr mantramäßig den ideellen und auch wirtschaftlichen Wert solcher Zeugnisse gegenüber stellen“. Der Erhalt historischer Bauwerke und Denkmäler oder die Rücksichtnahme darauf „sind kein Luxus und dürfen auch nicht vermeintlich wirtschaftlichen Interessen weichen“. betont sie. Denkmalbesitzer brauchen Mut und Entschlusskraft, sich für Denkmäler einzusetzen und sich ernsthaft mit dem Wert dieser historischen Zeugnisse auseinandersetzen. Die Eigentümer der prämierten Denkmäler „haben Mut aufgebracht und in Verantwortung für Vergangenheit und Gegenwart herausragendes Engagement für die Zukunft bewiesen.“ Für diese Leistungen sei die Denkmalprämierung „ein kleines Dankeschön“.

Eine Denkmalprämierung ist keine einfache Angelegenheit, unterstreicht Bezirkspräsident Richard Bartsch. Ein historisches Gebäude braucht eine andere Behandlung als ein renovierungsbedürftiges Haus der letzten Jahrzehnte. Mit einem Gang in den Baumarkt sei es bei einer Maßnahme an einem Denkmal nicht getan. Der schonende und fachgerechte Umgang mit dem Bestand – die Reparatur von Holzkonstruktionen etwa, der Einsatz passender Materialien wie Putzen nach überlieferter Rezeptur oder die Dämmung von historischen Gebäuden – erfordere Fingerspitzengefühl und Könnerschaft.

Oft sind bei Denkmalsanierungen historische Handwerkertechniken gefragt, die bei Neubauten nicht benötigt werden. Häufig eignen sich auch Denkmaleigentümer enormes Fachwissen und überlieferte Fertigkeiten an. Nicht ohne Grund gehören traditionelle Handwerkstechniken auch zu dem durch die Unesco definierten „immateriellen Kulturerbe“. Es sei also wichtig, dass alte Handwerkstechniken in der Gegenwart angewandt und für die Zukunft weitergegeben werden.

In gelungenen Denkmalsanierungen stecken viel Handarbeit, Herzblut, Zeit und Kenntnisreichtum. Das war auch der Fall bei den 54 Objekten, deren Sanierungen im Rahmen der heutigen 39. Denkmalprämierung des Bezirks Mittelfranken ausgezeichnet werden. Im Anschluss an den Festakt gibt es einen kleinen Empfang. Im sanierten Marstallgebäude des Schlosses wurde vor zwei Jahren der Friederike-Louise-Saal errichtet. Er wird genutzt für kulturelle Veranstaltungen oder auch für private Festveranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Konfirmationen. sis

Ende der Schmierereien

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Rothenburger Polizei ermittelt tatverdächtige Graffiti-Sprüher

ROTHENBURG – Erfolg auf ganzer Linie für die Rothenburger Polizeiinspektion: Eine seit vergangenen Herbst andauernde Serie von Farbschmierereien im Stadtgebiet ist nun aufgeklärt. Insgesamt sechs Tatverdächtige im Alter von 16 bis 26 Jahren konnten die Beamten in „akribischer Puzzlearbeit“ ermitteln. Nach einer ersten Bilanz summiert sich der Gesamtschaden auf rund 30000 Euro.

Über Kunst lässt sich streiten, behauptet der Volksmund. Das Strafgesetzbuch vertritt im Gegensatz dazu eine ganz klare Haltung: Schmiere­reien auf fremden Hauswänden, Containern, Garagen oder ähnlichen Fassaden sind keine Kunst, sondern schlicht Sachbeschädigung. Auch wenn die Verursacher das anders sehen mögen.

Seit Oktober vergangenen Jahres wurden vermehrt ebensolche Schmierereien, auch Graffitis genannt, auf Wänden und Mauern im Stadtgebiet zur Anzeige gebracht. Aktuell geht die Polizei von mindestens 50 Fällen aus. Betroffen waren unter anderem auch die Wände der Sporthalle am Topplerweg, der Realschule sowie eines Friedhofsgebäudes.

Stolz auf Ermittlungserfolg: Stefan Schuster und Constantin Fechner mit sichergestellten Spraydosen und Stiften. Fotos: mes

Stolz auf Ermittlungserfolg: Stefan Schuster und Constantin Fechner mit sichergestellten Spraydosen und Stiften. Fotos: mes

Mit voller Stärke nahm sich die hiesige Inspektion dem Problem an. Praktisch jede Polizeistreife sowie Kollegen in Zivil waren bei der Sammlung von neuen Schmierereien und Hinweisen beteiligt. Bei Polizeiobermeister Constantin Fechner, dem zentralen Sachbearbeiter, liefen dann die Fäden zusammen. Auf die Spur der jungen Männer kam die Polizei über intensive Ermittlungen im Umfeld von Jugendtreffs.

Der Durchbruch gelang schließlich, als ständig wiederkehrende „Künstlersymbole“, sogenannte „tags“ (englisch für Markierung oder Etikett), einzelnen Personen zugeordnet werden konnten. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurden bei allen Tatverdächtigen dann Durchsuchungen durchgeführt. Und wer sucht, der findet: Die Beamten konnten dabei „umfangreiches Beweismaterial“ wie Spraydosen und sogar Skizzenvorlagen sicherstellen.

Außerdem stießen die Beamten auf eine nach dem Waffenrecht verbotene Präzisionsschleuder sowie in zwei Fällen auf illegale Betäubungsmittel. Dabei handele es sich um Cannabis und noch näher zu bestimmende „Kräutermischungen“. Die 16 bis 26 Jahre alten Tatverdächtigen legten laut Polizei mittlerweile meist „umfangreiche Geständnisse“ ab.

Drei Beschuldigte sind dabei als Haupttäter anzusehen, während die weiteren Tatverdächtigen nur bei Einzeldelikten mitwirkten. Neben den Strafverfahren (die mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe enden können) erwarten sie nun teils erhebliche zivilrechtliche Schadenersatzforderungen für Reinigungs- und Fassadenarbeiten. Allgemein kann bei Graffiti-Delikten je nach Lage der besprühten Fassaden unter Umständen auch der Straftatbestand des Hausfriedensbruch hinzu kommen.

Ein Großteil der mit Farbspraydosen oder speziellen Graffiti-Stiften aufgemalten „Zeichnungen“ in Rothenburg befindet sich im historischen Altstadtbereich. So haben sich die Schmierer nicht nur auf Stromkästen und Straßenschildern verewigt, sondern beispielsweise auch auf einigen Stelen des Turmwegs, in der Hofbronnen- und Burggasse oder etwa dem Teilstück der Stadtmauer zwischen Röder- und Galgentor.

Neben den ausgefallenen Symbolen für den eigenen „Künstlernamen“ sind oftmals auch Schmähungen zu lesen.

Neben den ausgefallenen Symbolen für den eigenen „Künstlernamen“ sind oftmals auch Schmähungen zu lesen.

Abgesehen von den materiellen und somit finanziellen Schäden, die dadurch angerichtet werden, kann dies aber mitunter auch unbezifferbare Nachteile für den Tourismus haben, erklärt Dienststellenleiter Stefan Schuster. Das touristische Rothenburg lebt eben vor allem von seiner unbefleckten Schönheit.

Stefan Schuster geht davon aus, dass angesichts dieses Ermittlungserfolgs nun Schluss sei mit den Schmierereien. Auch wegen der abschreckenden Wirkung der durchgeführten Haus- beziehungsweise Wohnungsdurchsuchungen. Der Inspektionsleiter ist stolz auf die Arbeit seiner Beamten. Vielleicht ist auch ein wenig Genugtuung mit dabei: Ein Schmierer lehnte sich sehr weit aus dem Fenster und sprühte auf die Wand der Topplerschul-Turnhalle das englische Kürzel „ACAB“, was auf deutsch so viel heißt wie „Alle Polizisten sind Bastarde“. mes

Mit Liebe gemacht

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Besonderes Bauwerk in Gickelhausen im Entstehen

GICKELHAUSEN – Beim Gedanken an die Großeltern wird vielen Menschen warm ums Herz. Schöne Bilder von gemeinsamen Erlebnissen tauchen in der Erinnerung auf. Die innige Beziehung zeigt sich auf vielerlei Weise. Beim Kuchenbacken, Spielen, die Welt entdecken. Manfred Hasenstein (78) ist begeisterter Opa. Für seinen zweijährigen Enkel Albert-Friedrich baut er eine massive Ritterburg.

Für Herbst hat sich in der Familie weiterer Nachwuchs angekündigt. Entweder gibt’s zum kleinen Ritter männliche Verstärkung oder ein Burgfräulein. Platz genug ist in der herrschaftlichen Behausung. Opa Manfred hat vorgesorgt und die Ritterburg schon auf den Besuch von Spielfreunden ausgelegt. Die jüngste Generation soll sich in den Mauern freudvoll tummeln und wohlfühlen.

Ritterburg mit Wassergraben: Das herrschaftliche Spielhaus fürs Enkelkind trohnt im Garten neben dem Gemeindeweiher.    Foto: sis

Ritterburg mit Wassergraben: Das herrschaftliche Spielhaus fürs Enkelkind trohnt im Garten neben dem Gemeindeweiher. Foto: sis

Als geübter Handwerker baut Manfred Hasenstein die Ritterburg auf festem Fundament und als Massivhaus – Stein auf Stein in grundsolider Ausführung. Jahrzehntelang hat er auf dem Bau gearbeitet, aber als Winzermeister auch die Tradition des Weinbanbaus gepflegt, während der Sohn mit einer eigenen Sektmanufaktur neue Wege geht nach seiner fundierten Ausbildung im Rheingau in einem der renommiertesten Weingüter Deutschlands.

Als Baustoffe für Hülle und Wände der Ritterburg verwendet der Heimwerker Zement-, Ytong- und Ziegelsteine. Die verschiedenen Farben, Formen und Größen des Naturmaterials geben dem Baukörper ein besonderes Aussehen. Zur experimentierfreudigen Architektur gehört eine versetzte Dachgestaltung im fränkischen Satteldachstil mit echten Ziegeln als Eindeckung. Die un­terschied­lichen For­men der Fenster, quadratisch oder mit Spitze wie in der gotischen Baukunst, lässt der krea­tive Ritterburg-Erbauer maßanfertigen. Zur reizvollen Gestaltung gehören auch Steinskulpturen – vom gemeißelten Wächterlöwen bis zum Menschenkind – und Schmiedekunst. Ein Adlersymbol ziert die Fassade. Die Utensilien hat der umtriebige Rentner gesammelt oder geschenkt bekommen.

Für das besondere Flair der Ritterburg hat er einen guten Standort ausgesucht. Sie thront am Wasser des gemeindeeigenen Fischweihers, denn bis dahin reicht das Gartengrundstück der Familie. Großzügige Platzverhältnisse ermöglichen Manfred Hasenstein auch eine Außengestaltung mit Mauern und Türmchen im Umgriff der kleinen Trutzburg. Spätestens bis September, wenn das zweite Enkelkind zur Welt kommt, soll alles fertig sein.

Nicht nur der Opa, auch Oma Inge freut sich auf Zuwachs und die schöne Aufgabe, doppelt als Spielkameraden, Betreuer und Ratgeber gefragt zu sein. Nach den Eltern sind sie die wichtigsten vertrauten Bezugspersonen für den kleinen Albert. Die drei Generationen leben zusammen. Durch die räumliche Nähe pflegen Oma und Opa eine enge Bindung zu ihrem Enkel. Der Umgang ist für sie eine Art Jungbrunnen. sis


Mut mit dem Tode bezahlt

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Rothenburger Gärtner Johann Rößler als fahnenflüchtig erschossen – Endlich Gedenken

ROTHENBURG – Er ließ sich nichts mehr gefallen, wollte den Wahnsinn kurz vor Kriegsschluss nicht mehr mitmachen, war fahnenflüchtig und sagte ungeniert seine Meinung zum NS-Regime: am 7. April 1945 haben SS-Angehörige den Rothenburger Johann Rößler an der Friedhofsmauer erschossen. Zusammen mit den Männern von Brettheim hatte ihn SS-General Simon standgerichtlich zum Tode verurteilt. Jetzt soll eine Gedenktafel an die schreckliche Tat erinnern.

Die Geschichte ist lange bekannt, wenn auch noch nie exakt recherchiert worden, was sich jetzt dank der um­fang­reichen Arbeit von Wolf Stegemann geändert hat, der alle erreichbaren Akten zusammengetragen und auf der Netzseite „Rothenburg unterm Hakenkreuz“ den Fall publiziert hat. Zusammen mit Dr. Oliver Gußmann (beide geben die Netzseite heraus, die vom Ev. Bildungswerk im Deka­natsbezirk Rothenburg gefördert wird) hat man kürzlich einen Antrag an die Stadt auf Anbringung einer Gedenktafel am Ort der Erschießung gestellt. In der kommenden Ratssitzung am 26. Februar wird es eine Vorlage dazu geben. Oberbürgermeister Walter Hartl betont, dass die Verwaltung das Ansinnen unterstützt. Am 7. April soll die Tafel bei einem öffentlichen Gedenken enthüllt werden.

An dieser Mauer zwischen Brunnen und Einfahrt (Pfeil) fielen 1945 die tödlichen Schüsse.  Foto: diba

An dieser Mauer zwischen Brunnen und Einfahrt (Pfeil) fielen 1945 die tödlichen Schüsse. Foto: diba

Wie vieles in den ersten Nachkriegs-Jahrzehnten hatte man früher auch den Fall Rößler gerne ruhen lassen, zumal Deserteure nicht gerade als Helden verehrt wurden, denn es gab und gibt noch etliche, die ihnen vorwarfen die Kameraden an der Front im Stich gelassen zu haben. Hinzu kommt der vorsichtige Umgang mit den betroffenen Familien. In manch anderen Fällen (u.a. bei der Judenvertreibung) kamen die vielfältigen Verflechtungen mit dem gesellschaftlichen Leben im Nachkriegs-Rothenburg hinzu. Dass die Spuren zur Festspielspitze, in den Volksbank-Vorstand und in die Stadtverwaltung führten (alle Beteiligten sind längst gestorben) wurde lieber verschwiegen. Umso verdienstvoller, wenn Wolf Stegemann jetzt erreichbare Quellen im Interesse der Wahrheit konsequent auswertet und dabei alle Fakten nennt.

In der folgenden Schilderung stützen wir uns wesentlich auf die Arbeit Stegemanns, wobei auch schon in der „Linde“ und in unserer Berichterstattung über das Dritte Reich auf den Fall Rößler verwiesen wurde. Wer war dieser Rothenburger aus der Unteren Schmiedgasse, der sein Leben riskierte, weil er den Wahnsinn nicht mehr mitmachen wollte? Johann Rößler wurde am 22. Juli 1894 als Sohn des Gärtnereibesitzers Johann Rößler sen. geboren, war evangelisch, nahm am Ersten Weltkrieg teil, wurde verwundet und litt chronisch an einer Fußverletzung. In der Unteren Schmiedgasse hatten die Rößlers einen Gemüseladen, ihre Gärtnerei befand sich in der Buttstettstraße. Rößler gehörte in den letzten Kriegsmonaten der Volkssturmkompanie 4 des in Ansbach gegründeten „Volkssturmbataillons Franken 7/108“ an. Von dort kam im Januar 1945 der Befehl sich in der Oberschule am Bezoldweg zum Einsatz an der „Ostfront“ nach Frankfurt an der Oder zu melden. Dem schlecht ausgerüsteten Bataillon gehörten vier Kompanien an und zwar aus Rothenburg, Ansbach, Dinkelsbühl und Weißenburg.

Wegen seiner Fuß-Krankheit kam Rößler in Frankfurt an der Oder zunächst ins Lazarett, während seine Volkssturm-Einheit bereits in Abwehrkämpfen verstrickt war. Daher wurde der Rothenburger anderntags ebenfalls an die Front geschickt. Als der Zugführer die Volkssturmmänner in ihre Kampfstellungen einwies, packte Rößler seinen Rucksack und seine Waffe und machte sich mit den deutlich gesprochenen Worten zu seinem Vorgesetzten „Leck mich am Arsch“ nach hinten davon.

Zusammen mit den Männern von Brettheim wurde Volkssturmmann Rößler von General Simon zum Tode verurteilt.

Zusammen mit den Männern von Brettheim wurde Volkssturmmann Rößler von General Simon zum Tode verurteilt.

Nach Fußmärschen und der Mitnahme in Kraftfahrzeugen kam er am 12. Februar in Rothenburg wieder an. „Hier ging er seiner gewohnten Arbeit nach und beteiligte sich sogar Ende März an Schanzarbeiten des Volkssturms“ (so Franz J. Merkl in seinem 2010 erschienen Buch über den SS- General Simon).

Inzwischen war die NSDAP-Kreisleitung in Rothenburg von Rößlers „unerlaubter Entfernung von der Truppe in Erwartung eines sowjetischen Angriffs“ informiert worden. Der zuständige Nürnberger Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Karl Holz wies den Rothenburger NSDAP-Kreisleiter Höllfritsch an, einen Gerichtsoffizier mit der Untersuchung zu beauftragen. Höllfritsch hielt sich nicht daran, sondern gab die Unterlagen an den NSDAP-Landrat Meißner weiter. Dieser ließ die Sache liegen. Dem Rat seiner Rothenburger Freunde, er solle sich lieber verdrücken, folgte Rößler nicht.

Als der Kommandierende SS-General Max Simon von dem Fall Rößler hörte, riss er ihn an sich, indem er die Unterlagen bei der NSDAP abholen ließ, und beauftragte seinen juristisch nicht ausgebildeten Stabsoffizier Friedrich Gottschalk, eine Standgerichtsverhandlung gegen Rößler durchzuführen. Dies und der weitere Vorgang geht aus den Gerichtsakten des Landgerichts Ansbach vom 19. Oktober 1955 hervor. Gleichzeitig wollte SS-Kommandeur Simon den „Altfall“ Peter Wittmann mit erledigen, den Parteistellen unerledigt liegen gelassen hatten.

Der 45-jährige Postkraftwagenfahrer Wittmann hat nämlich bei Anrücken der Amerikaner in Rothenburg gesagt, dass man jetzt die weiße Fahne aufziehen sollte. Nach Denunziation wurde er festgenommen und am 5. April 1945 von dem in der Oberschule am Bezoldweg zusammengestellten Standgericht wegen defätistischer Äußerung zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Vorsitzender war SS-Offizier Friedrich Gottschalk, Beisitzer der Wehrmachtsmajor Ernst Otto und der Eisenbahnarbeiter und Volkssturmmann Georg Habelt. Ohne Beratung fällte Gottschalk das Urteil. Die SS-Feldgendarmen nahmen danach Wittmann zur Wartung ihrer Fahrzeuge mit nach Tirol. Er überlebte den Krieg und sagte nach dem Krieg vor Gerichten in Augsburg und Ansbach als Zeuge gegen die SS-Offiziere aus.

Am Nachmittag des 5. April wurde Rößler ebenfalls von SS-Feldgendarmerie in seiner Wohnung festgenommen und im Anschluss an die Verhandlung gegen Wittmann vor ein Standgericht gestellt. Es gab weder einen Ankläger noch einen Verteidiger. Vorsitzender war wieder der SS-Führer Gottschalk, Beisitzer Habelt und ein nicht mehr bekannter Mann.

Johann Rößler entschuldigte sein unerlaubtes Entfernen von der Truppe mit seiner Behinderung durch den schlechten Zustand seiner Füße. Das nützte ihm nicht. Nach einer Stunde sprachen die drei Standrichter das Todesurteil wegen „Feigheit vor dem Feind und Fahnenflucht“. Rößler wurde gegen 23 Uhr in das Rothenburger Gerichtsgefängnis gebracht. Gerichtsherr Max Simon bestätigte erst mit Verzögerung das Urteil, weil er durch den Durchbruch amerikanischer Panzer bei Crailsheim beschäftigt war. Johann Rößler wurde am Abend des 7. April gegen 22.30 Uhr auf dem Rothenburger Friedhof von Angehörigen der SS-Feldgendarmeriekompanie erschossen. Major Ernst Otto leitete die Exekution.

Die Standgerichte des SS-Generals Max Simon hinterließen eine breite Blutspur in den verschiedensten Orten seines Kommandobereichs des XIII. SS-Armeekorps, wobei in Rothenburg besonders die Vorgänge in Brettheim gegenwärtig sind. Zumal auf der von ihm unterzeichneten Bekanntmachung neben Hanselmann, Uhl und Gackstatter aus Brettheim auch der Volkssturmmann Rößler aus Rothenburg aufgeführt ist. „Die Fortführung des Kampfes an der Front überließ er den anständigen Kameraden” heißt es dort. SS-General Max Simon wurde 1955 in einem spektakulären Urteil vom Landgericht Ansbach freigesprochen. Im Zusammenhang mit den Männern von Brettheim gab es ein bundesweites Echo. Nun ist es höchste Zeit 70 Jahre danach an die Erschießung Johann Rößlers zu erinnern. diba/ws

Den Markt ausloten

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Die Stadt ist auf der Suche nach einem Investor

ROTHENBURG – Die Stadt will das ehemalige Volksbad am Schrannenplatz in klingende Münze umsetzen. Die letzten 26 Jahre war eine Gesundheitspraxis eingemietet. Seit ihrem Auszug steht das Objekt leer und soll nun zum Verkauf auf dem freien Markt angeboten werden.

Das städtische Bauamt und die Liegenschaftsverwaltung erarbeiten momentan ein Exposé mit aussagekräftigen Informationen, um auf Kaufanfragen schnell reagieren zu können. Interessierte aus der Nachbarschaft haben sich schon erkundigt. Preisvorstellungen nennt die Stadt vorerst nicht. Sie will den Immobilienmarkt ausloten und für den ummauerten Besitz mit 1285 Quadratmeter Grundstückfläche und rund 400 Quadratmeter Wohnfläche ein gutes Geld bekommen. Das Dachgeschoss ist teilweise ausgebaut Zu den Vorzügen gehören die zentrale Altstadtlage, die reizvolle Architektur des Hauses, ein großzügiger Garten mit schönem alten Baumbestand, ein gepflasteter Hof mit mehreren Stellplätzen und ein behindertengerechter Zugang im rückwärtigen Teil des Hauses, das voll unterkellert ist.

Mit dem nötigen Kleingeld lässt sich das ehemalige Volksbad der Stadt käuflich erwerben und sanieren. Fotos: Schäfer

Mit dem nötigen Kleingeld lässt sich das ehemalige Volksbad der Stadt käuflich erwerben und sanieren. Fotos: Schäfer

Der letzte Mieter habe sich „vertragskonform“ verhalten und seine Pflichten erfüllt. Er zog mit der Gesundheitspraxis in kleinere und moderne Räume im Ärztehaus (ehemaliges Amtsgericht) vor dem Rödertor um. An einer Nachnutzung hat die Stadt kein großes Interesse, obwohl es ein Angebot von gewerblicher Seite gab. Wie Stadtkämmerer Franz Fisch erläuterte, ergibt sich nach den vielen Jahren ein hoher Sanierungsbedarf, der im sechsstelligen Bereich liegen dürfte. Deshalb sucht die Stadt einen finanzkräftigen Investor, der vor hohen Aufwendungen nicht zurückschreckt und mit der Immobilie vielleicht sogar seine Steuerlast minimieren kann.

Das Gebäude wurde als öffentliche Badeanstalt 1930 errichtet. Der Stein über dem Eingang ist mit dem Erbauungsjahr datiert. Durchschnittlich hundert Personen pro Woche nutzten seinerzeit die Stätte „zum Zwecke der Säuberung“, weil es in den Häusern und Wohnungen keine Badewanne, geschweige denn eine Dusche gab, wie sie heute selbstverständlich sind. Jeder Besucher erhielt mit der Eintrittskarte gleichzeitig Verhaltensmaßregeln. Die Einrichtungen zur Gesundheitspflege in Rothenburg galten schon im Mittelalter als vorbildlich. Dazu gehörten auch Badestuben. Schon 1347 bestand eine Badeordnung in der freien Reichsstadt. Die Badestuben waren nach Männer und Frauen getrennt. Wenn sich eine Bademagd in der Männerstube oder ein Badeknecht in der Frauenstube aufhielt, musste ein Pfund Heller Strafe entrichtet werden. Um die gleiche Zeit wurde auch ein öffentliches Badehaus, die Seelstuben, eingerichtet. Die dort angestellten Bademeister mussten dem Rat schwören, „dass sie jeden Menschen, der danach begehre, scheren, in der Woche einmal baden lassen und so viel warmes Wasser geben sollten, als er es wünsche“. Schon nach 1340 enthält das „Willkürenbuch“ die Bestimmung, dass Zimmerleute, Steinmetze und Dachdecker neben ihrem monatlichen Lohn alle Samstage ein Bad bekommen sollen. Was war aber 1340 mit den Leuten, die laut Verordnung nicht die Ehre hatten, ein wöchentliches Bad in der öffentlichen Anstalt zu nehmen? Von ihnen kann nur angenommen werden, dass sie trotzdem „sauber“ geblieben sind.

Der Rat der Stadt Schwäbisch Hall äußerte sich 1567 anerkennend über die hygienischen Einrichtungen zur Gesundheitspflege in der Tauberstadt, wie aus einem Briefwechsel hervorgeht. Er informierte sich über die Badeordnung und „wie es mit den Meistern der vorderen Badestuben sei und ob es auch Privatbadestüblein gäbe“. 1589 erließ der Rat der Stadt eine neue Badeordnung, in der alle Meister des Badehandwerks, ihre Diener, Halter und Mägde aufgefordert wurden, die „Stuben und sich selbst möglichst rein zu halten“. Mehrfach gab es Klagen, da es die Bader nicht ließen, „sich unter die Barbiere zu rechnen und die Gewohnheit, trocken zu scheren und Ader zu lassen, nicht fallen lassen“. sis

An der frischen Luft

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Wettergott beschert Volkwandertagen gute Resonanz

ROTHENBURG – Ideales Wetter war den Organisatoren der Internationalen Volkswandertage am vergangenen Wochenende beschieden. Und die Resonanz war entsprechend groß. Es kamen mehr als dreitausend Wanderfreunde und schwärmten von den schönen Strecken rund um die Tauberstadt.

Hund und Herrchen kamen beim Traditions-Wanderwochenende auf ihre Kosten.

Hund und Herrchen kamen beim Traditions-Wanderwochenende auf ihre Kosten.

Ein Großteil der Wanderer war bei der Veranstaltung – es ist inzwischen die siebenunddreißigste Auflage – schon mehrmals dabei, andere kommen immer wieder neu dazu. So auch jetzt. Er komme seit Jahrzehnten gerne nach Rothenburg, sagte Manfred Trettin aus Denzlingen und würdigte vor allem die „super Organisation dank eines sehr agilen Vorstandes“. Mit dabei war seine Frau Eva sowie eine Bekannte. Sie übernachteten in Rothenburg und wandern am Sonntag nochmals, ließ er wissen. Manfred Trettin ist Vorstand des von ihm gegründeten australischen Wanderclubs „Koala Wanderers – International“. Die rund 200 Mitglieder dieses Clubs kommen aus 18 verschiedenen Ländern, nicht nur in Europa.

Zum ersten Mal zum Wandern nach Rothenburg angereist waren die zwei ehemaligen Schulkolleginnen Hannelore Weisbrod und Elisabeth Klee aus der Nähe von Hockenheim. Die beiden 60-Jährigen sind in keinem Wanderverein aktiv und wollten auf der 11-Kilometerstrecke starten. „Wir freuen uns darauf“, äußerten die beiden und schätzten besonders, dass man beim Wandern auch andere Gegenden kennenlernt. „Wenn Engel reisen, gibt’s schönes Wetter“, werteten die beiden Damen die Tatsache, dass gerade jetzt zu ihrem Wanderstart am Samstagmorgen die Sonne hinter dem Dunstschleier hervorkommt und auch am nächsten Tag die Wanderfreunde anlocken und begleiten wird. Während manche Leute sich allein auf den Weg machten, begaben sich andere scharenweise und in Gruppen auf Schusters Rappen durch die Stadt und die nahe Umgebung. Es war vor allem die Altstadtwanderung, die begehrt war. Eine Gruppe von drei Frauen hatte Hund „Chica“ dabei. Viele Wanderer benützten Trekking- oder Walkingstöcke als Unterstützung beim Gehen. Heuer sei die Strecke besser ausgeschildert, lobte ein älteres Ehepaar aus Schöntal die Organisatoren. „Von der Strecke her war’s super“, schwärmte ein 51-Jähriger aus Taubersbischofsheim, als er zurückkam und er erinnerte sich, dass es vor einigen Jahren tüchtig geschneit habe beim Wandern. Jetzt sei das Wetter gerade richtig, nämlich kühl und trocken. Die gekennzeichneten Wanderwege führten durch eine reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft.

Dank des Frage- und Antwortspiels entlang der Strecke kam bei den mitwandernden Kindern keine Langeweile auf.       Fotos: Pfänder

Dank des Frage- und Antwortspiels entlang der Strecke kam bei den mitwandernden Kindern keine Langeweile auf. Fotos: Pfänder

Auch dieses Mal hatte man neue Strecken ausgewählt. Die unterschiedlichen Streckenlängen reichten von sechs bis 21 Kilometer. Bei den Teilnehmern begehrt waren nach wie vor die Wertungsstempel. Für Kinder und Jugendliche wurde heuer auf der Strecke ein Frage- und Antwortspiel angeboten, das sicherlich dem Wandern für diese Generation mehr Anreiz und Anschub gibt. Eine Familie mit drei Kindern aus Rohr bei Schwabach fand diese Neuerung „ganz gut“. Der Sechsjährige ließ sich vom Vater alles genau vorlesen, bevor weitergewandert wurde. Start und Ziel bei den Volkswandertagen war wiederum die Alte Sporthalle, die an beiden Tagen immer gut gefüllt war. Während in der Halle das Duo „Birgit & Martin“ vom Spazierengehen in der Rhön sangen, haben sich die Wanderer gestärkt oder einfach nur ausgeruht und unterhalten. Über die hohe Beteiligung zeigte sich Jochen Messerschmidt am Ende sehr erfreut und zog zufrieden Bilanz. „Ohne die Mitarbeit von Freunden der Abteilung ist eine solche Veranstaltung nicht durchführbar“, sagte er und war froh, dass „alles ohne Komplikationen abgelaufen ist“.

Bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Großveranstaltung konnte sich der 57-Jährige auf ein Team von 80 Helfern stützen. Jochen Messerschmidt ist seit 1988 Abteilungsleiter Wandern beim Sportverein. Bereits im Jahre 1979 hatte er die ersten Wandertage in Rothenburg organisiert und durchgeführt. hap

In die Menschen hineinspüren

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Gelungener Einstand als musikalische Partner für Bettina Hirschberg und Harry Düll

ROTHENBURG – Städte, die auf „burg“ enden, haben es Bettina Hirschberg angetan. Vor 19 Jahren gab sie in Rothenburg ein Konzert in der Korn-Halle, jetzt ist sie Rothenburgerin und stand erstmals gemeinsam mit ihrem Mann Harry Düll auf der Bühne.

Hamburg war eine der Stationen in Bettina Hirschbergs Leben und sie schildert in ihrem ersten Song eine letzte Taxifahrt durch St. Pauli, ausgehend von Charons Bar. Eindringlich besingt sie den Sog der Tiefe, sieht in gekaufter Liebe den Blick aufs Eis, fragt Charon, den greisen Fährmann auf dem Weg in die Unterwelt, ob ihn wohl jemand gerufen habe. Die Klänge von Harry Dülls Gitarre verschmelzen mit Bettina Hirschbergs Keyboardsound – das Nachtleben auf dem Kiez ist in Rothenburg angekommen.

Ehepaar Hirschberg-Düll im musikalischen Dialog mit Wolfgang Weth (v.l.) an der Klarinette.   Fotos: Schwandt

Ehepaar Hirschberg-Düll im musikalischen Dialog mit Wolfgang Weth (v.l.) an der Klarinette. Fotos: Schwandt

Reisen mochte er nicht, Gottfried Benn, Expressionist und einer der bedeutendsten deutschen Dichter der Moderne, denn die Leere fällt den Menschen überall an – er muss sich selbst erkennen und erfahren. Charmant moderiert Bettina Hirschberg das Programm, verweist darauf, dass sich das Leben eines Menschen nicht allein durch einen Umzug an einen anderen Ort zu dessen Zufriedenheit ändert, er muss sich selber finden. Gekonnt setzen sie Gottfried Benns ironische Reisegedanken musikalisch in Szene und sie sind diesmal zu dritt: „Muffel“ Wolfgang Weth betritt mit seiner Klarinette die Bühne und die drei improvisieren gemeinsam, zeigen sich als musikalische Teamplayer, kommunizieren untereinander und mit dem angeregten Publikum.

In der Uraufführung des „Sommernachtstraumes“ nach einem Text von Matthias Politycki umspielt Harry Düll geschmeidig die Stimme seiner Partnerin „in die Nacht hinein“ – ein dunkles Klavier vier-Gitarren-Gewitter „lässt nur die Wörter gleiten“ und sich zu einem unerhörten Klang verweben – ein neues Werk erstehen.

Braucht man einen Partner, um sich selbst zu finden? Dieser Frage stellt sich Bettina Hirschberg im Chanson „Dein anderes Gesicht“ und spürt eine sehr innige Liebesbeziehung nach: Mich hat dein langes Haar gefangen und die süßen Tänze deines Mundes. Du bist gern Mann und ich gern Frau. Poetisch-modern beschreibt sie eine ehrliche Beziehung in heutiger Zeit, die nicht einengen will, sondern gemeinsam Weite entdecken und innige Nähe erfahren lässt: „Ich brauch dich nicht, um mich zu finden – ich lieb dein anderes Gesicht. Mit dir will ich mich gern verbinden – uns beide fesseln, heißt das nicht.“ Bettina und Harry finden sich gemeinsam in umspielenden, umschlingenden, umarmenden Melodiefolgen, denn „die Liebe weiß verschlungene Pfade in ihrem Zufallslabyrinth“.

Doch die Liebe hat auch dunkle Seiten, auch diesen Gefühlen ist Bettina Hirschberg auf der Spur. Egoistisch kann Liebe sein, wenn nur einer nimmt, der andere immer geben muss und so beschreibt sie das Boot dunkler Liebe und dessen Sehnsucht nach dem Meer.

„Noch einmal“ kommt Gottfried Benn zu Wort. Er möchte „noch einmal“ weinen und dann mit seiner Geliebten sterben, denn die letzten Gluten mahnen. Bettina Hirschberg gelingt es, das Publikum anzusprechen und zu berühren, ausdrucksstark und stimmgewaltig erfüllt die „Pianofrau“ die Texte mit Leben, eröffnet dem Zuhörer visuell, optisch und akustisch Wege zum Kern der Botschaft, die in der Lyrik steckt.

Bettina Hirschberg berührt mit ihrer Musik.

Bettina Hirschberg berührt mit ihrer Musik.

Anregend, heiter und beschwingt entführten „Muffel & Harry“ das Publikum auf den Mond mit „Fly to the moon“, bevor „Der Vogel“ mitzwitschert. Eigentlich sei das Lied „fürs Musikantenstadel“ gedacht – bemerkt Bettina Hirschberg augen-zwinkernd – und tatsächlich ließen die ersten Klänge des in die Rolle des verliebten Musikantenstadelklarinettisten geschlüpften Muffel Weth ein unbeschwert heiteres Geschehen erwarten. Doch weit gefehlt – ein zwitscherndes Vogerl in anheimelnden Gitarrensound gebettet findet seine Traumfrau in deren Bett.

Politisch wird es im zweiten Teil mit Texten von verbrannten Dichtern. Bettina Hirschberg gelingt es immer wieder, einen aktuellen Zeitbezug zu finden. Grandios eröffnet Wolfgang Weth den Einstieg in die „nächtliche Begegnung“ (Max Herrmann-Neiße, 1886-1941), wo wir uns so fern und doch so nah sind. Bettina Hirschberg lässt ihr Publikum mitfühlen, wie sich Menschen ängstigen, zu Zeiten des Dritten Reiches und auch heute in den Krisengebieten, wenn immer wieder die Frage auftaucht „Wer läutet draußen an der Tür?“ (Theodor Krämer, 1897-1958). Ist es der Junge mit der Brötchentüte? Der Postbote? Der Hausbesorger? Die Pianistin lässt das Deutschlandlied erklingen, Truppen im Gleichschritt vorbei marschieren – bis, ja bis …. sie da sind.

Und auch eine überaus berührende Melodie von Harry Düll hat Bettina Hirschberg verarbeitet – der ach so wunderbare letzte Morgen beginnt für eine Familie traumhaft und endet schrecklich mit dem, was vom Himmel fällt und vom Menschen geschaffen wurde um zu zerstören. Die Zeit der Inhaftierung von Louis Fürnberg (1909-1957) zeichnet sie gefühlvoll und melancholisch nach, in „Sommer 1939“ – der Sommer kann noch nie so schön gewesen sein, wie dieses Jahr.

Und dann – ein weiterer Höhepunkt – Harry Düll spielt ein Nocturne und findet sich ganz in der Tradition der Barockmusik wieder. Seine Partnerin nimmt die Melodie auf und es folgen vier Eigenwerke, in denen Bettina Hirschberg intensiv in die Menschen hineinspürt. Sie beschreibt Nächte, in denen Selbstzweifel kommen und die Maske von der Wand fällt, klezmermusikalisch anmutend kommt dabei Wolfgang Weth ins Spiel. Sie folgt Menschen auf ihrem Weg nach Venedig, die Stadt der Hochzeitsreisenden, der Brücken und Gondelfahrten, doch die Masken zittern – im Spiegelbild. Lass den Gezeiten ihre Zeit, fordert sie und geht der Frage nach: „Vielleicht ist’s Liebe“ – vielleicht auch nicht – wenn man Ideen mit Waffen verficht.

Der Mensch ist süchtig nach verbürgten Sicherheiten – doch wo bleibt die ehrliche Liebe? Such dir einen Menschen aus, der die Welt mit Kopf und Körper liebt, fordert Bettina Hirschberg und resümiert: „Immer wieder musst du ganz zurück“. Sehr persönlich sind die Texte von Bettina Hirschberg und geben dem Zuhörer die Chance, sich selbst darin zu finden, die eigene Lebenssituation zu reflektieren. Die Moderationen spannen einzigartige Brücken zwischen den Werken, man spürt dabei ihre langjährige Bühnenerfahrung und sie weiß, mit den Menschen, die ihr lauschen, zu kommunizieren, sie mit ihrer Musik zu berühren.

Es ist ein Dialog, der stattfindet, eine Öffnung des Publikums hin zur Meisterin der Tasten und des Gesangs. Ihre Stimme ist gewaltig und überaus anpassungsfähig an die Situation, die sie besingt. Und sie hat mit ihrem Mann, Harry Düll, einen verlässlichen Partner gefunden, mit dem sie in neue musikalische Welten eintauchen kann. So gab es auch zur Zugabe einen kleinen Lovesong. Mit den Worten „Muffel, des isch einfach, des isch in G-Dur“ bat die gebürtige Schwäbin Wolfgang Weth noch einmal zur Premiere des Liebesliedes aufs Podium – und dieser ließ sich zu einem zauberhaften Dialog mit dem Ehepaar Hirschberg-Düll und einer spontanen Improvisation hinreißen.

Bettina Hirschberg ist nach langer Bühnenpause auf die Bühne zurückgekehrt und sie steht dort nicht mehr allein. Das Ehepaar Hirschberg-Düll hat die Verbindung von Musik und Lyrik für sich und das Publikum entdeckt: Eine kulturelle Sternstunde für Rothenburg. sw

Immer wieder Schwankungen

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Die Bilanz des Rothenburger Festspiels

ROTHENBURG – Die Auszeichnung mit dem Titel „Träger des immateriellen Kulturerbes auf Landesebene“ ist für das Festspiel „Der Meistertrunk“ Ansporn für neue Anstrengungen. „Wir werden zu gegebener Zeit unsere Bewerbung erneuern, in der Hoffnung auch die nationale Bundesliste und vielleicht eines Tages auch die internationale Unesco-Liste zu erreichen“, kündigte der Vorsitzende Harald Krasser bei der Jahreshauptversammlung im gut besuchten „Rappen“-Saal an.

Musikalisch eröffnete die Junge Schar die Jahreshauptversammlung des Festspiels.

Musikalisch eröffnete die Junge Schar die Jahreshauptversammlung des Festspiels.

Mit der erfolgreichen Bewerbung gehört das Festspiel zu einem erlauchten Kreis anerkannter Historienvereine, die die kulturelle Vielfalt im Freistaat bewahren. Harald Krasser beglückwünschte die Beteiligten, die eine schwierige Aufgabe gemeistert haben, denn es galt Inhalt und Wesen des Vereins herauszuarbeiten, Fragen zu beantworten und Berichte zu erstellen. Sein Dank galt dem ganzjährig engagierten Presse­sprecher Benny Babel, Tourismus-chef Jörg Christöphler, der Kulturbeauftragten Johanna Kätzel, Oberbürgermeister Walter Hartl für das Empfehlungsschreiben und dem Historiker Prof. Dr. Karl Borchardt als profunder Kenner der Geschichte. „Mit dem Titel können wir sehr gut Werbung betreiben“. Im letzten Jahr erlebte das Festspiel die heißesten Pfingstfeiertage seit der Entstehung des „Meistertrunks“. Dies machte sich deutlich am Heeereszug bemerkbar. Es standen weniger Zuschauer an der Strecke. Das Publikum mied die Sonne und suchte die schattigen Plätze. Krasser schwärmte „vom besten Heereszug seit Jahrzehnten“. Seine Hochachtung gehörte vor allem den Panduren, „die alles gegeben haben und in einer seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Disziplin für einen reibungslos Ablauf gesorgt haben“. Mit dem Besuch der Festwiese am Samstag und Sonntag zeigte sich der Vorsitzende „sehr zufrieden“. Es waren bei beiden Veranstaltungen vor allem die Abendstunden, die für eine gute Resonanz sorgten. Hingegen war der Pfingstmontag ein reiner Ausfall. Es herrschte gähnende Leere: „Sich Nachmittags auf den Festplatz in die pralle Sonnen zu setzen, war schlicht unmöglich“. Junge Trommler sorgten an der Eröffnungsveranstaltung für einen neuen Auftakt der Pfingstfeiertage. Alle Mitwirkenden hätten erfreulich gelassen auf die extremen Wetterbedingungen reagiert und sich „diszipliniert verhalten“. In der Nachbetrachtung äußerte er sich auch zum historischen Markt und zur Stadtwache. „Beide Institutionen haben wieder eine tolle Arbeit gemacht und einen wichtigen Beitrag für gesicherte Einnahmen des Vereins geleistet“, lobte Harald Krasser.

Der historische Markt sei zu einem „Highlight“ der Pfingstfeiertage geworden: „Er sorgt für sehr gute Einnahmen und ist auch von seiner Struktur her eine absolute Bereicherung“. Mit der Gestaltung des oberen Festplatzes durch historische Stände und Buden habe man im letzten Jahr einen zaghaften Versuch gestartet, „aber er war nicht sehr gelungen“, räumte der Vorsitzende freimütig ein und kündigte Nachbesserung an. Am Pfingstsamstag bei der Erlebnismeile musste das Festspiel die Stadtpfeifferey ersetzen. Krankheitsfälle ließen einen Auftritt der Gruppierung nicht zu. Kurzfristig musste Ersatz gesucht werden. Fündig wurde man im Zunft­reigen der Kinderzeche Dinkelsbühl. Die Darbietungen kamen bei den Besuchern bestens an, gingen aber auch ins Geld. Neben einer nicht unerheblichen Gage waren Fahrtkosten und Verpflegung zu bezahlen.

Im Historiengewölbe mit Staatsverlies gab es einen deutlichen Rückgang der Besucherzahl von 73600 auf 69500 zu verzeichnen, und damit auch weniger Einnahmen. Was in Zeiten knapper Kassen besonders schmerzhaft ist. Unterm Strich gab es beim Festspiel insgesamt ein Minus von 20600 Euro. Neben der Entwicklung im Museum kamen auch weniger Zuschauer zu den „Meistertrunk“-Aufführungen in den Kaisersaal. Ein weiterer Grund für das entstandene Defizit ist die Tatsache, dass der Verein aufgrund sehr guter Gewinne im Jahr 2013 in seinen umfangreichen Fundus an mittelalterlicher Kleidung investiert hat. Die neue Festspielgruppe „Quacksalberei“ war im letzten Jahr zum ers-ten Mal dabei. „Es hat viel Spaß gemacht, die Sprechstunden zu beobachten“, so Harald Krasser. „Wir dürfen uns in den kommenden Jahren sicherlich noch auf weitere medizinische Behandlungsmethoden freuen“. In seiner Rede warb er bei der Gastronomie um breite Unterstützung und schlug dabei neue Töne an. In den vergangenen Jahren hatte er die Branche immer wieder einmal in die Kritik genommen, bisweilen auch sehr heftig. Diesmal gab es ein Lob für die „guten Gespräche“ mit der neuen Verbandsvorsitzenden und „Strahlefrau“ Marion Beugler.

Geehrt: Thomas Schleicher, Reiner Wiegner, Reiner Beck, Dieter Kölle und Stefan Reihs

Geehrt: Thomas Schleicher, Reiner Wiegner, Reiner Beck, Dieter Kölle und Stefan Reihs

Das Festspiel sei mit seinen Aktivitäten gut aufgestellt: „Wir bieten eindrucksvolle Historie, die getragen wird von Spielfreude und leidenschaftlichem Engagement. Wir dürfen nicht nachlassen, bestehende Programmpunkte noch attraktiver zu gestalten und immer wieder Neues herauszuarbeiten“. Bürgermeister Kurt Förster nahm trotz Heiserkeit an der Veranstaltung teil und sprach ein Grußwort. In seiner Rede hob er die Unterstützung der Stadt hervor, die das Festspiel mit einem jährlichen Zuschuss und andere Leistungen unterstützt. Beim Vergleich Rothenburger Festspiel mit der Kinderzeche Dinkelsbühl seien die Voraussetzungen verschieden. Das Historienfest in Dinkelsbühl veranstaltet die Stadt. Sie trägt alle Kosten, kassiert aber auch die Einnahmen und erhebt Eintritt an den Stadttoren. In Rothenburg wird an den Pfingstfestspielen lediglich um ein freiwilliger Wegezoll gebeten, um Aufwendungen des Festspiels zu decken. Die Einführung sorgte für Entrüstung. Inzwischen hat sich der Sturm im Wasserglas gelegt. sis

Symbolfiguren erzählen

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Weltgästeführertag lüftete Geheimnisse der Zeitzeugen aus Stein

ROTHENBURG – Bei den Führungen zum Weltgästeführertag mit dem deutschlandweiten Thema „Steine“ gab es in der Tauberstadt überaus interessante Einblicke und Eindrücke. Wir haben uns bei den „steinernen Neidköpfen“ und Nachfolgern umgeschaut, uns über deren Bedeutung informiert und weitere Hintergründe erfahren.

Obere Schmiedgasse über dem Eingang des Baumeisterhauses.

Obere Schmiedgasse über dem Eingang des Baumeisterhauses.

Zum Treffpunkt mit Gästeführerinnen Ruth Pianka hatten sich vor der Heilig-Geist-Kirche nahezu vierzig Interessierte eingefunden. Ruth Pianka erzählte zunächst einiges über Neidköpfe, Fratzen, Kleiekotzer und Gorgonenhäupter, um sich dann mit den Gästen auf die Suche nach diesen Relikten aus alter Zeit zu machen. Als Neidköpfe bezeichnete man in der Regel grimmig dreinschauende Gesichter, Tierköpfe und Fratzen, die nach heidnischem Glauben die im Westen hausenden Dämonen bannen sollten. Dabei müsse man wissen, dass der Begriff Neid – keltisch Nid – in der alten Sprache auch für Eifer, Ehrgeiz und Kampfbereitschaft, Streit und Zorn verwendet wurde, betonte Ruth Pianka.

Am verständlichsten werde der Name Neidkopf, wenn ein Bürger seinem Ärger und Streit mit dem Nachbarn Luft machte, indem er eine solche Fratze gegenüber dem Haus des Widersachers diesem zum täglichen Ärgernis und Anblick anbringen ließ. Der Gebrauch und die Bedeutung dieser steinernen, manchmal auch bronzenen oder hölzernen Figuren und Köpfe habe sich im Laufe der Jahrhunderte ständig verändert.

Die ältesten Rothenburger Neidköpfe, von denen nur noch we- nige fragmentarische Exemplare existieren, findet man an den feldseitigen Mauern mancher Tortürme der Stadt. Dort angebracht sollten sie die Wehrhaftigkeit und die Kampfbereitschaft ihrer Verteidiger deutlich machen und vor Hexen, Geistern, Dämonen, vor dem bösen Blick, also vor allem Unheil schützen.

Da diese so weit voneinander entfernt liegen, hatte die Gästeführerin diese fotografiert und im Bild vorgezeigt. Der sehr gut erhaltene Kopf in Detwang über dem Eingang zum Friedhof sei wohl ursprünglich am Anbau des Schlösschens angebracht gewesen und erst später in die Friedhofsmauer eingefügt worden, ließ Ruth Pianka die Zuhörer wissen und zeigte das entsprechende Foto.

Die ersten Anschauungsobjekte vor Ort gab es dann im Spitalviertel, wo sich hauptsächlich die „Verwandten“ der Neidköpfe finden, die in abgewandelter Form als Hausmarken und Zierde den Gebäuden eine sichtbare Prägung gaben und Fremden als Erkennungszeichen dienten. Manchmal zeigten sie auch den Stifter oder Hausherrn (wie etwa am „Mörderbrunnen“), um den Wohlstand des Bauherrn oder seine Stellung in der Gesellschaft kenntlich zu machen.

Großer Zulauf bei den speziellen Führungen, die den Blick auf steinerne Architektur-Details lenkten.   Fotos: Pfänder

Großer Zulauf bei den speziellen Führungen, die den Blick auf steinerne Architektur-Details lenkten. Fotos: Pfänder

Der Affe stand als Symbol für Eitelkeit, Begierde und Bosheit, aber auch für die Eigenschaften gewitzt, weise, lüstern und sündhaft. Alle diese derben und grotesken Fabelwesen hatten auch immer abwehrenden Charakter gegen Teufel, Brunnenvergifter und andere Arten von Unheil wie etwa den Neid des Nachbarn. Auch als „Gaffköpfe“ blickten sie von den Gebäuden auf die Passanten herab. Beim Fußmarsch von der Spitalgasse bis zum Marktplatz wusste Ruth Pianka immer wieder auf so manche Figur oder Ausschmückung aufmerksam zu machen und diese zu erklären, wie etwa am Plönleinbrunnen, am Baumeisterhaus mit der überaus reichhaltigen Dekoration oder am Herterichbrunnen.

Das am häufigsten verwendete Motiv eines Löwenkopfs – oft mit Beißring, war Sinnbild von Stärke und Macht und findet sich vermehrt an öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel auch am Südportal des Rathauses. Letzte Station des Rundgangs mit den interessanten Hinweisen und Erläuterungen von Ruth Pianka waren die Figuren an der Ratstrinkstube über dem westlichen Eingang. hap

Freiwillige für Schulprojekt gesucht

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Heranwachsenden in schwierigen Situationen die passenden Hilfestellungen geben

ROTHENBURG – Die Ursachen von Schulstress sind vielfältig: Konzentrationsschwierigkeiten oder Lernblockaden können dabei ebenso eine Rolle spielen wie die falsche Organisation des Lernumfeld. Entscheidend für das Erreichen der selbstgesteckten Ziele ist es, dass der Schüler aktiv mitarbeitet.

An der Mittelschule Rothenburg gehen die Vorbereitungen für den Start eines auf drei Jahre angelegten Projekts zur Lernbegleitung in die letzte Runde. Vorgestellt werden soll es der Öffentlichkeit bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag, den 3. März, um 18.30 Uhr in der Schulaula. Ziel ist es, möglichst viele Interessierte für die Mitarbeit auf ehrenamtlicher Basis zu gewinnen. Es geht nicht darum, Nachhilfeunterricht anzubieten, sondern es geht um das Engagement jedes Einzelnen bei der Lernorganisation und bei der Behebung seiner Lernprobleme. Für einen langfristigen Erfolg ist deshalb die Bereitschaft unerlässlich, Arbeits- und Verhaltensweisen des betroffenen Schülers dauerhaft zu verändern und zu verinnerlichen. Dies setzt ein großes Maß an persönlicher Motivation voraus. Die Schüler werden von einem Lernbegleiter dabei unterstützt, selbstständig Ziele zu formulieren und Strategien zu entwickeln, um die erkannten Probleme erfolgreich in den Griff zu bekommen. Dieser Prozess kann auch abgebrochen werden, wenn das Engagement von Schülerseite nicht ausreicht. Die Lernbegleiter sind keine Ersatzeltern und auch keine Hilfslehrer. Sie haben nicht die Konflikte von Schule und Elternhaus „im Rucksack“. Ein partnerschaftliches Verhältnis „auf Augenhöhe“ ist die wichtige Voraussetzung für eine gegenseitige Akzeptanz, die Schule, Elternhaus und Projekte gerade in problematischen Situationen oft nicht erreichen. Vor ungefähr einem Jahr startete Irmgard Fischer, Mitarbeiterin der Stadt auf der neu geschaffenen Stelle für Gemeinwesen und Soziales die Aktion Bürgernetz, bei der sich knapp zwanzig Ehrenamtliche bereit erklärten, auf dem weiten Feld der Schülerhilfe aktiv zu werden. In diesem Zusammenhang konnte sie Dr. Andreas Pauldrach, bis 2002 Leiter des Goethe-Instituts in Rothenburg, für den Aufbau eines Schülercoaching-Projekts an der Mittelschule gewinnen. Ein entsprechendes Projekt organisiert Pauldrach an seinem Wohnort in Burgbernheim seit 2007, an der Mittelschule in Bad Windsheim seit 2011, mit einigem Erfolg, wie er bemerkt.

Gemeinsam aktiv: Dr. Andrea Pauldrach, Irmgard Fischer, Markus Heindl.        Fotos: sis

Gemeinsam aktiv: Dr. Andrea Pauldrach, Irmgard Fischer, Markus Heindl. Fotos: sis

Für den Start in Rothenburg waren erhebliche Vorarbeiten nötig, die nun aber alle abgeschlossen sind. So galt es erst einmal Schulleitung und Lehrerkollegium der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule sowie die politische Stadtspitze von Sinn und Zweck dieses ehrenamtlichen Engagements zu überzeugen. Zunächst wurden darum der Hauptausschuss des Stadtrates und die Schulverbandsversammlung der Mittelschule (das heißt auch alle Bürgermeister der betroffenen Umlandgemeinden) ausführlich informiert. Die Lehrkräfte der Mittelschule konnten sich in einer gesonderten Fortbildungsveranstaltung mit den Grundideen und Verlaufsformen des Projekts vertraut machen. Nun kommt es „nur“ noch darauf an, dass möglichst viel sozial engagierte Erwachsene (Ruheständler, aber ebenso Berufstätige, Frauen wie Männer) mitmachen. Die interessierte Öffentlichkeit zu informieren und dabei auch möglichst viele Freiwillige zu werben, darum geht es bei der Veranstaltung am 3. März, für die Oberbürgermeister Walter Hartl die Schirmherrschaft übernommen hat, und für die seit einiger Zeit auch mit Plakaten und Handzetteln sowie im Webportal der Stadt geworben wird. Schüler kennen die Situation: Sie lernen viel, kommen aber trotzdem nicht zu den gewünschten Noten. Sie haben das Gefühl, dass sie falsch lernen und Schwierigkeiten haben, die schulischen und häuslichen Aufgaben zu organisieren. Das führt zu Stress und Auseinandersetzungen mit der Schule und den Eltern. Die Philosophie des als „Schülercoaching“ propagierten Projekts zur Lernbegleitung: Schülercoaches helfen ab der 7. Klasse Mittelschülern, die ohne externe Unterstützung höchstwahrscheinlich keinen Ausbildungsplatz (und damit auch keinen halbwegs ‚normalen’ Einstieg ins Erwachsenenleben) erhalten würden. Für diese nicht kleine Gruppe bietet die Gesellschaft immer noch zu wenig Zukunftsperspektiven. Sogar in wirtschaftlichen Boom-Zeiten wie gegenwärtig haben diese Jugendlichen wenig Chancen, weil sie die „Aufnahmekriterien“ (wie den qualifizierenden Hauptschulabschluss, kurz „Quali“ genannt) nicht erfüllen. Das waren im vergangenen Jahr in Rothenburg immerhin etwas mehr als ein Viertel von etwa 100 Schülern.

Metallkunst an der Mittelschule: Projektarbeit der Praxisklasse.

Metallkunst an der Mittelschule: Projektarbeit der Praxisklasse.

Der Schulerfolg, das sichtbare Notenprofil ist aber nur ein Aspekt, er stellt gleichsam die „Spitze des Eisbergs“ dar. Die Lernbegleiter kümmern sich zunächst vor allem um eine positive Persönlichkeitsentwicklung, um die Stärkung eines oft fehlenden Selbstwertgefühls, sie versuchen Interessen und Motivation wieder zu beleben – alles andere, etwa positives Sozialverhalten und Schul­erfolg hängt davon ab. Schülercoaching ist ein Ehrenamt und kein Sprungbrett in sozialpädagogisch ausgerichtete Berufsfelder. Ebenso ist es kein Betätigungsfeld, das ausschließlich Ruheständlern vorbehalten ist. Im Gegenteil, auch Berufstätige werden dringend gesucht, auch hier kommt es auf die richtige Mischung an, wie es heißt. Schüler und ehrenamtlicher Mentor treffen sich in der Regel wöchentlich oder vierzehntägig. Die Termine werden frei vereinbart, ebenso Ort und Länge der Treffen. Natürlich steht oft – und vor allem zu Beginn – das Thema Schule im Mittelpunkt. Das wiederum setzt voraus, dass „man“ (die Heranwachsenden) redet oder reden lernt und zuhört – letzteres gilt besonders für die Erwachsenen. Das beste Umfeld für solche Gesprächssituationen bietet eine „sinnvolle“ Freizeitgestaltung.– ein schier unendliches Feld von Aktivitäten tut sich auf: Spiele, Ausflüge, Basteln, Reparieren, Kochen, Sport. Das wichtigste Element ist, dass die Kommunikation funktioniert oder überhaupt in die Gänge kommt. An der kleinen Mittelschule in Burgbernheim sind gegenwärtig sechs Frauen und Männer als Coaches aktiv, das reicht gerade um die Nachfrage zu decken. Die Valentin-Ickelsamer-Mittelschule ist die größte im Landkreis Ansbach mit über vierhundert Schülern. Deutlich mehr als zehn Freiwillige sollten es schon sein, die sich am Projekt beteiligen, meint Andreas Pauldrach, damit es noch in diesem Schuljahr in die Gänge kommen kann. sis


Skeptische Prognose

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Deutlich weniger Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten

WÖRNITZ – Den Beginn einer neuen Epoche in der Entwicklung der Gemeinde Wörnitz sieht Zweiter Bürgermeister Georg Hörner in dem von der Kommune angestrengten Gemeindeentwicklungskonzept. Dies machte er am Ende der Bürgerversammlung deutlich, in der Bürgermeister Karl Beck zuvor ausführlich zu diesem Vorhaben Stellung genommen hatte. Zudem soll ein neues Wohnbaugebiet geschaffen werden.

Es nahm einige Zeit in Anspruch, bis das Gemeindeoberhaupt die umfangreiche Chronologie der getätigten Maßnahmen im Hinblick auf das kommunale Entwicklungskonzept nachgezeichnet hatte. Zuletzt hatten zahlreiche Dorfwerkstättentermine stattgefunden. Der Gemeinderat hatte sich erst im Januar zu einer zweitägigen Klausurtagung nach Klosterlangheim zurückgezogen.

In der gut besuchten Bürgerversammlung ehrte Bürgermeister Karl Beck Mitbürger für besondere Leistungen. Foto: Meyer

In der gut besuchten Bürgerversammlung ehrte Bürgermeister Karl Beck Mitbürger für besondere Leistungen. Foto: Meyer

Als Ergebnis der dortigen Zusammenkunft sieht Beck das Aufarbeiten der Ideen und Vorschläge in zwei verschiedenen Prioritätsstufen mit diversen Einzel- oder auch Gesamtmaßnahmen. Schon im März seien zahlreiche Themenwerkstätten geplant. In einem Aktionsplan sollen mit den Beteiligten die verschiedenen Aktivitäten abgestimmt werden. Seine Kommune sah Bürgermeister Karl Beck zuletzt in einem „Jahr des Luftholens“, weil neben einem Wechsel im Gemeinderat auch Rücklagen von rund 765000 Euro aufgebaut werden konnten. Insgesamt wies die Gemeinde Wörnitz zum Ende des letzten Jahres einen Schuldenstand von 1,3 Millionen Euro auf, wobei dieser binnen Jahresfrist um rund 240000 Euro abgebaut werden konnte.

Pro Kopf kommt die Kommune auf eine Verschuldung von 764 Euro (ein Jahr davor waren es 897 Euro); der bayerische Landesdurchschnitt liegt bei 711 Euro. Zu diesen Verbindlichkeiten gesellen sich 315482 Euro aus dem Schulverband Schillingsfürst und weitere 398906 Euro aus dem Zweckverband Interfranken, so dass die Gesamtverschuldung bei über zwei Millionen Euro liegt.

Wichtigste Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt 2014 waren die Kreisumlage mit 1,04 Millionen Euro, die gemeindlichen Personalkosten mit 271144 Euro und die Gewerbesteuerumlage in Höhe von 216000 Euro. Weitere 148216 Euro musste die Kommune als Personalkostenzuschuss für den Kindergarten aufbringen, 145236 Euro gingen als Umlage an die Verwaltungsgemeinschaft Schillingsfürst und 130000 Euro an den Schulverband. Den Ausgaben in Höhe von 2,12 Millionen Euro standen Einnahmen in Höhe von 2,96 Millionen Euro gegenüber. Der Löwenanteil davon entfiel mit rund 1,7 Millionen Euro auf die Gewerbesteuer, gefolgt von der Einkommensteuerbeteiligung in Höhe von 621000 Euro und der Grundsteuer von 287000 Euro. Für 2015 sei aber eine deutlich niedrigere Gewerbesteuereinnahme zu erwarten, wie Beck betonte.

Während die Einkommensteuerbeteiligung weiter anwachse, seien wegen der hohen Steuerkraft der Gemeinde in diesem Jahr wiederum keine Schlüsselzuweisungen zu erwarten, so Beck weiter, der aber insgesamt von einem finanziell erfolgreichen Jahr für seine Kommune sprach, habe sich diese doch in einigen Bereichen bestens weiterentwickelt. Stabile Zahlen bei Geburten und Zuzügen hätten sogar steigende Einwohnerzahlen zur Folge. Inzwischen zähle man in der Wörnitzgemeinde 1858 Einwohner; davon 1773 mit Hauptwohnsitz.

Auf 950 männliche entfielen nur 908 weibliche Einwohner. Dagegen habe sich die Anzahl der Ausländer im zurückliegenden Jahrzehnt mehr als verdreifacht (von 43 Ausländern im Jahr 2006 auf nunmehr 144 Einwohner mit einer anderen Staatsangehörigkeit). Zudem habe in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der Geburten deutlich über den Sterbefällen gelegen.

Als wichtigste Maßnahmen wurden der Grunderwerb im Gewerbegebiet „Hammerstatt“ für zirka 350000 Euro und Sanierungsmaßnahmen an der Kanalisation mit rund 100000 Euro genannt. Im laufenden Jahr sei die Anschaffung zweier Fahrzeuge für die Feuerwehr (600000 Euro über zwei Haushaltsjahre) und eine Ersatzbeschaffung für den gemeindlichen Bauhof (120000 Euro) geplant. Die Nachrüstung der gemeindlichen Kläranlage kostet weitere 300000 Euro und eventuelle Aufwertungsmaßnahmen an Gemeindekanzlei und dem alten Kindergarten sowie Sanierungsmaßnahmen in der örtlichen Schützenstraße würden mit jeweils rund 100000 Euro zu Buche schlagen. Auch habe der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einen Aufstellungsbeschluss für ein neues Wohnbaugebiet „Biegfeld II“ verabschiedet, welches noch in diesem Jahr Grunderwerb und erste Erschließungsmaßnahmen notwendig machen würde. Besonders hervorgehoben wurde jetzt auch der Besuch in der französischen Partnergemeinde Chalmazel, wofür den Verantwortlichen des FC Erzberg-Wörnitz für die jahrzehntelange Pflege dieser Freundschaft ausdrücklich gedankt wurde.

Die jüngsten Kommunalwahlen hätten auch im Gemeinderat zu einer starken Veränderung geführt. Im Gremium selbst sei inzwischen wieder ein von großer Sachlichkeit geprägter Arbeitsrhythmus eingekehrt. Insgesamt seien im Berichtszeitraum 158 Tagesordnungspunkte abgehandelt und 93 Beschlüsse verabschiedet worden. Für die Gemeinde sei es auch positiv, dass mit Gisela Raab und Brigitte Pabel zwei Behindertenbeauftragte gewonnen werden konnten. Für die Zukunft würden der demografische Wandel, der Klimawandel, die Zuwanderung sowie die Vorgaben der Energiewende große Anstrengungen von allen gesellschaftlichen Gruppen erwarten lassen. Land und Landschaften verändern sich vor diesem Hintergrund in relativ kurzer Zeit. Darauf gelte es sich einzustellen und zu reagieren. Deshalb hätte die Schaffung und Sicherung der strukturellen Grundvoraussetzungen „obers­te Priorität“ für die Kommunen.

Rathauschef Karl Beck hatte die jetzige Zusammenkunft zum Anlass genommen, um zahlreiche junge, aber verdiente Gemeindebürger für ihre Leistungen mit einem Buchpräsent auszuzeichnen. Einen Staatspreis für seinen Gesellenabschluss als Elektroniker und Automatisierungstechniker erhielt Sebastian Strauß aus Wörnitz. Seine Schwester Cornelia Strauß wurde von den Rotariern für ihr soziales und kirchliches Engagement geehrt.

Ferner erhielt Melanie Strauß aus Mühlen einen Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung für ihren Abschluss als „Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin“ an der Schule in Triesdorf, während Pierre Breitwieser aus Walkersdorf den Bayerischen Staatspreis als Werkzeugmechaniker ausgehändigt bekommen hatte. Beck dankte den Geehrten für ihr Engagement, welches vielleicht in der Zukunft auch der Gemeinde Wörnitz zu Gute kommen könnte, wie dieser mit einem Augenzwinkern hinzufügte. hm

Gymi-Kunst mit Visionen

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Facettenreiche  Ausstellung von Schülerwerken noch bis morgen zu sehen

ROTHENBURG – Mit seiner Schülerkunst-Ausstellung „Hinterm Horizont geht’s weiter“ zeigt sich das Reichsstadt-Gymnasium nicht nur als überaus kreative bildnerische Abteilung, sondern auch als Adresse für den gewagten modernen Bauentwurf, der ganz gezielt verspielt dem gewachsenen historischen Umfeld der Altstadt entgegengestellt ist.

Unsere Vorfahren hatten in vergangenen Epochen immer wieder den Mut zu solchen architektonischen Klimmzügen. Das machte Kunstlehrer Oberstudienrat Rainer Hufnagel jetzt bei der Vernissage vor zahlreichen Gästen am Beispiel des Baumeisterhauses („genau genommen ein Fremdkörper“) mit seinen Anmerkungen deutlich. Auch das nur einen Steinwurf entfernte Gegenüber von Fleischhaus samt angrenzendem Fachwerk-Gebäude und Renaissance-Rathaus auf der anderen Seite zählt aus seiner Sicht dazu. Viele weitere Beispiele ließen sich anführen.

In bester Moritaten-Tradition: Sechstklässler präsentieren die Festspiel-Variante.

In bester Moritaten-Tradition: Sechstklässler präsentieren die Festspiel-Variante.

Ist uns solcherlei Drang, der Stadt den Stempel aufzudrücken und die Nachkommen mit Bauten zu beglücken, die einfach über den Tellerrand und das schnöde Rechteckformat hinausreichen, etwa abhanden gekommen? Die vor den Toren geplante Mehrzweckhalle wäre aus der Sicht der Gymnasiasten jedenfalls eine gute Gelegenheit gewesen, entsprechende gestalterische Akzente zu setzen. Schülerinnen und Schüler des Kurses Q 12,1 „Gebauter Raum“ haben sich, freilich abgehoben von der Standortfrage und vom Diktat des Sparzwangs, ihre Gedanken gemacht, wie der große Wurf für ein solches Projekt aussehen könnte. Ihre futuristischen und dekonstruvistisch anmutenden Modelle bereichern die Ausstellung als eine Art städtebaulicher Diskussionsbeitrag.

„Wenn Rothenburg ganz anders oder ganz woanders wär.“ Zu diesem Thema sind überaus phantasievolle Collagen mit teils witzigen, schrägen und sehenswerten Resultaten entstanden. Auch ein echter Hingucker bei dieser Schau: Rothenburger Wirtshausnamen bildlich umgesetzt. Zur besonderen Verbeugung vor der großen Dame der Rothenburger Mundart geraten in diesem Rahmen die von Schülerhand in gotischer Schrift mit der Bandzug-Feder gesetzten Zeilen aus der feinen Gedichtssammlung von Gertrud Schubart.

Fünftklässler hatten mit ihren Rothenburg-Schatzkarten den Impuls gesetzt, sich an der Schule intensiver mit dem Mikrokosmos ob der Tauber, mit seinen Türmen, Toren, Gassen, Plätzen und so weiter zu befassen. Es sei dabei deutlich geworden, wie wenig die Örtlichkeiten, ihre Lage und Geschichte oft bekannt seien, erinnert sich Kunstlehrer Hufnagel.

Eine kunstgeschichtliche Exkursion mit Dr. Oliver Gußmann auf den Südturm von St. Jakob gab schließlich den Anstoß für den Titel der Ausstellung. Von dort droben konnte die Gymnasiumsdelegation in Richtung Südosten zwar die großen Fabrikhallen des Elektrogeräteherstellers sehen, nicht aber die eigene Schule. Der Schritt zu Udo Lindenbergs Klassiker war unter diesem Eindruck nur noch ein kleiner. Bei der vielfältigen Bilder- und Modell-Schau der im letzten Jahr unter Rainer Hufnagel und seiner Kollegin Irene Altschäffel entstandenen Schülerwerke darf auch etwas Verkaufskunst der vom üblichen Touristen-Klischee abgehenden Rothenburg-Ansichten nicht ganz fehlen. „Kunst von der Leine“ nennt sich diese Ausstellungs-Sequenz. Linolschnitte gibt es dabei für 10 Euro das Stück.

Oberstudiendirektor Walter Först freute sich bei der Vernissage gemeinsam mit den Besuchern an einem besonderen Schmankerl. Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 a gaben – in Anlehnung an die denkwürdige Aufführung zum Toppler-Gedenkjahr 2008 für den großen Rothenburger Bürgermeister – mit der Erstaufführung der „Moritat vom Meistertrunk“ (Text: Klaus Stuppi, Musik: Hans-Peter Nitt, Leitung: Gebhard Bauer) eine erfrischende Variante des Rothenburger Historienspiel-Themas. Die dazu gezeigten Bildtafeln hatte der letztjährige Abi­turjahrgang in der 10. Klasse gefertigt. -ww-

Hoffen und Bangen

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Die hohe Verschuldung im Haushalt lässt keinen kalt

ROTHENBURG – Neuer Haushalt, Prozedere wie gehabt: Mit klarer Mehrheit, aber bei sechs Gegenstimmen wurde der kommunale Haushalt verabschiedet. Dagegen stimmten erwartungsgemäß die UR-Fraktion. Die FRV war gespalten. Dr. Karl-Heinz Schneider und Hans-Peter Nitt scherten innerhalb ihrer fünfköpfigen Gruppe aus. Das vom Stadtrat genehmigte Zahlenwerk muss nun der Rechtsaufsicht des Landratsamtes zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Mahner gegen die hohe Verschuldung gehen davon aus, dass nachträgliche Veränderungen vorgenommen und ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden müssen.

„Wir möchten unsere Schulden bezahlen“, meinte SPD-Fraktionssprecher Dr. Strobl und verwies auf die anfängliche Situation eines nicht genehmigungsfähigen Haushaltes. Zins und Tilgung machten rund eine halbe Million aus, weshalb die SPD auf die Fraktionen zugegangen sei, um gemeinsam für eine Lösung zu sorgen. Durch die Beratungen und „einer wundersamen Geldvermehrung” hätten sich dann die Haushaltsvorschriften doch erfüllen lassen. Der Kämmerer habe gemerkt und der Stadtrat verstanden, „dass wir Gebühren erheben und Subventionen zum Beispiel im Fremdenverkehr abbauen müssen”. Man sei den Fraktionen dankbar, dass sie auf den SPD-Vorschlag die Fremdenverkehrs-Beitragserhöhung vorzuziehen, eingegangen sind. Es zeige sich, dass manche Investitionen geplant seien, die das Bauamt gar nicht in einem Jahr umsetzen könne, was dann wieder zu Haushaltsresten führen müsse. Dr. Günther Strobl spricht auch von Fehlentscheidungen. Dort wo bei der AEG-Zufahrt ein zweiter Lebensmittelmarkt hinkommt, hätte aus SPD-Sicht ein Kreisverkehr hingehört. Hier sei man anderer Meinung als die Verwaltung. Große Aufgaben stünden noch bevor, die Stadtwerke hätten einen „Notfallplan“ erstellt, den man erfüllen müsse anstelle des früher geplanten Konzeptes. Von den großen Investitionen würden später die Kinder profitieren und deshalb könne die SPD auch zustimmen.

Der Stadtrat war bei der Haushaltsverabschiedung vollzählig vertreten – und sich in einer klaren Mehrheit einig.             Foto: Schäfer

Der Stadtrat war bei der Haushaltsverabschiedung vollzählig vertreten – und sich in einer klaren Mehrheit einig. Foto: Schäfer

Die CSU-Fraktion stimmt dem Haushalt 2015 zu. Man habe eine Bedarfserhebung für die Ferienbetreuung an Grundschulen für 2016 und Folgejahre mit je 15000 Euro im Finanzplan vorgeschlagen und freue sich, dass der Stadtrat dem gefolgt ist. Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer hob vor allem den Einsatz für einen Hochschul-Außenstandort in Rothenburg hervor. Wichtig sei es, dass der Stadtrat die notwendigen Mittel von einer halben Million Euro für 2017 und 2018 im Finanzplan vorsieht, wie sie die CSU beantragt hatte (man wollte es schon ab 2016).

Mit der Beteiligung am Wettbewerb „Partnerschaft Hochschule und Region“ erhalte Rothenburg zusammen mit engagierten Partnern wie z.B. dem Gastro-Bildungszentrum eine zweite Chance. Der Landkreis investiere in den kommenden drei Jahren 1,8 Millionen Euro in das GBZ. Mit der möglichen Stiftungsprofessur und Geldmitteln von insgsamt 1 Million Euro „sehen wir beste Voraussetzungen”, meint Dr. Scheurer und freut sich über die Einigkeit aller Fraktionen.

Die CSU habe sich frühzeitig für das Projekt eingesetzt. Dr. Scheurer: „Auf die zum Teil hämische Begleitmusik von wenigen aus diesem Gremium hätten wir dabei gerne verzichtet“. Die Stadtspitze habe alles getan, was getan werden könne und nun auch der Stadtrat für das Nötige gesorgt. Was die notwendige Mindestzuführung vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt anbelangt, könnten die Kriterien jetzt erfüllt werden, wozu der CSU-Antrag auf Verzicht der Neumöblierung des Sitzungssaales mit eingesparten 42000 Euro zusammen mit unerwarteten Erlösen aus Holzverkäufen beigetragen haben.

Durch Ratsbeschlüsse seien mit dem Grundschulzentrum bei der Realschule, dem neuen Kindergarten Heckenacker und der Mehrzweckhalle grundlegende Infrastrukturmaßnahmen auf den Weg gebracht worden. Einigkeit bestehe darin, dass jetzt keine wesentliche Neuverschuldung mehr zu verkraften sei und die Einnahmenseite verbessert werden müsse. Fremdenverkehrsbeitrag und Erschließungsbeiträge sowie das Parkraumkonzept verbesserten die Haushaltslage. Kritik übte Dr. Scheurer an einem Personalbeschluss: „Unverständlich, dass sich eine knappe Ratsmehrheit hat hinreißen lassen, ohne Not und gegen die Empfehlung des Verwaltungsgutachtens eine A-13-Beamtenstelle von 75 auf 100 Prozent lebenslang zu erhöhen!” Wer dann auch noch eine vom Bauamt gar nicht eingeplante Mehrausgabe für den Eingangsbereich des Fleischhauses von 25000 Euro fordere, habe sich „endgültig davon verabschiedet als Sparkommissar ernst genommen zu werden”. Die CSU könne sich als neue Einnahmequelle eine Art Kurtaxe (z.B. 4 Euro wie in den Bergen und an der See) pro Gast vorstellen, was bei einer halben Million Übernachtungen erheblich sei. Da dies in einem Nicht-Kurort in Bayern bisher gesetzlich nicht erlaubt sei, so Scheurer, „werden wir uns als CSU mit unseren Abgeordneten für eine Gesetzesinitiative stark machen”.

Die FRV-Fraktion war unterschiedlicher Meinung: Jutta Striffler, Brigitte Klingler und Peter Holstein stimmten zu, während Fraktionsvorsitzender Dr. Karl-Heinz Schneider und Hans-Peter Nitt ablehnten. Dr. Schneider dankte eingangs der Verwaltung und meinte, es werde kaum überraschen, dass nicht die gesamte Fraktion zustimme. Man gestehe zu, dass mit dem Haushalt eine empfindliche Lücke in der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur geschlossen werden solle. Dies aber um den Preis einer hohen Neuverschuldung. Größte Sorge bereitet Dr. Schneider und seinem Ratskollegen Nitt unverändert der Neubau der Mehrzweckhalle, bei der man noch nicht einmal über die Entwurfsphase hinausgekommen sei. So fehle es bis dato an einer Baugenehmigung. Man vermisse die Abstimmung der Fachbehörden und die verbindliche Kostenplanung. Darin sehe man „einen Verstoß, da der Haushalt in einem zentralen Punkt auf unvollständigen Unterlagen aufbaut!”

Hinzu komme, dass mehrere Teilbereiche der mit dem Hallenbau verbundenen Kosten ausgegliedert worden seien oder überhaupt nicht erfasst würden. So die Herstellung eines Archivraums, des Jugendraums, der Kanalanschlüsse und der Grünanlagen. Der FRV-Sprecher Dr. Schneider: „Wir halten dieses Vorgehen im Hinblick auf die Kostentransparenz für bedenklich, zumal nicht klar ist, ob diese Teilabschnitte an der Kostendeckelung teilnehmen!” Zwar könne man eine andere Ratsauffassung nachvollziehen, erwarte jedoch auch Respekt für die begründete ablehnende Meinung.

Eine klare Ablehnung des Haushalts 2015 gibt es von der vierköpfigen UR-Fraktion. Fraktionsvorsitzender Hermann Schönborn erinnerte an den von Bund, Ländern und Gemeinden erwirtschafteten Überschuss landesweit und das gute Abschneiden der Stadt Ansbach sowie vom Kreistag, wo man ohne Neuverschuldung auskomme. Leider sehe es in Rothenburg ganz anders aus und wenn die angepeilten Kredite alle aufgenommen würden, stehe man bis Ende 2017 bei rund 30 Millionen Euro Schulden!

Noch viel schlechter, so Schönborn, sähe es aus, wenn man nicht über zwei Millionen von den Stadtwerken zurückgeholt hätte. Bei der Vorbesprechung vom November sei die Kämmerei sogar noch von 10,4 Millionen Euro Deckungslücke ausgegangen. Schönborn ironisch: „Da können wir richtig stolz sein, es wurden Investitionen in Höhe von zirka drei Millionen gestrichen oder geschoben!” So Sanierungen an Rathaus und am Grünen Markt. Man blockiere damit auch notwendige Zukunftsinvestitionen.

Dazu gehörten teilweise die Erschließung des Gewerbegebiets, mögliche Sanierungen an der Luitpoldschule für die erwünschte Fachhochschule und bei der Mittelschulsanierung könnten nach Förderabzug bis zu vier Millionen auf die Stadt zukommen. Beim Seniorenheim seien die Sanierungskosten noch gar nicht abschätzbar. Marktplatz, Herrngasse und Galgengasse stünden zur Sanierung an. Der UR-Sprecher Hermann Schönborn meint, wenn die Rechtsaufsicht das kommunale Haushaltsrecht ernst nehme, dürfe sie diesen Haushalt nicht genehmigen, dem auch kein Stadtrat guten Gewissens zustimmen könne.

Zustimmung gab es von den drei Stadträten von Bündnis 90/Die Grünen. Der Haushalt weise eine Fülle von Investitionen auf, sagte Fraktionssprecher Dieter Seiferlein und verwies auf Kindertagesstätte, Grundschule, Mehrzweckhalle und Schülerwohnheim Spitalhof. Für Sanierungen gebe man viel Geld aus. Nicht jedes Jahr sei dies alles zu leisten, aber man dürfe sich auch nicht vor Notwendigem drücken. Seiferlein: „Wir werden bald froh sein, dass wir die großen Investitionen hinter uns haben”.

Die Ermahnung der Unabhängigen Rothenburger um Ausgabenzurückhaltung sei wenig hilfreich, wenn man gleichzeitig mehrfach erhebliche Mittel für weniger Dringendes fordere. Künftig jedoch gelte es den durch hohe Schulden belasteten Haushalt wieder auf Normalmaß zurückzuführen. Dazu schlägt Seiferlein eine Klausurtagung vor. Abgaben und Gebühren seien jetzt kostendeckend angehoben worden, mit dem hohen Weihnachtsmarktdefizit ist man nicht zufrieden. Nach erreichter Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt setzen die Grünen jetzt auf die Genehmigung durch die Rechtsaufsicht. diba/mes/sis

Investitionsbeitrag überflüssig

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Kläranlage Nordenberg viel günstiger – Wolz bei Bürgerversammlung mit „sehr schöner Bilanz“

LINDEN/WINDELSBACH – Es war ein kleines Kabinettstück mit Bürgermeister Alfred Wolz in der Hauptrolle. Beim Kläranlagen-Projekt in Nordenberg muss die Gemeinde keinen Investitionsbeitrag der Grundstückseigentümer erheben. Was um Weihnachten wie ein vorgezogenes Geschenk gefeiert werden konnte, war jetzt bei der Bürgerversammlung in Linden am Wochenende erneuter Grund zur großen Freude.

„Nur wer vorausschauend und mit Augenmaß plant, so wie wir das tun und in diesem Fall getan haben, kann das erreichen,“ betont das Gemeindeoberhaupt dazu gegenüber unserer Redaktion. Mindestens zwei Faktoren haben nach seinen Angaben zu wesentlichen Teilen mitgespielt. Zum einen konnte das Projekt erheblich kostengünstiger fertiggestellt werden als ursprünglich vorgesehen. Statt eingeplanter 350000 Euro stehen unter dem Strich keine 200000 Euro. Zum anderen war durch die Abwasser-Gebühren ein Polster angelegt worden. Auf die normalerweise angewandte Regelung, wonach etwa die eine Hälfte durch eine entsprechende Gebührenanhebung gedeckt wird, konnte unter diesen Vorzeichen dankend verzichtet werden.

Bürgermeister Wolz (Mi.) dankt (v. li.) Wilfried und Beate Preeg sowie Hilde und Wilfried Magiera.

Bürgermeister Wolz (Mi.) dankt (v. li.) Wilfried und Beate Preeg sowie Hilde und Wilfried Magiera.

Eine Kläranlage, die den Bürger nichts extra kostet. Der Bürgermeister konnte herzhaft lachen, als die Geschichte jetzt mit diesem Zungenschlag beim immer peppiger aufgemachten gemeindlichen Gesangvereins-Fasching im Gasthof Keitel in Linden auf die Narrenbühne gekommen ist. Wolz anerkennend: „Da geht es vielleicht ab bei Büttenreden. Alle Achtung an alle Beteiligten.“ Das sei fränkischer Hochgenuss in bester Mundart. So mancher Besucher behaupte völlig zurecht, Windelsbach brauche sich hinter dem großen Veitshöchheimer Fernseh-Fasching nicht zu verstecken, lobt das Gemeindeoberhaupt gegenüber unserer Redaktiomn augenzwinkernd.

Freilich muss er schon zugeben, dass es ihn ein wenig zwickt, wenn ihm auf dieser Narren-Bühne, wie diesmal geschehen, in einer weiteren Humor-Attacke das gemeindliche Schulhaus-Projekt in Preuntsfelden als Lachnummer unter die Nase gerieben wird. Ob’s die Jecken gemerkt haben? Wolz will sich jedenfalls als einer gezeigt haben, der in einer solchen Situation über den Dingen steht und mitlacht, wie er im Gespräch erläutert. Bei seinem Rückblick legte er am Samstagabend bei der Windelsbacher Bürgerversammlung im vollbesetztem Saal des Gasthofs Linden mit computergestütztem Vortrag der über 100 Bilder, Grafiken und zusammenfassenden Texte eine erfolgreiche Bilanz zu 2014 vor.

Trotz eines Betrags von über 220000 Euro, der Windelsbach jährlich an Umlagekraft gegenüber dem Landkreis fehlt, ist es gelungen, die Verschuldung weiter abzubauen. Sie betrug 2014 gerade mal 73750 Euro (69,58 Euro pro Kopf). Für Tilgung und Zinsen mussten nur etwas über 17000 Euro ausgegeben werden Die Zahl der Einwohner hat sich vom Niedrigstand 1043 im Jahr 2013 auf 1082 erhöht. Beim Wasser wird mit 6,5 Prozent die bisher geringste Fehlmenge seit Bestehen der Fernwasserversorgung verzeichnet. Bei den Übernachtungen und damit in touristischer Hinsicht konnte die Gemeinde um über 5 Prozent auf über 11300 zulegen. Einen Rekordbetrag von fast 400000 Euro erbrachte zuletzt der Einkommensteueranteil. Die Kreisumlage (rund 340000 Euro) und die VG-Umlage (rund 100000 Euro) sind wesentliche Ausgabeposten.

Themen in der Rückschau waren auch Gewerbesteuer, Schlüsselzuweisung, Biber, Winterdienst, wilde Ablagerungen, Schulverbandskosten, Windelsbacher Schüler mit hervorragenden Abschlüssen, Betriebskosten für Kindergarten und Schule, das gemeindliche Energiekonzept, die Fernwasserpumpstation, Wegsanierungen, eine Parkplatzpflasterung, die Sanierung der Kläranlage Windelsbach, das Konzept für den Neubau der Kläranlage Nordenberg und die Sanierung der Kriegerdenkmäler in Cadolzhofen und Preuntsfelden.

Insgesamt sprach Wolz bei der Versammlung von einer „sehr schönen Bilanz“. Es sei sparsam gewirtschaftet worden. Für Dorferneuerungs-Projekte darf sich seine Gemeinde über Zuwendungen von rund 56 Prozent und einen hohen Anteil von Eigenleistung freuen. Baugebiet in guter Lage ist erschlossen und bereits bezahlt. Auch ein bisschen Zukunftsmusik bekamen die Windelsbacher zu hören, sprich zu sehen, bei der Bürgerversammlung. Wolz zeigte voller Stolz, was ein „sehr fleißiger“ Arbeitskreis um Dr. Wolfgang Reister (in Homepage-Sachen unter anderem auch für die Allianz Rothenburg Land aktiv) und Wilfried Preeg (Software-Spezialist bei der Rothenburger Firma Neuberger Gebäudeautomation) bisher dazu auf die Beine gestellt hat.

Zusätzliche schöne Aussicht dabei, wie Wolz hervorhob: Der InternetAuftritt wird günstiger als der bisherige und lässt sich, etwa in Sachen gemeindlichem Mitteilungsblatt, ständig zum Nulltarif aktualisieren. Gerne nutzte der Bürgermeister die Versammlung in Linden, um sich bei Hilde Magiera und Wilfried Magiera besonders zu bedanken. Der Bürgermeister stellte beide als Windelsbacher heraus, die sich jederzeit ohne Aufhebens für die Gemeinschaft einsetzen. Unter anderem war das 2014 als Stifter einer Sechseck-Bank um die Dorflinde in Windelsbach der Fall und bei der Renovierung und Aufwertung des Wildenbrünnleins (wir berichteten). Auch Wilfried und Beate Preeg (sie ist überaus leistungsbereite Schaltstelle als Sekretärin in der Gemeindekanzlei) wurden, wie das Ehepaar Magiera, mit dem Gemeindekrug und einem Blumenstrauß bedacht. Der Bürgermeister dankte in diesem Zusammenhang ganz ausdrücklich allen, die ihn unterstützen und sich für Windelsbach und das Gemeindeleben einsetzen.

Beim Ausblick auf 2015 brachte Wolz die Hoffnung zum Ausdruck, dass von überörtlicher Seite beim Schulhaus mit Leichenhaus Preuntsfelden endlich Entscheidungen getroffen würden. Außerdem ging er auf die kommende Dorferneuerung Hornau mit Gehwegausbau, Kreisstraßenausbau, Sanierung von Mischwasserkanal, neuem Regenwasserkanal und Buswendeschleife ein. Als Startprojekt der Lokalen Aktionsgruppe stellte er die Erneuerung des über die Jahre verschlissenen Barfußpfads vor. Wesentliche Verbesserungen kündigte der Bürgermeister beim Breitbandausbau in Linden an, erläuterte das Spielplatz-Projekt Nordenberg und regte im Hinblick auf den demografischen Wandel eine Art Mitfahrzentrale im Ort an. Weitere Aufgaben stehen für 2015 mit Verbesserungen in der Kläranlage Preuntsfelden, mit der Abdichtung der Bauschuttdeponie Cadolzhofen und mit der Erneuerung eines Fußwegs in Windelsbach an. -ww-

„Macbeth“ zum Piepsen

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Für das „Theater der Vielfalt“ schöner Erfolg mit Aufführungsserie im Musiksaal

ROTHENBURG – Große Freude beim „Theater der Vielfalt“: Nach dem etwas zögerlichen Publikumszuspruch zu den ers­ten beiden Aufführungen des „Macbeth“ in der Dramödien-Fassung von Hartmut Behrens am Donnerstag waren die Reihen am Freitag bei zwei Terminen im Musiksaal gefüllt. Für Samstagabend musste eine zusätzliche Aufführung angefügt werden.

Reaktionen der Zuschauer deuten darauf hin, dass das Stück und dass auch die Leistung des Ensembles beim Publikum gut angekommen sind. Das allein sei schon Anschub und Auftrag, mit dem Theaterprojekt weiter am Ball zu bleiben, betont Kristian Wolff. Er führt als einer der Erfahrenen zusammen mit Peter Schlegel die Laienspielerschar, die zu Teilen auch aus dem „Theatro“ um Rainer Teschner hervorgeht. Seit 2000 ist er mit von der Partie.

Für ihn selber sei diese Funktion an der Spitze und auch das damit verbundene Regieführen noch neu, erzählt der begeis­terte Darsteller. Unwohl scheint er sich aber nicht gerade zu fühlen in dieser Rolle. Vor anderthalb Jahren hat sich der Kreis der Theateraktivisten entschieden, der Aufführung der „Rothenburger Stadtmusikanten“ im Theatersaal des Wildbads damals noch unter Leitung von Initiatorin Bärbel Andresen mit der Macbeth-Version von Hartmut Behrens ein zweites Projekt folgen zu lassen.

Macbeth nimmt den soundsovielten Anlauf, den schlafenden König mit dem Messer zu meucheln. Fotos: Weber

Macbeth nimmt den soundsovielten Anlauf, den schlafenden König mit dem Messer zu meucheln. Fotos: Weber

Dann dauerte es ein weiteres halbes Jahr, bis die Riege so richtig eingestiegen ist in die Probenarbeit: „Da ging’s erst richtig los.“ Kristian Wolff ist nicht nur überzeugter Laientheatermann, sondern auch einer, der sich für Teamarbeit so richtig begeistern kann: „Das ist wunderbar hier in Rothenburg. Wenn du Unterstützung brauchst, schießen die Helfer nur so wie Pilze aus dem Boden.“ Diesmal war es angesichts der über Wochen grassierenden Krankheitswelle vor allem in der Schlussphase vor den Auftritten gar nicht so einfach, das Ensemble in voller Zahl zur Verfügung zu haben. Das galt bis in die Generalprobe hinein. Von daher darf das „Theater der Vielfalt“, zu dem Schüler und Erwachsene aus den Gruppen der Jugend- und Inklusionsarbeit zusammengefunden haben, jetzt umso stolzer sein auf die Ensemble-Leistung.

Zu den  Vormittagsterminen am Donnerstag und am Freitag saßen vor allem Schulklassen im Publikum und freuten sich an dieser erfrischend anderen und frechen Macbeth-Version, am Abend dann mehr Erwachsene. Hartmut Behrens hat Shakespeares Vorlage kräftig durcheinandergeschüttelt und mit Wonne verfremdet: Drei Hexen (Paula Frank, Teresa Herzog, Irina Winterholler) verzaubern ihr Umfeld was das Zeug hält, intrigieren und stellen die Menschen auf die Probe. Ihr Ränkespiel fordert viele Opfer. Selbst Macbeth (Vincent Oerter) und seine Mylady (Melissa Herzog), aber auch all die anderen Edelleute verheddern sich im Netz der Intrigen und des Machthungers.

Auf der Bühne in den verschiedenen Rollen mit von der Partie: Lukas Fischer, Kristian Wolff, Juliane Thier, Jamie-Lee Hebauf, Ralph Dürr, Johanna Christiane Heinz, Chris Grimm und Eleonora Berkmiller. Corinna Fischer und Dieter Seiferlein haben das Bühnenbild erarbeitet. Maximilian Klingert, David Parrack und Nico Korn sorgten für die Technik. Unterstützt wird das Theater-Projekt von der Stadt und von deren Mitarbeiterinnen Johanna Kätzel (Kultur) sowie Irmgard Fischer (Soziales).

Schade nur, dass sich ausgerechnet jetzt, da sich das „Theater der Vielfalt“ ein weiteres Stück etabliert hat, ein Schrumpfen der Darsteller-Riege ankündigt. Etliche müssen nach Schulabschluss und in Sachen beruflicher Qualifikation aufbrechen zu neuen Ufern. Für das verbleibende Ensemble wäre es natürlich schön, wenn sich neue Interessierte einfänden und die entstehenden Lücken möglichst schnell wieder schließen könnten. -ww-

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