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Angeklagte schweigen zu Leilas Tod

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Martyrium in den Sommerferien – Neunjährige aus Rothenburg starb nach Misshandlungen

ROTHENBURG/GERA – Die neunjährige Leila aus Rothenburg hat ihren Ferienbesuch bei Verwandten in Thüringen nicht überlebt. Das Kind wurde so schwer missbraucht und misshandelt, dass es starb. Drei angeklagte Angehörige schweigen vor Gericht.

Die letzten Sommerferien müssen für das Mädchen ein einziges Martyrium gewesen sein. „Das Kind war in einem erbärmlichen Zustand“, sagt Staatsanwalt Jens Wörmann bei der Verhandlung am Mittwoch im Landgericht im thüringischen Gera. Fotos und Videos zeigten „riesige Hämatome“, eindeutige Spuren von Misshandlungen. Am Ende starb Leila in einer Wohnung in Jena, sexuell missbraucht und misshandelt, nach heftigen Tritten in den Bauch. Seit Mittwoch stehen deswegen Leilas Großmutter und ihre Tante sowie deren Lebensgefährte vor dem Landgericht Gera – und schweigen.

Die Anklage wirft dem 24 Jahre alten Hauptangeklagten vor, Leila im vorigen Sommer mindestens dreimal sexuell missbraucht zu haben. Das Kind war zu Besuch bei den Verwandten in Thüringen. Am Abend des 3. September 2014 habe er das Mädchen schließlich heftig in den Bauch getreten. Leilas Bauchspeicheldrüse riss. Sie verblutete innerlich.

Am nächsten Morgen war sie tot. Totschlag und schwerer sexueller Missbrauch von Kindern lautet die Anklage gegen den 24-Jährigen. Er ist als Gewalttäter vorbestraft. Im Ermittlungsverfahren hat er die Vorwürfe kategorisch bestritten.

Leilas 49 Jahre alte Großmutter und die 22 Jahre alte Tante, Lebensgefährtin des mutmaßlichen Haupttäters, wussten nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft von den Misshandlungen, unternahmen jedoch nichts. Die 22-Jährige soll am Abend der tödlichen Tritte in der Plattenbau-Wohnung in Jena-Lobeda gewesen sein. „Sie konnte und musste erkennen, dass das Kind ärztliche Hilfe benötigt. Doch sie überließ das Kind sich selbst“, sagt Staatsanwalt Wörmann.

Beide Frauen sind wegen Misshandlung Schutzbefohlener durch Unterlassen sowie unterlassener Hilfeleistung angeklagt. Alle drei Angeklagten betraten den Gerichtssaal vermummt und verschleiert, hielten sich zusätzlich Papier vors Gesicht. Sie gaben ihre Personalien zu Protokoll – und hüllten sich danach in Schweigen.

Ihre Mandanten wollten derzeit keine Angaben machen, erklären die Anwälte. Die 4. Strafkammer des Landgerichts hat sich auf eine langwierige Beweisaufnahme eingestellt. Bis Ende August sind noch 14 Verhandlungstage geplant, an denen aufgeklärt werden soll, was mit Leila zwischen dem 1. August und dem 4. September 2014 geschehen ist.

Am nächsten Prozesstag am 1. Juni sollen unter anderem Leilas leiblicher Vater aus Thüringen sowie ihre Mutter befragt werden. Beide treten in dem Prozess als Nebenkläger auf, sind aber am Mittwoch nicht da. Die Mutter lebte mit Leila und ihrem neuen Partner in Rothenburg. Sie gab ihre Tochter in den Sommerferien in die Obhut ihrer Verwandten – und sah ihr Kind nicht lebend wieder. Ihre Anwältin Stefanie Biewald will nichts weiter dazu sagen, wie es der Frau derzeit geht. Sie sagt nur: „Sie leidet natürlich, das ist klar.“ dpa/bz


Gegen Rühmann ermittelt

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Rothenburger Polizeialltag während der Kriegszeit weist Kurioses auf

ROTHENBURG – Auch in der NS- und Kriegszeit gab es ein Alltagsleben, das sich u.a. in alten Polizeiberichten widerspiegelt. Dabei sind als zeittypische Besonderheit die politischen Vorfälle zu erwähnen. Kritik am Staat wurde mit Härte verfolgt, aber es gab auch Gaunereien oder Sittlichkeitsdelikte – ganz so sicher wie die Propaganda vorgab war man doch nicht im Ordnungsstaat.

Alltagsszene am Marktplatz im Dritten Reich (ein SA-Mann bei einer Sammlung).     Foto: Richard Wagner

Alltagsszene am Marktplatz im Dritten Reich (ein SA-Mann bei einer Sammlung). Foto: Richard Wagner

Für die Netzseiten über Rothenburg im Dritten Reich hat Autor Wolf Stegemann im Stadtarchiv in Polizeiakten geblättert und dort Delikte gefunden wie sie heute auch gang und gäbe sind (wir berichteten bereits im 1. Teil in der Ausgabe vom 9. April 2015 darüber). Mit einer „Beleidigung des Amtsgerichts” befasste man sich am 22. September 1940, nachdem Amtsgerichtsrat Dr. Meier meldete, es habe jemand seine Notdurft direkt vor der Gerichtstür verrichtet.

Notiert ist, dass am Pfingstmontag 1939 der Hilfsarbeiter Hans Renke entkräftet am Köpfenwieslein aufgefunden wurde und dann verstarb. Das Gerücht, er sei in das öffentliche WC verschleppt und dort misshandelt worden, wies Polizeichef Lieret allerdings zurück. Sittlichkeitsvergehen tauchen immer wieder auf. Im Februar 1940 soll sich ein Hilfsarbeiter aus der Falckstraße an einer neunjährigen Volksschülerin vergangen haben. Ein Taubstummer wurde verhaftet, weil er einen Buben belästigt haben soll und ein Kaminkehrer hat sich angeblich an seiner Pflegetochter vergangen. Vier Rothenburger wurden 1941 wegen „Verbreitung unzüchtiger Abbildungen“ angezeigt.

Häufig kam es zu „staatsabträglichem Verhalten“, was belegt, dass nicht alle Rothenburger so begeistert waren vom Dritten Reich wie es häufig den Anschein hatte. Weil sie sich offenbar staatskritisch geäußert hatten wurden Hans Schöner und Karl Collischan im März 1939 ins Amtsgerichtsgefängnis gebracht, auch Ernst Rösch wurde verdächtigt. Wegen Kritik an Polizeibeamten bekam der Hilfsarbeiter Stein Probleme, denn er hatte am 17. August 1939 gegen 24 Uhr in der Gastwirtschaft Hofmann, Rosengasse, erklärt, „dass es noch nie so viele Beamte wie im jetzigen Staat gegeben habe, die man alle ernähren müsse!”

Denunziert wurde bei der Schutzpolizei im Mai 1940 der Heizer Josef Baumgartner, weil er geäußert hatte, er gehe nicht an die Front, sondern laufe notfalls sofort über. Er sei „nicht so saudumm und halte für andere den Schädel hin. Diejenigen, die den Krieg angefangen haben, sollen ihren Schädel nur hinhalten!“ Gegen das sogenannte Heimtücke-Gesetz hat Johann Baier aus Berlin verstoßen, der aber amerikanischer Staatsbürger war. Im Toppler-Cafe hatte ihm der ledige Schlosser Hans Herzog gesagt, er halte den US-Präsidenten für einen Affen. Darauf bezeichnete Baier Hitler als „einen Ochsen”, was anwesende Gäste so aufbrachte, dass der Besucher „zur eigenen Sicherheit auf Anordnung des Bürgermeisters in Polizeigewahrsam genommen wurde.”

Doch keine Mordskerle

Der Landwirt Jakob Rüdinger aus dem Küblersgässchen erlaubte sich in der Gastwirtschaft „Weichelsbaum“ zu sagen, dass es ihm „noch nie so schlecht gegangen ist wie heutzutage, da gehe es einem russischen Bauern sogar besser!” Handfeste Schwierigkeiten bekam Steinmetzmeister Johann Herrscher, der im „Fränkischen Haus“ 1940 zu Schreinermeister Friedrich Mauckner (der Bannwart im Turnen war) sagte: „Ihr meint, wenn ihr Uniform anhabt, seid ihr Mordskerle, wollt Jugenderzieher sein und seid selbst die größten Lausbuben!”

Lesen durfte man nur, was dem Staat gefällig war. Das amerikanische Heft „Readers Digest” galt als „unerwünschtes Schrifttum”. Polizeichef Lieret erstattete Anzeige gegen einen Digest-Leser. Verschärfte Gesetze gab es nach Kriegsbeginn 1939, wobei es zum Beispiel um Missbrauch von lebensmittelkarten ging oder um Verdunkelung, aber auch Gerüchte wurden geahndet. Als ein US-Student den Bahnhof Rothenburg fotografierte, wurde er gleich festgenommen und der Film einbehalten sowie die Gestapo informiert.

Stadtpolizei ermittelt gegen Heinz Rühmann

Stadtpolizei ermittelt gegen Heinz Rühmann

Heinz Rühmann im Visier

Ein Albin Hiller wurde verhaftet, weil er auf dem Pferdemusterungsplatz Erlbacher Straße das Gerücht verbreitete, bei Saarbrücken sei der Franzose eingedrungen und habe zwei deutsche Regimenter vernichtet. Ende September 1939 drehte Heinz Rühmann einen Film in Rothenburg und dem Polizeichef wurde gemeldet, Rühmann habe in größeren Mengen markenpflichtige Lebensmittel aufgekauft und eine Metzgersfrau Wurstwaren ohne Marken an die Filmleute abgegeben. Die Anzeige wurde an den dafür zuständigen Rothenburger Landrat weitergeleitet.

Beim Siechhaus sichtete man „feindliche Flugblätter und seitenweise werden Verstöße gegen die Verdunkelungsvorschriften gemeldet, denn es gab schon bald Fliegeralarm. Da erhielt die Witwe Magdalena Hertlein eine Verwarnung über zwei Reichsmark, weil abends ihre Wohnung hell erleuchtet war.

Dass es auch bei der Schutzstaffel nicht immer so ordentlich zuging zeigt ein Eintrag über die in Rothenburg stationierte SS-Verfügungstruppe, die mehrmals „durch Raufhandel und Ruhestörung“ auffiel. Im Januar 1940 schlug ein SS-Mann nachts im Hotel „Bären“ einen Truppführer des Reichsarbeitsdienstes ins Gesicht. Angehörige der 3. Kompanie der SS-Division „Standarde Deutschland“ wurden belangt, weil sie nachts um 3 Uhr mit laufenden Motoren und aufgeblendeten Scheinwerfern ihren Wagen auf dem Marktplatz stehen hatten.

Georg Erbel, Jahrgang 1917, hatte sich am 4. Mai 1940 unerlaubt von seinem Infanterie-Regiment entfernt. Eine Postkarte an seine Eltern in Rothenburg wurde ihm zum Verhängnis, denn die Polizei erkannte daraus seinen Aufenthaltsort Bochum und ließ den Fahnenflüchtigen verfolgen. In der Löwenthalschen Scheune wurden 28 Ukrainer untergebracht, die sich 1940 den SS-Verfügungsgruppen angeschlossen hatten. Im Sommer wurde ein Transport von Kriegsgefangenen von Rothenburg aus auf die umliegenden Gemeinden zum Ernteeinsatz verteilt.

Judentafel beschmiert

Offenbar war auch nicht jeder mit der Hetze auf Judentafeln einverstanden, die am Rödertor hingen. Sie wurden im April 1940 mit Lack übermalt und der Name Julius Streicher zugeschmiert. Ins Gefängnis kam Vitus Kurz, weil er als „Volksschädling“ verdächtigt wurde. Ein Unbekannter hat in einem anonymen Brief die Frau des NSDAP-Ortsgruppenleiters Fritz Götz beleidigt, wobei die Polizei Schriftproben von verdächtigen Personen machte.

Die Auszüge, die Wolf Stegemann zusammengetragen hat, stammen alle aus den „Tagesberichten der Stadtpolizei Rothenburg“ vom November 1938 bis 1941. Sie sind im Stadtarchiv verwahrt und geben einen interessanten Einblick in die damalige Zeit. Dabei zeigt sich, dass es immer wieder Leute gegeben hat, die ihren Mund nicht hielten und sich kritisch zur nationalsozialistischen Diktatur äußerten – und dies, obwohl sie damit rechnen mussten von anderen verraten zu werden. diba/wst

Mehr als prickelnd

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Auch mit sanften Reizen, Starkes bewirken

ROTHENBURG – Gesund und gesellig: Wenn man bei der Saisoneröffnung der Kneippanlage an der Eich am Samstagnachmittag vorbeischaute, glaubte man dies gerne.

Mit Bewegungstraining den Alltag beweglich gestalten: ohne großen Aufwand.  Foto: sis

Mit Bewegungstraining den Alltag beweglich gestalten: ohne großen Aufwand. Foto: sis

Die Mitglieder des Kneippvereins bewegen sich gerne und regelmäßig zu Fuß oder mit dem Rad und machen natürlich auch viele Anwendungen, die mit Wasser zu tun haben. Auch an einem kühlen Frühlingstag. Kneippianer und Gäste, darunter Bürgermeister Dieter Kölle und die Stadtratskollegen Stefan Reihs und Brigitte Klingler, krempelten die Hosenbeine hoch, zogen Schuhe und Strümpfe aus, um barfuß einige Runden Wasser zu treten. Beim „Kneippen“ geht es darum, mit einem kurzen Kältereiz im Körper positive Reaktionen hervorzurufen.

Zugegeben: Der erste Schritt in das Becken mit eiskaltem, fast knietiefem Wasser kostet etwas Überwindung. Doch das prickelnde Gefühl sorgt schnell für gute Laune. Wassertreten härtet ab, regt den Kreislauf und den gesamten Stoffwechsel an, fördert die Durchblutung und kräftigt die Venen.

Im Storchengang wurde gemeinsam durch das kalte Wasser geschritten und dabei jedes Bein mit nach unten gebeugter Fußspitze herausgezogen. Danach wurde das Waser von der Haut nur mit den Händen abgestreift. Dann hieß es: rein in Strümpfe und Schuhe und sich weiter bewegen. Nicht nur Beine und Füße, sondern gleich den ganzen Körper bis sich ein schönes Wärmegefühl einstellt. Bürgermeister Kurt Förster kam mit dem Fahrrad angeradelt und gesellte sich zu einem privaten Kurzbesuch dazu.

Christel Flörchinger animierte zu sanftem Bewegungstraining, das Haltung, Kondition und Atmung verbessert, Rücken- und Brustmuskulatur lockert. In Verbindung mit frischer Luft und das Erlebnis der Natur stellt sich schnell Wohlbefinden ein. Es müssen keine Spitzenleistungen sein, die dem Körper abgerungen werden. Schon einfache Tätigkeiten regen den Kreislauf an und wirken sich positiv auf jedes strapazierte Nervenkostüm aus.

Danach spazierte die Gruppe munter zum gemütlichen Beisammensein zum Torwärterhäuschen im Kobolzeller Tor. Einige Mitglieder hatten Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Es wurde angeregt geplaudert und schon die nächsten Aktivitäten besprochen. Gemeinschaft erleben in der Gruppe: beim Radeln, schnellen Gehen mit Stöcken, Ausflügen, in geselliger Runde munter feiern. Beim Kneippverein bleibt keiner lange allein. sis

Ein Zuhause auf Zeit

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Wohngruppe für minderjährige Flüchtlinge in Gipsmühle

ROTHENBURG – Ein Refugium wie aus dem Bilderbuch ist die Gipsmühle des Rothenburger Wildbads: Zu Füßen der Stadt, in idyllischer Natur direkt an der Tauber gelegen, war sie bislang Herberge für Pilger und Seminarteilnehmer der Tagungsstätte. Ab September wird die Diakonie Neuendettelsau dort elf unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein neues Zuhause geben.

Im September sollen elf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in die malerisch gelegene Gipsmühle einziehen.      Fotos: Scheuenstuhl

Im September sollen elf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in die malerisch gelegene Gipsmühle einziehen. Fotos: Scheuenstuhl

Schon von der anderen Tauberseite aus ist deutlich zu hören, dass in der alten Mühle mit ihrem Fachwerkgiebel Handwerker zugange sind. Laut der Verantwortlichen werden dort gerade „optimale Startbedingungen“ für die Unterbringung der minderjährigen Flüchtlinge geschaffen. Für diese neue Nutzung des Gebäudes sind vor allem Nachbesserungen beim Brandschutz nötig.

Richard Winkler, Projektleiter bei der Diakonie Neuendettelsau, ist „ganz begeistert“ von der Gipsmühle. Ihre Lage – unten im Tal, aber in Stadtnähe – ist optimal für den Zweck des Projekts. Sie bietet einerseits einen Rückzugsort. Andererseits ermöglicht sie den Jugendlichen den integrationsfördernden Kontakt zur Stadtgesellschaft.

Das Jugendamt Ansbach war auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft für diese besonders schutzbedürftige Gruppe unter den Flüchtlingen. Pfarrer und Wildbad-Leiter Herbert Dersch brachte mit der Gipsmühle eine passende Immobilie ins Spiel, die Diakonie Neuendettels­au ihre Erfahrung auf dem Gebiet des Dienstes am Menschen. Das Projekt war somit geboren.

Richard Winkler und Thomas Schaller von der Diakonie Neuendettelsau.

Richard Winkler und Thomas Schaller von der Diakonie Neuendettelsau.

Nicht nur die Arbeiten in der Gipsmühle laufen auf Hochtouren, sondern auch die Bemühungen das nötige Personal zu finden. „Das Team muss harmonieren“, erklärt Richard Winkler. Fünf Stellen gilt es mit acht Beschäftigten in Voll- und Teilzeit zu besetzen. So plant man die Betreuung der elf Jugendlichen von morgens bis abends abzudecken. Doch die Suche nach Erziehern und Sozialpädagogen gestaltet sich nicht einfach.

Die Jugendlichen sollen im Rahmen dieses Projekts „fit fürs Leben“ gemacht werden – eventuell für ein Leben in Deutschland. Projektinterne und gesetzliche Regeln einzuhalten ist hierbei grundlegend. Gerade in der Anfangszeit müsse man „die Weichen stellen“. Das Vorurteil von der angeblichen Ignoranz der Flüchtlinge gegenüber den deutschen Gesetzen und der hiesigen Lebensweise steht der praktischen Erfahrung der Diakonie zum Teil entgegen.

Positiv gegenüber Regeln

Viele Flüchtlinge hier empfänden es vielmehr als sehr positiv, sich endlich einmal auf klare Regeln verlassen zu können, unterstreicht Thomas Schaller, Pressesprecher der Diakonie Neuendettelsau. In vielen ihrer Herkunftsländer grassieren Korruption, Straflosigkeit und Willkür.

Im Mittelpunkt des diakonischen Denkens stehe der Mensch, so die beiden Mitarbeiter aus Neuendettels­au. Der Aspekt des Flüchtlingseins ist bei der Begegnung mit den Jugendlichen zweitrangig. „Wir holen Menschen zu uns, mit ihren guten Seiten und ihren Fehlern, mit allem was einen Menschen ausmacht“, lautet ihr Leitmotiv.

Der Schriftsteller Max Frisch prägte im Zusammenhang mit den Gastarbeitern in Deutschland den Satz: „Wir haben Arbeitskräfte gerufen, und es kamen Menschen.“ Thomas Schaller ergänzt, dass vor dem Hintergrund der Debatte um den Fachkräftemangel, nicht vergessen werden darf, dass die Jugendlichen ihre eigenen Träume und Wünsche haben und nicht dazu benutzt werden sollen, Deutschlands demographische Fehlentwicklung zu korrigieren.

Im August soll die Gipsmühle eingerichtet werden und das Team kommt zusammen. Einen Monat später ziehen die elf minderjährigen Flüchtlinge dann ein. Ihnen bleiben somit zwei Wochen zum eingewöhnen, bevor sie zur Schule gehen. Für die Projektmitarbeiter selbst wird es wohl auch eine Überraschung werden, wer letztlich am 1. September vor der Tür steht.

Vor ihrem Umzug in die Gipsmühle waren die Jugendlichen in einer sogenannte Abklärungsstelle (oder auch „Clearingstelle“) untergebracht. Diese Erstaufnahmeeinrichtung hilft den Minderjährigen unter anderem im Umgang mit den Behörden, ermittelt ihren pädagogischen Bedarf und kümmert sich darum, für sie im Anschluss eine geeignete Jugendhilfeeinrichtung zu finden. Die Nachbarschaft ist für die Integration der Flüchtlinge wichtig, sind sich Richard Winkler und Thomas Schaller einig. Sie ist „nur möglich im Rahmen einer Gemeinschaftsarbeit von Freunden, Schulen, Nachbarn und der Gemeinde“. Die Diakonie betreut bereits seit März ein gleichartiges Wohnprojekt in Neuendettelsau mit acht unbegleiteten minderjährigen – ausschließlich männlichen – Flüchtlingen aus fünf Nationen.

Nach sechs Wochen waren alle acht Jugendlichen in einem der örtlichen Sportvereine aktiv. Und auch ihr größter Wunsch Deutsch zu lernen, erfüllte sich mit einem Intensivkurs in den Osterferien. Bei einem Gartenfest stellten sich Bewohner und Mitarbeiter der Bevölkerung vor. Gute Erfahrungen habe man bislang dort gemacht, zumal die Neuendettelsauer durch die „Mission Eine Welt“ und ihre Vorgänger (Kirchlicher Entwicklungsdienst und Missionswerk Bayern) an Fremde gewöhnt sind.

Um etwaigen „Ängsten vorzubeugen“ aber auch um allgemein über das Projekt zu informieren, soll in Rothenburg am 1. Juli ein Treffen mit Politikern, kommunalen Funktionsträgern und der Öffentlichkeit in der Gipsmühle stattfinden. Als Denkanstoß gibt Thomas Schaller mit auf den Weg, „seine eigene Familiengeschichte zu reflektieren“, denn bei vielen ist das Thema Flucht „nicht so lange her und nicht so weit weg“ wie gemeinhin angenommen.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ohne Eltern oder andere Verwandte nach Deutschland flüchten, nimmt stetig zu. 2012 kamen laut Bayerischem Sozialministerium 545 junge Flüchtlinge in den Freistaat, 2013 waren es 574. Im vergangenen Jahr zählte die Behörde 3400 unbegleitete Minderjährige. Ihre Prognose für 2015: „Weit über 5000.“ mes

Im Laufe der Jahre

Die am Taubertalweg gelegene Gipsmühle wurde im 18. Jahrhundert geplant. Der Kern des Mühlengebäudes stammt jedoch aus dem 16. Jahrhundert. 1899 wurde sie, wie die benachbarte „Schwaben-“ und „Schmelzmühle“, von Friedrich Hessing zum Wildbad-Areal hinzu erworben. Im April 1917 ging die Mühle in den Besitz der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger in Berlin über. Danach gehörte sie dem Landesverband der Ortskrankenkassen Bayern.

Heute ist die Gipsmühle wieder Teil des Wildbad-Areals und befindet sich im Besitz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Bislang wurde die Mühle als Gästehaus für Seminarteilnehmer und als Pilgerherberge genutzt. Ab September sollen dort 11 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden.

Zu Ehren Mariens

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Die Rothenburger Katholiken pflegen Frühlingsbrauchtum

ROTHENBURG – Mit einer feierlichen Maiandacht am Sonntagabend in der gut besuchten Kobolzeller Kirche endete die Reihe der Wortgottesdienste zu Ehren der Gottesmutter Maria im Marienmonat Mai.

Kraftvoll: Der Kirchenchor von St. Johannis unter der Leitung von Marianne Dressler.

Kraftvoll: Der Kirchenchor von St. Johannis unter der Leitung von Marianne Dressler.

Musikalisch gestalteten der Kirchenchor der katholischen Gemeinde St. Johannis und Carmen Kastner an der Orgel die Maiandacht mit bekannten Marienliedern und lateinischen Hymnen. Pfarrer Harald Sassik erinnerte anlässlich des Dreifaltigkeitssonntags an das Gottesbild des Christentums. Gott ist einer und zugleich drei Personen: Gott als väterlicher Ursprung, erlösender Sohn und Mut machender Geist. Zum Abschluss erteilte der Priester den Gläubigen einen sakramentalen Segen.

Der christliche Glaube war nicht plötzlich da, das Glaubensbekenntnis, das den dreieinigen Gott bekennt, hat sich – über Jahrhunderte in Diskussionen und Konzilen entwickelt. Und darum versteht man die Dreinigkeit nur, wenn man sich klarmacht, wie es dazu kam. Wer war dieser Mann aus Nazareth? Die Freiheit, mit der er religiöse Themen und Lebensfragen beantwortete, beeindruckte alle. Er sehnte sich mit brennendem Herzen nach einer neuen Welt. Und mit dieser Sehnsucht steckte er andere an.

Andacht im Grünen: In der Kobolzeller Kirche lässt sich Gottes Nähe zur Schöpfung erkennen und bestaunen. Fotos: Schäfer

Andacht im Grünen: In der Kobolzeller Kirche lässt sich Gottes Nähe zur Schöpfung erkennen und bestaunen. Fotos: Schäfer

Im Mai – so sagt man oft – trägt die Natur ihr Festgewand. Viele Pflanzen blühen. Alles sprießt und wächst. Der Frühling lässt sein blaues Band flattern durch die Lüfte. Der Mai ist in der christlichen Tradition auch eine Zeit der besonderen Marienverehrung. Marienandachten kamen bereits im Mittelalter auf, haben aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts allgemeine Verbreitung gefunden. Vor dem Marienaltar in dem Kirchlein wurde abwechselnd gesungen und gebetet.

Die Atmosphäre war begleitet von Vogelge­zwitscher und Naturgeräuschen, die durch die offene Kirchentür zu hören waren. Außerdem schickte die Sonne ihre Strahlen durch die Fenster und erweckte den Eindruck eines Idylls als sinnliche Erfahrung der göttlichen Schöpfung. Den Besuch der Maiandacht verbanden Rothenburger und Gäste mit einem Spaziergang im Grünen zu der kleinen Kirche in Kobolzell. Noch heute zeugen die doppelte Wendeltreppe zur Empore sowie die Nebenportale davon, wie man den Pilgerstrom kanalisierte und Staus verhinderte.

Rothenburg war im Mittelalter kein besonders bedeutender Wallfahrtsort, besaß aber mit der Heilig-Blut-Kapelle, Kobolzell, Wolfgangskirche, Kapelle zur Reinen Maria vier Wallfahrtsstätten. Durch die Lage an dem bedeutenden Nord-Süd-Straßenzug von Skandinavien nach Rom, der sich in der Region ungefähr mit der „Romantischen Straße“ deckt, kamen viele Rom-Pilger vorbei, die auch in der Stadt Station machten, in den beiden Spitälern übernachteten und verpflegt wurden, bei Krankheit und Notsituationen Hilfe fanden. Das Spital in Reichardsroth wurde um 1182 eigens zu diesem Zweck von Fried­rich Barbarossa gegründet und den Johannitern übergeben. sis

Schöne Erlebnisse

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Partnerschaftstreffen in Chamberet mit besonderer Note

SCHILLINGSFÜRST – Auch in diesem Jahr machten sich fast 60 Schillingsfürster auf den Weg, um das Partnerschaftsfest in der Partnerstadt Chamberet im Limousin mit ihren französischen Freunden zu feiern.

Auf Nähe und Partnerschaft treffen: Gäste und Gastgeber gruppierten sich zum gemeinsamen Gruppenbild. Foto: privat

Auf Nähe und Partnerschaft treffen: Gäste und Gastgeber gruppierten sich zum gemeinsamen Gruppenbild. Foto: privat

Gerald Bär startete bereits zehn Tage vorher, um rechtzeitig in Chamberet anzukommen. Er absolvierte die eigentlich 984 Kilometer lange Strecke mit dem Fahrrad. Da er sich während seiner Tour an den Verlauf von Flüssen und Kanälen hielt, brachte er bis zum Ziel 1200 Kilometer hinter sich.

Die französischen Freunde hatten wieder ein umfangreiches Programm für ihre Gäste organisiert. Nach dem gemeinsamen Mittagessen am ersten Tag konnten die Besucher in der örtlichen Kirche einem Konzert des Gesangvereins aus Madranges, einer Nachbargemeinde Chamberets, lauschen, bei dem bekannte französische Volkslieder zum Besten gegeben wurden.

Im Anschluss an das Konzert fand der offizielle Empfang der Gemeinde statt. Nach den Ansprachen der beiden Bürgermeister, Dr. Daniel Chasseing aus Chamberet und Michael Trzybinski aus Schillingsfürst, bekamen die Vorsitzenden der jeweiligen Partnergemeinden, Gilles Chalard und Friedrich-Claus Grüber, sowie Bürgermeister Trzybinski in Vertretung für die Bürger von Schillingsfürst für ihre Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft die Medaille des französischen Senats durch Dr. Chasseing überreicht. Dr. Chasseing ist seit letztem Jahr als Vertreter der Corrèze Mitglied des Senats in Paris, der Zweiten Kammer des französischen Parlaments.

Am nächsten Tag stand ein Ausflug in die Dordogne auf dem Programm. Dort wurde das Museumsdorf „Le Bournat“ besucht. Einem Freilandmuseum, in dem das Leben auf dem Land um 1900 bestaunt werden konnte. Verschiedene Handwerker wie Schmied, Glasbläser oder auch Müller konnten bei ihren Vorführungen beobachtet werden. Auch gab es einen Vergnügungspark mit Karussells und anderen Fahrgeschäften aus dieser Zeit.

Nach der Rückkehr in die Partnergemeinde fand der Festabend im Salles de fêtes statt, wo bei Musik und Tanz und einem 6-Gänge-Menü bis in die Morgenstunden gefeiert wurde. Bei dieser Gelegenheit erhielt Gerald Bär durch den französischen Partnerschaftsverein einen Pokal überreicht, um seine sportliche Leistung entsprechend zu würdigen.

Der Tag stand ganz im Zeichen des Sports. Nach einem Zumba-Training für alle Interessierten bestand die Möglichkeit, die in Chamberet stattfindenden französischen Meisterschaften im Mountain-Bike fahren zu besuchen. Der Tag klang bei einem gemeinsamen Barbecue aus.

Tags darauf am frühen Morgen verabschiedete sich die Schillingsfürster Delegation in Richtung Heimat mit der Vorfreude auf das kommende Partnerschaftsfest, das 2016 in Schillingsfürst stattfinden wird. Einige der französischen Freunde können aber schon vorher im Rahmen des Schillingsfürster Heimatfestes begrüßt werden. Eine Delegation aus Chamberet nimmt an den Heimattagen teil und bietet regionale Spezialitäten an.

Schöne Tradition

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ROTHENBURG – Vertreter der deutschen Finanzdienstleistungsbranche kommen seit vielen Jahren regelmäßig nach Rothenburg: für den gehobenen Anlass einer feierlichen Preisverleihung.

Jury und Preisträger (mit Hotelchefin Steffanie Schlag) tagten im „Eisenhut“ und vergaben auch einen Eisenhut-Award.  Foto: Schäfer

Jury und Preisträger (mit Hotelchefin Steffanie Schlag) tagten im „Eisenhut“ und vergaben auch einen Eisenhut-Award. Foto: Schäfer

Zum sechzehnten Mal wurde kürzlich der von Fachzeitschriften, Versicherungsmagazin und Bankmagazin zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute ausgelobte Wettbewerb um die besten Beratungsprogramme im Versicherungsbereich ausgetragen. Er ist damit der „dienstälteste“ Award in Deutschland. Die Auszeichnungen werden vergeben in Gold, Silber und Bronze. Bei einem Computerprogramm, das in drei Jahren ohne Unterbrechung jeweils mit Gold ausgezeichnet wurde, kann ein Preis in Platin vergeben werden und zwar für das nachgewiesene nachhaltige hohe Niveau der professionellen Lösung.

Unter den Preisträgern befanden sich in den vergangenen Jahren Versicherer, Banken, Softwarehersteller und zahlreiche andere Dienstleister. Uner anderem die Allianz, Basler, Ergo, Generali, Gothaer, Hannoversche Leben, LVM, Provinzial, VHV sowie Württembergerische und Wüstenrot. Rechnerische Korrektheit und Konformität zur aktuellen Gesetzeslage sind „K.O-Kriterien“ für die Jury, die sich aus Vermittlern, Managern und Wissenschaftlern zusammensetzt.

Vergeben werden die Auszeichnungen in den Kategorien Agentursysteme, Maklersysteme, Maklerportale, Endkundenportale, Versicherungen, Gewerbeberatung, Ausbildungssoftware, die Zusammenstellung von Programmen und nicht zuletzt für die ganzheitliche Beratung. Zudem bewertet sie die Bedienerfreundlichkeit des Computerprogramms. Zum achten Mal wurde zudem der Award „Altersvorsorge“ vergeben. Gesucht wurden die besten Altersvorsorgeberater Deutschlands. Schirmherr des Wettbewerbs war Verbraucherminister Heiko Maas (SPD).

Bewerben konnte sich jeder Vermittler – unabhängig von seinem Status. Auch Ausbildungsabteilungen und Weiterbildungs-Anbieter, Akademien und Universitäten konnten teilnehmen. Zudem lobte die Jury einen Award in der Gewerbeberatung aus. Gefragt ist, das Risiko der zu versichernden Unternehmen richtig zu erkennen und optimal abzudecken.

Vorprüfungen vor dem Finale

Dr. Wolfgang Drols, Versicherungsvorstand im Ruhestand, führte durch die Veranstaltung und betonte, dass die Jury das Ziel hat, die Beratungsqualität in der Branche zu steigern. Die Laudatio hielt Dr. Stephan Kaufmann, ehemaliger Geschäftsführer der Swiss Life Select. Die Auszeichnungen wurden im historischen Kaisersaal des Rathauses vorgenommen. Die Feier selbst wurde von Bürgermeister Kurt Förster eröffnet, der vom Kellermeister begleitet wurde. Während Kurt Förster Einblicke in die Geschichte der Stadt gab, kreiste der Weinhumpen unter den Fest-Teilnehmern, die sich so gut einstimmen konnten. Die feierliche Auszeichnung ging dann nahtlos in einen Steh-Empfang im Jury-Hotel „Eisenhut“ über.

Der Weg zu den Auszeichnungen war bei allen drei Awards lang und steinig. Die mehrstufige Prüfungsphase ging über drei Monate und enthielt schriftliche Prüfungen. Nach jeder Prüfung gelangten die Erfolgreichen in die nächste Stufe. Die letzte Stufe war eine Präsenzprüfung in Rothenburg und zwar im „Eisenhut“. Frühere Bewerber haben für den Software-Award den Beinamen „Eisenhut-Award“ etabliert. Die Finalprüfung ist für alle Awards eine Präsenzprüfung. Beim „Eisenhut-Award“ besteht die Final-Prüfung aus einer (mehrstündigen) Software-Präsentation samt Jury-Fragen. Zu dieser Finalprüfung kommt es nur, wenn die jeweiligen Spezialisten unter den Juroren das Computerprogramm intensiv vorgeprüft und für eine Final-Einladung votiert haben.

Beim Award für Altersvorsorgeberatung sowie beim Award für Gewerbeberatung werden in den mehrstündigen Final-Prüfungen Altersvorsorgeberatungen beziehungsweise Gewerbeberatungen simuliert, wobei die Juroren die Rolle des Kunden übernehmen. Zu einer Finalprüfung kommt es nur dann, wenn in den vorherigen Prüfungsstufen das handwerkliche Können (Fachwissen, Beachtung der Gesetzesvorgaben) bereits nachgewiesen wurde.

Trotz aller erfolgreich bestandenen Vorprüfungen ist eine Final-Einladung keineswegs eine Auszeichnungsgarantie. Beim Eisenhut betrug die Auszeichnungsquote heuer knapp 40 Prozent. Es ist daher kein Wunder, wenn die Liste der nicht erfolgreichen Bewerbungen umfänglicher ist als die Auszeichnungsliste. Alle Bewerbungen werden vertraulich behandelt, so dass kein erfolgloser Bewerber Nachteile durch seine Bewerbung zu befürchten hat.

Gespräche und Schulungen

Der gesamte Award-Prozess ist transparent für jeden Bewerber. Sollte ein Bewerber ausscheiden, so wird dies ausführlich begründet und auf die bestehenden Beschwerdemöglichkeiten versehen samt Berufungsmöglichkeit. In über 500 Bewerbungen hat es einige einvernehmlich geregelte Beschwerden gegeben, aber nur eine Berufung. Die Juroren verstehen die Awards aber nicht als „Prügel-Büttelei“ sondern als Fördermaßnahme. Nicht nur Vorbildliches soll ausgezeichnet werden sondern es werden dem jeweiligen Bewerber vertraulich Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt. Dies reicht von Gesprächen nach den Prüfungen bis hin zu kostenfreien eintägigen Schulungen.

In allen Awards wird von der Jury nach den Bewerbererfahrungen gefragt. Diese ungewöhnliche Förderung ragt aus den vielen positiven Bewerber-Bewertungen heraus, heißt es Aber auch die hohe Zahl der „Wiederholungstäter“ – auch und gerade bei anfänglich erfolglosen Bewerbern – unterstreicht den Förder-Charakter der Awards. Als häufigster Wunsch wurde im Übrigen genannt, das hohe Anforderungsniveau beizubehalten. Flankiert werden die Fördermaßnahmen durch das Jury-Dinner, bei dem am Vorabend vor der Auszeichnung im Kaisersaal die Jury auf eigene Kosten alle Finalisten – unabhängig von ihrem Abschneiden – einlädt, um in lockerer Atmosphäre offen gebliebene Fragen zu diskutieren. sis

Normales Familienleben

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Schöne Aussichten

ROTHENBURG – Von Amateurfotograf Uwe Hebauf aus Rothenburg stammen die herrlichen Schnappschüsse vom tierischen Familienleben im Storchenest auf dem Markusturm.

Abflug vom Netz, um Futter für die Jungtiere heranzuschaffen. Fotos: Uwe Hebauf

Abflug vom Netz, um Futter für die Jungtiere heranzuschaffen. Fotos: Uwe Hebauf

Die beiden Elternvögel schaffen unermüdlich Futter heran, um ihre zwei Jungen satt zu kriegen. Mit großem Gezeter stürzen sich die kleinen Schnäbel auf die Portionen. Die beiden Geschwister rangeln sich um die leckeren Happen und den besten Platz im Nest. Die kleinen Nesthocker stellen sich schon auf und flattern mit den Flügeln.

Storchen-Kinderstube zwischen malerischen Giebeln.

Storchen-Kinderstube zwischen malerischen Giebeln.

Das Abflugbild vom Elternstorch hat Uwe Hebauf vom Alten Keller aus aufgenommen. Das Foto von der Kinderstube zwischen malerischen Giebeln gelang ihm auf dem Röderturm mit Ausdauer und Geduld. In beiden Fällen benutzte der begeisterte Tier- und Naturfotograf eine  Spiegelreflexkamera mit 400er Teleobjektiv.        sis


Schöne Grüße von der Tauber

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Das Reichsstadtmuseum hat eine einzigartige Postkartensammlung geschenkt bekommen

ROTHENBURG – Das Reichsstadtmuseum hat in jüngster Zeit wieder eine wertvolle Sammlung in seine Bestände aufnehmen können, die demnächst in einer Sonderausstellung gezeigt wird. Sie ist ab 14. Juni bis 30. August zu sehen.

Lokalhistorische Zeitdokumente: alte Postkartenansichten. Foto: privat

Lokalhistorische Zeitdokumente: alte Postkartenansichten. Foto: privat

Diese Sammlung von über 1200 Ansichtskarten mit den Schwerpunkten Rothenburg, Creglingen, Weikersheim, Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim deckt den gesamten Tauberlauf und seine benachbarten Ortschaften ab und ist damit für die Region sicherlich in seiner Rarität einzigartig, zumal der größte Teil vor oder kurz nach 1900 entstanden ist.

Für viele Ortsansichten (zum Beispiel Gebsattel, Insingen, Leuzenbronn, Herrnwinden) sind diese Postkarten die einzigen Veduten aus dieser Zeit und damit die einzigen verlässlichen historischen Bildzeugen. Nachdem das Versenden von Postkarten mehr und mehr aus der Mode gerät, steigt der Wert dieser alten Ansichten nicht nur im historischen Sinn. So kosten seltene Ansichtskarten inzwischen über zweihundert Euro und mehr!

Man staunt, wenn man erfährt, dass es nicht ein Rothenburger oder Mer­gentheimer, sondern ein Bürger aus Frankfurt am Main war, der diesen Schatz zusammengetragen hat. Klaus Berge, früherer Geschäftsführer einer großen Werbeagentur, ist leidenschaftlicher Sammler von Taubertal-Ansichten und hat bereits die großartige Ausstellung im Jahr 2000 „Zauber der Tauber“ in weiten Teilen mit seinen Raritäten bestückt. Er schlägt regelmäßig sein Feriendomizil in Bieberehren auf und pflegt freundschaftliche Beziehungen nach Rothenburg und hat sich daher entschieden, diese Sammlung dem Reichsstadtmuseum zu schenken.

Der Reiz der Sammlung liegt nicht nur in der Seltenheit einiger Ortsansichten. So finden sich darunter sehr seltene Vorläuferkarten aus Rothenburg (ab 1886), einige seltene Scherzkarten aus Rothenburg und Bad Mer­gentheim, zahlreiche seltene lithographische Karten aus Rothenburg, frühe Ortsansichten nach Fotografien, einige Original-Fotografien nach besonderen Ereignissen in der Region (Brand, Überflutungen) und sogar einige handgezeichnete Ansichtskarten von Rothenburg, also Unikate!

Klaus Berge hat als typischer Sammler nicht eher geruht, bis er alle Orte an der Tauber als Ansichtskarte in seinen Beständen besaß. Natürlich wird diese Sammlung nicht (nur) in Passepartout hinter Glas zu sehen sein, dazu ist sie viel zu umfangreich. Der Besucher soll Gelegenheit erhalten, sich über einen steuerbaren Bildschirm seinen Lieblingsort auszusuchen um die Veduten auf den Bildschirm stark zu vergrößern. Gegen eine kleine Gebühr erhält man einen digitalen Abzug von seinen Lieblingspostkarten.

Mehr Sinne ansprechen

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Kriminalmuseum schafft Grundlage für aktivere Rolle der Besucher

ROTHENBURG – Was nützen einem all seine Schätze, wenn sie sich nur einem kleinen Kreis erschließen? Das Mittelalterliche Kriminalmuseum beherbergt Deutschlands bedeutendste rechtshistorische Sammlung und zieht ein beachtliches akademisches Publikum an. Um die besonderen Exponate einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen, hat sich die Museumsleitung einiges einfallen lassen.

Beeindruckende Kopien: Karl der Große und Kaiser Sigismund mit „ihren“ Reichsinsignien. Fotos: Scheuenstuhl

Beeindruckende Kopien: Karl der Große und Kaiser Sigismund mit „ihren“ Reichsinsignien. Fotos: Scheuenstuhl

Wie man es macht, ist es falsch. Zu dieser Schlussfolgerung mag mancher schon einmal selbst gekommen sein. Worüber man sich heute im schlimmsten Falle ärgert, bedeutete im Mittelalter das Todesurteil. Dann nämlich, wenn man bezichtigt wurde eine Hexe zu sein und bei der sogenannten gütlichen Befragung keinerlei Chance hatte davor zu bestehen. Denn es ging dabei nicht darum, seine Unschuld beweisen zu können, sondern eigentlich nur, ob man vor den Scheiterhaufen noch den Umweg über die peinliche Befragung (von Pein für Schmerz) nimmt, weil man die Vorwürfe leugnet. Wie es ist vor einem Richter im Hexenprozess zu stehen und auf seine Fragen antworten zu müssen, kann man nun im Kriminalmuseum einmal selbst ausprobieren, an einer der neuen sogenannten Multimedia-Stationen.

Dr. Hirte stellt sich der gütlichen Befragung.

Dr. Hirte stellt sich der gütlichen Befragung.

Auf einem Bildschirm sieht man dabei Schauspieler, die den Richter und die Angeklagte mimen. Über zwei Hörmuscheln sind die 15 Fragen des Richters zu hören. Mit jeweils einer Taste für Antwort A und B kann man dann versuchen die unglückselige Angeklagte vor dem Tod durch Verbrennung zu retten.

Eintausend Jahre Rechtsgeschichte sind unter dem Dach des Kriminalmuseums versammelt. Es würde wohl viele Tage in Anspruch nehmen, wenn man alle schriftlichen Erläuterungen zu den Exponaten lesen möchte. Und selbst dann hat man die umfassenden Informationen dazu zwar aufgenommen. Ihre Bedeutung zu erfassen, steht dann aber noch aus.

Dies hat nun teilweise die Museumsleitung übernommen. Denn das hauptsächliche Augenmerk vieler Besucher liegt auf den Folterins­trumenten. Es soll allerdings auch auf andere bemerkenswerte Ausstellungsstücke und interessante Rechtsthemen umgeleitet werden, indem man diese herausgreift und auf besondere, zeitgemäße Weise darstellt.

Aktive Einbindung

Das kann etwa durch die aktive Einbindung der Besucher sein, wie bei der beschriebenen gütlichen Befragung. Ein weiteres Beispiel für die Anwendung neuer Vermittlungsformen ist „Der neue Leyenspiegel“ von Ulrich Tengler (1511). Er ist nicht nur als tatsächliches Exponat zu sehen. Die historische Bedeutung eines darin befindlichen Holzschnittes mit den Vorwürfen gegenüber Hexen als Motiv, wird auch digital aufbereitet. Nacheinander werden auf einem Bildschirm die einzelnen Aspekte des Holzschnitts gezeigt und erklärt.

Im Kellergewölbe des Museums gibt es auf deutsch und englisch den vierminütigen Film „Die Tortur in den fränkischen Hexenprozessen“ zu sehen. Eine weitere Strategie: Man zieht die Aufmerksamkeit der Besucher unvermittelt mit akustischen Reizen auf ein bestimmtes Thema. So vernimmt man im Umkreis der Eisernen Jungfrau zunächst nur Gemurmel. Je näher man aber dem zentralen Bild kommt, desto deutlicher ist die Audio-Einspielung des auf vier Minuten gekürzten Hörspiels „Die Squaw“ von Dracula-Autor Bram Stoker zu hören.

Im Laufe der vergangenen Monate wurden die verschiedenen Stationen installiert. Man befindet sich aber noch in einer Experimentierphase. Im Moment schauen wir, wie es angenommen wird, betont Dr. Markus Hirte, Leiter des Museums. Gerade bei der Präsentation der Eisernen Jungfrau gibt es noch einiges auszuprobieren: Soll das Hörspiel in einer Endlosschleife laufen oder per Lichtschranke ausgelöst werden? Wie lässt sich die Lautstärke an das jeweilige Besucheraufkommen anpassen? Viele Fragen sind also noch offen.

Dr. Markus Hirte hat 2013 die Leitung des Museums übernommen. Unter die drei Schlagworte „Internationalisierung“, „Multimedialisierung“ und „Fokussierung“ stellt er sein Wirken an der Museumsspitze. Diese Vorsätze gilt es mit Leben zu füllen.

Was hierfür bislang von ihm und seinen engagierten Mitarbeitern getan wurde, präsentierte er kürzlich dem Rothenburger Stadtrat bei einem nicht öffentlichen Ortstermin. Neben kleineren Umbaumaßnahmen und den neuen Vitrinen aus dem aufgelösten Puppenmuseum, führte er den Ratsmitgliedern auch die installierten zeitgemäßen Darstellungsformen vor und erklärte das Gesamtkonzept des Museums. Am Ende des knapp einstündigen Rundgangs durch das Museum gab Oberbürgermeister Walter Hartl den Eindruck vieler Ratsmitglieder wieder, dass mit dem Juristen Dr. Markus Hirte „der richtige Mann auf dem richtigen Posten“ ist.

Logistik und Kommunikation

Zudem hat das Museum nun einen neuen, moderneren Internetauftritt und eine überarbeitete Broschüre in zehn verschiedenen Sprachen. Es war eine bewusste Entscheidung nicht wie andere Häuser elektronische Museumsführer (sogenannte „Audio-Guides“) anzuschaffen, erklärt der Leiter. Zum einen sei es logistisch schwierig, ständig für jeden Besucher ein enstprechendes Gerät bereitzuhalten. Zum anderen würde dadurch die Kommunikation der Besucher, gerade zwischen Eltern und ihren Kindern, eingeschränkt.

Somit hat man sich für die „Insellösung“ mit den Multimedia-Stationen entschieden. Ein entsprechendes Exemplar, wie es im Kellergewölbe zum Einsatz kommt, kostet zwischen 5000 und 10000 Euro. Diese Investitionen sollen nächstes Jahr, laut Museumsleitung, aber nicht auf die Eintrittspreise umgelegt werden.

Zum „Schatz“ des Kriminalmuseums gehört auch die hochwertige Nachbildung der Reichsinsignien. Damit Reichskrone, Reichsapfel, Zepter und Heilige Lanze richtig zur Geltung kommen, hat man sie vom Erdgeschoss in das zweite Obergeschoss gebracht. In dessen Mitte fallen sie aufgrund der beiden großen Gemälde Albrecht Dürers (ebenfalls Kopien) von Karl dem Großen und Kaiser Sigismund von Luxemburg sofort ins Auge. Bemerkenswert ist, dass Karl der Große mit den Reichsinsignien dargestellt ist, obwohl diese erst nach seinem Tod 814 angefertigt wurden.

Von 1424 bis etwa 1800 befanden sich die originalen Herrschaftsinsignien der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches in Nürnberg. Heute werden sie in der Weltlichen Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt. Für kurze Zeit, von 1938 bis 1946, waren sie nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wieder in Nürnberg.

Mittels eines berührungsempfindlichen Bildschirms können Besucher (in Deutsch, Englisch, Französisch und Japanisch) mehr über die Bedeutung, Struktur, Geschichte, Symbolik der Reichskrone sowie die Krönungszeremonie erfahren. Weitere Exponate um diesen Höhepunkt herum, sollen die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches ergänzend nachzeichnen. mes

Eine zünftige Gaudi

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Das Tauberzeller Weinfest geht noch bis zum Sonntag

TAUBERZELL – Leute treffen, gemeinsam schunkeln und singen, auf den Bänken stehen oder Biertische stemmen: Alljährlich um den kirchlichen Feiertag Fronleichnam bringt das Tauberzeller Weinfest die Besucher immer wieder aufs Neue in Feierlaune.

Die Tauberzeller Weinprinzessin Eva-Maria (vordere Reihe 5. v. re). im Kreis weiterer gekrönter Hoheiten.

Die Tauberzeller Weinprinzessin Eva-Maria (vordere Reihe 5. v. re). im Kreis weiterer gekrönter Hoheiten.

Die Musik macht’s. Mit einer Kombination aus Partyhits von Rock- bis Volksmusikklassikern, die großes Ohrwurmpotenzial haben, bringen die verschiedenen Kapellen das Zelt in Stimmung. Bereits zum 29sten Mal lud der Heimat- und Weinbauverein zur Gaudi frei nach bayerischer Tradition ein. Die „Nacht der Tracht“ am Mittwochabend zum Auftakt der fünftägigen Großveranstaltung glich einem Oktoberfest, mit allem was dazu gehört: Bier, Gegrilltes, Brezen und Wein.

In Sachen Garderorbe stand das Publikum schicken Wies’n Besuchern in nichts nach. Fesche Dirndl trafen gut sitzende Lederhosen. Man hatte sich sorgfältig herausgeputzt: von traditionell über elegant bis hin zu farbenfroh. Zahlreiche Damen kamen mit fein geflochtenen Zöpfen. Die Herren der Schöpfung griffen zu Karohemd und Haargel fürs perfekte Styling. Vor 20 Jahren noch hätten Teenager und junge Erwachsene sich dafür geschämt, Tracht als Ausgehkleidung zu tragen. Inzwischen sind die mehrteiligen Kombinationen mit kleinem Karo- oder Blümchenmuster zum kommerziellen Massenphänomen geworden – auf eine feiermäßig sehr gefällige Art und Weise.

Dazu gehört zünftige Musik. Und die kam in diesem Jahr von den fränkischen Jungs der „Würzbuam“ um Frontmann Michael Rossmanith und Kollegen an Keyboard, Akkordeon, Bass, Trompete, Gitarre und Schlagzeug. Die fünfköpfige Gruppe, bekannt vom Oktoberfest und vom Cannstatter Wasen, sorgte mit ihren Chart-Hits und Schlagern dafür, dass es auch beim größten Volksfest-Muffel kein Halten mehr gab.

Beim „Kufsteinlied“ oder wenn die Band „Dahoam is Dahoam“ von den Zillertaler Schürzenjägern anstimmte, lagen sich Tischnachbarn schunkelnd im Arm und sangen im Chor aus voller Kehle. Das Mitsingen fiel nicht schwer. Die Titel, mit denen die Band dem Partyvolk einheizte, beherrschten sie aus dem Effeff. Den einen oder anderen Song kennt man schon aus den Après-Ski-Hütten oder vom Ballermann wie der Dauerbrenner „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews, dem „König von Mallorca“. Textlich etwas schwieriger wurde es bei anderen Klassikern. Bei den Udo-Jürgens-Stücken kannte die junge Generation zumindest den Refrain. Dazwischen kurbelten ein „Prosit der Gemütlichkeit“ mit dem obligatorischen „Oans, zwoa – Gsuffa“ und der Schlachtruf „Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi“ den Getränkeumsatz an.

Zu den Besonderheiten des Tauberzeller Weinfestes gehört, dass es schon zwei Tage läuft, ehe es offiziell an Fronleichnam eröffnet wird. Nach dem obligatorischen Gästeempfang in der Hirtenscheune mit Austausch von Höflichkeiten über den Weinort und seine erlesenen und prämierten Weine, marschierte die Prominenz ins Festzelt ein. Unter dem Geleit des Musikvereins Tauberzell, zwei Dutzend Weinhoheiten und Blumenkindern.

Großer Auftritt für die Kleinen: Kindergartenkinder mit ihren bunten Blumensträußchen. Fotos: sis

Großer Auftritt für die Kleinen: Kindergartenkinder mit ihren bunten Blumensträußchen. Fotos: sis

Am heutigen Samstagabend spielen die Reuscher Musikanten zur Unterhaltung auf. Den Abschluss am Sonntag bestreiten nacheinander die einheimischen Musikvereine aus Adelshofen und Großharbach mit ihrem umfangreichen Repertoire. sis

Gute und schlechte Beispiele

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In der Altstadt trägt die Werbeanlagensatzung zum ansprechenden Gesamtbild wesentlich bei

ROTHENBURG – Das Bild der Altstadt wird wesentlich durch strenge Gestaltungsvorschriften mitgeprägt. Die Werbeanlagen-Verordnung bietet u.a. dafür eine Grundlage, auf deren Basis Einzelfälle zu beraten sind, wie es kürzlich wieder der Fall war. Nicht alles lässt sich aber wie gewünscht in den Griff bekommen.

Sanierte Fassade mit unübersehbar großer Versalschrift plus Ausleger.  Fotos: diba

Sanierte Fassade mit unübersehbar großer Versalschrift plus Ausleger. Fotos: Dia

Ob die Anbringung eines Auslegers, das Auftragen einer Fassadenbeschriftung für ein Geschäft oder der Wunsch nach Werbeständern und Ähnlichem – immer ist die Werbeanlagensatzung zu Rate zu ziehen, wobei es davon eine spezielle Fassung für die Altstadt gibt. Geht es wie vor Wochen im Ausschuss zum Beispiel um den Wunsch ein Großwerbebanner an Märkten aufstellen zu wollen, so sind auch hierfür Vorschriften greifbar. Trotzdem verhindert dies nicht, dass Rothenburgs Einfahrtsstraßen abschnittweise genauso mit Großwerbung zugepflastert sind wie jede andere Einfahrt größerer Städte. Was bleibt ist umso mehr der Schutz des Altstadtensembles, das von der Summe seiner Details lebt.

Die schmiedeeisernen Ausleger sind schon sowas wie ein Markenzeichen, häufig findet man sie in Kombination mit Fassadenbeschriftungen oder weiteren Holztafeln, wie sie vorgeschrieben sind. Der Wunsch auf einen handgeschmiedeten und von innen beleuchteten Ausleger wurde im Ausschuss einem Antragsteller in der Rödergasse 12 untersagt. Hier greift das Bauordnungsrecht mit der Satzung, danach sind Lichtwerbung, „selbstleuchtende und angestrahlte Werbeanlagen“ unzulässig.

Keine Neonreklame

Für Neonreklame gibt es sowieso keine Chance, dies würde das schöne Stadtbild verhunzen. Trotzdem lassen sich immer wieder Einzelbeispiele finden, wo es (in erlaubter Distanz zum Schaufenster) im Ladeninnern blinkt und „neonleuchtet“, was zumeist Imbissstuben betrifft. Bauwerber, die sich auf beleuchtete Ausleger, wie es schon welche gibt, berufen, haben schlechte Karten, denn diese genießen Bestandsschutz, da sie vor der neuen Satzungsregelung erlaubt worden sind. Generell aber werden Ausleger genehmigt, wenn die Maße eingehalten bleiben.

Der Versuch von Verwaltung und Stadträten immer wieder auf deutsche Beschriftungen zu achten, ist sehr löblich, aber leider vom guten Willen des Antragstellers abhängig – es sei denn es wäre eine völlig irreführende Angabe. Glücklicherweise gibt es von Waffenkammer über Ritterrolle bis Zuckerstübchen genügend positive Beispiele. Bei Beschriftungen wie Texten und Außengestaltung setzt der zuständige Sachbearbeiter Andreas Lassauer von der Verwaltung nicht zuletzt auf den Einfluss des Stadtmarketingvereins (der aber bislang andere Felder beackert hat und derzeit eher ums eigene Überleben kämpfen muss).

Lassauer berichtet auch von der Tendenz des Gesetzgebers, dass der Bauherr prinzipiell immer mehr Freiheiten bekommt. Das Bayerische Baurecht wurde schon früher entsprechend nivelliert und manches ist heute einfacher möglich. Hinzu kommt die allgemeine Klagefreudigkeit, die man bundesweit feststellt. Auch vor diesem Hintergrund bleibt es vor allem Aufgabe von Verwaltung, Politik und sicher auch von Vereinen wie dem Marketingverein, besonders auch dem Verein Alt-Rothenburg, öffentliche Überzeugungsarbeit zu leisten. Nur wenn die Rothenburger Laden- und Hausbesitzer sowie die Bürger verstehen, dass der Schutz des historischen Stadtbildes in ihrem eigenen Interesse liegt, macht das Ganze Sinn. Am besten wäre es natürlich, man müsste erst gar keine Paragraphen bemühen.

Der „Ochsen“ ist vorbildlich gut beschriftet.

Der „Ochsen“ ist vorbildlich gut beschriftet.

In einer Bauausschusssitzung vor Wochen hatte ein Stadtrat kritisch nachgefragt, ob nicht hie und da schon eine zu starke Häufung von Werbeanlagen an Häusern entstanden sei, was die Verwaltung verneint. Ein anderer hätte gerne das englische Wort „Snack“ durch „Imbiss“ ersetzt gehabt, was aber ein typischer Fall für eine freundliche Bitte an den Antragsteller ist, der sich einsichtig zeigen kann oder auch nicht. Die Satzungspräambel sagt schon, dass alle Werbeanlagen dem jeweiligen Denkmal gestalterisch anzupassen ist. Die Werbung soll sich inhaltlich, wie es heißt, auf „die Information zur Art des Betriebes“ beziehen.

Nichts Störendes

Auch Markisen, Schriftzüge, Werbefahnen und Leucht­kästen erfasst die Satzung. Gestalterisch gilt die Anforderung als nicht erfüllt bei regelloser Anbringung, Häufung, störender Größe, Lage, Farbe oder ungeeignetem Material (orientiert an vorhandener Architektur), aber auch bei Unansehlichkeit, Beschädigung oder starker Verschmutzung der Werbeanlage. Unzulässig ist reine Markenwerbung soweit diese nicht mit dem Firmennamen identisch ist.

Kletterschriften die Fassade hoch sind ebensowenig erlaubt wie wechselndes Licht oder akustische Werbung und elektronische Wechselwerbeanlagen. Da entdeckt man aber bei einem Stadtrundgang zu verschiedenen Punkten immer wieder Verstöße, doch die Verwaltung kann nicht permanent kontrollieren und man will auch nicht zu kleinlich wirken. Oberhalb der Dachtraufe und der Fensterbrüstung des 1. Obergeschosses ist Werbung ebenso verboten wie an Erkern, Balkonen oder anderen prägenden Gebäudeelementen. Auch Einfriedungen und Stützmauern gehören wie Bäume und Masten dazu.

Satzung studieren

Ausnahmeregelungen gibt es bei Werbung zu Geschäftseröffnungen oder Jubiläen. Werbung auf Baugerüsten (größer als einem Quadratmeter) ist untersagt. Genau geregelt sind Größe und Beschaffenheit von Holzschildern. Die Gastronomie, Bäckereien und Metzgereien dürfen auf Schiefertafeln werben. Hier konnten nur einige Hinweise gegeben werden, wer sicher gehen will, sollte sich unbedingt die im Bauamt (oder auf der Netzseite) erhältliche Werbeanlagensatzung besorgen, um vermeidbarem Ärger vorzubeugen. diba

Sinnbild gelebten Christentums

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Katholiken in Rothenburg und Schillingsfürst trugen Glauben auf die Straße

ROTHENBURG LAND – Bei strahlendem Sonnenschein begingen die Katholiken im Altlandkreis das Hochfest Fronleichnam. Den Glauben als Grundlage eines gelungenen Lebens zu entdecken, war eine der Botschaften, der diesjährigen Prozession der Regionalpfarrei Schillingsfürst. Und Pfarrer Harald Sassik betonte in Rothenburg, dass es kein Triumphalismus, sondern ein Fest des Glaubens und des Segens sei.

„Die Eucharistie steht in dieser Woche im Mittelpunkt“, so Dekan Hans-Peter Kunert im Eröffnungsgottesdienst in der Pfarrkirche. In Bellershausen fand am Vortag des Fronleichnamsfestes bereits die „Ewige Anbetung“ statt. In Schillingsfürst ist in diesem Jahr der Tag der „Ewigen Anbetung“ der auf das Fronleichnamsfest folgende Samstag. Die Fronleichnamsprozession will ausdrücken, dass die Verbundenheit mit Christus nicht an einen Raum, eine Kirche gebunden ist. Durch das Zeigen des Leibes Jesu Christi in Form einer Hostie geht Christus den Weg mit den Menschen durch die Straßen, so Lektor Andreas Döscher.

Vier Altäre waren entlang des Weges mit Blumen und Birken geschmückt. Am ersten Altar am Kriegerdenkmal gedachten die Gläubigen der Mühseligen und Beladenen, der Armen und Bedrängten. Andreas Ridder aus Leutershausen hatte die Texte vorgetragen, als Zeichen der Verbundenheit der Leutershausener Kirchengemeinde zu der Regionalpfarrei Schillingsfürst.

Für alle Völker der Erde

Vor dem Haus Remele beteten die Gläubigen, vorgetragen von Lektorin Monika Maul, „für unser Volk und alle Völker der Erde“ und für die Regierenden, dass sie einen Weg des Friedens und der Gerechtigkeit suchen. Gabi Remele hatte den Blumenteppich in diesem Jahr besonders gestaltet und die Attribute der Kirchenpatrone aus der Regionalpfarrei in Blumen gelegt. Ein Rost symbolisiert den Heiligen Laurentius und damit die Kirchengemeinde in Bellershausen. Die Kirchengemeinde Dombühl war mit einem Herz vertreten. Die Gemeinde „Zur Kreuzerhöhung“ Schillingsfürst fand sich in einem Kreuz, aufgerichtet auf einem Hügel, wieder. In der Mitte repräsentierte eine Taube den Heiligen Geist mit seinen sieben Gaben.

Katholiken der Regionalpfarrei Schillingsfürst tragen den Himmel an Fronleichnam durch den Schlosshof.   Foto: Schwandt

Katholiken der Regionalpfarrei Schillingsfürst tragen den Himmel an Fronleichnam durch den Schlosshof. Foto: Schwandt

Vierter Altar am Schloss

An der Realschule Schillingsfürst hielt die Prozession erneut inne. „Für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ betete Lektor Andreas Döscher und erbat den Segen für die Arbeit der Hände und des Geistes. Die Stadtkapelle Schillingsfürst begleitete die Prozession zum fürstlichen Schloss, wo Fürstin Ladislaja zu Hohenlohe-Schillingsfürst und der Hausherr, Fürst Constantin, die Gläubigen erwarteten. Nach der Verkündigung des Johannesevangeliums durch Dekan Hans-Peter Kunert übernahm Josef Seybold aus Bellershausen den Vortrag der Impulse und Fürbitten „für den Ort und alle, die hier wohnen.“

Dekan Hans-Peter Kunert und der Gottesdienstbeauftragte Josef Geppert aus Dombühl wechselten sich beim Tragen der Monstranz ab. Ein Dutzend Ministranten begleiteten das Allerheiligste. Das geschmückte Prozessionskreuz und Fahnenabordnungen aus der Regionalpfarrei führten die Prozession an, vier Kinder trugen eine geschmückte, segnende Jesuskindfigur auf ihren Schultern.

Mit festlichen Orgelklängen empfing Ulrich Schwandt die Gläubigen zurück in der Pfarrkirche, wo nach einem feierlichen Schlusssegen alle froh in das Lied „Nun danket alle Gott“ einstimmten.

Eine prachtvolle Kuchenparade war für das anschließende Pfarrfest im Klosterkeller aufgebaut. Der Kirchenkreis für Kinder und Jugendliche lud gegen einen kleinen Obulus zu Cocktails ein – der Erlös ging an die Ministrantenkasse.

Im Herzen der Stadt: Pfarrer Harald Sassik mit Ministranten und Blumenteppich auf Marktplatz.  Foto: Kastner

Im Herzen der Stadt: Pfarrer Harald Sassik mit Ministranten und Blumenteppich auf Marktplatz. Foto: Kastner

Feier in Rothenburg

Auch in Rothenburg wurde das katholische Hochfest von der örtlichen Diaspora-Gemeinde gefeiert. Singend und betend zog eine große Schar von Gläubigen durch die Altstadt. Pfarrer Harald Sassik betonte in seiner Predigt, dass Christus in der Gestalt des Brotes sichtbar wird, als Brot des Lebens. Nach dem Festhochamt in der gut besuchten Pfarrkirche zog die Prozession durch die Straßen Rothenburgs, angeführt von einer Abordnung der Diebacher Buam. Helmut und Sigrid Abt führten die Gemeinde im Gebet an.

An jedem der vier prächtig geschmückten Außenaltäre wurde ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen, Fürbitten gesprochen und der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen und über die Stadt erteilt. Die Prozession endete in der St.-Johanniskirche mit dem feierlichen „Te Deum“. sw/kas

Große Vielfältigkeit ist beeindruckend

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Kunstausstellung in Ludwig-Doerfler-Galerie eröffnet

SCHILLINGSFÜRST – Eine als Retrospektive konzipierte Kunstausstellung mit Werken aus dreißig Schaffensjahren des aus der Schweiz stammenden und zeitweise im hohenlohischen Bartenstein tätigen Künstlers Martin Schwarz (68) wurde am Wochenende in der Ludwig-Doerfler-Galerie mit einer Vernissage eröffnet.

Museumsleiterin Hai-Yan Waldmann-Wang und der Künstler Martin Schwarz. Fotos: Meyer

Museumsleiterin Hai-Yan Waldmann-Wang und der Künstler Martin Schwarz. Fotos: Meyer

Die Sonderausstellung mit einer Auswahl von Gemälden, Collagen und Objekten des Künstlers kann noch bis zum 2. August im „Haus der Heimat“ besichtigt werden. Es ist vor allem die Vielfältigkeit des seit 1968 freischaffenden Künstlers, welche dem Besucher beim Betrachten der Exponate ins Auge fällt.

Bürgermeister Michael Trzybinski beschreibt ihn deshalb in seinem Grußwort als Maler, Konzept- und Objektkünstler, Fotograf, Autor und Verleger. Zu den Tätigkeitsbereichen des ausgebildeten Grafiker-Litographen, der die Kunstgewerbeschule in Zürich besuchte, würden vor allem Malerei, Objektkunst, Environment, Film, Fotografie, aber ebenso Multiple, Kinetische Kunst, Wandbilder, Zeichnungen und Siebdruck gehören. Zur Vielfalt kämen noch Collage, Photo Art, Konzeptkunst, Installation, Computer Art und auch die Herausgabe von zahlreichen Büchern.

„Suche nach der blauen Blume“ ist das Bild betitelt.

„Suche nach der blauen Blume“ ist das Bild betitelt.

Der vielseitige Künstler und „Wanderer zwischen Kunst-, Alltags-, Beziehungs- und Medienwelten“ war vor längerer Zeit bei seiner Suche nach einem geeigneten Atelier auf Bartenstein gestoßen, wo er Mitinitiator des Schlossprojektes Schrozberg war, wie Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang betonte, die vor rund 15 Jahren erstmals eine Ausstellung von Martin Schwarz im Bartensteiner Schloss besucht hatte.

Zudem habe der „außergewöhnliche und großartige Künstler“ Verbindungen zur Philosophie. Der Künstler selbst, der als sehr sensibler und sehr wachsamer Mensch beschrieben wird und offen für viele Belange ist, bezeichnet die „Unzufriedenheit mit dem, was man macht“ als größte Triebfeder seines künstlerischen Wirkens. Dabei pendelt er stets zwischen seiner Schweizer Heimat Winterthur bei Zürich und dem Hohenlohischen Bartenstein.

In ganz Europa vertreten

Seit fast einem halben Jahrhundert präsentiert er seine Werke auf Ausstellungen in ganz Mitteleuropa; zuletzt im Schrozberger „Kunstzoo“. Zahlreiche Preise und Stipendien wurden ihm zuteil.

Stefan Horndasch bei seiner Begrüßung.

Stefan Horndasch bei seiner Begrüßung.

Für den stellvertretenden Landrat Stefan Horndasch stelle sich das Verhältnis der Politik zur Kunst „nicht einfach“ dar, umso mehr bewundere er das künstlerische Schaffen des Schweizers. Die Ludwig-Doerfler-Galerie in Schillingsfürst, zu welcher der Landkreis enge Verbindungen pflege, sei mit ihren Aktivitäten ein Beleg für die kulturelle Vielfalt im Landkreis Ansbach, so der Kommunalpolitker.

Der Ausstellung, die jeweils Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr zu bestaunen ist, wünschte er einen guten Verlauf. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Flötengruppe der Stadtkapelle Schillingsfürst. hm

„Gravierende Folgen“

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Freihandelsabkommen hat auch kommunale Auswirkungen

ROTHENBURG – Neben Bürgern haben sich auch Stadträte sowie Kreisräte in einem Vortrag des Grünen-Bundestagsabgeordneten Uwe Kekeritz über die möglichen kommunalen Auswirkungen des Handelsvertrages zwischen den USA, Kanada und Europa informiert.

Berechtigte Sorge: Bringt der freie Handel den Bürgern vor allem Nachteile? Foto: so

Berechtigte Sorge: Bringt der freie Handel den Bürgern vor allem Nachteile? Foto: so

Die These des Vortrages im „Ochsen“ lautete: Die Verträge beschäftigen sich nur am Rande mit Handelsfragen. Vielmehr geht es um eine Umgestaltung der Öffentlichen Daseinsvorsorge und die Ausweitung der Einflussnahme der großen Konzerne auf die zukünftige gesetzliche Festlegung von Standards. Auch heute schon werden bei neuen Gesetzen oder Gesetzesänderungen die Interessensverbände intensiv eingebunden. Das sei richtig, denn die Interessen der Verbände müssen soweit wie im gesamt gesellschaftlichen Kontext sinnvoll berücksichtigt werden.

Von großer Tragweite

Die Planungen der Verträge sehen aber eine eindeutige Stärkung des Einflusses der Konzerne vor, so die Kritik. Geplante neue Gesetze oder Änderungen sollten im Vorfeld mit den Konzernen verpflichtend abgesprochen werden. Diese verlangen gesetzlich garantierte Mitbestimmungsrechte. Die Vorschläge dazu reichen vom Vetorecht, das vermutlich nicht komme werde, bis zum Entschädigungsanspruch. Dies würde eine Änderung des Rechtssystems bedeuten.

Kein Verband könne verbindliche Mitentscheidungsrechte bei der Gesetzgebung erhalten. Die hier diskutierten Bereiche hätten auch nichts mit Handelsfragen zu tun. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel stehe hier in der Pflicht eine solche Entwicklung zu verhindern.

Da es sich um völkerrechtlich verbindliche Verträge handelt, könnten gegebene Standards zukünftig nicht mehr vom deutschen Gesetzgeber unabhängig verändert werden. Die Erneuerungen müssten von der EU abgesegnet und den US-amerikanischen Partnern letztlich zur Genehmigung vorgelegt werden, denn Völkerrecht stehe immer über nationalem Recht. Kekeritz ist davon überzeugt, dass dies die Menschen in Deutschland nicht möchten und er bezweifelt auch, dass die Kanzlerin die Tragweite dieses Vertrages auch nur annähernd erfasst hat: „Sie weiß schlicht nicht worum es geht“.

Kekeritz wirft Minister Gabriel vor, demokratische Errungenschaften der letzten 150 Jahre, an denen die SPD zentral beteiligt war, leichtfertig aufs Spiel zu setzen und forderte die Regierung auf, ihre Pläne offenzulegen. Das Credo des Abgeordneten lautet: TTIP und Co. seien weit mehr als Handelsverträge. Ein wesentliches Ziel sei auch die Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge. Dazu gehören auch alle Bereiche der kommunalen Selbstverwaltung wie Wasser und Abwasser, Strom und Müll.

Aber auch der Bildungsbereich, die Sparkassen, Sportstätten oder die kommunalen Krankenhäuser möchten von Investoren übernommen werden. Das sei aus deren Sicht verständlich, denn dahinter steckt ein milliardenschwerer Markt mit den entsprechenden Gewinnaussichten. Der Grünen-Abgeordnete wunderte sich über diese geheimen Verhandlungen, denn die Kommunale Selbstverwaltung werde sowohl durch das Grundgesetz als auch durch die Bayerische Verfassung garantiert und geschützt. Änderung oder Anpassungen müss­ten deshalb zwingend mit den Kommunalen Verbänden öffentlich in einem transparenten Verfahren erfolgen. Merkel und Gabriel decken nach seiner Ansicht die völlig intransparenten Verhandlungen und stellen damit auch das deutsche Rechtssystem in Frage.

Geheime Verhandlungen über das Thema der Kommunalen Selbstverwaltung von Leuten, die keine Legitimation dafür besitzen, könnten nicht akzeptiert werden, meinte Kekeritz. Aus diesem Grund sei es die Pflicht von Stadt- und Kreisräten diese Provokation aufzunehmen und in den Stadt-, Gemeinde- und Kreistags-Sitzungen zu diskutieren. Ihre Botschaft könne nur die Verteidigung ihres eigenen Wirkungskreises sein. Verantwortungsbewusste Kommunalpolitiker müssten ihre Botschaft in Form von Protestschreiben, Resolutionen oder Appellen an die Landes- und Bundesregierung weiterleiten.

Teilerfolge erzielt

Kekeritz freute sich, dass unter den zahlreichen Besuchern der Veranstaltung Stadt -und Kreisräte waren. Er drückte ihnen seinen Respekt aus und führte an, dass dieses Thema gerade für die gewählten Mandatsträger von größter Relevanz sei und kein Rat, kein Bürgermeister oder Landrat das Recht hätte, sich nicht umfangreich und aus vielen Quellen zu informieren. Der Widerstand formiere sich inzwischen in vielen Ländern Europas aber auch in den USA. Teilerfolge, die bis heute schon erzielt wurden, reichten aber bei weitem nicht aus. Kekeritz ist davon überzeugt, dass ein Scheitern des ganzen Prozesses wahrscheinlicher ist als ein Erfolg. Es käme aber dabei auf die weitere Mobilisierung gegen den Vertrag an.

In der Diskussion wurden die geplanten privaten Schiedsgerichtsverfahren angesprochen und ein weiteres Vorgehen auf kommunaler Ebene gegen diese Freihandelsabkommen thematisiert. Der Ortsverband und die Stadtratsfraktion der Grünen stellten dar, dass in der nächsten Stadtratssitzung ein Antrag „Keine Freihandelsabkommen auf Kosten der Kommunen und der bäuerlichen Landwirtschaft“ eingebracht werden wird. so


Ruhepausen für die Seele

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Geistliches Leben, Einkehr und Besinnung – Rothenburgs spirituelle Angebote

ROTHENBURG – „Vielen Dank für die vielen schönen und friedvollen Momente“, hat Helga ins Gästebuch der Franziskanerkirche geschrieben. Die besondere Atmosphäre der Gotteshäuser lädt zur Einkehr und Besinnung ein und bietet Ruhesuchenden Platz für eine kurze oder längere Auszeit vom Alltag.

Die neue Rothenburger Pfarrerin Claudie Schlottke am Altar der Franziskanerkirche.  Foto: Schäfer

Die neue Rothenburger Pfarrerin Claudie Schlottke am Altar der Franziskanerkirche. Foto: Schäfer

Menschen aus nah und fern kommen in die Gotteshäuser, um Inne zu halten, Spiritualität und neue Impulse zu suchen, Kraft zu schöpfen und Orientierung zu finden. Mit ihren Angeboten erreichen die Kirchengemeinden auch Menschen, denen die Schwelle an der Kirchentür zum normalen Gottesdienst zu hoch ist. Geöffnete Kirchen wirken anziehend – auf Gemeindeglieder, aber auch auf Menschen, die lange nicht mehr ein Gotteshaus betreten haben, denn der Kirchenraum mit seiner Größe und Mächtigkeit, der Architektur und Kunst, übt eine besondere Faszination aus.

An einem sakralen Ort ist zu spüren, dass dort Menschen seit Jahren und Jahrhunderten beten, Gottes Wort hören, singen. Das wird zu besonderen Zeiten auf ganz eigene Weise erlebbar: bei Konzerten, 30-Minuten-Orgelmusik oder bei einer Orgelvesper mit wenigen literarischen Texten, einem Bibelwort, am Ende ein schlichtes Gebet. Dabei bitten die Gläubigen um Kraft und Stärke, die aus Gottes Reich erwächst und hilft, bei einer Sache zu bleiben und nicht sofort zu flüchten, wenn es schwierig wird.

Die neue Rothenburger Pfarrerin Claudie Schlottke stellte jüngst bei der musikalischen Andacht in der Franziskanerkirche mit Ulrich Knörr an der Orgel Fragen nach dem Gelingen des Lebens. „Erst wenn es fast zu spät ist, besinnen wir uns, notwendige Fragen zu stellen“, sagte sie. Etwa die nach dem sich verändernden Klima, dem klimaschädlichen Energieverbrauch. Wie ist das mit dem alt und älter werden? Wie ist das mit der Finanzierung des medizinisch Notwendigen? Wie gelingt das Leben zwischen Ost und West, Süd und Nord, arm und reich, Soll und Haben? Wie gelingt das Leben mit oder ohne Öl? Mit oder ohne Wasser? Mit Arbeit, die von vielen fast nicht mehr Leistbares verlangt oder ohne Arbeit, was dann doch noch viel schlimmer ist? Wie gelingt das Leben mit Nachrichten von kaum beherrschbaren Krankheiten?

Die Pfarrerin zitierte Luther, der sagte: „Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden. Nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht eine Ruhe, sondern eine Übung“. Ihre Predigt beendete sie mit dem Appell: „Packen wir es an. Laden wir Gott ein, uns zu bewegen und zu verändern“. Auch ausländische Touristen, die kein Deutsch verstehen, darunter ein Australier auf Europareise, waren von der ansprechenden Form der Andacht angetan. Sie verstanden die Botschaften der spirituellen Gesten und lauschten berührt der Musik. sis

Großes Rothenburg-Geschichtsbuch

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Von der Frühzeit bis in die Gegenwart – Beiträge ausgewiesener Experten auf 722 Seiten

ROTHENBURG – Ein wichtiges Werk zur Rothenburger Stadtgeschichte und der des Umlandes ist im Entstehen und wird im November erscheinen. Herausgeber sind Prof. Dr. Horst F. Rupp und Prof. Dr. Karl Borchardt, beide mit Rothenburg und der Stadthistorie eng verbunden. Zahlreiche Autoren bereichern das über 700 Seiten umfassende Werk.

Buchtitel der anstehenden Neuerscheinung.

Buchtitel der anstehenden Neuerscheinung.

Schon lange ist eine umfassende Stadtgeschichte im Gespräch, aber erst jetzt haben sich die richtigen Leute dafür zusammengefunden, um ein solch aufwendiges Vorhaben zu realisieren. Der Band bezieht die ehemalige Landhege als das von der Reichsstadt beherrschte Umland mit ein. Die große Bedeutung der Stadt in ihrer reichsstädtischen Zeit vom 13. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wird besonders deutlich.

Auf fundierter Grundlage haben über fünfzehn Fachleute die wesentlichen Aspekte der Stadthistorie erarbeitet. Dazu zählt auch noch die Zeit nach dem Ende der Reichsstadtherrlichkeit, also ab 1804. Ein Beitrag von Gabriele Moritz über Krise und Neubeginn im 19. Jahrhundert geht darauf ebenso ein wie zum Beispiel Georg Seiderer, der die Zeit während des deutschen Kaiserreichs (von 1871 bis 1918) näher behandelt. Aber auch Schlaglichter aus neuerer bayerischer Zeit gehören dazu. So nimmt sich Dr. Hellmuth Möhring die Meistertrunk-Geschichte vor. Wie Rothenburg zum Kleinod der deutschen Vergangenheit wurde, beleuchtet Joshua Hagen. Damit sind auch einige Autoren vertreten, die schon früher durch ihre Bücher Wesentliches zur Stadtgeschichte beigetragen haben.

Natürlich werden die diversen politischen Gesichtspunkte mit einbezogen in die Betrachtungen und Dokumentationen. Aber auch die Wirtschaft, die Religion und die Frömmigkeit mit der Bedeutung der Kirchen sind Themen. Hinzu kommen Bildung, Kunst und Achitektur mit den prägenden Zeitepochen der Romanik, Gotik und Renaissance.

Vor- und Frühgeschichte

Der Einstieg erfolgt in der Zeitschiene mit einem Blick von Horst Brehm auf die Vor- und Frühgeschichte in der Landwehr. Prof. Dr. Karl Borchardt, der frühere Leiter des hiesigen Stadtarchivs, widmet sich der Burg und Stadt unter den Staufern, während Dr. phil. Markus Naser sich des Spätmittelalters annimmt. Ebenso wie diese Autoren ist auch Claudia Steffes-Maus von einem Vortrag bei Alt-Rothenburg vielen bekannt – sie geht auf die Geschichte der Juden im späteren Mittelalter ein. Der dreißigjährige Krieg spielt ebenso eine Rolle wie die Frömmigkeit, das Schulwesen und die Bildung der Reichsstadtzeit, ein Thema dessen sich Dr. Horst F. Rupp annimmt.

Blick vom Burggarten auf Detwang wie er sich im 19. Jahrhundert geboten hat.

Blick vom Burggarten auf Detwang wie er sich im 19. Jahrhundert geboten hat.

Kunst und Kulturgeschichte mit der Altstadtarchäologie, die Bauforschung (Gert Mader), die Romanik (Thomas Biller) und die Gotik (Hellmuth Möhring) sind Themen des Buches. Dr. Karl-Heinz Schneider befasst sich mit Renaissance, Barock und Rokoko sowie der Kunstgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. In der jüngsten Vergangenheit darf die gescheiterte Demokratisierung und die Zeit des Nationalsozialismus nicht fehlen, wobei hier Daniel Bauer als Autor seinen Beitrag leistet. Auch die Zerstörung durch die Bomben 1945 und der Wiederaufbau erhalten entsprechende Kapitel. Dr. Richard Schmitt (über Kirchen und Vereine) und Dr. Oliver Gußmann (über die ­Judengemeinde bis zur Vertreibung 1938) zählen zu weiteren Autoren.

Mit 722 Seiten und rund 145 Abbildungen sowie einem Personen- und Orte-Register soll der Band bis November 2015 im Konrad-Theiss-Verlag Darmstadt erscheinen. Stadt, Stadtwerke und Sparkasse fördern die Publikation. Bereits bestellbar ist die „Stadtgeschichte Rothenburg” zum Subskriptionspreis von 31,95 Euro (später 49,95 Euro). Ein vielversprechendes Werk. diba

Die Altstadt gerät immer mehr ins Hintertreffen

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Allerdings gilt dies nur in Bezug auf die extrem gewachsene Gesamtstadtfläche – Und dies trotz stagnierender Einwohnerzahl

ROTHENBURG – Wenn man Touristen die Einwohnerzahl schätzen lässt, werden manchmal 30 000 und mehr genannt – die Realität liegt aktuell bei 10945 bei leichtem Zuwachs. Man kann, von minimalen Schwankungen abgesehen, von Stagnation sprechen, die wenigstens den Abwärtstrend stoppt. Dafür gibt es das Phänomen, dass die Stadt flächenmäßig immer mehr wächst und die Altstadt so gesehen längst ins Hintertreffen geraten ist.

Diese Luftaufnahme zeigt deutlich, dass die Stadt ums Mehrfache gewachsen ist und die Altstadt (markiert) nur den kleinsten Teil (9 Prozent) ausmacht. Foto: Happy Ballooning

Diese Luftaufnahme zeigt deutlich, dass die Stadt ums Mehrfache gewachsen ist und die Altstadt (markiert) nur den kleinsten Teil (9 Prozent) ausmacht. Foto: Happy Ballooning

In der Altstadt leben heute nur noch 2796 Menschen (davon nur 2402 in Hauptwohnungen, die anderen haben eine Zweitwohnung angemeldet). Im Jahr 2006 waren es immerhin noch 2902 Altstadtbewohner und viel früher einmal über 3500 bis 4000 Bürger. Die Abwanderung in die Siedlungen ist so groß, dass man wohl alles dafür tun muss, um den Trend zu stoppen, wenn die Altstadt noch ihre Funktion Wohnen und Arbeiten ausreichend wahrnehmen soll – ansonsten droht, was FA-Re­dak­teur Volker Aubele schon vor vierzig Jahren in einem BR-Rundfunkinterview prophezeit hatte: Langfristig der Weg zur Walt-Disney-Stadt mit Museumscharakter bei dominierenden Souvenir-, Kitsch- und Imbissläden! Auch Städteplaner Moser aus Nördlingen hat in seinen Untersuchen für die Städtebauförderung nachgewiesen, wo langfristig strukturelle Schwachpunkte liegen.

Die Verwaltung hat zwar in jüngerer Zeit durch Bebauungsplanänderungen, Außenbestuhlung und auch eigene Investitionen über die Denkmalpflege und Sanierung hinaus viel geleistet, um die Lebensfähigkeit des historischen Stadtkerns zu garantieren, aber letztlich müssen alle Rothenburger erkennen (auch die vor der Mauer Wohnenden) wie wichtig der Erhalt der historischen Kernstadt ist. Stadtentwicklung darf keine rein politische Verwaltungssache bleiben. Ansätze wie sie der Marketingverein versucht hat, scheinen entgegen großer Hoffnungen kaum von Erfolg gekrönt.

„Wo wir früher mit sechs Leuten gewohnt haben, wohne ich jetzt alleine” schildert ein Innenstadtbewohner den Trend. Heute wohnen 8149 Rothenburger in der Neustadt, meistens in Siedlungen, wobei der Heckenacker immer weiter nach Norden wächst. Enge Wohnverhältnisse in alten Häusern haben die junge Generation vor die Mauern ziehen lassen, am liebsten um auf der grünen Wiese ein Häuschen zu bauen.

Der landesweite Zensus 2011 hat ergeben, dass jedem Bürger in Bayern rund 44 Quadratmeter an Wohnfläche zur Verfügung standen – im Jahr 1968 waren es dagegen nur 24,3 Quadratmeter. Und ein Einpersonenhaushalt bewohnt jetzt im Schnitt 73 Quadratmeter. Gut jeder Zweite lebt in Bayern in seinen eigenen vier Wänden. Roland Pfaffelhuber vom Ordnungsamt sieht 1973 mit 12221 Einwohnern einen Höchststand, letztes Jahr waren es 10892 und vor zwei Jahren noch 10934 Einwohner.

Rothenburg in den Zwanziger Jahren: durchgehend freies Feld im heute bebauten Norden.

Rothenburg in den Zwanziger Jahren: durchgehend freies Feld im heute bebauten Norden.

Flächenmäßig ist das Wachstum und damit der beklagenswerte Landverbrauch dagegen gewaltig: Von rund 4,6 Quadratkilometer bebauter Gesamtstadt (Wohn- und Gewerbegebiete) entfallen nur 0,41 Quadratkilometer auf die Altstadt, was nur knapp neun Prozent entspricht. Langsam schrumpft die Altstadt zur Anteilsfläche eines großen Freilandmuseums… diba

Leben für die Raumfahrt

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„Raketen-Eddy“ war Gast auf Alexander Gersts Heimatempfang

WILDENHOLZ/KÜNZELSAU – Der „Hobby-Astronaut“ Edmund Meyer aus Wildenholz hat unlängst in Künzelsau einen „alten Bekannten“ getroffen: den deutschen Astronauten Alexander Gerst, der 2014 fast ein halbes Jahr auf der internationalen Raumstation ISS verbrachte. Seit vielen Jahren verfolgt Edmund Meyer mit großer Leidenschaft die Entwicklungen in der Raumfahrt.

Edmund Meyer bei eigener Raumfahrt-Ausstellung im Schnelldorfer Rathaus. Foto: Meyer

Edmund Meyer bei eigener Raumfahrt-Ausstellung im Schnelldorfer Rathaus. Foto: Meyer

Für den 47-jährigen gelernten Betriebsschlosser und heutigen Maschinenführer aus dem Schnelldorfer Ortsteil ist der 12. April 1981 ein prägendes Datum. Im Alter von 13 Jahren verfolgte er am Fernsehgerät den ers­ten Start eines Space Shuttles, der ­Columbia-Fähre. Seine Begeisterung für die Luft- und Raumfahrt ist seitdem ungebrochen.

Den ausgewiesenen „Technik-­Freak“ hatte es schon damals interessiert, wie man eine Rakete mit einem außergewöhnlichen Gewicht in der Luft zielgenau bewegen und steuern kann. Zunächst über Zeitungsartikel und später auch über das Internet hat er sich immer weiter in die Thematik vertieft und per Brief erstmals auch Kontakt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln aufgenommen.

Eine Einladung zu einem Kongress über die kommerzielle Nutzung der Weltraumfahrt ins schweizerische Montreux war 1985 die Folge gewesen, wo „Raketen-Eddy“, wie der Wildenholzer auch gerne genannt wird, als jüngster Besucher teilnehmen durfte. Schon damals lernte er den amtierenden deutschen Forschungsminister Heinz Riesenhuber sowie den deutschen Astronauten Ulf Merbold persönlich kennen.

Drei Jahre später war Edmund Meyer erstmals auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse (ILA) in Hannover, wo er auf die deutsche Raumfahrtlegende, Hermann Oberth, stieß. Der „Vater der Raumfahrt“ lud den Wildenholzer unvermittelt zu seinem 94. Geburtstag ein. Außerdem stieß Edmund Meyer 1989 in Österreich auf Siegmund Jähn, den ersten deutschen Kosmonauten aus der ehemaligen DDR.

In den Folgejahren vertiefte der 47-Jährige sowohl sein Interesse wie auch seine Kontakte zur Raumfahrt und weilte deshalb im August 1996 bei einer Raumfahrt-Ausstellung im sächsischen Morgenröthe-Rautenkranz. Noch am selben Tag trat er dem dortigen Museumsverein bei und lernte seitdem zahlreiche namhafte Kosmonaten aus Osteuropa persönlich kennen.

Erster Kontakt in Paris

Der erste Kontakt zu dem deutschlandweit gefeierten Astronauten Alexander Gerst aus dem nahen Künzelsau war vor sechs Jahren im Rahmen einer Pressekonferenz in Paris entstanden; ein weiteres Mal hatte man sich 2011 getroffen. Bundesweit und international bekannt wurde Alexander Gerst durch seine knapp sechsmonatige ISS-Mission.

In dieser Zeit war es dank der Vermittlung des baden-württembergischen Bundestagsabgeordneten Christian von Stetten am 4. September des letzten Jahres zu einer Liveschaltung in die ISS-Raumstation gekommen, wo das Wildenholzer CSU-Mitglied zusammen mit den ehemaligen Astronauten Reinhold Ewald und Thomas Reiter dem außergewöhnlichen Ereignis beiwohnen durfte.

Nach der Rückkehr auf die Erde haben sich der Astronaut und Edmund Meyer mehrmals in München, Speyer und Oberpfaffenhofen getroffen. Natürlich durfte Edmund Meyer deshalb beim großen Empfang von Alexander Gerst in dessen Heimatstadt nicht fehlen und erhielt dazu eine persönliche Einladung.

Mit Staunen folgte Edmund Meyer den Ausführungen des Künzelsauers und informierte sich weiter bei einer zeitgleich stattfindenden Ausstellung. Ein nächstes Ziel hat „Raketen-Eddy“, der im Schnelldorfer Rathaus schon eine eigene Raumfahrt-Ausstellung initiiert hatte, auch schon vor Augen: Er möchte verfolgen, wenn die ersten Menschen zum Mars fliegen, da er sich an die erste Mondlandung nicht mehr erinnern kann. Da war er nämlich erst ein Jahr alt gewesen. hm

Bürger beteiligen

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Konzept für Mitgestaltung

ROTHENBURG – Die Stadt Rothenburg will in Sachen Bürgerbeteiligung neue Wege gehen. Bürgern soll auch zwischen den Wahltagen die Möglichkeit geboten werden, über wichtige politische Fragen mitzuentscheiden.

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Der Rothenburger Stadtrat denkt über ein Modell zur Einführung verschiedener Räte in den Bereichen Familie, Senioren, Inklusion, Migration und Jugend nach. Diese Gremien bieten ein Mitwirkungsrecht für interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Irmgard Fischer

Irmgard Fischer

Irmgard Fischer, Beauftragte für Gemeinwesen und Soziales bei der Stadt Rothenburg, hat ein entsprechendes Konzept erarbeitet (siehe Modell) und wurde beauftragt, den Bedarf aus der Bürgerschaft zu ermitteln. Die Einführung solcher Räte hängt davon ab, ob die Bevölkerung dies wünscht und bereit ist, entsprechend aktiv zu sein. Es finden vier Informationsveranstaltungen im städtischen Musiksaal statt, um das Interesse an den verschiedenen Räten abzufragen und das entsprechende Ergebnis an den Stadtrat weiterzugeben. Die Rothenburger Bürger können durch ihr Kommen zu den Informationsveranstaltungen ihr Interesse an den verschiedenen Gremien bekunden.

Die Termine sind: Donnerstag 2. Juli, 18.30 Uhr (Migrationsrat), Montag 6. Juli, 18 Uhr (Familienrat), Donnerstag 9. Juli, 14 Uhr (Seniorenrat) und Dienstag 14. Juli, 18 Uhr (Inklusionsrat). Der Bereich Jugend wird von Walter Nees von der Stadtjugendpflege der Stadt Rothenburg bearbeitet und im Rahmen des Jugendforums am 9. Juli um 18 Uhr besprochen. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Bürgerbeteiligung soll die Regel sein und nicht die Ausnahme. Sie birgt das Potential, neue Impulse zu setzen. Die Stadt will eine Politik des Gehörtwerdens praktizieren. Denn es ist eine Bereicherung für die Politik, wenn die Menschen sich einmischen. Manchmal ist das anstrengend und stellt auch nicht immer alle zufrieden. Aber am Ende sorgt mehr Mitsprache dafür, dass die Bürger besser informiert sind, neue Ideen einbringen und politische Entscheidungen an Akzeptanz gewinnen.

Die neue Bürgerbeteiligung bietet die Chance, sich über städtische Vorhaben zu informieren und gegebenenfalls daran mitzuwirken. Die Stadt verspricht sich vom neuen System eine Steigerung der Planungssicherheit und der Qualität sowie eine höhere Akzeptanz von anstehenden oder laufenden Planungen und Projekten.

Durch offenere und klarere Vorgänge lässt sich Politik sehr viel besser nachvollziehen. Bürger wünschen sich Klarheit und Offenheit an politischen Vorgängen. Die Mitmachquote ist naturgemäß stark vom Thema abhängig, wie der Bürgerentscheid zum Bau und Standort der neuen Mehrzweckhalle am Friedrich-Hörner-Weg gezeigt hat.

Man darf gepannt sein, ob das neue Angebot auch angenommen wird. Die Wahlbeteiligung sinkt seit Jahren. Immer weniger Menschen interessieren sich für politische Prozesse, noch weniger beteiligen sie sich aktiv an ihnen. Die Parteien haben mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Das allgemeine Desinteresse an politischen Vorgängen ist vielleicht auch auf die immer globaler und internationaler werdende Politik zurückzuführen, in der alles mit allem zusammenhängt.

Da weiß man oft nicht, wo der eigene Bezug dazu ist, da Politik heute sehr komplex und schwierig nachvollziehbar ist. Hinzu kommen langwierige politische Verhaltensmuster, in denen keine Visisionen mehr entstehen. Diese Vorgehensweise verstört viele Menschen. sis

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