Wohnungskonzept geht nicht auf, Verkauf ist denkbar
ROTHENBURG – Einst gehörte er zu den besten Häusern unter den Rothenburger Hotels, dann begann nach dem altersbedingten Ausscheiden der Familie Müller und dem mehrmaligen Verkauf des Anwesens der Abwärtstrend und nun steht der „Bären“ erneut leer. Das Bemühen des neuen Eigentümers, Käufer für die Umwandlung der Zimmer in Eigentumswohnungen und einen Pächter für das Restaurant zu finden, haben vorerst nicht gefruchtet.

Teil des renovierten Bären-Saals im Obergeschoss, der sich für verschiedene Nutzungen durchaus wieder anbieten würde. Fotos: diba
„Das sind anspruchsvolle Wohnungen, die jemand auch gut als zweiten Wohnsitz nutzen könnte und dabei noch den Vorteil eines Restaurants im Haus hätte”, so Peter E. Klenner, der mit seiner Firma „M&A Immobilien GmbH“ Nürnberg das Hotel-Hauptgebäude vom Vorbesitzer kaufte. Er bedauert, dass das Hotelanwesen geteilt und das ehemalige Gästehaus separat verkauft wurde: „Zusammen würde das natürlich andere Perspektiven eröffnen”, meint der Investor, der Objekte kauft, saniert oder ausbaut und wieder verkauft.
Allerdings war der „Bären“ nach der Pleite von Olaf Kappelt und seinem Ritterhotel, das er zuletzt zum Erotik-Hotel machte, sogar für die finanzierende Sparkasse zu einem Klotz am Bein geworden. Die Gläubiger wollten Geld sehen, genug davon war abzuschreiben.
Schöne Träume
„Eine einzigartige Unterkunft im Herzen von Rothenburg in zwei benachbarten historischen Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert” wird noch immer in manchen Internetportalen für das längst nicht mehr existente Biohotel „Garni Diller Schneeballenträume“ geworben. Aber nach seinen Glanzzeiten unter Fritz und Irmgard Müller (bis 1988) und noch einem Intermezoo als ausgezeichnetes Restaurant und Hotel mit Sohn Fritz Müller blieben große finanzielle Probleme. Fritz Müller hat sich nach Auslandsaufenthalten mit dem Schloss-Restaurant Reichenschwand einen Namen gemacht. Alle Träume der Nachbesitzer des „Bären“ dagegen wurden schnell zu Schäumen.
Damals war man froh in Olaf Kappelt einen Käufer für das Haus in finanzieller Schieflage zu haben, die Bank wollte Geld in der Kasse sehen und der etwas skurille Eigentümer rauschte bald trotz Erotik-Medienspektakel in die Pleite. Heute führt er Touristen in der Uniform des „Alten Fritz“ durch Berlin und beglückt auch schon mal Besucher aus Rothenburg mit seinem Rollenspiel.
Mit dem Verkauf des Gästehauses war klar, dass der Hotelbetrieb eines wesentlichen Teils seiner wirtschaftlichen Grundlage beraubt wurde. Auch der jüngste Käufer, die Nürnberger Immobilienfirma, erkannte dies und setzte deshalb auf ein ganz anderes Modell mit dem Einbau von Eigentumswohnungen plus verpachtetem Restaurant.
Doch wie es aktuell weitergehen kann mit dem Haupthaus in der Hofbronnengasse steht derzeit in den Sternen. Dabei vermittelt der Blick auf das völlig heruntergekommene und nur noch als abbruchreif anzusehende „Hinterhof-Areal“ des Hotels nur die halbe Wahrheit, denn im Innern des Gebäudes hat sich tatsächlich etwas getan, es wurde auch schon in diverse Räume und Appartements investiert. Im Gespräch mit dem Eigentümer Peter E. Klenner bei einer Hausbesichtigung wird dessen persönliche Wertschätzung für das historische Objekt deutlich.
Viele Details erhalten
Die drückt sich auch in der Liebe zum Detail aus, wenn beispielsweise das alte Bären-Wappen an der Säule mit Blattgold restauriert wird und der historische Saal hergerichtet ist sowie einige Zimmer und Toiletten modernisiert wurden. Anderes ist erst im Entstehen, manches ist im Rohbaustadium, lässt aber durchaus reizvolle Eigentumswohnungen erahnen.
Als Rothenburger, der im Bären-Saal und in der Bar vor 45 Jahren nächtelange Feiern erlebt und dort den Tanzkurs absolviert hat, bekommt man nostalgische Gefühle und denkt an das Wiederaufleben geselliger Ereignisse. Die Räumlichkeiten würden es sogar hergeben, denn der (teilbare) große Bären-Saal ließe sich ebenso nutzen wie die von Klenner voll funktionsfähig und in Details im Stil der Zwanziger ausgestattete Bar im Obergeschoss. Bereits vor einem Jahr hatte er die Baugenehmigung von der Stadt erhalten. Der beantragten Nutzungsänderung vom Hotelbetrieb zum Wohnraum stimmte der Bauausschuss zu. Und mit Dipl.-Ing. Architekt Andreas Burkart wurde vom Eigentümer auch ein in örtlichen Denkmalpflege-Projekten erfahrener Architekt beauftragt.
Das Problem ist jedoch, dass die Eigentümer-Erwartungen sich bis dato nicht erfüllt haben. „Ich habe vor allem einen Pächter für das Restaurant gesucht, um damit einen Anreiz für die Wohnungskäufer zu bieten, hatte auch Interessenten in Aussicht, die aber leider wieder abgesprungen sind” erzählt Peter E. Klenner. Vor Ort kann man sich davon überzeugen, dass für den Restaurantbetrieb eigentlich alles vorhanden wäre und der herrliche holzvertäfelte Gastraum mit Theke sowie Nebenzimmer und Küche nur auf neues Leben warten.
Hallenbad-Abbruch
Dass es mit dem weiteren Ausbau und dem unumgänglichen Abbruch des hinter dem Haus liegenden alten Hallenbades nicht mehr vorwärtsging, lag sowohl an der mangelnden Nachfrage, wie auch an einem anderen größeren Projekt. Die Firma (sie besitzt Büros in Nürnberg, Budapest und Valletta) ist immer wieder mit Millionen-Sanierungen für historische Gebäude im In- und Ausland befasst. Derzeit läuft in Ansbach die aufwändige denkmalpflegerische Sanierung des markgräflichen Gästehauses am Johann-Sebastian-Bach Platz 22 (Stempfle-Haus von 1598). Die ungarischen Facharbeiter, die u.a. dafür eingesetzt werden, wohnen vorübergehend in den Zimmern des „Bären”. Peter E. Klenner betont, er würde am liebsten seine Idee mit Eigentumswohnungen und Restaurant selbst verwirklichen. Aufgrund der Marktlage kann er sich aber inzwischen auch einen Verkauf im jetzigen Ausbaustadium vorstellen.
Es geht um rund 1350 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche mit zwölf Eigentums-Wohnungen in der „Residenz Goldener Bär” wie es dann heißen sollte. Vielleicht aber eigne sich das ganze Objekt auch als ein Firmensitz, meint der Eigentümer. Allerdings kämen auf einen Käufer noch erhebliche Kosten zu, um das alte Hotel-Hallenbad abzureißen und die Gesamtsanierung fortzusetzen, was dann widerum vom Nutzungszweck abhängig ist. Sechs Monate lang habe man schon ausgebaut und in Brandschutz investiert, unterstreicht Peter E. Klenner, der die Hoffnung noch nicht ganz aufgibt, dass sich Interessenten finden.
Eigentums-Wohnungen von 32 bis 180 Quadratmeter Größe müssten in einem Umfeld wie Rothenburgs Altstadt doch gefragt sein, meint er optimistisch, wobei prinzipiell eine finanzkräftige Käuferschicht angesprochen wird. Ob für diese aber ein solches Altstadt-Domizil so verlockend ist, darf nach jüngster Erfahrung erst recht bezweifelt werden. Gleich daneben stehen mit dem ehemaligen Puppenmuseum (früher Schneidersche Druckerei) sogar noch zwei weitere Häuser in der Gasse leer. diba