Theoretische Schülerarbeit der Oberstufe mündete in konkretes Lösungsmodell
ROTHENBURG – Der erste Anlauf blieb ein erfolgloser Versuch: Im darauffolgenden Schuljahr nahm erneut eine Schülergruppe aus der Oberstufe das Vorhaben in Angriff, ein Sonnenkraftwerk auf dem Dach des Reichsstadt-Gymnasiums zu installieren. Die angehenden Abiturienten bewiesen Durchhaltevermögen und Belastbarkeit. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
In Kooperation mit dem Verein Sonneninitiative aus Marburg ist es gelungen, auf dem Erweiterungsbau der Schule eine Photovoltaikanlage als Bürgersolaranlage zu planen und zu errichten. Der Landkreis als Schulaufwandsträger stellt die Dachfläche zur Verfügung. Der Verein zur Förderung privater Sonnenkraftwerke organisierte zusammen mit dem Klimaschutzmanager des Landkreises Ansbach, Johannes Löblein, als Projektleiter den Bau der Anlage. Neun Bürger und zwei Gesellschaften Bürgerlichen Rechts (GbR) engagierten sich finanziell als Eigentümer der Photovoltaikanlage. Durch die neue bürgerschaftlich finanzierte Anlagen können zwanzig Haushalte mit Strom versorgt und zwanzig Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.
Anfangs noch fiktive Arbeit
Der Verein Sonneninitiative kümmert sich als eine Art Hausverwalter um das Abrechnungssystem mit den beteiligten Bürgern sowie um Wartungs-, Reparatur- und Reinigungsarbeiten. Das Anlagenkonzept sah vor, dass durch die Ost-West-Ausrichtung der Module der Stromverbrauch der Schule durch möglichst viel erzeugten Solarstrom abgedeckt wird.Wenn in ein paar Jahren die Anschaffung eines Stromspeichers wirtschaftlich ist, soll durch einen nachgerüsteten Speicher der Eigenstromanteil der Anlage weiter erhöht werden, um so noch mehr Stromkosten und Treibhausgase zu verringern. Der Strom, der nicht direkt genutzt werden kann, wird ins öffentliche Netz eingespeist, wofür der Sonneninitiative-Verein die Einspeisevergütung erhält.
Auf dem Dach des Erweiterungsbaus liegen 256 Hochleistungsmodule, die zusammen bis zu 64 Kilowatt Sonnenstrom erzeugen können. Der Strom wird vorrangig direkt in der Schule verbraucht, nur die Überschüsse an Wochenenden oder in den Ferien fließen ins öffentliche Stromnetz. Es wird erwartet, dass die Schule künftig einen großen Teil ihres gesamten Strombedarfs von der Sonne erhält. Nur bei Bewölkung und in der Dunkelheit muss Strom aus dem Netz bezogen werden.
Das Projekt nahm seinen Anfang im Rahmen eines Praxis-Seminars an der Schule als Teil der gymnasialen Oberstufe. Die Schüler arbeiten dabei ein Jahr lang in einem Projekt mit, das gemeinsam mit außerschulischen Partnern umgesetzt wird. Fünfzehn Schüler aus dem Abiturjahrgang 2015 nahmen daran teil. Gruppenbetreuer Stephan Volkamer, Fachlehrer an der Schule, und der Projektleiter des Landkreises, Johannes Löblein, teilten den Schülern immer wieder Aufgaben zu, welche in Gruppen bearbeitet wurden, um sie dann im Plenum zu präsentieren und darüber zu diskutieren.
Da damals die eigentliche Planung der Photovoltaik-Anlage noch nicht so weit war, haben die Schüler anfangs theoretische Aufgaben bearbeitet, konnten sich aber später noch teilweise bei der eigentlichen Planung beteiligen. Die Schüler mussten sich unter anderem mit Themen wie der Technik, Montagemöglichkeiten, Angebotseinholung, Besprechungen und einfachen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen auseinandersetzen.
Mit dem Geschäftsmodell der Sonneninitiative, ein 2003 gegründeter Verein zur Förderung regenerativer Energiegewinnung, konnte die Idee einer Photovoltaikanlage als Bürgersolaranlage umgesetzt werden. Im Mai wurde eine Infoveranstaltung in der Schule ausgerichtet. Schnell fanden sich Bürgerinnen und Bürger, die von dem Projekt begeistert waren und sich an der Finanzierung des 82000 Euro teuren Projekts beteiligten.
Der Verein Sonneninitiative ist Eigentümer der Anlage und hat das Dach gemietet. Die Mietvereinbarungen wurden in einem Gestattungsvertrag geregelt. Im Gegenzug bezieht der Landkreis den günstig erzeugten Ökostrom der Photovoltaikanlage von der Sonneninitiative, was über einen Stromliefervertrag geregelt wurde.
Sonnige Stromproduktion
Kürzlich wurde das Bürgersonnenkraftwerk offiziell eingeweiht. Stellvertretender Landrat Kurt Unger, Bürgermeister Kurt Förster, Schulleiter Walter Först, ehemalige Schüler des Praxisseminars von Stephan Volkamer, Vertreter des Vereins und des Elternbeirats stießen bei einem kleinen Festakt mit Sekt auf das gelungene Ergebnis an. Vom Verein erklärten Volker Klös und Gebietsvertreter Karl-Heinz Konrad technische Details und zu den Modulen auf dem Dach bis zur Elektrik im Anschlussraum. Einer sonnigen Stromproduktion für die nächsten 30 bis 40 Jahre steht nichts mehr im Weg.
Eine Solaranlage auf dem Dach lohnt sich vor allem dann, wenn viel Solarstrom selbst verbraucht wird. Denn der Strom aus der eigenen Anlage ist deutlich günstiger als der vom Stromversorger. Je höher der Anteil des Eigenverbrauchs, desto eher lohnt sich die Anlage. Die niedrige Einspeisevergütung macht es kaum noch rentabel, den erzeugten Strom an den Netzbetreiber zu verkaufen.
Wer den Solarstrom komplett einspeist, kann oft schon froh sein, wenn er in 20 Jahren wenigstens die Kosten wieder hereinholt. Der Gesetzgeber hat die Solarförderung in den vergangenen Jahren fast halbiert. Eine passable Rendite bringt eine Anlage in der Regel nur noch: bei günstigem Anschaffungspreis, an sonnenreichen Standorten oder bei hohem Eigenverbrauch. sis