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„Immer am Ball bleiben“

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Fünf Maurer- und sieben Zimmergesellen vom Lehrlingsstande freigesprochen

OHRENBACH – „Auf dem Laufenden zu bleiben, das ist das Gebot der Stunde.“ Diese Worte richtete Obermeister Alfred Schubart bei der Freisprechungsfeier der Bauinnung Rothenburg-Uffenheim im Gasthaus „Rotes Ross“ an die angehenden Gesellen. Nur mit lebenslangem Lernen könnten diese die neuen Herausforderungen bewältigen.

Gehen als die sechs Freigesprochenen aus dem hiesigen Raum mit Zuversicht in die Gesellenzeit: von links Kevin Rogner, Steven Isler, Simon Schmidt, Daniel Weingärtner, Alexander Werner und Hans Seybold.  Fotos: Pfänder

Gehen als die sechs Freigesprochenen aus dem hiesigen Raum mit Zuversicht in die Gesellenzeit: von links Kevin Rogner, Steven Isler, Simon Schmidt, Daniel Weingärtner, Alexander Werner und Hans Seybold. Fotos: Pfänder

In diesem Jahr haben insgesamt 13 Auszubildende ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt. Vom Lehrlingsstand freizusprechen und in den Gesellenstand zu erheben waren jetzt sechs Maurer und sieben Zimmerer. Freigesprochen als Maurer aus dem hiesigen Bereich wurden Hans Seybold und Alexander Werner aus Rothenburg (beide Ausbildungsbetrieb Firma Johann Stein, Wachsenberg), Simon Schmidt aus Ohrenbach (Firma Breitenbücher GmbH, Steinsfeld) und Steven Isler aus Dombühl (Firma Willy Pümmerlein, Insingen). Mit einem Notendurchschnitt von 2,35 war Alexander Werner auch Innungssieger bei den Maurergesellen. Bei den Zimmerern freigesprochen wurden Daniel Weingärtner aus Schönbronn (Firma Hans Krauss, Schwabsroth), Kevin Rogner aus Diebach (Firma Friedrich Kaufmann, Theuerbronn), Maximilian Held aus Wettringen und Jonas Neefischer (beide Firma Friedrich Schurz & Sohn, Leipoldsberg). Innungssieger hier war Bastian Pöschl aus Oberickelsheim. „Für sie hat es sich gelohnt durchzuhalten, beharrlich zu lernen und schwierige Aufgaben sicher zu meistern“, wandte sich Innungsobermeister Alfred Schubart an die Freizusprechenden. Für diesen Einsatz würden sie heute ihren Gesellenbrief in den Händen halten, der ihnen viele Möglichkeiten für die weitere berufliche Laufbahn eröffne. „Dass sie so weit gekommen sind, verdanken sie ihrer Lernbereitschaft und ihrer Zielstrebigkeit“, sagte der Obermeister.

Zu verdanken sei es unter anderem auch den Ausbildern in Betrieb und Schule, die ihnen Wissen und Erfahrungen vermittelt haben, sie gefördert aber auch gefordert haben, führte Schubart in seiner Rede aus und verglich das beginnende Berufsleben mit einem Marathonlauf. Denn auch hier gehe es darum, sehr gut vorbereitet an den Start zu gehen sowie einen langen Atem zu haben und reichlich Kondition auf der Strecke zu beweisen. Das Gebot der Stunde sei nun, auf dem Laufenden zu bleiben und mit Fort- und Weiterbildung immer am Ball zu sein. Lebenslanges Lernen sei angesagt. „Nur so können sie alle neuen Herausforderungen, die auf sie zukommen, auch annehmen und bewältigen“, richtete Obermeister Alfred Schubart in seiner Rede die Worte an die Junghandwerker, sprach diese dann von ihren Lehrverträgen frei und erhob sie in den Gesellenstand.

Innungsobermeister Alfred Schubart und Bauinnungs-Geschäftsführerin Sieglinde Rauch.

Innungsobermeister Alfred Schubart und Bauinnungs-Geschäftsführerin Sieglinde Rauch.

Der Gesellenbrief sei ein Wertpapier, das nicht den Schwankungen der Börse ausgesetzt ist, ließ Kreishandwerksmeister Kurt Held in seiner Rede wissen. Ausbilder und Auszubildende würden heute anders miteinander umgehen. Trotzdem sei diese Zeit „kein Zuckerschlecken“, äußerte Held. Es galt viel zu lernen. Die Ausbilder hätten viel abverlangt, aber auch immer wieder viel Verständnis aufgebracht, stellte der Kreishandwerksmeister heraus. Nun sei für die Junghandwerker die Türe zum beruflichen Ein- und Aufstieg geöffnet. Im übrigen gehe es dem Handwerk zur Zeit gut, man sei ausgelastet, ließ Held wissen. Er hoffe, dass dieser Trend anhalten werde. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt würden steigen. Die Handwerkskammer suche händeringend Nachwuchs, betonte Kurt Held. Wichtig sei aber, die derzeitigen bürokratischen Hürden abzubauen, um dem Mangel zu begegnen. „Die Ausbildungszeit ist vorbei, aber das Lernen währt ein Leben lang“, gab er den Freizusprechenden zu verstehen. Eine qualifizierte Fort- und Weiterbildung sei gefordert, schließlich überholten sich heute Kenntnisse und Fertigkeiten. Auch auf die Möglichkeit der Meisterkurse verwies der Kreishandwerksmeister und bedankte sich bei Obermeister Alfred Schubart für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen.

Die Grüße der Stadt Rothenburg überbrachte Bürgermeister Dieter Kölle und beglückwünschte die jungen Handwerker für die „tolle Leistung“, auf die sie stolz sein könnten. Nun hätten sich diese eine hervorragende Basis für ihre berufliche Zukunft geschaffen. „Baufachkräfte werden dringend benötigt, um auch in Zukunft die vielen baulichen Aufgaben zu bewältigen“, sagte Kölle und verwies auf die Stadt Rothenburg als Beispiel. Die Junggesellen müssten sich keine Sorgen machen, gab Bürgermeister Johannes Schneider als Kreisrat zu verstehen und verwies auf die Millioneninvestitionen des Landkreises für Schulen. „Wir brauchen euch und wir brauchen das Handwerk“, sagte Schneider. Einen ausführlichen Bericht für die Berufsschulen erstattete Studiendirektor Reinhold Kreinhöfner. Für die erfolgreiche Teilnahme an der Qualitätsoffensive „Meisterhaft“ konnten zum Abschluss der Feier noch mehrere Zimmererbetriebe die entsprechenden Urkunden entgegennehmen. Aus dem hiesisgen Raum waren es Dieter Holzinger (Adelshofen), Hans Krauß (Schwabsroth), Friedrich Kaufmann (Theuerbronn), Holger Krauß (Frommetsfelden) und Kamleiter GmbH (Schillingsfürst). Die vier „Bernemer Bergzwetschgen“ haben die Freisprechungsfeier mit flotten Weisen – unter anderem mit den Stücken „Amselpolka“ und „Erinnerungswalzer“ musikalisch gekonnt umrahmt. hap


Tragende Werte-Säulen wichtiger

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Frühstückstreffen für Frauen im Wildbad beschäftigte sich mit den Anfechtungen in moderner Zeit

ROTHENBURG – Das Frühstückstreffen für Frauen im Theatersaal der Tagungsstätte Wildbad hat auch in seiner jüngsten Auflage wieder zahlreiche interessierte Frauen angezogen. Referentin Cornelia Mack, Sozialpädagogin aus Filderstadt-Bonlanden, verstand es, mit ihrem Vortrag „Was sind unsere Werte wert?“ anzusprechen.

Aufmüpfiger Theatersaal? Die Demo ist nur gespielt. Fotos: Vorlaufer

Aufmüpfiger Theatersaal? Die Demo ist nur gespielt. Fotos: Vorlaufer

Karin Sackenreuter konnte zahlreiche Gäs­te begrüßen. Dabei stellte sie auch kurz die Ziele des überkonfessionellen Vereins „Frühstückstreffen für Frauen in Deutschland e. V.“ vor. Für die musikalische Umrahmung sorgte mit vier Vorträgen Oswin Voit an der Harfe. Mit dem Anspiel als Demonstration mit Transparenten wie „Geiz ist geil“ oder „Haste was, dann bist du was“ sorgten die Frühstücksfrauen passend zum Thema des Vortrages für Aufmerksamkeit. Zu Beginn ihrer Ausführungen betonte Cornelia Mack, dass sie in ihren Vorträgen Werte transportieren möchte. Sie habe ein Oberthema in ihrem Leben, das man so beschreiben könne: die Verbindung von Glaube und Psychologie. Ihr Lieblingssatz heißt „Die Bibel ist das beste Psychologiebuch der Welt“. Man spreche, wenn man von der Werteentwicklung ausgeht von drei Orientierungsphasen. Die erste Phase sei die Prä-Moderne, dann die Moderne und jetzt gerade seien wir in der Post-Moderne. Die Prä-Moderne war nach dem ersten Weltkrieg, wo Begriffe wie Treue, Fleiß, Gehorsam und so weiter tragend waren. Dann kam die Moderne mit den 68ern. Durch die damaligen Schlagworte wurden die bisherigen Werte in Frage gestellt, unter anderem auch die der Familie.

In der Phase, in der wir jetzt seien – die Übergänge seien immer fließend – ist die Post-Moderne. „Es ist die Zeit, die einhergeht mit der neuen Technologie des Internets. Erinnern Sie sich noch an die Zeit ohne Internet, ohne Handy und ohne Computer?“, fragte die Referentin in den Saal. In der heutigen Soziologie spreche man von zwei Bevölkerungsgruppen: von den Eingeborenen in die digitale Welt, also alle, die 35 Jahre und jünger seien, und die anderen seien die Einwanderer in die digitale Welt. Im Moment sei es eine Zeit, wo beide Gruppen miteinander lebten. „Diese große Vernetzung durch das Internet, diese weltweite Verflechtung macht ganz viel mit unserer Welt und unserem Lebensgefühl. Wir erleben es als eine Zeit der Beschleunigung“, stellte Cornelia Mack fest. Mit E-Mails seien wir heute in Sekundenbruchteilen in jedem Erdteil der Welt. Die Geschwindigkeit der Übermittlung von Information habe sich um das Hunderttausendfache beschleunigt, aber nicht die Geschwindigkeit, mit der wir reagieren können. „Das ist ein Lebensgefühl, das viele haben, die Zeitersparnis hat einerseits zugenommen, aber der Zeitdruck auch“, merkte sie an.

Referentin: Sozialpädagogin Cornelia Mack.

Referentin: Sozialpädagogin Cornelia Mack.

„Wie orientieren wir uns denn oder was hilft uns denn jetzt in dieser Wertverunsicherung?“, fragte die Vortragende. Man könne natürlich viele unterschiedliche Werte nehmen und sagen die bräuchten wir. Was sie immer wieder entdecke und spannend finde, dass die Bibel, zum Beispiel die zehn Gebote, als tragende Säulen sich uns vor Augen stelle. Die Gebote, die Gott den Menschen gebe, seien ja keine Verbote, sie seien Ermöglichungen zum Leben. Sie seien Hinweise darauf wie Leben gelingen könne und dass wir wertvoll seien für Gott. Neben anderen führte Cornelia Mack das vierte Gebot an: „Du sollst den Feiertag heiligen“. Das sei hochaktuell. Dass Gott dem Menschen einen Tag gebe, wo er zur Ruhe kommen könne. Das Gebot entlaste uns davon, dass wir unseren ganzen Wert allein von unserem Tun und Leisten abhängig machen würden. Auch das sechste Gebot „Du sollst nicht töten“ sei heute ein wichtiges Thema. „Wie gehen wir um mit werdendem Leben, wie gehen wir um mit Schwachen, mit Behinderten, mit Kranken und mit Sterbenden? Wir haben keine Verfügung über den Tod. Die hat allein Gott“, stellte die Referentin fest. Wie würden wir Menschen ermöglichen, die vor mordenden Horden fliehen, ein Leben in Würde zu führen, das sei heute eine drängende Frage. Wir dürften, egal was in unserem Leben war oder ist, aus der Vergebung Gottes leben. Egal, was wir getan hätten, Gott reiche uns immer die Hand zum Neuanfang. Zehn Gebote, von denen sie einige nur kurz gestreift hätte, das seien Wert-orientierungen, die uns weiterhelfen würden. Es sei letztlich unsere Entscheidung welchen Werten wir folgen wollen, aber es sei ein Angebot, das Gott uns mache, dass hier ein Wertecodex uns vorgegeben sei, der uns helfe mit unserem Leben besser zurechtzukommen.

„Damit das Miteinander gelingt, damit ich selber auch ein würdiges, ein wertvolles Leben für mich gestalten kann, damit ich wieder zurückfinde aus Umwegen und Sackgassen, aus Löchern der Schuld oder der Verletzungen, die andere mir angetan haben, dass ich wieder aufsteigen kann aus diesen Löchern und dass ich eine neue Orientierung und eine neue Wegweisung für mein Leben bekomme“, das seien Werte, die unser Leben wirklich in der Tiefe tragen würden, die unserem Leben Qualität und Sinn gäben, Hoffnung und Stabilität, betonte Cornelia Mack. „Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie in dieser Zeit, die Sie als verwirrend oder schwierig oder beängstigend erleben – sei es die Post-Moderne oder jetzt auch die Flüchtlingswelle, die vielen Menschen auch Angst macht – dass Sie wissen, ich brauche keine Angst zu haben, ich bin sicher unterwegs mit jemand, der mit mir geht, der mich hält, der mich trägt und der mich zu einem guten Ziel führt mit diesen Werten, die er mir schenkt. Das wünsche ich Ihnen von Herzen.“ Mit diesen aufbauenden Worten beendete Cornelia Mack ihren Vortrag, der mit einem lang anhaltenden Beifall aufgenommen wurde. vr

Der 20. Almabtrieb

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Gailrother Großveranstaltung aus kleinsten Anfängen entwickelt

GAILROTH  – Was vor rund zwei Jahrzehnten aus einer Bierlaune heraus entstanden war, hat bis heute nichts von seiner Attraktivität eingebüßt und zieht jährlich Massen von Besuchern an: Der Gailrother Almabtrieb findet am Samstag, 24. Okto-ber zum 20. Mal statt und feiert damit ein kleines Jubiläum. Aus kleinen Anfängen wurde im Laufe der Zeit eine für Westmittelfranken außergewöhnliche Großveranstaltung an der Kapazitätsgrenze.

Nach einer Feuerwehrübung in dem Ortsteil von Schnelldorf war man im Juni 1996 im damals noch vorhandenen Dorfwirtshaus bierselig zusammengesessen. Die Idee für einen Almabtrieb schwirrte schon länger in den Köpfen einiger Ortsbewohner, weil ein örtlicher Landwirt in jedem Herbst seine Kühe von einer Weide in Theuerbronn heim nach Gailroth bringen musste. „Wenn ihr das Vieh mal durch das ganze Dorf treibt, zahle ich 100 Liter Bier“, entfuhr es Herbert Gundel. Damit war die Idee für den ersten Gailrother Almabtrieb geboren, weil sich die anderen durstigen Kehlen dieses Angebot nicht entgehen lassen wollten. Weil aber „nur Trinken langweilig ist“ und in der Herbstzeit ohnehin alljährlich eine Kuh geschlachtet worden war und man darüber hinaus Beziehungen zu einem Meerrettich-Händler hatte, entschloss man sich spontan, am 9. November 1996 nach dem Viehtrieb eine gesellige Veranstaltung mit Rindfleisch in Meerrettichsauce in der Autogarage des besagten Landwirts abzuhalten.

Seit 20 Jahren wird in Gailroth ein Almabtrieb abgehalten. Aus kleinen Anfängen wurde ein Großereignis. Fotos: Meyer

Seit 20 Jahren wird in Gailroth ein Almabtrieb abgehalten. Aus kleinen Anfängen wurde ein Großereignis. Fotos: Meyer

In den ersten beiden Jahren handelte es sich um eine ausschließlich private Veranstaltung; nur wer persönlich eingeladen war durfte daran teilnehmen. 1998 wurde der Gailrother Almabtrieb dann erstmals öffentlich abgehalten, fand aber noch immer auf dem landwirtschaftlichen Anwesen am Ortseingang aus Richtung Theuerbronn statt. Pioniergeist und Flexibilität war gefragt, um die eine oder andere Hürde zu nehmen. Eine Halle und selbst ein Fahrsilo mussten als Veranstaltungsort herhalten; eine Bar wurde kurzer Hand im Kornspeicher improvisiert. Als Tanzfläche diente eine Getreide-Box. Weil der örtliche Obst- und Gartenbauverein mit seinem damaligen Vorsitzenden Gerhard Günner zu dieser Zeit keine eigene Veranstaltung ausrichtete und somit einer Einnahmequelle entbehrte, nahm sich dieser Verein ab 1998 der Ausrichtung des nunmehr alljährlichen Almabtriebs an. Nachdem 1999 in dem kleinen Ort mit dem Bau einer großen Gemeinschaftsmaschinenhalle begonnen worden war, wurde der gesellige Teil der Veranstaltung im gleichen Jahr erstmals in zwei Zelten im Rohbau der Halle ausgetragen. Fortan sollte die Räumlichkeit zum Stimmungsmittelpunkt des Spektakels werden.

Hatte sich der eigentliche Almabtrieb in den ersten Jahren auf einige Kühe, Ziegen und Schafe konzentriert, welche von kleinen Kindern und dem örtlichen Posaunenchor auf einem Pkw-Anhänger begleitet worden waren, so änderte sich dies mit einem Vorstellungsgespräch des damaligen Bürgermeisterkandidaten Thomas Unhoch im Jahre 2002 grundlegend. Unhoch stammt aus Söchtenau bei Rosenheim und noch während seiner Vorstellung beim Vorsitzenden des Gartenbauvereins wurde ihm das Versprechen abgerungen, dass er die Blaskapelle seines Heimatortes samt Trachtengruppe zum Almabtrieb bringen wird, sollte er zum neuen Schnelldorfer Bürgermeister gewählt werden. Nachdem Unhoch am 1. Mai 2002 auf dem Chefsessel im Rathaus Platz genommen hatte, musste er sein Versprechen einhalten und der Almabtrieb erlebte einen großen Aufschwung und wurde zu einem festen Bestandteil im Veranstaltungskalender.

Die örtliche Festgemeinschaft kümmert sich vorab intensiv um die Organisation.

Die örtliche Festgemeinschaft kümmert sich vorab intensiv um die Organisation.

Ein erster Besuch des Bayerischen Fernsehens hatte der Veranstaltung 2002 zusätzlich einen großen Schub verliehen. Fortan musste in der Halle Jahr für Jahr mehr Platz geschaffen werden und Musikkapellen aus dem Allgäu mit farbenfrohen Trachtengruppen gehörten in der Folge zum Standardrepertoire des alljährlichen Umzuges. Weil der Gartenbauverein mit der immer größer werdenden Veranstaltung zunehmend überfordert war, übernahm ab 2006 eine eigens ins Leben gerufene Festgemeinschaft die Organisation und Ausrichtung. Seitdem wird der kleine Festzug zum Almabtrieb von Jahr zu Jahr attraktiver. So wird am 24. Oktober erstmals auch eine Jugendgruppe aus Tiefenbach mit Einrädern beteiligt sein. Überhaupt nimmt der baden-württembergische Einschlag einen großen Anteil an der Veranstaltung, haben doch schon Teilnehmer und Gruppen aus Gammesfeld, Schrozberg, Hausen am Bach und Fichtenau mitgewirkt. Auch das Publikum kommt zu einem großen Teil von der anderen Seite der Landesgrenze. Jahr für Jahr zählt man mittlerweile weit über 2000 Besucher, doch ist die Kapazitätsgrenze jetzt erreicht. Mehr will man nicht und mehr kann man auch nicht, so der einhellige Tenor. Eine Vergrößerung würde auch dem einmaligen Flair und der Atmosphäre der Veranstaltung schaden, ist man sich vor Ort einig.

Ohnehin ist in der Woche vor dem Almabtrieb das ganze Dorf mit zahlreichen Bekannten und weiteren freiwilligen Helfern gefordert, um das Großereignis jedes Jahr zu stemmen. Auch werden die beteiligten Gruppen aus dem Allgäu am alljährlichen Wochenende mit der Zeitumstellung auf die Winterzeit privat untergebracht, wodurch schon viele Freundschaften entstanden sind. Oft war ein gemeinsames Frühstück im örtlichen Dorfgemeinschaftshaus am folgenden Sonntagmorgen schon die Krönung der eigentlichen Veranstaltung, weil dann die Mitwirkenden endlich auch Zeit zum Feiern hatten. Nach getaner Arbeit ist jeder im Dorf dann stolz, wieder dabei gewesen zu sein. hm

Mord in der Stadtbücherei

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„Lange Kriminacht“ mit Autorin Petra Kirsch und Lesung zu Agatha Christie

ROTHENBURG – Allein am Leben zu sein ist eine große Sache. Von dieser Weisheit der berühmten Autorin Agatha Christie konnten sich die Gäste der Stadtbücherei bei zwei Abenden aus der Welt der Kriminalromane überzeugen.

Bei der „Langen Kriminacht“ tauchten 23 Gäste mit der Nürnberger Autorin Petra Kirsch in die Welt der Krimis ein. Zu Beginn des Abends las sie in gekonntem Wechsel zwischen fränkischem und oberpfälzischem Dialekt aus ihrem neuen Regionalkrimi „Mord auf Fränkisch“, in dem die Kommissarin Paula Steiner im mysteriösen Todesfall einer jungen Frau aus Nürnberg ermittelt. Das Erinnerungsvermögen der aufmerksamen Zuhörer wurde nach der lebendigen und schauspielerisch untermalten Lesung bei einem Quiz auf die Probe gestellt. Als Gewinn winkte ein Exemplar des zuvor präsentierten Romans sowie kleine Häppchen und Rotwein für alle. So konnten sich die Gäste in geselliger Runde von den spannenden Ermittlungen erholen, bevor Petra Kirsch sich und das Publikum in einen weiteren Kriminalfall stürzte. Etwa die Hälfte der Zuschauer blieb nach der Lesung noch in der Stadtbücherei, blätterte in den ausgestellten Krimi-Neuerscheinungen oder übte sich selbst als Ermittler in einer Krimi-Rallye, die vom Bücherei-Team um die Leiterin Hannelore Hochbauer vorbereitet worden waren. Die einzelnen Gruppen, darunter auch einige Besucher der Stadt von auswärts, hatten sichtlich Spaß am Rätseln. Am darauffolgenden Samstagnachmittag lenkte die kleine Literaturbühne Waldenburg mit einer literarisch-musikalischen Lesung zur britischen Schriftstellerin Agatha Christie den Blick hinter die Kulissen eines jeden Romans. Die meistgelesene Autorin des 20. Jahrhunderts hatten sie anlässlich ihres 125. Geburtstages ausgewählt. Ihre Bücher wurden weltweit rund 2 Milliarden Mal verkauft und in über 100 Sprachen übersetzt. Kein Wunder, dass auch ihr eigenes Leben reichlich interessante Geschichten bietet, die von Renate Mutschler-Schüz zusammengetragen und gemeinsam mit Maria Binder und Ute Leenders zu der am Samstag vorgestellten Lesung entwickelt wurden. Für Heiterkeit und wache Sinne bei den 18 Zuschauern sorgte eine kleine Startschwierigkeit durch fehlenden Strom für das E-Piano. Denn in der Welt der Krimis gehören unvorhergesehene Ereignisse schließlich dazu. Unverzüglich wurde das Problem behoben und schon stimmten passende Klavierklänge das Publikum für die Lesung ein. Maria Binder schlüpfte in die Rolle der Agatha Christie und zog im Lauf der Inszenierung immer neue Lebenskapitel aus dem großen Topf der Erinnerungen der Agatha Christie. Erinnerungen seien das Glück und die Entschädigung des Alters, soll die Autorin gesagt haben. Im Wechsel mit Renate Mutschler-Schüz in der Rolle einer Erzählerin führte sie durch das Leben der Schriftstellerin, während Ute Leenders mit kurzen Klavierstücken, Telefonklingeln und Explosionsgeräuschen die Szenen untermalte.

Renate Mutschler-Schüz, Maria Binder und Ute Leenders setzen Agatha Christie ins Bild. Fotos: Lomb

Renate Mutschler-Schüz, Maria Binder und Ute Leenders setzen Agatha Christie ins Bild. Fotos: Lomb

Das Publikum lernte Agatha Christie als eigenwillige Frau kennen, die aus einer wohlhabenden Familie stammte. 1890 im Süden Englands geboren erlebte sie eine freie und inspirierende Kindheit und war stets von starken Frauen umgeben, die sie in ihren Talenten förderten. Nur das Lesen musste sie sich im Alter von fünf Jahren selbst beibringen, in dem sie sich Straßenschilder vorlesen und buchstabieren lies, weil ihre Mutter ihr das Lesen erst drei Jahre später beibringen wollte. Nachdem ihre Versuche als Pianistin und später als Sängerin, an ihrer Angst in der Öffentlichkeit aufzutreten scheiterten, wurde sie erst mit 18 Jahren durch den Vorschlag ihrer Mutter auf die Idee gebracht, Geschichten zu schreiben. Von den anfänglichen Schwierigkeiten, einen Verleger zu finden, ließ sie sich nicht aufhalten und hörte mit dem Schreiben bis ins hohe Alter nicht wieder auf. Besonders bekannt ist sie für die Charaktere Hercule Poirot und Miss Marple, die in ihren Kriminalromanen die Ermittlungen von mysteriösen Todesfällen aufnehmen. Trotz des Erfolgs ihrer Romane spielte für sie lange Zeit das Leben als Mutter und Hausfrau und später als Besitzerin mehrerer Häuser die größere Rolle, galt das Schreiben als Nebensache. Die Inspirationen für ihre Kurzgeschichten und Romane sammelte sie im täglichen Leben. Besonders prägend für ihre Romane waren ihre Erlebnisse während des ersten Weltkrieges, als sie im Krankenhaus und der Apotheke arbeitete, wo sie sich ein exzellentes Wissen über Medikamente und Gifte aneignen konnte, und ihre Reisen und das Leben im Orient. Einige Geheimnisse über ihr privates Leben hat die im Jahr 1976 verstorbene Autorin nie preisgegeben. Durch die mit Humor und Liebe fürs Detail ausgewählten Requisiten wie der Holzreifen aus Agathas Kindheit oder den Fotografien einer Reihe von Männern, die alle nicht dem Geschmack der wählerischen jungen Frau entsprachen, fiel es leicht, in das Leben der Autorin einzutauchen. Der immer wieder hergestellte Bezug zum Publikum wie der Klatsch und Tratsch mit Miss Marple oder dem gemeinsam gesungenen Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König“ machte die Lesung sehr lebendig. In der Pause wurden wärmender, schwarzer Tee, Sandwiches und köstliche Plätzchen gereicht und das Publikum tauschte sich über die Lesung und die eigenen Erfahrungen mit den Romanen von Agatha Christie aus. Rund 15 Krimis, einige in neuen Editionen, können in der Stadtbücherei entliehen werden. ml

Liszt und der Kardinal

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Schillingsfürst gedenkt am Wochenende einer großen Männerfreundschaft

SCHILLINGSFÜRST – Am Denkmal von Franz Liszt im Kardinalsgarten wird am Sonntag, 25. Okto-ber, bei einer Matinee (Beginn 11 Uhr) des 204. Geburtstages des Tonschöpfers gedacht.

Die Sonderstellung Liszts unterstreicht die Platzierung seines Denkmals auf einem Hügel im Kardinalsgarten.

Die Sonderstellung Liszts unterstreicht die Platzierung seines Denkmals auf einem Hügel im Kardinalsgarten.

Damit wird ein Stück weit auch ein Beschluss des Kulturfördervereins umgesetzt. Eine alljährige Würdigung des Komponisten ist von den Freunden der Kultur ums Schloss festgelegt worden. Die Stadtkapelle unter Leitung von Jürgen Strauß hat zugesagt, die Feier mit Musikstücken zu gestalten, die Liszt seinem Freund, Kardinal Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst, und dessen Frau Marie gewidmet hat. Der ranghohe Kirchenmann hat das einzige, noch zu Lebzeiten von Liszt für den Komponisten errichtete Denkmal vor 130 Jahren persönlich und feierlich eingeweiht. Sein Name ist außerdem mit der Instandsetzung der Villa d’ Éste in Tivoli nahe Rom verbunden. Dort war Liszt häufig zu Gast. Fürst Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, aktueller Chef des Hauses Hohenlohe-Schillingsfürst und der österreichischen Linie entstammender Schlossherr auf dem barocken Schillingsfürster Adelssitz, wird diese Feier mit Anekdoten aus dem Leben des Kardinals ausschmücken. Um 12 Uhr beginnt eine Schlossführung. Die Schillingsfürster Gastronomie hat überlegt, ob sie an diesem Tag auch zu einem kulinarischen Schmankerl einladen wird.

Jugendbildnis des Kardinals Gustav Adolf.

Jugendbildnis des Kardinals Gustav Adolf.

Unabhängig davon freue sie sich sehr, dass ein rundes Programm um Kardinal Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst geboten werden könne, das die Freundschaft zweier Persönlichkeiten würdige, zeigt sich Anita Biel für den Kulturförderverein angetan von den Initiativen. Als Leiterin der Volkshochschule Schillingsfürst bittet sie am Sonntag-nachmittag (Beginn 14 Uhr) zum Vortrag „Kardinal Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst – zwischen Rom und fränkischer Provinz“ von Wolfgang Osiander in den Konzertsaal des Schlosses. Kardinal Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst ist eine der tragischen Persönlichkeiten der Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts. Zwar erklomm er als Kleriker in Rom rasch die kirchliche Karriereleiter und wurde 1866 mit 43 Jahren Kardinal, doch starb er dreißig Jahre später in tiefem Zerwürfnis mit der Katholischen Kirche und geriet danach weitgehend in Vergessenheit. Er gehört aber auch zu jenen Kirchenmännern des 19. Jahrhunderts, die geradlinig ihren Weg gingen und sich nicht vereinnahmen ließen.

Er lehnte das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes konsequent ab, verließ daraufhin Rom und ließ sich für sechs Jahre in Schillingsfürst nieder. Obwohl er zeitweise um sein Leben fürchtete, wurde er u.a. zum Gründer der heutigen Realschule und hinterließ so bleibende Spuren. Zu diesen gehört auch das Denkmal des Komponisten Franz Liszt im Kardinalsgarten, das Zeugnis einer tiefen Verbundenheit der beiden Männer. Dekan Hans-Peter Kunert hat angekündigt, zum Vortrag das original Messgewand des Kardinals mitzubringen. Es gehört zu den Kostbarkeiten der Sammlung im Bestand der katholischen Kirche. Der Vortrag kostet keinen Eintritt. Um eine freiwillige Spende wird gebeten. Volkshochschule Schillingssfürst und Kulturförderverein Schloss Schillingsfürst zeichnen fürs Zustandekommen verantwortlich. Kurze Anmeldung ist erwünscht unter Telefon 09868/800. -ww-

Erste virtuelle Führung auf jüdischen Spuren

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Rothenburger Realschüler erarbeiteten App für Smartphone und Computer – Informationen in vier Sprachen zu elf Stationen

ROTHENBURG – Sich per Smartphone oder per Computer auf jüdischen Spuren durch Rothenburg führen lassen. Das ist jetzt dank einer Entwicklung im Informatik-Unterricht der Oskar-von-Miller-Realschule möglich.

Maximilian Klingert und Tobias Heilscher stellen die App im Rathaus vor. Foto: Weber

Maximilian Klingert und Tobias Heilscher stellen die App im Rathaus vor. Foto: Weber

Im Wahlfach haben Schüler innerhalb von zwei Jahren unter technischer Begleitung ihres Lehrers Volker Barthelmess und unter inhaltlicher Begleitung ihres Lehrers Hans-Gustaf Weltzer sogenannte Apps auf die Beine gestellt, die über das jeweilige elektronische Medium den Zugang zu ausgearbeiteten Seiten mit Bildern und Informationen schaffen.

Als App bezeichnet man Programme oder Anwendungen fü̈r Smartphones bzw. Tablets, wobei zwischen nativen und Web-Varianten zu unterscheiden ist. Native Apps kö̈nnen aus einem Store heruntergeladen werden und kosten nichts oder nur ein paar Euro. Allerdings erfordern sie einen hohen Entwicklungsaufwand. Die Apps mü̈ssen auf verschiedene Plattformen abgestimmt werden.

Lob und Beifall

Aus den Reihen der Schüler stellten Tobias Heilscher und Maximilian Klingert das Ergebnis zuletzt im Kulturausschuss des Stadtrats vor und ernteten Lob und Beifall für die Gemeinschaftsleistung. Im Unterricht an der Realschule ist die App bereits zum Einsatz gekommen. Die Religionslehrkräfte gingen mit ihren Klassen auf Spurensuche und konnten so über das Internet an insgesamt elf Orten die Geschichte der Rothenburger Juden auf ihre Handys laden.

Stationen sind dabei das Rathaus, die erste Synagoge, das Judentanzhaus, die zweite Synagoge, die Judengasse, das Reichsstadtmuseum, die Jakobskirche, das Burgtor, der Pogromstein, ein Grabstein und die dritte Synagoge.

Zwei Nachmittage verbrachten die Schüler mit ihren Lehrern im Rothenburger Stadtarchiv. Archivarin Angelica Tarokic hatte bereits große Vorarbeit geleistet und alte Handschriften und Bilder zum Thema herausgesucht. Insgesamt haben 17 Schüler an der App mitgearbeitet. Die meisten davon über die komplette Entwicklungszeit von zwei Jahren.

Per QR-Code

Für jede der elf Spuren wurden auch sogenannte QR-Codes (Kette von Pixel-Zeichen in einem quadratischen Rahmen) erstellt. Würde die Stadt Rothenburg diese an den entsprechenden Stellen in Rothenburg anbringen, könnten Rothenburger Gäste die Informationen sofort auf ihr Handy laden und auch noch weiteren Spuren folgen, da auf der App eine Google-Map (Karte) verfügbar ist, die die Spuren anzeigt und mit anderen Informationen und Angeboten verbindet. Somit braucht man nur auf einen der elf Punkte zu tippen und es werden die Infos zu einer weiteren Spur angezeigt.

Das Angebot „Auf jüdischen Spuren durch das mittelalterliche Rothenburg“ gibt es in vier Sprachen: auf deutsch, englisch, französisch und japanisch. Englischlehrkraft Kerstin Bär übernahm die Ü̈bersetzung ins Englische, die Französischlehrer Alexander Müller und Ellen Neidenberger übersetzten mit den Austauschschülern und deren Lehrern aus dem Elsass die Texte ins Französische. Antonia Nakamura übersetzte die Texte ins Japanische.

PC-Variante

Schüler entwarfen auch eine Seite (im Fachbegriff Webside genannt), die für einen normalen PC-Anwender geeignet ist. Auf einem Desktop-PC würde die App, die speziell für Smartphones entwickelt wurde, nicht gut aussehen: Der Text wäre dann sehr klein, die Bilder würden sich über die ganze Bildschirmbreite erstrecken und wären unscharf, die Navigation wäre zudem unverhältnismäßig groß.

Titelseite des neuen virtuellen Angebots.

Titelseite des neuen virtuellen Angebots.

Gibt der Benutzer „www.judengemeinde.de“ und damit die sogenannte „Domain“ (sie ist geschützt und gesichert) ein, erkennt die App sozusagen automatisch, ob von einem Smartphone oder einem Desktop-PC die Seite aufgerufen werden möchte und ändert entsprechend auf den Anwender das Layout. -ww-

Flüchtlingsthema dominiert

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Bezirksversammlung gestern im Wildbad zu 90 Prozent mit dem Punkt befasst

ROTHENBURG – Beherrschendes Thema bei der gestrigen Bezirksversammlung des Bayerischen Städtetags im Rothenburger Wildbad war die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen in den Städten und Gemeinden Mittelfrankens. Es wurde dabei zwar positiv aufgenommen, dass Bund und Land eine bessere Unterstützung ankündigen. Tatsächlich angekommen sei in den Städten und Gemeinden aber bisher noch nichts, wurde kritisiert.

Gestern im Rokokosaal des Wildbads: Bezirksversammlung des Gemeindetags. Foto: Weber

Gestern im Rokokosaal des Wildbads: Bezirksversammlung des Gemeindetags. Foto: Weber

Allein bei den 25 kreisfreien Städten stünden in diesem Jahr durch die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen 65 Millionen Euro an Kosten offen, sagte Gemeindetags-Geschäftsführer Bernd Buckenhofer bei der Pressekonferenz am Mittag. Dr. Thomas Jung, Oberbürgermeister von Fürth und Bezirksvorsitzender der kreisfreien Verbandsmitglieder in Mittelfranken, spricht von 1,5 Millionen Euro für 2015 und voraussichtlich 2 Millionen Euro für 2016, auf denen seine Stadt allein in diesem Bereich sitzenbleibe. Aber es sei nicht allein Geld, das fehle: „Wir brauchen Grundstücke zum Bauen. An die kommen wir schwer, weil sie nicht zur Verfügung stehen und uns die Mittel fehlen.“

Alfons Brandl, Erster Bürgermeister von Herrieden und Bezirksvorsitzender der kreisangehörigen Verbandsmitglieder in Mittelfranken, fordert den Bund auf, möglichst schnell das Bauplanungsrecht so zu ändern, dass die Städte und Gemeinden in kürzerem Zeit-raum auf den veränderten Bedarf reagieren und mit modifizierten Flächennutzungsplänen für sich Handlungsspielraum schaffen.

Walter Hartl, Oberbürgermeister von Rothenburg und Gastgeber der Gemeindetagsrunde, beklagt die schwierige Situation auf dem Grundstücks- und Immobilienmarkt. Dass ausgerechnet in dieser Phase die Verkaufsbereitschaft bedingt durch das niedrige Zinsniveau „recht dünn“ ist, mache den Städten und Gemeinden zusätzlich zu schaffen.

Es müsse vor diesem Hintergrund verstärkt auch über Zwangsmittel nachgedacht werden dürfen, um hier voranzukommen und die dringend erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, betont Fürths Oberbürgermeister. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Situation in der Nachbarstadt Erlangen. Dort müsse noch für 600 Flüchtlingsfamilien Wohnraum geschaffen werden, der bisher weder auf dem Papier noch in Reichweite existiere.

Ein Dilemma sieht Gemeindetags-Geschäftsführer Bernd Buckenhofer. Der Staat lege zwar ein Programm zur Förderung des Wohnungsbaus auf und greife mit 200 bis 500 Euro pro Quadratmeter unter die Arme. Allerdings reichten die Fördermittel unter dem Strich gerade mal für die Hälfte der Kapazitäten, die zuletzt 1990 mit dem gleichen Geld für die Spätaussiedler geschaffen werden mussten. Zur Grundstücks- und Immobilienproblematik sagt er, hier müssten neue steuerliche Anreize geschaffen werden, die einen Verkauf lohnender machten als zur Zeit. Die Abgaben, die nach gültiger Regelung zu leisten sind, seien zu hoch.

Er leitet aus den Signalen aus Bonn und München eine Perspektive für die Städte und Gemeinden ab. Freilich sei die angekündigte Unterszützung finanziell zu wenig. Der Freistaat müsse zudem bereit sein, die bereitgestellten Mittel auch wirklich zu teilen. „Wir fahren alle auf Sicht,“ betont Herriedens Erster Bürgermeister: „Von den neuen Mitteln habe ich noch keinen Euro gesehen.“ Alfons Brandl sieht auf dem Land noch große Bereitschaft, Häuser für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Oft würden auf diesem Weg auch Leerstände beseitigt. Vielmehr „müssen wir schauen, dass die Stimmung nicht kippt“.

Ehrenamtlich werde Enormes geleistet bei der Betreuung der Asylsuchenden: „Aber die Freiwilligen brauchen Unterstützung und Betreuung.“ In seiner Stadt hat sich ein runder Tisch des Flüchtlingsthemas angenommen. In der 7600 Einwohner großen Stadt an der Altmühl sind derzeit 55 Asylsuchende untergebracht. Er habe dem Landkreis darüber hinaus für künftigen Bedarf die leerstehenden Hallen eines Getränkeherstellers angeboten. Dort könnten bis zu 150 Menschen unterkommen.

Dr. Thomas Bauer

Dr. Thomas Bauer

Bis zum Jahresende seien in ganz Mittelfranken noch 2500 zusätzliche Flüchtlinge unterzubringen, kündigt der Fürther Oberbürgermeister an und nimmt damit Bezug auf eine Zahl, die vom Regierungspräsidenten Dr. Thomas Bauer im Verlauf der Bezirksversammlung genannt worden war. Darauf sei man vorbereitet. Was danach komme, wisse keiner: „Das Thema beschäftigt uns 2016 weiter. Heute hat es 90 Prozent der Sitzung beansprucht. So etwas hat es schon lange nicht mehr gegeben.“ -ww-

Die Retter von Kreuth

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Familienmitglieder und Nachbarn bewahren Harald Frieß vorm Erstickungstod im Güllekanal

KREUTH – Als Landwirt Harald Frieß bei Wartungsarbeiten im Güllekanal ohnmächtig wird, geht alles ganz schnell. Ohne den Einsatz der Rettungskräfte abzuwarten, befreit Nachbar Herbert Leidenberger den 37-Jährigen aus der tödlichen Situation und rettet ihm damit das Leben.

Retter und Geretteter im Wohnzimmer in Kreuth vereint: auf dem Sofa (von links nach rechts) Anneliese Frieß, Maria Frieß, Harald Frieß und Sohn Simon Frieß. Stehend (von links nach rechts) Sabrina Hanneder, Roswitha Leidenberger und Christopher Weber. Friedrich Weber fehlt auf dem Bild. Foto: Anne-Lena Leidenberger

Retter und Geretteter im Wohnzimmer in Kreuth vereint: auf dem Sofa (von links nach rechts) Anneliese Frieß, Maria Frieß, Harald Frieß und Sohn Simon Frieß. Stehend (von links nach rechts) Sabrina Hanneder, Roswitha Leidenberger und Christopher Weber. Friedrich Weber fehlt auf dem Bild. Foto: Anne-Lena Leidenberger

„Nur zehn Minuten länger dort unten und es wäre zu spät für mich gewesen“, ist sich Harald Frieß sicher. Nie gab es Probleme, wenn der Landwirt aus Kreuth in seinen Güllekanal gestiegen ist. Anders an jenem heißen Augusttag, an dem er erneut den Deckel zu dem Kanal seines Hofes in Kreuth öffnet.

Wie ausgelöscht

„Ich weiß nicht mehr genau, weshalb ich nach unten gegangen bin. Der Tag ist wie ausgelöscht aus meinem Gedächtnis“, sagt Harald Frieß. Während er in den Güllekanal steigt, ist seine Mutter Anneliese Frieß ebenfalls anwesend und beaufsichtigt die Rinder. Sie ist somit auch vor Ort, als ihr Sohn kurz darauf das Bewusstsein verliert. So schnell wie möglich schließt sie den Güllekanal, um die Kühe von der Unfallstelle fern zu halten, holt ihre Schwiegertochter Maria Frieß aus dem gemeinsamen Haus und läuft auf die Straße um nach Hilfe zu rufen.

Auf die panischen Hilferufe reagieren Familie Leidenberger und Familie Weber aus Kreuth. „Wir brauchen ein Seil – das war unser erster Gedanke, als wir gehört haben, dass Harald im Güllekanal liegt“, erinnert sich Roswitha Leidenberger.

Herbert Leidenberger

Herbert Leidenberger

Nach Eintreffen der Nachbarn geht alles ganz schnell. Während sich Familie Weber um den kleinen Sohn der Familie Frieß kümmert und den Notruf absetzt, steigt Herbert Leidenberger ohne Umschweife in den Schacht des Kanals. „Ich wusste genau was ich tue“, sagt der Hofbesitzer aus Kreuth, „für jemanden, der nicht aus dem Bereich Landwirtschaft kommt, kann diese Situation jedoch sehr gefährlich werden.“ Er wusste, dass er tief Luft holen müsse und sich nicht zu weit nach unten begeben dürfe, erklärt Herbert Leidenberger.

Gülle sondert eine Reihe von Gasen ab, die sich je nach Konzentration hochgiftig bis tödlich auf den menschlichen Körper auswirken. Am Unfalltag haben unter anderem die warmen Temperaturen zu der hohen toxischen Wirkung geführt.

Ohne Puls

Nur notdürftig und an einem Arm kann der Landwirt seinen verletzten Nachbarn befestigen. Während Herbert Leidenberger von unten aus dem Schacht schiebt, ziehen Maria Frieß, Roswitha Leidenberger und Christopher Weber den bewusstlosen Harald Frieß aus dem Güllekanal.

Sein Puls ist kaum mehr zu spüren. Deshalb beginnt seine Frau umgehend mit Wiederbelebungsmaßnahmen. „Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen werde, hätte ich nicht geglaubt, dass ich das kann“, sagt Maria Frieß, „aber in einem solchen Moment ist alles anders.“ Bis die Rettungskräfte eintreffen, bleiben alle Helfer vor Ort und bemühen sich mit großem Einsatz um den Verunglückten.

Dass sich Harald Frieß wieder auf dem Weg der Besserung befindet, hat er dem schnellen und mutigen Handeln der Ersthelfer zu verdanken. „Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, das ist alles“, sagt Roswitha Leidenberger bescheiden. Dass sie, ihr Mann und die anderen Helfer für Harald Frieß zu Lebensrettern geworden sind, wird er ihnen aber nie vergessen. all


Etwas kostengünstiger

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Acht Vergaben für die Mehrzweckhalle beschlossen – Im Dezember ist Richtfest­

ROTHENBURG – Bei den voraussichtlichen Kosten der Mehrzweckhalle fährt die Stadt möglicherweise unter dem Strich günstiger als geplant. Allein die Vergabe von acht Gewerken am Donnerstagabend im Stadtrat ergab eine Einsparung gegenüber dem ursprünglichen Rahmen von 114000 Euro.

Der Bau der Mehrzweckhalle schreitet schnell voran. Ende November wird das Dach aufgesetzt. Foto: Weber

Der Bau der Mehrzweckhalle schreitet schnell voran. Ende November wird das Dach aufgesetzt. Foto: Weber

Das sei doch eine gute Nachricht, betonte Oberrechtsrat Michael Sommerkorn und auch Oberbürgermeister Walter Hartl zeigte sich erbaut. Vergeben worden sind jetzt die Zimmerer- und Holzbauarbeiten, die Dachdeckerarbeiten, die Dachabdichtungsarbeiten, die Fensterbauarbeiten Leichtmetall mit Sonnenschutz, die Lüftungstechnik, die Elektroinstallationsarbeiten, die Heizungstechnik und die Sanitärtechnik.

Stadtbaumeister Michael Knappe kündigte an, bei in unverändertem Tempo voranschreitenden Maurerarbeiten könne voraussichtlich schon Ende November das Dach des Gebäudes geschlossen werden. Das bedeute, dass noch im Dezember Richtfest gefeiert werden könne und man sich dann über den Winter ungestört dem Innenausbau widmen könne. Als Zeitpunkt für den Abschluss der Arbeiten am gesamten Projekt hält er das Ende kommenden Jahres für durchaus möglich.

Verschiebung wirkt positiv

Besagtes Projekt spielt auch bei der Jahresrechnung 2014 der Stadt Rothenburg eine große Rolle, gerade weil es in den zwölf Monaten von Januar bis Dezember des Vorjahres eben keine Rolle spielte. Das heißt, wegen des auf Frühjahr 2015 verschobenen Baubeginns kam es zu beträchtlichen Minderausgaben im Haushalt 2014.

Der für Investitionen relevante Vermögensabschnitt schloss nicht zuletzt vor diesem Hintergrund bei 6,4 Millionen Euro statt bei den erwarteten 10,8 Millionen Euro. Im fürs laufende Geschäft relevanten Verwaltungsabschnitt ergab sich ein rechnerischer Überschuss von rund 1,6 Millionen Euro. Unter dem Strich bedeutet das Ergebnis allerdings, dass in diesem Bereich gleich um 3,2 Millionen Euro besser abgeschnitten werden konnte, unterstreicht der Oberbürgermeister. Die als Zuführung vom Vermögens- zum Verwaltungsabschnitt eingeplanten 1,6 Millionen Euro erübrigen sich.

Einsparungen von 39 000 Euro ergeben sich bei der Vergabe der Dach- und Klempnerarbeiten Altbau bei der Generalsanierung und der Erweiterung der Grundschule am Topplerweg. Auch dieses Projekt gehöre in die Reihe der Großbaustellen der Stadt mit bisherigen Unterschreitungen des Kostenrahmens. Wie sich das nun im Altbau fortsetzt, wo erfahrungsgemäß eher unangenehme Überraschungen blühen können, sei allerdings offen, meinte der Stadtbaumeister. -ww-

Mammutsitzung des Stadtrats

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Gremium tagte am Donnerstag bis eine halbe Stunde vor Mitternacht – Einige größere Themen

ROTHENBURG – Mit einer Mammutsitzung, die erst eine halbe Stunde vor Mitternacht geendet hat, ist vom Stadtrat am Donnerstag für dieses Jahr ein Rekord aufgestellt und Geschichte geschrieben worden. Die Zuhörerränge waren allerdings nur anfangs weit über die etatmäßigen Sitzplätze hinaus gefüllt. Als der Stadtrat unter Punkt 3 zum Thema Beiräte beschlossen hatte, leerte sich der Saal schnell wieder.

Volles Haus im Sitzungssaal bis zum Tagesordnungspunkt Beiräte. Fotos: Weber

Volles Haus im Sitzungssaal bis zum Tagesordnungspunkt Beiräte. Fotos: Weber

Insgesamt standen an diesem Abend Entscheidungen zu 9 Tagesordnungspunkten an. 30 Einzelbeschlüsse waren zu treffen. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Abstimmungsergebnis spiegelt oft nicht die Debatten wieder, die geführt wurden. Immerhin 21 der Beschlüsse ergingen einstimmig.

Den größten Raum hat das Parkraumkonzept für die Altstadt und für die angrenzenden Bereiche vor der Stadtmauer eingenommen. Dabei ging es darum, die Erkenntnisse aus den Nachuntersuchungen zu verwerten und Konsequenzen zu ziehen. Unter dem Strich habe sich das Konzept im Großen und Ganzen bewährt. Nur vereinzelt seien Nachbesserungen fällig, wurde von Verwaltungsseite betont.

Vor allem in den bisher noch unbewirtschafteten Bereichen wird sich etwas ändern, wobei in erster Linie für die Anwohner Parkflächen geschaffen werden sollen und nur ein kleiner Teil frei verfügbar sein wird. Auch stärkere Anreize, den Wagen lieber vor der Mauer stehen zu lassen, sind das erklärte Ziel. Insgesamt kosten die von Ordnungsamts-Chef Roland Pfaffelhuber präsentierten Nachbesserungen fast 100000 Euro. Sieben neue Parkscheinautomaten umfasst der von der Verwaltung vorgelegte Vorschlag unter anderem.

Gut 1,1 Millionen mehr

Zu Beginn der Sitzung stellte Architekt Christian Teichmann die auf umfangreichen Untersuchungen fußende neue Kostenberechnung für den Umbau des Spitals zum Schülerwohnheim vor. Einschließlich aller Nebenkosten wird das Projekt demnach 6,347 Millionen Euro statt der bisher genannten 5,213 Millionen Euro kosten. Der Stadtrat war zwar nicht glücklich über die neue Zahl, genehmigte sie aber einstimmig.

Ohne Gegenstimme wurde auch das von Irmgard Fischer und Walter Nees vorgestellte Konzept zur Einrichtung eines Gemeinschaftsbeirats mit untergeordneten Einzelbeiräten für Familie, Senioren, Inklusion, Migration und Jugend beschlossen. Es gab zwar die eine oder andere Stimme, die am Sinn dieser Beiräte zweifelte oder ein Abspecken am Umfang forderte. Aber insgesamt sei das ein guter Rahmen für die Mitwirkung einer möglichst breiten Basis an der Stadtentwicklung und das große Interesse der Zuhörer sei ein schönes Zeichen für die Bereitschaft zum Engagement.

Die Bürgerbeteiligung erhält – auch als Signal nach außen – sozusagen einen institutionellen Rahmen und soll unter anderem auch ausgestattet werden, zumindest für den Gemeinschaftsrat, mit Rederecht vor dem Stadtrat. Kostenpunkt für die Verwirklichung des Beirats-Konzeptes: 15000 Euro im Jahr. Das Gros der Zuhörer nahm den Stadtratsbeschluss mit Applaus auf und verließ dann den Sitzungssaal.

Einstimmig abgelehnt wurde in der Sitzung der Antrag des Hotel- und Gaststättenverbands Rothenburg, bei der Sondernutzungsgebühr für die Außenbewirtung auf öffentlichem Verkehrsraum den Zeitraum von November bis März als einen Monat zu sehen. Ab 2016 wird die Stadt Rothenburg nur noch eine Gebühr fürs gesamte Jahr einheben.

Die Sondernutzungsflächen sind in drei Zonen unterteilt. Im Abschnitt 1a wird ein Betrag von 100 Euro pro Quadratmeter fällig, im Abschnitt 1b ein Betrag von 70 Euro pro Quadratmeter, im Abschnitt 1c ein Betrag von 50 Euro pro Quadratmeter. Bisher war auf Antrag auch eine Monatsgebühr von 8,33 Euro, 5,83 Euro und 4,17 Euro pro Quadratmeter erhoben worden. Der Verwaltungsaufwand sei aber zu hoch, heißt es. -ww-

Fränkischer Almabtrieb

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Geliehene Kühe aus dem Schillingsfürster Stadtteil Wohnbach

GAILROTH – Auch in diesem Jahr präsentierte sich der Gailrother Almabtrieb bei seinem kleinen Jubiläum als Anziehungspunkt für Besucher aus Bayern und Baden-Württemberg. Zum 20. Mal wurden die ausgeliehenen Kühe von der Raps-Alm bei Theuerbronn über die rund zwei Kilometer lange Strecke bis nach Gailroth getrieben, wo sich in der Gemeinschaftshalle ein alpenländisches Spektakel anschloss.

Ein traditionelles Ochsengespann mit behornten Ochsen vorneweg beim Festzug

Ein traditionelles Ochsengespann mit behornten Ochsen vorneweg beim Festzug

Schon im Vorfeld der Veranstaltung war der Bayerische Rundfunk vorstellig geworden und hatte auf seinem Radiosender Bayern 1 etwa drei Minuten lang humorig auf das Spektakel hingewiesen. Dabei waren die Protagonisten der örtlichen Festgemeinschaft mit Herbert Gundel, Gerhard Günner und Manfred Rieker neben Bürgermeisterin Christine Freier ausführlich und mit fränkischer Moderation launig zu Wort gekommen.

Im Mittelpunkt der Reportage: Der Vieh-Verleih von Gailroth. Weil es im Ort und selbst im nahen Theuerbronn an Kühen mangelt, bediente man sich in diesem Jahr erstmals im Schillingsfürster Stadtteil Wohnbach. Ansonsten lief alles in gewohnter Manier ab: Ein Ochsengespann vorneweg, dann die Ehrengäste, gefolgt von der Musikkapelle Gestratz aus dem Allgäu mit dem Trachtenverein „Argentaler“ und voralpenländischen Gaißlschnalzern.

Der Gute-Laune-Tross: die Mitglieder vom „Bauwagen Gailroth“. Fotos: Meyer

Der Gute-Laune-Tross: die Mitglieder vom „Bauwagen Gailroth“. Fotos: Meyer

Im weiteren Verlauf bereicherten die Gammesfelder Landfrauen, der Brauchtumsverein Erzberg, die Volkstanzgruppe Haundorf-Unterampfrach, die Trachtengruppe Schrozberg sowie erstmals auch die Einradfahrerinnen vom SV Tiefenbach den bunten Festzug, der sich mit weiteren Teilnehmergruppen bei herbstlicher Witterung als Gaudizug in Richtung Gemeinschaftsmaschinenhalle bewegte.

Dort angekommen warteten die Allgäuer Musikanten mit einem Standkonzert auf, bevor sich das Treiben unter das Hallendach verlegte. Ein großes alpenländisches Showprogramm mit Blasmusik der Extraklasse, mit Alphornbläsern und traditionellen Volks­tänzen wie auch mit weiteren bayuwarischen Einlagen wartete dort auf das erwartungsfrohe und feierlaunige Publikum. Am Abend heizte die Band „Gaudi Quattro“ ein. hm

Gesundheitsförderung im Betrieb

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Tagung im Wildbad unterstreicht: gute Mitarbeiterführung hat hohen Stellenwert

ROTHENBURG – Das fünfte bayernweite Forum Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt im Wildbad griff am Wochenende ein aktuelles Thema auf: Gesundheitsfördernd arbeiten – Mode oder Modell?

Anstelle des üblichen Pausenkaffees gab es ein kleines „Sportprogramm“.     Foto: Rey

Anstelle des üblichen Pausenkaffees gab es ein kleines „Sportprogramm“. Foto: Rey

Gesund bleiben bei der Arbeit, möglichst bis zu einer Rente mit 67 – das wünschen sich alle. In den Siebzigern noch unter dem Gesichtspunkt der „Humanisierung der Arbeitswelt“ verhandelt und auf die Vermeidung von berufsbedingten Krankheiten bezogen, erleben wir heute den Boom des „Betrieblichen Gesundheitsmanagements“, das sich den „Erfolgsfaktor Gesundheit“ für die Unternehmen zu Nutze machen will.

Die Tagung brachte unterschiedliche Perspektiven zu Arbeit und Gesundheit zur Sprache und ins Gespräch. Wie sieht die Einschätzung der Arbeitsmedizin hierzu aus? Wie steht es mit der Umsetzbarkeit des Gesundheitsmanagements aus Unternehmer- und Gewerkschaftssicht? Was ist dabei die Funktion der Krankenkassen, die sich heute gerne als Gesundheitskassen verstehen?

Nicht zuletzt spielt die Seele die große Rolle beim Thema Gesundheit. Die Veranstaltung moderierte Simona Hanselmann-Rudolph, Tochter des früheren Wildbad-Leiters Dr. Siegfried Hanselmann. Die Theologin mit Medienerfahrung entwickelt als landeskirchliche Beauftragte für private Fernseharbeit Konzepte für Sendungen mit religiösem, theologischem und kirchlichem Inhalt.

Gesundheitsfördernd arbeiten

Erst im Juni hatte der Deutsche Bundestag das sogenannte Präventionsgesetz verabschiedet. Ab 2016 soll es die Leistungen zur Gesundheitsförderung in den „Lebenswelten“ der Menschen, vor allem auch im betrieblichen Bereich, durchsetzen. Jetzt diskutierten mehr als sechzig Experten und Praktiker im Wildbad Fragen des Gesundheitsschutzes unter den Vorzeichen einer sich stark verändernden Arbeitswelt und einer relativ zunehmenden Anzahl psychischer Erkrankungen.

Gesund zu leben ist „in“. Fitness-Branche, der individuelle Einsatz sogenannter Fitness-Wearables, von kleinen tragbaren technischen Geräten zur Sammlung von Daten über die körperliche Verfassung ihrer Nutzer, und Vorsorgeangebote unterschiedlichster Anbieter brummen.

Mit privaten Gesundheitsmaßnahmen wie Yogastunden, Rückenkurs oder Fitnessstudio können Versicherte bei ihren Kassen schon jetzt punkten. Nun verpflichtet das neue Präventionsgesetz Versicherer, sich dem Kapitel Gesundheitsvorsorge noch intensiver zu widmen.

Hubertus Räde, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern, ist skeptisch, ob ein Mehr an präventiven Angeboten sinnvoll ist, um Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Menschen zu erhalten. Nach seiner Auffassung geht es nicht darum, „Schecks auszuschreiben und fragwürdige Angebote zu finanzieren“, sondern um die Qualität von Präventivmaßnahmen und um einen kritischen Blick auf betriebliche Strukturen.

So verweist er auf die seit Jahren wachsenden Anforderungen an Erwerbstätige durch innovative Informationstechnologien, ständige Erreichbarkeit oder neue Beschäftigungsmodelle und schlussfolgert: „Was damit nicht Schritt gehalten hat, sind die Konzepte bei der Steuerung und Führung der Mitarbeiter.“ Vor allem die Arbeitsorganisation müsse in vielen Bereichen verbessert werden, fordert Räde.

Angesichts des demografischen Wandels seien außerdem Konzepte für das gleichberechtigte Nebeneinander von älteren und jungen Mitarbeitenden am Arbeitsplatz gefragt, um deren jeweiliges Potenzial zu entfalten und ihre Gesundheit zu erhalten. „Gute Führung kann die Motivation von Mitarbeitern aufrecht erhalten und gesundheitliche Belastungen reduzieren“, vertritt Räde.

Managementaufgabe

Auch für Prof. Dr. Hans Drexler, Direktor am Institut für Arbeitsmedizin der Universität Erlangen, sind „gesundheitsfördernde Führung, Verhaltensprävention und Verhältnisprävention“ die Voraussetzungen für „gesunde Mitarbeiter und einen gesunden Betrieb“. Längst hätten die Unternehmer den gesunden, erwerbsfähigen Arbeitnehmer als wichtigstes Gut eines Unternehmens erkannt.

Dass „gute Arbeit“ für Beschäftigte gleichermaßen gesundheitsfördernd ist, kann er in einer Reihe belastbarer Studien zeigen. Deshalb bedeutet nach Auffassung des Arbeitsmediziners moderne Arbeitsmedizin heute „umfassendes Gesundheitsmanagement“. Dabei hätten Gesundheitsförderung, organisatorische Regelungen im Betrieb und die psychomentalen Belastungen einen ebenso großen Stellenwert wie der klassische Arbeitsschutz und die arbeitsmedizinische Vorsorge.

Der Erfolgsgarant für ein Unternehmen ist nicht alleine der gesunde Beschäftigte, sondern vielmehr der gesunde Betrieb, der die Voraussetzung schafft, dass die Beschäftigten gesund bleiben. „Präventionskultur muss jetzt auch die kleinen und mittleren Unternehmen erreichen“, ist Drexler überzeugt. cr/sis

Gedenkstätte im Schatten

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Pfarrer Gußmann vermittelte Wissenswertes zum jüdischen Friedhof

ROTHENBURG – Er ist vielen jüngeren Rothenburgern wohl kaum im Bewußtsein und führt eher ein Schattendasein: der jüdische Friedhof an der Wiesenstraße mit seinen über vierzig Grabsteinen. Jetzt wurde er im Rahmen der jüdischen Woche durch eine Führung von Pfarrer Dr. Oliver Gußmann einmal in den Blickpunkt gerückt.

Erfreuliches Interesse von Rothenburgern und Auswärtigen bei der Führung durch den Friedhof. Fotos: diba

Erfreuliches Interesse von Rothenburgern und Auswärtigen bei der Führung durch den Friedhof. Fotos: diba

Geläufiger ist dagegen in der Bevölkerung immer noch der alte Judenkirchhof wie der heutige Schrannenplatz bis 1958 sinnvollerweise hieß, denn dort befand sich ein größerer jüdischer Friedhof innerhalb der Stadtmauer. An den Bau einer Tiefgarage, wie er in den Siebzigern einmal im Gespräch war, wagte man sich auch deshalb nicht heran, weil die Befürchtung bestand auf zahlreiche Gräber zu stoßen und die Totenruhe zu stören.

Von 1339 bis 1520 ist der Friedhof belegt, wobei 45 Grabstein-Fragmente erhalten sind. Mit der Hetze des Theologen Johann Teuschlein wurden 1520 die Juden aus der Stadt vertrieben. Den 1532 erweiterten Friedhof nutzte man dann für die christliche Gemeinde und schändete dabei die jüdischen Gräber. Aus jüngerer Zeit stammt dagegen der jüdische Friedhof wie man ihn heute noch (wenn auch nicht im alten Zustand) an der Ecke Würzburger Straße/Wiesenstraße vorfindet.

Kultusgemeinde von 1875

Im Jahr 1875 war die letzte jüdische Kultusgemeinde in Rothenburg begründet worden, noch 1925 konnte sie in der Stadt ihr 50-jähriges Bestehen unbehelligt feiern. Mit dem Dritten Reich und der Verfolgung durch die nationalsozialistischen Schergen wiederholte sich die mittelalterliche Geschichte mit der Schändung und Zerstörung. Ein Kreis von immerhin fast dreißig Interessierten hatte sich letzten Donnerstag-Nachmittag am hinter Mauern verborgenen Friedhof eingefunden. Pfarrer Gußmann wies auf die 171 jüdischen Friedhöfe in Bayern hin und machte deutlich, dass auch das nebenstehende Backsteinhaus eigentlich dazugehört, denn es war das 1898 errichtete Leichenwaschhaus (Tahara-Haus genannt). Das Reinigungsritual (wozu es auch die Mikwe gibt) mit Wasser hat ebenso bei der Totenbestattung seine Bedeutung im jüdischen Glauben.

Pfarrer Dr. Oliver Gußmann erläutert die Geschichte.

Pfarrer Dr. Oliver Gußmann erläutert die Geschichte.

Etliche der Gemeindeglieder sind aus Niederstetten nach Rothenburg gezogen und manche Namen sind bis heute im Gedächtnis. Vor allem der Viehhändler Mann, aber auch die Löwenthals, die Namen Wurzinger, Westheimer und Wimpfheimer sowie Heumann sind ein Begriff, um nur einige zu nennen (die komplette Namensliste veröffentlichen wir in einem zweiten Beitrag).

Als erster Religionslehrer wurde 1875 Moses Hofmann angestellt. Dessen Frau Caroline (Lina) wurde wie Pfarrer Gußmann an ihrem Grabstein erläuterte, 1899 als erste im neuen Friedhof bestattet. Damals lag das Gelände noch weit außerhalb der Stadt inmitten von Wiesen- und Ackerflächen. Vorher mußte man den Friedhof in Ermetzhofen (1564 angelegt, schon 1926 geschändet) benutzen, was für die jüdischen Bürger einen fast vierstündigen Fußmarsch bedeutete. Pfarrer Gußmann hob hervor, dass die Juden ihre Gräber auf Lebenszeit anlegen, bekannt sei der Prager Friedhof, der aus mehreren Grabschichten übereinander bestehe.

Von der Familie des Viehhändlers Mann in der Adam-Hörber-Straße ist überliefert, dass sie bereits im März 1933 von gewalttägigen SA-Leuten heimgesucht wurde. Man hat sie drangsaliert, beschimpft, geohrfeigt und unter Druck gesetzt, weil ein örtlicher christlicher Viehhändler sich das Konkurrenzgeschäft einverleiben wollte. Dies war ein Vorläufer dessen, was später folgen sollte. Am Tag des Friedhofbesuches, dem 22. Oktober im Jahr 1938 wurden die letzten jüdischen Bürger aus der Stadt vertrieben und Rothenburg für „judenfrei” erklärt.

Geschändet

Seit 1938 ist der Friedhof verwaist, zwischen 1942 und 1943 wurde er geschändet, im Mai 1943 kaufte die Stadt das Gelände von der jüdischen Gemeinde für 310 Reichsmark. Die Rothenburger Steinmetzfirma Herrscher konnte die Grabsteine entfernen und weiterverarbeiten, die Inschriften wurden zerstört. Manche der Originalsteine, so Gußmanns Vermutung, dürften heute noch auf dem christlichen Friedhof stehen. Nach dem Krieg beschlagnahmte die US-Militärregierung das Gelände und überließ es der jüdischen Nachfolger-Organisation, wobei man die Wiederherstellung des Friedhofs forderte. Die damals aufgestellten neuen Grabsteine wie sie bis heute existieren wurden ebenfalls durch die heimische Firma Herrscher aufgestellt.

Das ehemalige Tahara-Haus diente zunächst Wohnzwecken, dann bis in die siebziger Jahre als Obdachlosen-Unterkunft für Landstreicher. Was die Grabsteine anbelangt, so zweifelt Dr. Gußmann, ob diese heute tatsächlich in der korrekten Grab-Ordnung stehen. Von den Original-Steinen mit hebräischer Inschrift existieren leider auch keine Bilder.

Pfarrer Gußmann ging näher auf einzelne Familien anhand von drei Grabsteinen ein: Caroline Hofman, Karl Wimpfheimer (der auch Vorsitzender der Gemeinde war) und die Familie Mann, deren Nachkommen einen Gedenkstein beschriftet haben. Etliche ehemalige Mitbürger wurden von den Nazis im KZ umgebracht, es gibt heute kaum noch Nachfahren in Rothenburg aus jüdischen Familien. (Beitrag wird fortgesetzt). diba

Der Meister der Dreifaltigkeit

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Kulturkritik: Jubel um Kabarettist und Parodist Wolfgang Krebs in der Kornschen Halle

ROTHENBURG – Wenn der Kabarettist und Parodist Wolfgang Krebs in seinem Programm „Können Sie Bayern“ den Freistaatler-TÜV exerziert und dabei besonders die Ex-Landesväter durch den Kakao zieht, bleibt kein Auge trocken. Bei Kunst Kultur Korn unterm Sterndach sind jetzt in Strömen die Lachtränen geflossen.

Unverkennbar Dreigestirn: von links Edmund Stoiber, Günther Beckstein und Horst Seehofer. Fotos: Weber

Unverkennbar Dreigestirn: von links Edmund Stoiber, Günther Beckstein und Horst Seehofer. Fotos: Weber

Anders als bei der seit 2014 ausgestrahlten und von ihm mitgestalteten Fernsehsendung „Habe die Ehre“, bei der prominente Personen, die nicht aus weiß-blauen Landen stammen, ihre Bayerntauglichkeit nachweisen müssen und Moderatoren als Stoiber, Seehofer und Co. auftreten, ist dieser Test beim aktuellen Soloprogramm von Wolfgang Krebs auf einen parodistischen Parforceritt vor Löwen-Wappen im gerauteten Umfeld reduziert. Aber das tut der Durchschlagskraft keinen Abbruch. Eher im Gegenteil.

Da spielt er in Grußworten, die sich nicht zuletzt an die hierorts versammelten Schneeballenbrater, Weihnachtskugelverkäufer und Körner richten, nach Herzenslust seine Stärken als Meister der Minsterpräsidenten-Dreifaltigkeit Stoiber, Beckstein und Seehofer aus.

Das tut er mit fast erschreckender Perfektion bis hinein in Details des Erscheinungsbildes, in Haltung und Geste, aber auch ins akustische Beiwerk und ins rhetorische Instrumentarium, das der jeweilige Protagonist für sich reklamiert.

Eigenheiten wie die Verhaspler und die langgezogenen Ääähs, die Botschaft und der sprachliche Ausdruck, aber auch der mehr oder weniger gebremste Ton bis hin zum ungewollten Nebengeräusch, das Lacher beim Luftziehen begleitet: alles ist hier so präsent, dass man schwören möchte, da stehe oder sitze doch kein anderer als das Original vor einem, wenn man es nicht besser wüsste.

Nicht auszudenken, dass dies alles anders gekommen wäre im Jahr 2004. Damals fiel der Auftritt des Ministerpräsidenten Edmund Stoiber auf einer Veranstaltung aus. Kurzerhand wurde Wolfgang Krebs als Imitator ins Rennen geschickt, um die Gastrede zu halten. Das kam so glänzend an, dass er seine Paraderolle daraus machte.

Nachdem der Wolfratshausener zurückgetreten war vom höchsten Amt Bayerns dehnte der seine Parodie auch auf dessen Nachfolger Günther Beckstein und Horst Seehofer aus und sein einmaliges Dreigestirn war geboren. Auch Markus Söder und Angela Merkel dürfen mit von der Partie sein beim Gastspiel unterm Sterndach und das politische Panoptikum abrunden.

Doch Krebs ist, wie er jetzt in Rothenburg beweist, auch ein Könner als Typenkabarettist. Aus seinem Programm „Drei Mann in einem Dings“ lässt er, mit Allgäuer Zungenschlag, mit blonder Haarpracht und in schillerndem Show-Jacket, den Schlagerschnulzensänger Meggy Montana aufziehen. Der alkosäuselnde Gemeinderat Schorsch setzt den rustikalen Gegenpol. Er kommt aus einem Ort, der im Fränkischen schon deshalb verboten werden müsste, weil er sich weder aussprechen noch merken ließe… -ww-

Was ist das zwischen uns?

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Die Lyrik als Medium – Fritz Klingler stellt seinen neuen Gedichtband vor

ROTHENBURG – „Zwischen uns“ heißt der neue Gedichtband des Insinger Lyrikers Fritz Klingler, den er am Samstag, 21. November, um 20 Uhr im Theater am Burgtor vorstellt – erstmals mit weiblicher Note.

Claudia Buder, Meisterin des Akkordeons, untermalt die Lyrik.  Fotos: sis

Claudia Buder, Meisterin des Akkordeons, untermalt die Lyrik. Fotos: sis

Zu seinen Texten spielt die Akkordeon-Professorin der Weimarer Franz-Liszt-Hochschule und international geschätzte Künstlerin, Claudia Buder, Klangbilder. Mit dem Farbreichtum ihres Instruments untermalt sie die Lyrik und lässt die Geschichten virtuos im Klang spiegeln. Kennengelernt haben sich die Musikerin und der Lyriker im Toppler-Theater bei der Vorstellung „Schischyphusch“, die die Meisterin des Akkordeons an der Seite des Schauspielers Christian Klischat fesselnd und berührend vertonte.

Bei der Buchvorstellung im Theater am Burgtor begegnen sich Lyrik und Musik. Es entsteht ein lebendiger und spannender Dialog als Ausdruck zwischenmenschlicher Kommunikation. Die Themen gehen Fritz Klingler nicht aus: Menschen, Augenblicke, Wandel, Lebenswege, Ursprung, Glaube, Hoffnung, Liebe, Träume, Ideale, Gefühle, Vergänglichkeit.

Ein Stück Lebensweisheit

Wir leben in einer technisierten Welt, in der Natur und Natürlichkeit des Menschen zunehmend tabu werden. Die große Welt ist durch das Netz klein und handlich geworden. Per Knopf­druck ist sie genau so groß wie wir sie möchten. Und doch bleiben wir Menschen auf der Strecke. In Windeseile können wir via Twitter und anderen Plattformen Stellung zu beliebigen Themen beziehen und somit angeblich Einfluss auf Entwicklungen nehmen. Dazu gesellen sich dubiose Geschäftemacher, die über Auswertungen und Marketing-Werkzeuge die herausgefundenen Stärken und Schwächen der Teilnehmer analysieren und daraus Profit schlagen.

Buchtitel: deutsch-italienisches Miteinander.

Buchtitel: deutsch-italienisches Miteinander.

In seinen Gedichten wirft Fritz Klingler grundlegende Fragen des Menschseins und der Identität auf. Er thematisiert die verlorene Privatsphäre, aufgestaute Schuld, seine Erlebnisse auf der Intensivstation. Auch dem „Alten Sattler“ und dem „Letzten Müller“ als Vertreter eines einst bedeutenden Gewerbes und dem „Unlauteren Bischof“ widmet er ein Gedicht. Empfinden und Denken lässt er in seinen lyrischen Texten Gestalt werden: durch Beziehung der Wörter zu einem Vers, die Ordnung von Versen im Aufbau einer Strophe. Der Rhythmus gibt die Lebendigkeit eines Gedichts und verbindet Form und Inhalt durch seine Sinnakzentuierung.

Neben der Lautmalerei eines Wortes bringt Fritz Klingler melodische Bewegung in seine Texte. Er nutzt die Spielarten lyrischer Themenvariationen, um mit der Kraft und Differenziertheit der Sprache seine Konzentration auf etwas zu richten und sich wirklich damit zu befassen. Verdichtet und spannungsreich hinterlässt die Lyrik einen starken Eindruck.

Ein breites Kapitel widmet der Lyriker in seinem mittlerweile achten Gedichtband den Versionen der Liebe: der Gefühlswelt zwischen zwei Partnern, vom Streit bis zur Versöhnung, dem Lebensglück, das auf Dauer nicht ausschließlich an einen einzelnen Menschen gebunden sein sollte, der Liebe zur Natur, die für sein Inneres besonders wichtig ist. Als Landwirt nutzt und bewahrt er natürliche Lebensgrundlagen und die Wertschöpfung im ländlichen Raum.

Das Schreiben ist für den Insinger ein wichtiges Mittel, seine Ideen zu sortieren und sie besser auszudrücken. Er wirft zunächst seine Gedanken in unfertigen Sätzen auf eine weiße Seite. Dann sortiert er sie, fasst Ähnliches zusammen und löscht Ideen, die im Zusammenhang doch keinen Sinn mehr ergeben. In ruhigen Stunden formuliert er seine Gedanken aus und versucht herauszustellen, was er genau sagen möchte. Ein Nebeneffekt dieses Schreibens: Er legt sich fest – und zwar öffentlich. Es ist alles nachlesbar. Daher überlegt er noch genauer, was er sagen möchte.

Farbige Illustrationen verleihen seinem 90-seitigen Gedichtband, erschienen im Rotabene Medienhaus, eine persönliche Note. Sie sind Ausdruck eines gutes Miteinanders mit der Fotokünstlerin Maria Semmer, den Malerinnen Ingeborg Goebel, Sylvia Krieg und Künstlern aus Italien, die vor einiger Zeit an der Ausstellung „Rom in Rothenburg“ in der Johanniterscheune des Kriminalmuseums mitgewirkt haben. sis


Erhard Sport stellt Geschäftsbetrieb ein

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BURGBERNHEIM – Erhard-Sport ist tot. Das ist für die 122 betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien eine Riesenkatastrophe. Gestern vormittag erfuhr die Belegschaft, dass das Traditionsunternehmen zu Grabe getragen wird. Bis zuletzt hat man sich das nicht vorstellen können.

In einer Betriebsversammlung erfuhren die Mitarbeiter gestern vormittag die Hiobsbotschaft von der Werksschließung. Foto: sis

In einer Betriebsversammlung erfuhren die Mitarbeiter gestern vormittag die Hiobsbotschaft von der Werksschließung. Foto: sis

Das Amtsgericht Fürth wird voraussichtlich am morgigen Donnerstag das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Erhard Sport International GmbH eröffnen. Zeitgleich muss das Unternehmen die noch vorhandenen Aufträge abwickeln. „Der letzte verbliebene Interessent für eine Übernahme hat uns mitgeteilt, dass er seine Pläne mit Erhard Sport nicht weiterverfolgen wird“, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm vom Büro Schultze & Braun in Achern mit. „Mit Auslaufen des Insolvenzgeldes Ende dieses Monats ist deshalb die Schließung des Unternehmens nicht mehr zu vermeiden.“

Die Mehrzahl der Beschäftigten wird zum Monatsende „freigestellt“, wie es gestern offiziell hieß. Am morgigen Donnerstag erhalten sie ihre Kündigung. Bis zuletzt haben sie um ihre Arbeitsplätze gebangt und auf eine Rettung des angeschlagenen Unternehmens gehofft. Die Hiobsbotschaft traf sie hart. „Wir hatten es geahnt, aber dann wieder verdrängt“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Merz. Das endgültige Aus wurde dem Hartershöfer und den anderen Mitarbeitern gestern bei einer eigens einberaumten Betriebsversammlung verkündet. Sie verlieren ihren Job und müssen sich arbeitslos melden. Tränen der Enttäuschung flossen.

Besonders tragisch: Für das arbeitsmarktpolitische Instrument einer Tansfergesellschaft, um den Mitarbeitern neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln, fehlt das Geld. Der Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BCE), Roland Nosko, stand den betroffenen Mitarbeitern vor Ort als fachlicher Berater zur Seite.

Unter der Belegschaft sind viele ältere Arbeitnehmer, die dem Unternehmen jahrzehntelang die Treue gehalten und auch in schwieriger Zeit Solidarität gezeigt haben. Es handelt sich um engagierte und tüchtige Schreiner, Schlosser, Industriekaufleute und sechs Industriekaufleute in Ausbildung, die jetzt auf der Straße stehen. Sie hoffen in der heimischen Wirtschaft unterzukommen. Etwa dreißig Mitarbeiter sind noch an Abwicklungs- und Aufräumarbeiten beteiligt, bevor der Geschäftsbetrieb ganz eingestellt wird.

„Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags vor rund zwei Monaten war der Geschäftsbetrieb bereits annähernd zum Erliegen gekommen“, erläuterte Volker Böhm. „Deshalb war es nicht möglich, einen Investor zu finden.“ Erhard Sport International gehörte früher zu führenden deutschen Unternehmen für die Ausstattung von Sportstätten und den Handel mit Sportgeräten und -artikeln für institutionelle Kunden wie Kommunen, Schulen und Vereine.

Bereits im Jahr 2013 hatte das Unternehmen ein Insolvenzverfahren durchlaufen und sich von diesem tiefgreifenden Einschnitt nicht mehr erholt. Es blieb in schwierigem Fahrwasser und litt unter den wechselnden Paradigmen im Management. die Die Beschäftigten sind die Leidtragenden. „Insgesamt sahen die möglichen Investoren bei Erhard Sport zu viele Risiken für einen Einstieg“, so Volker Böhm. „Ich bedauere das sehr, zumal sich die Mitarbeiter bis zuletzt für den Erhalt des Unternehmens eingesetzt haben.“ sis

Verein Masaya hat sein Ziel erreicht

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Ehrenamtlich geleistete Bildungsarbeit „greifbar“ – Grundstein für eine weitere Entwicklung

ROTHENBURG – Zum letzten Mal lud der Vorsitzende des Vereins Masaya, Wolfgang Löschel, seine Vereinsmitglieder zur Jahreshauptversammlung ein und er blickte zurück auf die seit mehr als 20 Jahre engagiert geleistete Bildungsarbeit in Mittelamerika.

Mit Unterstützung des Vereins neu gestaltet: der Schulhof. Foto: wl

Mit Unterstützung des Vereins neu gestaltet: der Schulhof. Foto: wl

Seit der Gründung von “Masaya -Verein zur Förderung von Kindergärten und Schulen in Nicaragua e.V.” im Jahr 1993 hatten die Mitglieder, allen voran Ursula und Wolfgang Löschel, erfolgreich gearbeitet, zwei Schulen und zwei Kindertagesstätten zunächst mit didaktischen Materialien, dann zusätzlich mit warmen Mahlzeiten versorgt. Seit einigen Monaten hat sich die Situation in Masaya erheblich gebessert, der Staat hat die Notwendigkeit von Bildung erkannt und die Versorgung der Vorzeigeschulen und der Kitas in San Juan de Oriente und in Catarina übernommen.

Zufällig war das Ehepaar Löschel 1993 während einer Urlaubsreise durch Mittelamerika auf die Bildungseinrichtungen in Masaya gestoßen. Die Lehrkräfte vor Ort baten Wolfgang Löschel um Unterstützung. Der Pädagoge entschloss sich zur Gründung eines Vereins und konnte im eigenen Lehrerkollegium der Berufsschule Rothenburg etliche Kolleginnen und Kollegen gewinnen, die bereit waren, mitzuarbeiten. Eine Reihe weiterer Rothenburger traten dem Verein ebenfalls bei, ein Kindergarten baute eine Partnerschaft auf und führte immer wieder Aktionen durch, deren Erlös dem Verein zugute kam.

In den zurückliegenden Jahren hatten auch die Rothenburger Sternsinger, die zunächst unter der Leitung von Bernhard Stumpner und später unter ihrer Leiterin Traude Schurz in der Adventszeit singend die Menschen begeisternd, einen großen Teil des gesammelten Geldes den Kindern in Masaya gespendet. Auf dem Schwanberg fand alljährlich ebenfalls ein Benefiz-Adventskonzert zugunsten von Masaya statt. Neben dem Lions-Club Rothenburg-Uffenheim sorgten viele weitere großzügige Spender dafür, dass der Verein effektive Hilfe vor Ort leisten konnte.

Wolfgang Löschel. Foto: sw

Wolfgang Löschel. Foto: sw

„Das Siebenfache der Höhe des Rothenburger Rathausturms” habe der Verein den Kindern an Heften zur Verfügung gestellt, wenn man sie aufeinander gelegt hätte, so Löschel schmunzelnd, dazu jede Menge an Schreibgeräten.

Ungläubig habe er beobachtet, dass die Kinder auf dem Weg zur Schule alle einen Stuhl dabei hatten, den sie nach Beendigung des Unterrichts auch wieder nach Hause tragen muss­ten. Stühle gab es in der Schule nicht und so entschloss sich der Verein, die Herstellung von einfachen Holzstühlen vor Ort in Auftrag zu geben. Sobald etwas Geld übrig war, finanzierte der Verein schrittweise die Innenrenovierung der Schulgebäude, richtete die Klassenzimmer ein, sorgte für die Elektrifizierung der Räume und für die Errichtung weiterer Klassenzimmer.

Latrinen wurden neu gebaut, Speicherbehälter für Wasser angeschafft, Wasserleitungen gegraben, Schutzzäune errichtet. Dank großzügiger Spender konnte eine Schulspeisung für über 200 Kinder eingeführt werden: Alle Kinder erhielten ein einfaches warmes Mittagessen, das täglich frisch zubereitet wurde, meist bestehend aus Maismehltortillas, Reis und Bohnen, Obst und Gemüse aus dem schuleigenen Garten sorgte für den Vitaminschub. Allein für die Lebensmittel hat der Verein jährlich etwa 11000 Euro aufgewendet. Kochkisten und Industriegaskocher konnten, dank großzügiger Un­terstützung durch Spendengelder, angeschafft werden, so dass kein Holz gesammelt und verfeuert werden musste.

Der Schulhof wurde betoniert und überdacht, eine Bühne im Freien errichtet. Die Schule gewann immer wieder bei Wettbewerben, vor allem im Fach Mathematik, das Erziehungsministerium zeichnete die Schulen mit Zertifikaten aus. Mittlerweile verfügen die Schulen über einen Computerraum, auch ein Internetanschluss über Satellit ist vorhanden.

23 Jahre lang sind Ursula und Wolfgang Löschel nach Nicaragua gereist und haben die Entwicklung der Kindergärten und Schulen vorangebracht, waren privat in den Dörfern unterwegs, haben sich die Sorgen und Nöte der Familien angehört und gehandelt. „Irgendwie ist das mein zweites Leben”, so Wolfgang Löschel, doch eigentlich können wir froh sein, dass der Staat jetzt die Verantwortung für die Schulen übernimmt. Ziel sei es immer gewesen, unpolitisch und überkonfessionell zu arbeiten, um Abhängigkeiten zu vermeiden, so der Vorsitzende, diese Arbeitsweise habe sich bewährt.

Aufgrund der inzwischen guten Situation im Departement Masaya sei die Arbeit des Vereins nicht mehr nötig, wir hätten unser Ziel erreicht, resümierte Wolfgang Löschel. So entschlossen sich die anwesenden Mitglieder einstimmig, den Verein Masaya zum 31. Mai 2016 aufzulösen. Mitgliedsbeiträge werden bereits 2015 nicht mehr eingezogen. Die Rücklagen reichen, um die Gelder, die der Verein den Schulen und Kitas für 2015 bewilligt hat, auszuzahlen.

Mit einem bebilderten Rückblick ließ Wolfgang Löschel die Mitglieder des Vereins noch einmal an der gelungenen Bildungs- und Gesundheitsoffensive „Masaya“ teilhaben. Kinder und Eltern, Direktoren und Lehrer in Masaya sagen „Danke nach Rothenburg“ für 23 Jahre aktive Bildungsarbeit und die damit verbundene Chance auf eine gelingende und lebenswerte Zukunft. -sw-

Löschel käme, aber Tanevski kommt

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Wechsel in der CSU-Fraktion des Schillingsfürster Stadtrats – Harry Englert geht aus gesundheitlichen Gründen

SCHILLINGSFÜRST – Veränderungen in der Stadtrats-Fraktion der CSU stehen an. Wie gemeldet, hat Harry Englert (54) in einem Schreiben an Bürgermeister Michael Trzybinski erklärt, sein Mandat aus gesundheitlichen Gründen nicht weiterzuführen. Erster Nachrücker wäre Markus Löschel (49). Der winkt allerdings ab, so dass alles auf den zweiten Nachrücker Petar Tanevski (56) hinausläuft.

Nachrücker: v. li. Petar Tanevski und Markus Löschel. Foto: Weber

Nachrücker: v. li. Petar Tanevski und Markus Löschel. Foto: Weber

Er sei bei der letzten Wahl nicht zum Stadtrat gewählt worden und deshalb habe er neue Posten angenommen wie den des CSU-Ortsvorsitzenden, des Prüfungsausschussvorsitzenden der Maler- und Lackierer­innung Westmittelfranken und Neustadt/Aisch sowie des Vorstandsmitglieds und Schriftführers der Malerinnung Westmittelfranken. So begründet Markus Löschel in einer schriftlichen Erklärung, dass er nun die Möglichkeit, auf diesem Wege doch noch in den Stadtrat einzuziehen, ungenutzt lassen muss. Nebenberuflich sei er zudem seit April 2015 auch als Einzelunternehmer bei der Handwerkskammer Mittelfranken gemeldet und von daher eingebunden, versichert er.

Dieser neue Stand addiere sich zu den vielfältigen Aufgaben, die er schon länger wahrnehme. Seit 1995 ist er an der Staatlichen Berufsschule Rothenburg tätig, zunächst nebenberuflich, aber seit 2001 dann hauptberuflich als Fachlehrer in der Malerabteilung. 2010 wurde er zum Abteilungsleiter ernannt und ist seit 2013 Mitglied in der „Erweiterten Schulleitung“. Außerdem ist er längerfristig im schulischen Qualitätsmanagementsystem-Team der Berufsschule Rothenburg/Dinkelsbühl tätig.

Schon vor der letzen Stadtratswahl war er darüber hinaus auch noch als Jugendtrainer beim VfB Franken-Schillingsfürst oder Texter und Regisseur beim Frankemer Stupfl (auch Büttenredner auf der Bühne), aktiver Schiedsrichter der Schiedsrichtergruppe Frankenhöhe Süd tätig.

Markus Löschel gehörte für die Union schon von 1996 bis 2008 dem Schillingsfürster Stadtrat an, davon sechs Jahre lang als Fraktionschef. Er hatte sich zuletzt aber mit dem damaligen Bürgermeister Friedrich Wieth (CSU) überworfen und machte nicht weiter, bekam aber unter Spitzenkandidat Klaus Haack wieder Lust, sich in der Rathauspolitik zu engagieren.

Nicht zu vereinbaren

All die genannten, für ihn sehr wertvollen und interessanten, aber auch sehr zeitaufwendigen Aufgaben erfordern seinen vollen Einsatz, betont Löschel. Derzeit sei es ihm deshalb nicht möglich, diese nun zusätzliche Herausforderung, im Schillingsfürster Stadtrat aktiv mitzuarbeiten, anzunehmen: „Meine verbleibenden Zeitreserven gehören uneingeschränkt meiner Familie. Ich könnte einen Antritt als Stadtrat nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, da ich niemals die nötige Zeit, das nötige Engagement und den absoluten Einsatz, den ich den Bürgern zur Wahl 2014 versprochen habe, erbringen kann.“

Sein Unions-Kollege Petar Tanevski signalisiert, dass er für ihn in die Bresche springen würde. Er gehörte dem Stadtrat für die Union bereits 2002 bis 2008 an, geriet mit dem damaligen Bürgermeister Wieth aber wegen dessen Kurs in Sachen Verwaltungsgemeinschaft aneinander und machte nicht mehr weiter.

Als Nachrücker sieht er nun eine neue Herausforderung, sich für den Bürger einzusetzen und offen für ihn einzutreten, wie er betont. Das habe er zuletzt auch bei seinen eigenen Leuten vermisst. Der Angestellte bei einer großen Spedition im Raum Rosenheim und selbstständige Logistiker mit Büro im Haus gilt als einer, der so leicht kein Blatt vor den Mund nimmt.

„Finanziell werden wir als Stadt Schillingsfürst Probleme bekommen. Wir müssen unsere Finanzen konsolidieren,“ betont er und gibt für sein künftiges Engagement gleich einen Schwerpunkt vor. Außerdem werde es im Stadtrat unter seiner Mitwirkung Beschlüsse ohne schriftliche Vorlage (wie es einen mit namentlicher Erfassung in Sachen Straßenausbaubeitrag gegeben hat) mit Sicherheit nicht mehr geben.

Größere Gestaltungsspielräume

Von der Union angekreidete Formfehler wie zu Anfang der neuen Periode bei der Besetzung des Rechnungsprüfungsausschusses seien vom Landratsamt auch deutlich als solche benannt worden, unterstreicht Stadtrat Klaus Haack. Dass die CSU nur Verhinderer sei und dem Bürgermeister Knüppel zwischen die Beine werfe, sei eine Unterstellung und stimme einfach nicht. Aber man habe schließlich auch die Aufgabe, das Stadtoberhaupt zu kontrollieren, sind sich die drei Unions-Vertreter im Gespräch mit unserer Redaktion einig.

Auch Ulrich Grüber als „Freier Bürger“ ist mit von der Partie. Er sieht die Union, mit der er zusammenarbeitet ohne dort Mitglied zu sein, in Sachen Straßenausbaubeitrag auf dem richtigen Weg, wie jüngste Entscheidungen in München auch deutlich unterstreichen. Es werde künftig – beispielsweise über regelmäßig eingehobene Vorauszahlungen – weit größere Gestaltungsspielräume geben als bisher.

Dass für Neuweiler und Ziegelhütte zweierlei Maß galten, kann Klaus Haack nicht verstehen. Das sei mehr als unglücklich gelaufen, betont er und sieht das oft kritisierte Bemühen seiner Partei und seiner Fraktion um eine klare Linie und eine gerechte Lösung vollauf gerechtfertigt. -ww-

Zeit der Märchen und Mythen

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Die zauberhafte und tierische Welt im romantischen Rothenburg entdecken

ROTHENBURG – Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene bietet die Märchenwoche vom 1. bis 8. November. Schwerpunkt ist in diesem Jahr die Beziehung von Mensch und Tier im Märchen als Seelenverwandte, Partner, Helfer oder Gegenspieler.

Die neue Auflage „Rothenburger Märchenzauber“ startet.

Die neue Auflage „Rothenburger Märchenzauber“ startet.

Für Erwachsene gibt es unter anderem einen Erzählabend auf den Spuren Reinekes (1. November) eine Lesung nach Johann Wolfgang von Goethe (4. November), den Fröschkönig im Theater am Burgtor (5. November) und Geschichten und Gerichte aus Afrika (7. November in Linden) sowie Melodien der Tiermärchen am Klavier (7. November, 19.30 Uhr im „Eisenhut“).

Zum Ausklang der Märchenwoche am 8. November konzertiert um 18 Uhr die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg mit dem musikalischen Märchen „Peter und der Wolf“ in der Korn-Halle (Eintritt 15 Euro).

Am kommenden Sonntag beginnen die kostenlosen Stadtführungen unter einem tierischen Motto. Ein Angebot für die ganze Familie. Treffpunkt ist täglich um 17.30 Uhr am Rathaus­portal. An verschiedenen Orten in der Altstadt werden Fabeln und Geschichten erzählt. Etwa von „Kasimirs Einaug“ in den Kasematten der Wolfgangskirche, vom „Froschkönig“ im Weihnachtsmuseum oder vom „Glücklichen Prinz“ in der Heiltumskammer von St. Jakob. Erstmals wird mit „Puss in boots“ („Der gestiefelte Kater“) auch eine Märchenführung auf Englisch angeboten: am Mittwoch, 4. November. Ziel ist die Jugendherberge.

Dazu kommt fast täglich ein Abend programm, das das Thema Märchen in die Erwachsenenwelt überträgt. Am Sonntag, 1. November, um 19 Uhr geht bei einem Erzählabend mit Juliane Dehner und dem Musiker Oswin Voit „Der schlaue Fuchs“ im Theater am Burgtor um, am Donnerstag um 19.30 Uhr der „Froschkönig“ in einem lustvollen Beziehungsmärchen: gespielt und erzählt von dem Schauspieler Krispin Wich vom Galli Theater Weimar.

Der Schauspieler Reiyk Bergemann liest am Mittwoch, 4. November, um 19.30 Uhr in der „Glocke“ aus „Reineke Fuchs“, musikalisch untermalt von Nelson Cruz. Am kommenden Sonntag um 15 Uhr steht in einer Gratis-Aufführung der städtischen Musikschule im Musiksaal „Das hässliche Entlein“ im Mittelpunkt. Gelesen wird die Geschichte von der jungen Insinger Gymnasiastin Franziska Ritter. Die begleitende Musik, die in den Text eingearbeitet ist, solistisch oder kammermusikalisch von Schülerinnen der Musikschule gespielt, unterstützt und verstärkt die dramaturgische Wirkung der Erzählung.

Am Sonntag um 11 Uhr öffnet im historischen Hegereiterhaus im Spitalhof eine „Märchenstube“. Vom 1. bis 8. November lesen um 11 Uhr „Märchenfeen“ Märchen vor, in denen Tiere die Hauptrolle spielen. Da-zu gibt es eine Kleinigkeit zum Naschen. Der Eintritt und die Verkostung sind frei.

Auch die Stadtbücherei ist in die Märchenwoche einbezogen: mit dem japanischen Erzähltheater „Kamishibai“ am 4. November um 15 Uhr und am 6. November um 16.30 Uhr. Eine Lesung mit Backspaß für Kinder veranstaltet die Bäckerei Striffler am 3. November um 17 Uhr. Das Jugendzentrum veranstaltet am 6. November, um 19 Uhr einen tierischen Dichterwettstreit. Jeder, der einen eigenen Text vortragen möchte, kann teilnehmen.

Mit Alpakas im Stall

Alpaka-Züchterin Ilona Kindler und die Märchenerzählerin Ulrike Ascheneller-Meyer lüften am 2. und 5. November um 16 Uhr im Tierstall in Reichelshofen das Geheimnis vom „Goldenen Vlies der Inkas“ gegen eine Teilnahmegebühr von 10 Euro. Im Gasthof Keitel-Heinzel in Linden wird am 7. November ab 19 Uhr ein Vorleser trommelnd in die Märchenwelt Afrikas entführen.

Mit Tieren und Märchen setzt sich auch der Rothenburger Künstlerbund auseinander. Er zeigt in seiner Galerie am Marktplatz eine kleine Schau mit Werken Rothenburger Künstler. Als besondere Attraktion ist eine kunstvoll-märchenhafte Szenerie installiert. Kinder und Erwachsene dürfen mitten in ein Märchen und in die „Haut“ von Märchenfiguren oder Helden schlüpfen. Ein kostenloses Erinnerungsfoto gibt es mit dazu. Die Ausstellung ist vom 30. Oktober bis 8. November zu sehen, täglich von 14 bis 18 Uhr. Die Fotoaktion findet nur an den Wochenenden statt.

Das Wildbad veranstaltet ein Märchen- und Tanzseminar vom 2. bis 4. November. „Schneeweißchen und Rosenrot“ begegnen einem wilden Bären und lüften mit Hilfe eines Gift und Galle spuckenden Zwergs ein Geheimnis (kostenpflichtig mit Anmeldung unter Telefon 09101/6630). Außer den genannten Institutionen unterstützen auch die Goethe-Gesellschaft, das Kulturforum, der Stadtmarketingverein, der Tourismus-Service sowie sieben Betriebe der Hotellerie und Gastronomie die Märchenwoche. sis

Verneigung vor dem Aufrechten

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Des Kurienkardinals Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst und seines Freundes Franz Liszt gedacht

SCHILLINGSFÜRST – Er war einer der bedeutendsten Söhne aus dem Hause Hohenlohe-Schillingsfürst: der römische Kurienkardinal Gustav Adolf (1823 bis 1896), der „Kirchenfürst zwischen Rom und fränkischer Provinz“. Gedenkveranstaltungen waren seiner Freundschaft mit dem Komponisten Franz Liszt an dessen Denkmal im Kardinalsgarten und seinem Lebenswerk beim Vortrag im Schloss gewidmet.

Großes Interesse: Der Musiksaal des Schlosses ist voll besetzt. Foto: Schwandt

Großes Interesse: Der Musiksaal des Schlosses ist voll besetzt. Foto: Schwandt

Fürst Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst freute sich als Hausherr über das große Interesse an dem prominenten Sohn derer von Hohenlohe-Schillingsfürst. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Musiksaal des Adelssitzes lenkte Wolfgang Osiander, Gymnasiallehrer am Platengymnasium in Ansbach für Deutsch, Geschichte und katholische Religion, bei seinem höchst interessanten Vortrag die Aufmerksamkeit auf den Kurienkardinal und auf den Vatikan in einer Zeit, in der die Welt in die Moderne aufbrach. Er beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Leben und Wirken des Kardinals zu Hohenlohe-Schillingsfürst und ist von ihm fasziniert, denn der Kirchenmann sei „immer etwas gegen den Strom geschwommen“. Selbst wenn von ihm keine Schriften mehr vorhanden sind, so sei der Briefwechsel mit seinem Bruder aufschlussreich und gebe Einblicke in das Denken und Handeln des geistlichen Würdenträgers. Anita Biehl, Leiterin der Volkshochschule Schillingsfürst, hatte mit Wolfgang Osiander als Referenten eine gute Wahl getroffen.

In Außenseiter-Position

Am 22. Juni 2016 jährt sich zum 150. Mal die Erhebung des damals 43-jährigen Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst zum Kardinal. Mit seinem neuen kirchlichen Titel, den er 1866 erhielt, musste er den weltlichen Titel „Prinz“ ablegen. Neben Gustav Adolf gab es mit August Graf von Reisach nur noch einen weiteren deutschen Kardinal in der von Italienern dominierten römischen Kurie.

Die Kardinalsweihe markiert den Höhepunkt in der kirchlichen Karriere des Sohnes aus dem Haus Hohenlohe-Schillingsfürst, denn er befand sich zum damaligen Zeitpunkt – vier Jahre vor dem Ersten Vatikanischen Konzil – bereits in einer Außenseiterposition. Die Frage nach dem Unfehlbarkeitsdogma, das im Vatikanischen Konzil behandelt werden sollte, stand im Raum. Die anderen mit Gustav Adolf ernannten Kardinäle waren Vertreter der „ultramontanen, streng konservativen, antiliberalen und antimodernistischen, dem Papst ergebenen Linie“.

Prinz Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst wurde am 26. Februar 1823 in Rotenburg an der Fulda geboren. Sein Vater, Franz Josef zu Hohenlohe-Schillingsfürst, war katholisch, die Mutter, Constanze von Hohenlohe-Langenburg evangelisch. Die Söhne wurden gemäß der Konfession des Vaters katholisch getauft und erzogen. Prinz Gustav Adolf wurde auf Schloss Schillingsfürst von einem Hauslehrer unterrichtet, bevor er für kurze Zeit das Gymnasium Carolinum in Ansbach besuchte. Bedingt durch den Umzug der Eltern nach Corvey wechselte Gustav Adolf auf das Gymnasium in Erfurt.

1843 studierte er zunächst Jura, entschied sich dann aber für eine geistliche Laufbahn und begann in Breslau Theologie zu studieren. Großen Einfluss auf seine theologische Entwicklung hatten Melchior von Diepenbrock (ab 1845 Bischof von Breslau) und Professor Ignaz von Döllinger in München, wo von Hohenlohe-Schillingsfürst seine Studien fortsetzte. Die theologische Fakultät der Universität München hatte zu dieser Zeit einen hervorragenden Ruf. Jedoch lehnten später alle drei Professoren, bei denen Gustav Adolf studierte, die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes ab. Professor Döllinger wurde aufgrund seiner Weigerung, die Beschlüsse des Konzils anzuerkennen, sogar exkommuniziert.

Große Nähe zum Papst

Im Alter von 23 Jahren studierte Hohenlohe-Schillingsfürst Theologie in Rom mit dem Ziel, im diplomatischen Dienst der katholischen Kirche Karriere zu machen. Am 17. Juni 1846 wählten die in Rom versammelten Kardinäle in einem zweitägigen Konklave Pius IX. zum neuen Papst. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Rom wurden zunehmend schwieriger, es kam zu revolutionären Unruhen, die Papst Pius IX. zum Verlassen der Stadt zwangen. Gustav Adolf begleitete den Papst auf dessen Flucht nach Gaeta, wurde dort 1849 zum Priester geweiht und bekleidete fortan die wichtige Position des päpstlichen Kammerherrn.

Zurück in Rom wich Pius IX. von seiner liberalen Haltung ab und zielte auf eine Zentralisierung der katholischen Kirche unter päpstlicher Führung. Von Hohenlohe-Schillingsfürst wurde Geheimkämmerer, war Mitglied des päpstlichen Haushalts, hatte Zugang zum Papst und stand in einem engen Vertrauensverhältnis. Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst plante aufgrund der Entwicklungen in Rom seine Rückkehr nach Deutschland, dort wollte er Bischof werden. Doch er kam weder in Breslau, noch in Freiburg im Breisgau zu Zug, auch in Köln und Posen wurden andere Bischöfe gewählt.

In den fünfziger und den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts steuerte die Entwicklung in der Kirche auf eine Spaltung des katholischen Lagers in Konservative und Liberale zu. Gustav Adolf stand hoch in der Gunst des Papstes und wurde 1857 zum Großalmosenier (Leiter des päpstlichen Almosenamtes) ernannt, ein Karrieresprung, der mit dem Aufstieg in den Bischofsrang verbunden war: Hohenlohe wurde zum Titularbischof von Edessa.

1859 begann die Freundschaft mit dem Komponisten Franz Liszt, dem er 1865 die niederen Weihen (heute etwa die Weihe zum Diakon) spendete. Im Jahr 1864 veröffentlichte Papst Pius IX. die Enzyklika “Quanta cura”, in dieser werden fast alle gesellschaftlichen und politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts verurteilt: etwa der Liberalismus mit seinen Forderungen nach Religions-, Gewissens-, und Pressefreiheit. Zudem verbot der Papst den italienischen Katholiken, sich an Wahlen zu beteiligen. Auch wurden nationale Bischofskonferenzen verboten und die Bischöfe zu regelmäßigen Besuchen in Rom verpflichtet.

Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst erkannte die Zeichen der Zeit und entwickelte sich zum Vertreter eines liberalen, weltoffenen Katholizismus. Der Kirchenstaat schien so nicht mehr in die Zeit zu passen. Er bemühte sich um Ausgleich und Verständigung mit den staatlichen Institutionen in Deutschland und Italien. Aus dieser Haltung heraus ist auch seine Ablehnung des Dogmas von der päpstlichen Unfehlbarkeit zu sehen: dem ersten Vatikanum sieht Kardinal Hohenlohe mit großer Skepsis entgegen. Am 8. Dezember 1869 eröffnete Papst Pius IX. das Konzil feierlich.

Etwa 700 Bischöfe waren anwesend, 35 Prozent von ihnen waren Italiener, 17 Prozent der Teilnehmer kamen aus Frankreich, Deutschland und Österreich-Ungarn waren mit knapp 10 Prozent vertreten. Obwohl das Unfehlbarkeitsdogma offiziell im Konzil zunächst keine Rolle spielte, verfassten einige Bischöfe eine Petition zugunsten des Dogmas, die 450 Konzilsväter unterschrieben. Gegner der Definition der Unfehlbarkeit starteten ebenfalls eine Unterschriftensammlung, die 135 Konzilsteilnehmer unterzeichneten. Am 18. Juli 1870 wurde die Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit vom Konzil verabschiedet.

Auf Bismarcks Rechnung

Kardinal Hohenlohe verließ im September 1870 Rom und reiste nach Schillingsfürst, wo er einige Räume im Schloss bezog. Dort „befand er sich sehr zufrieden”, hatte er doch eine Kapelle. Zudem lobte er das Schloss mit seiner schönen Lage, die gute Luft und den „Ort mit den Leuthen, die doch gut und anhänglich sind“. Später erwarb er ein Haus in der Neuen Gasse, wo er mit seinem Diener wohnte.

Er gründete die Mädchenschule im sogenannten Salmschlösschen, plante diese als ein „internationales Mädchenerziehungsinstitut“ in Verbindung mit einem Kloster der Armen Schulschwestern. Otto von Bismarck wollte Hohenlohe-Schillingsfürst zum neuen Gesandten des Reiches beim Heiligen Stuhl einsetzen, die Annahme dieses Amtes wurde dem Kardinal jedoch von Rom aus verweigert.

1876 kehrte Kardinal Gustav Adolf nach Rom zurück, nach einem 32 Jahre dauernden Pontifikat starb im Februar 1878 Papst Pius IX. und Papst Leo XIII. wurde zum Papst gewählt. 1879 wurde Kardinal Hohenlohe Kardinalbischof von Albano, er legte dieses Amt jedoch vier Jahre später nieder und war als Erzpriester in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore tätig.

Am 10. Oktober 1883 stattete Kardinal Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst aus Rom kommend seinem alten Lehrer, Ignaz von Döllinger, einen Besuch ab. Ein Affront für katholische Würdenträger, schließlich war Döllinger seit zwölf Jahren exkommuniziert. Man beschimpfte Kardinal Gustav Adolf als „Trojanisches Pferd“ in der katholischen Kirche, warf ihm seine protestantische Mutter und seinen Vornamen Gustav Adolf vor.

Dekan und die „Bassgeige“

Seine letzten Jahre verbrachte Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst zurückgezogen in Rom, in Tivoli in der Villa d’Este und auf Reisen. Freunde berichten: „Der alte Cardinal Hohenlohe hat unsere Herzen erobert. Seine feinen Witzchen und halb verschluckten Zweideutigkeiten machen sich zu dem geistlichen Gewande sehr nett. Dazwischen zählt er ernste und interessante Geschichten aus dem intimen Leben der römischen Geistlichkeit.“

Am 30. Oktober 1896 verstarb Kardinal Gustav Adolf von Hohenlohe-Schillingsfürst in Rom und wurde auf dem Campo Santo Teutonico nahe der Basilika St. Peter beigesetzt. Aus dem Nachlass des Kardinals befinden sich zwei Messgewänder im Besitz der katholischen Kirchengemeinde, eines davon, eine „Bassgeige“ (abgeleitet von der Form), hatte Dekan Hans-Peter Kunert mitgebracht.

Zum Schluss wurde noch eine Frage angesprochen: Warum man der früheren Mädchenrealschule, nachdem sie jetzt auch von Buben besucht wird, den Namen „Edith-Stein-Realschule“ gegeben habe? Schließlich sei Kardinal Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst der Gründer und wäre somit ein passender Namensgeber gewesen. Die Entscheidung sei wohl in Bamberg gefallen, verlautete aus der Schulleitung, man habe Kardinal Gustav Adolf auf der Wunschliste geführt. Man hätte den Bamberger Erzbischof vielleicht zum Vortrag einladen sollen, war zu hören, dann hätte es vielleicht mit der Namensgebung „Kardinal-Gustav-Adolf-von-Hohenlohe-Schillingsfürst-Realschule“ geklappt. -sw-

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