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Neue Rechenmodelle

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Wie kommen Bürger und Kommune finanziell besser weg?

SCHILLINGSFÜRST – Für den CSU-Ortsverband und die „Freien Bürger“ ist das Thema Straßenausbaubeitragssatzung noch nicht gänzlich abgehandelt. Sie wollen ungeachtet der 9:6-Mehrheitsentscheidung im Stadt­rat Mitte letzten Jahres die politische Diskussion fortführen.

Im persönlichen Gespräch mit der Presse plädierten der CSU-Vorsitzende Markus Löschel, Stadtrat Petar Tanevski und „Freier Bürger“ Ulrich Grüber für andere Finanzierungsmodelle, um Härten bei zahlungspflichtigen Bürgern abzumildern. Es gebe Alternativen. So hat das geschäftsführende Präsidialmitglied des Bayerischen Gemeindetages, Jürgen Busse, als eine seiner letzten Amtshandlungen vor seiner Pensionierung im letzten Jahr im Landtag bei einer Expertenanhörung für ein neues „Gerechtigkeitsmodell“ geworben.

Danach legen Kommunen öffentlich für einen bestimmten Zeitraum die Kosten für notwendige Straßenausbauten fest. Diese werden dann auf alle Haushalte umgelegt – nicht nur auf die Grundstückseigentümer. Das bayerische Innenministerium hielt die Idee für eine „durchaus überlegenswerte Alternative“. Diskutiert wurde als weiteres Modell die Einführung des Systems „wiederkehrender Beiträge“, was eine Art Ansparmodell ist. Ob diese Varianten unterm Strich aber in jedem Einzelfall kostengünstiger sind für die Bürger, ist fraglich. Offen ist auch die Auswirkung auf den schmalen Stadtsäckel.

Debatte fortführen:  Petar Tanevski, Ulrich Grüber und Markus Löschel.      Foto: Schäfer

Debatte fortführen: Petar Tanevski, Ulrich Grüber und Markus Löschel. Foto: Schäfer

Grundsätzlich hält der Bayerische Gemeindetag an den Straßenausbaubeiträgen fest zur Finanzierung anstehender Straßenausbaumaßnahmen. Wie die Staatsregierung befürwortet er weiter eine Sollregelung und kein Muss bei der Straßenausbausatzung. Die desöfteren ins Spiel gebrachte Anhebung der Grundsteuer sei keine wirkliche Alternative, da sie zum einen zweckgebunden ist, so dass hiermit nicht dasselbe Ziel erreicht wird wie mit der Erhebung von Straßenausbaubeiträgen. Zum anderen kann sie auf die Mieter abgewälzt werden, die nicht immer dauerhaft wohnen.

Der Städtetag sei offen für Änderungen, die dazu beitragen, die Akzeptanz zu steigern und die Rechts­sicherheit zu stärken, hieß es. Es dürfe aber keinen erhöhten Verwaltungsaufwand geben. Das Straßenausbaubeitragsrecht zieht bewusst diejenigen heran, die als Anlieger einer Straße einen Vorteil haben. Nicht zuletzt die Güte der Verkehrsanschließung bestimmt den Wert des Eigentums und erlaubt dessen wirtschaftliche Nutzung etwa durch Vermietung.

Städte und Gemeinden können bisher laut Vorschrift eine solche Satzung erlassen und Beiträge erheben – sie müssen aber nicht. Laut den „Vereinigten Bürgerinitiativen für gerechte Kommunalabgaben“ verzichten in Bayern etwa 25 Prozent der Kommunen, meist die reicheren wie München, auf solche Beiträge. In Bayern unterscheiden sich zudem noch die Beiträge der Anwohner zwischen 30 und 80 Prozent.

Im Schulterschluss von Freie Wähler und SPD hat der Stadtrat Schillingsfürst eine Straßenausbaubeitragssatzung nach den Vorgaben des Bayerischen Gemeindetages beschlossen, um auf „Nummer sicher“ zu gehen. Beim alten Regelwerk hatten erfahrene Fachleute aus der Kommunalverwaltung Bedenken geäußert, „ob es einer gerichtlichen Überprüfung standhält, da einige Regelungen nicht eindeutig und teilweise nicht vollständig waren“. Aussitzen ist eine populäre Variante nach dem Motto: „Wo kein Kläger, da kein Richter“. Die Vorgehensweise kann auch funktionieren. Wirklich beruhigend ist sie nicht.

Die Kommune kann in einem gewissen Rahmen die Beitragserhebung selbst steuern. Dadurch unterscheiden sich die Berechnungsmodalitäten von Gemeinde zu Gemeinde. Allerdings sind die gemeindlichen Satzungen gerichtlich voll nachprüfbar. Möchte ein Betroffener wegen der hohen Summe eine Ratenzahlung, muss dies bei der Gemeinde im Rahmen einer Stundung beantragt werden. Man zahlt dann je nach Ausgestaltung der Vereinbarung in mehreren Raten. Diese Möglichkeit ist allerdings vom guten Willen der Kommune abhängig.

Bei Straßenausbaubeiträgen werden vor allem die Kosten für die Fahrbahn umgelegt. Umlagefähig sind aber auch die Kosten der mit der Straße im Zusammenhang stehenden Anlagenteile wie Gehwege, Straßenbeleuchtung, Grünanlagen. Bei der Kanalisation ist allerdings nur der sogenannte Straßenentwässerungsanteil abrechnungsfähig, das heißt, der Anteil der Kosten, der auf die Entwässerung der Straße entfällt. sis


Die Schlüsse daraus ziehen

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Anforderungen und Bedürfnisse der Feuerwehr aus fachlicher Sicht beleuchtet

SCHILLINGSFÜRST – Bei notwendigen Entscheidungen kann ein Blick von außen hilfreich sein. Für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses und die künftige Bedarfsplanung hat die Stadt Schillingsfürst unter Mitwirkung der Feuerwehr eine Fachfirma hinzugezogen. Die gewonnenen Ergebnisse seien dienlich und ihr Geld wert, hieß es.

Zur Vorbereitung des technischen und personellen Feuerwehrbedarfsplans beauftragte die Stadt Schillingsfürst das Heilbronner Ingenieurbüro für Brandschutz und Gefahrenabwehr mit einer Organisationsuntersuchung. Im Rahmen einer Feuerbeschau im letzten November wurden die Gebäude inspiziert. In der Elisabethenstraße und in der Emil-Helmschmidt-Straße sind zwei Gebäude vorhanden, bei denen für insgesamt fünf Nutzungseinheiten der zweite Rettungsweg mittels eines Hubrettungsfahrzeuges sichergestellt werden muss.

In allen Stadtteilen seien Gebäude vorhanden, bei denen der zweite Rettungsweg über vierteilige Steckleitern sichergestellt werden muss. Für Schillingsfürst sei für fünf Nutzungseinheiten zur Sicherstellung des zweiten Rettungsweges ein Hubrettungsfahrzeug erforderlich. Dieses Hubrettungsfahrzeug werde durch die Feuerwehr Feuchtwangen vorgehalten. Die Feuchtwanger Wehr erreiche diese Nutzungseinheiten mit einer Überschreitung der Hilfsfrist in der Größenordnung von rund zwölf bis dreizehn Minuten.

Das gedeihliche  Miteinander von Feuerwehr und Rotem Kreuz soll fortgeführt werden.

Das gedeihliche Miteinander von Feuerwehr und Rotem Kreuz soll fortgeführt werden.

Um diese Überschreitung durch das Hubrettungsfahrzeug der Feuerwehr Feuchtwangen soweit wie möglich zu kompensieren, werden folgende Maßnahmen für die Sicherstellung des zweiten Rettungsweges über Rettungsgeräte der Feuerwehr für die Stadt Schillingsfürst umgesetzt: auf jedem Löchfahrzeug der Feuerwehr Schillingsfürst wird eine Schiebeleiter vorgehalten. Außerdem erfolgt eine standardmäßige Mitalarmierung der Drehleiter der Feuerwehr Feuchtwangen bei jedem Gebäudebrand im Stadtteil Schillingsfürst.

Es werde darauf hingewirkt, dass die beiden Gebäude bezüglich des zweiten Rettungswegs „möglichst baulich ertüchtigt werden“. Die Maßnahmen für die beiden Gebäude wurden seitens der Stadt Schillingsfürst einvernehmlich mit dem Kreisbrand­rat des Landkreises Ansbach festgelegt. Für die anderen Stadtteile müssen auf Grund der vorhandenen Gebäudehöhen auf den Feuerwehrfahrzeugen vierteilige Steck­­leitern mitgeführt werden.

Das Bayerische Feuwehrgesetz fordert, dass eine Feuerwehr innerhalb der Frist von zehn Minuten „mit einer adäquaten Personal- und Fahrzeugausstattung“ am Einsatzort ist. Die Einhaltung dieser Hilfsfrist ist damit der Bewertungsmaßstab beziehungsweise die Kennzahl, mit der die Leistungsfähigkeit einer Feuerwehr bewertet werden kann. Die Hilfsfrist setzt sich zusammen aus der Dispositionszeit der Integrierten Leitstelle, der Ausrückezeit der Feuerwehrangehörigen und der Fahrzeit vom Feuerwehrhaus zum Einsatzort. Die Ausrückzeit der Feuerwehr Schillingsfürst beträgt tagsüber 4:15 Minuten und nachts rund vier Minuten. Die derzeit planbaren Ausrückzeiten der anderen Stadtteilfeuerwehren wurden im wesentlichen durch eine Personalverfügbarkeitsanalyse ermittelt, da eine Analyse der Einsatzberichte auf Grund der geringen Anzahl von auswertbaren Einsätzen keine statistisch verwertbaren Ergebnisse ergibt. Die Feuerwehr in den Ortsteilen Faulenberg, Schorndorf und Stilzendorf „ist planbar nicht alarmsicher“. Bei der Feuerwehr Schillingsfürst kommt es in diesen Bereichen zu Überschreitungen bei der Hilfsfrist.

Zur Sicherstellung der Gefahrenabwehr im nördlichen und östlichen Stadtgebiet ist daher von der Stadt Schillingfürst angedacht, die Feuerwehren Faulenberg und Schorndorf mit wasserführenden Fahrzeugen auszustatten. Die beiden Feuerwehren verfügen derzeit aber nicht über die dafür notwendigen Personalqualifikationen beziehungsweise -verfügbarkeiten. Derzeit kann nicht abgeschätzt werden, ob die Feuerwehren die für die Besetzung eines wasserführenden Fahrzeugs erforderlichen personellen Voraussetzungen schaffen können.

Die Feuerwehr Stilzendorf wird zur Sicherstellung der Gefahrenabwehr im Rahmen des gesetzlichen Auftrags „nicht benötigt“. Sie werde aber wei­terhin „als integrativer Bestandteil“ der Stadt Schillingsfürst gesehen. Die Stadt sieht keine Möglichkeit, durch technische und organisatorische Maß­­nahmen, die Stadtteilfeuerwehren der außenliegenden Stadtteile so zu ertüchtigen, „dass diese rund um die Uhr alarmsicher sind“. Für die Feuerwehr der Stadt Schillingsfürst soll ein „zentrales Einsatzmittellager“ vorgehalten und von der Feuerwehr Schillingsfürst unterhalten werden.

Bei den Stadtteilfeuerwehren könne sich die Bevorratung von Einsatzmaterialien auf einen „Handvorrat zum Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge beschränken“. Die Stadt Schillingsfürst unterhält für die Freiwilligen Feuerwehren vier Feuerwehrhäuser. Das neue Feuerwehrhaus der Feuerwehr Schillingsfürst soll mit vier Stellplätzen errichtet werden. Unter anderem für das neue 450000 Euro teure Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF20) Über die Endkonfiguration des Neubaus erfolgt ein separater Stadtratsbeschluss.

Das Feuerwehrhaus in Faulenberg wird von der Fachfirma „als begrenzt zukunftssicher eingestuft“. Die Situation in Schorndorf entspreche „weitgehend“ dem Stand der Technik beziehungsweise den Vorgaben. Es wird von einer voraussichtlichen weiteren Betriebsdauer des Feuerwehrhauses von „mindestens zehn Jahren ausgegangen“. Das Feuerwehrhaus in Stilzendorf „entspreche „mit kleinen Einschränkungen“ den Vorgaben des Unfallversicherers“.

Bei den Feuerwehren soll darauf hingewirkt werden, dass tagsüber, insbesondere werktags ausreichend qualifiziertes Personal für die notwendigen Fahrzeugeinsätze zur Verfügung steht. Bei der Einstellung von Mitarbeitern der Stadt Schillingsfürst soll die Bereitschaft zur Mitarbeit bei der Feuerwehr berücksichtigt werden.

Bürgermeister Michael Trzybinski und sein Stellvertreter Herbert Seidel haben Landrat Dr. Jürgen Ludwig und Kreisbrandrat Thomas Müller über den Stand des Bedarfsplans und über die Entscheidung des Roten Kreuzes informiert, auf dem neuen Feuer­wehr­areal mitzubauen. Die Entscheidung, ein neues Feuerwehrhaus in der Bahnhofstraße zu bauen, wurde bereits vom vorhergehenden Stadt­rat unter dem damaligen Bürgermeister Friedrich Wieth gefällt. Geplant war ein Neubau mit sechs Stellplätzen.

Die seinerzeit vom beauftragten Architekturbüro Döllinger vorgelegte Grobkostenschätzung von 1,4 Millionen Euro wurde vier Monate später konkretisiert auf 2,27 Millionen Euro. Das Vorhaben wurde auf Eis gelegt. Um die Diskussion aus der „emotionalen Ecke“ herauszuholen und auf eine „logische Sachebene“ zu bringen, holte sich die Stadt die Unterstützung der externen Beraterfirma. Die Kommune bekam nun aufgezeigt, was sie beim Neubau alles berücksichtigen muss, um ihren gesetzlichen Auftrag des Brandschutzes zu erfüllen. Die im Stadtrat vertretenen Parteien bemühen sich weiter um eine einvernehmliche Lösung – auch im Hinblick auf die Kosten. Ein schwieriger Spagat zwischen Spardiktat und Stärkung der ehrenamtlichen Feuerwehrarbeit. sis

Freiwillig geht wenig

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In der Gleichstellung der Geschlechter gibt es noch einiges zu tun

ROTHENBURG – Bereits zum vierten Mal in diesem Rahmen, fand vergangenen Dienstag die Veranstaltung zum internationalen Weltfrauentag in Rothenburg statt. Das erste Mal diente die Reichsstadthalle als Veranstaltungsort. Und war sehr gut besucht. Ein vielfältiges und buntes Programm führte zu einem geselligen und lehrreichen Abend.

„Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Frau und Mann – sie betont ihn.“ Das sagte einmal die berühmte Modeschöpferin Coco Chanel. Stadträtin Jutta Striffler griff jenes Zitat zum Ende ihres Grußwortes auf und gab damit schon mal eine Richtung für die abendliche Veranstaltung vor. Der internationale Weltfrauentag 2016 behandelte wieder Themen im Rhamen der Frauenrechte in der Welt, des Weltfriedens und der Gleichberechtigung. Zu Beginn des Abends sorgte das Trommel-Trio „Red and the Colours“ für Aufmerksamkeit. Ihre Rhythmen waren der Auftakt zu einem kurzweiligen und vielseitigen Programm mit viel Lyrik, Poesie und Musik zum Thema.

Die Weltkugel als Symbol für globale Verbundenheit. Die „Weltfrauen“ sind mitten drin und voll dabei. Fotos: Götz

Die Weltkugel als Symbol für globale Verbundenheit. Die „Weltfrauen“ sind mitten drin und voll dabei. Fotos: Götz

Dass der Abend in dieser Form überhaupt erst Realtität wurde, ist der gemeinsamen Arbeit von Evangelischem Frauenbund, den Ort der Vielfalt-Mitgliedern und den „Weltfrauen“ um Beate Zerkowski zu verdanken. Nicht zu vergessen auch die Rothenburger Stadträtinnen. Jutta Striffler, Silke Sagmeister-Eberlein und Edith Hümmer waren auch am Abend präsent und sorgten mit für das leibliche Wohl der Gäste. Die Reichsstadthalle als Austragungsort, wurde den Frauen von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt.

Nach dem musikalischen Auftakt wurde es politisch. Mitbürgerinnen, unter anderem aus der Türkei, Ungarn und Tansania, berichteten über die Situation von Frauen in den jeweiligen Ländern. Durchweg positiv beschrieben sie die Erfolge, die durch die verschiedensten Bewegungen in der Vergangenheit erzielt werden konnten, machten aber genauso darauf aufmerksam, dass man immer noch weit entfernt sei von einer Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann. So seien beispielsweise die gesetzlich zugesicherten Rechte für Frauen in der Türkei ähnlich denen in Deutschland, nur unterschieden sich dort Gesetz und Praxis erheblich. Nach wie vor würden viele Frauen unterdrückt und ausgenutzt. Stella Brown, die über Tansania sprach, lobte den dortigen Spagat zwischen dem Erhalt alter Werte und der Emanzipation, welchen das Land zunehmend besser hinbekäme.

Noch immer aber werden Frauen für gleiche Arbeit weitaus schlechter bezahlt als Männer. Das gilt nicht nur für Tansania, sondern für große Teile der Welt. Auch in Deutschland ist das immer noch das große Streitthema in der Geschlechterpolitik. Und damit auch in Rothenburg, wie Beate Zerkowski betont. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sagt sie. „Das muss endlich Realitiät werden“. Der Mensch müsse im Vordergrund stehen, nicht das Geschlecht. Gleichzeitig fordert sie die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für viel mehr Bereiche als nur in den Aufsichtsräten der großen deutschen Unternehmen. „Freiwillig rührt sich nichts.“

Aufmerksame Besucher an farbenfroh dekorierten, großen Gruppentischen.

Aufmerksame Besucher an farbenfroh dekorierten, großen Gruppentischen.

Zwischen Politik, Geschichte und Fakten zur Stellung der Frau, lockerte Dr. Cornelia Kartak die Stimmung mit Gedichten von Mascha Kaleko und musikalischen Darbietungen auf. Mit ihrer Stimme, Gitarre und Textauswahl traf sie den Nerv des Publikums, sorgte für einige Lacher und brachte vieles gekonnt und deutlich auf den Punkt. Hannelore Hochbauer las im Verlauf des Abends ein Märchen aus Tadschikistan.

Auch um die Frauenrechte in der Vergangenheit ging es. So bekamen beispielsweise bis vor 40 Jahren nur Kinder deutscher Väter die deutsche Staatsbürgerschaft. Kinder einer deutschen Mutter und eines ausländischen Vaters, waren somit staatenlos. Bis 1977 noch, durften Frauen nicht ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten. In der heutigen Zeit klingen diese Dinge verrückt, aber sie waren einmal real. Und manches ist es immer noch in Deutschland, wenn auch bei weitem nicht mehr in solchem Ausmaß.

„Zeit also sich zu bewegen“, riefen die Frauen von der Bühne und ernteten viel Zustimmung aus dem Publikum. Zum Ende der Veranstaltung kam es dann noch zum gemeinsamen Tanz. Der stieß auf viel Be­geis­terung und so hielten sich Frauen an den Händen und tanzten viele Minuten lang durch die große Reichsstadthalle. „Zeit sich zu bewegen“, wurde also gleich mal wörtlich genommen.

Die angesprochene Quotenforderung und gleichzeitig der Wunsch, dass der Mensch und seine Arbeit im Vordergrund stehen, das passt irgendwo nicht ganz zusammen. Bei einer Quote wird dem einen Geschlecht eine Mindestanzahl an beispielswiese Arbeitsplätzen eines Unternehmens zugesprochen. Das klingt wenig fair, bedenkt man, dass so ein vielleicht besser qualifizierter Bewerber des anderen Geschlechts nicht angenommen werden kann. Aber das war wohl auch das Einzige, was nicht passte, an einem Abend von Frauen für Frauen (und auch Männer, wenn sie denn wollten). Einem Abend der versuchte aufzuklären, aber auch zu Gemeinsamkeit führen sollte. Das Selbstbewusstsein der Frau weiter stärken wollte und mit Fakten darlegte, dass es überall auf der Welt, und auch immer noch in Deutschland, viel zu tun gibt in Sachen Gleichberechtigung. Gut, dass es Frauen gibt, die aufstehen und sich Unrecht nicht gefallen lassen, die den Unterschied zwischen Mann und Frau betonen, anstatt sich anzupassen. og

Eindrucksvoll

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Realschüler eröffnen Ausstellungssaison

ROTHENBURG – Mit ihrer „Ouvertüre“ setzen sie ein Ausrufezeichen: Bevor die etablierten Künstler die Galerie im Fleischhaus mit ihren Werken bestücken, zeigen Kunstschüler der Oskar-von-Miller-Realschule dort noch bis einschließlich diesen Sonntag, von 14 bis 18 Uhr, wie kreativ sie mit Stift, Pinsel, Kamera und Kleister umgehen können.

Seit mittlerweile gut fünf Jahren ist diese besondere Ausstellung eine „Auszeichnung und ein Höhepunkt“ für seine Schüler, eröffnet Schulleiter Dieter Schulz die Vernissage in den „heiligen Hallen“ des Künstlerbundes. Dass die jungen Nachwuchskünstler sich und ihre Werke dort präsentieren können, sei ein „großes Kompliment“ von Seiten der etablierten Kunstschaffenden. Anerkennung gebührt aber nicht nur den Schülern, sondern auch ihren Kunstlehrern Maria Salamanek und Hans-Gustaf Weltzer, die stets aufs Neue mit hilfreichen Anregungen und Tipps der nächsten Künstler-Generation unter die Arme greifen.

Mit Kunst können Franzi Gottschling und Mevlüde Mercan ihre Gefühle ausdrücken.  Fotos: Scheuenstuhl

Mit Kunst können Franzi Gottschling und Mevlüde Mercan ihre Gefühle ausdrücken. Fotos: Scheuenstuhl

Aber auch mit Unterstützung wird nicht aus jedem automatisch der nächste Picasso. Kurt Förster, selbst ehemaliger Realschüler und jetziger Bürgermeister, gestand offen, dass keines seiner Bilder wohl jemals in der Ausstellung zu sehen gewesen wäre: „Über die Strichmännchen-Phase bin ich nicht weit hinaus gekommen.“ Trotzdem erkennt er Kunst, wenn er sie sieht, und zollte deshalb den Schülern „höchste Bewunderung“ für ihre Werke, die zu seiner besonderen Freude in einem städtischen Haus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dem Künstlerbund riet Kurt Förster, sich genau anzuschauen, welche Talente hier in der Ausstellung zu sehen sind, denn letztlich ist auch der Künstlerbund ein Verein, der Mitglieder braucht.

Die Auseinandersetzung mit der Kunst ist mehr als nur ein Selbstzweck, sie fördere vor allem auch die Persönlichkeitsentwicklung, erklärt Peter Nedwal, Vorsitzender des Künstlerbundes. Als Künstler entscheidet man, was man von sich preisgeben möchte. Dahinter stecke auch immer die Frage, welchen Qualitätsanspruch man an sich und an sein Publikum stellt. Erfolg habe man dann, wenn man „in die Materie eindringe und nicht nur an der Oberfläche Schaum schlage“. Mit einem Augenzwinkern gab der „heimliche Hausherr“ der Galerie dem künstlerischen Nachwuchs einen Eindruck mit auf dem Weg, wie das vermeintlich schwere Los für einen Kunstschaffenden aussieht. Hierfür zitierte er aus Wilhelm Buschs „Maler Klecksel“: „Leicht kommt man an das Bildermalen, doch schwer an Leute, die’s bezahlen! Statt ihrer ist, als ein Ersatz, der Kritikus sofort am Platz.“

Kunstlehrer Hans-Gustaf Weltzer und Maria Salamanek an „Malmaschine“.

Kunstlehrer Hans-Gustaf Weltzer und Maria Salamanek an „Malmaschine“.

Kritiker fanden sich an diesem Abend aber wenige bis gar keine in der mit Eltern, Schülern, Stadträten und allgemein Kunstinteressierten gut besuchten Galerie. Vielmehr herrschte durchweg Bewunderung über die in Stil und Technik facettenreiche Werkeschau. Umrahmt wurde die Vernissage mit musikalischen Einlagen eines Keyboardspielers, einer Delegation der Schulband und der Kunstklasse 10e.

Die Schüler der 5. bis 10. Jahrgangsstufe, darunter als Schwerpunkt die Kunst-Hauptfachklassen, zeigen ihre Werke aus dem laufenden Schuljahr. Zwischen den vielen ansprechenden Bildern auf Papier gab es auch dreidimensionale Kunst zu bewundern. Schallplatten wurde von den Zehntklässlern ein zweites Leben als figürliche Kleinplastiken geschenkt. Und Leon Urban hat innerhalb von zehn Monaten ein Papiermodell der Villa Rotonda angefertigt.

Max, Malte, Joshua, Pauline und Melissa entwickelten aus einem ausgedienten Lüftungsstück des alten Schulhauses eine „Malmaschine“, mit der sie sich im „Action Painting“ versuchten. „Es ist schon etwas anderes, wenn man Lob für seine Arbeit nicht nur von den Lehrern, sondern auch von anderen Leuten bekommt“, findet Max. Und Malte ergänzt: „Man kommt sich professionell vor.“

Als imposanten Farbtupfer zeigten sich auch überlebensgroße Schneeballen aus Pappmaché, die in einem zweiten Arbeitsauftrag an diversen Plätzen in der Stadt in Szene gesetzt und auch auf Fotos verewigt wurden. Daneben zogen auch romantische Landschaften in Acryl, Kohle- und Bleistiftzeichnungen sowie Comics, Linoldrucke und ein Blick auf die Heimatstadt durch die Brille des großen Meisters Roy Lichtenstein die Besucher in ihren Bann.

Vinyl-Klassiker: Würdevolles Zweitleben als Kleinplastiken.

Vinyl-Klassiker: Würdevolles Zweitleben als Kleinplastiken.

Ein Teil der ausstellenden Künstler kam mit einer guten Entschuldigung verspätet zu ihrer Feierstunde: Zehntklässler zeigten in einer Würzburger Fachoberschule im Bereich Gestaltung bei der Aufnahmeprüfung ihr künstlerisches Talent. Pauline aus der 10e etwa hat „ein ganz gutes Gefühl“ nach den vier Stunden, in denen sie eine Zeichnung aus der Wirklichkeit und eine aus der eigenen Vorstellung, sowie eine Tonarbeit und einen Ausschnitt einer Kaffeerunde mit Wasserfarben anfertigte.

Für Franzi Gottschling und Mevlüde Mercan ist Kunst eine Möglichkeit ihre Gefühle auszudrücken. Am liebsten malen sie in ihrem Skizzenbuch einfach drauf los. Aber auch bei vorgegebenen Themen können sie ihrer eigenen Vorstellungskraft ausreichend freien Lauf lassen. Was den Auftritt in der Öffentlichkeit betrifft, sind die beiden „alte Hasen“. Seit der fünften Klasse bekommen ihre Werke ihren verdienten Platz in der Schüler-Ausstellung. mes

Bedeutung für das Stadtbild

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Echte Hingucker – Sanierung historischer Gebäude abgeschlossen

ROTHENBURG – Öffentliche Ehrung und Anerkennung vom Bezirk Mittelfranken erfuhren die Stadt, die Familie Wehrwein und die Brüder Andreas und Martin Knausenberger für Erhaltungsmaßnahmen an historischen Bauwerken.

Direkt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Doppelbrücke befindet sich die Herrenmühle. Zu dieser 1760 erbauten ehemaligen Loh-, Getreide- und Ölmühle gehört unter anderem eine Scheune. Dieses eingeschossige Nutzgebäude verfügt über ein steinernes Erdgeschoss, während die darüber liegenden Stockwerke in konstruktivem Fachwerk ausgeführt sind. Das Erbauungsdatum der Scheune ist unbekannt, sie dürfte im Kern hochmittelalterlich sein. In der Vergangenheit diente sie als Lagerstätte für Holz und Stroh sowie als Schweinestall.

Scheune zum Wohnhaus umgebaut. Fotos: Schäfer

Scheune zum Wohnhaus umgebaut. Fotos: Schäfer

Die Sanierung der Scheune erfolgte schrittweise, um sie zum Wohnraum umzunutzen. Erst Werner Knausenberger und dann seine Söhne Andreas und Martin haben diesen Plan mit viel Eigenleistung verwirklicht. Eine der größten Herausforderungen stellte die Rekonstruktion des Fachwerkgiebels dar, der bei der Sprengung der Doppelbrücke gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört und nur provisorisch wieder aufgebaut worden war. In einem Stück wurde er am Boden gezimmert und anschließend als großes Einzelteil den Erdgeschossmauern aufgesetzt. Die Fachwerkonstruktion an den Traufseiten konnte an Ort und Stelle ertüchtigt werden. Des Weiteren wurde der Dachstuhl denkmalgerecht instand gesetzt und das Dach teilweise mit historischen Ziegeln neu eingedeckt. Der Schopfwalm auf der Westseite wurde repariert, die darunterliegende Fläche durchfenstert und verbrettert. Um die Statik wiederherzustellen musste die Balkenkonstruktion repariert und, wo nötig, fachgerecht ergänzt werden. Für die Wohnnutzung mussten Etagenböden und ein Treppenhaus neu eingezogen werden. Die offenliegenden Holzbalken in den meisten Räumen vermitteln eine gemütliche Atmosphäre.

Auch die Familie Wehrwein hat ein Rothenburger Baudenkmal vor dem Verfall bewahrt und damit das Stadtbild aufgewertet. Der giebelständige, eingeschossige Sandsteinbau mit Satteldach in der Hirtengasse dürfte etwa aus der Zeit um 1446 stammen. Seiner ursprünglichen Bestimmung entsprechend wurde das historische Nutzgebäude auch heute noch als Lagerraum genutzt. Allerdings war das Dach undicht, das Fachwerk schadhaft und die Scheune insgesamt in ihrer Stabilität gefährdet. Die Eigentümer ließen den Dachstuhl sichern und das Dach unter teilweiser Verwendung der alten Biberschwanzziegel wieder eindecken. Die erneuerte Dachentwässerung verhindert künftig eindringende Feuchtigkeit. Um das Fachwerk der Giebelseiten vor weiteren Witterungsschäden zu schützen, wählte man eine Boden-Deckel-Schalung.

Das Fachwerk und die darin eingebauten Luken sind dabei nicht mehr sichtbar, konnten aber an Ort und Stelle verbleiben – eine bei Nutzgebäuden denkmalverträgliche Form der Altbestandsicherung. Das Scheunentor ersetzte man nach historischem Vorbild und verputzte das Gebäude. „Für zahlreiche historische Nebengebäude wünschte man sich Nachahmer dieser Maßnahme“, lobte der Bezirk als Denkmalschutzbehörde.

Richard Bartsch gratuliert den Brüdern Knausenberger.

Richard Bartsch gratuliert den Brüdern Knausenberger.

Die Stadt, vertreten durch Bürgermeister Dieter Kölle, bekam ein dreifaches Lob durch Bezirkstagspräsident Richard Bartsch bei der Prämierungsveranstaltung: für die Sanierung der Esse in der ehemaligen Klosterküche des einstigen Dominikanerinnenklosters (heute Reichsstadtmuseum), für die Sanierung der Rathaus-Balustrade und für die Dach- und Fassadensanierung der Ratstrinkstube. Die Denkmalprämierung führt der Bezirk Mittelfranken seit vierzig Jahren durch, um beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement anzuerkennen und zu unterstützen, aber auch um das öffentliche Bewusstsein für den hohen Wert der Denkmalpflege zu schärfen. Im Zeitraum seit 1975 wurden viertausend Kulturdenkmäler in prämierungswürdig hoher Qualität saniert. Eigentümer, Kommunen, Kirchen, Vereine und Instituionen haben Initia­tive ergriffen für den Erhalt ihrer Baudenkmäler. sis

Endlich sitzen wie im Kino

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Städtischer Musiksaal erstrahlt dank Ingrid Ehmann in neuem Glanz

ROTHENBURG – Am vergangenen Wochenende wurde er mit der Aufführung des Theaterstücks „Außer Kontrolle“, inszeniert vom Landestheater Dinkelsbühl, offiziell eingeweiht. Der für geschätzte 250000 Euro neu renovierte und nun mit weichen, viel Platz und Beinfreiheit bietenden Sesseln ausgestattete, städtische Musiksaal. Möglich war dies nur durch die großzügige Spende von Ingrid Ehmann, die die Kosten für die Instandsetzung ganz alleine trägt.

Dass es so viele Jahre „nach dem Krieg“ noch einen so ausgestatteten Saal in Rothenburg gäbe, das dürfe nicht sein, antwortete Ingrid Ehmann auf die Frage, woher denn ihre Idee und ihre Motivation kam, den städtischen Musiksaal mit finanziellen Mitteln aus eigener Tasche in ein neues und modernes Gewand zu stecken. Oberbürgermeister Walter Hartl für die Stadt und Peter Cahn, im Namen des Landestheaters Dinkelsbühl, bedankten sich für das außerordentliche, finanzielle Engagement, welches auch in einer kleinen Tafel mit Namen seine Würdigung fand. Es sei schön, dass es Menschen wie Frau Ehmann gäbe, die sich nicht nur für die Förderung von Kunst und Kultur aussprächen, sondern auch aktiv etwas tun würden, konkret ein Projekt förderten, so Peter Cahn, Regisseur des Theaterstücks „Außer Kontrolle“.

Voll besetzter Saal und Sitzprobe der neuen Stühle: Fast alle Stadträte waren anwesend. Fotos: Götz

Voll besetzter Saal und Sitzprobe der neuen Stühle: Fast alle Stadträte waren anwesend. Fotos: Götz

Mit dem Gastspiel des Landestheaters aus Dinkelsbühl kam dann auch gleich richtig Leben in den Saal. „Außer Kontrolle“ sorgte für einige Lacher, gute Stimmung und am Ende für viel Applaus. Für die Pause hatte die Stadt Sekt und Gebäck für die Gäste organisiert. In dem Stück geht es um den eiskalten Politiker Josef Martin Standfest, toll gespielt von Andreas Peteratzinger. Eigentlich müsste er bei einer Debatte im Bundestag sein, lässt sich stattdessen aber auf eine Affäre mit der Sekretärin des Oppositionsführers (Monika Reithöfer) ein. Dann taucht plötzlich eine Leiche am Fenster zu seinem Hotelzimmer auf und das Unheil nimmt seinen Lauf. Georg Schweinhöfer (ebenso sehr gut: Patrick Mai), unscheinbarer Sekretär von Standfest, muss versuchen zu retten, was nicht mehr zu retten ist und wächst dabei über sich hinaus.

Der britische Autor Ray Cooney verstrickt bis zum Ende alle Beteiligten gekonnt und mit viel Witz in ein großes Schlamassel. Eines voller Ausreden, Lügen und Affären. Mit neun Darstellern ist das Theaterstück ungewohnt vielseitig besetzt. Es ist ein famoser Spaß zuzusehen, wie im Laufe des Stücks immer mehr Personen in Standfests Hotelzimmer auftauchen und hineingezogen werden in dessen Versuch, irgendwie seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Inhaltlich muss das Stück nicht jedem gefallen, fehlt ihm doch sicher irgendwo die Tiefe und die sprachliche Gewandtheit. Das Ende ist ein schneller Schnitt, lässt dramaturgisch Wünsche offen. Dafür aber ist „Außer Kontrolle“ witzig, unterhaltsam, ohne Längen. Und lebt von sehr lebendig spielenden Darstellern. Nur Paul Cahn hat seine besten Momente, in denen er nicht lebendig ist. Als Leiche nämlich. Und der aufmerksame Beobachter, der sieht nicht nur nackte Oberkörper und leicht zu verführende Frauen, sondern auch herrlich satirische Kritik am Politiker von heute.

Oberbürgermeister Walter Hartl dankt Ingrid Ehmann für die Spende.

Oberbürgermeister Walter Hartl dankt Ingrid Ehmann für die Spende.

Der „neue“ Musiksaal war schnell bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Beginn mussten sogar noch zusätzliche Stühle aufgereiht werden, um allen Besuchern einen Platz bieten zu können. Die kamen dann leider nicht in den Genuss der neuen Sitzmöbel. Aber mit dieser luxuriös anmutenden Instandsetzung im Rücken wird der städtische Musiksaal sicher noch viele weitere Möglichkeiten bieten, um Platz zu nehmen und kulturelle Darbietungen zu bestaunen. og

Getadelt ist gelobt genug

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Erstes „Politiker-Derblecken“ auf der Frankenhöhe beeindruckte Publikum

SCHILLINGSFÜRST – Das erste „Politiker-Derblecken“ auf der Frankenhöhe feierte gelungene Premiere. Auf fränkische Art und Weise wurde Politik und Gesellschaft der Spiegel vorhalten – in Anlehnung an den bekannten „Nockherberg“. Das Ganze lebte von dem Live-Moment.

Das Publikum in der ausverkauften Zietz-Halle reagierte erst überrascht und dann angetan darüber, dass die Akteure nicht die Keule auspackten, sondern eine größere Toleranz walten ließen. Die Mischung aus Ulk und Tadel war bühnenreif austariert. Es gab viel zu lachen und immer wieder Zwischenapplaus.

Willkommenskultur macht eine Stadt attraktiv: das Infocenter hat Nachhilfebedarf.   Fotos: sis

Willkommenskultur macht eine Stadt attraktiv: das Infocenter hat Nachhilfebedarf. Fotos: sis

Musikant Martin Rohn sorgte mit seinem Spottgesang für einen gelungenen Auftakt. In seinen gereimten und gesungenen Versen in fränkischer Mundart, die er als Zwischenspiel immer wieder ins Programm einstreute, beschäftigte er sich mit dem Rot sehen und Schwarz ärgern und warum man grün wird im Gesicht – in Anspielung auf die politische Lage in Deutschland. Kritik übte er am abgedroschenen Vokabular der Politiker: „Sie können stundenlang reden, ohne etwas zu sagen“. In der EU sei jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht und versuche das System, wo es nur möglich ist auszunutzen. Was man am wenigsten brauche sei an Stammtischpolitik erinnernde Lösungsvorschläge und starke Sprüche. Kurz und bündig brachte er seine gehaltvollen Botschaften auf den Punkt.

Als oberster Häuptling der Schillingsfürster „Schwarzen“ freute sich der CSU-Vorsitzende und Initiator des politischen Abends, Markus Löschel, beim gemeinsamen Auftritt mit Tochter Maja über das volle Haus und begrüßte die zahlreichen Ehrengäste. Darunter die Bürgermeister aus Adelshofen, Dombühl, Geslau und Neuendettelsau (Gerhard Korn stammt aus der Wittum). Von zahlreicher Polit-Prominenz gab es keine Rückmeldung auf die Einladung. Vielleicht hat der eine oder andere vor dem „Derblecken“ gekniffen.

Die drei Weisen aus dem Morgenland mussten sich wegen der geschlossenen Balkanroute neue Wege suchen und waren deshalb spät dran mit ihrem Auftritt. Auf ihrer Wanderschaft erlebten sie, dass der „Nahe Osten“ ein geografisch nicht eindeutig festgelegter Begriff ist für arabischen Staaten Vorderasiens und Israel, sondern auch für Deutschland. Der Osten steht 25 Jahre nach dem Mauerfall ziemlich gut da. Ein Zeichen für gelungene Ost-West-Integration.

Verstärkte Bemühungen um Integration: Dr. Weise (Ralf Albig) und „Afri“ (Thomas Meder).

Verstärkte Bemühungen um Integration: Dr. Weise (Ralf Albig) und „Afri“ (Thomas Meder).

In Köln lernten die Könige den Unterschied zwischen „Kölle alaaf“ und „Allah akbar“ kennen und in Landshut fuhren sie mit dem Landrat von den Freien Wählern und Asylbewerbern nach Berlin zu Angela Merkel. „Die Zuckerpuppe aus der Regierungsgruppe“ bekamen sie jedoch nicht zu Gesicht, bezeigten die Drei ihr herzliches Bedauern. Im letzten Jahr habe die „Mutti der Nation“ noch Chancen gehabt auf den Friedensnobelpreis wegen ihrer Bemühungen, den Krieg in der Ukraine zu beenden. In der Flüchtlingskrise sei sie „zum Prügelknaben“ geworden. Die Verwunderung war groß: So schnell kann sich das Blatt wenden.

Zum Einmarsch des Fastenpredigers ertönten ein paar Takte des Bayerischen Defiliermarsches und dann – dem Anlass angemessen – sang die Gemeinde im Chor die Schillingsfürster-Hymne. Christoph Maul trat als Fürst Philipp Ernst, Bauherr des Schlosses, auf, im Rothenburger Festspielkostüm, das sonst Dieter Kölle trägt in der Rolle des Prinz Louis von der Pfalzburg, ein Gesandter der schwedischen Generalität. In diesem Job gibt es besondere Privilegien, welche der „Fürst“ nun auf der Bühne auslebte. Er spottete und lästerte, was das Zeug hielt. Über den dritten Platz bei den schönsten Friedhöfen im Landkreis („Schillingsfürst stirbt immer mehr aus“), die Rothenburger Schneeballen („in Schillingsfürst produzierte Gebiss zerstörende Gebäckstücke“) und über den „tapferen Schwaben und besten Ozapfer in der Region“ (Walter Hartl). Der „Fürst von Rothenburg“ war nicht da, sondern weihte an dem Abend den modernisierten Musiksaal ein.

Drei Weise aus dem Morgenland: Matthias Bär, Markus Löschel und Rainer Kolb.

Drei Weise aus dem Morgenland: Matthias Bär, Markus Löschel und Rainer Kolb.

Der Fastenprediger beklagte das Fehlen des VG-Vorsitzenden Karl Beck aus der Nachbargemeinde Wörnitz: „Wegen Interfranken hat er keine Zeit“. Das umstrittene Gewerbepark-Projekt verglich er mit einem Ozonloch: „Jeder weiß, es schadet und wird doch immer größer“. Auch das Fehlen des Schillingsfürs­ter Stadtoberhauptes stieß sauer auf. Der „Bürgermeister-Darsteller“ und die Kollegen aus seiner Fraktion glänzten durch Abwesenheit. „Aber dafür ist er aktiv auf Facebook“, statt Missionen durchzuführen, die reif für die Geschichtsbücher wären, hieß es.

Auch die Auseinandersetzung zwischen Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Thema Flüchtlingspolitik machte er zum Thema: „Sie haben keinen Plan und die Bevölkerung merkt es so langsam“. Die Folge: Unheilvolle Aussichten sorgen im gemeinen Volk für angstgetränkte Ratlosigkeit und bei den Entscheidungsträgern für hektischen Aktionismus.

Von deutschen Waffenexporten, massiver Datensammlung („unter dem Deckmantel der Terrorvermeidung“) bis zur Kommunalpolitik reichten die Themen, die der Fastenprediger ansprach. Er stichelte über die Finanz- und Personalsituation im Krankenhaus-Verbund ANregiomed und die Schließung des Bewegungsbades. Der persönlich anwesende Landrat Dr. Jürgen Ludwig, momentan Zielscheibe der öffentlichen Kritik, kam milde davon, ebenso sein abwesender „Vize“ Kurt Unger: „Wenn der gewusst hätte, dass wir hier eine Aufwandsentschädigung bezahlen, wäre er bestimmt gekommen“.

Im Anschluss an die Fastenpredigt folgte die humoristische Inszenierung, die sich im Info-Center abspielte und dem sozialen Experiment widmete, gemeinsam Willkommenskultur zu gestalten. Ein schwieriges Unterfangen, für Personal dieses Niveaus. Die Darsteller (Pfarrer Carsten Fürstenberg und Matthias Bär) liefen zur Hochform auf. Der Leiter des Amtes für Migration Dr. Weise (Ralf Albig) geriet bei seinem Besuch in schiere Verzweiflung. Die Gastfreundschaft ist unterentwickelt, die Mülltrennung wenig nachahmenswert. Das „Fränggisch“ und die Gepflogenheiten in alther­gebrach­ten Strukturen ließen sich nur schwer aufbrechen. Flüchtling „Afri“ (Thomas Meder) entspannte die Situation, in dem er lernwillig Mundart paukte für die schnelle Verständigung. Integration kann auch unter schwierigen Bedingungen gelingen.

Das beeindruckte Premierenpublikum sparte nicht mit Applaus und spendete als Dankeschön 1700 Euro, die auf die beiden Schillingsfürster Kirchengemeinden zur Unterstützung der Flüchtlingshilfe aufgeteilt werden. Markus Löschel und seine Mitstreiter haben die Veranstaltung innerhalb von vier Wochen auf die Beine gestellt und waren von der Resonanz selbst überrascht. Sie fühlen sich ermutigt und motiviert. An Ideen fehlt es nicht. Die Veranstaltung soll keine Eintagsfliege bleiben. sis

Anlaufstelle für Tiere in Not

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Das Rothenburger Tierheim bietet denen Hilfe, die nicht um sie bitten können

ROTHENBURG – 50 Katzen, 15 Hunde und nochmal zwischen fünf und zehn Kleintiere, wie Hasen, Meerschweinchen oder Igel, halten sich im Durchschnitt im Rothenburger Tierheim auf. Mit viel Einsatz wird sich dort gekümmert. Vieles läuft inzwischen ehrenamtlich ab. Die Finanzierung des Heims erweist sich als äußerst schwierig.

Ob sogenannte Fundtiere, Tiere also, die teils arg verwahrlost aufgefunden werden und niemandem zu gehören scheinen, oder die Abgabe von Privattieren. Dagmar Wiegmann aus Neusitz, seit 1992 Leiterin des Tierheims, und ihre Mitarbeiter nehmen sie an, päppeln sie wenn nötig auf, behalten sie oder geben sie bei Interesse weiter. Leer wird es nie im Heim. Auch nicht halbleer. „Es ist immer voll bei uns. Aber wenn Tiere Hilfe brauchen, kümmern wir uns natürlich um sie. Ich kann keine verletzten, unterernährten oder anderweitig stark beeinträchtigten Tiere einfach draußen liegen lassen“, sagt Dagmar Wiegmann, die ihr Amt seit vier Jahren ehrenamtlich ausführt.

Im Gespräch mit ihr wird einem schnell klar, dass das Tierheim ihre Leidenschaft ist. Natürlich mache es Arbeit. Sehr viel Arbeit sogar. Aber es gehöre einfach zu ihrem Leben, sagt sie und fügt an: „Wenn ich ein paar Tage weg bin, kribbelt es schon und ich merke, dass mir etwas fehlt.“ Ohne diese Art von Leidenschaft und einer gewissen „Tierliebe“ könnte man dieser Arbeit wohl auch schwer nachgehen.

Um 10 Uhr geht es jeden Morgen los. Die Betonung liegt auf „jeden“, denn „Tiere interessieren sich wenig für Sonn- und Feiertage“, wie Dagmar Wiegmann betont. Regelmäßig muss gefüttert werden. Ebenso regelmäßig brauchen die Hunde Auslauf. Im Frühjahr und Herbst ist am meisten los, denn da kommen die Katzenbabys. Und die verlangen einige Fürsorge. Hinzu kommen die Tierarztbesuche. Damit einhergehend ist es wichtig, die vielen verschiedenen Krankheitsbilder erkennen zu können. Nicht immer braucht es gleich den Arzt. Durch ihre langjährige Erfahrung erkennt die Tierheimsleiterin oft, welches Problem vorliegt. Damit kann sie es manchmal gleich selbst lösen.

Blick vom Balkon ihrer Hütte: Es wird versucht, es den Katzen gemütlich zu machen.

Blick vom Balkon ihrer Hütte: Es wird versucht, es den Katzen gemütlich zu machen.

Mit dem Lösen eines anderen Problems tut sie sich weitaus schwerer. Der Finanzierung des ganzen Projektes. Allein die Tierarztkosten können schon schnell in die Tausende gehen. Hinzu kommen Futter- und Energiekosten und natürlich Löhne, denn vollkommen ehrenamtlich lässt sich das Tierheim nicht führen. Einnahmen generiert man seit 1995 über Patenschaften, Mitgliedsbeiträge, Spenden aus meist privater Hand und dem eigenen Flohmarkt als Haupteinnahmequelle, der viermal im Jahr im Rathausgewölbe stattfindet. In diesem Jahr unter anderem am kommenden Sonntag von 10 bis 17 Uhr und am darauffolgenden Osterwochenende.

Mit der Stadt Schillingsfürst hat man außerdem einen Vertrag, der das Rothenburger Tierheim dazu verpflichtet, Fundtiere aus dem Gebiet der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft aufzunehmen. Dafür gibt es einen finanziellen Ausgleich in Form einer Pauschale pro Bewohner in genanntem Gebiet. Die Versorgung der Fundtiere nehme aber diesen Betrag locker wieder in Anspruch, sagt Dagmar Wiegmann. Eigentlich müsste das Tierheim dringend saniert werden, vor allem das Dach, erzählt sie weiter. Aber dazu fehlten die Mittel. Ein Weg, um Kosten zu sparen, ist die Aufnahme und Anstellung von straffällig gewordenen Jugendlichen, die Sozialstunden ableisten müssen. Mit diesen kommt Dagmar Wiegmann meist gut zurecht. Fundtiere aus dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Rothenburg gehen aus Kostengründen inzwischen an das Tierheim in Crailsheim. Das Rothenburger Heim dient hierfür nur noch als Erstaufnahmestelle. Bei exotischeren Tieren, wie zum Beispiel Schlangen oder Spinnen, kümmert man sich nur um die Vermittlung. Zur eigenen Aufnahme und Versorgung fehlen Wissen, damit einhergehend speziell geschulte Mitarbeiter, und angepasste Vorrichtungen zur Unterbringung. Greifvögel beispielsweise werden an den Falkenhof auf Schloss Schillingsfürst weitergegeben.

Streicheleinheiten für und von dem Hund: Tierheimleiterin Dagmar Wiegmann.        Fotos: Götz

Streicheleinheiten für und von dem Hund: Tierheimleiterin Dagmar Wiegmann. Fotos: Götz

Das Tierheim bietet auch eine Notfallnummer an. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Privatnummer der Verantwortlichen, die nicht durchgehend erreichbar ist. In wirklichen Notfällen, bei schwer verletzten Tieren oder ähnlichem, sollte man besser gleich den Tierarzt rufen. Dagmar Wiegmann kümmert sich als anerkannte Tierschutzinspektorin auch noch darum, Tiere vor Misshandlungen zu schützen. Und wenn sie die finanziellen Mittel hätte, würde sie an das jetzige Tierheimsgebäude anbauen. Schließlich sei einfach viel zu wenig Platz.

Die Arbeit wird ihr wohl kaum ausgehen in nächster Zeit. Und die Liebe zu Hund, Katze und Co. auch nicht. „Ich bleibe hier, bis ich einmal nicht mehr bin“, sagt sie und lacht. Eines stimme sie aber auch wehmütig: „Nach mir ist dieses Tierheim hier tot. In all den Jahren habe ich bisher niemanden gefunden, der ernsthaft daran interessiert war, meine Arbeit einmal zu übernehmen.“ og


Gutes Image wirkt

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Professionelle Außenwirkung durch Messeauftritt

ROTHENBURG – Bereits über hundert Aussteller haben sich für die Wirtschaftsmesse vom 10. bis 12. Juni in Rothenburg vor dem Spitaltor angemeldet. Damit sind neunzig Prozent der 4000 Quadratmeter großen Fläche in den vier Ausstellungshallen schon belegt. Der erste Messetag wird wieder vom Berufsinfotag flankiert. Hier werden über den ganzen Tag etwa tausend Schüler erwartet.

Um langfristig erfolgreich zu sein, ist heutzutage mehr erforderlich als reine Verkaufsförderung und Werbung. Ein gutes Image, das auch durch eine stimmige Öffentlichkeitsarbeit erreicht wird, kann zum Wettbewerbsvorteil beitragen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels liegen Unternehmen mit einem guten Gesamteindruck bei der Nachwuchs- und Mitarbeitergewinnung vorn. Natürlich kann ein gutes Image auch positive Auswirkungen auf das Unternehmensklima haben, etwa auf die Motivation der Mitarbeiter.

Die Vorbereitungen für die Rothenburger Wirtschaftsmesse sind schon weit gediehen: Die Wirtschaft zeigt Flagge.         Foto: Schäfer

Die Vorbereitungen für die Rothenburger Wirtschaftsmesse sind schon weit gediehen: Die Wirtschaft zeigt Flagge. Foto: Schäfer

Obendrein sind Unternehmen mit guter Reputation bei Geschäftspartnern begehrte Referenz- oder Vorzeigekunden. Diese Wahrnehmung darüber muss nicht wirklich objektiv sein, also an Fakten orientiert, sondern wird stark durch Gefühle und Assoziationen beeinflusst. Ein Erfolg ist wirklich erst ein Erfolg, wenn die Öffentlichkeit davon weiß. Die Wirtschaftsmesse bietet Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistern eine gute Gelegenheit, sich einer breiten Öffentlichkeit als interessanter Arbeitgeber mit besonderen Aufgaben vorzustellen. Die Fachkräftesicherung ist eine der entscheidenden Herausforderungen der nächsten Jahre. Durch den demografischen Wandel wird die Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland stark zurückgehen. Hier sind neue Strategien der Personalgewinnung und -bindung gefragt, aber auch der Unternehmenspositionierung. Es wird in Zukunft stärker darum gehen, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter halten können, denn der Konkurrenzkampf um gute Arbeitskräfte wird sich verschärfen.

In den vier Messehallen gibt es nur noch sieben freie Plätze und im Freigelände noch zwei freie Plätze. Die teilnehmenden Aussteller kommen vorwiegend aus der Region. Darunter eine ganze Reihe Rothenburger Arbeitgeber: Electrolux, Lechner, Neuberger, Ebalta, Pehl, Wohlfahrt, Sparkasse, VR-Bank, Stadtwerke, Kölblin, Ströbel, Baumann, Korn, Bauereiss, Stiegele, Wolff, Rotabene. Des Weiteren sind dabei: der Rothenburger Hotel- und Gaststättenverband, Berufsschule, Stadtmarketingverein, Evangelische Jugend­sozial­arbeit, Diakonie und Schreinerinnung, Auf der Wirtschaftsmesse präsentiert sich auch die Firma Baß aus Gebsattel, die Endseer Bk-Gruppe sowie Speedmaster, die Gemeinden Insingen und Neusitz, aus Buch am Wald der Partyservice Weingärtner und Romutec, aus Schillingsfürst die Firmen Dinzl und Knoll.

Hinzu kommen Aussteller aus Burgbernheim (Brothaus), Blaufelden (Sigloch), Schrozberg (Hakro), Creglingen (Wirthwein), Uffenheim (Waldenmaier). Sogar Aus­steller aus Braunschweig und Lauf nutzen die Wirtschaftsmesse als Plattform. Zudem sind die Hochschulen Heilbronn (Campus Künzelsau) und Weihenstephan-Triesdorf vertreten. Die Branchenvielfalt ist groß. Besuchern wird eine interessante Mischung geboten. Träger der Wirtschaftsmesse ist die Stadt Rothenburg im Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung Landkreis Ansbach und des IHK-Gremiums Rothenburg. Ansprechpartnerin bei der Stadt Rothenburg ist Karin Schmidt (Telefon 09861/404-530) und bei der Organisationsfirma Geschäftsführer Willi Dörr (Telefon 07138/971920). sis

Inspiration vor der Haustür

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Realschüler zeigen sich durch ihre Kunstwerke mit Rothenburg verbunden

ROTHENBURG – Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Wohl mit diesem Sprichwort als Leitmotiv gingen Kunstschüler der Rothenburger Oskar-von-Miller-Realschule ans Werk. Für zwei Projekte suchten sie vor der Schulhaustür nach Inspiration und setzten kulinarische und historische Besonderheiten der Tauberstadt einfallsreich in Szene.

Schneeballen auf Reisen.

Schneeballen auf Reisen.

Jeder Tourist und Einheimische sammelt unterschiedliche Eindrücke von Rothenburg. Auch wenn jeder das malerisch-historische Antlitz der Stadt von seiner eigenen Warte aus wahrnimmt, lassen sich dennoch als gemeinsamer Nenner und kollektiver Eindruck altehrwüdige Mauern, Türme und Fachwerkhäuser herausarbeiten – solide, geschichtsträchtig und traditionsverbunden.

Jung, bunt und modern: So sehen die Realschüler die Tauberstadt. Bei ihrer Auseinandersetzung mit den herausragenden baulichen Merkmalen der Stadt wandelten sie auf den Spuren des amerikanischen Künstlers Roy Lichtenstein. Der – neben Andy Warhol – bekannteste Vertreter der sogenannten „Pop Art“ hat sich mit seinem Comicstil auch bei selbst künstlerisch eher unbewanderten Zeitgenossen ins Gedächtnis gebrannt und als Poster-Nachdruck aus dem Baumarkt an die Wohungswand vorgearbeitet.

Die Zehntklässler griffen den eigenen Stil des Meisters auf, so wenige Farben wie möglich zu verwenden, die dafür umso kräftiger sein sollen. Und zum Teil verwendeten sie zur Kolorierung auch gleichmäßige Farbtupfer anstatt Farbflächen. Deshalb erstrahlen nun beispielsweise das Plönlein und die Türme der Stadt in rot, blau und gelb oder sind in ein gepunktetes Gewand gekleidet. Das kulinarische Aushängeschild Rothenburgs ist in den meisten Reiseführern der traditionelle Schneeballen. Allgegenwärtig scheinen die herausgebackenen Teigkugeln in der Stadt zu sein. Während sich die Original-Exemplare schon eher in die Umgebung einfügen, stechen ihre großen Geschwister deutlich heraus. Mit einem Wasserball als Formgeber sowie viel Papier und Kleister wurde Schicht um Schicht aufgetragen bis zur typischen, einmaligen Struktur des Gebäcks.

Rothenburgs Wahrzeichen: Tausendmal fotografiert – Von den Realschülern neu interpretiert.

Rothenburgs Wahrzeichen: Tausendmal fotografiert – Von den Realschülern neu interpretiert.

Ausgehend von der Realschule in Reih und Glied machte sich jeder für sich auf die Reise durch die nähere Umgebung in die Altstadt. Immer mit dabei war die Fotokamera, um den eigenen Siegeszug mit eindrucksvollen Motiven für die Ewigkeit festzuhalten: Vom Gleisbett über Treppenstufen, bis hin zum Aussichtspunkt an der Eich, dem Burggarten und dem Plönlein, inmitten von Touristen auf dem Marktplatz oder auch in friedlicher Abgeschiedenheit auf einem Brücklein in lauschig-grüner Umgebung. mes

Größtes Gebäude fällt jetzt

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1949 von Evangelischer Werkshilfe errichtet – Die AEG zog 1961 ein

ROTHENBURG – Anfang dieser Woche stand er noch in voller Größe da: der Altbau der früheren AEG an der Bodelschwinghstraße. Doch inzwischen nagt der Zahn der Abbruchmaschinen an ihm und auch er wird Platz machen für das kommende Marktprojekt. Das Denkmal Rothenburger Industriegeschichte als prägenden Bau für diesen Bereich südöstlich der Altstadt gibt es dann nicht mehr. Vor dem Ausschlachten im Vorfeld des Abrisses schauten wir uns im Gebäude um und konnten so manches Überbleibsel aus vergangenen Pionierzeiten entdecken.

Letztes Bild des Gebäudes in voller Größe. Inzwischen sind Teile schon abgebrochen. Fotos: Weber

Letztes Bild des Gebäudes in voller Größe. Inzwischen sind Teile schon abgebrochen. Fotos: Weber

Lange Räume zu beiden Seiten des Flurs ziehen sich im Erdgeschoss über gut die Hälfte des gesamten Gebäudes. Sie stoßen am westlichen Ende aneinander. „Bis hier Rauchen verboten“ heißt es auf einem Schild am Ausgang des Produktionsbereichs rot auf weiß. Hier ist einst unverkennbar die Nachkriegszeit auf das Wirtschaftswunder getroffen. Übriggeblieben aus dieser Epoche sind – nachdem schon in den 60er Jahren in die neuen Werkhallen umgezogen wurde – zweiflüglige graue Holztüren, ein Sicherungskasten in Kopfhöhe, unter Fensterbretthöhe verlaufende Versorgungskanäle fürs Elektrische mit Steckdosen in den Arbeitsbereichen, Rammleisten auf Hüfthöhe, zwei mit rotem Kreuz versehene graue Überzüge für Krankentragen, lange Neonröhrenschienen an der Decke, roher Estrichboden und im gelblichen Ton gestrichene Wände mit gen Decke immer bräunlicher werdender Patina.

Im Flur daneben: doppelflüglige Aufzug-Türen aus Metall in hellem Grau mit den obligatorischen Sichtschlitzen. Daneben hängt die schwarze Werksirene. Ein paar Schritte weiter findet sich der Abgang in den Keller. Ein Schild an der Tür mit rotem Blitz und schwarzer Schrift auf gelbem Feld mahnt zum Abstand. Text: „Prüffeld – Zutritt für Unbefugte verboten“. In Richtung Eingang liegt ein Raum, der für anderes genutzt wurde: „Kinderübergabe“ heißt es auf einem Schild an der Tür. Hier wurde der Nachwuchs der Arbeiterinnen betreut und konnte zum Schichtwechsel gebracht oder abgeholt werden. An den Wänden hängen noch ein paar phantasievoll gestaltete Kindergemälde und schmuddlige Bahnen Schallschutz.

Blick in einen der beiden Produktionstrakte, der zuletzt nur noch als Abstellraum genutzt wurde.

Blick in einen der beiden Produktionstrakte, der zuletzt nur noch als Abstellraum genutzt wurde.

Das Erdgeschoss ist damals, Anfang der 60er Jahre, Schauplatz des Produktionsbeginn mit den ersten Geräten gewesen. Am 15. Mai 1961 haben hier die ersten fünf Arbeiterinnen des Rothenburger Elektrogerätewerks ihre Tätigkeit aufgenommen. Kollektormotoren für einen Metall-Fön wurden in der Urzelle dieser „Produktion von der Tauber“ zusammengesetzt. Damals, in der Gründungsphase des Industriebetriebs vor den Toren der Altstadt, stieg der Personalstand rasant. Schon Ende des Monats waren 29 Mitarbeiter erreicht. Anfang September wurde die Montage des Kunststoff-Föns aufgenommen, Anfang Dezember die Montage des Stielbrotrösters. Zum Jahresende betrug der Personalstand 87. Gleich zu Beginn 1962 kommt mit der Montage des Metallföns ein weiterer Bereich hinzu.

Kurz vor Mitte März wurde östlich des Altbaus mit dem Errichten der Stahlkonstruktion für die großen, modernen Werkhallen begonnen. Auf prominentem Grund: Jener Teil der von der AEG erworbenen 96000 Quadratmeter diente beim 1960 erschienenen Kinofilm „Gustav Adolfs Page“ mit Curd Jürgens und Liselotte Pulver als Drehort. Kulissen für ein großes Kriegslager waren dort aufgebaut und vermittelten die Illusion eines unmittelbar zum Sturm auf die alte Stadt ansetzenden Heeres.

Kurz vor Mitte April 1962 kommt im AEG-Altbau die Montage des Automatic-Toasters hinzu. Ein paar Tage später gibt es im dort eingerichteten Speisesaal erstmals warmes Mittagessen. Neu im Juli: die frisch gegründete Werkfeuerwehr. Im August folgen die ersten Betriebsratswahlen, im September das Richtfest im Hospiz für die neue Werkhalle und wenige Tage später der Start der „Ventiofen“-Montage (Ofen mit eingebauten Ventilatoren).

Die Entwicklung des Rothenburger AEG-Werks nimmt damals innerhalb kurzer Zeit weitere Dynamik auf. Ende Oktober führt das Unternehmen erste Gespräche mit der Gemeinnützigen Bayerischen Wohnungsbaugesellschaft zur Errichtung von Wohnblöcken mit 48 Parzellen an der Erlbacher Straße. Personalstand zum Jahres­ende: 166.

Erste Record-Herde verlassen im Januar 1963 das eine Fertigungsband im Altbau und zwei Tage später im (ersten) Waggon den Rothenburger Bahnhof. Anfang Februar, schon, wird an einem zweiten Fertigungsband die Schlagzahl erhöht. Auf das Werk werden Sattelzug-Maschinen und ein erster Kleinbus zugelassen. Im Juni läuft die Produktion der ers­ten Deluxe-Herde an und im gleichen Monat zieht die Verwaltung in den Neubau um. Im September kann bereits die Montage des 100000. Herdes verkündet werden. Im August 1964 wird auch die Herdfertigung in den Neubau verlagert.

Vor der Kulisse der Altstadt: Die 50 Tonnen schwere Brechmaschine wird fertig gemacht und in Stellung gebracht.

Vor der Kulisse der Altstadt: Die 50 Tonnen schwere Brechmaschine wird fertig gemacht und in Stellung gebracht.

Der Altbau wird immer weniger und schließlich gar nicht mehr gebraucht, nur noch bei Bedarf als Abstellmöglichkeit genutzt. Ein paar übrige Schreibtische verlieren sich im Montagebereich, als wir uns jetzt im Gebäude umsahen, bevor es ausgeschlachtet wurde. In Rothenburg ist vielfach zu hören, der AEG-Altbau sei ein Gebäude des Reichsarbeitsdienstes gewesen. Das trifft aber nicht zu. Der Arbeitsdienst war vielmehr in der Topplerschule (Topplerweg 15) untergebracht und residierte dort unter dem bezeichnenden Begriff „Herzog Friedrich von Rothenburg“.

Stadtarchivarin Angelika Tarokic: „Auf dem Stadtplan des Adressbuchs 1941 ist nur die zur Leonhardshöhe führende Straße ohne Namen und Bebauung angegeben.“ Möglicherweise speist sich die Mär mit dem Reichsarbeitsdienst aus dem Baustil des Gebäudes. Er ist mit dem der 20er und 30er Jahre identisch. Das erste Adressbuch nach der NS-Zeit stammt von 1949. Hier taucht zum ersten Mal die Bodelschwingh-straße und die Hausnummer 1 mit „Schwerkriegsgeschädigten Umschulungswerkstätten“ auf. Dort waren die Schwerversehrten-Umschulungswerkstätten des Evangelischen Hilfswerks untergebracht. Als Beweis gibt es sogar ein Dokument mit bewegten Bildern. Darin wird eine Szene vom Bau des Hauses im Jahre 1949 geschildert. Das Gebäude ist also ganz zweifelsfrei ein Nachkriegsbau. Neun Jahre lang, bis 1958, dauerte die Periode mit der oben genannten Nutzung.

1959 wechselt das Gebäude dann zu den Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission. Es finden sich Angaben von Erziehern, Heimleitern und Lehrern, die auf ein Kinder- und Jugendheim beziehungsweise Internat schließen lassen. Ab 1963 erscheint dann endgültig die AEG, die ja schon zwei Jahre vorher eingezogen war, als Besitzer. -ww-

Beifall fürs CSU-Sprachrohr

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Staatsminister Markus Söder schlug bei Landfrauentag populistische Töne an

ROTHENBURG – Das war ganz nach dem Geschmack der Zuhörerinnen und Zuhörer. Immer wieder gab es Zwischenapplaus, manchmal auch beifälliges Gelächter. Als prominenter Redner des Landfrauentages im Theatersaal des Wildbads hatte Staatsminister Dr. Markus Söder ein Heimspiel. Er zeigte sich als eloquentes Sprachrohr seiner Partei und schlug populistische Töne an.

Der Flüchtlingszustrom werde das soziale Gefüge bei uns verändern. Aber dies dürfe nicht dazu führen, dass für die einheimische Bevölkerung nichts mehr bleibe. Die habe schließlich Beiträge gezahlt, während von den Zuwanderern ja nichts derartiges erbracht worden sei.

Sicherung der Grenzen. Das ist für Söder ein ganz zentrales Thema. Als wegen des G-7-Gipfels in Elmau die Grenzen geschlossen werden mussten, seien plötzlich innerhalb weniger Tage 10000 Straftaten auf dem Schirm der Sicherheitskräfte gewesen. Wie das sein konnte, sei gefragt worden. In einem dunklen Raum sei plötzlich Licht gemacht worden, habe es zur Erklärung geheißen: „Und was machen wir jetzt? Einfach das Licht wieder aus.“ Das dürfe nicht sein. Unsere Grenzen müssten besser geschützt werden. Und zwar ständig. Außerdem brauchen wir weniger Bürokratie, meint Söder. Vor allem geht er dabei in den Clinch mit Arbeitsministerin Andrea Nahles, mit der ihn wohl nie eine Freundschaft verbinden werde. Lege man sämtliche Formulare aneinander, die von den Betrieben bei Minijobs und für Mindestlohn auszufüllen sind, komme man von München bis Südkorea und zurück. Dies gehe einfach nicht an und müsse geändert werden.

Eine Schürze für den Heimatminister von der Kreisbäuerin und ihren Stellvertreterinnen.  Fotos: Weber

Eine Schürze für den Heimatminister von der Kreisbäuerin und ihren Stellvertreterinnen. Fotos: Weber

Er sei im übrigen relativ beeindruckt davon, dass man den Griechen bei der Sicherung der EU-Außengrenzen so viel zutraue. Wo sie es doch bis zum heutigen Tag weder bei der Besteuerung noch bei der Grundbuchverwaltung weit gebracht haben. Nach den Anschlägen von Paris sieht Söder ein Kartell von Meinung eingekehrt, das vieles weglasse und alles diktiere. Aber mit „political correctness“ allein lasse sich ein Land nicht führen.

Köln (gemeint ist damit die Silvesternacht) hätte in Bayern nicht passieren können. Allein schon weil die Polizei bei uns besser bezahlt und ausgebildet sei. Dort werde sie angegriffen. Bei uns seien die Ordnungshüter die Guten. Dass man sich inzwischen in Nordrhein-Westfalen schon in bestimmten Stadtteilen nicht mehr auf die Straße traue, dürfe nicht sein. „Wer vor Gewalt flieht, um Frieden zu finden und hier Gewalt anwendet, der muss wieder nach Hause gehen.“

Was verändert die Zuwanderung bei uns kulturell? Vielfach werde diese Frage mit dem Hinweis darauf beantwortet, dass wir auch die Bevölkerungsverschiebungen bei der Wiedervereinigung ohne Probleme gestemmt haben. „Aber das waren Landsleute,“ betont Söder. Und nicht Flüchtlinge, die dem Staat Israel die Anerkennung verweigern, die keinen Pluralismus kennen, bei denen Frauen Menschen zweiter Klasse sind. Dass wir uns halt etwas ändern müssen, um uns auf die schwierige Situation einzustellen, wie es laut Söder „der Hofreiter“ mit seiner „grundsätzlichen Abneigung gegen Friseure“ sagt? Der Heimatminister sieht das nicht ein. Anders müsse es sein. Die hier bei uns leben wollen, müss­ten sich auf uns einstellen, auf unsere Kultur, auf unsere Sitten und Gebräuche. In diesem Kreis kommt Söder natürlich auch auf die Landwirtschaft zu sprechen, auf Kulap und Co. Bei dem Förder-Programm habe er „auf Drängen von Jürgen“ (gemeint ist der Ansbacher Landrat) noch dafür gesorgt, dass nachgelegt wurde. Große Betriebe wie in Norddeutschland seien für uns hier nicht angestrebt. Unsere bäuerlichen Höfe müssten Zukunft haben, weil sie Identität, Landschaftspflege und Heimat bedeuten.

Zuhörer ganz vorn: v.l. Bürgermeister Kölle und Landrat Dr. Ludwig.

Zuhörer ganz vorn: v.l. Bürgermeister Kölle und Landrat Dr. Ludwig.

Außerdem bricht Söder eine Lanze für regionale Erzeugung und heimische Produkte bei der Ernährung, weil das schöner und erfolgreicher macht. Wenngleich er einräumt, dass es ihm trotz ziemlichen Einsatzes nie gelungen sei, mit Brokkoli einen Kindergeburtstag zu be­geis­tern. Mit einer Sequenz über das Fränkische, seinen Vater und seinen Werdegang sorgt er für beifälliges Nicken im Saal. Als er auch noch seinen Doktortitel ins Spiel bringt, den ihm im Gegensatz zu manch anderer und anderem noch niemand abgesprochen habe, bricht Gelächter aus.

Sein Dank geht an diesem Nachmittag gezielt an die Landfrauen, besonders weil sie die eigentlichen Stützen der bäuerlichen Betriebe sind. Zur Erbschaftssteuer hatte er eingangs betont, sie dürfe nicht zum Folterinstrument werden für in Generationen aufgebaute Betriebe. Zum Gastspiel des Finanz- und Heimatministers hatten sich neben Vertreterinnen und Vertretern des Bauernverbands auch etliche Repräsentanten des öffentlichen Lebens eingefunden. Unter anderem mit von der Partie: Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Bürgermeister Dieter Kölle für die Stadt Rothenburg und einige Bürgermeister aus dem Altkreis. Weinprinzessin Lena I. aus Tauberzell brachte etwas monarchischen Glanz in den Theatersaal. Mit Dank und Präsenten verabschiedeten Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer und ihre Stellvertreterinnen Christina Dümmler und Doris Schienagel den Gast. Er durfte sich über Schürze, Landfrauen-Kochbuch und guten Tropfen freuen. -ww-

Gutes Beispiel geben

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Verein Alt-Rothenburg springt für öffentliche Hand ein

ROTHENBURG – Es gehört zu den originären Aufgaben des Vereins Alt-Rothenburg, sich für einen sensiblen Umgang mit der Altstadt einzusetzen, der Gleichgültigkeit gegen das kulturelle Erbe der Stadt entgegenzutreten und das Bewusstsein für die erhaltene historische Substanz zu fördern. Gerade in Zeiten rascher Veränderung muss das unverwechselbare Profil und die Identität der Stadt ein wichtiges Anliegen sein.

Mit dem Erwerb des Hauses Judengasse 10 ist der Verein erneut die große Verpflichtung eingegangen, ein gefährdetes Baudenkmal zu erhalten. Ein finanzielles Polster ermöglicht den Kauf und eine Anschubfinanzierung für die Sanierung. Zwei Brüder von auswärts hatten keine Verwendung für den Eigenbedarf an der geerbten Immobilie und wurden sich mit Alt-Rothenburg handelseinig. Das Nachbaranwesen Nummer 12 hat der Verein schon vor Jahren erworben. Beide Wohneinheiten bilden zusammen ein Doppelhaus aus der Zeit um 1400 mit gemeinsamem Dachstuhl und insgesamt noch in großem Umfang erhaltener ursprünglicher Bausubstanz.

Kulturgeschichtliche Rarität gesichert: Alt-Rothenburg konnte das Haus Judengasse 10 mit der jüdischen Mikwe erwerben.  Fotos: sis

Kulturgeschichtliche Rarität gesichert: Alt-Rothenburg konnte das Haus Judengasse 10 mit der jüdischen Mikwe erwerben. Fotos: sis

Alt-Rothenburg besitzt nun in der Judengasse zweieinhalb sanierte, bewohnte und vermietete Häuser und weitere zweieinhalb Häuser, die auf eine Sanierung warten und dem Verein vorläufig nur Kosten verursachen. „Es wird eine Aufgabe für die nächs­ten Jahre sein, eine Lösung für diese Gebäude zu finden“, sagte Vorstandsmitglied Dr. Richard Schmitt in der „Schranne“. Es ist eine alte Vereinstradition, dass bei der Mitgliederversammlung der Bericht des Schriftführers im Mittelpunkt steht. Der Vorsitzende fungiert in der Hauptsache als Moderator.

Im Bereich der Denkmal- und Stadtbildpflege will der Verein „einiges intensivieren“. Unter dem neuen Vorsitzenden wurde die Kommunikation mit der Stadt verbessert, so dass der Verein frühzeitig in Entscheidungsprozesse eingebunden werden konnte. Mit einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit will man die „Köpfe“ der Leute erobern und Anliegen positiv vermitteln. Dies könnte etwa durch Lob für gelungene Baumaßnahmen oder durch Stadtteilführungen geschehen.

Der Verein hat auch beschlossen, sich um die „kleinen Kostbarkeiten“ in der Altstadt zu kümmern. Dabei handelt es sich um alte Türen oder Wappensteine, dem der Zahn der Zeit arg zugesetzt hat. Außerdem will Alt-Rothenburg die Anstrengungen verstärken, den Grüngürtel um die Altstadt mit seinen vielen historischen Wohnhäusern zu schützen. Auf der „Rappen“-Baustelle sei ein historisches Gartenhäuschen verschwunden und das Portal von 1905 als Zeitdokument. Erst habe es mit dem Abriss der alten Gebäude nicht schnell genug gehen können und dann geschieht wochenlang nichts auf der Baustelle.

Zu den „Altlasten“ zählt Dr. Richard Schmitt das Arbeiterwohnhaus an der Mergentheimer Straße beim Brauhaus. Nach Aussagen des Bauamtes werde dieses Beispiel des Sozialen Wohnungsbaus der frühen 20er Jahre wegen statischer Probleme möglicherweise nicht zu retten sein. Um das Brauhausgelände sei es „nach jahrelangen großspurigen Ankündigungen inzwischen recht ruhig geworden“, so das Vorstandsmitglied. Ein Großhotel an dieser Stelle würde die Stadtansicht von Westen her „stark beschädigen“.

Beim Umbau des Spitalgebäudes hätte Alt-Rothenburg es gern gesehen, wenn der Vorraum zum Schäfersaal mit seinen einmaligen renaissance-zeitlichen Holzvertäfelungen aus dem zukünftigen Schülerwohnheim für Berufsschüler herausgenommen worden wäre. Die Stadt entschied sich für eine Kompromisslösung: die „Einhausung“ , also Verkleidung, der plastischen Schmuckelemente an den Türen zum Schäfersaal.

Aktiver Vorstand: Dr. Richard Schmitt (li), Dr. Hellmuth Möhring, Dr. Markus Naser, Peter Nedwal.

Aktiver Vorstand: Dr. Richard Schmitt (li), Dr. Hellmuth Möhring, Dr. Markus Naser, Peter Nedwal.

Für Diskussionen sorgte die Farbgestaltung von Altstadtfassaden. Das dunkle Blau des Sparkassengebäudes am Kapellenplatz und das kalte Blau am ehemaligen Kino wurden bemängelt. Nicht jedes profane Haus verdiene auffallende Farben. Dies solle markanten, das Stadtbild prägenden Bauwerken vorbehalten bleiben. Farbuntersuchungen an Privathäusern würden sogar von der Stadt bezahlt, um Anstriche nach historischen Befunden zu ermöglichen.

Seit langem setzt sich Dr. Richard Schmitt für eine intensivere Aufarbeitung der Rothenburger Geschichte im Dritten Reich ein. Mit den „bescheidenen Mitteln, die der Jahresbericht und die „Linde“ bereitstellen. Immerhin verschwand Ernst Unbehauens Topplerbild aus dem Rathaus, hieß es. Die Umbenennung der Ludwig-Siebert-Straße war Dr. Gußmanns Verdienst. Dass ein hochrangiger Nazifunktionär heutzutage keinen Straßennamen in Rothenburg verdient, „müsste eigentlich jedem klar sein“. Was er im „nationalsozialistischen Unstaat für Rothenburg geleistet hat, „diente vor allem propagandistischen Zwecken“.

Kritische Anmerkungen gab es zum städtischen Beleuchtungskonzept: „Die aus dem Pflaster herausschießenden Lichtblitze am Herterichbrunnen bringen erhebliche Blendungseffekte mit sich“. Bei den nächsten Vorhaben, etwa der Beleuchtung des Seelbrunnens am Kapellenplatz, sollte man „zurückhaltender und vorsichtiger vorgehen“. Ein Thema war auch das Pflaster in der Altstadt. Fußgängerfreundlich wie auch stadtbildkonform sollte es sein, wie an der Johanniskirche oder in der Georgen­gasse. Weniger geeignet seien die groben Granitsteine mit ihren holprigen, scharfen Kanten am Kapellenplatz für Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen.

Auf dem Gebiet der Geschichtsforschung und -vermittlung organisierte Alt-Rothenburg wieder gut besuchte Vorträge. Erstmals war der Verein mit einem Stand bei der Frühlings-Stadtmosphäre und beim „Fest der Vielfalt“ vertreten. Der Bücherverkauf brachte mehrere hundert Euro ein und darüber hinaus wurde ein halbes Dutzend neue Mitglieder geworben. Nicht gelungen sei der Ankauf von zwei bedeutenden kunsthandwerklichen Objekten aus der Barockzeit für das Reichsstadtmuseum im letzten Jahr. Zum einen ging es um den Zunftpokal der Rothenburger Bäckerzunft von 1702, zum anderen um eine Silbermünze des Nürnberger Medailleurs Oexlein von 1744 zum 200-jährigen Jubiläum der Einführung der Reformation in Rothenburg.

Zum Abschluss seines Jahresberichts erinnerte das Vorstandsmitglied an zwei langjährige Ausschussmitglieder, die im letzten Jahr verstorben sind. Mit Horst Brehm hat die Rothenburger Geschichtsforschung einen Mann verloren, der jahrzehntelang die Erarbeitung der Vor- und Frühgeschichte in Stadt und Umland zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. „Er kann als Begründer der modernen Stadtarchäologie in Rothenburg gelten, die sich durch sein Engagement bei zahlreichen Ausgrabungen und seine Publikationen in der Stadt etabliert hat“. Heinz Boas, der ehemalige Leiter der Stadtgärtnerei, hat über lange Jahre das Gesicht Rothenburgs mitgeprägt. „Vieles, was wir heute als Partien im Stadtbild sehen, ist sein Werk“.

Der Vereinsvorsitzende Dr. Markus Naser trat vor einem Jahr mit der Maßgabe an, die Beziehungen zu den Vertretern der Stadt und zur Lokalpresse zu verbessern. „Das ist auch gelungen“. Man sei nicht immer einer Meinung mit der Stadtspitze und dem Bauamt, aber man pflege einen kooperativen Umgang. In der Aussprache wurden aus den Reihen der Mitglieder neue Vorwürfe laut, dass der Verein zu spät oder unzureichend informiert werde, etwa bei der Beleuchtung am Marktplatz. Dem widersprachen OB Walter Hartl und Stadtbaumeister Michael Knappe in der Versammlung entschieden. Als die Entscheidung über das Beleuchtungskonzept nach mehreren Beratungen und einem Testlauf fiel, saß Alt-Rothenburg an der Informationsquelle. Dr. Karl-Heinz Schneider war in seiner Doppelfunktion als damaliger Vereinsvorsitzender und Stadt­rat intensiv in das Vorhaben eingebunden. sis

Freie Finanzspanne fehlt

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Stadt Rothenburg lebt von Krediten und von der Substanz

ROTHENBURG – Nach dem Rekordhaushalt von 2015, der mit einer Summe von 47,2 Millionen Euro abgeschlossen hat, backt die Stadt Rothenburg in diesem Jahr etwas kleinere Brötchen. Für 2016 umfasst das Zahlenwerk der geplanten Einnahmen und Ausgaben insgesamt 43,3 Millionen Euro. Problem auch weiter: Im Verwaltungsabschnitt wird nicht genug für die Investitionen im Vermögensabschnitt erwirtschaftet.

Die sogenannte freie Finanzspanne ist Maßstab für die Leistungsfähigkeit einer Gemeinde. Dabei handelt es sich um den Betrag, der aus dem laufenden Geschäft (Verwaltungsteil mit insgesamt 33 Millionen Euro) für die Ausgaben bei größeren Vorhaben „übrigbleibt“.

In Rothenburg tritt, wie das Balkendiagramm der Stadtkämmerei zeigt, im Haushalt der letzten Jahre eher das Gegenteil auf. Aus dem 10,3 Millionen Euro umfassenden Investitions- oder Vermögensteil muss (teils über Kreditaufnahme) Geld fürs laufende Geschäft zugeführt werden. Zum Glück gestaltet sich das beim Rechnungsergebnis im Nachhinein fast durchweg erfreulicher.

Diesmal beträgt die geplante Zuführung vom Vermögensteil zum Verwaltungsteil 550000 Euro. Insgesamt bis zu rund 2,9 Millionen Euro nimmt die Stadt an Kredit auf, um ihren Haushalt 2016 ausgeglichen zu gestalten. Die Hebesätze für die Grundsteuern (A 340 Prozent, B 350 Prozent) und für die Gewerbesteuer (380 Prozent) bleiben unverändert. Laut Finanzplanung wird für 2017 mit Investitionen von insgesamt rund 12,3 Millionen Euro gerechnet, 2018 von knapp 7,5 Millionen Euro und 2019 von rund 5 Millionen Euro. Der Stadtrat stimmte am Donnerstag dem gesamten Zahlenwerk 2016 mit den Satzungen sowie den zugehörigen Finanz- und Investionsplänen zu. -ww-

Ein „ambitionierter Haushalt“

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Fraktionen und Oberbürgermeister nehmen zum kommunalen Zahlenwerk Stellung

ROTHENBURG – Es ist vollbracht: In Abwesenheit von vier Mitgliedern verabschiedete der Stadtrat den kommunalen Haushalt für das laufende Jahr. Die Fraktion der „Unabhängigen Rothenburger“ (UR) versagte dem Zahlenwerk geschlossen die Zustimmung.

„Noch nie in der neueren Geschichte der Stadt war der Schuldenstand auf dem Niveau wie heute“, eröffnete Dr. Günther Strobl, SPD-Fraktionsvorsitzender, die traditionellen Erklärungen der Fraktionen zum Haushalt. Angesichts der hohen Zins- und Tilgungslast des ersten Haushalts-Entwurfs habe er „Mitgefühl mit den Bedenkenträgern“ in der Stadt. Doch mit Bedenkenträgern allein sei noch „keine Stadt gebaut und fortentwickelt“ worden.

Mit den Investitionen werden kommunale „Pflichtaufgaben“ erfüllt, die einen „Wertzuwachs“ für die Stadt darstellen. Das Geld werde nicht an der Börse verzockt. Für die SPD sei es ein großes Anliegen, „sich für bezahlbaren Wohnraum stark zu machen“. Dr. Günther Strobl mahnte an, darauf zu achten, dass es „zu keiner Konkurrenzsituation zwischen Flüchtlingen und den bedürftigen Schichten“ der Gesellschaft komme. Ansonsten sei ein politischer Rechtsruck zu befürchten. Die SPD-Fraktion stimmte dem Haushalt geschlossen zu. Sie stehe zu ihrer Verantwortung für die Entwicklung der Stadt, so der Fraktionsvorsitzende: „Man kann nicht die Schweinshaxe bestellen und bei der Rechnung jammern.“ Deshalb werde man auch in Zukunft keine „eigenen kostentreibenden Vorschläge zur Selbstdarstellung einbringen“.

Die CSU-Fraktion stimmte dem Haushalt geschlossen zu. Lobend hob CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer hervor, dass die Stadt bei den Infrastrukturmaßnahmen „wieder einen großen Schritt nach vorne machen“ werde. Der Umzug der Grundschule schreitet weiter voran. Mit Campus und dem Gastronomischen Berufsbildungszentrum werde sich ein „überzeugendes Gesamtkonzept praxisnaher Hochschulausbildung entwickeln“.

Donnerstagabend im Sitzungssaal: Stellungnahmen im Stadtrat zum Haushalt 2016.     Foto: Scheuenstuhl

Donnerstagabend im Sitzungssaal: Stellungnahmen im Stadtrat zum Haushalt 2016. Foto: Scheuenstuhl

Die Mehrzweckhalle strebe ihrer Fertigstellung entgegen. Von den Standortskeptikern sei nichts mehr zu hören – „auch kein Bedauern über ihre Fehleinschätzung“. Das Gewerbegebiet an der Ansbacher Straße gehe „in die entscheidende Phase“, darin inbegriffen seien „erhebliche Einnahmen aus Grundstücksverkäufen“. Zum Abschluss seiner Ausführungen schlug Dr. Wolfgang Scheurer vor, sich in Zukunft an dem Haushaltsprozedere im Kreistag zu orientieren, wo Teile des Zahlenwerks in den entsprechenden Ausschüssen beraten werden. Der Stadtrat selbst behandele dann noch strittige Fragen und beschließt die Anträge.

Auch Jutta Striffler, FRV-Vorsitzende, räumte ein, dass die Investitionen, die momentan getätigt werden, auch „zur Verschuldung führen“. Doch es seien keine „Luxusinvestitionen“, sondern sie „sichern nachhaltig die Zukunft unserer Stadt“. Es gibt vieles zu stemmen und immer wieder werde man vor neue Herausforderungen gestellt. Ziel müsse aber auch sein, so Jutta Striffler, Schulden abzubauen. Hierfür sieht die FRV die Stadt „in der glücklichen Lage“ über einen „hervorragenden Wirtschaftsfaktor“ zu verfügen: Ein intakter und erfolgreicher Wirtschaftskreislauf aus Industrie- und Tourismuswirtschaft. Ihn gelte es zu halten und zu steigern.

Das damit verbundene Potenzial sollte noch mehr wertgeschätzt werden und man solle sich Ziele setzen und klar definieren. Dies sei der „Garant, die Verbindlichkeiten langfristig abzubauen“. Die FRV stimmte dem Haushalt zu. Vorsitzende Jutta Striffler fügte noch an, dass ihr abwesender Fraktionskollege Dr. Karl-Heinz Schneider nach eigener Aussage dem Haushalt nicht zustimmen würde. Geschlossene Ablehnung des Haushalts – vornehmlich wegen der „hohen Kosten für die Mehrzweckhalle“ – gab es aus den Reihen der UR-Fraktion (Fritz Sommer war ebenfalls nicht anwesend). Vorsitzender Hermann Schönborn bemängelte, es seien bei den Haushaltsberatungen „keine gravierenden Änderungen“ vorgenommen worden, der Verwaltungshaushalt sei „ausgelutscht“. Entgegen seiner Vorredner bemühte er ausgiebig Zahlenreihen. So würden im Verwaltungshaushalt zum „Nullausgleich“ 553000 Euro fehlen.

Und um den Haushalt genehmigungsfähig zu machen, „müssten im Verwaltungshaushalt weitere 1,2 Millionen Euro für die vorgesehene Tilgung erwirtschaftet werden“. Wenn sich die Rechtsaufsicht an ihre eigenen Vorgaben halte, sei der Haushalt nicht genehmigungsfähig, prophezeite der Fraktionsvorsitzende. Im Vergleich mit anderen großen Kreisstädten werde man, so seine Vermutung, hinsichtlich der Personalkosten bei den Pro-Kopf-Ausgaben weiter den ersten Platz im Ranking behalten. „Der Personalstand ist sehr hoch – zu hoch“, befand Hermann Schönborn. Ein weiterer Kritikpunkt: „Der gesamte Vermögenshaushalt ist fremdfinanziert.“ Bei der Pro-Kopf-Verschuldung liege man beim Dreifachen des Landesdurchschnitts vergleichbarer Städte. Der Bau der Entlastungsstraße, die Erschließung des Gewerbeparks, der Ausbau des Campus und die Sanierung von Mittelschule und Pflegeheim seien „absolut wünschenswert und notwendig“. Durch freiwillige Leistungen habe man sich aber „selber einer freien Finanzspanne beraubt“, beklagte er.

Man sei eine steuerstarke Stadt, aber weil man über die eigenen Verhältnisse lebe, seien die Zahlen so schlecht. „Wir müssen lernen, dass wir uns nicht alles leisten können, was wir uns wünschen“, zitierte Hermann Schönborn den Kämmerer. Die Grünen-Fraktion stimmte dem Haushalt zu. Fraktionsvorsitzender Dieter Seiferlein lobte ebenfalls die zahlreichen Investitionen. Er rief darüber hinaus den sich „abzeichnenden Mangel an kleinen, bezahlbaren Wohnungen“ ins Gedächtnis. Mit neuen Fördermöglichkeiten von Bund und Land sollte es gelingen, die „langjährigen Leerstände zu beseitigen“. Dieter Seiferlein spannte den Bogen von der Lokalpolitik zur „gefährlichen weltpolitischen Situation“. Direkte Auswirkungen davon seien hier durch die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden zu spüren. Die Stadt und den Arbeitskreis Asyl lobt er für ihre „hervorragende Arbeit“. Auch Auswirkungen des Klimawandels würden sich seit einigen Jahren auch im städtischen Haushalt niederschlagen.

Die Grünen-Fraktion bedauere sehr, dass es wieder nicht gelungen sei die erforderlichen Baumaßnahmen für die Stadtbücherei in den Haushalt einzustellen. Man habe sich „redlich bemüht die Mittel freizuschaufeln. Nicht am Geld, sondern am „Durchsetzungswillen der Kollegen im Stadtrat“ sei es letztlich gescheitert. Die Entwicklung des Schuldenstandes verlaufe nicht so dramatisch, wie „die fleißigen Mahner in diesem Gremium immer wieder vorrechnen“, schloss Dieter Seiferlein seine Ausführungen.

Traditionell als letzter gibt auch Oberbürgermeister Walter Hartl eine Erklärung zum Haushalt ab. Es seien sich alle „bewusst und einig“, dass dies ein „ambitionierter Haushalt“ ist. Die darin enthaltenen Investitionen in die Zukunft seien aber „richtig und verantwortbar“ und sie zahlen sich aus. Rothenburg werde attraktiver. Seit dem Tiefstand 2013 konnte man im vergangenen Jahr wieder 100 Einwohner mehr in der Stadt begrüßen. Darunter befinden sich laut Oberbürgermeister auch junge Leute, die sagen, dass sie sich in Rothenburg wohlfühlen.

Zum Vergleich der Personalkosten mit anderen Kreisstädten entgegnete Walter Hartl dem „alten Hasen“ Hermann Schönborn, dass dabei die statistische und inhaltliche Aussage zu unterscheiden sind. Als „kleinste Große Kreisstadt“ habe man beispielsweise durch die Bereiche Tourismus, Baudenkmäler und eigene Müllabfuhr einen anderen Personalaufwand. Man könnte dort durchaus auch sparen. Wie in anderen Städten bereits üblich, könne man diese Aufgaben an Serviceunternehmen auslagern, zeigte Walter Hartl eine Möglichkeit auf. Das Stadtoberhaupt gab zum Abschluss seiner Erklärung den Ratsmitgliedern ein Zitat des früheren Stuttgarter CDU-Oberbürgermeisters Manfred Rommel mit auf den Weg: „Bedenken sind immer mehrheitsfähig“. Walter Hartl schloss sich dem fraktionsübergreifenden Dank an das gesamte Team um Kämmerer Franz Fisch an, das mit dem Haushalt erneut eine „Herkulesaufgabe“ gemeistert habe. mes


Streit in der Asylanten-Unterkunft

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Vier Verletzte nach Auseinandersetzung am Samstagnachmittag ­– Polizei und Hilfsdienste im Einsatz

ROTHENBURG – Bei einem Streit unter Asylanten in der Unterkunft Hofbronnengasse (ehemaliges Gästehaus Bären) ist es am Samstagnachmittag zu vier Verletzten und zu einem größeren Polizeieinsatz mit Beteiligung der Hilfsdienste gekommen.

Einsatz in der Hofbronnengasse am Samstag. Foto: diba

Einsatz in der Hofbronnengasse am Samstag. Foto: diba

Gegen 15.20 Uhr waren in einem von ihnen gemeinsam bewohnten Bereich des Gebäudes vier der dort untergebrachten Iraner aneinander geraten. Im Handumdrehen entwickelte sich eine Schlägerei mit Folgen. Warum die Männer in Streit gerieten, ist nicht bekannt. Nach ersten Ermittlungen der mit sechs Streifenbeamten vor Ort geeilten Polizei soll ein Beteiligter mit einer Flasche geschlagen worden sein und eine Kopfplatzwunde erlitten haben. Ein anderer wurde an den Kopf getreten und zog sich ein blaues Auge zu. Ein weiterer hatte eine Schnittwunde an der Hand. Dabei ist allerdings noch unklar, wie es von Seiten der Polizei heißt, ob er sich diese nicht selbst zugefügt hat. Der Mann war in der Küche mit einem Messer in der Hand angetroffen worden. Die Ordnungshüter loben ausdrücklich das beherzte und schnelle Eingreifen der vor Ort anwesenden Security-Mitarbeiter. Dadurch habe eine weitere Eskalation der Situation verhindert werden können.

Am Samstagnachmittag war die Altstadt relativ belebt. Der Einsatz der angerückten Ordnungskräfte und Hilfsdienste in der Hofbronnengasse sorgte für einiges Aufsehen. Auch Oberbürgermeister Walter Hartl war vor Ort geeilt. Notarzt und Sanitäter versorgten die Verletzten, die anschließend ins Rothenburger Krankenhaus gebracht wurden. Da einer der Beteiligten stärker alkoholisiert war, wurde bei ihm eine Blutentnahme durchgeführt. Die Aufklärung der genauen Tatum­stände bedürfe noch weiterer Ermittlungen, heißt es.

Frische Akzente

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Frühlingskonzert des Gymnasiums begeisterte

ROTHENBURG – War das ein ansteckendes und in vieler Hinsicht begeisterndes junges Singen und Klingen aus vielen Kehlen und Instrumenten vor vollbesetztem Haus! Mit einem denkwürdigen Frühlingskonzert der Überraschungen und des ambitionierten Anspruchs hat sich das Reichsstadtgymnasium in die Osterferien verabschiedet. Falls der Lenz, der sich in diesem Jahr doch ziemlich beknieen lässt, noch einer letzten überzeugenden musikalischen Aufforderung bedurft haben sollte: Das ist sie gewesen.

Vielfalt und Neues war Programm bei diesem Frühlingskonzert 2016 ­– von Anfang an. Schon der Bläserchor unter Erich Korder imponierte mit einem bisher in dieser Form noch nie gehörten Spagat, den das Publikum am Ende mit rhythmischem Beifall begleitete. Mit „The Star Wars Saga“ (John Williams, Michael Story) hatte die Bläserriege das Konzert eröffnet und mit der amerikanischen Folknummer „This Ol’ Hammer“ (H. Mück) thematisch wieder zurück auf die Erde geführt.

Riesenensemble der jungen Sängerinnen und Sänger: der Unterstufenchor, dynamisch dirigiert von Carolin Leyh. Fotos: Weber

Riesenensemble der jungen Sängerinnen und Sänger: der Unterstufenchor, dynamisch dirigiert von Carolin Leyh. Fotos: Weber

Dann zogen auch Klarinetten und Querflöten auf, ergänzten die Formation. Es war sozusagen angerichtet für den „Böhmischen Traum“. Der erklang in Form der 1997 von Norbert Gälle geschriebenen und von Siegfried Rundel arrangierten Polka. Die Komposition ist überaus beliebt bei Freunden der Volksmusik und hat sich schnell einen festen Platz im Standardrepertoire vieler Kapellen verschafft. Die jungen Bläser spielten sich damit in die Herzen der Zuhörer. Unter der Leitung von Carolin Leyh nahm der Unterstufenchor den Faden auf mit dem Kanon „If all men would live as brothers“, um mit „Listen, do you hear the music“ (Ron Gillis) eine zweite Pop-Nummer folgen zu lassen. Am Klavier: Ruby Emmert.

„Der Winter ist vergangen“ (Satz: Richard Rudolf Klein) klang es schließlich in eher traditioneller Fasson aus vielen jungen Kehlen. Das geriet zu einem solch überzeugenden und nachhaltigen Appell, dass es Väterchen Frost als wirklich letzte Aufforderung verstehen müsste, seinen verbissen gehalten Platz nun endgültig zu räumen. Eine alte Schreibmaschine der Marke „Triumph“ hatte neben dem talentierten Ensemble der jungen Streicher und Bläser ihren großen Auftritt bei „The Typewriter“ (Leroy Anderson) des Orchesters unter Caroline Leyh. Mit von der Partie: Marina Breiter am Klavier, Lukas Beisbart am Triangel, Philip Grüber am Guiro (hohles Rhythmus-Instrument Mittelamerikas) sowie Julian Grüber und an der punktgenau im Rhythmus bedienten „historischen Mechanischen“.

Neu ins Spiel ist der RSG-Männerchor gekommen, der an diesem Abend seinen ersten Auftritt hatte. Die zehn jungen Sänger – eine Mischung aus aktuellen Abiturienten, aus der noch jüngeren Riege und aus Ehemaligen – hatten sich unter der Leitung von Jonas Holstein die schottische Volksweise „Loch Lomond“ (arrangiert von J. Quick) vorgenommen. In vierstimmiger Formation verpflanzten sie das Hochland vom Norden der britischen Hauptinsel samt dem Lebensgefühl und der Melancholie in die Aula. Als Solisten ließen dabei Jonas Holstein und Adrian Pevak aufhorchen.

Ein weiteres Mal hat das Orchester bewiesen, dass es Herausforderungen der klassischen Konzertliteratur nicht zu scheuen braucht. Es ist zur gestandenen sinfonischen Formation herangewachsen. An diesem Abend lassen die jungen Streicher und Bläser „Carmen“ von Georges Bizet in einem Arrangement von G. Buchner erklingen, dass es eine wahre Freude ist. Zwei Teile dieser populären Komposition verschmelzen an diesem Abend zum Hörgenuss: der Torreromarsch als Vorspiel und die Aragonaise. Auch Pauke und Rhythmuseinheit sind besetzt, beides bei Julian Grüber in besten Händen. Nicht nur singen kann der Oberstufenchor, sondern auch als große Rhythmus-Formation der klatschenden Hände begeistern. Das hat er beim Frühlingskonzert 2016 unter der Leitung von Gebhard Bauer eindrucksvoll bewiesen.

Die Bigband mit Gitarrist, dirigiert von Gebhard Bauer, bringt Swing im Bläsersound.

Die Bigband mit Gitarrist, dirigiert von Gebhard Bauer, bringt Swing im Bläsersound.

Beim „You’re the voice“ (J. Farnham) und „All of me“ (J. Legend) setzen nicht zuletzt auch Hanna Fiedler an der Orgel, Adrian Pevak am Schlagzeug, Karolin Dürr und Joshua Humpfer (beide Sologesang), Miriam Schmidt und Lisa-Marie Henselin am Klavier sowie Lissy Bauer, Jule Schulz und Theresa Strobl in der Streicherformation Akzente. Ihren unwiderstehlichen Swing des opulenten Bläsersounds spielt die „Bigband“ unter Gebhard Bauer als Trumpf aus. Mit „Smooth“ (Rob Thomas), „Mystic Traveller“ (Michael Sweeney) und „How sweet it is“ (Holland, Dozier, Holland) setzt die Formation mit Kunstlehrer Uwe Jonath an der E-Gitarre und mit Sängerin Selina Kandert einen fulminanten Schluss-punkt.

Der besondere Dank des vom gebotenen Singen und Klingen hörbar angetanen Schulleiters gehört an diesem Abend am Ende nicht nur den Leitern der Gesangs- und Instrumentalensembles. Er richtet sich ganz gezielt auch an Philipp Breiter, der wieder in bewährter Weise für die Tontechnik gesorgt hatte, und an Benjamin Wacker, der erstmals mit Lichteffekten farbige Akzente in der Kulisse gesetzt und auf diesem Weg interessanten Raumschmuck beigesteuert hatte. Ein Hauch Hollywood umwehte eine kleine Preisüberreichung. Für ihre Verdienste um die Organisation der Skifreizeit und für ihr langjähriges Mitwirken als Posaunistin im Bläserchor und in der Bigband ging der „Schuloscar“ in Form eines Schokoladen-Osterhasen aus der Hand des Schulleiters an Oberstudienrätin Ursula Liegel. Dann gehörte die Aula den Abiturienten für ihren traditionellen gemeinsamen Auftritt in diesem Rahmen mit spaßigem Lied auf ihre Schulzeit und mit Dank an die Riege der Musiklehrer. -ww-

Für den kleinen Grenzverkehr

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Erste Ausbildungsbörse Oberes Taubertal ist zum großen Erfolg geworden

CREGLINGEN – Wenn das kein Beispiel fürs erfolgreiche Überwinden von Grenzen ist! Die 1. Ausbildungsmesse Oberes Taubertal in Creglingen am vergangenen Wochen­ende hat in vieler Hinsicht verbindend gewirkt , besonders auch über die in vieler Hinsicht als „Berliner Mauer“ trennende Linie zwischen Bayern und Baden-Württemberg hinweg.

So manche(r) aus Rothenburg und Umgebung nutzte die Gelegenheit und machte sich dort auf die Suche nach einer Stelle für den Start in die Berufslaufbahn, nach einem Platz für ein duales Studium oder auch nach einer Praktikumsmöglichkeit. Die Firma Neuberger Gebäudeautomation aus der Tauberstadt hielt dazu als Vertreter aus dem Altkreis das Fähnlein hoch unter den 56 Ausstellern aus den Landkreisen Main-Tauber, Würzburg und Schwäbisch-Hall und präsentierte sich den angehenden Berufsanfängern und kommenden Studenten als möglicher Arbeitsgeber.

Die Gewerbe- und Handelsvereine Creglingen, Niederstetten, Röttingen und Weikersheim hatten mit ihrer ersten gemeinsamen großen Ausbildungsmesse Neuland betreten. Der Erfolg gab ihnen recht. Auf Anhieb erreichten sie mit dem geballten Auftritt ein Riesenpublikum. Das Angebot für den Nachwuchs, der sich dort am Freitag mit den Schulklassen und am Samstag auf eigene Faust oder mit den Eltern umsah, war für den hiesigen Raum (der in vieler Hinsicht grenzübergreifend zu sehen ist) überaus vielfältig. Insgesamt 78 Berufsbilder stellten sich vor. Neben Weltmarktführern und bekannten Größen aus der Region nutzten auch Handwerker und Einzelunternehmer die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen.

Hält das Fähnlein hoch für den Altkreis: Neuberger Gebäudeautomation mit seinem Stand.  Fotos: Weber

Hält das Fähnlein hoch für den Altkreis: Neuberger Gebäudeautomation mit seinem Stand. Fotos: Weber

Bei den angebotenen Ausbildungsberufen und Studienplätzen reichte das Spektrum vom sozialen und pflegerischen Bereich über die klassischen kaufmännischen Berufe bis hin zu technisch-gewerblichen Berufen. Nicht zuletzt auch das Handwerk und der öffentliche Dienst zeigten Flagge bei der Messe in Creglingen, die mit ihren Ständen die dortige Stadthalle und auch die angegliederte Sporthalle füllte. Zusätzlich präsentierte sich unter anderem die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Darüber hinaus boten Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer Auskunft zu den verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten sowie zu den vielfältigen Weiterbildungswegen.

Eugen Hain, aus Creglingen stammender Leiter der Arbeitsagentur Würzburg, nannte bei einem Gespräch mit unserer Redaktion vor Ort das Potenzial des hiesigen Raums mit seinen Firmen und Qualifizierungsangeboten erstaunlich groß, aber zu wenig bekannt, vor allem auch über die verschiedenen Grenzen der Gebietskörperschaften, Behördenstrukturen und berufsständische Organisationen hinweg. Unterschätzt werde, dass selbst aus Großstädten vielfach mehr zur Arbeit hier eingependelt werde als umgekehrt. Auch die relativ geringen Entfernungen selbst über Landesgrenzen hinweg – gemessen am Weg vom einen zum anderen Ende von München – seien zu wenig bewusst.

Jochen Müssig vom Landkreis Main-Tauber unterstrich bei der offiziellen Eröffnung: „Wir sind keine Baden-Württemberger oder Bayern, sondern Franken, die nur von denen besetzt sind“. Das Bewusstsein zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit müsse ausgebaut werden, wenn die Region künftig bestehen wolle. Ein guter Anfang sei hier die Ausbildungsmesse Oberes Taubertal. Daniela Pfeuffer von der Marketing-Abteilung des Creglinger Unternehmens Wirthwein: „Von allen Seiten wurde das Konzept und die Zusammenarbeit mehr als einmal gelobt. Mit diesem Elan und den positiven Erfahrungen macht sich das Orgateam gerne an die Arbeit nächstes Jahr in Röttingen.“ -ww-

Aus biblischem Land

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Besondere Weinverkostung im Gewölbe des „Falken“

TAUBERZELL – Nicht etwa dass der kleine, aber feine Weinort an der bayerisch-württembergischen Grenze keine Tropfen aus eigener Lage als Besprechungsthema und „Geschmacksmuster“ für eine Degustation zu bieten hätte. Aber am Samstag richtete sich das Interesse der Weinfreunde im urigen Gewölbekeller des „Falken“ besonders auch auf Rebsäfte, die von hier aus nicht unbedingt auf dem Schirm sind. Der Nahe Osten ließ grüßen, genauer gesagt waren es Israel und der Libanon.

Ganz ausdrücklich abseits vom „Mainstream“ (Massengeschmack), der ja eher einen Blick in die Rheingegend oder nach Kalifornien nahegelegt hätte, bewege man sich bei diesem Schritt in die weite(re) Welt des Weins, gab Hausherr Lars Zwick zum Einstieg ins Thema zu verstehen. Damit verbunden sei auch eine gute Gelegenheit, diese Region, die ja bei uns eher als ständig brisantes politisches Thema präsent sei, einmal ganz anders zu sehen und „ihren Wein als Wein“ auf sich wirken zu lassen. Zu danken sei jene gewisse Exotik des Abends dem Pionier des Tauberzeller Weinbaus.

Stoßen an diesem Abend mit hebräischem Wein an: Hermann Schneider (links) und Lars Zwick. Foto: Weber

Stoßen an diesem Abend mit hebräischem Wein an: Hermann Schneider (links) und Lars Zwick. Foto: Weber

Hermann Schneider, der Adelshofener Altbürgermeister und Ehrenvorsitzende des Tauberzeller Winzervereins, zeigte sich erfreut, dass er in Lars Zwick einen Verbündeten für seine „Schnapsidee“ gefunden hatte. Man müsse etwas wagen, um den Blick zu weiten und neue Erfahrungen zu sammeln. Das sei für ihn gerade auch im Alter Lebensmotto. Ausgerechnet beim Nürnberger Christkindlesmarkt habe ihn das in Sachen Wein auf die ihm bis dahin völlig unbekannte Fährte gebracht. Er verfolgte die Spur weiter, bis er tiefer im Thema steckte, einen Importeur gefunden hatte und den Teilnehmern der Weinprobe ein umfangreiches, selbst recherchiertes Kompendium mit schriftlichen, auch bebilderten Informationen an die Hand geben konnte.

Ein Dreierpack an Tropfen aus dem Heiligen Land stand an diesem Abend im „Falken“-Gewölbekeller für dieses kleine Abenteuer und lud unter besagten Vorzeichen zum interessierten Hinschmecken ein. Elke Schwab, die neue Pfarrerin von Großharbach und Reichardsroth mit Sitz in Langensteinach, steuerte biblische Bezüge bei und sorgte mit ihren Stegreif-Beiträgen zu religiösen und kirchlichen Bezügen für informativen Hintergrund. Gegen das Kirchturmdenken und für den Blick über den Tellerrand in vinologischer Hinsicht gab es im Lauf des Abends ansprechende Botschaft. Nummer eins: roter Cabernet Petite Sirah von der Tishbi Estate Winery in Binyamina (Anbaugebiet Samaria im Heiligen Land). Nummer zwei: Rotwein „Expression Monastique 2009“, ein Cuvée aus den Rebsorten Syrah, Grenache, Cabernert Sauvignon und Morvèdre aus dem Kloster Adyar des christlich-maronitischen Ordens im Libanon. Nummer drei: „Dalton Rosé“ (Rosé von der Dalton Winery Merom Hagalil, Anbaugebiet Galiläa). Der Rosé ist ein Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Voignier und Barbera. Die Probierrunde fühlte sich davon angesprochen, wenn auch das eine oder andere Aroma-Mosaiksteinchen sich nicht ganz ins gewohnte Muster fügen wollte.

Dass Regionalität auch weiter ganz oben steht als Thema beim Wein in Tauberzell hatte sich eingangs gezeigt. Da waren den Weinfreunden der aus den Rebsorten Müller-Thurgau und Bacchus gemischte Satz des „Alten Wengert“ der Tauberhasen, der in ökologischem Weinbau gewonnene Johanniter 2014 aus dem Weingut Krämer und der Silvaner „Best of 2014“ aus dem Weingut Stahl (Auernhofen) über Zunge und Gaumen gekullert. -ww-

Junge Fachkräfte für die Region

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Mit bestandenem Examen in der Tasche sind  die „neuen“ Krankenpflegekräfte sehr begehrt

ROTHENBURG – Nach drei Jahren Ausbildung an der Berufsfachschule für Krankenpflege Rothenburg des ANregiomed, können sie es nun in den Händen halten, ihr Zeugnis. Elf weibliche und drei männliche Schüler haben sich den Prüfungen zum Gesundheits- und Krankenpfleger unterzogen. Alle haben erfolgreich bestanden und haben nun sogar die Qual der Wahl. Sie können unter mehreren Stellenangeboten auswählen.

Zum ersten Mal fand der Abschluss der dreijährigen Pflegeausbildung in Rothenburg im Frühjahr statt. Eine Besonderheit. Und ein Vorteil bei der Arbeitsplatzsuche. In der Region sei die Berufsfachschule für Krankenpflege Rothenburg des ANregiomed als gemeinsames Kommunalunternehmen der Stadt und des Landkreises Ansbach die einzige, die im April mit der Ausbildung beginne und nun auch erstmals im Frühjahr ende, sagt Hans-Peter Mattausch, Direktor der 2015 gegründeten ANregiomed Akademie, unter deren Dach sich sieben Berufsfachschulen befinden. Und zwar an den Standorten Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg.

Bürgermeister  Kölle gratuliert Jahrgangsbester Anna Rüttler.

Bürgermeister Kölle gratuliert Jahrgangsbester Anna Rüttler.

Dort hatten 17 Schüler die Ausbildung begonnen, von denen letztlich 14 die Probezeit erfolgreich überstanden hatten und nun auch die Abschlussprüfungen als letztes Hindernis auf dem Weg zum ausgebildeten Gesundheits- und Krankenpfleger, meisterten. Anna Rüttler war mit einem Notendurchschnitt von 1,3 die Prüfungsbeste, bekam daher besondere Anerkennung und ein Preisgeld. 2100 Stunden theoretischer und fachpraktischer Unterricht und 2500 Stunden praktische Ausbildung liegen nun hinter ihnen.

Mattausch gratulierte den Absolventen zu ihren guten Leistungen und zeigte sich besonders darüber erfreut, dass ein jeder der „neuen“ Krankenpfleger „mindestens zwei Stellenangebote“ vorweisen könne. „Es gab sogar Angebote, ohne sich auf die betreffende Stelle beworben zu haben“, erzählte er ein wenig schmunzelnd. Sieben Absolventen bleiben am Krankenhaus in Rothenburg. Eine stolze Zahl. Die große Nachfrage zeigt aber wohl auch deutlich den Arbeitskräftemangel auf, der in der Branche herrscht. Darauf ging auch Mattausch im Verlauf seiner Rede ein.

Vor allem die unregelmäßigen, nicht planbaren Arbeitszeiten, seien ein Problem in den Pflegeberufen. Hier müsse man ansetzen und Lösungen finden. Natürlich sei auch die Bezahlung nicht die beste, aber aus seiner eigenen Erfahrung heraus, seien die Arbeitszeiten das Hauptproblem. Insgesamt bemühte er sich, den Pflegeberuf positiv darzustellen. Dieser biete durchaus Chancen. Die große Arbeitsnachfrage und das eher geringe Arbeitsangebot werden in nicht allzu ferner Zukunft Änderungen erzwingen. Das Gehalt wie auch die Arbeitszeiten werden sich ändern.

Auch Bürgermeister Dieter Kölle sprach ein Grußwort und gratulierte den Krankenpflegern zu ihrer Leistung. Dabei zitierte er Alt-Oberbürgermeister Herbert Hachtel, der vor kurzem nach einer Operation im Rothenburger Krankenhaus, sicher mit einem Augenzwinkern sagte, er würde, falls erforderlich, sich gleich wieder in die Klinik am Ort zur Behandlung und Unterbringung begeben. Nicht nur das Haus, dessen Umbau unter seiner Führung zu Ende gebracht worden sei, weise heute noch besten Zustand auf. Es sei „eine Lust sich dort operieren zu lassen.“ Der Service und die Pflege scheinen also gut zu sein. Dieter Kölle sprach außerdem den Absolventen Mut für die Zukunft zu. „Die Grundlagen, die sie durch die Ausbildung genossen haben“, sagte er, seien eine „hervorragende Basis“ für alles, was da noch so komme. „Und denken Sie immer an den Menschen, der vor ihnen liegt“, betonte er.

Die geprüften Krankenpflegerinnen glücklich und zufrieden mit ihrem Zeugnis. Fotos: Götz

Die geprüften Krankenpflegerinnen glücklich und zufrieden mit ihrem Zeugnis. Fotos: Götz

Die Musikhalle Gebsattel, die aufgrund von Umbauarbeiten im Gastronomischen Bildungszentrum Rothenburg diesmal als Veranstaltungsort diente, zeigte sich gut gefüllt. Nicht nur die Geehrten waren anwesend, sondern auch die noch in Ausbildung befindlichen Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege. Die sorgten für einen reibungslosen Ablauf und für das Rahmenprogramm der Veranstaltung. Rothenburg ist ebenfalls Standort für die Ausbildung „Gesundheits- und Krankenpflegehilfe“, die auch im April startet, aber anstatt drei Jahre nur ein Jahr dauern wird. Für den Herbst 2016 sei außerdem die Einführung einer „Berufsintegrationsklasse Pflege“ in Dinkelsbühl und Rothenburg geplant, sagt Mattausch. Hier sollen speziell Asylsuchende aus der Umgebung an den Pflegeberuf herangeführt werden. og

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