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Im Sog wird investiert

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Kommende Marktprojekte bringen Bewegung ins Spiel – Bauausschuss stimmt zu

ROTHENBURG – Unverkennbar: Die kommenden Marktprojekte im südöstlichen Bereich der Spange um die Altstadt bringen Bewegung ins Spiel. Jetzt gibt es plötzlich für Märkte auch in anderer Lage vor der Mauer Neubau-, Umbau- oder Renovierungspläne. In seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause hat der Bauausschuss des Stadtrats grünes Licht dafür gegeben.

Das „Kaufland“ möchte seinen Supermarkt im „Zentro“ gründlich modernisieren und in diesem Zug auch gleich seine Werbeanlagen im Außenbereich überarbeiten. Letzteres hat in der jüngsten Sitzung ein kleines Hin und Her um Grundsätze und Konsequenz ausgelöst. Und auch die Frage aufgeworfen, wo sich Ausnahmen machen ließen. Statt der laut Bebauungsplan maximal zugelassenen drei Meter soll eine Werbepylone laut Wunsch des Antragsstellers gleich sieben Meter in den Himmel ragen. Gegen eine Stimme hat sich der Bauausschuss dagegen ausgesprochen. Was wiederum Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne) an der Linie zweifeln lässt. Schließlich seien die Werbepylonen draußen an den Werbemärkten Würzburger Straße deutlich höher als drei Meter.

Darf abgerissen und neu gebaut werden: Netto-Markt in der Ansbacher Straße. Foto: Weber

Darf abgerissen und neu gebaut werden: Netto-Markt in der Ansbacher Straße. Foto: Weber

Freilich handle es sich in diesem Fall, ganz abgesehen davon, dass es hierzu keine derart restriktive Festlegung im Planungsrecht gebe, um eine Gemeinschaftsanlage, betont Oberbürgermeister Walter Hartl. Ein Fahrradständer oder ein entsprechende Abstellbereich für Drahtesel fehle an den neuen „Kaufland“-Plänen, moniert Dieter Seiferlein. Keine Gegenstimme gibt es zum Neubau eines Lebensmittelmarktes samt Bäckerei und Café in der Ansbacher Straße 69. Der dortige „Netto“-Markt ist technisch, gestalterisch und hinsichtlich der Kundenfreundlichkeit veraltet. Der Altbestand soll abgerissen werden. Dabei entfallen die Spielhalle und die Imbissbude.

Eine Ausnahme macht der Bauausschuss bei einem geplanten Einfamilienhaus hinter den Wohnblocks im Bereich „An der Landhege“. Hier lässt er statt der sonst auf ein Stockwerk beschränkten Bebauung zwei Stockwerke zu und darüber hinaus noch Abweichungen in der Dachneigung des Nebengebäudes. Das sei aufgrund der Umgebungsbebauung zu begründen, heißt es. Außerdem hätten sich die Nachbarn per Unterschrift einverstanden erklärt.

Zurückgestellt hat der Bauausschuss neben dem Marktprojekt auf dem Schlachthofareal (wir berichteten) auch das Hofladen-Vorhaben an der Ansbacher Straße. Die Sitzung hatte mit einem Ortstermin am dortigen „Bratwursthäusle“ begonnen. Einstimmig befürwortet hat das Gremium die Erweiterung des Schuhhauses Hellenschmidt (Hafengasse) in das rückwärtig direkt anschließende Gebäude Milchmarkt 1. Mit einem Durchbruch ab Frühjahr 2017 stehen dort 60 Quadratmeter zusätzlich zur Verfügung. Sie werden für die bessere Präsentation des Schuh-Sortiments genutzt, was vor allem in der Übergangszeit, wenn sich Jahreszeitenkollektionen schneiden und mehr Platz gebraucht wird, willkommen ist.

Ebenfalls ohne Gegenstimme, in diesem Fall begleitet vom besonderen Interesse eines dort wohnenden Stadtrates, hat das Gremium grünes Licht für die Wohnbebauung Pürck-hauerstraße 14 und 16 gegeben. Auf dem dortigen Grundstück, das bisher als Baulücke wirkt, soll im Süden eine „Stadtvilla“ als Einfamilienhaus, anschließend ein längerer Riegel mit einem Doppelhaus und einem Mehrparteienhaus und im Norden ein Einfamilienhaus errichtet werden. Abgelehnt und damit das gemeindliche Einvernehmen verweigert hat der Bauausschuss zwei Anträge auf Umnutzung von Wohngebäuden zu Ferienwohnungen. Betroffen war ein Projekt in der Rödergasse 22 (hier ging es um das Rückgebäude) und eines in der Erlbacher Straße 69.

Vergeben worden sind Bodenbelagsarbeiten (Kosten: knapp 62000 Euro statt geplanter rund 102000 Euro) beim Umbau des Spitalgebäudes zum Schülerwohnheim, Maurerarbeiten (neue Kostenschätzung: 41000 Euro statt bisher rund 46500 Euro) an der Stadtmauer im Bereich Alte Burg sowie Nachträge bei den Bodenbelagsarbeiten und Elektroarbeiten im Topplerschulhaus im Gesamtumfang von 11500 Euro. Angesprochen wird unter anderem von Stefan Reihs (SPD) der aus seiner Sicht unzureichend ausgeschilderte und deshalb von anderen Autos blockierte Abstell- und Ladebereich für Elektro-Mobile am Bezoldweg. Auch zu den Dachgauben am Anwesen Wenggasse 1 gibt es Fragen. -ww-


Wohin steuert die Europäische Union?

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Fernseh-Journalist Udo van Kampen über eine EU nahe am Abgrund und mit unsicherer Zukunft

ROTHENBURG – Im Rahmen ihrer Jubiläumsfeier zeigten sich die Rotarier politikinteressiert und luden einen besonderen Gast ins Wildbad ein. Udo van Kampen, ehemaliger Fernsehjournalist des ZDF und Onkel von Dr. Heike Siebenbürger (die noch im letzten Jahr das Präsidentenamt des Rotary-Clubs inne hatte), hielt einen Vortrag über die EU als fragiles Gebilde, das zu zerbrechen droht, fängt man nicht bald an es wieder zu festigen.

Freilich ist es unmöglich innerhalb weniger Minuten die momentane Situation der EU und ihre Zukunft zu erklären. Udo van Kampen aber kam mit deutlichen Worten und klarer Meinung „nahe ran“. „Die 27 Mitgliedsstaaten schauen in den Abgrund.“, stellte er gleich eingangs fest. Vor zwei bis drei Jahren hätte er auf die Frage, ob Europa jemals scheitern könnte noch entschieden mit „Nein“ geantwortet: „Heute nicht mehr.“

Dr. Heike Siebenbürger und Udo van Kampen  Foto:Götz

Dr. Heike Siebenbürger und Udo van Kampen Foto:Götz

Die Europäische Union stecke in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung. „Freundschaft, Solidarität, die Bereitschaft anderen zu helfen und Zusammenzustehen. Das ist verloren gegangen“. Am deutlichsten zeigt sich das am Bewältigungversuch der Flüchtlingkrise. Und das Wort Versuch ist da schon wohlwollend. Nur 12 von 27 Mitgliedsstaaten seien im Augenblick bereit zu solidarischem Handeln, sagt van Kampen.

Kann man da noch von einer Union, von einer Gemeinschaft sprechen? Die EU zerbricht an einer Krise, die keine wäre, würden ihre Mitgliedsstaaten gemeinsam gegensteuern. Stattdessen tagten die 27 Staats- und Regierungschefs – zum ersten Mal ohne Großbritannien – am vergangenen Wochenende in Bratislava mal wieder ohne Ergebnis. Das hat sich also auch mit dem Austritt der Briten nicht geändert. „Die Werte der EU stehen nun auf dem Prüfstand.“, sagt van Kampen. „Wenn die EU beispielsweise bei Verhandlungen um die Visafreiheit mit der Türkei zögert, verkauft sie diese Werte und ihre Zukunft. Und liefert sich noch dazu einem Despoten aus.“ Aber was tut man nicht alles, um die momentane Flüchtlingssituation zu lösen, ohne dabei selbst Lösungen anbieten zu müssen?

Aber nicht nur die Flüchtlingskrise rückt die EU immer näher an den Abgrund. Das Problem hat das Fass womöglich nur zum Überlaufen gebracht. Die EU sei, so wie sie jetzt ist, mit ihren 27 Mitgliedsstaaten und ihren vertraglichen Regelungen nicht überlebensfähig, mahnt van Kampen. Eine gemeinsame Währung gepaart mit einer Wirtschaftsstärke, die von Land zu Land teils erheblich schwanke, das könne nicht funktionieren.

Das Beispiel Griechenland zeige eindrucksvoll, wie die bisherigen Finanzhilfen vor allem eines bewirken: nämlich nichts. Über 220 Milliarden Euro an Rettungsgeldern seien inzwischen ausgezahlt, die Situation aber sogar noch schlechter geworden. „Die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands geht gegen Null.“ Die Schulden, so van Kampen weiter, könnten die Griechen niemals zurückzahlen. Und so sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Schuldenschnitt komme. Griechenland brauche definitiv ein neues Rettungspaket. Das sei auch in der Bundesregierung jedem klar. Nur aussprechen wolle das dort niemand. Nächstes Jahr feiert man 60 Jahre römische Verträge und 60 Jahre Europäische Union. „Insbesondere Deutschland, hat von dieser Union profitiert und tut es auch von der Krise.“

Hohe Exportüberschüsse, hohe Binnennachfrage, eine niedrige Arbeitslosenquote und fast Vollbeschäftigung. Es kann einem Land wie Deutschland derzeit fast nicht besser gehen. „Überhaupt haben wir als Land durch die EU einen Aufschwung erlebt, den so niemand erwartet hätte“. Und so fragt van Kampen: „Soll dieses Europa in seine Nationalstaaten zerfallen?“ Wenn es nach ihm ginge, wäre dies eine ganz schlechte Idee. Es gebe keine Alternative zur EU, auch nicht in ihrem derzeit desolaten Zustand, sagt er. Selbst Deutschland wird mit über 80 Millionen Einwohnern ohne die EU in Zukunft keine Rolle mehr spielen im Vergleich mit den USA oder den aufstrebenden BRIC-Staaten, Brasilien, Russland, Indien und China.

Man müsse sich sehr bald Gedanken machen wie „vor allem die Jugend wieder dazugebracht werden kann, für Europa zu brennen.“ Ein erster Schritt wäre, selbst den Glauben an die EU und ihre Werte nicht zu verlieren. Und so fordert van Kampen genau dies in seinem letzten Satz emotional und eindringlich: „Tun Sie es für die Zukunft ihrer Kinder“. Vielleicht ist es sonst bald zu spät. Wie so oft merkt der Mensch womöglich erst dann, wenn er es verloren hat, was er davon hatte. og

„Klangtal“ belebt Rothenburg

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Auch 2016 mischt der „Noise Club“ mit seinem Festival die örtliche Musikszene auf

ROTHENBURG – Zum zweiten Mal entstand vergangenes Wochen­ende „unter den Linden“ eine herrliche Klang- und Kunstkulisse. Die Veranstalter vom „Noise Club“ erschufen einen abwechslungsreichen Spielplatz für Erwachsene voll künstlerischer Elemente und elektronischer Musik, die es einem mehr als nahelegte das Tanzbein zu schwingen. Der früh einsetzende Dauerregen tat der Stimmung auf dem Gelände derweil wenig Abbruch.

Trotz des nasskalten Wetters sprachen die Veranstalter im Nachhinein von einem „vollen Erfolg“ und einer „sehr guten Besucherresonanz“. Der erhebliche Mehraufwand, den das über 50 Helfer umfassende Festival-Team auf sich nehmen musste, um das Festival wetterfest zu machen, habe sich somit „mehr als ausgezahlt“. Nach Angaben der Veranstalter wurden trotz der Wetterkapriolen knapp 900 Karten verkauft. Auf dem Gelände selbst hielten sich zur Hauptzeit geschätzt um die 700 Tanzbegeisterte auf.

Aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse kam ein Zirkuszelt zum Einsatz: Eine gute Entscheidung. Fotos: Götz

Aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse kam ein Zirkuszelt zum Einsatz: Eine gute Entscheidung. Fotos: Götz

Um seinen Besuchern auch etwas bieten zu können, hat sich das Noise Club Team in diesem Jahr wieder schwer ins Zeug gelegt. Das Herzstück und den Höhepunkt bildete am Abend das große Zirkuszelt, welches einen, mit Planeten geschmückt und elektronischen Beats bestückt, in die Schwerelosigkeit des Weltraums entführte. Eine zweite und kleinere Bühne, ebenfalls wetterfest mit Zelt überdacht, zeigte sich in retrodekorativem Gewand mit alten Stehlampen, Traumfängern und einer Dame mit „Schallplattenafro“ als Bühnenhintergrund.

Für gewohnt starke Lichteffekte, die so vieles erst emotional Erleben ließen, und perfekte Soundverhältnisse, sorgte das Team um Johannes und Stephan Keitel. Einmal mehr lieferte es einen eindrucksvollen Beweis dafür, was alles entstehen kann, wenn man das, was man macht, mit Liebe und einer fortwährenden Suche nach Perfektion macht. Den Line-Up-Höhepunkt, schaut man nur auf die Bekanntheit der DJs, stellte am Abend Katermukke-Labelchef Dirty Doering aus Berlin dar. Musikalisch und stimmungstechnisch ein wenig nach stand ihm das „Noise-Club Resident Team“ um „Home Alone“, „Guggerson“, „L.W.U.D.“ und „Üni“.

Auf der kleineren Nebenbühne lieferten „Nomadic Herbalist Sound“ aus der Schweiz neben „DubWorXx“ und „Selector Krowd“ ein angenehmes Kontrastprogramm, durch das ein in sich rundes Klangbild entstand. Bereits frühzeitig – die Veranstaltung begann um 15 Uhr – tanzte sich ein bunt gemischtes Publikum „unter den Linden“ warm. Über den Nachmittag und Abend, so die Veranstalter, hielten sich Rothenburger und auswärtige Festivalgäste die Waage. Das, so die Klangtalmacher, zeige, dass es „wichtig ist, eine Plattform für Jung und Alt und für genau diese Art von Kultur in Rothenburg anzubieten“.

Trotz des schlechten Wetters war das Festivalgelände gut besucht und wieder ein Hingucker.

Trotz des schlechten Wetters war das Festivalgelände gut besucht und wieder ein Hingucker.

Erfreut zeigte sich der Noise-Club auch darüber, dass die im Festivalpreis enthaltenen Pendlerbusse, die nach Veranstaltungsende im Tal die feierlaunigen Besucher zur Aftershow-Party ins Rothenburger Kino fuhren, „sehr gut angenommen wurden“. Bis fünf Uhr morgens wurde dort weitergetanzt und ausgelassen gefeiert. Die Veranstalter legten außerdem viel Wert darauf zu betonen, dass das Klangtal-Festival ohne die Unterstützung vieler externer Helfer und Freunde niemals hätte stattfinden können.

Gut, dass es diese Hilfe gab, denn kulturell erfrischende Ereignisse, wie es auch das „Klangtal“ in diesem Jahr wieder war, sind für Rothenburg Glanzlichter. Keineswegs nur für die Jugend. Sondern für alle, die sich für Neues begeistern können, die Änderungen und Andersartigkeit mögen und offen sind für musikalische und künstlerische Überraschungen. Es darf sich auf die nächste Ausgabe gefreut werden. og

Den eigenen Stil entwickelt

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Spiel mit Formen, Farben, Licht und Raum harmonisch-gegensätzlich

ROTHENBURG – Auf den ersten Blick könnten die Objekte der beiden Künstler Willy Kammleiter und Pat­rick Riefer-Kraus nicht unterschiedlicher sein. Der eine erschafft außergewöhnliche Lichtobjekte und kinetische Skulpturen aus Abfallprodukten mit erfinderischen wie innovativen Lösungsmöglichkeiten, Mechanismen und Inhalten. Der andere macht sich an Leinwänden zu schaffen. Ebenso vielfältig wie seine Darstellungsweise sind die Themen, denen er sich widmet. Davon können sich die Besucher der Ausstellung in der Korn-Halle selbst überzeugen und die Werke im runden Glasbau betrachten und auf sich wirken lassen.

Die gut besuchte Vernissage war zugleich Start in die neue Kultursaison des Rothenburger Traditionsunternehmens. In seinem Grußwort meinte Bürgermeister Dieter Kölle, dass alle gewinnen, wenn Künstler gefördert werden. Lob ziert, nährt aber nicht. Für Willy Kammleiter mit seinen Lichtobjekten und Patrick Riefer-Kraus mit Malerei und Grafik ist die Ausstellung jeweils eine Art Mini-Retrospektive, denn sie zeigen neben aktuellen Arbeiten auch Werke aus den letzten zehn bis sechzehn Jahren, die schon in vielen Kunstschauen in der Region zu sehen waren.

Strahlendes Auge: Willy Kammleiters unerschöpflicher Facettenreichtum von Licht. Fotos: Schäfer

Strahlendes Auge: Willy Kammleiters unerschöpflicher Facettenreichtum von Licht. Fotos: Schäfer

Die städtische Kulturbeauftragte Johanna Kätzel, die selbst künstlerisch tätig ist im Rothenburger Künstlerbund, führte sachlich fundiert in die Ausstellung ein. Die eindrucksvolle Schau gewährt einen guten Überblick über das Schaffen der beiden Künstler, über ihre vielfältigen Themen und Gestaltungsweisen und gleichzeitig über typische Charakteristika ihrer Arbeiten. Eine jede davon ist ein Unikat. In der Würdigung der Künstler skizzierte Johanna Kätzel die Biografien der beiden kreativen Macher.

Vor etwa zwanzig Jahren begann der in Fins­terlohr lebende, vielseitig handwerklich und technisch begabte Willy Kammleiter, ein gelernter Elektriker und Werkzeugmacher, neben seinem Beruf künstlerisch tätig zu werden. Er sammelte Materialien und Objekte, von Industrieabfällen über verschie­dens­te Gebrauchs- oder Dekorationsgegenstände, weggeworfen oder angeboten auf Antiquitätenmärkten, Schrottplätzen und Recyclinghöfen, die er bearbeitet und neu zusammenfügt. Seinen Objekten schenkt er ein leuchtendes Innenleben, das durch die zahlreichen Perforationen nach außen strahlt und faszinierende Schattenrisse an die Wände malt.

„Bluefin“ heißt eine Installation. Das Wandobjekt besteht aus dem Relief eines Thunfisches, dessen Schuppenkleid aus bunten, durchleuchtenden Kachel- und Fliesenstücke zusammengesetzt ist. Die vom Wellengang rund geschliffenen Strandfunde aus Sizilien sollen deutlich machen, dass die Weltmeere immer weniger Fische und immer mehr Schutt und Müll enthalten. Bei der „Schmetterlingsfrau“ handelt es sich um sein erstes figürliches Leuchtobjekt: ein Frauentorso mit Schmetterlingsflügeln. In verschiedenen Sprachen prangt auch das Wort „Licht“ auf seinen Objekten. Die Buchstaben hat er aus Kupferplatten herausgeschnitten und mit farbigen Glasstücken und Metallrasterfolien hinterlegt. Die gestaltete Platte sitzt auf einem angestrahlten Messingrahmen mit aufgeschraubten Halogenlämpchen. Inspirieren lässt sich Willy Kammleiter auch durch Literatur, wie beim Hesse zitierenden Lichtbaum namens Herrmann“. Aus einer ausrangierten Schreibmaschine lässt er einen beleuchteten Baum emporwachsen. Die Verquickung von Kunst und Müll als eine altbewährte Liaison reizt ihn immer wieder aufs Neue, sich kreativ damit auseinanderzusetzen.

Rolle und Macht internationaler Konzerne.

Rolle und Macht internationaler Konzerne.

Der Wahl-Rothenburger Patrick Riefer-Kraus stammt aus Bergen im Chiemgau, wo sein Vater als Lüftlmaler arbeitete, wodurch er schon früh mit der Kunst und insbesondere der Malerei in Berührung kam. Über den Umweg einer Schreinerlehre wurde er dann selbst Lüftl- und Illusionsmaler, der sich das nötige Handwerkszeug autodidaktisch beibrachte. Daneben ist er Kunst- und Portraitmaler, Graphiker und Designer. Meist arbeitet er figürlich. Dabei reicht die Bandbreite von realistisch über surrealistisch bis hin zu Pop-Art-Anklängen oder seinem persönlichen Comic-Stil. Seit einigen Jahren kommen außerdem immer wieder Ausflüge in die abstrakte Malerei vor. Neben Portraits von Mensch und Tier darf freilich der klassische Akt nicht fehlen. Aber auch mal mehr, mal minder bekleidete Damen sind zu sehen – in stillen, bisweilen bewusst provokanten Szenerien, bei denen sich der Betrachter in der Situation des Voyeurs wiederfindet.

Immer wieder greift Patrick Riefer-Kraus zu dem Stilmittel des Plakativen, der Übertreibung und Karikatur. Häufig nutzt er dabei auch Tiere als eine Art Zerrspiegel und spöttisches Mittel zur Selbsterkenntnis des Betrachters. Doch auch ganz ernst kann der Künstler sein, etwa im Triptychon „Der vielen Hunger ist der Wenigen Wohlstand“. Hin und wieder nimmt sich der Künstler und rührige Künstlerbund-Funktionär selbst auf die Schippe wie im „Selbstportrait als Tukan/Frühpolynesische Vogelgottheit“.

Hausherr Peter Korn freute sich, den beiden Künstlern als gute Bekannte erneut eine Plattform für ihre Kreativität und Expressivität zu bieten. Mit der Ausstellung startete das Autohaus in seine 22. Kultursaison, die wieder einiges zu bieten hat. Wie bisher trägt das Programm an Musik und Kabarett die deutliche Handschrift von Robert Hellenschmidt, der für sein Engagement mit einem herzlichen Dankeschön und kräftigen Beifall bedacht wurde. sis

Gefühl tiefer Verbundenheit

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„Vergesst uns nicht“ – Reise mit besonderem Hintergrund und geistlicher Begleitung

OHRENBACH – Zum fünften Mal seit 2004 haben die Kirchengemeinden Ohrenbach und Habelsee zu einer Studienreise nach Rumänien eingeladen. Obwohl sich die Reise nur über einen Zeitraum von fünf Tagen erstreckte, kehrten die 30 Teilnehmer mit bleibenden Eindrücken zurück.

Nach einem etwa 90-minütigen Flug von München nach Hermannstadt wurde die Gruppe von Pfarrer Uwe Seidner am Flughafen herzlich begrüßt. Uwe Seidner ist Pfarrer in Wolkendorf bei Kronstadt. Er hat seine Gäste bis zum Heimflug betreut und sie mit seinen fundierten Kenntnissen vor allem über die evangelische Kirche in Siebenbürgen überzeugt. Zur Reisegesellschaft gehörten keineswegs nur Gemeindeglieder aus der Pfarrei Ohrenbach-Steinach, sondern ebenso aus Bad Windsheim, Burgbernheim, Rothenburg und Gebsattel.

Die Gruppe war von der Gastfreundschaft beeindruckt. Fotos: tz

Die Gruppe war von der Gastfreundschaft beeindruckt. Fotos: tz

Begegnungen mit Siebenbürger Sachsen, die sich gegen eine Auswanderung nach Deutschland entschieden haben, prägten die beiden ersten Tage. Noch am Abend der Ankunft stand ein Besuch bei Familie Henning im malerischen Michelsberg bei Hermannstadt auf dem Programm. In dem kleinen Dorf lebt mit über hundert Gemeindegliedern eine der größeren Kirchengemeinden des Hermannstädter Bezirkes. Die Michelsberger Gemeinde ist vor allem im Kulturleben sehr aktiv.

Bei einem Rundgang durch das Dorf, das sich aufgrund seiner reizvollen Lage zu einem bevorzugten Ferienort entwickelt hat, konnte die Gruppe noch manche im alten Stil erhaltenen sächsischen Bauernhöfe sehen. Der Gemeindekurator Michael Henning schilderte eindrucksvoll die Situation der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen.

Am zweiten Tag startete der Bus von Hermannstadt über Mediasch nach Deutsch-Weiskirch. Auf dem Weg zur Kirchenburg bestätigte sich die Ankündigung von Pfarrer Seidner, dass diese Ortschaft eine Seltenheit in Siebenbürgen ist. Aufgrund der abgeschiedenen Lage ist der ursprüngliche Charakter des Dorfes bis heute erhalten geblieben. Die Kirchenburg und der Dorfkern wurden 1999 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Caroline Fernolend, die als Regionalpolitikerin und Direktorin der Mihau-Eminescu-Stiftung tätig ist, organisiert vor Ort das Tourismusangebot.

Walter Fernolend zeigt beim Abschied hinüber auf die gegenüberliegende Straßenseite. Das blaue Haus mit der Nummer 163 gehört Prinz Charles, der als Schirmherr der Mihai Emanescu Stiftung öfter in Weißkirch vorbeischaut. Wer keine Gäste beherbergt, kann Kutschfahrten oder auch geführte Wanderungen in der schönen Umgebung anbieten. Andere spinnen Wolle, filzen, weben und stricken die Souvenirs, die von den Besuchern gekauft werden. Heute hat der Ort mehr als 400 Einwohner: Siebenbürger Sachsen, Roma, Ungarn und Rumänen. Am späten Nachmittag ging es über die „Schotterpiste“ in die Nachbarortschaft Stein und von dort durch die herrliche Hügellandschaft und durch das Szeklerland bis zum „Roten See“ (Lacul Rosu), dessen Wasser von der eisenhaltigen Erde rötlich gefärbt ist. Der See ist durch einen Erdrutsch entstanden und bis heute kann man die Spitzen der Nadelbäume aus dem Wasser hervorragen sehen.

Am nächsten Morgen stand ein Spaziergang um den See auf dem Programm, um den sich auch zahlreichen Legenden und Mythen ranken, die letztlich dazu geführt haben, dass der See auch „Mördersee“ genannt wird. Eine enge Schlucht mit bis teilweise über 100 Meter hochragenden Felswänden ist die Bicaz-Klamm. Sie liegt in der Nähe der Stadt Bicaz und verbindet die Westmoldau mit Siebenbürgen. Eine Fahrt durch die enge Schlucht ist lohnenswert, zählt sie doch zu den spektakulärsten Bergpassagen Rumäniens. In Serpentinen geht es steil talwärts.

Erstes Etappenziel war das Kloster Agapia, eines der größten Nonnenklöster Europas, das durch seine wertvollen Malereien in der Kirche berühmt geworden ist. Der Besucher kann in den Werkstätten beobachten, wie kostbare Stickereien und Teppiche gefertigt werden. Nicht weit entfernt befindet sich das Männerkloster Neamt mit seiner aus der Zeit Stefans des Großen stammenden Kirche. Die Führungen bei Sommerhitze kosteten allen Mitreisenden viel Kraft. Deshalb freuten sie sich auf Abkühlung und Ruhe im Hotel in Gura Humorului, einem Ort im südlichen Teil der Bukowina, nahe der Stadt Suceava im Nordosten Rumäniens. Der Ort, der ehemals zum Fürstentum Moldau gehörte, liegt an der Mündung des Flusses Humora in die Moldau; der Ortsname bedeutet Mündung der Humora.

Von Gura Humorului ist es nicht weit zu den „Moldauklöstern“. Dass am vierten Tag der Besuch von weiteren drei Klöstern geplant war, stieß nicht bei allen Teilnehmern auf ungeteilte Zustimmung. Doch die beiden Reiseleiter, Pfarrer Uwe Seidner und Pfarrer Karl-Heinz Gisbertz überhörten dezente Unmutsäußerungen und versuchten ihre Gäste für die Klöster Voronet, Sucevita und Moldovita zu begeistern. Die besonders schönen mittelalterlichen Malereien und die farbliche Gestaltung, das sogenannte „Voroneț-Blau“, sind einmalig in der religiösen moldauischen Malerei. Wegen der exzellenten Fresken wird die Kirche auch „Sixtinische Kapelle des Ostens“ genannt.

im Innenhof des Klosters Agapia: die gepflegte Anlage ist ein Touristenmagnet.

im Innenhof des Klosters Agapia: die gepflegte Anlage ist ein Touristenmagnet.

Die dem Heiligen Georg geweihte Kirche wurde 1993 zusammen mit anderen Kirchen in der Moldau in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Die innerhalb der Klostermauern befindliche rumänisch-orthodoxe Kirche, die der Auferstehung Jesu Christi geweiht ist, gehört seit August 2010 zu den in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommenen acht Moldauklöstern. Das Kloster ist eines der schönsten Moldauklöster und das einzige, dessen Innen- und Außenwände vollständig mit Wandmalereien versehen und dessen Fresken innen und außen vollständig erhalten sind. Das Kloster Moldovița ist ein rumänisch-orthodoxes Frauenkloster, dessen Kirche innerhalb der Klostermauern Mariä Verkündigung geweiht ist. Die Grenze zur Ukraine lag hier in greifbarer Nähe, doch der Bus hatte noch eine weite Fahrt vor sich nach Bistritz in Nordsiebenbürgen. Drei Stun­den mussten für die 150 Kilometer veranschlagt werden, bis die Gruppe im Stadtzentrum von Bistritz bei einem guten Abendessen den „Klostertag“ ausklingen lassen konnte.

In Deutsch-Zepling gab es ein Wiedersehen mit Bekannten oder eine erstmalige Begegnung mit dem Ort, aus dem einst die Eltern und Großeltern gekommen sind. Von Vertretern der evangelischen Kirchengemeinde wurde die Reisegesellschaft herzlich im ehemaligen Pfarrhaus begrüßt. Draußen standen vier Pferdefuhrwerke bereit, um mit den Gästen aus Deutschland auf eine Rundfahrt durch den Ort zu unternehmen. Es war eine „holprige“ Angelegenheit.

Viele Siebenbürger Sachsen wohnen nicht mehr in der Gemeinde. Wenn Pfarrer Johann Zey aus Sächsisch Regen aufs Land nach Deutsch-Zepling, Botsch oder Weilau kommt, ist die gottesdienstliche Gemeinde überschaubar. Die Gastgeber haben es sich nicht nehmen lassen, in den beiden Räumen des Pfarrhauses eine Mahlzeit vorzubereiten. Gastfreundlichkeit wurde bei den Zeplingern schon immer großgeschrieben. Doch die Zeit drängte und die Glocken der Kirche luden zum Gottesdienst mit Pfarrer Johann Zey ein. Pfarrer Gilbrecht Greifenberg, der seinen Ruhestand in Crostau in der Lausitz verbringt, überreichte seinen Amtsbrüdern Johann Zey und Uwe Seidner jeweils eine Spende in Höhe von 1000 Euro zur Erhaltung der Kirche in Deutsch Zepling und Wolkendorf. Pfarrer Karl-Heinz Gisbertz brachte im Namen der Reisegruppe den Dank für die freundliche Aufnahme und gute Verköstigung an die Gemeindeglieder aus Deutsch Zepling zum Ausdruck. Wie bei den Besuchen in der Vergangenheit tauchte beim Abschied wieder die Bitte auf „Vergesst uns nicht“.

Mit einem strengen Blick auf die Uhr kündigte der rumänische Busfahrer aus Klausenburg eine „Kamikaze-Fahrt“ von Deutsch Zepling nach Hermannstadt zum Flughafen an. Die Entfernung von 180 Kilometern war bei den Straßenverhältnissen und mit der zeitlichen Vorgabe von drei Stunden eine Herausforderung. Richtung Süden ging es über Neumarkt, Martinskirch, Kleinblasendorf, Großprobstdorf, Kleinkopisch, Marktschelken, Stolzenburg und Großscheuern. Den gewöhnungsbedürftigen Fahrstil haben alle Insassen gut überstanden. „Ist ja auch kein Wunder, wenn man unter der Obhut von drei Pfarrern steht“ meinte augen­zwinkernd einer von ihnen.

Die dankbaren Reiseteilnehmer waren sich einig, dass es nicht an ihnen liegen wird, wenn tatsächlich wieder zu einer Reise nach Siebenbürgen eingeladen werden sollte. „Man setzt sich einfach in den Bus und muss sich um nichts mehr kümmern. Ich war zum ersten Mal dabei. Meine Erwartungen an diese Reise sind alle erfüllt worden“, lautet der Kommentar einer älteren Dame, die sich offensichtlich mit einer Wiederholung in den nächsten Jahren anfreunden könnte. tz

Weindozenten stillen Wissensdurst

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Spannende Vorträge und ausgewählte Kostproben geben Einblicke in den wahren Genuss

ROTHENBURG – Vor 25 Jahren startete die Rothenburger Winzerfamilie Thürauf ihre besondere Weinseminarreihe. 200 Seminarabende hatten sich Karl und Albert Thürauf zum Ziel gesetzt – mittlerweile dürfen die beiden Vollblutwinzer auf 1221 Seminare zurückblicken.

Karl Thürauf erinnerte an die ers­ten Themen, die wöchentlich feinsäuberlich auf einem langen Papierstreifen festgehalten werden. Man startete mit der Vorstellung der Rebsorte “Gewürztraminer”, gefolgt vom “Blauen Portugieser”. Fällt der Donnerstag auf einen Feiertag, wie den 3. Oktober 1991 oder das Fest “Christi Himmelfahrt”, findet an diesem Abend kein Weinseminar statt – doch nur 83 solche Gedenk- oder Feiertage gab es in den zurückliegenden 25 Jahren.

Das kleine Wein-ABC: Glockenwirts unterhaltsame Lehrstunde im Johanniterhof. Fotos: Schwandt

Das kleine Wein-ABC: Glockenwirts unterhaltsame Lehrstunde im Johanniterhof. Fotos: Schwandt

Nicht nur Rebsorten stehen auf dem Abendprogramm im Johanniterhof – die Seminaristen durften allerlei rund um den Schnitt der Reben, verschiedene Tankvarianten, Kreuzungszüchtungen oder das Weinland Franken erfahren, Feiertags-, Frühlings- und Frauenweine verkosten. Weine aus anderen Ländern, wie Israel, Mexiko, Kuba, Ecuador, Usbe­kis­tan, Indonesien, Georgien, Japan oder China stellten Karl und Albert Thürauf ebenfalls vor und sie hielten ein ganz besonderes Seminar im Rothenburger Weinberg mit einem Vogelstimmenexperten ab.

Aus Anlass des 750. Weinseminar konzertierte Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr in der Spitalkirche und interpretierte dort die “Californian Wine Suite” von Hans Uwe Hielscher vortrefflich. 250 Besucher fanden zum 1000. Weinseminar den Weg in die Jakobskirche. Hans Uwe Hielscher begeisterte die Zuhörer mit der Uraufführung seiner “Fränkischen Weintänze”. Die unterschiedlichen Geschmacksnuancen der verschiedenen Rebsorten hatte er in Orgelklänge gefasst und deren Charakter in modernen Rhythmen, wie Blues, Slowfox oder Tango dargestellt – eine “musikalische Degustation” von vier weißen und einer roten Rebe, dazu einem Winzersekt, passend zum Bibelwort “Der Wein erfreut des Menschen Herz”.

Weinkeller gibt es ebenfalls in Rothenburg zu entdecken – ob in den Bürgerhäusern oder den Klosteranlagen – der größte sei der des Franziskanerklosters, so Karl Thürauf. Und man habe während eines Seminar­abends vorbildlich gelagerte Glocken-Weine aus solch einem Keller trinken dürfen, die allesamt aus dem Nachlass des verstorbenen Wolfgang „Muffel“ Weth stammten. Es handelte sich um Weine aus elf aufeinanderfolgenden Jahren von 1980 bis 1990. Eine Kostbarkeit, denn alle Weine waren von hoher Qualität und mundeten hervorragend.

Wein genießen leicht gemacht: Verschiedene Sorten kosten und Genuss empfinden.

Wein genießen leicht gemacht: Verschiedene Sorten kosten und Genuss empfinden.

“Die erste Lese 2016 fällt auf den Jubiläumstag”, so Albert Thürauf, der mit Sohn Johannes zu den Seminarteilnehmern stieß. Er wolle sich nicht dem Zeitgeist beugen, sondern immer bewusst eine eigene Linie fahren. Die Entscheidung, den Weinberg in Rothenburg wieder zu errichten, sei richtig und gut gewesen, trotz zunächst erheblicher Widerstände. Die Weine aus der Eich sind sehr begehrt, und der „gemischte Satz“, der von den 170 verschiedenen Rebsorten stammt, die dort angebaut und gleichzeitig gelesen werden, ist inzwischen „das Kultgetränk“ im Weindorf.

Er dankte im Namen der Familie Thürauf den Seminarteilnehmern für ihre Treue und die vielen Ideen, mit denen sie die Abende mitgestaltet hatten, die Themen gehen auch künftig nicht aus. Studiendirektorin Maria Middendorf vom beruflichen Schulzentrum ergriff das Wort: Sie sei äußerst beeindruckt von dem schier unerschöpflichen Wissen zum Thema Wein, mit dem Albert und Karl Thür­auf jede Woche ihre Zuhörer inspirierten, auf fachlich höchstem Niveau, mal locker, mal philosophisch, gelegentlich garniert mit einem Schuss Ironie.

Das Weinseminar am Donnerstag um 19 Uhr sei nicht nur bei ihr ein fester Bestandteil des Terminkalenders. Und immer ist eine Weindegus­tation dabei. Am Jubiläumsabend schenkte Klaus Beyer, der seit Beginn der Weinseminare mit von der Partie ist, sieben besondere Weinraritäten aus dem Thüraufschen Weinkeller in die Gläser. So startete der Abend mit einer 2012er Domina Spätlese aus dem Sulzfelder Cyriakusberg und endete mit einem schier göttlichen Tropfen, einer 2005er Trockenbeerenauslese einer Tauberzeller Bacchusrebe, die bei der Lese mit 225 Grad Oechsle aufwartete. 25 Sonnenblumen für 25 wunderbare Weinseminarjahre als Dankeschön überreichte Ilse Jünger stellvertretend für die Weinseminaristen und eine “Chronik der Menschheit” hatte Hans Hetzel dabei – schließlich ist der Wein eines der ältesten Kulturgüter der Menschheit.

Der 23-jährige Johannes Thürauf, von seinem Großvater liebevoll “Johann, der Junge” genannt, ist bereits Weinküfer und hat sich viel vorgenommen: Er will die nächsten 25 Jahre des Weinseminares aktiv mitgestalten. Derzeit besucht er die Staatliche Technikerschule in Veitshöchheim mit dem Ziel, Techniker für Weinbau und Oenologie zu werden und er hat schon viele Themen im Kopf, die er den Weinseminaristen künftig mit auf den Weg geben will. -sw-

Große Nachwuchsübung mit Effekt

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Jugendfeuerwehren aus fünf Orten überzeugen auf dem Marktplatz – Mit Erläuterung über Mikrofon

ROTHENBURG – Mit einer groß angelegten Übung haben am Samstag auf dem Marktplatz die Jugendfeuerwehren die Blicke auf sich gelenkt.

Rund 40 Nachwuchskräfte aus Bettenfeld, Gebsattel, Geslau, Neusitz und Rothenburg demonstrierten dabei vor zahlreichen Zuschauern, dass sie das kleine ABC des Löscheinsatzes längst beherrschen. Im Eiltempo hatten sie jede Menge Schlauchleitungen ab Hydrant aufgebaut, zeigten den Umgang mit der Spritze, zogen mit dem Lüfter Sprühnebel-Wände hoch und bewiesen, dass sie auch den Einsatz auf der Drehleiter und mit dem Rettungskorb in schwindelnder Höhe können.

Am Verteiler und an den Spritzen wird fleißig gearbeitet. Fotos: Weber

Am Verteiler und an den Spritzen wird fleißig gearbeitet. Fotos: Weber

Die Übung wurde zur gelungenen Werbung für die die Jugendfeuerwehren, zur Ausbildung und Rekrutierung von Nachwuchs. Gern durften Interessierte, auch schon die ganz Kleinen, an die Spritze. Zum Schluss klingelten in alten Löscheimern die Münzen: Spenden für den Feuerwehrnachwuchs wurden gesammelt. Am Mikrofon lieferte Kreisbrandmeister Rainer Moll bei der Übung die wichtigsten Informationen. Kreisjugendwart Ralf Bitter zeigte sich überaus zufrieden mit dem erreichten Effekt. Mit vor Ort: Kreisbrandmeister Johannes Hofmann. -ww-

Mit vielen Extras

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1,4 Millionen Euro teure Erweiterung der bk group in Endsee

ENDSEE – Vor elf Jahren hat die bk group als erstes Unternehmen im Gewerbepark „Rothenburger Land“ angesiedelt. Am kommenden Donnerstag kann sie dort Einweihung für die zweite Erweiterung der Firmenzentrale nach 2011 feiern. Auf dem Gelände des Unternehmens ist seit Herbst letzten Jahres ein drittes Gebäude hochgezogen worden, das nach Vorab-Schätzungen insgesamt 1,4 Millionen Euro kosten soll und die Weiterentwicklung der Firma entscheidend befördern kann.

Das Projekt umfasst einen Verwaltungsbau mit exklusivem Empfangsraum samt Aussichtsterrasse ganz oben, mit großem Abteil für Archiv, für die IT-Abteilung samt topmodernem Serverraum, mit neuen Geschäftsleitungsbüros, aber auch mit Arbeitsstätten für etwa 50 Beschäftigte.

Am Zentralsitz der bk group in Endsee ist ein 1,4 Millionen Euro teurer Neubau (rechts) verwirklicht worden. Foto: Weber

Am Zentralsitz der bk group in Endsee ist ein 1,4 Millionen Euro teurer Neubau (rechts) verwirklicht worden. Foto: Weber

Als i-Pünktchen ist zu Füßen des Gebäudes ein kleiner See mit Wasserlauf entstanden. Der Bereich dort ist als Ruhe- und Erholungszone für die Mitarbeiter und für Besucher gedacht. Auf Bänken und auf einem Natursteinrund lässt sich dort in ansprechender Anbindung an die Landschaft verweilen, ausruhen, Kraft und Kreativität tanken. Es herrscht noch rege Betriebsamkeit auf dem Gelände der bk group. Am Neubau samt Umgriff wird bis zur Einweihung am Donnerstag fleißig gearbeitet, um letzte Arbeiten anzugehen und abzuhaken beziehungsweise alles auf Hochglanz zu bringen.

Mit dem Neubau hat Firmeninhaber Gerold Wolfarth (46), gelernter Großhandelskaufmann aus dem Taubertal, etwas vorzuweisen – in optischer, funktioneller und auch in ökologischer Hinsicht. Das Projekt ist barrierefrei gehalten. Außer dem Treppenhaus verbindet ein Aufzug alle Etagen. In die beiden anderen bestehenden Gebäude, die keinen Lift aufweisen, führen von dort auf verschiedenen Ebenen Übergänge aus verzinktem Metall.

Wärmerückgewinnung, kosten­güns­tige Stromerzeugung und niedriger Energieverbrauch sind wichtige Anliegen. Die ökologische Rechnung geht auf mit Solarzellen auf allen Dächern der drei Verwaltungsgebäude, mit gekoppelter Kühlung im und Nutzung der anfallenden Wärme aus dem EDV-Serverraum und Ladestation für Elektrofahrzeuge auf den beiden im doppelten Wortsinn grünen Parkplätzen auf. Unnötige Fahrten oder gar längere Reisen sollen vermieden werden. Hochmoderne Konferenz- und Präsentationstechnik hilft dabei.

Die Fürsorge für die Mitarbeiter ist ein wichtiges Prinzip für Gerold Wolfarth und die anderen Verantwortlichen des Betriebs. Es gibt regelmäßigen Sport für alle. Dreimal in der Woche sorgt eine fest angestellte Fitnesstrainerin für eine bewegte Pause, aus der die Beschäftigten gestärkt hervorgehen. Radler, die gern den Weg zur Arbeit per Drahtesel hinter sich bringen, finden reichlich eigens eingerichtete Duschmöglichkeiten vor. Am Anfang jeder Woche werden Körbe mit Bio-Obst aus der Region gefüllt und jeder kann sich daraus nach Lust und Laune bedienen.

Fortbildungen zur Aktualisierung des Wissensstandes und immer wieder Sprachen, Sprachen, Sprachen spielen eine große Rolle bei der bk group. Inzwischen sind in Endsee (65) und an den Standorten Düsseldorf und Barcelona insgesamt 175 Mitarbeiter aus 22 Nationen beschäftigt. Jeder von ihnen spricht mindestens drei Sprachen, kann sich sicher im internationalen Kontakt mit der Kundschaft bewegen. Es ist großes Ziel, mit dem Neubau die Europazentrale in Endsee weiter zu stärken und von hier aus das gesamte Unternehmen weiterzuentwickeln. Die bk group ist auf die Planung, die Realisierung und die Betreuung von Einzelhandelsfilialen in ganz Europa spezialisiert und sieht sich jetzt schon als Marktführer in ganz Europa. Aber nur wer weitere Ziele hat, wird sie erreichen. -ww-


Eine gute Tat getan

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Damit aus jungen Flüchtlingen integrierte Erwachsene werden

ROTHENBURG – Sichtbares Zeichen der Solidarität: eine stattliche Geldspende. Die VR-Bank Mittelfranken West unterstützt die Arbeit der Diakonie Neuendettelsau für minderjährige Ausländer und junge Erwachsene in der Gipsmühle sowie die Theatergruppe „Rampenlicht“ der Bruckberger Heime für Menschen mit Behinderung.

Als der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Genossenschaftsbank, Manfred Geyer, in den Ruhestand verabschiedet wurde, bat er schon in der Einladung zu den Feierlichkeiten, keine Blumen und Geschenke für ihn persönlich mitzubringen, sondern Geld für soziale Zwecke zu spenden. Speziell dachte er dabei an die Arbeit der Diakonie Neuendettelsau mit jungen Flüchtlingen. Es kam die stolze Summe von rund 12 000 Euro zusammen.

Die Wohngruppe junger Flüchtlinge mit Vertretern der Diakonie Neuendettelsau und den spendablen Geldgebern.  Foto: Schäfer

Die Wohngruppe junger Flüchtlinge mit Vertretern der Diakonie Neuendettelsau und den spendablen Geldgebern. Foto: Schäfer

Dieser Betrag wird für den Bereich Asyl und Migration verwendet, in dem die Diakonie Neuendettelsau seit etwa zweieinhalb Jahren tätig ist. Zunächst stellte das Diakoniewerk, als der Bedarf an Wohnraum plötzlich kaum mehr zu decken war, verschiedene Häuser für Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung. Gerade im letzten und in diesem Jahr hat der diakonische Träger seinen Arbeitsbereich Asyl und Migration weiter ausgebaut. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehören ein Beratungszentrum für Erwachsene und Familie sowie die Wohngruppen für minderjährige Ausländer und Volljährige. In diesen Gruppen werden vierzig junge Männer zwischen 14 und 19 Jahren aus 15 Ländern betreut. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Eri­trea und weiteren afrikanischen Ländern. Bisher besuchten die Älteren von ihnen die staatlichen Berufsschulen in Rothenburg und Ansbach, die Jüngeren die örtlichen Mittelschulen.

In der Gipsmühle in Rothenburg kümmert sich ein sechsköpfiges Betreuerteam rund um die Uhr um elf minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern oder andere Verwandte in Deutschland angekommen sind, und nun durch sprachliche und berufliche Qualifizierung auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet werden. Das Haus hat die Diakonie vom Wildbad, einer Einrichtung der evangelischen Landeskirche Bayerns, als Wohnheim mit Mehrbettzimmern, Gemeinschaftsküche und Fernsehraum angemietet. Das Projekt soll dazu beitragen, dass eine Integration der jungen Flüchtlinge gelingen kann, wenn diese bis in die Arbeitswelt hinein gut betreut werden. Auch dann, wenn sie schon 18 Jahre alt und somit juristisch volljährig sind.

Dank der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter konnten vier junge Männer in Rothenburg bereits einen Ausbildungsplatz in der Sozialpflegeschule in Ansbach sowie in einem Maler- und Bäckereibetrieb in Rothenburg finden. In Neuendettelsau sind es dreizehn junge Männer, die im Berufsvorbereitungsjahr für holzverarbeitende Berufe beispielsweise als Hochbaufacharbeiter, Frisör, Elektriker oder Hauswirtschafter und Sozialpfleger ausgebildet werden. „Wichtiger Bestandteil gelungener Integration ist eine fundierte Berufsausbildung und kleine Wohneinheiten an unterschiedlichen Orten“, betonte der Rektor des größten bayerischen Diakoniewerks, Dr. Mathias Hartmann.

Das Spendengeld soll den jungen Flüchtlingen den Erwerb des Führerscheins ermöglichen – als eine große Hilfe in der Ausbildung und um auf Dauer dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Sie benötigen Unterstützung, denn der Weg zum Führerschein ist wegen der unterschiedlichen Deutschkenntnisse und wegen finanzieller Hürden lang. Sie haben kaum genug Geld, um für die Fahrschule sparen zu können. 75 Prozent ihres Ausbildungsgehaltes müssen sie an das Jugendamt zahlen. Bei einem Verdienst von 500 Euro muss der Jugendliche 375 Euro abgeben.

In der Vorstandsnachfolge will Dr. Gerhard Walther die soziale Gesinnung der Bank weiter pflegen. Das Geldhaus verdoppelte die Spendensumme, die zur Verabschiedung von Manfred Geyer zusammenkam. Der Betrag von 12 000 Euro wird der Theatergruppe „Rampenlicht“ aus Bruckberg zugute kommen, die heuer ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum feierte. In dem Ensemble spielen Menschen mit und ohne Behinderung. Sie geben Phantasiegestalten eine Figur, die Abenteuer bestehen, in Zauberwelten eindringen und Intrigen, Träume und Missverständnisse auf der Bühne erleben. Mehr als fünfzig Produktionen mit über 100 Auftritten hat die Theatergruppe inzwischen auf die Beine gestellt. Nach der Inszenierung „Meister Eder und sein Pumuckl“ setzen die Akteure mit „Pippi Langstrumpf“ die Kinder-Kult-Figur der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren in Szene. sis

Der Campus startet jetzt

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Auftakt am 7. Oktober – Beginn mit 42 Studenten im Reichsstadt-Gymnasium

ROTHENBURG – Auf dem Weg zur Bildungsstadt erklimmt Rothenburg am Freitag, 7. Oktober, eine ganz wichtige Sprosse. Der Campus der Tauberstadt nimmt seinen Betrieb auf, als Außenstelle der Hochschule Ansbach.

Mit einer Auftaktveranstaltung, die offiziellen und feierlichen Charakter hat, fällt an jenem 7. Oktober um 10 Uhr in der Turnhalle der Luitpoldschule der Startschuss für den Studiengang „Interkulturelles Management“ in Rothenburg und damit auch für ein neues Kapitel Bildungseinrichtung in der Tauberstadt. Dass es zum Beginn des Wintersemesters 2016/17 und damit schneller losgehen kann, als zu erwarten gewesen wäre, ist nicht zuletzt dem zur Überbrückung im Handumdrehen erreichten Provisorium zu verdanken. In den ersten beiden Semestern weicht der Studiengang ins hiesige Reichsstadt-Gymnasium aus, bezieht dort zwei Räume im ersten Stock des Neubaus. Die Ausstattung reicht von Smartboards über Laptops und Tablets, beides auch zur Ausleihe.

Im kommenden Lehrsaal: von links Bitzl, Keller, Nashwan, Eizenhöfer und Frank-Müller. Fotos: Weber

Im kommenden Lehrsaal: von links Bitzl, Keller, Nashwan, Eizenhöfer und Frank-Müller. Fotos: Weber

Die Studiengangs-Assistenz ist in den ersten beiden Semestern in einem Raum in der benachbarten Valentin-Ickelsamer-Mittelschule untergebracht. Die Studiengangsleitung nimmt dort Anfang 2017 ihren Sitz. Die eigentlich als Campus-Standort ausersehene Luitpoldschule muss erst noch in den insgesamt benötigten drei Stockwerken auf Universitätstauglichkeit gebracht werden. Zum Semesterbeginn 2017/2018 soll dort aber alles so weit fertig sein, dass der Campus sein endgültiges Zuhause beziehen kann. 42 junge Frauen und Männer – die meisten davon in den 20ern, alle volljährig – haben sich eingeschrieben und werden sozusagen die Premieren-Besetzung sein im neuen Studiengang in Rothenburg.

Vier davon gehen ihr Studium in Teilzeit an. 30 kommen aus Nordbayern, 9 aus Südbayern und 3 aus anderen Bundesländern. 28 Studentinnen und Studenten davon haben sich zum ersten Mal an einer Hochschule eingeschrieben. Regionales Studieren war erwartet worden und so kommt es auch. „Das passt sehr gut in unser Profil“, sagt Jessica Eizenhöfer. Sie hat Wirtschaftspsychologie studiert und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Hochschulpräsidentin Ute Ambrosius für den Campus Rothenburg zuständig. An ihrer Seite sind die wissenschaftlichen Mitarbeiter Ahmed Nashwan, Christoph Bitzl und Barbara Keller im Studiengang tätig und für den neuen Zweig in der Tauberstadt zuständig. Von der Grundschule ist Daniela Frank-Müller für den Campus zuständig.

Mit 14 Pflichtpräsenztagen in Rothenburg liegt die Zahl der vor Ort zu absolvierenden Studieneinheiten nicht besonders hoch. Aber in Zeiten von Internet und der digitalen Wissenvermittlung hat längst allgemein der Wandel Einzug gehalten in den Universitätsalltag. „Blendet Learning“ ist der Sammelbegriff für jene Mischung aus mobilem Studium mit starkem Online-Faktor, Lernvideos und vielem mehr bis hin zum Quiz als einem und der Präsenz vor Ort als anderem Teil. Betriebswirtschaftliche, interkulturelle und auch digitale Kompetenzen soll der Studiengang in seinen Grundmodulen vermitteln. Besonders vertiefen lässt sich das Studium im weiteren Fortgang in die Bereiche Gastronomie und Tourismus, Produktion und Handwerk, Handel und Dienstleistung sowie Regionalmanagement.

Die Freude ist groß über den Beginn des Studiengangs „Interkulturelles Management“ in Rothenburg. Oberbürgermeister Walter Hartl sieht den Start des Campus als Beweis dafür, was sich erreichen lässt, wenn die Stadt an einem Strang zieht. Viele haben geholfen, über alle Sparten und Grenzen von Gruppierungen hinweg. Allen voran zu nennen wäre dabei die Unterstützung auf politischer Ebene, aus Wirtschaft, Gastronomie, Handel und Handwerk. Unter anderem ist eine Stiftungsprofessur auf den Weg gebracht worden. Sie soll Anfang 2017 eingerichtet werden. Eine weitere Professur seitens des Hochschulträgers wird bis zum Umzug in den endgültigen Standort am Hornburgweg folgen.

Die Auftaktveranstaltung beginnt am Freitag, 7. Oktober, um 10 Uhr in der Turnhalle der Luitpoldschule. Professor Dr. Ute Ambrosius, Präsidentin der Hochschule Ansbach, wird begrüßen. Grußworte spricht neben Oberbürgermeister Walter Hartl auch Karin Buch, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ansbach und des Gastronomischen Berufsbildungszentrums Rothenburg. Der Kellermeister des Festspiels lässt den (mit Apfelsaft gefüllten) Humpen kreisen. Im Anschluss ist Gelegenheit zum lockeren Austausch. -ww-

Klausur war recht effektiv

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Von guter Atmosphäre bei der inneren Stadtratseinkehr im kleinen Stimpfach ist die Rede

ROTHENBURG – Sie hat offensichtlich in der guten und gelösten Atmosphäre stattgefunden, die man sich dafür nur wünschen konnte: die Klausur des Stadtrats im kleinen Stimpfach, nur wenige Kilometer jenseits der Landesgrenze auf württembergischer Seite zwischen Dinkelsbühl und Crailsheim. Der vorgegebene umfangreiche Themenkatalog sei konzentriert durchgearbeitet worden und alle hätten an einem Strang gezogen, heißt es übereinstimmend von mehreren Seiten.

Auch Oberbürgermeister Walter Hartl schwärmt im nachhinein richtiggehend. Sehr zielgerichtet und effektiv sei die Klausur gewesen, in einem guten Miteinander. Es ging nicht etwa darum, Beschlüsse zu fassen. Vielmehr war es Anliegen, sich zu wichtigen Themen möglichst umfassende Informationen zu verschaffen, um später gute Entscheidungen treffen zu können.

Wunsch der CSU-Fraktion war es beispielsweise, sich mit „Doppik“ auseinanderzusetzen. Es gibt Anzeichen dafür, dass die doppelte Haushaltsführung statt der bisher kameralistischen auch für Kommunen kommen könnte. Niemand weiß wann das sein wird. Ein Experte des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes zeigte dem Stadtrat den Unterschied auf. Angesichts des personellen Mehraufwands von einer Kraft für zwei, drei Jahre bei der Umstellung und empfahl er zuzuwarten, bis die erforderlichen EU-Regelungen verbindlich feststehen und die Einführung Pflicht werde.

Gut gelaunt: der Stadtrat mit Verwaltungsspitze des Rathauses bei der Klausur in Stimpfach.

Gut gelaunt: der Stadtrat mit Verwaltungsspitze des Rathauses bei der Klausur in Stimpfach.

Zum Jugendzentrum beschäftigte sich die Klausur angesichts des anstehenden Stellenwechsels und auch wegen der relativ niedrigen Auslastung mit eventuell erforderlichen strukturellen Änderungen. Die Überlegungen für die Zukunft der Einrichtung reichen von der Öffnung des Hauses für Gruppen bis hin zur aufsuchenden Jugendarbeit und zur Zusammenarbeit mit Schulen.

Ein barrierefreier Zugang ins Rathaus steht angesichts der allgemeinen Inklusionsziele auf der Wunschliste. Bei der Klausur wurden zwei Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich ein solches Projekt verwirklichen ließe. Bei der einen geht es um einen Aufzug im Lichthof innerhalb der Außenmauer aus dem derzeit von der Straßenreinigung genutzten Bereich in den früheren kleinen Verkaufsläden hinauf ins Dachgeschoss. Stadtbaumeister Michael Knappe stellte ihn vor. Neben dem Foyer des Kaisersaals könnte gleichzeitig eine Behindertentoilette verwirklicht werden. Als Alternative wird aber auch im Lichthof außen aufgesetzter Aufzug ins Spiel gebracht, der vom Hofni­veau hinauf in die Ebene des Sitzungssaals und zu wesentlichen Verwaltungsräumen führt.

Bis jetzt steht die Entscheidung des Stadtrats, ab 2020 keine Busse mit Übernachtungsgästen („Hotelbusse“} mehr in der Altstadt zuzulassen. Um diesen Beschluss umzusetzen, muss die Stadt auf einem der Großparkplätze vor den Toren ein Busterminal mit Umsteigemöglichkeit auf Elektromobile oder ähnliches anbieten. Bisher war für eine solche Einrichtung in erster Linie der Parkplatz vorm Spitaltor (P 1) im Gespräch. Allerdings hat sich an Planvarianten gezeigt, dass die einzige Asphaltfläche dieser Größe wegen der erforderlichen Bauten dann für Sommermesse und Co. nicht mehr zur Verfügung stünde.

Es ist an eine feste überdachte Station gedacht, an der mindestens drei Busse auf einmal abgefertigt werden können. Die Anlage könnte eventuell mit einem Sanitärbereich abgerundet werden. „Wir haben das Anliegen, dies ordentlich zu gestalten,“ betont der Oberbürgermeister, denn es gehe hier um das Image der Stadt. An eine Beteiligung der Hoteliers und Gastronomen ist offensichtlich nicht gedacht. Unverändert bleibt es bei der Anlaufstelle P 1 für Busse mit Tagestouristen. Wie berichtet, soll für diese Besucher, Individualreisende und andere in der Mehrzweckhalle ein jederzeit zugängliches öffentliches WC eingerichtet werden, das Gebühr kosten wird.

Nachdem die vorhandenen Siedlungsflächen in Rothenburg in absehbarer Zeit restlos bebaut sein werden, wird es für die Stadt zur wesentlichen Aufgabe, sich nach künftigen Entwicklungsflächen umzusehen, beziehungsweise an die Umsetzung zu gehen. Mögliche Optionen hat der Stadtrat bei der Klausur ins Auge gefasst. Der Umwandlung von Wohnraum zu Ferienwohnungen in der Altstadt hat der Stadtrat eine klare Absage erteilt. Grund: Der Bedarf an Wohnungen habe zugenommen. Für Anträge auf Umnutzung werde es auch weiter keine Aussicht auf Genehmigung geben. -ww-

Nördlinger Batzen geprägt

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Münzer von Rothenburg waren im Ries unterwegs – Geldstück aus dem Jahr 1514

ROTHENBURG – Zum ersten Mal waren die „Münzer von Rothenburg“, Mitglied im Historischen Festspiel „Der Meistertrunk“, beim Stadtmauerfest in Nördlingen mit von der Partie.

Dabei konnten Kinder und Erwachsene an ihrem Stand direkt auf dem Nördlinger Marktplatz echtes Geld aus früherer Zeit selbst prägen. Fast 400 mal wurden mit großer Freude zwei seltene historische Münzen vor Ort geprägt. Alle drei Jahre findet das Nördlinger Stadtmauerfest statt. Dass die „Münzer von Rothenburg“ auch Geld aus vergangenen Tagen in der Stadt im Ries geprägt haben, fand großen Widerhall.

Beim Nördlinger Stadtmauerfest: Das Angebot der Münzer erfreut sich großer Beliebtheit.

Beim Nördlinger Stadtmauerfest: Das Angebot der Münzer erfreut sich großer Beliebtheit.

In guter Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Alt-Nördlingen, vertreten durch Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel, hatte man sich für den Nördlinger Batzen von 1514 entschieden. Beide Münzen – den „Rothenburger Kupferpfennig von 1622“ und den „Nördlinger Batzen von 1514“ konnten Interessierte selbst auf einer historischen Münzspindelpresse und auf einer nachempfundenen Hammerpräge prägen.

Hierzu wurden Kinder und Erwachsene nach alter Münzer-Tradition mit Bundhaube und Münzerschürze gewandet. Echte Ledergeldbeutel zum Selbermachen oder Kaufen rundeten die praxiserprobte, museumspädagogische Aktion der „Münzer von Rothenburg“ stilvoll ab. Einige wenige dieser „Nördlinger Batzen von 1514“ haben sie – frisch geprägt – mit nach Rothenburg gebracht und bieten sie Geschichts- und Münzinteressierten zum Kauf an. Die „Münzer von Rothenburg ob der Tauber“ prägen seit 2003 in und um ihre Heimatstadt und bei ausgewählten Veranstaltungen den sogenannten „Rothenburger Kupferpfennig“. Der war ab 1622 echtes Zahlungsmittel, mithin das einzige Geld, das die Freie Reichsstadt Rothenburg in Nürnberg prägen ließ. Bereits damals war Geldprägen eine teure Angelegenheit. je/-ww-

Vielfältige Poesie aus aller Welt

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„Ort der Vielfalt“ und Goethe-Gesellschaft luden zu gemeinsamer Veranstaltung

ROTHENBURG – Die zweite Interkulturelle Woche startete unter dem Motto „Heimat – Sprache – Poesie“ mit Kostproben von Gedichten aus den Heimatländern einiger hier nun heimisch gewordenen Menschen.

Herbert Krämer-Niedt, Vorsitzender der Goethe Gesellschaft Rothenburg leitete den Abend mit einer sachlichen thematischen Einführung zum Thema Migrations- und Fluchtursachen ein und bereitete die Beiträge der Teilnehmer mit prägenden historischen Gegebenheiten und kulturellen Leistungen des jeweiligen Landes auf. Moderator Peter Noack erinnerte dabei an den 3000 Jahre alten Mythos von der Babylonischen Sprachverwirrung (Turm von Babylon), und wies in diesem Zusammenhang auf ein tieferes Verständnis über die Menschlichkeit hin, das über die Sprache hinausgehe, auf das Lachen, über Freundschaften, über Spiele und weitere.

:Kulturelle Vielfalt leben: Dazu sind nicht nur die Politik, sondern auch die Bürger gefordert. Fotos: akg

:Kulturelle Vielfalt leben: Dazu sind nicht nur die Politik, sondern auch die Bürger gefordert. Fotos: akg

Die Babylonier wussten wohl auch schon und wir heute wissen natürlich, dass es nie eine Menschheit gab, die mit einer Zunge gesprochen hätte. Aber aus der Geschichte spricht die Sehnsucht, dass wir Menschen uns verstehen, auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen. Die Wirklichkeit dieser Welt sei gottseidank nicht nur schwarz und weiß, sondern auch rot, grün, blau, braun, gelb… Musikalisch wurde der Abend von karibischen Klängen des Künstlers Nelson Cruz begleitet.

Hailing Shen (China), Hamit Sol­tani (Iran), Makiko Mura (Japan), Antonia Nakamura (Kroatien),Mihaela Silaghi (Rumänien), Ksenia Miroshnikova (Russland), Abdulrahman Aljomaa Aldakhiel (Syrien), Aylien Ertop (Türkei), Ildiko Ortolino (Ungarn) und Hung Van Le (Vietnam) trugen Gedichte in ihrer Heimatsprache vor und vermittelten deren Thematik und Inhalte anschließend in Deutsch.

Konzentriert und aufmerksam lauschten die Zuschauer den Klängen fremder Worte und Verse, und lernten bei dieser Gelegenheit die Worte „guten Abend“ und „Danke“ in der jeweiligen Landessprache. Die Unterschiedlichkeit der Weltländer, Weltsprachen und Weltbürger und dennoch diese literarischen Gemeinsamkeiten, die sich in der Sehnsucht nach Frieden, in der Liebe zum Leben und zur Heimat, der Dankbarkeit und der Suche nach dem Verständnis des Seins beschäftigten, beeindruckte und rührte die anwesenden Zuschauer, darunter auch zahlreiche Stadträte.

Oberbürgermeister Walter Hartl betonte als Schirmherr der interkulturellen Woche stellvertretend für die Stadt Rothenburg als bekennender Ort der Vielfalt, wie bereichernd es für Rothenburg ist, dass hier Menschen aus über 70 Nationen leben. Er lobte den Einsatz der Bürgerinnen und Bürger, die sich im Arbeitskreis Ort der Vielfalt und im Migrationsbeirat engagieren, denn gerade in diesen Zeiten ist es sehr wichtig, sich für unsere demokratischen Werte und Verständigung einzusetzen. Im Rahmen der interkulturellen Woche bis Montag, 3. Oktober, veranstaltete der Arbeitskreis Ort der Vielfalt des Weiteren einen Spielnachmittag im integrativen katholischen Kindergarten St. Johannis.

Geplant ist ein Abend der Begegnung in der Reichstadthalle am morgigen Freitag, ab 17 Uhr. Der Tag der offenen Moschee und Kirche findet am Montag, 3. Oktober, ab 10.30 in Heilig Geist mit anschließendem Gespräch in der Moschee und gemeinsamen Essen zum Abschluss statt. Am kommenden Samstag veranstaltet der Migrationsbeirat ein internationales Fußballturnier unter dem Motto „Respekt“ in der Sporthalle Bleiche. Die Organisatoren freuen sich auf zahlreiche Besucher und jede Menge Gelegenheit zur Begegnung. akg

Die nächste Premiere

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Bedeutende Sammlung in Rothenburg zu sehen

ROTHENBURG – Am kommenden Wochenende wird den Aktivitäten Rothenburgs im Rahmen der Reformationsdekade mit der Eröffnung der Sonderausstellung zu den Medien in der Reformation im Reichsstadtmuseum ein weiterer Höhepunkt hinzugefügt.

Freilich schon aufgrund der räumlichen Kapazitäten in einem kleineren Format als die große Sonderausstellung im Mittelalterlichen Kriminalmuseum, wird die Ausstellung im Reichsstadtmuseum dennoch mit herausragenden Ausstellungsobjekten aufwarten. Hervorzuheben ist, dass die Flugschriftensammlung, aus der verschiedene Exemplare gezeigt werden, eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen dieser Art in Süddeutschland ist und zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Gute Vorbereitung ist alles: Handwerk und Museumsleitung arbeiten dabei Hand in Hand. Fotos: Schäfer

Gute Vorbereitung ist alles: Handwerk und Museumsleitung arbeiten dabei Hand in Hand. Fotos: Schäfer

Zur Lutherdekade widmen sich gleich zwei außergewöhnliche Sonder-Ausstellungen dem Thema. Während man im Mittelalterlichen Kriminalmuseum bereits seit Mai die Ausstellung „Luther und die Hexen“ besuchen kann, wird nun im Reichsstadtmuseum die Ausstellung „Medien der Reformation – Kampf der Konfessionen“ eröffnet. Diese beleuchtet die Konflikte jener Zeit und zeigt, welche Rolle gerade dem gedruckten Wort zukommt, denn die Reformation wäre wohl niemals zu einem so umwälzenden Ereignis für Europa, ja für die ganze Welt geworden, hätte es die Fortschritte im Buchdruck nicht gegeben.

Luthers Schriften machten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Drittel der deutschen Buchproduktion aus. Seine Bibel erreichte eine Auflage von gut 500000 Exemplaren. Daneben wurden massenweise Flugschriften gedruckt, die reißenden Absatz fanden und von Protestanten wie Katholiken genutzt wurden, um neben Lehrmeinungen auch derbe Schmähungen und Hasspredigten über das jeweils andere konfessionelle Lager im Volk zu verbreiten. Verführung beziehungsweise der Aufruf zu Terror und Zerstörung sowie „Shitstorms“ sind also keine Erfindung der modernen Medien.

In Rothenburg wird seit Jahrhunderten eine überaus wertvolle und umfangreiche Sammlung solcher Flugschriften aufbewahrt, die der Ansbacher Kanzler Georg Vogler der Stadt nach seinem Tod 1550 hinterließ. Die teils aufwändig illustrierten Flugschriften, darunter Drucke von Albrecht Dürer oder Lucas Cranach der Ältere, veranschaulichen in der Ausstellung gemeinsam mit modernen Medien, die zum Beispiel den Glaubensstreit des 16. Jahrhunderts in die heutige Welt von Facebook und Co. verlegen, den erbittert geführten Glaubens- und Kulturkampf der Reformationszeit. Darüber hinaus vermitteln ausgewählte Objekte der herausragenden Waffensammlung der Stiftung Baumann Eindrücke von einer blutigen Folge des Glaubensstreites, dem Bauernkrieg, der auch vor den Toren der Stadt Rothenburg tobte.

Vernissage für geladene Gäste ist am kommenden Samstagabend. Die kunsthistorische Einführung hält Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring. Jutta Striffler, Pflegerin des Reichsstadtmuseums, wird als Vertreterin der Stadt ein Grußwort sprechen. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist die Ausstellung ab Sonntag. Die Öffnungszeiten im Oktober sind von 9.30 bis 17.30 Uhr, in den Wintermonaten von 13 bis 16 Uhr. sis

Interessantes Vorzeigebeispiel

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Gerold Wolfarth und seine bk group feierten gestern Einweihung für die Erweiterung

ROTHENBURG – Zur überzeugenden Werbung für ein Unternehmertum der Authentizität und der mitarbeiterorientierten Werte, für Arbeitsplätze mit besonderen und gestalterisch ansprechenden Lösungen und nicht zuletzt auch für den hiesigen ländlichen Raum als Standort für überaus qualifizierte Arbeitsplätze ist gestern die Einweihung der insgesamt 2,6 Millionen Euro teuren Erweiterung und Umstrukturierung bei der bk group im Gewerbegebiet Endsee geworden.

„Wir wollten mit diesem Gebäude ein klares Zeichen setzen, dass wir als Europazentrale fungieren und der Marktführer im Bereich des Ladenbaus in Europa sind. Dies sollen alle Kunden sofort sehen, wenn sie uns in Endsee besuchen,“ betonte dabei Inhaber und Geschäftsführer Gerold Wolfarth.

Geschäftsführer Theo Scheidel (vorne rechts) führt eine der drei Rundgang-Gruppen. Fotos: Weber

Geschäftsführer Theo Scheidel (vorne rechts) führt eine der drei Rundgang-Gruppen. Fotos: Weber

In der Cafeteria jenes neu hochgezogenen vierten Firmengebäudes konnte er unter anderem Gäste aus Politik, Kommunen, Banken und der am Bau beteiligten Unternehmen begrüßen. Der Firmengründer blickte bei der Gelegenheit auf eine – trotz eines Rückschlags 2006 mit 25 Entlassungen – insgesamt stürmische Aufwärtsentwicklung des Unternehmens von den kleinsten Anfängen 1999/2000 im Kinderzimmer des Privathauses in Archshofen bis heute zurück. „Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, im Jahr 2016 insgesamt 175 Mitarbeiter aus ganz Europa zu beschäftigen. Nun haben wir bereits ein viertes Firmengebäude gebaut und Niederlassungen in Düsseldorf und Barcelona,“ unterstrich er bei seinem Schwenk durch die Firmenvita.

Alles hat mit einem Anruf begonnen. Er war seinerzeit Geschäftsführer bei HIH (Hand in Hand Werker) und der Geschäftsführer eines großen Unternehmens für Gebäudemanagement suchte einen Partner für die Betreuung von rund 300 Citibank-Filialen: „Da es sich als unmöglich erwies, diese Aufträge mit meiner damaligen Firma zu stemmen, machte ich den Schritt in die Selbstständigkeit und zog mit meinem Büro in mein heutiges Kinderzimmer.“

Mitarbeiter aus 17 Ländern beschäftigt das Unternehmen heute. In der Zentrale Endsee werden 24 Sprachen gesprochen und das sehr schöne weitere Firmengebäude mache sehr stolz. Besonders lobte er Markus Voigt, Viktor Scheider und Tobias Gätz, die beim Projekt alle Fäden in der Hand hatten. Das jetzt eingeweihte Erweiterungs- und Umstrukturierungsprojekt der bk group umfasst einen mit vielen Fi­nessen bis hin zu höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestatteten Verwaltungsbau. Er birgt einen exklusiven Empfangsraum samt Aussichtsterrasse ganz oben, ein großes Abteil für das Archiv und für die IT-Abteilung samt topmodernem Serverraum, neue Geschäftsleiterbüros mit eigenem Duschabteil, aber auch Arbeitsräume und eine Lounge für etwa 50 Beschäftigte.

Der Landrat gratuliert Gerold Wolfarth (li.).

Der Landrat gratuliert Gerold Wolfarth (li.).

Für die Mitarbeiter gibt es neben der mit Händchen für Gestaltung ausgestatteten Cafeteria kostenlos hochwertiges Trinkwasser, Körbe mit frischem Bioobst aus der Region, Betriebssport mit einer eigenen Fitness­trainerin, umfangreiche Fortbildungsangebote und – auch für Besucher – Ruhe- und Verweilzone mit Wasserlauf auf dem Außengelände. Auch die Ökologie kommt nicht zu kurz bei der bk group. Auf jedem Bürogebäude ist eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung montiert. Die vor allem im Sommer ausreichend vorhandene Energie aus der Photovoltaikanlage wird für die Klimatisierung der Büroräume genutzt. Mit dem Strom können auf den grünen Parkplätzen Elektrofahrzeuge aufgetankt werden.

Vollautomatische Funktions- und Energiesteuerung für Heizung, Klima und Beleuchtung durch das eigene Produkt „retail box“ inklusive. Energiekostenmanagement sowie Regenwassernutzung für Gartenbewässerung und Toilettenspülung gehören dazu. Für Bürgermeister Hans Beier aus Steinsfeld sind Erfolg und Philosophie der bk group als vorbildlicher Arbeitgeber der Beweis dafür, dass sich Natur und Gewerbe auf dem flachen Land durchaus gut verbinden lassen. In seinem Grußwort ging er auf 2010 ein. Damals habe der Bund Naturschutz in Zusammenhang mit dem Gewerbegebiet Endsee von einem Desaster gesprochen.

Stellvertretend für alle anderen beteiligten Firmen zeigte sich Norbert Schneider vom gleichnamigen Landschaftsbau im Rothenburger Ortsteil Steinbach voll des Lobes über das besondere Betriebsklima der bk group, das er bei den Arbeiten bemerkt habe. Was zeige, das man auch mit Achtung und Tiefe erfolgreich sein könne.

Landrat Dr. Jürgen Ludwig verband mit seinem Glückwunsch zum nächs­ten Meilenstein der bk group die Botschaft an junge Leute im Landkreis, dass sie auch hier in „heimatlicher Provinz“ durchaus „Rosinen picken“ können, wie das Beispiel des Endseer Unternehmens zeige. Außerdem hatte er positive Zahlen zu vermelden. Noch nie habe es bisher im Kreis so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gegeben wie zur Zeit: 57000. Die Bevölkerungszahl habe sich ausgehend vom Höchststand 184000 nach Absinken inzwischen bei 181000 stabilisiert. Bevor sich die Gäste dem Weißwurstfrühstück widmeten und den Austausch pflegten, führten Gerold Wolfarth und seine Geschäftsführer-Kollegen Theo Scheidel und Ive Logolius durchs Haus. -ww-


Andere Art Musizieren zu vermitteln

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Am 1. Oktober eröffnet in der Gesnerstraße „Musica convivo“ – Hohes Ideal der Vernetzung

ROTHENBURG – Ihr neues Atelier in der Gesnerstraße 10 eröffnet die familiengeführte Klavier-Musikschule „Musica convivo“ am Samstag, 1. Oktober, mit einem Sektempfang, mit Kaffee, Kuchen und anderen Gaumenfreuden sowie mit Live-Musik. Wer möchte, kann dabei gleich in die Tasten greifen: Klavierspielen erwünscht oder, wie man es in Musikerkreisen nennt: Open Pianos.

David Kreiselmeier Rosenzweig (30) und seine Frau Marie Luise Kreiselmeier (30) haben beide in Wiesbaden Musik studiert und dort auch zehn Jahre lang gemeinsam eine Musik-Klavierschule betrieben.

Kreiselmeiers mit Johann und Valentin im offenen Musizierraum vor Flügelgemälde mit Rothenburg-Silhouette.  F.:ww

Kreiselmeiers mit Johann und Valentin im offenen Musizierraum vor Flügelgemälde mit Rothenburg-Silhouette. F.:ww

Sie wünschten sich mehr Lebensqualität. Die Überzeugung für den neuen Berufs- und Familienstandort, der unweit vom Geburtsort der Frau entfernt liegt, hat sie nach Rothenburg verschlagen. Beide wollen die etwas andere Art Musik lernen vermitteln und dabei ihren Schülerinnen und Schülern besonders auch kreatives Klavierspiel in einem stilübergreifenden Lern- und Unterrichtskonzept nahebringen. Nicht zuletzt haben sie mit und in ihrer „Musica convivo“ auch das hohe Ideal der Vernetzung mit anderen Künsten im Auge. Das wird gleich bei der Eröffnung deutlich. Als Wandschmuck sprechen Bilder von Sabine Joas an. Eine Klavierlehrer-Kollegin aus Mannheim stellt eigens zum Auftakt von „Musica convivo“ Exemplare ihrer Bücher mit Klavierstücken für Kinder zur Verfügung.

„Das hier soll eine Begegnungsstätte sein, in der jeder Musik machen kann. Wir sehen uns überhaupt nicht in Konkurrenz zur städtischen Musikschule, sondern als Ergänzung. Es besteht ein guter Kontakt,“ betont der gebürtige Geraer David Kreiselmeier Rosenzweig. Im unteren Raum lädt einer von insgesamt drei Flügeln zum Spielen ein. Die zwei anderen stehen nebeneinander in einem Unterrichtsraum einen Stock höher. Schüler und Lehrer sollen beim Griff in die Tasten auf Augenhöhe agieren. In einem weiteren Raum der Unterrichtsetage warten zwei Klaviere darauf bespielt zu werden. Geübt werden soll von den Schülerinnen und Schülern möglichst vor und nach dem Unterricht gleich an Ort und Stelle.

Die beiden Söhnchen Johann (3) und Valentin (1) gehören zum experimentierfreudigen, sympathischen und ganz jungen Nachwuchs in der Klavier-Musikschule „Musica convivo“. -ww-

Eine zweite Kostbarkeit

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Verein Alt-Rothenburg ließ Turmspitze aufwändig instand setzen

ROTHENBURG – Im Rahmen der Verein-Alt-Rothenburg-Reihe „Kleine Kostbarkeiten“ konnte bereits das zweite Projekt realisiert und zum Abschluss gebracht werden. Nach der Instandsetzung des „Türchens am Schrannenplatz“, folgte nun die Steinsanierung der Turmspitze im Klostergarten. Mit seinem Bestreben trägt der Verein einen nicht unwichtigen Teil zur Altstadt-Erhaltung bei. 22 weitere „kleine Kostbarkeiten“ sollen mindestens noch saniert werden.

Wie kommt eine ehemalige Turmspitze der St. Jakobs-Kirche in den Rothenburger Klostergarten? Das weiß keiner so genau. Um die Jahre 1913 und 1914 wurde die Kirche renoviert. Gut möglich, dass die damalige Nordturmspitze damit einhergehend in den Klostergarten wanderte. Sehr genau dagegen scheinen die Mitglieder des Vereins Alt-Rothenburg zu wissen, wie wichtig es ist, auch die kleinen Kostbarkeiten einer Stadt wie Rothenburg zu erhalten. Und so wurde nun in Zusammenarbeit mit der Firma Herzig aus Schnelldorf jene Turmspitze vor dem Verfall bewahrt. Ohne sie dabei in ein neues Gewand zu stecken. Ziel der Maßnahme, betonen die Verantwortlichen, sei keineswegs „die komplette Re­kons­truktion beziehungsweise Reprofilierung des historischen Steinbauteils“ gewesen. „Viel mehr stand der Erhalt und die Konservierung des Ist-Zustands im Vordergrund.“

Zufrieden mit dem Ergebnis: Julia Schüttler, Wolfgang Brück, Gudrun Knoll-Schäfer, Dr. Hellmuth Möhring und Andreas Hauf (von links) an der frisch sanierten Turmspitze.      Foto: Götz

Zufrieden mit dem Ergebnis: Julia Schüttler, Wolfgang Brück, Gudrun Knoll-Schäfer, Dr. Hellmuth Möhring und Andreas Hauf (von links) an der frisch sanierten Turmspitze. Foto: Götz

Am Abnahmetermin präsent zeigten sich Gudrun Knoll-Schäfer vom Verein Alt-Rothenburg, Wolfgang Brück und Julia Schüttler von genanntem Atelier, Dr. Hellmuth Möhring vom Reichsstadt-Museum und Andreas Hauf für die Stadt Rothenburg. Den Erhalt zu sichern, gestaltete sich als eine zeitaufwändige Aufgabe. Die gesamten Kosten übernahm die Firma Herzig, spendete damit die Sanierung. „Es war an der Zeit einer solch schönen Stadt wie Rothenburg mal etwas zurückzugeben“, begründet Wolfgang Brück, Restaurator und Geschäftsführer des Ateliers, die Spende. Zwischen 150 und 200 Stunden Arbeit hat Restauratorin Julia Schüttler in die Renovierung investiert. Ein gutes viertel Jahr dauerte die Sanierung, da im Zuge der sachgemäßen Instandsetzung nicht alles am Stück erledigt werden konnte. Eine Vielzahl an Maßnahmen wurde über diese drei Monate hinweg durchgeführt.

Dazu zählte unter anderem die Natursteinfestigung. Primäres Ziel war im Zuge dessen, „die Festigung der Schadensbereiche, also der Mürbzonen, durchzuführen, damit wieder ein tragfähiges Korngerüst im Naturstein gegeben ist“, heißt es im Bericht des Ateliers. Hierzu war ein aufwändiges Verfahren, unter anderem mit der Nutzung von Kieselsäureester verbunden, notwendig.

Außerdem wurde in einem weiteren Verfahren der „stark biogen besiedelte Naturstein mittels eines biologischen Fungizids, basierend auf Mikroorganismen, beseitigt.“ Es folgten eine Heißdampfreinigung, die Rostschutzbehandlung der in der Turmspitze vorhandenen Eisenteile, Rissinjektionen, Steinergänzungen mit Restauriermörtel und noch einiges mehr. Abschließend erfolgte die Verfugung. So wurden „defekte Fugenbereiche händisch geöffnet, jedoch vorhandene, historische Verfugungen belassen.“ Die geöffneten Fugen wurden gereinigt und vorgenässt, von Hand wurde der neue Fugenmörtel eingebracht. Der Mörtel ist sowohl in „Körnung und Härte auf den Naturstein abgestimmt, als auch in Körnung, Farbe und Zusammensetzung speziell an die historische Rezeptur angelehnt.“

Der Verein Alt-Rothenburg legt viel Wert darauf, dass im Zuge der Sanierung die Originalität im Vordergrund stand und weniger die Ästhetik. Als nächstes Projekt ins Auge gefasst, haben die Alt-Rothenburg-Verantwortlichen die Sanierung des Treppengeländers am Weißen Turm. Das wäre dann schon Kostbarkeit Nummer drei, die saniert mit dazu beiträgt, dass am Ende auch das Gesamtbild Rothenburgs kostbar bleibt. og og

Unterhaltungs-und Pflegeaufwand

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Maßnahmen werden als selbstverständlich erachtet – Es darf auch mal gelobt werden

ROTHENBURG – Die städtischen Bauhofmitarbeiter machen es sich nicht leicht. Selbst in unwegsamem Gelände oberhalb der alten Tauberbrücke bei Detwang auf dem Höhenweg zur „Himmelsleiter“ stiegen sie in die steilen Hänge zu Pflegearbeiten.

In der extremen Schräglage ist das Freischneiden der Wege von Ästen und Gestrüpp zeitintensiv – und der Effekt nur von begrenzter Dauer während der üppigen Vegetation. Für die einen sind stark wuchernde Pflanzen lediglich Gestrüpp und Gehölz, die die Sicht auf die Stadtkulisse versperren. Andere sehen den Bewuchs als wertvolle Stadtnatur für Kleintiere und halten ein massives Ausschneiden erst dann für notwendig, wenn Wege bereits überwuchert sind.

Oberhalb der „Himmelsleiter“ mit ihren 180 Natursteintreppen mussten die Bauhofleute ein Wegstück an der Hanglage abstützen. In einer steilen Passage installierten sie ein Seilgeländer, damit sich die Spaziergänger durch Festhalten sicherer fühlen. Das Gelände wird von Naturfreunden rege genutzt und ist als ausgewiesene Wanderroute gepriesen. Im Rahmen der Rothenburger Herbstwanderwoche vom 8. bis 16. Oktober ist sie bestens geeignet als Einstimmung herrlicher Wanderungen und schöner Spaziergänge – vorausgesetzt das Wetter spielt mit und der Anstieg ist nicht recht glitschig.

180 Stufen: Wanderführer Bernd Edelhäuser auf der „Himmelsleiter“. Fotos: Schäfer

180 Stufen: Wanderführer Bernd Edelhäuser auf der „Himmelsleiter“. Fotos: Schäfer

Die Eröffnungswanderung beginnt am kommenden Samstag um 14 Uhr am Marktplatz und dauert – einschließlich Vesperpause – etwa drei Stunden. Richtung alte und neue Burg geht es auf der kurzen Steige nach Detwang zur Turnierwiese und dann die „Himmelsleiter“ hinauf zum Aussichtspunkt am „Brunnenhölzle“, wo Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbandes eine zünftige Brotzeit spendieren. Über Dürrenhof, Vorbach, Felsenkeller und Doppelbrücke geht es dann zurück zur Stadt. Wegen der Unwägbarkeiten mit dem Wetter hat Wanderführer Bernd Edelhäuser einen „Plan B“ ausgearbeitet: mit einer bewirteten Rast unter einem Scheunendach am Kletterwald. Die Strecke zum Hochzeitswald, Blinktal und Wildbad ist nicht weniger reizvoll. Beim Wandern muss man flexibel sein. Die richtige Kleidung leistet gute Dienste für die Bewegung an der frischen Luft.

Die Tageswanderung am Montag, 10. Oktober, führt nach dem Start um 10 Uhr am Marktplatzbrunnen diesmal über das Ruhbachtal, Gattenhofen, Ellwingshofen nach Reichelshofen in den Brauerei-Gasthof „Landwehrbräu“. Zurück geht es über Steinsfeld, ein Stück auf dem Jakobsweg und am Lindleinsee vorbei wieder nach Rothenburg. Die ehrenamtlichen Wanderführer engagieren sich freiwillig und laden bei ihren Streifzügen dazu ein, die Geselligkeit unter Gleichgesinnten zu erleben und die Region aus dem Blickwinkel der Natur ganz neu zu betrachten.

Zweimal im Jahr, im Herbst und im Frühjahr, finden die einst von Franz Metschl initiierten Rothenburger Wanderwochen ihre Fortsetzung. Das ganze Jahr über sorgen „gute Geister“ dafür, dass die Routen freigeräumt und ausgeschildert sind. Eine liebgewonnene Einrichtung seit über zwanzig Jahren sind die wöchentlichen Mittwochs-Wanderungen. Außerdem gehören eine Mühlenwanderung hinab ins Taubertal (9. Ok­tober), eine Waldwanderung mit dem Rothenburger Förster (11. Oktober), Nordic Walking (13. Oktober), eine Wanderung mit anschließendem Wassertreten an der Kneippanlage (13. Oktober) zum Programm.

Das weitere Angebot: eine IVV-Wanderung (14. Ok­tober, 14 Uhr Alte Sporthalle) und eine fachkundige Führung durch die Rothenburger Weinberganlage mit der Winzerfamilie Thürauf (15. Ok­tober). Die Abschlusswanderung gestalten Mitglieder des Alpenvereins (16. Oktober). Alle Angebote sind kostenlos. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. sis

Der Kampf der Konfessionen

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Sonderausstellung zu Medien der Reformation wurde im Reichsstadtmuseum eröffnet

ROTHENBURG – Von den schier unbegrenzten Möglichkeiten eines weltweiten virtuellen Netzwerkes konnte man früher nicht einmal träumen – in der neuesten Rothenburger Ausstellung zur Reformation geht es um eine Medien-Revolution, die im Mittelalter stattfand und bei der die Druckkunst die entscheidende Rolle spielt. Um die Medien der Reformationszeit (Kampf der Konfessionen) geht es in der aktuellen Ausstellung im Reichsstadtmuseum.

Viel Interesse bei der offiziellen Eröffnung im Refektorium des Reichsstadtmuseums. Fotos: diba

Viel Interesse bei der offiziellen Eröffnung im Refektorium des Reichsstadtmuseums. Fotos: diba

Wie Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring erfreut feststellen kann, besitzt Rothenburg eine stattliche Sammlung historischer Flugschriften aus der Luther-Zeit. Auf der gut besuchten Ausstellungseröffnung mit geladenen Gästen am Samstagabend spannte er den Bogen von der Gegenwart in die Vergangenheit. Es sei schon möglich, sich die Kommunikationstechnik als Chip unter die Haut pflanzen zu lassen. Ohne E-Mail-Adresse fühle man sich abgekoppelt „wie ein pleistozänisches Digitalfossil”. Und von Teenagern höre man skurille Fragen wie die, wie man denn vor hundert Jahren ohne Computer und Handy ins Internet gekommen sei.

Dagegen kannte man in der vorreformatorischen Zeit das geschriebene und später das gedruckte Wort. Jede Nachricht sei mühselig durch Boten überbracht worden. Die reichen Handelshäuser der Medici oder Fugger bauten um 1600 das erste Postnetz auf. Wie Dr. Möhring betonte, seien auch Reisende, Mönche und fahrendes Volk als Informationsüberbringer wichtig gewesen. Märchen und Sagen seien nur durch Weitererzählen übermittelt worden.

Die Drucktechnik war revolutionär, Bücher und Schriften seien den Druckern aus den Händen gerissen worden. Die Reformation sei begünstigt worden durch die angestrebte Reichsreform unter Maximilian I. und der humanistischen Bewegung, die verzögert in Deutschland ankam. Und dann entstand der Buchdruck, der das entsprechende geistige Klima beflügelte. Immerhin hätte Ende des 15. Jahrhunderts schon fast ein Drittel der Nürnberger Bevölkerung lesen können.

Wertvolle Bücher aus den Beständen der Stadt Rothenburg sind in Vitrinen zu bestaunen.

Wertvolle Bücher aus den Beständen der Stadt Rothenburg sind in Vitrinen zu bestaunen.

Als „letzten Punkt der reformatorischen Brandbeschleunigung“ bezeichnete Möhring die Krise der Kirche und den damit verbundenen Machtverlust. Am Ende führte alles in die Katastrophe des Bauernkrieges. Zwischen 1501 und 1530 seien rund zehntausend unterschiedliche religiöse und politische Flugschriften erschienen, Wittenberg sei das Zentrum des Buchdrucks gewesen. Luthers Schriften wurden in hunderten Editionen herausgebracht und verkauft.

Harte Bandagen

Das man im Streit zwischen Reformatoren und Papst-Vertretern nicht zimperlich war machte Dr. Möhring daran deutlich, dass Luther seinen katholischen Gegner Dr. Eck als „die Sau von Ingolstadt“ oder unter Namensverkürzung als „Dreck“ übel beschimpfte. Erst in den 1520er Jahren sei die Medienproduktion abgeflaut und mehr als dreißig Jahre später erst habe sich Rothenburg zur neuen Konfession bekannt. Danach seien viele Städte aufgeblüht. Als „eine Mär“ bezeichnete es Dr. Möhring zu behaupten, dass Rothenburg nach Toppler nichts Bedeutendes mehr geschaffen hätte: „Wenn man die architektonischen Besonderheiten Rothenburgs aufzählt, müsste sie eigentlich die Perle der Renaissance heißen!”

Stadträtin Jutta Striffler dankte in ihrem Grußwort als offizielle Vertreterin der Stadt allen Beteiligten für die gelungene Ausstellung, die in idealer Weise die Sonder-Ausstellung des Mittelalterlichen Kriminalmuseums über Luther und die Hexen ergänzt. Sie verwies besonders auf die originalen Flugschriften, die erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Beide Ausstellungen seien Vorreiter zum kommenden Lutherjahr und in den Medien präsent.

Beide Schauen seien auf hohem Niveau und „hervorragend geeignet alle Besucher in Teilbereiche der Reformation eintauchen zu lassen und sich auf eine spannende Reise zu begeben”. Die Ausstellung sei sehr anschaulich im Refektorium des Reichsstadtmuseums angelegt, so dass man sie sich auch ohne Führung aneignen könne.

Oswin Voit und Ruth Baum sorgten wie häufig bei solchen Gelegenheiten wieder für die passende musikalische Einstimmung in die Zeit vergangener Jahrhunderte. Die Klänge aus der Reformation vermittelten so auch einen beeindruckenden akustischen Zugang zum Thema. Vorrangig durch die vielen Schautafeln, aber auch anhand von Vitrinen mit wertvollen jahrhundertealten Druckschriften sowie den Flugschriften, die vor allem die Decke des Raumes zieren, kann sich der Besucher einen guten Überblick zum Thema verschaffen. Noch bis weit ins Luther-Jahr, dem 30. September 2017, bleibt die Sonderausstellung zu den üblichen Museumszeiten geöffnet. diba

Bittersüße Worte

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Kulturkritik: Langer Applaus für „Gut gegen Nordwind“

ROTHENBURG – Unterhaltsam und anrührend zugleich, schlichtweg glänzend inszeniert und gespielt: Das Gastspiel des Landestheaters Dinkelsbühl entzückte jüngst über 70 Besucher im Städtischen Musiksaal. „Gut gegen Nordwind“ heißt das Stück nach dem Bestseller-Roman (2006) von Daniel Glattauer, das er zusammen mit Ulrike Zemme für die Bühne einrichtete. In über 40 Theatern wurde es bisher erfolgreich gespielt.

Finden sich nur in Worten: Leo (B. Berleb) und Emmi (M. Reithofer) Foto: Hirschberg

Finden sich nur in Worten: Leo (B. Berleb) und Emmi (M. Reithofer) Foto: Hirschberg

Einst nannte man dergleichen „Briefroman“, heute heißt es „E-Mail-Roman“. Früher wäre es ein Fehler in der Postadresse gewesen, heute kann ein falsch eingegebener Buchstabe in der E-Mail-Adresse zu zufälligen Bekanntschaften führen: Die zufrieden verheiratete Emmi vertippt sich und ein ihr unbekannter Leo, Uni-Assistent für Sprach­psychologie, empfängt ihre Mail. Er ist angezogen von ihrer Ausdrucksweise, antwortet. Mails werden gewechselt, eine Liebesgeschichte entwickelt sich mit allen Höhen-flügen und Enttäuschungen fast wie im wirklichen Leben. Aber da alles nur in Worten auf dem Bildschirm stattfindet – „skypen“ war im Entstehungsjahr des Romans noch keine Selbstverständlichkeit, die beiden Königskinder ihrer selbst gewählten Verstri-ckung im virtuellen Netz aus Angst vor lebensverändernden Konsequenzen nicht wirklich entfliehen wollen, bleibt es bittersüß und endet mit Verzicht.

Monika Reithofer als Emmi Rothner und Bernd Berleb als Leo Leike fesseln vom ersten Moment an durch ihr fast hautnah authentisch wirkendes Spiel. Sie sprechen ihre E-Mail-Texte dialogisch in gut getimten Sequenzen, unterbrochen durch Lichtwechsel und Musik. So entstehen kleine Besinnungspausen für die Zuschauer im Mail-Ping-Pong.

Regisseur Urs Alexander Schleiff hat die Bühne in zwei Wohnbereiche aufgeteilt, so dass der Zuschauer beide Akteure hinter ihrer E-Mail-Fassade „privat“ in ihrem Umfeld beo­bachten kann. Als Leitmotiv für die erotische Spannung, die zwischen den beiden entsteht, dienen slapstickartig komische Auszieh-Szenen der Einsamen. Emmi hat eine Kuscheldecke gegen den Nordwind der ungelebten Liebe, Leo einen Boxsack im Kampf gegen die Aussichtslosigkeit.

Wiedererkennungseffekte bei den Problemen des Fast-Paars bringen zum Lachen, die misstrauischen, auf Selbstschutz bedachten Ma­növer, die Entfaltung ihrer Liebe letztlich zu verhindern, zum Nachdenken. Die Nicht-Sichtbarkeit des anderen führt zu Freiheitsgefühlen einerseits, rotwein- geschwängerten Geständnissen, Selbstzweifeln gar, ob das eigene Leben nicht ein einziger Betrug um das Wahre ist: eine blühende Exis-tenz mit dem geahnten Traumpartner. Doch beide denken auch verantwortlich: Keiner von beiden will Emmis Mann betrügen.

Selten gelingt es, Sprache als sinnliches Medium zwischen zwei Menschen derart berührend in Szene zu setzen: Monika Reithofer und Bernd Berleb können das. bhi

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