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Dringlichkeit umstritten

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Stadtrat entscheidet erst in der nächsten Sitzung über Klinik-Resolution

ROTHENBURG – Heftig diskutierten die Mitglieder des Stadtrats in ihrer jüngsten Sitzung, ob der Antrag der Unabhängigen Rothenburger, eine gemeinsame Resolution des Gremiums zum Rothenburger Krankenhaus zu beschließen, nachträglich auf die Tagesordnung gesetzt werden soll. Die Mehrheit der Ratsmitglieder sah keine Dringlichkeit gegeben, so dass die Resolution bei der nächsten Sitzung im Februar behandelt wird.

Der Stadtrat steht geschlossen, aber noch ohne Resolution, hinter der Rothenburger Klinik. Foto: Weber

Der Stadtrat steht geschlossen, aber noch ohne Resolution, hinter der Rothenburger Klinik. Foto: Weber

In einem Punkt herrschte jedoch deutliche Einigkeit: Alle Fraktionen stehen geschlossen hinter der Klinik in Rothenburg. Die Diskussion drehte sich deshalb nicht um die Frage, ob man eine Resolution beschließt, sondern ob dies ad-hoc in der aktuellen Sitzung geschehen soll. Der Antrag der Unabhängigen Rothenburger (UR) hierfür ging nämlich erst am Montag bei der Verwaltung ein. Die Geschäftsordnung sieht vor, so Oberbürgermeister Walter Hartl, dass in dringenden Fällen auch verspätete Anträge in die Tagesordnung aufgenommen werden können, wenn dies der Stadtrat so beschließt.

Oberrechtsrat Michael Sommerkorn fügte hinzu, dass der hierfür maßgebliche Aspekt der Dringlichkeit dann erfüllt ist, wenn „ein Zuwarten bis zur nächsten Sitzung die Gefahr eines nicht wieder gutzumachenden Schadens nach sich zieht“, also „Gefahr im Verzug“ bestehe. Die Wichtigkeit, sich mit der Situation des Krankenhauses zu befassen, stehe außer Frage. Eine Dringlichkeit, dies gleich an Ort und Stelle zu tun, könne der geschäftsführende Beamte momentan allerdings nicht erkennen. Vielmehr gab er zu bedenken, ob ein „kurzfristiges Handeln nicht kontraproduktiv“ sei.

Hermann Schönborn, Fraktionsvorsitzender der UR, warf dem Oberrechtsrat „juristische Spitzfindigkeiten“ vor. Seine Fraktion sehe die Situation als „außerordentlich dringend“ an. Es sei wichtig, ein „Zeichen zu setzen, dass der Stadtrat hinter den Mitarbeitern“ des Krankenhauses stehe, so Hermann Schönborn. Er und seine Fraktionskollegen seien von Bürgern angesprochen worden, warum sie, im Gegensatz zu den Volksvertretern an anderen ANregiomed-Standorten, „nichts für ihr Haus tun“.

Einstimmig in Dinkelsbühl

Er verwies dabei auf den Dinkelsbühler Stadtrat, der am Mittwochabend einstimmig eine Resolution zu dem Klinikverbund verabschiedet hat. Die schriftliche Erklärung wurde dabei von allen fünf Stadtratsfraktionen gemeinsam ausgearbeitet. Und genau hier liegt auch für Oberbürgermeister Walter Hartl der Knackpunkt: Wie im UR-Antrag gewünscht, hat die Verwaltung einen Textentwurf für eine Resolution aufgesetzt. Nach Meinung der UR soll die Resolution dadurch den Eindruck erwecken, von „neutraler Stelle“ zu kommen.

Aufgrund des Schreibens der Unabhängigen Rothenburger sei für die Verwaltung aber nur erkennbar, was diese Gruppierung in der Resolution aufgeführt haben möchte. Die Auffassungen der restlichen Fraktionen zu diesem Thema konnten in der Kürze der Zeit nicht abgefragt werden und würden somit darin vielleicht gar nicht erfasst werden.

Wenn aber nun die Resolution deswegen nicht einstimmig angenommen werden sollte, könnte dies mehr Schaden als Nutzen bringen. Oberrechtsrat Michael Sommerkorn hob hervor, dass bei einer Behandlung dieses Tagesordnungspunkts in der nächsten Sitzung, alle Stadtratsmitglieder im Vorfeld „die Chance bekommen, sich mit der Resolution auseinanderzusetzen“.

„Von Dringlichkeit ist keine Rede“, fand auch CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer. Durch die Beauftragung des Kommunalen Prüfungsverbands durch den Ansbacher Stadtrat, den Klinikverbund unter die Lupe zu nehmen, werde sich an der Situation der einzelnen Häuser „monatelang nichts tun“, so Dr. Wolfgang Scheurer. Die örtlichen Christsozialen seien nicht grundsätzlich gegen eine Resolution. Ihr Fraktionsvorsitzender bezeichnete es allerdings als „geradezu fahrlässig, eine Gefährdungssituation für das Rothenburger Haus zu konstruieren“.

Durch die „unselige Pressekampagne“ in Bezug auf das Krankenhaus in Ansbach sei das Vertrauen „massiv gesunken“, erklärt Dr. Wolfgang Scheurer. Die Situation des Rothenburger Krankenhauses, das voll belegt ist, könne nicht mit der Dinkelsbühler Klinik verglichen werden, die zwischenzeitlich auch zur Disposition gestellt wurde.

„Wir haben es satt“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Günther Strobl, dass man durch diese Thematisierung den Eindruck erweckt, dass auch das Rothenburger Haus zur Disposition stehe. Es gebe keinen Schaden, den man von der hiesigen Klinik abwenden müsse. Die Beschäftigten machten weiterhin ihre Arbeit gelassen und gut. Dr. Karl-Heinz Schneider, Fraktionsvorsitzender der FRV, sieht eine „erhebliche Brisanz“ vorliegen. Der Stadtrat sei deshalb „gut beraten, Flagge zu zeigen“. Er befürchtet, dass man andernfalls „sehr schnell ins Hintertreffen“ gerate.

Textentwurf an die Fraktionen

Bei der abschließenden Abstimmung sprachen sich 13 Stadtratsmitglieder dafür aus, den Tagesordnungspunkt nicht kurzfristig aufzunehmen. FRV und UR stimmten geschlossen (acht Stimmen) für die Aufnahme. Somit wird dieser Tagesordnungspunkt regulär für die nächste Stadtratssitzung am Donnerstag, 16. Februar, vorbereitet. Dazu wird der bereits verfasste Textentwurf der Verwaltung an die Fraktionen zur Beratung übermittelt.

Per Email wurde den Stadtratsmitgliedern angekündigt, diesen Entwurf bereits für die vergangene Sitzung als Tischvorlage aufgelegt zu bekommen, was im Hinblick auf die voraussgehenden Entscheidung über die Aufnahme auf die Tagesordnung jedoch nicht geschah. In einem Schreiben an die Redaktion wirft Hermann Schönborn der Verwaltung vor, dass die Tischvorlage absichtlich nicht aufgelegt wurde, weil sich dann die Diskussion „wahrscheinlich nicht auf die Dringlichkeit, sondern auf den Inhalt der Resolution“ fokussiert hätte.

In die Diskussion einführend hatte Walter Hartl betont, dass die Defizite von ANregiomed nicht auf das Rothenburger Krankenhaus zurückzuführen seien. Aber alles, was in den Medien dazu erscheine, hat das Potenzial die Patienten dahingehend zu verunsichern, dass auch in Rothenburg „Feuer unterm Dach“ sei. mes


Zwischenapplaus für den Landrat

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Auch bei Unternehmerforum Thema: Verbundkliniken – Altbewährte Geschäftsmodelle zukunftsorientiert ausrichten

ROTHENBURG – Beifall erhält  der Landrat eher selten in diesen Tagen. Beim Unternehmerforum am Samstag in der Rothenburger Reichsstadthalle war das anders. Da gab es spontanen Zwischenapplaus für Dr. Jürgen Ludwig – und zwar ausgerechnet zu jenem Thema, das ihm derzeit Kritik einbringt.

Beim Unternehmer-Forum: Landrat (li.) und OB. Fotos: Weber

Beim Unternehmer-Forum: Landrat (li.) und OB. Fotos: Weber

Er war fast ein wenig überrascht und zeigte sich erfreut: Das tue gut. So etwas gebe es eher selten. Bei seiner Rede zur allgemeinen Situation im Landkreis war er unter anderem auch auf den Klinikverbund zu sprechen gekommen. Ohne um einige der dahinter liegenden, auf höherer politischen Ebene verursachten Probleme herumzureden, machte er deutlich: Die Bewohner des Landkreises haben das Schicksal ihrer Krankenhäuser in einem ganz wesentlichen Punkt selbst in der Hand.

Das dort vorgehaltene umfangreiche Leistungsspektrum könne nur dann erhalten bleiben, wenn es auch im erforderlichen Umfang genutzt werde. Der Landrat beziffert den Grad der Marktdurchdringung auf gerade mal 50 Prozent. Was bedeuten würde, dass für Landkreis-Bewohner die Kliniken nur in jedem zweiten Fall, der dort eigentlich zu behandeln wäre, die Anlaufstelle sind. Sie weichen auf andere Häuser außerhalb des Landkreises aus. Daran gelte es zu arbeiten und daran werde auch gearbeitet, gab der Landrat zu verstehen.

Auf den Prüfstand

Ganz ausdrücklich warb er für Vertrauen in die Krankenhäuser von ANregiomed und in ihre Leistung, in die Ärzte und in das Pflegepersonal. Die Kliniken seien gut ausgestattet und die dort beschäftigten Menschen machten gute Arbeit, unterstrich er. Ohne Wirtschaftlichkeit gehe es aber nicht. Er ließ durchblicken, dass nicht zuletzt auch die Kostenstrukturen in den einzelnen Häusern auf den Prüfstand müssen.

In vieler sonstiger Hinsicht hatte der Landrat positive Meldungen oder gar Rekorde mitgebracht nach Rothenburg. Mit zuletzt 58000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis sei eine neue Höchstzahl erreicht. Das sind glatt 20 Prozent mehr als 1992. Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe der Landkreis 5 Milliarden Euro erreicht und den Wert von vor 15 Jahren glatt verdoppelt.

Das Gewerbesteuer-Aufkommen hat sich auf 85 Millionen Euro jährlich erhöht und damit den zweieinhalbfachen Wert von 1992 angenommen. Stolze 1,1 Millionen Übernachtungen wurden zuletzt gezählt pro Jahr, davon 40 Prozent allein in Rothenburg.

In seine 26 Schulen hat der Kreis seit 2004 – mit Förderung durch den Freistaat – immerhin 160 Millionen Euro investiert. Rothenburg ist da gut mit von der Partie: In Realschule, Gymnasium, Berufsschule, Gastronomisches Bildungszentrum (GBZ) ist viel Geld gesteckt worden bzw. wird noch gesteckt.

Mit derzeit insgesamt 5000 Studierenden im Landkreis mit den Hochschul-Standorten Ansbach (plus den neuen Außenstellen in Rothenburg und Feuchtwangen), Neuendettelsau und Triesdorf sei ein Wert erreicht, den noch vor nicht allzulanger Zeit wohl keiner für möglich gehalten hätte, betont der Landrat. Den frisch gegründeten Campus Rothenburg gelte es jetzt mit Leben zu erfüllen.

Oberbürgermeister Walter Hartl unterstrich in seinem Grußwort den Faktor Gemeinsamkeit beim Zustandekommen des Campus Rothenburg: „Wenn Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen, lässt sich viel erreichen.“ Für die Tauberstadt sei der Tourismus ein wichtiges Standbein, mache aber nur ein Drittel der Wirtschaftskraft aus. Zwei Drittel generieren sich aus Handel, Gewerbe und Industrie.

Die Stadt wisse, was sie an diesen Sparten habe und pflege sie. Mit Wirtschaftsmesse und Berufsinfotag unterstütze die Stadt, sorge dafür, dass sich die Unternehmen präsentieren können. Dass sich eine Reihe von Betrieben aktiv für die Integration von Flüchtlingen einsetzt, hebt er als gutes Beispiel hervor.

Eine große Aufgabe für Rothenburg sei die Erhaltung der Denkmäler und die Pflege des historischen Stadtbildes. Alte Steine seien unser Kapital, betonte der Oberbürgermeister, „sie kosten aber auch unser Kapital“.

Fast 200 Unternehmer aus den Sparten Industrie, Handwerk und Dienstleistung sowie Politiker und Behördenvertreter waren in der Reichsstadthalle versammelt. Beim Unternehmer-Forum, das den Firmenvertretern einmal im Jahr Gelegenheit gibt, sich auszutauschen und sich zu vernetzen, stand diesmal als fachliches Thema die zukunftsorientierte Ausrichtung altbewährter Geschäftsmodelle ganz oben auf der Agenda.

Referenten: Sigrid Steinbrenner und Professor Buerke.

Referenten: Sigrid Steinbrenner und Professor Buerke.

Professor Dr. Günter Buerke aus Ansbach von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena referierte. Er ist Spezialist für marktorientierte Unternehmensführung mit den Forschungsschwerpunkten strategisches Marketing, Marktforschung, Produktentwicklung und Designmanagement, Kommunikation und Markenmanagement, Vertriebsmanagement, Unternehmensgründung und -führung. Mit E-Commerce (Elektronischer Handel, auch Internethandel, Onlinehandel) und Usability Engineering (Prozess, der parallel zur klassischen Planungs- und Entwicklungsarbeit die spätere Gebrauchs-tauglichkeit eines Systems sicherstellt) sowie Nachhaltigkeit im Kontext von CRS. Das Kürzel steht für den englischen Begriff „Corporate Social Responsibility“. Damit ist die gesellschaftliche Verantwortung für das Wirtschaften von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens umrissen.

Resümee des Professors nach vielen Beispielen aus den unterschiedlichsten Unternehmens-Bereichen: Altbewährte Geschäftsmodelle eignen sich durchaus und immer wieder für die zukunftsorientierte Ausrichtung. Das könne durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder geschehen, durch die Ergänzung mit neuen Geschäftsmodellen, durch mehr „Open Innovation“ (Impulse von außen bewusst einbeziehen bei der Neuausrichtung) und auch durch die Aktualisierung des bestehenden Geschäftsmodells mit digitalen Elementen.

Ein Beispiel, wie sich bei einem Unternehmen die Weichen neu stellen lassen vom Auslaufmodell auf erfolgreiche Geschäftsfelder, exerziert die Firma Steinbrenner in Insingen vor. Unternehmerin Sigrid Steinbrenner zeigte bei ihrem Vortrag den Wandel vom früheren Laden zum Landmaschinenhandel mit Reparatur und von dort wiederum einerseits zum Haustechnik-Betrieb und andererseits zum Spezialisten für Schneidtechnik auf. Das Unternehmen ist mit seinen hochwertigen Trenn- und Schneidverfahren gut im Geschäft unter anderem bei Zulieferern der Autoindustrie.

Mit dem Energie-Einsparkonzept, wie es bei der Rothenburger Firma Ebalta umgesetzt wurde, hat die „Energieberatung für Industrie und Mittelstand“ aktuellen lokalen Bezug. Ergebnisse des Projektes beim in der Tauberstadt sitzenden langjährigen Marktführer für Deutschland in Spezialkunstharze für Formen- und Werkzeugbau, Designmodellbau und Gießereimodellbau: 53,6 Prozent Energie gespart bei der Beleuchtung, bei den Heizpumpen von 55 Prozent. Bei der Gesamteinsparung ergibt sich gar ein Wert von 60 Prozent.

Ritt durch die Energiewelt

An dem „Bilderbuchprojekt“, wie es die Referenten Peter Heinzel aus Landshut und Michael Büchler aus Schnelldorf gern bezeichnen, lässt sich das Thema „Energiesparen im Mittelstand“ trefflich und mit einer Vielzahl von Aspekten in aller Tiefe darstellen. Der Vortrag wurde zum Ritt durch die Energiewelt und durch das weite Feld der Förderprogramme für weniger Energieverbrauch. Die Vortragenden kommen vom EffizienzWerk, einem professionellen Beraternetz für Unternehmen im Bereich Energie und Ressourcen.

Als Veranstalter des Unternehmerforums 2017 in der Reichsstadthalle haben der Landkreis Ansbach mit seiner Wirtschaftsförder-Abteilung und die Stadt Rothenburg mit ihren Wirtschaftsförderern zusammengewirkt. Förderer der Reihe sind die Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Neben dem Unternehmerforum gilt der traditionelle Sommerempfang Wirtschaftsvertretern als gute Gelegenheit, sich zu treffen und auszutauschen. Er findet diesmal in der wieder zum Schmuckstück aufpolierten Alten Vogtei in Wolframs-Eschenbach statt, kündigte der Landrat erfreut an. Termin ist der Montag, 24. Juli. -ww-

Grüner Beruf braucht Zukunft

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Traditionelle VlF-Versammlung im Wildbad – Referat: Festhalten und loslassen

ROTHENBURG – Traditionell am Samstag vor „Maria Lichtmess“ treffen sich die Mitglieder des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Rothenburg im Wildbad. Dort steht dann die Ehrung langjähriger Mitglieder, die Jahreshauptversammlung und ein rauschender Ballabend mit den „Diebachern“ auf dem Programm.

Schönes Ambiente: Der VlF kommt traditionell im Theatersaal des Wildbads zusammen. Fotos: Schwandt

Schönes Ambiente: Der VlF kommt traditionell im Theatersaal des Wildbads zusammen. Fotos: Schwandt

In der Landwirtschaft sei ein massiver Strukturwandel zu erleben, so der Vorsitzende des VlF Rothenburg, Helmut Siller. Gerade der Mittelstand – in der Regel die bäuerlichen Familienbetriebe – hätten existentielle Probleme.

Die Tendenz zu größeren landwirtschaftlichen Einheiten schreite fort und sei schwer aufzuhalten. Zudem sind Forschung und Lehre zu wenig mit der Arbeit auf dem Bauernhof vor Ort vernetzt.

Der Landwirtschaft sei es nicht gelungen, mit der Gesellschaft in einen sinnvollen Dialog zu treten, im Gegenteil, die Bevölkerung habe immer weniger Bezug zur Arbeit auf dem Bauernhof. Der Dialog „grüner Beruf – Gesellschaft“ müsse unbedingt vorangebracht werden. Land „Wirtschaft“ müsse ökonomisch und ökologisch sinnvoll betrieben werden, nachhaltig also, mit Respekt vor Mensch und Tier.

Landrat Dr. Jürgen Ludwig betonte, im Landkreis Ansbach habe es noch nie zuvor soviel Beschäftigung gegeben wie zur Zeit, die Menschen hätten hier im ländlichen Raum ihre Perspektiven entdeckt. Und: die Menschen hierzulande hätten immer mehr Geld in der Tasche. Erfreulicherweise sind auch immer mehr Gemeinden im Landkreis Ansbach schuldenfrei und bereit, zu investieren. Er lobte die Regionalvermarktungsinitiativen wie das „Regionalbuffet“ in und um Rothenburg. Es habe ihn persönlich interessiert, welche regionalen Getränke es im Landkreis Ansbach gebe und habe eine Aufstellung darüber angefordert: Herausgekommen sei ein Katalog mit 85 Seiten vom Apfelsecco aus der Hesselbergregion bis hin zu den Taubertäler Weinen.

Das Berufliche Schulzentrum Ansbach-Triesdorf meldet steigende Schülerzahlen, sowohl im landwirtschaftlich-hauswirtschaftlichen Bereich als auch in den Fach- und Berufsoberschulen: Hier investiert der Landkreis in die berufliche Bildung ebenso, wie in Rothenburg in das Gastronomische Bildungszentrum.

Mehr Vertrauen

Und er forderte mehr Vertrauen der Bürger in die örtlichen Krankenhäuser in Rothenburg und Dinkelsbühl, wo eine hervorragende medizinische Versorgung gewährleistet sei.

Während der „Grünen Woche“ in Berlin werde immer wieder ein Loblied auf die Landwirtschaft angestimmt, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl. Leider werden Lebensmittel auf dem globalen Markt zunehmend zum Spekulationsobjekt. Derzeit, so der Oberbürgermeister, seien die Lebensmittel zu billig. Hochwertig regional erzeugte Lebensmittel müssen ihren Preis haben und sie sind ihren Preis wert. Dann könnten auch die landwirtschaftlichen Familienbetriebe existieren.

Das Jahresprogramm des VlF kann sich sehen lassen: Hartmut Schwinghammer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Fors­ten verwies in seinem Jahresrückblick auf die vielfältigen Aktivitäten. So besuchten die Frauen unter anderem die Aischtaler Meerrettich- und Konservenfabrik Lutz in Uehlfeld. Außerdem setzten sie sich mit touristischen Vermarktungsmöglichkeiten, zum Beispiel einem Ferienbauernhof für Großeltern und Enkel auseinander.

Die Landwirte besuchten Pflanzenbautage und den Milchviehtag oder beschäftigten sich mit der Zwischenfrucht als Mulchsaat, die einen effektiven Beitrag zum Boden- und Erosionsschutz leistet. Nach dem Kassenbericht wurde die Vorstandschaft des VLF schließlich einstimmig entlastet, anschließend Karl-Heinz Brand einstimmig zum dritten Vorsitzenden gewählt.

Theologin Christa Horst referiert.

Theologin Christa Horst referiert.

Die Theologin Christa Horst von der Hensoltshöhe bei Gunzenhausen wartete mit einem bewegenden Vortrag zum Thema „Von der Freiheit zwischen Festhalten und Loslassen“ auf. Viele Dinge wollten wir behalten, so unsere Jugend, den Besitz, geliebte Menschen, Lebensträume und Sicherheiten.

Doch der Mensch muss lernen, loszulassen, das Loslassen des Kindes beginnt bereits mit der Durchtrennung der Nabelschnur. Kinder sind eine Leihgabe, die Gott uns schenkt und Loslassen bedeutet, ich vertraue die Kinder Gott an. Während der Pubertät müssen Kinder „sie selbst“ werden – hier müssten die Eltern loslassen können, es den Kindern ermöglichen, ihre Probleme selbst zu lösen und auch Fehler zu machen.

Immer wieder fordert das Leben ein „Loslassen“, von Freunden, Kollegen, Nachbarn, dem Ehepartner oder durch Tod. Hier sei Trauerarbeit nötig. Doch ein Neuanfang ist nur durch Loslassen möglich, auch Sorgen und Ängste müssen losgelassen werden, es sei fatal, diese herunterzuschlucken.

Und: Wir leben in einem christlichen Land, wir können unsere Sorgen auch Gott zuwerfen, um die eigenen Hände frei zu bekommen, Neues anzupacken. Stress und Hektik sind krankmachende Faktoren, die es loszulassen gilt, „Entschleunigung“ im Alltag sei angesagt.

Wer seinen Lebenssinn im Streben nach Anerkennung, Bestätigung und Erfolg sehe, könne nicht loslassen, sich dagegen zu entscheiden, erfordere Mut. Mit zunehmendem Alter fürchten sich die Menschen vor dem „Abstellgleis“, doch im „Herbst des Lebens“ könne viel in die Erde eingebracht werden, was im Frühjahr geerntet wird, die guten Ideen und Erfahrungen, das Wissen, das an junge Menschen weitergegeben werden könne. Loslassen kostet mehr Kraft als Festhalten, so das Resümee. Eine Erkenntnis, mit der die Referentin zum Loslassen aufforderte.

Weitere Grußworte waren angesagt. So verwies Wolfgang Kerwagen, Schulleiter an der Landwirtschaftsschule Ansbach, darauf, dass Landwirtschaft mehr sei als Ackerbau und Viehzucht. Nur noch ein Drittel der Landwirte arbeitet im Vollerwerb. Die Auswirkungen der globalen Märkte seien deutlich spürbar und so frage sich so mancher Landwirt, ob er wirklich noch in seinen Betrieb investieren solle, zumal oft die Nachfolge nicht geklärt ist. Kerwagen forderte mehr Regionalvermarktung, zudem könne man den Tourismus für die Landwirtschaft nutzen.

Langjährige geehrt

Der frischgewählte dritte Vorsitzende, Karl-Heinz Brand schließlich blickte auf das neue Jahr 2017 und hatte alte Bauernregeln dabei: 2017 hat mit strengem Winter begonnen, das verspricht ein gutes Erntejahr. Und: „Wenn’s zu Lichtmess stürmt und schneit – ist der Frühling nicht mehr weit“.

Vordere Reihe von links Hans Doppelhammer aus Kreuth, Gerhard Walther aus Herrnwinden, Georg Probst aus Geslau, Lisette Kühlwein aus Bockenfeld und Alma Pfänder aus Gailshofen. Hintere Reihe von links Helmut Siller aus Traisdorf (VLF Vorsitzender), Fritz Keitel aus Hagenau, Frieda Schwarz aus Ruckertshofen, Marie Schmidt aus Adelshofen und Erna Korn aus Burghausen (2. VlF-Vorsitzende).Foto: Mader

Vordere Reihe von links Hans Doppelhammer aus Kreuth, Gerhard Walther aus Herrnwinden, Georg Probst aus Geslau, Lisette Kühlwein aus Bockenfeld und Alma Pfänder aus Gailshofen. Hintere Reihe von links Helmut Siller aus Traisdorf (VLF Vorsitzender), Fritz Keitel aus Hagenau, Frieda Schwarz aus Ruckertshofen, Marie Schmidt aus Adelshofen und Erna Korn aus Burghausen (2. VlF-Vorsitzende). Foto: Mader

Am Vormittag hatten die Klassentreffen der Ehemaligen Landwirtschaftsschüler mit den Abschlussjahrgängen 1957, 1967 und 1977 stattgefunden. Für die sechzigjährige Treue zum Verband Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen wurden mit einer Urkunde geehrt: Hans ­Doppelhammer aus Kreuth, Gerhard Walther aus Herrnwinden, Georg Probst aus Geslau, Lisette Kühlwein aus Bockenfeld, Alma Pfänder aus Gailshofen, Helmut Siller aus Traisdorf (VlF-Vorsitzender), Fritz Keitel aus Hagenau, Frieda Schwarz aus Ruckertshofen und Marie Schmidt aus Adelshofen. 2. VlF-Vorsitzende Erna Korn aus Burghausen freute sich bei der Überreichung der Urkunden mit

Bühne frei für die Narretei

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Die Frankemer Stupfl starten mit gelungener Premiere in die Faschingssaison

SCHILLINGSFÜRST – Die Premiere ist geglückt: Mit der ersten Stupfl-Sitzung des Jahres 2017 hat die Faschingsabteilung des TSV Schillingsfürst die Hochphase der närrischen Tage in der Schloss-Stadt am letzten Januarwochenende eingeläutet. Die fast fünfstündige Auftaktveranstaltung machte Lust auf mehr für die folgenden zehn weiteren – bereits ausverkauften – Prunksitzungen.

Die „Stupfl“ sind Urgesteine des Frankemer Faschings – trotz leicht veränderter Besetzung.Fotos: Meyer

Die „Stupfl“ sind Urgesteine des Frankemer Faschings – trotz leicht veränderter Besetzung. Fotos: Meyer

Vor der neuen Faschingssaison hatte man in Schillingsfürst mit einigen Widerwärtigkeiten zu kämpfen: Nach dem überraschenden Tod des Co-Regisseurs Peter Bromberger im Mai letzten Jahres rückte die Faschingsfamilie noch enger zusammen und die Chefchoreografin Bianca Schneider unterstützte den Regisseur Markus Löschel nach Kräften. Zu allem Überfluss verletzte sich nach einer Probe mit Matthias Bär noch einer der Protagonisten der fünf „Stupfler“. Für ihn sprang Martin Lohbauer in die Bresche und bewältigte seinen Part hervorragend.

So stand einem abwechslungsreichen Programm mit Musik, Tanz und lustigen Anekdoten aus der Umgebung bis hin zur ironischen Kritik an der weiten Weltpolitik nichts mehr im Wege. Am Ablauf wurde im Vergleich zu den letzten Jahren außer ­einer neuen Bestuhlung wenig geändert; an Bewährtem soll man ja schließlich festhalten. So konnte Sitzungspräsident Werner Rauch in der Albert-Zietz-Halle wieder zahlreiche Ehrengäste, darunter viele Stadträte, Ehrenmitglieder sowie Bürger- und Verdienstmedaillenträger begrüßen.

Orden des Fünferrats

Einige von ihnen schafften es sogar auf die Bühne, um den diesjährigen Faschingsorden, welcher das Konterfei des verstorbenen Peter Bromberger und das der fünf „Frankemer Stupfl“ ziert, aus den Händen des Fünferrats entgegenzunehmen. Den Anfang durfte im Saal die Witwe Dagmar Bromberger machen, in Anlehnung an die Verdienste ihres Mannes. Auf der Bühne folgten dann in lockeren Abständen Bürgermeister Michael Trzybinski, sein Dombühler Amtskollege Jürgen Geier sowie der Dinkelsbühler CSU-Ortsverbandsvorsitzende Manfred Scholl.

Während Geier Gutscheine für eine kostenlose Nutzung des Dombühler Naturerlebnisbades an den Fünferrat verteilte, überraschte Scholl mit einem goldenen Kuvert unbekannten Inhalts. Mit der Metzgerei-Inhaberin Sonja Trumpp wurde zudem eine langjährige Gönnerin der Faschingsabteilung mit einem Orden bedacht; ebenso wie Hausarzt Dr. Friedrich Schuhmacher. Die Hauptdarsteller des ersten Abends waren jedoch ohne Zweifel die Mitwirkenden der Faschingshochburg.

Kaum hatte der Fünferrat auf seinen Stühlen Platz genommen, zeigten die Mitglieder der Jugendgarde sowie die „Stupflschrabben“ ihr Können zu fetzigen Volksrockklängen. Im Anschluss nahmen Maja Löschel und Natalie Siller Begebenheiten aus der Umgebung auf’s Korn und brachten mit dem EM-Schlachtruf isländisches Flair in den Saal. Den Spiegel der Gesellschaft hielt den Anwesenden immer wieder der zum Animateur weitergebildete Liederbarde Martin Rohn mit seinen Texten vor das Gesicht.

Wie schon in den Vorjahren immer Höhepunkte waren die Darbietungen der fünf „Stupfler“. Neben Matthias Bär (diesmal vertreten durch Martin Lohbauer) gehören Markus Hofmann, Andrea Schuster, Rainer Kolb und Stefan Barthelmeß zur Stammbesetzung. Mit ihrem Gesangs- und Schauspieltalent widmeten sie sich lustigen Begebenheiten aus dem zurückliegenden Jahr. Dabei kamen der „Biberalarm am Fischhausbad“, ein missglückter Rettungseinsatz sowie die Bergung eines Schleppers, welche zu einem „Wettziehen“ mutierte, zur Sprache.

Auch das Nichterscheinen des bayerischen Finanz- und Heimatministers Dr. Markus Söder bei der 800-Jahr-Feier in Geslau sowie die inzwischen langjährige Absenz des Rothenburger Stadtoberhaupts Walter Hartl bei den Prunksitzungen in Schillingsfürst gaben Anlass zu kritischen Anmerkungen, verbunden mit einem Augenzwinkern. Dass darüber die Insassen eines Busses voller Asylanten aus Nürnberg in Dombühl nicht zum Aussteigen animiert werden konnten, setzte dem Ganzen schließlich die Krone auf.

Der hohe Besuch aus den Vereinigten Staaten war erstaunt über die lokalen Politikerkollegen.

Der hohe Besuch aus den Vereinigten Staaten war erstaunt über die lokalen Politikerkollegen.

Grabrede und Frisörmangel

Eine etwas verunglückte Grabrede (von Mathias Neigenfind) sowie die Beendigung des Frisörmangels in der Schloss-Stadt (Gina Meder und Regina Rothenberger) waren weitere Höhepunkte des Programms. Letzteres nicht zuletzt deswegen, weil aus einem normalen Frisörbesuch zwei Herren nach der „Maske“ zu Barack Obama und Donald Trump mutierten. Nachdem diese in einer Gaststätte am Marktplatz ein „Trump-Steak“ gegessen hatten, kehrte das Präsidentenduo (Thomas Meder und Sven Neußer) auf die Bühne zurück. Mittels Tageszeitung zeigten sie sich verwundert über die Namen der hiesigen Bürgermeistergilde und deren Wirken. Dabei wurde festgestellt, dass der amtierende US-Präsident zwei Jahresgehälter aufwenden muss, will er den Eintritt für den Schillingsfürster Weihnachtsmarkt bezahlen. Ein weiteres Kuriosum: Der 45. Präsident der Verei­nigten Staaten trat jetzt in der 45. Session der Faschingshistorie auf.

Weitere begeisternde Einlagen legten das schrille Männer-Ballett in einer sehr eigenwilligen Interpretation des Märchens „Hänsel und Gretel“ sowie die beiden Bauarbeiter (Markus Löschel und Ralf Albig) hin. Letztere waren schon an der Entstehung von „Berlin 21“ sowie der „Stuttgarter Elbphilharmonie“ beteiligt und brachten ihre zweifelhaften Erfahrungen nun bei der Sanierung der „Villa Roth“ ein.

Mit der ihnen eigenen Situationskomik legten die beiden „Ur-Stupfler“ einen professionellen Auftritt hin. Dieser blieb dem „Hausmeister“ Christoph Maul vorerst versagt, war er doch bei anderen Faschingsveranstaltungen im Einsatz und steigt erst später auf der Schillingsfürster Bühne ein. Abgerundet wurde das abwechslungsreiche und farbenfrohe Programm durch die „Stupfl-Moudeli“und die Gardemädchen sowie die „Stupfl-Mäschli“; alle musikalisch begleitet von Waldemar Haffner. hm

Weiter eine Erfolgsnummer

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Kneipenfestival brachte in seiner 12. Auflage erneut rund 2000 Besucher auf die Beine

ROTHENBURG – Rund 2000 Freunde der Live-Musik waren am Wochenende beim 12. Rothenburger Kneipenfestival unterwegs in den 14 beteiligten Lokalen. Manfred Metz zeigt sich von Seiten des Veranstalters Kammerspiele Ansbach unter dem Strich zufrieden.

Die „Smashed Potatoes“ sorgten in der „Molke“ für Stimmung und volle Tanzfläche. Foto: Weber

Die „Smashed Potatoes“ sorgten in der „Molke“ für Stimmung und volle Tanzfläche. Foto: Weber

Ein paar hundert Plätze wären zwar noch zu vergeben gewesen, räumt er ein. Aber das ändere nichts daran, dass das Rothenburger Kneipenfestival eine Erfolgsnummer sei und auch bleibe.

Auch 2018 werde es die Veranstaltung wieder geben an diesem letzten Samstag im Januar. Vielleicht schon Konkretes geplant? „Dafür ist es noch etwas früh,“ meint Manfred Metz.

Aus der Sicht der Rothenburger Polizei ist alles im wesentlichen ruhig verlaufen. Lediglich die eine oder andere Jacke sei zwischenzeitlich vermisst worden, dann aber wieder aufgetaucht. Auch von Unstimmigkeiten zwischen Autofahrern und Fußgängern ist die Rede.

Schmackhafte Symbiose

Zum ersten Mal Teil der Rothenburger Kneipentour war in diesem Jahr das „Café́ Lebenslust“, was sich am Abend schnell als eine kluge Entscheidung herausstellen sollte. Gemü̈tliches Ambiente ging gemeinsam mit dem energiegeladenen Auftritt von „Se Hazelnuts“ eine schmackhafte Symbiose ein, womit das Café́ seinem Namen alle Ehre machte. Wer sie noch nicht hatte, konnte sie an diesem Abend finden, seine Lust am Leben. Egal ob tanzender Besucher oder gemü̈tlicher Beobachter, Gunther, Olli und Matze alias „Se Hazelnuts“ sorgten an Bass, Gitarre und Schlagzeug unter anderem fü̈r herrlich rohen Rock‘n‘ Roll mit Elementen des Country. Auf Bombast und Perfektion verzichten die drei Musiker gerne, heißt es auf ihrer Homepage. Schwer zu glauben bei diesem Auftritt, der zumindest an diesem Ort und Abend ziemlich perfekt war.

„Se Hazelnuts“ machten dem Café Lebenslust alle Ehre.Foto: Götz

„Se Hazelnuts“ machten dem Café Lebenslust alle Ehre. Foto: Götz

Nur wenige Meter weiter war es die frä̈nkische Rock-Pop-Coverband „Sound Transit“, die die „Wuwi“ unter anderem mit ihren Interpretationen der Songs von Creedence Clearwater Revival, bis auf den letzten Platz fü̈llte. Sowohl englische als auch italienischsprachige Songs gehö̈rten zum Programm und machten dieses, gemeinsam mit teils hohem instrumentalen Niveau, zu einem mindestens guten. „Sound Transit“ lieferten eine tolle Show ab, immer versehen mit der nö̈tigen Leichtigkeit und einer sichtbaren Lust am Spielen.

Im Dideldum trat die Band „Rockwerk“ aus Uffenheim auf. Und auch das „Didel“ war Kneipenfestival-­typisch mehr als gut gefü̈llt. Aus der damit einhergehenden Wärme machte „Rockwerk“ Hitze. Mit ihren Covern aus dem Classic und Hard Rock entfü̈hrte die Band, gepaart mit dem Charme des „Dideldums“, fast ein wenig in eine vergangene Zeit. Was auch daran lag, dass die Rockwerk-Musiker ihrer eigenen Bandbeschreibung Folge leisteten. Kein Schnick-Schnack, keine große Show außen herum, keine bloße „Party-Maschine“. Einfach pure Rockmusik.

„Kein Kneipenfestival ohne Tim Brown“, hieß es im Vorfeld von Seiten der Festival-Veranstalter. Und so kam es, dass jener Tim Brown im „Pa Ba La Pub“ wieder das machen durfte, was er wohl am besten kann: Menschen unterhalten. Rock, Country, Oldies. Sein Repertoire ist endlos. Und zeitlos gut. Denn Tim Brown macht Spaß, sorgt fü̈r gute Laune und bringt fast jedem das Lächeln bei. Vielleicht ist das sogar sein grö̈ßtes Talent. Songs covern kö̈nnen viele, in seiner Art aber nur wenige.

Lieber bleiben

Bei den „Smashed Potatoes“ weiß man längst auch in Rothenburg, was man an ihnen hat. Sie gehören inzwischen zu den Stammgästen beim Kneipen-Festival. In der „Molke“ reißen sie das Publikum mit ihrem Markenzeichen richtiggehend mit: Gitarrensound der 90er Jahre und dem dazu gehörigen Indie-Rock. Red Hot Chili Peppers, Softcell und Co. lassen grüßen. Etliche, die sich bei den „Smashed Potatoes“ eingetanzt haben, bleiben ortstreu und verzichten gern auf das Wechselspiel, das für viele das Kneipenfestival eigentlich erst ausmacht.

Eine ordentliche Packung Karibik gibt in der „Rappenschmiede“ den Ton an. Chico Diaz spielt mit seinem Orquesta Salsaborrr auf und bringt die rustikale Hotelbar samt Publikum auf Temperatur. Der Sänger, Musiker und Komponist aus Puerto Rico hat ein Heimspiel und sorgt mit seinen Klängen aus Süd- und Mittelamerika für jede Menge Leben auf der Tanzfläche. Bei Salsa, Merengue, Cumbia, Bachata, Son Reggeton und Latin Pop geht die Post ab.

Aus dem Stand mitten ins Geschehen kommt im „Butz“ die Band „Die dreisten Drei“. Die erst vor kurzem gegründete Formation aus dem Nürnberger Raum springt kurzfristig für „The Beersteins“ ein, die an ihrem angestammten Platz aus Krankheitsgründen passen müssen. Mit ihren Potpourri der Hits aus den letzten 30 Jahren treffen Sasch Brandt, Mike Fix und Andreas Müller den Geschmack des Publikums und sorgten für Riesenstimmung.

Am liebsten gar nicht mehr aufhören soll „Stromsparplan“ im Landwehr-Bräu am Turm, so bringt die Band die Leute dort mit ihrem Mix aus Cover-Nummern und eigenen Songs zum Rocken. Trotz akustischer Instrumente geht es bei den Ingolstädtern fetzig zur Sache. Im Gepäck sind Folk-Rock-Nummern ebenso wie Gipsy-Swing und Rock’n’ Roll. Mit Cello, Mandoline, Banjo und Akkordeon verfügt die Formation über ein außergewöhnliches Instrumentarium und mit Sängerin Amelia Hansen über eine ausdrucksstarke Counttry-Stimme. Das Publikum verabschiedet die Band nur sehr ungern.

Aber gegen 1.30 Uhr lässt sich der Wechsel nicht mehr aufhalten im Landwehr-Bräu am Turm. DJ „Guggerson“, in Rothenburg und Umgebung bekannt durch Grenzkunst, Eulenflug und Co., übernimmt das Regiment. Er führt das Publikum bei der Nachparty auf eine Techno-Reise, die bis in die frühen Morgenstunden dauert und die jede Menge Körpereinsatz fordert. og/-ww-

Von Bienen und ihren Beuten

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Imkerverein konzipiert Ausstellung rund um die fleißigen Tierchen im Brunnenhausmuseum

SCHILLINGSFÜRST – Zwar sind sie nur wenige Millimeter groß, doch ohne sie wäre es um die Welternährung sehr schlecht bestellt – nicht nur weil Schleckermäuler dann auf ihren gold-gelben Frühstücksaufstrich verzichten müssten. Um die ökologische Bedeutung von Bienen und die Arbeitsteilung zwischen ihr und dem Menschen zu verdeutlichen, stellte der Imkerverein Schillingsfürst eine interessante Ausstellung auf die Beine, die im Brunnenhausmuseum der Schloss-Stadt untergebracht ist.

Vorsitzender Thomas Vogeltanz ist stolz auf die Gemeinschaftsleistung des Imkervereins. Foto: Scheuenstuhl

Vorsitzender Thomas Vogeltanz ist stolz auf die Gemeinschaftsleistung des Imkervereins. Foto: Scheuenstuhl

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Dieses Zitat wird niemand geringerem als Albert Einstein zugeschrieben. Oder wie es Thomas Vogeltanz ausdrückt: „Honig kann man importieren, die Bestäubungsleistung der Bienen aber nicht.“ Der junge Familienvater ist Ers-ter Vorsitzender des Imkervereins Schillingsfürst und bereits in dritter Generation Imker.

Letztes Jahr hat der Imkerverein auf seiner Jahreshauptversammlung beschlossen, seinen Bestand an historischen Beuten und Imkerei-Betriebsmit- teln wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bislang waren diese beim Fürsten eingelagert. Die Gespräche mit den Verantwortlichen des Vereins für Tourismus und Heimatpflege, die für das Brunnenhaus zuständig sind, beschreibt Thomas Vogeltanz als sehr positiv. Fritz Fohrer und Heidemarie Haller haben das museale Anliegen des Imkereivereins von Anfang an begleitet und unterstützt.

Einiges angesammelt

Der Imkerverein wurde 1878 gegründet und da habe sich so einiges im Laufe der Zeit angesammelt, erzählt der Vorsitzende. Um den Museumsraum im obersten Stock des Wasserturms am Brunnenhausmuseum ordentlich zu bestücken, galt es deshalb auszusortieren. Gerätschaften, an denen der Zahn der Zeit arg genagt hatte, schafften es nicht auf die Umzugsliste. Letztlich kamen aber immerhin rund 25 Exponate für die Ausstellung zusammen, die auch tatsächlich einst in Gebrauch waren.

„Auf manchem Dachboden würde sich aber bestimmt noch etwas finden“, meint Kurt Schubert, Schriftführer im Imkerverein. An besonderen Gegenständen aus der Imkerei, etwa mit historischem Wert, sei man grundsätzlich interessiert. Bei dem „sehr anstrengenden“ Umzug der Exponate – es ging dabei ja immerhin mehrere Male in den obersten Stock des Turms – habe sich der „Mannschaftsgeist des Imkervereins“ gezeigt, erklärt Thomas Vogeltanz stolz.

Aus slowenischem Sprachraum

Mit dem Museum möchte der Verein zum einen die Biene und das Imkern der Öffentlichkeit näherbringen. Angefangen etwa bei der Klotzbeute, die dazu diente, die in hohlen Baumstämmen wohnenden Bienen näher zum Menschen zu holen, über die Strohbeute bis hin zur heutigen Magazinbeute gibt die Ausstellung Einblicke in die Entwicklung der Bezie­hung zwischen Mensch und Imme über die Jahrhunderte hinweg. Mit dem sogenannten Krainer Bauernstock kann das Museum darüber hinaus auch mit einem Imkerei-Schmankerl aus dem slowenischen Sprachraum aufwarten.

Thematisiert wird aber auch das einst hohe gesellschaftliche Ansehen der Zeidler, durch ihr erhellendes Wachsprodukt in den einst stromlosen Zeiten. Zum anderen zielen die Exponate und Informationstafeln darauf ab, das Allgemeinwissen über das Wesen der Biene und die heutige Imkerei zu festigen. Wie eingangs schon erwähnt, kommt dem schwarz-gelben Hautflügler eine enorme ökologische Bedeutung zu. Man schätzt, so Thomas Vogeltanz, dass die Erträge im Obstanbau bis zu 60 Prozent durch die Bienenbestäubung verbessert werden. Und auch auf die Landwirtschaft, etwa im Rapsanbau, wirkt sich die Arbeit der Bienen positiv aus, fügt Kurt Schubert hinzu.

Norbert Hauer, Vorsitzender des Kreisimkerverbands Ansbach, Andreas Schurz, Vorsitzender des Dombühler Imkervereins, Bürgermeister Michael Trzybinski und weitere geladene Gäste durften sich bei einer Eröffnung bereits im Museum umschauen. Besucher müssen sich allerdings bis zum April gedulden, wenn die offizielle Museumssaison beginnt. Dann können auch die Imkerei-Exponate zu den Öffnungszeiten des Brunnenhausmuseums (dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie am Wochenende und am Feiertag von 13 bis 18 Uhr) begutachtet werden.

Der Kreisimkerverband Ansbach ist nach München und Passau der drittgrößte in Bayern. Die Schillingsfürs-ter Imker tragen 32 Mitglieder dazu bei. Der typische Imkereieinsteiger ist Mitte 30, hat vor kurzem eine Familie gegründet und sucht ein neues Hobby, erzählt Thomas Vogeltanz, der selbst erst vor einiger Zeit vom Motorradfahren auf die Honigproduktion umsattelte. Wie viele andere, die in vorgerücktem Alter zur Imkerei finden, fragt er sich mittlerweile, warum er nicht schon früher mit der Imkerei begonnen hat.

Zwar ist die Imkerei je nach Anzahl der Bienenvölker eine recht zeitintensive Freizeitaktivität, bei der man genau und gewissenhaft sein muss, aber mit der steten Beschäftigung wachse die Faszination für die Bienen und die Natur von alleine. „Ein Imker lernt ein Leben lang“, unterstreicht Thomas Vogeltanz. Trotz allen Wissens sind und bleiben die Bienen immer wilde Tiere. mes

Feinsinn für Romantik

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Ansbacher Kammerorchester in der Reichsstadthalle

ROTHENBURG – Lebensfrohes „Schwanensee“, beseelte Stimmbrillanz und ein fesselnder Schumann: Das „Konzert zum Neuen Jahr“ besaß mehr denn je, was großartige Sinfonik ausmachen kann. Mit seinem Gastspiel (heuer erstmals vollständig unter dem Dach des städtischen Kulturprogramms) unterstrich das Ansbacher Kammerorchester ein weiteres Mal, wie souverän es sich auf Augenhöhe zum traditionellen Rothenburger „Meisterkonzert“ bewegt.

Blumen und Jubel: Vokalsolistin Martha Luise Jordan und Dirigent Andreas Weiss.Foto: Düll

Blumen und Jubel: Vokalsolistin Martha Luise Jordan und Dirigent Andreas Weiss. Foto: Düll

Schön auch: Was theoretisch betrachtet eher unwahrscheinlich klingt, das funktioniert in der Praxis offenbar: Zwei große Klassikkonzerte im kleinen Rothenburg im knappen Zweimonatsabstand. Die Reichstadthalle war erfreulich gut mit Besuchern gefüllt, als das Ansbacher Ensemble, jene hochleistungsfähige Kombination aus Berufsmusikern und erfahrenen Laien, am Nachabend zu seinem traditionellen Ansbacher Auftritt russisch bis rheinische Romantik auch ob die Tauber trug.

Dabei verwöhnten sie das Ohr vom ersten Takt an mit Orchesterklang, Hingabe und Gestaltunsgkraft. Pjotr Tschaikowskijs Schwanensee-Suite hört man oft, doch selten so subtil und lebendig aus seinen hinreißenden Details heraus entfaltet. Atmosphärisch bezaubernd ließ das Orchester unter der Leitung Andreas Weiss’ den Ton-Esprit dieses Konzertsaal-Evergreens ­strö­men. Obgleich „nur“ eine Auswahl zu hören war, wirkte es wie ein großes Ganzes.

Nicht nur hier begeisterte das Orchester mit bruchloser Spannweite von kammerorchestraler Intimität bis zum expressiven Forte. Auch bei Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ machten diese Tugenden das Ensemble zum Liedbegleiter par excellence.

Feinsinnig sekundiert vom Orchester gelang der Nürnberger Sängerin Martha Luise Jordan ein fesselnder Vortrag. Mit ihrem Mezzosopran von tiefer Strahlkraft und großer Stimmmacht bis in wunderbare Höhen entfesselte und durchdrang sie die zwischen düster und hell flackernde romantische Magie dieses einzigartigen Werkes. Die Auswahl reichte vom lyrischen, kunstliedhaften „Wenn mein Schatz Hochzeit macht“ mit seinem liebenswürdig einprägsamen Stirn­motiv bis hin zum wagnerisch furios donnernden und dabei von Orchester und Solistin differenziert gedeuteteten „Ich hab’ ein glühend Messer“.

Mitreißend auch die Eingeschworenheit und die Spielintelligenz, mit denen das Orchester unter Andreas Weiss nach der Pause eine echte Herausforderung meisterte. Robert Schumanns Sinfonie in Es-Dur, die so genannte „Rheinische“, ist für jedes Orchester schwer zu stemmen. Nur der lebenskräftige Elan und die scharfe Kontur des ersten Satzes wirken noch „dankbar“. Danach aber legt das Werk dem Interpreten den Kampf mit den unterschwellig rumorenden Zerreißkräften auf. In ihrem Trubel wirken insbesondere das Finale, aber auch die feierliche Pathetik des dritten Satzes wie eine Flucht nach vorne vor inneren Spannungen, die den kreativen Prozess eher hemmen denn beflügeln. Nichtsdestotrotz gelang es dem Ansbacher Kammerorchester jenes zu wecken, was diese Sinfonie eben auch birgt: feinnervig geniale Musik.

Nicht nur dafür drückte sich nach dem Schlussakkord jubelnde Begeisterung im lang anhaltenden Applaus aus. Das Orchester bedankte sich mit einer Zugabe, die ­– ebenfalls angenehm frisch in der Art – den Kreis zum Anfang schloss: der ebenso herzlich wie glänzend dar­gebotene „Ungarische Tanz“ aus Tschaikowskijs Schwanensee-Suite. hd

Einsparung dank Kirchenfusion

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Ehepaar Röhlin begeistert mit Luther-Kabarett samt Rap-Einlage im Wildbad

ROTHENBURG  – Im Wildbad konnte man kürzlich einen etwas anderen Beitrag zum großen Reformationsjubiläum in diesem Jahr erleben: Dr. Karl-Heinz Röhlin und seine Frau Ruth unterhielten bei „Alles in Luther“ etwa 200 Zuschauer mit einer 90-minütigen Kabarettveranstaltung, die die Reformationsgeschichte zum Schwerpunkt hatte.

Ein Stückchen Luther für jeden: Ehepaar Röhlin nehmen den Reformator-Hype auf die Schippe. Foto: Castelo

Ein Stückchen Luther für jeden: Ehepaar Röhlin nehmen den Reformator-Hype auf die Schippe. Foto: Castelo

Die Röhlins als Akteure der Agentur „Reformation power“ wissen, wie man die „Luther-Aktie“ in immer weitere Höhen treibt: Mit zielgerichtetem Merchandising, Reliquien und der „Church Media Control“ für den Buchmarkt sind sie mit der ganzen Bandbreite der Möglichkeiten für den Markt gewappnet. Seit mittlerweile zwei Jahren ist das Ehepaar mit dem Programm vor allem in Bayern unterwegs. Erfahrung in der Kleinkunst haben sie schon seit längerem, unter anderem durch das Kabarett „Die Franken sind wunderbar“ und mehrere fränkische Mundart-Bücher.

Dr. Karl-Heinz Röhlin, ehemaliger Regionalbischof in Nürnberg und Landjugendpfarrer in Pappenheim, hat ein sehr abwechslungsreiches Werk zur „Bewusstseinserheiterung“ zusammengestellt. Er beleuchtet amüsant die Jahre 1517 bis 1525 sehr bildreich mit hoher Detailtiefe, singt Lutherzitate im gregorianischen Stil und stellt seine Version der Erbsündentheorie vor.

Der Bezug in die Gegenwart wird häufig hergestellt, gerne auch mit zeitgenössischer Musik zum Beispiel von Paul Simon, ABBA oder Drafi Deutscher. Die Fusion der Kirchen erachten die Röhlins als überlebensnotwendig, die bekannte Beratungsgesellschaft McKinsey habe hier ein Einsparpotential von drei Milliarden Euro ermittelt. Außerdem wäre die Kirche doch viel attraktiver, wenn Sportreporter künftig Gottesdienste moderieren würden.

Ausflüge in die aktuelle Kirchenpolitik werden ebenso unternommen wie der Vorschlag einer Alternative zur Kirchenfusionshymne von Helene Fischer. Das neu entdeckte Tagebuch der Katharina von Bora wurde verlesen sowie Liebesbriefe, die sich Luther und seine Gattin wohl geschrieben haben könnten. Auch die Luther-Jubiliäums-Aktionen wurden aufs Korn genommen, wenn deren besondere Beiträge Erwähnung finden. Auf die Spitze treibt dies der Luther-Rap, zu dem das gesamte Publikum im Rahmen der Zugabe den Rhythmus beisteuerte.

Ruth Röhlin, Religionslehrerin und Seelsorgerin, begleitete das Kabarett musikalisch am Flügel. Sie übersetzte frei diverse Reden, die ihr Mann in der Rolle verschiedener Persönlichkeiten auf Latein oder Italienisch hielt und unterstützte den großen Luther-Test, bei dem man am Ende das „Luther-Certificate“ erhielt, die Berechtigung, alle Gottesdienste zu besuchen – auch die katholischen. cas


Polizei zeigt unübersehbar Präsenz

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Hinter der auffälligen Farbgestaltung steckt modernes Material, Technik und Innovation

ROTHENBURG – Die Rothenburger Polizei bekommt im Zuge der bayernweiten Neuausstattung eine hochmoderne Fahrzeugflotte. Der erste Dienstwagen im neuen blauen Design ist ab sofort im Schichtdienst im Einsatz. Die passenden blauen Uniformen lassen noch auf sich warten. Bis Mitte 2018 sollen die rund fünfzig Ordnungshüter der Dienststelle neu ausstaffiert sein.

Neues Fahrzeug, alte Uniform: Polizeichef Stefan Schuster (li) und Kollege Christian Kahr. Foto: Schäfer

Neues Fahrzeug, alte Uniform: Polizeichef Stefan Schuster (li) und Kollege Christian Kahr. Foto: Schäfer

Noch tragen Polizeichef Stefan Schuster und seine Kollegen die alte gelb-grüne Uniform. Die neue Kollektion in dunkelbau mit goldenen Sternen auf den Schultern und hellblauen Streifen an den Hosenseiten orientiert sich an modernen Standards in Qualität und Funktion. Sie besteht aus wind- und wasserdichten Ma­teria­lien und reflektierenden Elementen, die bei Tag und Nacht auffallen, um im Straßenverkehr und bei Hilfseinsätzen besser wahrgenommen zu werden.

Die neuen Einsatzfahrzeuge werden im Rahmen des Leasingverfahrens nach und nach ausgetauscht, so dass die alten grünen Polizeiautos aus dem Stadtbild verschwinden. Bei der Vorstellung des hochmotorisierten BMW-Modells der 5er Reihe auf dem Marktplatz mit städtischer Genehmigung, äußerte sich der Inspektionsleiter dankbar über die Investition des Freistaates in die moderne Arbeitsausstattung. Die Aufgaben der Polizei sind gewachsen: aufgrund der zunehmenden Mobilität der Gesellschaft und als staatliche Sicherheitsbehörde zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

Die neueste Generation der Einsatzfahrzeuge ist mit vielen Finessen ausgestattet. Statt Blaulicht sind LED-Leuchten angesagt. Sie stecken in einer Sondersignalanlage, die sich auf Tag- und Nachtbetrieb umschalten lässt. Sie kann nach vorne und hinten aktiviert werden für bessere Lichtbedingungen im Dunkeln. Ein Hochleistungsblitzer strahlt nach vorn.

Zur Verbesserung der Sicherheit und Erkennbarkeit der Polizeiautos bei Tag und Nacht, etwa bei der Absicherung von Einsatz- und Unfallstellen auf der Autobahn und Landstraßen, tragen die auffällige Kontrastfarbgebung silber-blau bei, neben reflektierenden Elementen an Fahrzeugseiten und Heck zusätzlich zu den neongelben Streifen. Zur Ausstattung gehören aktuellste Insassensicherheitssysteme und neueste Navigations- und Digitalfunktechnik.

Im Kofferraum lagert das notwendige Einsatzmaterial: vom Erste-Hilfe-Koffer über Leitkegel und Warntafeln zur Markierung und Absperrung bis zum Kehrbesen. Für die Bürger ist die optische Neuerung der Polizei eher zweitrangig: Hauptsache die Hilfe kommt schnell. sis

Ein Leben für die Musik

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Helmut Weigel, Initiator der Rothenburger Meisterkonzerte, wird heute 100 Jahre alt

ROTHENBURG – Nur sehr wenigen Menschen ist dieser besondere Jubeltag vergönnt: Musikdirektor Helmut Weigel hingegen kann sein heutiges 100. Wiegenfest sogar bei geistiger Frische und zufriedenstellender Gesundheit feiern. Zehn Jahrzehnte voller Musik und Glück liegen hinter ihm. Mit Blick auf diese Zeit sagt er: „Ich bereue nichts.“

Das Klavier ist auch heute noch ein treuer Begleiter für Musikdirektor Helmut Weigel. Foto: Scheuenstuhl

Das Klavier ist auch heute noch ein treuer Begleiter für Musikdirektor Helmut Weigel. Foto: Scheuenstuhl

100 Jahre seien schon „eine ganze Ecke“, schmunzelt der Jubilar und freut sich dabei über die in Erfüllung gegangene Voraussage seines Arztes. Denn dieser hatte ihm bereits zu seinem 90. Geburtstag attestiert: „Die nächsten zehn Jahre sind gesichert.“ Seinen Jubeltag begeht der Träger des Bundesverdienstkreuzes für besondere Kreativität mit zahlreichen Freunden und Weggefährten aus Rothenburg und aus Heidenheim, wo er über 21 Jahre hinweg seine „künstlerische Blütezeit“ als Orchester- und Opernchef erlebte. Die heutige Feier werde deshalb sehr wahrscheinlich auch musikalisch geprägt sein, vermutet Helmut Weigel. Ein Vorteil des Alters ist eben, dass man sich um die Organisation seiner Geburtstagsfeier nicht mehr selbst kümmern muss.

Schon früh kam der „Pultlöwe“, wie er in der Presse oft bezeichnet wurde, mit Musik in Berührung. Mit drei Jahren entdeckte er die Mundharmonika für sich, „vielleicht schon ein ursprüngliches Symptom meiner späteren Ambitionen zum Kapellmeister“, scherzt er. Die Mutter, eine Lehrerin, spielte Klavier und unterrichtete ihren Sohn darin ab dem fünften Lebensjahr, der Vater war Organist. Mit acht Jahren bekam Helmut Weigel Violinunterricht. 1928 musste er seinen Heimatort Wilhermsdorf verlassen, weil seine Mutter nach Rothenburg versetzt wurde.

Nach dem Abitur studierte er von 1934 bis 1938 am Staatskonservatorium Würzburg, wo er bereits mit 18 Jahren im Hauptfach Klavier die Musiklehrerprüfung ablegte. Sein zweites Hauptfach war Flöte, das Nebenfach Violine. Besonders gerne erinnert er sich an die alljährlichen Mozartfeste in der Main-Metropole. Im Mai 1938 debütierte er schließlich als Solist mit dem Konzertstück „Rondo brillant“ op. 62 für Klavier von Carl Maria von Weber.

Militärdienst ab 1939

Die Weltpolitik holte bald auch den jungen Musiker in Mittelfranken ein. So begann im April 1939 seine Militärdienstpflicht beim Musikkorps in Bayreuth, die schließlich zum Kriegsdienst als Militärmusiker und Luftbeobachter in Polen, Frankreich, dem Balkan und Russland führte.

Zwar wurde er während der Besatzungszeit in Bordeaux mit „nahezu 50 Theateraufführungen beschenkt“ und in Agram (früherer deutscher Name für Zagreb) konnte er seine Studien fortsetzen, wodurch er infolge „besonderer Qualifikationen“ für ein Hochschulstudium in Berlin freigestellt wurde (Staatsexamen 1944). Doch dies sollte nur ein kurzes Intermezzo abseits der Kampfhandlungen werden. Denn mit der Proklamierung des „totalen Krieges“ wurde er erneut an die Front gerufen, wo er dann im April 1945 in russische Gefangenschaft geriet.

Aber selbst dort scheint Helmut Weigel der Musikgott oder zumindest ein sehr musikbegeisterter Schutzengel gewogen gewesen zu sein. Durch ein Vorspiel bei den Offizieren bis drei Uhr morgens wurde er in den persönlichen Stab des Kommandanten Cassian aufgenommen. In der Ulanen-Kaserne in Fürstenwalde durfte er sich sogar ein Zimmer mit Flügel „mieten“, gekennzeichnet mit „Kapellmeister Weigel“, und er bekam dort den Auftrag, ein Orchester aufzubauen.

Vier Fahrten per Pferdekutsche nach Berlin waren nötig, um das letztlich 98-köpfige Orchester mit Ins-trumenten auszustatten. Tägliche Konzerte im Offiziers-Casino, zwei bis drei mal pro Woche im Musikpavillon oder anderen Einrichtungen standen auf dem Musik-Programm. „Und was keiner für möglich hielt, passierte nach sechs Monaten“, erinnert sich Helmut Weigel an die Entlassung des gesamten Orchesters 1945 in die Heimat – „ein unbeschreiblich erhebendes Gefühl“ für den damals 28-Jährigen.

Zurück in Rothenburg absolvierte er sein erstes Konzert bereits im Dezember mit der Sopranistin Brunhild Feige zugunsten des Wiederaufbaus der Tauberstadt. Helmut Weigel ist ein Mann der Tat und so folgte die Gründung eines privaten Konzertorchesters mit Berufsmusikern auf dem Fuße, das von der Operettenbühne „Komödie München“ unter Vertrag genommen wurde.

Ab 1950 konzertierte er auch regelmäßig mit der Breslauer Sopranistin Jolanthe Hielscher, seiner späteren Frau. Einer seiner hochrangigsten Zuhörer war 1953 Prinz Abdul Al Faisal aus Saudi-Arabien, dem Helmut Weigel mit seinen Musikern die „Sheherazade“ von Rimskij-Korsakow im „Eisenhut“ zu Gehör brachte. Zwei Jahre später folgte er Musikdirektor Georg Streckfuß im Amt des Städtischen Kapellmeisters.

Zum Festakt der 550-Jahrfeier für Heinrich Toppler 1958 schrieb Helmut Weigel die Chor-Fantasie „Toppler-Fanfare – Hymnus und Siegeszug“. Die Uraufführung war sein letztes Dirigat als Städtischer Kapellmeister in Rothenburg. Die nächsten sechs Jahre wirkte er als Städtischer Musikdirektor in Radolfzell. Trotz wie gewohnt per­manenter musikalischer Umtriebigkeit am Bodensee, sollte seine „künstlerische Blütezeit“ erst 1964 mit dem Wechsel nach Heidenheim als Musikdirektor des Städtischen Orchesters und Chefdirigent des Schwäbisch-Fränkischen Symphonieorches­ters beginnen.

„Bleibendes geschaffen“

„Hier war es mir möglich, meine schlummernden Ideen kreativ umzusetzen“, erzählt er. Unter anderem ini­tiierte er die Sommerfestspiele „Heidenheimer Musiktheater – Sommer-serenade“. Und auch von offizieller Seite wurde sein außergewöhnliches Engagement gewürdigt. So verabschiedete ihn der Oberbürgermeister mit den Worten: „Sie haben für das kulturelle Leben Heidenheims Bleibendes geschaffen“. Sein nächstes Ziel: die Heimat. 1986 gelang es seinen Freunden Fritz Gehringer und Othmar Richter ihn und seine Frau zurück in die Tauberstadt zu holen.

14 Jahre lang war Helmut Weigel Musikchef der von ihm gegründeten Meisterkonzerte. Foto: privat

14 Jahre lang war Helmut Weigel Musikchef der von ihm gegründeten Meisterkonzerte. Foto: privat

Mit 71 Jahren noch agil wie eh und je schlug Helmut Weigel Oberbürgermeister Herbert Hachtel die Gründung der „Rothenburger Meisterkonzerte“ vor. Dank eines Sponsors konnte zwei Jahre später die Reihe in der Reichsstadthalle aus der Taufe gehoben werden. 14 Jahre lang war er für die exklusiven Konzerte mit hervorragenden Kulturorchestern und Solisten, bei denen Großwerke der Klassik und der Romantik sowie auch Eigenkompositionen aufgeführt wurden, verantwortlich. 2002, im Alter von immerhin 85 Jahren gab er den Dirigentenstab an Gerd Wachowski weiter.

Dass sein musikalisches Kind mittlerweile nur noch alle zwei Jahre ins Rampenlicht gerückt wird, findet Helmut Weigel, der immer noch aufmerksam die Rothenburger Musikszene verfolgt, schade. Er bekommt regelmäßig Besuch von einstigen Weggefährten und Schülern, die ihn auch um musikalischen Rat fragen.

Der 100-Jährige ist sich sicher, dass die Musik ihn jung gehalten hat. Bis heute setzt er sich ans Klavier und spielt je nach Stimmung. Den Menschen und Musiker Helmut Weigel beschreibt wohl am treffendsten seine Maxime, die ihn als Dirigent anleitete: „Es muss sich im Orchester etwas rühren, damit der Funke überspringt und meine Hörer erreicht. Ich habe dies in meinem Leben erreicht und dafür danke ich Gott und meiner Frau.“ mes

Probleme offen ansprechen

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„Runder Tisch“ zur momentanen Ausbildungssituation in der Gastronomie

ROTHENBURG – Am „Runden Tisch“ trafen sich ausbildende Gastronomen und Lehrkräfte, um über die Ausbildungssituation bei den Köchen, Hotelfachkräften und Systemgastronomen zu diskutieren. Das duale System, so Berufsschuleiter Dr. Friedhard Nichterlein, sei der Kern der Ausbildung und einer überaus erfolgreichen Wirtschaft in Bayern.

In großer Runde wurden wichtige Themen der Gastronomie-Ausbildung angesprochen. Foto: Schwand

In großer Runde wurden wichtige Themen der Gastronomie-Ausbildung angesprochen. Foto: Schwand

Allerdings, so Abteilungsleiterin Maria Middendorf, seien die Schülerzahlen im Bereich der Gastronomie rückläufig. Vor allem habe auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe stark abgenommen. Im Jahr 2011 hätten im Einzugsbereich der Berufsschule Rothenburg-Dinkelsbühl noch 110 Betriebe Lehrlinge ausgebildet, aktuell sind es nur noch 62. Derzeit werden am hiesigen beruflichen Bildungszentrum 79 Köche, 120 Hotelfachleute, sechs Restaurantfachleute und eine Fachkraft im Gastgewerbe unterrichtet. Die diesjährigen Winterprüflinge waren äußerst erfolgreich: Alle Köche und Hotelfachkräfte habe ihre theoretische Abschlussprüfung bestanden.

Die Lehrerkräfte stünden derzeit vor besonders großen Herausforderungen, so Andreas Bonk, Fachbereichsleiter der Köche: Die Vorbildung und die Sprachkompetenz der Schüler könnte unterschiedlicher nicht sein. In einer Eingangsklasse sitzen ein fertiger Wirtschaftsinformatiker und ein Flüchtling aus Bangladesch mit nur geringen Deutschkenntnissen nebeneinander. Die Prüfungsanforderungen wollen beide bewältigen und die Lehrkräfte müssten Wege finden, die beide fordern und fördern, also für beide zielführend sind.

Bernhard Essel von der Industrie- und Handelskammer Nürnberg dankte der Schule für die Austauschplattform „Runder Tisch“ und die Dialogbereitschaft der Anwesenden, bedauerte jedoch, dass nur zehn Betriebe der Einladung gefolgt sind. Während bei den kaufmännischen Berufen ein Rückgang zu verzeichnen ist, bei den Bankkaufleuten sogar um 10 Prozent, sei die Tendenz bei den Gastronomieberufen nach einem 8-jährigen permanenten Rückgang wieder leicht steigend: Bei den Hotelfachleuten seien 0,6 Prozent mehr Ausbildungsverträge bei der IHK eingetragen worden.

Die Gründe für den Rückgang lägen klar auf der Hand: Die Bezahlung sei bescheiden, aber den jungen Menschen fehle es vor allem an Wertschätzung durch die Arbeitgeber. Auch der oft „ruppige Umgangston“, so Essel, belaste die jungen Menschen, so dass viele die Ausbildung abbrechen oder nach der Ausbildung in eine andere Branche wechseln.

Im Plenum war zu hören, dass es Betriebe gibt, die den Auszubildenden Essensgeld abziehen, obwohl sie den Blockunterricht in der Berufsschule besuchen oder dass gesetzliche Feiertage nicht ausgeglichen werden, ganz zu schweigen von den vielen unbezahlten Überstunden, die Lehrlinge zu leisten hätten. Die Branche leidet sehr darunter, dass sie sich konsequent einen schlechten Ruf erarbeitet habe. Jetzt müsse man innovativ sein, um Auszubildende zu finden und zu fördern. Essel forderte dazu auf, wertschätzend mit den jungen Menschen umzugehen, er sei jederzeit gesprächs- und beratungsbereit.

Umdenken bei Ausbilder

Tatsächlich denken viele Ausbilder um: „Wenn ich in Rothenburg einen Azubi beschäftigen möchte, muss ich ihm bei der Wohnungssuche behilflich sein und ihm auch ansonsten etwas bieten“, war aus dem Hotel Eisenhut zu hören. Das kann ein Benzingutschein sein, ein gemeinsames Abendessen mit allen Azubis in der „ruhigeren Zeit“, regelmäßige Treffen mit Rückmeldung für den Lehrling, fachliche Schulungen und Seminare organisiert durch den Betrieb, Anregungen zur persönlichen oder gemeinsamen Freizeitgestaltung, kostenlose Verpflegung im Betrieb, Rücksichtnahme bei der Dienstplangestaltung, eine finanzielle Wertschätzung nach einem Großereignis.

Heftig diskutiert wurde auch die Abschlussprüfung: Hotelier Klaus Sackenreuther bildet seit Jahren junge Menschen mit Migrationshintergrund aus und fördert diese auch im sprachlichen Bereich. Allerdings scheitert das Bestehen der Prüfung oft an der sprachlichen Kompetenz. Hier wünscht sich Sackenreuther mehr Unterstützung durch externe berufliche Träger, wie die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (BFZ). Auch gebe es hohe bürokratische Hürden, den Aufenthaltsstatus der Einzelnen betreffend.

Immer mehr Auszubildende kommen aus dem europäischen Raum, überwiegend aus Ländern mit hoher Jugendarbeitslosigkeit wie Spanien, Portugal oder Griechenland. Viele dieser angehenden Hotelfachleute haben Abitur oder sogar ein abgeschlossenes Studium und finden in ihrer Heimat keine Arbeit. Sie zeichnen sich aus durch großen Fleiß und Lernwillen. Allerdings scheitern auch sie oft an der Abschlussprüfung. Die Schüler dürfen in der Prüfung zwar ein Wörterbuch benutzen, doch das kostet Zeit. Eine Verlängerung der Prüfungszeit gibt es jedoch für diese Schüler nicht, so dass sie oft einfach nicht fertig werden. Dies spricht sich in Zeiten einer digitalisierten Welt auch in deren Heimatländer herum, so dass die Motivation, in Deutschland eine Ausbildung im Hotelbereich zu absolvieren, sinkt.

Drei Vorschläge wurden Bernhard Essel mit auf den Weg gegeben: zum einen die Verlängerung der Prüfungszeit, zum anderen neben der Aufgabenstellung in Deutsch diese auch in der Heimatsprache zu formulieren und die Sprachebene dahingehend zu optimieren, dass jeder Prüfling diese verstehen kann. Der qualitative Anspruch der Prüfung darf dadurch jedoch nicht verändert werden.

Auch sollten sich die Ausbildungsbetriebe überlegen, sprach- und leistungsschwächeren Schülern zunächst die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe anzubieten: ein drittes Jahr zur Hotelfach- oder Restaurantfachkraft lässt sich problemlos anschließen.

Mit großem Eifer dabei

Dies könnte auch für die be­rufsschulpflichtigen Asylanten und Flüchtlinge eine Option sein, die derzeit in die Gastronomieberufe an der Berufsschule „hineinschnuppern“ und mit großem Eifer bei der Sache sind. Derzeit werden diese Schüler in fünf Klassen unterrichtet, eine weitere Klasse wird im zweiten Halbjahr eingerichtet.

Auszubildende, die eine dreijährige Lehre in Deutschland erfolgreich absolvieren, werden nach dem Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen auf der Niveaustufe 4 eingestuft, das entspricht im Bereich der Allgemeinbildung der Hochschulreife. Sollten sie sich zu Restaurant- oder Küchenmeister beziehungsweise zum Betriebswirt weiterqualifizieren, klettern sie auf der achtstufigen Skala auf die Niveaustufe 6, das entspricht dem Bachelor­niveau und erlaubt einen uneingeschränkten Hochschulzugang für alle Studiengänge. sw

Sorgen um die Rothenburger Klinik

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Förderverein „Mediroth“ und Seniorenbeirat fürchten Einschnitte wegen ANregiomed-Krise

ROTHENBURG – Als einzige Klinik im krisengeschüttelten Verbund ANregiomed schreibt das Rothenburger Krankenhaus derzeit schwarze Zahlen. Keinerlei Grund, sich um die Einrichtung Sorgen zu machen? Von wegen, meinen Hans-Peter Nitt, Vorsitzender des Fördervereins „Mediroth“, und Dr. Paul Kerscher, Beiratsmitglied im Förderverein „Mediroth“ und Vorsitzender des Seniorenbeirats, früher 23 Jahre lang Chefarzt an der Rothenburger Klinik. In den letzten Jahren sei das Krankenhaus in der Tauberstadt schon empfindlich zur Ader gelassen worden und es sollen noch weitere Einschnitte folgen. „Mediroth“ und Seniorenbeirat nehmen sich des Themas an.

Hans-Peter Nitt (links) und Dr. Paul Kerscher: Eintreten für Klinik Rothenburg. Foto: Weber

Hans-Peter Nitt (links) und Dr. Paul Kerscher: Eintreten für Klinik Rothenburg. Foto: Weber

Mit großer Besorgnis werde die Entwicklung von ANregiomed verfolgt, betont Fördervereins-Vorsitzender Hans-Peter Nitt. Auch der Vorstand des Fördervereins sei schockiert über das riesige Defizit und frage sich, wie es finanziell weitergehen soll. Noch stehe „unser Krankenhaus“ gut da. Doch es gebe allen Anlass, sich Gedanken zu machen. Was dort schon seit Jahren im Gang sei, beziehungsweise was noch an Schritten geplant sei zur Umverteilung im Klinikverbund, wirke sich alles andere als positiv aus auf die Zukunft des Rothenburger Krankenhauses. Hans-Peter Nitt und Dr. Paul Kerscher zeigen sich höchstbesorgt zur Zukunft der Klinik.

Sensibilisieren

Beim Gespräch (am Freitagvormittag) mit der Redaktion äußern sie wenig Verständnis dafür, dass der Rothenburger Stadtrat die Verabschiedung einer Resolution zum Erhalt der Klinik am Ort wegen angeblich fehlender Dringlichkeit auf die nächste Sitzung verschoben hat. Besonders enttäuschend nennt Dr. Kerscher hierzu die Haltung zweier Ärzte im Gremium. Jetzt gehe es nicht darum scharf zu machen, sondern zu sensibilisieren und zu informieren: „Keine Aufwiegelei. Aber wir leben in einer Demokratie und wollen aufgeklärt werden.“

Der Förderverein unter Hans-Peter Nitt wendet sich entschieden gegen den Abzug von derzeit bestehenden medizinischen Institutionen, die finanziell lukrativ sind, zum Beispiel der Endoprothetik (hier die Kniegelenksoperationen) und die Verlagerung nach Dinkelsbühl: „Diese Bereiche können dort jedoch nicht so funktionieren, da das entsprechende Umfeld und Patienten-Einzugsgebiet ganz anders ist. Viele Patienten gehen nach Aalen.“

Zweieinhalb Chefarztstellen sind in den letzten Jahren nicht mehr besetzt worden. Damit verbunden sei (ohne die Qualifikation der Oberärzte anzweifeln zu wollen) ein entsprechender Kompetenzverlust. Die Zuweisung durch die niedergelassenen Ärzte verringere sich. Die notwendigen Fallzahlen werden nicht mehr erreicht. Folge: Auch das Rothenburger Krankenhaus werde in den defizitären Strudel gezogen. Dinkelsbühl und vor allem Ansbach seien nicht „ausgelastet“. Dort gebe es zu wenig Zuweisungen von niedergelassenen Ärzten, weil der Ruf der Ärzte und Pfleger nicht gut sei.

Leitbild überflüssig

Rothenburg erreiche ständig neue Rekordzahlen: „Das heißt, das Ärzteteam harmoniert prächtig, das Pflegepersonal arbeitet am Limit. Viele Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger haben Hunderte von Überstunden. Doch niemand denkt daran, dem Rothenburger Pflegepersonal zu helfen.“ Den vielbeschworenen Synergie­effekt gebe es offensichtlich nur andersherum, auch wenn es in Ansbach ganz im Gegensatz zu Rothenburg an der Auslastung fehle.

Schlecht kommt die Idee weg, ein „Leitbild“ für ANregiomed erstellen zu wollen. Viel wichtiger wäre es, dem defizitären Rad „in die Speichen“ zu greifen, betont Nitt. Kein Bürger sehe derzeit die Notwendigkeit eines Leitbilds. Die beiden „Führungskräfte“ Jörg Reinhardt und Lars Bergmann werden nach seiner Überzeugung in nächster Zeit nichts bewirken. Überdies tragen sie seiner Ansicht nach auch mehr oder weniger Verantwortung für die derzeitige Situation. Jörg Reinhardt wurde bereits unter dem damaligen ANregiomed-Vorstand Dr. Goepfert angestellt.

Von echter Zusammenarbeit zwischen den Führungskräften im Verwaltungsrat, also Dr. Jürgen Ludwig und Ansbachs Oberbürgermeisterin Carda Seidel, könne nicht die Rede sein. Es werde eher gegeneinander als miteinander gearbeitet, was ANregiomed nicht zuträglich sei.

In einem offenen Brief wendet sich der Seniorenbeirat unter anderem an den Landrat, an die Verwaltungsräte, an Oberbürgermeister Walter Hartl und an den Stadtrat. „Die Vorgänge im Bereich des Verbundklinikums ANregiomed bewegen die Bevölkerung im Landkreis. Der Seniorenbeirat der Stadt Rothenburg hat die Zielsetzung, die Interessen der Rothenburger Senioren zu vertreten. Mit dem Krankenhaus Rothenburg haben wir eine wohnortnahe und gute Gesundheitsversorgung im stationären Sektor. Wie bekannt, macht dieses Krankenhaus kein Defizit. Wir Senioren haben allergrößtes Interesse, dass dies so erhalten wird.

Chefarztposten beschnitten

Können sich die Rothenburger nun aber wirklich sicher sein,dass dies so bleibt? Oder gibt es bereits Anzeichen, dass die Leitung der ANregiomed-Kliniken Schritte unternimmt, die auf eine Gefährdung des Standortes Rothenburg hinweisen? Das fragt der Seniorenbeirat in seinem Schreiben. Sorge bereite die Tatsache, dass im Rothenburger Krankenhaus derzeit von den bisher sechs Chefarztstellen nur noch dreieinhalb Stellen besetzt sind. Über 40 Prozent der Chefarztpositionen seien nach dem Ausscheiden ihrer Vorgänger abgeschafft worden.

„Es handelt sich um die Gastroenterologie und die Unfallchirurgie, die zum operativen Kerngeschäft jedes Krankenhauses dieser Größe und damit zur Basisversorgung unserer Bevölkerung gehören. Außerdem musste der Chefarzt der Kardiologie zusätzlich zu seinen hiesigen Aufgaben die Leitung der Kardiologie im Klinikum Ansbach übernehmen. Dies ist zweifellos eine Schwächung der ärztlichen Leitungsebene an unserem Krankenhaus. Verbunden damit besteht die Gefahr, dass der Status eines Akademischen Lehrkrankenhauses der Universität Würzburg entzogen wird!“

Es stelle sich die Frage, welche Überlegungen dahinter stehen, heißt es in dem offenen Brief: „Sind dies die ersten Schritte, um einen Abbau des Krankenhauses Rothenburg einzuleiten? Ist der Abbau weiterer Arztstellen geplant? Sollen Teile des Leistungsspektrums (wie zum Beispiel die Hüft- und Kniegelenks-Endoprothetik) in andere Häuser verlagert werden mit dem Ziel, dortige Defizite abzubauen? Ist die Teilversetzung von Privatdozent Dr. Wacker ein Hinweis auf eine Verlagerung der invasiven Kardiologie nach Ansbach?

Soll hier ein Szenario geschaffen werden, in dem durch weiteren Stellenabbau von nachgeordneten Ärzten und Pflegepersonal das Klinikum Rothenburg weiter geschwächt werden soll? Das muss aus der Sicht des Seniorenbeirats gefragt werden. Sollte sich das aber bestätigen, so führe dies zu einem Vertrauensverlust bei der Bevölkerung und den einweisenden Ärzten ins Krankenhaus Rothenburg und in der Folge zu einem Rückgang der Patientenzahlen und zum finanziellen Defizit.

Schleichend abbauen

„Wir wollen in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass eine Verlagerung von Teilen des hiesigen Leistungsspektrums an andere Kliniken nicht zwangsläufig zur erwünschten Umleitung der Patientenströme führt. Somit ist keineswegs sicher, dass durch diese Maßnahmen ein Defizit an den zu rettenden Kliniken abgebaut werden kann.“

Das Einzugsgebiet des Klinikums Rothenburg reiche weit in den Württemberger Raum hinein: „Diese Patienten werden mit Sicherheit nicht nach Ansbach kommen, sondern sich nach Crailsheim, Schwäbisch Hall oder Bad Mergentheim orientieren.“

Diese Überlegungen seien sicher nicht abwegig, da von Seiten der Politik das Klinikum Ansbach in jedem Fall gerettet werden wird. Soll deswegen das Klinikum Rothenburg schleichend abgebaut und ins Defizit getrieben werden, um es leichter schließen zu können? Diese Frage wird in dem offenen Brief in den Raum gestellt.

Mit Unterschriftenlisten

„Wir wollen diese berechtigten und in der Bevölkerung schon diskutierten Fragen als Seniorenbeirat hier bündeln und an Sie als verantwortliche Politiker weiterreichen. Wir fordern Sie auf, unsere Sorgen bezüglich des Klinikums Rothenburg ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um den Standort Rothenburg nicht nur zu erhalten, sondern auch weiter zu entwickeln.“ Unterzeichnet ist das Schreiben von Vorsitzendem Dr. Paul Kerscher und Dr. Rainer Hoffmann für den Seniorenbeirat.

Für Freitag, 10. Februar (Beginn 19 Uhr), lädt der Förderverein „Mediroth“ zum Informations- und Diskussionsabend „Unser Krankenhaus“ in den Saal des Hotels „Schranne“ ein. Unterzeichnet ist das Schreiben auch von der zweiten Vorsitzenden Jutta Striffler. Prinzipiell handelt es sich bei dem Abend um eine Mediroth-Veranstaltung, wie der Vorsitzende betont. Jedoch sind alle interessierten Bürger­innen und Bürger unserer Stadt und des Umlandes eingeladen.

Es sollen bei der Veranstaltung Unterschriftenlisten zum Erhalt des Rothenburger Krankenhauses mit all seinen derzeitigen Angeboten ausgelegt werden. „Die Endoprothetik an unserer Klinik hat für uns höchste Priorität,“ sind sich Hans-Peter Nitt und Dr. Paul Kerscher einig. -ww-

Reformatorische Spurensuche

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Altdekan Dr. Wünsch referierte über Rothenburgs evangelische Ein- und Auswanderer

ROTHENBURG  – Migration ist durchaus kein Phänomen der Moderne allein. Politische, naturbezogene, gesellschaftliche und religiöse Umbrüche haben seit jeher Menschen dazu gebracht, ihre Heimat zu verlassen und anderswo neu zu beginnen – so auch die Reformation. Altdekan Dr. Dietrich Wünsch spürte in seinem Vortrag im Hotel „Glocke“ nach, wie die religiöse Erneuerungsbewegung als Weichenstellung für sich kreuzende Lebenswege in Rothenburg wirkte.

Referent Dr. Dietrich Wünsch.

Referent Dr. Dietrich Wünsch.

Bei dem Vortrag, der im Rahmen der Rothenburger Diskurse vom Verein Alt-Rothenburg und dem Evangelischen Bildungswerk gemeinsam organisiert wurde, ging es darum, die Geschichten von Menschen im „evangelischen Rothenburg“ zu erzählen, die „durch ihr Kommen und ihr Gehen, ihr Bleiben oder Abwenden unsere Stadt berührt, angerührt, aufgeregt, die jedenfalls Spuren hinterlassen haben“, so Referent Dr. Dietrich Wünsch. Seit dem 16. Jahrhundert bis ins beginnende 19. Jahrhundert war die Tauberstadt von der städtischen Verfassung und durch das Reichsrecht als evangelisch-lutherische Reichsstadt konstituiert.

Im ersten Teil seiner Ausführungen ging der Altdekan auf den Beitrag von Exulanten und Migranten zum Gelingen der Reformation in Rothenburg ein. Er empfahl grundsätzlich mit dem Begriff „Reformator“ zurückhaltender umzugehen. Nur schwer könne er seinen Unwillen unterdrücken, wenn Johannes Teuschlein oder Andreas Karlstadt als „Rothenburger Reformatoren“ genannt werden, da diese zur Gestaltung eines reformatorisch geprägten Gemeinwesens „nichts oder nur Negatives beigetragen“ haben.

Im Februar 1544 fasst der Rat der Stadt mit Bürgermeister Johannes Hornburg den Entschluss zur Durchführung der Reformation – ein „Risiko mit ungewissem Ausgang“, da es am theologischen Personal fehlt. Durch die Beziehungen zur Reichsstadt Nürnberg kommt Thomas Venatorius als „Gastprädikant“ für wenige Monate an die Rothenburger Jakobskirche. Dort hält er am 23. März 1544 die erste „evangelische Predigt“.

Melanchtons Empfehlung

Philipp Melanchton empfielt als Nachfolger den Magister Sigismund Staudacher. Mit ihm erfüllt sich der Wunsch des Rates nach einem „beharrlichen Prädikanten“. Doch bereits nach eineinviertel Jahren im Amt verstirbt der, so Bürgermeister Hornburg, „fromme und geliebte Prediger“. Ganz im Sinne Melanchtons unterstützt der Rothenburger Rat dessen Witwe und die acht Kinder.

Oswald Ruland, der wie Luther in Erfurt studiert hatte und als Priester aus seiner Heimat Deggendorf wegen seiner reformatorischen Haltung vertrieben wurde, folgt Staudacher von 1546 bis 1553 nach. Er wird Rothenburgs erster „Superintendent“, also geistlicher Leiter des reichsstädtischen Kirchenwesens. Während dieser Zeit hat er die schwierigen Jahre des sogenannten „Interims“ zu bewältigen. Er verlässt Rothenburg aus nicht überlieferten Gründen.

Gedrucktes Wissen zum Mitnehmen: Der Verein Alt-Rothenburg bestückte einen Bücherstand. Fotos: Scheuenstuhl

Gedrucktes Wissen zum Mitnehmen: Der Verein Alt-Rothenburg bestückte einen Bücherstand. Fotos: Scheuenstuhl

Mit dem Coburger Balthasar Schelchin kann man die leitende Position wiederum nur für zwei weitere Jahre besetzen. Er bittet nach heftigen Auseinandersetzungen mit dem Kaplan am Siechhaus, der Pfarrkinder von St. Jakob an sich gezogen haben soll, um seine Entlassung. Die von ihm in Rothenburg entworfene Kirchenordnung fand in der Stadt wenig Anklang und gehört zu den verlorengegangenen Dokumenten der örtlichen Reformationsgeschichte.

Schelchins Amt übernimmt Simon Gerengel, der bereits ein Jahr als Diakon an der Jakobskirche tätig war. Der Niederösterreicher kam in seiner Heimat durch das Studium von Druckschriften mit dem Gedankengut der Reformation in Berührung und geriet dadurch ins Visier der Reformationsgegner. 1551 wurde er für dreieinhalb Jahre auf der Veste Hohensalzburg in Haft genommen und ging nach der Entlassung mit seiner Familie ins Exil.

Im Zuge einer personellen Neuorientierung des Kirchenwesens durch den Rat soll Gerengel sein leitendes Amt verlieren und mit einer Predigerstelle „abgespeist“ werden. In den theologisch erhitzten Zeiten nach Luthers und Melanchtons Tod wird er allerlei Irrlehren verdächtig. 1563 verlässt Gerengel deshalb Rothenburg in Richtung Burgbernheim. Er war mit seinen rund acht Dienstjahren länger als jeder andere vor ihm evangelischer Pfarrer an St. Jakob.

„Bodenständige Pfarrschaft“

Eine „bodenständige Pfarrschaft“, so Dr. Wünsch konnte durch diese fast zwei Jahrzehnte dauernde Befruchtung und Beförderung des evangelischen Kirchenwesens in der Reichsstadt durch Migranten und Exulanten heranwachsen. Die Reformationsgeschichte Rothenburgs könne „als ein Umschlagplatz von geistigen und geistlichen Gütern, die Menschen aus vieler Herren Länder unter erheblichen persönlichen Einsatz hierher importiert und von hier exportiert haben“, gesehen werden. Im zweiten Teil des Vortrages standen Gemeinschaften von Menschen im Mittelpunkt, etwa protestantische Exulanten aus Österreich im 17. Jahrhundert. Obwohl Kaiser Ferdinand I. als entschiedener Gegner der reformatorischen Bewegung auftritt, werden die Städte und Märkte in Österreich mehrheitlich evangelisch. Ab etwa 1600 stellen Reformierungskommissionen Bauern und Bürger vor die Wahl, abzuschwören oder auszuwandern.

In die Orte des heutigen Dekanats Rothenburg kamen zu Beginn der 1650er Jahre die ersten Exulanten aus den österreichischen Ländern. Nach dem 30-jährigen Krieg erfolgte die Aufnahme der Fremden nicht nur aus einem Gefühl reiner Nächs-tenliebe heraus, sondern auch weil man insbesondere Handwerker und Männer im heiratsfähigen Alter brauchte.

Aber auch Exulanten aus Bayern fanden im Dekanat Rothenburg eine neue Heimat. Ihre Zahl ist im Vergleich zu den österreichischen Exulanten eher gering. Als „kaum zu überschätzen“ bezeichnete der Referent den Beitrag der Exulanten aus katholischem Herrschaftsbereich für das „Wiederaufleben von Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe und für die Neubelebung von Kultur und Bildung, von städtischem und dörflichem Gemeinschaftsleben und von kirchlichem Gemeindeleben“.

Mit den Siebenbürger Sachsen hat Rothenburg ein letztes Mal den Zuzug einer größeren Gruppe Evangelischer nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt, die die Stadt „in vielfacher Hinsicht bereichert“ hat. So konnten die evangelischen Gemeinden im Dekanat „ein hohes Maß an persönlichem Engagement der Siebenbürger“ für die evangelische Kirche erleben. Der anderen Seite der Migration sei in der Fachliteratur bislang wenig Augenmerk geschenkt worden, so Dr. Wünsch. Rothenburg hat nicht nur Exulanten aufgenommen, sie hat auch Exulanten geschaffen. „Hier besteht Nachholbedarf“ in der Forschung lautet sein Urteil – viele der Zuhörer würden dies sicher gerne als Ankündigung eines weiteren Vortrags von ihm verstehen. mes

Narrenzug durch die Stadt

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Kinderfasching des TSV erfreut sich immer noch großer Beliebtheit

ROTHENBURG – Mit Musik, Jubelrufen und tierischer Begleitung zogen am Samstagnachmittag rund 160 Kinder samt Eltern und Verwandten durch die Altstadt. Ihr Ziel: der traditionelle und nach wie vor beliebte Kinderfasching des TSV in der bunt geschmückten Reichsstadthalle.

Den beeindruckenden Faschingsumzug begleiteten 160 Kinder plus Erwachsene. Fotos: Scheuenstuhl

Den beeindruckenden Faschingsumzug begleiteten 160 Kinder plus Erwachsene. Fotos: Scheuenstuhl

Startpunkt für den närrischen Faschingszug war die Luitpoldschule. Der Musikverein Adelshofen gab musikalisch Takt und Weg vor. Über die Galgengasse ging es, vorbei an zahlreichen Schaulustigen auf der Straße und an den geöffneten Fenstern der Häuser zum Marktplatz. Natürlich durften auch die Wahrzeichen des Rothenburger Faschings dabei nicht fehlen. Mit Günther und Düsel schritten zwei im öffentlichen Auftritt bereits bestens erprobte Tauber-esel aus dem Hause Berger dem vergnügten Narrenvolk vorweg. Als Belohnung gab es für sie Karotten.

Im Herzen der Stadt begrüßte Bürgermeister Dieter Kölle die Teilnehmer am Umzug. Er bedachte die Kleinen aber nicht nur mit warmen Worten und dem Faschingsgruß „Tauber-esel Helau“, sondern warf auch Bonbons in die Menge. Spätestens dort wurden auch Touristen von dem bunten und lauten Treiben angezogen. Beliebtestes Fotomotiv waren dabei ganz ohne Zweifel Günther und Düsel.

Beim Umzug konnte man wegen der Jacken meist nur an der Kopfbedeckung und der Schminke erahnen, in welche Rolle die Kleinen heuer geschlüpft sind. In der Reichsstadthalle fand man sich dann in einem bunten Märchenland wieder, wo Prinzessinen mit gepanzerten Schildkröten-Bodyguards Hand in Hand gingen.

Der Fantasie waren bei der Kostümierung keinerlei Grenzen gesetzt – die royale Note steht bei den Mädchen allerdings weiterhin hoch im Kurs, während die Jungen das Gute in Form von Polizei und Superhelden verkörpern möchten, auch wenn oder vielleicht auch gerade weil Freibeuter der Meere à la Captain Jack Sparrow immer noch auf dem Vormarsch sind.

Ein Muss bei jedem Fasching: Hände auf die Schultern des Vordermanns und schon geht’s per Polonaise quer durch die Reichsstadthalle.

Ein Muss bei jedem Fasching: Hände auf die Schultern des Vordermanns und schon geht’s per Polonaise quer durch die Reichsstadthalle.

Trotz des vorausgegangenen Fußmarsches durch die Altstadt gab es für die Kinder kein Halten mehr und sie tobten ausgelassen durch die Halle. Am interessantesten für die ganz kleinen Faschingsprinzen und -prinzessinnen war jedoch das über die Tanz- und Spielfläche verstreute Konfetti. Die drei Clowns Charly, Jürgen und Wolfgang animierten mit charmanter Unterstützung von Vogelscheuche Eva die Kinder dazu, etwa bei „Drei Schweine saßen an der Leine“ oder dem „Fliegerlied“ mitzumachen. DJ Curry und Nik S. sorgten für den Klangteppich.

Bei der Polonaise wurde die kindliche Ausgelassenheit kurzzeitig in geordnetere Bahnen gelenkt, bevor die Kleinen mit großen Augen der Karnevalstanzgruppe Ippesheim dabei zusehen durften, wie die acht gelenkigen Mädchen ihren Gardetanz auf die Bühne brachten. Abends eroberten die Erwachsenen die Reichsstadthalle (wir berichten noch). mes

Besser spät als nie

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Sportlerfasching kommt zu vorgerückter Stunde auf Touren

ROTHENBURG – Gut Ding will bekanntlich ja Weile haben. Die Organisatoren des TSV-Sportlerfaschings mussten sich am Samstagabend dieses Sprichwort immer wieder ins Gedächtnis rufen. Es dauerte etwas bis die Rothenburger Narren sich in der Reichsstadthalle einfanden. Dafür wurde dann zu vorgerückter Stunde umso ausgelassener gefeiert.

In netter Begleitung: Auch als Teufelchen darf man glitzern und funkeln. Fotos: Schulze

In netter Begleitung: Auch als Teufelchen darf man glitzern und funkeln. Fotos: Schulze

Zugegebenermaßen ging der traditionelle Sportlerfasching heuer etwas zaghaft los, aber nach und nach füllten sich dann die Tischreihen mit vielen lustigen Gesellen, vielleicht hat ja bei dem einen oder anderen der erhöhte Aufwand für die extravagante Verkleidung für das verspätete Eintreffen beim Fasching gesorgt. Denn beim Blick durch den Saal konnte man allerlei ausgefeilte und ausgefallene Kostümierungen entdecken.

So tummelten sich etwa stilechte Rockabellas und Blümchen, Teufel und Hexen, Piraten und Geisterjäger, Pink Panther, Engel und sonstiges Getier sowie jede Menge pelzige und grimmige Gestalten in der Reichsstadthalle. Die Rothenburger haben sich auch dieses Jahr wieder so einiges einfallen lassen. Manche setzten dabei auf optische Täuschungen, andere wiederum plünderten scheinbar den Kleiderschrank und das Schmuckkästchen der Großmutter.

Stilvolle Damenriege: Rockabellas wie zu besten „Grease“-Zeiten.

Stilvolle Damenriege: Rockabellas wie zu besten „Grease“-Zeiten.

Und während einige ihre ganz individuelle Fantasie mit ihrem Kostüm ausleben wollten, zogen andere den Partnerlook vor. So traf man beispielsweise Sultane, Paulchen Pan­ther, indische Schönheiten und Teufelchen im Doppelpack an. Besonders das schöne Geschlecht tritt auch gerne mal geschlossen als kostümierte Gruppe auf wie etwa die modischen Vertreterinnen der 50er und 60er Jahre sowie eine ganze Schar Engelchen in weiß und manchmal auch samt Flügel und Heiligenschein.

Band heizte ein

Musikalisch wurde das närrische Treiben dieses Jahr von der Band „Stream“ angeheizt. Die drei Musiker brachten ein Stimmungsfeuerwerk mit Titeln aus der Oldie-Zeit sowie der aktuellen Stimmungs- und Popmusikszene zum Besten, so dass die Begeisterung in der Reichsstadthalle immer weiter stieg und die Tanzfläche sogar teilweise regelrecht überquoll. Immer wieder zogen die faschingsbegeisterten Rothenburger mit einer spontanen Polonaise durch die geschmückte Reichsstadthalle.

Der Bar-Bereich mit Rothenburgs längster Theke erlebte, diesmal wieder im Saal, den bekannt traditionellen großen Zulauf. Für das leibliche Wohl der Feiernden wurde mit Pizza von einer Pizzeria aus Buch am Wald bestens gesorgt.

Bis in die frühen Morgenstunden schunkelten, feierten und tanzten die rund 300 Besucher. Für den TSV als Veranstalter war dies ein eindeutiges Zeichen, dass der Sportlerfasching, im übrigen der einzige große Saalfasching in Rothenburg, trotz nach hinten verschobenen Starts gut angekommen ist. Es zeigt sich mal wieder: Besser spät als nie. ms/mes


Sportliche Spätschicht

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Die Franken Knights schlugen sich für den Super Bowl die Nacht um die Ohren

ROTHENBURG – Es ist das wichtigste Spiel in der amerikanischen Profi-Football-Liga – der Super Bowl. Weltweit verfolgten in der Nacht von Sonntag auf Montag 160 Millionen Menschen die 51. Auflage dieses Sportereignisses der Superlative. Klar, dass auch die Spieler der Franken Knights samt Trainer- und Betreuerstab sich das Spektakel nicht entgehen ließen. In der Sportsbar „Triple“ trafen sie sich zum gemeinsamen Mitfiebern und Analysieren.

„Pflichtprogramm“: Spieler und Betreuer der Franken Knights verfolgen den Super Bowl. Foto: Scheuenstuhl

„Pflichtprogramm“: Spieler und Betreuer der Franken Knights verfolgen den Super Bowl. Foto: Scheuenstuhl

Die Sympathien an diesem Abend waren klar verteilt. Die große Mehrheit der anwesenden Football-Begeis-terten drückte den Atlanta Falcons die Daumen, weniger weil sie deren spielerische Stärke als ungleich höher einschätzten, sondern vielmehr aus einem Gerechtigkeitsgefühl heraus. Denn für die Atlanta Falcons war es erst die zweite Chance auf den Meistertitel.

Die New England Patriots um Star-Quarterback Tom Brady standen zum neunten Mal im Saison-Finale, ein Rekord. Sie seien so etwas wie der FC Bayern München des Footballs – entweder man mag sie oder eben nicht, erklärt Angelo Ziogkos, Jugendspieler bei den Franken Knights. Mit ihrem jüngsten Sieg konnten die Patriots nun zum 5. Mal die Vince Lombardi-Trophäe mit nach Hause nehmen.

Durch die Übertragung der Spiele der National Football League (NFL) im deutschen Fernsehen seit zwei Jahren, hat sich die Begeisterung für diese Sportart auch hierzulande kontinuierlich gesteigert. Der größte Wunsch für viele ist und bleibt, einmal ein NFL-Spiel live im Stadion mitzuerleben. Kati Schneck, seit 2012 Abteilungsleiterin bei der Herren-Mannschaft, durfte dies während eines Urlaubes in Amerika erleben.

„In Amerika dreht sich alles um Football“, erklärt sie. Dabei beeindrucken besonders die Größenverhältnisse: Während man in Rothenburg vor durchschnittlich 1000 Zuschauern spielt, saß sie beim Spiel der New York Giants gegen die Baltimore Ravens mit 83000 weiteren Fans im Sta­dion.

Die Begeisterung für den Kampf ums fliegende Ei gipfelt beim Super Bowl ins schier Unermessliche: Das gemeinsame Spielanschauen mit Familie und Freunden zu Hause wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten richtiggehend zelebriert. Aufgetischt werden am liebsten Chicken Wings, die mit reichlich Bier heruntergespült werden. Exzessiv wird auch die Sportveranstaltung als Werbeplattform genutzt. Die 30 Sekunden für ihre mediale Produktanpreisung lassen sich Unternehmen 5 Millionen Dollar kosten.

Für Lukas Birmann, der als bester Neuling in der Herren-Mannschaft vor dem großen Spiel geehrt wurde, könnte der Traum, die großen Football-Idole einmal live zu sehen, womöglich bald schon wahr werden. Genau wie sein Teamkollege Marco Ehrlinger plant er nämlich eines der vier NFL-Spiele in der kommenden Saison in London zu besuchen. Letzterer begann erst mit 19 Jahren seine Football-Karriere. Aber auch ohne Aussicht auf eine Profi-Karriere in Amerika, bleibt er dem Football auch weiterhin treu.

Andere Mitspieler wiederum hegen doch noch mehr oder weniger insgeheim die Hoffnung, vielleicht einmal in die Fußstapfen der fünf Deutschen in der NFL zu treten, vor allem wenn man sich ein Beispiel an Moritz Böhringer nimmt. Er wurde nicht wie üblich als Spieler an einer amerikanischen High School von einem Profi-Team ausgewählt, sondern während seiner Zeit bei den Schwäbisch Hall Unicorns.

Foto-Gruß an Nzeocha

Für die meiste Begeisterung sorgte in der Sportsbar jedoch der deutsche NFL-Spieler Mark Nzeocha, der als Experte in der TV-Vorberichterstattung Rede und Antwort stand. Gespannt wartete die gesamte Knights-Riege darauf, dass ihr fotographischer Gruß an ihren einstigen Mitstreiter bei den Rittern auf dem großen Bildschirm gezeigt wurde.

Viele der anwesenden Spieler in der Sportsbar sind über Freunde und Bekannte zum Football gekommen. So schlug etwa dem Fußball-Torwart Lukas Birmann ein Kumpel vor, Football doch mal zu versuchen, denn etwa als „Wide Receiver“ müsse man ebenso viel mit den Händen machen. Jugendspieler Karim Ben El Ghali gefällt vor allem, dass man in dieser Sportart „richtig viel tun muss, damit man etwas erreicht“.

Die einzelnen Positionen haben beim Football ganz eigene Aufgaben, so dass die verschiedensten Typen an Spielern für ein erfolgreiches Mannschaftsgefüge nötig sind. Neben den schweren, massigen Kraftpaketen braucht man deshalb auch schmale, flinke und wendige Teammitglieder. In diesem Zusammenhang gilt es auch mit einer Fehlwahrnehmung aufzuräumen. Natürlich sei Football einerseits ein Kontaktsport, bei dem es zu einer gewissen Härte kommt, räumt Fabian Schumm ein, der eine Auszeichnung erhielt, weil er sich in der laufenden Saison spielerisch am deutlichsten verbessert hat.

„Schach auf Rasen“

Anderseits werde Football als „Schach auf Rasen“ bezeichnet, fügt Stadionsprecher Wolfgang Häßlein hinzu, der bei seinen Einsätzen am Mikrophon stark auf die Erklärung von Regeln und Spielzügen setzt. Seine Überzeugung lautet: „Je mehr man von dem Sport versteht, desto mehr Spaß macht es zuzuschauen.“ Jedes Jahr werden allerdings die Regeln modifiziert, um den Sport sicherer für die Spieler und attraktiver für die Zuschauer zu machen.

Football dreht sich vereinfacht gesagt um Raumgewinn und Raumverlust. Welcher Trainer die bessere Strategie hierfür hat, dessen Mannschaft geht am Ende als Sieger vom Platz. Für die Spieler ist deshalb auch ein „kluges Köpfchen“ wichtig, fin-det Angelo Ziogkos, denn auf dem Rasen gehe es alles andere als chaotisch zu.

Dem sogenannten „Playbook“ kommt deshalb eine besondere Bedeutung in der Spielvorbereitung zu. Darin sind nämlich die Spielzüge und Laufwege der Mannschaften aufgeschrieben. Jeder Spieler hat vorgegebene Laufrouten, und es ist wichtig, dass diese genau eingehalten werden. Deshalb sollte jeder Spieler das „Playbook“ auswendig kennen, damit es während eines Spielzugs zu keinen Missverständnissen kommt.

Der vergangene Super Bowl wurde zum ersten Mal überhaupt in der Verlängerung entschieden. Wegen Schule oder Arbeit konnten nicht alle bis zum Ende in der Sportsbar bleiben. Sie verpassten dadurch den Siegesjubel von Janine Schmidt, die sich bei den Knights um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Als eine der wenigen vor Ort drückte sie den New England Patriots die Daumen. mes

Bedenken Gehör schenken

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Sechs weitere Flüchtlinge werden in Bettwarer Gemeinschaftsunterkunft einquartiert

BETTWAR – Dialog und Transparenz sind Begriffe, mit denen sich die Politik zwar gerne schmückt, doch viel zu selten auch in die Praxis umsetzt. Jüngstes Beispiel: die kurzfristig entschiedene Einquartierung von weiteren Asylbewerbern in das ehemalige Gasthaus „Schwarzer Adler“, in Bettwar, wo bereits zwölf Iraner leben. Helferkreis, Nachbarn und die Flüchtlinge selbst wollten von den zuständigen Stellen aus erster Hand hören, was nun auf sie zukommt.

Flüchtlinge, Nachbarn und Helferkreis informieren sich über die geplante Veränderung.Foto: Scheuenstuhl

Flüchtlinge, Nachbarn und Helferkreis informieren sich über die geplante Veränderung. Foto: Scheuenstuhl

Allein am späten Montagnachmittag sind bei Bürgermeister und Helferkreis-Mitglied Hans Beier drei Emails zu diesem Thema von Amtsseite eingegangen. Der letzte Stand kurz vor dem gemeinsamen Treffen im einstigen Gasthaus: sechs iranische Asylbewerber, ausschließlich Männer, werden zu den 12 aktuellen, männlichen Bewohnern hinzukommen. Gestern trafen sie in dem Steinsfelder Ortsteil ein. „Wir wollen keinen Rabatz machen, sondern einfach nach einer verträglichen Lösung suchen“, klärt Walter Würfel vom Helferkreis über die Beweggründe des Treffens am Montagabend auf. Denn zunächst kursierte die Information, dass 16 weitere Asylbewerber in das Dorf mit rund 160 Einwohnern kommen sollen. Dies wurde dann nach unten auf 12 Geflüchtete korrigiert.

Nicht die Angst vor den Fremden, sondern die Sorge, dass das mittlerweile eingespielte Zusammenleben zwischen den Flüchtlingen sowie zwischen den Flüchtlingen und den Bettwarern durch diese relativ große Anzahl an Neuankömmlingen negativ beeinflusst werden könnte, trieb die Betroffenen um. Der Helferkreis, der aus etwa acht aktiven Mitgliedern besteht, sieht sich in letzter Zeit eh schon mit einem gesteigerten Arbeitsaufwand konfrontiert, weil einige der Bettwarer Iraner ablehnende Bescheide vom Amt erhalten haben und nun mit Anwälten und den Behörden entsprechend intensiver Kontakt gehalten werden muss.

Weder ein Vertreter des Ausländeramtes noch des Landratsamtes erschienen auf der eigens dafür anberaumten Versammlung in Bettwar. Stattdessen erklärte Heinz Henninger, Integrationsbeauftragter des Landkreises seit März 2016, den Interessierten, dass das Landratsamt kurzfristig die sechs Asylbewerber aus „gesundheitlichen Gründen“ aus anderen Unterkünften herausnehmen müsse. Er findet ebenfalls, dass es „von der Logik her nicht vernünftig“ sei, Asylbewerber in den kleinen Ortschaften aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung und der geringen Arbeits- und Integrationsangebote unterzubringen.

Anderweitig untergebracht

Dem wurde aber insofern schon Rechnung getragen, dass für sechs der eigentlich zwölf geplanten Neuankömmlinge anderweitig Wohnraum gefunden wurde, weil sie beispielsweise bereits an laufenden Kursen teilnehmen beziehungsweise die Berufsschule in Ansbach besuchen. Heinz Henninger bat deshalb um Verständnis für das Landratsamt und stellte auch klar, dass es keine Garantie gebe, dass irgendwann nicht weitere Asylbewerber in die Bettwarer Unterkunft kommen.

Der Mietvertrag laufe noch bis März 2018. Ob er verlängert werde sei offen, so der Integrationsbeauftragte. Laut Rechnung des Landratsamtes könnten bis zu 28 Asylbewerber dort aufgenommen werden. In Bettwar befindet sich eine von noch 16 vom Landratsamt angemieteten Gemeinschaftsunterkünften. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise gab es davon 24. Grundsätzlich werde von staatlicher Seite darauf geachtet, dass die angemieteten Objekte nicht leerstehen, sondern immer eine gewisse Auslastung aufweisen.

Bürgermeister Hans Beier erklärte zum Abschluss der Runde, dass auch die bereits in Bettwar lebenden Asylbewerber erst nach und nach zugezogen seien. Mittlerweile gebe es keine Probleme mehr und sie kommen „hervorragend miteinander zurecht“. Die Religion des Einzelnen sei unter ihnen kein Thema, erklärte einer der Asylbewerber auf Nachfrage. Unverständnis äußerte Hans Beier allerdings angesichts der Tatsache, dass gerade die zwei der zwölf Bewohner, die bislang keinen Platz in einem Integrationskurs bekommen habe, schon einen positiven Bescheid vom Amt in Händen halten.

Durch den Informationsaustausch und die Möglichkeit, Bedenken offen zur Sprache zu bringen, konnten die Betroffenen mit einem ruhigeren Gefühl nach Hause gehen. Eine Personalie mache allerdings noch etwas Sorgen. Laut Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft befinde sich unter den Neuankömmlingen wohl auch ein älterer Asylbewerber, der an einem gesundheitlichen Problem leide. Walter Würfel gab sich aber optimistisch, dass man damit aufgrund der reduzierten Gesamtzahl besser umgehen könne. mes

Frischer Wind im Jugendzentrum

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Oliver Guggenberger will als neuer Leiter der städtischen Einrichtung „etwas reißen“

ROTHENBURG – Egoisten, Smartphone-Zombies, Null-Bock-Haltung: Die Jugend von heute hat (oftmals ungerechtfertigt) einen schlechten Ruf. Dass sie durchaus fähig und Willens ist, sich für Neues zu begeis-tern und in der Gemeinschaft etwas auf die Beine zu stellen, beweist Oliver Guggenberger. Seit Ende letzten Jahres ist er der neue Leiter des Rothenburger Jugendzentrums. Von Anfang an zeigten seine Wiederbelebungsmaßnahmen Wirkung.

Ehrlichkeit, Echtheit und Empathie sind für Oliver Guggenberger wichtige Leitlinien seiner Arbeit.

Ehrlichkeit, Echtheit und Empathie sind für Oliver Guggenberger wichtige Leitlinien seiner Arbeit.

Er selbst versteht sich als „Anwalt der Jugendlichen“, der ihre Interessen vertritt. Sollten diese ihm jedoch zu utopisch erscheinen, versucht er sie zu bremsen. Oliver Guggenberger leitet seit November die Geschicke des örtlichen Jugendzentrums. Der gebürtige Rothenburger sieht seine Aufgabe darin, den jungen Leuten die Möglichkeiten zu geben, sich „Raum anzueignen“, wo sie machen dürfen, was ihnen gefällt.

Sie müssen nicht so sein, wie die Erwachsenen sie haben möchten, ist er überzeugt. Dennoch gelte es ihnen zu helfen, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Für den 28-Jährigen ist die Jugendarbeit ein Feld, bei dem neben der formalen Ausbildung vor allem auch die Einstellung zur Arbeit und dem Gegenüber stimmen muss.

Jugendliche haben einen so feinen zwischenmenschlichen Radar, dass sie „kapieren, wenn sie ausgefragt“ oder mit „Sozialarbeiter-Phrasen“ abgespeist werden, erklärt er. Ehrlichkeit, Echtheit und Empathie bilden deshalb für ihn die Leitlinien seiner Tätigkeit. Hinzu kommt, dass er durch seinen eigenen Werdegang die Sorgen und Probleme von Jugendlichen in bestimmten Bereichen besser nachvollziehen kann.

Nach dem Realschulabschluss in Rothenburg hat Oliver Guggenberger eigentlich Nutzfahrzeugmechatroniker gelernt. Aufgrund der damals schlechten wirtschaftlichen Lage wurde er aber nicht übernommen. Er probierte sich deshalb in verschiedenen Jobs aus, bevor er schließlich das Abitur nachholte und in Nürnberg Soziale Arbeit studierte. Das Rothenburger Jugendzentrum kennt er nicht zuletzt durch diverse Benefizkonzerte, die er dort organisiert und auch mit seiner Band bereichert hat. „Da ich in Rothenburg aufgewachsen bin, wollte ich hier etwas reißen“, erklärt er.

Die offenene Jugendarbeit hat als Zielgruppe in der Regel 12- bis 27-Jährige. Lange Zeit haben sich aber statt Jugendlichen eher Kinder im hiesigen Jugendzentrum getroffen. Oliver Guggenberger wollte, dass die Einrichtung wieder ihrem eigentlichen Zweck dient und hat die Öffnungszeiten und Altersbegrenzung dementsprechend angepasst. An drei Tagen in der Woche (Mittwoch, Donnerstag und Freitag) steht ab 16 Uhr im sogenannten offenen Treff die Tür für die jungen Leute offen. Unter 12-Jährige können allerdings jetzt nur noch bis 18 Uhr ins Jugendzentrum. Wegen der Entwicklung hin zur Ganztagsschule war eine spätere Öffnung der Einrichtung sinnvoll geworden. Als Ausgleich dafür wird erst um 20 Uhr beziehungsweise freitags um 22 Uhr das Licht im Jugendzentrum ausgemacht. Samstags finden ab und an dort Veranstaltungen statt.

Durch die Reduzierung der Öffnungstage von vier auf drei, profitieren er und letztlich auch die Jugendlichen von einem Tag mehr Vorbereitungszeit oder auch einem Tag, an dem etwa Ausflüge gemacht werden können, weil Oliver Guggenberger nicht vor Ort für den offenen Treff präsent sein muss. Neben ihm als Vollzeitkraft arbeitet noch Ulrike Laudenbacher mit einer geringeren Stundenzahl in der städtischen Einrichtung.

Von den jungen Leuten hergerichteter Probenraum im Keller des Jugendzentrums. Fotos: Scheuenstuhl

Von den jungen Leuten hergerichteter Probenraum im Keller des Jugendzentrums. Fotos: Scheuenstuhl

Neben dem offenen Treff, bei dem sich die jungen Leute gemäß ihrer Interessen vergnügen können, stehen ihnen die Mitarbeiter aber auch jederzeit für eine „ungebundene, freiwil­lige und vertrauliche“ Beratung zur Verfügung. Hierfür muss eine Vertrauensbasis aufgebaut werden, was allerdings seine Zeit brauche, ist Oliver Guggenberger überzeugt.

Plattform für Vernetzung

In seiner noch recht jungen Dienstzeit hat er schon eine interessante Entdeckung gemacht: Es seien vor allem die jüngeren Besucher, die ihr Smartphone nicht aus der Hand legen wollen. Von den älteren Jugendlichen hört er, dass sie jetzt dank des Jugendzentrums „mehr raus kommen“ und eine Plattform haben, wo sie sich vernetzen können. Momentan ist der 28-Jährige gerade dabei ein Konzept für das Jugendzentrum zu erarbeiten, das er dem Stadtrat vorstellen wird. Das heißt aber nicht, dass er die Dinge bis dahin einfach laufen lässt. „Ich möchte versuchen, das Angebot so zu gestalten, dass die Jugendlichen kommen, weil sie sich davon angezogen fühlen“, unterstreicht er.

Erstaunlich großen Anklang bei den jungen Leuten findet bereits Oliver Guggenbergers Innovation, mindestens einmal pro Monat nach Nürnberg zu fahren, um sich dort beim „Jugger“ mit anderen zu messen. Dahinter verbirgt sich eine Mischung aus Fechten und Rugby, die – abgesehen vom Spaßfaktor – auch zum Aggressionsabbau beziehungsweise der Gewaltprävention dienen kann. Ebenfalls sehr gut angenommen wird der „Wettkampf“ beim Sammelkartenspiel „Magic: The Gathering“. Vor wenigen Monaten noch kamen am Tag nur um die sechs Leute ins Jugendzentrum. Mittlerweile kann sich Oliver Guggenberger über einen Tagesdurchschnitt von 20 Jugendlichen im Alter von 13- bis 22-Jahren aus allen Schularten freuen. „Jeder kann kommen, wer möchte“, betont er – egal welcher Religion, Herkunft, Kultur, sexueller Orientierung et cetera.

Sein Steckenpferd sieht Oliver Guggenberger, der leidenschaftlich gerne Gitarre spielt und auch mal einfach aus der Laune heraus mit den Jugendlichen eine Jamsession veranstaltet, im kulturellen Bereich. Neben Poetry Slam und Konzerten mit einheimischen und regionalen Bands möchte er aber auch mehr im Bereich nonformale Bildung auf die Beine stellen. Dabei sollen etwa kontroverse Lebensstile und Einstellungen aufgezeigt und eingefahrene Denkmuster in Frage gestellt werden.

Dazugehören und einbringen

Oliver Guggenberger möchte seinen jungen Besuchern vermitteln, dass sie dazugehören und sich auch einbringen können. Der Band-Probenraum im Keller etwa wurde von den Nachwuchsmusikern selbst hergerichtet und die beiden Bands kümmern sich eigenverantwortlich um die Belegung und die Einhaltung bestimmter Regeln.

„Ehrenamt ist Methode“, erklärt der gebürtige Rothenburger. Das heißt, es könne zwar sein, dass die Mitarbeiter durch die ehrenamtliche Unterstützung mehr Arbeit haben, aber sie dient der Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen und wird deshalb auch weiterhin gewünscht und gefördert. Außerdem bekommen sie einen ganz anderen Bezug zu der Veranstaltung und der Einrichtung wenn sie selber an der Organisation beteiligt sind. mes

Hart umkämpfte Spiele-Welten

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Emotionsgeladenes Terrain mit naturgetreuem Abbild der Wirklichkeit und modernster Elektronik

STEINSFELD/NÜRNBERG – Zum 500. Reformationsjubiläum kam auch die Kleinkunst-Werkstatt Preiser nicht um Luther herum. Das Abbild des Mönchs mit der aufgeschlagenen Bibel in der Hand gehörte zu den vielen anderen Neuheiten auf der internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg.

Junges Messepublikum bestaunt das Gewerbegebiet: die funktionale Infrastruktur ist ein Abbild moderner Stadtentwicklung. Fotos: Schäfer

Junges Messepublikum bestaunt das Gewerbegebiet: die funktionale Infrastruktur ist ein Abbild moderner Stadtentwicklung. Fotos: Schäfer

Das Steinsfelder Traditionsunternehmen mit den zwei weiteren Standorten Neustadt und Mauritius beschäftigt rund 230 Mitarbeiter und präsentierte sich auch heuer in bester Gesellschaft: mit 2871 Ausstellern aus über 60 Ländern, so viele Firmen wie noch nie. Für die erfolg­reichen Unternehmer und Brüder Volker und Jürgen Preiser ist der Messeauftritt unverzichtbar, um Neuheiten vorzustellen, gezielte Kundenpflege zu betreiben und neue Kontakte anzubahnen. Beide investieren viel Zeit, Geld und Gedanken für eine gut durchdachte Produktpräsentation. Die Spielwarenmesse ist ein wichtiges Kommunikationsinstrument, um die Zielgruppe von Facheinzelhändlern, Importeuren und Großhändlern zu erreichen.

Preiser erweiterte mit der Luther-Figur nicht nur die Reihe der Prominenten, zu der Barack und Michelle Obama, Angela Merkel, Horst Seehofer und Papst Franziskus gehören, sondern auch seine Miniaturfiguren-Sammelserien zum Thema Freizeit. Es gibt neue Darstellungen von Szenarien am Wasser mit Boot oder Luftmatratze, beim Sandburgbauen, Spielen auf dem Rasen, Ausruhen auf der Liegewiese, Gespräch auf der Parkbank, bei der Apfelernte, beim Holzmachen.

Der Kreis der Miniatur-Menschlein hat sich auch um verschiedene Typen von Schulkindern, Passanten, Bahnreisenden und Wanderern, Wagnern und Hobbygärtnern erweitert. Das Mittelalter-Sortiment stockte Preiser um Bettelmönche, Bogenschützen, Burgfräulein und Torwachen auf. Am Messestand konnten Interessierte die Neuheiten hinter Glas zum ersten Mal aus der Nähe betrachten. Auf einer kleinen Bühne zeigte Bildhauer Volker Bauer, der freiberuflich für das Unternehmen tätig ist, die Enstehung eines Miniaturmodells aus Kunststoff. Zu den drei Model-Hos­tessen, die ihm Modell saßen, gehörte Sonja Wirwohl, die neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin Englisch an einer Universität unterrichtet. Die gebürtige Hessin lebt in Straßburg und kommt in etwa zwei Jahren als maßstabsgetreues Modell in verschiedenen Größen und in Yoga-Pose auf den Markt. „Das eigene Ich in den Händen zu halten als naturgetreues Abbild ist etwas Besonderes“, sagt sie.

Im brüderlichen Verbund: Jürgen und Volker Preiser – der Name ist eine Marke.

Im brüderlichen Verbund: Jürgen und Volker Preiser – der Name ist eine Marke.

Die tüchtigen Preiser-Mitarbeiter Sabine Dietrich (34), Seda Günaydin (26), Frank Thiele (40) und Verkaufsleiter Robert Langenmayr (41) unterstützten die Geschäftsführung dabei, den Messestand wirkungsvoll zu „bespielen“. Seit Herbst 2014 arbeitet Robert Langenmayr bei Preiser. „Mein Metier macht mir großen Spaß“, sagt er. Der gebürtige Augsburger mit betriebswirtschaftlichem Abschluss ist mit einer Rothenburgerin verheiratet, die als Musiktherapeutin im Bürgerheim tätig ist.

Die handwerklich gut gemachten und sorgfältig handbemalten Luther-Figuren von Preiser rundeten die spielerischen Varianten zum Reformationsjahr ab. Andere Firmen brachten Luther als Kreuzbube, Teddy oder Playmobil-Figur auf den Markt.

Die Spielwarenmesse ist eine faszinierende Neuheitenschau neben Klassikern in der Kinderwelt wie Carrera-Bahn, Ritterburg, Brettspielen, Holzspielwaren aus Buchenholz (hergestellt von Menschen mit Behinderung). Auch Barbie, Käthe-Kruse-Puppen, Modelleisenbahnen und Experimentierkästen, die es schon in der eigenen Kindheit gab, bieten jetzigen Generationen noch Neues.

Doch die Branche ist zwischen Vergangenheit und Zukunft hin- und hergerissen. Schon Kinder verbringen viel Zeit mit Apps auf dem Smartphone oder Tablet und entsprechend groß ist das Interesse an Elektronik-Spielzeug. Doch die Sorge der Eltern vor einem Hackerangriff aufs Kinderzimmer ist berechtigt, weil die Privatsphäre nicht ausreichend geschützt ist.

Fliegende Roboter oder Minicomputer stehen hoch im Kurs. Dank Stabilisatoren, Sensoren und GPS liegen die neuen Fluggeräte stabil in der Luft und machen das Fliegen zu einem Kinderspiel. Die leichte Handhabung ermöglicht Bild- und Videoaufnahmen mit Top-Qualität aus der Luft auf sozialen Medien zu verbreiten. Tanzende Roboter, die auf mensch­liche Gestik und Mimik reagieren, 3D-Bausätze, Musikarmbänder, ferngesteuerte Baufahrzeuge, elektrische Skateboards – das Angebot an technischem Spielzeug, das Kinder auf spielerische Art und Weise für künstliche Intelligenz begeistern will, wird immer größer.

Preiser hat die Belange der Absatzmärkte im Blick und will sich nicht beirren lassen von überspitzten und verrückten Strömungen, sondern seiner Linie treu bleiben. Zukunftsweisend beschäftigt sich das Unternehmen bereits mit dem „Festjahr der Superlative“, wenn der Freistaat Bayern 2018 sein 100-jähriges Bestehen feiert. Anlass für die Kleinkunst-Werkstatt, mit einer neuen künstlerischen Überraschung aufzuwarten. sis

„Historische 8“ kommt an

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Gymnasiasten sorgen bei P-Seminar mit geschichtlichem Radwanderweg für neue Attraktion

ROTHENBURG – Mit seinem geschichtlichen Radweg „Historische 8 Frankenhöhe“ ist dem P-Seminar des Reichsstadt-Gymnasiums unter Studiendirektor Bernhard Heim ein großer Wurf gelungen. Für Idee, Konzept und Umsetzung des Projektes sind die Schülerinnen und Schüler um Studiendirektor Bernhard Heim auf Mittelfranken-Ebene ausgezeichnet und mit 200 Euro Preisgeld bedacht worden. Sie dürfen sich durchaus Chancen ausrechnen, auf Landesebene erneut ganz vorn zu landen.

Rührig und erfolgreich: das P-Seminar unter Studiendirektor Bernhard Heim (2. von links).Foto: Weber

Rührig und erfolgreich: das P-Seminar unter Studiendirektor Bernhard Heim (2. von links). Foto: Weber

Es ist eine Schülerarbeit mit bemerkenswertem Effekt und auch mit hoffentlich bleibendem Nutzen – dieser geschichtliche Radrundweg. Über 79 Kilometer führt er durch das landschaftlich reizvolle Gebiet um den Anstieg der Frankenhöhe mit seinen Waldungen, Gewässern, Dörfern und Fluren. Insgesamt 16 Stationen laden auf der Strecke zum Innehalten und Verweilen ein. An 13 davon wird auf Tafeln näher zu irgendeiner Besonderheit informiert, die damit in Verbindung steht. Dabei geht es immer um Themen spezieller Art, sei es in historischer, in geologischer oder auch in klimatischer Hinsicht.

Ein Verbindungsweg führt durch die Mitte der Acht. Er ist rund 4 Kilometer lang und verknüpft die Nordschleife und die Südschleife miteinander. Sportliche anspruchsvollere Hürden sind nicht gelegt. Die Höhendifferenz der gesamten Strecke beträgt nur rund 219 Meter. Somit darf der Weg als familientauglich gelten.

Stationen befinden sich in Schillingsfürst, in Faulenberg, in Speierhof, in Neusitz, in Schweinsdorf, in Nordenberg, im Wald zwischen Nordenberg und Endsee, in Endsee, in Ohrenbach, in Windelsbach, in Ges­lau (800 Jahre und weiteres Thema), in Karrachmühle, in Colmberg, in Lauterbach und in Gastenfelden. Studiendirektor Bernhard Heim darf sich zurecht stolz zeigen auf die neue Attraktion, die seine Schüler unter seiner Betreuung umsetzten.

Passender Rahmen

Die ersten Anstöße für ein Seminar, das sich mit der Ausarbeitung eines solchen Vorhabens beschäftigt, waren im Herbst 2014 bei den Auftaktveranstaltungen zur Gründung der von 19 Gemeinden getragenen Leader-Region an der Romantischen Straße erfolgt. Die dabei vorgenommene Stärken-Schwächen-Analyse führte damals zu der Idee, in einem solchen Rahmen zusammen mit der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) einen geschichtlichen Radwanderweg zu konzipieren und auch zu realisieren.

Von Schillingsfürst bis Ohrenbach reicht die „Historische 8“.

Von Schillingsfürst bis Ohrenbach reicht die „Historische 8“.

Der Radweg bereitet unter ande­rem besonders die Geschichte der Fürs­tentümer Hohenlohe-Schillingsfürst und Brandenburg-Ansbach sowie der Reichsstadt Rothenburg auf und erschließt historische Denkmale im Leader-Gebiet. Dadurch soll die Geschichte in der Region erhalten und für die Bevölkerung erlebbar gemacht werden. Ziel des Seminars ist es aber auch, das Interesse der Schüler­innen und Schüler zu wecken, sich an gemeindlichen Entscheidungspro­zessen zu beteiligen. Das Anbahnen des Pojektes in der LAG war in dieser Hinsicht eine wichtige Erfahrung, brachte grundlegende Einblicke in das Arbeiten kommunaler Gremien und in das ­Wesen des interkommunalen Zusam­menwirkens.

Für die Arbeit im Seminar ist ein Schülerprojektleiter gewählt worden, der die Koordination übernommen hat. Er führte eine Organisationsstruktur ein. Die verschiedenen Teams sind für Design, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation, Recherche und Technik zuständig.

Ohne Gegenstimme

Zunächst stellten Schüler das Projekt in einer Präsen­tation im Steuerkreis in Feuchtwangen vor. Als sogenanntes Startprojekt wurde es ohne Gegenstimme angenommen. In der Folgezeit stand die Recherchearbeit ganz oben. Außerdem muss­ten Entwürfe für die Radwegtafeln gestaltet und Spon­sorenmittel beschafft werden.

Diese können vor Antragstellung ohne Abschlag von der Fördersumme in das Projekt eingehen. Die Siniat GmbH und die Sparkassenstiftung haben sich jeweils mit 500 Euro beteiligt. Die Bayerischen Staatsforsten stifteten das Stammholz für die Informationstafeln. Ein lokales Sägewerk sorgte durch Vermittlung einer Schülerin für das kostenlose Bearbeiten.

Bei einer Sitzung mit dem Tourismusverband „Romantisches Franken“ ging es um die Harmonisierung der Route der Historischen 8 und um die Einbindung in das Gesamtradwegenetz der Region. In Geschäftsführerin Regina Bremm hatte das Projekt eine engagierte Unterstützerin.

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Uffenheim erließ an den offiziellen Projektträger, die Gemeinde Steinsfeld, den Zuwendungsbescheid über knapp 8000 Euro aus Leader-Mitteln. Den Rest von rund 5000 Euro tragen die beteiligten Gemeinden.

Inzwischen sind die Stationstafeln in Druck gegeben und auch die Stationstafelständer gingen in Auftrag. Die Gemeinde Steinsfeld hat die für die Station Lauterbach vorgesehene Wetterstation beschafft. Sie trägt an diesem Standort mit aktuellen Daten zum Thema „Historisches Klima und gegenwärtiges Wetter“ bei. Im Frühjahr werden die Bauhöfe der beteiligten Gemeinden die Tafeln an den vorgesehenen Standorten montieren. Eine Abschlussveranstaltung mit Eröffnung des Weges ist im Juni vorgesehen.

Die Schülerinnen und Schüler erhielten durch das Projekt neben der themenbezogenen Arbeit Einbli-cke in die Komplexität der ­Entscheidungsprozesse und -träger, die bei der Planung und Durchführung des Projektes notwendig sind (Gemeinden, Naturschutzbehörden, Tourismusverband, Grundstückseigentümer, LAG, etc.).

Kompromisse eingehen

Zudem lernten sie damit umzugehen, dass es sich mehrmals als notwendig erwies, die Streckenführung des Radweges und der Radwegtafeln zu ändern. Kompromissbereitschaft und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit externen Stellen waren Voraussetzung für das Gelingen des Projektes.

Sehr hilfreich für eine professionelle Umsetzung sei die Unterstützung durch Geschäftsführerin Pia Grimmeißen-Haider von der LAG „Romantische Straße“ gewesen, wird betont. Sie habe manche Tätigkeiten übernommen, die bei anderen Leader-Projekten, durch die Träger zu erledigen sind. -ww-

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