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Immer ausgefallener

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Großer Fuhrpark und viele Ideen am Oberen Campingplatz

ROTHENBURG –   Gestern Früh: Stück für Stück erobert sich das Party-Völkchen des Taubertal-Festivals weiter die Reutsächser Höhe, nachdem diesmal das Gelände einen Tag früher als sonst geöffnet worden war. Immer ausgefallener sind dabei die  Ideen und Aufbauten. Auch der aufgebotene Fuhrpark hat es in sich.

Donnerstag Früh: Der Campingplatz auf der Reutsächser Höhe ist schon gut gefüllt. Das Gelände wurde diesmal wegen der frühen Anreise vieler Festival-Freunde einen Tag früher geöffnet als sonst.  Fotos: Weber

Donnerstag Früh: Der Campingplatz auf der Reutsächser Höhe ist schon gut gefüllt. Das Gelände wurde diesmal wegen der frühen Anreise vieler Festival-Freunde einen Tag früher geöffnet als sonst.  Fotos: Weber

Da zeigt sich beispielsweise die Ladefläche eines ausgemusterten MAN K 3 der Bundeswehr zum kleinen Biergarten umfunktioniert. Mit liebevoller Deko: Kästen mit echten Blumen sind an den Ladeklappen wie auf einem Balkongeländer aufgereiht. Direkt von Wacken kommend sei das Fahrzeug nach dem Aufladen am Standort im Münchner Raum am Taubertal-Festival in Stellung gebracht worden, wird uns verraten. Auch Ladeflächen großer Trucks dürfen hier zu kuscheligen Party-Bereichen werden, ausgestattet mit Sofas und Kühlschrank. Ein Container kommt als Villa Kunterbunt zu neuen Ehren.

Der Laderaum eines Trucks dient als Party-Fläche mit Kühlschrank und Kuscheleffekt.

Der Laderaum eines Trucks dient als Party-Fläche mit Kühlschrank und Kuscheleffekt.

Mit Aha-Effekt: ein abgesteckter Claim mit Pendeltüren in Bierflaschenoptik. Nicht selten macht ein Ortsschild kenntlich, wo die jeweilige Gruppe herkommt. Selbst ein erster Festival-Baum, der in Anlehnung an einen Mai- oder Kirchweihbaum errichtet wurde, ragt hier in den Himmel.

Der ist zwar grau und es nieselt. Aber das tut der erwartungsfrohen Stimmung keinen Abbruch. Ein Quintett spielt Mölkky, ein finnisches Geschicklichkeitsspiel, bei dem mit einem Wurfholz, dem „Mölkky“, auf zwölf hochkant stehende Spielhölzer geworfen wird. Ziel des Spiels ist es, exakt fünfzig Punkte zu erreichen. Ein paar Meter weiter duftet es vom Festivalgrill am Stand eines gewerblichen Anbieters. Es ist angeschürt und die ersten Kunden könnten kommen. -ww-


Energiegeladener Start

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Große Steinbruch-Party trotz Regens und herbstlicher Temperaturen

ROTHENBURG – Von einer Eröffnungs- oder Warm-Up-Party kann man inzwischen eigentlich kaum noch sprechen, wenn es im Steinbruch an der Reutsächser Steige wie auch in diesem Jahr wieder von null auf hundert hineingeht in drei oder, wenn man jenen Tag noch dazuzählt, vier Tage Taubertal-Festival. Die Party nahe dem „Campingplatz Berg“ ist inzwischen für viele ein Pflichtprogramm.

„Schmutzki“ aus Stuttgart heizten gleich zu Beginn mächtig ein und fanden schnell den Draht zum Publikum. Fotos: Götz

„Schmutzki“ aus Stuttgart heizten gleich zu Beginn mächtig ein und fanden schnell den Draht zum Publikum. Fotos: Götz

Für einige Besucher ist der Donnerstag inzwischen sogar bereits Festivaltag Nummer drei. Auch in diesem Jahr strömten viele Camping-Begeisterte schon am Dienstag in Richtung des großen Platzes oberhalb der Reutsächser Steige. Aufgrund eines immer länger werdenden Rückstaus sahen sich die Veranstalter um Volker Hirsch sogar gezwungen die Schranken zum Campingplatz früher als geplant zu öffnen.

So verwundert es wenig, dass der „Steinbruch“ Jahr für Jahr bereits am Donnerstag aus allen Nähten platzt. Die Eröffnung des Steinbruchs als ers­te offizielle „Stage“ des Festivals gleicht immer wieder aufs Neue einem Stich ins Wespennest. Im Gegensatz zu den allseits bekannten Plagegeistern des Sommers strömen die Besucher aber meist deutlich weniger aggressiv, teils sogar ganz friedlich aus ihren Zeltplatznestern vor die Bühne, die sich auch zur 22. Ausgabe einmal mehr herrlich zwischen die steilen und kahlen Steinbruchwände zwängt. So kam es dann also auch 2017 wieder, wenn auch leicht abgeschwächt durch das regnerische und nasskalte Wetter. Wild, angenehm verrückt und voller Festival-Adrenalin war der Menschenstrom dennoch.

Endlich konnte man aus seinem Campingstuhl aufstehen, sich mit der Menge warmspringen und im besten Fall die durchnässten Kleider trocken tanzen. Zumindest dann, wenn man sich auf das von Seiten der Veranstalter gekonnt partytauglich zusammengestellte Auftakt-Line-Up einließ. Mit „Schmutzki“, „Rogers“ und „Heisskalt“ blieb dem Publikum kaum Luft zum Atmen. Ein krachendes Riff folgte auf das nächste, ein energiegeladener Auftritt auf den anderen. Indie-Rock, Hard-Rock und Punk-Rock spielten um die Wette.

Den Auftakt machten die Stuttgarter von „Schmutzki“. Und im Vergleich zum wahrlich „schmutzigen“ Wetter – am frühen Abend war nach einem ohnehin verregneten Tag zusätzlich ein heftiges Gewitter über das Gelände hinweggezogen und hatte für teils sintflutartige Regenfälle gesorgt – zauberten Sänger und Gitarrist Beat Schmutz, Bassist Dany Horowitz und Flo Hagmüller am Schlagzeug einen sauber-erfrischenden Mix aus Indie-, Post- und Punk-Rock auf die Bühne. Die Füße immer schön auf dem Gaspedal und mit Texten irgendwo zwischen Unsinn, Witz und purer Ehrlichkeit erwies sich die 2011 gegründete Band als wirklich guter Festivalstartschuss.

Rocken mit den „Rogers“

Laut, voller Energie und ebenfalls ohne Blatt vor dem Mund präsentierte sich anschließend die Band „Rogers“ aus Düsseldorf. Getreu dem Motto „Stillstand ist der Tod“, rollt nicht nur der Tour-Bus von Artur, Chri, Nico und Dom immer weiter, mit dieser Lebenseinstellung im Gepäck taten die vier Düsseldorfer auch ihr Bestes dafür, dass im Publikum die Füße nicht still standen.

„Rogers – Das bedeutet Punkrock“, schreibt das Rock-Quartett über sich selbst. Genau für diesen sorgten sie und trafen den Nerv von vielen. Als Dritter im Bunde waren es „Heisskalt“, die im Anschluss den Steinbruchabend mit ihrem hochintensiven Alternative-Rock der härteren Sorte fortsetzten. Dennoch vergaßen die Stuttgarter die eingängigen Melodien nicht und wussten vor allem auch mit ihren poetisch wertvollen und kritischen Texten zu überzeugen.

Den Schlusspunkt setzten „Tait Eita“. Diesen aber verpassten dann bereits einige Festivalbesucher. Der „Steinbruch“ leerte sich nach der Spielzeit von „Heisskalt“ zusehends.

Der Menschenstrom wanderte wieder in Richtung Campingplatz. Sich ein paar Körner für das Wochenende aufzusparen war bestimmt auch nicht die schlechteste Idee, lockt das Taubertal-Festival in diesem Jahr schließlich mit einem wohlaustarierten Line-Up und hat mit „Rise Against“, die bereits gestern die Eiswiese rockten, „Casper“ am heutigen Samstag und „Billy Talent“ zum Abschluss drei sehenswerte Headliner im Programm. Und die Steinbruch-Party war dafür einmal mehr der perfekte Einstieg. og

Buntes Konfetti in das Grau

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Festival-Freitag bei bester Partystimmung trotz Nässe – Wie ein Heizlüfter

ROTHENBURG – Mit Geige, Akkordeon und Ukulele eröffnete die Erlanger Folk-Rock-Band „Fiddler’s Green“ auf der Eiswiese das Taubertal-Festival 2017. Passend zum Wetter irische Klänge. Das wirkte wie ein Heizlüfter auf das ausgekühlte und ziemlich durchnässte Publikum, das schnell in allerbeste Festival- und Feierstimmung kam.

Bunter Konfettiregen über der Eisweise vor der Kulisse der Rothenburger Altstadt.

Bunter Konfettiregen über der Eisweise vor der Kulisse der Rothenburger Altstadt.

Zum zweiten Mal schon war die deutschsprachige Rockband Jennifer Rostock im Tal zu Besuch. Mit dem Wetter scheint sie wenig Glück zu haben. Auch beim letzten Mal habe es geregnet, beschwert sich Frontfrau Jennifer Weist augenzwinkernd beim Publikum: „Aber ihr seid ja schon daran gewöhnt“. Zum Aufwärmen gönnt sie sich im gewohnt knappen Bühnen-Outfit erst mal einen Shot. Frisch gestärkt kann sie dann Vollgas geben und bringt das Publikum mit ihrer einzigartigen Bühnenpräsenz zum Tanzen und Feiern.

Mitsingen leicht gemacht

Auch an Pyrotechnik mangelt es nicht bei ihr. Statt nasser Tropfen, die vorher auf das Festival niedergegangen waren, lässt die ursprünglich Usedomer Gruppe buntes Konfetti regnen. Großartig für die Zuschauer: Mitsingen ist leicht gemacht durch deutsche Texte. Sie haben relativ viel politische Aussage, wie der 2016 im Album „Genau in diesem Ton“ veröffentlichte Song „Hengstin“, der vor Feminismus nur so strotzt.

Das Publikum ist auf Temperatur. Die australische Post-Hardcore Band „The Amity Affiction“ hat Teile ihres neuen Albums „This could be heartbreak“ im Gepäck. Auch die vier aus Queensland liefern ab und heizen die Stimmung im Tal mit aggressiven und doch abwechslungsreichen Klängen weiter an. Sie kommen ohne eigene Bühnen- oder gar Pyrotechnik aus, lassen ihre Musik lieber für sich stehen. Kurz und bündig die Ansagen der Band. Frontman und Sänger Joel Birch, der für das „Screaming“ – „Schreien“ oder „Kreischen“ – zuständig ist, bedankt sich bei dem Publikum für die großartige Stimmung trotz Regens. Im übrigen handelt sich dabei um eine eigene Singtechnik. Was wie Grölen wirkt, ist richtig gelernt. Ahren Stringer, der Bass-Gitarrist, übernimmt die herkömmlichen Gesangpassagen.

Geliebt für auffällige Outfits und markante Tanzmoves: Jennifer Weist. Fotos: RoRot

Geliebt für auffällige Outfits und markante Tanzmoves: Jennifer Weist. Fotos: RoRot

Tanzendes Meer

Höhepunkt am ersten Abend: der Auftritt von „Rise Against“. Fürs Bühnenbild hat sich die Band aus Chicago etwas besonderes einfallen lassen: zu beiden Seiten des Schlagzeugs zwei große Bildschirme. Auf ihnen wird ein düsterer Comic abgespielt mit einer Geschichte von militärischer Unterdrückung bis hin zum Aufstand dagegen.

Die Melodic-Punk- bis Hardcore Gruppe ist genau dafür bekannt: Sie scheut sich nicht, politische Botschaft in ihre Songs zu packen und klar Stellung zu beziehen. „Gegen Nationalismus, Rassismus, Homophobie-Diskriminierung auf jede Weise“, so Tim McIlrath, Frontman, Leadsänger, Songwriter und Rhythmus-Gitarrist zu seinem Publikum im Tal über das neue Album „Wolves“. Laut und eher rau. Das ist man von den vier US-Amerikanern gewöhnt. Schnell verwandeln sich die Massen vor der Bühne in ein tanzendes Meer voller Energie, das Text mitsingt und ordentlich feiert.

Zwischendurch packt Tim Mcllrath einfach mal seine Akustik-Gitarre aus und gibt drei wunderschöne Balladen zum Besten, zu denen eifrig Feuerzeuge und Handy-Lampen gezückt werden. Nach einer weiteren kurzen Filmsequenz auf den Bildschirmen geht es weniger romantisch und umso dynamischer weiter. Der Rest der Band, Leadgitarrist Zach Blair, Joe Principe am Bass und Schlagzeuger Brandon Barnes, stürmt die Bühne.

Mcllrath setzt sich etwas ab, kommt ganz nach vorne zu seinen Fans und singt von dort aus weiter. Den „lästige Bühnengraben“ lässt er hinter sich. Das ist ganz nach dem Geschmack des Publikums, das sich höchst zufrieden und glücklich zeigt. RoRot

Der Umwelt zuliebe

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„Mobile Solar Plant“ für dezentrale Stromerzeugung beim Festival

ROTHENBURG – Vor sechs Jahren hat das Taubertal-Festival den „Green-Award“ erhalten. Damit gilt es als Beispiel, wie sich eine solche Großveranstaltung vereinbaren lässt mit dem Schutz von Umwelt und Natur. Versorgung mit möglichst sauberer Energie, Müllvermeidung und vieles mehr machen es im Rahmen des Projekts „Sounds for Nature“ zu einem „grünen Festival“. An diesem Anliegen wird weiter gearbeitet, Schritt für Schritt, wie sich bei der jüngsten Auflage gezeigt hat.

Eher ungewöhnlicher Blick auf Rothenburg von der Reutsächser Steige aus mit der „Mobile Solar Plant“ im Vordergrund. Foto: Weber

Eher ungewöhnlicher Blick auf Rothenburg von der Reutsächser Steige aus mit der „Mobile Solar Plant“ im Vordergrund. Foto: Weber

Eine dieser „grünen“ Errungenschaften hat allerdings Ausnahmerang und ist mehr Vision als Standard bei der Festival-Ausstattung. Sie war an hervorgehobener Stelle bestens platziert – unweit des Aussichtsplatzes oberhalb der Reutsächser Steige. Da hatte jenes Unternehmen, das die Veranstaltung seit vielen Jahren mit Generatoren für die dezentrale Stromversorgung samt Lichtmasten für die Ausleuchtung des Geländes bedient, eine Pilotanlage in Stellung gebracht.

Auf 150 Quadratmeter Fläche aufgeklappt und aufgeständert von zwei Mann innerhalb von nur zwei Stunden: die „Mobile Solar Plant“. Mit einer Spitzenleistung von insgeamt 28 Kilowatt Peak erbringen die Module dort – unterstützt bei Bedarf von der gleichen Leistung aus dem zur Anlage gehörenden Generator – die gesamte elektrische Energie für die zentrale Sanitätsstation des Roten Kreuzes beim Festival. Das Hilfscamp mit Fuhrpark: während der Veranstaltung in unmittelbarer Nähe der Solaranlage oberhalb der Reutsächser Steige untergebracht.

Auch die einen Steinwurf entfernt in einem Zelt campierenden „Tauberplanscher“ beziehen den Strom für ihren Kühlschrank aus dieser „grünen“ Energiequelle. Beim Pressetermin zur Präsentation der Solaranlage bitten die Blogger, nachdem Anton Hackspacher als Gebietsmanager des kooperierenden Unternehmens direkt am Objekt die technischen und sonstigen Einzelheiten erklärt hatte, in ihrem Zelt zum Empfang – mit gut gekühlten Getränken.

Ob zu erwarten ist, dass es beim Taubertal-Festival ab sofort nur noch solche absolut sauberen Anlagen für die dezentrale Stromversorgung gibt? Sicher nicht. Dazu sind sie einfach noch viel zu teuer. Die Kosten liegen nach Angaben des Firmenvertreters weit im sechsstelligen Bereich. Ganz abgesehen davon, dass längst nicht an allen Stellen, wo sie gebraucht werden, auch Platz genug zur Verfügung steht, um sie dort aufzufalten.

Vorzeigestück beim Klimagipfel

Die oberhalb der Reutsächser Steige aufgestellte Anlage ist eine Eigenentwicklung, die zusammengeklappt in einem 20-Fuß-Container Platz findet. Bredenoord hatte sie im vergangenen Jahr beim Klimagipfel im marokkanischen Marrakesch als Musterbeispiel gezeigt. Das Unternehmen zielt damit freilich weniger auf Festivals ab als vielmehr auf Großprojekte und ganz besonders auf Afrika.

Dort stünde jede Menge Sonnenenergie zur Verfügung, um in solchen dezentralen Anlagen direkt am Ort des Bedarfs in elektrischen Strom verwandelt zu werden und ohne viel aufwändiges Leitungsnetz Maschinen, Apparate und Co. antreiben zu können beziehungsweise die Energieversorgung ganzer Dörfer sicherzustellen.

„Wir wollen hier vor allem auch eine Ahnung davon geben, wie es bei uns in 20 oder mehr Jahren weitergehen könnte nach den fossilen Brennstoffen, auch für unser Unternehmen,“ unterstreicht Anton Hackspacher ein Anliegen dieses Auftritts beim Taubertal-Festival.

Florian Vogel, der Umweltbeauftragte des Festivals, sieht das weniger als Zukunftsmusik. Er prognostiziert, dass es schon bald Anlagen geben könnte, die Sonne oder Wind zu Strom machen und sich gut für die dezentrale Versorgung eignen: „Es gibt da interessante Entwicklungen.“ Außerdem sind er und Florian Zoll, der Pressesprecher des Festivals, davon überzeugt, dass die Pilotanlage ihre Signale setzen wird – auch in allgemein ökologischer Richtung. Sie werde ganz sicher dazu beitragen, das Umweltbewusstsein bei den Besuchern weiter zu stärken.

Mit der Erweiterung des „Green Camps“ aus dem Bereich an der Wackelbrücke hinauf auch auf vorerst noch kleine zwei Flächen oberhalb der Reutsächser Steige ist es in diesem Jahr auch hier ein Stück vorangegangen in Richtung „grünes Festival“. Schritt für Schritt. -ww-

Heiter bis deftiges Spiel

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Frenetischer Beifall für Barockoper „Die Erben der Narrentreppe“

ROTHENBURG – Welchen Zeitvertreib gab es an den Fürstenhö­­fen und für das einfache Volk im 16. Jahrhundert? Fahrende Komödianten lieferten Possenspiele um Liebe und Eifersucht, Narren tarnten versteckte Wahrheiten unter ihrer Narrenkappe, Gaukler und Akrobaten zeigten ihr Können. Commedia dell’arte-Ensembles nahmen Einfluss auf das Bühnengeschehen in ganz Europa, vor allem in Frankreich und Spanien.

In Reichsstadthalle: Ensemble bot komödiantisch-venezianischen Zeitvertreib. Foto: Schwandt

In Reichsstadthalle: Ensemble bot komödiantisch-venezianischen Zeitvertreib. Foto: Schwandt

Auf der Burg Trausnitz oberhalb von Landshut ließ Prinz Wilhelm, der spätere Herzog Wilhelm V. von Bayern, die berühmte Narrentreppe mit Szenen aus der italienischen Commedia dell’arte in Lebensgröße ausmalen. Die Landshuter Narrentreppe ist das früheste und einzige monumentale Bildzeugnis, das Alessandro Padovano um 1575 bis 1579 ausführte.

Es ist tatsächlich ein Ensemble aus Niederbayern, das in Rothenburg eine Stegreifkomödie auf die Bühne brachte – in der altehrwürdigen Reichsstadthalle. Drei von 33 Veranstaltungen des „Fränkischen Sommer 2017“ fanden in Rothenburg ihren Platz – Bürgermeister Dieter Kölle dankte den Veranstaltern und lud dazu ein, 2019 die Tauberstadt mit ihren vielfältigen Spielstätten in das Programm einzubeziehen. Die fünf Komödianten zeigten italienisches Improvisationstheater vom Feinsten, heiter und zuweilen deftig setzten sie sechs Szenen der Landshuter Narrentreppe auf der Bühne um.

Repräsentative Heirat

Zeit und Ort der Handlung ist natürlich Venedig im 16. Jahrhundert. Der alte Geizhals Pantalone de’ Bisognosi ist ein reicher venezianischer Kaufmann. Er spürt, dass sein Leben endlich ist, dass der „Knochenmann“ über kurz oder lang kommen wird und dass vor allem seine Manneskraft nachlässt. Gesellschaftliches Ansehen ist ihm wichtig, doch erkaufen kann er sich das nicht.

Ein Aufstieg ist nur möglich, wenn sein Mündel Columbina durch eine repräsentative Heirat in andere Kreise aufsteigt. Pantalone verhandelt mit dem Aufschneider Capitano Don Diego de Mendoza, bietet ihm die Hand Columbinas, wenn er dafür in den Ritterorden aufgenommen wird.

Columbina droht er damit, dass sie ihr Leben in einem Kloster zubringen müsse, sollte sie den Capitano nicht heiraten. Doch diese liebt – wie soll es auch anders sein – einen anderen. Dem Tanzlehrer Orlandino detto il Ballarino gehört ihr Herz und sie vertraut sich in ihrer Not dem schelmischen, langnasigen Diener Zanni an. Dieser weiß auch Rat, der Preis dafür ist der ungehinderte 24-Stunden-Zugang zur Speisekammer.

Pantalone möchte sich noch einmal so richtig vergnügen, bietet der venezianischen Kurtisane Donna Lucia detta l’Appassionata reichen Lohn für ihre Dienste. Zanni weiß davon und überrascht gemeinsam mit Columbina und Orlando den ach so edlen Pantalone im Freudenhaus. Die Liebenden versprechen, diese Peinlichkeit für sich zu behalten, wenn sie heiraten dürfen und Pantalone willigt ein, auch zur großen Freude Donna Lucias, ist sie doch die Mutter Orlandos.

Spontane Improvisation

In Grundzügen sind die Handlung und die Gestaltung der sechs Szenen nebst Prolog und Finale durch das Ensemble festgelegt, doch es bleibt genügend Raum für spontane Improvisation bei Musik und Tanz, garniert mit einem reichen Repertoire an Einlagen wie Akrobatik, Pantomime und Wortwitzen.

Sopranistin Felicia Berg (Columbina) präsentiert wundervolle Tanz- und Gesangsstücke, Susanne Kaiser (Donna Lucia) ist Konzertharfinistin und bringt die historische Harfe vollendet zum Klingen. Tenor Andreas Kaiser (Zanni) spielt verschiedene historische Blas- und Perkussions– instrumente und untermalt damit gekonnt die einzelnen Szenen, Bernhard Girardi (Orlando) ist Tänzer und Tanzlehrer, leitet Ensembles für alte Musik, führt eine Werkstatt für Blockflöten und spielt diese meisterlich.

Christoph Eglhuber (Pantalone) hat sich während seiner Musikstudien an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität auf das Spielen historischer Zupfinstrumente spezialisiert und an zahlreichen Musik- und Filmproduktionen mitgewirkt. Am Ende der Barockoper „Die Erben der Narrentreppe“ räumt er als Pantalone „das Feld und geht zurück zu seinem Geld“.

Eigentlich sollte die Commedia dell’arte auf der Stöberleinsbühne gespielt werden, doch die Bühne der Reichsstadthalle bot eine ebenfalls authentischen Kulisse für das barocke Spiel und die zauberhafte Musik – die Zuschauer ließen sich begeistern und belohnten den komödiantisch-venezianischen Zeitvertreib mit frenetischem Beifall. sw

Hochintensives Festival-Finale

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„Alligatoah“ und „Billy Talent“ locken die Massen zum Abschluss nochmal aufs Gelände

ROTHENBURG – Von vielen wurde vor allem sie sehnlichst auf der Taubertal-Bühne erwartet: Die kanadische Rockband „Billy Talent“. Dementsprechend gefüllt präsentierte sich die Eiswiese am Sonntagabend. Einen solch großen Namen der Rock-Geschichte und Rock-Gegenwart wollten sich viele Festival-Besucher nicht entgehen lassen.

„Billy Talent“ hatten zum Festivalabschluss spürbar Lust und Laune und sorgten für eine volle Eiswiese.

„Billy Talent“ hatten zum Festivalabschluss spürbar Lust und Laune und sorgten für eine volle Eiswiese.

Nicht zuletzt auch deshalb, da es am letzten Festivaltag endgültig aufgehört hatte zu regnen und sich am Abend sogar die Sonne herrlich über und auf das Gelände legte. So trieb es schon am Nachmittag einige Besucher von den Campingplätzen hinab ins Tal. Das Sonntags-Line-Up sowohl auf der „Sounds For Nature“- als auch auf der Hauptbühne schien zudem ganz unabhängig von „Billy Talent“ gut gewählt. So ragten schon bei der Mittelalter-Rockband „In Extremo“ viele klatschende Hände empor und ließen sich von der tiefen, rauchig-kratzigen Stimme des Sängers Michael Robert-Rhein ein ums andere Mal zum Mitsingen auffordern.

Mit Dudelsack und Co, zudem garniert mit einer gewohnt pyrolastigen Bühennshow, dürften die Berliner auch auf dem Taubertal-Festival ihre Fans wieder überzeugt haben. Über den gesamten Tag gab es verteilt auch auf der kleineren „Sounds For Nature“-Bühne wieder viel gute Musik zu entdecken. Da war beispielsweise die britische Folk-Band „Skinny Lister“, die mit Kontrabass, Ziehharmonika und einer sympathisch-verrückten Frontfrau für überaus ausgelassene Stimmung im Publikum sorgte. „Alligatoah“ gab auf der Hauptbühne seine bei genauerem Hinhören durchaus tiefgründigen Texte zum Besten, wenn auch freilich in ganz anderer Manier wie „Casper“ noch tags zuvor.

Aber ganz egal ob nun tiefgründig oder nicht: „Alligatoah“trifft mit seiner Art Musik zu machen den Nerv der Menge. So auch auf dem „Taubertal“. Rückenwind gab er sich dabei mit einer herrlich bunten Bühnenshow, der es an Selbstironie und skurriler Verrücktheit nicht mangelte. So sang er zunächst aus dem Korb eines Ballons ehe er später auf einer goldenen Kuh platz nahm. Und ob die Festival-Menge in diesem Jahr jemals einen Song so laut mitgesungen hat wie „Willst Du“ darf angezweifelt werden.

Für den größten Ansturm aber sorgten „Billy Talent“. Und die Altmeister können es immer noch. Und hatten sichtlich Spaß und Freude an ihrem ersten Auftritt im Tal. Nicht nur dass Sänger Benjamin Kowalewicz dies immer wieder betonte, am Ende spielten die Kanadier sogar knapp zehn Minuten länger, als ihre Spielzeit normalerweise vorgesehen war. Denkt man da beispielsweise an den Auftritt von „Limp Bizkit“ im letzten Jahr zurück, muss man sich vor so viel Spielfreude beinahe verneigen.

Mittelalter-Band vor Mittelalter-Stadt: „In Extremo“ rockten die Eiswiese und sparten nicht an Effekten. Fotos: Götz

Mittelalter-Band vor Mittelalter-Stadt: „In Extremo“ rockten die Eiswiese und sparten nicht an Effekten. Fotos: Götz

Fast schon musste man sich kurzzeitig fragen, wer da nun mehr Energie hat, das Publikum oder Kowalewicz, der mit seiner schier endlosen Bühnenpräsenz auf und ab tigerte, zum Mitsingen und Mitklatschen animierte, sich nicht zuletzt mit starken Worten für Toleranz und Nächstenliebe aussprach und auch nicht vergaß, sich öffentlich in die hiesige Festival-Kulisse zu verlieben.

Ja, „Billy Talent“ hatten an diesem letzten Abend der 22. „Taubertal“-Ausgabe einfach richtig „Bock“ zu spielen. Und rechtzeitig zu ihren großen Hits wie „Fallen Leaves“ oder „Red Flag“ hatten dann auch fast alle im Publikum die Hände oben und fanden ihre Energie wieder.

Das Festival 2017 begann als Schlammschlacht und endete mit einem Sonnenuntergang. Und auch musikalisch war von heiter bis wolkig alles dabei. Liebes „Taubertal“, von vielen wirst du bestimmt schon wieder sehnlichst erwartet. og

Facettenreicher Dreiklang

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Hohenloher Kultursommer verwandelte Schillingsfürst in eine große Opernbühne

SCHILLINGSFÜRST – „Rund um die Oper“ gestaltete sich der Konzerttag des diesjährigen Hohenloher Kultursommers und verwandelte die Schloss-Stadt in eine große Opernbühne.

Die Mitglieder des Ensembles „10forBrass“ sind perfekt aufeinander eingespielt.	Foto: SchwandtSopranistin Anna Herbst und Bariton Christoph von Weitzel warteten im Klaviersalon des Schlosses mit zauberhaften Duetten aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“, „Don Giovanni“ und der „Zauberflöte“ auf. Zwei Arien des großen Opernkomponisten Guiseppe Verdi begeisterten das Publikum: Spannungsgeladen und stimmgewaltig präsentierte Christoph von Weitzel die Arie des Rigoletto, Anna Herbst meisterte bravourös die äußerst anspruchsvolle koloraturenreiche Arie der Gilda: Das Erregtsein, das innerliche Erbeben des Frischverliebtseins, zauberte sie in die Herzen des Publikums – einfach hinreißend.

Gefühlvoll und sehnsüchtig inszenierte Christoph von Weitzel Richard Wagners „Lied an den Abendstern“ und die beiden Solisten finden sich als Pamina und Papageno harmonisch im Schlussduett. Klar, dass das Publikum die beiden nicht ohne Zugaben gehen lassen will, waren sie als Zuhörer doch nahe an den Interpreten, im Blickkon– takt mit den Künstlern, ges– tisch und mimisch in das Geschehen einbezogen. Pianist und Organist Ulrich Pakusch erwies sich als ausgezeichneter Begleiter am Flügel, der technisch brillant die einzelnen Werke charaktervoll einbettete. Gekonnt und kurzweilig führten die beiden Solisten ihr Publikum als Moderatoren durch die Opernstunde – ein herrlicher, rundum gelungener Auftakt des Konzertnachmittags.

Parallel dazu luden Sopranistin Franziska Dannheim und Pianistin Jeong-Min Kim zu einer „Oper légère“ in das Sälchen der Doerfler-Galerie ein. Es ist eine große Oper im kleinen Format. Franziska Dannheim singt und spielt sich durch Jacques Offenbachs „Hofmanns Erzählungen“, würzt die Handlung der Oper mit zahlreichen, launigen Anekdoten um das Universalgenie E. T. A. Hofmann. Ihr Anliegen ist es, Werke verständlich zu machen und das Publikum zu unterhalten.

Das Einbeziehen der Zuhörer ist ihr wichtig, und so lädt sie dazu ein, mitzumachen, zu singen und zu schunkeln, bei den bekannten Opern-Ohrwürmern, wie der berühmten Barcarole („Belle nuit, o nuit d’amour“) oder den „Va pour Klein Zack“. Die aus Seoul stammende Jeong-Min Kim ist eine grandiose Partnerin am Flügel, die feinfühlig und virtuos den Orchesterklang des großen Offen– bach’schen Werkes auf die Tasten zaubert. Eine tolle Musikidee für Jung und Alt, Einsteiger und Kenner, um Oper zu erleben.

Der Himmel zeigte sich gnädig, denn am späten Nachmittag hatten sich die letzten Regenwolken verzogen und „10forBrass“ konnte im Schlossinnenhof konzertieren. 12 junge Bläser aus dem gesamten Bundesgebiet betraten die Bühne. Seit 2010 musiziert das Ensemble gemeinsam, und es ist inzwischen mehrfach ausgezeichnet worden. Einen Dirigenten brauchen die Vollblutmusiker nicht – sie sind perfekt aufeinander eingespielt. Und sie wollen dem üblichen Blechbläserklischee etwas entgegensetzen.

Orchesterklänge nachspüren

Ihre Intention ist es, möglichst viele Originalkompositionen im Repertoire zu haben. Steven Verhelst ( Jahrgang 1981) hat für „10forBrass“ eigens die „10forBrass“-Fanfare komponiert, die sie schwungvoll darbieten. Sie scheuen sich auch nicht, Werke zu bearbeiten und mit den Bläserstimmen Orchesterklängen nachzuspüren, auch Streicherstimmen oder Gesangsmelodien zu imitieren.

Die Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart interpretierte André Schoch mit seiner Piccolotrompete klar und makellos, in der Ouvertüre des „Freischütz“ von Carl Maria von Weber sorgen die Hörner und die gestopften Trompeten für ein wahrhaft fürstliches, romantisches Jagderlebnis. Schräge, gekonnte Kontraste finden sich in Sergej Prokofiews Marsch aus der Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“.

Der Tubist Alexander Tischendorf moderiert geschickt durch das Programm, erzählt Anekdoten, erläutert die Handlungen, die sich um die jeweiligen Stücke ranken. Nein, festlegen auf ein bestimmtes Genre wollen sich „10forBrass“ nicht. Sie sind jung und neugierig, haben alle Engagements in verschiedenen Orchestern, tragen ihre Erfahrungen zusammen, tauschen sich aus, wollen sich entwickeln. Das spielfreudige Ensemble lässt die Rialto Ripples von George Gershwin schwungvoll erklingen, begeistert mit Iving Berlins „Puttin’ on the Ritz“.

Wechsel der Tempi gelingen scheinbar mühelos, die Intonation ist brillant und alle Werke sind beseelt von einer wunderbaren Dynamik. Die Musiker wechseln bei Bedarf während des Stücks das Instrument, nehmen innerhalb des Ensembles unterschiedliche Plätze ein, treten als Solisten hervor. Als Schmankerl zum Abschluss tritt Alexander Tischen– dorf mit seiner Tuba allein auf die Bühne, dann stimmen die Posaunen ein, es folgen Hörner und Trompeten. Einen Hymnus gab es zum Abschluss und ein schönes Sprichwort mit auf den Weg: „Ob piano oder forte, Töne sagen mehr als Worte. Denn was wäre unser Leben, würde es Musik nicht geben?“ Wohl wahr. sw

„Und jetzt sind wir hier“

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Wir sprachen mit sechs Anwärtern auf den Emergenza-Titel der Nachwuchsbands

ROTHENBURG – Insgesamt 20 vielversprechende Nachwuchsbands haben auch dieses Jahr wieder auf den großen Gewinn gehofft beim Taubertal-Festival. Eine Europa-Tour, Plattenverträge und einen Gig zur Primetime auf der Hauptbühne – der Traum jeder Nachwuchsband. Es ging ordentlich zur Sache beim internationalen Finale des Emergenza-Newcomer-Contests.

Siegerehrung auf der „Sounds for Nature“-Bühne mit den 20 internationalen Nachwuchsbands. Fotos: RoRot

Siegerehrung auf der „Sounds for Nature“-Bühne mit den 20 internationalen Nachwuchsbands. Fotos: RoRot

Das Konzept des Wettbewerbs ist absolut vielversprechend. Regelmäßig begegnen uns frühere Emergenza-Gruppen, wie „Nico & Vince“, im Radio, sind inzwischen international ein Begriff. Dazu gehören auch „Royal Republic“ oder andere gefeierte Headliner auf der Eiswiese. Dieses Jahr dabei: die „Emil Bulls“ und „Itchy“. Bei Vorrunden müssen die Bands ihr Können zunächst regional, später auch national unter Beweis stellen.

Standortbestimmung

Schließlich kommen die 20 international besten Bands von anfangs über 3800 am Taubertal-Festival zusammen. Aber nicht nur die in Aussicht gestellten Preise und die Chance, sich in die Reihe der Erfolgreichen einzuordnen, locken zur Teilnahme. Wir sprachen mit sechs der traditionell in der Rothenburger Jugendherberge untergebrachten Gruppen und fragten sie nach ihren Beweggründen, sich dieser großen Ausscheidung zu stellen.

„Wir wollten uns einfach mal testen, sehen, wie wir im internationalen Vergleich liegen. Mit unserer Musik begeistern und erfahren, ob wir auch außerhalb unserer Stadt, unserer Region und unseres Landes Massen mitreißen können.“ Genau deswegen nimmt die italienische Band „Frank e le Forme Soniche“ aus Rom am Emergenza-Contest teil.

„Wir haben die Chance unsere Gruppe zu promoten, Gigs ohne großen Organisationsaufwand zu spielen und können Bühnenerfahrung sammeln“, erklären Pawel (26), Dawid (26) und Gustaw (23) von der Breslauer Band „Anviled“. Was die drei Jungs so besonders macht? Sie spielen eine komplett andere Musikrichtung als die meisten anderen Bands, die an dem Wettbewerb teilnehmen: sie versuchen die Jury mit ihrer einer aufregenden Mischung aus Elektro- und Akustikklängen zu überzeugen, während die anderen häufig verschiedene Rock-Ausprägungen anbieten: Alternative-, Indie- oder Poprock.

Auch unsere Italiener hoffen sich individuell präsentieren zu können; mit ihrer Interpretation von regionaler Musik im Alternative-Rock-Stil. Der Sänger und Songwriter Francesco (36): „Lange Zeit habe ich auf Englisch gesungen, aber für dieses Projekt haben wir uns ganz bewusst entschieden zu unserer Heimat zu stehen.“ Und damit sind sie eine der wenigen Gruppen, die ausschließlich in ihrer Muttersprache singen.

Die eigentlich angedachten Alleinstellungsmerkmale waren es schließlich nicht, was die Fachjury herausragend fand an „Anviled“ und „Frank e le Forme Soniche“. Einzelmusiker aus der Band wurden geehrt, der Pole Dawid (26) als bester Drummer und der Italiener Marco (27) als bester Bassist.

Die Kanadier der Band „Oaks Above“ bei ihrem Auftritt auf der Emergenza-Bühne.

Die Kanadier der Band „Oaks Above“ bei ihrem Auftritt auf der Emergenza-Bühne.

Der Emergenza-Contest ist sehr international ausgerichtet. Auch Bands aus Übersee und Asien sind mit dabei. Auch „Oaks Above“, eine kanadische Pop-Rock Gruppe mit Indie-Anklängen waren nach Rothenburg angereist. Für die Band die erste Gelegenheit, auf europäischer Bühne etwas von sich hören zu lassen. Nur zwei der fünf Mitglieder waren vorher überhaupt schon einmal auf dem alten Kontinent gewesen. Natürlich haben sich die Jungs aus Montreal schon ein bisschen Zeit für Sightseeing in Rothenburg genommen. Aber auch für die Konkurrenz: „Selbstverständlich hören wir uns auch die anderen Emergenza Bands an und sind abends mit ihnen zusammen unterwegs. Die Möglichkeit so viele andere internationale Nachwuchsgruppen kennenzulernen ist schon großartig.“

Verwunderung löst bei ihnen lediglich das deutsche Bier aus. Nicht nur Geschmack und Farbe seien deutlich „lighter“, sondern auch der Alkoholgehalt. Leider reicht es am Ende bei ihnen nicht für einen Platz auf dem Siegertreppchen. Aber immerhin: Pläne für eine Kanada-Tour mit vielleicht kleinem Ausflug in die USA und ein neues Album gibt es schon. Mit Misserfolg im Kontest kennen sich die Münchner von „Sound Injection“ bereits aus. Ganz knapp vor dem Finale waren sie ausgeschieden und hatten per Los den Eröffnungsgig am Freitagnachmittag auf der „Sounds for Nature“-Bühne gewonnen. Trotzdem sind sie als Band sehr gefragt, für Samstag schon wieder gebucht auf einem anderen Festival. Den ganzen Sommer sind sie so unterwegs. Im Frühjahr 2018 soll dann ein neues Album erscheinen.

Den letzten Gig auf der „Sounds for Nature“-Bühne durften fünf Jungs aus Madrid spielen. „Time for Action“ ist eine der jüngsten Bands, die 2017 im Tal im Finale stehen. Alle fünf sind 18 oder 19 Jahre alt. Ihnen ist klar, dass das Level hier noch einmal höher ist als in den drei Vorrunden. Auch der letzte Gig gilt nicht unbedingt als Vorteil: Man ist deutlich nervöser, wenn man die Schwächen, aber vor allem auch die Stärken, der anderen Gruppen schon gehört hat.

Impuls im Studio

Eine eigene Geschichte zur Bandgründung kann auch „61 Minds“ aus Brüssel zum Besten geben. Niclas (30), Schlagzeuger und Keyboarder, hat selbst ein Studio und arbeitete zusammen mit Thomas (20), Gitarre und Keyboard, und Alice (21), Gesang, an Aufnahmen. Unabhängig davon kannte er noch Vincent am Bass. Johann, 32, Gitarrist: „Auch ich war damals bei ihm im Studio. Niclas meinte, dass wir uns unbedingt alle zusammentun sollten. Etwas Großartiges könnte entstehen. Aber ehrlichgesagt, ich war anfangs nicht gerade begeistert. Schließlich ließ ich mich doch zu einer Probe überzeugen. Wie man sieht, jetzt sind wir hier.“ Und das mit ziemlich großem Erfolg: „61 Minds“ wurde zur Gruppe mit den besten Arrangements gekürt. RoRot


Hüter des Schmuckkästchens

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Seit 15 Jahren kümmert sich Helmut Uhl um die Pflege der heimatlichen Landschaft

INSINGEN – Es gibt kaum etwas Lohnenderes als das Ergebnis der eigenen Hände Arbeit zu sehen. Wohl auch deshalb rackert sich Helmut Uhl aus Insingen bereits seit mehr als 15 Jahren während der Berufstätigkeit und nun trotz verdienten Ruhestands für seine Heimatgemeinde ab. Im Auftrag der Kommune und in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken kümmert er sich um die Entbuschung und Nachpflege von Wiesen und Waldrändern – mit offensichtlichem Erfolg.

In der Natur beim Arbeiten – so kennt man Helmut Uhl in seiner Heimatgemeinde. Foto: privat

In der Natur beim Arbeiten – so kennt man Helmut Uhl in seiner Heimatgemeinde. Foto: privat

„Bei meinen Rundgängen bin ich immer sehr erfreut über das Schmuckkästchen in unserer Gemeinde“, kommentiert Helmut Uhl, der sich selbst als Naturmensch bezeichnet, stolz den Anblick der ordentlich entstrüppten Wiesen und Hänge hinter dem Gelände des SV Insingen. Alles in allem hat er wohl etwa fünf Hektar auf der Gemarkung Insingen, so seine Schätzung, derer er sich stets zuverlässig und engagiert annimmt.

Vor rund 18 Jahren haben sich die Kommune und der gemeinnützige Verein dazu entschlossen, aktiv die Landschaftspflege im Gemeindebereich voranzutreiben. Helmut Uhl war von diesem Vorhaben „gleich begeistert und überzeugt“, denn „unsere schöne Landschaft und Hänge waren mit Hecken total verwildert und verbuscht“, erinnert er sich.

In den Wintermonaten machte er sich mit einigen Landwirten an die Arbeit. Ausgerüstet mit Motorsägen und Motorsensen rückte man dem unliebsamen Gestrüpp auf den Leib. Es sei eine „Knochenarbeit“ gewesen, denn das Schnittgut musste per Hand von den steilen Hängen heruntergezogen werden, bevor es aufgeladen und zu Hackschnitzel verarbeitet werden konnte. Ziel der teils äußerst mühsamen Arbeit ist nicht vorrangig, dass Wald und Wiesen in der Gemeinde wie geleckt aussehen. Vielmehr geht es darum, Schafweiden und -triebwege in Schuss zu halten und zu optimieren, damit ihrerseits die Tiere den Magerrasen derart „bearbeiten“ können, dass seltene Pflanzenarten wieder durchkommen. Und weil die Natur sich immer wieder aufs Neue Bahn bricht – die Dornentriebe an den Wurzeln wachsen besonders schnell nach – ist Helmut Uhl permanent gefordert.

So lässt die sommerliche Nachentbuschung ebenfalls keine Langeweile bei ihm aufkommen, dessen eigener Wald, laut Bürgermeister Peter Köhnlechner, in einem „tipptopp Zustand“ ist. Trotz seines Arbeitseifers konnte Helmut Uhl die Nachpflege nicht allein bewältigen. Mit Heinz Wagner habe er aber eine „kräftige Unterstützung“ gehabt.

In der Praxis läuft es so ab, dass Helmut Uhl offiziell im Auftrag der Gemeinde tätig wird, die konkreten einzelnen Maßnahmen werden jedoch mit Karin Blümlein besprochen, die diese nach der Durchführung begutachtet. Die Diplom-Biologin ist im Rahmen des Projektes „Trockenbiotopverband Frankenhöhe“ beim Landschaftspflegeverband Mittelfranken auch für Insingen zuständig. Helmut Uhls Einsatz für die heimische Natur ist zwar kein Ehrenamt im klassischen Sinn. Er kann seine Arbeitsstunden nämlich abrechnen.

Sein Engagement ist deshalb aber nicht minder ehrenvoll – immerhin zählt er bereits 76 Lenze und verrichtet seine Arbeit stets zur vollsten Zufriedenheit der Gemeinde und des Verbandes. „Es ist super, wie das in Insingen läuft“, lobt etwa Karin Blümlein den ehemaligen AEG-Mitarbeiter. Und Bürgermeister Peter Köhnlechner ergänzt: „Es würde uns als Gemeinde schon arg weh tun wenn er diese Arbeit nicht mehr machen würde.“

Sein umfangreiches Wissen über Wald und Wissen im Gemeindebereich wird aber nicht verloren gehen. Denn die nächs­te Landschaftspflege-Generation wird bereits nach und nach eingelernt. Mit dem erfahrenen Club-Fan als Lehrmeister werden auch sie einmal so zufrieden auf ihr Tagewerk für die Gemeinde blicken, wie Helmut Uhl, der sagt: „Unser Schäfer hat jetzt eine saubere Landschaft, die gut zu beweiden ist.“ mes

Am Morgen danach

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Aufräumen zeichnet sich als Mammut-Aufgabe ab

ROTHENBURG – Von oben mit etwas Abstand gesehen: der Morgen danach beim Taubertal-Festival 2017. Die beiden Fotos aus dem Ballonkorb lassen erahnen, welche Herausforderung für die Veranstalter als Aufgabe nach dem Festival bleibt.

Morgen danach: Viele der Festival-Besucher auf dem Campingplatz Berg sind noch über Nacht geblieben. Auf der linken Hälfte hebt sich deutlich die Fläche ab, die diesmal nicht zur Verfügung stand. Fotos: Happy Ballooning

Morgen danach: Viele der Festival-Besucher auf dem Campingplatz Berg sind noch über Nacht geblieben. Auf der linken Hälfte hebt sich deutlich die Fläche ab, die diesmal nicht zur Verfügung stand. Foto: Happy Ballooning

Sicher, es liegen jetzt schon ein paar Morgen danach hinter uns und in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Aber die Fotos haben dokumentarischen Wert, schon weil sie die Ausdehnung des Festivals gut zeigen. Ganz im Gegensatz zur Eiswiese und dem Abfall, den die Besucher dort in einem Streifen am Fuß des Tauberhangs hinterlassen haben, lässt sich für den Campingplatz auf der Reutsächser Höhe am ersten Morgen danach noch nicht sagen, was dort als Hinterlassenschaft zum Wegräumen bleiben wird.

Viele der rund 8000, die hier während des Festivals übernachten, schlafen noch oder haben ihren Stand- und Zeltplatz zumindest noch nicht verlassen. Andere sind schon gefahren. Zu beiden Seiten der von Rothenburg ins Württembergische hinüber führenden Staatsstraße 1040 zeigt sich wie ein Teppich mit lauter bunten Tupfen das leicht aufgelockerte Feld. Mittendrin liegt, als brauner Riegel, eine umgepflügte Fläche. Einer der Grundstücks-eigner wollte diesmal sein Gelände nicht zur Verfügung stellen.

Bis zum 25. August bleibt für die Veranstalter Zeit, das Areal grob zu reinigen. Die Flächen wieder in den vorherigen Zustand zu versetzen, dauert länger. Bisher sei immer alles zur Zufriedenheit erledigt worden, betont Brigitte Kreiselmeyer von der Liegenschaftsverwaltung der Stadt. Der Veranstalter muss eine Kaution im vierstelligen Bereich hinterlegen und bekommt sie ausgezahlt, wenn alles in Ordnung ist. -ww-

Im Großformat

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Plakate vor der Bundestagswahl stehen

ROTHENBURG – Jetzt hat sie auch in Rothenburg begonnen: die Zeit, in der die Parteien etwas zulegen beim Werben um Stimmen für die kommende Bundestagswahl am 24. September. Das lässt sich an den großen Plakaten ablesen, die vor dem Spitaltor und vor dem Galgentor aufgestellt worden sind.

Vorm Galgentor: Herrmann statt Kanzlerin für die CSU. Daneben die Plakate von SPD und FDP.  Foto: Weber

Vorm Galgentor: Herrmann statt Kanzlerin für die CSU. Daneben die Plakate von SPD und FDP. Foto: Weber

Während es auf der Grünfläche bei der Athis-Mons-Anlage mit CSU, SPD und FDP bislang drei Parteien sind, die so auf sich aufmerksam machen, bewerben sich auf der Grünfläche zwischen Spitaltorkreuzung und Fuß-und Radweg am Großparkplatz P 1 vier Parteien (CSU, SPD, Grüne und FDP) im großen Format um die Gunst des Wählers.

Roland Pfaffelhuber, Chef des städtischen Ordnungsamts, geht aber davon aus, dass in den kommenden Tagen noch etliche hinzukommen werden. Angefragt haben bei der Stadtverwaltung jedenfalls weitere Parteien, darunter auch die Piraten und die AfD.

Auffällig: Die CSU setzt auf den großflächigen Plakaten als Zugpferd auf die CDU-Kanzlerin (und den bayerischen Innenminister), die FDP auf Vorsitzenden Christian Lindner. Die SPD rückt dagegen Aussagen (zur Bildungspolitik und zur Familienpolitik) in den Vordergrund, die Bündnisgrünen Umwelt und Zukunft.

Sechs Wochen vor der Wahl dürfen die Parteien und Gruppierungen ihre großen Plakate kostenlos in Position bringen. Die Stadt macht ihnen längst keine Vorschriften wo das geschehen kann.

Ausnahme: die Alt- stadt. Da gilt wegen der strengen Regelungen zum Schutz des historischen Stadtbildes, abgesehen von eigens montierten Anschlagtafeln, auch während des Wahlkampfs grundsätzlich Plakatierverbot. Für die kommende Bundestagswahl sind keine solchen Sonderflächen vorgesehen: „Das gibt es bei uns nur bei Kommunalwahlen,“ betont Roland Pfaffelhuber.

Verkehrszeichen tabu

In den kommenden Tagen und Wochen wird außerhalb der Altstadt vor allem an vielen Laternen, Zäunen und teilweise auch an Bäumen Wahlwerbung aufgehängt. Die Parteien müssen lediglich darauf achten, dass die Sicht für den Straßenverkehr nicht eingeschränkt wird und dass dabei nichts beschädigt wird. Grundsätzlich tabu sind Verkehrszeichen. An ihnen darf kein Wahlplakat befestigt werden.

Bei der kommenden Bundestagswahl gibt es über das Bürgerservice-Portal der Stadt erstmals die Möglichkeit, die Unterlagen für die Briefwahl anzufordern. Allerdings dauert es noch ein paar Tage, bis diese neue Variante genutzt werden kann. Pfaffelhuber: „Wir warten bislang auf die Stimmzettel.“

Insgesamt 17 Wahllokale, davon vier für die Briefwahl, sind für die Stadtverwaltung, mit Wahlhelfern zu besetzen. Unter dem Strich sind 102 Leute erforderlich. Dabei handelt es sich meist um Freiwillige, die von den Parteien gestellt werden, aber auch um Beschäftigte von Behörden.

Der Stadtrat hat eigens vor dem Start in die Sommerpause das sogenannte Erfrischungsgeld, das sie pauschal erhalten, neu geregelt. Für die Wahlvorstände gibt es – wegen des Mehraufwands, den sie haben – 35 Euro, für die anderen Wahlhelfer 25 Euro für den gesamten Tag.

Zum Glück sei in Rothenburg noch die Bereitschaft groß, sich für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen, lobt Roland Pfaffelhuber. Das Feld der Wahlhelfer ist komplett. Aber wer noch gern mitmachen möchte, ist gern gesehen. Falls es den einen oder anderen Ausfall geben sollte, wäre die Stadt froh auf Ersatzleute zurückgreifen zu können. -ww-

Literatur an der frischen Luft

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Offenes Bücherregal in Schillingsfürst lädt zum Stöbern, Mitnehmen und Tauschen ein

SCHILLINGSFÜRST – Freiheit ist eines der elementarsten Bedürfnisse des Menschen. Aber auch Bücher wollen nicht gefangen in der heimischen Regalwand versauern, sondern hinaus in die große, weite Welt. Gedruckte Vertreter der großen und kleinen Literatur aus Schillingsfürst haben nun die Chance, die Ketten der Heimbibliotheken zu sprengen – dank des offenen Bücherregals direkt am dortigen Info-Center.

Petra Ehrmann ist Feuer und Flamme für die neue Freiluft-Bibliothek.   Foto: Scheuenstuhl

Petra Ehrmann ist Feuer und Flamme für die neue Freiluft-Bibliothek. Foto: Scheuenstuhl

Es ist eine einfache wie geniale Idee: Ausgelesene Bücher werden nun nicht mehr in den eigenen vier Wänden dem Zahn der Zeit preisgegeben oder zu fragwürdigen Dekoelementen degradiert, sondern anderen lesebegeisterten Zeitgenossen kostenlos zur Verfügung gestellt. Bereits in den 90er Jahren etablierten sich in Deutschland die ersten öffentlichen Bücherschränke. Nun gibt es auch eine Ausführung davon in der Schloss-stadt, direkt unter dem Dach des Info-Centers der Touristikgemeinschaft Frankenhöhe.

Dessen Leiterin, Petra Ehrmann, hatte die zündende Idee dafür. Inspiriert wurde sie dabei unter anderem von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein, die bereits 100 ihrer Linienbusse in rollende Bücherregale verwandelt haben. „Ich finde das so toll“, schwärmt sie von dieser besonderen literarischen Tauschbörse. Bei ihrem Chef fiel ihr Vorschlag, so etwas auch in Schillingsfürst einzurichten, sofort auf offene Ohren.

Michael Trzybinski, Bürgermeister der Schloss-stadt und Vorsitzender der Touristikgemeinschaft Frankenhöhe, hatte kaum grünes Licht für das Vorhaben gegeben, da erkundigte sich Petra Ehrmann schon im Freundes- und Bekanntenkreis, ob dort vielleicht das eine oder andere Buch einen neuen Besitzer sucht. Parallel zur Bücherakquise wurde der örtliche Bauhof für das Projekt auf den Plan gerufen. Mitarbeiter Walter Siller fertigte die Regalbretter an.

Zudem erfüllte er gleichzeitig einen von Petra Ehrmann schon länger gehegten Wunsch: ein kleines Bänkchen für die Besucher des Info-Centers, wo sie relativ bequem ihre Wander- oder Radkarte studieren – und nun eben auch in die dargebotenen Bücher hineinlesen können. Einen Hauch von Literatur-Café bekommt die gemütliche Leseecke durch den Kaffee-Bringdienst des gegenüberliegenden Gasthauses verliehen.

Unabhängig von Öffnungszeiten

Das offene Bücherregal in Schillingsfürst befindet sich an der Straßenseite des Info-Centers – vor den gröbsten Wettereinflüssen durch das Vordach geschützt. Wenn allerdings die Tourismussaison in der Schloss-stadt im Herbst endet und auch das Info-Center seine Öffnungszeiten reduziert, werden die Bücher zur Überwinterung an einen wetterfesteren Ort gebracht. Die Freiluft-bibliothek kann bis dahin unabhängig von den Öffnungszeiten des Info-Centers in Anspruch genommen werden.

„Es läuft richtig gut“, zieht Petra Ehrmann Bilanz über die ersten zwei Wochen seit der Errichtung der offenen Tauschbörse. Nicht nur, dass sich die Regalbretter schnell füllten, es wurde auch schon fleißig getauscht. Vom Gartenratgeber über den neuesten Kriminalroman (Stieg Larsson) bis hin zum vielgelesenen Klassiker (Karl May) und Kinderbuch ist dabei alles vertreten, was das Herz eines Bücherwurms begehrt und – so lautete eine der wenigen Regeln –, was weder Werbung noch parteipolitischen, anstößigen oder verfassungswidrigen Inhalt hat.

Ansonsten sind Interessierte aber relativ frei in der Nutzung des offenen Bücherregals. Man kann sich ein Buch als bloße Leihgabe oder aber auch dauerhaft herausnehmen und dafür ein anderes hineinstellen – oder eben auch nicht. Lediglich das allerletzte Buch sollte nicht ohne Ersatz der Bibliothek entzogen werden. Dass sich die Reihen aber derart stark lichten werden, davon ist eher nicht auszugehen. Momentan sind nur noch wenige freie Plätze für weitere Bücher vorhanden.

Es wird übrigens kein Unterschied zwischen gedruckter und gesprochener Literatur gemacht. Hörbücher sind also ebenfalls gerne gesehen im offenen Bücherregal in Schillingsfürst, das alles andere als eine Resterampe für zerfledderte Wälzer ist. Die angebotenen Werke mögen vielleicht die eine oder andere kleine Macke haben, aber sie sind noch in einem top Zustand. mes

Mediterranes Lebensgefühl

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Rothenburger Weindorf bietet edle Tropfen, kulinarische Schmankerl und Flair

ROTHENBURG – Wenn Hamburg aufgrund seiner vielen Brücken als das „Venedig des Nordens“ gilt, so kann die Tauberstadt mit Fug und Recht als „Bardolino Bayerns“ durchgehen – zumindest an fünf Tagen im Jahr, wenn das Weindorf zu einem guten Tropfen Rebensaft und einer Vielzahl an Gaumenfreuden einlädt. Die mittlerweile 9. Auflage der Veranstaltung legte heuer einen Start nach Maß hin.

Bei Musik, angenehmen Temperaturen und einem vielseitigen kulinarischen Angebot ließ sich das Weindorf-Flair optimal genießen.

Bei Musik, angenehmen Temperaturen und einem vielseitigen kulinarischen Angebot ließ sich das Weindorf-Flair optimal genießen.

Genuss und Lebensfreude stehen beim Weindorf im Vordergrund. Zur Eröffnung am Mittwochabend zog es zahlreiche Besucher auf den Piazza „mercato verde“, also den Grünen Markt und den Kirchplatz, um die dort zelebrierte mediterran-entspannte Atmosphäre zu genießen.

Gaumenfreuden zu Füßen der atmosphärisch beleuchteten Jakobskirche genießen. Fotos: Scheuenstuhl

Gaumenfreuden zu Füßen der atmosphärisch beleuchteten Jakobskirche genießen. Fotos: Scheuenstuhl

Die sieben teilnehmenden Gastronomiebetriebe boten mit ihren Partnerwinzern neben Qualitätsweinen beliebter wie auch seltener Rebsorten eine reiche Auswahl an ausgewählten Schmankerl der heimischen sowie internationalen Küche an: Von Käse-Spezialitäten über „pulled pork“ bis hin zu Tiramisu und Kartoffelvariationen war alles mit dabei. Bei Musik und angenehmen Temperaturen verging die Zeit wie im Flug und man kam so in den optischen Genuss der atmosphärisch beleuchteten Jakobskirche.

Ein kleines Manko gab es an diesem Abend dennoch: Die Bestuhlung am Grünen Markt war zu dicht aufgestellt. Auf Nachfrage der Redaktion versicherten die Verantwortlichen, dass man dies bereits für den nächs-ten Tag korrigiert habe, damit einem entspannten Weindorf-Besuch mit entsprechender Beinfreiheit nichts mehr im Wege steht. Öffnungszeiten: Freitag von 17 bis 24 Uhr, Samstag von 11 bis 24 Uhr, Sonntag von 11 bis 22 Uhr. mes

Trump bei den Künstlern

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Neue Ausstellung zeigt Vielfalt, aber auch die Strukturveränderung

ROTHENBURG – Der Künstlerbund hat zum zweiten Mal mit einer Vernissage der Sommerausstellung das Veranstaltungsangebot während des Weinfestes bereichert. Vor kleinem Kreis Beteiligter und Interessierter wurde die Vielfalt des Schaffens der aktiven Vereinsmitglieder gezeigt. Offensichtlich ist dabei die Strukturveränderung, denn die Maler werden immer weniger.

Bei der sommerlichen Vernissage pflegte man die Kontakte beim Rundgang durch das Gewölbe.    Fotos: diba

Bei der sommerlichen Vernissage pflegte man die Kontakte beim Rundgang durch das Gewölbe. Fotos: diba

Bis vorletztes Jahr hatte man den üblichen Bilderwechsel im Sommer sang- und klanglos vorgenommen, dann aber erstmals eine kleine Vernissage damit verbunden und das möchte man auch so beibehalten wie der Vorsitzende Rene Bissbort bei der Veranstaltung im ehemaligen Tanz- und Fleischhaus am Marktplatz betonte. Auf eine Ansprache oder offizielle Begrüßung hatte er angesichts des lockeren Rahmens und der wenigen Besucher, die außer beteiligten Mitgliedern kamen, bewusst verzichtet.

Musiker aus Rom

Die musikalische Begleitung ergab sich spontan dank eines Straßenmusikers aus Rom, der zufällig am Marktplatz mit der E-Gitarre aufspielte: Vitantonio Mastrangelo hatte seine Freude daran die Künstlerbund-Freunde zu unterhalten. So blieb es ein geselliger Austausch untereinander über Kunst und anderes. Einige Touristen nutzten die Gelegenheit zu einem ersten Blick in die neu gestaltete ständige Ausstellung. Für den Künstlerbund sind die früheren Glanzzeiten, als ihn noch akademische Maler prägten, schon länger vorbei. Trotzdem hat er rund hundert Mitglieder als Verein, aber nur noch etwa fünfzehn Aktive, wie der Vorsitzende sagt. Da ist es auch nicht mehr abwegig die Kontakte zum sehr regen und öffentlichkeitswirksamen Rothenburger Kunstkreis, dessen Vorstandschaft anwesend war, weiter zu vertiefen.

Die Übergänge, was das Können anbelangt, scheinen bei einzelnen Kunstschaffenden fließend. Rene Bissbort jedenfalls gibt sich da sehr aufgeschlossen. Er selbst ist Fotograf (Fine Art in der Ausstellung) und generell hat die Fotografie heute einen wichtigen Stellenwert im Künstlerbund. Die gebürtige Rothenburgerin Maria Semmer setzt mit ihrer Foto-Art herausragende künstlerische Akzente und hat bereits internationale Aufmerksamkeit erreicht. Was alte Techniken anbelangt, so kann Ulrich Frewel mit seinen Argentotypien überzeugen – Fotografien, die noch mit großem Holzkasten und Tuch und einem mit Eisensalzen bestrichenen Papier als einmaliges Original entstehen.

Mister Trump macht Furore in jeder Hinsicht (Werk Riefer-Kraus)

Mister Trump macht Furore in jeder Hinsicht (Werk Riefer-Kraus)

Noch zeigt sich vielfältiges Schaffen, wenn man in der Ausstellung die Lithografien von Hermann Riederer, das graffiti-ähnliche Objekt von Förster, Acryl von Annelie Markmann, die Abstraktionen von Bernhard Karlstetter in Öl auf Leinwand oder die Textilarbeit auf Papier von Jutta Richter betrachtet. Die Metallbilder von Herrman Wolf fallen Kennern besonders ins Auge. Silvia Krieg ist mit Tusche-Zeichnungen dabei und Hans Gustav Weltzer mit Ölbildern auf Leinwand.

Die Bronze-Figuren von Leo Wirth und Radierungen von Gerd Hintermeier zählen zu ständig im Fleischhaus vertretenen Werken. Bei den schon klassischen Ausstellern darf Eiichi Takeyama mit seine Ölbildern nicht fehlen. Und natürlich als gewissermaßen Urgestein im heutigen Künstlerbund der Ehrenvorsitzende Peter Nedwal, der mit mehreren Arbeiten überzeugt, darunter das Bild vom Fischerkönig und die grafische Umsetzung von Rothenburg-Stadtmotiven.

Dass der zur Zeit wohl ziemlich unbeliebteste Präsident der Vereinigten Staaten sich im Ausstellungsgewölbe am Marktplatz zeigt, das ist dem Künstler Patrick Riefer-Kraus zu verdanken: der hat ihn auf einem Holz-Esel in stattlicher Größe verewigt, was dem Betrachter Assoziationen erlaubt. Bei einem Rundgang läßt sich noch manches entdecken (insgesamt sind es dreizehn Aussteller) und bis zur Weihnachts-Vernissage bleibt viel Zeit für Besuche. Dienstags bis sonntags will man jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet haben.

Der Künstlerbund ist eines der Beispiele des Wandels in Rothenburg, der manchmal zu beklagen, aber nicht zu ändern ist. Ein weiterer Rückgang der nur noch wenigen Maler muss aber deshalb nicht das Ende dieser Institution bedeuten, denn die Kunst ist „ein weites Feld“. Das sieht auch der Vorstand so und setzt auf die Zukunft, denn schließlich sind immer wieder neue, jüngere Mitglieder dazugekommen. diba

Trendwende oder Zwischenhoch?

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Nach Vorjahres-Dämpfer durch Anschläge: positive Tourismuszahlen fürs erste Halbjahr

ROTHENBURG – Vor gut einem Jahr zog Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler erstmalig Bilanz über das veränderte Reiseverhalten von potenziellen Rothenburg-Touristen in Zeiten der weltweiten Terrorgefahr. Während sich damals das angeknackste Sicherheitsgefühl in Stornierungen und sinkenden Buchungszahlen ausdrückte, sehen die Ankunfts- und Übernachtungszahlen für das erste Halbjahr 2017 positiver aus. Ein Trend, der sich durchaus so fortführen könnte, wenn es nicht wieder zu einem Anschlag kommt.

Setzen in Zeiten von Terror noch stärker auf Themen und Produkte (v.l.): Dr. Jörg Christöphler, Marion Beugler und Dr. Markus Hirte.

Setzen in Zeiten von Terror noch stärker auf Themen und Produkte (v.l.): Dr. Jörg Christöphler, Marion Beugler und Dr. Markus Hirte.

Dass dies aber jederzeit und überall passieren kann zeigte sich am vergangenen Donnerstag erneut auf tragische Weise. Nicht einmal zwei Stunden nach dem Gespräch über die aktuelle Tourismus-Statistik mit der Redaktion, erfasste ein Lieferwagen auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona gezielt Passanten und tötete dabei 13 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser jüngste Terror-Anschlag in naher Zukunft auf die Gästezahlen auswirken wird.

Für den Moment verbreitet die Statistik über den Zeitraum von Januar bis Juni bei den Verantwortlichen noch einen gewissen Optimismus. Die Übernachtungszahlen in den ers-ten sechs Monaten dieses Jahren stiegen um 2,3 Prozent, die Ankunftszahlen um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Von 2015 auf 2016 musste man hier noch einen Rückgang um 1,6 Prozent beziehungsweise 6,0 Prozent verkraften.

Hielten im ersten Halbjahr 2016 vor allem die deutschen Touristen der Tauberstadt die Treue, verringerte sich heuer ihr Anteil an den insgesamt 199412 Übernachtungen um 1,6 Prozent und an den 135946 Ankünften um 0,9 Prozent. Erfreulicherweise legte dafür der Auslandsmarkt nach dem Einknicken im vergangenen Jahr wieder zu – bei den Übernachtungen um 6,6 Prozent und bei den Ankünften um 5,2 Prozent.

Touristisches Sorgenkind

Das touristische Sorgenkind ist und bleibt weiterhin der asiatische Raum. Die Terrorthematik entfaltet in China (minus 6,9 Prozent), Südkorea (minus 20,5 Prozent) und Japan (minus 1,6 Prozent) ein um so größeres Verunsicherungspotenzial. Bei Letzterem ist der sich weiter fortführende Abschwung zudem auch auf die dortige Wirtschaftskrise zurückzuführen sowie auf den demographischen Wandel. „Frühere Generationen waren weit kulturaffiner als die heutige“, erklärt Dr. Jörg Christöphler das gesunkene Interesse an der mittelalterlichen Perle an der Tauber.

Im ersten Halbjahr zog es mehr ausländische Gäste nach Rothenburg als unter dem Eindruck von Terroranschlägen im Vorjahr. Fotos: Scheuenstuhl

Im ersten Halbjahr zog es mehr ausländische Gäste nach Rothenburg als unter dem Eindruck von Terroranschlägen im Vorjahr. Fotos: Scheuenstuhl

Für den obersten städtischen Touristiker bedeutet dies, dass man – während sich andere Reiseziele deshalb marketingtechnisch aus diesem Markt zurückziehen – noch stärker um die Gunst der Japaner buhlen muss, indem man etwas liefert, was sie wieder nach Rothenburg zieht. Man sei seit Jahrzehnten mit den Japanern gut gefahren und halte auch jetzt an ihnen fest, so sein Plädoyer.

Dr. Markus Hirte, geschäftsführender Direktor des Mittelalterlichen Kriminalmuseums, teilt diese Überzeugung. Auch er merkt den Rückgang der Besucherzahlen aus Nippon. So ist mittlerweile nur noch jeder 20. Gast seines Hauses aus Japan. Rothenburg habe, seiner Meinung nach, mit den vielen japanischsprachigen Publikationen (Handzettel, Speisekarten und dergleichen) und den guten Englischkenntnissen der Angestellten im hiesigen Gastgewerbe und dem Einzelhandel gegenüber etwa den aufstrebenden Tourist-Destinationen in Osteuropa ein Pfund, das es zu nutzen gilt.

Gleichzeitig setzt man auch darauf, die europäischen Nahmärkte zu stärken, falls es im „pazifischen Raum doch einmal kracht“, unterstreicht Dr. Jörg Christöphler. Denn je nach Quellmarkt und Reiseroute bekommt Rothenburg die gesellschaftlichen und politischen Großwetterlagen recht deutlich zu spüren. Bei französischsprachigen Gästen hat man nun, beispielsweise durch die Ehre das Titelbild zweier entsprechender Reiseführer über Deutschland und Bayern zu zieren, einen Fuß in der Tür.

Darüber hinaus wagt man auch einen Blick über den Atlantik. So sei man eine der ersten Destinationen, die sich gezielt um brasilianische Touristen bemühe und auch einen Prospekt auf Portugiesisch anbiete. Nicht zu unterschätzen sei bei der touristischen Charmeoffensive die Nutzung von diversen Kommunikationskanälen, ist Dr. Jörg Christöphler überzeugt. Um etwa bei ausländischen Journalisten Aufmerksamkeit für Rothenburg zu generieren, seien beispielsweise Listungen bei online Abstimmungen äußerst wichtig.

Langfristig stagnierend

Zahlenmäßig deutlich zugelegt haben im ersten Halbjahr die Gäste aus den Vereinigten Staaten, vor allem im Individualbereich. Mit heuer bislang 19177 Übernachtungen konnten sie ihre Bilanz deutlich aufpolieren (plus 11,9 Prozent). Die Zahl der Ankünfte stieg um 11,7 Prozent auf 13398 an. „Wir sind sehr erfreut, dass sich die USA halten, doch im langfristigen Vergleich sind ihre Zahlen stagnierend“, kommentiert der Tourismusdirektor die Statistik.

Insgesamt ist man mit den touristischen ersten sechs Monaten zufrieden. Das Jahr sei aber noch nicht zu Ende, mahnt Dr. Jörg Christöphler. Bis Ende Dezember gilt es die Marke von 500000 Übernachtungen zu knacken – erst dann kann man im Rothenburg Tourist Service so richtig aufatmen. Die Hoffnungen hierfür liegen auch auf dem Reiterlesmarkt, obwohl dessen Saison kürzer als sonst ist, da der vierte Advent auf Heiligabend fällt.

Bei allem Plus und Minus bei Übernachtungen und Ankünften können die Zahlen jedoch einen wichtigen Aspekt nicht erfassen, nämlich wie groß die Wertschöpfung der Gäste ist. Noch muss man sich an Zahlen aus dem Jahr 2013 orientieren. Damals wurde ermittelt, dass ein Gast pro Tag 145 Euro in der Tauberstadt ausgibt. Demnächst soll diese Angabe auf den neuesten Stand gebracht werden. Marion Beugler, Vorsitzende des hiesigen Ortsverbandes des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, kritisiert bei dieser Gelegenheit, dass selten thematisiert werde, wer noch von einem starken Tourismus in Rothenburg profitiere – wenn auch nur indirekt. So erhielten beispielsweise örtliche Handwerker in der Nebensaison Aufträge von Gastronomie- und Hotelbetrieben, die ihre historischen Gebäude auf dem neuesten baulichen Stand halten wollen.

Dr. Markus Hirte weist zudem auf die Bedeutung des Tourismus als „treibende Kraft“ bei der Förderung von Zuzügen und Investitionen in die Tauberstadt hin. „Um hierhin zu ziehen muss man erstmal wissen, dass es Rothenburg überhaupt gibt“, erklärt er. Dafür brauche es Aufmerksamkeit, die vermarktungstechnisch von der städtischen Tourismusabteilung geschaffen wird. Grundlage hierfür wiederum sind Themen und Produkte, die von den verschiedenen Leistungsträgern in der Stadtgesellschaft initiiert und auf die Beine gestellt werden.

Neue Impulse

Denn nur damit konnte und kann Rothenburg die Auswirkungen des internationalen Terrorismus auf den Tourismus abfedern. „Wenn wir nur auf schöne Häuser und das mittelalterliche Erscheinungsbild setzen sind wir verloren und weg vom Markt“, prophezeit Dr. Jörg Christöphler. Mit Renaissance und Reformation, Kulinarik und „Handmade in Rothenburg“ möchte man Impulse setzen.

Rothenburg habe mit Tourismus und Industrie ein gutes Portfolio hinsichtlich der Wirtschaftsstruktur, findet Dr. Jörg Christöphler. Er plädiert dafür, dass die beiden Bereiche weniger in Frontalstellung gehen und sich vielmehr auf den gegenseitigen Nutzen besinnen. Denn, bringt es Dr. Markus Hirte auf den Punkt, Frontendenken nütze niemandem – außer den Wettbewerbern. mes


Großer Andrang zum Finale

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Weindorf zeigte sich nach feuchtem Freitag am Samstag und Sonntag als Publikumsmagnet

ROTHENBURG – Ein Finale ganz nach dem Geschmack: Am Wochen-ende hat das Rothenburger Weindorf bei guten äußeren Bedingungen noch­einmal seine Trümpfe ausgespielt und Besucher in Massen angezogen.

Alle Plätze belegt an den Tischen auf dem Grünen Markt. Fotos: Weber

Alle Plätze belegt an den Tischen auf dem Grünen Markt. Fotos: Weber

Wer etwas später kam, dem konnte es passieren, dass er sich damit begnügen musste, erst einmal in Warteposition zu gehen. Schon am früheren Abend war am Samstag an den Tischen am Grünen Markt kaum mehr ein Plätzchen frei. Drüben unter den Pagodenzelten am Kirchplatz sah es nicht viel anders aus.

Die insgesamt sieben gastronomischen Betriebe der Tauberstadt hätten sich gar keine bessere Resonanz wünschen können für das umfassende Weinangebot, das sie zusammen mit ihren Winzerpartnern aufgefahren hatten. Sage und schreibe 70 verschiedene Tropfen waren im Ausschank, darunter auch welche aus seltenen Reben. Hinzu kamen allerhand lukullische Schmankerl aus heimischer und internationaler Küche.

Das Quintett „Franken Vollgas“ spielte mit fränkisch-/alpenländischer Volks- und Stimmungsmusik in klassischer Oberkrainerbesetzung (Akkordeon, Gitarre, Bariton, Klarinette und Trompete) und bei zweistimmigem Gesang zur Unterhaltung auf.

„Franken Vollgas“ spielt auf und sorgt für gute Stimmung unter den Weindorf-Besuchern.

„Franken Vollgas“ spielt auf und sorgt für gute Stimmung unter den Weindorf-Besuchern.

Genuss und Gemütlichkeit im schönen Ambiente der Rothenburger Altstadt – und das alles bei einem guten Tropfen unter freiem Himmel. Das Weindorf entfaltet seine besonderen Reize. Das hat sich längst herumgesprochen und die Besucher kommen in hellen Scharen auf den Grünen Markt und auf den Kirchplatz, um sich anstecken zu lassen von diesem besonderen Flair. Nachdem der Freitag einen feuchten Einschnitt beschert hatte, sorgten der Samstag und der gestrige Sonntag für etwas Ausgleich. Viele nutzten die Gelegenheit dieses Stück Rothenburger Sommer auszukosten.

Das Herz der Altstadt als Piazza, als Schauplatz südländischen Lebensgefühls. Marketingstrategen sprechen das Gefühl an und heben das Weindorf werbend schon einmal ein biss-chen über die Alpen. Gertrud Schubart steuert mit ihrem Mundart-Gedicht (im Kasten oben links) auf ihre Weise eine kleinen Hymne bei – auf das „Schöpple“ und auf seine vielen genussvollen Dimensionen und Momente! -ww-

Zwei chinesische Welten im Fokus

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Vernissage „Zeitverschachtelung“ in der Doerfler-Galerie mit Werken und Künstlern aus Fernost

SCHILLINGSFÜRST – Es sind Momentaufnahmen, Alltagssituation im chinesischen Jetzt, die die Künstler Professor Zhang, Jie und sein ehemaliger Student He, Jinwei gestalten und zeigen wollen. Der Leiterin der Ludwig-Doerfler-Galerie, Hai Yan Waldmann-Wang, ist es gelungen, die großartige und überaus berührende Ausstellung nach Schillingsfürst zu holen.

Vernissage in der Doerfler-Galerie: Das Publikum tauscht sich interessiert aus. Auf der rechten Seite der Stuhlreihe Zweiter von vorn: Professor Wang.  Fotos: Schwandt

Vernissage in der Doerfler-Galerie: Das Publikum tauscht sich interessiert aus. Auf der rechten Seite der Stuhlreihe Zweiter von vorn: Professor Wang. Fotos: Schwandt

Zu der Vernissage sind der Künstler He, Jinwei mit seiner Managerin Nie, Han sowie der Kurator des Museums of Central Academy of Fine Art in Peking, Professor Dr. Wang, Chun nach Schillingsfürst gereist, begleitet wurden sie von einem Dolmetscher.

„The Intersection of Time“ – auf Deutsch in etwa mit „Die Schnittstelle der Zeit“ zu übersetzen, sei ein äußerst hintergründiger Titel, den die beiden Künstler gewählt hätten, so die Museumsleiterin in ihrer Einführung. Er beleuchte das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart und dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft. Zudem gehen sie der Frage nach, inwieweit das Gestern das Heute beeinflusst, was Bestand hat und wie sich die Zukunft ihres Heimatlandes China gestalten wird.

Verbindendes

Die beiden Künstler verbindet viel. Sie sind in den 1960er Jahren geboren, haben die Kulturrevolution und die allmähliche Öffnung der chinesischen Gesellschaft der 1980er Jahre erlebt, die Veränderung der Marktwirtschaft mit der beginnenden Globalisierung in den 1990er Jahren bis hin zur allmählichen Auflösung tradierter gesellschaftlicher Strukturen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Beide verstehen sich als Chronisten, wollen festhalten, was ansonsten verschwindet. Was passiert durch die politische und wirtschaftliche Veränderung mit den Menschen in China? Höchst unterschiedlich ist die Bildsprache, die die Künstler wählen. Professor Zhang, Jie stellt die alten Menschen in den Mittelpunkt seiner Bilder. Sie sind die Träger der Tradition und müssen sich gleichzeitig in der modernen, sich rasant verändernden Welt zurechtfinden. Die meisten von ihnen sind nicht mehr erwerbstätig, leben häufig am Rand größerer Städte in Siedlungen mit Menschen ihres Alters.

Im Buddhismus, ihrer Religion, finden sie Halt und Erfüllung. Zhang, Jie zeigt auf großen expressiv und teils abstrakt gestalteten Ölgemälden die Schnittstellen, mit denen die Menschen konfrontiert sind: Stadt und Moderne, Tradition und alte Weisheit am Rande der pulsierenden Metropolen.

He, Jinwei vor seinem großformatigen Werk mit Kindern vom Land.

He, Jinwei vor seinem großformatigen Werk mit Kindern vom Land.

He, Jinwei richtet seinen Blick auf die ländlichen Regionen, wo er auch groß geworden ist. Hier steht das Innehalten der Zeit im Vordergrund. Die Orte sind abgelegen, es gibt ärmliche, graue Hinterhöfe, deren Bewohner ebenso grau, traurig und verlassen wirken.

In seinen Werken beschäftigt er sich vor allem mit den Kindern. Sie sind die eigentliche Zukunft des Landes und doch schon abgehängt. Um diesen Umstand darzustellen, illustriert der Künstler seine Werke vorwiegend in schwarz-weiß. In seinen fotorealistischen Ölgemälden bringt er die Traurigkeit einer solchen Existenz dramatisch zum Ausdruck.

Kindergesichter hat er porträtiert. Diese sind im Treppenaufgang der Doerfler-Galerie ausgestellt. Es sind überaus ausdrucksstarke Bilder, die den Betrachter gefangen nehmen. Die Eltern der Kinder arbeiten in den Metropolen – sie verdienen dort ein Vielfaches. Die Kinder bleiben auf dem Land zurück, einsam und verlassen, ohne Perspektive.

Zwei Videos haben die Künstler eigens zur Ausstellung gedreht, um die rasanten Veränderungen Chinas aufzuzeigen. Mittendrin der Mensch. Eines zeigt die gigantische Entwicklung der Städte und der Wirtschaft, die junge, dynamische Menschen mittendrin, die Älteren mit ihren Traditionen am Rande.

Mit Bach-Musik

Unterlegt haben sie den Kurzfilm mit Musik aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach: „Seht – Wohin? auf unsre Schuld. All Sünd hast du getragen.“ Schwarz-weiß präsentiert sich der zweite Film: Menschen auf dem Lande werden gezeigt, es herrscht Ruhe, ja Stillstand, eine fast zahnlose Alte blickt suchend umher, das Praktizieren des Buddhismus ist der Lebensinhalt und die Lebensphilosophie gleichermaßen.

He, Jinwei mag Schillingsfürst als Ort sehr und ist beeindruckt von den herrlichen Bildern Ludwig Doerflers. Er sieht Parallelen im Schaffen und Wirken des Schillingsfürster Künstlers: Auch er hat Momente aus den 70er und 80er Jahren festgehalten, das Leben auf dem Land dokumentiert.

Gleich bis in die Haltung: Menschen in China im Werk von Dr. Wang, Chun Cheng.

Gleich bis in die Haltung: Menschen in China im Werk von Dr. Wang, Chun Cheng.

Er spürt, so He, Jinwei, dass Ludwig Doerfler ein ehrlicher Mensch war, offen und großzügig. Das Thema der Ausstellung sei die „Zeitverschachtelung“ so der Künstler. Die ers­te Verschachtelung sei tatsächlich eine zeitliche: China habe sich von einer ländlichen zur modernen Gesellschaft entwickelt – in rasendem Tempo. Zum Zweiten habe sich die Gesellschaft innerhalb der letzten 40 Jahre grundlegend verändert – diesen Gesellschaftszustand wollen beide Künstler dokumentieren. Die dritte Verschachtelung ist die erneute Begegnung beider Künstler, die unterschiedliche Zugänge zum gleichen Thema gewählt haben.

Schmunzelnd fügte He, Jinwei hinzu, es gebe eine 4. Verschachtelung mit den Aussagen der Bilder von Ludwig Doerfler. Aufgabe der Kunst sei es, das Leben festzuhalten, sich Gedanken über die Veränderungen zu machen und diese so darzustellen, dass sie verstanden werden.

Begeisterndes Grün

Dr. Wang, Chun Cheng war bereits wiederholt in Deutschland in den Metropolen München, Berlin und Frankfurt. Die Landschaft um Schillingsfürst, das viele Grün, die herrliche Natur begeistern den Kunstprofessor. Die Wurzeln der Kunst sind für ihn wichtig, Ludwig Doerfler habe den herrlichen Landstrich um Schillingsfürst mit den Menschen und ihren Wurzeln in beeindruckender Weise und auf künstlerisch höchs­tem Niveau festgehalten. Viele Menschen sollten sich von dessen Werken inspirieren lassen und sich daran erfreuen. Er plant eine große Ausstellung mit europäischen Gemälden in seinem Museum in Peking, möchte die europäischen Wurzeln darstellen. Ein Gemälde von Ludwig Doerfler hat er bereits im Gepäck.

Bürgermeister Herbert Seidel sprach den Organisatoren der „Zeitverschachtelung“, allen voran Frau Waldmann-Wang, im Namen der Stadt Schillingsfürst ein großes Dankeschön dafür aus, dass es ihr gelungen ist, eine solch bedeutende Ausstellung nach Europa, ja nach Schillingsfürst zu holen und lud zum Austausch und Gespräch mit den Künstlern ein. Noch bis zum 8. Oktober sind die Werke von He, Jinwei und Prof. Zhang, Jie zu sehen, die Doerfler-Galerie ist von Mittwoch bis Sonntag sowie an den Feiertagen von 12 bis 18 Uhr geöffnet. -sw-

Blackmores Zauberwelt

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Ritchie als Meister der Gitarre und Sängerin Candice Night betörten ihre Fans

ROTHENBURG  – Sie hat es ihnen angetan: schon zum dritten Male fühlten sich Ritchie Blackmore und Candice Night in der „Märchenstadt” Rothenburg wohl. Und sie faszinierten erneut ihre große Anhängerschar. Auf der Taubertal-Eiswiese ertönten verführerische Klänge und es blitzte „Deep Purple“ auf.

Der Altmeister der Gitarre: Ritchie Blackmore versinkt in seinen legendären Gitarren-Riffs. Fotos: diba

Der Altmeister der Gitarre: Ritchie Blackmore versinkt in seinen legendären Gitarren-Riffs. Fotos: diba

Manchmal war es zum Dahinsinken, wenn die leisen Töne angeschlagen wurden, vor allem wenn Ritchie Blackmore etwas von seinen legendären Gitarrenkünsten erklingen ließ, die ihn als Mitbegründer von „Deep Purple“ (im Jahr 1968) auszeichnen. Aber auch wenn seine Muse und Ehefrau, die amerikanische Sängerin Candice Night, ihre gesanglichen Qualitäten ausspielte, die sich keineswegs in irischen Folkklängen erschöpfen. Kenner wissen natürlich, dass Blackmore längst seinen eigenen Stil hat und ein dafür geneigtes Publikum in überschaubarem Rahmen anspricht. Es geht um die Mittelalterszene und hierbei um Musik der Renaissance, Folkklänge, manches poppig interpretiert und schließlich noch verrührt mit Passagen aus vergangenen Hard-Rock-Zeiten.

Rothenburg ist dafür sicher die richtige Stadt, denn hier fallen nicht mal wie andernorts auf der Deutschlandtournee die historisch kostümierten nachreisenden Fans auf – Kostümierung ist hier schließlich gang und gäbe. Dass es auf der Bühne auch manchmal mitreißend rockig-poppig zugeht, ist nicht zuletzt den übrigen Künstlern zu verdanken, die – ebenfalls historisch gewandet und mit Spitzhut auf – angesichts der beiden Stars leicht ins Dunkel geraten. Dabei sind in der aktuellen Besetzung der „Of Minstrels“, wie die Band heißt, perfekte Musiker zu entdecken, die mehr Rampenlicht verdient hätten.

Zu nennen sind Bard David of Larchmont am Keyboard, Earl Grey of Chimey mit Gitarre und Baß, Lady Lynn, Gesang und Scarlet Fiddler (Violine) sowie Troubadour of Aberdeen (Percussion, Drums). Sicher hätte die gesamte Formation das perfekte Rüstzeug, um durchgängig reinste Hardrock-Töne erklingen zu lassen. Aber schließlich fand Ritchie Blackmore mit seiner Candice den erfolgreichen Weg in einer Verbindung von mittelalterlichen Melodien, mystischen Texten sowie neueren Arrangements und kann dabei nach Belieben das Ganze noch mit Klassikern aus der Deep-Purple-Zeit garnieren. Was will man mehr, denn auch in der Musikkultur gilt es Nischen zu entdecken. Größenordnungen von rund tausend Plätzen sind dem Gitarren-Altmeister ohnehin lieber als die einstigen Massenkonzerte.

Die Fangemeinde vor der Bühne taucht gerne selbst in mittelalterliche Rollenspiele ein.

Die Fangemeinde vor der Bühne taucht gerne selbst in mittelalterliche Rollenspiele ein.

Wenn zu Füßen der Reichsstadt (im Nachklang des über zehntausend Leute anlockenden Taubertalfestivals) die Deutschlandtournee zum 20-jährigen Bestehen von „Blackmores Night” abgeschlossen wurde, dürfen die Rothenburger dies als Auszeichnung sehen. Das erstemal 2003 hatte der Meister mit seiner Muse stilecht in der Stauferkapelle des Burggartens getafelt. Und auch das Kriminalmuseum hatte es ihm angetan.

Die alten Instrumente vom Dudelsack über die Drehleier oder die Tin Whistle (Flöte) und die Renaissance-Musik des Abends sind in Rothenburg dank der Stadtpfeifferey noch gegenwärtig. An der Eiswiese jedenfalls verzauberten Ritchie Blackmore und Candice Night ihr Publikum, wobei es nicht nur seine großartigen Gitarren-Riffs waren, die in eine besondere Klangwelt entführten. Die Musik bräuchte dazu weder Verkleidung noch kitschige Kulissen. diba

Badprojekt kostet 6,5 Millionen Euro

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Stadtwerke GmbH gehen Modernisierung und Erneuerung in drei Bauabschnitten an – Gehäuse für den Brandschutz

ROTHENBURG – Mit insgesamt 6,5 Millionen Euro investieren die Stadtwerke heuer und in den nächsten Jahren einen Riesenbetrag in die Sanierung des Hallenbads. Das Projekt gilt als eines der ganz großen und anspruchsvollen des Unternehmens, wie jetzt bei der Vorstellung des Geschäftsberichtes 2016 (wir berichten noch) unterstrichen wurde.

Bei der Sanierung des Daches wird, nachdem der bisherige relativ schwere Aufbau mit den dort aufgezogenen Schichten beseitigt ist, eine neue und viel leichtere Konstruktion montiert. Fotos: Weber

Bei der Sanierung des Daches wird, nachdem der bisherige relativ schwere Aufbau mit den dort aufgezogenen Schichten beseitigt ist, eine neue und viel leichtere Konstruktion montiert. Fotos: Weber

Es gehe darum, das RothenburgBad mit einem mehrstufigen Erneuerungs- und Attraktivierungskonzept zukunftsfähig zu machen, betonte Dieter Brünner, der Sprecher der Geschäftsführung. Die Schwerpunkte der Modernisierung liegen im ersten Bauabschnitt auf Erneuerung der Verfugungen, Sanierung des bestehenden Flachdaches des Hallenbades sowie auf der kompletten Überarbeitung der Decke in der Schwimmhalle.

Außerdem müssen diverse Brandschutzmaßnahmen getroffen werden. So sind eine Fluchttreppe im Hallenbad und eine Brandmeldeanlage zu verwirklichen. Inzwischen ist vor dem Hallenbad ein kleines Gebäude hochgezogen worden, über das künftig im Fall des Falles Menschen aus dem Umkleide- und Technikbereich der Einrichtung direkt ins Freie gelangen können.

Außerdem wird daran gearbeitet, die bisherige Flachdachkonstruktion von ihrem relativ schwerem Aufbau zu befreien und durch einen andere Konstruktion zu ersetzen. Die Leimbinder in der Deckenkonstruktion des Hallenbads sind zum Glück in guter Verfassung, so dass sie an Ort und Stelle belassen werden können und nur überarbeitet werden müssen.

Eingerüstet und mit zusätzlichem Betongehäuse: Vordergrund des Rothenburger Hallenbads.

Eingerüstet und mit zusätzlichem Betongehäuse: Vordergrund des Rothenburger Hallenbads.

Die Umbaumaßnahmen im Hallenbad haben in ihrem ersten Abschnitt zu Beginn der Freibad-Saison begonnen und sie sollen Mitte September, wenn wieder auf Hallenbetrieb umgeschaltet wird, abgeschlossen sein. In weiteren Bauabschnitten, die 2018 und 2019 folgen werden, ist die Verwirklichung einer Außensauna und die Erneuerung im gastronomischen Bereich vorgesehen.

Ohne Schließung

Ehrgeiziges Ziel sei es, dass das gesamte Projekt im RothenburgBad in den verschiedenen Stufen ohne Schließung durchgezogen werden solle, unterstreicht Dieter Brünner. Angedacht sind unter anderem auch die Erneuerung des Ruhebereichs im Erdgeschoss des Hallenbades sowie die Umgestaltung des Eingangsbereichs und eine modernisierung des Kassensystems.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre werde damit der Weg frei sein für ein schon länger angepeiltes Vorhaben. Ähnlich wie andere Stadtwerke, die Bäder betreiben, werde man dann seinen Kunden, die Strom, Gas und Wasser abnehmen, auch verbilligten Eintritt und damit Vorzugsbedingungen anbieten können. -ww-

Alte Grenzsteine als Anliegen

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Siebener haben zersprengte und umgeworfene Exemplare renoviert oder wieder aufgestellt

ROTHENBURG LAND – Die ehemaligen Fraischgrenze (Hochgerichtsbarkeitsgrenze) zwischen der Reichsstadt Rothenburg und dem markgräflichen Oberamt Colmberg ist von der Gruppe „Grenzcommissaire“ aus Leutershausen in den letzten beiden Jahren anhand einer Grenzbeschreibung aus dem Jahr 1733 erforscht und der Bestand an Grenzsteinen dokumentiert worden. Nun haben Siebener Renovierungsarbeiten an der Grenze geleistet.

Alten Grenzstein gerettet: Manfred Utz (links) und Fritz Raffelsbauer haben das in drei Teile zersprengte Stück am Windelsbach wieder fachmännisch zusammengefügt.

Alten Grenzstein gerettet: Manfred Utz (links) und Fritz Raffelsbauer haben das in drei Teile zersprengte Stück am Windelsbach wieder fachmännisch zusammengefügt.

Am Windelsbach haben Manfred Utz aus Nordenberg und Fritz Raffelsbauer aus Windelsbach einen in drei Teile gesprengten Grenzstein fachmännisch wieder zusammengeklebt und sauber verfugt.

Wieder im Lot

Im Wald südlich von Wildenhof wurde ein gleicher Stein, über vier Zentner schwer und im Laufe von über zweihundert Jahren umgefallen, von Hermann Lilly aus Pleikartshof und Walter Ehnes aus Unterbreitenau mit einem Frontlader wieder aufgestellt. Sie haben auch schief stehende Steine wieder aufgerichtet. Wie schon an der ehemaligen Grenze zwischen dem Königlich-Preußischen Markgraftum Brandenburg-Ansbach und dem Fürstentum Schillingsfürst waren solche Erhaltungsarbeiten für die Siebener Ehrensache.

Fraischgrenzen wie hier zwischen Rothenburg und Colmberg folgten gewöhnlich den viel älteren Markungsgrenzen. Ortsmarkungen umfassten die Äcker, Wiesen, Hutflächen und Wälder einer Dorfgemeinschaft. Sie entstanden im Mittelalter. Vor rund 500 Jahren wurde mit Versteinungen begonnen. Seither wurden ihre Grenzen von Siebenern über viele Jahrhunderte überwacht und gepflegt. Regelmäßige Flurumgänge, an denen auch die männliche Jugend teilnehmen musste, sorgten für nachhaltige Kenntnis des Grenzverlaufs. Beschädigte Steine wurden dabei renoviert, abgegangene ersetzt. Regelmäßige Flurumgänge, noch lange als Tradition aufrechterhalten, sind heute selten geworden. Sie sind für betagte Siebener in unwegsamen Gelände oft zu beschwerlich.

Die praktische Bedeutung der Markungsgrenzen hat abgenommen. Sie sind in normalen topografischen Karten nicht eingezeichnet. Ihren Verlauf können die Vermessungsbehörden jederzeit nachvollziehen. Die noch vorhandenen Steine sind jedoch Zeugen ältester Grenzen um das Gebiet einzelner Ortschaften. Sie sind Dorfgeschichte.

Historisches Erbe

Als die „modernen Gemeinden“ im 19. Jahrhundert im neuen Königreich Bayern entstanden, wurden dazu meist mehrere Ortsmarkungen zusammengefasst. Die meist heimatkundlich sehr interessierten Siebener, die sich um die alten Grenzen kümmern, betreiben den Erhalt historischen Erbes, praktizieren Denkmalschutz.

Die Siebener Walter Ehnes (links) und Hermann Lilly am wieder aufgestellten Grenzstein.

Die Siebener Walter Ehnes (links) und Hermann Lilly am wieder aufgestellten Grenzstein.

Seit einigen Jahren betreibt das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz die systematische Erfassung historischer Grenzsteine. Im Bereich des Altlandkreises Rothenburg ist bereits die ehemalige Grenze zwischen dem Königlich-Preußischen Markgrafentum Brandenburg-Ansbach und dem Fürstentum Hohenlohe-Schillingsfürst von 1804 auch unter Mithilfe der „Grenzcommissaire“ um den Leutershausener Karlheinz Seyerlein aufgenommen worden. Seitdem sind alle diese schönen „HG“- und „PG“-Steine (für Hohenlohisches bzw. Preußisches Gebiet) im Denkmalschutzatlas ausgewiesen.

An der Fraischgrenze zwischen Rothenburg und Colmberg stehen von ursprünglich 65 Grenzsteinen noch 38. Sie tragen das Reichsstädtisch-Rothenburgische und das Hohenzollern-Wappen der Markgrafen von Ansbach.

Einen Kilometer entfernt

Ein Kuriosum: Rainer Schneider aus Faulenberg, der sich als ehemaliger Forstmitarbeiter ebenfalls an der Suche nach Steinen beteiligte, wusste von einem Kuriosum: Einer dieser Steine steht, einen Kilometer entfernt, an einer anderen Fraischgrenze, an der zwischen Rothenburg und Schillingsfürst. Wann er dorthin gekommen ist und wo er ursprünglich gestanden hatte, ist nicht bekannt.

Ihre Bestandsaufnahme dieser Fraischgrenze haben die Grenzcommissaire dem Landesamt für Denkmalschutz übersandt. Die Behörde hat signalisiert, bei der amtlichen Aufnahme auf die angebotene Mitarbeit zurückkommen zu wollen.

Auch in anderer Hinsicht hat das bisherige Aktivisten-Engagement, das teils mit öffentlichen Aktionen verbunden war, schon Früchte getragen. Der Steuerkreis der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Region an der Romantischen Straße“ würdigte es bei seiner letzten Sitzung in der Hirtenscheune in Tauberzell mit einer Entscheidung ganz ausdrücklich.

Als eines von sechs weiteren Projekten für die regionale Entwicklung ist es für die Förderung auf LAG-Ebene beschlossen worden. Damit gab es erstmals für eine Einzelmaßnahme unter dem Titel „Unterstützung Bürgerengagement“ grünes Licht. Karlheinz Seyerlein, Sprecher der Grenzcommissaire, widme sich mit dem Projekt „Historische Grenze 1804“ der Aufbereitung der ehemaligen Grenze zwischen Hohenlohe-Schillingsfürst und Preußen, hieß es bei der Sitzung im kleinen Weinort an der bayerisch-württembergischen Grenze zur Begründung. -ww-

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