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Zeit ist reif für neues Konzept

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Der Turmuhren-Fachfirma Dürr hat das letzte Stündlein noch nicht geschlagen

ROTHENBURG – „Wir haben eine Verpflichtung den Betrieb weiterzuführen und es wird weitergehen“, verkündet Gernot Dürr und räumt dadurch mit den Gerüchten auf, die in der Tauberstadt seit einigen Wochen bereits die Runde machten. Ja, es stimmt, der Spezialist für Turmuhren, Glocken und Läutemaschinen  musste Insolvenz anmelden. Doch mit einem neuen, überarbeiteten Konzept sieht man sich auf einem guten Weg, diese Schieflage in naher Zukunft zu überwinden.

Blicken wieder positiv in die Zukunft: Gernot Dürr (li.) und André Schwaiberger (2.v.r.) in neuer Konstellation als gleichberechtigte Geschäftsführer und Sohn Alexander Dürr (2.v.l.) als frischgebackener Auszubildender im väterlichen Betrieb. Fotos: Scheuenstuhl

Es ist der 1. September. Alexander Dürr beginnt seine Ausbildung als Feinwerkmechaniker im väterlichen Betrieb. Eigentlich ein hoffnungsvolles Zeichen. Bedeutet es doch, dass die nächste Generation zumindest schon einmal ein gewisses Maß an Interesse für das Familienunternehmen zeigt. Aber da war leider ja noch etwas anderes an diesem Tag: Der Betrieb, der 1885 von Friedrich Holz-öder in der Köhlerstraße gegründet wurde, gab seine Insolvenz bekannt.

 Bankrott, Pleite, Ruin, Zahlungsunfähigkeit – egal wie man das Kind nennt, Verfehlung und Versagen der Verantwortlichen schwingt immer mit. Es zeugt daher von Größe, offen und öffentlich zu bekennen, dass man etwas falsch gemacht hat. Gernot Dürr zeigte diese beispielsweise gegenüber dem Stadtrat, der im Rahmen seiner regelmäßigen Betriebsbesichtigungen jüngst auch bei ihm „Am Igelsbach“ vorbeischaute. „Ich habe einen Fehler gemacht, anders kann man es nicht sagen“, erklärt er.
Beiträge standen aus
Auslöser waren offene Beiträge    bei der Betriebskrankenkasse. 2013   musste ein Mitbewerber aus Passau sein Unternehmen aufgeben. Drei der insgesamt 45 Mitarbeiter, die dadurch ohne Arbeit dastanden, fanden bei Gernot Dürr eine neue Anstellung. Die damit einhergehenden Pflichten für ihn als Arbeitgeber nahmen zu. Daneben musste er ja auch zusehen, dass Aufträge reinkommen und entsprechend abgearbeitet werden. Es glich einem „Drahtseilakt“, beides allein zu stemmen und irgendwann sei ihm das dann alles über den Kopf gewachsen, sagt der 52-Jährige. Die eine oder andere Mahnung flatterte ins Haus. „Irgendwann blickt man da nicht mehr durch wenn man das nicht gelernt hat“, gibt er freimütig zu. Im Juni wurde vom Gericht dann ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet. Obwohl er die ausstehenden Beträge dann „sofort bezahlt“ habe, war das Kind da schon endgültig in den Brunnen gefallen.
Denn Sozialabgaben, so erklärt es Gernot Dürr, nehmen im Insolvenzrecht eine Sonderstellung ein. Der Mechanismus, der dadurch einmal ins Rollen gebracht wurde, könne nicht mehr aufgehalten werden. Da sich an anderen Stellen ja vielleicht noch weitere Löcher befinden könnten, bleibe so ein Antrag aufrechterhalten. Im September folgte die Bekanntgabe der Insolvenz.
„Das waren die schlimmsten drei Monate in meinem ganzen Geschäftsleben“, sagt Gernot Dürr, der 1993 mit dem Umzug des Betriebs von der Köhlerstraße ins Industrie- und Gewerbegebiet die Geschäftsführung von seinem Vater übernahm. Es gab dann keinen Arbeitstag unter 12 Stunden mehr. Zum Glück habe er eine „sehr gute Insolvenzverwalterin“ zugewiesen bekommen. Diana Aurich aus Tauberbischofsheim stand ihm immer mit Rat und Tat zur Seite.
„Nichts entscheiden, sondern anrufen und wir besprechen das“, lautete ihre Maßgabe an Gernot Dürr. Ihr war sofort klar, dass man so einen Betrieb nicht insolvent gehen lassen durfte. Auch der hinzugezogene Steuerberater war nach Prüfung der Zahlen überzeugt: „Da ist Geld verdient wenn man es richtig macht.“ Denn eigentlich erfreut sich der Betrieb treuer Kunden und vor allem voller Auftragsbücher.

Alleinstellungsmerkmal: Die Pendelsynchronisation wurde im eigenen Betrieb entwickelt.

Projekte in ganz Deutschland

Letzteres war Fluch und Segen zugleich. Einerseits zog man als Spezialist für Turmuhren, Läutemaschine und Glocken prestigeträchtige Projekte im ganzen Bundesgebiet an Land – wie etwa die Restaurierung der astronomischen Uhr im Dom zu Münster oder der Ziffernblätter mit Zeigerpaare und der Läuteanlage der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche.
Darüber wurden andererseits jedoch Bereiche vernachlässigt, die einen steten Strom an Einnahmen bedeuteten, wie die Abarbeitung der Wartungsaufträge mit den Kirchengemeinden – 1000 an der Zahl. Das neue Konzept mit dem der Betrieb wieder vollends auf die Beine kommen möchte, sieht vor, dass es mit André Schwaiberger in Zukunft einen eigenen Verantwortlichen für diesen Bereich gibt.
Er ist in gewisser Weise auch das Zünglein an der Waage für den Neustart des Unternehmens. Als man nach Eröffnung der vorläufigen Insolvenz komplett in der Luft hing,  stand durchaus die Idee im Raum, den Betrieb an einen größeren Mitbewerber zu verkaufen, erinnert sich Gernot Dürr. „Unter einem anderen Chef wollen wir nicht arbeiten“, war jedoch die einhellige Meinung der Belegschaft. Und da kam André Schwaiberger ins Spiel.
Gernot Dürr und er sind nun gleichberechtigte Geschäftsführer. Der bisherige alleinige Chef hält große Stücke auf seinen Kompagnon. „Er ist wirklich gut und voll bei der Sache“, lobt er ihn. Ebenfalls nicht unwichtig: Er steuerte das nötige Investitionskapital bei. Und auch der VR-Bank Mittelfranken sei zu danken, so Gernot Dürr, für das „frische Geld“, das sie reinsteckte. Das neue Konzept sieht auch die Auslagerung der Buchhaltung an einen Steuerberater vor.
Dieser Plan wurde dem Amtsgericht vorgestellt und für gut befunden. Am 1. Oktober konnte dann der Neustart in die Wege geleitet werden, etwa mit der Übergabe des Insolvenzvermögens und der Einzahlung des Stammkapitals. Aus der „Dürr GmbH & Co. KG“ wurde nun die „Dürr Turmuhren und Glocken GmbH“. Er könne dem Ganzen auch etwa Gutes abgewinnen, sagt Gernot Dürr. Sein Sohn habe somit gleich hautnah mitbekommen, dass einen Betrieb zu führen „kein Zuckerschlecken“ ist.
Früher Hilfe annehmen
Die Lektion, die er selbst aus der Insolvenz gezogen hat, lautet: „Es ist nicht schlimm um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen.“ Er hätte dies viel früher tun sollen, findet er. Er, sein Mit-Geschäftsführer und die fünf Angestellten können auch weiterhin Unterstützung gebrauchen. Derzeit suchen sie Verstärkung für ihr Team – ein gelernter Elektriker wäre wünschenswert. Und nächstes Jahr soll auch wieder ein Auszubildender eingestellt werden.
Es war nicht gerade Gernot Dürrs „persönlicher Plan“, beruflich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, gibt er zu. Er habe aber sehr schnell gemerkt, dass man bei dieser Arbeit Spaß haben und etwas erleben kann. Seine einstigen Zweifel merkt man ihm heute in keinster Weise mehr an. Voller Leidenschaft für seine Arbeit erklärte er dem Stadtrat die verschiedenen Stücke, an denen gerade in seiner Werkstatt gearbeitet wird.
Herzblut allein mag nicht ausreichen, um ein Unternehmen auf Kurs zu halten. Es ist aber eine wichtige Grundlage dafür. mes

Amerikanischer Zungenschlag

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Fremdsprachenassistentin Samantha Burke bringt hiesigen Schülern Englisch bei

ROTHENBURG – Hartnäckigkeit zahlt sich eben doch aus: Jahr für Jahr bemühte man sich am Reichsstadt-Gymnasium Rothenburg um eine Fremdsprachenassistentin, die den Schülern den Zungenschlag englischer Muttersprachler näher bringen soll. In diesem Schuljahr hat es nun endlich geklappt – auch dank der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit mit der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule.

Freuen sich auf die gemeinsame Zeit (v.l.): Jennifer Dellermann, Samantha Burke und Barbara Steinke. Foto: Scheuenstuhl

Wenn Eiskunstläuferin Kati Witt das „schönste Gesicht des Sozialismus“ war, dann kann man zu Recht  Samantha Burke aus Philadelphia (Pennsylvania) als die charmanteste Botschafterin eines Amerikas jenseits der Ausfälle des amtierenden US-Präsidenten bezeichnen. Ein Schuljahr lang wird die 26-Jährige den Englisch-Unterricht an den beiden weiterführenden Schulen mit neuen Ideen und Insiderwissen zur amerikanischen Kultur bereichern.

Ihre insgesamt 12 Unterrichtsstunden pro Woche, die sich über alle Klassenstufen erstrecken, sind gerecht auf das Gymnasium und die Mittelschule aufgeteilt. Zwar liegt es im Verantwortungsbereich des jeweiligen Lehrers, wie weit sie sich in den Unterricht einbringen kann und soll. Aber grundsätzlich ist sie nicht dazu da, die eigentliche Lehrkraft zu ersetzen. In der Regel sind deshalb beide im Klassenzimmer präsent und wuppen den Unterricht im Sinne eines „team-teachings“ gemeinsam.
Jennifer Dellerman von der Mittelschule und Barbara Steinke vom Gymnasium, sind ihre Betreuungslehrerinnen. Ihnen ist die Freude über ihr „sprechendes Wörterbuch“, wie sich Samantha Burke selbst bezeichnet, immer noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Wie üblich habe man auch im vergangenen Jahr in einer Sitzung der Fachschaft Englisch den Wunsch nach einer Fremdsprachenassistentin geäußert, erinnert sich Barbara Steinke. Da aber diese Muttersprachler bei vielen Schulen „heiß begehrt“ seien, habe es bislang nicht geklappt.
Mit der Idee, sich mit der Mittelschule zusammenzutun, stiegen die Chancen, endlich zum Zuge zu kommen. Und siehe da – das Kultusministerium hatte ein Einsehen. Im März bekam dann auch Samantha Burke Bescheid, dass sie ab September in einem deutschen Klassenzimmer tätig sein wird. „Ich konnte zwar nicht wählen, wo ich eingesetzt werde, doch ich bin sehr froh hier in Rothenburg zu sein“, versichert sie.
Charmanter Akzent
Natürlich kann nicht jeder so einfach Fremdsprachenassistentin werden. Man sollte zum einen nicht nur in der eigenen, sondern auch in der Sprache des Gastlandes sehr gut kommunizieren können. „Ich habe an der Universität ein bisschen Deutsch gelernt“, sagt sie und legt damit eine große Bescheidenheit an den Tag. Ihr charmanter amerikanischer Akzent und ein paar kleine grammatikalische Ungenauigkeiten sind die einzigen Hinweise, dass sie die Sprache der Dichter und Denker nicht schon von klein auf gelernt hat.
Zum anderen muss man in der Bewerbung auch deutlich seine Motivation für diese Tätigkeit darlegen und mit seinen Zeugnissen sowie in einem Interview überzeugen. Der ganze Prozess lief über ihre Hochschule, das hoch angesehene Wellesley College bei Boston (Massachusetts), ab. Madeleine Albright und Hillary Clinton sind zwei der namhaften Absolventinnen dieser traditionsreichen Privathochschule für Frauen. Samantha Burkes Aufenthalt in Deutschland wird über das nicht minder prestigeträchtige Fulbright-Stipendium, das mit sehr hohen Voraussetzungen verbunden ist, finanziert.
 Samanthat Burke hat nach ihrem Studium in der Forschung im Bereich Bildungs- und Erziehungspolitik gearbeitet. Dabei hat sie unter anderem auch an einer Studie zur Verbesserung der Schulqualität mitgewirkt. „In Amerika passiert gerade viel und ich wollte etwas Neues für mich finden“, so ihre Begründung für den Sprung über den großen Teich, den sie zusammen mit ihrem Mann macht. Zu unterrichten sei für sie eine „neue Perspektive“.
Mit der deutschen Sprache verbindet sie Erinnerungen aus frühester Kindheit. Damals hatten sie eine deutschstämmige Familie als Nachbarn. Mit der Großmutter konnte man sich allerdings nur auf Deutsch unterhalten. Dennoch hatte man ein so enges Verhältnis, dass Samantha Burke  gefragt wurde, ob sie mit ihnen Urlaub in Deutschland machen wollte. So setzte sie im Alter von 12 Jahren zum ersten Mal Fuß auf deutschen Boden. Der Aufenthalt an der Ostsee sei „beeindruckend“ gewesen. Mit der Familie ist sie auch heute noch in Kontakt – und nun kann man sich  auch auf Deutsch verständigen.
Ganze Reihe an Vorteilen
Jennifer Dellermann und Barbara Steinke haben schon nach den ersten Einsätzen von Samantha Burke vor den Schülern eine ganze Reihe an Vorteilen ausgemacht, die ein Muttersprachler gegenüber einer deutschen Lehrkraft für eine Fremdsprache mit sich bringt. So ist es an sich schon interessant für die Schüler eine echte Amerikanerin vor sich zu haben, die „ganz authentisch“ vom Leben in Amerika erzählen kann.
Samantha Burkes offenes Wesen und ihr Alter tragen dazu bei, dass die hierarchische Distanz zwischen Schülern und Lehrern ein wenig verkleinert wird. Damit ist jedoch in keinster Weise ein Abdriften in Kumpelhaftigkeit oder Nachlässigkeit gemeint. Denn bei vielen für deutsche Verhältnisse normalen Verhaltens- und Äußerungsweisen von Schülern, macht die 26-Jährige deutlich, dass dies in amerikanischen Schulen nicht gern gesehen werde.
Es ist also auch ein „interkulturelles Lernen“ für Schüler und Lehrer gleichermaßen, das auf andere Weise nur schwerlich geboten werden könnte. So wird auch anhand der Person von Samantha Burke deutlich, dass das amerikanische Wesen – ungeachtet des Gebarens des mächtigs-ten Mannes im Staate – an sich „freundlich und wertschätzend“ ist.
Neben dem kulturellen ist sie auch im sprachlichen Bereich eine enorme Bereicherung. „Die wenigsten Kollegen sprechen das amerikanische Englisch“, erklärt Barbara Steinke. Es sei einfach schön, diese besondere Sprachmelodie zu hören. Als Fränkin habe man ja mitunter eine ganz eigene Aussprache, sagt sie.
Der komplette Ablauf des Unterrichts sei mit Samantha Burke „deutlich ungezwungener“. Wenn sie vorne das Zepter in der Hand halte, seien die Schüler plötzlich „ganz ruhig“ und aufmerksam, erzählt sie beeindruckt. Zudem zähle für die Kinder und Jugendlichen ein Lob einer Muttersprachlerin mehr.
Angesichts dieser langen Liste an positiven Effekten auf den Fremdsprachenunterricht ist es nicht verwunderlich, dass die Betreuungslehrkräfte Samantha Burke schon jetzt gerne über dieses Schuljahr hinaus hierbehalten wollen. Dies wird sich allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. mes

Erinnern und wachsam sein

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Würdiges Gedenken in der Franziskaner-Kirche an die vertriebenen Juden

ROTHENBURG – Mit einer würdigen Gedenkfeier an die am 22. Ok-tober vertriebenen letzten jüdischen Bürger ging in der Franziskaner-Kirche die Veranstaltungsreihe der jüdischen Woche zu Ende. Zu viele haben damals geschwiegen und heute tauche Antisemitismus und Rassismus in subtiler Form sogar hoffähig wieder auf, hieß es in der Begrüßung. Deshalb sei das lebendige Erinnern an Verfolgung und Ermordung der Juden im Dritten Reich so wichtig. In Reden und Gedenken wurden Namen und Schicksale eindrucksvoll gegenwärtig.

In der Franziskanerkirche mit Pfarrer Gußmann, Hannelore Hochbauer verliest die Namen. Fotos: diba

„Als die Zeugen schwiegen” im Dritten Reich, sei es auch aufrechten Christenmenschen schwer gefallen für Juden Stellung zu nehmen – so Pfarrerin Dorothea Bezzel in ihrer Begrüßung. „Als die Nachbarn schwiegen und viele nur zusahen” sei das wunderschöne Rothenburg für seine jüdischen Einwohner zu einem Ort der Anfeindung geworden, aus dem man vertrieben wurde. Gegenüber der Franziskanerkirche war die letzte Synagoge und deshalb erinnere man an diesem Ort an die jüdischen Frauen und Männer aus Ehrfurcht vor den Opfern der Judenvertreibung.

Pfarrerin Bezzel mahnte: „Es geschieht mit wachem Herzen und aufmerksamem Geist jeder Ausgrenzung von Andersgläubigen und Andersdenkenden in unserer Gesellschaft gegenüber. Antijudaismus, Antisemitismus und auch Rassismus breiten sich aus, werden in teilweise subtiler Form wieder hoffähig. Damals schwiegen viel zu viele, das darf sich nicht mehr wiederholen!”
Orgelmusik (Jasmin Neubauer) umrahmte die Feier, in der Pfarrer Oliver Gußmann auf die Ereignisse des 22. Oktober 1938 einging. Schon vor der berüchtigten „Reichskristallnacht“ am 9. November hat man in Rothenburg die Juden vertrieben und Kreisleiter Steinacker meldete stolz, die Stadt sei jetzt „judenfrei”, eine der   ersten bayerischen Städte, die das von sich behauptete. Lange habe man das Ereignis nach dem Krieg verdrängt, aber jetzt könne man dank der Netzseite „www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de” (weitgehend von dem Journalisten Wolf Stegemann) und der Doktorarbeit von Daniel Bauer die Ereignisse nachlesen.
Immer mehr seien im Dritten Reich die jüdischen Bürger aus dem öffentlichen Leben gedrängt worden, Geschäfte habe man boykottiert und auch Gewalt angewendet, so dass im Oktober 1938 nur noch etwa zwanzig Juden in der Stadt lebten. Manches Schicksal sei auf den Stolpersteinen zu lesen, die seit 2013 vor den jeweiligen Wohnhäusern in der Altstadt daran erinnern.
Vereinzelt hätten aber auch Rothenburger die Juden unterstützt und nicht alles mitgemacht, was die Nazis wollten. Der örtliche Polizeichef Lieret habe sich gegenüber dem NSDAP-Kreisleiter geweigert dem Befehl zur Festnahme der Juden zu folgen. Aber die meisten hätten leider kein Unrechtsbewusstsein gehabt, das Unrechtsregime begrüßt oder sie trauten sich nichts zu sagen. Manche, so ist Gußmann überzeugt, spekulierten wohl auf das jüdische Eigentum.
SA-Leute haben am Sabbat des 22. Oktober die Juden zum Verlassen der Stadt aufgefordert. Dr. Gußmann: „Mitglieder der Viehhandelsfamilie Mann, die man schon Jahre zuvor schikaniert hatte, wurden unter dem Gejohle von SA-Kommandos und durch die Hitlerjugend aus den Häusern geholt. Justin Mann hatte sich aus Angst zuletzt im Garten versteckt. Man gewährte schließlich den Juden freien Abzug.“
Die Einrichtung der Synagoge in der Herrngasse wurde zerstört, am folgenden Donnerstag fanden organisierte „Freudenfeiern“ statt, bei denen die Schuljugend antreten musste, um sich die Tiraden des Ortsgruppenleiters über die „Judenbefreiung“ anzuhören. In den Ochsensaal lud man 150 bedürftigte Rothenburger zum „frohen Nachmittag” ein und abends gab es einen Fackelmarsch auf dem Judenkirchhof und durch die Gassen, wie Pfarrer Gußmann erläuterte. Das gespenstische Geschehen habe spätabends auf dem Kirchplatz mit einer Kundgebung geendet.

Eine der jüdischen Rothenburger Familien auf einem früheren Foto in glücklichen Tagen: die Lehmanns. Von links Siegfried (im KZ ermordet), Klothilda, Berta und Martin Lehmann.

Die Familie Mann gehörte zu den letzten, die Rothenburg verlassen haben. Josef und sein Bruder Theodor seien nach München gezogen, die Mann-Zwillinge Norbert und Justin flohen in die USA. Josef Mann aber kam im Juli 1942 ins KZ Theresienstadt und starb im gleichen Jahr im KZ Auschwitz.

Bemerkenswert, dass Babette Baumann, das frühere Hausmädchen der Familie, das Familiengrab der Manns auf dem jüdischen Friedhof an der Wiesenstraße noch jahrelang gepflegt hat und sich für die Manns einsetzte. Eigentlich müsse man auch solche Geschichten oder die anderer christlicher Hausmädchen erzählen, sagte Pfarrer Gußmann.
Abgesehen von „Gewaltakten und Morden an unter uns lebenden Menschen” habe es einen „ungeheueren Verlust an religiöser und kultureller Vielfalt und Gemeinsamkeit” gegeben. Die wenigen Zeitzeugen berichteten heute noch von Gesängen aus dem jüdischen Betsaal oder vom Geschmack des frisch gebackenen Mazzenbrotes, das man auch an Christenkinder verschenkt hatte, die mit ihren jüdischen Klassenkameraden unvoreingenommen gespielt haben.
Verlorene Kultur
 Pfarrer Gußmann: „All dies ist verloren gegangen und jetzt bleibt in Rothenburg nur eine  steinerne Erinnerung:  Grabsteine, Häuser, Stolpersteine. Nur durch Erinnerung wird die Geschichte, die dahintersteht, wieder lebendig.“
Hannelore Hochbauer verlas die lange Liste der jüdischen Namen (siehe nebenstehenden Kasten). Einige kamen in Konzentrationslagern um, Theresienstadt, Auschwitz und das KZ Izbica sind mit dem Tod Rothenburger Juden verbunden. Einzelne konnten ins Ausland fliehen. Nur selten haben Nachkommen, manchmal die Enkel, den Weg zurückgefunden – auf Besuch in die Stadt ihres Herkommens.
Für jeden Namen wurde eine Kerze entzündet und die Anwesenden legten kleine Steine nieder wie es an jüdischen Gräbern üblich ist. Den Psalm 71 „Bei dir Herr suche ich Zuflucht” hat Lothar Schmidt im Anschluss an eine Schweigeminute in der (leider zum Anlass nicht gerade gut besuchten) Franziskanerkirche vorgetragen.
Oberbürgermeister Walter Hartl dankte den Mitwirkenden an der jüdischen Kulturwoche. Nur durch Erinnern, so Hartl, „können wir aus der Geschichte lernen, dass sich dies nicht wiederholen darf” und das „Wehret den Anfängen” gelte angesichts aktueller Bedrohungen für Minderheiten und Andersdenkende mehr denn je.                               diba

Begeisternd und voller Leidenschaft

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Gospelchor „Carolin & Friends“ aus Leutershausen mit mitreißendem Auftritt in St. Kilian in Geslau

GESLAU – „Schalom – Er ist unser Gott!“. So begrüßte der Gospelchor Carolin & Friends aus Leutershausen seine zahlreichen Besucher in der Kirche St. Kilian in Geslau. Die Begeisterung der Gospelsängerinnen und -sänger für die Verkündigung der Botschaft des christlichen Glaubens war in allen ihren Liedern spürbar.

Der Gospelchor „Carolin & Friends“ beim Konzert in der Geslauer Kirche. Foto: privat

Durch Höhen und Tiefen begleite Gott unser Leben, so die Botschaft.  Karoline Leis dirigierte und moderierte die abwechslungsreiche Liedauswahl. Leidenschaftlich und aus tiefster Seele ist der Chor seit nunmehr 17 Jahren mit etwa 60 Sängerinnen und Sängern unterwegs.
Anstecken mit Begeisterung
Der Gospelchor möchte die Menschen mit seiner Begeisterung anstecken und das ist ihm in der Geslauer Kirche gelungen.  Pfarrer Dr. Klaus Neumann bedankte sich nach einigen Zugaben bei dem Chor, der zum ers­ten Mal in Geslau zu Gast war, ganz herzlich.
Die begeisterten Besucher ließen sich zum Mitsingen einladen, als der Chor beim Segenslied „Gott segne dich“ unter großem Beifall aus der Kirche auszog. hr

Integrative Streuobstannahme

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Iranische Flüchtlinge packten bei der BN-Aktion fleißig mit an – 40 Tonnen gesammelt

ROTHENBURG – Bei der Streuobstannahme des Bund Naturschutz (BN) Rothenburg sind im Steinbruch der „SHS Steinbruchbetriebe“ etwa 40 Tonnen Äpfel und Birnen, das sind vier große Container voll, von den fleißigen Streuobstsammlern angeliefert worden.

Schnell war der Kontakt unter den jungen Leuten hergestellt. So geht Integration.

Die „SHS„ stellte dankenswerterweise wieder kostenfrei Waage, Büroarbeitsplatz und Lader mit Fahrer zur Verfügung. Ohne die optimal geeigneten Örtlichkeiten im Steinbruch könnte die Obstannahme nicht so reibungslos und ohne große Wartezeiten vonstatten gehen. Natürlich braucht es auch ehrenamtliches Personal vom Bund Naturschutz. Sie wurden, wie in den letzten beiden Jahren, von iranischen Flüchtlingen aus Rothenburg unterstützt.

Gegenüber den BNlern wurde mehrfach lobend erwähnt, dass die iranischen Helfer engagiert, und tatkräftig mit angepackt haben, um Äpfel und Birnen von den Auto- und Traktoranhängern  in die Laderschaufel oder in die „Big Bags“ zu befördern. Die Hilfe beim Abladen ist umso wichtiger, da sehr oft die „Altsitzer“ das Streuobst auflesen und auch für die Anlieferung zuständig sind. Für die Helfer gab es dafür des öfteren ein kleines Trinkgeld.
Auffallend war, dass beim Plausch, der bei der Streuobstanlieferung  immer möglich sein muss, sehr oft das Thema Klimawandel in Verbindung mit dem diesjährigen trockenen, heißen Sommer angesprochen wurde.
Viele Baumeigner machen sich große Sorgen um ihren Obstbaumbestand. Wenn sich solch extreme Sommer öfters wiederholen sollten, sieht man kritische Zeiten aufziehen.

Die „Altsitzer“ sind dankbar für die Hilfe beim Abladen des Streuobstes. Fotos: privat

Man war sich dahingehend einig, dass wir alle viel konsequenter gegen diese Bedrohung vorgehen müssen. Von den politisch Verantwortlichen erwartet man das Einhalten der eingegangenen internationalen Ziele zur CO2- Reduktion.

Von Seiten des BN war man mit der Anliefermenge zufrieden. Die Kreisgruppe hatte vorsorglich zwei Container mehr bestellt. Wichtig ist jetzt, dass aus dem einheimischen Obst hochwertiger Saft hergestellt und auch von der Bevölkerung bevorzugt gekauft und konsumiert wird. Von weit her importierter Saft oder Konzentrat sollte in den Regalen stehen bleiben.
Nur so besteht die Chance, dass die fränkisch/hohenlohischen Streuobstbestände, die einen ganz besonders schützenswerter Lebensraum darstellen, erhalten bleiben. waw

Immer am Höhenzug

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Jubiläumsveranstaltung: 10 Jahre Europäische Wasserscheide

SCHILLINGSFÜRST – Die Stadt Schillingsfürst lud anlässlich des Jubiläums 10 Jahre ­Europäischer Wasserscheideweg zu einer besonderen Wanderung rund um Schillingsfürst ein.

Den Wanderern boten sich herrliche Ausblicke.

Eine Wandergruppe aus 25 Personen, darunter der stellvertrende Landrat Stefan Horndasch, die Stadt­räte Helmut Schurz und Hartmut Gröner jeweils mit Ehefrauen, konnte Bürgermeister Michael Trzybinski beim gemeinsamen Start am Brunnen der Wasserscheide vor dem Ludwig-Doerfler-Museum begrüßen.

Alexandra Raidel gebührt der Dank für die sehr gut organisierte Wanderung von etwa 10 Kilometer rund um die Schlossstadt und einer gemütlichen Rast bei Kaffee und Kuchen am Wanderparkplatz im Ortsteil Wohnbach.
Geografische Besonderheit
Ein großer Teil der Urlaubslandschaft im Romantischen Franken ist vom Naturpark Frankenhöhe geprägt, durch dessen Herz die Europäische Wasserscheide verläuft. Dieser Höhenzug bestimmt die Richtung, in die das Wasser aus jeder noch so kleinen Quelle schließlich fließt. Der Weg entlang dieser geografischen Besonderheit führt den Wanderer somit über 98 Kilometer in dem Bewusstsein, dass er immer wieder Punkte überquert, von denen aus das Wasser einmal gen Norden zur Nordsee und einmal gen Süden zum Schwarzen Meer fließt. Eine faszinierende Vorstellung.
Ansbach und Schnelldorf sind die Endpunkte auf diesem waldreichen Wanderweg, der in seinem Verlauf nur mit Schillingsfürst und Colmberg ­größere Ortschaften durchquert. Ansonsten ist es eine Wanderung inmitten der Natur.

Der gestaltete Brunnenstein symbolisiert die Wasserscheide Donau/Rhein. Fotos: privat

Herrliche Strecken durch Wald und Flur, die oftmals auf Pfaden, durch schmale Waldschneisen oder durch Wiesen verlaufen, begeistern Naturfreunde und Wanderer. Wechselnde Landschaftseindrücke mit ruhigen Wäldern, blühenden Wiesen, Trockenrasen und schönen Aussichten prägen den Charak­ter dieses Weges. mt

Alles schneller fertig

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Für Industriegebiet Ansbacher Straße 500000 Euro früher gebraucht

ROTHENBURG – Eine halbe Millionen Euro wird jetzt für die Umsetzung des Industriegebiets Ansbacher Straße noch in diesem Jahr mehr gebraucht als laut Haushaltsplanung für 2018 vorgesehen.

Teil der Anlagen für das neue Industriegebiet: Regenrückhaltebecken. Foto: Weber

Das hat Baudirektor Michael Knappe in der jüngsten Stadtratssitzung bekanntgegeben. Allerdings, so gibt er zu verstehen, handelt es sich dabei nicht unbedingt um eine Kostensteigerung, sondern eher um einen vorgezogenen Abruf von Haushaltsmitteln. Die dortigen Entwässerungseinrichtungen samt Rückhalte- und Reinigungsbecken seien schneller fertig geworden. Auch die Rechnungen der ausführenden Firmen lägen früher vor als vorgesehen und müssten bezahlt werden.

Zum Deckungsvorschlag: Stadtkämmerer Franz Fisch spricht im Hinblick auf bisher noch nicht ausgegebene 7 Millionen Euro für 2018 von einer Restübertragung. -ww-

Grünes Licht für Sondergebiet „Montessorischule“

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Stadtrat billigt einstimmig den Aufstellungsbeschluss für beschleunigtes Verfahren – Projekt soll in Schritten realisiert werden

ROTHENBURG – Bisher gibt es noch keine bis ins letzte Detail ausgetüftelte Planung für das Projekt. Aber konkrete Vorstellungen, wie sich die kommende Montessori-Schule auf der 13000 Quadratmeter großen Fläche an der Dinkelsbühler Straße im Zwickel zwischen dem Reichsstadt-Gymnasium und der früheren Bahnlinie darstellen könnte, sind vorhanden. Der Förderverein präsentierte sie in der jüngsten Stadtratssitzung. Sie sind Grundlage des zur Umsetzung des Projekts frisch aufgelegten Bebauungsplans XXXII „Sondergebiet Montessorischule“.

Sabine Knappe (Mitte) stellt das Projekt im Stadtrat vor.

Nach den Worten von Sabine Knappe sieht der Gebäudeentwurf eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung vor. Die Erschließung erfolgt über die Dinkelsbühler Straße, mit 24 senkrecht angegliederten Parkplätzen und anschließendem Halte-Streifen zum Ein- und Aussteigen. Der Neubau der Grund- und Mittelschule mit integriertem Hort soll nahe der östlichen Grundstücksgrenze entstehen, um später im zweiten Bauabschnitt an der Westfassade die Einfeld-Sporthalle anzugliedern.

In weiteren Bauabschnitten ist die Erweiterung durch einen Anbau im Norden für den Fachoberschul-Zweig sowie ein zweites Obergeschoss durch die Aufstockung des Verwaltungsbaus möglich. Eine dritte Erweiterbarkeit bietet das eingeschossige, freistehende Nebengebäude an der Südfassade des Gebäudekomplexes.
Grundgedanke des bisher nur in groben Zügen vorliegenden Entwurfs ist die Verbindung des Hauptgebäudes (Verwaltungs- und Fachräume) mit dem Klassentrakt und dem angegliederten Hort. Als Zentrum dieser unterschiedlichen Gebäudeteile dient das Forum als Herzstück der Schule.
Ein erstes Modell, das der Förderverein ergänzend zur Präsentation in den Sitzungssaal mitgebracht hatte, gibt eine ungefähre Vorstellung davon, wie sich das Projekt in seinen Ausmaßen gliedern und wie es sich auf dem hängigen Gelände in die Umgebung fügen könnte. Allerdings sind davon, so unterstrich Sabine Knappe bei der Präsentation des augenblicklichen Stands der Überlegungen, keine Festlegungen beispielsweise in Bezug auf die Dachformen abzuleiten.
Der Neubau der Montessorischule in Rothenburg auf dem bisher landwirtschaftlich genutzten und von der Stadt in Erbpacht überlassenen Grundstück östlich des bisherigen Schulzentrums an der Dinkelsbühler Straße ist für insgesamt rund 200 Schüler gedacht. Bisher umfasst  die Montessori-Schule mit ihren verschiedenen Abschnitten  an den Standorten Neusitz (Waldstraße) und Rothenburg (Herrngasse) 164 Schüler. Für die Primar- und Sekundarstufe werden insgesamt rund zehn Klassenräume benötigt. Die übrigen Räume des kommenden Neubaus setzen sich aus den für den Schulbetrieb erforderlichen Fachräumen zusammen.
Einstimmig hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung den vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Mit der Auslegung für einen Monat werden die Bürger beteiligt. Außerdem haben Behörden und Träger öffentlicher Belange beim beschleunigten Verfahren ebenso wie Nachbargemeinden die Gelegenheit, sich zu äußern.

Das Modell zeigt das Schulprojekt (Bildmitte oben) in seiner Lage und Größenordnung. Fotos: Weber

In den Reihen des Stadtrats gab es vor dem Beschluss die eine oder andere Anmerkung zum Projekt bzw. zum Bebauungsplan-Prozedere. Bernhard Benz (SPD) stellt die Sinnhaftigkeit der artenschutzrechtlichen Prüfung in Frage. Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne) widerspricht ihm entschieden. Dr. Günther Strobl (SPD) bezweifelt, ob die ausgewiesenen Parkplätze ausreichen.

Hermann Schönborn (UR) will vor dem Hintergrund der Abwasserprobleme an anderer Stelle in Rothenburg sichergestellt sehen, dass sich bei der Anbindung des neuen Projektes nicht an einer weiteren Stelle Schwierigkeiten auftun. Es werde für eine in irgendeiner Form umgesetzte Rückhalte-Einrichtung für das Niederschlagswasser gesorgt, heißt es von Seiten des Bauamts. Abwassertechnisch werde über die Feuchtwanger Straße abgeleitet.
Dr. Wolfgang Scheurer (CSU) sieht das Montessori-Projekt als erhebliche Aufwertung der Schulstadt Rothenburg. -ww-

Trümpfe voll ausgespielt

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Beim Almabtrieb zieht Gailroth viele Register – Inklusive Hüttenzauber

GAILROTH – Das kleine Gailroth ganz groß: Beim 23. Almabtrieb am vergangenen Wochenende spielte der Schnelldorfer Ortsteil wieder seine Trümpfe aus und wurde zum Anziehungspunkt für Jung und Alt.

Zwar nur ausgeliehen, aber gut anzuschauen: geschmücktes Vieh an der Hand der Führer beim Almabtrieb. Fotos: Weber

Inzwischen kommen die Zuschauer von weither und können nur staunen, was sich aus dieser Bierlaune in den 90ern entwickelt hat. Ein Stammtisch hatte damals den Almabtrieb im Allgäu besucht und befunden: Das können wir auch.

Gesagt, getan. Die Alm wurde kurzerhand auf die Rapswiese im nahegelegenen Theuerbronn verlegt. Von dort lassen die Organisatoren Ende Ok- tober das Vieh, geschmückt und folkloristisch begleitet, nach Gailroth ziehen. Eine Art Hüttenzauber in der örtlichen Gemeinschaftshalle mit Markttreiben im Dorf schließt sich an.

Inzwischen muss das Vieh für den Almabtrieb mangels eigenen Bestands ausgeliehen werden. Sieben Stück waren es diesmal vom Betrieb Willi Streng aus dem Schillingsfürster Ortsteil Wohnbach und acht Stück vom Betrieb Kai Grombach aus dem Fichtenauer Ortsteil Matzenbach.

Der Erzberger Brauchtums- und Heimatverein zeigt beim Almabtrieb Flagge.

Für etwas alpenländisches Flair haben der Musikverein und die Trachtengruppe Martinszell gesorgt. Brauchtumsvereine von diesseits und jenseits der Landesgrenze zeigten frohgelaunt Flagge. Oldtimerfreunde waren mit ihren betagten Bulldogs dabei. Mit Themenwagen wurde für Milch, Most und Co. als regionale Erzeugnisse geworben.

Der Nachwuchs nutzte beim Umzug gern die Gelegenheit, sich am Steuer von Tretautos oder auch nur als Passagier auf den Wagen einzuklinken und Flagge zu zeigen. -ww-

Wie ein liebgewonnenes Zeremoniell

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Der Besuch der Rothenburger Herbstmesse gehört für Einheimische und auch für viele Besucher einfach dazu

ROTHENBURG – Seit dem Wochen­ende lockt sie wieder zum Bummel vor schöner Altstadt-Kulisse: die Rothenburger Herbstmesse. Am ersten Wochenende haben dabei unter anderem auch heimische Firmen und Dienstleistungsanbieter sich und ihr Angebot in der Schrannenscheune bei der Gewerbeschau präsentiert.

Die Rothenburger Herbstmesse auf dem Schrannenplatz kann mit einer schönen Altstadt-Kulisse punkten. Fotos: Weber

Für viele hat der Besuch der Herbstmesse mit ihrer kleinen Budenstadt auf dem Schrannenplatz und ihrer heimeligen Note gute Tradition und wird zelebriert wie ein liebgewonnenes Zeremoniell. Ob das nun Einheimische sind oder Besucher aus nah und fern.

Zum Start am Wochenende ließen es sich die Anhänger dieses letzten Jahrmarktes im Rothenburger Jahreskalender nicht entgehen, mit einer Visite ihre Sympathie zu bekunden.
Auch der eine oder andere Neuling war dabei. Die kleine Maja, beispielsweise. Sie drehte am Steuer eines Autos auf dem Kinderkarussell ganz verzückt ein paar Runden und ließ sich dabei von ihrer Mutter begleiten. Um ihren Nachwuchs eskortieren zu können, müssen die Großen nichts bezahlen.
Die Budenzeilen zur Stadtmauer haben sich heimlich, still und leise zur Ecke für italienische Spezialitäten entwickelt. Stand an Stand bieten Fieranten in diesem Bereich Brot, Wurst, Käse, Antipasti oder andere lukullische Besonderheiten an.

Gewerbeschau: Der Nachwuchs freut sich über Luftballons.

In der Schrannenscheune warteten viele der präsentierenden Firmen an ihren Ständen mit Gewinnspielen auf, verteilten Präsente, Luftballons und Co.                                          -ww-

Zieht Schillingsfürst den Kürzeren?

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Verlagerung des Rettungswagen-Standplatzes nach Wörnitz droht – Trust-Gutachten als Auslöser

SCHILLINGSFÜRST/WÖRNITZ – Muss die Stadt ihr Konzept für die neue Feuerwache überdenken? Der Rettungswagen-Standplatz, der hier nach dem bisherigen Modell angegliedert sein sollte, muss möglicherweise aus der Schloss-Stadt abgezogen werden. Bürgermeister Michael Trzybinski will das nicht hinnehmen und drängt darauf, die bisherige Konstellation zu belassen wie sie ist. Sein Bürgermeisterkollege Karl Beck in Wörnitz weist jeden Verdacht von sich, die Nachbargemeinde habe dabei die Hand im Spiel.

Die bisherige Rettungswache (die beiden rechten Tore). Foto: privat

In der Stadt Schillingsfürst ist seit der Schließung des örtlichen Krankenhauses ein Rettungswagen-Standplatz des Roten Kreuzes untergebracht. Im Zuge eines neu geplanten Feuerwehrgerätehauses in der Bahnhofstraße, hat die Stadt die Situation erkannt und die Weichen dafür gestellt, dass die Feuerwache aus der Mitte der Stadt heraus direkt an der Umgehungsstraße angesiedelt wird. Analog dazu sollte auch der Rettungswagenstandplatz mit in die Bahnhofstraße „umziehen“.

Die Synergien für zwei verschiedene Hilfseinrichtungen am gleichen Standort seien nicht von der Hand zu weisen. Mit Grundstückskäufen, Vermessungsarbeiten, geologischen Un­tersuchungen ist Schillingsfürst im Vertrauen auf positive Aussichten für den Standort einer neuen Doppelwache in Vorleistungen gegangen, betont der Bürgermeister der Schloss-Stadt.
Bei der Standortwahl zur Versorgung von Rettungswachen lässt sich das  Innenministerium vom Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) beraten und entsprechende Ergebnisse vorlegen. In Artikel 5 Absatz 1 des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes (BayRDG) ist die  Zuständigkeit geregelt.
 Für den Versorgungsbereich der Rettungswache Feuchtwangen – dem der Stellplatz Schillingsfürst zugeordnet ist, kennt der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Ansbach eine Überschreitungen der 12-Minuten Hilfsfrist in einigen Gemeinden. Deshalb wurde bereits Anfang 2017 eine weitere Gesamtnachbetrachtung für den Rettungsdienstbereich (RDB) Ansbach beantragt.
In erster Linie geht es dabei darum, den „weißen Flecken Schnelldorf“ in eine medizinische Erstversorgung einzubinden. Das Ergebnis wurde laut einer Trend- und Strukturanalyse Trust III Rettungswagen-Stellplatz Schillingsfürst vom Ende August der Stadt mitgeteilt. Im Ergebnis bedeutet das Gutachten anhand von „Routenoptionen“ eine Verlagerung weg von Schillingsfürst in das nur drei Kilometer entfernte Wörnitz.
Kehrseite der Medaille
„Was das Gutachten nicht belegt, ist die Tatsache, dass bei etwaigen Einsätzen in Schnelldorf dann automatisch eine Unterversorgung des bisherigen Einsatzgebietes des bisherigen Standortes in Schillingsfürst und der umliegenden Kommunen erfolgt,“  betont Trzybinski. Das Gutachten stütze sich dabei auf Meldungen der Krankenkassen. Seitens der Stadt seien diese Einsätze „weder bekannt noch präsentiert worden.“
Vor dem Hintergrund eines neu angedachten Rettungswagen-Standortes in Schillingsfürst trifft diese „Empfehlung“ des Institutes für einen Neubau in Wörnitz auf Unverständnis.  Selbst Bürgermeisterkollege Karl Beck habe sich bei der Information durch Landrat Dr. Jürgen Ludwig an alle Beteiligten überrascht gezeigt, berichtet das Schillingsfürster Stadtoberhaupt.
Gegenüber unserer Redaktion bestätigt der Wörnitzer Bürgermeister, es habe bisher keine Verhandlungen mit seiner Gemeinde bezüglich einer Ansiedlung der Rettungswache gegeben. Allerdings sei aufgrund des Trust-Gutachtens bezüglich möglicher Standorte angefragt worden und er habe einer Delegation eine Handvoll Flächen in seiner Gemeinde gezeigt, die sich für ein solches Projekt eignen könnten.
 Er habe weder den Ehrgeiz, die Rettungswache nach Wörnitz zu holen noch habe sich seine Gemeinde darum beworben, betont Karl Beck. Hintergrund sei, dass aufgrund besagten Gutachtens zwei neue Standorte im Zweckverband eingerichtet werden sollen, einer davon im Herriedener Ortsteil Neunstetten.
Damit wäre Leutershausen, das bisher von Schillingsfürst aus mitversorgt ist, neu abgedeckt. Und der Einzugsbereich der bisher für diese Fläche zuständigen Rettungswache verschiebt sich nach Südwesten, um der Unterversorgung von Schnelldorf entgegenzuwirken.
In Wörnitz sei doch noch gar kein passendes Grundstück vorhanden, weder von der Gemeinde gekauft noch  erschlossen, heißt es von Schillingsfürster Seite. Bürgermeister Beck spricht von einer Reihe von Optionen, die er sich vorstellen könne, falls seine Gemeinde liefern müsse.
Mit der Wucht einer Keule treffe die Standortwechsel-Empfehlung des INM, so Trzybinski. Das gelte wowohl für den Stadtrat, für die Mitarbeiter des Rettungswagen-Standplatzes als auch für die zahlreichen ehrenamtlichen Rotkreuz-Mitglieder. Der  Schillingsfürster Bürgermeister  ist nicht bereit, die Verlagerung zu aktzeptieren und kündigt eine Reihe von Gesprächen mit Entscheidungsträgern an.
Sämtliche Mitglieder des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Ansbach (ZRF AN) mit den Mitgliedern aus dem Landkreis Ansbach, Landkreis Neustadt – Bad Windsheim und der Stadt Ansbach sind von ihm über die Argumente für den Standort Schillingsfürst schriftlich und teilweise mündlich informiert worden.
In einem Schreiben kommt der Landrat zum Schluss, dass die von der Stadtspitze und von Ansbacher Rotkreuzseite vorgetragenen „unumgänglichen Argumenten“ ein Beschlussvorschlag „gegen die Empfehlung aus dem Bedarfsgutachten zu stimmen“ der Verbandsversammlung bei deren nächster Sitzung am Mittwoch, 7. November, in Neustadt nicht vorgelegt werden kann.
Bürgermeister Trzybinski will trotzdem nichts unversucht lassen, und hat einen entsprechenden Brief an Innenminister Joachim Herrmann und die Mitglieder des Landtages aus dem Stimmkreis verfasst.
Schließlich setze man auf die Vernunft, die Stadt Schillingsfürst zu stärken und nicht durch eine drei Kilometer entfernte Verlagerung zu schwächen. Weder die Bürger, noch die ehrenamtlich engagierten Mitglieder von Vereinen und der Steuerzahler könnten so eine Verlagerung nachvollziehen. Man setze auf eine menschliche und vernünftige Entscheidung für den Standort Schillingsfürst. -ww-

Brunnen bald winterfest

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Bauhof-Mitarbeiter gefordert – Am Plönlein vorgezogener Einsatz

ROTHENBURG – Bis gestern gegen 11 Uhr plätscherte noch das Wasser durch die vier Zulaufrohre an der von St. Georg im Kampf mit dem Drachen gekrönten Säule des Herterichsbrunnens. Kurz danach wurde der Zulauf gestoppt. Das Winterfestmachen von rund zwei Handvoll städtischen Brunnen im Bereich der Altstadt ist derzeit in vollem Gang.

Da sprudelte gestern noch das Wasser am Herterichsbrunnen. Danach wurde abgedreht. Foto: Weber

Dabei werden die Becken alle abgelassen, trockengelegt, gesäubert und teilweise auch abgedeckt. Jürgen Baumann ist als Kanalbau-Vorarbeiter beim Städtischen Bauhof dafür zuständig. St. Georg und seine kunstvoll verzierte Säule kommen beispielsweise beim Einwintern der Brunnen meist Ende Oktober zum Schutz vor Wind und Wetter komplett unter die Glashaube.

Unmittelbar vor den ersten Schritten am Herterichsbrunnen war ges­tern der in der Herrngasse an der Reihe. Die anderen folgen dann Stück für Stück zwischen den anderen Aufgaben, die der Bauhof sonst noch zu erledigen hat.
Der Brunnen am Plönlein ist schon vor einiger Zeit abgelassen worden. Nach der über den Sommer erfolgten Restaurierung hatte sich dort gezeigt, dass das Becken der Fischtröge nicht dicht ist.„Das muss jetzt repariert werden,“ erläutert Jürgen Baumann den Arbeitseinsatz seiner Kollegen Markus Hirsch und Helmut Schmidt beim vorgezogenen Winterfestmachen am Plönlein. -ww-

Ausgezeichnete Saison

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Beim Toppler Theater Riesenfreude über vergangene Spielzeit

ROTHENBURG – Begeisterung kommt durch beim Rückblick von Toppler-Theater-Sprecher Erich Landgraf beim Rückblick auf die vergangene Saison.

Überzeugend: die Vier aus „Wir sind mal kurz weg“: gespielt (v.li.) von Dirk Witthuhn, Stefan Gossler, Stephan Schill und Alexander Wipprecht. Fotos: Weber

Das Jahr 2018 sei in jeder Hinsicht ein besonderes gewesen, betont er: „Wir haben Katja Wolff verpflichtet, die beiden Eigenproduktionen zu übernehmen. Mit erhöhten Kosten, aber wie wir sehen werden, hat sich dieses Engagement gelohnt.“

Grundsätzlich habe das Toppier Theater im 11. Jahr seines Bestehens seine bei weitem beste Saison hinter sich gebracht: „Die Auslastung des Theaters erfuhr eine Steigerung um rund 25 Prozent, verglichen mit den Zahlen des bereits erfolgreichen Vorjahres. Statt 4250 konnten wir knapp 5450 Besucher begrüßen. Von 37 Aufführungen beider Eigenproduktionen waren 31 ausverkauft.“

Was die Gründe gewesen seien? Meist höre man das einmalig schöne Wetter, so Landgraf. Das müsste dann aber auch bei unseren Kollegen in der Nachbarschaft so gewirkt haben. Habe es aber nicht. Man höre von „erfreulichen“ Steigerungen um 3 Prozent. Sicher habe das Wetter auch für das Toppler Theater eine Rolle gespielt. Aber ausschlaggebend sei offenbar eine Darbietung gewesen, die das Publikum überzeugen konnte: „Nämlich Sommertheater, leicht mitreißend und doch mit bedenkenswertem Hintergrund. Dazu überzeugende Akteure, jeweils ein besonderes Bühnenbild und das Ganze gekonnt und effektvoll inszeniert.“

Erfreut: Erich Landgraf

Das gelte für das erste Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“. Ers­ter Eindruck, laut Erich Landgraf: „Ein außergewöhnliches Bühnenbild mit dem der Länge nach halbierten Campinganhänger, ermöglicht durch den Einsatz·von Jürgen Klatte, Wolfgang Reichert und Ulrich Zimmer. Eine Besetzung, die nicht besser hätte passen können mit llona Schulz und Tobias Rott, der trotz seiner neuen Verpflichtung als Schauspieldirektor des Staatstheaters Meinigen bei uns auftrat. Hier haben uns die Fußballpausen ein wenig gekostet.“

Und dann „Wir sind mal kurz weg“: „Die Bühne verwandelt. Keine Bonbonfarben mehr, sondern eine dürre spanische Landschaft – durch Harald Krasser und die Firma Stein aus den heimischen Wäldern geholt. Vier Typen wie Du und ich, jeder für sich hat eine bestimmte Kategorie Mann glaubhaft dargestellt. Und das mit Gesang und Tanz garniert, was das Publikum richtig in Stimmung gebracht hat. So in Stimmung, dass wir nur ausverkaufte Vorstellungen hatten.“

Ein kurzes Wort verliert der Sprecher des Toppler Theaters zu den Gastspielen: „Wir hatten insgesamt 9 Gastspielabende, alle nicht so gut besucht wie die Eigenproduktionen, aber ebenfalls besser als in den Vorjahren.“ Bei den Einnahmen durch Eintrittsgelder kann Erich Landgraf ein Plus von 32200 Euro gegenüber dem Haushaltsansatz verkünden, beim Absatz von Getränken vor und nach den Vorstellungen sowie in den Pausen ein Plus von 6500 Euro. An Zuschüssen gab es von öffentlicher Seite einen leichten Überhang von 500 Euro und von privater Seite einen von rund 2300 Euro. Unter dem Strich stehen bei den Einnahmen 250500 Euro, 41500 Euro mehr als im Haushaltsansatz eingeplant.

Dem steht eine Zunahme bei den Ausgaben von unter dem Strich 13000 Euro verglichen mit dem Haushaltsansatz von 208000 Euro gegenüber. Wesentlicher Faktor dabei: Honorare und Gagen mit 12700 Euro mehr als die eingeplanten 114000 Euro. Die Werbung hat das Toppler Theater 4500 Euro mehr gekostet als die eingeplanten 7500 Euro und bei den Produktionskosten muss­te auch tiefer in die Tasche gegriffen werden als vorher angenommen: 53200 Euro statt 49000 Euro. Marian Jaworski vom Theater-Büro bringt die abgelaufene Saison anhand der wichtigsten Zahlen auf Rekord-Nenner. Zu den insgesamt 46 Aufführungen kamen 5445 Besucher. Das sorgte für eine Auslastung von 86 Prozent.

Was nicht zuletzt auch mit Blick auf die bisherigen Jahre bemerkenswert ist. Seit 2008 hat bisher die Zahl der Besucher bei den Eigenproduktionen anfangs meist zwischen 3000 und 3500 gelegen. 2017 kletterte der Wert erstmals in Richtung 4000.

„Wir sind mal kurz weg“ war mit 3103 Besuchern der Renner. Aber auch „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ kam mit 1817 Besuchern auf einen sehr guten Wert. Bei den Gastspielen schaffte es „Die Courasche“ mit 117 Besuchern auf Platz 1 vor „Von Reue, Motten und roten Rosen“ mit 103, „Die Männer sind schon die Liebe wert“ mit 101, „Hans-Sachs-Spiele“ mit 89, „ Riemenschneider“ mit 88 und „Böses zur guten Nacht“ mit 27.

Ausblick auf die kommende Saison: Bereits bei den Premierenfeiern sei der Wunsch laut gworden, mit Katja Wolff auch in Zukunft zusammen zu arbeiten, sagt Erich Landgraf: „Es ist uns nun gelungen – uns mit ihr als künstlerische Beraterin zu vereinbaren. Das kostet natürlich etwas, aber wie dieses Jahr gezeigt hat: es lohnt sich.“

Mit ihr produziert das Toppler Theater 2019 „Tschick“ mit Premiere am 23. Juni. Ein Jugendstück ohne Smartphones und Facebook, zur Erinnerung an Jugend vor 30 Jahren. Mit Premiere am 31. Juli außerdem, als Kontrast der diesjährigen vierfachen männlichen Midlife-Crises: „Höchste Zeit“ für vier Damen, die unter die Haube kommen wollen bzw. sollen.

„Das Toppler Theater-Team freut sich auf die kommende Saison – und ich glaube, dass wir inzwischen auch eine vielfältige Publikumsbindung aufgebaut haben,“ betont Erich Landgraf. -ww-

Sanierung ist auf einem guten Weg

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Bei der Baustellenbesichtigung von St. Johannis konnten sich Interessierte selber ein Bild vom Fortgang machen

ROTHENBURG – Die Sanierung der katholischen St. Johannis Kirche schreitet voran. Kürzlich hatte die Pfarrei die Pfarrmitglieder sowie alle Interessierten zu einer Baustellenbesichtigung eingeladen.

Pfarrer Harald H. Sassik (rechts) und Bauingenieur Klaus-Jürgen Edelhäuser erläutern den Fortschritt der Sanierung. Fotos: Kroll

Pfarrer Harald Sassik sowie die Bauingenieure Klaus-Jürgen Edelhäuser und Susanne Schulz erläuterten den Nachmittag über zahlreichen Interessierten  hoch auf dem Baugerüst von St. Johannis den Stand der Sanierung und aktuelle Herausforderungen dabei.

Das Projekt hat Bedeutung. Schon allein wegen einer neuen Farbgebung der Fassade dürfte die Sanierung dauerhafte Spuren im Stadtbild hinterlassen.
Bauingenieur Edelhäuser führte kleine Gruppen hinauf auf das Baugerüst und zeigte anschaulich, wie und wo zum Beispiel am Maßwerk der Fenster poröses Altmaterial entfernt wurde, der Sandstein gefestigt und neu nachverfugt wird.

Auf dem Baugerüst gab es Einblicke ins Dachgebälk.

Vor allem am Dachstuhl wurden Holzschäden auch für den Laien deutlich sichtbar. Der Bauingenieur erklärte, wie bei Sanierungsarbeiten vor 50 Jahren schadhafte Holzteile einbetoniert wurden und dies nun rückgängig gemacht werden muss, um diese Holzschäden herauszunehmen. Hierbei muss eine Balance gefunden werden, das Tragwerk wieder herzustellen ohne finanziell den Rahmen zu sprengen.

Für die Kirchengemeinde wird die Sanierung vor allem durch zwei Neuerungen dauerhaft sichtbar bleiben: Auf den Kirchenboden wird ein Holzpodest gesetzt, auf das dann die Kirchenbänke gestellt werden. Unter dieses Podest wird eine Heizung eingebaut.
Weil die alten Dachziegel durchweg schadhaft sind, werden neue einen Farbakzent setzen.  Was Auswirkungen auf die künftige Farbe der Fassade hat. Das aktuelle Rot ist keine historische Farbgebung, wie sich bei tiefer gehenden Befunden des Restaurators  gezeigt hat. Die neue Vorgabe ist nun ein heller, leicht gräulicher Farbton. Anhand von Farbtafeln konnten die Besucher mögliche Schattierungen des neuen Fassadenanstrichs diskutieren.
Die Fertigstellung des Sanierungsprojektes ist zwar für Mitte bis Ende Dezember geplant. Da jedoch die Adventsgottesdienste in Kobolzell gefeiert werden, hat sich der Pfarrge­meinderat entschlossen, kein zeitliches Risiko einzugehen und auch die Weihnachtsgottesdienste in Kobolzell zu feiern. Zudem hat die katholische Gemeinde auch immer die Möglichkeit, die Gottesdienste in der nahen St. Laurentius Kirche in Gebsattel zu besuchen. ak

Es nimmt Formen an

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Konzept für erste Schritte beim künftigen RothenburgMuseum

ROTHENBURG – Sie nimmt weiter Formen an: die Planung und gedankliche Neuaufstellung beim Reichsstadtmuseum (ab 2019 RothenburgMuseum) für die Jahre bis 2021. Das gibt Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring zu verstehen. Er verweist dabei auf sein Positions- und Strategiepapier. Eine Ausstellung des niederländischen Malers Martin Monnickendam soll ab Frühjahr Besucher ins Haus bringen.

Beim Reichsstadtmuseum kündigen sich Veränderungen an, nicht nur in Bezug auf die Namensgebung. Foto: Weber

Die letzte Konzeption des Reichsstadtmuseums stammt von 1980, so heißt es dort, als man von der historischen Raumkomposition zur purifizierenden Präsentation ü̈bergegangen war. Objekte sollten isoliert aus dem Zusammenhang mit we­nigen Beschreibungen erschlossen werden.

Inzwischen mü̈ssten Museen durch den Konkurrenzdruck, angefangen von Erlebnis- und Centerparks über Internet bis hin zu anderen Eventformaten, neue Konzeptideen entwickeln, um höhere Besucherzahlen zu generieren.

Klientel im Wandel

Damit einhergehend sei auch ein soziologischer Wandel feststellbar: das klassische Bildungsbü̈rgertum und der Mittelstand breche weg, Museen müssten damit auf „Durchsatz“ oder auf elitäre Elemente wie große, auf Prominenz angelegte Sonderausstellungen setzen, um eine Bindung an das Publikum zu erreichen.

Aufgrund dieser Entwicklung strebe das Reichsstadtmuseum in den kommenden Jahren einen tiefgreifenden Struktur- und Imagewandel an. Die Umtitulierung 2018/2019 vom Reichsstadtmuseum zum „RothenburgMuseum“ ist bereits vom Stadt­rat beschlossen und soll zum 1. Januar 2019 vollzogen werden. Richtig zum Tragen kommt sie allerdings erst zum 1. April 2019, wenn das Haus nach der Winterschließung wieder seinen Betrieb aufnimmt.

Bei einer äußerlichen, rein visuellen Änderung könne es nicht bleiben. Inhaltlich müssten den äußeren Veränderungen ebenfalls Einschnitte erfolgen. Auf dem Weg zu dieser Transformation sollen drei Hauptstufen gezü̈ndet werden, wie der Museumsleiter formuliert, die in der öffentlichen Wahrnehmung jeweils einen Schritt zum Ziel markieren.

Dr. Hellmuth Möhring. Foto: Müller

Phase für Phase

In der ersten Phase soll parallel zur Umbenennung eine hochwertige und länder-ü̈bergreifende Sonderausstellung mit Bildern der zwanziger Jahre des niederlän­dischen Malers Martin Monnickendam im Frü̈hjahr 2019 gezeigt werden. Damit werde ein überregionaler Focus auf das RothenburgMuseum gelenkt.

Ein entsprechender Antrag auf Bezuschussung sei beim bayerischen Kulturfonds, der hauptsächlich ü̈berregionale Projekte fördert, gestellt worden. Die gleichzeitig stattfindende Umgestaltung der Gemäldegalerie sorge fü̈r Aufmerksamkeit bei den Stadtbewohnern.

Die zweite, wichtigste Phase wird 2020/2021 mit der großen Sonderausstellung „Pittoresk!“ initiiert, der bereits 2019 ein Symposium zum Thema vorausgehen wird. „Pittoresk“ folgt laut Positions- und Strategiepapier der Prämisse, dass das (Selbst-) Bild Rothenburgs nach einer langen Periode der reichsfreien Selbstbestimmtheit im 19. Jahrhundert einem Fremdbild anheim fiel. Dieses wurde im Großen und Ganzen durch den Tourismus determiniert. Dieses Fremdbild zu entkräften und wieder ein eigenes Bild der Stadt zu kreieren, sei Aufgabe dieses Projekts, wird betont.

Die damit einhergehende geplante Einbindung verschiedenster gesellschaftlicher Gruppierungen, so heißt es in dem Positionspapier weiter, schaffe durch den Gedanken der Teilhabe eine erneute Anbindung des Museums an historische und kulturelle kommunale Belange und deren Identität. Ein zu grü̈ndender Freundeskreis werde diese künftig angestrebte stärkere Anbindung verstetigen.

Die dritte, zum Teil bereits parallel zu den beiden vorangegangen laufende Stufe betrifft nach Möhrings Papier die Umgestaltung der Kreuzgänge und der angrenzenden Räume. Diese Phase soll 2021 abgeschlossen sein, so dass bis dahin sich das Museum sowohl äußerlich als auch inhaltlich in modernen Strukturen darstellen werde.

Niederschwellig

Im Konzept würden Meilensteine der Rothenburger Stadtgeschichte etabliert, die als niedrigschwelliges Angebot an den volatilen Stadtbesucher in einem 30-minütigen Rundgang zu bewältigen seien. Ein Schwerpunkt solle darin die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts werden.

In der Präsentation des Museums bisher sei sie nur sehr schwach vertreten. Daneben werde es – ebenfalls nach modernen Gesichtspunkten umgestaltet – das erweiterte Spektrum an kulturhistorischen Facetten zu sehen geben, als zusätzliches Angebot für die Besucher. -ww-


Motivation beeindruckt

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Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe aus reiner Gefälligkeit

ROTHENBURG – Derzeit sind etwa vierzig Helferinnen und Helfer bei der seit über zwanzig Jahren bestehenden Rothenburger Nachbarschaftshilfe „Wegwarte“ aktiv tätig. Aber es gibt mehr Hilfesuchende als die ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten können. Trotz hohem Engagement brauchen sie Unterstützung.

Der neu gewählte Wegwarte-Vorstand: Doris Meister (v.li), Günter Körber, Anni Fiedler, Joachim Greis, Regina Flemming und Sigrid Schliwa. Es fehlt Brigitte Deeg. Foto: eb

Insbesondere fehlen männliche Kräfte, die einen Rollstuhl auf dem Straßenpflaster in der Altstadt schieben können, wie der wiedergewählte Vereinsvorsitzende Joachim Greis bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus zur Schranne deutlich machte. Auch junge Helfer kommen bei den Senioren gut an. Im Zusammenwirken mit den Hilfesuchenden erlangen sie soziale Kompetenz, die sie bei Bewerbungen oder später im Beruf gut nutzen können.

Einige langjährige Helferinnen und Helfer haben ihre aktive Tätigkeit aus Alters- oder Krankheitsgründen beendet oder sind von Rothenburg weggezogen. Einige Neulinge konnten erfreulicherweise dazugewonnen werden. Die Nachbarschaftshilfe ist ein Netz- und Hilfswerk, um sich gegenseitig zu helfen, weil natürlich gewachsene Familien- und Nachbarschaftsstrukturen nicht immer durchgängig vorhanden sind. Die Gemeinschaft unterstützt, berät, koordiniert und informiert unentgeltlich. Vergleichbar mit einer „sozialen Feuerwehr“ bietet sie  für diejenigen Hilfe, die den Alltag vorübergehend nicht selbst meistern können.
Oft sind es kleine Handreichungen und Begleitung beim Spaziergang oder beim Einkauf bei Mitmenschen, die kurzzeitig Unterstützung benötigen und froh sind, wenn sie jemanden haben, mit dem sie reden können. Die Nachbarschaftshilfe besucht insbesondere Alleinlebende in ihrem Zuhause, aber leistet auch Besuchsdienst in den beiden Rothenburger Altenheimen.
Die Aktivitäten der Nachbarschaftshilfe beeindrucken. Vorstand Joachim Greis erinnerte in seinem Rückblick auch an die Teilnahme am Stelldichein der Vereine in der Schrannenscheune, an den Einsatz in der Ehrenamtsbude auf dem Reiterlesmarkt, beim Seniorennachmittag in der Reichsstadthalle, beim Inklusionstag in der Mittelschule sowie an die Vorträge bei sozialen Einrichtungen. Diese Einsätze sind ein wichtiger Mosaikstein, den Zusammenhalt zu stärken, Nächstenliebe zu zeigen und die Gemeinschaft zu pflegen. Selbstverständlich sind alle Mitglieder zum Stillschweigen verpflichtet. Wichtig ist auch das Treffen der Helferinnen und Helfer, die sich austauschen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht.
Freude schenken und Gutes tun 
Um dem Helferkreis stilvoll Danke zu sagen, wurde ein Fest im Jakobsschulhaus ausgerichtet, ein Kino­abend im Filmforum veranstaltet und das traditionelle Sommerfest im Fischerheim Neusitz abgehalten. Eine schöne Möglichkeit zur Anerkennung der Arbeit und zur Pflege der Geselligkeit, die nicht minder wichtig ist. Der Alltag verlangt nach Auszeit und neuer Kraft für Körper und Geist, um Mitmenschen Zeit zu schenken und ihnen Gesellschaft und Unterstützung im Alltag zu schenken.
Die Vorstandschaft wurde bei der Versammlung ohne Gegenstimmen entlastet und wiedergewählt. Vorstand Joachim Greis ist seit zwei Jahren im Amt. Der studierte Mathematiker und Physiker zog im Ruhestand mit seiner Frau von München in deren Heimat nach Rothenburg und pflegt soziale Kontakte, statt die Hände in den Schoß zu legen. Die Aufgabe der Wegwarte – Alleinlebenden und alten Menschen zu helfen und sie an dem sozialen Leben mehr teilhaben zu lassen – ist ihm „sehr wichtig“.   Sein Wunsch: Dass die Funktion der Stellvertreterposition besetzt wird. Um die Finanzen kümmert sich Sigrid Schliwa und um den Schriftverkehr Günter Körber. Als Beisitzer unterstützen Brigitte Deeg, Doris Meister und die beiden neu gewählten Anni Fiedler und Regina Flemming den Vorstand.
Erika Jungermann hatte nach zwanzig Jahren Beiratstätigkeit nicht mehr kandidiert. Auch Margret Hilliges und Anneliese Jubisch waren nicht mehr zur Wahl angetreten und wurden vom Vorstand mit einem Geschenk verabschiedet als Würdigung ihrer Arbeit.
Das Büro unter den Rathausarkaden musste die „Wegwarte“ wieder verlassen. Die Nachbarschaftshilfe ist jetzt im Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung am Grünen Markt untergebracht, wo sie dienstags von 9 bis 11 Uhr und donnerstag von 16 bis 18 Uhr erreichbar ist. Der Besprechungsraum befindet sich im Erdgeschoss direkt neben dem Fahrstuhl und der Treppe. Die Telefonnummer 09861/404-252 ist gleich geblieben. Außerhalb der Dienstzeiten kann  auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen werden.
Bürgermeister Dieter Kölle würdigte in seinem Grußwort die Wegwarte als „sehr wichtigen sozialen Verein in Rothenburg“. Die Stadt unterstützt die ehrenamtliche Tätigkeit des 129 Mitglieder zählenden Vereins durch die kostenlose Überlassung der Räumlichkeit und des Telefons. Sein herzliches Dankeschön galt der ge-samten Vorstandschaft und allen Helfern für ihren Einsatz, verbunden mit dem Wunsch, dass immer genügend Ehrenamtliche neu hinzukommen.
Der SPD-Ortsvorsitzende Christoph Rösch erinnerte in seiner kurzen Rede daran, dass seine Partei Gründungsmitglied der Wegwarte ist. Die Nachbarschaftshilfe leiste auch eine wichtige Funktion für Migrationsfragen und Integration. Wer eine ehrliche, zugewandte Freundlichkeit zu seinem Prinzip erhebt, der erfährt das gute Gefühl, etwas Positives für andere getan zu haben und auch für sich selbst. eb/sis

Eine Bilanz mit Ausblick

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Alternative Bestattungsform trifft den Zeitgeist: Waldbestattung im Ruheforst

ROTHENBURG – Bei der diesjährigen Waldbegehung des Rothenburger Stadtrats stand ein Jubiläum an. Vor zehn Jahren besuchte man zum ers-ten Mal den Ruheforst Landhege, den die Stadt Rothenburg zusammen  mit der Stadt Creglingen in einem hohenlohisch-fränkischen Waldgebiet betreibt. Grund genug die Entwicklungen seit damals in Augenschein zu nehmen.

Ein Altar in der freien Natur: Die Andachtsstätte ist am Eingang zum Ruheforst gelegen. Fotos: Heißwolf

Im November 2008 hatte der Rothenburger Stadtrat zum ersten Mal die Fläche des Waldes in Augenschein genommen. Damals war der Ruheforst gerade im Entstehen. Erste Parkplätze wurden angelegt und die nötigen Verträge entworfen. Im Dezember 2009 folgte dann die Eröffnung mit einer ökumenischen Andacht. Seit dem Eröffnungsjahr ist die Zahl der jährlichen Beisetzungen kontinuierlich gestiegen. Im letzten Jahr waren es 74. Insgesamt fanden im Ruheforst fast 400 Bestattungen statt und über 1700 weitere Grabstätten sind bereits verkauft. Um den Zahlen gewachsen zu sein, wurden zusätzliche Parkplätze gebaut, damit auch für größere Trauergesellschaften genügend Platz ist, und ein eigener Mitarbeiter wurde eingestellt. Dieser ist unter anderem für die Vorbereitung und Begleitung der Bestattungen zuständig.

Aktuell hat man sich vor allem um die Verbesserung der Internetseite gekümmert. Diese wurde vor allem an mobile Geräte angepasst. Man kann sich nun mit einem    Smartphone zu einer bestimmten Baumnummer navigieren lassen. Forstwirtschaftlich war dieses Jahr geprägt durch die Trockenheit und die hohen Temperaturen im Sommer.

Die vergangenen Jahre sichtbar: Der Wegweiser zum Ruheforst.

Viele Wälder hatten oder haben Probleme mit diesen Bedinungen. Auch weil viele Schädlinge dadurch gefördert werden. Der Ruheforst steht dagegen den Umständen entsprechend gut da. Die vorhandenen Eichen oder Hainbuchen leiden zwar auch unter der Trockenheit, aber weit weniger als Nadelbäume. Und auch vor Schädlingen blieb der Wald verschont. Sollte es in den nächsten Jahren zu einem Befall des Ruheforstes kommen, stellt das, durch die besonderen Begebenheiten vor Ort, ein Problem dar. Eine chemische Bekämpfung scheidet hier aus, auch weil der Wald in einem Wasserschutzgebiet gelegen ist. So bleibt für den Leiter des städtischen Forstamtes Daniel Gros nur zu hoffen, dass sich die Natur im Falle eines Schädlingsbefalls selbst zu helfen weiß.

Aktueller Antrag beim Landratsamt
Aber für Gros ist das derzeit wichtigste Vorhaben ein anderes. Nämlich der Versuch von einer Vorgabe für den Ruheforst befreit zu werden. Zurzeit müssen bei der Bestattung Edelstahlüberurnen verwendet werden, um damit das Eindringen von Schadstoffen ins Grundwasser des Wasserschutzgebietes zu verhindern. Diese Vorgabe wurde in der Entstehungszeit als Bedingung zur Genehmigung gestellt. Grund war damals eine Untersuchung, die Schwermetalle in den Krematoriumsaschen nachgewiesen hat.
Die Universität Freiburg konnte mittlerweile jedoch nachweisen, dass Schwermetalle im Boden nicht verfrachtet werden und somit keine Gefahr für das Grundwasser besteht. Auch eine vom Ruheforst in Auftrag gegebene Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass auf die Überurnen verzichtet werden kann. Ein Antrag die bestehende Auflage  aufzuheben, liegt dem zuständigen Umweltamt des Main-Tauber Landkreises bereits vor. hwf

Gezielt fördern

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Schulung für modernes Torhütertraining

ROTHENBURG LAND – Weltklasse-Torhüter wie Manuel Neuer oder Marc-André ter Stegen haben das Spiel des letzten Mannes auf dem Fußballfeld revolutioniert, indem sie aktiv in das Spielgeschehen eingreifen. Diese Fähigkeit haben sie sich durch langjähriges und akribisches Training angeeignet. Doch nicht nur  auf Profi-Ebene ist das Torwarttraining essenziell.

Praktische Trainingshilfe: Das Erlernen, Verbessern und Automatisieren der Torhütertechnik. Fotos: sis

Damit eine Mannschaft erfolgreich aufspielt, ist sie auch in unterklassigen Ligen auf einen souveränen Torhüter angewiesen, etwa wenn die Abwehr mal wieder versagt. Es gibt spezielle Methoden, um den Schlussmann zu fördern: Durch gezieltes Training der Reflexe und der Beherrschung des Strafraums.

Die Vereinssportgemeinschaft Ges­lau-Buch am Wald nutzte das Schulungsangebot des Bayerischen Fußballverbandes innerhalb der Kampagne „Pro Amateurfußballer“, die seit September 2012 praktiziert wird, für eine Sondertrainingseinheit der technisch-taktischen Anforderungen der Torhüterposition. Ohne Förderung ist eine Weiterentwicklung des Könnens kaum möglich.
In Praxis und Theorie vermittelten die beiden Schulungsleiter Rainer Gerlitz und Michael Griebel am Montagabend  den jungen motivierten Torhütern Lukas, Julius, Moritz und Benny sowie interessierten Betreuern  auf dem Trainingsplatz und im Sportheim in Geslau neue Methoden zur Qualitätssteigerung auf altersgerechte Art. Dazu gehört, Fehler und Probleme zu erkennen und diese durch kleine Verbesserungen an der richtigen Stelle zu beheben, damit sich keine falschen Automatismen bei Schuss, Pass, Abschlag oder Ballannahme einschleichen. Beim Training soll gezielt darauf hingearbeitet werden, dass der Torhüter Beine und Hände gleichermaßen gut einsetzen kann. Aktiv am Spiel und dem Spielaufbau teilzunehmen, ist eine  wichtige Qualität des modernen Torhüters.
Sein Passspiel entscheidet, ob es zu einem strukturierten Spielaufbau über das Mittelfeld oder über die beiden Außenseiten kommt. Seine Schussqualitäten werden bei allen Abstoß- und Abschlagsvarianten benötigt. Und wie  ist um seine Fangsicherheit bestellt bei Schüssen und Flanken von vorne oder von der Seite? Nicht jede Situation ist gleich. Häufig ist auch ein Hechtsprung oder eine Faustabwehr nötig, um ein Tor zu vermeiden. Jede Mannschaft agiert selbstbewusster, wenn sie einen sicheren Torhüter als Rückendeckung hinter sich weiß.
Das Setzen von Schwerpunkten im Training hilft dabei, die geforderten Techniken durch viele Wiederholungen zu üben. Wer als Torhüter eine solide Technik und ein sicheres Stellungsspiel beherrscht, gerät nicht so häufig in Verlegenheit, Kopf und Kragen riskieren zu müssen. Bei der Schulung in Geslau wurden Grundlagenübungen ge­zeigt, die ein Torhüter beherrschen sollte: Technik, Beinarbeit, Bewegungsabläufe und Doppelaktionen. Denn was für einen Profi gut ist, kann schließlich auch für einen Freizeitsportler nicht schlecht sein. Ausgangspunkt aller Übungen ist die Grundstellung. Die Beine stehen hüftbreit nebeneinander, das Körpergewicht ruht auf den Fußballen. Die Knie sind etwas angewinkelt und der Oberkörper ist leicht nach vorne geneigt. Der Torwart hat einen sicheren Stand. Die kompakte Position erleichtert ihm das Fangen von Bällen auf den Körper, aber auch das Aufnehmen flacher, halbhoher und hoher Bälle auf den Mann. In Übungen wurde auch das Ablenken des Schusses mit dem Fuß oder mit der Hand demonstriert, das Fallen und Fangen  und nicht zuletzt das taktische Verhalten, um die Einschusszone für den angreifenden Stürmer zu verkleinern.

Torhüter, Vereinstrainer und Vorstand begrüßten das Angebot des Fußball-Verbandes.

In der Nachbesprechung arbeitete die Gruppe die Trainingsveranstaltung auf. Das Fazit: Eine Auffrischung kann nicht schaden, um für den Wettbewerb gut vorbereitet zu sein. Schulungsmaßnahmen haben auch einen großen Einfluss auf die Motivation eines jeden Einzelnen und stärken die Bindung an den Verein, der damit noch interessanter wird. Jüngster Teilnehmer war der 7-jährige  Philipp Köhler aus Windelsbach, ein Nachwuchstorhüter bei der TSV Geslau-Buch am Wald, der mit Papa Martin aufmerksam die Übungen verfolgte und die Chance bekam, seine Schussqualitäten unter Beweis zu stellen. Neben Torleuten und Torwarttrainern aus dem gastgebenden Verein nahmen auch Betreuer der SpVgg Ansbach, des TV Leutershausen und mit Sonja Lukaszewicz vom FC Dombühl auch eine weibliche Vertreterin an der Schulung teil.

Referent Michael Griebel, ein gebürtiger Windelsbacher und Wahl-Dombühler, ist Stützpunkttrainer beim Fußballverband, aber auch im Geslauer Sportverein als Trainer aktiv, neben seinem Beruf bei der Telekom. Er hatte die Idee mit der Demotrainingseinheit vor Ort und freute sich über den Zuspruch. Das Engagement wird großgeschrieben bei der TSG Geslau-Buch am Wald, bestätigt Rudolf Rauch. Der Ges­lauer ist Vorstand des Gesamtvereins seit der Fusion 2016 und kann auf die stattliche Zahl von 900 Mitgliedern und sportliche Erfolge verweisen.
Die erste Herren-Fußballmannschaft ist momentan Tabellenzweiter in der Kreisliga, die Volleyballer sind in die Bezirksklasse aufgestiegen und im letzten Jahr konnten auch die Kegler den Aufstieg bejubeln. Dem Verein gelingt es, die Mitglieder bei der Stange und im aktiven Spielbetrieb zu halten. Junioren wechseln in den Seniorenbereich und frönen weiter dem Sport. Und in der A-, B-, und C-Jugend (eine Spielgemeinschaft mit Wiedersbach und Leutershausen)  „läuft es prächtig“, sagt Vorstand Rudolf Rauch. „Das ist richtig toll“. sis

Riesenfreude an der alten Grenze

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Enthüllung der Infotafel bei Steinbächlein Schlusspunkt eines großen Renaissance-Projektes

NEUREUTH/STEINBÄCHLEIN – Es seien viele Menschen gewesen, die sich genau hier an diesem Ort vor 214 Jahren trafen. Nicht so viele wie diesmal, und sie waren nicht zum Feiern gekommen, sondern zum Arbeiten, betonte Karlheinz Seyerlein. Als treibende Kraft der Leutershäuser Grenzcommissaire war es ihm eine Freude, zur Enthüllung der Infotafel zwischen dem Läutershäuser Ortsteil Steinbächlein und dem Schillingsfürster Ortsteil Neureuth so viel Beachtung für diese ehemalige Grenze vom Beginn des 19. Jahrhunderts zu spüren.

Ein Lied auf die alte Grenze stimmen Commissaire (mit Zylinder), Landrat, Gemeindevertreter, LAG-Leute und Siebener-Entsandte an.

Viele weitere Details hat er bei seiner fleißigen Recherchearbeit in den Archiven gefunden. Mit den Arbeiten des Steinsetzens war immer erst aufgehört worden, als es dunkel wurde, in jenen Sommertagen 1804. Am nächsten Morgen um sechs Uhr ging es weiter. In drei Tagen wurden hundert Steine gesetzt für eine 26 Kilometer lange Landesgrenze. Fuhrwerke von den Bauern aus den umliegenden Dörfern standen damals herum. Sie hatten die Steine der Nummern 42 bis 53 herzutransportieren. Bis zu elf Tagelöhner gleichzeitig setzten die wuchtigen Grenzzeichen dort, wo seit 1798 provisorisch Pflöcke den neuen Verlauf der Trennungslinie markiert hatten.

Das Kommando führte der preußisch-ansbachische Ingenieur-Hauptmann Christoph Ludwig Vetter. Steinhauer schlugen nach seinen Anweisungen die Weislinien auf die Dachfläche der Steine. Meßkettenzieher stellten die Abstände fest. Ein Protokollführer beschrieb genau die Standorte.

Am 44. Stein

Am linken Ufer des Bachs, der von Neureuth nach Steinbächlein fließt, setzte man den 44. Stein und zog sich mit der Landesgrenze dann an den Krümmungen des Bachs gegen Abend auf Neureuth zu. Von beiden Seiten verfolgten hochrangige Beamte das Staatsgeschäft der Versteinung: Regierungs-, Hof- und Justizräte, Oberförster, Wildmeister, Streifer.

Doch auch die männliche Jugend aus den grenznahen Dörfern war in offizieller Mission dabei. Um den Buben den Vorgang und die Standorte einzuprägen, wurden sie nicht wie früher „auf den Stein gestoßen“ oder geohrfeigt, sondern bekamen Geld: einen Kreuzer. Dagegen gingen die Mädchen leer aus. Das weibliche Geschlecht war nicht gefragt. Nur eine einzige Frau war offiziell tätig: Rosina Engelhardin war Botin in dieser Zeit ohne Telefon.

Wie es zu dieser Grenzziehung kam? Noch bevor sein Fürstentum Brandenburg-Ansbach mit seinem Tod an Preußen fallen würde, dankte der Markgraf Alexander ab und verbrachte seinen Lebensabend in England. Nun hatte Hohenlohe-Schillingsfürst im Osten einen neuen Nachbarn: König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, vertreten durch seinen Statthalter August von Hardenberg, den spätere großen Staatsmann und Reformer Preußens.

Hardenberg wollte die zum Teil grotesken, noch mittelalterlichen Vermischungen zu den benachbarten Fürstentümern bereinigen und ein geschlossenes Territorium schaffen, frei von fremden Untertanen und fremden hoheitlichen Rechten. Mit den größeren Nachbarn wurde Hardenberg darüber nicht einig. Dagegen schloss die europäische Großmacht Preußen und das winzige Fürstentum Hohenlohe-Schillingsfürst einen wohldurchdachten, fairen Landesvergleich. Erstmals wurde eine richtige Landesgrenze zwischen Ansbach und Schillingsfürst gezogen.

Enthüllen die Infotafel: links Herbert Lindörfer, rechts Karlheinz Seyerlein.

65 preußisch-ansbachische Untertanen, die im nun eindeutig schillingsfürstischen Gebiet wohnten, wurden schillingsfürstische Untertanen. Umgekehrt wurden 122 schillingsfürstische nun preußisch. Der für Schillingsfürst großzügig berechnete finanzielle Ausgleich von 178000 Gulden rettete Schillingsfürst vermutlich vor dem Staatsbankrott. Zwei Jahre nach der Versteinung, im Jahr 1806: Napoleon verändert die Landkarte: Auf beiden Seiten der neuen Landesgrenze war jetzt das neue Königreich Bayern. Die neuen Königlich-bayerischen Landgerichtsbezirke Leutershausen und Feuchtwangen wurden von Schillingsfürst genau an der erst versteinten Landesgrenze getrennt. Heute grenzen die Gemeinden Gebsattel, Geslau, Leutershausen, Schillingsfürst, Dombühl und Wörnitz an. Buch am Wald wird von der Grenze zwischen den Ortsteilen Gastenfelden und Hagenau getrennt.

Über die Grenze war bis in neuerer Zeit wenig bekannt und vieles falsch dargestellt. Die Buchstaben HG und PG auf den Steinen wurden fehlgedeutet: G für Grenze oder Gericht, P für Brandenburg. Die Grenze als ehemalige Fraisch- (Gerichts-) Grenze bezeichnet, was sie gerade nicht war. Richtig ist: hohenlohisches bzw. preußisches Gebiet.

Die Forschung wendete sich dem Landesvergleich nicht zu. Schillingsfürst war ein zu unbedeutender Vertragspartner. Außerdem hatte das Ganze zeitlich sehr kurzen Bestand. Dabei hätte dieser vorbildliche Vertrag eine lange Laufzeit und eine entsprechende Würdigung verdient gehabt, meint Karlheinz Seyerlein.

An der 26 Kilometer langen Grenze steht im Durchschnitt alle 260 Meter ein Stein. Der Wanderer sieht meist nur einen Stein. Wie es weiter geht, vor oder zurück, geradeaus, schräg oder im rechten Winkel, kann man an den Weislinien erkennen, die oben auf den Steinen eingeschlagen sind. Für einen Überblick reicht das aber nicht. Deshalb sind sieben Infotafeln an oder nahe der Grenze aufgestellt worden. Weil man die nicht mitnehmen kann und nicht, wie an Wanderwegen üblich, alle fünfzig Meter ein Wegweiser oder ein Richtungspfeil folgt, gibt es Karten. Genau genug, um über die wenigen Lücken hinwegzukommen oder schwierige Stellen zu umgehen.

Unter „Grenzcommissaire.de“ stehen im Internet die Koordinaten der Grenzsteine für das Navi zur Verfügung, aber auch ausführliche Informationen zum geschichtlichen Hintergrund. Die Strecke ist anspruchsvoll, verläuft oft abseits ausgetretener Pfade über Feldwege, aber auch Waldränder, Bachufer, Feld-Raine, Hochwald und Dickicht, Steigungen und Gefälle. Auf Strecken, die kaum jemand kennt. Immer wieder spannend, bis der nächste Stein entdeckt ist.

Die Leutershäuser Gruppe „Grenzcommissaire“, seit 40 Jahren an historischen Grenzen unterwegs, erkundete und dokumentierte 1981 erstmals diese Grenze. Ab 2008 wurde die Grenze für sie nach und nach zum „Projekt“. Die umfangreichen Archivalien wurden studiert, der historische Hintergrund erforscht und in Vorträgen und Zeitungsartikeln bekannt gemacht.

2012 begann eine sehr erfreuliche Zusammenarbeit mit den Siebenern, berichtet Karlheinz Seyerlein. Die Grenzcommissaire stießen auf eifrige und freudige Mitarbeit und großes heimatgeschichtliches Interesse. Der Erhalt dieser historischen Grenzsteine war den Siebenern eine Herzensangelegenheit.

Nach all dem Suchen, Aufrichten, Renovieren, und Zurückversetzen der Grenzsteine folgt nun als gewisser Abschluss das Aufstellen der Info-Tafeln. Es sei mit den Siebenern eine große Freude gewesen. Siebener und Grenzcommissaire treffen sich alljährlich im Russischen Hof im Schillingsfürster Ortsteil Schorndorf.

Keine Mühe sei es gewesen, neben Privatleuten die Bürgermeister zum Stiften von Steinkopien zu überreden. Beim Aufstellen der Steine und jetzt der Infotafeln waren die Bauhöfe mit tätig. Auch die Garten- und Landschaftsbaufirma Hauf & Hauf aus Bieg half mit.

Und noch ein weiteres Mal greifen die Bürgermeister nun in ihren Gemeindesäckel. Für die Infotafeln und die Flyer zahlen sie alles, was nicht durch einen öffentlichen Zuschuss gedeckt ist. Ämter waren beteiligt. Nicht nur pflichtmäßig, sondern auch „interessiert, wohlwollend, hilfreich“. Als da sind, von Seyerlein mit ihren herkömmlichen Namen benannt: Vermessungsamt, Flurbereinigungsamt, Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt.

Die Eheleute Birgit und Robert Schwab vom „Schwabenhof“ aus Steinbächlein stellten für die Feierstunde zur Enthüllung der dortigen Infotafel ihre Viehweide als Parkplatz zur Verfügung. Christian Eiber von der Firma Artwork aus dem Leutershäuser Ortsteil Eckartsweiler und seine Mitarbeiterin Anna Wirz „mussten viel Geduld mit uns beim Erstellen der Info-Tafeln und der Flyer aufbringen und haben gut und pünktlich geliefert,“ verrät der Grenzcommissair.

Die Stadt Leutershausen war Gastgeber der Feier und ist auch der Grundstückseigner für die Info-Tafel. Hans Rummel, dienstältestes Gemeinderatsmitglied begrüßte stellvertretend für seine Stadt. Der Leiter der Hauptverwaltung, Jürgen Ruppert, half bei der Organisation mit.

Rund 30 Siebner waren an diesem Unternehmen beschäftigt. Ihren Einsatz organisierten zwei Obleute: Erwin Keitel aus Hagenau (der nebenbei auch noch Steinkopien herstellt) und Walter Wirth aus Schorndorf. Nach über sechs Jahren intensiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit sagte ihnen der Kopf der Grenzcommisaire großen Dank.

Auch beim Kreisheimatpfleger für den Altlandkreis Rothenburg fand das Projekt große Unterstützung. Eigentlich ist er für Bodendenkmäler zuständig, zu denen Grenzsteine nicht zählen. Er hat bei der Gestaltung der Info-Tafeln und der Flyer maßgeblich mitgewirkt. Und er hat den Internet-Auftritt „grenzcommissaire.de“ gestaltet.

Dieses Vorhaben könne nicht öffentlich gefördert werden, weil es nicht genügend Natur enthalte, war orakelt worden. Aber mit Pia Grimmeißen-Haider, Geschäftsführerin bei der LAG-Region Romantische Straße, ging es vorwärts. Info-Tafeln, Flyer, Vereinbarungen mit den Gemeinden, Ausschreibung, Auftragserteilung und -abwicklung, Förderung aus dem Leader-Programm „Unterstützung Bürgerengagement“. Die LAG-Region mit Herbert Lindörfer an der Spitze beschloss im großen Kreis, das Vorhaben zu fördern. Seyerlein: „Das war eine große Anerkennung und Auszeichnung, eine Art Ritterschlag.“

Von Sympathie begleitet

Landrat Dr. Jürgen Ludwig ließ es sich nicht nehmen, den Abschluss dieses Projektes mitzufeiern. Mit von der Partie auch die Bürgermeiser Michael Trzybinski aus Schillingsfürst, Jürgen Geier aus Dombühl und Gerd Rößler aus Gebsattel. Mit Grenzcommissairen, LAG-Vertretern und Siebener-Entsandten stimmten sie ein Lied auf die alte Grenze an, das später zum gemeinsam gesungenen Frankenlied erweitert wurde. Neben Behördenleitern waren auch gekommen: Bernhard Heim vom Rothenburger Reichsstadt-Gymnasium als geschichtsinteressierter P-Seminarbetreuer und Bernhard Mall, früherer Vorsitzender des Vereins Alt-Rothenburg.

„Wirklich bedeutende historische Ereignisse und Hinterlassenschaften sind auf dem flachen Land selten,“ betont Seyerlein: „Hier haben wir ein wichtiges geschichtliches Erbe: eine über 200 Jahre alte Grenze. Von 100 repräsentativen Grenzsteinen sind 75 Originale erhalten, dazu 12 Kopien. Mit einer überschaubaren Länge von 26 Kilometern verbindet sie sieben Städte und Gemeinden. Im Hintergrund ist ein umfangreicher Staatsvertrag zwischen ungleichen Partnern, der auch ein Stück Geschichte beendet.

Man kann die Grenze nicht wie bei einem Bauwerk mit einem Blick erfassen. Man sieht meist nur jeweils einen Stein, damit genau ein Prozent aller 100 Steine, rechnet Seyerlein vor: „Deshalb sieben Info-Tafeln an die Grenze! Es würde mich sehr freuen, wenn sich der eine oder andere an einem Stück Grenze versuchen würde. Ich verspreche ein Erlebnis. Und zur Orientierung: Geht man den Nummern nach die Grenze entlang, ist das Schillingsfürster Gebiet immer rechts, auch wenn man die Stadt Schillingsfürst links sieht!“ -ww-

„Selbst denken“

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Angst und Misstrauen schädigen das eigene Leben

ROTHENBURG – Kann ich vertrauen? Bin ich mit mir gnädig? Eigene Entscheidungen treffen. Aus der Freiheit leben. Wer will das nicht. Eine zentrale Einsicht des Reformators Martin Luther war: „Ich kann Gott vertrauen. Er öffnet und weitet mein Herz gegen Angst und Miss­trauen, die mich bedrängen.“

Aller Ehren wert: Die Mitglieder des Bezirksposaunenchors leisten seit Jahren ehrenamtliche, kirchenmusikalische Arbeit. Fotos: sis

Das reformatorische Gedankengut kommt in den Säulen der „Soli“ zum Tragen. Die 95 Thesen, die Martin Luther vor über 500 Jahren veröffentlicht hat, stehen für eine Erneue-rungsbewegung, deren Auswirkungen bis heute enorm sind. Beim Festgottesdienst des Dekanatsbezirks Rothenburg in der St.-Jakobs-Kirche am Reformationstag warben Dekan Hans-Gerhard Gross und Pfarrerinnen und Pfarrer aus verschiedenen Kirchengemeinden dafür, die Bibel immer wieder neu zu entdecken und sich anzuschauen, was da wirklich drinsteht.

Martin Luther kritisierte die kirchlichen Traditionen, den Ablasshandel, das Papsttum und die Missstände des Priestertums. Für ihn galt: „Sola sciptura“, „Solus Christus“, „Sola gratia“, „Sola fide“ oder – in unserer Sprache formuliert: „Allein die Schrift“, nicht die kirchlichen Traditionen, „Allein Christus“ – nicht die Kirche, nicht die Heiligen, nicht Maria, „Allein die Gnade“ – ohne Gegenleistung, nicht durch des Menschen eigene Güte, „Allein der Glaube“ – nicht durch gute Werke. Die Pfarrerinnen Andrea Rößler und Claudie Schlottke gingen gemeinsam mit ihren Kollegen Ulrich Winkler und Jürgen Henrich der Frage nach, ob die Anliegen der Reformation noch irgendetwas mit uns zu tun haben, etwas, was für unseren Alltag, für unser Leben Bedeutung hat? Sie halten eine Neuentdeckung der vier „Soli“ dabei für wesentlich. „Zwischen Kreuz und Auferstehung passt ein ganzes menschliches Leben in allen seinen Facetten.“
Ohne Vertrauen geht’s nicht. Und wie schön wäre es, wenn Menschen miteinander gnädiger wären. Gott hat den Anfang gemacht. Der Satz

Beteiligte Pfarrerin: Claudie Schlottke.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, stammt von Josef Stalin aus den Zeiten des Kalten Krieges und symbolisiert den Wahn des Menschen, alles selbst in der Hand zu halten. Luther setzte dieser ungesunden Vorstellung einen anderen Satz entgegen: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“ Und zwar Vertrauen auf Gott: „Er rechnet nicht ab. Er vergibt.“ Diese Erfahrung machen Menschen im Leben nicht oft.

Und was ist, wenn man sich mit dem Vertrauen zu Gott schwer tut und zweifelt? Manchmal verstehen die Menschen Gottes Wege nicht. „Aber ist es nicht immer noch besser, wenn ich mit meinem Gott und seiner ‘dunklen Seite’, wie Luther schreibt, hadern kann, als wenn ich ganz allein all das ertragen muss, was mir als sinnlos und grausam erscheint?“ Luther rät, „zu Gottes heller Seite zu fliehen.“
Die Bibel ist ein Buch mit alten Geschichten – „und deshalb bietet sie keine schnelle Antwort auf heutige Fragen.“ Natürlich hat sich die Welt seit den biblischen Zeiten weiterentwickelt: Die Bibel hat heute auch nicht auf alle Fragen ein Patentrezept.“ Christen könnten überlegen, was Jesus heute wohl zu einer bestimmten Situation tun oder raten würde.
Die Orientierung sei schwierig, angesichts „der Auswahl auf dem religiösen Supermarkt.“ Jeder glaube an irgendetwas oder jemanden. Jeder bastelt sich seinen eigenen Glauben zusammen. Aber was ist, wenn es wirklich hart auf hart kommt? Wenn die zurechtgelegten Ansichten nicht funktionieren? „Was hält mich wirklich im Leben? – so fragten sich sinngemäß schon die Reformatoren. Ihre Antwort war einfach: Jesus Christus. Denn nichts ist ihm fremd – tiefstes Leid in seinem Kreuzestod, größte Höhe in seiner Auferstehung.
Die vier Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Dekanatsbezirk Rothenburg machten auch deutlich, dass es nicht darauf ankommt, zu welcher Kirche man gehört, „sondern ob man zu Christus gehört.“ Luther wusste, selbst wenn der Papst, die Kirche oder die Gesellschaft ihn verurteilten, dann gehört er durch den Glauben an Christus doch zu Gott. Aber was ist mit den anderen Religionen und Weltanschauungen? Die sind ja auch nicht alle falsch. Auch in anderen Religionen und Weltanschauungen steckt viel Wahrheit. Doch wieviel in ihnen an Wahrheit steckt, das kann jeder Einzelne nur auf der Grundlage seines Glaubens beantworten. „Christen sind freie Herren aller Dinge durch den Glauben an das Evangelium und niemandem untertan. Zugleich sind sie aber durch die Liebe gebunden.“
Der Bezirksposaunenchor unter der Leitung von Jan-Peter Scheurer und Dekanatskantorin Jasmin Neubauer an der Orgel verliehen dem Festgottesdienst festliche Akzente mit dem Klang ihrer Instrumente. Die Spendensammlung des Abends war bestimmt für das Partnerdekanat Hai in Tansania. sis
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