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Nahrung für die Seele

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Ausnahme-Blueser Christian Willisohn mit Band bei Korn

ROTHENBURG – Christian Willisohn ist zweifelsohne einer der bemerkenswertesten Vertreter seiner nicht mehr ganz so vielköpfigen Zunft: Authentische Blueser aus deutschen Landen waren schon immer rar gesät. Willisohn ist einer von ihnen.

Bluesman und feiner Stilist: Christian Willisohn. Fotos: Düll

Bluesman und feiner Stilist: Christian Willisohn. Fotos: Düll

Der 53-jährige gebürtige Münchner könnte auch heuer wieder ein Bühnenjubiläum feiern. 35 Jahre ist es her, dass er in der Clubszene an der Isar startete und bald darauf über ein Engagement im legendären Züricher Blues Club Limatquai 82 und Kontakte zu US-amerikanischen Grö­ßen im Mutterland des Genres an dessen Wurzeln fühlte. Diese Prägung lässt sich bei ihm nicht überhören.

Christian Willisohn ist ein Medium bluesiger Urkraft, frei von jeglichem Anflug des Posierens. Hinreißend, wie viele Farben der Tastenlöwe mit dem „Blues“-Barett entfaltet. Er und seine Band machen eine Tugend und niemals eine Torheit daraus, das Pure zu verfeinern, wobei auch die Tex­te (Alexandra Mayer) eine ausführliche Würdigung verdienten, so stilschön und poetisch ausdrucksvoll sind sie.

Willisohn singt den Blues soulig, holt ihn samtig-rau aus den beseelten Tiefen der Kehle. Der Klaviatur verleiht er Flügel. Vom waschechten, fingerflinken Volldampf-Boogie über elegantes Blues- und Jazz-Piano bis hin zu episodischen Salsa-Momenten. Bei aller Nahbarkeit und Wärme erstrahlt sein Spiel immer wieder auch in wuchtigem Glanz.

Glänzender Swing, souliger Blues: „Southern Spirit“ hielten, was ihr Name verspricht.

Glänzender Swing, souliger Blues: „Southern Spirit“ hielten, was ihr Name verspricht.

Seine Bandkollegen von „Southern Spirit“, allesamt hochkarätige Jazz-Musiker, stehen ihm darin in nichts nach. Stilistisch kreisen die zumeist eigenen Songs um jene magische Art von Rhythm & Blues, wie ihn New Orleans als vielleicht einziger wirklicher Schmelztiegel der „Staaten“ hervorbrachte. Auf heißer rhythmischer Flamme gekocht, mit hellem und dunklem karibischen Zauber gewürzt, macht das klangliche Soulfood das Publikum glücklich. Eine selige Art der Euphorie bricht sich im üppigen Szenenapplaus Bahn.

Die Luft scheint zu flirren bei diesem Stelldichein grandios swingender Saxophon-Soli (Boris van der Lek) und glänzendem Jazz-Blues und Rock’n’Roll auf der Archtop-Gitarre (Titus Vollmer) über urkräftigem Groove (Peter Kraus, Drums, Alexander Haas, Kontrabass). Und dabei fehlt auch der Humor nicht, wie gerade das Solo der tiefen Töne beweist.

So sprüht nicht nur der Klassiker „See See Rider“, unterfüttert mit läs­sig-schelmischem Background-Fal­­sett, vor Charme. Alles weitere ist nicht minder genial und stets von ei­gener Strahlkraft: Balladen, Jump-Blues, Gospel mit weltlich gu­ter Bot­schaft. Klar, dass am Ende eine Gat­tung nicht ausbleibt: die der frenetisch geforderten Zugabe(n). hd

 


Mit List zum Erfolg

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Wie Peter dem bösen Wolf ein Schnippchen schlug

ROTHENBURG – „Was ist eigentlich ein Komponist?“ Mit dieser Frage konfrontierte Philip van Buren die Kinder, die das sinphonische Märchen „Peter und der Wolf“ in der Korn-Halle besuchten – und die Antwort kam prompt: Ein Komponist denkt sich Musik in seinem Kopf oder am Klavier aus und schreibt sie auf.

Unter der Leitung von Philip van Buren brachte die Russische Kammerphilharmonie das Märchen auf die Korn-Bühne.  Foto: Schwandt

Unter der Leitung von Philip van Buren brachte die Russische Kammerphilharmonie das Märchen auf die Korn-Bühne. Foto: Schwandt

Der russische Komponist Sergeij Prokofjew (1891 bis 1953) hat in seinem „Märchen für Kinder“ jeder vorkommenden Figur eine eigene Melodie und ein eigenes Instrument gegeben und auch hier zeigten sich die Kinder während des Gesprächs mit dem Dirigenten gut vorbereitet: Die Querflöte könnte gut Vogelstimmen imitieren, zum Wolf passen die Hörner. Eine ganze Instrumentengruppe, nämlich die Streicher, bestehend aus Violinen, Bratschen, Cello und Kontrabass stellten den „Peter“ dar – mit einer vergnügten Melodie, die die Zuhörer während der gesamten Vorstellung begleitete.

Philip van Buren war Sprecher und Dirigent in einer Person – erstmals leitete er die Russische Kammerphilharmonie aus St. Petersburg. Man habe ihn gefragt, ob er das 22-köpfige Orchester für diese Aufführung übernehmen wolle und er habe sich der Herausforderung gerne gestellt. Die Musiker aus Russland seien „sehr, sehr gut“ und äußerst konzentriert, man habe schnell zueinander gefunden. Van Buren ist derzeit Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Französischen Kammerphilharmonie, und er hat das Instrument „Horn“ studiert.

Gebannt verfolgten die vielen anwesenden Kinder Peters Spaziergang auf der Wiese zum großen Teich, lauschten der watschelnden, quakenden Ente (Oboe), die eine Grundsatzdiskussion mit dem zwitschernden Vogel (Querflöte) führt, denn dieser könne ja schließlich nicht schwimmen. Doch die Ente kann eben nicht fliegen. Im letzten Moment warnt Peter den Vogel vor der auf ihren Samtpfoten heranschleichenden Katze (Klarinette), so dass dieser sich gerade noch auf einen Baum retten kann.

Vor dem Wolf hat Peter so gar keine Angst, obwohl sein Großvater (Fagott) ihn immer wieder warnt. Sicherheitshalber holt der Großvater Peter in den Garten zurück und verschließt das Gartentor. Die Ente indes bemerkt dies nicht: Sie schwimmt weiterhin vergnügt auf dem Teich. Als der Wolf (drei Hörner) schließlich auftaucht, verlässt die Ente panikartig das schützende Gewässer und versucht watschelnd dem Wolf zu entkommen, doch dieser hat jetzt leichtes Spiel und verschlingt sie gierig. Bei genauem Hinhören können die Zuschauer die Ente im Bauch des Wolfes quaken hören.

Peter ist erbost. Es gelingt ihm mit einer List, den Wolf zu fangen. Eigentlich möchten die herannahenden Jäger (Pauken stellten die Gewehrschüsse nach) den Wolf erschießen, doch Peter verweist auf die lebende Ente in dessen Bauch und zeigt stolz, dass er den Wolf bereits gefasst hat. In einem abschließenden Triumphmarsch begleiten alle gemeinsam den Wolf in den Zoo. Gewaltig ertönt dazu das gesamte Orchester zum festlichen Finale.

Konrads musikalische Favoriten an diesem Abend waren die glockenrein ertönenden Hörner: Er selbst erlernt gerade dieses anspruchsvolle Instrument und muss viel üben. Die Drittklässler aus Oberscheckenbach hatten das musikalische Märchen „Peter und der Wolf“ im Unterricht intensiv erarbeitet, wussten, welches Instrument welches Tier darstellt. Ihre Klassenlehrerin Gudrun Hartl hat ihren Schülern Plätze in der ersten Reihe reserviert, von wo aus die Kinder begeistert mitfieberten.

Die Aufführung von „Peter und der Wolf“ war ausverkauft – Klein und Groß fanden den Weg in die Korn-Halle und erlebten märchenhafte Unterhaltung auf hohem musikalischen Niveau. Die eingängigen Melodien bleiben noch lange im Ohr. Doch eine Frage ist ungeklärt: Was passiert mit der lebenden Ente im Bauch des Wolfs?

Hier könnte sich der geneigte Zuhörer an das Märchen vom „Wolf und den sieben Geißlein“ erinnern, wo die Geißlein schließlich aus dem Bauch des Wolfes frei kamen. Und wer weiß – vielleicht spuckt der Wolf die Ente ja wieder aus, dann wäre tatsächlich einmal „Ente gut – alles gut“! sw

Die Weichen gestellt

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Die Fortentwicklung der Marktgemeinde Dombühl

DOMBÜHL – Die Marktgemeinde Dombühl ist in den zurückliegenden Monaten in vielen Bereichen entscheidend vorangekommen. So wurden sowohl Weichen für eine künftige Wohnbebauung und eine verbesserte Infrastruktur der Kommune gestellt, aber auch die Planungen für ein neues Freibad sowie für den künftigen S-Bahn-Anschluss nach Nürnberg planerisch vorangebracht.

Bürgermeister Jürgen Geier will noch im kommenden Sommer den ersten Badegast im sanierten Freibad begrüßen.Foto: Meyer

Bürgermeister Jürgen Geier will noch im kommenden Sommer den ersten Badegast im sanierten Freibad begrüßen. Foto: Meyer

Mit der Resterschließung des Wohnbaugebietes „Am Kirchbuck“ hat der Markt Dombühl dieses Areal an die Kreisstraße AN 4 angebunden. Gleichzeitig wurde vom Ortseingang aus Richtung Kloster Sulz bis zum Baugebiet ein Geh- und Radweg angelegt und auch eine Querungshilfe soll Fußgängern und Radfahrern künftig das gefahrlose Überqueren der Kreisstraße ermöglichen. Die Fertigstellung dieser Maßnahme erfolgte im September.

Mit der Lückenschließung durch den Geh- und Radweg sei man dem Ziel einer durchgängigen Verbindung, welche künftig bis zur S-Bahn-Haltestelle führen soll, ein gutes Stück näher gekommen, so Bürgermeister Jürgen Geier, der aber noch auf weitere Lücken hinweist, derer sich seine Gemeinde noch annehmen müsse. Weil die zuständigen Behörden auf eine ursprünglich geplante Abbiegespur verzichtet hätten, habe man ausreichend Platz für Fußgänger und Radfahrer gewonnen.

Zu den Kosten in Höhe von rund 370000 Euro für die Gesamtmaßnahme habe man einen Zuschuss in Höhe von 100000 Euro aus Mitteln des Finanzausgleichs erhalten. Geier verlieh jetzt auch seiner Freude darüber Ausdruck, dass seit seinem Amtsantritt schon acht Bauplätze verkauft werden konnten; sieben weitere seien in diesem Baugebiet noch vorrätig. Etwas anders gestaltet sich die Situation beim geplanten Gewerbegebiet Dombühl-Süd.

Auch hier könnte jederzeit mit der Erschließung begonnen werden; allerdings wären hier die Grundstücke zunächst noch an den Mann zu bringen. Für das Gebiet mit einer Größe von 19 Hektar – eine Erweiterung bis auf 40 Hektar wäre möglich – liegt bereits ein rechtskräftiger Bebauungsplan vor. Dieser sieht zwei räumlich voneinander getrennte Gewerbe- und Industriegebiete vor. Ein Problem stelle hier noch die Verkehrsanbindung dar, so Geier. Würde es gelingen, einen Betrieb anzusiedeln, welcher auch den erforderlichen Verkehr mit sich bringe, so könnten die Gespräche hinsichtlich einer neuen Erschließungsstraße wieder aufgenommen werden und auch ein geplanter Gleisanschluss sei noch möglich.

Beim Thema Abwasserbeseitigung verfügt die Kommune derzeit über zwei Teichkläranlagen in Dombühl sowie in Kloster Sulz. Derzeit stelle sich die Frage ob ein Neubau die bisherigen beiden Kläranlagen ersetzen soll. Die Tendenz gehe aktuell allerdings mehr in Richtung eines Anschlusses an die Abwasserbeseitigungsanlage der Stadt Leutershausen, was durch ein angestrengtes Abwasserstrukturgutachten zusätzlich favorisiert wird.

Vom Standort Kloster Sulz aus müss­te das Abwasser mittels eines Pumpwerks per Druckleitung in die Nachbarkommune befördert werden. In diese Überlegungen sei das Wasserwirtschaftsamt in Ansbach eingebunden; die dazu notwendigen öffentlichen Beschlüsse stünden aber noch aus, so Geier, der sich aber hoffnungsvoll zeigt, dass der Anschluss in die Altmühlstadt gelingen wird.

Freibad in trockenen Tüchern

Nach einem langwierigen Prozess ist auch die Verwirklichung eines künftigen Freibades in Dombühl so gut wie sichergestellt, wie Bürgermeister Jürgen Geier jetzt bekannt gab. Die Marktgemeinde ist Mitglied in der lokalen Aktionsgruppe „Region Hesselberg“ und über diese Institution wurde das Projekt jetzt als Leader-förderfähig eingestuft. Eine Bewilligung wird noch im November erwartet.

Schon im September sei ein entsprechender Antrag beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Uffenheim eingereicht worden, so der Rathauschef, der auf ein Ausschöpfen der Förderhöchstgrenze für einzelne Vorhaben in Höhe von 200000 Euro hofft. Diese sollen auch bewilligt werden, nachdem man zuvor nur etwa 100000 Euro in den Haushalt eingestellt hatte, was für die Kommune sehr erfreulich sei.

Weitere 50000 Euro an Einnahmen werden aus Spenden- und Sponsorengeldern erwartet. Bei dann errechneten Einnahmen von 250000 Euro und Gesamtkosten in Höhe von rund 560000 Euro würde dem Markt Dombühl ein Eigenanteil von 310000 Euro verbleiben. Die dafür notwendigen Ausschreibungen sollen noch in diesem Jahr getätigt werden, mit der Umsetzung des Bauvorhabens wird dann 2016 geplant.

Neben der aufwändigen Sanierung und Verkleinerung des bisherigen Bades soll auch ein weitläufiger Kinderbereich mit Breitwellenrutsche angelegt werden. Die ursprünglich für 2015 geplanten Ausgaben werden dann in 2016 getätigt. Läuft alles nach Plan, soll noch im kommenden Sommer der erste Badegast im künftigen Naturerlebnisbad begrüßt werden. Im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Freibad soll auch der Bereich mit den daran angrenzenden Fischweihern ebenfalls optisch aufgewertet werden.

Nach aktuellem Stand soll ferner zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 die S-Bahn aus Richtung Nürnberg erstmals über Ansbach hinaus bis nach Dombühl fahren. Im Rathaus der Marktgemeinde laufen deshalb vielschichtige Planungen, um das S-Bahn-Zeitalter mit einer bis dahin stimmigen Infrastruktur einzuläuten. Das alte Bahnhofsgebäude wurde von der Kommune inzwischen käuflich erworben.

Dieses war zunächst von einem Privatmann aus der Hansestadt Bremen für eigene Zwecke im Rahmen einer Auktion in Dresden ersteigert worden. In diesem Sommer nun wurde das zum Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Gebäude und das rund 300 Quadratmeter große umgebende Grundstück für 15000 Euro an die Gemeinde Dombühl übereignet. Diese will die Räumlichkeiten erhalten und aufwändig sanieren.

„Vereinfachte Dorferneuerung“

Für 2016 plant man in diesem Bereich eine so genannte „vereinfachte Dorferneuerung“, weshalb derzeit in Kooperation mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) an einer Konzeptentwicklung gearbeitet wird. Mittels eines Anbaus sowohl im hinteren wie auch im vorderen Bereich des Gebäudes soll in dessen Erdgeschoss ein Dorfladen sowie ein einladender Cafe-/Bistro-Bereich mit Außenbewirtschaftung vor der westlichen Front untergebracht werden. Betrieben werden soll das Ganze von einem professionellen Pächter.

Während das Planfeststellungsverfahren für die S-Bahn bis etwa Mitte nächsten Jahres laufen wird, will die Kommune etwa 50 Meter östlich des jetzigen Bahnhofs schon 2016 etwa 50 neue „Park-&-Ride“-Stellplätze anlegen, welche dann bei der weiteren Umgestaltung des Bahnhofsgeländes schon genutzt werden könnten. 2017 sollen dann am jetzigen Parkplatz 40 neue Stellplätze entstehen, so dass insgesamt der Bedarf von etwa 90 Stellplätzen gedeckt wäre.

Ferner plant die Kommune neben einem neuen Bushaltebereich auch Eingrünungsmaßnahmen. Für die Anlage eines zusätzlichen vierten Gleises, eines neuen Bahnsteigs sowie einer Unterführung samt Aufzug wäre dagegen die Deutsche Bahn AG zuständig und verantwortlich. Mit der S-Bahn-Verlängerung bis nach Dombühl würde dann auch eine neue Haltestelle in Leutershausen-Wiedersbach in Betrieb genommen werden hm

Im kulturellen Interesse

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Regionaler Arbeitskreis der Museen tagte in Rothenburg

ROTHENBURG – Stimmungsbild und Überlegungen, wie man mehr Besucher anlocken kann: Bei der Herbsttagung des „Arbeitskreises Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken“ in Rothenburg trafen sich zahlreiche Kulturschaffende aus der Region, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.

Arbeitskreis-Spitze: Dr. Hellmuth Möhring (2. Vorsitzender) und Friedrich König (1. Vorsitzender). Foto: Schäfer

Arbeitskreis-Spitze: Dr. Hellmuth Möhring (2. Vorsitzender) und Friedrich König (1. Vorsitzender). Foto: Schäfer

„Über 2 Millionen Tagesbesucher in Rothenburg – diese Zahl allein zeigt schon den Stellenwert, den Rothenburg im Tourismus in Deutschland einnimmt.“ Mit diesen und vielen weiteren Zahlen beeindruckte Bürgermeister Dieter Kölle in seinem Grußwort die etwa 50 angereisten Museumsfachleute aus der Region Hohenlohe-Franken.

Auch die hohe Dichte von musealen Einrichtungen in Rothenburg demonstriere dieses Faktum: neben Reichsstadt- und Kriminalmuseum gäbe es noch das Weihnachtsmuseum, das Historiengewölbe, das Topplerschlösschen und die Wolfgangskirche. Ganz persönliche Erlebnisse verband der Vertreter des Stadtoberhaupts mit dem Handwerkerhaus und appellierte an die Anwesenden, in ihren Programmen wieder stärker auf die Schulen zuzugehen und sie intensiver einzubinden.

„Qualität der Stadt“

Der erste Vorsitzende des Arbeitskreises, Friedrich König aus Kirchberg an der Jagst, dankte Dieter Kölle und drückte seine Freude über die zahlreich angereisten Kulturschaffenden aus. „Unser Arbeitskreis reicht von Wertheim bis Öhringen, von Feuchtwangen bis Osterburken, aber vielen war die Qualität der Stadt die weite Anreise nach Rothenburg wert“.

Von der großen Tradition der Tauberstadt konnten sich die Tagungsteilnehmer durch einen kurzen Blick in den Kaisersaal des 14. Jahrhunderts überzeugen, bevor sie sich zu einer intensiven Führung in das Kriminalmuseum begaben, wo Museumsleiter Dr. Markus Hirte ihnen die Struktur, den Aufbau und Neuerungen erläuterte und so manchen Blick hinter die Kulissen ermöglichte. Am Nachmittag tagte schließlich das Plenum im Refektorium des Reichsstadtmuseums. In einer gemeinsamen Trauerminute gedachte man Mitglied Heinz Boas, dem vor kurzem verstorbenen Besitzer des Topplerschlösschens.

Auf der Tagesordnung stand zunächst der vakante Posten des Kassiers zur Wahl. Willi Friedlein, einziger Kandidat, „kehre sozusagen zu seinen Wurzeln zurück, nachdem er bereits vor zirka 30 Jahren schon einmal dieses Ehrenamt bekleidet“ habe, wie er schmunzelnd ausführte. Mit Erleichterung über die Beseitigung dieses personellen Engpasses fiel der Beschluss einstimmig aus. Als weitere Bereicherung des Arbeitskreises fand die Neuaufnahme des Schlossmuseums Kirchberg an der Jagst statt. Damit ist nun die kulturelle Interessensgemeinschaft mit 97 Einrichtungen eine der größten und traditionsreichsten ihrer Art in Deutschland.

Traditionell wird an der Herbsttagung auch ein Stimmungsbild der Museen und Schlösser der Region Hohenlohe-Franken erhoben. Daher gaben viele Vertreter Einschätzungen zum abgelaufenen Jahr ab. Auch diesmal fielen sie unterschiedlich aus. Während das Fingerhutmuseum in Creglingen Besucherrückgänge „wegen der gesperrten Taubertalstraße“ verzeichnete, beklagten andere das außerordentlich heiße Jahr, das viele Ausflüge – und damit auch Museumsbesuche – wohl gar nicht erst habe aufkommen lassen.

Als Gegenmittel halfen unter anderem Aktionen, Sonderausstellungen oder sonstige Veranstaltungen, die möglichst zielgruppenorientiert und gut beworben angepriesen wurden. „Dabei ist es aber immer schwieriger“, so Monika Menth vom Schloss Weikersheim, „freiwillige Ehrenamtler zu gewinnen, vor allem im ländlichen Raum“.

Eine kurze Diskussion entspann sich bei der Frage, inwieweit moderne Technik (Hörstationen, QR-Codes, Homepage, Audioguides) hilfreich bei der Besucherakquise sein können. Hierzu konnte Dr. Markus Hirte vom Kriminalmuseum konstatieren, dass QR-Codes zum vertieften Wissensangebot beitrügen, die Akzeptanz jedoch zur Zeit überschaubar sei. Bisweilen reiche die Bandbreite einer Handyverbindung kaum aus, um Videos oder Animationen abzuspielen. Christel Nowak vom Stadtmuseum Weikersheim wandte ein, dass auch eine gut gepflegte Homepage mit qualitätvollen Bildern ein „Anreißer“ zu einem Museumsbesuch sein können.

Zum Abschluss der Sitzung gab Friedrich König bekannt, dass sich der Arbeitskreis zu der kommenden Frühjahrstagung in Braunsbach treffen werde. Er dankte der dortigen Leiterin des Rabbinatsmuseums, Elisabeth Quirbach, für ihre Bereitschaft, die Organisation zu übernehmen. Zuletzt bekamen die Tagungsbesucher noch die Gelegenheit, das Historiengewölbe zu besichtigen oder eine Führung durch die Wolfgangskirche wahrzunehmen. mh

Der Bau wächst

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Barrierefreies Wohnen und Leben vor der Altstadt

ROTHENBURG – Das neue Wohn- und Geschäftshaus im ehemaligen Amtsgerichtsgarten wächst seiner Fertigstellung entgegen. Zwei Arztpraxen werden dort Mitte nächsten Jahres mit langfristigen Mietverträgen einziehen. Die 170 Quadratmeter große Dachwohnung mit umlaufender Terrasse und freier Sicht in alle Richtungen ist schon vergeben.

In dem viergeschossigen Neubau überwiegt die Wohnraumnutzung. Zwei Arztpraxen ziehen als langfristige Mieter ein.  Fotos: Schäfer

In dem viergeschossigen Neubau überwiegt die Wohnraumnutzung. Zwei Arztpraxen ziehen als langfristige Mieter ein. Fotos: Schäfer

Die Aufregung um das Großprojekt hat sich durch die modifizierte Planung gelegt. Reden und Streiten über Architektur gehört dazu. Die Investoren mussten den sprünglichen Baukörper von fünf auf vier Geschosse reduzieren, den Wohnkomplex auf dem Dach um das Maß seiner Höhe zurücksetzen. Dann stand der Verwirklichung nichts mehr im Wege. Der Baufortschritt liegt im Zeitplan. Der milde Herbst begünstigt die Arbeiten.

Die Hausarztpraxis Gleiß und der Kinderarzt Dr. Hans-Werner Knüppel lassen sich in dem Neubau nieder. Die Gemeinschaftspraxis Dr. Joachim Gleiß und Dr. Claudia Gleiß will nicht länger an ihrem alteingesessenen Standort im Hasa-Viertel bleiben. In den letzten Jahrzehnten gab es mehrere Eigentümerwechsel. Seit der Übernahme der Supermarktkette Comet gehört die Immobilie Edeka. „Und damit fingen die Probleme an, immer größer zu werden“, sagt Dr. Joachim Gleiß. Die Lebensmittelkette kam bei der dringend nötigen Sanierung des Altbaus „nicht in die Pötte“.

Praxis-Altbau im Hasa-Hof mit steilem Treppenaufgang ohne Lift.

Praxis-Altbau im Hasa-Hof mit steilem Treppenaufgang ohne Lift.

Vor 35 Jahren hat sein Vater, Dr. Heinz Gleiß, in dem Gebäude seine Praxis eröffnet. In dem Gebäudetrakt praktizierten seinerzeit zwei weitere Ärzte. Die Funktionsräume wurden von allen drei Praxen gemeinsam genutzt. Schon eine Art Vorstufe zu den heutigen Medizinischen Versorgungszentren. Dr. Joachim Gleiß stieg als Sozius in die Praxis ein und übernahm sie dann ganz.

Zuletzt hatte er genug von den Verhandlungen mit dem Hauseigentümer über die Renovierung von Dach und Fenstern. Nicht mehr zeitgemäß ist auch der steile Treppenaufgang in die Praxis und die Notwendigkeit, wenigstens einen Lift einzubauen. Beim Prozedere zu baulichen Brandschutzmaßnahmen verlor der Mediziner die Geduld und kündigte den Mietvertrag mit der Aussicht auf moderne neue Räume, bei deren Aufteilung er mitreden kann.

Die Praxis wird einen Großteil des Erdgeschosses belegen. Sie gehört zu einer der großen Arztpraxen in Rothenburg. Es gibt hoffnungsvolle Anzeichen für die Überführung in die dritte Generation. Der Sohn hat mit dem Medizinstudium begonnen und möchte später als Hausarzt in die Fußstapfen seiner Eltern treten.

Im ersten Stock des neuen Ärztehauses zieht die Kinderarztpraxis ein. Dr. Hans-Werner Knüppel hat vor einiger Zeit die Nachfolge von Dr. Ulrich Zimmer angetreten, der in den Ruhestand ging. Die bestehende Praxis will er von der Hans-Sachs-Straße in den Neubau vor dem Rödertor verlegen. Der neue Kinderarzt lebt schon seit 1993 in Rothenburg. Vor der Praxisübernahme war er lange Jahre in der Kinder- und Jugendmedizin des Caritas-Krankenhauses in Bad Mer-gentheim tätig. „Der berufliche Start in Rothenburg lief gut, ich bin sehr zufrieden“, sagte er auf Nachfrage.

Dachterrasse: freie Sicht nach allen Seiten.

Dachterrasse: freie Sicht nach allen Seiten.

Der viergeschossige Neubau ist das Ergebnis der Unternehmens-Kooperation Stein (Bauunternehmen und Ingenieurbüro) in Wachsenberg und dem hiesigen Apothekenbetreiber Stegmann. Beide Familienbetriebe haben schon bei der Umnutzung des ehemaligen Amtsgerichtsgebäudes für Arztpraxen und Apotheke zusammengearbeitet haben.

Ihre Pläne sehen vor, in dem Neubau zusätzlich zur Allgemeinpraxis und zum Kinderarzt zwei weitere Arztpraxen mit langfristigen Mietverträgen anzusiedeln. Die sieben geplanten Wohnungen in der Größenordnung zwischen 51 und 102 Quad­ratmeter stehen als Eigentumswohnungen zum Verkauf. Damit erhöht sich im Umgriff der Altstadt das Angebot für barrierefreies Leben und Wohnen. Das Gebäude verfügt über einen rollstuhlgerechten Aufzug, der auch mit dem Auto über die Tiefgarage direkt angesteuert werden kann. Ausreichend Parkmöglichkeiten bieten die dreiundzwanzig unterirdischen Stellplätze. sis

Dichter und Denker heute

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Offenes Mikrofon: Jeder kann ein moderner Märchenerzähler sein

ROTHENBURG – Sie wussten das Publikum beim „Poetry Slam“ mit ihrer Sprachgewandtheit zu überzeugen: Vier „Slammer“ trafen beim Rothenburger „Slanimal“-Wettbewerb aufeinander. Darunter zwei Neueinsteiger, die erstmals an das Mikrofon traten und Selbstgetextetes im Jugendzentrum zum Besten gaben.

Eigene Ideen wortreich präsentiert: die vier mutigen Sprachkünstler mit Moderator (re.).   Fotos: Schwandt

Eigene Ideen wortreich präsentiert: die vier mutigen Sprachkünstler mit Moderator (re.). Fotos: Schwandt

Moderator Martin Hönl, ein aktiver und erfahrener „Slammer“ aus Dietenhofen, stimmte das Publikum mit eigenen Texten auf die einzelnen Runden des modernen Dichterwettstreits ein und hatte mit Leonie Hartung (Lolo-Logie) aus Regensburg gleich zum Auftakt eine erfahrene „Slammerin“ auf der Bühne (siehe Interview-Kasten).

In einer Art „Konferenz der Tiere an einem Ort zu einer Zeit“ ließ sie dem letzten Einhorn die Entscheidung über die „Aufnahme der Freunde von Irgendwo“ in die Gemeinschaft. An das Publikum gewandt richtete sie die Worte des letzten Einhorns: „Gebt ihnen eine Chance“, in Anlehnung an die Asylbewerber, die hier eine „Heimat auf Zeit“ suchen.

Einige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge waren zum „Poetry Slam“ gekommen, unter ihnen Pascal aus Gambia, der von einer Familie in Schmerbach aufgenommen wurde, in Begleitung seines Freundes Christian. Pascal versteht zwar nicht alles, aber Lolo-Logie hat ihn begeis­tert, denn sie sucht den Blickkontakt mit dem Publikum, weiß rhetorisch klug zu agieren.

Jutta Gromes aus Weikersheim ist dreifache Mutter und erstmals auf der Bühne. Während sie in der ersten Runde mit ihrem Märchen von der verwandelten Robbe, die als Menschenfrau einen verarmten Bauern heiratet und ihm Glück bringt, nur wenige Punkte erhaschen kann, heimst sie in Runde zwei den Spitzenwert des Abends ein. 43 Hände heben sich, nachdem sie ihre „Heldensaga“ von ihrem Einkauf mit drei kleinen Kindern im Supermarkt-dschungel pointenreich erzählt, Szenenapplaus inklusive.

Dichte Sprache

Korbinian Schmid aus Gerolsbach ist ebenfalls „Slam“-Profi und begibt sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, indem er drei klugen Tieren, einem Fuchs, einer Elster und einem Hasen die Antworten in den Mund legt. Temporeich und spannend ist sein Vortrag, dicht seine Sprache.

Aus Dinkelsbühl kam Erwin Heinle angereist – er versieht die Menschen mit unzähligen gängigen ani­malischen Attributen, so läuft einer an wie ein Krebs, der nächste ist bekannt wie ein bunter Hund, wieder einer will kein Frosch sein und natürlich darf das schwarze Schaf nicht fehlen. Hier fiel es den Zuhörern schwer, zu folgen, wenngleich sich die Geschichte ideenreich gestaltete. Aber schließlich stand Erwin ebenfalls erstmals auf der Bühne und er begeisterte in Runde zwei mit einem „Rap“ zum Thema Mann, der in der Pubertät auf der Suche nach sich selbst ist.

Korbinian schließlich erzählte in Runde zwei seine Sage „Vom Mann aus dem Osten“, der seine Heimat verlässt und nach einer Odyssee durch die Welt zum Retter seines Dorfes wird. Selbstbewusst und überzeugend ist sein Auftreten, treffsicher gewählt sind seine Worte, und es kommt in der Entscheidungsrunde zum Duell der erfahrenen „Slammer“ Lolo-Logie und Korbinian.

Während Korbinian „Die Welt“ anhand eines freiheitsliebenden, selbstbestimmten jungen Mannes erklärt, beschäftigt sich Lolo-Logie mit der Liebe, formuliert ein Plädoyer für Toleranz und Mitmenschlichkeit. Er ist kaum zu hören, der kleine, aber entscheidende Unterschied in der Lautstärke des Applauses, mit dem das Publikum Lolo-Logie zur Gewinnerin des Abends erklärt.

Die meisten der Zuhörer waren noch nie bei einem „Poetry Slam“ dabei. Beeindruckt zeigten sie sich jedoch alle, denn die vier Vortragenden drückten auf ganz unterschiedliche Weise aus, was sie bewegt, was sie fordert, worüber sie nachdenken, welche Lebensziele sie sich setzen. Viele der überwiegend jugendlichen Zuhörer konnten sich in das Gesagte einfinden, ja damit identifizieren. So bleibt zu hoffen, dass die Jugend weiterhin das Wort ergreift, aufrüttelt und bewegt.

Der „Poetry Slam“ war Bestandteil des Programms der 23. Jugendkulturtage im Landkreis Ansbach. Durch die finanzielle und organisatorische Unterstützung durch den Kreisjugend­ring Ansbach und die Kommunale ­Jugendarbeit des Landratsamts konnten auch in diesem Jahr wieder Veranstaltungen der Jugendkulturtage in Rothenburg stattfinden.

Durch die Einbindung in den Rothenburger Märchenzauber wurden die Mitarbeiter des Jugendzentrums, Michael Feidel und Ulrike Laudenbacher-Herud, sowie Maja Lomb, Mitarbeiterin bei der Evangelischen Jugendsozialarbeit in Rothenburg (EJSA), vor Ort von Johanna Kätzel, zuständig für die Bereiche Kunst und Kultur bei der Stadt Rothenburg fachlich unterstützt. sw

„Wenn Ideen im Kopf sind, müssen sie raus“

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Beim Dichterwettstreit steht nicht der Sieg im Vordergrund, sondern das Publikum zu erreichen – „Gut“ ist immer relativ

ROTHENBURG – Die Menschen von heute sind egoistisch und denken nur an sich? Stimmt nicht: Sie machen sich zu vielerlei Themen Gedanken und finden immer neue Wege sie zu artikulieren. Wie etwa beim „Poetry Slam“, einem literarischen Dichterwettstreit, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Lolo-Logie (bürgerlich Leonie Hartung) aus Regensburg ist eine „Slammerin“. Die 20-jährige Studentin hat den jüngsten Vortragswettstreit in Rothenburg gewonnen.

Lolo überzeugte auf der Rothenburger „Poetry Slam“-Bühne. Foto: sw

Lolo überzeugte auf der Rothenburger „Poetry Slam“-Bühne. Foto: sw

Wie sind Sie zum „Poetry Slam“ gekommen?

Lolo-Logie: Das war bei mir ein schleichender Prozess. Ich bin ab und an als Zuschauer zu Slams gegangen und hab mir immer gedacht: Eines Tages werde ich auch auf dieser Bühne stehen. Getraut habe ich mich allerdings lange Zeit nicht. Irgendwann kam dann mal wieder eine Slam-Info-Mail ins Haus getrudelt und ohne groß nachzudenken habe ich mich einfach angemeldet. Das war vor etwa eineinhalb Jahren.

Und wie waren Ihre ersten Schritte auf der Wettstreit-Bühne?

Lolo-Logie: Mein erster Auftritt war wirklich kein großer Erfolg, somit legte ich dieses „Hobby“ erstmal wieder auf Eis. Regelmäßige Auftritte habe ich jetzt seit zirka einem dreiviertel Jahr und zu meiner großen Ehre durfte ich Regensburg auch auf den Bayerischen U20 Meisterschaften im Frühjahr dieses Jahres vertreten.

Welche Themen liegen Ihnen bei Ihren Vorträgen besonders am Herzen?

Lolo-Logie: Ich schreibe gerne über Menschen und alles, was die Menschheit beschäftigt. Ob es Homophobie oder die Flüchtlingskrise ist, egal ob Probleme unserer Jugend oder Menschenrechte. Ich schreibe über alles was mir durch den Kopf geht und das hängt immer davon ab, was mir von der Gesellschaft in den Kopf gesetzt wird.

Was zeichnet einen guten „Slammer“ aus?

Lolo-Logie: Es gibt keine Formel, kein Rezept und keine Anleitung was einen guten Slammer ausmacht. Man muss gern schreiben und sich irgendwie überwinden auf die Bühne zu gehen. Und dabei ist das „gut“ immer relativ. Ich glaube kein Slammer hat immer den gleichen Erfolg. Mal mag das Publikum die Texte, mal nicht. Man kann mit demselben Text einmal Erster und ein andermal Letzter werden. Jeder, der sich mit seinem Text auf die Bühne traut, ist ein guter Slammer – egal ob erfolgreich oder nicht.

Wie bereiten Sie sich auf einen Wettstreit vor?

Lolo-Logie: Wenn man schon einige Zeit slammt, hat man eine Sammlung an Texten, aus der man vor oder während eines Slams den Text auswählen kann. Natürlich kann man sich auf Auftritte vorbereiten, indem man neue Texte schreibt oder gegebenenfalls seine Texte auswendig lernt. Allerdings geht es beim Poetry Slam weniger um den Wettkampf-Charakter, als um das Auftreten. Es geht nicht ums gewinnen, sondern darum das Publikum zu erreichen. Auch wenn kein Slam ansteht, schreibe ich neue Texte. Wenn Ideen im Kopf sind, müssen sie raus.

Wieviel Zeit stecken Sie in ihre Leidenschaft?

Lolo-Logie: Beim Poetry Slam ist das anders als bei anderen Hobbys. Wenn man eine Idee oder ein Wortspiel im Kopf hat, setzt man sich – sobald sich eine Gelegenheit ergibt – hin und schreibt diese auf. Es gibt einerseits Monate, in denen man gar nicht schreibt und auch wenige Auftritte hat, andererseits aber auch Zeiten, in denen man eine Menge Ideen hat und zudem noch viele Auftritte dazu kommen. Somit kann man nicht genau sagen, wie viel Zeit man aufwendet. Ich würde es aber nicht als „Zeit draufgehen“ beschreiben, da ich gerne schreibe und gerne auftrete. Es ist eine Bereicherung für mich und keine Qual. Ich stecke gerne viel Zeit hinein. G

ibt es einen deutschen „Superstar“ des „Poetry Slam“?

Lolo-Logie: Jan Philipp Zymny hat letztes Wochenende die diesjährigen deutschen Poetry Slam-Meisterschaften gewonnen. Somit ist er vielleicht gerade der „Superstar“ der Slamszene. Jedoch würde ich das nicht so eingrenzen. Jeder der sich traut seine Gedanken, Gefühle oder Geschichten auf einer Bühne vorzutragen ist ein Poetry-Slam- „Superstar“. mes

„Hört auf, wir haben euch nichts getan!“

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Gertrud Schubart war Augenzeugin bei der Judenvertreibung

ROTHENBURG – Sie hat sich um die Erhaltung der Mundart und die Sprachpflege verdient gemacht, ihre Lebensleistung als Autorin mit künstlerischer Ader verdient Respekt. Man kennt sie auch als Zeitzeugin von ihrer Schilderung des Bombenangriffs 1945. Dass Gertrud Schubart aber auch eine der letzten Augenzeuginnen der Judenvertreibung ist, das wissen die wenigsten. Darüber und über ihre Jugendzeit im Zeichen des Nationalsozialismus sprachen wir mit ihr.

Im Lager Adelsheim: Gertrud Stürnkorb (Mitte) mit zwei befreundeten Arbeitsmaiden.  Digitalfotos: diba

Im Lager Adelsheim: Gertrud Stürnkorb (Mitte) mit zwei befreundeten Arbeitsmaiden. Digitalfotos: diba

Wenn Sie einem als die perfekte Gastgeberin in ihrem Wintergarten bei Kaffee und Kuchen plaudernd gegen­übersitzt, dann sprudelt es gerade so heraus mit Erlebnissen aus der Jugendzeit. Die Namen und Daten sind selbst um achtzig Jahre zurück fast alle präsent und manches Bild aus der frühen Jugend taucht in allen Details wieder auf. Die 89-Jährige, die vor wenigen Tagen ihren Geburtstag feierte, muss sich nichts mehr beweisen. Sie kann zurückblicken auf eine Lebensleistung, die sich keineswegs nur über ihr literarisches Werk definieren lässt.

Die 22 Bücher (Lyrik, Erzählungen, Sammlungen) und die vielen Rundfunk- und Zeitungsbeiträge, ganz zu schweigen von den zahllosen Lesungen machen die Leidenschaft Gertrud Schubarts deutlich: die Pflege des Dialekts, aber auch der Umgang mit Sprache, Literatur und Lyrik im Hochdeutschen. Von ihren Mitstreitern auf diesem Gebiet lebt heute leider nur noch Walter Hampele aus Schwäbisch Hall. Jüngere sind hie und da nachgekommen, aber in Rothenburg wie im benachbarten Hohenlohischen sind die Lücken nicht zu übersehen.

Wichtige Zeitzeugin

In unserem heutigen Zeitzeugenbeitrag geht es aber um einen ganz anderen Lebensabschnitt der künstlerisch vielseitigen Rothenburgerin (die auch für ihre Bücher malt, zeichnet und fotografiert): Es ist die scheinbar unbeschwerte Zeit des bei Kriegsausbruch 13-jährigen Mädchens, das als Arbeitsmaid die Gemeinschaft im Reichsarbeitsdienst erlebt hat, die 1943 die Hotelfachschule in München-Pasing abschloss und damals noch „zum Führer aufsah“, ehe sie dann als 18-Jährige ansehen musste wie auch in Rothenburg alles in Trümmer fiel, selbst damit beschäftigt die Brandbomben aus dem Dachstuhl des Elternhauses, dem Gasthof „Greifen“ zu entschärfen.

Erinnert sich noch an viele Details: Gertrud Schubart.

Erinnert sich noch an viele Details: Gertrud Schubart.

Mit Freude getragen

Im Alter von zehn Jahren kamen die Mädchen in der Regel zum BDM (ab 1936 Pflichtmitgliedschaft). Gertrud Schubart erinnert sich lebhaft an die feierliche Aufnahmefeier als Jungmädel mit Übergabe der Uniform: „Das schwarze Halstuch mit dem dazugehörigen braunen Lederknoten und den dunkelblauen Rock trugen wir mit Freude, denn das alles verstärkte unseren Gemeinschaftssinn. Dass diese Uniform auch regelmäßiges Erscheinen zum Dienst und zum Appell verlangte, war uns, in unserem anerzogenen Pflichtbewusstsein, selbstverständlich.“ Der beabsichtigte psychologische Effekt der Nationalsozialisten blieb nicht aus, das Selbstwertgefühl wurde gesteigert, man sah sich erhoben, um an der großen Aufgabe für die Zukunft Deutschlands mitzuarbeiten.

Im Jahr der Machtergreifung 1933 wurde Gertrud Stürnkorb (Mädchenname) eingeschult und erlebte eine glückliche Zeit in der Luitpoldschule unter dem von allen respektierten Lehrern Nagel und Kallert, der sehr väterlich gewesen sei. Natürlich sei damals auch der Unterricht durch Führer-Parolen bestimmt worden, den man als „von der Vorsehung gesandt“ ansah.

Radikalere Töne

1938 wurden die Konfessionen in den Schulen zusammengelegt, was einen neuen Klassenraum im Probstschulhaus zur Folge hatte (heute Jugendzentrum). Anstatt mit einem Gebet begann der Unterricht jetzt mit dem Hitlergruß und Sprüchen des Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Der neue Lehrer Braun war, wie die Schüler schnell begriffen, ein überzeugter Nationalsozialist. Sonntags spielte der Katholik die Orgel in St. Johannis, in der Schule ging es ihm darum mit konsequenter Strenge die Mädchen zu „starken deutschen Frauen“ für den Führerstaat heranzuziehen. „Die Ideale des Führers wurden uns eingebläut”, berichtet Gertrud Schubart.

Die Jungmädel trafen sich im Fleischhaus am Markt oder im Burgturm. Neben Kampfgesängen stimmten die Mädchen Volkslieder und auch mal Scherzlieder an. Auf dem „Kuhbuck“ und dem „Essigkrug“ galt es stundenlanges Marschieren mit militärischen Kommandos einzuüben. Im Grafenbau in Burgbernheim lernten die Jungmädel das Morsen, die Runenschrift, altes Volksgut, machten Geländespiele oder Radtouren. Auch Theater spielte man und das Musizieren war wichtig.

Man verstand es die Jugend zu begeistern und sie nach der NS-Ideologie auszurichten. Gertrud Schubart rückblickend: „Sicherlich waren wir zu jung, zu unerfahren, zu leichtgläubig, vielleicht fehlte uns einfach die Fantasie, um den Ernst zu erkennen, der hinter den Aussagen stand.“ Wenn aus tausend Kehlen die Kampflieder schallten, habe man sich „stolz gefühlt zum auserwählten Volk zu gehören”.

Wer hätte seinen Kindern damals Reit- oder Motorsport, Segelfliegen oder Boxen sowie Harmonika-Spielen ermöglichen können? So fragt sie und betont, dass trotzdem nicht alle mit der nationalsozialistischen Staatserziehung einverstanden waren, aber sich wegen befürchteter Nachteile anpassten.

Perfide Judenhetze

Eines der „perfidesten und bösesten Erziehungsmittel“ war für die damalige Schülerin das antijüdische Hetzbuch „Der Giftpilz“ mit hässlichen verunstaltenden Zeichnungen und der Warnung an die Kinder mit Juden Kontakt zu haben. „War ein Kind in der Lage, diese menschenverachtende Rassendoktrin zu begreifen? Zumal es vielleicht, gerade in Rothenburg wohnhafte Juden kannte?“ fragt die Zeitzeugin.

Am 31. März 1941 fand die Schulabschlussfeier im Musiksaal statt, wobei es im zweiten Kriegsjahr viele Bekenntnisse zum Reich und Führer gab. Mit Durchhalteappellen wurde man entlassen und viele der Klassenkameraden fielen im Felde „ihre Wehr, ihr Herz und ihr Haupt weihend dem Vaterland.“ wie es hieß. Auf die vierzehnjährigen Mädchen wartete vom 14. bis 18. Lebensjahr der BDM (Bund Deutscher Mädel), dann die Organisation „Glaube und Schönheit“.

Frau Schubart: „Ich sehe noch gut die wallenden, stilvoll-weißen Kleider, in denen die Maiden auf dem Rasen der Alten Burg tanzten, vor mir. Die letzte Gliederung war die NS-Frauenschaft, wieder mit Führer- und Fahnenliedern zu den verschiedenen Appellen und Aufzügen.“ Bis zum bitteren Ende sei man „eingefangen und am selbständigen Denken gehindert worden durch die Parolen, die ständigen Hasstiraden jener kriegs- und unheilvollen Zeit.“

Ganz besonders aber ist Gertrud Schubart der Schultag vom 9. November 1938, ein Mittwoch, in Erinnerung (das Datum legen andere aufgrund der Quellenlage jedoch in den Oktober 1938, die Augenzeugin Schubart sagt aber, sie sei sich sicher und mehrere ältere Bekannte hätten ihr dies bestätigt). Wie wenn es gestern gewesen wäre, schildert sie uns ihre Erlebnisse, als sie die fünfte gemischte Klasse im Probst-Schulhaus besuchte. Lehrer Braun, der oft jähzornig und ungerecht gewesen sei, habe in SA-Uniform die Klasse angewiesen sofort heimzugehen und die Jungmädel- oder die Jungvolkuniform anzuziehen, um dann Punkt 10 Uhr vor der Franziskaner-Kirche zu erscheinen. An diesem kühlen, aber sonnigen Morgen standen die Buben und Mädchen schließlich mit anderen Schulklassen vor dem jüdischen Betsaal Herrngasse 21 (heute Modeladen an der Ecke).

Jüdischen Betsaal gestürmt

Die Herrngasse sei mit zahlreichen Schülern links und rechts gesäumt gewesen, alle in Uniform. Lehrer Braun habe befohlen: „Jetzt schreit fest Juden raus!“ Alle Klassen hätten die Anordnung befolgt und die Aufforderung herausgebrüllt, als sich die große Haustüre öffnete und „eine junge Frau mit schwarzem, gewelltem Haar“ heraustrat. „Was macht ihr denn, lasst uns doch in Frieden, wir haben euch doch nichts getan, hört doch auf!“ habe sie geschrien und „so jammervoll geweint, dass es einen rührte“. Gertrud Schubart heute: „Da wurde ich mir bewusst, welch böses Tun wir heraufbeschworen hatten!“ Durch die offene Türe sei eine große Meute, die Kameraden voraus, ins Haus gestürzt.

Sie selbst habe als Nachzüglerin den Gebetssaal betreten, einige hätten Gegenstände umgeworfen und die Einrichtungen zerstört. Als christlich erzogener Mensch, deren Vater bei den Brüdern Steinberger als Chauffeur angestellt war, so erzählt die Zeitzeugin, „hatte ich Scheu wie andere herumzutoben, und die Klage der Frau machte mir sehr zu schaffen.” Heute sehe sie noch diese weinende Frau händeringend und klagend auf der Straße stehen. Ein Rothenburger, der vorbeilief, habe den Kindern zugerufen: „Prägt euch nur noch einmal diese Judengesichter ein!”

Buben aus ihrer Klasse hätten sich später sogar gebrüstet, anschließend noch ins gegenüberliegende Haus der Familie Löwenthal (Gasthof „Meistertrunk“) eingedrungen zu sein. Dort hatte man die in der gepflasterten Tenne stehende Chaise umgeworfen und Parolen gegrölt, die Juden in Angst und Schrecken versetzt. Der Jungvolk-Spielmannszug begleitete mit Trommeln das unwürdige Spektakel.

Teilnahme verweigert

Ihr Mann, der spätere Oberbürgermeister Oskar Schubart, hatte im Oktober 1938 zur Judenvertreibung als Jungvolk-Angehöriger in der Judengasse antreten sollen, war aber als Sohn eines NS-Gegners zusammen mit einem Klassenkameraden nicht erschienen – was keine Folgen hatte. Sein Vater habe sogar den Hitlergruß verweigert und war zur Polizei vorgeladen worden. Ein wohlmeinender Polizist deckte ihn jedoch vor der Partei. Oskar Schubart hat als Russland-Kriegsteilnehmer Konkretes in der Kommunal­politik zur Aussöhnung mit den ehemaligen Feinden geleistet, so vor allem durch die frühe Susdal-Städtepartnerschaft und die Versöhnung über den Gräbern der Welt­- kriegsteilnehmer.

Für die BDM-lerin Gertrud gab es in der Kriegszeit ein weiteres nachdenkliches Erlebnis: Sie hat mitbekommen, wie ein Waffen-SS-Mann, (Handwerker aus dem Alten Keller), berichtete „dass man jemanden ans Krad gebunden und zu Tode geschleift hat”. Schubart: „Wir waren entsetzt, sowas zu hören“. Als junges Mädchen habe sie die Gemeinschaft wie z.B. um 1943 im Lager Adelsheim bei Osterburken als spannend und positiv erfahren, sagt sie ganz ehrlich und ist sogar bis heute mit einer über 90-jährigen ehemaligen Kameradin aus dem Rheinland freundschaftlich verbunden.

Die Autorin Gertrud Schubart hat aus der Geschichte nachhaltig gelernt, sie ist dankbar für die Demokratie und den langen Frieden. Ihre unbeschönigte Schilderung verdeutlicht, wie verführbar die Jugend in einem totalitären Staat (aber nicht nur dort!) ist. Dass das Nachkriegs-Deutschland eine „streitba­re, wehrhafte Demokratie“ postulierte hat gute Gründe… diba


Die Arbeit trägt Früchte

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Trockenheit ist aber weiterhin Problem im Partnerdekanat

ROTHENBURG – Seit einigen Jahren arbeiten sie neu im Partnerschaftsausschuss mit, kürzlich haben sich einige Mitglieder samt Angehörigen selbst ein Bild vom Partnerdekanat Hai in Tansania verschaffen können. Die zehnköpfige Gruppe unter der Leitung von Partnerschaftspfarrerin Beate Wirsching verbrachte zwei mit Eindrücken bis an den Rand gefüllte Wochen am Fuß des Kilimanjaro.

Gelebte Partnerschaft: Rothenburger Delegation zusammen mit Dekan Swai und kirchlichen Mitarbeitern aus Tansania.    Fotos: privat

Gelebte Partnerschaft: Rothenburger Delegation zusammen mit Dekan Swai und kirchlichen Mitarbeitern aus Tansania. Fotos: privat

Herzlich empfangen von Dekan Swai, dem Ehepaar Kammleiter und einer Abordnung kirchlicher Mitarbeiter ging es nach einer 18-stündigen Reise vom Flughafen ins evangelisch-lutherische Dekanat zu einem kleinen Imbiss und ersten Gesprächen. Am nächsten Tag wurde die Gruppe mit den großen Herausforderungen konfrontiert, die das Land und die Menschen bis zum Äußersten fordert: Wieder hat die Regenzeit in diesem Frühjahr viel zu früh aufgehört, so dass in manchen Regionen wenig bis gar nichts geerntet werden konnte.

„Nichts ist auf unserer Schulfarm gewachsen“, sagen Barbara und Reiner Kammleiter betrübt. „Alles ist kahl und vertrocknet“. Die Menschen hoffen auf die kleine Regenzeit jetzt im Herbst, ob nicht doch noch einmal gesät werden kann. Sowohl an der Berufsschule, als auch am Dekanat setzt man – aus Erfahrung klug geworden – auf Metallsilos für die Vorratshaltung von Mais und Bohnen. Die Silos können gefüllt werden, da es zurzeit noch Getreide zu einem annehmbaren Preis zu kaufen gibt. Denn in anderen Teilen des Landes ist eine etwas bessere Ernte eingefahren worden. Die Gruppe konnte sich so einen Eindruck davon verschaffen, wie gut und sinnvoll die Rothenburger Spendengelder für diese Silos und die Vorräte angelegt sind.

Dekan Swai berichtet besorgt von der sich wieder verschärfenden Hungersituation im südlichen Teil des Dekanats. Dort in den sehr trockenen Bereichen der Maasai-Steppe konnte überhaupt nichts geerntet werden, die Menschen haben auch kein Geld, um sich Vorräte zu kaufen.

So erscheinen täglich mehr abgemagerte und vom langen Laufen erschöpfte Maasai-Frauen am Dekanat und bitten um Hilfe, die ihnen gewährt wird. Gleichzeitig lässt sich der Dekanats-Diakon die Situation schildern und sieht selber nach dem Rechten, ob noch andere Familien Hilfe brauchen. Bei einer stundenlangen staubigen Ruckelfahrt über Stock und Stein konnten sich die Rothenburger vom Elend in der südlichen Steppe überzeugen.

Mitten im täglichen Kampf ums Überleben ist das Landwirtschaftsprojekt in der Steppe ein Lichtblick. Wo auch nur ein Tröpfchen Wasser in der Nähe zu finden ist, machen die Projektplantagen Schule. Ein kleines Areal von 200 Quadratmetern reicht einer Großfamilie zum Leben: Speziell an die Trockenheit angepasste Bananen gedeihen und bringen einen guten Preis auf dem Markt. Dazwischen wachsen Süßkartoffeln und Maniok.

Umdenken in Landwirtschaft

Hungerhilfe im Rothenburger Partnerdekanat Hai ist nicht nur Soforthilfe, sondern auch Hilfe zu einem nachhaltigen Umdenken in der Landwirtschaft. Dazu gehört die Unterstützung von Aufforstungen wie auf dem Berggrundstück, das die Handwerkerschule gekauft und mit 1500 Bäumen verschiedener Arten bepflanzt hat. Dazu gehört auch die Unterstützung des neuesten Plans des Deka­nats Hai, etwas höher am Südwesthang des Kilimanjaro eine kleine Lernfarm für alle 49 Gemeinden zu errichten. Dort sollen Multiplikatoren aus den einzelnen Kirchengemeinden im besseren Wirtschaften in Sachen Ackerbau und Viehhaltung unterrichtet werden.

Der unermüdliche Einsatz der Christen in den Gemeinden und der kirchlichen Mitarbeiter ist beeindruckend. Rund um die Uhr kümmern sie sich nicht nur um das geistliche Wohl der ihnen Anvertrauten, sondern auch um deren leibliche Nöte. Mit feuchten Augen berichtete Dekan Swai davon, dass er manchmal nicht wisse, wie er seine Schützlinge, die Waisen in Kimshuku, am Ende des Monats ernähren soll. Die Wohnheime des Internats stehen zwar und sie sind sehr schön, aber das Geld für die laufenden Kosten fehle.

Wie qualitativ hochwertig die Schulbildung der Kinder ist und wie gut das ihrem Selbstbewusstsein tut, davon konnte sich die Gruppe überzeugen. Beim Besuch von verschiedenen Schulen wurde deutlich, wie hoch der Stellenwert der Bildung in der dortigen Kirche ist. Und welch großen Sinn hier die Unterstützung aus Rothenburg macht.

Das neue Schulgebäude – dank schulischem Spendenlauf – mit funktionaler Inneneinrichtung.

Das neue Schulgebäude – dank schulischem Spendenlauf – mit funktionaler Inneneinrichtung.

Eine der jüngsten Früchte der Partnerschaft ist das neue Schulgebäude mit Bibliothek und Computerraum für die dritten Klassen an der Handwerkerschule in Hai. Im Beisein der Rothenburger Gruppe wurde die Einweihung gefeiert. Für die Inneneinrichtung hatte hier die Oskar-von-Miller-Realschule mit ihrem Spendenlauf im Mai gesorgt, was in Hai mit großer Dankbarkeit aufgenommen worden war.

Krönender Abschluss der Reise war ein Abend im Garten des neuen Leitenden Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Dr. Frederick Shoo. Er ließ es sich nicht nehmen, zusammen mit seiner Frau Jeanette die Gäste selbst zu bewirten. Sein dringender Appell bei der Verabschiedung: „Seit Jahrzehnten betreiben Sie eine sehr fruchtbare Partnerschaft mit dem Dekanat Hai, so vieles konnte wachsen und hat sich entwickelt. Bitte bleiben Sie dran an der Partnerschaft, bleiben Sie verbunden im Gebet und in der Tat.“

Angesichts der momentanen Flüchtlingsströme nach Deutschland dränge sich der Gedanke auf: Am besten ist es doch, die Menschen in ihrer Heimat zu unterstützen und ihnen zu helfen, mit ihren Herausforderungen fertig zu werden, so Partnerschaftsbeauftragte Beate Wirsching. Wenn afrikanische Christen diese im Vertrauen auf Gott und in der Verantwortung für die Menschen anpacken, im eigenen Land bleiben und Dinge zum Guten verändern, dann verdienen sie jede Hilfe. bw

Große soziale Aufgabe gemeinsam anpacken

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Informationsabend für die Anwohner der Flüchtlingsunterkunft

ROTHENBURG – „Wir müssen uns der Aufgabe stellen“ sagt Oberbürgermeister Walter Hartl zu der wachsenden Zahl an Flüchtlingen, die nach Rothenburg kommen. Als nächstes sollen 15 Jugendliche und später deutlich mehr in der Jugendherberge einquartiert werden. Dazu informierte Ulrich Herrschner vom Jugendamt des Landratsamtes und zeigte sich aufgrund bisheriger Erfahrungen im Kreis sehr zuversichtlich: „Es dürfte keine Probleme in Rothenburg geben!”

Eine große Beteiligung gab es beim Anwohner-Informationsabend am Dienstag in der Jugendherberge „Roßmühle“.   Foto: diba

Eine große Beteiligung gab es beim Anwohner-Informationsabend am Dienstag in der Jugendherberge „Roßmühle“. Foto: diba

Die Nachrichten in den Medien von Flüchtlingsströmen, auf die das Land politisch und organisatorisch zunächst nicht vorbereitet war, sorgen verständlicherweise dort für Beunruhigung, wo plötzlich in der Nachbarschaft Asylbewerber-Unterkünfte eingerichtet werden. Die Stadtverwaltung kann das letztlich ebensowenig nennenswert beeinflussen wie das Landratsamt. Beiden werden Kontingente zugeteilt, der Kreis muss versuchen die Menschen in den Städten und Gemeinden unterzubringen, wobei öffentliche Gebäude ebenso wie angemietete Privatgebäude genutzt werden.

In Rothenburg wohnen bis heute 61 Asylbewerber, dazu gehören zwölf alleinstehende Jugendliche, die im Wildbad gut versorgt sind. Außerdem zehn Erwachsene in der Jugendherberge „Roßmühle“. Konkret handelt es sich um acht Syrer, einen Palästinenser und einen Schwarzen aus Eritrea. Das Erfreuliche dabei ist, dass nach Aussagen von Jugendherbergs-Mitarbeitern alle eine richtige Gemeinschaft bilden, sich bestens integrieren und ein gutes Miteinander entstanden ist. Ähnliches ist von den betreuten jungen Leuten aus dem Wildbad zu hören.

Die Stadt wird ihren Beitrag leisten, damit gerade im Winter die Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf haben, meinte Oberbürgermeister Hartl vor den rund sechzig Zuhörern im Saal der „Roßmühle“ . Ulrich Herrschner trug mit seinen fundierten Ausführungen viel zur Beruhigung bei, sollte jemand größere Sorgen gehabt haben. So verlief auch die Diskussion sehr sachlich. Die Botschaft lautete, es müsse niemand Ängste haben und es gebe immer Ansprechpartner, die sich kümmern, wenn Probleme auftauchen sollten.

Wesentlich ist die Unterstützung der Diakonie Neuendettelsau bei der Unterbringung und Betreuung. Nach Anlaufschwierigkeiten würde das Verfahren an den Grenzen und bei der weiteren Verteilung der Flüchtlinge nun besser. Man praktiziere „ein durchlässiges System, um Jugendliche möglichst schnell in die Selbständigkeit zu führen“, sagt Ulrich Herrschner. Einzelne seien sehr begabt und fast alle lernbegierig. Hier helfe in Rothenburg die Berufsschule entscheidend mit, denn einige besuchen dort den Unterricht.

Der Sachgebietsleiter des Amtes für Jugend und Familie kündigt an, dass bis zum Jahresende voraussichtlich bis zu hundert Jugendliche in den Landkreis kommen. Für Rothenburg stelle man sich auf etwa 50 Jugendliche bis Jahresende ein. Maximal könnten es 75 werden zum Jahresananfang, wenn man auch die Erwachsenen rechnet. Diese sollen dann zusammen mit den zehn vorhandenen Erwachsenen in der alten Jugendherberge Spitalhof unterkommen, da hier in der Winterzeit die Kapazität frei ist.

Bisher gute Erfahrungen

Ulrich Herrschner: „Die Vermittlung lief bisher wirklich gut, wir haben ein Riesenglück mit den jungen Menschen“. Auch Familien seien bereit einzelne Flüchtlinge aufzunehmen. Die Unterstützung der bayerischen Jugendherbergen landesweit sei eine gute Nachricht. Wertvoll seien natürlich die örtlichen Helferkreise und die ehrenamtlichen Unterstützer wie in Rothenburg zum Beispiel Kirchen (vor allem dank der Nachbar Heilig Geist-Gemeinde) und Asylanten-Arbeitskreis. Von Anfang an auf ein Miteinander aufzubauen sei der beste Weg. Die in Kürze ankommenden fünfzehn Jugendlichen stammen aus Syrien, dem Irak, dem Kosovo, aus Indien und Äthiopien.

Der Jugendamtsvertreter machte deutlich, dass die Asylbewerber zwar gut versorgt werden, aber sich auch an klare Vorgaben halten müssen. „Wenn jemand tüchtig ist, kann er ein Gewinn für unser Land werden”, meint Herrschner. Für die Jugendlichen gelten auch feste Zeiten und um 22 Uhr müssen sie im Haus sein. Ein Sicherheitsdienst werde bei allen Unterkünften eingesetzt, schon weil es hier um Aufsichtspflichten und die Verantwortung des Jugendamtes gehe.

In der Diskussion wurde gefragt, warum nur Männer kämen und keine Frauen. Herrschner betont, man steuere dies nicht, es sei einfach so. Auf Konfliktpotentiale durch die verschiedensten Religionen angesprochen hob er hervor, dass man „null Toleranz bei Auseinandersetzungen“ zeige. Man ermögliche jedem aber die friedliche Religionsausübung und erwarte allgemein den Willen zur Integration und Anerkennung unserer Gesetze und Regeln. In Rothenburg sieht man als Fremdenverkehrsstadt besonders gute Voraussetzungen, denn hier ist man den Umgang mit allen Nationalitäten gewohnt. Stadträtin Jutta Striffler erinerte an die guten Erfahrungen mit den Studenten des früheren Goethe-Institutes.

Pfarrer Winkler von Heilig Geist brachte bislang positive Erfahrungen mit Asylbewerbern ein. Wenn es trotzdem konkrete Beanstandungen gebe (angeblich seien Jugendliche auf ein Autodach gestiegen), so müsse man darauf sofort und direkt reagieren, um das abzustellen, empfahl Herrschner.

Erwachsene im Gästehaus?

Auch nach Kosten fragte ein Teilnehmer. Ulrich Herrschner sprach von 100 bis 125 Euro, die man für einen Asylbewerber pro Tag ausgebe. In Rothenburg ist bekanntlich das frühere Bären-Gästehaus als Unterkunft für bis zu 100 Erwachsene in der Prüfung durch das Landratsamt. Das würde dann vom Kreis dafür angemietet. Näheres wird man in den nächsten Wochen erfahren. Das Flüchtlingsthema dürfte Stadt und Altkreisgemeinden jedenfalls noch ausgiebig beschäftigen. OB Hartl meint dazu, es seien „die staatlichen Strukturen noch optimierbar!” diba

Die Jugend zeigte sich künstlerisch kreativ

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Stiftung Schmidt setzte neuen Akzent – Viel Anklang

ROTHENBURG – Viel Freude hatten die zahlreichen jungen Preisträger, aber auch alle anderen Mitmachenden bei der Jugendkunstpreis-Verleihung am Freitagabend im Fleischhaus des Künstlerbundes. Erstmals führte die Stiftung Schmidt eine nur auf künstlerische Arbeiten der Jugend ausgerichtete Förderung durch, was gut ankam.

Der 2. Preis ging an die Förderschulklassen D2 und F3 mit der phanatasievollen Umsetzung einer bunten Traumstadt. Fots: diba

Der 2. Preis ging an die Förderschulklassen D2 und F3 mit der phanatasievollen Umsetzung einer bunten Traumstadt. Fots: diba

Die erste Kunstpreis-Auslobung der seit Jahren bestehenden Jugendstiftung des in diesem Jahr verstorbenen Siegfried Schmidt (sie wird von seinem Sohn und Familie fortgeführt) hat federführend der Vorsitzende des Künstlerbundes Peter Nedwal übernommen. Jugendliche bis 21 Jahre waren aufgefordert das Thema „Rothenburg – ein Lebens(t)raum“ möglichst ideenreich umzusetzen. Das hat die bemerkenswerte Zahl von 70 Bewerbern (Einzelpersonen wie Klassen und Gruppen) versucht, wovon dann 35 in die engere Wahl kamen.

Einbezogen waren die Gemeinden des Altlandkreises und natürlich besonders die Schulen. Die verschiedensten Techniken von der Collage über Fotografie bis zu Malerei, Zeichnungen und Plastiken waren erlaubt. Eine entsprechende Vielfalt zeigt sich auch in der sehenswerten Ausstellung im Fleischhaus – allerdings nur noch diese Woche, denn dann wird der Künstlerbund die Räumlichkeit wieder benötigen. Darin zeige sich auch die Wertschätzung des Künstlerbundes für die Jugendarbeit, meinte der jetzt als stellvertretender Stiftungsvorstand tätige Bernhard Benz.

Arbeit vor Ort wichtig

Stiftungsvorstand Frank Schmidt wechselte in den Stiftungsrat und übernahm die Position seines verstorbenen Vaters. Für Bernhad Benz ist künftig Dieter Kölle im Stiftungsrat verantwortlich tätig. Schmidt dankte den ehrenamtlich tätigen Gremiumsmitgliedern, denn ohne deren Arbeit vor Ort gehe es nicht. Nachdem man sich diesmal auf die Kunst beschränke, werde nächstes Jahr wieder eine Verleihung in allen Bereichen (als Körper, Seele, Geist bezeichnet) in der Korn-Halle stattfinden.

Lorenz Palm, der selbst ehemaliger Preisträger war, umrahmte mit seinen Marimbaphon-Klängen die sehr gut besuchte Veranstaltung. Peter Nedwal hatte das Vergnügen die vielen Preisträger zu verkünden und zusammen mit den Gremiumsvertretern und dem Oberbürgermeister auszuzeichnen. Dabei habe man im Sinne des Stifters keinen ersten Preis vergeben, weil dieser nur ganz herausragenden Arbeiten vorbehalten bleiben solle.

Die Jury entschied sich als 2. Preis mit 1500 Euro dotiert für die Arbeit der Förderschulklassen D2/F3, die bis zwölf Jahre mit einem phantasievollen Stadtmodell überzeugen und ihre eigene Traumstadt kreiierten. Den dritten Preis hat man dann gleich dreimal mit jeweils 750 Euro vergeben und zwar an Hanna Hädicke (Altersklasse bis 12 Jahre), Helena Mühleck (bis 21 Jahre) und Magdalena Seng (bis 16 Jahre). Weitere Preise erzielten bis 12 Jahre: Lukas und Hanna Dengel für ihre schöne Burg und Lena Kettenacker für ihre Zeichnung sowie Talita Wagner in der Gruppe bis 21 Jahre (je 500 Euro).

Die Gruppen Predatsch und Zwillinge & Co sowie die Gruppenarbeiten der 7c der Realschule erhielten je 300 Euro. Und jeweils 250 Euro gab es für die Arbeiten von Jule-Sophie Laaser, Leo Scheckenbach, Nadja Steinke, Sebastian Leyh und Marilena Wittmann.

Bernhard Benz dankt

Bernhard Benz begrüßte und dankte allen Helfern, vor allem Peter Nedwal als federführendes Jurymitglied und Alexander Fabi für die Gestaltung der Ausstellung. Als einzige Abweichung vom sonst kunst-orientierten Abend zeichnete er namens der Stiftung den besten Naturwissenschaftler des Abiturjahrgangs aus: Timon Rippl, der nun Infomatik studiert und tausend Euro Fördergeld bekommt.

Frank Schmidt setzte abschließend die seit fünf Stiftungsfesten übliche Tradition der Vereinsförderungen fort und übergab folgende Beträge zur Jugendarbeit in den Vereinen (orientiert an Mitgliederzahlen): für den TSV 7000 Euro, die Franken Knigths 1250 Euro, den Alpenverein 1150 Euro, den Reitverein 700 Euro und den Tennisclub 400 Euro.

Auch wenn es nächstes Jahr wieder im üblichen Rahmen zu einem Stiftungsfest kommen soll, so dürfte sich nach dem Erfolg und der großen Beteiligung bei dieser Kunstaktion später wieder einmal Ähnliches als willkommene Abwechslung anbieten. Vor allem ist es ein guter Anreiz für die Schüler und Jugendlichen sich kreativ zu betätigen und ihre Ideen gemeinsam mit anderen umzusetzen. Mitmachen ist dabei vielleicht noch wichtiger als ein Preis. diba

„Es ist schwieriger geworden“

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Politische Situation der FRV im Stadtrat inmitten von SPD, CSU und UR – Arbeit skizziert

ROTHENBURG – Eine lange Reihe an Tagesordnungspunkten hat die Freie Rothenburger Vereinigung in ihrer Jahreshauptversammlung im Hotel „Glocke“ abgehandelt. Neben diversen Berichten standen auch Neuwahlen sowie eine Ehrung auf dem Programm.

 Vorsitzende Jutta Striffler erstattet Bericht.

Vorsitzende Jutta Striffler erstattet Bericht.

In ihren Ausführungen hat die Vorsitzende, Jutta Striffler, vor allem auf das bisherige Jahr zurückgeblickt und chronologisch die Aktivitäten der FRV noch einmal Revue passieren lassen. Mit dem bewährten Programm von Musik und Geschichten bis zu guten Gesprächen und Essen hatte man sich bei der Freien Rothenburger Vereingung auch zuletzt auf die besinnliche Weihnachtszeit eingestimmt. Im April fand dann die erste von insgesamt vier Ausschusssitzungen statt.

„Die Ausschusssitzungen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gruppierung“, sagte die Vorsitzende. In diesen Sitzungen würden öffentliche Stadtratsthemen, die alle unsere Bürgerinnen und Bürger betreffen, mit den Ausschussmitgliedern diskutiert und erörtert. Dabei sei von großem Vorteil, dass sich „unsere Gruppierung durch eine hervorragende Mischung aus Menschen zusammensetzt, die in Handel, Handwerk, Dienstleistung, Gastronomie und Industrie tätig sind“, betonte Jutta Striffler. Gerade diese Meinungen, Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung seien der FRV enorm wichtig und könnten so in die Stadtratsarbeit mit einfließen.

Im Rahmen der jährlichen Betriebsbesichtigungen besuchte man den „Betrieb Klinikum Rothenburg“ und ließ sich vom ärztlichen Dirktor Dr. Wacker über die Wirtschaftlichkeit, die Fusion ANregiomed und über die einzelnen medizinischen Abteilungen informieren. Der ständige Kontakt zu den unterschiedlichsten Betrieben trage dazu bei, dass „wir immer auf dem aktuellsten Stand sind“, stellte Jutta Striffler heraus. Dazu zähle auch der Kontakt zum Arbeitskreis Schule/Wirtschaft. Industrie, Handel, Dienstleistung, Gastronomie sowie Hotelerie und Tourismus seien ein „Wirtschaftskreislauf von unabdingbarem Wert“, äußerte die FRV-Vorsitzende. Es gelte, diesen Wirtschaftsfaktor nicht nur zu erhalten, sondern stetig zu verbessern. „Dies sehen wir auch weiterhin als unsere Aufgabe und unser Ziel für die Zukunft unserer Stadt Rothenburg“, sagte Striffler, schließlich sichere dieser Wirtschaftfaktor gute Steuereinnahmen.

Diese wiederum trügen dazu bei, auch in Bildungseinrichtungen, Kultur- und soziale Einrichtungen investieren zu können. Was die jährlich stattfindende Denkmalbesichtigung betrifft, so hätte die gute Beteiligung zuletzt wieder einmal gezeigt, dass „wir auch hier den richtigen Weg gehen“, ließ Jutta Striffler wissen. Die Besichtigungsobjekte Schäfers- oder St. Wolfgangskirche und Befestigungen am Klingentor seien durch die fundierten Erläuterungen von Dr. Karl-Heinz Schneider für alle Teilnehmer ein Erlebnis gewesen.

Ziele verfolgen

Auch auf den Kindertrödelmarkt sowie das zweite Streuobstwiesenfest kam Striffler zu sprechen. „Ich denke, wir sind eine Gruppierung, die eine Eigenverantwortung leben und vertreten“, fasste die Vorsitzende die Grundsätze der FRV am Ende ihrer Ausführungen zusammen. Den Bericht der Fraktion erstattete Dr. Karl-Heinz Schneider. Die FRV habe nach 2013 zwar die Sitzverteilung im Stadt­rat halten können, aber eine sich aus der Schwächung der SPD und der Stärkung der CSU ergebende stillschweigende „große Koalition“ – ablesbar etwa an der Verteilung der Bürgermeisterposten – mache uns durchaus zu schaffen, sagte Dr. Schneider zu Beginn seiner Ausführungen.

Nun gelte es neue Wege zu finden, um der FRV-Politik den nötigen Nachdruck zu verschaffen. „Unsere Leitschnur war – wie auch bisher – unser Wahlprogramm. Daran haben wir uns ausgerichtet und versucht, die dort niedergelegten Ziele umzusetzen“, betonte er. Wenn das nicht immer gelungen sei, so läge dies nicht an den schwächeren Argumenten der FRV, wohl aber an den geänderten Stimmenverhältnissen im Stadtrat. „Es ist schwieriger geworden, fraktionsübergreifende klare Entscheidungen herbeizuführen und entsprechende Absprachen zu treffen“, sagte Dr. Karl-Heinz Schneider und ging noch auf einige aktuelle Themen ausführlich ein, wie Bildungseinrichtungen (unter anderem neue Topplerschule), Parkraumkonzept, die Baustellen Erlbacher Straße und Paradeisgasse, das Thema Inklusion sowie die jüngst vorgenommene Installation von Beiräten.

Blumenstrauß für Irmgard Mittermeier.  Fotos: Pfänder

Blumenstrauß für Irmgard Mittermeier. Fotos: Pfänder

In der Versammlung gab es Glückwünsche für Irmgard Mittermeier. Auf Antrag der FRV-Fraktion war ihr von Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer kürzlich bei einer Feierstunde in Ansbach die Bayerische Verdienstmedaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung in Bronze verliehen worden. Seit über 40 Jahren gehört die Hoteliersfrau der FRV an. Sie war elf Jahre Vorsitzene, 20 Jahre „Vize“ und nach dem Sprung in den Stadtrat zehn Jahre Fraktionsvorsitzende. Das Bürgermeisteramt krönte ihre politische Laufbahn in der Kommunalpolitik. „Die FRV war ein Teil meines Lebens“, blickte die Geehrte kurz zurück.

Bei den turnusmäßigen Wahlen wurde die Vorstandschaft im Amt bestätigt. Vorsitzende ist weiterhin Jutta Striffler, unterstützt von den Stellvertretern Friedrich Schmidt und Brigitte Klingler, Kassier Kurt Emmert und Schriftführer Erich Kirchgässner. Hinzu kommt eine Reihe von Ausschussmitgliedern: Waldemar Albrecht, Klaus Beyer, Christian Enz, Hans-Karl Frei, Carmen Hill, Herbert Holzinger, Hedwig Ilgenfritz, Manuela Johrend, Jürgen Klatte, Christoph Schmitt, Uwe Soldner, Albert Thürauf, Annett Wiegner, Johannes Wittmann und Max Zimmer. sis/hap

 

Kriegstote und die Opfer des Terrors

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ROTHENBURG – Die Feier des Volkstrauertages mit dem Gedenken an die Toten der Weltkriege war zugleich geprägt vom aktuellen Kriegsgeschehen in der Welt und vor allem vom grausamen Terroranschlag in Paris. Pfarrerin Sabine Baier mahnte zugleich christlich zu handeln und auf Terror nicht mit Gegengewalt zu reagieren.

Vor der Blasius-Kapelle im Burggarten haben sich die Abordnungen aufgestellt, nach der Ansprache folgt die Kranzniederlegung.   Foto: diba

Vor der Blasius-Kapelle im Burggarten haben sich die Abordnungen aufgestellt, nach der Ansprache folgt die Kranzniederlegung. Foto: diba

Bei stürmischem Novemberwetter hatten sich gut sechzig Teilnehmer außer den offiziellen Abordnungen am Sonntag gegen Mittag im Burggarten eingefunden, um der Weltkriegstoten zu gedenken. Wie immer waren die Organisationen und Vereine mit Abordnungen vertreten und die Jugendblaskapelle unter Leitung von Jan-Peter Scheurer umrahmte mit tragenden Musikstücken, wozu traditionell das Lied „Ich hatt einen Kameraden” (Wehrmacht und Bundeswehr) gehört.

Der Gedenkzug aus Reservisten der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk, der Feuerwehr, dem Roten Kreuz sowie des Sportvereins, der Schützen und der Soldatenkameradschaft bewegte sich von der Herrngasse zur Blasiuskapelle und nach der Feier auch wieder im geordneten Zug durchs Burgtor zurück. Nach der Ansprache legten die Abordnungen, darunter auch die Stadt mit Oberbürgermeister und Bürgermeistern sowie Stadträten, Kränze in der Kapelle vor den Gedenktafeln der Gefallenen des 1. und des 2. Weltkriegs im Schein der Kerzen nieder.

Zwar sei man zum Gedenken an die Weltkriegstoten zusammengekommen, aber die Opfer der jüngsten Gewalt seien uns im Moment „viel näher, schlagen uns auf das Gemüt“, begann die Seelsorgerin ihre Ansprache vor der Blasisus-Kapelle. Der Krieg im Nahen Osten, in Syrien und Irak sowie Afghanistan sei durch die furchtbaren Anschläge von Paris nach Europa getragen worden und gehe uns sehr nahe. Auch in Rothenburg hätten bereits Flüchtlinge aus Kriegsgebieten Aufnahme gefunden.

Die jüngste Gewalt erinnere an die Worte der Apokalypse des Johannes im Neuen Testament, nach denen in den letzten Tagen Angst und Schrecken über die Welt komme. Bei Matthäus finde man Jesu Gleichnis vom Weltgericht, man werde danach bemessen wie man miteinander umgegangen sei. Krieg und Terror dürfe uns nicht verleiten mit dem Finger auf die Menschen in den Kriegsstaaten zu zeigen. Schließlich sei es nur 70 und 100 Jahre her, dass „die Länder Europas Gewalt und massenhaften Tod nicht verhindern konnten“. Seit 1952 sei der Volkstrauertag nationaler Feiertag und schon Brecht habe gemahnt, dass das Gedächtnis der Menschen für erduldete Leiden kurz sei. Wer wisse schon heute noch um das Leid und die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft, die Augen- und Zeitzeugen würden immer weniger.

Als konkrete Beispiele ging die Pfarrerin auf den ersten Weltkrieg ein, wie er in den Alpen tobte, wo allein dort Hunderttausende ihr Leben verloren, Deutsche, Österreicher, Italiener. Eindringlich wirkten die Notizen des österreichischen Soldaten Hans Haugeneder, den Sabine Baier zitierte, der unter schlimmen Umständen zwar den 1. Weltkrieg überlebte, aber dann im 2. Weltkrieg 1944 an der Front gegen Rußland fiel.

Italiener wurden Freunde

Wenn man heute Italiener in der Stadt treffe, dann könne man sich nicht vorstellen, dass man sich damals gegenseitig umgebracht hat. Seit siebzig Jahren habe man bei uns Frieden, aber in der Welt sähe es anders aus. Das Evangelium lehre uns sich um alle Menschen in Not zu kümmern. Barmherzigkeit sei gefordert. Davon dürfe man auch nach den Gefühlen der Hilflosigkeit, Verzweif­lung und Wut, die die Attentate von Paris auslösen, nicht abrücken.

Pfarrerin Baier berichtete, dass in Internetnotizen (Facebook) schon manche Rothenburger „den Gutmenschen“ Mitschuld geben, denn sie würden den Islam unterschätzen. Und sofort gäbe es andere, die dieser These zustimmten und gegen Gutmenschen und Muslime polemisierten. Baier: „Sie warnen sogar, dass sie zur Gegengewalt bereit wären, sollte der Terror nach Rothenburg kommen”. Die Seelsorgerin mahnte dazu die Anwesenden: „Das kann keine Antwort auf die Gewalt in Syrien und Paris sein!“

Wir Christen seien aufgerufen, gute Menschen zu sein. Das aber bedeute keineswegs „gutgläubig und naiv zu sein!” Die Gefahr durch Ideologie und Verblendung sei in jeder Religion gegeben. Man solle „unbeirrt an Jesu Christi Vorbild festhalten und für den Frieden zwischen den Menschen, den Konfessionen und den Religionen eintreten!” Ein guter Christ suche nicht nur in anderen die Schuld oder nehme gar deren Hass auf, vielmehr bedeute es „für den Frieden zu arbeiten und zu beten, unbeirrt daran zu glauben!”

Jetzt begleite man die Angehörigen und Trauernden mit Gedanken und Gebeten in Respekt und Anteilnahme, sagte die Pfarrerin im Hinblick auf die Toten von Paris. Am Volkstrauertag gedenke man aller Gefallenen und Opfer der Kriege und Terroranschläge. Mit Martin Luthers Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich…“ schloß Sabine Baier ihre Rede.

Mit Trauerflor beflaggt

Nach dem Lied und der Kranzniederlegung in der Kapelle durch die Abordnungen trat Oberbürgermeister Walter Hartl ans Rednerpult, dankte allen Beteiligten und ging kurz auf die schrecklichen Terrorereignisse in Paris ein. Angesichts dessen dürfe man seine Menschlichkeit nicht verlieren, sagte er. Um die Verbundenheit mit der trauernden Nation auszudrücken werde das Rathaus mit der französischen und der deutschen Fahne sowie Trauerflor beflaggt.

Die Stadt hat bekanntlich mit der französischen Stadt Athis Mons eine enge Partnerschaft, die nächstes Jahr 40 Jahre alt wird und auf vielen auch sportlichen und anderen Vereins­kontakten fußt. Die Gemeinde liegt nur fünfzehn Kilometer südlich des Pariser Stadtzentrums und ist damit Teil des dicht besiedelten Pariser Umlandes. diba

Wenigstens eine Chance

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Die Auszubildenden von Erhard Sport suchen neue Arbeitgeber

BURGBERNHEIM – Das Ende eines Unternehmens ist immer ein schwerer Schlag. Am gravierendsten sind die Konsequenzen für die Mitarbeiter. Im Fall des Sportartikelherstellers Erhard Sport geht es dabei um 122 Existenzen, die nun durch Anstellung in anderen Firmen gesichert werden müssen. Neben langjährigen Mitarbeitern befinden sich darunter acht junge Auszubildende, die gerade erst in ihr Berufsleben starteten. Sie hoffen auf eine Chance, sich und ihre Fähigkeiten andernorts einbringen zu können.

Jung, motiviert und auf Arbeitssuche: Die acht Erhard-Auszubildenden mit ihren Betreuern.  Foto: Scheuenstuhl

Jung, motiviert und auf Arbeitssuche: Die acht Erhard-Auszubildenden mit ihren Betreuern. Foto: Scheuenstuhl

Es hätte so schön sein können: Der Ausbildungsvertrag ist unterschrieben. Mit dem Lehrlingsgehalt werden schon Pläne für Auto, Wohnung oder Urlaub geschmiedet. Der Anfang für eine gesicherte Existenz scheint gemacht zu sein. Worüber sich jeder Auszubildende freut, hat für die acht Lehrlinge von Sport Erhard einen faden Beigeschmack. Ihr Einstand ins Berufsleben stand von Anfang an unter keinem guten Stern.

Eigentlich schon bei ihrer Einstellung befand sich das Unternehmen – vorsichtig ausgedrückt – in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser. Einen normalen Geschäftsbetrieb haben sie deshalb nur phasenweise erlebt. Mit der Freistellung wurden sie unverschuldet um einige Monate zurückgeworfen. Jetzt heißt es nach kurzer Zeit schon wieder: Offene Ausbildungsplätze suchen, Bewerbungen schreiben und hoffen.

Bei der Stellensuche unterstützt werden die zwei gewerblichen und sechs kaufmännischen Auszubildenden von ihren Kollegen Nicole Kiertscher-Bäuerlein und Rainer Lederer. „Mir liegt es ganz arg am Herzen, dass alle Azubis dieses Jahr noch einen neuen Ausbildungsplatz bekommen“, erklärt die Ausbilderin der Industriekaufleute. Und der Marketing-Verantwortliche ergänzt: „Sobald wir von den Freistellungen wussten, haben wir mit dem Ausbildungsberater bei der Industrie- und Handelskammer Kontakt aufgenommen.“

Von dort bekamen sie eine Liste mit Betrieben, die offene Ausbildungsplätze haben sollten. Zudem versprach der Ausbildungsberater bei seinen Betriebsbesichtigungen die Situation der Erhard-Lehrlinge gegenüber potenziellen Arbeitgebern anzusprechen. Zeitgleich telefonierten die Auszubildenden Unternehmen in der Region ab und schrieben Bewerbungen – mit unterschiedlichem Erfolg.

Besonders prekär ist die Situation für die beiden gewerblichen Lehrlinge. Ihre Meister befinden sich nicht im Abwicklungsteam, sondern wurden direkt zum Monatsende im Ok-tober freigestellt. Gerade Schlosser-Lehrling Jonas Müller hatte besonderen Druck zeitnah einen neuen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Nachbarschaft springt ein

Bei dem 19-jährigen Rothenburger steht im kommenden Januar die Abschlussprüfung an. Die Aufforderung zur Anmeldung liegt schon vor. Doch um sie ablegen zu dürfen, muss man in einem Ausbildungsverhältnis stehen. Glücklicherweise kommt er bei einem Rohrtechnik-Betrieb in der Burgbernheimer Nachbarschaft unter. „Ich will einfach meine Ausbildung fertig machen und hoffe, übernommen zu werden“, sagt der angehende Schlosser erleichtert.

Bislang weniger Glück hatte sein 18-jähriger Schreiner-Kollege. Fotis Mylonidis aus Bad Windsheim befindet sich im zweiten Lehrjahr und kam erst im September ins Unternehmen, da er zunächst sein Berufsgrundschuljahr absolvierte. Er hofft, dass seine Bewerbungen doch noch positive Reaktionen hervorrufen.

Dass es mitunter ziemlich schnell gehen kann eine neue Stelle zu finden, zeigt das Beispiel von Anna-Lena Ferber. Anrufen, Bewerbung schreiben und zwei Tage später unterzeichnete die angehende Industriekauffrau im zweiten Lehrjahr aus Obernzenn den neuen Ausbildungsvertrag. Sie wird bei Wenz Wärmetechnik in Rothenburg zur Kauffrau für Büromanagement ausgebildet. „Es war eine wirkliche Erleichterung und ich freue mich sehr, dass sie mich genommen haben“, erzählt die 19-Jährige.

Sie könne trotz der etwas anderen Ausrichtung der neuen Ausbildung „mitnehmen, was sie in den letzten eineinhalb Jahren bei Erhard Sport gelernt hat“, kommentiert Rainer Lederer diesen Erfolg. Alle Azubis zeigen sich offen für derartige Wandlungen im Berufsbild: Ob als Kaufleute für Büromanagement, Groß- und Außenhandelskaufleute oder auch Kaufleute im Einzelhandel: Für sie steht im Vordergrund, einen neuen Arbeitsvertrag zu haben.

Richtig ins Zeug gelegt hat sich Isabella Frank. Mindestens zehn Bewerbungen hat die 22-jährige Ansbacherin geschrieben. Mit entsprechendem Ergebnis: Das bislang geführte Bewerbungsgespräch sei sehr gut gelaufen und für kommende Woche steht ein weiteres an. Der 17-jährige Pat Bunprom aus Bad Windsheim (2. Lehrjahr Industriekaufmann) wartet hingegen noch auf Rückmeldungen zu seinen Bewerbungen.

Der Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit hat den Azubis bislang wenig gebracht. Dort erhalte man auch nicht viel mehr, als was sowieso im Internet steht, ist die einhellige Meinung. Wenn man bei den Firmen direkt anruft, bekomme man bedauernde Antworten, weiß Nicole Kiertscher-Bäuerlein zu berichten. Meist können sie aber dennoch niemand aufnehmen.

Ältere Lehrlinge gefragter

Die „Sorgenkinder“ der beiden Betreuer sind die Auszubildenden im ersten Lehrjahr. Ihrer Erfahrung nach scheinen die „älteren“ Lehrlinge gefragter zu sein. Ob es aber am noch fehlenden Führerschein oder den selbstverständlich noch nicht vorhandenen beruflichen Grundkenntnissen liegt, vermögen sie auch nicht zu sagen. Unter den drei Lehrlingen, die erst seit September im Unternehmen sind hat sich zumindest für Daniel Kovalenko ein erster Hoffnungsschimmer aufgetan.

Der Rothenburger Baumarkt Pehl hat dringend kurzfristig einen neuen Auszubildenden gesucht. Der 19-Jährige darf nun dort erstmal zur Probe arbeiten und sich unter Beweis stellen: „Ich würde mich sehr über die Chance freuen, meine Ausbildung fortzusetzen, beziehungsweise endlich richtig damit anzufangen.“

Die zwei Industriekauffrauen im ers­ten Lehrjahr können von einer derartigen Möglichkeit bislang leider nur träumen. Die 17-jährige Marina Bardenbacher aus Ipsheim und die 16-jährige Selina Schneck aus Welbhausen hoffen aber weiter, dass ihre Bemühungen fruchten und ein Arbeitgeber sie zum Bewerbungsgespräch einlädt.

Sollte sich ein neuer Arbeitgeber finden, ist ein nahtloser Übergang für die Auszubildenden mittels eines Aufhebungsvertrags möglich. Sollte dies – was sich wirklich niemand wünscht – jedoch nicht passieren, können die Lehrlinge zumindest die theoretischen Grundlagen weiter vertiefen. Denn auch ohne neues Ausbildungsverhältnis dürfen sie die Berufsschule besuchen. mes

Unternehmen, die sich näher über die Auszubildenden informieren wollen, können Nicole Kiertscher-Bäuerlein unter der Telefonnummer 09843/9356125 oder Rainer Lederer 09843/9356309 kontaktieren.

Entfesseltes Geigenspiel

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Kaffeehausmusik in 19. Auflage wartete mit gefeiertem Höhepunkt auf

ROTHENBURG – Etwas Gehirnjogging und Knobelei, eine Prise Reiselust und Exotik waren angesagt bei der 19. Auflage der Kaffeehausmusik im Reichsstadt-Gymnasium in der – wie immer zu diesem Anlass – vollbesetzten Aula. Die größte öffentliche und dazu noch bewirtete Konzertveranstaltung im Schuljahreskalender lockte ein weiteres Mal die Massen und setzte Akzente.

Mit furiosem Geigenspiel bringt Lissy Bauer, begleitet von Gebhard Bauer am Klavier, das Kaffeehaus zum Beben.   Fotos: Weber

Mit furiosem Geigenspiel bringt Lissy Bauer, begleitet von Gebhard Bauer am Klavier, das Kaffeehaus zum Beben. Fotos: Weber

Mit dem legendären Detektiv Sherlock Holmes (Jonas Holstein) und seinem Assistenten Dr. John Watson (Lena Jakoby) gaben zwei prominente Figuren die Richtung vor. Bei der von Musiklehrer Gebhard Bauer erdachten Moderation gingen sie auf Spurensuche und nahmen das staunende Publikum mit auf ihre launige kriminologische Ermittlungstour. Immer neue Erkenntnisse, Tatbestände und Verwicklungen taten sich dabei auf.

Den Instrumentalisten und Sängern war es vorbehalten, auf ihre Weise Licht in diese bisweilen verwegen anmutenden Gedankenspiele zu bringen. Was der Bläserchor unter Erich Korder mit der Interpretation von „Sunshine“ (Michael Schütz) zum Auftakt gleich wörtlich nahm und damit eine Portion Sonnenschein in die auf Hochtouren laufenden Ermittlungen mischte.

Der Chor der Mittel- und Oberstufe unter Gebhard Bauer legte in der Klavierbegleitung durch Hanna Fiedler mit „Breaking up is hard to do“ von Neil Sedaka eine sonnige Pop-Hymne nach. Entfesselt spielte Geigentalent Lissy Bauer (begleitet von Gebhard Bauer) auf und brachte mit „Zigeunerweisen“ von Pablo de Sarasate dieses nur für wenige Stunden existente „größte Kaffeehaus Rothenburgs“ zum Beben.

„Wouldn’t it be loverly?“ (Loewe/ Lerner), einfühlsam gesungen von Selina Kandert, begleitet von Eva Ehrlinger (Querflöte) und Henrik Ströbel (Klavier) lenkte die Ermittlungsfahrt wieder in etwas ruhigere Bahnen. Delikaten und anregenden „Café au lait“ (Uwe Heger) rührte das Blockflöten-Quartett Alena Fischer, Johanna Sudler, Paula Frank und Jannik Göttfert an.

Temperament, Exotik und Hüftschwung legt der Lehrerchor bei „Un poquito cantas“ an den Tag.

Temperament, Exotik und Hüftschwung legt der Lehrerchor bei „Un poquito cantas“ an den Tag.

Der Lehrerchor lud glänzend gelaunt zum Sprung über den großen Teich ein. Ausgestattet mit Sombreros, Fächern, Schwung in den Hüften und jeder Menge Temperament legte er beim „Un poquito cantas“ südamerikanische Qualitäten an den Tag. In der Pause nutzte das zahlreiche und geneigte Publikum gerne die Gelegenheit, am variantenreichen westmittelfränkischen Kuchenbüfett einzukehren, sich dort zu bedienen und es sich schmecken zu lassen. Dazu gab es Kaffee und Tee. Eltern der 7. Klassen hatten gebacken. Mit dem Verkaufserlös wird die Skifreizeit ihrer Kinder im kommenden Winter unterstützt.

Die Schülerinnen-Formation „The Chordettes“ (neben dem Lehrerchor geleitet von Carolin Leyh) legte nach diesem kleinen stärkenden Einschnitt beim „Lollipop“ (Dixson/ Ross) gesanglich gleich den forschen Gang ein und ließ es dazu noch stilecht mit dem aus der aufgeblasenen Backe gezogenen Finger ploppen. Beim „Rigoletto mit der Zauberflöte“ (Wolfgang A. Verdi) zeigte das Lehrerorchester unter Gebhard Bauer erstaunliches Talent zum musikalischen Spagat. „Tante Paula liegt im Bett und isst Tomaten“ (Kollo/Frey) sang Anna Ehnes, begleitet von ­Joshua Humpfer am Klavier, und brachte damit auch neue thematische Würze in die forschen Ermittlungen.

Larissa Steinke zeigte als Benimm-Lehrerin im Sketch „Neulich in der Volkshochschule“ (Text: Gebhard Bauer) ihrem aufgeschlossenen und neugierigen Auszubildenden-Quartett (Nina Kartak, Mirjam Schmidt, Hannes Holstein, Lukas Otto) wo es lang geht laut Knigge.

Unverkennbar orientalisch erklang es bei „Salome“ (Rebner/Stolz) mit Karolin Dürr (Gesang), Romina Weber (Geige) und Mirjam Schmidt (Klavier). Mit dem Sprung in die Lande von „Tausendundeiner Nacht“ war das Finale eingeläutet. Bahn frei für die Bigband unter Gebhard Bauer, die ein weiteres Mal den fulminanten Schlusspunkt setzte. Auf ging’s zur Dampfzugfahrt von New York City nach Chattanooga/Tennessee, die dem legendären Swing-Klassiker von Gordon und Warren zugrunde liegt.

Ein weiteres Mal hat sich das Reichsstadt-Gymnasium bei seiner Kaffeehaus-Musik musikalisch und auch organisatorisch von seiner bes­ten Seite gezeigt und großen Mannschaftsgeist bewiesen. Viele halfen zusammen und ihnen allen dankte Oberstudiendirektor Walter Först am Ende herzlich. Eingangs hatte der Schulleiter mit dem früheren Musiklehrer der Schule, Hans-Peter Nitt, den Erfinder der Kaffeehaus-Musik begrüßt und mit ihm den früheren langjährigen Schulleiter Rainer Teschner sowie den neuen stellvertretenden Schulleiter Dr. Nikolaus Kocher und den Elternbeiratsvorsitzenden Dominik Rauh.

Nach den dramatischen Ereignissen von Paris und dem aktuellen Fund der Babyleichen in Oberfranken könne nicht zur Tagesdordnung übergegangen werden, fand der Oberstudiendirektor und sprach beides an (siehe eigener Beitrag unten). Zu einer Schweigeminute erhoben sich alle in der Aula von ihren Plätzen.

„Hinter den Kulissen“ sorgte ein weiteres Mal Philipp Breiter als Tontechniker für die richtige Abmischung. An den Ausgängen standen am Ende aufgeklappte Instrumentenkästen und Körbe bereit für Einlagen zugunsten der musikalischen Abteilung und ihrer Ausstattung. -ww-


Nachbesserung war nötig

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Folgen eines Sturmschadens am Kirchturm der Ohrenbacher Pfarrkirche

OHRENBACH –  Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Pfarrkirche St. Johannis kennt in Ohrenbach jeder – zumeist jedoch aus nur einer Perspektive. Die wenigsten hingegen  waren schon einmal auf  Augenhöhe mit dem Kirchturmhahn.

Ansicht von oben: Der Blick auf Ohrenbach verdeutlicht, wie stark Solardächer die prägende Struktur des Ortsbildes verändern.

Ansicht von oben: Der Blick auf Ohrenbach verdeutlicht, wie stark Solardächer die prägende Struktur des Ortsbildes verändern.

Die jüngsten Ausbesserungsarbeiten an der äußeren Spitze des Turms unterhalb des Wetterhahns haben eine längere Vorgeschichte. Wind und Wetter haben dem Bauwerk zugesetzt, das ursprünglich an der Westseite des Langhauses stand und etwa zweihundert Jahre später durch den jetzigen Chorturm im Osten ersetzt wurde. Ein Sturm in der Nacht von 4. auf 5. Dezember 2011 verursachte zusätzliche Schäden. Eine Fachfirma aus Ansbach wurde mit der Reparatur beauftragt und verlangte sechstausend Euro für die Ausführung.

Im Nachhinein stellte sich dann heraus: Die Arbeiten waren nachweislich nicht fachgerecht ausgeführt. Was sich zunächst nicht bemerkbar machte. In diesem Frühjahr entdeckte ein aufmerksamer Bürger, dass sich Kugel und Wetterhahn am Turm erneut zur Seite neigen und beim nächsten Unwetter wohl zu Boden stürzen. Es bestand Gefahr für Friedhofs- und Gottesdienstbesucher und daher dringender Handlungsbedarf.

Ein von der Versicherung der Landeskirche beauftragter Gutachter erkannte den Schaden als Sturmschaden an. Obwohl die Versicherung die Kosten dafür komplett übernimmt, ist es ärgerlich, dass aufgrund von Ausführungsmängeln nach vier Jahren erneut 15000 Euro investiert werden müssen.

Luftiger Arbeitsplatz: Roland Leissner und Harry Merz haben keine Höhenangst.Fotos: Schäfer

Luftiger Arbeitsplatz: Roland Leissner und Harry Merz haben keine Höhenangst. Fotos: Schäfer

Pfarrer Karl-Heinz Gisbertz, seit 2013 Seelsorger der vier evangelischen Kirchengemeinden Ohrenbach, Habelsee, Steinach und Mörlbach, beauftragte einen Fachbetrieb aus Bad Windsheim zunächst damit, die beschädigten Teile zu sichern als sofortige Maßnahme zur Gefahrenabwehr. Dann wurde der alte Holzaufsatz für Kugel und Wetterhahn gegen ein massives Eichenholzteil ausgetauscht und neu befestigt. Im Zuge der Restaurierung überarbeitete die Spenglerei auch die glänzend polierte Kupferkugel, die weithin zu sehen ist.

Um die notwendigen Arbeiten in über fünfunddreißig Meter Höhe durchführen zu können, wurde mit einer Firma aus Illesheim ein großer Kran mit einer Hebebühne angemietet, die vom Korb aus fahrbar ist und die Handwerker und Material an die Spitze des Kirchturms hievte. Vorarbeiter Harry Merz und Kranfahrer Roland Leissner bot der Auftrag in luftiger Höhe die Gelegenheit eines herrlichen Ausblicks auf den Ort und die Landschaft. Pfarrer Karl-Heinz Gisbertz, der lieber auf dem Boden blieb, erlaubte der Presse freundlicherweise eine Mitfahrgelegenheit. So gelangen eindrucksvolle Bilder. sis

Bald wird das Dach geschlossen

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Rascher Baufortschritt bei der Mehrzweckhalle – Knappe: Stadtbild weniger gestört als vorher

ROTHENBURG – Von einer mas-siven Beeinträchtigung der Stadtkulisse durch ein viel zu hohes Bauwerk in der Nähe der Stadtmauer könne ja nun wirklich nicht die Rede sein. Das gibt Stadtbaumeister Michael Knappe derzeit bei den Bürgerversammlungen mit Hinweis auf die inzwischen sichtbaren Ausmaße der Mehrzweckhalle und auf die Einpassung des Bauwerks ins Gelände zu verstehen.

Die Mehrzweckhalle duckt sich vor die Stadtmauer. Der Bau ist so weit fortgeschritten, dass schon in einer Woche – wenn das Wetter mitspielt – das Dach eingesetzt werden kann. Richtfest dann am 3. Dezember. Foto: Weber

Die Mehrzweckhalle duckt sich vor die Stadtmauer. Der Bau ist so weit fortgeschritten, dass schon in einer Woche – wenn das Wetter mitspielt – das Dach eingesetzt werden kann. Richtfest dann am 3. Dezember. Foto: Weber

Dazu zeigt er Fotos vom derzeitigen Baustand und setzt sie in Relation zu Aufnahmen, die vor Beginn des Projektes entstanden sind und die jene frühere Baumreihe an der Nordseite des Parkplatzes vorm Spitaltor zeigen. Der Vergleich führt nach seinen Worten schlüssig vor Augen, dass diese Gehölzformation wesentlich höher aufragte als die in inzwischen in ihren späteren Außenmaßen weitgehend fertige Mehrzweckhalle. Von einer Verschlechterung der Situation in Bezug auf die Stadtansicht könne demnach nicht die Rede sein, ganz im Gegenteil, macht der Stadtbaumeister damit deutlich.

Nach dem nur wenig entfernt seiner Verwirklichung entgegengehenden Grundschul-Projekt (7,3 Millionen Euro) ist die Mehrzweckhalle derzeit von den Kosten her das zweitgrößte Bauprojekt der Stadt. 6,85 Millionen Euro sind dafür vom Stadt-rat beschlossen. Die Grundierung hat wegen der dort vorhandenen Felsspalten, die geschlossen werden muss­ten, etwas mehr als geplant gekostet. Derzeit liegen die voraussichtlichen Kosten knapp unter 7 Millionen Euro. Das bedeute, dass das Projekt trotz der Verzögerungen um den Baubeginn gerade mal zwei Prozent über dem Ansatz liege, rechnet der Stadtbaumeister unserer Redaktion vor.

Die Betonarbeiten an Schale und Stützwerk haben inzwischen einen Stand erreicht, dass – vorausgesetzt das Wetter spielt weiter mit – in Kürze schon das Dach aufgezogen werden kann. Dabei handelt es sich um eine 20 Zentimeter dicke Elementlösung mit Trapezblech und dazwischenliegender Dämmung (aus Styrodur) auf Leimholzbindern.

Am Dienstag, 1. Dezember, soll nach den aktuellen Terminplanungen das Dach der Mehrzweckhalle geschlossen werden. Wie schon erwähnt: Dies gilt unter der Voraussetzung, dass die Arbeiten in den kommenden Tagen ungehindert weitergeführt werden können.

Die Überdachung des Foyer-Bereichs im späteren Zugang zur Halle trägt bereits ihre Decke (in diesem Fall aus Beton). Der vordere Teil der Mehrzweckhalle vom Parkplatz aus gesehen hat damit seine Rohbau-Ausmaße schon erreicht. Gleiches gilt im Wesentlichen auch für den hinteren, eigentlichen Hallenbereich. Das Elementdach, das diesen Abschnitt überspannt, ist relativ dünn und sitzt direkt auf den noch einzuhängenden Leimholzbindern auf.

Unmittelbar vor der Tür steht – die vorgenannte Einschränkung gilt natürlich auch hier – das Richtfest für die Mehrzweckhalle. Es ist für den Donnerstag, 3. Dezember, ab 11.30 Uhr vorgesehen. Wenn das Dach geschlossen ist, könnte der Winter genutzt werden für den Innenausbau. „Derzeit haben wir ein bis zwei Monate Vorsprung,“ freut sich der Stadtbaumeister. Wenn alles gut läuft, könnte die Halle noch Ende 2016 eröffnet werden.

Mit welchem Sport- oder Kulturer-eignis? Michael Knappe sieht die Stadt und seine Vereine nicht zuletzt auch gefordert, wenn es um den künftigen Betrieb des Projektes geht. Da mache sich die Verwaltung ihre Gedanken, betont er. Das reiche vom Marketing über Veranstaltungen unterschiedlichen Zuschnitts und verschiedenster Ausrichtung bis hin zum Belegungsplan.

Es werde auch überlegt, ob und wie die Mehrzweckhalle ins künftige zentrale Immobilienmanagement eingebunden werden könne. -ww-

Gemeinschaftssinn

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Arbeitskreis möchte Treffpunkt für Bevölkerung

NEUSITZ – Böse Zungen behaupten, Neusitz sei lediglich ein Vorort von Rothenburg, in dem es sich vergleichsweise günstig wohnen lässt. Tägliches Leben und Freizeit finden aber in der Stadt statt. Ein besonderer Treffpunkt mit Angeboten für jedermann müsse deshalb her, so die Meinung einer örtlichen Arbeitsgruppe des Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts. Der Knackpunkt: Eine breite Unterstützung in der Bevölkerung ist dafür nötig.

Zahlreiche Ideen für den Treffpunkt in Gemeinde : Der Arbeitskreis möchte in Neusitz etwas auf die Beine stellen.    Foto: Scheuenstuhl

Zahlreiche Ideen für den Treffpunkt in Gemeinde : Der Arbeitskreis möchte in Neusitz etwas auf die Beine stellen. Foto: Scheuenstuhl

„In Neusitz fehlt vieles, weil es hier auch schwierig ist, etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Willi Löblein. Als ehemaliger Gemeinderat und alteingesessener Neusitzer spricht er da aus Erfahrung. Die bauliche und geistige Teilung in altes Dorf, neues Dorf und Neubaugebiet, wo jeder seinen eigenen Freundeskreis habe, sehen Judith und Manfred Keitel als eine maßgebliche Hürde für ein echtes Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Bevölkerung des 2000-Seelen-Örtchens.

Aller Unkenrufe und Widrigkeiten zum Trotz hat sich eine Gruppe engagierter Bürger dennoch zusammengefunden, die dies nun mit einem Treffpunkt in der Art eines Laden-Cafés ändern möchte. Dem Ehepaar Keitel hat schon seit längerer Zeit vorgeschwebt, dass man etwas ins Leben ruft, wo die Menschen zusammenkommen, aber auch Dinge des täglichen Lebens verrichten können.

Bei der Gemeindeversammlung im Januar sei man dann hellhörig geworden. Wenn man schon bei dem europäischen Entwicklungskonzept „Leader“ dabei sei, dann „sollte Neusitz auch davon profitieren und nicht nur zahlen“, so Manfred Keitel. Der Arbeitskreis „Wohnen, Soziales, Versorgung und Bildung“ hat seitdem, ausgehend von den ersten Vorstellungen von Judith und Manfred Keitel, zahlreiche Ideen und Wünsche erarbeitet, wie ein Treffpunkt für die Dorfgemeischaft aussehen könnte.

Und in der ersten Findungsphase sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Vom Laden mit regionalen und saisonalen Produkten, einem Café oder einer Kaffeebar, über eine Bücher- und Spielecke, eine Nachbarschafts- beziehungsweise einer Einkaufshilfe bis hin zu kulturellen Veranstaltungen (Lesungen, Ausstellungen oder Themenwochen) lauten die bisherigen Ideen des Arbeitskreises.

Mehr als nur Dorfladen

Oberster Wunsch: Es muss mehr sein als ein einfacher Dorfladen. Denn dass man dem Angebot eines Discounters damit keine Konkurrenz machen kann, ist allen klar. „Das ist nicht unser Ziel, deshalb wählen wir ein anderes Modell“, erklärt Thomas Schweikert. Ausgesuchte regionale und frische Produkte seien vorstellbar. Vielleicht könne ein Händler mit seinem Verkaufswagen zu gewissen Zeiten vorbeikommen.

Auch Geschenkkörbe und Blumensträuße finden sich bei der Ideensammlung. Älteren Mitbürgern und Müttern möchte man so auch den Weg in die Stadt wegen einzelner Produkte ersparen. Um darüber hinaus gerade jenen das Angebot zugänglich zu machen, die ganz auf ihre Mitmenschen angewiesen sind, ist außerdem ein Lieferservice im Gespräch.

Es solle ein Ort werden, wo man ein paar Stunden bei einem Kaffee in Gesellschaft verbringen möchte, so Manfred Keitel. Das Gemeinschaftsgefühl werde gefördert und die „Attraktivität von Neusitz als Lebensraum für junge Familien, aber auch für ältere Menschen“ gesteigert. Bürger können auch über ein Schwarzes Brett ihre Dienste anbieten, ergänzt Gabriele Schön. Der Name des Projekts – „Wir & Hier“ – drückt die Verbundenheit der Bewohner untereinander und zum Ort aus.

Nicht nur das Resultat der Überlegungen soll für die Gemeinschaft sein. Bereits beim Sammeln der Ideen sind alle Bürger gefragt. Deshalb können sie ihre Vorschläge für den Treffpunkt aufschreiben und diese dem Arbeitskreis am Neusitzer Adventsmarkt (an diesem Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr) in den Gemeindesaal bringen. Über eine personelle Verstärkung würde sich der etwa zehnköpfige Arbeitskreis aber ebenso freuen.

Beim Adventsmarkt werden die anderen drei Arbeitskreise („Arbeit, Wirtschaft, Verkehr und Infrastruktur“, „Freizeit, Tourismus und Kulturlandschaft“, „Landwirtschaft, Wege und Energie“) ebenfalls vor Ort im Rathaus sein, um ihre bisherigen Ergebnisse für das Integrierte ländliche Entwicklungskonzept („Ilek“) vorzustellen. Was von den Vorhaben letztlich umsetzbar ist, wird mittels einer Machbarkeitsstudie festgestellt.

Positive Stimmen

Für den Treffpunkt hat man geeignete Räume (Größe, Barrierefreiheit und Parkmöglichkeiten) im Blick, deren Eigentümer bereits Unterstützung signalisiert habe. Auch in der Bevölkerung konnten die Mitglieder des Arbeitskreises erste positive Stimmen zu dem angedachten Projekt sammeln. Oft ist trotzdem zu hören: „Das geht uns aber nichts an, das soll die Gemeinde machen.“

Letztlich steht und fällt der Treffpunkt allerdings mit der Beteiligung der Bürger. Es wird kein Weg daran vorbeiführen einen Verein oder eine Genossenschaft zu gründen, die als Träger des Projekts fungiert und das wirtschaftliche Risiko trägt, betont Manfred Keitel und fügt noch hinzu: „Es ist kein Gemeindeprojekt.“ Rücklagen, Dividenden oder Profite stehen dabei nicht im Vordergrund, der soziale, gemeinschaftliche Gedanke dafür umso mehr.

Es gehöre schon ein gewisser Idealismus zu dem ganzen Projekt, ergänzt Edith Vogel. Falls es zustande kommt, sind dann auch mehr Leute nötig, die sich engagieren. Man stellt sich vor auch die Jugend, unter anderem beispielsweise im technischen Bereich, in das Projekt einzubeziehen. Aber auch Rentner, die im Ruhestand noch etwas Neues anfangen wollen, sind als Unterstützer gefragt.

Natürlich bedarf es neben den Ehrenamtlichen auch Kunden und Gäste, die den Laden, das Café und die vielen weiteren Dienste auch in Anspruch nehmen. „Alle Neusitzer sind erwünscht und jeder wird gebraucht“, unterstreicht Gabriele Schön die Idee des Projekts.

Momentan befindet sich das Projekt in einem Stadium, in dem es wichtig ist, das Stimmungsbarometer in der Bevölkerung abzufragen. Die Mitglieder des Arbeitskreises stehen für Fragen zum Projekt nicht nur am Adventsmarkt zur Verfügung. Ihr nächstes Arbeitstreffen findet am 22. Januar um 20 Uhr im Gasthof Neusitz statt. mes

Da steckt Musik drin

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Sprache hat einen großen Einfluss auf das Denken

ROTHENBURG – Nahezu vollbesetzt war das Theater am Burgtor bei einer besonderen Buchpräsentation vor herbstlicher Bühnenkulisse. Fritz Klingler stellte seinen neuen Gedichtband „Zwischen uns“ vor, solistisch stimmungsvoll untermalt von Prof. Claudia Buder, eine Meisterin des Akkordeon.

Musikalisch-literarisch: Dichter Fritz Klingler und Akkordeonistin Claudia Buder. Foto:sis

Musikalisch-literarisch: Dichter Fritz Klingler und Akkordeonistin Claudia Buder. Foto:sis

Der Insinger Dichter und die Hochschul-Professorin aus der Kulturstadt Weimar präsentierten eindrücklich, wie sich Musik und Lyrik beeinflussen. Bei beiden Kunstgattungen steckt Text hinter dem Text: die Lautermalerei der Worte und deren melodische Bewegung. Mit den Spielarten lyrischer Themenvariatonen schildert Fritz Klingler in seinen Gedichten kurz und prägnant die helle und dunkle Seite des Lebens. Gefühle spielen dabei eine bedeutende Rolle. Sie prägen die Beziehung zwischen Menschen.

Er greift die verlorene Nähe auf, die Geschwindigkeit des Alltags, die Zeitvergeudung im Wartezimmer, das zuweilen Blüten teibende Schwarzgeld und setzt dem fast ausgestorbenen Sattler-Handwerk oder dem „Bestleinsmüller“ aus dem Ortsteil Diebach ein Denkmal. Auch Natur und Natürlichkeit verwendet er als Konstrukt, um das Ausmaß der menschlichen Einwirkung zu beschreiben.

Die Akkordeonistin inszenierte die passende Musik dazu: mitSchuberts bekannte Weise „Am Brunnen vor dem Tore“, Werken des tschechischen Kompositionen Leos Janacek und des Franzosen Jacques Ibert und sorgte für eine stimmungsvolle Geräuschkulisse zu den Gedichten. Immer wieder gab es Zwischenapplaus und am Schluss kräftigen Beifall. sis

Fall für den Abriss

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Sanierung wegen unverhältnismäßig hoher Kosten unzumutbar

ROTHENBURG – Eine Instituition wird abgerissen: Die katholische Pfarrgemeinde St. Johannis ist nach reiflicher Überlegung aus finanziellen Gründen zu dem Schluss gekommen, das Pfarrzentrum in der Erlbacher Straße dem Erdboden gleichzumachen.

Das nicht mehr genutzte Pfarrzentrum wird jetzt abgerissen: Die Entscheidung wurde sorgfältig abgewogen. Fotos: Schäfer

Das nicht mehr genutzte Pfarrzentrum wird jetzt abgerissen: Die Entscheidung wurde sorgfältig abgewogen. Fotos: Schäfer

Schon vor Jahren verflichtete die Erzdiözese die Pfarrgemeinde im Rahmen von Sparmaßnahmen ein Gebäudekonzept für das Pfarrzentrum zu erstellen. Der aus den 70er Jahren stammende Bau hat einen hohen Sanierungsbedarf und müsste modernisiert werden. Der Aufwand wäre wegen unverhältnismäßig hoher Kosten für die kleine Pfarrgemeinde unzumutbar. Pfarrgemeinderat, Kirchenwaltung und Verwaltungsausschuss kamen überein, in einem ersten Schritt das stark renovierungsbedürftige Gebäude zu schließen.

Bemühungen für eine andere Nutzung scheiterten an der Bausub­stanz und an den erheblichen gesetzlichen Vorschriften. Die letzten acht Jahre stand das Pfarrzentrum leer. „Uns ist in der Pfarrgemeinde klar geworden, dass wir ohne Pfarrzentrum leben werden und müssen“, sagt Pfarrer Harald Sassik. Vor einigen Wochen wurde damit begonnen, das Gebäude abzubauen. Es wird vollständig abgerissen.

Der Kindergarten und das ehemalige Hausmeisterhaus bleiben ganz erhalten. Das frei werdende Grundstück bleibt im Besitz der Kirchenstiftung und soll zukünftig für den Kindergarten und das Gemeindeleben als großzügiges Wiesengelände zur Verfügung stehen. So ein großzügiges Umfeld fördert noch zusätzlich die Attraktivität der Kindertagesstätte.

Das frei werdende Grundstück wird künftig als großzügiges Wiesengelände genutzt.

Das frei werdende Grundstück wird künftig als großzügiges Wiesengelände genutzt.

Der Rückbau des Gebäudes wird durch Fachfirmen geleistet. Nach Verhandlungen mit dem Erzbischöflichen Bauamt und der Stiftungsaufsicht ist es gelungen, wie Pfarrer Harald Sassik sagt, „für die Pfarrei das Optimum herauszuholen“. Die Diözese trägt die Kosten des Abrisses zu hundert Prozent. sis

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