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Starkbier-Festrede

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Humoristische Darbietungen beim „Derblecken“

SCHILLINGSFÜRST – Kreativen Köpfen in Schillingsfürst gehen die Ideen nicht aus. Das steckt noch viel Potenzial drin. Das neueste Projekt „Derblecken am Schlossberg“ nimmt schon konkrete Gestalt an: „Ja, wir schaffen das“, sagt Initiator Markus Löschel, will aber verständlicherweise nicht alle Geheimnisse preisgeben. Der Inhalt soll eine Überraschung sein.

Alles macht Spaß, wenn die Einfälle sprudeln. Warum also warten, bis zur nächsten Faschingszeit, dachte sich „Frankemer-Stupfl“-Regisseur und Akteur Markus Löschel und fand Unterstützung für die Umsetzung seiner neuen Idee. Die Inszenierung einer Fastenpredigt auf der Bühne – in Anlehnung an das Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg nach bayerischer Wirtshausmanier. Anders als bei der sogenannten „Münchner 5. Jahreszeit“ wird nicht „Mama Bavaria“ oder „Bruder Barnabas“ den „Großkopferten“ quer durch die Parteien die Leviten lesen.

Schillingsfürst kann mit anderen historischen Figuren aufwarten aus dem fränkischen Adelsgeschlecht des Hochadels. Fürst Karl-Albrecht oder Reichskanzler Chlodwig bieten sich an, lässt Markus Löschel durchblicken, ohne die Entscheidung zu verraten. Auch wer den Fastenprediger mimt, bleibt noch ein Geheimnis.

Naufschieß’n und derblecken der „Großkopferten“ quer durch die Parteien: Schillingsfürst macht von sich reden.    Foto: Schäfer

Naufschieß’n und derblecken der „Großkopferten“ quer durch die Parteien: Schillingsfürst macht von sich reden. Foto: Schäfer

Fast zwei Handvoll Akteure werden sich am „Politiker-Derblecken“ beteiligen, zu dem ebenfalls ein Singspiel und noch andere humoristische Darbietungen gehören. Einige Mitwirkende haben Stupfl-Fasching-Erfahrung oder Thea­tererfahrung durch die Mitwirkung bei Laienstücken. Es gibt auch bereits eine Zusage für geistlichen Beistand auf der Bühne.

Die evangelische und katholische Kirche tritt als Mitveranstalter auf, neben dem CSU-Ortsverband und die „Freien Bürger“, dem TSV Schillingsfürst und dem Club der Deutschen aus Russland. Der Erlös des Abends am Samstag, 12. März, um 19.30 Uhr in der Albert-Zietz-Halle soll den beiden Kirchengemeinden zur Förderung der Integration und Unterstützung hilfsbedürftiger Flüchtlinge zugute kommen. Es wird kein Eintritt erhoben, aber um Spenden für die soziale Arbeit gebeten. Einladungen werden schon verschickt an die regionale Polit-Prominenz: VG-Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte aus den verschiedenen Lagern. Wichtig dabei ist die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Denn schlimmer als derbleckt zu werden (der bayerische Begriff bedeutet etwa „sich über jemanden lustig machen“), ist nur eines: gar nicht erwähnt zu werden. Anmeldung ist erforderlich: Telefon 09868/7127.

Zur heiteren Geselligkeit soll es ein kräftiges Starkbier im Ausschank geben. Die Verhandlungen mit der Zietz-Halle-Brauerei laufen. Das „Derblecken auf dem Schlossberg“ ist zunächst als Versuchsballon gedacht, um die Resonanz zu testen. Neues wagen eröffnet spannende Möglichkeiten. Wie die Erfolgsgeschichte mit dem „Fürstlichen Weihnachtsmarkt“ zeigt, die Schillingsfürst einen neuen Schub gegeben hat. sis


„Alles hat im Leben seine Zeit“

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Manuela Däschner nahm 67 Kilogramm ab und möchte nun ihre Erfahrungen mit anderen teilen

ROTHENBURG – „Ich habe einen ganzen Kleiderschrank voll nichts anzuziehen“: Ein Problem, über das viele Frauen klagen. Bei Manuela Däschner trifft es aber auch zu. Von Größe 54 bis 36 erstreckt sich ihre Garderobe. Denn die 31-Jährige nahm dank einer Ernährungsumstellung innerhalb von knapp drei Jahren 67 Kilogramm Gewicht ab. Nun möchte sie anderen bei ihrem Weg helfen, sich von überflüssigen Pfunden zu verabschieden.

Die Glasschale, in der früher Kekse für den Zuckerschub zwischendurch waren, ist heute bis zum Rand gefüllt mit gesunden Cherry-Tomaten. „Ich esse sie den ganzen Tag über, immer mal eine“, erzählt Manuela Däschner. Ihr Leben hat sich in den vergangenen drei Jahren um 180 Grad gedreht. Der Auslöser dafür war das Video von der Taufe ihrer Tochter Kim Sara. Als Kind habe Manuela Däschner Normalgewicht gehabt. Erst ab der Pubertät sei es stetig mehr geworden. „Sport war noch nie mein Thema“, erinnert sich die 31-Jährige. Zwar sei ihr immer bewusst gewesen, dass sie – ihrer eigenen Aussage nach – dick war, doch als ihr das auf dem Video vor Augen geführt wurde, legte sich ein Schalter um: „Ich war erschüttert von meinem Aussehen, fasst sie ihre Reaktion in Worte. In diesem Moment fiel der endgültige Entschluss, etwas zu ändern.

Heute passt sie komplett in ein Hosenbein.

Heute passt sie komplett in ein Hosenbein.

Zum einen war ihr Wunsch, sich gesund und attraktiv zu fühlen. Zum anderen wollte sie ihrer Tochter ein Vorbild sein. Nach der Geburt brachte sie ihr Höchstgewicht von 131,4 Kilogramm auf die Waage. Sie hatte Schwierigkeiten ihre Kleine nach oben in den ersten Stock zu tragen, ohne auf der Treppe eine Verschnaufpause einlegen zu müssen. Auch unbeschwertes Trampolinspringen mit ihr wäre so nicht möglich. Zudem befürchtete sie, Kim Sara könnte von anderen Kindern wegen des Aussehens ihrer Mutter gehänselt werden.

Also setzte sie sich ein Ziel: Sie wollte ihr Gewicht soweit reduzieren, dass sie gemäß des Körpermasseindex („Body-Mass-Index“, BMI) Normalgewicht hat. Sie wusste, dass dies ein langer Weg werden würde. „Ich liebe essen und wollte deshalb trotz des Abnehmens nicht hungern müssen“, erklärt sie. Ihr ging es auch nicht darum, kurzfristig Erfolg zu haben und dann ewig gegen den Jojo-Effekt ankämpfen zu müssen. Diäten, die etwa auf die Minimierung von Kohlenhydraten setzen, wären nichts für sie gewesen. Deshalb änderte sie ihre Ernährung grundlegend.

Abnehmen, aber dabei nicht verzichten: Manuela Däschner isst heute noch jeden Tag Schokolade, weil sie das einfach brauche, allerdings „keine ganze Tafel mehr“. Sie hat 2013 das Programm von „Weight Watchers“ (zu deutsch: Gewichtsbeobachter) für sich entdeckt. Es beruht darauf, jedem Lebensmittel einen sogenannten „Punktwert“ zuzuweisen, der aus unterschiedlichen Faktoren berechnet wird. Die entsprechenden Listen stehen unter Urherberrechtsschutz und somit nur zahlenden Mitgliedern zur Verfügung. Wer abnehmen möchte, darf eine bestimmte individuelle Punktzahl pro Tag nicht überschreiten. Da man heute so ziemlich alles online machen kann, hat auch das amerikanische Abnehmunternehmen auf digitale Unterstützung nachgerüstet: Mittels einer Applikation auf dem Smartphone („App“) kann man im Supermarkt den Barcode eines Produkts einscannen und sich den Punktwert ausrechnen lassen.

Manuela Däschner wurde anfangs für ihr Vorhaben belächelt. Doch mit ihrer Disziplin und einer gesunden Portion Dickköpfigkeit konnte sie Familie, Freunde und Bekannte überzeugen. „Das kann nicht sein, dass du noch so viel essen darfst“, wunderten sie sich am Anfang ihrer Abnehm-Odyssee. Mittlerweile, wenn sie zum Essen zu Besuch kommt, legen sie ihr das jeweilige Rezept hin, damit sie sich dessen Punktwerte ausrechnen kann. Manchmal wollte man sie auch zu einer kleinen kulinarischen Schummelei verführen. Doch gerade dann blieb Manuela Däschner eisern: „Ich mache durchaus auch Ausnahmen, aber nur dann, wenn ich es will“, setzte sie ihnen dann entgegen.

Ihre kleine Tochter kennt das gesunde Essen schon seit sie die Brei-Phase hinter sich gelassen hat. Natürlich gehe es bei ihr nicht darum Kalorien zu zählen, versichert ihre Mutter. Vielmehr soll ihr dadurch von klein auf gezeigt werden, dass Süßigkeiten in Maßen in Ordnung sind. Und auch ihr Papa sei von dem Essen ganz angetan, da durchaus auch deftige Speisen auf den Tisch kommen. Sport ist zwar weiterhin nicht der liebste Zeitvertreib der Rothenburgerin. Aber sie spürt dennoch, dass sie sich jetzt viel besser bewegen kann. Mittlerweile hat sie dennoch der sportliche Ehrgeiz gepackt und so misst sie sich – natürlich per technischer Hilfsmittel – mit ihren Freunden, wer den Tag über die meisten Schritte gegangen ist. Sie schicken sich sogar gegenseitig digitale Herausforderungen.

Andere Zeiten, anderes Gewicht.  Foto: privat

Andere Zeiten, anderes Gewicht. Foto: privat

Wenn man einen derartigen Wandel vollzogen hat, dann möchte man meist alle Beweise für das frühere „Ich“ nach außen hin tilgen. Eine Ausnahme ist beispielsweise eine große Collage im Hausflur von Manuela Däschner. Sie zeigt zahlreiche Fotos ihrer Hochzeit, bei der sie noch nicht abgenommen hatte. Natürlich sehe sie sich jetzt Hochzeitskleider mit ganz anderen Augen an, aber die eigene Hochzeit deshalb zu wiederholen stehe nicht zur Debatte. Denn „alles hat im Leben seine Zeit“, ist sie sich sicher.

Durch die große Gewichtsabnahme stehen für sie gleich in mehrerer Hinsicht neue Zeiten an. Modisch kann sie nun endlich aus dem Vollen schöpfen. Ihr „absoluter Höhepunkt“ war, als sie sich endlich Stiefel kaufen konnte. Bisher waren die Schäfte immer zu eng für ihre Waden. Aber auch beruflich orientiert sie sich nun etwas um. Zwar ist sie weiterhin vor allem Mama für die kleine Kim Sara. Doch ihren Job im Einzelhandel hat sie gekündigt, um ein Versprechen, das sie sich selbst gegeben hat, in die Tat umzusetzen.

Denn als sie mit dem Abnehmen begann setzte sie sich noch ein weiteres Ziel: „Wenn ich irgendwann mein Wunschgewicht habe, helfe ich anderen Menschen beim Abnehmen.“ Sie selbst konnte als frischgebackene Mutter aus Zeitgründen nicht an den Treffen der „Weight Watchers“ in Ansbach und Bad Mergentheim teilnehmen. Aber der Austausch mit Gleichgesinnten von Angesicht zu Angesicht habe ihr sehr gefehlt. „Die Treffen sind Gold wert“, sagt sie. Aus diesem Grund ließ sie sich in Düsseldorf in der Hauptzentrale des Diätunternehmens als Gruppenleiterin ausbilden. Außerdem macht sie gerade eine IHK-Ausbildung zur Fachfrau für Ernährungsberatung und Gewichtsmanagement. Ihre „facebook“-Gruppe „Weight Watchers Rothenburg“ hat schon mehr als 100 Mitglieder. Ab März möchte sie dann bei ihren Treffen Interessierten persönlich beim Abnehmen zur Seite stehen, zum einen in der Tauberstadt, aber auch in Bad Windsheim.

In Rothenburg startet Manuela Däschner am 15. März. In der ehemaligen Sparkasse im Heckenacker steht sie dann wöchentlich ab 10.30 und 18.30 Uhr für Fragen zum Thema Abnehmen zur Verfügung. In Bad Windsheim geht es am 17. März im Schulungsraum der Rettungswache um 11 und 19 Uhr los. mes

„Die Saliterer kommen“

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Vor über 230 Jahren hallte der Schreckensruf durch Dombühl

DOMBÜHL – Mit einem „Blick durchs Schlüsselloch“ der Geschichte erinnert das Dombühler Archiv mit seinem Leiter Rudolf Opitsch an die Zeit, als der Ruf „Die Saliterer kommen!“ durch den Ort hallte.

Rasch wurde die Kunde von deren Ankunft in Dombühl von Bauernhof zu Bauernhof, von Haus zu Haus getragen. Schon wieder? Die Dorfbewohner atmeten tief durch, ballten die Fäuste, doch es nützte nichts, die Landesfürsten standen hinter diesem Personenkreis und der nutzte dies weidlich aus. Aber wer und was waren diese „Saliterer“ die die Bevölkerung so in Angst und Schrecken versetzten? Es waren „Salpetersucher“. Schlägt man den Duden auf so ist unter Salpeter zu lesen: „Weißes oder hellgraues Salz der Salpetersäure, das früher vor allem zur Herstellung von Düngemittel und Schießpulver verwendet wurde“.

Schießpulver also – und um das herstellen zu können brauchte man eben Salpetersalze als Ausgangsstoff, denn je nach Kriegslust der damaligen Landesherren, war der Bedarf an diesem Natural geringer oder größer. In früheren Jahrhunderten waren Naturvorkommen von Salpeter in Deutschland nicht bekannt und eine Einfuhr aus dem Ausland nicht möglich. Dies war der Grund, dass er im eigenen Land und somit auch im Markgrafentum Ansbach oder im Hochstift Eichstätt mühsam gesammelt werden musste. Geringe Mengen dieses Stoffes sind naturgemäß dort zu finden, wo in Verbindung mit Luft und pflanzlichen oder tierischen Stoffen ein Verwesungsprozess stattfindet. Dies war in Viehställen sowie in Wohnräumen der Fall – der Boden enthielt Salpeter, die Wände blühten aus, es bildete sich der „Mauersalpeter“ und das blieb unter den gegebenen Voruzeichen nicht ohne Folgen für die bäuerliche Bevölkerung.

Dombühler Säumarkt um 1910: In diesem Bereich schlugen die Saliterer ihr Quartier auf, wenn sie nach Dombühl kamen. Foto: Archiv

Dombühler Säumarkt um 1910: In diesem Bereich schlugen die Saliterer ihr Quartier auf, wenn sie nach Dombühl kamen. Foto: Archiv

Die jeweiligen Landesherren beauftragten entsprechende Untertanen, die Saliterer, mit der Suche nach Salpetervorkommen. Auch die Dombühler konnten im 18. Jahrhundert ein Lied davon singen. Ausgestattet mit einem Kanzleidekret, einer Verfügung vom 15. Sept. 1744, fielen die Saliterer dort ein. Nicht selten missbrauchten sie ihre Rechte in gröbster Art und Weise. Sinn- und planlos wüteten sie in Ställen, Scheunen, Stuben und Kammern. Es war ihnen auch erlaubt Fußböden aufzureißen. Ein Platz jedoch durfte nicht in die Suche mit einbezogen werden: der Bereich des Esstisches. Er war unantastbar. Die Salpetersucher waren jedoch vertraglich verpflichtet, eine Mindestmenge abzuliefern. Was ihre Schürfrechte natürlich befeuerte.

Verständlicherweise versuchten sich die Familien vor den oft sinnlosen Verwüstungen zu schützen, indem sie Lebensmittel oder Geld herausgaben. Bei den Landesherren häuften sich die Klagen und es wurde lediglich erreicht, dass in Kirchen oder Pfarrhäusern nicht mehr nach Salpeter gesucht werden durfte. Es ist durchaus glaubhaft, dass die Saliterer mit zu den verrufensten Menschen zählten und sich den Hass der Bauernschaft zuzogen. Dombühl wählte den finanziellen Ausgleich.

Am 13. April 1751 verpflichtete sich der damals eingesetzte hochfürstlich-eichstättische Saliterer Abraham Müller aus Hohenweiler (heute ein Ortsteil von Pleinfeld) gegen „1 Spezies Dukaten“ zeitlebens die Salpetersuche in Dombühl einzustellen. Das galt auch 25 Jahre lang für seine Söhne. „Vom Sallitter graben Anno 1783 und von dem dabeÿ Vorgegangenen Diebstall“ handelt ein Beleg in altdeutscher Schrift. 1783 hatten zwei Brüder aus Steinbach vom Eichstätter Fürstbischof die Salpetersuche in dessen Oberamt Wahrberg gepachtet und kamen im März in den Ort.

Vergeblich versuchten die Dombühler das Salpetergraben wieder durch eine entsprechende Zahlung zu verhindern. Die Salpetersucher weigerten sich einfach. Am Dombühler Säumarkt (er befand sich im Bereich des Marktplatzes in Nähe der heutigen Dorflinde) schlugen sie ihre Hütte auf und begannen dann ihre Tätigkeit. Leidtragender war unter anderem auch der spätere Bürgermeister Johann Georg Miller. Am 1. April begannen sie in seiner Stube nach salpeterhaltiger Erde zu graben, rissen am 7. Mai einen 100 Pfund schweren Kessel aus dem Gemäuer, eigneten sich auch noch einen kleineren an und verschwanden mit dem Diebesgut. Am anderen Tag schwamm der kleinere in einem Weiher bei Dorfgütingen, der große blieb unauffindbar.

Der letzte Saliterer der in Dombühl grub, verließ den Ort im Juli 1785, nachdem er über zwei Jahre nach Salpeter gegraben hatte. Er profitierte so wenig, dass er schuldenhalber fast nicht abziehen konnte, weil er wenig Salpetererde fand. Ab 1820 verlor der Beruf der Saliterer oder Salpetersucher und Salpetersieder ganz an Bedeutung. In Chile wurden natürliche Vorkommen entdeckt. op

Große Anerkennung

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Die Flüchtlinge bekommen handfeste Unterstützung

ROTHENBURG – Es gibt viele Bereiche, in denen sich Rothenburger ehrenamtlich engagieren: auf politischer, kultureller und sozialer Ebene. Viel Arbeit wird im Stillen geleistet. Diese hilfsbereite Seite hat sich noch verstärkt durch den freiwilligen Einsatz in der Flüchtlingshilfe.

Der Arbeitskreis Asyl hilft in Eigeninitiative und hat sich mit den wachsenden Aufgaben eine neue Struktur gegeben. Beeindruckend die professionelle Koordinationsarbeit: sympathisch und menschlich, gleichzeitig aber mit gebotener kritischer Distanz. Die organisatorische Zuordnung der Aufgabenbereiche schafft Klarheit innerhalb der Freiwilligengruppe mit entsprechender Kompetenz und Verantwortung, die auch in der Öffentlichkeit sichtbar ist und Transparenz schafft. Die Abläufe sind nicht starr, sondern fließend und abgestimmt mit der professionellen Begleitung und Unterstützung bestehender Organisationen in der Flüchtlingsarbeit (Stadt, Landratsamt, Jobcenter, Agentur für Arbeit, Diakonisches Werk, Arbeiterwohlfahrt).

Flüchtlingsunterkunft in der Hofbronnengasse: In den Zimmern stehen die Stockbetten dicht an dicht. Jede Etage versorgt sich selbst.

Flüchtlingsunterkunft in der Hofbronnengasse: In den Zimmern stehen die Stockbetten dicht an dicht. Jede Etage versorgt sich selbst.

In der Jugendherberge leben momentan etwa neunzig Flüchtlinge, meist aus Syrien. Sie haben dort nicht nur Unterkunft, sondern werden auch verpflegt. In einem ehemaligen Gästehaus in der Hofbronnengasse sind rund 30 Flüchtlinge aus dem Iran untergebracht. Sie leben in Wohngemeinschaften zu viert oder zu sechst in Zimmern mit Stockbetten und müssen sich selbst versorgen. Jede Etage hat eine eigene Küche mit einfacher Grundausstattung. Alle Bewohner müssen abwechselnd kochen, putzen, einkaufen, Zimmer aufräumen, Wäsche waschen und die Hausordnung einhalten.

Zehn alleinstehende Männer und vier Familien sind in Wohnungen in der Stadt verteilt. Die ersten drei Monate dürfen Flüchtlinge überhaupt nicht arbeiten. Danach nur, wenn sie eine Arbeitserlaubnis vom Ausländeramt bekommen. In der Praxis werden aus den drei Monaten schnell ein halbes Jahr oder mehr, bis der Status geklärt ist. In der Zeit dürfen sie nicht arbeiten. Solange muss der Staat (Landkreis, Kommune) zahlen, obwohl sie bereits durch einen Job für sich selbst sorgen könnten. Noch komplizierter ist es für Flüchtlinge, einen Job zu bekommen. Die Auflagen zwingen sie eher in die Arbeitslosigkeit. Unternehmer reagieren eher zurückhaltend, denn Flüchtlinge könnten jederzeit abgeschoben werden.

In der „Kleiderkammer“ des Asylarbeitskreises darf der 22-jährige Basel aus Syrien als Ein-Euro-Jobber Änderungsarbeiten durchführen. Ein Rothenburger Modegeschäft würde den fleißigen jungen Mann gern ein Praktikum als Einstieg in eine feste Stelle ermöglichen. Doch die Bürokratie funkte dazwischen und bremste das Engagement.

Der Arbeitskreis Asyl leistet tolle Arbeit: Die regelmäßigen Treffen im Hegereiterhaus schaffen Transparenz. Fotos: Schäfer

Der Arbeitskreis Asyl leistet tolle Arbeit: Die regelmäßigen Treffen im Hegereiterhaus schaffen Transparenz. Fotos: Schäfer

Ein Flüchtling erhält weniger Geld als ein Hartz IV-Empfänger. Erst wenn Asylsuchende seit mehr als 15 Monaten hier sind oder als Flüchtlinge anerkannt werden, erhalten sie den vollen Sozialhilfesatz. Die Summe wird nicht bar ausgezahlt, sondern auf ein Konto überwiesen und muss für den Lebensunterhalt verwendet werden. Die letzten Tage waren die Rothenburger Freiwilligen damit beschäftigt, Bankkonten einzurichten. Sonst bekommen Flüchtlinge keine Wohnung und keine Arbeit.

Beim jüngsten Treffen des Arbeitskreises im gut besuchten Hegereiterhaus gaben die Koordinatoren kurze Berichte zu Erfahrungen und weitere Vorgehensweise. Ein großer Teil der Arbeit besteht darin, die Neuankömmlinge zu betreuen und zu begleiten, bei Ämtern zu unterstützen, zu dolmetschen, Formulare zu erklären. Die Ehrenamtlichen geben auch Sprachunterricht, helfen bei alltäglichen Dingen des Lebens, bei Arztbesuchen, Wohnungssuche, bieten Fahrdienste und Kennenlernrunden in Sport und Freizeit an, um Flüchtlingen Gemeinschaft und Integration erleben zu lassen. Natürlich klappt es nicht immer reibungslos und auf Anhieb, aber bisher hat sich immer eine Lösung gefunden. Große Probleme gab es bisher nicht, hieß es aus den Reihen des Asyl-Arbeitskreises. Man lernt viel voneinander.

Auch das Team des Sicherheitsdienstes im Haus in der Hofbronnengasse sprach von einem respektvollen Umgang. „Man kennt sich und spricht miteinander“, sagt Klaus Stenzel, der bei einer Firma in Bruckberg angestellt ist, und in seinem Job schon viel Zeit mit Flüchtlingen verbracht hat. In Rothenburg war er bisher eher Ansprechpartner als Aufpasser und erinnert immer an die Maxime, sich gegenseitig zu tolerieren.

Hatami Morteza hatte am Donnerstag Küchendienst: Die jungen Flüchtlinge kochen jeden Tag.

Hatami Morteza hatte am Donnerstag Küchendienst: Die jungen Flüchtlinge kochen jeden Tag.

Die kulturellen und sprachlichen Unterschiede führen manchmal auch zu Missverständnissen, die großes Gelächter auslösen. Etwa beim Thema „Mülltrennung“. In den wenigsten Ländern dieser Erde ist es üblich, den Müll so zu sortieren und getrennt zu entsorgen wie in Deutschland. Die Flüchtlinge tun sich deshalb erst einmal schwer mit dem Prinzip der Mülltrennung. Deshalb wurden Infoblätter in verschiedenen Sprachen herausgegeben, auf denen erklärt wird, was es mit Biomüll, Altpapier, Restmüll und Wertstoffen auf sich hat. In der Sprache des Farsi für die Iraner stiftete die Übersetzung „Dokumente“ statt „Papier“ einige Verwirrung bis der Irrtum aufgeklärt war.

Gudrun Knoll-Schäfer, Sprecherin des Asyl-Arbeitskreises und Koordinatorin zur Schnittstelle mit dem Landratsamt, setzt sich gemeinsam mit den anderen Freiwilligen mit großer persönlicher Tatkraft in vielseitiger Weise für die Flüchtlinge ein und leistet dadurch Beeindruckendes. Ohne die engagierten Ehrenamtlichen wäre die Politik bei der Flüchtlingsarbeit aufgeschmissen. Sie verlangt, dass Flüchtlinge Deutsch lernen müssen, am besten so schnell wie möglich. Gar nicht so einfach, wenn so viele auf einmal kommen.

Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge ist jung und motiviert, viele möchten schnell wieder in ihrem Beruf arbeiten, eine Ausbildung absolvieren oder ihr Studium fortsetzen. Von offizieller Seite werden viel zu wenig Deutsch- und Integrationskurse angeboten, um die Teilnehmer in die Lage zu versetzen, sich in Alltagssituationen auf Deutsch verständigen zu können. Schließlich müssen sie sich selbst um eine Stelle kümmern, sprechen aber kein Deutsch. Einen Anspruch auf Kurse haben nur anerkannte Flüchtlinge. Also springen auch hier die Ehrenamtlichen in die Bresche und haben Strukturen für Deutschunterricht aufgebaut, teils über Lehrer, aber auch Laien, die einen guten Einstieg in die deutsche Sprache ermöglichen.

Die vierzig Ehrenamtlichen des Arbeitskreises erleben ein breites Spektrum an Reaktionen. Sie erfahren auch gesellschaftlichen Zuspruch. Etwa durch die Integrationshilfe Rothenburger Unternehmer oder spontane Aktionen. Gestern luden ein Neusitzer Fitnessstudio und der Rothenburger Schachclub die Flüchtlinge ein. Eine große Resonanz erlebte der TSV auf seine Angebote zum Fußballspielen. Der Rothenburger Rewe-Markt sponsert Getränke und Lebensmittel für das geplante Kennenlernfest im Übergangswohnheim in der Hofbronnengasse, das die Flüchtlinge für die Anwohner veranstalten wollen. Die jungen Iraner haben sich ausbedungen, die Gäste selbst zu bekochen und zu bewirten. sis

Alles andere als bloß gefällig

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Doerfler-Galerie bietet wieder anspruchsvolles Kulturprogramm mit Kunst und Musik

SCHILLINGSFÜRST – Eine Saison gespickt mit künstlerischen Höhepunkten auf der Frankenhöhe: Die Doerfler-Galerie in Schillingsfürst hat wieder ein abwechslungsreiches Programm ausgearbeitet. Aber nicht nur die Werke hochkarätiger und kreativer Künstler können bestaunt werden. Es bieten sich auch einige Gelegenheiten für Kunstbegeisterte selbst aktiv zu werden.

Mit einem progressiven Künstler-Trio startet die Doerfler-Galerie am Samstag, 26. März, (Vernissage: 17 Uhr) in die neue Saison. Die Berliner Künstler Veit Tempich, Jakob Bardou und Holger Weißflog sind zusammen als „Innerfields“ bekannt. Ihr Repertoire reicht „von der Sprühdose bis zum Blattgold, vom Realismus zu abstraktem Design, von Innenräumen zu gigantischen Hausfassaden.“ Ihre Ausstellung „Netzwerk“ geht bis zum 8. Mai und thematisiert „was die neuen Medien ersetzen, erleichtern, verändern, an welche Stelle sie treten“. Der Übervater der Leipziger Schule, Bernhard Heisig, richtet sich vom Samstag, 26. März, bis Montag, 3. Oktober, in der Doerfler-Galerie ein. In einer Dauerausstellung sind unter anderem seine malerischen Kreidelitographien neben einer Reihe von Portraits zu sehen. Auch dieses Jahr dürfen die stets beliebten Wanderungen auf der Frankenhöhe in Verbindung mit Ludwig-Doerfler-Bildern nicht fehlen. An folgenden Donnerstagen, jeweils ab 14 Uhr mit Treffpunkt an der Galerie, kann man dem Heimatmaler nachspüren: 7. April, 12. Mai, 2. Juni, 7. Juli, 4. August und 1. September.

Auf Punkt gebracht: Horst Haitzinger bekommt Ehrenzimmer. Foto: privat

Auf Punkt gebracht: Horst Haitzinger bekommt Ehrenzimmer. Foto: privat

Als musikalischen Programm-Auftakt gibt es am Samstag, 7. Mai, ein Ensemblekonzert zu hören. Schüler der Klavierklasse von Irene Kircheis tragen im Sälchen vierhändige Kompositionen wie „An der schönen blauen Donau“ oder die „Petersburger Schlittenfahrt“ vor. Zudem erklingen Werke für Block- und Querflöte, Violine und Violoncello mit Klavierbegleitung.

Es ist für beide Seiten eine große Ehre: Nachdem der namhafte Karikaturist Horst Haitzinger der Doerfler-Galerie zwei erfolgreiche Ausstellungen seiner Werke ermöglichte, kommt nun das Dankeschön aus Franken: Am Samstag, 14. Mai, wird in der Galerie ein Ehrenzimmer für den treffsicheren Beobachter des politischen Geschehens eröffnet. Als Dauerausstellung sollen seine Zeichnungen, Karikaturen und Aquarelle ausgestellt werden. Darüber hinaus können signierte Reproduktionen einiger ausgewählter Werke erworben werden. Beim Internationalen Museumstag mit dem Motto „Museen in der Kulturlandschaft“ zeigt Volker Mahl am Sonntag, 22. Mai, als Nachfolger von „Fünf-Generationen Fürstliche Hofschlosserei Mahl“, seine Tradition. Auch am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, wird es einen Einblick in die Einrichtung einer alten Schlösser- und Schmiedewerkstatt geben.

Die Stadtkapelle Schillingsfürst läutete am Sonntag, 5. Juni, den Frühling mit ihrem traditionellen Konzert quer durch alle Stilrichtungen ein. Von 11 bis 12 Uhr zeigen zunächst das Nachwuchsorchester und die Bläserjugend ihr Können. Von 12.30 Uhr bis 13 Uhr spielt die Flötengruppe und von 13 bis 15 Uhr die Stadtkapelle Schillingsfürst. Zeitgenössische Malstile Asiens in der mittelfränkischen Provinz: Um die Besonderheit östlicher Kunst zu vermitteln, gibt es ab Samstag, 11. Juni (Vernissage: 17 Uhr), eine Ausstellung mit dem Titel „Das Trio Expressionistischer Malerei – Orientale Gedanken und Konzepte“. Anhand der Werke von Cen Long (China), Yasuko Hayashi (Japan) und Chiu Dou (Taiwan), die bis zum Sonntag, 7. August, zu sehen sind, werden hochkulturelle Referenzen und virtuose Malweisen sichtbar.

Am Samstag, 2. Juni, und Sonntag, 3. Juni, steht jeweils ab 11 Uhr wieder das Portrait- und Figurenzeichnen mit fränkischem Brauchtum auf dem Doerfler-Programm. Maler, Zeichner und Fotografen portraitieren das Schillingsfürster Bauernhaufenfest. „Musikalische Leckerbissen“ sind am Sonntag, 10. Juli, um 11 Uhr im Sälchen angerichtet. Alice Morzenti (Soloflötistin der Staatsphilharmonie Nürnberg) und Pianist Ludwig Frank (Musiklehrer und Kammermusiker) spielen unter anderem Werke von Mozart, Saint-Saens oder Debussy.

Die Doerfler-Galerie ist für die kommende Museumssaison gut gerüstet.   Foto: sis

Die Doerfler-Galerie ist für die kommende Museumssaison gut gerüstet. Foto: sis

Maler Reiner Grunwald stellt im Atelierhaus unter dem Titel „Liebestraum – Franz Liszt in seiner Zeit“ aus. Vom Samstag, 16. Juli (Vernissage: 17 Uhr) bis Sonntag 28. August, können Betrachter sich von seiner emotionsbetonten malerischen Auseinandersetzung mit dem Komponisten und seinem Umfeld in den Bann ziehen lassen. Alle Liszt-Liebhaber müssen sich die Tage vom 18. bis 23. Juli rot im Kalender ankreuzen, denn dann heißt es wieder Meisterkurswoche der Liszt-Akademie. Um das musikalische Erbe des Komponisten zu ehren kann man Unterweisungen von Leslie Howard beiwohnen, Konzerte von ihm und seinen Schülern genießen sowie an dem Spaziergang zum Liszt-Denkmal teilnehmen.

Als die Bilder zum Kauf anregen sollten: Um 1900 entwickelte sich das Grafikdesign rasant. Bekannte Künstler gestalteten zu Werbezwecken Plakate, die heute begehrte Sammlerobjekte sind. Vom Samstag, 13. August, bis Montag, 3. Oktober, ist die Ausstellung „Plakatkunst des Jugendstils“ zu sehen. Die Werke stammen aus den Sammlungen der europäischen Jugendstil- Netzwerkstädte. Im Rahmen des Hohenloher Kultursommers am Sonntag, 14. August, finden Veranstaltungen in Schillingsfürst statt: Der Tag startet mit einem Besuch im Mausoleum um 11.30 Uhr. „Lieder ohne Worte“ präsentiert das katalanische Ehepaar Carles Lama und Sofia Cabruja um 14 Uhr im Schloss. Im Sälchen der Galerie werden Besucher zur selben Zeit auf eine „Temperamentvolle Sinnesreise“ von Sängerin Patricia Caicedo und Carlos Bica an der Gitarre genommen. Ein szenischer Liederabend zu „Schubert und die Liebe“ gibt es um 16.30 Uhr im Schlosshof zu hören.

Auch für die besinnliche Weihnachtszeit hat sich die Galerie gerüstet. Neben einer Weihnachtskrippen-ausstellung (Freitag, 25. November bis Sonntag, 27. November) gibt es am Samstag, 26. November, ein Weihnachtskonzert mit Schülern von Irene Kircheis sowie eine Märchenstunde zum Fürstlichen Weihnachtsmarkt am Sonntag, 27. November, von 15 bis 15.30 Uhr. mes

Mode peppt „Romanze an Valentin“

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Sonst klingt der letzte Ton im Dreiklang des touristischen Programmpakets noch immer nicht ganz rund

ROTHENBURG – So ganz rund klingt er noch immer nicht – der romantische Dreiklang in Rothenburg, der mit „Märchenzauber“, Reiterlesmarkt und „Romanze an Valentin“ angeschlagen wird. Vor allem beim letzten Ton hapert es ein bisschen. Zum Glück scheint sich ein interessanter Impuls zu etablieren. Mode bietet sich als ideales Thema an, um Akzente zu setzen und das romantische Paket interessant aufzuhübschen.

Ein schönes Thema, gerade auch für Verliebte? Ja. Für Birgit Zapp ist das unzweifelhaft so. Zum zweiten Mal haben sie und ihr Team den Va­lentinstag genutzt, um die Frühlingstrends der Damenmode auf den Laufsteg zu bringen und sie von charmanten, anmutigen Models präsentieren zu lassen. Mit bester Resonanz. Sicher: Dahinter liegt auch enorm viel Arbeit und Einsatz. Aber für Birgit Zapp gibt es keinen Zweifel. Sie möchte ihren bislang eher inoffiziell angelegten Beitrag künftig ganz offiziell in das Programm „Romanze an Valentin“ einbringen und ihn zum festen Bestandteil machen.

onl_duo„Das passt doch ideal. Es ist eine schöne Gelegenheit, der Liebs­ten und natürlich auch sich selbst Appetit auf die neue Mode zu machen,“ zeigt sich die engagierte Geschäftsfrau überzeugt. Schnell noch ein passendes Geschenk zu Valentin? Das sollte unter solchen Vorzeichen wirklich kein Problem sein. Zum Valentinstag wurden Gäste und Besucher bei ihr überrascht mit den ers­ten stylischen Frühlingsmodellen ausgesuchter Modelabels. Die Band „Elhäuser“ begleitete die Models während der Modenschau im Geschäft mit ihren Songs und spielte anschließend die schönsten Love-Songs.

Gezeigt wurden auf dem eigens errichteten Laufsteg, auf den die Vorführriege über die Treppe „schwebte“, die ersten Frühlingsmodelle ausgesuchter Modelabels, lässig, aufregend und ganz besonders: ein bunter, fröhlicher Mix aus sportiven sowie feminin-eleganten Modestyles. Freilich sind die Erfahrungen, die Rothenburg zuletzt mit seinem Programm „Romanze an Valentin“ gemacht hat, recht unterschiedlich. „Hotels mit einem Restaurant hatten eine gute Nachfrage. Die Gäste kamen auch teilweise aus Rothenburg und dem Umland. Hotels ohne Restaurant haben leider nicht davon profitieren können,“ fasst Marion Dänzer vom Hotel „Rappen“ zusammen. Sie hat die Fäden in der Hand für das vom Marketingverein ausgerichtete Programm. Sehr gerne werde für diesen Anlass eine Art „Rundumversorgung“ gebucht, ist ihre Erfahrung.

Die Häuser setzen entsprechend den Akzent bei der „Romanze an Valentin“. Das geht bis hin zu Details im Zimmer, beim Menü und bei der Dekoration. Auch mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Blumen, Pralinen und anderem wird gepunktet. Das „Candle-Light-Dinner“ gehört nach wie vor zum Klassiker der romantischen Pauschale. Sie freue sich schon jetzt über Rückmeldungen, dass die beteiligten Betriebe beim nächsten Mal wieder mitmachen, betont Marion Dänzer. Ob vielleicht noch der eine oder andere hinzukommt, der diesmal nicht beteiligt war, oder auch die eine oder andere neue Idee?

Es gebe Verbesserungsbedarf für die Werbung um die „Romanze an Valentin“, kritisiert Marion Beugler, ihres Zeichens Vorsitzende des Rothenburger Hotel- und Gaststättenverbandes. Mit ihrem Boutiquehotel „Rose“ in der Spitalgasse war sie deshalb diesmal im Gegensatz zu 2014 nicht mit von der Partie. Grund: die Faltbroschüren lagen erst im Spätherbst vor. Viel zu spät für ihr Haus, um damit effektiv in die Werbung zu gehen. Das Material müsse das ganze Jahr über aufliegen, um ständig Gäste für die angebotenen Pauschalen interessieren zu können. Dass das nicht geklappt hat, findet sie „echt schade“. „Das ist leider immer wieder bei Herrn Bass hängengeblieben,“ klagt sie.

Die Models um Birgit Zapp überzeugten mit gekonnter Präsentation.

Die Models um Birgit Zapp überzeugten mit gekonnter Präsentation.

Gut besucht waren nach Rückmeldungen an Marion Dänzer auch in diesem Jahr wieder die eigens erarbeitete Themenführung „Auf den Spuren der Liebe“ wurde an zwei Terminen gut besucht. Marion Dänzers besonderer Dank für die Ausarbeitung gilt hier Claudia Koller-Lindner und Daniel Weber. Selbst am Montag seien immerhin noch beachtliche zehn Teilnehmer gezählt worden, was unter den Gegebenheiten absolut bemerkenswert sei.

Wellnessangebote werden laut Marion Dänzer allerdings bisher eher verhalten gebucht im Rahmen des romantischen Valentins-Pakets in Rothenburg. Zuletzt sei das sicherlich dem Umstand geschuldet, dass der Valentinstag auf einen Sonntag fiel. Dankenswerterweise seien die Museen am Wochenende über Valentin länger geöffnet gewesen, so dass sich für Teilnehmer des Romantik-Programms die eine oder andere Stippvisite ergeben hat. Wer trotz aller Romantik-Optionen fröstle, könne sich ja hier aufwärmen, hatte der Rothenburg Tourismus Service sinngemäß getextet. Ob dieser lyrische Schlenker wohl durchweg als nette Idee ankommt? Von den Einzelhändlern liegen Marion Dänzer bisher noch keine Rückmeldungen vor. Es dürfte für sie unabhängig von den üblichen Problemen der Verfügbarkeit der gewünschten Gesprächspartner sicher nicht einfach sein, hier einigermaßen verwertbare und belastbare Angaben zu erhalten.

Generell ist die „Romanze an Valentin“ jetzt erst zum dritten. Mal aufgelegt worden. Geduld und Durchhaltevermögen seien gefragt, betont Marion Dänzer. Offensichtlich braucht es noch etwas Atem, um dem Programm zum Erfolg zu verhelfen und Rothenburg den Dreiklang zu bescheren, der als Ohrenschmaus weit hinaus ins Land hallt. Zum Glück gibt’s ja den einen oder anderen Impuls, der da weiterhelfen kann. -ww-

Bücherei muss noch warten

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Für Erweiterungsprojekt soll vor größeren Ausgaben erst ein Konzept her

ROTHENBURG – Eigentlich wollten die Bündnisgrünen dieses Projekt bei den laufenden Haushaltsberatungen im Stadtrat unter allen Umständen noch in diesem Jahr umgesetzt sehen. Aber für ihren Antrag, die schon lange angedachte Erweiterung der Stadtbücherei in Angriff zu nehmen, gab es eine deutliche Abfuhr. Obwohl die kleinste Fraktion händeringend nach Wegen gesucht hatte, ihren Antrag doch irgendwie durchzuboxen.

Allen voran Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne) zeigte sich dabei erfinderisch. Er rechnete vor, dass der benötigte Betrag von rund 115000 Euro nach ein paar Umschichtungen locker zur Verfügung stünde. An diesem Abend waren einige Vorhaben beschnitten oder aus dem 2016er Jahresprogramm genommen worden wie beispielsweise ein Carport für Fahrzeuge in der Kläranlage und auch der Spielplatz am Philosophenweg. Begründung: Das sei nicht vordringlich. Auch Edith Hümmer (Bündnisgrüne) konnte mit ihrem engagierten Eintreten für das Projekt nichts ändern. Sie kenne keine städtische Baustelle, die bisher so lange verschoben worden ist wie die Erweiterung der Stadtbücherei, sagte sie. Wenn man das Vorhaben jetzt erneut vertage, gebe es wegen der Finanzknappheit und anderer dringender Aufgaben auch die nächsten vier Jahre keine Chance auf Verwirklichung.

Sei es richtig, dass der von den Bündnisgrünen bezifferte Betrag nur als Anlaufposten für ein unter dem Strich viel teureres Vorhaben zu sehen sei, wollte Hermann Schönborn (UR) zweifelnd wissen. Stadtbaumeister Michael Knappe bestätigte das. Dass laut Konzept die Eingangshalle des städtischen Hauses in die Bücherei einbezogen werden und als Erweiterung dienen soll, sei nicht nur mit großem Aufwand bei der Dämmung verbunden, sondern schneide auch die Optionen nach oben ab. Besser sei es im ersten Stock zu erweitern. Wegen knappen Personals sei aber die Planung für ein solches umfangreicheres Projekt vom Bauamt nicht zu erbringen.

Büchereileiterin Hannelore Hochbauer bräuchte dringend mehr Platz für ihre Einrichtung. Sie muss sich gedulden. Foto: Weber

Büchereileiterin Hannelore Hochbauer bräuchte dringend mehr Platz für ihre Einrichtung. Sie muss sich gedulden. Foto: Weber

Das Personal der Stadtbücherei leiste hervorragende Arbeit. Es habe der 1971 gegründeten Einrichtung vier Sterne gesichert und verdiene dafür ein umgehendes Ende der beengten Situation, betonte Edith Hümmer. Auch Oberbürgermeister Walter Hartl unterstrich die tolle Arbeit des Büchereipersonals. Es stelle sich aber die Frage, ob es sinnvoll sei, das Geld in eine Erweiterung der Einrichtung in die Halle zu stecken, oder ob es nicht besser sei, sich erst einmal Gedanken zu machen im Hinblick auf eine durchdachte Überplanung. Fritz Sommer (UR) riet ebenfalls, nichts zu überstürzen und erst ein tragfähiges Nutzungskonzept zu erarbeiten.

Die Bündnisgrünen hielten ihren Antrag aufrecht. Er wurde gegen alle drei Stimmen ihrer Fraktion abgelehnt. Schließlich legte der Stadtrat auf Vorschlag von Stadtbaumeister Michael Knappe fest, 15000 Euro für eine schlüssige Planung der Bücherei-Verwaltung in den Etat für 2016 aufzunehmen und die 100000 Euro dann in die Realisierung einer gut durchgeplanten Lösung zu stecken.

Keinen Aufschub dulden andere Projekte, die mehr im Fokus stehen und bei denen es darum geht, noch größeren Schaden zu verhindern. Nach Meinung des Stadtbaumeisters gehört beispielsweise die Sanierung der arg in Mitleidenschaft gezogenen Rathausfassade im Bereich der Arkaden dazu. Hier müsse umgehend etwas geschehen, denn hier sei nicht zuletzt auch die touristisch hoch frequentierte Schokoladenseite am Marktplatz betroffen. Angesichts der Schadensfotos, die der Stadtbaumeister zeigte, sah Hermann Schönborn dringenden Handlungsbedarf gegeben. Dieter Seiferlein betonte freilich im Vorfeld der Bücherei-Abstimmung, dieses Projekt am Rathaus könne aus seiner Sicht durchaus auch noch ein Jahr warten.

In der Sitzung ging der Stadtrat die vorliegenden rund 20 Einzelanträge durch. Die SPD hat laut Fraktionssprecher Dr. Günther Strobl wegen der angespannten Haushaltslage ebenso von eigenen Anträgen abgesehen wie die FRV und die UR (bei die baldige Sanierung des Pflegeheims im Spitalhof auf der Wunschliste steht). Die CSU macht sich dafür stark, im Vorfeld des Campus-Projektes die Mittel für Umbau und Sanierung der Luitpoldschule schneller und im erhöhten Umfang einzuplanen. -ww-

Mit Licht und Schatten

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Stadtmarketingverein setzt 2016 auf Bewährtes und plant neue Aktionen

ROTHENBURG – Konkurrenz für den städtischen Zahlenmeister: In der jüngsten Stadtratssitzung versuchte der Stadtmarketingverein mit einer Fülle von Zahlen die Bürgervertreter von seiner Arbeit im letzten Jahr zu überzeugen. Trotz der langen Liste an durchgeführten und geplanten Aktionen: Die momentane Personalsituation wurde vom Stadtrat ebenfalls thematisiert.

Man muss (sich) verkaufen können: Diese oberste Regel für das Wirtschaftsleben hat auch Sabine Käß, 1. Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, verinnerlicht. Überzeugt und zumindest bei bestimmten Themen auch überzeugend, referierte sie, welche Aktionen von ihrem Verein mitgetragen oder gar initiiert wurden. Dazu zählen die „Romanze an Valentin“, die „rein vom Stadtmarketing entwickelt“, aber in „enger Zusammenarbeit“ mit dem Rothenburg Tourismus Service (RTS) durchgeführt wird.

Zudem gibt es als öffentlichkeitswirksame Veranstaltung auch noch die Stadtmosphäre, die „nicht immer das Gleiche“ ist und 2015 trotz schlechten Wetters über 10000 Besucher nach Rothenburg lockte. Zwar ist der „Märchenzauber“ in der tourismusschwachen Zeit vor dem Reiterlesmarkt eigentlich eine RTS-Aktion, wie die Vorsitzende erklärte, doch das Stadtmarketing bringe sich hierbei ebenfalls ein.

Auch in der besinnlichen Zeit hat man mit den Rothenburger Gabentischen versucht den Umsatz anzukurbeln und hat noch dazu indirekt einen guten Zweck unterstützt. Für das kommende Jahr strebt der Verein allerdings an, die 80 von der Tafel ausgesuchten Geschenke zahlenmäßig zu überbieten und die Aktion auf mehrere karitative Akteure als Empfänger auszurichten. Der Verein möchte auch nach innen wirken. Deshalb nahmen 70 Personen an einer Verkaufsschulung des Bayerischen Einzelhandelsverbandes teil. Und Hai Yan Waldmann-Wang, Leiterin der Schillingsfürster Doerfler-Galerie, konnte für eine Lehrstunde zum Umgang mit chinesischen Gästen gewonnen werden.

Eine Idee des Vereins konnte im vergangenen Jahr nicht umgesetzt werden: Für den kostenlosen Pendelverkehr zwischen Innen- und Vorstadt am verkaufsoffenen Sonntag während der Herbstmesse gab es nur sechs Anmeldungen von Einzelhändlern. Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Bernhard Benz erklärte Kassiererin Ingeborg Mayr-Hettenbach, dass ein Einzelhändler sich als Gegenleistung mit 120 Euro für die erforderliche Werbung beteiligen müsse.

Umso deutlicher betonte Sabine Käß den Erfolg der RothenburgPlusKarte. 8481 Exemplare sind momentan im Umlauf. 2015 wurden mit ihnen Waren und Dienstleistungen im Gesamtwert von rund 1,8 Millionen Euro umgesetzt (seit Einführung etwa 3 Millionen Euro). Bei 50663 einzelnen Verkaufsvorgängen entspricht dies einem durchschnittlichen Umsatz von etwa 35 Euro. Von den Karten werden allerdings 1749 überhaupt nicht genutzt und 3034 ausschließlich um den Preis für den Parkschein zu drücken. Die Punkte von 3698 Karten werden sowohl in den Geschäften, als auch an den Parkscheinautomaten eingelöst. Seit der Einführung der Karte flossen Punkte mit einem Gegenwert von 9863,38 Euro als Parkgebühren in die Stadtkasse, die laut Sabine Käß „den Händlern verloren gehen“, die damit wirtschaften könnten.

Die Vorstandsmitglieder des Stadtmarketingvereins berichteten den Ratsmitgliedern von ihrer Arbeit.  Foto: Weber

Die Vorstandsmitglieder des Stadtmarketingvereins berichteten den Ratsmitgliedern von ihrer Arbeit. Foto: Weber

Eine durchwachsene Bilanz zieht die Vorsitzende bei der Gutscheinkarte. Lediglich 3800 Karten sind im Umlauf, durch deren Verkauf im vergangenen Jahr 24500 Euro generiert werden konnten. Bislang wurden Gutscheine im Wert von 15970 Euro eingelöst. Um die Gutscheinkarte stärker ins Bewusstsein der Leute zu bringen, plant der Verein sich am diesjährigen Reiterlesmarkt zu beteiligen. Freude bereitet dem Stadtmarketingverein vor allem das von ihm vorangetriebene freie kabellose Internet (WLAN) in Rothenburg. Seit zwei Jahren läuft dieses Projekt mittlerweile, das vor allem für Touristen attraktiv ist. In dieser Zeit konnten 303 Router, also die dafür nötigen Daten-Vermittlungvorrichtungen, an insgesamt 150 Plätzen installiert werden (teilweise mehrere in einem Hotel).

Alexander Baß, 2. Vorsitzender, sieht dadurch die Tauberstadt „konkurrenzfähig“ mit Großstädten, die dies ebenfalls anbieten. Gerade in Flüchtlingsunterkünften ist dieses System von Vorteil, da keine Fragen zur Haftung zu klären sind. Rothenburg sei hier „Vorreiter“ und der Stadtmarketingverein werde sogar von anderen Städten um seine Expertise in dieser Angelegenheit gebeten. SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Dr. Günther Strobl erkundigte sich, wie stark das kostenlose Netz frequentiert werde. Laut Alexander Baß gibt es einen Grundstock von 400 Nutzern, die immer im Netz sind. Es wurden auch schon einmal an die 900 gezählt. Im Jahr entstehen hierfür moderate Kosten von 600 Euro.

Gedanklich steckt man auch schon in den Aktionen für dieses Jahr. 2016 soll es eine Neuauflage des Einkaufsführers geben, wobei dies davon abhängig ist, „wie schnell wir jemanden ins Büro bekommen“, erklärt Sabine Käß. Zudem ist man mitten in den Planungen für die kommende Stadtmosphäre mit dem großen Konzert des Polizeiorchester in St. Jakob. Die dafür zuständige Event-Managerin Ariane Koziollek saß bei der Sitzung im Zuschauerraum und wurde dem Gremium vorgestellt. Und auch mit neuen Ideen versucht der Verein zu punkten. Dazu zählen etwa ein Flohmarkt „Alt und Neu“, eine „Lange Einkaufsnacht“ oder die Aktion „Kauf daheim“, durch die Kunden zum Konsum in den lokalen Geschäften animiert werden sollen, anstatt alles im Internet zu bestellen. SPD-Stadtrat Bernhard Benz gab zu bedenken, dass dieser Name jedoch gefährlich sei, denn gerade daheim kaufe man in der digitalen Welt ein. Sabine Käß lud daraufhin die Ratsmitglieder ein, sich mit passenderen Namensideen an den Stadtmarketingverein zu wenden.

Am Ende des Vortrages wurde schließlich die Personalfrage angesprochen. Dr. Dr. Günther Strobl wollte von den Vorstandsmitgliedern wissen, was sie von dem Sprichwort halten „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her“. Sabine Käß verwies auf ein stets „freundschaftliches Verhältnis“ zu den Funktionsträgern. Für UR-Fraktionsvorsitzenden Hermann Schönborn war es „wichtig zu sehen, was im Verein passiert“. Er äußerte aber auch die Hoffnung, dass es bald „zu Kontinuität komme“, denn schließlich ist die Stadt bei der Personalie finanziell beteiligt. mes


Begehrte Einblicke

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Weltgästeführertag mit guter Resonanz – Thema: Gründerzeit

ROTHENBURG – Wenn es eine gute Gelegenheit auch für Einheimische gibt, Interessantes und Unterhaltendes über die Geschichte zu erfahren, dann ist dies sicher der Gästeführertag. Auch diesmal ließen sich nicht zuletzt viele Rothenburger über zurückliegende Phasen in der Stadt informieren. So manches ist eben vielfach längst vergessen oder nicht mehr so im Bewusstsein.

Wieviele es unter den insgesamt genau 239 Teilnehmern am Sonntag waren? Dazu gibt es keine belastbare Zahl. Fest steht nur, dass auch diesmal wieder das Interesse der Rothenburger auffallend groß war. Das für alle Gästeführerveranstaltungen bun­desweit ausgegebene Thema „Grün-der-Zeit“ hat der Verein Rothenburger Gästeführer genutzt, um die Aufmerksamkeit auf diese Zeitspanne ab 1850 zu lenken, in der (auch) die Tauberstadt in vieler Hinsicht den Anschluss an die Neuzeit schaffte.

Den mit Abstand größten Andrang gab es im Rathaus. Insgesamt 100 Interessierte fanden sich dort zu drei angebotenen Terminen im stündlichen Turnus am Nachmittag ein. Im Sitzungssaal ließen im unterhaltsamen Wechselspiel Gästeführervereins-Vorsitzende Karin Bierstedt und FA-Redakteur Werner Weber bei einer computergestützten Präsentation den Aufbau der gesamten technischen Infrastruktur in Rothenburg Revue passieren. Viele alte Bilder, aber auch Skizzen und Urkunden illustrierten die vielen Informationen zu den Bereichen Versiegelung der Gassen und Wege, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Müll und Wertstoff, Wärmegewinnung, Elektrifizierung, Industrialisierung und Telekommunikation in Rothenburg.

Karin Bierstedt freut sich über die 571 Euro für Thilo Pohle (rechs) und seine Filmgruppe.

Karin Bierstedt freut sich über die 571 Euro für Thilo Pohle (rechs) und seine Filmgruppe.

Wann entstand die erste Kanalisation? Wann kam fließend Wasser in die Haushalte? Seit wann kann man „einfach das Licht andrehen“? Ab wann brannten nachts die Gaslaternen? Ab wann wurde zentral geheizt und ab wann gab es so etwas wie eine zentrale Wärmeversorgung? Was war Abfall und wie ist Müll entsorgt worden? Wann kam das Telefon? Diese und viele weiteren Fragen wurden beim kurzweiligen und gleichzeitig überaus inhaltsreichen Streifzug im Rathaus-Sitzungssaal beantwortet. Begonnen hatte der Weltgästefüh-rertag in Rothenburg am Vormittag mit einem Vortrag von Daniel Weber im Rokokosaal des Wildbads. Dabei ging es besonders um die Zeit nach der Reichsgründung 1871 und die damit einhergehenden tiefgreifenden Veränderungen damals. Deutschland wandelte sich vom industriell geprägten Nationalstaat. Es kam zu einer politischen Arbeiterbewegung. Auch bei der Wahrnehmung des Menschen selbst änderte sich einiges. Freud lässt grüßen. Vor der Altstadt entstand produzierendes Gewerbe. Die Stadt wurde zwar nicht Knotenpunkt des Eisenbahnnetzes, wie es eigentlich bei den Planern gern gesehen worden wäre. Der Widerstand einiger Fabrikanten verhinderte das. Aber Rothenburg wurde ans Schienennetz angeschlossen und der Tourismus entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.

Im Anschluss an diesen Vortrag sprach Pfarrer Herbert Dersch, Leiter der evangelischen Tagungsstätte, über einen „Gründer in seiner Zeit“: Friedrich Hessing, einen Pionier der Orthopädietechnik und Vater des Rothenburger Wildbads. „Alles im grünen Bereich“ hieß es außerdem beim Vortrag im Theater am Burgtor. Dabei ging es um die Farbe grün, das Grün in Sprichwörtern oder auch das Grün in der Natur. Außerdem wurde die uralte Tradition des Räucherns getrockneter grüner Pflanzen ergründet. An ausgesuchten Kräutern wurde gezeigt, wie sie verduften. Dass ausgerechnet die einzige geplante Führung des Tages krankheitsbedingt ausfallen musste, fand der Gästeführerverein bedauerlich, aber leider nicht zu ändern. Das miese Wetter entschuldigte die kurzfristige Absage wenigstens zum Teil.

Das Thema „Touristen statt Schornsteine“ umreißt den Aufbau des Fremdenverkehrs-Gewerbes. Es wäre beim Rundgang mit Hannelore Schultze im Mittelpunkt gestanden. Die Führung gilt als nicht ersatzlos gestrichen, sondern zu gegebener Zeit nachgeholt, so Karin Bierstedt. Auch in diesem Jahr hat der Verein Rothenburger Gästeführer wieder um Spenden fü̈r einen guten Zweck gebeten. Dieses Mal wurde die filmische Arbeit der Projektgruppe um Thilo Pohle unterstü̈tzt, damit der zweite Teil der Trilogie der Kriegsjahre in Rothenburg fertig gestellt werden kann. Es kamen immerhin etwas über 571 Euro zusammen. fa/-ww-

Totgeglaubte leben länger

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„Die geldgeile Verwandtschaft“: Wenn ein Abschiedsbrief nicht das Ende ist

OESTHEIM – „Die geldgeile Verwandtschaft“ heißt das Lustspiel in drei Akten, das kürzlich in der Oest-heimer Theaterscheune Premiere hatte. Die Theatergruppe des Männergesangvereins ließ kleine Gauner und eine geldgierige „gutbürgerliche“ Verwandtschaft aufeinandertreffen.

Vom armen Tippelbruder zum Erbonkel Batschi: Harald Lehr.

Vom armen Tippelbruder zum Erbonkel Batschi: Harald Lehr.

Die beiden Tippelbrüder Wolfgang Gustl (Jonas Niederreuther) und Karl-Heinz Kaminsky (Harald Lehr) sind an einem frühen Winterabend wieder einmal auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplätzchen für die Nacht und landen prompt auf dem Hof des alten Onkels Batschi. Dort finden sie eine unangenehme Überraschung vor: Mit einem Abschiedsbrief an seine liebe Verwandtschaft liegt Batschi tot in der Küche.

Auffallend ist die Ähnlichkeit dieses Onkels Batschi und Karl-Heinz Kaminsky. Sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Die beiden sehen sich derart gleich, dass die Sparkassenangestellte Anni Eifel (Tina Probst) die Rente, die sie dem gesundheitlich angeschlagenen Batschi monatlich ins Haus bringt, dem Tippelbruder Karl-Heinz aushändigt. Allerdings wundert sie sich über die schnelle Gesundung Batschis und dessen plötzliche Freundlichkeit.

Da den beiden Landstreichern nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken ist, mit einer Leiche in deren Wohnung angetroffen zu werden, wollen sie das Weite suchen, aber schon naht die rachsüchtige und geldgeile Verwandtschaft. Zunächst kommt Wilfriede Rührig an (Theresa Adlfinger), Batschis geldgierige und herrschsüchtige Nichte. Ihr hechelt ihr unterwürfiger, immer beamtenkorrekter Ehemann Götz Rührig (Bernd Schenker) mit einem Köfferchen nach.

Hoffen auf Erbschaft

Wenig später folgen Wilfriedes Bruder Schorsch Kapinski (Christian Reuther) sowie seine berechnende französische Gattin Monique Kapinski (Nathalie Rautenberg). Die beiden sind ebenfalls hinter dem Geld her wie der Teufel hinter einer armen Seele. Da alle den gleichen Abschiedsbrief erhalten haben, sind die Herrschaften natürlich überzeugt, bald schon ein beträchtliches Sümmchen samt Hof erben zu können.

Aber der Schock folgt auf dem Fuße. Statt brav tot zu sein wie im Brief angekündigt, erfreut sich Onkel Batschi offensichtlich bester Gesundheit und wird in absehbarer Zeit auch nicht den Löffel abgeben: aus Karl-Heinz wird nach und nach Onkel Batschi. Da der Landstreicher aber keinen der Beteiligten jemals gesehen hat, ergeben sich für ihn und seinen Kameraden schwierige Situationen. Da Onkel Batschi zwar körperlich fit ist, aber große Erinnerungslücken hat, kommt die Verwandtschaft die Idee, ihn kurzerhand entmündigen zu lassen, um an das Erbe zu gelangen. Hierfür und für andere wichtige Angelegenheiten ist Dr. Clementine Geistreich (Marina Ringler) zuständig, die unter nervösen Zuckungen leidet.

Die Verwandten schenken sich im Verlauf der fortschreitenden Handlung nichts, der eine nennt den anderen geldgeil und Erbschleicher, jeder intrigiert gegen jeden und auch die vornehme französische Gattin, die immer mit einem liebreizenden Akzent und grammatikalischen Eigenheiten parliert, verteilt überraschende verbale Nackenschläge.

Das Ensemble von „Die geldgeile Verwandtschaft“ meisterte die Premiere mit Bravour.      Fotos: Kardas

Das Ensemble von „Die geldgeile Verwandtschaft“ meisterte die Premiere mit Bravour. Fotos: Kardas

Eine Besonderheit der Aufführung war, dass Tina Probst wegen starker Erkältung nicht sprechen konnte. So mimt sie nur ihre Rolle, während Souffleuse Steffi Fuchs ihr die Stimme gab. Die beiden jungen Frauen harmonierten so gut miteinander, dass man – außer vielleicht in den ers­ten Reihen – gar nicht mehr merkte, dass zwei Personen am Werk waren.

Die Begrüßung der Gäste übernehmen Katja Reuter und Nicole Köhnert, die als Ratschkattln den Zuschauern über die Jugendtheatergruppe des Vereins berichten. Für die Maske sind in bewährter Weise Petra Mönikheim und Monika Schenker zuständig. Das turbulente Treiben findet in der Kulisse statt, deren Bau Karl Mönikheim und Harald Lehr zuzuschreiben sind. Um Werbung und Layout kümmerte sich Sabine Rohn. Regie führt Harald Hornung, der die einzelnen Szenen mit seinen Schauspielern bis ins kleinste Detail erarbeitete. So kommt nie Langeweile auf, sondern ein Angriff auf die Lachmuskeln folgt dem anderen.

Das Publikum dankte mit viel Beifall. Besonderen Applaus bekamen Tina Probst und Steffi Fuchs für ihre hervorragende Teamarbeit. Die Theatergruppe führt das Stück außerdem noch am Freitag, 26. Februar und Sonntag, 28. Februar sowie am 4., 5., und 6. März in der Oestheimer Theaterscheune auf. Der Beginn ist jeweils um 19 Uhr. aw

Abbruch hat begonnen

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Fläche des Electrolux-Geländes wird für Marktprojekt geräumt

ROTHENBURG – Auf dem Gelände von Electrolux haben die Abbrucharbeiten begonnen. Die Flächen für das anstehende große Marktprojekt von Edeka an der Bodelschwinghstraße müssen freigeräumt werden.

Bagger im Einsatz beim Abbruch des früheren Electrolux-Eingangsgebäudes. Foto: Weber

Bagger im Einsatz beim Abbruch des früheren Electrolux-Eingangsgebäudes. Foto: Weber

Ein auswärtiges Spezialunternehmen reißt mit Bagger und anderen schweren Baumaschinen das frühere Eingangsgebäude und auch umliegende Nebengebäude ein und macht sie dem Boden gleich. Die Gesteins-trümmer werden erst einmal auf einen Haufen zusammengeschoben, bevor sie dann in Container verladen und für den Abtransport fertig gemacht werden.

Wie berichtet, sollen schon in Kürze auf dem Areal Gebäude errichtet werden, die in einem größeren Trakt dem Vollsortiment-Markt von Edeka Platz bieten werden und in einem weiteren, etwas kleineren Bereich einem Markt von Aldi. Das bisherige Gebäude des Discount-Marktes an der Erlbacher Straße steht inzwischen zum Verkauf.

Mit dem neuen Projekt an der Bodelschwinghstraße ballt sich Rothenburger Marktangebot in einem ersten Schritt in den Bereichen Schlachthofkreuzung/Bensenstraße. Für einen zweiten Schritt laufen Gespräche. Es geht dabei ums Schlachthofareal und unter anderem um das Vorhaben eines Baumarktes dort. -ww-

Einmal um die ganze Erdkugel

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Edith-Stein-Realschule öffnete ihre Türen für Blick in fremde Kulturen und Schulalltag

SCHILLINGSFÜRST – Fast die ganze Welt versammelt auf der Frankenhöhe: Bei ihrem Tag der offenen Tür bewiesen die Klassen der Edith-Stein-Realschule besonders viel Kreativiät und luden mit einem bunten Programm ihre Gäste auf eine Reise durch verschiedene Länder, Religionen und Kulturen ein.

Mit Sombrero und Schnurrbart ging man fast als waschechter Mexikaner durch.  Fotos: privat

Mit Sombrero und Schnurrbart ging man fast als waschechter Mexikaner durch. Fotos: privat

Jedem Besucher standen alle Türen offen und die Klassen der Edith-Stein-Realschule präsentierten den zahlreichen Gästen ein vielfältiges und ansprechendes Rahmenprogramm für Jung und Alt. Die einzelnen Klassen hatten sich im Vorfeld ein Thema ausgesucht, zu dem sie auch im Rahmen eines Klassenzimmerwettbewerbs ihren eigenen Raum selbst gestalteten und schmückten.

Über ein bestimmtes Land informierten die 7. bis 10. Klassen, während die 5. und 6. Klassen Sprichwörter mit Tieren und Gegenständen als Thema hatten. Nicht nur durch Präsentationen, Plakate und Dekoration überzeugten die Klassen mit ihren Ideen, sondern vor allem auch durch ihre besonders kreativen und interaktiven Aktionen für die Besucher.

So konnten Kinder, Eltern, Großeltern, Verwandte oder ehemalige Schüler beispielsweise Rätsel und Memorys zu Sprichwörtern ausprobieren sowie pantomimische Darstellungen dazu ansehen. Ergänzt wurde dies durch eine Ausstellung von französischen und deutschen Sprichwörtern. Ein weiterer Höhepunkt waren eine Modenschau zu den Alltagskleidern in Nigeria (Klasse 7 a) sowie die Nachbildung eines selbst gebastelten, nigerianischen Dorfes (Klasse 7 b).

Über die Länder Brasilien und Mexiko erfuhren die Besucher bei den 8. Klassen viel Neues. Hier konnten die Gäste den brasilianischen Hüftschwung üben oder Bilder von sich mit typisch mexikanischen Gegenständen und Kleidungsstücken machen lassen. Mit den Bräuchen, der Kultur und Religion von Indien und Israel beschäftigten sich die Mädchen der 9. Klassen intensiver. Sie studierten Yogaübungen zum Mitmachen ein, fertigten Henna-Tatoos an und schenkten indische Teesorten aus.

An der nachgestellten „Klagemauer“ war es den Gästen freigestellt, ihre persönlichen Wünsche zu hinterlassen und es gab diverse Einblicke in das religiöse Leben in Israel. Die 10. Klassen überlegten sich diverse Beiträge zu den Ländern Haiti und Thailand. Sowohl haitianische Tänze als auch Kleider erleichterten es den Besuchern in der Klasse 10a, sich in das karibische Land einzufühlen. Mit typisch thailändischer Nagelpflege, Tattoos, Thai-Boxen sowie selbst gebastelten Windlichtern bot die Klasse 10b eine Reihe an Aktivitäten an, die man aus diesem Land kennt.

Auch der Schulchor zeigte sein Können den zahlreichen Gästen am Tag der offenen Tür – nun auch mit männlicher Unterstützung.

Auch der Schulchor zeigte sein Können den zahlreichen Gästen am Tag der offenen Tür – nun auch mit männlicher Unterstützung.

Verschiedene Fachschaften und auch die Wahlfächer präsentierten sich ebenfalls an diesem Tag und ergänzten die Vielfalt des Programms. Der Lebenslauf von Edith Stein ­wurde von der Fachschaft Religion vorgestellt, während man sich im von der Kunst-Arbeitsgemeinschaft gestalteten Kicker-Raum mit dem Thema „Weltall“ als Astronaut ablichten lassen konnte. In der Schulküche gab es die Möglichkeit, koscheres Essen kennenzulernen und es konnten die Tischdekorationen im Rahmen der Abschluss­prüfung bestaunt werden.

Außerdem verkaufte die Schülerfirma „Preziose“ ihren eigens hergestellten Schmuck, wo manche Gäste fleißig für sich oder andere einkauften. Neben den zahlreichen Aktionen und Ausstellungen durften die sportlichen und Vorführungen der Akrobatik-, Jazztanz-, und Ropeskipping-Gruppen nicht fehlen und fanden besonderen Anklang. Außerdem ernteten die Schulband mit ihren Jungtalenten sowie der Chor und die Theatergruppe jede Menge Beifall für ihre musikalischen und spielerischen Einlagen.

Der Elternbeirat versorgte die Gäste im Speisesaal mit Getränken, selbstgemachten Pizzastücken und Kaffee und Kuchen, was auch zur geselligen und harmonischen Atmosphäre bei dieser Veranstaltung beitrug. So war der diesjährige Tag der offenen Tür für die Schulfamilie ein großer Höhepunkt im Schulalltag und nach vielen Stunden der Vorbereitung zeigten sich alle Beteiligten – Schüler wie Lehrer – sehr zufrieden mit ihren Darbietungen.

Besonders schön ist es für die Lehrkräfte, dass jedes Jahr so viele ehemalige Schülerinnen vorbeikommen, um sich in entspanntem Ambiente mit ihnen zu unterhalten und sich an vergangene Zeiten an ihrer Schule zurückzuerinnern. pc

Erben mit Abzügen

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Große Politik beim Jahresempfang der lokalen Wirtschaft

ROTHENBURG – Wenn man erfahren möchte, wer in Wirtschaft und Politik in der Region maßgeblich ist, dann gibt es dafür einen Pflichttermin in Rothenburg: Der Jahresempfang des örtlichen IHK-Gremiums im Wildbad. Bei seiner mittlerweile 9. Auflage wurden die Entwicklungen vor Ort durch Vorsitzenden Dr. Gerhard Walther thematisiert. Zudem referierte mit Gabriele Wanke eine ausgewiesene Fachfrau über die aktuelle Reform des Erbschaftssteuerrechts.

Tradition: Beim IHK-Jahresempfang treffen sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gemeinsamen Austausch.     Fotos: Scheuenstuhl

Tradition: Beim IHK-Jahresempfang treffen sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gemeinsamen Austausch. Fotos: Scheuenstuhl

Nicht im großen Theatersaal, wo gerade Bodenarbeiten anstehen, sondern im ebenso malerischen Rokokosaal des Wildbads spürte man nach, was Wirtschaft und Politik in Rothenburg zur Zeit bewegt. Gremiums-Vorsitzender Dr. Gerhard Walther konnte hierbei zahlreiche Vertreter aus diesen zwei Bereichen begrüßen: Bürgermeister aus Stadt und Land, Stadträte, die Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaften, Kreisräte sowie die Wirtschaftsförderer des Landkreises und der Stadt Rothenburg und natürlich auch einige Unternehmer. Krankheitsbedingt fanden sich allerdings nicht alle 100 angemeldeten Personen zu dem Treffen ein.

Dr. Gerhard Walther freute sich dennoch über die Jahr für Jahr immer größer werdende Zahl an Teilnehmern. In seiner kurzen Ansprache ging er auf vier Punkte ein, die den Wirtschaftsstandort Rothenburg momentan umtreiben: Da ist zum einen die große Erfolgsmeldung aus dem vergangenen Jahr: „Wir werden Hochschulstandort.“

Bereits ab diesem Herbst soll der Studienbetrieb des Campus Rothenburg in der ehemaligen Luitpoldschule mit dem Studienfach „Interkulturelles Management“ starten. Neben seinem Dank für das „hervorragende Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft“ in dieser Angelegenheit, appelierte der Vorsitzende an die Unternehmen, sich an der Stiftungsprofessur zu beteiligen – falls noch nicht geschehen.

Gemeinsame Investition

Zum anderen gibt es eine weitere „Baustelle“, mit der viele Hoffnungen verbunden sind: Für die Renovierung des Gastronomischen Berufsbildungszentrums (GBZ) investieren Landkreis und Industrie- und Handelskammer zusammen etwa 2,5 Millionen Euro. Dadurch soll die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes erhalten und das Bildungsangebot „sowohl in der Breite, als auch in der Tiefe ausgebaut werden“.

Auch für die im Juni anstehende Wirtschaftsmesse rief Dr. Gerhard Walther zur Teilnahme auf. Als letzten Punkt brachte er das von der Politik geplante Bargeldlimit von 5000 Euro zur Sprache. Seine persönliche Überzeugung: Eine derartige Obergrenze sei ein „nicht hinzunehmender Eingriff in die Privatsphäre der Menschen“.

Man verlor sich an diesem Abend aber nicht in der örtlichen Wirtschafswelt, sondern hatte auch Entscheidungen auf Bundesebene im Blick, namentlich die Reform des Erbschaftssteuerrechts. Diese Neugestaltung wird laut Dr. Gerhard Wal­ther „Familienunternehmen und inhabergeführte Betriebe mit voller Wucht treffen“. In diesen Tagen laufen die entscheidenden Gespräche. Die Koalition ringt um einen Konsens in dieser Frage. Für eine Einschätzung, wie das Gesetz letztlich ausgestaltet sein könnte, wurde Gerlinde Wanke eingeladen.

Abgesehen von ihren diversen Aufsichtsrat- und Verwaltungsmandaten ist die studierte Betriebswirtin auch Mitunternehmerin eines mittelständischen Familienunternehmens und ehrenamtliche Vorsitzende des Finanz- und Steuerausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertags sowie Vorsitzende des Rechts- und Steuerausschusses der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Durch die Mitwirkung in diesen Gremien hat sie Zugang zu den politischen Entscheidungsträgern.

Karlsruhe kippte Gesetz

Bis Ende Juni muss der Gesetzgeber eine Neuregelung für die Erbschaftssteuer erarbeiten. Dies hat ihm das Bundesverfassungsgericht 2014 aufgetragen, als es wesentliche Teile der bislang gültigen Steuervergünstigungen für Firmenerben kippte und strengere Regeln verlangte. Mit dem Urteil aus Karlsruhe wurde jedoch nicht die grundsätzliche Überzeugung bestritten, dass Familienunternehmen teilweise oder auch vollständig von der Erbschaftssteuer befreit werden können, um ihre Existenz und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten.

Referentin: Steuerfachfrau Gerlinde Wanke.

Referentin: Steuerfachfrau Gerlinde Wanke.

Da es eine „ideologisch geprägte Steuer“ ist, so die Fachfrau aus der Oberpfalz, werde die Diskussion darum auch auf dieser Ebene geführt. Bei der momentan herrschenden Planungsunsicherheit seien ihres Ermessens nach diejenigen Unternehmen am besten dran, die ihre Nachfolge schon lange geregelt haben. Denn zum einen werde es eine Verschonung des Betriebsvermögens in der bisherigen Form wohl so nicht mehr geben. Im Gespräch ist, dass es ab einem Betriebsvermögen von 26 Millionen Euro eine sogenannte „Bedürfnisprüfung“ geben soll, bei der der Erbe nachweisen muss, dass ihn die Zahlung der Erbschaftssteuer finanziell überfordern würde. Und zum anderen besteht die Möglichkeit, dass der Gesetzgeber eine Rückwirkung der Neuregelung festsetzt.

Gerlinde Wanke mahnt an, dass die Reform neue Probleme aufwerfen wird: So führe sie auch zu Rechtsunsicherheit und erhöhe den administrativen Aufwand, ohne verfassungsrechtliche Zweifel vollends zu beseitigen. Eine grundlegende Neukonzeption sei politisch zurzeit kaum umsetzbar. Dies habe der Gesetzgeber mit seiner bewussten Entscheidung für eine Minimallösung versäumt. „Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet nur eine temporäre Abschaffung der Erbschaftssteuer“, ist die Steuerfachfrau überzeugt. mes

Mit Haushalt auf gutem Weg

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Überwiegend positive Nachrichten bei Bürgerversammlung in Wörnitz

WÖRNITZ – In der Gemeinde Wörnitz kann man sich über finanzielle Zuwächse bei fast allen Steuerarten freuen. Dies gab Bürgermeister Karl Beck im Rahmen der jüngs­ten Bürgerversammlung im Autohof bekannt. Allerdings würden auch die Ausgaben steigen. Doch die Kommune sei haushaltstechnisch gesehen auf einem guten Weg.

Vor dem Hintergrund zahlreicher Auseinandersetzungen, Flüchtlingsströme, Finanzdramen und Krankheiten stehe die Welt vor großen Herausforderungen, welche bis in die kleins­ten Kommunen durchschlagen würden, so Karl Beck. In Wörnitz spüre man das auch an 35 Flüchtlingen, wodurch aktuell die Einwohnerstatistik der Kommune weiter ansteigt (von den insgesamt 1869 Einwohner sind 171 Ausländer).

Stabile Geburtenzahlen (21 im vergangenen Jahr) stehen 19 Sterbefällen gegenüber. Andererseits sei aber auch nur noch ein Mitglied der Glaubensgemeinschaft „Zwölf Stämme“ in der Kommune gemeldet. Der Bericht aus dem Gemeinderat wies auf 19 Sitzungen mit 149 verabschiedeten Beschlüssen hin. Auch gab es drei Ortstermine für das Gremium. Beim Blick in den Haushalt richtete Karl Beck das Augenmerk zunächst auf die wichtigsten Einnahmen.

Interesse an Entwicklung der Gemeinde: Reger Besuch bei Wörnitzer Bürgerversammlung.   Foto: Meyer

Interesse an Entwicklung der Gemeinde: Reger Besuch bei Wörnitzer Bürgerversammlung. Foto: Meyer

Fast drei Millionen Euro machen diese im Verwaltungshaushalt aus, wobei der Löwenanteil auf die Gewerbesteuer fällt. Diese habe sich kontinuierlich von 370000 Euro im Jahr 2002 auf nunmehr fast 1,6 Millionen Euro entwickelt. Rekordwerte gab es bei der Einkommensteuerbeteiligung (668000 Euro), bei der Einkommensteuerersatzleistung (54000 Euro), der Umsatzsteuerbeteiligung (94000 Euro), bei der Investitionspauschale (116380 Euro, was innerhalb eines Jahrzehnts einen Anstieg von 1000 Prozent ausmacht) sowie beim Straßenunterhaltszuschuss (48200 Euro) zu verzeichnen.

Während die Grundsteuern A (39511 Euro) und B (260000 Euro) nahezu kons-tant blieben, gingen die Einnahmen aus der Grunderwerbssteu-er auf nur noch 14325 Euro zurück, nachdem im Januar der letzte gemeindliche Bauplatz im alten Wohnbaugebiet „Biegfeld I“ veräußert worden war. Die auf Null heruntergefahrenen Schlüsselzuweisungen vom Staat seien Ausdruck der guten Steuerkraft der Gemeinde. Dies treffe nur auf sechs bis sieben weitere Kommunen im Landkreis zu, so der Rathauschef. Erfreulich seien auch Einnahmen in Höhe von 30664 Euro aus den gemeindlichen Photovoltaikanlagen.

Die Ausgaben würden im Verwaltungshaushalt etwa 2,18 Millionen Euro ausmachen, womit sich eine erfreuliche Differenz von zirka 800000 Euro zu den Einnahmen ergebe. Der größte Posten ist hier die Kreisumlage mit 787636 Euro. Danach kämen die Personalausgaben von 274000 Euro, vor der Gewerbesteuerumlage (216000 Euro), dem Kindergartenpersonalkostenzuschuss (172744 Euro), der Schulverbandsumlage (164000 Euro) sowie der VG-Umlage mit weiteren 153000 Euro. Während die Kreisumlage deutlich zurückgeführt werden konnte, würden die Ausgaben für Personal und kommunale Einrichtungen kontinuierlich ansteigen. Bedenklich sei der Rückgang der Gesamtschülerzahlen der Gemeinde Wörnitz an der Grund- und Mittelschule Schillingsfürst. 141 Schülern im Jahre 2002 stehen jetzt nur noch 84 Schüler gegenüber, was auch mit einem vermehrten Übertritt an die weiterführenden Schulen zusammenhänge.

Der Schuldenstand der Gemeinde Wörnitz belief sich zum Jahresende auf 1,317 Millionen Euro. Er konnte in den vergangenen beiden Jahren um 279000 Euro zurückgeführt werden. Dies finde auch in reduzierten Kreditzinsenkosten seinen Niederschlag, so Beck, der andererseits aber auch auf kommunale Rücklagen in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro verwies. Hinzu kämen Schuldenanteile am Schulverband Schillingsfürst in Höhe von 274000 Euro und 360000 Euro am Zweckverband Interfranken. Letzterer verfüge aber über ein Eigentum von 126 Hektar an Flächen. In seiner Rückschau auf 2015 stellte Beck die Auslieferung von zwei Feuerwehrfahrzeugen (Kosten insgesamt 630000 Euro) für die Monate Mai und September dieses Jahres in Aussicht.

Auch der gemeindliche Bauhof habe ein Fahrzeug sowie ein Abflammgerät für insgesamt 106000 Euro erhalten. Die Fertigstellung der Erschließungsstraße „Hammerstatt“ habe weitere 60137 Euro verschlungen, während im Erzberger Wohnbaugebiet Gehwege für fast 35000 Euro angelegt wurden. Die Ertüchtigung der Kläranlage Wörnitz wird rund 440000 Euro kosten. Bis zum Jahr 2019 hätte die Kommune eine neue Planung vorzulegen, welche bis 2023 umzusetzen wäre.

Im laufenden Jahr soll die Sanierung der „Schützenstraße“ im Hauptort Wörnitz vorangetrieben werden und auch über eine Erweiterung der Kindertagesstätte um weitere zwölf Krippenplätze müsse man sich Gedanken machen. In Sachen Breitband sei die Ausschreibung bereits erfolgt und in Bezug auf den geplanten Industrie- und Gewerbepark am Autobahnkreuz erwartet der Verbandsvorsitzende eine Entscheidung über den Fortgang im kommenden April. Bezüglich des angestrengten Gemeindeentwicklungskonzeptes setzt Karl Beck auf das richtungsweisende Entwicklungsgutachten um Ostern. Das Anwesen „Georg-Ehnes-Platz 2“ (ehemals „Zwölf Stämme) sei von der Kommune käuflich erworben worden. Dorthin werde die Verwaltungsgemeinschaft Schillingsfürst während der rund drei Millionen Euro teuren Sanierung der „Villa Roth“ für etwa ein Jahr umziehen. Für diese Maßnahme erwarte man rund eine Million Euro an Zuschüssen.

Während das alte Lagerhaus in Erzberg zum Abriss anstehe, will die Gemeinde bis September dieses Jahres die Erschließung des neuen Wohnbaugebietes „Biegfeld II“ bewerkstelligen. Ab Herbst könnte dann dort gebaut werden. Zum Abschluss blieb es dem Gemeindeoberhaupt vorbehalten, beruflich sehr erfolgreiche junge Menschen aus dem Gemeindegebiet für ihre Leistungen mit Präsenten auszuzeichnen.

Dabei fiel die Wahl auf Lisa Merklein (Ulrichshausen) und Patrick Sturm (Erzberg). Melanie und Marie-Madlen Strauß (beide Mühlen) sowie Daniela Singer (Bottenweiler) erhielten die Ehrung nachgereicht. Auch konnten jetzt mit zweijähriger Verzögerung die über 18 Jahre hinweg im Gemeinderat tätigen Rainer Uhl und Gisela Raab mit einer kommunalen Dankurkunde des Bayerischen Innenministers Joachim Hermann und Präsenten offiziell aus dem Gremium verabschiedet werden. hm

Möglichkeiten und Grenzen

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Voraussetzungen für mehr Bürger-Mitbestimmung geschaffen – Konzept mit Leben füllen

ROTHENBURG – Struktur und Finanzierung der neuen Mitbestimmungs-Regelung für Bürger stehen. Bei der Gründungsversammlung des Gemeinschaftsbeirates in der Aula der neuen Topplerschule wurde Herbert Holzinger zum Vorsitzenden gewählt. In seiner Funktion hat er entsprechend den Vorgaben Rederecht im Stadtrat, obwohl er selbst kein Stadtratsmandat hat.

Der Gemeinschaftsbeirat ist berechtigt, Anträge zur Behandlung im Stadt­rat beziehungsweise dem jeweils zuständigen Ausschuss zu stellen. Die Anträge sind schriftlich spätestens bis zum zehntenTag vor der Sitzung beim Oberbürgermeister einzureichen. Die Behandlung der Anträge erfolgt entsprechend Paragraph 24 der Gemeindeordnung: rechtzeitig und transparent. Dem Vertreter des Gemeinschaftsbeirates soll die Gelegenheit zur Begründung des gestellten Antrages in der jeweiligen Sitzung eingeräumt werden. Jetzt muss das Konzept mit Leben erfüllt werden.

Der Gemeinschaftsbeirat als neue Möglichkeit der Bürgerbeteiligung setzt sich aus zehn stimmberechtigten Mitgliedern aus den Bereichen Familie, Senioren, Inklusion, Migration und Jugend zusammen: Herbert Holzinger, Uta Rudolph, Beate Junkersfeld, Dr. Paul Kerscher, Ursula Ilgenfritz, Ralph Dürr, Roberto Mandosi, Stella Braun, Theresa Strobl, Nik­las Heißwolf. Gemäß der Satzung gehören weitere neun nicht stimmberechtigte Mitglieder dem Gemeinschaftsbeirat an: Oberbürgermeister Walter Hartl oder Stellvertreter, die im Stadtrat vertretenen Frakionen sowie drei Vertreter aus der Stadtverwaltung (Oberrechtsrat Michael Sommerkorn, Roland Pfaffelhuber, Irmgard Fischer).

Zwischen Bürgern und Politik entsteht ein neues Miteinander im Gemeinschaftsrat. Foto: Schäfer

Zwischen Bürgern und Politik entsteht ein neues Miteinander im Gemeinschaftsrat. Foto: Schäfer

Dem Gemeinschaftsbeirat steht es offen, aktiv die Arbeit der Stadt zu beeinflussen und seine Gestaltungsspielräume zu nutzen. Auf verschiedenen Wegen kann er sich informieren, Meinungen bilden, Standpunkte einbringen und Entscheidungen mitgestalten. Durch finanzielle Zuwendungen in Höhe von insgesamt 10000 Euro aus dem Stadtsäckel hat die Bürgerbeteiligung einen finanziellen Handlungsspielraum. Es sind sogar 15000 Euro, rechnet man die 5000 Euro hinzu, die an den Beirat für Familie, Senioren, Inklusion, Migration und Jugend ausbezahlt werden zur Erfüllung seiner Aufgaben.

Aus den Reihen des Gemeinschaftsbeirates wurde außer dem Vorsitzenden Herbert Holzinger seine Stellvertreterin Uta Rudolph, Schriftführer Niklas Heißwolf und Kassiererin Ursula Ilgenfritz gewählt. Die Gründungsversammlung fand in der barrierefreien Topplerschul-Aula statt, denn mit dem Rollstuhl sind die Treppen im Rathaus nicht zu überwinden. Das historische Gebäude hat keinen Aufzug. Der Sitzungssaal für Stadt­rat und Ausschüsse befindet sich im zweiten Stock des Rathauses und ist mit moderner Mikrophontechnik ausgestattet, was eine Ausweichmöglichkeit in andere Räumlichkeiten schwierig macht. Oberbürgermeister Walter Hartl will eine rasche Lösung finden. sis


Erfolgreich etabliert

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Zum achten Mal Seniorennachmittag in der Reichsstadthalle

ROTHENBURG – Gemeinsam erzählen. Gemeinsam zuhören. Neues erfahren. Altes wieder ausgraben. Der städtische Seniorennachmittag lud einmal mehr zum Zusammenkommen ein. Die Reichsstadthalle zeigte sich gut gefüllt und neben der Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Kuchen, wurde den Besuchern ein passendes Rahmenprogramm geboten.

Etwas weniger Besucher, als im letzten Jahr konnte Organisator Peter Wilde vom Amt für soziale Angelegenheiten begrüßen, als er den Nachmittag mit einer kurzen Rede eröffnete. Trotzdem durfte sich die Stadt als Veranstalter über regen Besuch freuen. Nur wenige Plätze blieben frei. Nach seiner Willkommensrede übergab Peter Wilde das Mikrophon an Oberbürgermeister Walter Hartl, der seinerseits die Besucher begrüßte.

Fast bis auf den letzten Platz gefüllt: Die Besucher des Seniorennachmittags lauschen den Vorträgen.                               Fotos: Götz

Fast bis auf den letzten Platz gefüllt: Die Besucher des Seniorennachmittags lauschen den Vorträgen. Fotos: Götz

Er sprach allen an der Organisation Beteiligten seinen Dank aus und informierte kurz über laufende und kommende Bauvorhaben der Stadt. In diesem Zusammenhang erwähnte er unter anderem den Umbau des Spitalgebäudes zum Schülerwohnheim und den gut voranschreitenden Bau der Mehrzweckhalle am Friedrich-Hörner-Weg. Es zeige sich nun, fuhr er fort, dass „die Sorge unbegründet“ gewesen war, die Halle würde negativen Einfluss auf das Stadtbild nehmen und er hoffe, dass nicht nur er das so sehe. Außerdem hob er das, aus seiner Sicht, Zukunftsthema Nummer eins, hervor. Die Etablierung eines Campus in Rothenburg. „Anfangs wurde er für seine Idee noch belächelt“, erzählte er. Jetzt starten schon im Herbst die ersten Module.

Zuletzt berichtete Walter Hartl den anwesenden Senioren über die Auswirkungen der Flüchtlingspolitik für Rothenburg. Zum jetzigen Zeitpunkt hielten sich 110 Flüchtlinge in der Stadt auf und in nächster Zeit werden definitv weitere hinzukommen. Er rief dazu auf, Flüchtlingen nicht mit Vorutreilen zu begegnen und die „christlichen Werte, die wir vorgeben zu verteidigen, auch zu leben.“ Er sei froh, dass die Rothenburger bisher gut mit den Asylsuchenden umgehen.

Anschließend stellte sich Dr. Paul Kerscher als Vorsitzender des neuen Seniorenbeirats vor, der 18 stimmberechtigte Mitlgieder umfasst. Darunter Vertreter der Caritas und der Seniorenheimen und auch Hermann Schönborn, der die Verbindung zum Stadtrat gewährleistet. Der Beirat soll helfen, die Interessen von Senioren zu bündeln und zu mehr Gehör in der Stadtpolitik verhelfen.

Realschul-Filmgruppe um Thilo Pohle präsentiert ihren Film.

Realschul-Filmgruppe um Thilo Pohle präsentiert ihren Film.

Dr. Kerscher sprach in seiner Rede einige Themen an, die er sich vorstellen könne, mit dem Beirat anzugehen. Eines, dass ihm selbst sehr am Herzen liege, sei die Schaffung von Barrierefreiheit in Rothenburg. Des Weiteren könne man im sozialen und kulturellen Bereich vielleicht etwas bewegen, sich beispielsweise für Theaterveranstaltungen im Rothenburger Raum einsetzen, Fahrdienste anbieten oder auch Kinderbetreuung. Natürlich stünden auch gemeinsame Ausflüge, Wanderungen und andere Freizeitaktivitäten auf der Agenda. Eine ganz wichtige Aufgabe sei auch, dass die Mobilität für Senioren in Rothenburg erhalten bleibt und ausgebaut wird.

Weiter im Programm ging es mit eigens verfassten Märchenerzählungen von Brigitte Trautmann-Keller. Was gut gemeint war, traf nicht unbedingt den Nerv des Publikums. Wohl aufgrund der Länge und des Inhalts, kam es gegen Ende sogar zu einigen Unmutsäußerungen. Es folgte die obligatorische Pause mit Kaffee und Kuchen, abermals serviert von Familie Wörle. Nach regen Unterhaltungen folgte der letzte Programmpunkt.

Die Vorstellung des Films „Ein Tag der zur Nacht wurde – Rothenburg in Flammen am 31.03.1945“ von Thilo Pohle, Andrea Knäulein und Kerstin Schmidt. Der Film beleuchtete, anhand der Aussagen von Augenzeugen, die Bombardierung Rothenburgs gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Anwesenden zeigten sich begeistert und aufgewühlt von der Intensität des Films. Von allen Seiten wurde den Veranwortlichen für diese Filmprodukion gedankt. „Dieser Film ist sehr erschütternd. Möchte unser Herrgott uns alle davor bewahren, dass uns so was nochmal trifft. Und möchte dieser Film ein Mahnmal für die ganze Menschheit sein“, so einer der vielen Kommentare der Besucher des Seniorennachmittags. Rundum war es wieder ein gelungener Nachmittag, der teils Erinnerungen wieder aufleben, aber auch in die Zukunft Rothenburgs blicken lies. og

Verdiente Würdigung

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Feuerwehrleute bekamen staatliches Ehrenabzeichen

SCHILLINGSFÜRST – Für ihre jahrzehntelange Bereitschaft sich für ihre Mitmenschen einzusetzen bekamen Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Schillingsfürst nun die verdiente Würdigung: Beim ersten Ehrungsabend in der Albert-Zietz-Halle wurden sie mit den staatlichen Feuerwehrehrenabzeichen für 25- und 40-jährige Dienstzeit bedacht.

„Heute Abend zollen wir alle den verdienten Feuerwehrmännern ihren Respekt angesichts vieler Jahre ehrenamtlichen Engagements“, eröffnete Bürgermeister Michael Trzybinski seine Grußrede. Er unterstrich die „hohe Bedeutung des Feuerwehrdienstes“ in Schillingsfürst und darüber hinaus: „Ihr seid die Garanten dafür, dass wir ruhig schlafen können.“

Staatliche Auszeichnung für ehrenvollen Einsatz in langer Dienstzeit: Uwe Krauß, Dieter Jakoby, Kurt Rößler, Hans Waldmann.  Fotos: privat

Staatliche Auszeichnung für ehrenvollen Einsatz in langer Dienstzeit: Uwe Krauß, Dieter Jakoby, Kurt Rößler, Hans Waldmann. Fotos: privat

Die Aktiven seien „edle Vorbilder. Ihnen und der guten Jugendarbeit der Feuerwehren gelte besonderer Dank. Der Dienst in der Feuerwehr bedeutet nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Belastung, so Michael Trzybinski weiter. Es sei allen Beteiligten wichtig, junge Menschen langsam an den anspruchsvollen Einsatzdienst heranzuführen. „Ihr seid immer dann da, wenn Menschen in einer besonderen Notlage Hilfe benötigen“, wandte er sich an die anwesenden Feuerwehrleute und fügte hinzu: „Für diese Selbstverständlichkeit spreche ich euch heute im Namen der Stadt Schillingsfürst und des Stadtrates die größte Anerkennung aus.“

Der Stadtrat erkenne die Leistungen der Wehr seinerseits immer wieder an, indem er stets bereit sei, in die Ausrüstung der Wehr zu investieren. Ein Beispiel hierfür ist der Kauf eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20), und der Umsetzung der Bedarfsplanung. An dieses Thema ist unweigerlich die Planung über den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses geknüpft, mit dem sich der Stadtrat auseinandersetzen wird. Stellvertretender Landrat Kurt Unger nahm zusammen mit dem Kreisbrandrat des Landkreises Ansbach, Thomas Müller, sowie dem zuständigen Kreisbrandinspektor, Werner Tischer, und Bürgermeister Michael Trzybinski die Ehrung vor. Für 25 Jahre wurde Uwe Krauß aus Faulenberg geehrt. Für 40 Jahre im Dienst bekamen Hans Waldmann und Kurt Rößler aus Faulenberg sowie Dieter Jakoby aus Schillingsfürst die Auszeichnung.

Für 30 Jahre Feuerwehrsketche bekam Karl-Heinz Braun (li.) Präsente.

Für 30 Jahre Feuerwehrsketche bekam Karl-Heinz Braun (li.) Präsente.

Dominik Schalk, Kommandant der Feuerwehr Faulenberg dankte für die 25 beziehungsweise 40 Jahre und würdigte im Besonderen die große Beteiligung der drei geehrten Faulenberger an den vielfältigen Aktionen der dortigen Wehr. Dieter Jakoby engagiert sich als Maschinist und Gruppenführer seit 2014 zusätzlich als Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Dem Verwaltungsrat des Vereins gehört er seit drei Jahrzehnten zuerst als Schriftführer danach als Beisitzer, stellvertretender Vorsitzender vor seinem jetzigen Amt an. Karl-Heinz-Braun wurde für 30 Jahre Feuerwehrsketch beim Feuerwehrball der Schillingsfürster Wehr mit einem Bild und einem Krug geehrt.

Alle Redner betonten das besondere Ehrenamt der Freiwilligen Feuerwehr. Gerade eben noch beim Abendessen mit der Familie, geht der Alarm und vier Minuten später schon im Feuerwehrauto unterwegs zum Einsatzort. Dies soll andere Ehrenämter nicht schmälern, diese sind ebenfalls wichtig und unverzichtbar, aber oftmals planbarer. Bei der Feuerwehr und auch bei den Freiwilligen vom Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk ist dies ein wenig anders. Neben den Feuerwehrkameradinnen und Kameraden der Feuerwehren aus Schorndorf, Stilzendorf, Faulenberg und Schillingsfürst mit ihren Kommandanten und Stellvertretern waren auch einige Stadträte, Pfarrerin Alexandra Fürstenberg, die stellvertretende Leiterin der Rotkreuzbereitschaft Schillingsfürst Rita Heller, Altbürgermeister Friedrich Wieth und Ehrenkommandant Ludwig Haas anwesend.

Für die musikalische Umrahmung des Ehrungsabends sorgte eine kleine Abordnung der Stadtkappelle Schillingsfürst unter der Leitung von Jürgen Strauß. Christoph Maul gab als Hausmeister einen humorvollen Blick auf die Schillingsfürster Feuerwehren. Einen besonderen Dank richteten die Schillingsfürster Floriansjünger an die Patenwehr aus Rothenburg mit ihrem Kommandanten Stadtbrandinspektor Jürgen Holstein, die ihr Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug vor der Albert-Zietz-Halle präsentierten. Im Anschluss an die Ehrung bekamen zahlreiche Kameraden die blaue und goldene Ehrenamtskarte ausgehändigt. mes/ste

Eine 641-jährige Tradition endet

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Mit Schließung der Löwenapotheke ist eine der ältesten Apotheken Deutschlands Geschichte

ROTHENBURG – Ein weiteres Stück unwiderbringlicher Stadtgeschichte ist verschwunden: zu Jahresbeginn hat die Löwen-Apotheke am Marktplatz 3 für immer geschlossen. Begründet im Jahr 1374 war sie die letzte noch existente Apotheke aus der Reichsstadtzeit Topplers. Der Blick in die Annalen zeigt eine gut dokumentierte Geschichte der einstigen Altstadt-Apotheken.

Wie beeindruckend alte Apotheken-Einrichtungen in Rothenburg waren, das sieht man leider nur noch im Reichsstadtmuseum. Glücklicherweise ist es in den achtziger Jahren gelungen, nahezu die komplette Ladeneinrichtung der Georgen-Apotheke (Apotheker-Familie Scharff) ankaufen zu können. Diese beliebte und wegen ihrer alten Einrichtung besonders reizvolle Apotheke war aus Altersgründen aufgegeben worden und musste wie so vieles in Rothenburg einer touristischen Nutzung weichen.

Einrichtung der früheren Georgen-Apotheke Scharff im Reichsstadtmuseum.  Foto: diba

Einrichtung der früheren Georgen-Apotheke Scharff im Reichsstadtmuseum. Foto: diba

Nachdem schon lange die Apotheke Rudolf von der Rödergasse schloss, bleibt jetzt nur noch eine Altstadt-Apotheke übrig: Es ist die seit 1812 bestehende Marien-Apotheke im Fachwerkbau vor dem Brunnen. Dort hat man bei dem 2006 erfolgten Umbau nur noch einen alten Tresen von der (nicht nur bei Touristen beliebten) alten Einrichtung übrig gelassen, so dass es jetzt ein moderner Laden im historischen Fachwerkbau ist. Ein geschichtsträchtiger Ort, denn dort hatte Rothenburg in der Stauferzeit sein Rathaus. Die Reichsstadtherrlichkeit der Rothenburger Apotheken, die große Bedeutung in der Stadt hatten, ist aber im Internetzeitalter zwangsläufig dahin. Selbst Arznei kann man heutzutage im Netz zu Sonderangeboten bestellen. Doch die drei außerhalb der Mauern niedergelassenen neuen Apotheken (zwei in der Ansbacher Straße, eine im Zentro) beweisen, wie wichtig den Kunden trotzdem noch die persönliche Beratung ist – schließlich wird wohl jeder den Hausarztbesuch einer reinen Internetrecherche vorziehen.

Dr. Jürgen Kohnhäuser-Burkl und seine Frau Silke hatten seit 1997 in Nachfolge von Dr. Erwin Mögel die Löwen-Apotheke geführt und konnten sich über eine zufriedene Stammkundschaft freuen. Trotzdem hätte die Zukunft auch ohne den überraschenden Tod der Apothekerin für den langfristigen Betrieb nicht unbedingt rosig ausgesehen. Zum einen ist es der offensichtlich verschärfte Wettbewerb, zum andern sind es immer strengere Auflagen, die hier wie in vielen Branchen das Leben besonders in alten Häusern schwerer machen. Auch die Verkehrsregelung und die Parksituation werden als problematisch angeführt. Letztlich sorgen die Touristen in der Altstadt Rothenburgs für den Erhalt der (im Vergleich zu früher) noch wenigen verbliebenen Läden. Immer einseitiger verändert sich die Struktur innerhalb der Mauern.

Dr. Erwin Mögel, der 1970 die Nachfolge von Otto Haindl angetreten hat, brachte zum 600-jährigen Bestehen der Löwen-Apotheke 1974 eine informative Schrift zur Historie heraus. Im Jahr 1374 wird in den Listen des Steueramtes ein „Meister Peter, der Apotheker” mit „fünf Heller zu Jahrgeld“ betont. Es ist belegt, dass er im Dienste der Stadt mit der damals begründeten Ratsapotheke (beziehungsweise dann die Löwen-Apotheke) stand. Das Gesundheitswesen der Stadt reicht zurück bis zum Spital im 13. Jahrhundert, damals eine fortschrittliche Einrichtung. Den im städtischen Dienst stehenden Ärzten, die Arzneien verabreichten, folgten bald die ersten Apotheker. Die Entwicklung hat Heinrich Weißbecker in seiner Schrift „zur Apotheken-Geschichte Rothenburgs vor 1806“ beschrieben. Die Feuersbrunst, die das städtische Archiv 1240 zerstörte, lässt leider wertvolle Dokumente vermissen.

Otto Haindl, Löwenapotheke 1937-70.  Foto: Wagner

Otto Haindl, Löwenapotheke 1937-70. Foto: Wagner

Jedenfalls folgt auf die älteste Rats- apotheke (Löwen-Apotheke) dann im Jahr 1600 die „Mohrenapotheke“, die von Georg Schwarzmann begründet wurde. Sie lag ebenfalls am Markt im Eckhaus der Oberen Schmiedgasse zur Hafengasse (Geißendörfer). Er gab sie weiter an seinen Sohn und dieser vererbte sie ebenfalls an den Nachkommen. So war die zweite Apotheke bis 1710 unter Senator Philipp Bernhard Schwarzmann im Familienbesitz. Später ging die Mohren-Apotheke allerdings ein.

Dritte Apotheke ist die „Zum goldenen Engel“, 1708 von Samuel Philipp Oppermann aus Goslar gegründet, später „Georgen-Apotheke“ an der Ecke Georgengasse/Markt. Von 1903 bis 1945 war sie im Besitz von Friedrich Scharff und wurde danach bis in die achtziger Jahre von Heinz Scharff bzw. zuletzt von dessen Witwe weitergeführt. Neben dem Mobiliar sind auch noch etliche Utensilien und Gerätschaften im Reichsstadtmuseum in einem eigenen Raum zu bestaunen.

Das örtliche Apotheken- und Gesundheitswesen hatte einen guten Ruf. Im 16. Jahrhundert führte der Rat regelmäßige Visitationen der Apotheken ein, wozu es ein Gremium mit den Stadtärzten und den Steuerherren gab. Der Apotheker K.-H. Bartels aus Lohr am Main hat zur vorbildlichen Apothekengesetzgebung von Rothenburg 1970 einen längeren Fachbeitrag in der „Pharmazeutischen Zeitung” veröffentlicht. Von Dr. Schnurrer gibt es u.a. in seinen „Rothenburger Profilen“ interessante Beiträge. Ebenso in der FA-Beilage „Die Linde“ vom Verein Alt-Rothenburg.

Mit der Weiterentwicklung des Medizinalwesens gab der Rat 1710 eine neue Ordnung heraus: Gifte mussten sicher verschlossen bleiben, Salia und Acida (Säure) durften nicht in Metallgefäßen verarbeitet werden, Präparate und Composita sollten „unter Aufsicht der Doctoren bereitet werden”. Der frühere Stadtarchivar Dr. Ludwig Schnurrer betont im Gespräch, welchen Grund die strenge Überwachung auch hatte: „So konnte nicht jeder Krämer einfach hineinpfuschen”.

Die Krämer handelten auch mit Arzneien und bis in jüngere Zeit waren ferner die Bader Anlaufstelle für manche Wehwehchen, behandelten sogar Verletzungen, offene Wunden und scheuten selbst chirurgische Eingriffe nicht. Aderlaß und Schröpfen gehörten zum Standardprogramm. Dr. Schnurrer: „In Rothenburg gab es praktisch in allen Stadtvierteln Bader”. Dass es außerdem nicht in allen Badestuben nur züchtig zuging, ist bekannt.

Am 31. März 1945 war die historische Löwen-Apotheke beim Luftangriff vollkommen zerstört worden, wertvolle Gerätschaften wurden vernichtet. Otto Haindl errichtete das Gebäude wieder nach äußerem Vorbild. Die typische steile Zugangstreppe bildet mit der gegenüberliegenden Rathaustreppe einen schönen Dipol und bleibt hoffentlich dauerhaft erhalten. Dort genießen Einheimische wie Touristen gerne die Sonne.

Nun ist die Löwen-Apotheke schon ausgeräumt. Vielleicht bleibt eine Erinnerungstafel für eine der ältesten deutschen Apotheken? Was aus dem Laden wird (das Haus gehört auswärtigen Haindl-Erben) ist abzuwarten. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Dr. Mögel hatte in seiner Jubiläumsschrift noch auf die neue elektronische Technik hingewiesen: jedes Medikament sei künftig auf einer Lochkarte als Datenträger gespeichert und die „Fernübertragung“ biete viele Vorteile, schrieb er 1974 ganz auf die zukünftige Entwicklung eingestellt, nicht ahnend was sich noch alles verändern würde. Heute vermittelt der Apotheker tausende von Arzneien.

Dass man sich wenige Jahrzehnte später das ganze Apothekensortiment auf einen heimischen Rechnerbildschirm oder gleich aufs Mobiltelefon laden und dort bestellen kann, hätte sich kaum jemand erträumt. Der Apotheker sieht sich einer mächtigen Pharma-Industrie ge­genüber, mit der er kooperieren muss – und zugleich hat er sachkundiger Partner seiner Kunden zu sein, die Versorgung der Bevölkerung zu garantieren. Dabei ist der Auftrag gesetzlich festgelegt – in manchem vergleichbar mit dem Rang der alten Ratsapotheken der Reichsstädte. diba

Jetzt mit offiziellen Titel

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Altoberbürgermeister-Titel für das frühere Stadtoberhaupt

ROTHENBURG – Volksnah und bescheiden gab sich Herbert Hachtel während seiner 28-jährigen Amtszeit als Mitglied des Stadtrates, Kreistages, Bezirkstages, Bürgermeister und Ob­er­bürgermeister. Jetzt wurde ihm im kleinen Rahmen, so sein ausdrücklicher Wunsch, anlässlich seines 75sten Geburtstages eine besondere Ehre zuteil.

Zum Auftakt der jüngsten Stadt­ratssitzung im Rathaus verlieh ihm Oberbürgermeister Walter Hartl den offiziellen Titel „Altoberbürgermeister“. Diese Ehrenbezeichnung wird durch eine Satzung, die der Stadtrat nach der Gemeindeordnung erlassen hat, verliehen. Ausdruck lobender Würdigung einer verdienten Persönlichkeit, die bei offiziellen Anlässen bereits in der Anrede der Gäste eine herausgehobene Stellung einnimmt, was durch die Rangfolge zu erkennen ist.

In einem kurzen Abriss würdigte der Oberbürgermeister die Verdienste seines Vorgängers, der als Mitglied des Kreistages und des Bezirkstages Mittelfranken auch über Rothenburg hinaus nachdrücklich für die Interessen der Region eingetreten ist. Hartl zollte Hachtel Anerkennung und Respekt für dessen zukunftsweisenden Impulse für die Entwicklung der Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort. Als Beispiele nannte er die Investitionen und Entscheidungen in Sachen Krankenhaus, die Ansiedlung der Firma Lechner, die sich zum zweitgrößten Arbeitgeber Rothenburgs entwickelt hat, den Aufbau der Musikschule und das große Engagement für Kultur, Denkmalpflege, Tourismus und Städtepartnerschaften.

Oberbürgermeister Walter Hartl mit Vorgänger Herbert Hachtel und Frau Anni.

Oberbürgermeister Walter Hartl mit Vorgänger Herbert Hachtel und Frau Anni.

Der Oberbürgermeister verband die Verleihung der Ehrenbezeichnung mit guten Wünschen für Gesundheit und Wohlergehen im Kreis der Familie, die ihm starker Anker und wichtige Stütze ist. Bei der Ehrung stand deshalb neben dem frisch ernannten Altoberbürgermeister auch Ehefrau Anni im Mittelpunkt. Sie bekam einen großen Blumenstrauß. Den Verdiensten wurde das würdige Lob erteilt – zu dem sich der Stadtrat von den Sitzen erhob und kräftig Beifall klatschte. Gerührt nahm der Ruheständler die stehenden Ovationen entgegen und dankte für die Würdigung. In seiner humorigen Art verwies er darauf, dass der Altoberbürgermeister-Titel für ihn nicht neu sei. Er hatte ihn schon als Nusch beim legendären Meistertrunk zur Errettung der Stadt vor der Zerstörung inne.

Herbert Hachtel sprach seinen jüngsten Krankenhaus-Aufenthalt an und wie er sich über seine rasche Genesung von der Operation durch sorgfältige Behandlung und mobilisierende Pflege freue. Angesichts seiner Erfahrungen im Krankenhaus warb er um Vertrauen „für die tolle Einrichtung“. Mit Sorge verfolge er die heftigen Debatten auf Kreisebene zum Klinikverbund ANregiomed als gemeinsames Kommunalunternehmen des Landkreises Ansbach. Auch mit dem Ehrentitel „Opa“ kann sich der zweifache Großvater sichtlich anfreunden.

Seit 1336 gibt es in Rothenburg das Amt des Bürgermeisters. Aufgrund des Status als Große Kreisstadt ist Rothenburg berechtigt, einen Oberbürgermeister zu wählen – auch nach der Auflösung des Landkreises Rothenburg. Rothenburg ist damit die kleinste deutsche Stadt mit einem Oberbürgermeister. Bei der Wahl 2006 gewann Walter Hartl, der für die parteiunabhängige Gruppierung „Für Rothenburg“ angetreten ist und im zweiten Wahlgang auch von der SPD unterstützt worden war. Hartl ist seit Mai 2006 im Amt. Er folgte auf Oberbürgermeister Herbert Hachtel (SPD), der sich nach 18 Jahren nicht mehr zur Wahl stellte. Bei der OB-Wahl im März 2012 wurde Hartl (er war der einzige Kandidat) mit 90,2 Prozent der Stimmen wiedergewählt. sis

Würde des Alters

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Porträts in Wort und Bild im Rothenburger Bürgerheim

ROTHENBURG – Ein Besuch lohnt sich: Die Ausstellung „Mensch, Alter, Respekt“ in Wort und Bild mit schönem Begleitprogramm im Erdgeschoss des Bürgerheims bringt Alt und Jung zusammen.

Begegnungen zwischen den Generationen zu fördern, war einer der Impulse zu diesem gemeinsamen Projekt von Bärbel Andresen und Willi Pfitzinger. Ein weiterer: Den Lebensort für pflegebedürftige ältere Menschen kennenzulernen, die Fähigkeit zuzuhören und sich in ihre Situation hineinzuversetzen. Denn die älteren Menschen von heute sind keine anderen, als die, die gestern die Jungen waren. Und die Jungen von heute sind die Alten in einigen Jahren mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen, die sie geprägt haben.

Das Leben schreibt lauter besondere Geschichten. Umso älter man wird, desto reicher ist die Zahl der Kapitel. Neunzehn Seniorinnen und Senioren hat Bärbel Andresen interviewt – in mehreren Etappen. Sie erlebte Nähe und Vertrauen. Die Gespräche und Besuche empfand sie „als große Schätze“. Um auch der jüngeren Generation diese Möglichkeit erlebbar zu machen und nicht nur übereinander, sondern miteinander zu reden, entstand die Idee, die Ausstellung um den Dialog zu erweitern.

Die Ausstellung ist eine Hommage an das Alter: eine gelungene Gemeinschaftsleistung von Bärbel Andresen und Willi Pfitzinger.

Die Ausstellung ist eine Hommage an das Alter: eine gelungene Gemeinschaftsleistung von Bärbel Andresen und Willi Pfitzinger.

Die Schulleiter waren von den Zielen des Projekts rasch zu überzeugen und bereit, sich mit ihrer Schule zu be­teiligen. Sie fanden engagierte Lehr­­kräfte, die sich mit ihren Schülern gemeinsam Vorhaben einfallen ließen. Sie überlegten, was sie zusammen mit älteren Menschen tun möchten, um sich gegenseitig ein wenig kennenzulernen, gemeinsam Freude zu haben, gute Erinnerungen mit ins weitere Leben zu nehmen, möglicherweise sogar auch mal wieder anzuknüpfen und eine Begegnung fortzusetzen.

Das Begleitprogramm ist sehr individuell gestaltet. Musik, Bewegungs- und Brettspiele, Gedichte, nachspüren von Sprichwörtern, Besuch des Gospelchores von Heilig Geist in den Osterferien und Auftritt des Musikers Oswin Voit bringen die Generationen in der Heim-Cafeteria oder im Ausstellungsflur einander näher. Die berührenden Porträts von Willi Pfitzinger ziehen den Blick auf die Menschen und machen die Würde des Alters sichtbar. Der Betrachter blickt ihnen ins Gesicht, nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Die Aufnahme von Rolf Oerter, dessen Bild in der Ausstellung zu sehen ist, entstand in seinen letzten Lebenstagen und ist deshalb ein besonderer Moment der Erinnerung.

Hildegard Kappert-Meyer ist inzwischen in ihre Heimatstadt umgezogen. Sie wäre gern noch mal nach Rothenburg gekommen und hatte schon Pläne geschmiedet, aber ihre Gesundheit ließ dies nicht mehr zu. Sie hat dreißig Jahre in Rothenburg gelebt und ist „dankbar für diesen Abschnitt“ ihres Lebens, mit Erinnerungen an schöne Erlebnisse und liebe Freunde. Beim Auftakt des Projekts, der Vernissage, fanden sich rund 120 Besucher im Bürgerheim ein. Für die musikalische Umrahmung sorgten Michael Wagner, er steht kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres, und Jürgen Strauß. Hausleiterin Anne Janisch und Oberbürgermeister Walter Hartl würdigten das Engagement der Initiatoren und aller Beteiligten.

Die Ausstellung lädt dazu ein, Geschichte und Geschichten von Menschen zu erleben. Der eine oder andere Betrachter mag dabei vielleicht auch seine eigene Geschichte Revue passieren lassen, mag kleinere oder größere Parallelen zu seiner eigenen Lebensgeschichte erkennen. Mancher fühlt sich vielleicht versetzt in die Welt der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern oder lernt ein bekanntes Gesicht näher kennen.

Zu lesen sind Auszüge aus bewegenden Lebensgeschichten von beeindruckenden Menschen, die zeigen, wie sie mit ihren Aufgaben gewachsen sind. Einige Beispiele: Michael Wagner wurde 1926 in Lechnitz in Siebenbürgen geboren. Er stammt aus einer Bauernfamilie und wurde Musiker. Zunächst lernte er Trompete. Mit 17 Jahren bekam er die Einberufung zur SS – und beging Fahnenflucht. Seine Schulfreunde, die in Wien zum Einsatz kamen, sind alle gefallen. Später arbeitete er im Fuhrbetrieb seines Vaters in Oest­heim und nach der Umsiedlung in Endsee. Seine Frau war Schneidermeisterin und führte das Hutgeschäft in der Hafengasse. Michael Wagner musizierte in der Rothenburger Stadtkapelle, war Mitbegründer der „Frankenjäger“, spielte Geige, Klarinette, Saxophon, Trompete und Flügelhorn. Sechzig Jahre stand er auf der Bühne. Bei Helmut Weigelt hat er dirigieren gelernt. Die Musik hat ihm in seinem Leben viel geholfen: „Ich war mit Leib und Seele dabei“.

Gülten Daghoglu: seit 1971 in Rothenburg.

Gülten Daghoglu: seit 1971 in Rothenburg.

Der frühere Forstmeister der Stadt Rothenburg, Egon Baur, erblickte 1927 in Rottweil am Neckar das Licht der Welt. Kindheit und Jugend waren geprägt durch Krieg und Gefangenschaft bei den Amerikanern. Abgemagert und in zerschlissener Gebirgsjägeruniform kam der damals 18-Jährige Ende 1945 heim und arbeitete zunächst in der Entwicklungshilfe. In Afrika erlebte er die letzten Jahre der Kolonialzeit, dann in Afghanistan fünf Jahre lang den Orient. Seine berufliche Laufbahn in Rothenburg nannte er eine „gute Wahl“. In dem damaligen Oberbürgermeister Alfred Ledertheil hatte er „einen wohlwollenden Vorgesetzten, wofür ich ihm dankbar bin“.

Mönke Wintermeier, 1938 in Halle geboren, war sechs Jahre alt, als die Familie nach Rothenburg flüchtete. Das Wasser musste vom Herterichsbrunnen geholt werden. Sein Vater war Komponist, die Mutter Schauspielerin und konnte gut singen. Die Eltern gaben Hauskonzerte im Wohnzimmer. Die Kinder standen auf den Stockwerken verteilt, um die Gäste zu empfangen und zu geleiten. Mönke Wintermeier entwickelte sich zum Kunstpfeifer. Seine Schwester Soetkin begleitete ihn manchmal am Klavier bei seinen Auftritten. Er pfiff im „Eisenhut“ vor Leuten vom Fernsehen und bekam einen Auf­trag für die Sendung „3 nach 9“. Anfang der 60er Jahre heiratete er seine Frau Hannelore in der Jakobskirche. Sie war Klavierlehrerin und hatte später die Boutique am Plönlein. Er führte sein Geschäft im Dürerhaus. Gern erinnert er sich auch an seine Zeit beim Festspiel. Im „Meistertrunk“ spielte er den Mönch, „eine kleine, aber schöne Rolle“.

Lore Lerch, Jahrgang 1926, stammt aus dem Geschäftshaus der Wollverwertungsfirma Hermannsdorfer und tanzte beim ersten Schäfertanz nach dem Krieg. Zehn Jahre war sie dabei. Die Schafwolle lagerte im Krieg im Dominikanerinnenkloster und wurde mit der Bahn nach Neu-Ulm transportiert und an Fabriken verkauft. Den von Bauern angebauten Flachs brachte Lore Lerch zu Leinenspinnereien. Das Geschäft führte Webstoffe der Marke Ploucquet von Heidenheim und hatte viel Laufkundschaft. Frauen nähten damals selbst – auch Lore Lerch. Sie schneiderte Schürzen, die sie im Geschäft verkaufte. Im Bürgerheim hat Lore Lerch ein neues Zuhause gefunden, nachdem das Leben im eigenen Haus zu beschwerlich wurde.

Anna Behrend, Jahrgang 1921, ging in Oestheim zur Schule. Ihre Eltern betrieben eine Landwirtschaft. Brunnenwasser wurde zum Trinken verwendet, Regenwasser zum Kochen, für den Kaffee und zum Waschen. Gab es kein Regenwasser, wurde ins benachbarte Walkersdorf gefahren, um gutes weiches Brunnenwasser zu holen. Anna Behrend hat drei Kinder großgezogen und ganztags in der AEG gearbeitet. Sie fuhr bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad ins Werk. Wenn es regnete, trug sie zwei Regenmäntel übereinander. Am Wochenende half sie bei ihrer Familie in Lohrbach zusätzlich in der Landwirtschaft. Später zog sie nach Rothenburg und wohnte 35 Jahre im Spitalhof im sogenannten Steinhaus. Jetzt lebt sie im Bürgerheim mit Blick auf ihr früheres Zuhause.

Gülten Daghoglu stammt aus der Westtürkei, wurde 1938 in Aydin geboren, und verlebte ihre halbe Kindheit in Izmir. Sie besuchte ein Mädchen-Institut, erwarb eine höhere Bildung, arbeitete zunächst als Kindergärtnerin, später im Kulturamt und danach als Sekretärin in der Schulverwaltung. Mit ihrem Mann Adnan siedelte sie Anfang der 70er Jahre zu ihrer Schwester nach Rothenburg um. Sie fanden beide Arbeit und nutzten die Wechselschicht bei der AEG, um die Erziehung ihrer drei Kinder zu bewerkstelligen. Vor etwa drei Jahren hat Gülten Daghoglu kurz hintereinander ihren Mann, ihre deutsche Schwiegertochter und ihre Schwester verloren. Ihr Mann ist auf dem islamischen Grabfeld des Rothenburger Friedhofs begraben.

Auch zwei Ehepaare erzählten Bärbel Andresen ihre Geschichte: Karl und Gertrud Mönikheim, Johannes und Jutta Kastner. Letztere haben sich in der Katholischen Jugend kennengelernt und 1963 geheiratet. 1945 war Johannes Kastner im Alter von neun Jahren mit seiner Mutter, den beiden Brüdern, Oma und Tante aus Liegnitz in Niederschlesien geflohen. Der Vater bekam nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft durch einen amerikanischen Gouverneur eine Anstellung als Postbeamter in Rothenburg. Johannes Kastner begann mit 14 Jahren eine Bau- und Schlosserlehre bei Fritz Pflüger, schloss die Meisterschule ab und übernahm 1967 die Schlosserei seines Lehrherrn und Arbeitgebers. Jutta Kastner, die 1940 in Elsenfeld zur Welt kam, fand eine Anstellung bei der Kunsthandlung Geissendörfer in Rothenburg. Ihr Vater arbeitete als Koch in der „Glocke“. Das Ehepaar Kastner genießt den Ruhestand und freut sich, dass Kinder und Enkel am Ort leben und eine große Familie bilden, wenn alle zusammenkommen.

Der gebürtige Wettringer Karl Mönikheim und seine Frau Gertrud, eine Rothenburgerin, haben sich 1952 im Saal der „Glocke“ kennengelernt. Beide tanzten gerne und waren im Verband landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen. Sie heirateten 1957 und waren bis Anfang der 60er Jahre mit ihrem Betrieb in der Neugasse. Alle vierzehn Tage musste Mist gefahren werden. Die Fahrt durch die Stadt war aufwändig und umständlich. Deshalb siedelten sie aus in den Kaiserweg, wo sie noch heute leben – zusammen mit der Familie des älteren Sohnes, der den Betrieb vor einigen Jahren übernommen hat. sis

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