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Schlemmerzeit

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Landgasthöfe in der Region locken mit leckeren Menüs

ROTHENBURG LAND – Bereits seit einem Vierteljahrhundert veranstalten Landgast­höfe in den Herbstmonaten ihre Schlemmerwochen. Da darf eine Kostprobe nicht fehlen.

Das Essen war richtig lecker und hat ausgezeichnet geschmeckt. Aber der „guten Stube“ fehlte es an gemütlicher Atmosphäre, um die leckere Vielfalt von Kreationen genießen zu können. Es war eng, laut und warm. Um die 140 Gäste bei der Auftaktveranstaltung in der „Linde“ in Kirnberg unterzubringen, musste eng bestuhlt werden. Die Schlemmerwirte sind jedes Jahr beim gemeinsamen Auftritt in wechselnden Lokalitäten gefordert, sich den Gegebenheiten anzupassen und den verschiedenen Ansprüchen der unterschiedlichen Gäste gerecht zu werden.

Tatsächlich lässt sich in den neun beteiligten Lokalen vorzüglich schlemmen. Das wissen vor allem die Stammgäste, die sich immer wieder gern von den Küchenchefs kulinarisch verwöhnen lassen. Nicht nur in den unwirtlichen Tagen der dritten Jahreszeit, wenn köstliche Herbstgerichte auf dem Tisch stehen und die „Sonderkarte“ die gastronomische Vielfalt abrundet. Die Individualität ist das charakteristische Merkmal der Häuser.

Bis auf den letzten Platz besetzt war die „Linde“ in Kirnberg bei der Auftaktveranstaltung der Schlemmereien. Foto: Schäfer

Bis auf den letzten Platz besetzt war die „Linde“ in Kirnberg bei der Auftaktveranstaltung der Schlemmereien. Foto: Schäfer

Dagegen ist eine Großveranstaltung eine ewige Gratwanderung. Der Start der Schlemmerwochen hat jedes Jahr einen großen Zuspruch und stellt die Wirte, die eigentlich niemand ablehnen wollen, vor die Situation, Gäste nicht vor den Kopf zu stoßen. Zum Auftakt ist das kulinarische Erlebnis besonders abwechslungsreich, denn an dem Abend bietet jedes Haus eine Auswahl seiner Rezepte. Hausherr Thomas Raidel hieß die illustre Gesellschaft aus zahlenden und geladenen Gästen herzlich willkommen. Sein Kollege Wolfgang Heinzel hielt einen kurzen Rückblick auf die 25-jährige Geschichte der Schlemmerwochen mit ihren wechselnden Themenschwerpunkten an raffinierten Speisen. Der Gasthof Linden gehört mit dem Wildbad in Burgbernheim und dem „Schwan“ in Hartershofen zu den Gründern der Gemeinschaft „Schlemmerwochen“ . Alle drei sind bis heute dabei.

In verschiedenen Zusammensetzungen entwickelte sich das Projekt erfolgreich weiter: in einer guten Mischung aus Bewährtem und Neuem. Im respektvollen Umgang miteinander wurden aus ehemaligen Konkurrenten im Laufe der Zeit Kollegen oder sogar Freunde. Der Gruppe gelang es immer wieder, unterschiedliche Interessen auszubalancieren und Situationen konstruktiv zu lösen. Damals wie heute eint die Schlemmerwochenwirte das Ziel, nach allen Regeln gastlicher Kunst außergewöhnliche Gaumenfreuden zu bieten. Dafür ziehen sie in einer bemerkenswerten „Vereinigung“ an einem Strang. Nach diesem Prinzip funktioniert das Erfolgsrezept, wie die ununterbrochene Tradition belegt.

Zu den Ehrengästen gehörte auch Gemeindebürgermeister Gerd Rößler. In seinem Grußwort schlug er thematisch einen schon fast dichterischen Bogen vom Lindenbaum zum Gasthaus zur Linde – beides Orte mit Symbolcharakter, an denen man gerne verweilt. Mit am Ehrentisch saßen die Bürgermeister von Windelsbach (Alfred Wolz) und Ohrenbach (Johannes Hellenschmidt) sowie das Rothenburger Stadtoberhaupt Walter Hartl mit Frau Gudrun und Bankvorstand Werner Thum (die Sparkasse zählt zu den Sponsoren neben den Brauereien).

Es folgte eine Speisenfolge, die allen das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ: Lachsforelle, Rebhuhnterrine, Sellerie- und Krabben-Cremesuppe. Als Zwischengericht wurden Schlutzkrapfen serviert. Der Hauptgang bestand aus saftig, zartem Roastbeef, Süßkartoffel-Gratin und scharfen Möhrchen. War das Mahl auch noch so üppig, auf das süße Finale wollte kaum jemand freiwillig verzichten: cremig, fruchtig, schokoladig. Es wurde gelöffelt und gegabelt. Die Köstlichkeiten aus der Küche verführten zum Schlemmen – ohne ein schlechtes Gewissen. Ein schöner Beweis: es hat geschmeckt. sis


Es knirscht gewaltig im Festspiel

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Lagerbildung führte zu groteskem Nebeneinander im Kaisersaal des Rathauses und im „Ochsen“

ROTHENBURG – Im Verein Historisches Festspiel „Der Meistertrunk“ ist ein schwelender Konflikt offen ausgebrochen und hat bei der Mitgliederversammlung zu einem Eklat geführt. Die Ehrengäste, Oberbürgermeister Walter Hartl und Landrat Dr. Jürgen Ludwig, reagierten bestürzt auf die Eskalation und warben für ein Miteinander und Zusammenhalt. Wie die Problemlösung aussehen soll, um den Verein vor einer Zerreißprobe zu bewahren, ist jetzt wieder völlig offen. Ein Neuanfang scheint unausweichlich – in welcher Form auch immer.

Harald Krasser: Wird an seinem Stuhl gesägt?    Fotos: sis

Harald Krasser: Wird an seinem Stuhl gesägt? Fotos: sis

Wer ein öffentliches Amt bekleidet, muss auch Kritik annehmen und umsetzen. Einen Verein mit über achthundert Mitgliedern in derzeit 26 historischen Gruppen als Gemeinschaft und wirtschaftliche Unternehmung zusammenhalten, ist kein leichtes Unterfangen. Dazu gehört die Bereitschaft, sich in hohem Maße zu engagieren, aber auch mit Sorgen und Frustrationen konstruktiv umzugehen. Im Frühjahr 1992 wurde Harald Krasser mit überwältigend klarem Ergebnis zum Nachfolger von Franz Bystricky gewählt, der nach 12-jähriger Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen abtrat. Mit Leib und Seele ist Harald Krasser seitdem in seiner Rolle aufgegangen und setzte neue Akzente. Die Verleihung des Titels Immaterielles Weltkulturerbe der Unesco auf Landesbende im letzten Jahr als große Anerkennung für das Festspiel als besonderes Aushängeschild, ist ein Beispiel dafür.

In seiner fast 25-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender ist Harald Krasser verschiedensten Aufgaben nachgegangen, zum Teil im Auftrag des Vorstandes, zum Teil aus eigener Initiative, um den Verein voranzubringen. Er hat sich selbst auch immer als Teil der Basis gesehen und darum auch Aufgaben wahrgenommen, die er hätte delegieren können oder vielleicht auch sollen. Aber zum einen wollte er, dass die Sachen, die er sich selbst vorgenommen hatte, auch so ausgeführt werden, wie er sie sich vorgestellt hatte. Zum Teil waren aber auch schlichtweg Aktive nicht bereit oder zeitlich in der Lage, diese Aufgaben zu übernehmen.

Zum großen Teil positiv wurde seine Arbeit wahrgenommen, die er über einen langen Zeitraum von fast einem Vierteljahrhundert geleistet hat. Das Miteinander war nicht immer unproblematisch, aber Streitigkeiten in Diskussionen regen zum aktiven Argumentieren an und fördern die Pluralität. Vor drohenden Brüchen wurde immer wieder ein Konsens gefunden. Bis ein Führungsstreit, in dem man nicht gerade zimperlich miteinander umging, sich bis tief im Verein niederschlug.

Es bildeten sich zwei Lager. Das eine hält Harald Krasser die Stange, das andere arbeitet an seiner Ablösung. Die persönlichen Querelen traten im März letzten Jahres beim Wahl-Marathon zu Tage. Harald Krasser bestand den Härtetest. Ihm gelang es, die Lücken in der Vorstandschaft und im Hauptausschuss mit eigenen Gefolgsleuten zu besetzen, aber er hatte kämpfen müssen und war angeschlagen. Seinerzeit hatte sich die Gegenseite in dem Machtpoker nicht aus der Deckung gewagt, gegen ihn anzutreten. Alexander Zierer gehörte zum Kreis der potenziellen Nachfolger. Doch für ein Kräftemessen fehlte der nötige Rückhalt. Der Riss in der Gemeinschaft blieb.

Die Zerstrittenheit zeigte sich am Samstagabend in einem besonderen Kuriosum und nahm dabei groteske Formen an. Der Vereinsvorsitzende Harald Krasser und sein Stellvertreter Josef Baumann, den er als zuverlässigen und loyalen Steigbügelhalter mit verantwortlichen Marketing-Funktionen ausstattete, liegen im Clinch und verkehren nur noch schriftlich miteinander. Die gestörte Kommunikation zwischen den beiden führte zu einer ziemlich abstrusen Situation und sorgte für Verwirrung und Unverständnis bei Vereinsmitgliedern und Ehrengästen. Sie wurden Teil einer hochemotionalen Inszenierung, die sie sich gerne erspart hätten. Welche Strippen bis zuletzt gezogen wurden, blieb in dem Durcheinander unklar. Diese öffentliche Peinlichkeit braucht es nicht noch einmal.

Josef Baumann (links) und Carola Siegmund bei der Teamarbeit.

Josef Baumann (links) und Carola Siegmund bei der Teamarbeit.

Harald Krasser hatte zur Mitgliederversammlung in den Kaisersaal des Rathauses eingeladen. Vor einem etwa 50-köpfigen Teilnehmerkreis wickelte er die im Verein üblichen Regularien ab und kam dann ausführlich auf das unerfreuliche Kapitel im Personalkonflikt mit seinem Stellvertreter zu sprechen. Der Vorsitzende übte heftige Kritik an der Art und Weise des Umgangs und ging sogar so weit, dass er seinen Vorstandskollegen in dieser Position nicht weiter für tragbar hält: „Er schadet dem Verein, er zerreißt ihn“.

Es müssten schnellstens Änderungen erfolgen: „Diese Personalie muss intensiv besprochen werden“. Nach dieser Erklärung versuchte der Vorsitzende in „ruhigeres Fahrwasser“ zurückzukehren. Doch mit seiner Rede hatte er im Saal hohe Wellen geschlagen. Seine Anspannung war aus der Stimme herauszuhören. Bei der Begrüßung verwechselte er Bürgermeister Dieter Kölle mit Kurt Förster. Der sonst so wortgewandte Mann rang um Fassung und seine Position im Verein. Er bat um Entschuldigung, „dass sich unser Verein heute so schlecht präsentiert. Sehen sie es als einen Ausrutscher an“. Er werde intensiv daran arbeiten, das Festspiel wieder zu einem Aushängeschild von Rothenburg zu machen, das es immer war und auch weiterhin bleiben soll“.

Im Anschluss an seine Rede musste sich Harald Krasser kritische Fragen von Vereinsmitglied Simone Ehnes und von Peter van Bocksen vom Hauptausschuss gefallen lassen. Warum der Konflikt nicht im Vorfeld gelöst wurde und sich die Beteiligten gemeinsam an einen Tisch gesetzt haben? Mit der öffentlichen Auseinandersetzung bleibe die Sachlichkeit auf der Strecke. Es gebe nicht nur einen Schuldigen. Man wünsche sich mehr Selbstkritik.

Während der Veranstaltung im Kaisersaal lief bereits der Sekt­empfang am Festabend im „Ochsen“ zur geplanten Mitgliederehrung. Harald Krasser und die Ehrengäste, irritiert von den Kommunikationsproblemen im Verein, blieben der Veranstaltung fern. Josef Baumann, assistiert von Carola Siegmund, führten durchs Programm und verteilten aufwändig verpackte Geschenke an verdiente Mitglieder. Die kommunizierte Anerkennung kam bei den Leuten gut an. Für das Lob und die Würdigung der Leistung eines jeden Einzelnen nahm man sich viel Zeit.

Peter van Bocksen beeindruckte mit seinen Redewendungen in Reinform. Markus Friedlein, ein weiterer Stellvertreter Krassers und sein Schwiegersohn, half beim Überreichen der Sektpräsente und Geschenkkörbe, enthielt sich aber jedweder Urteile in der Öffentlichkeit. Zuvor hatte er dem Vorsitzenden im Kaisersaal mit Handreichungen zur Seite gestanden. Der Verein zeigte sich an dem Abend spendabel und lud die über zweihundert geladenen Mitglieder, Geehrten und Ehrengäste zum Essen ein. Dieses Konzept der Großzügigkeit hat man vor Jahren eingeschränkt auf eine kostengünstigere Variante.

Das Team um Josef Baumann sieht sein Vorgehen inhaltlich besprochen und von der Führung „abgesegnet“. Noch bis Mitte August sei man sich in der Sache einig gewesen und habe entsprechende Vorkehrungen getroffen. Dass sich die Organisatoren „bemüht haben, diesen Festabend gut zu gestalten“, erkennt Harald Krasser ausdrücklich an. Aber die Sache sei ausgeufert und er fühle sich in seiner Kompetenz beschnitten. In Kürze will er den Gruppenführern eine Infoveranstaltung anbieten: „Wir werden alles daran setzen, schnellstens zu einem harmonischen Miteinander zu kommen“.

Josef Baumann, seit 20 Jahren im Festspiel bei den Kroaten aktiv, stellt für die Auftritte der Pferdegruppe regelmäßig die auffällig gezeichneten Knabstrupper seines Gestüts zur Verfügung. Er sieht sich zu unrecht zum Sündenbock gestempelt und betont auf Nachfrage der Redaktion: „Ich habe keine Ambition auf den Vorsitz“. Der selbstständige Handelsvertreter für Industriebedarf aus Preuntsfelden versteht die Welt nicht mehr. Bei der letztjährigen Vorstandswahl gehörte er zum Unterstützerkreis, der Harald Krasser half, im Amt zu bleiben. Auch in seiner leitenden Vorstandsfunktion habe er ihm den Rücken gestärkt.

Dass bei der Abstimmung im Verein nicht immer alles glatt laufe, liege in der Natur der Sache, rechtfertige aber nicht den Grund für ein schwerwiegendes Zerwürfnis. Mit der öffentlichen Demontage goss Harald Krasser zusätzlich Öl ins Feuer. Josef Baumann spricht von „unüberbrückbaren Differenzen“ und zieht ernsthaft seinen Rückzug in Betracht, „wenn es keine gemeinsame Lösung für alle gibt“. Vereinsmitglieder sprachen von einer „spinnerten Aktion“ von beiden Seiten und sind gespannt wie es weitergeht. Niemand kann glücklich sein über den Verlauf. „In der Konfliktsituation bräuchte es einen Dritten, der das Ganze etwas beruhigt“, meinte ein langjähriger Festspieler und fügte an: „Es wird sich zeigen, wie groß der Imageschaden durch die neuerliche Initiierung ist“. sis

Erstes Ziel erreicht

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Maler- und Lackiererlehrlinge erhielten Gesellenbrief

LINDEN – Traditionell wurden heuer die Malergesellen von der Innung des Maler- und Lackiererhandwerks Westmittelfranken wieder im Lindener Gasthof Keitel freigesprochen und langjährige Mitarbeiter für Firmenjubiläen geehrt.

In seinem 4. Jahr als Obermeister, dem ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden der Innung, konnte Werner Leyrer aus Schillingfürst einen Bauten- und Objektbeschichter (2-jährige Ausbildung) und 10 erfolgreiche Gesellen der 3-jährigen Ausbildungsrichtung Gestaltung und Instandhaltung beglückwünschen.

Der Landesinnungsmeister Bayerns, Roland Morgenroth, schloss sich dem an. In seiner Festrede machte er einen Abstecher in den Alltag und die Gepflogenheiten der Ausbildung zur Jahrhundertwende, die heutzutage kurios und teilweise amüsant wirken. Morgenroth verdeutlichte anschließend, wie wichtig berufliche Weiterentwicklung und Ziele sind. So machte er ganz handfeste Vorschläge und gab unterstützende Ratschläge für eine weitere erfolgreiche berufliche Laufbahn.

Halten das Maler- und Lackiererhandwerk hoch: Vertreter der Innung und der nun freigesprochene „Nachwuchs“.Foto: Castelo

Halten das Maler- und Lackiererhandwerk hoch: Vertreter der Innung und der nun freigesprochene „Nachwuchs“. Foto: Castelo

Kreishandwerksmeister Kurt Held sprach in seinem kurzen Grußwort das Problem der demographischen Entwicklung an und freute sich mit Obermeister Leyrer, dass in diesem Jahr mit 10 Gesellen wieder mehr Nachfolger in den Berufsstand aufgenommen wurden als im Jahr zuvor mit 6 Gesellen. Der Leiter der Berufsschule Rothenburg-Dinkelsbühl, Dr. Friedhard Nichterlein, überbrachte die Glückwünsche der Schule eloquent gereimt und verabschiedete sich von den Junggesellen mit einem verbalen Abschiedskuss. Er bedankte sich für die Mitwirkung an der Renovierung des Schulhauses und lobte allgemein die äußerst angenehme Zusammenarbeit zwischen Schule und Innung.

Diesen erfreulichen Punkt hatte Obermeister Werner Leyrer bereits unterstrichen und er konnte auch vom Vorsitzenden des Prüfungsausschusses Markus Löschel nur bestätigt werden. Aus der Arbeit des Prüfungsausschusses erläuterte Löschel ausführlich die Inhalte und Rahmenbedingungen der theoretischen und praktischen Prüfung. Die Anwesenden erhielten auch einen Einblick in den Kundenauftrag, der in drei Tagen als praktische Prüfung zu bearbeiten war. Diesen Prüfungsteil haben zwei Lehrlinge nicht bestanden und müssen daher eine Wiederholungsprüfung ablegen. Die Junggesellen aus dem hiesigen Bereich sind der Innungssieger 2016 Alexander Neundörfer (Gebhart, Neusitz), Dennis Heinke (Ho-Mar, Gebsattel), Maximilian Hanselmann (Ebert, Rothenburg), Patrick Konsolke (Karl Schmidt, Adelshofen) und die einzige Gesellin Michaela Rösch (Leyrer, Schillingsfürst). Leider war die Teilnahme am Kammerwettbewerb in diesem Jahr aus terminlichen Gründen nicht möglich.

Im zweiten Teil der Feier ehrte Leyrer gemeinsam mit seinem Stellvertreter Michael Seegert langjährige Mitarbeiter für 10, 15, 20, 25 und 35 Jahre Betriebstreue. Die Treuenadel in Bronze der Handwerkskammer (10 Jahre) erhielten Marc Schöller (Gebhard, Neusitz) sowie Julia Klingler und Stefan Meider (beide Schmidt, Adelshofen). Die silberne Ehrennadel für 25-jährige Betriebstreue bekamen Gabriele Schmidt und Kurt Ehrmann (beide Schmidt, Adelshofen).

Die Innung zeichnete Mike Dreyer und Gunter Urban (beide Bauereiss, Rothenburg) für jeweils 15-jährige Betriebstreue aus. Rita Horn und Ludwig Rödl (beide Schmidt, Adelshofen) feiern 20 Jahre Betriebszugehörigkeit. Elke Schmidt (Schmidt, Adelshofen) und Klaus-Peter Ziegler (Bauereiss, Rothenburg) unterstützen jeweils bereits seit 30 Jahren denselben Arbeitgeber. Roland Kösser (Schmidt, Adelshofen) sogar schon seit 35 Jahren. „Dienstältester“ ist mit 45 Jahren Betriebszugehörigkeit Karl-Heinz Schmidt (Schmidt, Adelshofen).

Mit zeitlosen Klassikern von den Beatles bis Metallica umrahmte Maja Löschel am Piano den offiziellen Teil der Feier, dem der ebenso wichtige gesellige Teil in gemütlicher Atmosphäre bei Essen und unterhaltsamen Gesprächen folgte. cas

Eine Menge Chancen

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Berufliche Aussichten im abwechslungsreichen Handwerk

ROTHENBURG – Im würdigen Rahmen einer Freisprechungsfeier erhielt der Nachwuchs für das Bauhandwerk seine Gesellenbriefe überreicht. Ausrichter der feierlichen Veranstaltung mit musikalischer Umrahmung und Einladung zum Festessen war die Bauinnung Rothenburg-Uffenheim. Dass drei der acht Absolventen der Veranstaltung fernblieben, zeugt von schlechtem Stil der Abwesenden.

Vier Maurer, drei Zimmerer und ein Fliesenleger haben die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt. Zum zeremoniellen Etikett gehört die Freisprechung durch Obermeister Alfred Schubart, der persönliche Glückwünsche folgen. Ausbilder und Familienangehörige der Absolventen sowie Ehrengäste waren zu der Feier im „Rappen“ geladen. Dem Zimmerergesellen Jonas Fetzer widerfuhr als Innungssieger sowie zweiter Kammersieger beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks eine besondere Anerkennung. Er hat beim Handwerksbetrieb Rohn in Unteroestheim gelernt. Innungssieger der Maurer wurde Alexander Birlenberg (Ausbildungsbetrieb Wiegel-Bau, Leutershausen). Die tüchtigen Fachkräfte bekamen neben Gesellenbrief und Zeugnis einen Werkzeugkoffer mit einem leistungsfähigen Akkuschrauber als Geschenk überreicht.

Obermeister Alfred Schubart (li) und Bauinnung-Geschäftsführerin Sieglinde Rauch rahmen die freigesprochenen Gesellen ein: Paul Wüchner (v.li), Jonas Fetzer, Bernd Kohr, Alexander Birlenberg und Lucas Irwin. Drei Absolventen fehlten bei der Feier.        Foto: Schäfer

Obermeister Alfred Schubart (li) und Bauinnung-Geschäftsführerin Sieglinde Rauch rahmen die freigesprochenen Gesellen ein: Paul Wüchner (v.li), Jonas Fetzer, Bernd Kohr, Alexander Birlenberg und Lucas Irwin. Drei Absolventen fehlten bei der Feier. Foto: Schäfer

Erfolgreich haben auch Bernd Kohr und Lucas Irwin (Firma Stein, Wachsenbeg) ihre Gesellenprüfung im Maurerhandwerk abgelegt. Paul Wüchner hat die Ausbildung im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk bei der Rothenburger Firma Jörke erfolgreich absolviert. Nicht dabei waren Nico Nagler, Wolfram Rennicke und Marco Städtler.

Eine wichtige Hürde für die berufliche Zukunft sei genommen, freute sich Obermeister Alfred Schubart über die neuen qualifizierten Nachwuchskräfte. „Sie verfügen nun über das nötige Rüstzeug, um die Kunden von der Qualität ihrer Arbeit zu überzeugen“, meinte er. Auch im Bauhandwerk gelten heute andere Anforderungen als vor zwanzig oder dreißig Jahren. Innovative Produkte, neue Bauvorschriften, immer spezieller werdende Kundenwünsche haben das Tätigkeitsspektrum deutlich ausgeweitet.

Kreishandwerksmeister Kurt Held nannte als Credo „Jeder ist seines Glückes Schmied“ und ermunterte die jungen Leute dazu, was aus ihrem Leben zu machen: „Aktiv sein, sich Ziele setzen und diese dann auch verwirklichen“. Heute genüge es nicht mehr, dass einer sein Handwerk versteht. Das kaufmännische und rechtliche Wissen, das in den Meisterkursen vermittelt wird, braucht man für die Führung eines Unternehmens.

Kurt Held ist deshalb der Überzeugung, dass die Meisterprüfung für einen Handwerker „nach wie vor die beste Voraussetzung auf die Selbstständigkeit ist“. Berufliches Wissen müsse immer wieder aktualisiert werden. Das Bildungsprogramm der Handwerkskammer biete eine große Anzahl von Weiterbildungsseminaren. Die Bandbreite der angebotenen Kurse reicht von der Ausbildereignungsprüfung bis zum Zeitmanagement mit technischen und betriebswirtschaftlichen Prozessen.

Bei etlichen Handwerksberufen sei die Meisterprüfung keine Voraussetzung mehr für die Selbstständigkeit. Aber bei den Sanitärberufen, bei den Malern und Lackierern, den Zimmerern am Bau, den Schreinern, Friseuren und Fleischern und bei vielen anderen ist das nach wie vor der Fall. Der Kreishandwerksmeister erwartet in absehbarer Zeit einen massiven bundesweiten Wettbewerb um Fachkräfte zwischen den Wirtschaftsbereichen“. Das Handwerk sei „ein enorm vielfältiger Wirtschaftszweig“. Zum Beruf gehöre die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen, „denn das Wissen von heute ist morgen noch die Hälfte und übermorgen nur noch einen Bruchteil der Anstrengung wert, die einmal investiert wurde“. Er ermunterte die frischgebackenen Gesellen „am Ball zu bleiben“ und die Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung zu nutzen: „Sie stehen erst am Anfang, aber sie haben auch eine große Menge Chancen“.

Zu den Gratulanten gehörte auch Oberbürgermeister Walter Hartl. Er sprach sich in seinem Grußwort für eine Aufwertung der klassischen Berufsausbildung aus. Der Wirtschaftsstandort Deutschland brauche gute Handwerker neben dem Trend zur Akademisierung. Immer mehr Jugendliche machen Abitur. Der Staat setzt aufs Gratis-Studium, während Handwerker für ihre Meisterprüfung zahlen müssen. Viele Eltern drängeln ihre Kinder zum Abitur aus Sorge vor schlechten Zukunftschancen.

Gut ausgebildete Fachkräfte und Handwerksmeister bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und haben angesichts des demografischen Wandels mit sinkenden Schülerzahlen und Fachkräftemangel wieder in der Wertschätzung der Gesellschaft gewonnen. „Mancher Arzt wäre froh, er würde soviel verdienen, wie ein guter Handwerksmeister, der sich selbstständig gemacht hat“, sagte Walter Hartl. Das Handwerk biete gute Perspektiven und sei zukunfts­trächtig. Dass die Bauwirtschaft boomt, zeige sich auch bei der Ausschreibung städtischer Aufträge. Dass es wieder mehr Auszubildende im Handwerksbereich gebe, sei erfreulich.

Eine wichtige Aufgabe der Innungen besteht darin, jungen Leuten aufzuzeigen, wo Handwerk noch goldenen Boden hat, denn auf den ersten Blick hat die Branche nicht unbedingt ein prickelndes Image. Dabei bietet das Handwerk insgesamt 160 Lehrberufe. Aber viele dieser durchaus attraktiven Berufe sind nicht im Fokus der Schulabgänger. Junge Menschen interessieren sich vorrangig für jene Berufe, die sie aus ihrem engen Umfeld zu kennen glauben. sis

„Aus Anonymität herausholen“

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Informationsabend zum Thema Asyl und Ausbildung – Flüchtling teilte seine Geschichte

SCHILLINGSFÜRST – Tagelang könnte man über diesen Themenkomplex sprechen: „Flüchtlinge“ und „Integration“ – zwei Begriffe, die gerade in aller Munde sind. Theresia Hitz, Koordinatorin beim Kolping-Bildungszentrum Ansbach und Miyasaer, jesidischer Flüchtling aus dem Irak, versuchten an nur einem Abend Interessierten die Grundzüge des Asylverfahrens und die Arbeit mit berufsschulpflichtigen Flüchtlingen vorzustellen. Der Iraker hinterließ dabei mit seiner aufgeschlossenen Art bei den Zuhörern einen überaus positiven Eindruck.

„Vom Flüchlting zum Azubi“: Kolping-Koordinatorin Theresia Hitz informiert.

„Vom Flüchlting zum Azubi“: Kolping-Koordinatorin Theresia Hitz informiert.

„Wenn wir die Flüchtlinge nicht annehmen, tun das andere“, mahnt Theresia Hitz und spricht damit die Gefahr an, die von Fundamentalisten ausgeht, die sich gezielt bei enttäuschten, frustrierten und hoffnungslosen Flüchtlingen in Deutschland anbiedern, um sie auf ihre Seite zu ziehen und sie gegen ihre neue Heimat aufzuwiegeln. Als Koordinatorin des Kolping-Bildungszentrums Ansbach arbeitet sie täglich mit jungen Flüchtlingen, die in der Berufsschule ausbildungsreif gemacht werden sollen.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen – in der Mehrzahl Männer – „begegnen uns mit viel Respekt“, beschreibt sie die tägliche Situation für sich und ihre Kolleginnen. Es seien „ganz tolle junge Menschen“, die Träume haben, „wie alle anderen auch“. Berufsschule und Kooperationspartner haben sich „fordern und fördern“ der Flüchtlinge auf die Fahnen geschrieben.

Doch dies ist nur einer der vielen Bausteine des gesamtgesellschaftlichen Großprojekts namens Integration. „Machen Sie sich selbst ein Bild“, appelliert Theresia Hitz an die Zuhörer im katholischen Pfarrsaal in Schillingsfürst, „und holen Sie die Flüchtlinge aus der Anonymität heraus“. Von vielen ihrer Schüler weiß sie, dass sie sich den Kontakt zu Deutschen ausdrücklich wünschen.

Ersten Schritt getan

Doch oftmals bietet sich angesichts der besonderen Wohnsituation der Flüchtlinge und des mit Schule ausgefüllten Tages nicht die Gelegenheit dazu. „Nehmen Sie die jungen Leute einfach einmal mit auf den Weih-nachtsmarkt“, so der Wunsch der Kolping-Mitarbeiterin. Miyasaer hat von sich aus schon den ersten Schritt getan. Doch obwohl er in einem Verein Fußball spielt, hat er ebenfalls erlebt, wie schwierig es mitunter sein kann, näher mit Einheimischen bekannt zu werden.

Interessiert verfolgen die Zuhörer im katholischen Pfarrsaal die Erklärungen über das komplexe Asylverfahren. Fotos: Scheuenstuhl

Interessiert verfolgen die Zuhörer im katholischen Pfarrsaal die Erklärungen über das komplexe Asylverfahren. Fotos: Scheuenstuhl

Der 21-jährige Jeside hat sich bereit erklärt, bei dem von der Katholischen Regionalpfarrei Schillingsfürst und dem Katholischen Kreisbildungswerk organisierten Informationsabend, einen Ausschnitt seiner persönlichen Geschichte mit den rund 20 Zuhörern zu teilen. Gewisse Episoden, die zu privat – und wohl auch zu schmerzlich – waren, zu erzählen, ließ er weg. Und dennoch bekamen die Anwesenden einen authentischen Einblick in seine Lebenswelt.

Vor ihnen stand ein junger Mann, der sich nach relativ kurzer Zeit in Deutschland schon recht gut in der fremden Sprache ausdrücken kann, und freundlich und offen über sich und seine Situation Auskunft gab. Der aus dem Nordirak bei Mossul stammende Miyasaer floh über die Türkei und die östliche Balkanroute nach Deutschland. Als er die EU-Außengrenze in Bulgarien erreichte, wurde er von der Polizei dazu gezwungen, seine Fingerabdrücke zur Registrierung abzugeben.

Passau war seine erste Station in Deutschland. Von dort wurde er nach Zirndorf in die Erstaufnahmeeinrichtung gebracht. Von Anfang an war sein Aufenthalt in der Bundesrepublik geprägt von mehreren Ortswechseln bis es ihn schließlich nach Ansbach verschlug. In dieser Zeit durchlief er auch das ganze Repertoire an Unterbringungsformen: angefangen beim Zelt, über den kleinen Container für zehn Bewohner bis hin zur Sporthalle einer Berufsschule, wo sich 175 Menschen zwei Duschen teilen mussten.

In seiner letzten Container-Wohnung ereilte ihn dann die Hiobsbotschaft: Er bekam den Abschiebungsbescheid. „Ich hatte solche Angst“, erzählt der 21-Jährige. Da er in Bulgarien erstmals europäischen Boden betreten hatte und dort registriert wurde, musste er innerhalb von sechs Monaten dorthin zurückkehren.

„Uns war klar, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen werden, um unseren Schüler zu schützen“, erklärt Theresia Hitz. Denn Bulgarien nimmt zwar die Flüchtlinge auf, doch droht ihnen dort die Obdachlosigkeit oder sie werden zusammen mit Straftätern in Gefängnisse gesteckt. In Heilsbronn konnte eine evangelische Pfarrei gefunden werden, die Miyasaer Kirchenasyl gewährte. Nach Ablauf der Abschiebefrist ist nun Deutschland für Miyasaer zuständig. Sein Asylantrag wird derzeit geprüft.

„Ich möchte eine Ausbildung zum Koch machen, weil man da weniger Mathematik braucht“, erzählt Miyasaer erfrischend ehrlich. Gerade ist er in einem sogenannten beruflichen Übergangsjahr. Dabei lernt er, vereinfacht gesagt, verschiedene Berufe kennen und absolviert auch Praktika.

Perspektive nach Schule

Theresia Hitz ist froh, dass die meisten ihrer Schüler nach der 11. Klasse eine Perspektive haben. Von den insgesamt 72 berufsschulpflichtigen Flüchtlingen (16 bis 21 Jahre), die am Berufsschulzentrum Ansbach die Berufsintegrationsklasse besuchten, konnten beispielsweise neun direkt in eine Ausbildung wechseln, 18 haben sich für eine Ausbildung an Berufsfachschulen entschieden, 15 legen ein Brückenjahr ein und 8 sind in Maßnahmen der Agentur für Arbeit.

Eine Berufsausbildung dürfen Asylbewerber mit Genehmigung der Ausländerbehörde nach drei Monaten und Geduldete ab dem Tag der Duldung beginnen. Auszubildende Asylbewerber erhalten grundsätzlich eine Duldung für die Gesamtdauer der Ausbildung. Nach dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss bekommen sie eine weitere Duldung für sechs Monate, um einen Arbeitsplatz zu suchen beziehungsweise im Falle einer Beschäftigung ein Aufenthaltsrecht für zwei Jahre.

Die lebensgefährliche, teure und teils mehrere Monate dauernde Flucht nehmen die Menschen auf sich, weil sie etwa Krieg, Diktaturen, Verfolgung und Umweltzerstörung entkommen wollen. Weltweit sind derzeit zirka 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Landkreis Ansbach leben momentan etwa 1800 Asylbewerber. Eine ganze Reihe von Behörden und Gebietskörperschaften ist in dem komplexen Prozess des Asylverfahrens involviert.

So führt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) das eigentliche Asylverfahren durch. Die Regierung eines Bezirks verteilt die Flüchtlinge auf die Landkreise. Landkreise und kreisfreie Städte sind dann für ihre Unterbringung zuständig. Das Ausländeramt stellt den Aufenthaltstitel aus und ordnet die Abschiebung an. Ansprüche aus dem Asylbewerberleistungsgesetz werden vom Sozialamt gewährt. Wohlfahrtsverbände kümmern sich um die Asylbetreuung in Asylunterkünften beziehungsweise Beratungsstellen.

Je nach Aufenthaltstitel ändert sich für einen Flüchtling auch der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Mit einer Aufenthaltserlaubnis kann der Betroffene sofort eine Arbeit oder Ausbildung aufnehmen. Er bekommt ebenfalls Zugang zu Förderleistungen nach dem Dritten Sozialgesetzbuch. Während des laufenden Asylverfahrens sowie im Status der Duldung besteht zunächst ein dreimonatiges Arbeitsverbot. Danach wird geprüft, ob die betreffende Stelle nicht zuerst mit einem Deutschen oder einem EU-Bürger besetzt werden kann.

354 Euro Existenzminimum

Gemäß des Asylbewerberleistungsgesetzes wird das Existenzminimum eines alleinstehenden Flüchtlings auf 354 Euro festgesetzt. 135 Euro davon sind das sogenannte „Taschengeld“, das für Ausgaben für Bildung, Freizeit, Telekommunikation, Verkehr und Dienstleistungen vorgesehen ist.

Unter die restlichen 219 Euro des „physischen Existenzminimums“ fallen Kosten für Nahrungsmittel, Bekleidung und die Gesundheitspflege. Im Krankheitsfall erhalten Asylbewerber auf Anfrage Krankenbehandlungsscheine von der Sozialhilfeverwaltung, allerdings nur für den Allgemein-, Zahn-, Frauen- und Kinderarzt. mes

Zeichen der Wertschätzung

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Geselliges Fest mit wahrem Ehrungsmarathon beim Festspiel

ROTHENBURG – Für einen weiteren Zusammenhalt und ein Miteinander im Festspiel warb Oberbürgermeister Walter Hartl in seinem Grußwort bei der Hauptversammlung im Kaisersaal des Rathauses. Der Verein sei ein wichtiger Imageträger für Rothenburg.

Geschenkkorb für Geehrte: Gourmet-Gaumenschmaus für 50 Jahre beim Festspiel. Foto: Schäfer

Geschenkkorb für Geehrte: Gourmet-Gaumenschmaus für 50 Jahre beim Festspiel. Foto: Schäfer

Für Irritationen im Vorfeld der Veranstaltung hatte das unkoordinierte Durcheinander gesorgt. Das Stadtoberhaupt hatte eine Einladung in den „Ochsen“ bekommen und dann eine weitere Einladung in den Kaisersaal. Der Festspiel-Vorsitzende Harald Krasser sprach vor lichten Reihen. „Eine bedrückende Situation“, so Walter Hartl. Er hofft, dass es sich bei der momentanen Situation im Verein lediglich um „Kommunikationsschwierigkeiten“ handelt, und es keine „Dissonanzen“ sind. „Es ist mein eindringlicher Wunsch, dass Festspieler und handelnde Personen sich der Verantwortung für den Traditionsverein der Stadt bewusst sind und wieder zu einem guten Miteinander finden“. Die Aufnahme in die Liste Immaterielles Kulturerbe sei nicht nur für das Festspiel eine Auszeichnung, sondern auch für die Stadt.

Der erste Teil der Mitgliederversammlung hatte bereits im vergangenen März stattgefunden: mit dem Bericht des Schatzmeisters und der Rechnungsprüfer. Die Vorstandschaft wurde entlastet und dann der Vorstand samt Hauptausschuss neu gewählt. Die Öffentlichkeit war zu dieser Veranstaltung mit Ausnahme der Presse nicht eingeladen. Für die zahlreich neu gewählten Mandatsträger war es seinerzeit eine Herausforderung, die Vorbereitung auf Pfingsten zu schultern. „Acht Wochen, die von allen ohne Ausnahme hervorragend genutzt wurden“, so Krasser. Durch die kalte Witterung war Pfingsten bei den Einnahmen „stark reduziert“. Eine Erhöhung der Eintrittspreise „hat uns vor einem deutlichen Defizit bewahrt“.

In dem damaligen Beschluss wurde die Idee verankert, den zweiten Teil der Mitgliederversammlung „vielleicht im Kaisersaal und vielleicht auch etwas feierlicher abzuhalten“. Ein vordergründiger Auslöser für das Zerwürfnis war jetzt der Festabend. Während der Festspiel-Vorsitzende im Kaisersaal gegen seinen Stellvertreter Josef Baumann vom Leder zog, liefen im „Ochsen“ die letzen Vorbereitungen für den Ehrungsabend für die Mitglieder. Der fand dann auch statt – wenn auch ohne Harald Krasser und zahlreiche Ehrengäste.

Es sollten an dem Abend nicht nur die „üblichen verdächtigen“ Jubilare geehrt werden, sondern auch jene, „die sich für die Belange des Festspiels einsetzen, jedoch in der Regel im Hintergrund agieren“. Neben Mitgliedern aus verschiedenen Gruppen, die seit 20, 30, 40 und 50 Jahren aktiv dabei sind, wurden auch altgediente Mitglieder mit einem Geschenk bedacht, die sich aus Alters- oder Gesundheitsgründen zurückgezogen haben. Ausgiebig wurden die Leistungen jedes Einzelnen gewürdigt – in schönster Reimform von Hauptausschussmitglied Peter van Bocksen. Es gab den ganzen Abend lang immer wieder kräftigen Applaus.

Bei einer besonderen Ehrung standen alle auf und klatschten im Stehen weiter, „Standing ovations“ nennt man das. Rudolf Probst wurde – wohl als derzeit dienstältestes Mitglied des historischen Vereins – für 63 Jahre Zugehörigkeit geehrt.

Der Verein zeigte sich an diesem Abend großzügig und hatte mehr als zweihundert geladene Mitglieder, Gäste und Ehrengäste zum Essen eingeladen. Dies kam der Rückkehr zu einem Konzept der Großzügigkeit gleich, von welchem man vor Jahren zugunsten einer kostengünstigeren Variante abgerückt war. Der Abend wurde musikalisch vom „Losen Haufen“ gestaltet. Er war im Kaisersaal und anschließend im „Ochsen“ aufgetreten und hatte historische Lieder vorgetragen. Geehrte und Gäste stimmten aus voller Kehle und Inbrunst mit ein als krönender Abschluss des offiziellen Teils um die Mitternachtsstunde.

Nach der verwirrenden Inszenierung in eigener Sache des Vereins, die ihn in ein diffuses Licht gerückt und Mitglieder wie Ehrengäste ratlos zurückgelassen hat, gibt es inzwischen Bemühungen zur Beruhigung des Personalstreits. sis

Hauchzarte Stadtansicht

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Aquarell-Malerin bringt die weiche Seite Rothenburgs zum Vorschein

ROTHENBURG – Wuchtig, massiv und allen Widrigkeiten trotzend präsentieren sich die mittelalterlichen Mauern der Tauberstadt. Die gebürtige Moldawierin Olga Korotkaia schafft es hingegen die sanfte, malerische und märchenhafte Seite der historischen Gebäude zum Vorschein zu bringen. Ihr Metier: Aquarellfarben.

Fast wie mit einem Weichzeichner eingefangen, erscheinen die mittelalterlichen Mauern als Aquarell.Fotos: privat

Fast wie mit einem Weichzeichner eingefangen, erscheinen die mittelalterlichen Mauern als Aquarell. Fotos: privat

„Ich male überall und würde es am liebsten rund um die Uhr machen“, erklärt die 33-Jährige. Vor acht Jahren verschlug es sie für ihr Informatik-Masterstudium nach Deutschland. Hier erst entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Malerei. „Meinen ersten Aquarellkasten habe ich mir gekauft, als ich mich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten sollte“, scherzt Olga. Weniger als Ablenkung, sondern vielmehr als Ausgleich zum Lernstoff wirkte die Malerei auf die gebürtige Moldawierin, die mit dem Abschluss in der Tasche nun in der IT-Branche tätig ist.

Obwohl sie in der digitalen Welt arbeitet, denkt sie in Bildern und bearbeitet Informationen am liebsten mit Bleistift oder Kugelschreiber auf Papier. „Kein digitales Programm könnte mir den Genuss ersetzen zu sehen, wie die Farbe auf dem Papier fließt“, beschreibt, sie welche Emotionen die Kunst in ihr auslöst. Dabei waren ihr Wasserfarben im Kindergartenalter relativ egal – wohl wegen der weniger guten Farb- und Papierqualität.

Diese vergeudete Zeit ohne künstlerischen Ausdruck scheint sie nun aufzuholen. „Wenn ich länger als eine Woche keinen Pinsel in der Hand hatte, fühle ich mich verloren und fast hibbelig“, sagt Olga. Egal wo sie hingehe, sie habe immer Lust zu malen. Während andere beispielsweise im Urlaub am Strand faulenzen und vielleicht baden gehen, sitzt die 33-Jährig am liebsten über ihren Skizzenblock gebeugt, den Aquarellkasten neben sich, und hält Landschaften und Straßenszenen in fließenden, transparenten Farben fest.

Obwohl ihre Werke überwiegend unter freiem Himmel entstehen, ist sie keine Schönwetter-Malerin. Ganz im Gegenteil: „Ich liebe es die verschiedenen Farbmischungen des Graus am Himmel zu beobachten und kann mir das über längere Zeit einfach anschauen und genießen“, schwärmt sie. Der Skizzenblock ist immer mit dabei.

Olga Korotkaia findet überall Inspiration.

Olga Korotkaia findet überall Inspiration.

Auch bei Olgas Besuch der Tauberstadt in den Osterferien fand sich dieser treue Begleiter in ihrem Gepäck. Weil sie aber nur einen Tag hatte, um die Stadt zu erkunden, fing sie deren Schönheit zunächst nur per Fotos ein. „Es ist immer eine Herausforderung, die Zeit für Skizzen vor Ort zu finden, vor allem wenn man mit nicht malenden Mitreisenden unterwegs sei, meint sie augenzwinkernd. Deshalb entstand ihr 30 auf 45 Zentimeter großes Bild von Rothenburg erst später. Anderthalb Stunden verbrachte sie damit, das malerische Burgtor samt blühenden Burggarten auf Papier zu bannen. „Mich begeis-tern verschiedene Facetten der Städte, die Musik der Dächer, Fenster mit eigenem Charakter und ich liebe Details“, erklärt Olga ihre Wahl, die Tauberstadt zu malen.

Emotionalität vermitteln

Am Anfang ihrer Malleidenschaft durchforstete Olga das Internet nach schon etablierten Aquarell-Künstlern und war „schwer beeindruckt“ und fasziniert, wie man in deren Werken „fast das Wasser fließen sieht“ und welche Emotionalität sie vermitteln. Bei einem dieser virtuellen Galeriebesuchen entdeckte sie die junge Illustratorin Ksenia Sapunkova, die einen ganz eigenen Stil der Aquarellmalerei hat. Sie habe ihr die „Tür in die Aquarellwelt geöffnet“, erinnert sich Olga.

Mit diesem Werk schaffte es die Künstlerin auf eine internationale Ausstellung in Fabriano.

Mit diesem Werk schaffte es die Künstlerin auf eine internationale Ausstellung in Fabriano.

Öl, Acryl, Buntstifte, Kalligrafie und Kollagen: Die studierte Informatikerin hat schon einiges ausprobiert, doch Aquarell ist und bleibt ihre große Leidenschaft. Sie findet es deshalb sehr schade, dass diesem Malstil in Deutschland noch nicht ganz die Bedeutung beigemessen wird, die sie für sie persönlich hat. „Man merke im Gespräch, dass sich Menschen sofort an ihre Schulzeit erinnern und sich dann einfache Wasserfarben vorstellen“, bedauert sie.

Dabei haben Aquarellfarben für Olga entscheidende Vorzüge gegenüber anderen künstlerischen Werkzeugen. „Mit keinem anderen Malmittel kann man diese Bewegung, Lebendigkeit und Transparenz schaffen“, ist sie überzeugt. Ein Aquarell müsse „fließen“ und „nicht bis zum letzten Detail alles darstellen“.

Es gibt eine ganze Reihe von Künstlern, die Olga zu Vorbildern auserkoren hat, weil sie jeweils einen Aspekt meisterhaft zu Papier bringen. So schaffe Sergey Temerev mit seinen Darstellungen von Himmel und Meer „pure Magie“. Bei Lars Lerin spüre man die Stimmung „sofort auf der Haut“. Alexander Votsmush sei ein „Brunnen voller Freiheit, Leben und Fantasie“.

Doch nicht nur durch das bloße Betrachten ihrer Werke, erweitert Olga ihren malerischen Horizont. Sie hat auch schon einige Kurse bei etablierten Aquarell-Künstlern besucht. „Man lernt dabei jedes Mal etwas dazu, weil jeder Künstler auf eigene Weise die Themen umsetzt“, so Olga. Auch auf Ausstellungen sucht sie den Austausch mit Gleichgesinnten, um von ihnen zu lernen. Auf der international Aquarell-Ausstellung im italienischen Fabriano war sogar eines ihrer eigenen Bilder ausgestellt. „Das war ein außerordentlich besonderes Ereignis für mich“, schwärmt sie von der inspirierenden Atmosphäre in dem gesamten Städtchen. mes

Kunst als Auftragsarbeit wird oftmals kritisiert. Eine japanische Malerin zeigt demnächst, wie schön es sein kann, in den eigenen Werken bedeutende Momente aus dem Leben ihrer Kunden festzuhalten.

Hinreißend verschroben

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„Habbe und Meik“ mit tiefgründig-clowneskem Maskentheater in der Kornhalle

ROTHENBURG – In Bühnennähe darf mit so manchem gerechnet werden: Stars, die in der Menge baden oder ihrem Publikum die Leviten lesen. Derlei überrascht heute niemand mehr. Doch wie diese beiden Herren ihren Auftritt eröffnen, das hat seine ganz eigene Klasse.

Musikantisch und urkomisch: „Habbe & Meik“Foto: Düll

Musikantisch und urkomisch: „Habbe & Meik“ Foto: Düll

Als Reisende, immer den Riesennasen ihrer Masken nach. Mit Koffern aus der Azzurro-Zeit bepackt hangeln sie sich über die Stuhlreihen hinweg, urkomisch sich selbst behindernd, mit der eigenen Orientierung kämpfend, dreist sich mittendurch wühlend, bis sie dann endlich auf der Bühne stehen.

Nicht nur mit ihrem furiosen Opener sorgten Hartmut Ehrenfeld und Michael Aufenfehn alias „Habbe & Meik“ in der Kornhalle für höchste Heiterkeit und tiefgründiges Vergnügen. Ihr clowneskes Maskentheater birgt so vieles in einem: Es fesselt, reißt mit, reißt hin, ist urkomisch, philanthropisch entlarvend, lebensphilosophisch, seelennah. Es vereint eine nicht unvertraute Absurdität mit akrobatischer Verve und einer poetischen Kraft, die ohne jeden Mucks auskommt.

Wortlos, aber vielsagend ziehen die beiden mit renommierten Auszeichnungen bedachten, diplomierten Pantomimen (Folkwang Hochschule in Essen) das Publikum in den Bann ihrer Kunst. Ihre clownesken Duette strotzen nur so vor der unerbittlich zwerchfellreizenden Komik des Verschrobenen, des Vertrackten, des virtuosen Desasters.

Filmklassische Stilistiken wie „Screwball“ und „Slapstick“ spiegeln sich auf eine subtil reflektierende Weise darin. So entsteht eine Form des Komischen, die mehr als nur bei­läufig Ergründungen der menschlichen Natur gestattet: so etwa bei der herzigen Begegnung der Göre und des kleinen Jungen. Schwärmerei und Imponiergehabe in deftigen bis anrührenden Wendungen wirken hier wie ein Blick ins Keimstadium der Psychologie des Mann-Frau-Verhältnisses überhaupt.

Bettgespenst

Solch Tiefen­charme besitzt auch jene Szene, die ein vermeintlich gewöhnliches Bett zum Mittelpunkt hat. Was wie das Solo eines Alpträumers aussieht, ist tatsächlich ein ultimatives Zusammenspiel. In der Schlafdecke, die sich in akrobatischen, tänzerischen Wandlungen allmählich vom Gespenst zur Kuschelkumpanin ent­wickelt, steckt der andere der beiden Darsteller.

„Blind“ verstehen sich Habbe & Meik aber auch dann, wenn sie einander ärgern, an sich zerren, sich zanken oder gegenseitig in haarsträubende Positionen hineinmanövrieren. Eine Leiter kann da Welten an tragikomischer Verhedderung erschließen frei nach dem Motto: Die Lage ist zwar aussichtslos, aber nicht völlig ungemütlich. Allein für die Lachmuskeln gibt’s noch weniger Verschnaufpausen als für die beiden akrobatischen Clowns, deren karikaturhafte, fein getüftelte Masken – obschon sie ja eigentlich starr sind – verblüffend oft die Illusion mimischer Variation vermitteln.

Dass die beiden obendrein mitreißend musikantisch auf die Pauke und in die „Quetschen“-Tasten zu hauen verstehen, setzt ihren komisch-poetischen Episoden und ihren Kletter-Eskapaden bis ins „Gebälk“ der Kornhalle herzlich schelmisch das i-Tüpfelchen auf. Am Ende klatscht sich das Publikum nicht nur die Hände heiß. Nein, es lässt sich in eine regelrechte Beifallssinfonie hineindirigieren. hd


Touristischer Scheideweg

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Durchwachsene Gästebilanz im ersten Halbjahr – Suche nach neuen Attraktionen

ROTHENBURG – Wie ein Seismograph reagiere die Tauberstadt auf die momentane „extrem krisenhafte Zeit“, erklärte Tourismusdirektor Jörg Christöphler. Dementsprechend spickten überwiegend negative Zahlen seinen Bericht über die Tourismusbilanz der Monate Januar bis Juli im jüngsten Kultur- und Tourismusausschuss. Mit „Drosselgasse pur“ beziehungsweise der „Kuh-isierung des Marktplatzes“ würde man für eine Trendwende aber auf das falsche Pferd setzen.

So langsam leert sich der Marktplatz – doch schon im Frühjahr zog es weniger Gäste in die Tauberstadt.  Foto: Scheuenstuhl

So langsam leert sich der Marktplatz – doch schon im Frühjahr zog es weniger Gäste in die Tauberstadt. Foto: Scheuenstuhl

Seit den Pariser Anschlägen im vergangenen November sind Rothenburgs wichtigste Auslandsmärkte rückläufig. Die Anzahl der Übernachtungen ging um 14,2 Prozent auf 133193 und die der Ankünfte um 15,2 Prozent auf 100991 zurück. Besonders stark ist der Touristenstrom aus Japan eingebrochen. Aus Nippon kamen etwa 44 Prozent weniger Gäste zu Besuch in die Tauberstadt.

Neben dem hohen Sicherheitsbedürfnis japanischer Reisender, bremst auch eine strukturelle Wirtschafts- und Konsumkrise im Heimatland die Reisefreudigkeit der Asiaten. Aber auch Übernachtungsgäste aus Großbritannien (minus 23,3 Prozent), Russland (minus 13,1 Prozent) und Brasilien (minus 15,1 Prozent) werden weniger. Den starken Rückgang aus den Niederlanden (minus 15,8 Prozent in den Übernachtungen) kann sich Jörg Christöphler selbst nicht ganz erklären.

Immerhin halten die Schweizer und Österreicher der Tauberstadt noch die Treue. Aus der Alpenrepublik kamen 9,2 Prozent und aus der Schweiz 6,5 Prozent mehr Besucher, bezogen auf Übernachtungen, nach Rothenburg. Und in den ersten sieben Monaten des Jahres konnten 133311 Übernachtungen (plus 10,4 Prozent) und 81248 Ankünfte (plus 11,7 Prozent) von Touristen aus Deutschland verzeichnet werden.

Doch diese Zuwächse aus dem Rest der Republik seien nicht stark genug, um den Rückgang in den Überseemärkten zu kompensieren, so Jörg Christöphler. Aufgrund der hohen Abhängigkeit vom Überseemarkt verliert Rothenburg krisenbedingt überproportional. Dem „Auslands-Minus“ von 14,2 Prozent in Rothenburg stehen Zuwächse in Franken (3,3 Prozent), Bayern (3,4 Prozent) und Deutschland (2,0 Prozent) gegenüber. Im Fünf-Jahres-Vergleich sieht das Zahlenwerk nicht ganz so düster aus. Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2011 ergibt sich eine Steigerung um 12,1 Prozent bei den Übernachtungen aus Deutschland und um 6,1 Prozent aus dem Ausland.

„Eine dritte Startbahn in München wäre für Rothenburg fatal“, betont Jörg Christöphler. Zahlreiche Touristen würden dann nicht mehr über Frankfurt, sondern München nach Deutschland einfliegen, von wo aus sie entlang der Autobahn 9 dann viele „hochattraktive Ziele“ vorfinden: BMW-Welt München, Ingolstadt mit Audimuseum, die Unesco-Stadt Regensburg, Nürnberg mit der NS-Zeit, Bamberg (ebenfalls Unesco), Bayreuth und auch über der Grenze in Tschechien finden sich auch so einige interessante und preisgünstige Destinationen.

„Hunger nach Neuigkeiten“

Mit seiner 135-jährigen Tourismusgeschichte ist Rothenburg ein „reifes Produkt“ am Markt. Neue Attraktionen sind deshalb nötig, um die Stadt für Gäste weiterhin interessant zu halten. Der „Hunger nach Neuigkeiten“ muss gestillt werden, so der Tourismusdirektor. Allein mit Themenjahren sei dies nicht zu schaffen.

Beim Kampf um Wettbewerbsvorteile gebe es zwei strategische Optionen. Entweder ist man billiger oder besser als die Wettbewerber. Entscheidet man sich für den Mittelweg, wird man einfach nur austauschbar. Jörg Christöphler plädiert dafür, sich für Qualität zu entscheiden. Mit Schlagworten wie Regionalität und Weinkultur sowie kulturellen Themenjahren soll etwas Einzigartiges geboten werden, das der potenzielle Tourist wertschätzt, und womit man sich von anderen unterscheidet.

Das reine Volumengeschäft und die Souvenirisierung von Rothenburg ist hingegen der falsche Weg: „Drosselgasse pur sollte so nicht kommen“, kritisiert Jörg Christöphler die starke Ausrichtung vieler Geschäfte in den touristenbevölkerten Gassen an dem Geschmack der ausländischen Gäste. Die sogenannte „Kuh-isierung“, wie der Tourismuschef das ausufernde Souvenirangebot einiger Geschäfte in Anspielung auf den Plastik-Paarhufer, der aus einem Laden heraus im Herzen der Stadt die Gäste begrüßt, bezeichnet, ist eine wenig erstrebenswerte Entwicklung. mes

Pflege zuhause ermöglichen

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„Positive Nachrichten“ bei der Mitgliederversammlung des Diakonievereins

SCHILLINGSFÜRST – In der diesjährigen Jahresmitgliederversammlung des Diakonievereins der Kirchengemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft Schillingsfürst durfte Vorsitzender Pfarrer Carsten Fürs­tenberg 102 Anwesende im Gasthof „Zur Krone“ in Buch am Wald begrüßen. Neben Pfarrer Herrmann Horndasch und Bürgermeister Friedrich Priester aus Buch am Wald sowie Bürgermeister Michael Trzybinski aus Schillingsfürst waren auch zahlreiche Altbürgermeister aus dem Einzugsgebiet und der Ehrenvorsitzende Gerhard Götz gekommen.

Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder erhielten für ihren Einsatz ein blumiges Dankeschön.Foto: privat

Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder erhielten für ihren Einsatz ein blumiges Dankeschön. Foto: privat

„Diakonie – hier kommst du an“, diese Worte waren groß auf der Leinwand zu lesen. Ankommen hat etwas mit einem Neubeginn zu tun, so Vorsitzender Pfarrer Fürstenberg. Ein Neubeginn beendet auch immer etwas und man soll den Mut aufbringen, beides zu tun und sich auf den Neubeginn freuen. Seinen jährlichen Bericht begann der Vorsitzende mit den Worten: „Es gibt positive Nachrichten“. Der Diakonieverein hat in dem vergangenen Jahr den geringsten Mitgliederschwund seit 10 Jahren. Doch insgesamt gesehen ist die Mitgliederzahl doch stetig am Sinken. Die Gemeinden unterstützen mit einem Euro je Einwohner die Arbeit des Vereins.

Der Mitgliedsbeitrag wird dafür gebraucht, um die von der Krankenkasse nicht bezahlten Leistungen zu übernehmen. So ist ein Gespräch am Krankenbett oder ein Handgriff, der nicht bezahlt wird, auch einmal möglich. Dafür werden Mitglieder gebraucht, die den Diakonieverein finanziell mit einem Mindestbeitrag von 36 Euro jährlich unterstützen. „Wir sind dankbar für jedes neue Mitglied, das dazu beiträgt, dass der Diakonieverein auch weiterhin sicher stellt, dass auf dem flachen Land die Pflege zuhause möglich ist. Danke an die Kommunen und unseren Mitgliedern für ihren Beitrag“, so Pfarrer Fürstenberg.

Weiterhin berichtete der Vorsitzende, dass es insgesamt ein ruhiges Jahr war. Es gab keine Baumaßnahmen wie in den Vorjahren, keine großen Ausgaben und Änderungen und insgesamt befindet sich der Verein in einem „ruhigen Fahrwasser“. Mit den namentlich vorgelesenen verstorbenen Mitgliedern und einem Gebet beendete der Vorsitzende seinen Bericht. Anschließend wurde Kaffee ausgeschenkt und die Anwesenden bedienten sich am reichen Kuchenbuffet, welches von den Mitarbeitern und den Vorstandsmitgliedern gespendet wurde. Dabei gab es Zeit für persönliche Gespräche.

Die Stationsleitung Helga Meder berichtete über geleistete Tätigkeiten des abgelaufenen Jahres. Es gab bedingt durch Schwangerschaft, Ruhestand und Kündigungen einen regen Personalwechsel. Gleichzeitig stieg die Arbeitsauslastung weiter an, zunehmend auch durch das Angebot der Entlastungsleistungen, vor allem in der Hauswirtschaft und im Betreuungsbereich. Abschließend galt ihr Dank allen Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit, den Patienten und Angehörigen für ihr Vertrauen, den ehrenamtlichen Helfern und allen, die für den Diakonieverein tätig sind.

Als Informationsbeitrag an diesem Nachmittag gab die Pflegedienstleitung des Zentralen Diakonievereins Ruth Banna einen Überblick über die derzeitigen Pflegestufen und die ab 2017 geltenden Pflegegrade in der Pflegeversicherung. Aufkommende Fragen über die künftigen Leistungen konnten fachkundig geklärt werden. „Bei weiteren Fragen dürfe jederzeit in der Diakoniestation angerufen werden und es wird immer jemand da sein, der sich der Fragen und Probleme annehmen wird“, so Ruth Banna abschließend. In den Applaus für den Vortrag betraten zwei „Mütterchen“ den Saal, gespielt von Helga Meder und Erika Leitel, die allerhand Zipperlein plagten. Mit Perücke, Kopftuch und Kittelschürze klagte eine der anderen ihre Leid und sie fanden doch für jedes Wehwehchen den passenden Arzt. Diese lustige Wortspielerei brachte alle Anwesenden zum Lachen.

Einstimmig wurde, wie zuvor bereits die Jahresrechnung 2015, nun auch der Haushaltsplan 2016, beide vorgetragen durch die Kassiererin Karin Heinkele, verabschiedet.

Für langjährige Dienste wurden mit einer gerahmten Urkunde und einem Präsentkorb geehrt: Gisela Raab und Rosalinda Hölzl für jeweils 30 Jahre Mitarbeit in der Diakonie; Elke Albert für 10 Jahre ehrenamtliche Mitgliedschaft im Ausschuss; Adelheid Neudeck für 10 Jahre ehrenamtliche Rechnungsprüferin. Helga Meder erhielt für 25 Jahre Arbeit in der Diakonie ein Geschenk überreicht. Heidrun Neitsch wurde nach 9 Jahren Mitarbeit in den Ruhestand verabschiedet. Alle Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder bekamen als Dank ein Blümchen. kh

Neuerung im praktischen Test

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Notwendige Investition oder Luxus? – Lehrstunde für den Stadtrat beim Waldbegang

ROTHENBURG – Der städtische Forstbetriebsleiter Daniel Gros packte beim traditionellen Stadtratswaldbegang die Gelegenheit beim Schopf. Für eine wirkungsvolle Demonstration spannte er Stadtratsmitglieder bei einer praktischen Holzerntemaßnahme mit ein. Mit durchschlagendem Erfolg.

Wirkungsvoll demonstriert: modernes Gerät zur Arbeitssicherheit bei Holzerntearbeiten. Foto: Schäfer

Wirkungsvoll demonstriert: modernes Gerät zur Arbeitssicherheit bei Holzerntearbeiten. Foto: Schäfer

„Das war anschaulich genug“, lautete die einhellige Meinung nach der Vorführung. Das Arbeiten mit der Forstseilwinde sollte man den Profis überlassen. Taten sagen mehr als Worte. Dies zeigte sich beim Praxistest mit der alten und neuen Seilwindentechnik. Fraktionsübergreifend ließen sich Thomas Schmid (UR), Dieter Schulz (CSU), Jutta Striffler (FRV) und der ehemalige Stadtrat Josef Friedl (FDP) einspannen und kamen aus der Puste beim kraftvollen Anziehen des langen Vorwärts- und Rückwärtshebels, damit der Seilzug das Stahl­seil einzieht.

Die Seilwinde wird in der Forstwirtschaft insbesondere zur seilunterstützten Fällung oder beim Abziehen von sogenannten „Hängern“ eingesetzt. Es ergeben sich immer wieder Situa­tionen, bei denen man auf die Funktionalität einer robusten Seilwinde zurückgreifen muss.

Eine Tanne war bei Fällarbeiten nicht wie vorgesehen auf den Boden gefallen, sondern blieb in der Krone eines benachbarten Baumes hängen. Solche „Hänger“ stellen eine große Gefahr für die Forstwirte selbst, aber auch für alle anderen Waldbesucher dar. Diese Hänger müssen unverzüglich zu Fall gebracht werden. Die bisherige Lösung bestand darin, den Holzrücker zu verständigen, der dann mit Hilfe der an der Maschine befestigten Seilwinde den Baumstamm zu Boden gebracht hat. Der Nachteil besteht darin, dass der Rücker nicht sofort verfügbar ist. Die Forstwirte setzten bisher einen Greifzug ein, der aber aufgrund seines extrem hohen Gewichtes und des enormen Kraftaufwandes, der bei der Bedienung notwendig ist, eher selten zum Einsatz kam.

Die Stadträte mühten sich minutenlang nach Leibeskräften, mit jeder Pumpbewegung den Stamm kontrolliert zur Erde zu bringen. Doch die niedergebrochene Tanne hatte sich in den Kronen der umstehenen Bäume verfangen und bewegte sich keinen Millimeter. Eine Alternative zur großen Arbeitserleichterung zeigte Forstwirt Thomas Rohn, der bei den Bayerischen Staatsforsten beschäftigt ist und seit längerem eine handliche motorgetriebene Spillwinde bedient.

Über Umlenk­rollen kann die geringe Zugkraft von 1,8 Tonnen verdoppelt werden. Die tragbare Forstseilwinde war zu keinem Zeitpunkt an ihrer Belastungsgrenze. Durch die Seilsteuerung kann man aus der Fluglinie gehen, falls mal das Seil reisst, oder ein Stück Holz geflogen kommen sollte. Die moderne Gerätschaft hat ihren Preis und kostet samt Zubehör über 3500 Euro. Der Stadtrat zeigte sich vom Sinn und Nutzen überzeugt – eine notwendige Investition. sis

Verschönerte Baulücken

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Letzte Ruinen-Grundstücke an touristischen Gassen meist als Parkfläche gefragt

ROTHENBURG – Die Tauberstadt wächst im Flächenbedarf immer weiter, nicht aber in der Einwohnerzahl – da sind noch vorhandene Baulücken in der Altstadt hochinteressant. Aber was die letzten Ruinengrundstücke anbelangt, so dürften diese noch länger bestehen bleiben. In der Rödergasse und Wenggasse werden sie auch künftig als Parkflächen genutzt, in der Georgengasse als Gasthof-Außenterasse.

Die Erdgeschoss-Fassade Rödergasse mit angedeuteten Schaufenstern wurde neu verputzt.    Foto: diba

Die Erdgeschoss-Fassade Rödergasse mit angedeuteten Schaufenstern wurde neu verputzt. Foto: diba

Mancher hatte sich durch den neuen Fassadenanstrich, der für ein schöneres Bild in der Einkaufsstraße Rödergasse sorgte, offenbar Hoffnungen gemacht, dort könne bald die Baulücke geschlossen werden. Dies ist zwar unverändert eine Option, aber es gibt keine konkrete Planung dazu, wie Nachfragen ergeben. Schon vor einigen Jahren fanden mit den Grundstückseigentümern Gespräche statt, um eine Bebauung anzuregen, wobei die Stadt an eine Tiefgarage sowie eventuell ein Wohn- und Geschäftshaus dachte. Jedenfalls kam bei den Gesprächen nichts heraus. Dass drei oder sogar mehr Eigentümer bei solch einem Bauträger-Unternehmen unter einen Hut zu bringen wären, macht die Sache ziemlich kompliziert.

Drei Grundstücke

Schließlich handelt es sich um drei Grundstücke, die derzeit alle Hotelbetrieben gehören. Hotelier Dieter Gallus vom Hotel „Roter Hahn“ bietet seinen Gästen einen Parkplatzzugang von der Wenggasse aus und findet diese Lösung äußerst praktisch, denn der Park­raum für Hotels ist knapp. Er bestätigt, dass es zwar mal Gespräche wegen einer Bebauung gegeben habe, aber kaum Erfolgsaussichten da waren.

Das danebenliegende Eckgrundstück an der oberen Wenggasse gehört zum Hotel Markusturm. Für Hotelier Stephan Berger sind die 25 Parkplätze dort ideal und für das Haus unabdingbar. Den geschotterten Parkplatz könne man natürlich noch schöner herrichten, aber die hohen laufenden Investitionen in sehr anspruchsvolle Zimmer halte man einfach für vordringlicher. Das sei halt wichtiger als vielleicht 50000 Euro in eine Parkfläche zu stecken, erläutert Berger.

Die Familie Hocher hat vor allem für das Gasthaus „Breiterle” Parkplatzbedarf und ist froh das Grundstück Rödergasse 26 (mit der Ladenkulisse) zu besitzen. Das wird schon länger durch einen passenden Holzzaun mit Einfahrtstor ordentlich abgegrenzt und ist nicht mehr direkt einsehbar. Von dem früher als provisorischer Ausstellungsraum genutzten Erdgeschoss in der Rödergasse 26 steht nur noch eine frisch verputzte Fassade mit drei verhängten Fenstern und einer neuen Türe – optisch ist jetzt alles ansehnlich hergerichtet. Für Passanten sieht es so aus, als würde demnächst hier ein Laden eröffnen. Hotelier Klaus Hocher, dem u.a. das Hotel Spitzweg gehört, hat in Rothenburg gleich mehrfach investiert.

Ähnlich wie in der Rödergasse fällt in der Georgengasse die ewige Lücke in der sonst mit großen Giebelhäusern geschlossenen Straßenzeile auf. Dort freilich hat der Gasthof „Butz“ eine sinnvolle Nutzung als Außenterasse hinter der erdgeschossigen Hausfassade gefunden, die hergerichtet wurde und im Sommer willkommene Ergänzung der Bestuhlung am Kapellenplatz ist. Familie Kreiselmeier will es dabei belassen.

Vor dem Krieg stand das Gasthaus „Die goldene Traube” in der Rödergasse 26, erzählt uns Stephan Berger; dort sei das Bier im Krug über die Straße verkauft worden, wie sich alte Rothenburger erinnerten. Am Ostersamstag 1945 ging alles in Flammen auf. In den Achtzigern wurde von einem Hohenloher Bauträger die ganze zerstörte Straßenzeile mit sechs großen Wohnhäusern in der Wenggasse/Millergasse neu errichtet.

Rothenburgs Wiederaufbau stellt sich als Erfolgsgeschichte dar und mit den wenigen noch sichtbaren Lücken aus der „Ruinen-Zeit” kann man sicher leben – dies im Bewusstsein, dass hier zukünftig vielleicht doch noch gebaut wird, wenn es die Umstände erlauben. Außerdem ist es nicht das einzige baufähige Altstadtgelände. Da wären vor allem noch die sogenannten Kornschen Höfe in der Galgengasse, für die es sogar interessante Architektenentwürfe gibt. diba

Kirchweih im Olympia-Fieber

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Adelshofen feierte ein Wochenende lang mit Musik, Spaß-Wettkämpfen und einem Umzug

ADELSHOFEN – Die Kirchweih stand wieder einmal im Mittelpunkt des Dorfgeschehens in Adelshofen. Fleißige Mitglieder des Bayern Fanclubs Adelshofen hatten die Maschinenhalle der Familie Dürr in eine gemütliche und geschmückte Festhalle verwandelt.

Am Freitag legte DJ Tobi Grimm auf. Bekannt ist er aus Radio Gong. Seine Begeisterung für die unterschiedlichen Musikrichtungen und sein Gespür für die „richtige Musik“ kommt beim Publikum super an. Es ist vielseitig unterwegs, legte zum Beispiel in Würzburg auf dem Lastwagen von Dirk Nowitzki auf, als dieser 2011 seinen NBA-Triumph bei einem Heimatbesuch feierte. Außerdem arbeitet er als Stadionsprecher bei den Würzburger Kickers.

Strahlende Gesichter bei der Preisverleihung für die Kerwa-Olympiade.Fotos: privat

Strahlende Gesichter bei der Preisverleihung für die Kerwa-Olympiade. Fotos: privat

Der Samstag begann mit dem Bieranstich von Bürgermeister Johannes Schneider, der von Bierkönigin Lisa begleitet wurde. Mit geübten Schlägen zapfte Johannes Schneider das Fass an und verteilte danach Freibier an die Gäste. Als Ehrengäste waren Gerhard Ilgenfritz von der Landwehr- Bräu, stellvertretender Landrat Stefan Horndasch sowie Bezirks- und Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer erschienen. Des Weiteren waren Hans Beier, Bürgermeister von Steinsfeld, Wilhelm Kieslinger, Bürgermeister von Colmberg, Rudolf Glas, Bürgermeister von Neusitz sowie Alfred Wolz, Bürgermeister von Windelsbach erschienen. Der Einladung folgten auch der Adelshöfer Pfarrer Johannes Raithel sowie der Gemeinderat. Für die richtige Musik und eine gute Stimmung sorgte der „Hofmanns Fritze“. Besonders erwähnenswert ist, dass es mittlerweile Tradition ist, dass das Bob-Fahrer-Lied gespielt wird und der Bob dann natürlich seine Runden im Eiskanal dreht.

Bewirtet wurde die Halle von den Mitgliedern des Bayern Fanclubs, wobei auch das komplette Essen selbst zubereitet wurde. In der Bar wurden neben den bekannten Mixgetränken auch verschiedene Cocktails sowie selbstgemachte „Kurze“ angeboten. Zur mittlerweile schon legendären Kerwa-Olympiade hatten sich fünf Mannschaften angemeldet. Bei vier Disziplinen konnten die Mannschaften ihr Können unter Beweis stellen. Beim ersten Spiel musste eine Person ein 50 Meter langes Paketklebeband ohne Hilfsmittel so schnell wie möglich abwickeln. Alle Teilnehmer führten diese Disziplin zeitgleich aus, was sehr zur Belustigung der anwesenden Gäste beitrug. Da viele unterschiedliche Methoden entwickelt wurden

Das zweite Spiel war ein Mannschaftsspiel, bei dem bekannte Lieder rückwärts abgespielt wurden. Jedes Lied war eine Minute lang zu hören und die Mannschaften mussten den jeweiligen Titel erkennen. Diese Aufgabe stellte sich teilweise als schwierig heraus. Lediglich ein Team erkannte alle fünf Titel. Bei Spiel 3 hatten alle Mannschaften ein Quiz zu beantworten, das aus Rechnen, Scherzfragen, Wissen zum FC Bayern und einer Schätzfrage bestand. Die letzte Disziplin bestand aus Sockensortieren. Hier waren 16 Paar Socken durcheinander auf einer Leine gespannt. Zwei Personen mussten diese dann passend zusammen hängen. Hierzu waren 45 Sekunden Zeit, wobei immer nur eine Socke in der Hand gehalten werden durfte. Es entstand hierdurch ein lustiges Hin und Her beim Sortieren. Lediglich eine Mannschaft hat es geschafft, alle Paare zusammen zu suchen.

Befreiungsaktion: Ein Mannschaftsmitglied musste 50 Meter Paketklebeband abwickeln.

Befreiungsaktion: Ein Mannschaftsmitglied musste 50 Meter Paketklebeband abwickeln.

Nach der Auswertung standen als Sieger die Kerwa-Mädels und Kerwa Burschen aus Adelshofen fest, gefolgt von der Landjugend Adelshofen, dem Goldäcker Weg, den Ehrengästen sowie zum guten Schluss die Kerwa-Freunde aus Nordenberg. Als Preis erhielten die Sieger einen Gutschein der Landwehr Bräu Reichelshofen über 25 Liter Bier. Die restlichen Mannschaften konnten sich ebenfalls über „Bier-Preise“ freuen. Der Sonntag begann mit dem Festgottesdienst in der Nikolauskirche. Bei traumhaftem Wetter zog um 13 Uhr der Kirchweihumzug, der von der Dorfjugend organisiert wird, durch den Ort, wo die Vorkommnisse des vergangenen Jahres in der Dorfgemeinschaft „auf die Schippe genommen“ wurden.

Nach dem Standkonzert des Musikvereins Adelshofen lud der Bayern- Fanclub zu Kaffee und Kuchen beziehungsweise Gegrilltem sowie Vesper in die Festhalle ein. Die Kinder konnten sich schminken lassen. Eine Torwand war aufgebaut und die Mohrenkopfschleuder stand auch wieder zur Verfügung. Bei herrlichem Herbstwetter fanden viele Besucher den Weg nach Adelshofen. Der Bayern Fanclub Adelshofen hat mittlerweile 178 Mitglieder, der von drei gleichberechtigten Vorständen (Christian Gerlinger, Stefan Haag und Timo Pleil) geführt wird, die von weiteren acht Vorstandsschaftmitgliedern unterstützt werden. gp

Zurück zum Wesentlichen

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Arbeitskreis Asyl beklagt Überlastung und bittet Stadt um Unterstützung

ROTHENBURG – Hilferuf in Richtung Stadtverwaltung: Im jüngsten Ausschuss für Finanz-, Wirtschafts-, Personalangelegenheiten und soziale Angelegenheiten stellte der Arbeitskreis Asyl die aktuelle Flüchtlingssituation in Rothenburg dar und führte dabei vor Augen, welch enormer Arbeitsaufwand damit für die engagierten Ehrenamtlichen einhergeht. „Wir können so nicht weitermachen“, brachte es Gudrun Knoll-Schäfer, Sprecherin des Arbeitskreises, auf den Punkt.

20 Stunden pro Woche, die sich ein einzelner Ehrenamtlicher neben Beruf und Familie um die Asylbewerber kümmert, sind keine Seltenheit. Seit September 2015 gibt es den Arbeitskreis Asyl. Damals kamen 120 Asylbewerber nach Rothenburg. Zurzeit leben hier noch etwa 90. Diese Zahl kann sich aber von Tag zu Tag ändern, wenn Asylanträge abgelehnt beziehungsweise anerkannt werden oder die Unterbringung von behördlicher Seite umstrukturiert wird.

Arbeitskreis Asyl um Gudrun Knoll-Schäfer (2.v.r.) berichtet über Flüchtlingssituation.Foto: Scheuenstuhl

Arbeitskreis Asyl um Gudrun Knoll-Schäfer (2.v.r.) berichtet über Flüchtlingssituation. Foto: Scheuenstuhl

So wurden die kleineren Wohneinheiten für Asylbewerber in Leuzenbronn und Preuntsfelden aufgelöst und die Bewohner in die Unterkunft in Detwang verlegt. Auch im „Bären“, wo die Mehrzahl der Flüchtlinge im Stadtgebiet untergebracht ist, werden drei neue Bewohner „vom Land“ erwartet. Die Ehrenamtlichen rechnen damit, dass die 80 Plätze im „Bären“ wieder voll werden. Die Hauptherkunftsländer der hiesigen Asylbewerber sind Syrien, gefolgt vom Iran und Irak sowie Afghanistan. Die Zahl der Asylbewerber mag sich verringert haben, das Arbeitspensum für die etwa sieben ständig aktiven Arbeitskreismitglieder bleibt gleich, auch wenn sich die Aufgaben verändern. „Alle brauchen in unterschiedlicher Form Hilfe“, so Gudrun Knoll-Schäfer. Mittlerweile stünden Job- und Wohnungssuche sowie die seelische Betreuung im Mittelpunkt. Denn die Ehrenamtlichen unterstützen auch diejenigen, deren Asylanträge anerkannt wurden.

Darunter befinden sich auch 14 sogenannte „Fehlbeleger“, die sich aufgrund ihrer Anerkennung eigentlich eine Wohnung auf dem freien Markt suchen müssten, aber noch in Unterkünften des Landratsamts leben. Denn die Wohnungssuche gestalte sich auch angesichts etwaiger Vorbehalte der Vermieter schwierig, berichtet Gudrun Knoll-Schäfer. An der Aufgabe einen passenden Wohnraum zu finden hängt zudem ein Rattenschwanz an bürokratischen Erfordernissen, um die sich die Ehrenamtlichen ebenfalls kümmern.

Die Phase der ersten Orientierung und der grundlegenden Versorgung der Asylbewerber ist nun vorbei. „Die Menschen müssen jetzt integriert werden“, unterstreicht die Arbeitskreis-Sprecherin. Jedoch: „Es bleibt viel zu wenig Zeit für Projekte“, klagt Gudrun Knoll-Schäfer. Und ihre Arbeitskreis-Mitstreiterin Edith Hümmer ergänzt: „Die Asylbewerber fühlen sich vor den Kopf gestoßen, wenn wir aus Zeitmangel eine Einladung zum Kaffeetrinken ablehnen.“ Dabei sei dieser zwischenmenschliche Kontakt die eigentliche Aufgabe der Ehrenamtlichen.

Und genau hier liegt der Hund begraben. Die selbsterklärte Überforderung hängt nicht ausschließlich nur mit der Quantität der Arbeit zusammen, sondern auch mit deren Inhalt. Egal ob für die Sprachkursanerkennung, Wohnungs- und Jobsuche oder der Besuch eines Arztes, die Ehrenamtlichen sind vor allem mit behördlichen Papierkram beschäftigt. Die eigentliche Integrationsberatung von der Diakonie, der Arbeiterwohlfahrt und der Evangelischen Jugendsozialarbeit findet nur einmal die Woche statt – zu selten für den Bedarf in Rothenburg. Doch dies scheint sich in naher Zukunft nicht zu ändern.

So habe sie sich die Arbeit mit den Flüchtlingen nicht vorgestellt, als sie sich damals bereit erklärte, die Funktion der Arbeitskreis-Sprecherin zu übernehmen, gibt Gudrun Knoll-Schäfer offen zu. Ihre Bitte deshalb an die Ausschuss-Mitglieder: „Welche Hilfe ist seitens der Stadt für uns möglich?“ Die Fraktionen sowie Oberbürgermeister Walter Hartl äußerten ihre Hochachtung vor dem Einsatz der Ehrenamtlichen. SPD-Fraktionsvorsitzener Dr. Günther Strobl scheute selbst vor dem Vergleich mit Heiligen nicht zurück: „Das was hier erbracht wurde ist unbezahlbar.“ Dies sei eigentlich eine öffentliche Aufgabe, bei der folglich die öffentliche Hand auch mit einsteigen müsste. Auch Oberbürgermeister Walter Hartl bekundete Verständnis, dass man bei dieser Arbeit „irgendwo an Grenzen stößt“. Es müsse deshalb auf „eine personelle Entlastung“ hinauslaufen. Der Appell soll nun zunächst in den jeweiligen Fraktionen besprochen werden.

Stadtrat Peter Staudacher (SPD) erkundigte sich, ob der Arbeitskreis mit dem Migrationsbeirat zusammenarbeite, wo er eine besondere Expertise bei dem Thema Integration vermutet. Gudrun Knoll-Schäfer erklärte, dass im Herbst eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Irmgard Fischer, zuständig für soziale Angelegenheiten bei der Stadt, eingerichtet werde, wodurch sich das bislang distanzierte Verhältniss der beiden Gruppierungen positiv verändern soll. mes

Ein Familienprojekt

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Gelungene Altbausanierung in der Kirchgasse

ROTHENBURG – Es war anders geplant und fand einen guten Ausgang mit neuen familiären Verflechtungen. Für die gebürtige Rothenburgerin Sonja Rüter und ihren Mann Horst Fechner war die Altbausanierung in der Altstadt Wagnis und Gewinn zugleich.

Ursprünglich suchten die in Ingolstadt beheimateten Eheleute nur eine Wohnung in Rothenburg und stießen dabei auf das Anwesen Kirchgasse 5. Es steht unweit des Elternhauses von Sonja Rüter. Ihr Bruder Axel betreibt das „Gotische Haus“. Sie arbeitet als Heilpraktikerin für Psychotherapie und steht in enger Verbindung mit ihrer Heimatstadt.

Baustelle vor dem sanierten Haus: Die Stadtwerke erneuern das Abwasser- und Kanalnetz.

Baustelle vor dem sanierten Haus: Die Stadtwerke erneuern das Abwasser- und Kanalnetz.

Das Altbauobjekt in zentraler Lage beherbergt drei Wohnungen und eine Gewerbeeinheit und besteht aus drei architektonisch reizvollen Gebäudenteilen mit Lichthof, Brunnen, umlaufender Galerie und großer Dachterrasse, auf die der Sandstein-Moses außen am Langhaus der Jakobskirche herunterschaut. Die Großmutter von Carl-Dieter Spranger stammte aus dem Haus. Schon bei der ersten Besichtigung war das Ehepaar Rüter-Fechner angetan vom Ambiente. Obwohl die Objektgröße eigentlich nicht in Frage kam, löste die Immobilie Empfindungen von der Vorstellung eines heimeligen Nestes in ihnen aus. Die beiden begannen, sich intensiver mit dem Bauobjekt zu beschäftigten. Zunächst vielversprechend, die Ernüchterung kam schnell genug. Die Maklerfirma machte einen Rückzieher. Ein anderer Interessent bot angeblich mehr Geld. Die Eheleute orientierten sich um und waren gerade dran an einem Objekt in München als Kapitalanlage, da klingelte das Telefon: Das Anwesen in der Kirchgasse wäre wieder frei.

So kam eines zum anderen. Sonja Rüter und ihr Mann erwarben das etwa sechshundert Jahre alte Haus, das ein ganzheitliches Sanierungskonzept erforderlich machte. Um die Jahrhundertwende beherbergte es eine Brauerei, von der die großen Eiskeller neben den Kreuzgewölben des Haupthauses im Keller stammen. Im Krieg haben diese Räume als Luftschutzräume gedient. Im weiteren Verlauf waren eine Drogerie, Einzelhandel und Galerie im gewerblichen Teil untergebracht. Verschiedene Brandherde im Dachgeschoss sind ebenfalls Zeugen der Vergangenheit. Die Erfahrungen der neuen Eigentümer mit dem erworbenen Denkmal waren nicht immer vorhersehbar. Da gab es einen Denkmalschutz, auch für die Innenbereiche, Vorgaben für die Fassadenfarbgestaltung und den Brandschutz, staatische Gegebenheiten und bauphysikalische Anforderungen. „Ich habe Demut gelernt“, sagt Horst Fechner.“ Heute, ein gutes Jahr später, ist er froh darum, auf viele Dinge geachtet zu haben. „Wir hätten nicht diese Liebe zu dem Haus, wenn wir nach unseren ursprünglichen Maßstäben gehandelt hätten“. Der begleitende Architekt, Andreas Konopatzki, brachte die Eheleute auf die Idee, im Erdgeschoss ein Café einzurichten. Als der Pächter seine ursprüngliche Absicht der Geschäftsübernahme änderte, rückte die Familie noch enger zusammen und nahm die Sache selbst in die Hand.

Familienverbund: Andy Krasser, Nadine und Yvonne Schäff, Horst Fechner, Sonja Rüter.

Familienverbund: Andy Krasser, Nadine und Yvonne Schäff, Horst Fechner, Sonja Rüter.

Die Töchter Yvonne und Nadine Schäff übernahmen die Geschäftsführung und zogen ins Haus mit ein, samt Lebenspartner Andy Krasser und Söhnchen. Bei den Bauarbeiten packte die ganze Familie kräftig mit an. Die Söhne Denny (Malermeister) und Nico Schäff (Zimmermann und Bautechniker) brachten sich im Bereich Malerarbeiten, Trockenbau und Konstruktion mit ein. Tochter Bianca Fechner ist Patin zur Café-Namensgebung „Lebenslust“. So lautet ihr persönliches Lebensmotto, das sie als Tattoo auf der Haut trägt. Horst Fechner nahm sich eine berufliche Auszeit von acht Monaten in seinem Ingolstädter Immobilienbüro, das er zusammen mit seinem Sohn Daniel betreibt und brachte seine handwerkliche Geschicklichkeit ein.

Aufgrund des Zustandes und der Größe des Objektes war weitere fachliche Unterstützung notwendig. Da traf es sich gut, ein Netzwerk im Handwerk zu haben. Silvester feierte die Familie schon im Café. An Pfingsten öffneten sich die Türen zum ersten Mal für die Öffentlichkeit. Die Testphase ist gut angelaufen und erfolgreich bestanden. Zur offiziellen Eröffnung lud die Familie am vergangenen Freitagabend Freunde, Bekannte und Ehrengäste ein, um am Ende der Bauphase herzlich Danke zu sagen. sis


Verdienste um jüdische Geschichte

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Frankenbund e.V. würdigt Arbeit von Pfarrer Dr. Oliver Gußmann mit Kulturpreis-Vergabe

ROTHENBURG – Ganze 87 Jahre hat es gedauert, ehe der Frankenbund e.V. zur Jahresversammlung nach Rothenburg kam. Hier hielt er am Wochenende nicht nur die Delegiertenversammlung ab, sondern vergab zugleich feierlich den jährlichen Kulturpreis, den diesmal der örtliche Pfarrer Dr. Oliver Gußmann vor allem für seine Verdienste um die jüdische Ortsgeschichte und seine Standhaftigkeit dabei erhielt.

Dass es dem 1920 von einem Gymnasiallehrer gegründeten Bund nicht um „Heimattümelei“ geht, machte der Bundesvorsitzende Dr. Paul Beinhofer (zugleich Regierungspräsident von Unterfranken) in seiner Begrüßung am Samstagvormittag in der Johanniterscheune deutlich. Er konnte auch seinen Kollegen Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer aus Ansbach neben anderen Politikern und Kulturvertretern begrüßen. Es gehe dem Bund um das Bewußtmachen der kulturellen Werte und der Förderung von Heimatbewußtsein, das auf geschichtlicher Kenntnis beruhe. Heute gehörten 32 Gruppen und Vereine aus den fränkischen Bezirken der 7100 Mitglieder zählenden Vereinigung an. Der Bund versteht sich nicht als „Gelehrtenvereinigung“, sondern will interessierte Bürger aus allen Kreisen ansprechen.

Der Saal der Johanniterscheune war Ort der Preisverleihung und der Delegiertentagung.  Fotos: diba

Der Saal der Johanniterscheune war Ort der Preisverleihung und der Delegiertentagung. Fotos: diba

Oberbürgermeister Walter Hartl verwies im Grußwort auf die kulturellen Schätze Rothenburgs und hob die Wiederaufbauleistung besonders hervor. Seinen Geschichts-Abriß schloß er mit dem Hinweis auf die moderne Stadt als Gewerbe- und Industriestandort sowie als weltoffene Stadt. Die alte Bausubstanz sei „unser Kapital“, das aber zugleich die Kommune viel Geld zur Erhaltung koste.

„Glauben sie nicht dem bösen Spruch vom verkitschten Rothenburg“, meinte Dr. Hellmuth Möhring, der als Leiter des Reichsstadtmuseums und Vorstandsmitglied von Alt-Rothenburg einige Worte sagte. Hier gebe es noch „echte Geschichte und viele Geschichten zum Anfassen”. Die „Inkarnation des Solidarwillens der Franken tage mit dem Frankenbund hier und mit dem noch älteren Verein Alt-Rothenburg sehe man sich in der Erforschung, Bewahrung und Pflege der Heimat verbunden.

Als am 2. Juli 1500 der Fränkische Reichskreis gegründet wurde, habe niemand geahnt, dass dieses Konstrukt zur Identitätsbildung einer Region führen würde, die bis heute Bestand hat. Dr. Möhring ging auf die Kleinstaaterei ein, in der jeder gegen jeden antrat, Zölle, Maße und Währungen, ja sogar Uhrzeiten unterschiedlich angelegt gewesen seien. Die Rothenburger hätten sich als Reichsstädter frei gefühlt und „wenn überhaupt höchstens dem Kaiser gehorcht!” Die Mediatisierung habe schließlich die Solidarität unter den Franken auf eine neue Ebene gehoben. Zwar seien die bayerischen Beamten, die hier 1802 einzogen, noch bejubelt worden, aber schnell sah man den König nicht als Befreier vom feudalistischen Joch, sondern eher als Besatzer an. Den Franken seien bis heute als Feindbilder die Bayern und die Preußen geblieben, fügte Dr. Möhring augenzwinkernd abschließend an.

Nach dem Festvortrag über Luther und die Hexen von Dr. Hirte (siehe eigenen Artikel) nahm Bundesvorsitzender Dr. Beinhofer die Verleihung des mit 1500 Euro dotierten Kulturpreises für Verdienste um Kultur und Geschichte vor, wobei man Dr. Gußmann besonders mit seinem Einsatz zur Aufarbeitung der jüdischen Geschichte herausstellte. Der aus Rothenburg stammende Würzburger Univ.-Prof. Dr. Horst F. Rupp verwies in seiner Laudatio auf seine gemeinsamen Projekte mit Oliver Gussmann. Das reiche vom Lernprogramm „Christen begegnen Juden“ bis zur jüngsten Akademietagung im Wildbad über Rothenburg in Krieg und Frieden. Als „hochkompetenten und verlässlichen Partner” habe er den Preisträger schätzen gelernt.

Dr. Oliver Gußmann (rechts) erhält vom Vorsitzenden Dr. Paul Beinhofer den Kulturpreis.

Dr. Oliver Gußmann (rechts) erhält vom Vorsitzenden Dr. Paul Beinhofer den Kulturpreis.

Ein Studienjahr an der Hebräischen Universität Jerusalem 1995 habe Gussmann im Pfarrdienst mit geprägt, von einer Pfarrstelle im Nürnberger Umland kam er 2000 nach Rothenburg und ist heute als Gäste- und Tourismusseelsorger an St. Jakob tätig, außerdem versieht er die Projektstelle „Pilgern“ der Evangelischen Kirche in Bayern. Ferner habe er sich wissenschaftlich weiterqualifiziert durch das Studium der biblischen Schriften und des Judentums und nehme Lehraufträge war. Für seine Dissertation zu Flavius Josephus wurde er mit dem Adolf-Schlatter-Preis ausgezeichnet.

Wahrheitsgemäße Einsichten in die Zusammenhänge von Judentum und Christentum zu vermitteln, die Ursachen der Pogrome aufzuzeigen gehöre zu seinen Verdiensten. Prof. Rupp ging auch auf das breite publizistische Wirken des Preisträgers ein, der Entscheidendes für die örtliche jüdische Geschichte geleistet hat. Und sich nicht vor öffentlichen Auseinandersetzungen wie bei der Umbenennung der Siebert-Straße scheute sowie in der Internet-Reihe „Rothenburg unterm Hakenkreuz” zusammen mit Wolf Stegemann den Blick auf die Täter und nicht nur auf die Opfer wage. Die Stolpersteine habe er initiiert. Die Stadt Rothenburg könne Oliver Gußmann dankbar sein „für seine konsequente, von einer klaren ethischen Position und von bürgerschaftlichem, geschichtsbewußtem Engagement geprägten Haltung”, sagte Prof. Rupp. Dabei habe Dr. Gußmann erfahren müssen, dass dies auch Gegnerschaft hervorrufe wie Leserbriefe zeigten. Er gehe trotzdem seinen Weg, setze sich u.a. im Asyl-Arbeitskreis ein. Der Frankenbund-Kulturpreis mache die große Anerkennung seines Wirkens sichtbar.

Dr. Oliver Gußmann dankte nach der Preisverleihung der Jury, dem Laudator, seinem Freund Wolf Stegemann sowie Hans-Gustaf Weltzer und Lothar Schmidt für die Anstöße, sich mit dem jüdischen Rothenburg näher zu beschäftigen. Ebenso dem Kirchenvorstand von St. Jakob und seinen Pfarrerkollegen, sowie dem Vorstand des Evangelischen Bildungswerkes, der losen Gruppe „Buntenburg“ und dem „Ort der Vielfalt“. Die jüdische Kulturwoche werde getragen von der Arbeitsgruppe mit Johanna Kätzel, Brigitte Wagner und Thomas Wanck und sei von Annika Keller, der ehemaligen Kulturbeauftragten, angestoßen worden – sie alle verdienten die Ehrung. Die Stolpersteine hätten viele Einzelpersonen angeregt. Dem Oberbürgermeister und Stadtrat sagte er für die “sehr gute Lösung für die ehemalige Ludwig-Siebert-Straße” Dank.

Als Pfarrer der evangelischen Kirche sei er in der glücklichen Position, „dass mir meine Kirche die Freiheit des Wortes lässt” hob Pfarrer Gußmann in seinen Dankesworten hervor. Das Preisgeld von 1500 Euro will er der Organisation „Jugend rettet“ stiften, die sich der zivilen Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer mit dem Schiff „Juventa“ verschrieben hat. Mehrere tausend Menschen wurden bereits dadurch vor dem Ertrinken gerettet Oswin Voit hat durch sein musikalisches Arrangement (u.a. „Jiddische Romanze“) mit seinen dezenten Gitarrenklängen in bewährter Weise überzeugt.

Am Samstagnachmittag tagten die Delegierten des Frankenbundes in der Johanniterscheune, wo man sich bereits zum Begrüßungsfrüstück eingefunden hatte. Die nächste Tagung müsse ja nicht wieder 87 Jahre auf sich warten lassen, gab Oberbürgermeister Hartl dem Vorstand als Anregung mit auf den Weg. diba

„Situation ist eher ruhig“

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Jägervereinigung Rothenburg sprach über Schwarzwild und Internes

ROTHENBURG – Die Mitglieder der Jägervereinigung Rothenburg trafen sich im Gasthaus „Zum Ochsen“ zu ihrer Jahreshauptversammlung. Neben dem Rückblick auf das vergangene Jahr samt Berichten der Obmänner und Neuigkeiten aus dem Präsidium stand auch der öffentlichkeitswirksame Höhepunkt der bayerischen Jäger im kommenden Jahr auf der Tagesordnung: der Landesjägertag in Rothenburg.

Johannes Schneider, Vorsitzender der Jägervereinigung Rothenburg, ergriff nach der standesgemäßen Einstimmung durch die Jagdhornbläser das Wort und informierte die Anwesenden zunächst über den Austausch mit Behörden und anderen Vereinigungen. So wurde jüngst bei einem Treffen mit dem Bayerischen Bauernverband die Schwarzwildproblematik angesprochen.

Johannes Schneider (re.) ehrt Johann Dürr.

Johannes Schneider (re.) ehrt Johann Dürr.

In den vergangenen Jagdsaisonen ist die Schwarzwildstrecke in Bayern stetig gestiegen. Das vermeintliche Rekordjahr 2014/2015 mit einer Strecke von 1463 Tieren wurde im Jagdjahr 2015/2016 noch einmal um 15 Prozent übertroffen (Strecke: 1687). Dennoch hielten sich die Schäden in Grenzen, so laut Johannes Schneider der Tenor auf dem Treffen. Auch wenn das der jeweilige Betroffene wohl etwas anders sieht. Momentan sei die Situation eher ruhig, was auch daran liegt, dass man mit der Zeit dazulerne, erklärte der Vorsitzende. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Maisjagden, die man immer häufiger sieht. „Sie sind nicht ganz ohne“, warnt Johannes Schneider. Zum einen werden sie oft schnell organisiert, dann steht der Jäger dabei auf dem Boden und es muss ebenfalls darauf geachtet werden, dass mögliche Schaulustige oder Teilnehmer im Straßenverkehr nicht zu Schaden kommen. Was die Vegetationsgutachten betrifft, auf deren Basis die Jagdpläne erstellt werden, rät Johannes Schneider dazu, mit dem jeweiligen Besitzer einen Waldbegang zu machen, da dies die Realität zeige und die „Situation entschärft“.

Hermann Kosian berichtete in seiner Funktion als Obmann für das Schießwesen, dass sich der Zuspruch für den Schießstand im Ruhbachtal bei Gattenhofen „im guten Rahmen“ halte. Die neu angeschaffte Waffe habe weitere „Gäste“ zu der Anlage gebracht. Als Obfrau für die Presse führte Eva Braun an, welche Berichte und Ankündigungen zu den verschiedenen Veranstaltungen und Jagdthemen in der lokalen und regionalen Presse erschienen sind. Nach außen hin wird die Jägervereinigung maßgeblich durch die Jagdhornbläser repräsentiert. Obmann Gernot Fohrer erklärte, dass man bei fünf Geburtstagen und vier Beerdigungen spielte. Zudem sei man beim Umzug anlässlich des Geslauer Gemeindejubiläums mitgelaufen. Zusammen mit Mitgliedern des Hegerings habe man ein „gutes Bild“ für die Jägervereinigung abgegeben.

Standesgemäßer Auftakt der Versammlung mit den Jagdhornbläsern der Jägervereinigung, die sich schon auf die Hubertusmesse freuen. Fotos: mes

Standesgemäßer Auftakt der Versammlung mit den Jagdhornbläsern der Jägervereinigung, die sich schon auf die Hubertusmesse freuen. Fotos: mes

Auch der beste Bläseranzug unterliegt dem natürlichen Verschleiß. Um weiter würdige Repräsentanten der Vereinigung zu sein, bekommen die Jagdhornbläser in Kürze – nach immerhin 18 Jahren – ein neueres Modell, das „ganz anständig ausschaut“, wie der Obmann findet. Die Kosten von 500 Euro pro Anzug werden bezuschusst. Im Vorstand sei beschlossen worden, jeweils 250 Euro beizusteuern, ergänzte Vorsitzender Johannes Schneider. Die nächsten Auftritte hat die Gruppe an diesem Freitag beim Regionalbuffet „ Wild, Fisch und Kartoffel“ im Gasthof Linden (ab 11.30 Uhr) sowie bei der Hubertusmesse am folgenden Tag (Samstag, 29. Oktober) um 19 Uhr in der St. Andreas-Kirche in Leuzenbronn.

Im Bereich Hundewesen konnte eine Neugründung verkündet werden. Seit Mai dieses Jahres gibt es die „Stöberhundgruppe Frankenhöhe“, die sich der Ausbildung von Jagdhunden annimmt. Bislang gibt es 15 vierbeinige Lehrlinge und etwa 17 zweibeinige Mitglieder. „In jedem Revier sollte ein brauchbarer Jagdhund vorhanden sein“, unterstützte Johannes Schneider das Anliegen dieser Gruppe um Vorsitzenden Heiko Stettner.

Nicht mehr ganz so neu in der Jägervereinigung sind eine Reihe von Herren, die für ihre langjährige Vereinstreue geehrt wurden. So gehört Gerhard Glock seit 40 Jahren und Wolfgang Schulist seit 50 Jahren der Vereinigung an. Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft wurden außerdem Günter Hufnagel, Karl Kreitschel, Wilfried Baumann, Herbert Wittmann und Johann Dürr, der als einziger persönlich Urkunde und Treuenadel entgegennehmen konnte, geehrt.

Schatzmeisterin Stefanie Friedlein legte ein geordnetes Zahlenwerk vor. Gesamteinnahmen von etwa 13271 Euro standen dabei Ausgaben von zirka 16255 Euro gegenüber. Das Minus lässt sich mit kostenintensiven Anschaffungen sowie mit Renovierungsmaßnahmen erklären. Die Beiträge der 183 Mitglieder spülen 11451 Euro in die Kasse. Die größten Ausgabenposten sind die Mitgliedschaft im Bayerischen Jagdverband (7480 Euro) und Versicherungsbeiträge (2355 Euro). Für den Schießstand wurden 2285 Euro aufgewendet. Letztlich verfügt die Vereinigung über ein Gesamtguthaben von 18340 Euro.

Klaus Haag und Johann Dürr haben die Bücher geprüft und letzterer bescheinigte eine „saubere und ordentliche Buchführung“. Die Vorstandschaft wurde entlastet. Außerdem musste ein neuer Beisitzer gewählt werden. Einstimmig wurde Mathias Geim mit diesem Amt betraut.

Auf eine Bewerbung der Jadgvereinigung Rothenburg hin, wird die Tauberstadt Ende März 2017 Austragungsort des Landesjägertags sein. Veranstalter ist aber der Bayerische Landesjägerverband. Über drei Tage hinweg werden auf Jägerabend, in etwa zehn Fachausschüssen, beim Bläserkonzert auf dem Marktplatz, in der Landesversammlung, bei Festabend und Hubertusmesse, die jagdliche Tradition hochgehalten, gefeiert und fachlich diskutiert. Mit der Stadt habe bislang eine „hervorragende Zusammenarbeit“ stattgefunden, um die verschiedenen Veranstaltungsorte auszuwählen und ein mögliches Rahmenprogramm zusammenzustellen, so Johannes Schneider.

Jürgen Weißmann, Mitglied des Präsidiums und Regierungsbezirksvorsitzender von Mittelfranken, griff im Anschluss Themen auf, die die Jägerschaft im Allgemeinen betrifft. So werden wohl auf den Verband angesichts der jüngsten Ereignisse in Georgensgmünd erneut Diskussionen über das Waffenrecht zukommen. Kritisch sieht er außerdem die steigenden Kosten für die Fleischbeschau. Im Landkreis Ansbach betragen diese 13,90 Euro, was sich beispielsweise „bei Frischlingen nicht rechnet“. Wenig einheitlich seien auch die Gebühren für die Verkehrswegesicherheit bei Drückjagden. Sein Vorschlag: Eine Pauschalgenehmigung für das gesamte Jahr. Vorsitzender Johannes Schneider schloss die Sitzung mit einem „Weidmannsheil“ für die Herbst- und Winterjagdsaison. mes

Lukratives Angebot

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Gipsvorkommen unter dem städtischen „Tauberholz“

ROTHENBURG – Die Stadt Rothenburg gehört zu den größten kommunalen Waldbesitzern in Bayern. Das grüne Kapital erwirtschaftet jedoch keine schwarzen Zahlen. Investitionen in die Aufforstung und Naturverjüngung durch Sturmschäden und Borkenkäferfraß, aber auch der Unterhalt des 80 Kilometer langen Waldwegenetzes verursachen hohe Kosten neben dem Personaleinsatz. Da kommt ein lukratives Angebot nicht ungelegen.

Das Gipswerk in Hartershofen hat Interesse an der Pacht des nahegelegenen städtischen Flurstücks 229 zur Gewinnung von Kalziumsulfat. Unter dem „Tauberholz“, so der Name des Distrikts, wird ein größeres Gipsvorkommen vermutet, beziehungsweise ist bereits durch Probebohrungen bestätigt. Diese Tatsache ist seit langer Zeit bekannt. Werkleiter Stefan Heyne-Waltenburg informierte den Stadtrat beim Waldbegang darüber, welche Möglichkeiten der Nutzung in Frage kommen und wie und in welcher Form die Stadt davon profitieren kann, sollte sie sich für einen Abbau des Rohstoffvorkommens entscheiden.

Beim Waldbegang: Der städtische Forstbetriebsleiter Daniel Gros, Bürgermeister Kurt Förs­ter, Oberbürgermeister Walter Hartl und Siniat-Werkleiter Stefan Heyne-Waltenburg.

Beim Waldbegang: Der städtische Forstbetriebsleiter Daniel Gros, Bürgermeister Kurt Förs­ter, Oberbürgermeister Walter Hartl und Siniat-Werkleiter Stefan Heyne-Waltenburg.

Die Fläche des „Tauberholzes“ beträgt rund 16.5 Hektar. Es handelt sich dabei zum größten Teil um Kulturflächen ohne zum jetzigen Zeitpunkt nutz- und verwertbare Holzvorräte. Die restliche Fläche ist ein Laubholzbestand, auf dem verwertbares Nutzholz stockt. Je nach Gipsvorkommen, Abrechnungsmodalität und Abbaugeschwindigkeit würden sich Einnahmemöglichkeiten in Höhe von einer halben Million Euro über einen Zeit­raum von zwei bis vier Jahren ergeben.

Die Stadträte standen dem Vorhaben bei der Ortsbesichtigung nicht ablehnend gegenüber. Der Werkleiter kündigte an, den Antrag eines Hauptbetriebsplanes zügig anmelden zu wollen – unter Einhaltung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung für den Umgang mit Natur und Landschaft, wonach die Kosten dem Verursacher angelastet werden. Der Gipsabbau soll immer in einer Teilfläche von etwa zwei bis drei Hektar erfolgen. Daraus würde sich eine Dauer bis zur kompletten Gipsausbeute von 25 bis 30 Jahre ergeben.

Mit dieser Vorgehensweise könnte das städtische Forstamt weiterhin den Waldbestand im „Tauberholz“ nutzen. Dem Unternehmen bietet das Rohstoffvorkommen die Möglichkeit, die Gipsversorgung des Werkes und damit Arbeitsplätze zu sichern. Nach der Nutzung sollen die abgebauten Flächen in einem rekultivierten Zustand wieder an die Stadt zurückgegeben werden.

Das Werk in Hartershofen mit seinen rund 100 Mitarbeitern gehört seit 2012 zu Siniat und war zuvor einer von sechs Standorten des französischen Baustoffkonzerns Lafarge Gips. Siniat ist aus Lafarge hervorgegangen, das im Jahr 2003 die Gyproc-Aktivitäten übernahm. Gyproc produzierte und vertrieb seit den 1960er Jahren ein ähnliches Sortiment an Gipsplatten und Zubehör. Das Unternehmen ist Teil des Etex-Gruppe. Zum Firmenverbund gehören Promat, Eternit, Fibrolith und Creaton.

Werksstandort in Hartershofen mit 42 Jahren Geschichte. Fotos: Schäfer

Werksstandort in Hartershofen mit 42 Jahren Geschichte. Fotos: Schäfer

Unmittelbar an der Autobahnanschlussstelle gelegen, kommt der Standort Hartershofen in den Genuss der Gipsvorkommen entlang der Frankenhöhe am Endseer Berg. Das Gipswerk verfügt über einen eigenen Steinbruch. Im Tagebau wird hier Naturgips abgebaut und direkt der Produktion zugeführt. Die Gips-Trockenbaustoffe aus dem Werk kommen vielfältig zum Einsatz, denn sie sind nicht nur feuerabweisend und feuchtigkeitsresistent, sondern auch schall- und wärmedämmend. Zur Kundschaft zählen unter anderem der Baustoff-Fachhandel, Trockenbauer und Bauherren – vorrangig aus dem innerdeutschen Raum. Etwa 25 Prozent der Produktion wird ins benachbarte Ausland exportiert: in die Schweiz, nach Österreich, Tschechien, Slowenien. Die jährliche Produktionsmenge im Werk in Harteshofen liegt bei 21 Millionen Quadratmeter Gipskartonplatten, der Rohgipsverbrauch bei 200000 Tonnen.

Die Beschäftigten der Formteileherstellung arbeiten individuelle, maßgeschneiderte Lösungen aus. Indem sie Gipskartonplatten bearbeiten, miteinander verkleben, verleimen und ausrichten – zu Halbrundschalen in allen Abstufungen, Kabelkanälen und ansehnlichen Decken- und Wandpanälen. „Immer mehr Ingenieure setzen auf Fertigbauteile, um einen schnellen Baufortgang zu ermöglichen“, sagt der aus dem Münsterland stammende Werkleiter und Wahl-Rothenburger. Unterschiedliche Anforderungen an Brand-, Schall- und Wärmeschutz seien dabei problemlos zu erfüllen. Etwa im Bereich Flughäfen, großen Einkaufszentren oder Sicherungsanlagen, wo besonders hohe Sicherheitsstandards gelten.

Das Werk arbeitet im 4-Schicht-Dienst an sieben Tagen in der Woche. In den letzten zweieinhalb Jahren wurden rund fünf Millionen Euro in die Modernisierung der Anlagen und Steuerungstechnik in Hartershofen investiert. Die Ausstattung war veraltet, stammte teilweise noch aus den 1976er Jahren. „Es gab keine Ersatzteile und nicht mal mehr Techniker, die diese Teile austauschen konnten“, erzählt Stefan Heyne-Waltenburg. Der Werksstandort hat in seiner 42-jährigen Geschichte verschiedene Eigentümer durchlaufen. „Unter dem Dach der Etex wird sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Wir denken langfristig“, betont der Manager.

Der Geschäftplan sehe auch für die nächsten Jahre hohe Investitionen in den Werksstandort vor. Ein wichtiger Bereich für den unternehmerischen Erfolg sei die Qualifikation und Ausbildung. Zum ersten Mal bildet das Werk einen Industriemechaniker aus. Es werde immer schwieriger, den Personalbedarf zu decken, sagt Stefan Heyne-Waltenburg. Es gebe unter den Mitarbeitern auch Quersteinsteiger und Branchenfremde wie Bäcker und Friseure, die sich ein neues Standbein aufbauen konnten. .Sie wurden intern ausgebildet und für die Aufgaben, die sie übernehmen sollen, ausreichend qualifziert. sis

Ein akribischer Zeitgenosse

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Günter Hellenschmidt verwahrt das historische Gedächtnis der Gemeinde Wörnitz

WÖRNITZ – Viele Kommunen haben einen haupt- oder ehrenamtlichen Archivar, welcher wichtige Dokumente der örtlichen Zeitgeschichte sammelt und für die Nachwelt festhält. In der Gemeinde Wörnitz gibt es diese Funktion offiziell nicht. Falls dort jemand Erinnerungen in Bild oder Text aus der Vergangenheit sucht, dann wird er an Günter Hellenschmidt (68) verwiesen, der seit Jahrzehnten akribisch über die Ortsgeschichte und darüber hinaus Buch führt und Fotos sammelt.

Zu Hause in seinem Büro hat Günter Hellenschmidt vieles archiviert. Allein zehn Ordner enthalten Unterlagen über die Gemeinde Wörnitz.Foto: Meyer

Zu Hause in seinem Büro hat Günter Hellenschmidt vieles archiviert. Allein zehn Ordner enthalten Unterlagen über die Gemeinde Wörnitz. Foto: Meyer

„Die Arbeit von Günter Hellenschmidt kann man nicht hoch genug anerkennen“, sagt auch Bürgermeister Karl Beck, der mitunter beim ehemaligen Gemeinderatsmitglied nachfragt, wenn es um historische Belange in seiner Kommune geht. Zwar seien auf dem Dachboden des örtlichen Rathauses einige alte Unterlagen hinterlegt, doch als „Archiv“ möchte das Gemeindeoberhaupt diese lose Sammlung nicht bezeichnen.

Wenn Ende November in die Planungen nach dem Gemeindeentwicklungskonzept eingestiegen wird, soll ein künftiges Gemeindearchiv in die Überlegungen, wie man die kommunalen Räumlichkeiten mit dem bisherigen „Zwölf-Stämme-Haus“, in der Wörnitzer Ortsmitte in der Zukunft nutzen will, einbezogen werden. Deshalb sei es „super“, dass es solche Leute wie Günter Hellenschmidt gibt, welche das Vermächtnis der Gemeinde in Ehren halten, weiß Beck das Wirken des früheren Mechanikers zu würdigen. Dabei geht die „Sammelwut“ des in Buch am Wald geborenen Ruheständlers noch auf seinen Vater zurück, der nach seinem Tod im Jahre 1970 umfangreiche Unterlagen bis zurück in die Zeit des Nationalsozialismus hinterlassen hatte.

Zurück bis ins Jahr 1929

Günter Hellenschmidt hat diese Dokumente, welche bis ins Jahr 1929 zurückreichen, bis heute bei sich aufbewahrt. Darunter befinden sich nicht nur Schriftstücke aus der NS-Zeit, sondern auch Originalausgaben des „Stürmers“, dem Sprachrohr der Nazis, aber auch Abzeichen und Ausweise aus dieser Zeit, welche heute bei Sammlern großes Interesse erwecken.

Nach dem Tod des Vaters hat der Sohn diese Erinnerungsstücke mit nach Wörnitz genommen, nachdem er ein Jahr zuvor die dort gebürtige Gerda Neußer geehelicht hatte und damit in die Wörnitzgemeinde umgezogen war. Mit den historischen Dokumenten des Vaters war somit eine Basis gelegt für die weitere Archivierung der Heimatgeschichte in der Region mit den umliegenden Kommunen im Allgemeinen und der Gemeinde Wörnitz im Besonderen.

Seit dieser Zeit hat der frühere AEG-Arbeiter alle wichtigen Ereignisse festgehalten, sei es durch eigene Aufzeichnungen oder durch das Sammeln von Zeitungsausschnitten, diversen Unterlagen oder auch einem umfangreichen Bildmaterial. Ein Grund hierfür war auch die Tatsache, dass Günter Hellenschmidt politisch sehr interessiert und engagiert war. So gehörte er dem Wörnitzer Gemeinderat von 1988 bis 2008 an.

So finden sich in dem Privatarchiv Unterlagen über einen Besuch des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß im Jahre 1970 in Wörnitz, als dieser mehr als 3000 Besucher in ein Festzelt gelockt hatte. Auch die umfangreiche bayerische Gebietsreform in den 70er Jahren findet dort ihren Widerhall. Inzwischen haben sich zehn prall gefüllte Ordner mit Unterlagen allein über Wörnitz angehäuft.

Ein weiterer Ordner beinhaltet ausschließlich das Leben, die Karriere und den politischen Werdegang des „großen Sohnes der Gemeinde Wörnitz“. Gemeint ist damit der frühere Landrat Georg Ehnes aus Mittelstetten, der vor seinem Tod im Jahr 1991 ab 1969 Mitglied des deutschen Bundestages und von 1972 bis 1990 Landrat des neuen Großkreises Ansbach war. Später wurde aus diesen Unterlagen eine Chronik erstellt.

Hellenschmidt schätzte diesen „Politiker mit Rückgrat“ sehr. Er hatte beinahe ein väterliches Verhältnis zu ihm, weshalb Ehnes für ihn sowohl politisch wie auch menschlich immer ein Vorbild war. Aber auch die Kreispolitik und andere Themen sind dem Fußballfan ein Aufbewahren wert: So sind in einem weiteren Ordner die Vorgänge um die „Zwölf Stämme“ dokumentiert, wodurch die Gemeinde Wörnitz auch überregional Bekanntheit erlangt hat.

Gleich zwei Aktensammlungen beinhalten die Planungen des Zweckverbandes Interfranken für ein künftiges Gewerbegebiet am Autobahnkreuz und weitere nationale und internationale Themen werden durch umfangreiche Bild- und Foto-Dokumentationen abgerundet. Dabei konzentriert sich die Bildersammlung auf die Gemeinde Wörnitz, die „meine zweite Heimat“ geworden ist, wie der ehemalige Gemeinderat betont, der noch alle Unterlagen aus seiner Zeit in diesem Gremium vorrätig hat.

Seine Motivation war und ist es, das Vorhandene auf der Basis der ihm vom Vater überlassenen Erinnerungen zu bewahren und weiterzuführen, so der rüstige Ruheständler, der nach wie vor interessiert am Gemeindeleben und darüber hinaus teilnimmt. Sein zweites Steckenpferd ist der FC Bayern München, auch wenn ihm die „Clubberer“ im Ort deswegen schon so manchen Streich gespielt haben. Aber er nimmt es mit Humor und einer gewissen Altersmilde. hm

Leuchtende Lieder

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Poesie und Cha-Cha-Cha: Giorgio Conte in der Kornhalle

ROTHENBURG – Für Giorgio Conte war es vermutlich weder jemals Fluch noch Segen, der jüngere Bruder einer Legende zu sein. In der Kornhalle jedenfalls ließ er nicht den leisesten Zweifel daran aufkommen, wie souverän er „er selbst“ ist. Es war ein berührender, unterhaltsamer Auftritt, voller Wärme, innerer Schönheit, Poesie und Rhythmus.

Charmanter, genialischer Liedpoet: Giorgio Conte auf der Kornbühne.Foto: Düll

Charmanter, genialischer Liedpoet: Giorgio Conte auf der Kornbühne. Foto: Düll

Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist unverkennbar, nicht nur äußerlich. Beide, Giorgio wie Paolo Conte, starteten ihre musikalischen Karrieren einst in der gleichen Band. Beide ergriffen als Sprösslinge einer Notarsfamilie aus dem piemontesischen Asti den Brotberuf des Anwalts und sollten ihn erst spät im Leben für die Kunst an den Nagel hängen. Auch Giorgio Conte schrieb wie sein Bruder Paolo („Azzurro“) großartige Lieder für große andere Künstler, darunter Milva. Eines allerdings unterscheidet die beiden deutlich. Giorgio Conte wirkt, wie er da mit dem Charisma eines gutherzigen Patrons auf seinem Bühnenhocker sitzt, plaudert und zur Gitarre singt, wie das sonnige, tiefenentspannte Pendant zur Bruderstimme mit ihrem magischen Reibeisengroll.

Ein Unterschied vielleicht auch: Bei Giorgio Conte findet sich nicht nur alles, was Italiens Liedkunst so unwiderstehlich macht. Seine Canzoni atmen immer wieder auch das Fluidum des französischen Chansons, sind dazu erfüllt vom sonoren, angenehm in sich ruhenden, angerauten Timbre seiner Kehle.

Sie wirken nobel, reif und zugleich frisch, so wie ein Spätwerk, das sein letztes Raffinement im Jungbrunnen erfährt. Herz, Kopf und „Bauch“ geraten nie ins Fehlgewicht, wenn er so sinnlich, humorvoll, daseinsfreudig, manchmal so liebenswürdig (selbst-)ironisch, die Liebe und das Leben besingt.

Es sind Lieder wie Gedichte, Lieder wie Geschichten, Lieder, die immer wieder auch ein trauriges Moment oder eine Vanitas seidenzart eingewoben haben – wie etwa in dem innigen „Stringimi forte“ („Halte mich fest“) oder im berühmten „Una giornata al mare“, das so tieffühlend einen Tag am Meer beschreibt. Schat­tie­rungs­rei­che Bilder von der Anmut des Alltäglichen vermitteln die Sinnlichkeit nicht nur, sie durchdringen und hinterfragen sie. Es steckt ein Denker im Dichter, der sich selbst von weiblicher Wundergestalt, wie im Lied „Gnè Gnè“, nicht betäuben lässt. Es sind eben nicht nur die „riesigen Brüste und das Engelsgesicht“, worauf es bei einer Frau ankommt….

Das heißt nun aber nicht, das Giorgio Conte gerne auf die Spaßbremse tritt. Im Gegenteil: Mehrmals „rockte“ der Mitsiebziger und seine beiden deutlich jüngeren Band­kollegen die Kornhalle. Mitreißend polierten die drei Tanzlokal-Nos­talgie auf mit Stimmungsmachern wie „Rock’ n’ Roll & Cha Cha Cha“ oder dem britzelnd lustigen „L’elet­tri­cista” samt heiter bejubelter Schuh­­­plattler-Einlage.

Von burlesken „Singing in the Rain“-Variationen über slawische Gemütstöne einer ukrainisch-neapoletanischen Her­­zensaffäre, über Tango, Zydeco bis hin zu Jazz- und Klassik-Zitaten reichte die weltmusikalische Fülle, mit der Akkordeonist Bati Bertolio und Schlagzeuger Alberto Parone den Liedern Contes regelrechte Liebeserklärungen un­terbreiteten. Innige Zuneigung bekundete auch das restlos begeisterte Publikum. Es woll­te ihn kaum mehr gehen lassen, diesen nahbaren, genialischen Grandseigneur des „Canzone Italiano“. hd

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